Gerüchte von Amunet ================================================================================ Kapitel 13: Sternenwanderer --------------------------- Vegeta checkte das System. Einen Kopf nach dem anderen drückte er, ausgeführt in bestimmter Reihenfolge. Etliche Hebel wurden verstellt. Mal höher, mal tiefer. Die Anzeige auf dem kleinen Display vor ihm nach jeder Aktion überprüft. Das Kommunikationssystem geschaltet und getestet. Mehrere Minuten vergingen nach diesem Schema, doch Vegeta nickte erst zustimmend, als er jede Prüfung zwei Mal erfolgreich durchgeführt hatte. Zufrieden schnaubte er fast im gleichen Moment auf, als der Motor des Raumschiffes aufbäumend zum Stillstand kam. Das Schiff war bereit. Sämtliche Systeme funktionierten einwandfrei. Proviant war mehr als ausreichend gepackt. Die Energietanks waren gefüllt, mit einem speziellen Treibstoff, den Bulma in der Capsule Corp. gemeinsam mit ihrem Vater entwickelt hatte. Dieser Treibstoff war ausdauernder und energiereicher als sämtliche anderen Treibstoffarten, die Vegeta im Laufe seines Lebens kennengelernt hatte. Und fast, als wollte seine ehemalige Lebensgefährtin sicherstellen, dass Vegeta wieder zurückkehren würde, hatte sie ihm etliche Kanister des Treibstoffes als Vorrat ins Schiff bringen lassen. Wenn er schon nicht zu ihr kommen würde, dann wenigstens zu seinem Sohn. So schmerzlich es auch war, es konnte sein, dass er heute die beiden Menschen zum letzten Mal sah, die ihm, Jahre nach dem Tod seines Vaters, seine Familie geworden wa-ren. Er wusste, dass die Mission vielleicht nur die Jagd nach einem Schatten war, dass er sich an etwas klammerte, das es möglicherweise längst nicht mehr gab, aber etwas zog ihn hinaus. Vegeta brauchte die Gewissheit, selbst wenn ihn das schlechte Gefühl, seinen Sohn zurückzulassen, fast wahnsinnig machte. Mühsam drängte er diese Gedanken zurück. Er wollte nicht betrübt darüber sein, wollte sich nicht von der Schuld ablenken lassen, wo sein Schicksal ihn so stark rief. Aber egal, wie sehr Vegeta sich auch anstrengte, er konnte die hartnäckige Stimme in seinem Inneren, welche ihn ununterbrochen daran erinnerte, dass er sich seiner Entscheidung nicht vollständig sicher war, keineswegs komplett verdrängen. Die Schleuse öffnete sich und Vegeta drehte sich um. „Wann geht’s los?“ Kakarott stand dort, einen riesigen Seesack auf der Schulter, der sich farblich böse mit dem Kampfanzug biss, den Kakarott wie üblich trug. Der Blick des Un-terklassekriegers war voller Unsicherheit und Vegeta wusste auch, weshalb. „Sobald ich mich von Trunks verabschiedet habe.“ „Okay“, Kakarott lachte verlegen auf. „Aber was macht er hier?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte Vegeta unverwandt auf Piccolo, welcher mit Kakarott den Raum betreten hatte. Groß und stolz stand der Namekianer da, keine Spur von Scheu oder Angst zeigend, trotz des finsteren Blickes, den Vegeta ihm absichtlich zuwarf. „Ähm.. Also, das ist so…“, stammelte Kakarott, während er sich am Hinterkopf kratzte, so als würde er nach einer geeigneten Begründung suchen. „Ich brauche nur eine Mitfahrgelegenheit“, unterbrach ihn Piccolo. „Beim nächsten passenden Planeten steig ich aus.“ Piccolos Stimme glich einem Knurren. Vegeta starrte Pic-colo noch tiefer in die Augen, er suchte etwas in ihnen, doch der Namekianer ertrug das mentale Duell widerstandslos. Als er gefunden hatte, was er suchte, nickte Vegeta. „Einverstanden“, und zu Kakarott gewandt, „Ich sag dem Knirps Adios, dann geht’s los.“ Ohne die beiden Männer noch eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ Vegeta den Raum. Als die Tür hinter ihm zu glitt, lehnte er sich kurz an selbige und atmete zwei, drei Mal tief durch, bevor er durch den schmalen Gang fortging und die Luke öffnete. Zischend glitt sie auf und fiel mit einem dumpfen Schlag auf die Erde. Erneut atmete Vegeta tief durch. Dies würden die schwersten Schritte seines Lebens sein. Aber er ging sie, mit normaler Geschwindigkeit und äußerlich wirkend, als wäre alles in bester Ordnung. Doch diese Ruhe war reinster Trug. Er hätte stolz und erfreut sein müssen, dass Kakarott sich für ihn entschieden hatte. Hätte sich darüber freuen müssen, dass er die nächsten Wochen und möglicherweise sogar Monate mit Kakarott verbringen durfte, doch das bloße Wissen, dass Chichi einen großen Teil zu dieser Entscheidung beigetragen hatte, hinterließ einen schalen Nachgeschmack. Chichi hatte Kakarott rausgeworfen. Hatte ihn mit Sack und Pack vor die Tür gesetzt, als sie erfahren hatte, dass dieser ihn, Vegeta, liebte. Natürlich war es toll, dass Kakarott so für ihn empfand, aber der Beweis, dass er auch bereit gewesen wäre, sein altes Leben für ihn zu opfern, fehlte. Und nun hatte er auch noch Piccolo mit an Bord gebracht. Was er davon halten sollte, wusste Vegeta überhaupt nicht. Er hatte auch keine Vorstellung davon, weshalb der Namekianer plötzlich den Planeten verlassen wollte, aber um dieses Geheimnis würde er sich kümmern, sobald sie den Orbit erreicht hatten. Jedes Grübeln fand ein jähes Ende, als ein kleiner Wirbelwind mit lavendelfarbenden Haaren, kaum, dass er den Boden betrat, in seine Arme stürzte. Sein Sohn weinte. Laut, jämmerlich und mit Tränen, die Vegetas Kampfanzug durchnässten. Trunks' Schluchzen traf Vegeta genau dort, wo er sämtliche Gefühle für ihn aufbewahrte – in mitten seines Herzens. Nie hätte er gedacht, dass er einmal solch einen Schmerz verspüren würde. Aber Vegeta hatte auch nie geglaubt, dass noch so viel Herz in ihm übrig geblieben war. Nun jedoch, wo es schmerzte, weil er seinem einzigen Kind ein solches Leid antat, war er sich seiner Entscheidung noch unsicherer als jemals zuvor. Die Mission, welche sein Vater ihm auf-trug, war dabei, seine Verbindung zu Trunks zu zerstören. Aber das Schicksal wollte ihn. Lechzte begierig nach ihm und lockte ihn mit einer Sehnsucht, die es ihm ermöglichte, dieses Leid seines Sohnes in Kauf zu nehmen. „Trunks“, sagte er, unschlüssig, wie er den Jungen beruhigen konnte. Alles, was Vegeta in diesem Augenblick einfiel und wonach es seinen Körper verzehrte, war, seinen Sohn ebenso fest zu umarmen, wie dieser ihn. Stunden später, als Vegeta auf der schmalen Pritsche lag, die von nun an sein Bett sein würde, erinnerte er sich an die Umarmung. An die Worte, die Trunks so aufgebracht immer und immer wieder gemurmelt hatte und dann weinte Vegeta. Ohne einen Laut zu verursachen, weinte er und schalt sich einen Idioten, da ihm erst jetzt die Worte einfielen, die er Trunks unbedingt hatte sagen wollen. Nun erst konnte Vegeta formulieren, was er bei seinem Abschied nicht gekonnt hatte, und während er sich zum ersten Mal seit dem Untergang Vegeta-Seis absolut einsam fühlte, begleiteten ihn diese Worte Stundenlang. Bis zu dem Moment, in dem er einschlief und sich selbst noch in seinen Träumen sagen hörte: „Ich liebe dich, Junge, und ich bin verdammt stolz auf dich.“ oooOOOooo Der erste Morgen an Bord des Raumschiffes, eine größere und für mehrere Personen gedachte Konstruktion Bulmas als die Weltraumkapsel, mit welcher Son Goku einst den Planeten Namek aufgesucht hatte, verlief ruhig. Piccolo saß in tiefer Meditation verharrend an einer der Außenwände des Kontrollraumes, in dem sie sich zu dritt aufhielten. Der Kontrollraum des Schiffes war gleichzeitig auch Hauptraum, Wohnzimmer und zu Gokus nicht gänzlich unerwarteter Überraschung Trainingsraum. Via Knopfdruck verschoben sich Tisch und Stühle und machten einem Gravitationsverstärker Platz, den sie alle für ihre Trainingseinheiten gebrauchen konnten. Der Kontrollraum war jedoch nicht der einzige Raum an Bord. Es gab eine winzige Küche, die man wohl eher als Kochnische bezeichnen konnte, dafür aber mit jedem Schnickschnack ausgestattet war, um kochunfähigen Männern das Leben an Bord zu erleichtern. Zudem gab es drei kleine Schlafräume und die große Vorratskammer. Son Goku war mit dieser komfortablen Ausstattung sehr zufrieden, eigentlich war er davon sogar etwas überrumpelt, aber er konnte sich vorstellen, dass Bulma dieses Schiff für einen gänzlich anderen Anlass gebaut hatte, als ihm jetzt zuteil wurde. Offenbar war das Schiff für kleinere Familienurlaube und nicht für große Abenteuer gebaut worden. Gokus Verdacht war am frühen Morgen bestätigt worden, als der Lärm von Vegetas Training ihn abrupt aus dem Schlaf gerissen hatte und Goku beim Betreten des Badezimmers feststellte, dass dort durchaus einige weibliche Gegenstände vorhanden waren. Weder er noch Vegeta, als reinrassige Saiyajins, benötigten Fön und Lockenwickler. Und auf das Make-up und die Kinderpflaster, auf welche Goku auf der Suche nach Seife stieß, konnten sie ebenfalls getrost verzichten. Ein Geräusch ließ Goku aufblicken. Schon der pure Gedanke an Vegeta, der nur wenige Meter von ihm entfernt im anderen Zimmer duschte, verursachte ihm Bauchschmerzen. Seit Chichi ihn aus der Hütte geworfen und er in der Capsule Corp. Zuflucht gesucht hatte, war der Prinz nicht gut auf ihn zu sprechen. Dass Vegeta beleidigt und in seinem Stolz verletzt war, verwunderte Goku aber nicht. Allerdings war es ihm unverständlich, dass Vegeta selbst jetzt, nach eineinhalb Wochen, die Goku in der Capsule Corp. gewohnt hatte und nun am Anfang ihrer langen Reise stehend, noch so stur war. Goku hatte gehofft, dass sie, sobald sie erst einmal an Bord sein würden, das Kriegsbeil begraben und sich erfreulicheren Dingen widmen konnten. Ja, wenn Goku ganz ehrlich war, dann hatte er sich ausgemalt, endlich intimer mit seinem halsstarrigen Prinzen werden zu können. Denn im Gegensatz zu Vegeta wollte er keine der sich bietenden Möglichkeiten mehr verstreichen lassen. Seit einigen Tagen schon hatte Goku erneut erotische Träume von Vegeta. Mal sah er Vegeta, wie er Radditz küsste, wie sie sich nackt aneinander rieben und sich lustvolle Worte zu wisperten. Dann war er nicht länger Betrachter, sondern tauchte als aktiver Schatten auf und es war an ihm, Vegeta zu küssen, während sein Bruder aus der Szene verschwand. Meistens jedoch verschwammen die Bilder und Perspektiven zu einem verwirrenden Knäuel, dass ihn aus dem Schlaf schreckte. Oft mit einer Erektion, die sich legte, sobald er darüber nachdachte, was genau er gerade geträumt hatte. Mehr als ein paar flüchtige Bilder konnte Son Goku jedoch nie greifen. Dieser Umstand macht ihn schier wahnsinnig. Die Tür öffnete sich und Vegeta, nur mit einer bequemen Hose bekleidet, trat ein, die Haut vom Duschen noch feucht und leicht gerötet. „Was glotzt du so, Idiot?“ Erschrocken merkte Goku, dass er Vegeta angestiert hatte. „Nichts“, nuschelte er und senkte seinen Blick rasch zu Boden. „Hunger?“ „Immer.“ Goku lächelte wieder. Vielleicht würde doch alles allmählich besser werden, denn er deutete Vegetas Bereitschaft, für das Frühstück zu sorgen, eindeutig als Friedensangebot. Erneut verschwand Vegeta aus dem Raum und Goku konnte Geklapper hören. Kurz überlegte er, ob er Vegeta folgen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Sein Blick fiel auf Piccolo, der gerade seine Meditation beendete. „Alles klar bei dir?“ „Ja“, entgegnete Piccolo. „Darf ich dich etwas fragen?“ „Wie stehen meine Chancen, dass du es sein lässt?“ „Schlecht“, grinste Goku, wurde aber sofort wieder ernst. „Bist du hier, weil du vor Gohan geflüchtet bist?“ „Ich flüchte nicht!“ „Aber du rennst davon. Wenn du nichts für Gohan empfindest - hast du es ihm wenigstens gesagt?“ Piccolo schwieg, und Goku wusste nicht, wie er dieses Schweigen interpretieren sollte. „Heißt das, du hast es ihm nicht gesagt, oder du fühlst doch etwas für ihn?“ „Das geht dich nichts an.“ „Ich denke schon, ich bin sein Vater und ich habe dich gewarnt, was passiert, wenn du meinen Sohn unnötig verletzt.“ „Dein Sohn ist alt genug, um damit fertig zu werden.“ „Wirklich? Warst du nicht derjenige, der gesagt hat, Gohan sei zu jung zum lieben? Und plötzlich, weil es dir in den Kram passt, ist er alt genug, um den Verlust seiner ersten großen Liebe zu verkraften? Interessante Gedankensprünge hast du da, Piccolo.“ „Lass uns doch über dich reden, Goku. Wir wäre es, wenn du mir erklärst, was da zwischen dir und unserem Kriegerprinzen vorgeht?“ „Wechsel nicht das Thema“, sagte Goku, der noch nicht fertig war, jedoch gänzlich verdächtig bei der Erwähnung Vegetas rot wurde. „Warum? Wenn du dich in mein Privatleben einmischt, kann ich das bei dir ja wohl auch! Ich bezweifle, dass Vegeta vor ein paar Wochen freiwillig in die Kombüse gegangen wäre und Frühstück für euch vorbereitet hätte. Und wie du Vegeta in letzter Zeit anblickst, so als ob du ihn bei lebendigem Leib fressen wolltest. Was ist damit? Oder dass du mit ihm schlafen willst?“ „Es reicht! Ich möchte über Vegeta und mich ebenso wenig reden, wie du über Gohan, nur dass ich ein Anrecht habe, meinen Sohn zu beschützen. Willst du mir dieses Recht verweigern?“ „Nein, aber ich beschütze Gohan bereits, indem ich gehe. Mehr kann ich nicht machen.“ „Du beschützt ihn? Wie soll das Gohan beschützen?“ „Weil… Weil ich mir in seiner Nähe nicht mehr trauen kann!“ Erstaunt sah Goku, wie Piccolos Haut sich tief rötete. „Ich… Ich habe Angst, dass ich in seiner Nähe schwach werde.“ „Piccolo, du…“ „Sag nichts. Ich weiß doch selbst nicht, was mit mir los ist. Aber eines kann ich dir garantieren, es ist besser, dass ich gegangen bin.“ „Alles klar bei euch?“ Erschrocken drehten sich die beiden um. Vegeta stand in der Tür, zwei riesige Schüsseln mit Essbarem in den Händen. „Ja, alles in Ordnung“, sagte Goku, doch dieser Satz galt mehr für Piccolo als für Vegeta. Ohne weitere Worte, setzten sie sich zu dritt an den Tisch, welchen Vegeta per Knopfdruck, samt Stühlen, aus dem Boden generierte. Die Saiyajins aßen ausgiebig, bis Vegeta etwas auffiel. „Warum isst du nichts?“ Erstaunt sah Piccolo auf. Es kam selten vor, dass Vegeta ihn direkt ansprach. „Weil ich nichts zum Essen brauche.“ „Noch satt?“ „Ich esse zurzeit nicht, weil ich mich in einer Meditationsphase befinde und meinen Körper reinhalten möchte.“ „Fastenzeit?“, hakte Vegeta weiter nach. „Nein, als Nemekianer kann ich zwar ganz normal essen, muss es aber nicht. Meinem Organismus reicht normales Wasser zum überleben.“ Irritiert runzelte Vegeta die Stirn. „Wenn du nichts isst, wo ist dann deine Frühstücksration hin?“ Alle Blicke heften sich automatisch auf Son Goku. „Hey, ihr braucht mich gar nicht so ansehen! Das hier ist meine erste Mahlzeit an Bord“, wehrte Goku ab. „Ich bin selbst gerade erst aufgestanden, wann hätte ich mich am Kühlschrank vergreifen sollen?“ „Wenn du es auch nicht warst, wer dann?“ Sie sahen sich an und fingen gleichzeitig an, nach einer weiteren Aura an Bord zu suchen, fanden jedoch keine. Piccolo spitze seine Ohren, bis er das gleichmäßige Atmen des blinden Passagiers hörte. Stumm bedeutete er den Saiyajins, ihm zu folgen, bis sie schließlich vor einer Belüftungsluge stehen blieben. Stumm zählte Goku bis drei, dann öffnete Piccolo die Luge und der Eindringling kullerte unsanft aus seinem engen Versteck. „Autsch! Was soll… Oh Scheiße! Hallo, Dad!“ Es war Son Gohan, der die drei Krieger verlegen anlächelte. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)