Die Verführung von Amunet ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 5 oder Harry‘s Position ------------------------------------------ Die Räder des alten Zuges knattern. Erzeugen dieses typische Geräusch, dass man, einmal in einer Eisenbahn gewesen, mit dem Zugfahren verbindet. Die Landschaft abwechselnd zwischen tristem Grau und wachsenden Grün, zieht in schnellen Bildern an mir vorbei. Der Winter geht und der Frühling kommt. Es erinnert mich unwillkürlich an das Jahr nach dem großen Kampf. An das Jahr indem Voldemort ein für alle Mal besiegt wurde und mich beinahe getötet hätte. Auch in diesem Jahr, als die Erde von Blut getränkt und mit den Leichen geliebter Freunde, Verwandter und Kampfgefährten angehäuft war, war der Frühling zurückgekehrt. Es stimmt mich traurig, wenn ich daran denke, doch es ist jetzt schon fünf lange Jahre her. Die Zeit hat zwar nicht alle Wunden geheilt, aber den Alltag wieder einkehren lassen. Lehrer wurden ersetzt, neue Schüler sind herangewachsen. Familien wurden gegründet, ein neuer Zaubereiminister gewählt. Die meisten Lücken wurden gefühlt, nur die Lücke die in meinem Herzen hinterlassen wurde, klafft noch immer offen und eitrig. Allerdings rührt meine Verletzung nicht ausschließlich vom Krieg her, es gab noch dieses eine Ereignis, dass bereits ein Jahr vor meinem Kampf mit Voldemort stattfand. Ich seufze. Plötzlich sehe ich nicht mehr durch das Glas, sondern betrachte die Reflexion darin. Ron und Hermine sitzen hinter mir. Hermine, den Kopf auf Rons Schulter gelehnt, die Hände mit den glitzernden Eheringen ineinander verschränkt. Unter Hermines zart rosafarbener Bluse ist schon die erste Rundung ihrer Schwangerschaft erkennbar. Ginny sitzt ihnen gegenüber und unterhält die beiden mit einer ausführlichen Geschichte rings um ihr Praktika, dass sie gerade bei einer angesehenen, magischen Zeitung in Frankreich macht. Mein Blick wandert zur Schiebetür, die das Abteil verschlossen hält. Fast warte ich darauf, dass „er“ durch die Tür kommt. Bei fast jeder meiner Fahrten nach Hogwarts ist er gekommen. Anfangs nur lästig, ist es uns irgendwie zur Gewohnheit geworden. Ich habe quasi darauf gewartet, dass er kommt und mich und meine Freunde beleidigt. Aber dieses Mal wird er nicht kommen, ebenso wenig wie in dieser einen Nacht vor sechs Jahren. Ein Stich durchfährt mich und ich muss kurz meine Augen schließen, damit der Schmerz nicht zu sehr in meinen Augen erkennbar ist. Ich bereue jetzt schon, dass ich mich von Hermine überreden lassen habe, zum Klassentreffen zukommen. Seit der Krieg vorbei ist, habe ich mich etwas aus der Zaubererwelt zurückgezogen und mir ein kleines Haus in Godrics Hollow gekauft. Es ist nur wenige Häuser von dem meiner Eltern entfernt. Vielleicht ist es sentimental, doch ich hatte das Gefühl in diese Stadt, aus der mein Vater und Dumbledore stammten, zurückkehren zu müssen. Godrics Hollow fühlt sich fast wie ein Stück Heimat an, welche ich bisher nur in Hogwarts gespürt habe. So sehr ich mein Leben versuche weiterzuführen, in einer Art und Weise, mit der ich zufrieden bin, die meine Eltern, Sirius und Dumbledore mit Stolz erfüllt hätte, ich weiß nicht, ob der gewählte Weg der richtige ist. Obwohl ich Freunde habe und in der Winkelgasse ein Geschäft mit diversem magischem Flitterkram führe, ist in mir noch immer diese Leere. Lange Zeit glaubte ich, sie käme von den tragischen Erlebnissen des Krieges, doch wenn ich mir all die anderen ansehe, die den Krieg überstanden haben und weiterleben – richtig weiterleben, zweifele ich dran. Wie von selbst wandern meine Gedanken zurück zu ihm und der Wunde, die er mir beigefügt hat. Vielleicht liegt die Lösung darin. Möglicherweise ist die Antwort so simple, das ich sie nicht wahrhaben möchte. Lange habe ich auf ihn gewartet, bis ich vor Müdigkeit in den warmen Decken eingeschlafen bin. Als ich erwachte, waren die Kerzen trotz Magie herunter gebrannt. Die Luft war kalt geworden, der sinnliche Duft im Raum schwer und unangenehm. Ich suchte Anzeichen, dass er da gewesen war. Doch alles was ich fand waren Spuren von mir. Enttäuschung hatte sich in meinem Herzen breit gemacht, aber ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Es konnte ja sein, dass er von Filch beim herumschleichen in den Gängen geschnappt worden war, dass er den Schlafsaal erst gar nicht verlassen konnte. Irgendeinen gewichtigen Grund musste es geben. Also schlich ich mich durch Korridore und Geheimgänge bis ich wieder im Gryffindorturm war. „Harry, wo warst du?“, überfiel mich Ron sofort, als er mich sah. „Heute Nacht sind drei Slytherin abgehauen. Es gibt Gerüchte sie wären zu Du-weißt-schon-wer gegangen, um Todesser zu werden. Kannst du dir das vorstellen?“ Ein ungutes Gefühl überkam mich. Ich kannte die Antwort schon bevor ich meine Frage stellte: „Wer?“ „Grabbe und Goyle. Und Harry, Draco Malfoy war auch dabei! Malfoy ist weg!“ Die Bremsen quietschen. Der Zug kommt zum stehen. Wir sind da. Wir haben Hogwarts erreicht. Automatisch packe ich meine Tasche und folge den anderen hinaus ins Freie. Die Kutschen mit den Thestralen stehen breit. Einigen entsetzten Keuchern entnehme ich, dass ich nicht mehr zur Minderheit gehöre, welche die Thestrale sehen kann. Eine weitere Fügung, die der Krieg mit sich gebracht hat. „Harry“, fragt mich Hermine, als wir in der Kutsche sitzen, „ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so ruhig.“ „Mit geht es gut“, lüge ich und Hermine weiß, dass sie nicht weiter nachfragen soll. Die Blicke von Ron und Ginny, die auf mir liegen, sind mitleidig. Sie wissen nicht was sie sagen oder wie sie mich behandeln sollen, aber ich kann es ihnen auch nicht erklären. Ich weiß selbst nicht was mit mir los ist, auch wenn ich mir sehr wohl darüber bewusst bin, dass der Umgang mit mir ebenso schwierig ist, wie der Umgang mit einem Knallrümpfigen Kröter. Im Schloss angekommen beziehen wir als erstes die Schlafsäle. Der Raum erscheint mir so merkwürdig klein und vertraut zu gleich. Neville, Ron und Seamus steuern automatisch auf ihre alten Betten zu. Das Bett von Dean bleibt leer. Auch er war Opfer des Krieges geworden. Das offizielle Klassentreffen beginnt erst am nächsten Tag und einige der Schulkameraden sind noch nicht eingetroffen, doch diejenigen welche schon da sind, beschließen zu den Drei Besen zu gehen. Doch ich möchte nicht. Ich brauche einen Moment der Ruhe für mich und mache stattdessen einen ausgedehnten Spaziergang über die Ländereien. Obwohl so viel Zeit vergangen ist, so viele Dinge passiert sind, hat sich auf Hogwarts wenig verändert. Hagrids Hütte steht wieder auf ihrem angestammten Platz, wo man sie nach dem großen Feuer neu errichtet hat. Sie sieht natürlich nicht so verwittert und schief aus, wie es die alte von früher getan hat, aber sie ist da. Dort wo Menschen gestorben und harte Kämpfe stattgefunden haben, ist das Gras längst nachgewachsen. Nur an einzelnen Stellen, wo ein besonders böser Fluch den Boden versenkt hat, finden sich auch jetzt noch schwarze Löcher. Bei dem Gedanken daran, ob hier jemand zu Tode kam, zieht sich mein Herz noch ein Stück weiter zusammen. Ich muss blinzeln, mich zwingen weiterzulaufen, damit ich mich nicht in der Dunkelheit verliere. Es gelingt mir nach einigen Schritten erneut normal zu atmen und Gedanken und Erinnerungen aus meinem Kopf zu verbannen. Aber ich komme nicht umhin festzustellen, dass es immer schwerer wird ihnen zu entkommen. Ich dachte, die Zeit heilt alle Wunden, doch in meinem Fall werden sie stetig größer. Ein Lachen erklingt, wird vom Wind sanft zu mir getragen. Ich sehe in der Ferne Ron und Hermine an der Spitze einer Gruppe aus Gryffindors, Ravenclaws und Huffelpuffs gehen. Sie amüsieren sich, albern wie zu Kindertagen. Mir wird warm ums Herz, wenngleich ein sanfter Hauch Schmerz diese Wärme begleitet. Es ist schön zu wissen, dass der Krieg nicht alles zerstört hat und so manches sich von selbst erholt. Möglicherweise, so denke ich mir im Anflug von Hoffnung, ist es auch für mich nicht zu Spät. Vielleicht gelingt es mir, mich irgendwann aus diesem Loch zu ziehen, indem ich stecke. Doch dann, mit dem aufkommenden Wind, welcher mir durch die Haare streicht, vergeht auch dieser Gedanke. Ich weiß, dass ich Liebe in meinem Leben brauche. Eine Liebe so tief, dass sie mein Herz berührt und das fast verkümmerte Ding, dass es ist, erneut mit Leben einhaucht. Erneut muss ich an Draco denken, denn er war es, der meinem Herzen den Stich versetzt hat, aus dem mein Lebenssaft geflossen ist. Voldemort hat es letztlich nur ausgequetscht, damit auch der letzte Tropfen heraus getropft ist. Doch selbst, wenn es so einen Menschen gibt, könnte ich ihm abverlangen, dass er mich rettet? Ich weiß wie es ist, etwas aufgebürdet zu bekommen. Eine Last zu tragen, die größer ist, als die schmalen Schultern, die man besitzt. Nein, ich denke nicht, dass ich die Bürde meiner Rettung einem anderen zumuten würde, wenngleich ich weiß, was das für mich bedeutet – Einsamkeit. Die Nacht bricht allmählich herein und ich weiß, dass es Zeit ist, meine trüben Gedanken abzuschütteln. Ich sollte zu meinen Freunden gehen und das Wiedersehen so gut es mir möglich ist genießen. Mich daran erfreuen, was alles vor fünf Jahren verschont wurde. Und ja, als der Ruf einer einzelnen Eule in der Abenddämmerung erklingt, raffe ich Schultern und Kreuz, kehre ins Schloss zurück und weigere mich, auch nur eine Sekunde an Draco oder Krieg zu denken. oooOOOooo Die Erkenntnis, dass Ron noch immer schnarcht würde mich amüsieren, wenn sie mich nicht vom schlafen abhalten würde. Seit drei Stunden drehe ich mich schon von einer Seite auf die andere, doch es hat keinen Sinn, ich kann nicht schlafen. Die Armbanduhr auf meinem Nachtisch zeigt inzwischen drei Uhr morgens an. Ich seufze und dann stehe ich plötzlich vor meinem Bett. Wie von alleine tragen mich meine Füße aus dem Schlafsaal, durch den Gemeinschaftsraum und hinaus in die Gänge. Die fette Dame beschwert sich nur kurz über die nächtliche Störung und nickt dann sofort wieder ein. Für eine Minute stehe ich einfach da, vom Gefühl des Vertrauten überwältigt und fast fühle ich mich wieder wie der 16.-Jährige der ich einmal war. Doch der Unterschied besteht darin, dass ich heute kein Ziel vor Augen habe. Ich habe keine Verabredung mit Draco, kein Geheimnis zu lüften oder etwas dergleichen – ich kann einfach nur nicht schlafen. Meine Füße lösen dieses winzige Problem jedoch für mich, indem sie mich wie zuvor erneut losgehen lassen. Ich streife durch die dunklen Gänge Hogwarts, vorsichtig damit ich nicht noch mehr Bilder aufwecke und bleibe erst stehen, als sich vor mir eine Tür aufbaut. Mein Herz bleibt für einen Moment stehen, danach schlägt es umso heftiger weiter. Es die bedeutungsvolle Tür vergangener Zeiten, als ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig verliebt war. Ihren Rahmen mit all den Masserungen im Holz, den Unebenheiten diverser Kratzer und dem Messinggriff, mit seinen kitschigen Schnörkeln – wie könnte ich all dies vergessen? Nach Dracos Verschwinden kam ich oft hier her, habe mir einfach nur die Tür angesehen und darüber nachgedacht, weshalb er, ohne ein Wort, gegangen war. Ob das, was wir miteinander geteilt haben, bedeutungslos war oder ob es einen Grund für sein Verhalten gab. In ganz Hogwarts hielten sich hartnäckig die Gerüchte Draco, Grabbe und Goyle waren Voldemorts Todesser - Zirkel beigetreten, doch als es zur großen Schlacht kam, waren nur Grabbe und Goyle dort. Von Draco habe ich bis heute nichts gehört. Ich weiß, dass seine Eltern nicht nach Askaban geschickt wurden, weil sie sich auf dem Höhepunkt von Voldemorts Wirken gegen ihn gestellt und erneut die Seite gewechselt haben. Doch auch nach dem Krieg habe ich keine Informationen zum Verbleib von Draco erhalten. Ich weiß nicht einmal, ob er noch lebt. Auf einmal habe ich diesen Drang unser erwähltes Liebesnest wiederzusehen. Den Schmerz, den mir dieser Ort bereitet hat, erneut zu spüren. Einen Wimpernschlag später drehe ich den schweren Knauf. Ich weiß nicht genau was ich erwartet habe, doch irgendwie fühle ich mich enttäuscht. Eisige Kälte schlägt mir entgegen. Der Raum trostloser als ich ihn in Erinnerung habe. Mein Zauberstab gleitet durch die Luft und die Kerzen flammen auf. Ihr Licht lässt meinen Alptraum erwachen, macht meine Erinnerung zur Realität und plötzlich bin ich wieder in der Vergangenheit. Sehe mich deutlich und klar auf dem Bett liegen und warten, als wäre mein erwachsenes Ich als stummer Beobachter dort gewesen, als wäre ich in einem Denkarium. Was mache ich hier? Warum muss ich mich selbst so quälen? Ich bin so ein Idiot! Meine Gefühle überwältigen mich. Tränen schießen mir in die Augen und dann gibt es kein Halten mehr. Ich weine wie ich noch nie zuvor geweint habe. Weine wegen der Ungerechtigkeiten, die man mir bei den Dursleys angetan hat, wegen dem Verlust meiner Eltern, meines Paten. Weine über das Schicksal, dass mir in die Wiege gelegt wurde, über die Bürde, die mich fast zerbrochen hätte. Weine wegen dem einen Mann, den ich geliebt habe, der mein Herz mit seinem Verrat gebrochen und die Überreste mit seinem Verschwinden mitgenommen hat. Irgendwie in diesem Zustand muss ich zum Bett gelangt sein, denn dort schlafe ich ermattet von all den jahrelang unterdrückten Tränen ein. Als ich irgendwann später erwache überkommt mich ein neuerliches Déjà-vu, die Kerzen sind herunter gebrannt und die Luft eisig geworden. Mich schaudert es und ich muss schlucken. Ich sollte diesen Ort verlassen, sollte gehen bevor mich der Schmerz zerfrisst. Gerade möchte ich aufstehen, da entfacht ein Funke die erste Kerze. Sofort ruckt mein Kopf in die Richtung der Ursache, doch alles was ich sehe ist Dunkelheit. Nach und nach folgt eine Kerze der anderen und schon bald ist der Raum wieder in Licht getaucht, der Schatten aus der Finsternis, entpuppt sich als Schatten meiner Vergangenheit. Ich bin fassungslos! „Hallo Harry“, es sind diese zwei Worte, die mich in die Wirklichkeit zurückholen. „Draco?“ „Ja.“ „Was? Wo zum Teufel warst du!“, platzt es aus mir heraus. Doch Draco sagt nichts, geht stattdessen langsam auf mich zu, mich dabei ruhig ansehend und bleibt erst stehen, als er vor dem Bett angekommen ist. „Das ist eine lange Geschichte“, sagt er und setzt sich neben mich. Jetzt erst, von nahem fällt mir auf, dass die Zeit auch bei ihm Spuren hinterlassen hat. Sein Haar ist länger, als ich es von damals kenne und glänzt nicht mehr ganz so silbrig. Seine Gesichtszüge wirken abgemagert, die Ränder unter seinen Augen sind tief. Was ist nur mit Draco geschehen? „Es tut mir leid.“ Vier Worte, vier kleine Worte und Draco weint vor mir! Ich bin verunsichert, weiß nicht wie ich reagieren soll, ob ich noch böse auf ihn bin oder nicht. Meine Gefühle sind so schwankend, so durcheinander. Doch auf einmal stelle ich fest, dass ich Draco im Arm halte und er an meiner Schulter Trost sucht. Eigentlich sollte mich das ärgern, wo ich doch derjenige bin, der sitzen gelassen wurde, aber eine Ahnung macht sich in mir breit. Vielleicht ist Dracos Geschichte eine andere, als es die Gerüchteküche vermuten lässt. Und dann, so überraschend wie sie gekommen sind, versiegen Dracos Tränen wieder. Mit dem Ärmel wischt er sich übers Gesicht, rückt etwas ab und sieht mich an. „Du siehst gut aus.“ „Du…“ Fast hätte ich „auch“ gesagt, doch dann räuspere ich mich, „wirkst erschöpft.“ „Lügner, ich sehe schrecklich aus.“ Unwillkürlich erröte ich ertappt, da ich tatsächlich in diese Richtung gedacht habe. „Keine Sorge, das weiß ich selbst. Ich komme so langsam erst wieder zu mir.“ Fragend sehe ich ihn an. „Was hast du von mir gehört? Seit damals?“, will Draco wissen. „Nichts. Rein gar nichts. Ich wusste nicht einmal, ob du noch lebst. Es gab nur Gerede, du wärst zu Voldemorts Todessern dazu gestoßen, wie es schon dein Vater tat.“ Er nickt mehrfach, bevor er den Kopf schüttelt. „Das ist alles so falsch. Ich wäre nie… Wie hätte ich noch gekonnt, wo ich doch jetzt… dich hatte.“ „Wo warst du, Draco? Wo?“ Sein Gesicht wird so weiß, dass es fast transparent wirkt. „Sie haben mich weggebracht. Irgendwie…“, erklärt er leise, stockend und sehr langsam, „haben sie herausbekommen, dass zwischen uns etwas war. Ich habe ihnen nie gesagt, was es ist, doch es hat schon gereicht, dass wir uns egal in welcher Form näher gekommen sind. Zuerst haben sie mich zu meinen Eltern gebracht, aber weil ich geschwiegen habe, hat der Dunkle Lord…“ Draco muss schlucken, scheinbar fällt es ihm immer schwerer darüber zu reden. „Er hat mich foltern lassen – von Grabbe und Goyle.“ Ein bitteres Lächeln liegt auf Dracos Lippen. „Der Dunkle Lord fand es wohl amüsant, dass meine besten Freunde, mich zum Reden bringen. Erst verraten, dann gefoltert. Was für eine Freude ich dem Dunklen Lord wohl bedeutet habe. Und dann meine Eltern, sie waren so entsetzt. Auf diese Weiße konnte er uns alle quälen.“ „Ich…“ Was soll ich ihm sagen? Wie nur kann ich ihm einen Teil seines Schmerzes nehmen? Kein Wort das ich angesichts dieser Situation sagen könnte, wäre dem gerecht. Und weil nichts was ich sagen würde, passend wäre, ziehe ich ihn einfach wieder in meine Arme, während mein Herz sich mit der Liebe füllt, die ich längst verloren glaubte. Ich halte ihn ganz fest und merke gar nicht, wie ich dann doch die richtigen Worte finde. „Es wird alles gut. Voldemort ist tot. Und wir, wir haben wieder uns.“ Draco erwidert meine Umarmung. Für eine Weile lassen wir die Gedanken und die Schmerzen der Vergangenheit zwischen uns schweben, doch dann werden sie von der Wärme unserer Gefühle vertrieben. Auch wenn die Vergangenheit stets ein Teil von uns sein wird, der negative Part hat hier nichts mehr zu suchen. Wir haben beide das Recht glücklich zu werden. Miteinander. „Harry“, haucht er an mein Ohr und ich sehe ihn an. „Du warst es. Du hast mir die Kraft und den Mut gegeben standhaft zu bleiben. Immer wenn ich aufgeben wollte, habe ich an dich gedacht und dann wusste ich, dass ich es schaffen kann.“ „I…“ „Sag nichts. Du brauchst nichts sagen. Ich wollte nur, dass du es weißt.“ In diesem Moment lasse ich alles los. Etwas katapultiert mich sechs Jahre in die Vergangenheit zurück, wo ich auf Draco warte. Aber jetzt ist er hier und Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen ineinander. Ich kann nicht anders, ich muss ihn jetzt spüren. Süß und bitter zugleich. Meine Lippen berühren Dracos, ihn dabei ansehend, das begehrliche Funkeln in seinen Augen entdeckend. Fast gleichzeitig schließen wir unsere Lider, küssen uns mit sehnsuchtsvoller Inbrunst immer und immer wieder. Mein ganzer Körper wird mit Kribbeln erfüllt, will mehr, doch Draco rückt von mir ab. „Wir sollten nicht…“ „Warum?“ „Es ist zu früh. Wir haben das alles noch nicht verarbeitet. Lass uns einfach… beieinander sein. Kein Sex, ok? Wir haben Zeit. Alle Zeit der Welt.“ Zärtlich sehe ich Draco an. Er ist so reif geworden. Ein richtiger Mann und seine Worte erfüllen mich mit einem tiefen, sanften Gefühl. „In Ordnung“, sagte ich, „aber könntest du mich einfach eine Weile hier halten?“ „Ja“, in seiner Stimme klingt ein sanftes Lächeln, während er mich mit sich auf die weichen Kissen zieht. Es fühlt sich so gut an einfach nur bei ihm zu liegen, doch etwas liegt mir noch auf der Zunge. „Draco.“ „Hm…“ „Bitte verlass mich nicht noch einmal.“ Er sieht mir tief in die Augen ehe er spricht: „Nie wieder.“ „Danke“, ein Ausdruck meiner unsagbaren Innigkeit, „und ich lasse dich nie wieder gehen.“ Fortsetzung folgt… Hey, das war Kapitel 5 von „Die Verführung“. Ich hoffe, es hat euch gefallen. ^____^ Über Kommentare, die Lob, Kritik und Anregungen beinhalten würde ich mich freuen. Liebe Grüße Amunet Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)