Erwärme mein Herz von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 16: Brisaeyes Geheimnis ------------------------------- Hallo alle zusammen! Puh! Es ist fei manchmal echt anstrengend, unter druck zu schreiben, wisst ihr das? ok, ich hab mir jetzt für dieses kapitel wieder etwas mehr zeit gelassen, und ich muss auch nicht in dem Sinne "unter Druck" schreiben, aber ich hab trotzdem immer im Hinterkopf, dass ihr ja alle ganz scharf aufs nächste kap seid und ich befürchte, dass ich mir irgendwann ärger einheimsen werde... ^.^ Bei diesem kapitel is es mir echt schwer gefallen, richtig flüssig zu schreiben. Wie ich schon mal erwähnt habe, habe ich kapitel 17 ja bereits voll im kopf, das problem is nur, dass das ganz sechzehnte so ne art Überleitung zum 17 und auch zum 18 ist, aber das so hinzukriegen, dass man nicht zu viel und nicht zu wenig andeutet, war echt doof. Mir ist zeitweise echt nix mehr aufgefallen, vor allem diese Brisaeye-Sache richtig zu verschleiern ist blöd... Aber lest selbst! (Hört sich an wie in einem Shakespeare Stück... "Seht selbst, mein Herr!" *gg* I LOVE SHAKESPEARE! ^-----------^) Bis zum Nachwort... ----------------------------------------------- Kapitel 16: Brisaeyes Geheimnis "Van! Wo schleifst du mich denn hin?", protestierte Hitomi lauthals durch den Schlosshof. Van hatte sie nach dem Frühstück am Arm gepackt und sie kommentarlos aus dem Schloss gezogen, wobei sie sich jetzt gerade zielstrebig auf den Stall zu bewegten. "Hab doch einfach Geduld! Es ist eine Überraschung...", meinte er freudig erregt und zerrte sie weiter. "Wie soll ich denn Geduld aufbringen, wenn du mich halb entführst...!", beschwerte sich Hitomi und riss sich entnervt von Van los. Dieser blieb sogleich stehen und sah ihr tief in die Augen. "Entschuldige meine Hartnäckigkeit, aber ich möchte so schnell wie möglich deine Reaktion sehen...", meinte er beschwichtigend. Hitomi gab einen knurrenden Laut von sich. "Musst du mich dann gleich so herumzerren?" Vans ernster Blick wurde weich. "Bitte...", sagte er leise. "Na gut...", sagte Hitomi und kaum als sie es ausgesprochen hatte, packte er sie wieder und zog sie weiter. Im Stall angekommen, war Hitomi aber keineswegs mehr böse wegen Vans radikalen Maßnahmen. Dafür war die Überraschung viel zu schön. "Und das soll wirklich mir gehören?", wollte Hitomi nur noch einmal zur Versicherung wissen. "Ja, voll und ganz...", bestätigte Van und grinste schelmisch. Vor ihr im dämmrigen Morgenlicht des Stalles stand ein Pferd. Es war in etwa so groß wie Kurò, zeichnete sich jedoch mit einem senftfarbenen, schon fast goldenen Fell und geschmeidiger weißer Mähne und Schweif aus. Es war ein anmutiges Tier, mit langen, sehnigen Beinen und schlanken Fesseln, als wäre es dazu geboren über weite Felder zu traben. "Ich dachte mir, nach deinem letzten Fehlschlag in Sachen Pferd, wurde es an der Zeit, dass du mal ein richtiges Tier bekommst...", meinte Van gelassen. Hitomi lächelte und ging fasziniert von seinem Anblick auf das Pferd zu. Es betrachtete sie mit seinen gutmütigen Augen und neigte seinen edlen Kopf. "Wie heißt es?", fragte Hitomi und tätschelte vorsichtig den Hals des Pferdes. Dabei wackelten die pinselartigen Ohren erst nervös, bevor sie sich entspannt nach vorne legten. "Sie scheint dich schon zu mögen...", meinte Van anerkennend und trat zu Hitomi hinzu. "Ihr Name ist Minnmay und ich habe sie von einem Gestüt in Fraid holen lassen. Man sagte mir, sie sei die zuverlässigste und anmutigste Stute im ganzen Land. Sie braucht viel Zuwendung...", erklärte er und wartete auf Hitomis Reaktion. Diese konnte es immer noch nicht so ganz fassen, dass dieses wunderschöne Tier jetzt ihr gehören sollte... Nicht, weil sie sich ein Pferd gewünscht hatte, sondern weil diese Geste von Van ein Beweis dafür war, wie sehr er sich nun verändert hatte. Sie beobachtete ihn über den Hals des Pferdes hinweg... Die Sonnenstahlen, die durch das kleine Stallfenster hereinspitzten, durchdrangen sein schwarzes Haar und ließen sein Gesicht aufleuchten. Seine Augen blickten irgendwie in die Ferne, voll darauf konzentriert Minnmay mit einer Hand zu streicheln. Er wirkte vollkommen zufrieden! "Und sie ist wirklich mein Pferd?", bemerkte Hitomi, um den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. "Ja, so wahr ich der König bin...", erwiderte Van und grinste. "Hm, dann sollte ich das vielleicht noch mal prüfen lassen...", scherzte sie und duckte sich unter dem Pferdehals hinweg. Sie stand jetzt ganz nah bei Van. Sie konnte ganz deutlich seinen Atem hören und roch den Geruch von Pferden, der nun auch von ihm ausging. "Das war wirklich eine tolle Überraschung...", meinte sie leise. Sie fragte sich in diesem Moment, wie weit sie gehen konnte und wann Van wieder abblocken würde, aber sie wollte es riskieren. Ganz vorsichtig, darauf bedacht nicht an den bandagierten Arm zu stoßen, umarmte sie ihn und flüsterte ihm ein "Dankeschön" ins Ohr. Zu ihrem eigenen Erstaunen legte Van seine linke Hand auf ihren Rücken und erwiderte die Umarmung mit derselben Intensität. So standen sie ein ganze Weile da, aneinander geschmiegt und in vollkommener Ausgeglichenheit. In diesem Moment schien nichts zwischen ihnen zu stehen, kein Hass, keine Abneigung und kein Stückchen Vergangenheit. Es gab nur sie und das leise schnauben der Pferde ringsum. Hitomi wollte ihn nicht mehr loslassen, weil sie befürchtete, so brutal in die Realität zurückgeschleudert zu werden. Als Van Anstalten machte, sich von ihr zu lösen, berührten sich für einen kurzen Augenblick ihre Wangen und Hitomi spürte kleine Bartstoppeln. Sie hätte sie am liebsten berührt, mit ihren eigenen Händen, aber ihre Idylle wurde schließlich zerstört als Tomu aufgeregt in den Stall gelaufen kam. "Hier steckt ihr also! Ich soll euch holen, zur Verabschiedung!", keuchte er und hielt sich am Türstock fest. Van räusperte sich. "Welche Verabschiedung?" Dann ließ er Hitomi vollends los. "Ähm... die von Dryden und Millerna... Sie kehren doch heute auf ihr Handelsschiff zurück!", meinte Tomu, ein wenig entsetzt darüber, dass Van so etwas vergessen konnte. "Oh, stimmt! Da war doch irgendwas...", gestand sich auch Hitomi ein und lächelt Tomu verlegen an. "Also ihr Erwachsenen seid manchmal wirklich nicht zu verstehen!", maulte er und verließ den Stall genauso schnell wie er gekommen war... Als Hitomi hinter Van und Tomu über den Schlosshof zurück folgte, fühlte sie sich plötzlich irgendwie zerrissen und leer. Sie wäre am liebsten für den Rest des Vormittags bei ihrem neuen Pferd Minnmay geblieben. Im Stall herrschte eine ganz andere Atmosphäre und in gewisser Weise nahm sie es Tomu krumm, dass er sie und Van dort gestört hatte. Er war gerade so sanft und weich gewesen, als würde gar nichts mehr zwischen ihnen stehen! Aber es hatte wohl noch nicht sollen sein... "Ach da seid ihr ja!", rief ihnen Millerna schon von weitem entgegen und lächelte Hitomi zu. "Ich dachte schon, ihr habt uns vergessen...", meinte sie, während sie ihre kleine Handtasche auf einen der umstehenden Koffer stellte. Hitomi grinste verlegen. "Ach, das könnten wir doch nie...", meinte sie und wechselte dabei einen vielsagenden Blick mit Van. Sie warf einen prüfenden Blick in die Runde und bemerkte das irgendetwas fehlte... Natürlich Allen, doch der Ritter des Himmels war schon vor Tagen abgreist. "Wann kommt denn die Flotte?", wollte Van wissen und Dryden antwortete anstatt seiner Frau: "Sie müsste jeden Moment über den Felsen-Berg kommen. Er schirmte seine Augen gegen die Sonne ab und deutete über den Palast hinauf zum Berg, der wie ein Mauer über sie hinaufragte. Hitomi beschlich ein beklemmendes Gefühl, sowohl beim Anblick der hohen Felsenwand, als auch bei dem von Tomu, der etwas verloren bei Miguel herumstand. Für ihn musste es sehr schwer sein, dass er nun gehen musste. Sie waren seit der 20-Jahr-Feier die besten Freunde geworden, aber wie so vieles im Leben hatte alles einmal ein Ende. Dryden und Millerna musste wieder ihrer Arbeit und ihren Verpflichtungen nachgehen. Der kleine Urlaub in Farnlelia war zu Ende... Während Van sich noch kurz mit Dryden unterhielt, wandte sich Hitomi an Millerna, um ihr das Versprechen abzunehmen, ihr sofort bescheid zu sagen, wenn ihr Baby auf der Welt war. Es konnte jetzt immerhin nicht mehr so lange dauern... "Natürlich mache ich das...", versicherte Millerna ihr und nahm bedächtig ihre Hand. "Und du versprichst mir, dass du auf Gaia bleibst... Ich denke, dass du allen hier gut tust, besonders Van. Pass auf ihn auf. Er scheint endlich etwas weicher geworden zu sein...", bemerkte sie und spähte zum besagten König hinüber. Auch Hitomi musste zugeben, dass sie damit völlig recht hatte und insgeheim hoffte sie, dass Vans Gemütswandel zumindest minimal etwas mit ihr zu tun hatte. Als sie auf Gaia ankam, hatte ja nichts darauf hingedeutet... Im Gegenteil, ihr Anwesenheit hatte alles nur noch schlimmer gemacht! Aber jetzt, wo sich Van so angeregt mit Dryden unterhielt, völlig zwanglos und gut gelaunt, war das schon gar nicht mehr war. Hitomi unterhielt sich noch eine Weile mit Millerna, bis sie alle aufhorchten, als sie das ferne rotieren von Windmotoren hörten. Tatsächlich kam im nächsten Moment die gesamte Himmelschiffsflotte von Dryden, bestehend aus sage und schreibe 15 Schiffen, über dem Felsenplateau hervor. Es waren gewaltige Schiffe, genau wie Hitomi sie in Erinnerung hatte. Allesamt wurden sie angetrieben von sich ständig drehenden Seitenpropellern, wobei riesige Geröllsteine als Ballast angebracht waren. Die Flotte flog majestätisch über Farnelia hinweg und brachte auch Tomu zum Staunen. "So, dann ist es wohl so weit...", meinte Millerna traurig. Hitomi bemerkte das kleine Bei-Schiff, welches nun im Sinkflug auf sie zukam, um Dryden, Millerna und Miguel aufzulesen. Sie beobachteten allesamt, wie das Schiff, eine kleinere Version der riesigen Handelschiffe, wie ein Hubschrauber im Schlosshof landete und dabei soviel Staub aufwirbelte, dass Hitomi schützend eine Hand vor Augen halten musste. Die Propeller-Blätter kamen zum Stillstand und aus dem kleinen, runden Fluggerät kam ein ebenso kleiner Mann, gefolgt von zwei Pagen, auf sie zugesteuert und verbeugte sich schon 10 Meter vorher vor seinem Herrn. "Seid gegrüßt, Herr Dryden... Lady Millerna...", meinte er beflissen und verbeugte sich vor seinen Vorgesetzten. Dann war Van an der Reihe: "Es ist mir auch eine Freude euch wiederzusehen, eure Majestät...", erklärte er und verbeugte sich noch tiefer vor Van. Van nickte nur, wobei Dryden das Wort übernahm. "Gut auch euch wieder zu sehen, Verwalter. Ich hoffe, in meiner Abwesenheit gab es keine Probleme?" "Keine Probleme, mein Herr... Alles wie immer!", versicherte der kleine Mann schnell. Hitomi hatte den Eindruck, dass er ein wenig mitgenommen aussah. Er hatte tiefe Augenringe und eine fahle Haut. Wahrscheinlich keine leichte Aufgabe, auf eine ganze Handelsflotte aufzupassen... "Können wir aufbrechen?", fragte Dryden. "Aber natürlich mein Herr...", versicherte der Verwalter und schon kamen die Pagen um das herumstehende Gepäck in den Flieger zu laden. "Dann wird es jetzt an der Zeit, Auf Wiedersehen zu sagen...", meinte Millerna und umarmte Hitomi. "Pass gut auf Van auf!", sagte sie Augenzwinkernd und ging sogleich weiter zu ihm, um auch ihn zu umarmen. Hitomi verabschiedete sich noch von Dryden und Miguel und musste schmerzlich mit ansehen, wie Tomu die Tränen kamen. "Ihm wird der Abschied am schwersten fallen...", bemerkte Van, als er sich nun neben Hitomi stellte. "Das stimmt allerdings...", stimmte Hitomi zu und beobachtete missmutig, wie Tomu und Miguel sich einen freundschaftlichen Handschlag gaben. "Auf Wiedersehen! Hoffentlich sehen wir uns bald wieder!", rief ihnen Millerna zu, als das Gepäck komplett verstaut war. "Komm Miguel..." Schweren Herzens wandte sich der kleine, blonde Junge von seinem neune Freund ab und folgte seinen Eltern in das Flugzeug. Bevor sie einstiegen, winkten sie alle noch einmal und Tomu fiel es besonders schwer seine Hand zu heben. Traurig beobachtete er, wie das Luftschiff langsam in den Himmel stieg und geschwind der Handelsflotte folgte... "Du wirst ihn wiedersehen...", versicherte Hitomi ihrem Schützling und legte ihm zuversichtlich die Hände auf die Schultern. "Ganz bestimmt sogar...", bestätigte auch Van und kniete sich zu Tomu hinunter. "Vielleicht kannst du ja in ein paar Monaten, wenn die Flotte wieder hier durch kommt, eine Zeit lang mitfliegen? Das wäre doch bestimmt interessant...", schlug er vor. Hitomi hatte das zweite mal an diesem Tag ein Überraschungs-Erlebnis: Van war so fürsorglich, wie sie es noch nie erlebt hatte... Und dass er so aufmunternd zu Tomu sprach, bedeutete ihr einiges. Sie kniete sich ebenfalls zu Tomu hinunter und sah ihm tief in die Augen. "Van hat recht. Du wirst Miguel bald wieder sehen... Nur keine Angst..." Tomu nickte, ein wenig erleichtert, und drückte Hitomi dann so fest, dass sie fast umfiel. "Danke, Kanzaki-san...", sagte er und tat das gleiche auch bei Van. Auch das war ein ebenso schöner Moment, wie schon am Morgen im Stall, wenn nicht sogar noch schöner... Trotz all ihrer Ablenkungsversuche war Tomu zwei Tage später immer noch am Boden zerstört. Er lag den ganzen Vormittag im Bett herum und wurde dann von Van animiert, reiten zu lernen. Auch Hitomi verbrachte viel von ihrer Zeit mit Minnmay, Van und Kurò draußen auf den Feldern, wo sie Van dabei beobachtete, wie er Tomu auf einem kleinen, weißen Pony versuchte das Reiten beizubringen. Er war dabei sehr umsichtig und setzte alles daran Tomu eine Freude zu machen, um ihn von seiner Trauer abzulenken. Hitomi hatte das Gefühl, dass es besser wurde. Tomu konzentrierte sich ganz auf Vans Anweisungen und versuchte alles richtig zu machen. Es machte ihm Spaß und das war jedenfalls besser, als dass er ständig an Miguel dachte. Nach einem langen Reittag kehrte Hitomi ins Schloss zurück, wobei Van und Tomu immer noch vor der Stadtmauer waren und fleißig weiterübten. Hitomi öffnete ihre Zimmertür und ließ sich erschöpft auf ihr Bett sinken. Ihr Kleidung roch intensiv nach Pferd und sie wünschte sich nichts mehr, als ein Vollbad nehmen zu können. "Oh, wenn Brisaeye nur hier wäre...", seufzte sie leise und machte sich daran, ihre Reitstiefel auszuziehen. Schlurfend begab sie sich ins Badezimmer und wollte sich gerade im Spiegel betrachten, als die Tür aufging. "Du hast mich gerufen, Hitomi?", fragte Brisaeye als sie eintrat. Das schwarze Mädchen schloss bedächtig die Tür und wirkte zum ersten mal, seit Hitomi sie kannte, ein wenig abwesend. "Ähm, nein... nicht direkt...", erwiderte sie verblüfft. Dass Brisaeye nun tatsächlich hier erscheinen würde, hatte sie eigentlich nicht erwartet. "Oh, ich dachte...", murmelte Brisaeye und wandte sich wieder zum gehen. "Moment mal!" Hitomi hielt sie zurück. Irgendetwas war doch hier komisch. Sonst war das Zimmermädchen doch immer so fröhlich und ausgeglichen... Was war denn jetzt los? Ihr schwarzen, sonst so wachen Augen, schienen wie von einem Nebelschleier belegt und starrten seltsam an Hitomi vorbei, anstatt sie anzusehen. "Was ist denn los?", wollte Hitomi wissen und ging auf ihre Freundin zu. Zuletzt hatten sie lange miteinander geredet, als sie wieder von der Jagd zurückgekehrt war. Sie hatte ihr jedes Detail erzählt, vom jagen, von ihren Gesprächen mit Van, vom Gewitter, über den Aufenthalt im Katzendorf bis hin zu der Tatsache, dass Merle ein Tochter hatte. Es hatte ihr gut getan, jemanden zum zuhören zu haben... Brisaeyes jetziges Auftreten war jedoch völlig untypisch für sie. "Nichts... warum? Mir geht's gut... Wenn du mich nicht brauchst, gehe ich wieder...", sagte sie wenig überzeugend und öffnete die Tür erneut. "Nein, nein, nein... Du bleibst jetzt hier! Ich habe dich nicht wirklich gebraucht. Und wollte nur ein Bad nehmen und habe leise vor mich hingemurmelt, dass es gut wäre wenn du jetzt da wärst... Wie zum Teufel konntest du das hören?" Hitomi ging mit schnellen Schritten zur Tür und drückte sie wieder zu. Mit verschränkten Armen lehnte sie sich dagegen und wartete auf eine Antwort von ihr. Das war nämlich ein Thema, das ihr schon oft Kopfzerbrechen bereitet hatte. Es hatte schon häufig Situationen gegeben, wo Hitomi nach Brisaeye gerufen hatte, aber in so einer Lautstärke, dass sie es unmöglich hätte hören können. Und zu ihrem großen Erstaunen war Brisaeye jedes mal wie durch Zauberhand erschienen. "Was meinst du denn damit?", fragte das dunkelhäutige Mädchen unwissend und blickte kaum merklich zu Boden. "Naja, ich meine, dass du schon vor der Tür hättest stehen müssen, um das zu hören... Hast du vielleicht ein besonders starkes Gehör oder so?" Hitomi kam es ja selbst ein wenig albern vor, ihre neue Freundin wegen so einer Kleinigkeit anzuprangern, aber das beschäftigte sie wirklich schon eine ganze Weile. Was war ihr Geheimnis? "Hm, da liegst du gar nicht so falsch...", meinte Brisaeye und wandte sich von der Tür ab. Ihr Blick war immer noch gesenkt und ihre Rastalocken hingen ihr ins Gesicht. "Was auch immer es ist, du kannst es mir sagen...", redete Hitomi weiter. Ihre Neugierde war nun nicht mehr zu bremsen. Brisaeye war nun an den Tisch getreten und spielte abwesend mit der Tischdecke herum. "Es musste ja mal jemandem Auffallen... Ich hätte umsichtiger sein sollen...", sagte sie wie zu sich selbst. Hitomi trat an sie heran und suchte ihren Blick. "Brisaeye, was ist denn los? Was musste mal jemandem Auffallen?" "Dass ich viel zu gut höre..." "Und das ist ein Problem?" "Wenn man vom Volk des flüsternden Windes ist, ja...", sagte sie leise, kaum hörbar. Hitomi spürte, dass sie jetzt irgendeine Reaktion erwartete, dass sie entsetzt aufschrie oder verständnislos den Kopf schüttelte... Aber Hitomi tat nichts dergleichen. Sie stand einfach nur da und versuchte sich irgendeinen Reim aus Brisaeyes Worten zu machen. "Ähm, wie bitte?", sagte sie dann, als hätte sie schlecht gehört. "Vom Volk des flüsternden Windes? Und was hat das damit zu tun...?" Brisaeye war es jetzt, die ein wenig verdutzt aussah. "Du weißt nicht, was das bedeutet?" "Woher denn!" Hitomi versuchte ihr mit einem Blick klar zu machen, dass sie 20 Jahre auf Gaia praktisch verpasst hatte und viele Dinge dieses Planeten schlichtweg nicht kannte. Brisaeye lächelte ein wenig. "Dann habe ich mich praktisch gerade völlig umsonst verraten..." "Egal was du damit meinst, du kannst es mir erzählen...", erwiderte Hitomi um auf das Thema zurück zu kommen. Brisaeye sah ihr in die Augen, als wüsste, sie, dass ihr letztes Stündlein gekommen war... Sie setzte sich auf einen der Stühle und begann zu erzählen. "Das Volk des flüsternden Windes ist eines der ältesten Stämme auf diesem Planeten. Zwar nicht so alt wie das Drachenvolk, aber in weiter Vergangenheit sind wir ebenfalls von den Bewohnern Atlantis abstammend. Das besondere an uns ist unser Gehör...", sagte sie matt. "Das erklärt, warum ich jedes mal von deiner Tür stand, auch wenn du noch so leise gesprochen hast. Ich höre jedes Geräusch innerhalb und auch noch außerhalb des Schlosses. Es ist schwer für mich immer alles richtig zuzuordnen, und trotzdem bin ich stolz das zu sein was ich bin..." Hitomi hörte ihr aufmerksam zu. Sie fand es überaus faszinierend was ihre Freundin ihr da gerade erzählte. Brisaeye räusperte sich und fuhr fort: "In vergangenen Zeiten wurden die meisten unseres Stammes als Spione in den verschiedenen Königspalästen eingesetzt. Es war ein Privileg für jeden Adligen wenn er behaupten konnte, jemandem vom Volk des flüsternden Windes in seinen Reihen zu wissen... So kamen viele Kriegspläne und verdeckte Intrigen ans Licht." Jetzt musste Hitomi doch nach Luft schnappen. "Du bist doch nicht -", schoss es aus ihr heraus, doch Brisaeye unterbrach sie sogleich. "Nein! Nein! Ich bin keine Spionin! Bitte denk das nicht!", rief sie abwehrend. "Ich bin wirklich nur angestellte in diesem Palast! Aber es darf niemand von meiner wahren Herkunft erfahren! Wenn das rauskommt, könnte ich getötet werden!", sagte sie aufgebracht. Hitomi schnappte erneut nach Luft. "Getötet? Aber Brisaeye, was redest du denn da..." "Das ist mein Ernst!", rief sie verzweifelt. "Als man damals die Fähigkeiten unseres Volkes erkannte, und merkte, dass sie einem zum Verhängnis werden konnten, wurde unverzüglich damit begonnen, uns alle umzubringen. Es gibt jetzt nur noch 10 oder 20 von uns, die sich irgendwo in Gaia verstecken müssen, darunter auch ich...", sagte sie betrübt. "Aber Brisaeye! Jetzt herrscht doch Frieden! Das ganze ist doch schon ewig her! Niemand wird dich für die früheren Taten deines Volkes zur Rechenschaft ziehen!", beschwichtigte sie ihre Freundin und sah ihr in die schwarzen Augen. Für einen Moment glaubte sie dort etwas lodern zu sehen, etwas tiefes, dunkles, verstecktes, dort wo niemand hinsehen konnte. Schnell wandte sie sich ab und nahm Brisaeye an den Schultern. "Ich bitte dich, niemand wird dir etwas tun! Das ist doch alles Vergangenheit... Mach dich nicht verrückt..." Brisaeye schien dies aber nicht zu helfen. Sie griff nach Hitomis Hand und starrte sie an. "Du musst mir versprechen, Hitomi, dass du niemandem davon erzählst... Niemand darf davon wissen, weder Tomu, der König oder sonst jemand. Bitte! Ich muss mich auf dich verlassen können...", flehte sie. Hitomi fühlte sich etwas unwohl in ihrer Haut. Warum machte Brisaeye so ein Drama daraus? Das ganze war bestimmt nicht so schlimm, wie sie meinte. Sie selbst fand es ja sehr spannend, dass es so ein Volk tatsächlich gab. "Keine Sorge. Von mir niemand etwas erfahren, obwohl ich es für ziemlich unwahrscheinlich halte, dass dich jemand deswegen beschuldigen wird...", sagte sie leise und drückte Brisaeyes Hand. "Ich schwöre dir, dass niemand etwas von mir erfährt...", bekräftigte sie noch einmal. Das Zimmermädchen seufzte erleichtert. "Danke. Es bedeutet mir viel, jemandem vertrauen zu können...", gestand sie. Hitomi blickte ihr noch einmal in die Augen. Erneut glaubte sie dort etwas zu sehen, was ihr Angst machte. Etwas verborgenes... Schnell wandte sie sich ab und Brisaeye stand auf. "So, dann werde ich dir jetzt mal ein Bad machen...", sagte sie, wieder gut gelaunt und ging ins Badezimmer. "Ach, Brisaeye...", hielt Hitomi sie zurück. "Danke, dass du dich mir anvertraut hast..." Das Mädchen lächelte ein wenig. "Ja, ich bin auch froh..." Dann ging sie und Hitomi hörte Wasser plätschern. Hitomi blieb zurück und begann sich zu entkleiden. Sie war erleichtert, wieder ein wenig mehr Klarheit zu haben, aber irgendetwas in ihr erweckte den Drang, schnell Van davon zu berichten. Aber nein, das würde sie nicht tun. Sie hatte es versprochen. Gedankenverloren zog sie ihre Reitkleidung aus und bemerkte dabei nicht, wie zwei tiefschwarze Augäpfel sie beobachteten. Van betrachtete zufrieden den Erfolg des vergangenen Tages. Tomu saß jetzt nicht mehr krumm und schief im Sattel, sondern gerade und aufrecht. Er gewöhnte sich langsam an das Pferd und wurde immer besser mit der Zügelführung. Trotzdem wollte Van immer noch ein Auge auf ihn werfen. "Und, bin ich besser?", fragte Tomu scheu und blickte hilflos in Vans Augen. Van warf noch einmal einen abschätzenden Blick auf den Jungen, der im Kreis um ihn herum ritt und sagte dann grinsend: "Ja, du bist schon wirklich gut!" Sofort erhellte sich Tomus Gesicht und er atmete erleichtert aus. "Bald können wir schon zu zweit einen längeren Ausritt machen...", meinte Van und gebot Tomus weißem Pony Einhalt. "Wirklich? Kann Kanzaki-san auch mitkommen?", fragte Tomu und seine Augen strahlten noch mehr. Van lächelte in sich hinein, bei der Tatsache, dass er Hitomi immer noch so förmlich anredete und ihn selbst im Laufe des Tages kaum noch mit seinem Königstitel angesprochen hatte. Doch das machte ihm nichts aus, im Gegenteil. Er war sehr glücklich darüber, dass er das Vertrauen des kleinen, aufgeweckten Jungen so schnell gewonnen hatte und er fragte sich, warum er sich nicht früher für ihn interessiert hatte. Tomu war wirklich ein kleiner, gewiefter Kerl und Van hatte ihn sofort lieb gewonnen. Es betrübte ihn sehr, dass Tomu schon so früh seine Eltern verlieren musste und nun praktisch nur noch Hitomi hatte... Aber jetzt war er selbst da, und er würde dafür sorgen, dass Tomu eine tolle Zukunft haben würde. Er würde ihn auf jeden Fall im Schwertkampf unterrichten. Vielleicht würde einmal ein großer Krieger aus ihm werden? Vielleicht sogar eine neue Art von Krieger, jetzt da es nicht mehr nötig war, mit Gymilefs zu kämpfen. Van schwelgte in seinen Vorstellungen, wurde aber von Tomu schnell in die Realität zurück geholt. "Van? Was ist denn nun?" Van zuckte zusammen und besann sich darauf, Tomu eine Antwort zu geben. "Natürlich kommt Hitomi mit... Jetzt wo sie ihr neues Pferd hat, muss sie doch die Zeit so gut wie möglich nutzen...", sagte er und seine Gedanken schweiften wieder ab, als er daran dachte, wie sich Hitomi beim reiten anstellte. Sei war wirklich nicht schlecht, nur saß sie noch viel zu steif im Sattel und war noch nicht vertraut genug mit ihrem Tier. Er schmunzelte abermals in sich hinein, als er daran dachte, wie Hitomi verzweifelt versucht hatte, die grasende Minnmay zum galoppieren zu bringen... Es war zu komisch gewesen! "Hm... ja, dann müssen wir es aber bald machen...", sagte Tomu dann und tätschelte ausgiebig den Hals des Ponys. Van, der den grasenden Kurò zu sich gepfiffen hatte, blickte Tomu mit erhobener Augenbraue an. "Was meinst du damit?", fragte er, denn irgendwas an Tomus Ton kam ihm komisch vor. "Naja, wenn Kanzaki-san wieder auf die Erde zurückgeht... Dann muss ich ja mit...", sagte er leise. "Was? Auf den Mond der Illusionen?!" Van merkte, wie komisch sich seine eigene Stimme anhörte. Er streichelte gedankenverloren über Kuròs Mähne und starrte zu Tomu unentwegt an. "Du meinst, dass Hitomi zurück auf ihren Heimatplaneten geht?", fragte er nach und als er die Worte aussprach, fühlten sie sich irgendwie fremd und unecht an. Natürlich! Warum hatte er daran nicht gedacht? Innerhalb der letzten beiden Wochen hatte er doch tatsächlich seine einstiege Abneigung gegenüber Hitomis Auftauchen abgelegt. Er konnte das selber nicht ganz glauben, aber er hatte es wirklich AKTEPZIERT, dass Hitomi nun wieder hier war, in seinem Palast lebte und mit ihm Zeit verbrachte. Er hatte sich damit abgefunden! Und es machte ihm nichts mehr aus! Er fühlte sich gut, wenn er mit Hitomi zusammen war, und auch jetzt mit Tomu. Dass Hitomi wieder gehen könnte, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen... Ja, sie konnte doch jeder Zeit gehen! Vielleicht plante sie das auch schon länger? Schließlich war sie ja nicht aus freien Stücken nach Gaia gekommen, sondern "durch einen dummen Zufall", wie sie ihm damals erklärt hatte... "Van? Alles in Ordnung?", fragte Tomu besorgt und beäugte seinen Reitlehrer misstrauisch. "Ja, ja.. alles in Ordnung...", meinte er nicht sehr überzeugend und machte Anstalten, in Kurós Sattel zu steigen. Irgendwie schaffte er es auch, jedoch nicht so geschmeidig wie sonst immer, wenn ihm auch nur der linke Arm zur Verfügung stand. Wie in Trance blickte über sein Land und obwohl es so schön wie immer in der untergehenden Sonne da lag, tat ihm das Herz weh. "Wir sollten jetzt zurück zum Palast reiten. Es wird bald dunkel und die Pferde sind müde... Und morgen ist auch noch ein Tag...", sagte er lahm und trieb Kurò sanft seine Fersen in die Seiten. Tomu tat es ihm gleich und sein weißes Pony trottete folgsam neben Kurò her. Van fühlte sich nun nicht mehr in der Stimmung zu plaudern. Ein dumpfes, seltsames Gefühl hatte sich nun in seinem Bauch breit gemacht und brachte ihn dazu, sein Gesicht zu verhärten, wie er es sooft in der Vergangenheit getan hatte. Er hatte den ganzen Tag über soviel gelacht, wie seit Jahren nicht mehr und jetzt kam es ihm so vor, als wäre es wieder wie früher, als Hitomi noch weg war. Wieso hatte er nicht daran gedacht? Er war es schließlich gewesen, der Hitomi´s Aufenthalt so scheußlich wie möglich gemacht hatte und der ständig garstig und gemein zu ihr gewesen war. Ja, sie hatte ihn verletzt, aber irgendwie wusste er schon gar nicht mehr warum. Dass Hitomi früher oder später wieder von hier weg gehen würde, hatte er wirklich nicht vermutet. Was wenn sie es wirklich tun würde? Wie konnte er sich dann von ihr verabschieden? Was sollte er ihr sagen? Und wie würde es danach werden? Im Moment hatte er das Gefühl, dass nichts schlimmer sein könnte... "Tomu? Glaubst du, dass Hitomi gehen wird? Dass ihr beide gehen werdet?", fragte er und blickte in Tomus noch so kindliche Augen. "Ich weiß es nicht...", begann er leise, "aber ich hoffe es nicht. Mir gefällt es hier auf Gaia. Ich habe hier viel mehr Freund als auf der Erde... Ich will gar nicht zurück!" Sein Gesichtsausdruck wurde trotzig und dann wieder traurig. "Ich hoffe es wirklich nicht..." "Ich auch nicht...", stimmte Van zu. Sein Herz stach wie nie zuvor. ------------------------------------------------- Nachwort: So, das wars auch schon wieder. echt seltsam, da sitzt man 5 Stunden da und schreibt und es kommt nix gescheites dabei heraus... Wie gesagt, diesmal ging das schreiben echt zäh. Und ich bin auch net so zufrieden mit dem Kap, aber naja. Was sagt ihr dazu? Ich hoffe das mit Vans Verletzung kam trotzdem raus. Ich habs am anfangs ehrlich gesagt vergessen zu erwähnen... Aber wundert euch net, warum er schon wieder reiten kann (von dürfen ist nicht die Rede! *gg*) Er hatte ja NUR eine Fleischverletzung, KEINEN Bruch... Und glaubt mir, Oberarmbrüche sind nicht lustig, ich kann ein Lied davon singen... Reiten könnte man da jedenfalls nicht mehr... Und Sorry an alle Allen-Fans. Ich weiß, er wurde schon lange nicht erwähnt und ist plötzlich verschwunden, aber mei. Er muss hald auch wieder seine Geschäfte machen... *gg* (Es ist echt schwierig, immer alle Charaktere miteinzubeziehen.) ok. gabs noch was zum letzten kapitel? irgendwelche mängel von eurer seite, auf die ich noch eingehene wollte? Glaub nicht... Oh doch! jemand von euch wollte wissen, ob Dornfels bals wieder kommt. Ich kann sagen, ja. Keine Sorge. Der wird irgendwann so wichtig sein, dass ihr ihr wünschtet, er wärs nicht. Er wird euch bestimmt ziemlich auf die Nerven gehen! *gg* Hm, und was haltet ihr jetzt von Brisaeye? Irgendwelche dunklen Vermutungen, Vorahnungen etc.? Eins kann ich schon mal sagen: Sie ist kein Todesser und versucht nicht Harry Potter umzubringen! ^.^ Kleiner Scherz am Rande, nur weil grade wieder das ultimative Harry-Potter-Fieber ausgebrochen ist... Ich habe ihn übrigens noch nicht gelesen, also bitte nicht Spoilern hier! ok. bis zum nächsten kapitel. ich werde mich beeilen und euch richtig zappen lassen für kapitel 18. Im August hab ich nämlich nur begrenzt zeit. (ihr werdet ja auch im urlaub sein, oder?) Also, bis denne! Wir lesen uns in kap 17! kritik und lob wie immer in kommi-form, bitte! ^----^ Ach ja, wollte ich ja noch erwähnen: LEUTE; 100 KOMMIS! DER WAHHHHHNNNNSINNNNN!!!!! Danke, Danke, DAnke für eure unterstützung! Das rührt mich echt zu trähnen! *heul* Auf weitere 100 Stück! Gruß, Chiyo-san Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)