Erwärme mein Herz von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 40: Sturm (part II) --------------------------- so, ich habe mich wirklich beeilt, schnell die fortsetzung servieren zu können! danke für eure Kommentare... ^^ freut mich, dass viele von euch immer noch gerne live dabei sind... gabs zum letzten kapitel irgendwelche fragen? ich glaube nicht... jetzt lest erst mal!! ^^ ACHTUNG: Kapitel wieder nicht beta-gelesen, nur von mir selber. verzeiht mir eventuelle fehler... --------------------------------------------------------------- Kapitel 40: Sturm (part II) „Alexis!“, schrie Baijne aus Leibeskräften. „Formiert euch neu! Wir kriegen Besuch!“ Hitomi konnte sich nicht vorstellen, dass Alexis diesen Befehl durch Wind und Wetter auch nur ansatzweise hören würde. Außerdem war der schwarze Gymilef nicht einmal in Sichtweite… „Ich glaube, er kriegt ein wenig Panik…“, sagte Saygon gedämpft, der seine Männer um sich versammelt hatte, um sie über Hitomi’s jüngste Vision aufzuklären. Baijne wirkte tatsächlich ein wenig… unruhig… Selbstverständlich hatte er jedes Wort von Hitomi’s Bericht hören können, selbst über das Pfeifen und Ächzen des Sturmes hinweg. Jetzt wurde er offensichtlich ein wenig nervös… Ein Zustand, der eher selten bei ihm auftrat. Er ging vor der Crusardor auf und ab, wie ein Panther im Käfig, seine sehnigen, tätowierten Arme aufs äußerste angespannt. Seine Leute verschwanden immer mal wieder, tauchten wieder auf, um ihm etwas zuzuflüstern oder nur die Lage zu checken. „Könnte man meinen…“, sagte auch Merle und ließ ihre Eckzähne bei einem genüsslichen Lächeln aufblitzen, auch wenn sie ansonsten nicht viel zu lachen hatte. Nora ging es von Minute zu Minute schlechter. Obwohl sie nicht aufhörte, ihren Schutzwall aufrecht zu erhalten, sah man ihr die Anstrengung jetzt deutlich an: Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, ihre Wimpern fingen an zu zucken und die Hand in der von Merle war zu einer kleinen Faust zusammen gepresst. „Wie lange wird sie es noch halten?“, fragte Seygon erneut, der allmählich ebenso nervös wurde wie Baijne. „Muss ich das beantworten?“, knurrte Merle und funkelte ihn böse an. „Seid lieber ein wenig dankbarer, dass mein Kind euch eure Haut gerettet hat…“ Saygon hob abwehrend die Hände. „Meine Güte! Beruhigt euch…“ Er ging mit gerunzelter Stirn ein paar Schritte von Merle weg, sicherheitshalber… „Merle…“, sagte Hitomi besänftigend. „Es ist unglaublich, was Nora da gerade tut… Nimm es den Anderen nicht übel, dass nicht anders reagieren können, als mit… stiller Ehrfurcht…“, versuchte sie zu retten. Merle hob eine ihrer buschigen Augenbrauen an und wollte offenbar erneut etwas scharfzüngiges erwidern, als das Signal erklang, auf das sie alle gewartet haben: Das Horn. Saygon hatte ein, zwei Männer auf dem Deck postiert, die bei einer Veränderung am Himmel sofort mit dem Signalhorn Alarm schlagen sollten. Auch Baijne hielt jetzt inne, starrte noch einmal grimmig zu Hitomi hinüber und löste sich daraufhin in verzerrter Luft auf. Hinter Hitomi erklang wieder das Geräusch von sich schnell nähernden Schritten. „Saygon! Es ist wahr!“, keuchte ein sommersprossiger Astorianer und kam auf der Rampe zum stehen. „Sie hat die Wahrheit gesprochen!“, sagte er erneut und deutete mit dem ausgestreckten Finger auf Hitomi. „30, oder mehrere Schiffe brechen gerade durch die Wolkendecke! Und sie haben Gymilefs bei sich!“ „Wer ist es?“, wollte Saygon wissen, jetzt wieder voll konzentriert. Der Angesprochene japste, fast glücklich: „Dryden’s Handelsflotte… Die Garde von Astoria… Ich habe Fraids Flagge gesehen… Und da müssen noch mehr sein!“ „Das heißt, der ehrenwerte Dryden hat sich doch entschlossen, zu handeln!“ Hitomi fuhr herum. Der freudige Ausruf kam von Kobe, der jetzt in der Lukenöffnung stand, an seiner Seite Brisaeye, die sich bei ihm untergehackt hatte und mehr schlecht als recht aufrecht stand. „Kobe!“, rief Hitomi aufgebracht. „Wieso hast du Brisaeye hier raus gebracht?! Sie muss liegen bleiben!“ Sie hastete schnell an Brisaeye’s Seite und fühlte ihr die Stirn. „Sie kocht ja immer noch!“ „Es geht mir schon besser…“, widersprach Brisaeye und drückte ihre Hand bedächtig beiseite. Kobe zuckte mit den Schultern. „Sie hat mich angefleht, sie nach draußen zu bringen…“, sagte er und lächelte unschuldig. Brisaeye nickte bestätigend. „Sie hat den alten Herrn um den Finger gewickelt…“, kommentierte Merle und grinste ein wenig. Hitomi ignorierte sie geflissentlich. „Aber Brisaeye… Was willst du hier draußen? In deinem Zustand bist du keine Hilfe…“ Jetzt schüttelte sie den Kopf und schloss kurz ihre Augen. Das Sprechen schien sie sehr anzustrengen… „Ihr werdet meine Hilfe noch brauchen…“, presste sie zwischen den Zähnen hervor und durchdrang alle umstehenden mit ihren unheimlichen, schwarzen Augäpfeln. Hitomi hielt dennoch nicht viel davon. Sie konnte nicht leugnen, dass sich all ihre Abneigung gegen Brisaeye in der Kathedrale verpufft hatte. Sie wollte nicht, dass ihr etwas geschah… „Brisaeye… Sei doch vernünftig…“, wiederholte Hitomi und klang dabei eher wie Kobe. „Hitomi… Ich werde nicht im Weg stehen… Aber… Mein Gehör kann euch vielleicht behilflich sein…“ „Da hat sie Recht…“, meinte auch Saygon jetzt anerkennend und lächelte Brisaeye aus seinem kantigen, braun gebrannten Gesicht an. Hitomi spürte, wie sich die Atmosphäre in den letzten Minuten verändert hatte: Alle waren… zuversichtlich. Sie glaubten an eine Rettung, jetzt, wo halb Gaia zu Hilfe kam. Und Hitomi konnte dies nur zu gut verstehen… Es war für einen Moment still. Man hörte nur das stetige Tosen des Sturmes, der immer wieder eine Salve Regentropfen unter den Bauch der Crusardor fegte und sie alle mit kleinen Sprenkeln benetzte. Aber die seltsame Ruhe währte nur ein paar Sekunden. „Saygon!“, fauchte Merle plötzlich zu ihren Füßen. „Ich würde mein Schwert wieder ziehen…“ „Wa – “, setzte der Offizier verwirrt an, spürte aber zugleich die seltsame Erschütterung der Zeit, sodass jedes weitere Wort überflüssig war. Nora war am Limit. Ihre Augen flackerten, klappten dann ganz zu und sie sank erschöpft in die Arme ihrer Mutter hinein. Die Schutzbarriere, die sie so hart aufrechterhalten hatte, sackte mit ihr zusammen, diesmal so heftig, dass es wie ein Erdbeben der niedrigsten Stufe durch ihrer aller Körper fuhr. „Achtung!“, schrie jetzt Brisaeye. „Sie kommen von den Seiten!“ Tatsächlich, wie gerufen, standen zwei Mitglieder des Volkes draußen im Regen und griffen mit gezückten Waffen und Schlachtgebrüll an. Hitomi’s einziger Impuls war es, zurückzuweichen. „ZURÜCKI!“, befahl auch Saygon, was Merle ohne Widerstreben befolgte. Sie packte ihre Tochter und rannte zurück an Bord, vorbei an einer erschöpften Brisaeye und einem entsetzten Kobe, der wohl noch nie im Leben so nahe an einem echten Kampf gestanden hatte. Hitomi schaffte es nicht mehr auf die Rampe. Eine schwarze, muskulöse Frau war nahe dran, ihr den Kopf abzuschlagen, als Saygon sich vor sie warf und den Angriff mit seinem Säbel abwehrte. Hitomi stolperte weiter zurück, landete auf dem feuchten Boden und trat beim Versuch sich wieder aufzurappeln erneut auf ihr viel zu langes Kleid. „Verflucht! Wenn ich das hier überlebe, werde ich nur noch Hosen tragen…“, klagte sie, drehte sich um und versuchte auf allen vieren vorwärts zu kommen, was wesentlich besser klappte. Sie schaffte es bis zum anderen Ende des Schiffbauches, ohne sich auch nur umzudrehen. Sie wagte es nicht. Sie hörte nur Schreie und das Aufeinandertreffen von Klingen… Wenn es Saygon war, der gerade fiel… Oder wenn sie zu Kobe gelangt waren… Sie konnte diese Gedanken nicht einmal fortsetzen… Als der Regen ihr wieder ins Gesicht peitschte, hievte sie sich aus dem Morast und lehnte sich gegen den Wind in den Sturm hinaus. Was sie dann sah, ließ sie ehrfürchtig erstarren, weil es noch beeindruckender war als in ihrer Vision: 40 oder 50 Schiffe schwebten über den Klippen, riesige Gefährte in den verschiedensten Farben und Formen, nicht einmal der Sturm konnte diesen fliegenden Festungen etwas anhaben. Und der Kampf war bereits in vollem Gange. Sie sah Gymilefs oben auf den Klippen, gegen die Zaibacher Silberkrieger kämpfend. Sie sah die kleineren Beischiffe, die durch den Regen zu Boden trudelten und ihre Besatzung ausspuckten. Keine 3 Meter neben ihr griffen gerade drei Kämpfer mit himmelblauen Uniformen, scheinbar Astorianer, einen großen, hageren schwarzen Mann an. Und sie sah auch ein paar weinrote Uniformen, wie Schemen durch den Kampf huschen… Die Zaibacher Soldaten, die Allen vor seiner Flucht mit Brisaeye eingekreist hatte, hatten wohl ihren Weg zurück in die wirkliche Welt gefunden. Dass sie nach den Ereignissen in der Kathedrale des Kampfes nicht überdrüssig waren? Und wo war überhaupt Van? Sie konnte Escaflowne nirgendwo ausmachen… Aber sie wusste, dass sie es spüren würde, wenn ihm etwas geschah… Ihre Seelen waren miteinander verbunden. Der Kampf wütete weiter, verteilte sich über die gesamte Strandfläche, viel zu nah in Hitomi’s Richtung… Vorsichtshalber zog sie sich wieder zurück unter die Crusardor, darauf bedacht, nicht wieder zu stolpern, als sich eine Hand von hinten um ihren Mund schloss. „Wie schön, dass wir uns noch einmal wieder sehen, Mädchen…“, säuselte eine tiefe, kratzige Stimme in ihr Ohr. „Ich habe euch schon vermisst…“ Van kniff seine Augen so weit es ging zusammen. Regen und Wind peitschten ihm entgegen, als er den Drachen an den Klippen entlang steuerte. Der Ozean brach unter ihm gegen die rauen Felsen der Küste, über ihm blitze und donnerte es… Ihm schmerzten schon nach Minuten die Arme, so schwer war es, gegen den Sturm anzukommen. Er zog und zerrte an den Leinen, jedoch ohne viel Erfolg: Windböen trieben ihn immer wieder von seinem Kurs ab, drückten den Drachen nach oben und ließen ihn schon im nächsten Moment wieder fallen… Wo Allen mit Sheherazade steckte, wollte er gar nicht so genau wissen… Er musste sich konzentrieren! Musste Zeit gewinnen! Solange dieser unsichtbare Schutzwall um ihn herum noch bestand, musste er versuchen, die Zaibacher in die Irre zu führen. Auch wenn er kaum an einen Erfolg glaubte… Wenn er sie zumindest ein wenig herumscheuchen konnte, würde sich ein Kampf vielleicht verzögern… Vielleicht hörte der Sturm bis dahin auf, dann würden er und Escaflowne auch gleich viel besser funktionieren…. Seine Gedanken wirbelten wie wild in seinem Kopf herum, versuchten sich irgendwie von selbst zu ordnen… Aber auch in seinem Inneren herrschte Sturm… Er wurde erneut von einer Windböe erfasst. Durch Escaflowne’s Fluggestalt fuhr eine sanfte Vibration, dann gaben die Flügel dem Luftdruck nach und der Drache wurde nach oben geschleudert, hoch hinauf in Richtung der grauen, beängstigenden Wolken. Van zog minimal an den Gurten, um Escaflowne gerade zu halten, als er etwas sah, was eigentlich gar nicht sein konnte… Ein Flugschiff! Dryden’s Flugschiff! Er hatte es schon so oft gesehen… Er würde es auf jedem Planeten wieder erkennen… Der schlanke Bug, das breite Heck, der hohe Aufbau… Träumte er? Aber nein! Das Schiff kam näher! Oder spielte ihm der Regen einen Streich? Er wandte den Drachen so, dass er mit dem Rücken gegen den Regen stand und tatsächlich: Es war keine Einbildung. Dryden’s Handelsflotte brach gerade durch die dichte Wolkenwand, jetzt hörte er auch das dumpfe, dröhnende Geräusch der Motoren und der Propeller. Es war unglaublich… Dryden war doch gekommen! Und nicht nur er! Ganz Gaia hatte sich zusammen getan… Er sah andere Schiffe, bestückt mit den Flaggen aus Fraid, Astoria… Sie alle kämpften sich durch den Sturm an den Ort des Geschehens. Van kam nicht umhin, ehrfürchtig inne zu halten. Er flog ein paar hundert Fuß über der Insel, achtete jedoch nicht mehr darauf, wo ihn der Wind hintrieb. Allen und er waren nicht mehr allein! Es war Hilfe gekommen! Das machte die Situation weniger ausweglos… Hitomi wollte schreien, wollte um sich schlagen… Beides wäre sinnlos gewesen. Baijne war nicht irgendein Mann: Er war ein zäher, übermenschlicher Kerl, der sicherlich nicht zum ersten Mal eine Frau zwang, nach seiner Pfeife zu tanzen. Sie hätte es wissen müssen… Sie hatte doch gesehen, wie er sie immer angesehen hatte… Hatte seine rauen, schwarzen Hände auf ihrem Körper gespürt, grapschend... fordernd… Sie hätte verdammt noch mal IN die Crusardor stolpern sollen, nicht unter ihr herum! Stattdessen hatte Baijne sie doch noch erwischt. Er hatte sie mit sich genommen. Ein komisches Gefühl… So als würde man von einer Sekunde auf die andere 50 Meter in die Luft geschleudert… Ihr Magen hatte sich überrascht zusammen gezogen sich aber in der nächsten Sekunde wieder entspannt, als sie wieder festen Boden unter ihren Füßen spürte. Baijne stand direkt vor ihr, die gelben, unschönen Zähne gebleckt. „Endlich sind wir mal ein bisschen für uns…“, säuselte er und stieß unsanft gegen Hitomi’s Schultern, sodass sie hinten über viel. Sie landete weich, viel zu weich… Ihr war auch sofort klar warum: Sie befanden sich in Dornfels’ Präsidentensuite im obersten Stockwerk der schwarzen Perle und Baijne hatte sie soeben auf das groszügig ausgestattete Himmelbett geworfen. Hitomi’s Atem stockte, sie erstarrte wie von selbst. Würde dieser Albtraum denn nie enden? Sie war sich so sicher gewesen, Baijne nie wieder gegenübertreten zu müssen, nicht ohne Van an ihrer Seite… Aber so wie der schwarze Häuptling sie jetzt anstarrte, war jede weitere Überlegung wertlos: Baijne hatte nur darauf gewartet… Auf den richtigen Moment… Er stand vor ihr und verwandelte sich vor ihren Augen zurück in seine menschliche Gestalt, die ihn jedoch keineswegs liebenswerter machte… Nur seine Augen wirkten nicht mehr so tot wie zuvor. „Wieso sollten wir nicht ein wenig Spaß haben? Lassen wir die anderen kämpfen…“ Er grinste über sein gesamtes, ausgemergeltes Gesicht hinweg. Hitomi rappelte sich ein wenig auf und versuchte sich ein paar Zentimeter zurück zu ziehen. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren… Bis jetzt hatte Baijne es nicht geschafft ihr etwas anzutun… In seiner menschlichen Form hatte auch er Schwachstellen, das musste sie sich vor Augen halten. Zeit schinden, das war der Anfang… Vielleicht kam ihr doch noch irgendwer zu Hilfe. „Ihr lasst euer Volk also allein da draußen sterben? Wolltet ihr eure Rasse nicht bewahren?“, fragte Hitomi ihn völlig emotionslos. Baijne schüttelte leicht den Kopf. „Sie können auf sich selbst aufpassen… Und da gibt es ja auch noch unsere Gymilefs… All deine süßen, kleinen Freunde aus Astoria, Fraid und sonst wo her werden kein leichtes Spiel haben…“, erwiderte er und trat näher. Sein Gesicht lag jetzt im Schatten der Vorhänge. Überhaupt war der Raum beklemmend finster… Zwar drang ein wenig Tageslicht durch die lange Fensterfront herein, da der Tag aber momentan aus Wolken und Regen bestand, war das nicht viel wert… Vielleicht war das umso besser… Sie wollte dieses grässliche, gaffende Gesicht nicht sehen… Sie wusste, dass er sie anstarrte. Sie spürte es mit jeder Zelle ihres Körpers. Er starrte sie an, verlangend, drängend… Er malte sich aus, wie es sein würde, in seinen Gedanken zog er sie schon aus, wie wahrscheinlich schon unzählige Male zuvor. Nur war diesmal keine Merle, die ihr half, keine Brisaeye… Nicht mal ein Van… Hitomi schluckte schwer. Von allen Dingen, die ihr hätten passieren können, war dies wohl das grässlichste… Sie wünschte keinem Menschen, keiner Frau auf diesem und ihrem Planeten so etwas erleben zu müssen… Baijne kam noch näher, Hitomi wich reflexartig zurück. Er packte daraufhin ihren Fußknöchel. „Schön still halten, Mädchen… Du willst mir doch nicht den Spaß verderben?“, fragte er und lachte ein leises, abscheuliches Lachen. Hitomi war wie versteinert, als Baijne jetzt auf das Bett kroch, so weit, bis er über ihr kauerte, sein Gesicht über dem ihren. Seine fettigen, verfilzten Haare hingen in ihr Gesicht, streiften ihren Mund, ihre Augen. Sie stanken bestialisch… Angewidert kniff Hitomi ihre Augen zusammen und drehte ihren Kopf zur Seite. Sie musste noch etwas warten, sich zusammen reißen… Sie würde ihn in Sicherheit wiegen und sich dann wehren… Sie würde es ihm so schwer wie möglich machen. „Hmmm…“, machte Baijne und so mit seiner Nase geräuschvoll die Luft ein. „Ihr riecht genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte… Süß und üppig…“ Sie spürte, wie sein Gesicht ihren Hals hinab wanderte, langsam, jede Sekunde auskostend… Doch genau dieses Verhalten passte so gar nicht zu Baijne. Sie hätte es wissen müssen. Im nächsten Augenblick durchzuckte ein lautet Ratsch! den Raum, schwerer Stoff riss auf unschöne Weise entzwei. Baijne hatte ihren langen, völlig durchnässten Zaibacher Mantel einfach an der Knopfleiste entzwei gerissen und zog jetzt den Rest mit einem Ruck unter ihr weg, sodass sie zu Seite rollte. Hitomi nutzte diesen minimalen Moment, versuchte über das Bett zu hasten, aber Baijne packte sie abermals am Fußknöchel und zog sie unbarmherzig zurück. Dabei wurde ihr Kleid ganz automatisch nach oben geschoben, etwas, was nicht wirklich vor Vorteil war in ihrer Situation. Kalte Luft gelangte an ihre Waden und Oberschenkel, die bis jetzt unter dem feuchten Kleid gedampft hatten. Ihr Atem ging schnell und stoßweise, sie konnte nicht anders. Sie hatte Angst. Höllische Angst. „So ist das schon viel besser…“, erklärte Baijne und stürzte sich dann auf sie. Plötzlich war er überall! Sein rechtes Knie drückte ihre Beine auseinander, seine Hände fuhren in ihren Ausschnitt, zerrten erbarmungslos an ihrem Überkleid, schoben den Stoff mit hastigen Griffen nach unten, bis sie ihre Brüste umfassten. Das war genug. Hitomi konnte nicht mehr länger warten… Sie musste etwas tun! Ärgerlich schrie sie auf: „Fasst mich nicht an!“ Sie schlug ihm ihre Fäuste entgegen, versuchte jede Stelle von ihm zu erreichen, die nur erreichbar waren. Aber ihr Peiniger war stark: Er drückte sie weiterhin nieder, lachte nur, so als hätte er schon auf den Widerstand gewartet. Hitomi aber war jetzt nicht mehr bei Sinnen. Purer Hass durchflutete sie. Sie schrie aus Leibeskräften, bewegten ihre Beine und stieß ihr Knie in Baijnes Leistengegend. Dann versuchte sie sich unter dem aufstöhnenden Schwarzen wegzudrehen. Sie rammte ihren Ellenbogen in das, was sie sein Gesicht vermutete, stieß mit ihren Füßen nach so gut es ging, aber Baijne gab immer noch nicht nach. „Haben wir hier eine kleine Wildkatze? Das gefällt mir…“, lechzte er und presste ihre Arme trotz schmerzverzerrtem Gesicht wieder in die Kissen hinein. Hitomi wand sich und drehte sich, ohne Chance. Baijne war stärker. Sie atmete schwer, ihre Brust hob und senkte sich, Panik und Wut fuhren in zittrigen Wellen durch ihren Körper. Baijne grinste wieder, sein widerliches, altbekanntes Grinsen und neigte sich wieder näher zu ihr hinab. „Ich werde es euch so besorgen, dass selbst euer kleiner König vor Neid erblassen würde…“, flüsterte er in ihr Ohr, seine stinkenden Haare in ihrem Gesicht gebettet. Hitomi schauderte, zitterte, es wütete immer noch in ihr. Sie durfte sich nicht brechen lassen! Sie musste sich wehren! Baijne nahm wieder etwas Abstand zu ihr, so als wollte er sie noch mal ausführlich betrachten, bevor er sich wieder ans Werk machte. Und Hitomi tat in dem Moment etwas, was sie noch nie zuvor gemacht hatte: Sie spuckte ihrem Gegenüber ins Gesicht, mit tiefster, innigster Abneigung. Baijnes Antwort war ein Schlag in ihr Gesicht. Sie spürte es kam, sah jedoch wie er aufbrauste, sich aufsetze und sein Gesicht notdürftig mit seinem zerlumpten Hemd versuchte abzuwischen. Hitomi dachte nicht lange nach, jetzt sprach allein ihr Überlebensinstinkt aus ihr: Sie rammte im erneut ihr Knie zwischen die Beine, diesmal wesentlich effektiver, griff nach der Holzstange hinter ihr, zog sich daran nach hinten, trat Baijne erneut mit ihren Füßen und glitt poltern vom Bett, krachte unsanft auf den Boden. Sofort rappelte sie sich auf, zog ihr Kleid wieder zu recht und kroch auf allen vieren weiter. Hinter sich hörte sie Flüche und andere wütende Laute, poltern und Stöhnen. Baijne war noch lange nicht am Ende… Er kam ihr nach und trat sie regelrecht nieder. Er schlug ihr zweimal mit voller Wucht ins Gesicht und trat sie dann gegen die Fensterfront hinter ihr. Hitomi krachte dagegen, stöhnte nun selbst vor Schmerzen auf und krümmte sich auf dem Boden zusammen. Sie schmeckte Blut in ihrem Mund, eisern und dunkel. Schützend zog sie ihre Knie vor ihren Bauch. Wenn sie ihr Kind verlieren würde… „Wie ihr wollt… Dann eben auf dem Boden!“, feixte Baijne jetzt. Hitomi lugte unter ihrem Arm hindurch und sah den Mann wieder auf sich zukommen. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht, seine Hände machten sich schon an seinen Hosen zu schaffen… Würde sie sich diesmal wehren können, oder war es das jetzt? Hitomi versuchte sich noch näher an die Wand zu pressen, als Baijne auch schon bei ihr war. „Ihr werdet dafür bezahlen, das schwöre ich euch…“, flüsterte Hitomi mit zusammengepressten Zähnen. Sie wartete nur auf die raue Berührung, auf die groben Hände, auf das Brechen ihrer Selbst. Doch da kam nichts. Gar nichts. Ungläubig wartete Hitomi ein paar Atemzüge, ehe sie ihre Deckung aufgab und ihren Arm von ihrem Gesicht nahm. Baijne war verschwunden. Spurlos. Als Van Escaflowne wieder in seine Gymilef-Form umwandelte, tobte der Kampf bereits. Der unsichtbare Schutzwall hatte sich schon vor einer weile aufgelöst, er hatte die Erschütterung nur ganz schwach gespürt… Die Flugschiffe aus Gaia’s großen Reichen verharrten im Sturm, kleinere Beischiffe samt Besatzung waren ausgesandt worden, sowie einige wenige Gymilefs, die der Krieg vor 20 Jahren übrig gelassen hatte. Niemand hatte es für nötig gehalten, neue zu bauen. Niemand außer Dornfels… Van stand jetzt wieder oben auf den Klippen, gegenüber des silbrig-schwarzen Gymilef, besetzt mit dem ihm unbekannten Kommandanten Alexis. Es kostete ihn schon allein viel Mühe, das lange, schwere Schwert in Escaflowne’s Händen zu halten, wie sollte er so den Kampf überstehen? Dennoch riss er sich zusammen, visierte Alexis und griff dann mit einem wütenden Schrei an. Er hob sein Schwert über den Kopf, so rasch, dass Escaflowne’s Regennasse Gelenke sich quietschend beschwerten. Alexis stand vor ihm, mit einer seltsam geschwungenen, eindrucksvollen Klinge und wartete den Angriff scheinbar unbeeindruckt ab. Van drückte Escaflowne’s Arme nach unten, doch Alexis wehrte den Angriff mühelos ab. Lässig hielt der Gymilef Van’s Schwerthieb stand. Van, der noch überlegte, wie er weiter vorgehen sollte, sah erst viel zu spät, warum: In dem Moment als ihre Klingen aufeinander trafen, hatte sich der linke Arm des Gymilefs verflüssigt, zu einem sehr langen, spitzen und scharfen Stachel. Und den stieß er nun Kugelblitzartig in Escaflowne’s Hüftgelenk… Van spürte den Schmerz nur ganz schwach. Er hatte schon einmal den Fehler gemacht und war zu sehr mit dem Gymilf verschmolzen… So sehr, dass er fast daran gestorben wäre, hätten die Espanol den Drachen nicht rechtzeitig repariert… Er kannte mittlerweile die Grenzen des Möglichen. Trotzdem. Alexis’ Angriff war präzise ausgeführt. Escaflowne knickte unbeholfen zur Seite weg, das Gelenk, welches das rechte Bein am Körper hielt, war fast durchtrennt… Van biss die Zähne zusammen, versuchte den Schmerz zu unterdrücken, der auch durch seine Gelenke flammte. Es war fast nicht auszuhalten. Er versuchte jetzt eine leichte Drehung mit seinem linken Bein, nahm seine ganze Kraft zusammen, um mit dem Schwert noch einmal zuzuschlagen und es funktionierte! Er richtete zwar keinen großen Schaden an, aber der Gymilef taumelte zumindest durch den feuchten Boden beeinträchtigt ein paar Meter zurück, als Escaflowne’s Schwert ihn seitlich an der Schulter traf. Van nutzte diesen Moment sofort, obwohl Escaflowne’s Schmerzen immer noch durch ihn hindurch pulsierte, um gleich nach zu hieben. Doch Alexis war verschwunden… Van nahm nur am Rande seines Blickfeldes eine schnelle Bewegung war, als auch schon den nächsten Angriff zu spüren bekam, diesmal an seiner Mitte. Er fluchte, ignorierte den erneuten Schmerz und konzentrierte sich auf seine Deckung. Von wo würde der nächste Angriff kommen? In seinem Kopf schwang Hitomi’s Pendel hin und hier, hin und her… Er wartete darauf, dass es ausschlug… Er wartete und wartete, als er plötzlich hinter ihm das Geräusch von aufeinander treffenden Klingen hörte. Rasch vollführte er eine galante Drehung von Escaflowne und sah Shezerazade, die Gerade einen Angriff von Alexis abwehrte. „Allen!“, schrie Van aufgebracht. „Wieso kämpfst du noch?! Du bist verletzt!“ Tatsächlich war er das: Sheherazade’s Schulter hing halb aus seinen Angeln… Ein unschöner, grausamer Anblick… „Ich kann dich doch nicht alleine lassen! So lasch wie du seit neuesten kämpfst!“, brüllte Allen zurück und lachte bitter, ein Geräusch, dass der Wind sofort mit sich nahm. Van fackelte nicht lange. Wenn Allen in seinem Zustand noch da war um ihm zu helfen, durfte er nicht aufgeben! Für Allen, für Gaia und vor allem für Hitomi musste er weiter kämpfen! Das Pendel schwang endlich aus und Van de Fanel tat das, was ihm seine Vater, sein Bruder und sein Mentor Vargas einst beigebracht hatten: Kämpfen und verteidigen, für die, die man liebt. Hitomi war gar nicht bewusst, dass sie aufgestanden war und nun versuchte, sich einen Weg durch die finsteren Gänge und Treppen durch die schwarze Perle hinab zu bahnen. Sie spürte weder ihr pochendes Gesicht, noch die anderen Körperstellen, an denen Baijne’s Schläge und Tritte sie getroffen hatten… Sie dachte nur daran, so schnell wie möglich wieder ins Freie zu gelangen, weg von diesem unheilvollen Zimmer, hinunter von diesem grauenvollen Schiff. Ihre Hand strich kurz über ihren Bauch, der immer noch flach und unscheinbar war. Sie betete, dass dem Anflug von neuem Leben in ihr nichts passiert war... Obwohl Baijne sie nicht direkt in den Bauch getreten hatte, machte sie sich Sorgen. Sie stolperte weiter die Treppen hinunter, musste sich immer wieder am Geländer abstützen um nicht umzuknicken, da sie immer noch wie Espenlaub zitterte. Sie musste Van finden, unbedingt! Sie musste ihn sehen, sich vergewissern, dass es ihm gut ging… Sie wollte in seinen Armen liegen, wollte vergessen, was Baijne ihr versucht hatte anzutun… Aber da drängte sich noch ein anderer Gedanke in ihr Bewusstsein: Warum war Baijne verschwunden? Was hatte er gehört, dass das sein gewalttätiges Vorhaben abgebrochen hatte? Bilder von Van, Merle, Kobe und Nora mischten sich unter diese Gedanken… Bilder von Blut und Verzweiflung. Es durfte nicht sein! Es durfte nichts passiert sein! Sie zwang ihre Beine, sich weiter zu bewegen, nicht anzuhalten, bis sie endlich den erlösenden Ausgang fand. Es stürmte und regnete immer noch unablässig… Erleichtert stolperte sie über den Holzsteg an den Strand zurück, wo der Kampf noch wie vor nicht abgebrochen war. Schreie und andere Kampfgeräusche drangen zu ihr durch, Geräusche, die sie so gerne nie wieder im Leben gehört hätte… Sie hob die Röcke ihres nassen, halb zerrissenen Kleides an, zwang ihre Beine, noch schneller zu laufen, bis sie endlich an die offene Rampe der Crusardor gelangte. Dort war es überraschend still, wie ein tauber Fleck inmitten des Sturms… Sie sah Kobe, der mit entsetztem Gesicht hinter Saygon und dem verbliebenen Rest seiner Mannschaft stand. Der Rest lag draußen im Regen verstreut, leblos, trostlos… Sie trat näher heran und erkannte jetzt auch zwei schwarze Leichen unter ihnen… Die beiden vom Volk, die den Angriff gestartet hatten… Aber das war nicht der wirkliche Grund für ihr Entsetzen. Das, was sie erneut schaudern lies, ihr panischen Angstschweiß aus den Poren trieb, war Baijne, der mitten in der Linie von Toten stand, sein Schwert in der Hand, das Gesicht grimmig und seltsam mit sich selbst zufrieden. Vor seinen Füßen lag seine Schwester, reglos, das Gesicht halb versunken in Schlamm und Blut… Alexis war besiegt. Van stand über dem schwarzen Gymilef, den er und Allen so mühevoll bekämpft hatten. Er konnte beobachten, wie das grüne Licht des Drachenherzsteines langsam erlosch, als Van sein Schwert wieder aus der Brust seines Gegners heraus zog. Ein Anblick, der ihn fast ein wenig schmerzte… Doch dann besann er sich auf das Wesentliche. Er richtige sich auf und wartete, dass sich das Cockpit von Alexis öffnen würde. Tatsächlich tat es das, allerdings ohne jedes Zischen und Pfeifen, wie es bei Escaflowne oder Sheherazade üblich war: Der seltsame, lang gezogene Teil des Gymilef-Kopfes verflüssigte sich, zog sich in minimalen Wellen zurück und gab den Piloten frei. Und zu Van’s größter Verblüffung war es eine Frau, die daraus hervor stolperte… Es hatte ein seltsames Dejavù… Schon vor 20 Jahren hatte er eine Frau besiegen müssen, Dilandau… Er war kurz davor gewesen ihr den Todesstoß zu verpassen, als Allen ihn daran gehindert hatte… Er hatte seine Schwester Serena wieder erkannt, eine schemenhafte Vermutung, die von Dilandau’s schauderlicher, finsterer Mine fast völlig verdrängt worden war. Das Werk Dornkirk’s… Jetzt wankte dort vor ihm wieder ein weiblicher Kommandant aus dem stählernen Riesen… Sie brach sofort zusammen, sackte in das nasse Gras und rührte sich nicht mehr. Van - obwohl der Kampf unter den Klippen immer noch tobte - überlegte nicht lange… Er verließ ebenfalls sein Cockpit, kletterte trotz Schmerzen an Escaflowne hinab und hinkte hinüber zu dem menschlichen Bündel, das er eben besiegt hatte. Allen hatte offenbar dieselbe Idee. Auch er verließ seinen Gymilef, der zum Schluss kaum noch zu gebrauchen gewesen war: der demolierte Arm war nicht mehr zu bewegen gewesen und diverse andere Blessuren hatten ihn schließlich in die Knie gezwungen, dass es an Van gewesen war, den entscheidenden Schlag zu unternehmen. „Die Zaibacher scheinen eine komische Vorliebe für weibliche Krieger zu haben…“, sagte er, als er nahe genug bei Van war. Er sah furchtbar aus… Sein rechter Arm hing ihm unförmig an der Seite, an seiner Stirn klaffte eine üble Platzwunde und er hinkte ebenso wie Van. Der Regen wusch ihm zwar das Blut aus dem Gesicht, machte seinen Anblick aber kaum besser. Van wollte gar nicht wissen, wie er selbst aussah… Er ignorierte den Protest seines eigenen Körpers, sah nur die Frau vor ihm, die schon nicht mehr atmete. „Haben wir richtig gehandelt?“, fragte er seinen Freund leise. „Wie haben nur uns und unsere Prinzipien verteidigt, Van… Ein Kampf war nicht zu umgehen…“ „Sie hat uns ganz schön auf Trab gehalten, nicht wahr?“ „Das ist wahr…“, erwiderte Allen, „Sie hat für zwei gekämpft…“ Van nickte zustimmend. „Sie hat besser gekämpft, als manche Männer es könnten…“ Er ging in die Hocke und drehte den gefallenen Kommandanten auf den Rücken. Sie war eine schöne Frau… Ihr Gesicht war edel geschnitten, ihre Lippen waren voll und breit und ihr schwarzes Haar lag wie feine Seide bis zu ihren Hüften hinab. „Verschwendung…“, murmelte Van. Er fühlte überflüssigerweise an ihre Brust, aber ihr Herz schlug nicht mehr… Vorsichtig strich er über ihre offenen, starrenden grünen Augen und schloss sie. „Sollen wir sie hier einfach liegen lassen?“, fragte er dann. „Vorerst bleibt uns nichts anderer übrig…“, antwortete Allen und sah ihn lange mit seinen Ozeanblauen Augen an. Van wusste, was er ihm damit sagen wollte: Dort unter den Klippen gab es immer noch etwas für sie zu tun… Er bedeutete Allen, mit ihm zu kommen. Escaflowne wurde wieder kurzzeitig zu dem Drachen, der sie hinunter tragen würde und er erklomm mit Allen seinen Rücken. Die schöne Alexis, die fast Van’s Mörderin geworden wäre, ließen sie im immer noch viel zu aggressiven Regen zurück… Hitomi konnte nicht fassen was sie sah. Sie kauerte hinter Saygon’s breitem Rücken, ungläubig, entsetzt. Baijne hatte seine eigene Schwester einfach erschlagen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Alle möglichen Empfindungen stiegen in ihr auf: Schmerz, Trauer, Angst, Wut und vor allem tiefes Entsetzen, welches so stark war, dass sie sich am liebsten übergeben hätte. Auch Kobe - nur noch ein kleiner, völlig fassungsloser Schatten neben ihr - zitterte am ganzen Leib, vor Wut, vor Verzweiflung. Sie beide hatten Brisaeye verstoßen und sie beide hatten sie sofort wieder ins Herz geschlossen, nach ihrem großartigen Dienst für die gute Seite dieses sinnlosen Kampfes. „Du Monster! Du elendes, herzloses Monster!“, schrie Hitomi jetzt, das einzige Ventil, die ungeheure Wut in ihr loszuwerden. Baijne, der sie gedemütigt, verhöhnt und fast vergewaltigt hätte… Sie wollte IHN dort liegen sehen, nicht Brisaeye! „Beruhigt euch!“, zischte Saygon ihr zu. „Das macht die Situation auch nicht besser…“ Seine Stimme schwanke, zerbrach. Hitomi hörte sofort heraus, was das bedeutete: Saygon hatte Angst, fast ebensoviel wie sie. Angst vor diesem unberechenbaren Wilden. Baijne stand nur da, wischte sich das Bluttriefende Schwert notdürftig am Wams eines der Toten ab, sein Gesicht eine Fratze aus Mordlust und Irrsinn. Denselben Ausdruck hatte es auch gehabt, als er 25 Menschen mit der Erlaubnis von Dornfels erschlagen durfte… „Kobe… Geht zurück auf das Schiff… Schließt die Luke hinter euch… Und nehmt gefälligst Hitomi mit!“, befahl Saygon so leise wie möglich. Von Baijne war ein plötzliches Lachen zu hören. „Aber, aber…“, sagte er, tadelnd. Dann löste er sich auf und stand nur einen Wimpernschlag später direkt vor Saygon, die Schwertklinge an dessen Hals. Kobe taumelte erschrocken zurück, Hitomi rührte sich instinktiv nicht von der Stelle. Baijne lehnte sein Gesicht nahe an Saygon’s dessen gesunde Bräune sich mittlerweile verflüchtigt hatte. Die Haare des Schwarzen Häuptlings trieften vom Regen, tropften auf Hitomi hinab. „Wie dumm, dass Ihr direkt vor meinem Mädchen steht…“, säuselte er in Saygon’s Ohr. „Ich muss euch wohl zur Seite schaffen…“ „NEIN!“, schrie Hitomi entsetzt. „Lass ihn leben!“ Instinktiv hob sie ihre Hände, aufgebend, nahezu gebrochen… Allen in ihr sträubte sich, dies zu tun. Sie wollte in Sicherheit sein, nicht wieder direkt in Baijne’s Arme rennen. Aber sie konnte auch nicht zusehen, wie Saygon oder Kobe einfach vor ihren Augen sterben mussten. Die beiden Soldaten, die der Kampf noch von Saygon’s Mannschaft übrig gelassen hatte, wagten sich ebenfalls nicht zu rühren, bangten um das Leben ihres ersten Offiziers. „Lass ihn leben…“, sagte sie noch einmal, mit überraschend fester, überzeugender Stimme. „Nimm mich mit dir, tu was immer du willst, aber verschone meine Freunde…“ Saygon schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war ihm zuwider, so unfähig zu sein… nichts tun zu können… „Tut… das nicht...“, beschwor er Hitomi stockend, „Er wird mich trotzdem umbringen!“ Baijne nickte grinsend. „Das könnte durchaus passieren….“ Seine schwarzen, leblosen Augen wurden zu Schlitzen, als die Mordlust wieder über seine Züge flackerte. Hitomi handelte weiter instinktiv: Sie machten einen Schritt nach vorne, legte eine Hand besänftigend auf Baijne’s Arm, obwohl sie vor Panik zitterte und versuchte eine wohlwollende Mine aufzulegen. Alles in ihr vibrierte, wollte sich gegen diese Berührung sträuben, verzweifelte Tränen stiegen ihr in die Augen. „Tut es nicht… bitte…“, flehte sie noch einmal. „Wenn ihr es wünscht, Schätzchen…“, säuselte Baijne, ein wenig bedauernd, nahm aber seine Schwert folgsam von Saygon’s Hals. Er stieß den Offizier zurück, griff mit einer schnellen Bewegung nach Hitomi’s Arm und zog sie ein paar Meter mit sich, in den Regen hinaus. „Was habt ihr vor?“, schluchzte sie. Wenn er wieder mit ihr in das Präsidenten-Zimmer verschwand… Sie wollte lieber sterben, als diese Szenerie noch einmal erleben zu müssen! „Ich will euren kleinen König empfangen!“, entgegnete Baijne und lachte schadenfroh in den Regen hinein… Natürlich. Baijne hatte ihn kommen hören, bevor sie ihn sehen konnte… Aber jetzt, als sie in den Sturm hinein starrte, konnte sie ihn sehen, obwohl ihr Regen und Wind in die Augen schnitten: Van fegte auf dem Drachen herbei, kam schnell näher, flog einen kurzen Bogen über die Crusardor und landete dann etwas unsanft direkt am Strand. Die Gischt spritzte auf, als der hintere Teil von Escaflowne durch die hereinrollenden Wellen pflügte. Hitomi konnte beobachten, wie zwei Gestalten abstiegen und zu ihnen herüber humpelten. Sie erkannte Allen nicht gleich, weil sein sonst so sonniges, blondes Haar Blut durchtränkt war… Auch Van sah kaum besser aus, doch zumindest war er am Leben! Noch mehr Tränen liefen Hitomi über die Wangen, vermischten sich mit dem Regen… Er war am Leben! Sie wurde zwar immer noch von Baijne festgehalten, aber Van stand keine 5 Meter vor ihr, lebendig... Wenigstens konnte sie ihn noch einmal sehen, seine schöne Gestalt, seine tiefen, braunen Augen… Als Van erkannte, in welcher Situation sich Hitomi befand, fing der Vulkan in ihm wieder an zu brodeln. „Lasst sie los!“, fuhr er Baijne an. „Oder was?“, fragte Baijne herausfordernd. „Wollt ihr mich mit euren Fäusten niederringen, König Fanel?“ Er spuckte den Titel mit besonders intensiver Abscheu aus, wobei er nicht im Unrecht war. Van war unbewaffnet. Sein Katana musste immer noch im Gürtel des mittlerweile toten Binnjae stecken. Bis auf den Dolch in seinem Stiefel, hatte er nichts zu bieten… „Nimm mein Schwert, Van…“ Allen, der neben ihm stand, mehr schlecht als recht, reichte ihm sein Katana, in der blauen, edlen Scheide des astorianischen Königshauses. „Ich kann nicht mehr kämpfen… Aber du musst wohl noch mal ran…“ Er drückte Van das Schwert in die Hände, nickte ihm noch einmal zu und hinkte dann in Richtung Crusardor davon. Van steckte sich das Schwert in den Gürtel, zog die Klinge aber gleich darauf aus der Scheide. Er hob die Schwertspitze auf Augenhöhe und fixierte Baijne mit einem nicht zu ignorierenden Blick. „Kämpft mit mir, wie ein Mann!“, forderte er den Schwarzen energisch auf. „Lasst uns herausfinden, wer von uns besser ist!“ Baijne grinste wieder. „Nichts lieber als das…“ Zu Van’s Erleichterung schien die Kampfeslust sein Gegenüber tatsächlich zu überrollen… So sehr, dass der Hitomi achtlos von sich schleuderte. Diese starrte ihn einen Moment lang entsetzt an, ließ ihren Blick dann weiter zu Van wandern. Verzweiflung stand in ihren grünen Augen. Ein Anblick, der ihm dennoch Hoffnung gab… Er durfte nicht verlieren! Er wollte ein Leben lang mit Hitomi zusammen sein, nichts anderes… Wenn er sie beschützen wollte, musste Baijne sterben. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. ------------------------------------- Nachwort: Wow, dieses kapitel ist schon wieder so lang geworden! eigentlich wollte ich den kampf von van und baijne in diesem kapitel als haupt-act schreiben, aber baijne macht mal wieder was er will... Diese fast-vergewaltigungsszene... war überhaupt nicht geplant! Ich schwörs euch! Auf einmal stand der Kerl da, hat Hitomi mitgenommen und ja, den rest kennt ihr ja... selbständige charaktere... gruselig... Aber ich würde es nie soweit kommen lassen! Letztendlich habe ich dann doch noch meine Macht als Autor zurückerlangt und Baijne unterbrochen... so ne szene will ich echt nicht schreiben... wuahhh.... auf jeden fall erscheint er mir richtig, an dieser stelle vorerst aufzuhören. ich hätte den kampf auch noch in dieses kapitel schreiben können, aber dieser cut tut glaube ich erst mal gut... auch für meine nerven!! ^^ auf jeden fall ist hier wieder mal viel passiert... was den kampf mit alexis anbelangt: vielleicht kam der vielen von euch etwas zu kurz, zu leicht für van vor. aber das war er auf gar keinen fall. Wie schon geschrieben, Van bemerkt kaum, wie schlimm er eigentlich aussieht... Details gibt es später. Der Kampf war dennoch kein zuckerschlecken, ich hoffe, ich habe es einigermassen geschafft, das klar zu machen. hm, irgendwas wollte ich euch noch erklären, aber es fällt mir grade nicht ein... ^^ falls ihr selber auf unklarheiten stoßt: einfach nachhacken. Evolet wollte wissen, mit vielen Kapiteln noch zu rechnen ist... tja... irgendwie werden es jedes mal wieder mehr... ^^ aber ich schätze mal... mit 2 oder 3.... je nachdem, wie der kampf zwischen van und Baijne ausgehen wird... ^^ Was ich auf jeden fall weiß: wenn diese geschichte fertig ist, komplett in animexx steht und ihr alle glücklich seid, werde ich sie nochmal komplett überarbeiten. ich habe auch vor, sie binden zu lassen, nichts aufwändiges, aber so, dass ich sie in gedruckter form zuhause stehen habe, weil mir diese story über die letzten jahre doch sehr ans herz gewachsen ist, trotz laaaaaanger schreibpausen... ich habe auch vor, noch ein bissl zu zeichnen... illustrationen dazu zu entwerfen. falls also jemand interesse haben sollte, an einer gedruckten form, bescheid sagen. ist nur ein angebot. ^^ wie es letztendlich genau wird, auch preislich, kann ich noch nicht sagen... also, jetzt erst mal, bis zum nächsten kap... ich schreibe, wann immer ich kann! lg, Chiyo-san Musik zu diesem kap: Muse... die richtige Tragik für die handlung diese kapitels! 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