Angelic Tears von Streety-Haru ================================================================================ D-Fense'n'D-Struction --------------------- "Schutzengel... was bedrückt dich?", fragte Ichiro - Vicis Schützling. "Hm, nicht die übliche Frage, wie ich existieren kann, wenn meine Stimme immer nur in deinem Kopf wi(e)derhallt?" "Das ist jetzt egal, aber irgendwie geht es dir wohl schlecht." Vici seufzte. "Weißt du, wenn ich es könnte, dann würde ich dir jetzt durch dein Haar wuscheln und dich anlächeln." "Dann bin ich froh, dass du das nicht kannst - ich bin fast 18, das wäre mir total peinlich!" "Schön, aber egal wie alt du bist, langsam solltest du echt mal einschlafen! Oder soll ich peinlich werden und dir eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen?" "Nee, danke. Ich verzichte." Ichiro schloss die Augen und fiel allmählich in den Schlaf. Damit begann einer der anstrengensten Abschnitte von Vicis Schutzengelschicht. Alpträume abwehren war nicht gerade ihre Lieblingsaufgabe. Die Alpträume, die sich durch Bannschilde fernhalten ließen waren ihr noch die Liebsten. Kein Wunder bei der Alternative: manche Alpträume beinhalteten derart hartgesottene Monster und Schreckensbilder, dass Vici schonmal in die Träume eindringen musste, um sie von Innen heraus zu zerstören. Bei ihrer heutigen Verfassung konnte sie einen derartigen Kampf weniger brauchen! Die Dimension in der Engel sahen war für Menschen nicht zu sehen, somit mussten Engel sich vor den Menschen nicht unsichtbar machen oder verstecken - für Dämonen sah es da ganz anders aus. Ihre Dimension war an manchen Stellen brüchig und rissig, so dass sie stellenweise für das menschliche Auge sichtbar wurden. Dies kostete eine Menge Anstrengungen seitens des Dunklen Reiches um sein Vorhandensein zu vertuschen. Und manchmal kostete es einen Dämonen auch das Leben... BlueWing hatte sich in einer Ecke von Ichiros Zimmer postiert, in der ihn Vici mit etwas Glück nicht bemerken würde. Erleichtert beobachtete er, dass Vici die giftgrünen Energieadern der Alpträume spürte und sah, die sich um Ichiros Körper schnürten. Gut, Giftgrün bedeutete immer, dass diese Träume durch ein Bannschild verdrängt und verjagt werden konnten. Vici konzentrierte sich und schloss ein Energieschild um Ichiro, das die darin befindlichen Alptraumenergien auflöste und keine weiteren an ihn heranließ. Sie bemerkte nicht, dass an einer Stelle eine kleine Lücke verblieben war. BlueWing entdeckte die Lücke noch bevor eine giftgrüne Ader hindurchkriechen konnte und versiegelte mit einem gekonnten Zauber die Lücke. Vici bemerkte nichts von dem Durchgang und auch nichts von BlueWings Eingreifen - das war sehr untypisch für sie und er beschloss weiter auf seinem Platz zu bleiben. Vici atmete tief durch - jetzt musste sie nur noch hoffen, dass kein üblerer Alptraum kam und ihre Nacht würde ruhig bleiben. Zu ihrem Leidwesen hatten Alpträume die schlechte Angewohnheit im ungünstigsten Augenblick aufzutauchen. Und so schlich sich bald darauf eine sehr dicke verzweigung aus roten Alptraumenergieadern an Vicis Schutzschild heran. Der ungebetene Gast kam also doch zu Besuch! Vici bereitete sich auf einen Sprung in den entstehenden Alptraum vor, denn sie wusste genau, dass rote Energien nicht aufgehalten werden konnten - darum hasste sie sie ja so sehr. Sie hasste es auch, nie zu wissen, wohin einen ein Sprung in einen Alptraum führte. Zu ihrer Überraschung landete sie direkt in einem riesigen Metallkäfig. "Das fängt ja sehr gut an," knurrte sie. Zur selben Zeit schlich sich anderenorts ein kleines Dämonenmädchen in eine Schlachterei. Die älteren Dämonen hatten ihr alle verboten das zu tun. Aber genau das machte den Reiz an dieser Aktion aus. Sie hatte alles mit ihren Freunden abgesprochen - heute Abend würden sie sich nichts an einer von Luzifers offiziellen Futterausgaben holen! Außerdem musste doch einmal jemand herausfinden, ob die Alten Recht hatten mit ihrer Behauptung, dass es dort kein anderes Fleisch gab als an den Futterausgaben. Manche behaupteten sogar, Dass es schlechter sei. Vici drehte sich um ihre eigene achse und blickte einem ziemlich übel aussehenden fleischklops in schlierige gelbe augen. "Örks," machte die fleischmasse. Vici verzog den mund und ihre Augenbrauen zuckten leicht nervös. "Was auch immer du damit sagen willst schleimi, ich versteh dich nicht." Vici bekam keine Antwort auf ihre versteckte Frage, doch aus dem ding kamen ekelhafte knack- und schmatzgeräusche. Anfangs hatte Vici schon Angst es sich nur einzubilden, aber dann merkte sie es ganz deutlich: es wurde grösser, langsam, aber stetig. Ihr wurde klar, was es vorhatte, oder zumindest, was passieren würde, wenn ihr nichts einfiel: sie würde zerquetscht werden. Hatte Ichiro etwa Platzangst? War das sein schlimmster Alptraum? Verfluchenswerte Fantasie... Cyrce, das neugierige und mutige Dämonenmädchen, schlich sich zum ersten Mal in eine Fleischerei. Ihre Dämonenaugen mit den geschlitzten Pupillen brauchten sich nicht erst an die Dunkelheit gewöhnen. Ihr Blick tastete den Raum ab; die leeren, vom Blut gesäuberten Fleischerhaken an der Decke, riesige Mischer zur Wurstherstellung und schließlich ihr eigentliches Ziel: das zur Verarbeitung am nächsten Morgen bereits aus der Kühlkammer geholte Mastkalb. Neugier durchflutete sie - vergleichbar mit einem Adrenalinstoß beim Menschen. Zugegeben, jetzt, nach einigen Minuten hier drinnen musste sie den Alten recht geben: es roch nicht sehr gut. "Fantasie...", hallte es in Vicis Kopf wider. Das war der Schlüssel: sie konnte sich alles vorstellen, was sie für nötig hielt, um diesen Alptraum zu vernichten. Sie war schließlich in einem Traum - einfach zu manipulieren. "O.K. Dicker, schon mal was von Schwertklinge gehört?" Zugegeben, Vicis Kommunikationsversuche waren nicht gerade galant, aber was auch wichtiger war, war das plötzlich in ihrer Hand liegende Schwert. Entgegen der Realität war es federleicht und sie spürte fast nichts, als sie es dem näherkommenden Schwabbel-Monster entgegenschleuderte. Durch die geringe Entfernung hatte die Waffe nur die Gelegenheit für zwei volle Umdrehungen, bevor sie sich idealerweise mit der Spitze voran Tief in die Wulstige Haut des Alptraummonsters bohrte. Vici grinste siegessicher, als das Wachstum ihres Opponenten wirklich schlagartig endete. Cyrce schlich sich, ein altes Kinderlied trällernd, an das tote, langsam auftauende Tier. Ungeduldig betastete sie den eisigen Leib um eine bereits halbwegs weiche Stelle zu finden. Nach mehreren vergeblichen Bissen gelang es ihr ein Stück Fleisch aus einem Hinterbein zu reißen und mit diesem Beweisstück für ihre Freunde wandte sie sich dem Fenster zu, das ihr zuvor als Eingang gedient hatte. Den Fetzen Fleisch im Mund sprang sie grazil und pfeilgerade hoch, klammerte sich mit den kurzen scharfen Krallen an das Fensterbrett und zog sich nach oben. Als sie den kleinen Körper durch das Fenster gezwengt hatte und im Freien war, stand nicht mehr die Gruppe Dämonenkinder vor dem Fenster, sondern staubige Stiefel stapften auf sie zu. In den Stiefel steckte eine pompöse Menschengestalt mit wüstem Äußeren und einer weißen blutbefleckten Plastikschürtze. Ein großer Stiefel prallte in Cyrces überraschtes Gesicht, und ein verzweifelter Angstschrei entglitt der Kinderkehle. "Ich weiß, was du isst, ich weiß, was du frisst. TIER!", brüllte die Gestalt und als Cyrce einen Prügel auf sich zukommen sah, heulte sie ängstlich auf: "Nein!" "Dimensionsriss, Dimensionsriss," dachte sie panisch. Hellhealer krachte mit brennender Brust vom Stuhl und das widerhallende "Nein" zerbarst fast ihren Kopf. Was sollte sie tun? Ihr Dasein als eine Art Dämonenärztin hatte durchaus Nachteile. In diesem Moment schoß um die Schwertklinge herum eine braune Körperflüssigkeit aus dem Wesen und ein ganzer Schwall spritze auf Vicis Arm und sie dachte, er wird abgerissen. Die braune Säure brannte sich tief in ihre weiße Haut und das darunterliegende weiße Fleisch. In ihrem Schmerzensschrei glaubte Vici eine fremde Stimme "nein" schreien zu hören und sie wurde aus dem Traum gerissen. Vor Ichiros Bett stand Vici BlueWing gegenüber, der vorwurfsvoll vor sich hin starrte und dann in das Alptraumnetz hechtete, um für Vici einzuspringen. Vici hörte schon wieder dieses "nein" und ihr war, als würde sie dieser Schrei anziehen. Sie konzentrierte sich darauf, erst nur, um von dem unendlichen Schmerz an ihrem Arm abgelenkt zu sein, aber dann bewusst, mit dem Wunsch den Ursprung zu finden. Cyrce hielt schützend die Hände über den kleinen Kopf, die leicht Spitzen Ohren zitterten Ängstlich. Warum war heute nicht Vollmond? Das hätte sie sicher gerettet - so war sie verloren. Tolle Freunde! Einfach abhauen und nicht einmal einen Warnton abgeben. Der Prügel, der ihre Fingerchen schon grün und blau geschlagen hatte raste nochmals auf sie herab und Cyrce rechnete mit dem finalen, ihren Kopf zerschmetternden Schlag. Er kam nicht. Die Luft vor ihr ließ den Prügel plötzlich nicht mehr zu ihr durchdringen und sie glaubte die Luft vor Schmerz aufstöhnen zu hören. Die Augen des wuchtigen Fleischers weiteten sich panikerfüllt als Cyrce wagte aufzublicken. Der Prügel glitt aus der haarigen Männerhand. "Satansbraten...", stammelte er und nahm daraufhin die Beine in die Hand. Cyrce brach erleichtert in der königsblauen Pfütze Werwolfsblut zusammen. Vici jedoch hielt ihre Hände vor ihre Augen und wedelte davor rum. "Hallo? Dämonenkind?" Sie rüttelte den kleinen Körper leicht. Cyrce öffnete angsterfüllt die Augen, sah nur Luft um sich, schloss die Augen wieder und schlief ein. Vici schüttelte den Kopf. "Sie sieht mich nicht," dachte sie ungläubig. Sie bückte sich und hob sachte den kleinen verkrampften Körper an. "Wo soll ich dich nur hinbringen Kleines?", flüsterte sie. Jedoch als sie anfing ernsthaft darüber nachzudenken war der kleine Körper spurlos verschwunden. Vici hatte noch nicht mal eine Teleportation gespürt. "Was passiert hier?!" Borthimer, ein schwarzäugiger Riese aus Stein stürtze wortlos in Hellhealers Praxis und legte das geschändete Kind, das Hellhealer als Cyrce kannte, auf den Behandlungstisch. Er nickte kurz und verschwand wie immer wortlos. Er hatte noch nie einen verletzten Dämon aus den Händen eines Engels reißen müssen und es überraschte ihn, dass ein Gerücht sicher nicht stimmte: keinem Dämon versengte es die Hand, wenn ein Engel ihn berührte. Denn Borthimers Hände waren das einzige an seinem Körper, das nicht aus Stein war und sie waren definitiv nicht versengt. Dabei hatte er dieses Wesen bestimmt berührt, als er Cyrce an sich genommen hatte. "Luuu-zi-feeeeeeer!!!" Der Fürst der Finsternis konnte sich gerade noch aus der Schusslinie entfernen, als ein wahrlich mordsmäßig gefährlicher Stilletto an ihm vorbeischnellte und hinter ihm einen Wandspiegel in einen Splitterhaufen verwandelte. "Ich will eine Erklärung! Ein Engel trifft im neutralen Gebiet auf eine Dämonin! Ein Dämon wird verletzt, weil er in eine Fleischerei EINBRICHT! Verfluchte Dimensionsfehler! Ein Engel wird von dem Hilfeschrei angezogen! Ein Dämon findet heraus, dass Berührungen zwischen Engel und Dämon nicht mit einer Verletzung enden! WAS ist heute schief gelaufen?!" Luzifer schlich sich vorsichtig aus dem näheren Bereich von Gott und setzte beschwichtigend an: "Gott... meine alte Saufkumpanin... meine Lieblings-Drag... meine Lieblings-Ex-Chefin... es ist einfach... etwas aus dem Ruder gelaufen... das mit deinem erwünschten perfekten Gleichgewicht war noch nie einfach." Gott fuchtelte knurrend mit den Händen herum, ihre Fingernägel zerschnitten die Luft, dass man mit jedem Atom Mitleid haben mochte. "Aus dem RUDER GE-LAU-FEEEEEEN?!!!" Luzifer erbebte unter der Stimme seines Gegenübers. "Ganz ruhig Süße, wir haben doch Mittel das wieder hinzubiegen. Wir müssen das eben geregelt angehen. Punkt eins: Salvius, dein kleiner Geistverwirrer wird dem Fleischer die Erinnerung löschen, Borthimers Steinzunge bewegt sich nicht, er wird niemandem von seinem verletzungsfreien Engelserlebnis erzählen, Cyrce steht ohnehin unter Schock und hat deine Lieblingsdame nichtmal gesehen, da sie in einer Dimensionslücke war und Vici nicht, BlueWing hat den Alptraum gerade noch unter Kontrolle bekommen, eine kleine Abfindung und er ist auch aus dem Spiel, was Hellhealer angeht - ich kann sehr gut mit ihr reden. Und deine liebste Dame, wirst du dir vornehmen müssen. Alles kein Problem. Alles Probleme, die wir schon oft gelöst haben, nur dass sie heute eben geballt kamen..." "Hargh! Ein Schaf, zwei Schäfchen, drei... o.k. Let's get it on Schnuckel!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)