Die Wette von abgemeldet (Seto x Joey) ================================================================================ Der Brief --------- Angelehnt saß Joey neben Seto in dem bequemen Sitz des Privatjets und versuchte sich zu entspannen. Die letzten zwei Tagen waren schon ansträngend gewesen und morgen musste er wieder in die Schule. //Ach ja und wie, wenn deine Magenverstimmung weiterhin anhält garantiere ich für nix. ... Ich auch nicht. Ich muss mich bestimmt in einer Tour übergeben und den weg zum Klo schaff ich bestimmt nicht jedesmal. ... Das heißt der Fußboden müsste herhalten, und du weißt warum man das Magensäure nennt? ... Bist du dumm oder tust du nur so, meine Leber produziert bestimmt nicht so nen ätzenden Gallensaft, dass ich Löcher ins Untergeschoss brennen könnte. ... Du hast ja mal in Biologie aufgepasst und hängen geblieben ist es auch. Ich bin begeistert, dein Hirn hat endlich sein Gedächtnis ein geschaltet und das auch noch mit Erfolg. Jippi!! ... Du bist so gemein. ... Oh, jetzt ist das kleine Hündchen beleidigt und jammert rum. ... Klasse, da hat mich Kaiba nicht mehr auf seiner Liste der täglich nieder zu machenden Typen da springt mein eigenen Gewissen für ihn ein. Perfekt, das Leben könnte nicht schöner und abwechslungsreicher sein. ... Du entwickelst mir hier doch keine neue Art von Humor, Honey. ... Ich will einfach nur meine Ruhe. ... Um dich weiter auf das widerliche Gefühl in deinem Magen konzentrieren können? Vergiss es. Wozu bitte schön denkst du gibt es mich? Mal davon abgesehen, dass viele Verwendungsmöglichkeiten für mich existieren. Aber mal ehrlich warum denkst du hat man ausgerechnet uns zwei zusammen geführt? ... Um mich für mein vorheriges Leben zu strafen? ... Nein falsch, denk nach. ... Weil man mich einfach nur ärgern will? Ist das vielleicht ne Prüfung und wenn ich die bestehe komm ich ins Paradies? ... Auch falsch, ich sag es dir, sonst sind wir dreimal um die Welt geflogen bevor du mal nen annähernd warmen Treffe gelandet hast. Weil wir das absolute Dreamteam sind. Zum Beispiel deine Flugangst die sich in Übelkeit äußert, wenn du mich nicht hättest wärst du Dauergast auf dem Bordklo und das rote Lämpchen müsste man höchst wahrscheinlich alle paar Stunden wechseln. ... Nett, sehr nett. Was kann ich denn dafür? Ich wollte hier her, ich wollte wissen wer mein Vater ist.\\ "Joey?" Setos Stimme riss den blonden aus seinen Gedanken. Er wendete den Kopf zu dem Mann der links neben ihm saß und seinem Kopf als Stütze diente. "Wann willst du ihn lesen?" Den Kopf zurück auf Setos Schulter legend schmiegte er sich wieder näher an den Körper des andern und dachte kurz nach bevor er antwortete. "Sobald wir zurück sind. Wegen der anderen Dinge, weißt du ich hab davon nicht so viel Ahnung könntest du vielleicht...?" "Klar doch, das können aber auch meinen Anwälte klären. Zumindest die Formalensachen, alles andere machen wir zusammen, okay." "Danke." Ebenfalls müde und von den vergangenen Tagen geschlaucht legte er seinen Kopf auf den von Joey und war kurz davor der Versuchung nach zu geben und seine Augen zu schließen. "Wie fühlst du dich?" "Mir ist immer noch etwas schlecht. Dazu kommt, dass ich so müde wie schon lange nicht mehr bin, aber das mit dem schlafen will nicht so wirklich was werden." "Warst du aufm Luftschiff eigentlich auch krank?" "Ja, aber nicht so extrem." "Das ist ja auch eine ganz andere Situation. Bist du noch sehr traurig? Oder soll ich dich damit in Ruhe lassen?" Sachte legte Joey seine Hand in die von Seto, der sie festhielt und dem kleinem ein Gefühl von Geborgenheit gab. Gerade flogen sie durch eine dichte Wolkenbank aus schneeweißen Wolken und man konnte nur noch den dunkelblauen Ozean darunter erahnen. "Ist schon okay. Irgendwie will ich schon drüber reden, aber für zwei Tage war das ne ganze Menge findest du nicht?" Setos Antwort bestand aus einem zaghaftem Nicken und Joey fuhr fort. "Mein Herz war stehen geblieben, als du mir gesagt hast, sie hätten ihn gefunden. Erst war ich erschrocken, warum kann ich mir selber nicht mal erklären, dann kam Freude aber auch Angst. Weil ich nicht wusste was da alles auf mich zukommen würde und dann." Er unterbrach sich selbst und sein Blick glitt zum Fenster wo immer noch weiße Wolken die Sicht versperrten. "Und dann hab ich dir diese Nachricht überbracht. Es tut mir leid." "Muss es nicht, das war nun mal die Wahrheit und die ist mir lieber als eine Lüge. Ich hoffe nur, dass es ihm jetzt besser geht, Leukämie ist keine angenehme Sache. Ich wüsste nicht ob ich noch den Mut gehabt hätte mein Leben mit so vielen Schmerzen weiter leben zu wollen." Traurigkeit erfüllte ihn und es schmerzte, zu wissen jemanden verloren zuhaben der einem wichtig war, den man aber nie kennen lernen konnte. Und Joey bekam ein neues Gespür dafür, wie wichtig Zeit war und wie kurz ein Leben, wie viel Sinn darin lag jeden Augenblick so gut es geht aus zukosten und sich nicht einfach stumpf im Strudel mit reißen zu lassen. "Es war komisch diesem Mann zu zuhören, wie er Vaters Testament vorlas, seinen letzten Willen. Alles so formal und monoton, unbeteiligt als wenn er gelangweilt die Nachrichten im Fernsehen schauen würde." "Das ist sein Job. Bei so was muss man neutral und distanziert, sachlich und seriös sein." "Wie denkst du soll es jetzt weiter gehen? Irgendwie entwickelt sich alles ganz anders als ich geplant hatte." "Warte erst mal ab was in dem Brief von deinem Vater steht, den er dir hinterlassen hat." "Komisch, dass ich ihn erst mit meinem achtzehntem Lebensjahr bekommen sollte. Vielleicht hatte er sonst keine Möglichkeit ihn mir zukommen zu lassen, vielleicht hat meine Mutter es ihm verboten? So wie sie mir den Kontakt zu Serenity verbietet." "Jetzt hast du ihn ja, wenn wir in der Villa sind, liest du ihn und danach sehen wir weiter. Bist du sehr enttäuscht, dass du ihn nicht kennen lernen konntest?" "Es geht. Ich dachte schlimmer als bisher kann es nicht werden, aber es hat sich so vieles in den letzen Wochen geändert und ich weiß, dich zu verlieren wäre jetzt das schlimmste und das hieße es kann doch noch weiter runter gehen. Ich hab ihn nicht kennen gelernt weiß also nicht ob ich ihn gemocht hätte oder nicht. Bei dir weiß ich was ich empfinde, und das ist nicht zu vergleichen, von daher kann ich dir nicht sagen ob ich wirklich enttäuscht bin. Schade ist es schon, ja aber was man nicht kennt, kann man nicht missen oder wie war das?" Auf Setos Mund bildete sich bei der Wortwahl Joeys ein freches Grinsen, nutzte dieser doch tatsächlich seine eigenen Sätze um etwas zu begründen. "Ruh dich noch etwas aus, in drei Stunden landen wir." "Noch so lange? Mein Magen vordert der Weilen aber mal was zur Beruhigung." "Wie wär's wenn wir ihn einfach ein wenig ablenken? In etwa so?" Mit dem Daumen strich er in kreisenden Bewegungen über Joeys Handrücken, welche immer noch in seiner eigenen lag. Seine Lippen verteilten zärtliche Küsschen auf das blonde Haar und Joeys Stirn. "Ja, so könnte man ihn wirklich ablenken. Also kann ich sagen das drei schöne Stunden nun vor mir liegen werden." In der Eingangshalle der Villa standen gerade Seto, Joey und Mokuba welcher seinen Bruder und den neuen Familienzuwachs herzlich begrüßte. "Und wie war es? Sagt schon was habt ihr raus gefunden?" "Lass und ins Wohnzimmer gehen, dann erzählen wir dir alles, ja." Damit war Mokuba schon los gestürmt und verschwand hinter der Tür die in das besagte Zimmer führte und warf sich aufs erst beste Sofa. "Willst du nicht erst den Brief lesen? Ich kann es ihm auch erzählen wenn du möchtest." Seto streifte sich gerade seinen Mantel ab und übergab diesen seinem Butler und folgte dann mit Joey seinem kleinen Bruder. "Nein, ich will es ihm erzählen. Ich meine wir sagen ihm einfach was geschehen ist und dann sehen wir erst mal wie er drauf reagiert. Vielleicht hätten wir ihm vor unserer Abreise sagen sollen, dass mein Vater nicht mehr lebt." "Ja, vielleicht, nur er ist da sehr empfindlich. Vor allem wenn es um den Tot von Eltern geht ist er sehr ..." Seto brach seinen Satz ab, er hatte es nie zugegeben aber auch an ihm war der Verlust seiner leiblichen Eltern nicht Spurlos vorbei gezogen. Ganz im Gegenteil, und nun litt er mit Joey der im Gegensatz zu ihm nicht mal die Chance hatte seinen Vater richtig kennen und lieben zu lernen. Händchenhaltend und mit einem auf munterndem Lächeln von Seiten des blonden gingen sie ins Wohnzimmer und setzten sich zu Mokuba mit auf die Couch, der neben Joey und der wiederum neben Seto saß. "Also Mokuba als Seto und ich, uns auf den Weg nach Amerika gemacht haben, da wussten wir schon etwas, was wir dir noch nicht erzählt haben. Wir waren der Ansicht dir diese Nachricht nicht mit zuteilen, wenn keiner von uns beiden im Haus. Wir wollten nicht das du dich einsam und zurück gelassen fühlst." Joey sah Mokuba so gut es ging fest entschlossen in die Augen, dich seine Stimme machte deutlich, dass es ihm nicht gerade angenehm war dem kleinem so etwas erzählen zu müssen. Dieser stutzte und sah seinen Bruder der beide Arme um Joey gelegt hatte und diesen verwundert an. Seto hatte seinen Kopf auf die Schulter des kleineren gelegt und ließ diesen reden und beschloss nur bei Bedarf seinen Senf dazu zugeben. "Also mein leiblicher Vater, Gibson Anderson, ist vor über neun Jahren verstorben." Er machte eine Pause um zu beobachten wie Mokuba dieses aufnehmen würde und wie nicht anders zu erwarten wich jegliche Farbe aus desem Gesicht und seine Augen zeigten Angst und Entsetzen. "Wieso?" War das einzigste was er leise und piepsig raus brachte. "Er war schwer krank weißte du. Und damals war die Medizin noch nicht so weit, dass man ihm auch nur in geringster Weise hätte helfen können. Wir waren bei dem Notar, der für ihn das Testament aufgesetzt und auch aufgehoben hat. Wenn ich volljährig geworden wäre, hätte man mich spätestens in Kenntnis gesetzt, doch so hab ich gleich jetzt alles erfahren. Soll ich dir alles erzählen?" Ein kurzes und kaum wahr zunehmendes Nicken war die Antwort und Joey streckte eine Arm aus. Die Einladung annehmend kuschelte sich der kleine an Joey der seinen Arm um ihn legte, eben so wie Seto und die drei blieben eng aneinander gelehnt auf dem Sofa sitzen und Joey erzählte was er alles erfahren hatte. "Also mein Vater wusste zwar, dass meine Mutter mit mir schwanger war jedoch hatte er andere Pläne. Er wollte die Welt sehen und sie mit seinen Lieder bereichern. Er war Sänger und Songwriter, mit dem letzterem war er sogar sehr erfolgreich. Er hat für so einige Bands und Sänger Texte und Lieder geschrieben und hat so sein Geld verdient. Sechs Jahre nach dem er meine Mutter verlassen hatte, wollte er so weit ich weiß wieder zu ihr zurück, da sie jedoch mit meinem Stiefvater verheiratet war wurde daraus nix. Ein knappes Jahr danach hat er die schreckliche Diagnose gestellt bekommen, dass er Leukämie hat und man ihm nicht helfen könne da auf dem Gebiet noch zu wenig geforscht und untersucht worden war. Er wollte nicht als Versuchskaninchen enden und hat nur gegen die Schmerzen Medikamente genommen und hat sein Lebtag damit verbracht so viele Texte und Songs zu schreiben wie er nur konnte. Seto und ich waren auf dem Friedhof wo er beerdigt worden war und haben sein Grab besucht. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer sein würde, aber ich musste weinen und wenn ich ehrlich bin muss ich sagen dass ich schon lange nicht mehr so viel geweint habe. Aber weißt du was mich wieder auf gemuntert hat, oder besser wer? Dein Bruder, er ist nicht einen Moment von meiner Seite gewichen und hat mich nie alleine gelassen, er war die ganze Zeit über für mich da. Und dafür bin ich ihm sehr, sehr dankbar." "Das kann er gut, wenn er jemanden sehr lieb hat, dann tut er alles für die Person. Hast du einpaar Lieder von ihm?" "Ja, der Notar hat uns alles mit gegeben. Seine Texte, Lieder, un- und veröffentlichte Stücke, außerdem hat er mir einen Brief hinterlassen, den ich gleich noch lesen werde. Wenn du mir nicht böse bist, würde ich dich und Seto alleine lassen und auf mein Zimmer gehen." "Erzählst du uns was in dem Brief steht?" Mokuba löste sich von Joey und sah ihm mit großen, traurigen Augen ins Gesicht. "Mal sehen, aber ich denke schon. Bis später." Aufmunternd wuschelte der blonde durch die schwarze strubbel Mähne, dann drehte er sich noch mal zu Seto um und gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund der ihm sagen sollte wie dankbar er der größerem für alles war. Er stand auf und verließ schweigend das Zimmer, zurück blieben die beiden Kaiba Brüder die ihm stumm hinterher sahen bis er die Tür hinter sich schloss. "Was passiert jetzt, Seto?" "Nun, wie Joey gesagt hat, sein Vater war Musiker und Songwriter. Der Notar hat uns natürlich auch die gesamten Unterlagen über die Uhrheberrechte der Texte und Lieder übergeben. Ich hatte nur wenig Zeit um ein Auge drauf zu werfen, aber selbst über die Jahre haben sich eine ganze Menge Anfragen auf die Nutzung bekannter Songs gesammelt. Außerdem hat Mr. Anderson dafür gesorgt, dass nach seinem Tot, sein gesamtes Hab und Gut verkauft wurde und alles auf ein Konto eingezahlt wurde welches nun Joey gehört. Über die Jahre hat sich aus dem Erspartem, dem Geld aus den Verkäufen, einer ausgezahlten Lebensversicherung und den Zinsen auf dem Konto eine nette Summe gebildet, mit der Joey lange Zeit gut von leben kann. Und da er der einzigste lebende Verwandte ist, ist er alleiniger Erbe." Verwundert sah Mokuba zu seinem großen Bruder, der traurige Unterton war ihm nämlich nicht entgangen. "Heißt das, Joey wird nicht hier wohnen bleiben?" "Nein, so oder so. Er will auf seinen eigenen Füßen stehen und das müssen wir respektieren." "Aber du bist traurig darüber oder?" Mitfühlen betrachtete der kleine das Gesicht Setos, der abwesend auf den Boden starrte und sich seiner Gefühle in diesem Gespräch mal wieder bewusst wurde. Er liebte Joey nun mal, und er hätte es gerne gesehen wenn er bei ihm geblieben wäre, doch dieser Wunsch sollte erst einmal unerfüllt bleiben. In Gedanken versunken spürte er erst Mokubas zierliche Arme um seinen Körper, als dieser ihn wieder ansprach. "Vielleicht kommt er ja wieder zurück, wenn er sich einsam fühlt." Der größere erwiderte die Umarmung und kuschelte sich näher an seinen kleinen Bruder, der sich so viel Mühe gab ihn auf zu muntern. "Dich würde das freuen, oder? Joey und ich, wir haben uns sehr lieb und auch wenn wir nicht zusammen wohnen wird sich daran nichts ändern. Lass uns erst mal abwarten, wer weiß vielleicht kommt er ja wirklich früher oder später hier hin zurück." Joey war direkt in Setos Arbeitszimmer gegangen. Normalerweise sollte er diesen Raum nicht betreten wenn der andere nicht dabei war, aber er wollte es sich in seiner lieblings Ecke bequem machen und so krabbelte er in den Berg von Kissen und machte es sich im Schneidersitz gemütlich. Nun saß er da, hielt den weißen Umschlag in dem der Brief seines Vaters seit über neun Jahren auf bewahrt wurde und traute sich nicht ihn zu öffnen. Was würde er seinem Sohn an Sätzen hinterlassen haben? Wie stand er überhaupt zu ihm, hatte er ihn irgendwo weningstens ein wenig gemocht, oder hasste er sein eigen Fleisch und blut wie seine Mutter es tat? Hatte er ihn kennen lern wollen, oder war er glücklich gewesen nicht mit einem Kind belastet worden zu sein? Tief durch atmend faste Joey neuen Mut, er hatte sich für ein Leben auf neuen wegen entschieden, er wollte seine Vergangenheit den Rückenkehren und mit Seto eine glückliche Beziehung führen. Doch dies konnte er nicht, nicht solange alle seine Fragen bezüglich seiner Familie beantwortet waren. Wie seine Mutter zu ihm stand wusste er ja, und auch wenn er lange Zeit darüber tot unglücklich war so musste er es akzeptieren. Außerdem hatte er Serenity, die ihm mehr Liebe gegeben hatte, als alle seine übrigen Familienmitglieder zusammen. Doch Serenity war nicht mehr hier und so brachte es nichts ihr hinter her zu weinen, zu mal es gar nichts mehr gab zum beweinen. Nein, alles hatte sich irgendwie zum Guten gewendet, er brauchte nie wieder zu seinem Stiefvater, sein leiblicher Vater hatte ihm einen Brief hinterlassen und in dem würde bestimmt nichts stehen was ihm das Glück, das ihn mit Seto erfuhr zerstören könnte. Nein, alles was nun passieren könnte würde ihn nicht so runter reißen können wie er einst war, denn ganz unten war er schon gewesen und dank Seto war er auf dem weg in eine bessere und schönere Zukunft. "Dann mal los!" Er öffnete den versiegelten Umschlag, brach das rote Wachssiegel, welches das Zeichen des Notars trug und nahm den fein säuberlich gefalteten Brief heraus. Langsam und bedächtig faltete er ihn auf und seine Augen überflogen kurz die schwarze Handschrift. Sie war mit Tinte geschrieben und sehr fein, geschwungen und glich eher der Verschönerung des weißen Blattes als der Mitteilung einer schriftlichen Nachricht. "Lieber Joseph, oder soll ich dich lieber Joey nennen? Joe? Ich weiß es nicht, am Telefon nannte deine Mutter dich immer Joseph, aber den Namen finde ich nicht sonderlich schön, klingt so alt und verstaubt. Genau so wie ich mich fühle, ich bin nun dreiunddreißig und kann mich kaum noch bewegen, wie ein alter Mann. Aber dazu später, was willst du wohl über deinen Vater, wenn ich mich das überhaupt nenne kann/darf, wissen? Wie ich war? Wie ich gelebt habe? Warum ich dich und deine Mutter verlassen habe? Ja, es müssen unendlich viele Fragen sein. Ich fange einfach mal an etwas über mich zu erzählen und über das Leben mit deiner Mutter. Wir haben uns an der Uni auf einer Party kennen gelernt, ich war kurz vor dem Abgang und durfte mich schon mit dem erfolgreich absolvierten Musikstudium brüsten, sie hatte vor sich im kommenden Jahr ein zuschreiben. Tja, dazu kam es dann nicht mehr, denn sie wurde schwanger, mit dir. Wir waren nicht lange zusammen, deine Mutter und ich, doch es war eine intensive Beziehung mit so viel Liebe, wie ich sie mein Leben lang nicht mehr empfunden habe. Als ich erfuhr, dass ich in wenigen Monaten Vater werden sollte, hatte ich wenige Tage zuvor meinen ersten Plattenvertrag unterschrieben und hatte es deiner Mutter schon gesagt und sie sogar drum gebeten mit nach Amerika zu kommen. Doch sie stellte mich vor die Wahl, eine Familie in Japan oder nirgends, denn sie wollte nicht hier weg und in eine ungewisse Zukunft reisen. Ich sollte mir einen anständigen Beruf suchen, und für sie und dich sorgen. Es artete in einem heftigen Streit aus, der so endete, dass ich mich von ihr trennte und alleine nach Amerika flog. Jahre vergingen und ich dachte kaum an sie, oder gar an dich. Zu sehr war ich in meine Arbeit vertieft, ich war wie ein Workaholic arbeitet Tag ein Tag aus, kein Text war nicht perfekt, bis er unzählige Male überarbeitet und probe gespielt war. Das ging so lange gut, Jahre lang sogar, bis ich zusammen brach. Überarbeitet sagte der Arzt, doch nun weiß ich es besser, es waren die ersten Anzeichen, doch weder ich noch die Ärzte haben es geahnt. Nach meinem ersten Schwächeanfall lag ich Wochenlang im Krankenhaus, da hatte ich viel Zeit zum nachdenken. Über dich und dein Mutter und ich fragte mich, wie es euch so ergehen würde. Ich beschloss deine Mutter an zurufen. Das Telefonat verlief nicht so ganz wie ich mir das vorgestellt hatte. Wir stritten mal wieder und machten uns gegenseitig Vorwürfe. Fazit, sie verbot mir dich an zurufen, dich zu besuchen oder gar zu sehen. Nicht mal ein Photo besitze ich von dir. Sie meinte sie wolle dich vor mir schützen, und die die Enttäuschung ersparen mit dem Wissen zu leben einen solchen Mann als Vater zu haben. Zumal du ja nun einen hättest, sie hatte geheiratet und noch ein weiteres Kind gerade geboren. Du wärst glücklich und ich würde nur alles zerstören, so wie ich es schon einmal fast getan hätte. Es tut mir leid, dass ich dir so wehgetan habe und dich vernachlässigt, ja nie für dich da gewesen bin Joey. Ich beschloss auf Grund des Gespräches mit deiner Mutter dich in Ruhe zulassen, du warst ja noch ein Kind und ich wollte deine doch so glückliche Kindheit nicht zerstören. Ich beschloss zu warten, bis du erwachsen bist, und dann mit dir zureden, dich um Verzeihung zu bitten. Doch dazu wird es nie kommen, mein Zug ist abgefahren. Alles was ich noch tun kann, ist dir die Zukunft etwas zu erleichtern in dem ich die Zeit nutze und für dich, meinen Sohn, etwas bei Seite lege und für dich anlegen lasse. Es wird nicht viel sein, aber ich hoffe es wird dir eines Tages helfen, vielleicht um eine eigene Familie zu gründen, oder um dein eigenes fantastisches Leben leben zu können. Ich weiß, es ist kein Ersatz für alles was ich dir verwehrt habe, aber es ist das einzigste was ich habe. Was ich dir jedoch mit auf den weg geben möchte sind ein paar mehr oder weniger gute Ratschläge. Lebe dein Leben! Und Liebe, steh zu deiner Liebe und mach nicht denselben Fehler, wie deine Mutter und ich. Werde Glücklich und sehe deine Fehler ein, auch wenn sie an dir nagen. Doch bedenke wie gering der Schmerz ist im Gegensatz zu dem, den du andern mit deiner Sturheit antun kannst. Denn wenn du nur ein klein wenig wie ich bist, dann hast du einen richtig dicken Sturkopf und der ist manch mal eher hinderlich aus nützlich. Ein Jahr später, ich war mal wieder wie verrückt am arbeiten hatte ich den nächsten schweren Schwächeanfall und musste ins Krankenhaus. Da stellte man mir die Diagnose. Krebs. Und dann auch noch unheilbar, einen wo man mir kein Loch in den Körper schneiden konnte um den Tumor zu entfernen, nein. Leukämie, mein Leben neigte sich also doch so schnell dem Ende. Vielleicht ist es meine Strafe, weil ich das einzig wichtige in meinem Leben mit Füßen getreten habe. Nun liege ich hier und schriebe diesen letzten Brief. Ständig muss ich unterbrechen weil der Stift in meiner Hand zu schwer wird und ich ihn nicht mehr halten kann. Lachst du mich jetzt aus, oder weinst du? Tut es dir vielleicht genau so Leid wie mir, dass wir uns nie kennen lernen konnten? Was hat dir deine Mutter über mich erzählt? Das ich ein Taugenix bin, ein Versager, ein Träumer? Alles was ich wollte, was mein Leben leben und glücklich sein, ledig habe ich den falschen weg gewählt und habe das gesuchte nie gefunden. Einzig und allein der Gedanke, dir geht es gut, macht mir Hoffnung und Mut für die Zukunft. Meine Zeit läuft ab, ich kann es spüren und alles was ich mir wünsch ist ein Bild von dir auf dem du lächelst, auf dem du gesund und glücklich bist. Nix mehr wünsch ich mir sehnlicher, als dass du, mein einziger und geliebter Sohn ein schönes Leben hast. Versuch mich zu verstehen und vielleicht kannst du mir auch eines Tages verzeihen und mit mir auf eine zweite Chance hoffen. In Liebe dein Vater Stunden später, Mokuba lag schon im Bett, schritt Seto von Zimmer zu Zimmer auf der Suche nach seinem Liebsten. Er hatte sich noch lange mit Mokuba unterhalten und hatte ihn dann zu Bett gebracht, wollte dann nach Joey sehen und ging in der Annahme, dieser sei in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer, war er gleich dort hin gegangen. Doch Fehlanzeige, kein Joey war in diesem noch in den andern schon durch suchten Zimmer auf zufinden. Gerade stand er vor der Tür seines Arbeitszimmers als ihn der Verdacht beschlich, dort doch mal nach zu sehen, obwohl er Joey untersagt hatte diesen Raum ohne ihn zu betreten. Aus ihm undefinierbaren Gründen öffnete der die Tür leise und lugte in das dunkle Zimmer. Das leise und traurige Schluchzen sagte ihm das er fündig geworden war und er betrat den Raum. Die Tür hinter sich schließend sah er in die Ecke, aus der das leise Wimmern kam und konnte dank des hellen Mondlichts, das durch die Scheiben fiel Joey in seiner Sitzecke sehen. Er hatte seinen Kopf in die Kissen begraben und mit seinen Armen seine an den Körper angezogenen Beine fest umschlungen und lag seitlich mit dem Rücken zu Seto. Dieser ging zu dem ständig bebenden und zuckenden Körper, ließ sich neben eben diesem in die Kissen nieder, legte seine Arme um die schmale Hüfte und zog sein Hündchen dicht an seinen Körper. Auch wenn der kleine den andern nicht hatte kommen hören, war er keines Wegs erschrocken über dessen plötzliches Auftauchen. Der vertraute Geruch und die ersehnte Wärme waren Balsam für seine Seele und er konnte spüren wie seine Traurigkeit davon zog, er mit jeder Sekunde ruhiger wurde. Sein Atem wurde wieder gleichmäßig und seine Tränen begannen zu versiegen bis sie schließlich ganz aufhörten. In der Umarmung drehte Joey sich zu Seto um und bettete dann seinen Kopf an dessen Brust, mit geschlossenen Augen lauschte er dem kräftigen und schönen Geräusch von Setos schlagendem Herzen. Leise begann er zu erzählen und mit jedem Wort schnürte sich die Kehle des größeren mehr zu. "Sie hat ihn angelogen, so wie sie mich angelogen hat. Meine eigenen Mutter, sie hat meinem Vater erzählt, ich hätte eine schöne und unbesorgte Kindheit und er würde alles zerstören, wenn er sich hier in Japan blicken lassen würde. Sie hat gelogen, sie hatte alle belogen. Einfach so, er war kein böser Mensch, er hat nur einmal in seinem Leben einen Fehler gemacht für den er sein ganzes Leben lang büßen musste und das nur, weil sie gelogen hat. Wie konnte sie das nur tun? Er hat mich doch geliebt, verstehst du er war Jahre lang neben Serenity der einzigste Mensch auf dieser beschissenen Welt, der mich geliebt hat und ich durfte ihn nicht sehen. Er hat seine letzten Tage damit verbracht für seinen Fehler zubüßen, mir etwas hinter lassen zu können damit ich weningstens ein bisschen stolz auf ihn sein kann, damit ich etwas habe um eine eigenen Familie zu gründen schrieb er. Ich soll Glücklich werden, und mein Leben leben." "Da hat er Recht und genau das will ich auch, dass du endlich glücklich wirst." Liebevoll hielten sie sich im Arm und versuchten sich gegenseitig Halt zu geben. "Aber das bin ich. Auch wenn ich jetzt traurig bin, dass ich ihn nie kennen lerne. Aber ich bin glücklich. Ich habe dich und das ist alles was für mich noch wichtig ist, alles andere kann nie so schlimm sein, als dass es dieses Glück zerstören könnte." Joey hob den Kopf etwas an und sah Seto in die Augen, die bei dem wenigen Licht des Mondes nicht mehr blau sondern fast schwarz wirkten. "Ich liebe dich." Zärtlich küssten sie sich, und tauschten so einen innigeren Liebesbeweis als es Worte je hätten sagen können. So das war das vorletzte Kapitel, eigentlich kämme ja nun ne Vorschau, aber ich bin mal frech und lasse sie wie ich sie sonst gemacht habe weg. Ich sag euch nur, es wird ein Ende, das Leben nach der Wette so zusagend. Gruß Carja Hosted by Animexx e.V. 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