Bottom of the death valley von Fukai (+Epilog up+ COMPLETE) ================================================================================ Epilog: 更生 ---------- Epilog ~更生~ ~ the past may not return but in my rebirth I'll search for you so until that time wait for me, but for now that hill is still... Ein dunkles Zimmer, verirrt im Universum. Ein dunkles Zimmer, verloren in der Zeit. Fahles Licht stahl sich durch die geschlossenen Vorhänge, verspottete seinem Wunsch nach Finsternis. Sein Herz war zersplittert und nur Schwärze ließ ihn dieses Gefühl ertragen, nur Schwärze hielt ihn bei Verstand. In Dunkelheit versunken fühlte er sich ihm näher, vereinsamt in der Finsternis glaubte er ihn fast greifen zu können, ihn, der er stets ein Kind der Dunkelheit gewesen ist und in deren ewig währende Umarmung er nun übergegangen war. Man hatte ihm das Liebste genommen, es ihm entrissen, brutal und vernichtend. Zwei Monate war es nun schon her, doch noch immer konnte er nicht vergessen, noch immer sah er jenes Bild, welches sich in seine Netzhäute gebrannt hatte. Sein kleiner lebloser Körper, das blasse Gesicht. In seinen Armen war er geboren, nur um in seinen Armen wieder zu sterben. Keine Träne war seitdem geflossen. Welch grausame Ironie. Er, der er in den letzten Monaten so oft geweint hatte, wegen Banalitäten, war nun unfähig auch nur einen Tropfen hervorzupressen. Er hasste sich dafür, hasste sich für diese Kälte, die seinen Geist lähmte. Wieso konnte er nicht um ihn weinen? Schuldete er ihm nicht diesen letzten Gefallen? Er hatte einfach reglos dagesessen, hatte zugeschaut, wie sie ihn fortgebracht hatten, wie sein Körper immer kleiner wurde, wie er verschwand. Unfähig sich zu rühren, als wäre mit ihm sein Lebenselexir erloschen, als würde er zwar noch existieren, aber nicht mehr leben. Weder Kaoru, noch Toshiya oder Shinya hatten durch seine Wand der Stille dringen können. Niemanden ließ er an sich heran. Alles war gleichgültig geworden. Selbst die Aufgabe seiner Identität. Er hatte sich mehreren polizeilichen und psychologischen Gesprächen stellen müssen ohne nur ein einziges Wort zu verlieren. Sprechen war so nichtig, wenn man nur noch existierte. Man hatte ihn in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen, hatte ihm eine neue Identität aufgezwängt, ihm und den drei Anderen. Zwar war Nishimura tot, doch gab es genügend Anhänger, die nicht gefasst werden konnten, die ihn rächen könnten. Doch ihm war es gleich. Alles war gleich. Er lehnte seine kühle Stirn auf die angezogenen Knie, schloss die Augen, um die Dunkelheit zu verdichten. Wenn er doch nur aufhören könnte zu denken. Es tat so unglaublich weh sich all diesen Gedanken stellen zu müssen. War er verflucht? Wieso verschwanden alle um ihn herum? Wieso hatte Miya den Tod gewählt? Weshalb hatte seine Mutter ihn im Stich gelassen und die Flucht ergriffen? Warum hatte Kyo ihn nicht mitgenommen? Warum ließ ihn jeder allein? Es schmerzte so unglaublich, der Einzige zu sein, der zurückbleiben musste. Leere fraß sich unaufhaltsam durch sein Innerstes, zersetzte ihn langsam aber stetig. Es wäre falsch, zu behaupten, er würde allmählich zerbrechen, denn zerbrochen war er schon lange, nein, der jetzige Zustand war bereits ein späteres Stadium, das Stadium der Beseitigung aller Splitter. Langsam schmolzen sie ins Nichts. Zurückbleiben würde nur ein trüber Fleck, an dem einstmals ein Herz geschlagen hatte. Er wusste, dass er nie wieder lieben könnte. Zu groß war die Angst vor dem Schmerz, der unweigerlich folgen würde. Niemand blieb. Niemand hielt ihn. Stützte ihn in dieser Welt. Er war eine verlorene Seele, verloren in sich selbst. ~*~ Nichts Brennende Augen Kühle Haut Lindernde Tropfen Perlen aus Licht Streichelnder Wind Die Bäume entwurzelnd Peitschend Wispernd Reißend Glimmend Versiedend Nichts ... .. . ~*~ Gedankenverloren zog Kaoru an seiner Zigarette. "So kann das nicht weitergehen, Kao. Er quält sich." Ein wehmütiges Seufzen entrann dem Violetthaarigen. "Denkst du das weiß ich nicht? Aber, er lässt mich einfach nicht an sich heran. Wie oft ich es auch versuche, er geht nicht ans Telefon, antwortet auf keine SMS, wenn ich bei ihm zu Hause vor der Tür stehe macht er nicht auf oder sein Vater schickt mich weg." Verbitterung schwang in seiner Stimme. "Glaub mir, ich hab bereits alles versucht." Eine liebevolle zärtliche Hand strich durch das violette Haar, schmiegte sich an die kühle Wange. "Ich weiß", hauchten rosige Lippen ehe sie sich sanft auf die seines Gegenübers legten, ihn kurz der Realität entziehen und ihm Wärme schenken wollten. "Du bist ein wunderbarer Freund. Doch es liegt an Dai selbst wieder aus seinem Loch zu kriechen. Wir alle vermissen Kyo. Es ist so unerträglich, der Gedanke, ihn nie wieder zu sehen.. und... ich mag mir gar nicht vorstellen, wie Dai sich fühlt. Aber... ich hab Angst, dass er sich in seiner Trauer verliert. Er muss endlich loslassen und weiter leben." Ein erneutes Seufzen entrann der zugeschnürten Kehle des Älteren. "Was ist, wenn er gar nicht aus diesem Loch heraus will? Wenn er darin verloren geht." Die Stimme des Gitarristen zitterte. "Sein Vater hat mir erzählt, dass er nicht mehr redet. Er sagt kein Wort... kein Wort." Verzweifelte Schluchzer stahlen sich zwischen die brüchigen Sätze. "Er reagiert auf nichts, isst kaum... er... er hockt nur im Dunkeln und schweigt." Fahrig hob er die Hand zum Gesicht, wischte eine einzelne verirrte Träne fort. "Ich hatte gehofft, dass er wenigstens zu Kyos Beerdigung kommt." "Ich auch", hauchte der schwarzhaarige Bassist. "Eine Beerdigung mit drei Leuten. Hast du jemals so etwas Trauriges erlebt?" Ein schwaches Kopfschütteln. "Er hatte ein trauriges Leben und einen noch viel traurigeren Tod." ~*~ Es war schwer einen Schritt vor den anderen zu setzen, wenn sich alles in einem sträubte, schwer den Blick zu heben, wenn der triste staubige Boden alles war, an das man sich klammern wollte, weil die fröhlichen Farben des Lebens, der strahlend blaue Himmel und das saftige Grün des nahenden Sommers, seine ergraute Welt erschütterten. Ein weiterer Monat voller vergeblicher Mühen seines Vaters und eines zu Rate gezogenen Psychologen war verstrichen und hatte keine Veränderung mit sich gebracht. Wenn reden nicht half und geheuchelte Fürsorge auf taube Ohren stieß mussten eben wieder die alten Drohungen her. Sein Vater hatte die Geduld verloren und ihn einfach wieder zur Schule geschickt. Sollen die sich doch mit ihm rumschlagen. Leuten seinen Willen aufzwingen konnte er eben immer noch am Besten. Und bei seinem Sohn, dessen Willen gebrochen war und in dessen Blick nur noch Gleichgültigkeit regierte, ging es noch viel einfacher. Seine neue Schule war nicht anders, als die alte. Es herrschten die gleichen Regeln, man traf gleiche Leute. Es würde immer die fleißigen Streber geben, die scheuen Zurückhaltenden, die vorlauten Aufmüpfigen, die coolen Angesagten und die ausgelassenen Unbeschwerten. Es war doch überall dasselbe. Auch die Lehrer unterschieden sich kaum. Streng und autoritär. Dem System angepasst. Sie ähnelten seinem Vater irgendwie. Das würde also für die nächsten Monate sein Gefängnis sein. Und es hatte nur einen Tag gebraucht, um ihn zum Außenseiter zu machen. Er konnte darüber nur trostlos lächeln. Schon merkwürdig wie schnell sich das Blatt wenden konnte. Früher hatte er immer viele Freunde gehabt. Es war ihm nicht schwer gefallen auf andere zuzugehen. Seine fröhliche aufgeschlossene Art hatte ihm immer recht schnell Sympathien eingebracht. Früher, als er heiter und ausgelassen war, zu den Unbeschwerten gehörte, oder sich wenigstens anpasste. Seltsam... dieses alte Ich schien so weit entfernt, als wären Jahre vergangen. War er so schnell gealtert, war sein Geist ergraut? Er hatte sie über ihn flüstern gehört. Er galt als verschlossen, wurde als depressiv abgestempelt und zu den Akten gelegt. Ein Tag, sein erster, und schon war er in eine Schublade eingeordnet worden oder vielmehr hineingedrängt. Wieso war ihm noch nie aufgefallen wie oberflächlich diese Welt war? War sein altes Selbst auch so gewesen? Hatte er anfangs nicht auch so über Kyo gedacht. ....da war er wieder. Der Schmerz, den nur ein einziger Name verursachen konnte. Kyo. Wie ein eiskaltes Feuer in ihm. Es brannte, so sehr, so kalt. Dennoch war es das einzige letzte Gefühl inmitten der allgegenwärtigen Gleichgültigkeit. Schmerz und Leere, umgeben von Dunkelheit, die alles zusammenhielt. Sein Unwille zu reden war immer größer geworden, als er inmitten der plaudernden Schüler saß, als der Lehrer auf ihn einredete, als alle fragenden Blicke ihn trafen. Entblößt. So hatte er sich gefühlt. Wie ein Tier im Zoo. In den Pausen waren mehr Fragen auf ihn eingestürzt. Er hatte keine Antwort gegeben und irgendwann löste sich jegliches Interesse und die Fragen erstarben. Der dichte Wald um ihn lichtete sich. Einsamkeit legte seine dunklen Schwingen um ihn, wärmte ihn. Er hob seinen Blick. Der Lehrer redete wieder, jedenfalls bewegte er seine Lippen. Er füllte die Köpfe mit Wissen, nährte eine neue Generation von kopflosen Arbeitern. Doch Daisuke verstand kein Wort. Die Lippen bewegten sich unaufhörlich, aber nichts drang zu ihm durch. Seine Welt war abgeschlossen und niemand durfte sie betreten. Kein Mensch, kein Laut, kein fremdes Gedankengut. Es war seine Welt. Hier würde ihn niemand verlassen, nicht mal die Einsamkeit. ~*~ 苦しい思い出 Gebrochen Vibrierende Schmerzen Verwirrter Verstand Kannst den Wind nicht fangen Durchbrichst die Achse Durchläufst die Tortur Stellst dir ewigwährend Fragen Gönnst dir einfach keine Ruh Sahst ihn dort stehen Ließest ihn ziehn Kein Wort mehr Hörst du Kein Laut mehr dringt An dein Herz Verstummt Bist du Und deine Seele Verlassen Ausgebrannt ... .. . ~*~ Seine Füße trugen ihn automatisch. Wohin war egal. Jedes Ziel war bedeutungslos. Sein Weg würde enden. Wo war noch ungewiss. Er lief einfach weiter, den Blick starr in die Tiefe gerichtet, den Staub zu Tode tretend, bis ein Schatten ihm vor die Füße fiel und inne halten ließ. Jemand stand vor ihm, schien nicht weichen zu wollen. Langsam wanderten seine Augen über den Schatten, bis dessen Ende mit einem paar schwarzen Stiefeln verschmolz, kletterte die dünnen, in verwaschene Jeans gekleideten Beine empor, erfassten die schmale Taille, um die sich ein Gürtel schlang, den in einen Pullover gehüllten Oberkörper, den Hals, das Gesicht.... Und alles in ihm verkrampfte sich... ~*~ "Kyo lebt?" Fassungslosigkeit und Unglauben verbanden einander, ließen Kaorus Stimme beinahe überspringen. "Aber...wie...?" Er und Toshiya saßen in Shinyas neuem Zimmer. Da sie nicht mehr die gleiche Schule besuchten sahen sie einander kaum noch. Gemeinsam hatten sie vieles durchlebt, was sie enger zusammenschweißte, dennoch hatte jeder anfangs die Einsamkeit gesucht, sich zurückgezogen, um zu verarbeiten. Anders als Dai hatten sie allerdings den Sprung ins Leben zurück geschafft, hatten darüber geredet, ihren Kummer geteilt. Für sie war Kyo ein guter Freund gewesen, den zu verlieren nicht einfach war, doch für Die, das wussten sie, war Kyo alles. Shinya nickte zögerlich. "Es...Es war nur Fake. Sein Tod... er...er trug eine schusssichere Weste." Shinya lächelte scheu. Er hatte es von Anfang an geahnt, hatte sich an die Hoffnung geklammert, dass Kyo nicht tot sein konnte, und es schließlich herausgefunden. Doch wie schwer war es ihm gefallen darüber zu schweigen. Es war ein schreckliches Gefühl gewesen seine Liebsten um sich herum leiden zu lassen, grundlos. Doch er hatte versprochen das Geheimnis zu wahren. "Aber das ganze Blut..." stammelte Toshiya völlig verwirrt. "Kunstblut", hauchte Shinya betreten. "In die Weste sind Blutkammern eingearbeitet, die bei Beschuss platzen. Kyo ist bei der Wucht der Kugel ohnmächtig geworden. Sogar seine Atmung hat kurzzeitig ausgesetzt. Aber die Ärzte haben ihn wieder beatmet. Alles in allem ist er mit einem großen Schreck davon gekommen." Toshiyas Augen weiteten sich zusehends, als die Informationen langsam einsickerten und auf Verständnis stießen. "Dann… war der Sarg leer… als sie ihn verbrannten… die Asche..?" stammelte er verwirrt. Ein Nicken war die Antwort. "Aber wieso das alles?" fragte der Älteste verständnislos. "Wieso hat er es uns nicht gesagt? Wieso hat er es Die nicht gesagt VERDAMMT NOCH MAL?!" Shinya seufzte. "Die Polizei hat ihm eine neue Identität beschafft, so wie uns. Sie haben den "glücklichen Umstand", wie sie es nannten, ausgenutzt, um seinen Tod vorzutäuschen, damit niemand auf die Idee kommen würde nach ihm zu suchen. Sie haben ihm den Kontakt zu uns untersagt, aber Kyo...Kyo wollte sowieso nicht zu Die zurückehren. Er hatte Angst ihn wieder zu sehen, Angst ihn erneut in Gefahr zu bringen." "Aber Nishimura ist tot!" entgegnete Kaoru aufgebracht. "Ja, aber es gibt genügend Anhänger, die Rache wollen", erklärte Shinya weiterhin ruhig. "Kyo war Nishimuras Sohn. Jeder kennt ihn. Und nicht wenige würden ihn erneut umbringen wollen, wenn sie erfahren würden, dass er noch lebt. Diesmal dann aber richtig!" Kaoru seufzte und fuhr sich aufgewühlt durch die Haare. Das war einfach unglaublich. Kyo hatte ihnen allen etwas vorgespielt. Fassungslos schüttelte er den Kopf. "Aber...wieso hat Kyo Die nicht irgendeine Nachricht zukommen lassen? Wie kann Kyo ihn nur so leiden lassen?" "Kyo hat auch gelitten! Denkst du es ist ihm leicht gefallen diese Entscheidung zu treffen? Weißt du wie oft er in letzter Zeit nach Dies Zustand gefragt hat, wie fertig es ihn gemacht hat?" "Warum zögert er dann noch? Will er solange zusehen, bis Die sich zugrunde gerichtet hat?" Shinya schüttelte den Kopf. "Nein...das wird er nicht..." ~*~ Reglos stand er da, starrte ihn an. Das war unmöglich. Nicht genug, dass er ihn schon in seinen Träumen verfolgte und vor seinem geistigen Auge einfach nie zu verblassen schien, jetzt suchte er ihn schon in der realen Welt heim, als wäre ihm seine kleine verzerrte Scheinwelt, in die er sich geflüchtet hatte, nicht mehr genug. Wurde er jetzt langsam verrückt? Die Erscheinung trat einen Schritt auf ihn zu. Dies Beine gaben kraftlos nach, sodass die Schwerkraft ihn unbarmherzig zu Boden zog. Grauer Staub bäumte sich auf, schlug glitzernde Wogen. Halt suchend krallte er seine kalten Finger in den harten Untergrund, versuchte das Zittern zu unterdrücken, das sich seiner bemächtigt hatte. Er war nicht schwach! "Die." Drei kleine Buchstaben. Sie erschütterten ihn bis ins Mark. "Es tut mir Leid..." Spielerisch wurde das Flüstern vom Wind fort getragen. ~*~ Melodie Du bist Eine Erinnerung Geboren in der Zeit Verblasstes Kind Ein Lidschlag der Unendlichkeit Du bist Ein seichter Hauch Im Ohr hallt noch dein Schwur Verlornes Kind Bleibst unvergessen Gleich einem Knoten Im Gewebe der Weltenuhr Du bist Die Melodie Die unsere Herzen füllt Die sanfte Stimme In tiefster Nacht Geliebtes Kind Im Herzen stets Hör ich dich singen Verklingen tut sie nie ~*~ Er hatte es sich nicht einfach vorgestellt, doch was er jetzt sah machte alles noch viel schwerer. Kyo hatte mit vielen Reaktionen gerechnet, mit Wut und Tränen, mit Schreien und Schluchzen, Überraschung, Fassungslosigkeit, Erleichterung. Doch nichts davon kam annähernd an die Realität heran. Unsicher blickte er auf die kniende Gestalt herab. Sein Herz hatte sich krampfhaft zusammengezogen und schmerzte, schmerzte noch mehr, als es je getan hatte, wenn immer Shinya ihm von Dies Zustand berichtet hatte. Dies Augen waren leer, erkaltet. Einzig allein der Schock in ihnen lebte. Täuschte er sich oder konnte er wirklich glitzernde Glassplitter in den Tiefen seiner Seele aufblitzen sehen? Wieso nur glaubte er die scharfen Kanten auf seiner Haut zu spüren, wie sie an ihm rissen, ihn mit eisiger Kälte aufschlitzten. Die Barriere brach. Endlich überwand er die letzten Meter, sank vor dem Größeren in die Knie. Wie von selbst schlang er die Arme um den reglosen Körper, drückte ihn an sich, versuchte zu heilen. "Die", kam der geliebte Name erneut über seine Lippen, streichelte sanft über die kühle Haut des Angesprochenen. "Verzeih mir. Ich hab nie gewollt, dass du so sehr leidest." Mit grausamer Klarheit stellte er fest, dass sein Gegenüber die Umarmung nicht erwiderte, nein, eigentlich gar nicht reagierte. Und auf einmal schoss das Bild einer leblosen Puppe in Kyos Gedanken und ließ ihn erstarren. War er zu spät? Hatte er Die schon zerstört? Verzweiflung kochte in ihm hoch, brannte in seinen Augen. Entsetzt presste er ihn näher an sich, versuchte ihn zu wärmen. Er würde nicht so einfach aufgeben. "Dai. Ich geh nie mehr fort. Ich bleib bei dir. Für immer. Bitte...bitte komm zurück zu mir." Er hatte seine Wange an die von Die gelehnt und strich ihm unentwegt durch das inzwischen schwarz gefärbte Haar, welches seinen derzeitigen Seelenzustand perfekt widerspiegelte. Rote Haare hatten in seiner farblosen Welt keinen Platz mehr gehabt. Viel zu sehr erinnerte es an Blut…Kyos Blut. Ein Zucken ging durch den schmächtigen Körper des Älteren, schüttelte ihn unbarmherzig, woraufhin sich die Umarmung des Kleineren nur noch verstärkte. „Dai.. komm zurück zu mir!“ geisterten seine erstickten Worte verloren durch den Wind. ~*~ Vielleicht bin ich naiv Doch ich hoffe noch immer auf deine Rückkehr Vielleicht bin ich ein Träumer Der den Weg in die Realität nicht mehr findet Vielleicht will ich auch gar nicht zurück Nicht, wenn du nicht auch dort bist ~*~ "Deine Haare sind schwarz." Es war nur ein einfacher Satz, belanglos, und dennoch kam er einer Erlösung gleich. Kyos Augen weiteten sich leicht. Mit sanftem Druck schob er den schmalen Körper ein Stück von sich, sah in das geliebte Gesicht. "…was?" Verwirrung hatte sich auf seinen Zügen breit gemacht. "Sie sind schwarz." Kyo blinzelte, ehe sich ein erleichtertes Lachen aus seiner verkrampften Kehle löste. "Ja. Ja sie sind schwarz!“ bestätigte er lächelnd und strich dem ehemaligen Gitarristen durch die kurzen Haare. „Genau wie deine.“ Erleichterung hatte seinen ganzen Körper ergriffen. Er wusste, dass er das Eis gebrochen hatte, welches Die umschlossen hatte. Er würde wieder den alten Die aus ihm machen, egal wie lange es dauern würde. "Du bist tot!" Langsam kam wieder Leben in Dies Stimme, in seine Augen, seine Bewegungen. Er krümmte sich in Kyos Armen, wand sich, versuchte sich zu befreien. "Nein, Dai! Schau mich an! Ich bin nicht tot! Dai!" Sanft zwang er ihn den Kopf zu heben, fing seine ängstlichen Augen ein, hielt sie fest. "Ich bin NICHT tot." "Doch." Das Wort war kaum mehr als ein Hauchen und dennoch zerbrach es schier unter der Gewalt der Gefühle, die darin lagen, es zum Beben brachten. Dies Augen füllten sich mit Tränen, Tränen, die er so herbei gesehnt hatte, die er für Kyo hatte vergießen wollen. War er jetzt nur hier, um sie einzufordern? Zwei zärtliche Hände legten sich auf seine Wangen, eine kühle Stirn lehnte sich gegen die seine. "Es tut mir so Leid", wiederholte er seine Worte und strich mit dem Daumen seiner rechten Hand eine Träne fort. Die schloss verkrampft die Augen. "Bin ich...bin ich jetzt verrückt?" Kyo stockte einen Moment, ehe er den Kopf schüttelte und Dai wieder in seine Arme zog. "Nein", hauchte er ihm die Antwort beruhigend ins Ohr. "Nein, du bist nicht verrückt, Dai." Seufzend schmiegte er sich an den ehemaligen Gitarristen. Es würde schwer werden, schwerer als erwartet. "Du bist nicht mehr allein." Aber er würde kämpfen. Denn einst hatte Die ihn aus der Dunkelheit gerettet, ihn der Einsamkeit entrissen. Jetzt würde er das Gleiche für ihn tun... ~*~ Du bist mein Stern Das Licht in meinem Herzen Du bist der Funke Der mein Lächeln entfacht Und meine Tränen trocknet Du bist Und doch bist du nicht mehr Du bist der Regen Der mich kühlt Und auch die Trauer Die mich frisst Du bist mein Schmerz Der mich erstarren ließ Der eisig kalt mein Innerstes verbrennt Wie konntest du so einfach gehen Und mich den Flammen überlassen Rette mich! ~*~ Es war fast eine Woche vergangen und jeden Tag hatte sich Dies Zustand ein wenig gebessert. Es waren noch viele erlösende Tränen geflossen, wobei auch Kyos Augen nicht trocken geblieben waren, und schließlich hatte der Jüngere es sogar geschafft Die wieder ein Lächeln zu entlocken. Bis dieser wieder aus ganzem Herzen lachen konnte würde wohl noch einige Zeit vergehen. Aber die Zeit drängte nicht. Sie würden nichts überstürzen und mit Bedacht ihren gemeinsamen Weg beschreiten. Langsam schlug er sein Buch zu und ließ seinen Blick über den jungen Mann schweifen, welcher friedlich an seiner Schulter lehnte. "Und die hast du alle selbst geschrieben?" Ein schwaches Nicken war die Antwort. "Willst du mir jetzt meinen Posten als Songwriter streitig machen?" Kyo lächelte mild und strich ihm durch die geliebten Haare. "Nein“, kam die leise Antwort. „Aber immer wenn ich dein Buch in der Hand hatte, warst du da. Immer wenn ich hineingeschrieben habe, hab ich mich dir näher gefühlt." Der kleine Sänger schmiegte sich an den warmen Körper neben sich. "Dann machen wir das jetzt zu unserem Buch", entschied er. Ein flüchtiges Lächeln legte sich auf die vollen Lippen des Älteren. "Ok." Eine Weile saßen sie einfach so da, genossen die Nähe des Anderen, in vertrautes, keineswegs unangenehmes, Schweigen gehüllt, ehe Daisuke sich leicht regte. "Kyo?" "Hm?" "Hättest du dich eigentlich auch vor mich geworfen, wenn du keine schusssichere Weste angehabt hättest?" Ein verblüffter Ausdruck legte sich auf Kyos Züge, ehe er einem kleinen Lächeln wich. "Glaub mir, in dem Moment hab ich keinen Gedanken daran verschwendet, ob ich eine schusssichere Weste trage oder nicht. Ich hab einfach nur an dich gedacht. Da war kein anderer Gedanke in meinem Kopf. Nur du." Ein warmer Glanz trat in die Augen des Anderen und ein gerührtes ehrliches Lächeln setzte sich auf seinen Lippen fest, ehe Kyo die letzte Distanz überwand und sie mit den seinen verschloss. //Und ich würde es immer wieder tun...// The End ~oOo~+~oOo~ 更生 = Wiedergeburt 苦しい思い出 = schmerzvolle Erinnerung sooo... das war sie also, meine erste Dir en Grey FF.. übrigens auch eine der wenigen Geschichten, die ich je zu Ende geschrieben habe ^^;; an dieser stelle möchte ich mich noch einmal bei allen fleißigen reviewern bedanken. Es hat mir Freude gemacht zu lesen, was ihr über diese FF denkt. Was meint ihr? ist das Ende zu kitschig -__-;;; …und du lieber Schwarzleser kannst doch jetzt, da die Geschichte zu Ende ist, auch einmal ein kurzes Statement abgeben, wie dir die FF gefallen hat.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)