Cinderella von abgemeldet (Eine Liebe, wie einem Märchen entsprungen) ================================================================================ Kapitel 6: Eine gute Fee ------------------------ Hier kommt also das letzte Kapitel und damit das Ende dieser kleinen Geschichte. *heul* Ein bisschen traurig bin ich schon, die Story ist mir in der kurzen Zeit richtig ans Herz gewachsen  Dann will ich euch mal nicht weiter zutexten, sondern lasse euch jetzt lesen. Viel Spaß dabei und danke für die Geduld! HEL, Sarah-Li Kapitel 6: Eine gute Fee Jolina fühlte sich zugleich großartig, aber auch unglaublich schlecht. Ja, John hatte ihr wehgetan, aber sicher nicht mit Absicht. Sicher wusste er noch gar nicht von ihren Gefühlen zu ihm. Aber vielleicht war das auch besser so. Möglicherweise würde es alles nur noch verkomplizieren. Mit gemischten Gefühlen packte sie ihren Koffer und lächelte sogar milde. Sie liebte ihn, sie liebte ihn wirklich. Das wurde ihr nun klarer, denn je. Dieses Lächeln auf ihrem Gesicht, obwohl sie ihn verlassen musste...ja sie war sich sicher: sie liebte ihn und hätte alles für ihn gegeben, wenn er sie nur gelassen hätte. Aber nun hatte er Angela. Es war Jolina unverständlich, wie er so jemanden lieben konnte. Sie musste sich eingestehen, dass Angela gut aussah, aber sie war so intrigant und hasserfüllt...wieso merkte der junge Duke das nicht? Wieso ließ er sich von ihr um den kleinen Finger wickeln? Sah er ihre bösartigen Augen denn nicht? "Jolina!", kam es plötzlich laut und wütend von der Tür. Duke Worshester, seine Gattin und Angela standen dort und sahen sie mit einem Ausdruck in den Augen an, der Jolina gar nicht gefiel. Hatte sie etwas verbrochen? Sie fühlte sich keiner Tat schuldig. "Guten Abend, Eure Lordschaft." "Lass das Geschwafel! Wir wissen genau, was du unserem armen Sohn angetan hast! Angela hat uns alles erzählt!", schrie Lady Worshester und stürzte wutentbrannt auf sie zu. Erst jetzt bemerkte sie die Soldaten, die ebenfalls in der Tür standen. Auch Angelas fies grinsende Miene blieb ihr nicht versteckt. "was? Aber ich habe doch gar nichts getan!", versuchte Jolina sich zu verteidigen, unwissend, was ihr eigentlich vorgeworfen wurde. "Ach nein? Und was ist das?" Angela griff unters Bett und zog den Koffer hervor, den jolina so gut wie möglich zu verstecken versucht hatte. "Wir wissen genau, dass du die arme Joanna McFleur umgebracht hast!" Angelas gehässiges Gesicht spiegelte Siegessicherheit aus und Jolina musste zugeben, dass sie Recht hatte. Angela hatte gewonnen... "Allerdings! Und das Motiv kennen wir auch! Du hast dich nach Reichtum gesehnt und hast sie umgebracht, um dir ihr Kleid zu nehmen! Ohh, warte Jolina, ich habe ja noch etwas vergessen. Da ist ja noch John, nicht wahr? Joanna stand dir im Wege, deshalb hast du sie ermordet, nicht wahr? Um bei John frei Bahn zu haben! Du ekelst mich an!" Angela spuckte ihr vor die Füße und Duke Worshester meinte unbeteiligt: "Wachen! Nehmt sie fest und werft sie in den Kerker! Dort wird sie bleiben, bis wir wissen, was weiter mit ihr geschehen soll." Jolina ließ sich ohne sich zu wehren festnehmen, was für die Adelsfamilie nur noch ein Grund mehr war, an Angelas Schilderungen zu glauben. "Ich kann es noch immer nicht glauben!", schluchzte Lady Worshester. "Wir haben eine Mörderin unter unserem Dach genährt!" "Es ist nicht eure Schuld, My Lady.", versuchte Angela ihre Tante zu beruhigen. "Sie hat uns alle getäuscht! Aber am meisten muss John darunter leiden. Er war doch so verliebt in diese Joanna und nun ist sie tot..." Angela fand, sie spielte ihre Rolle als trauerndes und mitfühlendes Familienmitglied gut. "Weiß er schon davon?", fragte Lady Worshester und putzte sich geräuschvoll die Nase. "Ja, ich habe es ihm gesagt, nachdem die Soldaten Jolina in den Kerker gebracht hatten. Er war am Boden zerstört." Angela setzte ein bekümmertes Gesicht auf und wusste genau, dass die Lady darauf hereinfallen würde. "Du kannst gehen, Angela. Vielen Dank für deine Hilfe." "Gern." Katherine Worshester konnte es noch immer nicht fassen. Dieses nette, hübsche Mädchen Jolina hatte die große Liebe ihres Sohnes getötet! Hätte sie ihm doch nur niemals gewährt, sich selbst eine Braut auszusuchen, dann wäre er jetzt nicht so verletzt... Sie grübelte noch lange, ehe sie wusste, was man mit Jolina machen sollte. Sie sollte leiden...genauso leiden, wie ihr Sohn, dessen Herz gebrochen war. Der von Wasser getränkte Lappen lag schützend auf seinem Gesicht und kühlte seine vom Weinen geröteten Wangen. Als Kind hatte er oft geweint, wenn er sich das Knie aufgeschlagen hatte oder er sich mit den Jungs aus dem Dorf geprügelt hatte, aber noch nie in seinem ganzen Leben, hatte er aus Verzweiflung, Trauer und Wut geweint. Doch an diesem verregneten Tag sollte es das erste Mal sein. Nie hätte er gedacht, sich so in einem Menschen täuschen zu können. Jolina, dass Mädchen, das am Abend ihrer ersten Begegnung so traurig ausgesehen hatte. Ihre klaren, ehrlichen blauen Augen hatten ihn freudig angesehen, als er ihr angeboten hatte, ihr zu helfen. Dankbar und stolz... Wieso hatte sie ihm das nur angetan? Joanna war alles gewesen, was er jemals besitzen wollte und sie, Jolina, der einzige Mensch, dem er sein Vertrauen geschenkt hatte, dem er sein Herz ausgeschüttet hatte, nahm ihm den wichtigsten Menschen auf Erden. Wieder spürte er die Tränen in seinen Augen brennen. Doch er versuchte erst gar nicht, sie aufzuhalten. Die tränen taten so gut, als ob sie den Schmerz über Joannas Verlust aus seinem Herzen spülen konnten. Er war nur froh, dass Helen sich so um ihn kümmerte. Wäre er allein, würde er es nicht überstehen. Er hörte, wie die Tür zu seinem Zimmer aufgeschoben wurde, musste aber nicht hinsehen, um zu wissen, dass es Angela war. "Oh, John, es tut mir alles so unendlich Leid für dich!", schluchzte sie und setzte sich zu ihm aufs Bett. "Du kannst nichts dafür.", sagte er nur, da seine Stimme versagte. Anscheinend hatte er sich in allen Menschen getäuscht zu haben. Jolina war nicht das nette, hilfsbereite Mädchen, das sie vorgegeben hatte zu sein. Und Angela schien nicht so eine falsche Schlange zu sein, wie er immer vermutet hatte. "Kann ich etwas für dich tun, John?", fragte sie und strich durch sein Haar. "Nein, aber danke, Angela." Sie küsste ihn sanft auf die Wange, ehe sie das Zimmer wieder verließ. John kam sich so naiv vor. Fast hätte er Joanna vergessen und sich dafür an Jolina gewand. Er hatte das Gefühl gehabt, ihr alles sagen zu können. Er war sich sicher gewesen, sich in sie verliebt zu haben, aber jetzt verfluchte er sich für seine früheren Gefühle zu ihr. "Helen, was soll ich machen?", schluchzte er und nahm den Lappen vom Gesicht. "Joanna war meine große Liebe..." "Auch wenn Joanna tot ist, wird die wahre Liebe immer in deiner Nähe bleiben. Manchmal ist sie näher als man denkt..." Helen deutete aus dem Fenster, von wo aus man direkt auf den Westflügel des Hauses blicken konnte. Im Keller befand sich der Kerker. Helen zwinkerte ihm noch einmal wohlwollend zu, dann verließ sie das Zimmer, einen verdatterten John zurücklassend. "Was machen wir jetzt mit dem Mädchen, Katherine?", fragte der Duke seine Gattin spät in der Nacht und setzte sich im Bett auf. "Wie lassen sie wie eine räudige Hexe verbrennen. Und zwar nackt. Sie soll vor Scham sterben wollen. Gleich im Morgengrauen. Alle Menschen sollen sehen, wer meinem Sohn solches Leid zugefügt hat. Ich werde ihr eine solche Pein bereiten, dass sie wünschte, sie sei nie hierher gekommen!", beschloss Lady Worshester und legte sich endlich zu ihrem Mann ins Bett. Hatte Helen das wirklich ernst gemeint? Er solle eine Mörderin lieben? Niemals. Nicht die Mörderin seiner großen Liebe. Auch wenn Joanna tot ist, wird die wahre Liebe immer in deiner nähe bleiben. Manchmal ist sie näher, als man denkt. Hatte Helen etwas Recht? Aber was meinte sie damit? Joanna war seine große Liebe. Was hatte Jolina damit zu tun? Plötzlich passten alle Puzzelstücke zusammen. Joanna hatte genauso ausgesehen, wie Jolina. Dann ihre Unsicherheit, was ihren Namen anging. Hatte Joanna tatsächlich überlegen müssen, wie ihr Name war oder war es einfach nicht ihr richtiger? Hatte er die ganze Zeit über das Hausmädchen Jolina geliebt? Jolina konnte es noch immer nicht fassen. Jetzt war tatsächlich eingetroffen, was sie immer befürchtet hatte. Man hatte sie nicht nur entlarvt, sondern sie zudem noch einer viel schwerwiegenderen Tat beschuldigt. Aber wie konnte sie sagen, dass es Joanna nicht gab, sie sie also gar nicht hatte töten können, ohne sich des Verrats am Duke schuldig zu sprechen? Der Vollmond stand hoch am Himmel und gewährte ihr etwas Licht in dieser Finsternis. Nie zuvor hatte sie sich so einsam gefühlt, wie jetzt. Noch nie war sie von ihrem Vater getrennt worden. Sie wusste nicht, wohin man ihn gebracht hatte, aber sie war sich sicher, er würde ebenfalls im Kerker sitzen. Die Tränen waren längst versiegt, sie konnte nicht mehr weinen. Sie war dem Tode so nah, wie nie zuvor. Immer schon hatte sie am Hungertuch genagt, aber nun würde man sie für einen nie passierten Mord töten. Noch nie in ihrem Leben war sie so verzweifelt gewesen, wie in diesem Moment. Täuschte sie sich, oder hatte sie Schritte draußen vor dem Kerkerfenster gehört? Sicher war es Angela, die sich noch einmal auf ihre Niederlage aufmerksam machen wollte. Doch sie hatte sich geirrt, es war niemand geringerer, als John Worshester, der nun durch die Gitterstäbe zu ihr ins Innere des verdreckten Kerkerraums sah. "Jolina.", hauchte er und sie hörte die Zärtlichkeit in seiner Stimme. Wieso war er so freundlich zu ihr? "Komm ans Fenster.", flüsterte er so leise er konnte, um die Wärter nicht zu wecken, die schnarchend hinter der schweren Tür lagen. "John." "Ja. Jolina. Ich weiß, dass du Joanna nicht getötet hast." "Wirklich?" "Ja, aber zuerst müssen wir doch hier herausholen. Aber wir müssen leise sein!", warnte er sie und zog eine Feile aus seinem schwarzen Umhang, der um seine Schultern lag. Nach wenigen Minuten hatte er die Gitterstäbe durchgesägt, so dass ein winziges Loch entstanden war. Er streckte ihr seine starken Arme entgegen und sie klammerte sich daran fest, als er sie aus dem Verließ befreite, immer darauf achtend, kein Geräusch zu machen. Als sie schließlich frei war, zog er sie in seine Arme und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. "Ich habe dich vermisst." "Aber ich war doch nie fort." "Doch, du hattest meinen Heiratsantrag abgelehnt und warst Tage verschwunden." "Du...du weißt es?", fragte Jolina ungläubig und sag ihn erstaunt an. "Ja, aber sagen wir mal, eine gute Fee hat mich darauf aufmerksam gemacht." Er lächelte geheimnisvoll und Jolina konnte sich denken, wer diese gute Fee gewesen war. "Und...du bist mir nicht böse...weil ich dich getäuscht habe?", fragte Jolina verunsichert und löste sich aus der innigen Umarmung. Noch konnte sie dem Frieden nicht trauen. "Ich war sehr enttäuscht, aber ich habe erkannt, dass du aus Liebe und nicht aus Geldsucht gehandelt hast. Und deshalb bin ich hier, um meine Frage noch einmal zu wiederholen: Jolina Andrews, Joanna McFleur oder wie immer du heißen magst und wer immer du in Wirklichkeit sein magst, willst du meine Frau werden?" Jolina konnte es nicht glauben. Der Mann, den sie über alles liebte stand vor ihr und hielt um ihre hand an. Um die schmutzige Hand eines Küchenmädchens. Sie liebte ihn, aber heiraten konnte sie ihn nicht. "Ich kann nicht." "Nicht schon wieder!", stöhnte John und sah sie flehend an. "Versteh doch, selbst wenn wir die Sache mit Joanna und Jolina aufklären können, werden diene Eltern mich nie akzeptieren! Ich bin eine Küchenmagd, du ein Duke! Ich will dich nicht ins Unglück reißen...", schluchzte Jolina den Tränen nahe. "Wie könntest du mich ins Unglück stürzen, wenn du alles bist, was ich brauche, um glücklich zu sein? Ich werde auf meinen Titel verzichten und mit dir fortgehen. Noch heute Nacht verlassen wir die Ländereien meines Vaters!" "Das glaube ich nicht!", vernahmen die beiden plötzlich die scharfe Stimme Lady Worshesters hinter sich. "Mutter..." "Sei still, mein Junge.", befahl sie ihrem Sohn und kam unaufhaltsam näher. "Jolina, es tut mir Leid, dass ich dich beschuldigt habe, ohne vorher die Fakten geprüft zu haben. Du hast keinen Mord begangen und hast Joanna McFleur auch nicht ihr Kleid gestohlen. Ich möchte, dass du mir verzeihst." "Ja, Madam." "Gut, dann müssen wir jetzt nur noch eure Verlobung bekannt geben.", bemerkte Katherine Worshester ganz beiläufig und John und Jolina konnten nur über die Worte der Lady staunen. Hatten sie sich verhört? "Was schaut ihr denn so?", fragte Lady Worshester und tat unwissend. Es schien ihr peinlich zu sein. "Das heißt, du hast nichts dagegen, dass ich Jolina heirate?", fragte John ungläubig und Jolina spürte, wie sich sein Händedruck verstärkte. "Natürlich. Wenn es euer beider Wunsch ist, dann soll es so geschehen. Ich möchte doch, dass mein einziger Sohn glücklich ist. Dein Vater war schwer umzustimmen, aber dann ist ihm eingefallen, dass das Volk begeistert sein würde, wenn du eine nichtadlige heiraten würdest.", erzählte Katherine und wusste nicht mehr, was sie jemals gegen diese Verbindung gehabt hatte. So lange ihr John glücklich war, war sie es auch. John verstand. Sein Vater war schon immer mehr an materiellen Dingen interessiert gewesen, als an Liebe, aber das musste er akzeptieren und so lange er seine Heirat mit Jolina unterstützte, würde er ihn nicht verurteilen. Katherine zog sich unauffällig zurück, als sie bemerkte, dass ihr Sohn nun lieber ungestört sein wollte. "Komm.", sagte er bloß, nahm Jolinas Hand und zog sie mit sich. "Wo gehen wir denn hin?" "Das wirst du gleich erfahren.", meinte John geheimnisvoll und zwinkerte ihr zu. Schließlich standen sie wieder im Rosengarten, der längst gestorben war. "Ich hoffe, dieser Ort bringt mir kein Unglück und du willigst jetzt ein, wenn ich dich zum dritten Mal frage, ob du mich heiraten willst." Diesmal gab es keine Zweifel, kein "Aber", keine Rivalin, keine Angst mehr, verletzt zu werden. Jetzt gab es nur noch sie zwei. Jetzt, in diesem Moment, wo sie ihr Jawort hauchte und er sie in seine Arme zog und leidenschaftlich küsste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)