Gerüchte von Amunet ================================================================================ Kapitel 23: Erinnerungen ------------------------ Son Goku hatte sich die Heimatwelt von Vegetas Mutter ganz anders vorgestellt. Er spürte, dass es Son Gohan und Piccolo ähnlich ging, die ihre Augen ebenfalls über die kahle Einöde wandern ließen. Vegeta, der ein paar Meter weiter vorne stand, war noch ruhiger wie gewöhnlich. Seit sie mit dem Raumschiff gelandet waren, hatte er kein Wort gesprochen. Seine Miene war hart und undurchschaubar, seine Aura völlig ausgelöst. Es schien, als hätte den Prinzen jegliche Kraft verlassen. Son Goku brauchte kein besonderes Feingefühl, um zu Recht zu vermuten, dass etwas Schlimmes auf dem Planeten geschehen war. Mit langsamen Schritten ging er auf Vegeta zu. Legte seine Hand auf die Schulter, seines Gefährten und sprach mit sanfter Stimme: „Vegeta…“ „Sag nichts“, kam es gedämpft vom Prinzen, dessen Schultern zu beben anfingen. Es war nicht das erste Mal, dass Son Goku Vegeta weinen sah, doch erschütterte es ihn auf ein Neues. Dieser Mann, die Personifizierung von Stärke und unerschütterlichem Willen, weinte niemals leichtfertig. „Vegeta, lass uns gehen.“ „Nein“, sagte Vegeta und drängte seine Tränen nieder, „wir müssen die Aufgabe meines Vaters finden.“ „Hier gibt es nichts mehr. Der Planet ist unbewohnbar. Jedes einzelne Gebäude zu Asche gebrannt worden. Denkst du wirklich, dass was auch immer dein Vater hier für uns bereit hielt, die Zerstörung überlebt hat?“ „Ich… Es muss! Sonst wäre alles, was mein Vater, was dein Vater für uns geplant hat, umsonst gewesen!“ Vegeta war verzweifelt und Son Goku schnürte es das Herz zu. „Dann lass uns suchen.“ Mit einem unerschütterlichen Optimismus wollte er Vegeta unterstützen. „Kannst du sagen, wo der Palast deiner Mutter einst stand?“ „Ja. Folgt mir“, antworte Vegeta und die Z-Krieger folgten ihm kommentarlos. Während des Viertelstündigen Fluges betrachteten sie die Gegend genau. Doch falls sie erwartet hatten, noch Anzeichen von Leben zu finden, so wurden sie enttäuscht. Die Heimatwelt von Gauli bestand nur noch aus einer Wüste. Es war schwer zu sagen, was den Planeten zerstört hatte, doch in einem war sich Goku sicher – Schuld am Zustand des Planeten war keine Naturkatastrophe. An einigen größeren Felsen oder Überresten von Gebäuden konnte man noch Brandspuren erkennen. Mächtige Energiebälle oder gewaltige Laserstrahlen mussten auf den Planeten niedergeprasselt sein und hatten ihn zerstört. Das Feuer musste unglaublich gewesen sein, wenn das gesamte Wasser des Planeten vertrocknet war. Manchmal sah man im Wüstensand sogar glänzende Flächen, die sich bei näherem Hinsehen als Glas herausstellten. Die Hoffnung, dass sie das Versteck für ihre Aufgabe fanden, schmolz mit jeder Minute, bis nichts mehr in ihnen übrig blieb, als das unerträgliche Gefühl des Versagens. Ihre Mission war zu Ende, bevor sie richtig begonnen hatte. „Hier ist es“, sagte Vegeta und sie landeten auf einer kleinen Anhöhe. Von dem einst protzigen Palast war nichts weiter als ein paar Trümmer übrig geblieben. „Ist alles Okay?“, fragte Son Goku Vegeta und dieser antwortete ungewöhnlich ehrlich. „Nein. In meinem Kopf sehe ich noch die Bilder, wie es hier früher aussah. Mit meiner Mutter war ich ein paar Mal im Jahr hier, um meine Großeltern zu besuchen.“ Vegeta deutete auf eine Stelle ein paar Meter weiter. „Hier stand einmal ein großer Baum, an dem bin ich schon als Baby hochgeklettert.“ Er drehte sich. „Dort drüben war ein See, in dem ich schwimmen gelernt habe. Und hier“, sagte er und lief in die Ruine hinein, „bin ich zum ersten Mal der Familie meiner Mutter begegnet.“ Son Goku wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Vegeta in den frühen Erinnerungen seiner Kindheit gefangen zu sehen, erfüllte ihn mit großem Mitgefühl. Der Einblick, den Vegeta ihnen gerade gewährte, war ungewohnt intim und es war einer jener seltenen Momente, den Goku mit tiefster Zärtlichkeit und Sorgfalt verwahren wollte. Statt zu reden, stellte er sich neben den Prinzen und legte schlicht seine Hand auf Vegetas Schulter. Sollte er darauf gewartet haben, dass dieser erneut zu weinen begann, dann wurde Goku enttäuscht, denn Vegeta blieb standhaft. Mochte auch ein neuerliches Zittern durch seinen Körper fließen, so verschwand es doch ebenso rasch wieder. Piccolo und Gohan, die in einigem Abstand gefolgt waren, schlossen nun auf. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Son Gohan das, was sie alle beschäftigte. „Vegeta?“, wollte Goku wissen, denn es war am Saiyajin-Prinzen, diese Entscheidung zu treffen. „Ich brauche noch einen Moment.“ „In Ordnung“, sagte Goku. „Wir lassen dich dann alleine.“ Zustimmend nickte Vegeta und Goku bedeutete seinem Sohn und dem Namekianer, ihm zu folgen. Gemeinsam flogen sie zu einem Felsen in einiger Entfernung. Vegetas Körper war nur noch eine schemenhafte Erscheinung und kaum größer als ein blauer Punkt. „War unsere Reise umsonst?“ Goku sah Gohan an. „Nein. Sieh doch, wie weit wir gekommen sind. Du und Piccolo. Vegeta und ich. Vielleicht ist es nicht das, was Vegeta wollte, aber umsonst war unsere Reise deshalb noch lange nicht.“ „Glaubst du nicht“, schnarrte Piccolo da, „dass du zu schnell aufgibst?“ „Was meinst du?“ „Ihr habt doch gesagt, dass Vegeta und dein Vater drei Aufgaben für euch hinterlassen haben, dass ihr die erste Aufgabe auf dieser Welt finden werdet und nur so einen neuen Planeten Vegeta erschaffen könnt.“ „Ja und?“ „Denkst du nicht, dass König Vegeta und Bardock bei all ihrer Umsicht Vorkehrungen getroffen haben, um zu verhindern, dass dieser Plan durchkreuzt wird?“ „Du meinst-“ „-ja, ich glaube, was auch immer der erste Hinweis ist, er wird das Feuer, das den Planeten zerstört hat, überstanden haben.“ Gokus Gedanken überschlugen sich. Piccolo musste Recht haben! König Vegeta hatte so weit im Voraus geplant, würde er da nicht alle Eventualitäten mit einkalkulieren? Dem König war bewusst gewesen, dass Freezer den Untergang der Saiyajins herbeiführte, dass er ihren Planeten wie ihr Volk auslöschen wollte. Wäre er da nicht ein Narr gewesen, wenn er seine Hoffnung in ein Rätsel setzte, dass zerstört werden konnte? „Lasst uns zu Vegeta fliegen“, sagte Goku, von neuem Tatendrang erfüllt. Stimmung und Aura vibrierten von der zurück gekehrten Motivation. Jetzt ging es darum, den Prinzen ebenfalls aufzuheitern, ihn aus seinen niederdrückenden Erinnerungen zu reißen und ihn dazu zu bringen, seinen Verstand anzustrengen. Wenn jemand wusste, wo König Vegeta den Hinweis versteckte, dann nur Vegeta. Gemeinsam kehrten sie zur Palastruine zurück, wo Vegeta noch immer wie versteinert stand. „Ich komme sofort“, sagte Vegeta merkwürdig tonlos, machte jedoch keine Anstalten, seinen Worten Taten folgen zu lassen. „Vielleicht sollten wir…“, deutete Gohan in Piccolos Richtung, der zwar genervt seine nicht vorhandenen Augenbrauen hob, dann aber mit Gohan ein paar Schritte zur Seite ging. Dankend nickte Goku ihnen zu. Sein Sohn hatte schon von jeher ein besseres Taktgefühl als er selbst besessen. Kaum waren die anderen in sicherer Entfernung, ging Goku langsam auf Vegeta zu. Seine Arme legten sich von hinten auf Vegetas Schultern, glitten nach vorne über die kräftige Brust und zogen ihn gegen seinen Oberkörper. Zuerst war Vegeta steif in dem ungewünschten Körperkontakt, doch mit einem Seufzen gab er seinen Widerstand auf und schmiegte sich dem muskulösen Körper entgegen. „Du bist nicht alleine“, raunte Goku ihm ins Ohr und seine Arme umschlangen Vegetas Taille. „Ich weiß“, antworte Vegeta leise, „aber an dieses Gefühl muss ich mich erst noch gewöhnen.“ „Hast du dich bei Bulma niemals so fallen lassen?“, fragte Goku, welcher es augenblicklich bereute, die Freundin erwähnt zu haben, doch zu seinem Glück ärgerte Vegeta sich nicht. „Nein“, meinte der Prinz und drehte ich in der Umarmung. Seine Augen fanden Gokus, der unter dem brennenden Blick fast verging. „Das kann ich nur bei dir.“ „Ich…“, stammelte Goku, dem keine Worte einfielen, um sich für diese Ehre zu bedanken. „Sag einfach nichts“, bat Vegeta ihn, der die Verlegenheit rot auf Gokus Wangen schimmern sah und Goku schwieg. Seinem Gefühl folgend, beugte er sich vor und küsste Vegeta, welcher nachgiebig seine Lippen öffnete und dem Saiyajin Einlass gewährte. Es war kein sehr langer, aber ein intensiver Kuss, den Vegeta rasch unterbrach. „Warum seid ihr wieder hier?“ Ein Lächeln erhellte Gokus Gesicht, der die Verwunderung Vegetas als Reaktion darauf deutlich sah, aber ignorierte, während er von Piccolos Vermutung sprach. „Du meinst, der Hinweis könnte noch existieren? Aber wo?“, wollte Vegeta wissen. „Sieh dich hier doch um. Hier gibt es nur noch Wüste. Es waren deine Worte!“ „Auch ich mache Fehler.“ Unwillig brummte Vegeta auf. „Komm schon“, raunte Goku, „das weißt du.“ „Kakarott“, knurrte Vegeta leidlich, „du gehst mir langsam auf die Nerven.“ Unwillkürlich musste Goku grinsen. Vegeta blieb sich einfach selbst treu. Immerzu musste er den Miesepeter spielen. „Wo könnte dein Vater den Hinweis versteckt haben?“, fragte er und sofort dachte der Saiyajinprinz nach. Vegeta drehte sich mehrfach im Kreis, seine Augen suchten das Areal hab, doch Goku war sich sicher, dass er nicht die Gesteinsbrocken und die Wüstenlandschaft sah. Erinnerungen leuchteten in Vegetas Augen auf und er überdeckte die Bilder der Gegenwart mit denen der Vergangenheit oder probierte es zumindest. Dann blieb er stehen und schloss für einen Augenblick seine Lider. Sein Brustkorb hob und senkte sich, als er plötzlich wieder die Augen aufriss. „Mein Vater hatte hier einen Lieblingsplatz. Dort waren wir immer mit Mutter während unserer Aufenthalte hier und haben gepicknickt.“ Ein Zucken der Belustigung zuckte um Gokus Mundwinkel. Er konnte sich beileibe nicht vorstellen, dass Vegeta jemals an einem Picknick teilgenommen hatte. Aber er schwieg getrost, denn er wollte den Prinzen keinesfalls weiter reizen, außerdem stieg die Spannung, ob sie den Hinweis finden würden. „Denkst du, du kannst den Platz finden?“ „In der Nähe war eine ungewöhnliche Gesteinsformation. Wenn der Fels die Zerstörung überstanden hat, dann definitiv ja.“ „Komm“, sagte Goku und nun sah er auch die Hoffnung in Vegetas Gesicht aufleuchten. Er rief zu Gohan und Piccolo, die auf sie zukamen. Vegeta wartete die Ankunft der Beiden jedoch nicht ab, sondern schoss schwungvoll in die Luft. Seine Aura pulsierte voll Energie und Goku war von dem hellen Licht geblendet. Leise fluchend folgte er Vegeta, der davon eilte. Piccolo und Gohan hefteten sich an Goku und folgten ebenfalls. Als sie Vegeta endlich einholten, stand er in der Luft, während sein Kopf hektisch hin und her ruckte, um mit seinem Blick den Boden abzusuchen. Kaum hatten sie aufgeschlossen, als er auch schon: „Da unten“, schrie und im tiefen Sturzflug hinab sank. Goku landete direkt neben Vegeta. Sie standen direkt unter einem Felsen, der Spuren von Wasser aufwies. Eine große Mulde zeugte davon, dass das Wasser sich seinen Weg einmal in einen See gebahnt haben musste, der nun wie alles andere Wasser auch vertrocknet war. Wundersamer weise hatte der Stumpf eines sehr großen Baumes den Brand überstanden. Erst bei näherem Hinsehen und auch nur weil Vegeta direkt auf den Baumstumpf zu schritt, erkannte Goku, dass das nicht normal war. Vegeta berührte das Holz und musste dann lachen. Verwirrt sah Gohan zu seinem Vater, während Piccolo lediglich erstaunt blickte. „Was amüsiert dich?“, fragte Goku und Vegeta klopfte ihm auf die Schulter. „Du hattest Recht. Der Hinweis meines Vaters ist noch hier. Der Baumstumpf wird von einem Kraftfeld geschützt.“ „Wie konnte das das Feuer überstehen?“ „In dem See war viel Wasser. Doch das Geheimnis sind die unterirdischen Quellen. Wahrscheinlich hat das Wasser ausgereicht, um den Generator vor den Flammen zu schützen.“ Vegeta drehte sich zu Piccolo um. „Kannst du die Erde um den Stumpf entfernen?“ „Klar“, knurrte Piccolo, schnippte mit seinen Fingern und erste Risse zeigten sich um die Wurzeln. Vegeta und Goku wichen zurück und Piccolo streckte seine Hand aus, die Erde hob sich, bevor sie mit einer lässigen Bewegung Piccolos fortgeschleudert wurde. Sie alle sahen in das Loch, welches sich nun gebildet hatte. Unter dem Baumstamm blinkte ein kleiner elektronischer Kasten mit einem Zahlenfeld. „Sieht aus wie ein Tresor“, meinte Gohan. „Ist es auch“, die Antwort Vegetas. „Kennst du die Kombination?“, fragte Goku. „Vielleicht.“ „Wie viele Versuche hast du?“, wollte Piccolo wissen. „Dem Model nach maximal drei, danach aktiviert sich der Selbstzerstörungsmechanismus und der Tresor vernichtet alles im Umkreis von ein paar Meilen.“ Ein Zischen ging durch die Runde. Sollte Vegeta nicht erraten, welche Kombination sein Vater gewählt hatte, dann war hier das Ende. „Dann denk gut nach“, sagte Son Goku und erntete prompt einen bösen Blick. Jedoch schwebte der Prinz zu dem Gerät, schnaufte einmal und tippte die erste Kombination ein. Für einen Herzschlag verstummte das Piepen, doch dann begann es von vorne. „Was hast du gewählt?“ „Meinen Geburtstag.“ „Was könnte es noch sein? Seinen Geburtstag? Den deiner Mutter?“ „Nein. Es muss etwas anderes sein“, überlegte Vegeta. „Mutter… Mutter…“, murmelte er leise vor sich hin, dann kam Vegeta eine Idee und er tippte von neuem eine Zahlenkombination ein. Abermals verstummte das piepende Geräusch. Sie hielten alle den Atem an. Ein lautes Sausen erfolgte, dann gab die Tür des Tresors dampfentweichend nach. Erleichterung durchflutete sie alle. „Was hast du dieses Mal gewählt?“ Goku lächelte Vegeta an. „Den Hochzeitstag meiner Eltern“, grinste Vegeta zurück. „Es musste etwas sein, das mit meiner Mutter zu tun hatte und sie nannte ihre Hochzeit immer das schönste Geschenk, das sie von Vater erhalten hatte, ehe ich geboren wurde.“ „Schön“, brummte Piccolo aus dem Hintergrund, „und was ist im Tresor?“ Vegeta langte hinein und heraus kam ein Navigationsgerät. Er drückte auf die Aktivierungstaste, das Display leuchtete auf und merkwürdige Schriftzeichen wurden angezeigt. „Was ist das?“, fragte Gohan. „Das? Das sind die Koordinaten unseres nächsten Zieles“, antwortete Vegeta. Wagemut und der Reiz eines Abenteuers kitzelte die Krieger bei diesen Worten. Die Reise konnte weitergehen. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)