Die Leiden des jungen Wheeler von Azra ================================================================================ Kapitel 6: Sternenguckerchen ---------------------------- Vorwort: *seufzt und resigniert* Ich hatte befürchtet, dass ihr euch einfach andere Formulierungen für "schreib schnell weiter" einfallen lasst. Aber hey, ihr seid ja richtig kreativ! *lacht* *Optimist ist* Ich bin so glücklich, dass ihr mir soviel Unterstützung gebt! Joey tat mir im letzten Kapitel auch schon leid, aber ich habe es nicht überdramatisieren wollen, den diese FF soll vor allem einem Zweck dienen, der Unterhaltung! "Und das hat er gesagt?" "Und das hat er GEMACHT?" Ja, der aufmerksame Leser hat es bereits geahnt, es handelte sich mal wieder um meine Freunde, Tristan und Thea, denen es unheimliche Freude zu bereiten schien, meine gestrige erste Klavierstunde auseinander zu nehmen. "Wer hätte das von unserem "Sonnenschein" gedacht?" sinnierte er vor sich hin. Kaiba als "Sonnenschein" zu bezeichnen, erschien mir unpassender denn je. Der Typ war einfach nur unmöglich! Und er konnte keine Grenzen wahren, etwas, das ist hasste wie die Pest. Vielleicht sollte ich Licht ins Dunkel bringen, denn ihr überlegt euch wahrscheinlich, wie viel ich den dreien, ja, Yugi saß neben mir, schien mit den Gedanken allerdings woanders zu sein, erzählt hatte, Natürlich NICHTS! Also, nichts... ähm, sagen wir mal, Explizites. Ein bisschen von der Klavierstunde und Tristan wunderte sich gerade, dass Kaiba sich dazu herabgelassen hatte, mir etwas zu Trinken zu bringen. "Also wirklich Joey," meldete Thea sich wieder, "dass war nicht sehr nett von ihm, der Kerl ist ein gefühlloses Schwein, so über dich herzuziehen." ,Herzufallen, meine Gute, herzufallen,' korrigierte ich sie in Gedanken. "Wem sagst du das?" Ich seufzte kellertief. "Trefft ihr euch heute wieder." "Hm," machte ich gedankenlos. Dann fiel mir wieder siedendheiß ein, dass ich mir ja geschworen hatte, nie wieder zu ihm zu gehen. "Mal sehen," setzte ich nach. Sie sah mich verdutzt an. "Was heiß das? Du hast noch genau 20 Tage um Klavierspielen zu lernen. Müsst ihr da nicht sooft üben, wie es möglich ist?" ,Müssten, Liebling, müssten. Aber das fällt flach, ich werde nicht mehr zu ihm gehen.' Außerdem bezweifelte ich stark, dass Kaiba mich noch mal wieder sehen wollte. Der hatte wahrscheinlich von mir die Schnauze genauso voll, wie ich von ihm. Unter seinem Auge prangte nämlich ein ansehnliches Pfeilchen. Tadaa, darf ich präsentieren, mein Verdienst! Bekomme ich eine Tapferkeitsmedaille? Die hätte ich mir redlich verdient! Wie weit der gestern wohl noch gegangen wäre? Eigentlich wollte ich darüber gar nicht nachdenken, mir saß der Schrecken auch so noch tief genug in den Knochen, da musste ich ihn nicht durch meine Horrorfantasien vergrößern. Er hatte mich...hatte mich... ge-ge-gekü... GEKÜSST, verdammte Scheiße! Warum musste das ausgerechnet mir passieren? Wieso wurde gerade mir diese zweifelhafte Ehre zuteil? War das denn gerecht? Nein, das war es ganz und gar nicht! Eben so ungerecht war meine Musiklehrerin, die mich im Gang ansprach. Innerlich hatte ich gehofft, sie möge mich ignorieren, oder, was natürlich noch besser gewesen wäre, alles vergessen haben. Diesen Gefallen tat sie mir leider nicht. "Mister Wheeler, ich bin erfreut, Sie doch noch anzutreffen," heuchelte sie mit honigsüßer Stimme. "Die Ehre ist ganz meinerseits," schleimte ich zurück. "Wie läuft es mit Ihren Proben? Haben Sie schon ein passendes Stück gefunden." Spätestens jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem ich alles abblies, mir wahlweise auch eine herzzerreißende Familiengeschichte ausdachte, warum es mir- schade, schade- nicht möglich war, an dem Vorspiel teil zu nehmen. "Jawohl, ich habe das Präludium gewählt," hörte ich mich stattdessen sagen. "Eine fantastische Entscheidung!" Wie schön, ihr gefiel es. Das rettete meine Musiknote! Die Sache hatte nur einen kleinen Schönheitsfehler, ich konnte nur schlappe acht Takte, wenn ich die mal nicht auch bis dahin vergas. "Ich wusste gar nicht, dass Sie ein Piano daheim haben." Da wusste sie richtig, ich hatte auch keines. "Ich... ähm, übe bei einem Freu... Bekannten!" "Nun denn, ich wünsche Ihnen viel Erfolg, enttäuschen Sie mich nicht," scherzhaft mahnend wedelte sie mit dem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum. Ich lächelte gequält. Endlich rauschte sie davon, ließ mich allein, verlassen und unrettbar zurück. Ich würde mich nicht nur blamieren, ich machte mich zum absoluten Deppen. Bei ihr bekam ich höchstwahrscheinlich keinen Fuß mehr auf den Boden und überhaupt artete die ganze Kiste in ein Fiasko aus. Fiasko. Fiasko! Fiasko!! Ich bin so blöd, blöd, blöd! Ich Idiot, ich verdammter Idiot, ich verdammter Vollidiot, ich... "Joey." "Ah!" erschrocken wirbelte ich herum. "Alter, mach das nie wieder, Mann! Ich hätte fast 'nen Herzkasper bekommen!" "Meinst du nicht, dass du ein bisschen jung zum Sterben bist?" Yugi spielte geistesabwesend mit seinem Puzzle herum. Was hieß hier zu jung? Mit einem Fuß stand ich ja bereits im Grab. In einem Selbstgeschaufelten, möchte ich noch hinzufügen. "Joey?" "Hm?" "Wir sind doch ehrlich zueinander, oder?" Was sollte das denn werden? Ein Schwur der ewigen Freundschat, Treue, in guten wie in schlechte... nein, das gehörte woanders hin. "Ja," antwortete ich zögern, ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte. "Und wir haben keine Geheimnisse voreinander, richtig?" ... Hey, lass uns Blutbrüderschaft schließen! Komm her alter Kumpel, treten wir gemeinsam die letzte Reise an und springen vom Schuldach. Halloho? Was hatte der zum Frühstück? "Richtig?" verwirrt runzelte ich die Stirn. "Dann sag mir die Wahrheit, was ist gestern bei Kaiba geschehen?" Aha! Daher wehte der Wind. "Nichts, das habe ich euch doch schon gesagt." "Aber dich bedrückt doch was." Mich bedrückte was? Na klar bedrückte mich was! Ich war gestern immerhin von einem Jungen geküsst worden. Von Kaiba wohlgemerkt, von dem ich eigentlich geglaubt hatte, wir führen eine intensive Feindschaft. Den ich immer in aller Ruhe hassen konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Und dann? Dann musste dieser Hornochse so was machen! Der schmiss einfach all unsere schönen Regeln über Bord, das ging doch nicht. Und schon gar nicht, ohne zu fragen... Moment, auch mit Fragen wäre es natürlich nicht okay gewesen! Das möchte ich an dieser Stelle betone, es hatte mir NICHT gefallen. Man hatte mich genötigt. Ich war genötigt worden, ICH! Heilige Mutter Gottes, was hatte ich denn verbrochen? "Ich mache mir Sorgen wegen des Vorspieles," das war noch nicht einmal gelogen, Mensch war ich gut! "Warum, läuft es nicht so, wie du es dir vorgestellt hast?" Ja, so könnte man das durchaus sagen. Ich hatte mir tatsächlich nicht vorgestellt, dass ER mich jemals auch nur anrühren würde. Und nun das. "So in etwa." "Aber du schaffst das doch, oder?" Seine dunklen Augen blickten mich so besorgt und mitleidig an, dass ich ihn einfach nicht vor den Kopf stoßen konnte. "Klaro schaffe ich das!" Er sah so erleichtert aus. "Dann bin ich ja beruhigt. Weißt du, Joey, ich mache mir Sorgen um dich. Du verstrickst dich so schnell in irgendwelche Schwierigkeiten. Freut mich, dass ich mich geirrt habe, mach's gut." Ich schaute ihm nach und fühlte mich mies. Wie Recht er doch hatte, ich zog das Unglück an wie ein Magnet. Gerade eben hatte ich mal wieder ein Paradebeispiel abgeliefert. Ich belog meinen besten Freund. Wie tief konnte ich noch sinken? Tief genug, um am Nachmittag vor Kaibas Haustür zu stehen. Mein Herz schlug, als wolle es einen neuen Weltrekord aufstellen, meine Beine waren so weich wie ein geschmolzenes Marshmellow und mein Finger zitterte, als ich den Klingelknopf betätigte. Erst geschah gar nichts, denn hörte ich schlurfende Schritte und die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Große, runde Augen blickten fragend zu mir empor. "Hi Mokuba," begrüßte ich den Kleineren der beiden Kaibas. Irgendwie war ich erleichtert, dass ich es noch nicht mit seinem großen Bruder zu tun hatte. Es gab mir noch ein bisschen Zeit, um mich mental darauf vor zu bereiten. "Tag Joey." "Hi," wiederholte ich mich, "ist Kaiba da?" "Ja." Er rührte sich nicht von der Stelle, guckte mich nur erwartungsvoll an. "Ähm, ich meinte eigentlich deinen großen Bruder." Ein wenig enttäuscht nickte er, bedeutete mir zu warten und verschwand im Inneren der Villa. Der Kleine bekam wohl nicht allzu oft Besuch. Das nächste Mal, das nahm ich mir fest vor, würde ich ihn besuchen. Vorausgesetzt natürlich ich überstand dieses Treffen ohne bleibende Schäden. Vielleicht wollte er sich ja für die Ohrfeige rächen? Ehrlich gesagt, behagte mir diese Vorstellung nicht unbedingt. Nachdem ich gestern meine Ansichten über Kaibas Kräfte hatte revidieren müssen, war ich nicht wirklich scharf darauf von ihm eine gelangt zu bekommen. Allerdings hätte ich es verstanden. Ich würde das jedenfalls nicht auf mir sitzen lassen. Wie aus dem Boden gewachsen stand er plötzlich vor mir, eine Hand gegen den Türrahmen gelehnt und die Hüft nach recht geschoben. Er kam sich in dieser Pose wahrscheinlich unglaublich toll vor. "Schau mal einer, wer da angekrochen kommt. Solche Sehnsucht nach mir gehabt, Köterchen?" Sein Ego hatte jedenfalls keinen Riss bekommen, nicht den kleinsten. "Konnte mich kaum noch beherrschen," gab ich bissig zurück. "Du willst mir sagen, wie leid es dir tut, dass du von nun an alles machen wirst, was ich sage und mich bitten, dir doch wieder Unterricht zu geben." Er grinste überheblich. Die Verlockung, ihm noch eine zu scheuern, war groß, beinahe übermächtig, doch ich hielt mich zurück. "Nicht ganz, ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich so fest zugeschlagen habe. Und ja, ich wäre die dankbar, wenn du mir dieses eine Stück beibringen würdest. Ich tu auch, was du möchtest, aber ich sage es dir gleich, ich werde mich nicht ausziehen, mit dir schlafen und nein, bevor du fragst, ich werde dir auch keine blasen." Bei dem letzten Teil meiner kleinen Rede, machte er ein übertrieben bestürztes Gesicht. "Das schränkt meine Auswahl aber ganz schön ein." "Und wenn du mich noch mal küsst, mach ich dich kalt." Er leckte sich über die Lippen. "Nein, eher heiß." Argh, dieser Mistkerl! Ich spürte, wie mir die Wärme ins Gesicht kroch. Na, da würde er sich ja gleich unheimlich bestätigt vorkommen, wenn ich jetzt rot wurde. "Was ist nun, machst du es trotzdem?" "Lass mich zusammenfassen: Ich schlage mich mit einem absolut unmusikalischen Streuner herum, ich komme dabei noch nicht mal auf meine Kosten und überhaupt klingt das ganze nach einem beschissenen Job. Okay, ich nehme an." "Ehrlich?" Ich war überrascht, hatte damit gerechnet, dass er den Preis hochtreiben oder mir die Tür vor der Nase zuschlagen würde. Aber ich hatte falsch gelegen. Einen Moment lang konnte ich ihn richtig gut leiden, aber auch nur einen kleinen Moment! "Unter einer Bedingung," setzte er nach. Hatte ich es doch gewusst! Ich seufzte. "Welche?" "Du gehst heute Abend mit mir Essen." Da war ich baff. "In einem Restaurant?" hakte ich vorsichtshalber nach. Wer wusste, wo der Kerl mich sonst hin entführte. "Nein, du Dummkopf, auf einer Müllkippe, will ja, dass du dich heimisch fühlst," das was gemein, "natürlich in einem Restaurant!" "Heute Abend kann ich aber nicht." Seine linke Augenbraue zuckte verdächtig. "Warum nicht?" "Ich muss arbeiten." "Wo?" "In einer Bar, heißt Sternenguckerchen." "Ach wie niedlich." Gut, seine Stimme troff vor Sarkasmus, aber ich war entsetzt, dass Kaiba das Wort "niedlich" kannte. Wie sollte das denn weitergehen? War ich demnächst vielleicht "goldig", "ganz aller liebst" und "herzig"? "Ich könnte morgen," ich hoffte, ihn friedlich zu stimmen. Er grummelte und es hörte sich fast wie ein "wenn's denn nicht anders geht" an. Zufällig fiel mein Blick auf seine Armbanduhr. Du lieber Herr Gesangsverein, so spät war das schon? Ich hatte mir zuhause wohl doch ein bisschen viel Zeit gelassen, als ich das Gummibärchenorakel befragte. "Ich muss los, morgen nach der Schule bei dir?" Er grinste anzüglich. "Bis dann," ich überlegte, ob ich ihm vielleicht noch die Hand geben sollte, aber am Ende tat er wieder irgendetwas Hinterhältiges. Besser nicht. Also drehte ich mich um und verließ mit schnellen Schritten das Anwesen. "Fünfzehn Minuten zu spät, ich dachte schon du kommst gar nicht mehr!" donnerte es mir aus der Küche entgegen, als ich atemlos durch die Tür stürzte. Es bleibt mir wohl auf ewig ein Rätsel, woher mein Chef wusste, wann ich eintrat ohne mich zu sehen. "Es tut mir leid." "Was war es diesmal?" Ein schwarzgelockter Kopf streckte sich mir aus den kleinen Loch, von wo aus man die Speisen übergab, entgegen. "Hat dein Hund Knallerbsen verschluckt oder ist deine Oma gestorben, zum dritten Mal?" Alejandro war Italiener und vertrat alle Klischees so einwandfrei, dass man ihn nur gern haben konnte. Er war laut, hatte einen harten Akzent und war zu den Damen so charmant, wie nicht einmal ihre männliche Begleitung. "Ich hatte ein paar Differenzen mit meinem Klavierlehrer." "Ach was, Differenzen. Ich bezahle dich nicht für Differenzen! Mach das du in die Gänge kommst!" Ich mochte meinen Chef, er schimpfte zwar wie ein Rohrspatz, doch er hatte mir noch nie gedroht mich raus zu werfen und die Bezahlung war ordentlich. An manchen Abenden legte er sogar noch etwas drauf. Ich band mir die schwarze Schürze um und kramte Block und Zettel hervor. So bewaffnet machte ich mich daran, meinen Kollegen abzulösen und die Bestellungen aufzunehmen. Nach einer halben Stunden waren alle Gäste versorgt und ich trocknete gedankenverloren Biergläser ab. Ob das so eine gute Idee gewesen war, Kaiba zum zweiten Mal um Hilfe zu bitten? Man hätte meinen können, ich hätte es beim ersten Versuch gemerkt, wir waren verdammt unterschiedlich. Das konnte eigentlich gar nicht gut gehen. Was, wenn er sich nicht an unsere Vereinbarung hielt, was wenn... "Joseph!" Ich schrak zusammen. Nur mein Vater rief mich bei meinem richtigen Namen und das auch nur, wenn er besonders wütend oder betrunken war... was auf das selbe hinauslief. "Sag mal, träumst du, Junge? Der Gast dort hinten wartet schon seid fünfzehn Minuten auf dich!" Ich nuschelte eine Entschuldigung und machte mich auf den Weg. "Sie wünschen?" Ohne aufzusehen zog ich den Bleistift hinter meinem Ohr hervor und machte mich bereit zum Notieren. "Dich, nackt, unter mir." Wie von Blitz getroffen hielt ich einen Atemzug inne, dann stöhnte ich genervt. "Was machst du denn hier?" Blaue Augen blitzten mich herausfordernd an. "Ich gebe eine Bestellung auf." Nachwort: Der Name Sternenguckerchen ist doch süß, oder *sich in dieses Wort verknallt hat*? Der Teil war ziemlich lang *uffa*, die Tastatur qualmt. Vielen Dank ihr Lieben, Azrael. PS: Seto kommt wie ein Perverser rüber? *grübel* Naja, wenn Joey so lahm is, muss doch einer die Initiative ergreifen, hm? *schlechte Ausrede parat hat* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)