Erwärme mein Herz von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Fassungslosigkeit ---------------------------- Its's always the sun... *dadamm* So ein Kapitel zu schreiben, is manchmal net einfach... Das denkt man und denkt man, und es mag einfach alles nicht zusammenpassen. Bei mir gings aber sehr flüssig! ^.^ Dank eurem Ansporn... Es freut mich, dass anscheinend immer mehr leute hier mitlesen und tolle kommis schreiben... Weiter, nur weiter! Dann werden die Kapitel nur so aus meinem Gehirn emporspriesen... (bitte nicht bildlich vorstellen!) Diesmal gings wirklich schnell. Mein kopf is auch schon wieder voll ideen, für den rest der story und das nächste kap... mal sehen, ob das auch wieder so schnell geht... ich wünsch euch viel spaß beim lesen... machts euch gemütlich und trinkt ne tasse tee! *gg* mfg Chiyo-san (Musik bei diesem Kapitel: Escaflowne Movie OST; Notting Hill OST *schwelg* The main-Getränk: Earl Grey mit ganz viel Milch *lecker: ^.-) ------------------------------------------------- Kapitel 7: Fassungslosigkeit Hitomi stand einfach da. Wie vom Donner gerührt. Hatte sie sich verhört? Vielleicht vertrug sie das Gaianische Klima noch nicht. Ja, konnte durchaus sein! Oder die glitzernden Öllampen blendeten sie und der Mann der gerade diese schrecklichen Wort gesagt hatte, war gar nicht Van, sondern irgendein Angestellter, der etwas verwirrt war... Es konnte doch einfach nicht sein, dass Van so etwas sagte! Er musste sie doch kennen! "Van?!", hauchte Hitomi mit erstickter Stimme. "Erkennst du mich nicht?" Hitomi wusste nicht, was sie erwartet hatte, wenn sie Van wiedersah, aber ganz bestimmt nicht das. So kalt wie Stein kam er ihr vor. Er stand nur da, mit einem abschätzenden Blick in den Augen. "Nein, ich kenne sie nicht...", sagte er erneut und drehte sich dann abrupt um, verlies den Raum und schlug die Tür hörbar hinter sich zu. Er verschwand so schnell, wie er gekommen war... Kobe stand scheinbar teilnahmslos da, doch innerlich brannte er bereits. War dies das angemessene Verhalten eines Königs? Selbst wenn er diese Frau nicht kannte, konnte er unmöglich so abweisend und schlicht unhöflich sein! Kobe war bestürzt! Er hatte schon viel mitgemacht, mit diesem König, und viel ertragen müssen, aber das war doch wirklich die Höhe! Und das am Tag vor der 20-Jahr-Feier... Er wandte sich mitleidig an Hitomi. "Es tut mir sehr leid, Fräulein Kanzaki, aber der König scheint etwas... durch den Wind zu sein...", sagte er, gelinde ausgedrückt. Eigentlich hätte er sagen wollen, dass der König der arroganteste Bastard war, der je über Farnelia geherrscht hatte! Aber solche Ausdrücke lies sein hohes Berater-Amt nicht zu... "Es tut mir wirklich leid...", wiederholte Kobe und blickte betreten drein. Alle schwiegen für einen Moment. Erst Allen meldete sich wieder zu Wort. Der gab einen pfeifenden Laut von sich und sagte dann : "Das ist doch nicht dein Ernst Kobe! Wir beide wissen genau, dass Van keineswegs durch den Wind ist... Erst ist genau wie immer, nur vielleicht noch etwas schlimmer...." Kobe seufzte resigniert. Er konnte seine Beratermine eigentlich ablegen, besonders vor Allen. Sie beide hatte schon unzählige Gespräche über den König geführt. Wie ignorant dieser doch war und auch wie man ihn dazu bringen könnte, endlich Vernunft anzunehmen. Ja, Allen wusste was Sache war... "Leider muss ich dir Recht geben, Allen, ja... Er ist wie immer..." Allen nickte, ebenso Millerna. Anscheinend wussten alle drei genau was hier los war. Hitomi hatte das ganze von der Seite beobachtet und war sich sicher, dass Kobe, Allen und Millerna genau bescheid wussten. Was konnte der verdammte Grund sein, dass Van sie so behandelte? "Was ist hier los? Ihr wisst doch genau, warum Van so reagiert hat, als er mich gesehen hat?!", sagte Hitomi herausfordernd. Alle drei sahen sie betreten drein. "Was habt ihr mir verheimlicht, als ich euch vorhin fragte, wie Van so ist, ob er sich verändert hat? Denn er hat sich offensichtlich verändert!", schrie Hitomi schon fast. Sie konnte selbst nicht sagen, warum sie das plötzlich so belastete. Sie hatte Van schließlich nie wieder sehen wollen. Sie hatte sich so viele Versionen von ihrer Wiederbegegnung ausgemalt! Dass Van vielleicht erschrocken war, dass er weinte oder sie vielleicht sogar küsste, aber auf keinen Fall DAS! Allen wagte erneut als erster zu sprechen. "Ja, wir wissen was los ist. Nur hatten wir die Hoffnung, dass du alles veränderst, Hitomi...." Hitomi wurde misstrauisch. "Dass ich alles verändere....? Wie meinst du das..." "Ich glaube, für diese lange Geschichte sollten wir uns lieber setzen...", meinte Allen und wies auf den niedlichen Tisch mit 6 Stühlen darum herum, der Hitomi erst jetzt auffiel. So setzten sie sich also. "Also, was ist nun los?", fragte Hitomi erneut, als sie sich auf dem Stuhl nieder lies. "Das mit Van ist eine komplizierte Sache... Gott, wo soll ich nur anfangen... Das ist wirklich schwer Hitomi...", sagte Allen ein wenig verzweifelt. "Dann werde ich die Geschichte wohl erzählen...", sagte Kobe in die Runde. Hitomi war still und lauschte. "Ich arbeite jetzt schon seit 15 Jahren hier im Palast. Erst war ich nur ein einfacher Gelehrter, der gelegentlich die Bibliothek besuchen durfte. Doch schnell bekam ich angeboten, in der erneuerten Regierung eine Beraterrolle zu übernehmen. Also wurde ich einer der sechs Berater. Zuerst nur ein unbedeutender, doch über die Jahre stieg ich zum obersten Berater auf und bin nun schon seit 8 Jahren in dieser Position....", sagte er und seufzte. "Man kann sich also vorstellen, dass ich dem König sehr nahe stehen müsste. Das tue ich auch, aber nur in Sachen der Regierung. Privat bin ich nie an den König herangekommen, genauso wenig wie irgendjemand sonst...." "Wie meinen sie das?", fragte Hitomi. "Der König ist ein verschlossener Mann, mit einem Herz aus Stein." Hitomi war ein wenig verwirrt. "Ein Herz aus Stein? Van? Er war zwar schon immer sehr ernst, aber verschlossen.....?" Sie wusste gar nicht, wieso sie das sagte. Eigentlich musste sie ihren Mund halten. Tatsache war, dass sie Van 13 Jahren nicht mehr gesehen hatte, und ihn deshalb also nicht mehr kannte. "Durch irgendein einschneidendes Ereignis, muss der König so geworden sein. Ich kann nicht sagen, durch welches.... Er ist schon immer so, seit ich für ihn arbeite.....", sagte Kobe traurig. Dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er wurde wieder sehr ernst. "Er ist gefühllos, eiskalt und tyrannisch! Und das ist noch das wenigste: Er nimmt seine Aufgaben nicht ernst! Er geht lieber auf die Jagd, als sich um seine königlichen Angelegenheiten zu kümmern! Er hat noch nie ein Buch gelesen, geschweige denn kennt er alle Gesetze dieses Landes, die er einst selbst aufgestellt hat! Er ist verantwortungslos und strahlt defensive, negative Energie aus, wo er geht und steht!", sagte Kobe in völliger Rage. "Oh, ich vergas! Außer wenn der trinkt, ja dann ist er ausgeglichen und belustigt....", fügte er noch trocken hinzu. "Dieser Mann, so stark und mächtig er auch zu sein scheint, hat es nicht verdient König zu sein!" Das waren harte Worte, selbst in Hitomis Ohren. Sie schaute Kobe nun etwas ungläubig an. "Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen...", meinte sie knapp. "Kobe hat recht, mit jedem Wort das es sagte. Van ist anders. Von seinem früheren Ich ist nichts mehr übrig...", sagte Allen. "Aber, wie kann das sein? Ein Mensch kann sich doch nicht so extrem verändern?" "Leider doch...", meinte Allen resigniert. "Was war der Auslöser dafür?", wollte sie wissen. "Du." Das kam von Millerna, die sich bis jetzt zurückgehalten hatte. "Du warst der Auslöser Hitomi. Indem du weggegangen bist." "Wie bitte?" Hitomi war nicht im geringsten auf so eine Antwort gefasst gewesen.... "Ich soll der Auslöser gewesen sein? Ist das euer Ernst?", fragte sie ungläubig. "Ja, wir vermuten es zumindest. Jedes mal wenn wir Van darauf angesprochen haben, oder gar von dir geredet haben, hat er sofort abgeblockt... Also wird das der Grund sein...", sagte Millerna. Dann meldete sich Kobe wieder zu Wort. "Ich möchte ja nicht das Gespräch unterbrechen, aber wieso sollte dieses Fräulein der Auslöser sein?", fragte er verdutzt. Dann fragte er an Hitomi gewandt: "Von woher kennen sie den König überhaupt? Sind sie aus Astoria?" Hitomi seufzte abermals. "Nein, ich komme nicht aus Astoria. Und auch nicht einmal aus Gaia. Ich kenne Van nur von Früher..." "Nicht aus Gaia? Wie soll ich das.... bitte verstehen?", hackte Kobe nach und wirkte nun sehr verwirrt. "Das ist wohl unsere Schuld. Wir hätte Hitomi gleich richtig vorstellen sollen....", sagte Allen und tat seinen Fehler mit einer Handbewegung ab. "Dieses Fräulein hier ist unsere alte Freunde. Wir haben sie in den Kriegszeiten kennen gelernt. Wir nannten sie auch Das Mädchen vom Mond der Illusionen." Bei Kobe schien der Groschen gefallen zu sein. "OH natürlich!" Sein Gesicht zeigte nun ein freudiges Lächeln. Später würde er sich gut als Opa machen, dachte Hitomi nur. "Das hätte mir gleich klar sein müssen! Ich erinnere mich an Sie! Sie haben unsere Welt gerettet, gemeinsam mit unserem König! Und nun sind sie wieder hier!", rief er freudig aus. Es klatschte aufgeregt in die Hände. "Das wird ein Fest Morgen! Endlich ist eine Heldin zugegen, die so eine Feier zu würdigen weiß!" Hitomi winkte ab. Sie fand es zwar sehr schmeichelhaft, dass sich Kobe so freute, doch musste sie ihm auch einiges erklären. "Kobe, ich bin nicht absichtlich wiedergekommen. Eigentlich wollte ich nie wieder zurückkehren! Geschweige denn wollte ich je wieder an Gaia oder Van denken! Ich dachte, so ginge es leichter, damit umzugehen... Und dann bin ich durch einen dummen Zufall wieder in der Dimensionssäule gelandet....", sagte Hitomi. "Ich bin ganz gewiss keine Heldin. Ich bin erbärmlich...." "Du bist nicht erbärmlich, Hitomi... Wirklich nicht... Wir sind froh, dass du wieder hier bist, egal unter welchen Umständen das war...", sagte Millerna und nahm tröstend Hitomis Hand. "Danke...", erwiderte diese. "Eigentlich sind wir ja erbärmlich...", meinte Millerna matt und wechselte einen müden Blick mit Allen. "Das stimmt...", fügte Allen hinzu. "Heute Morgen, als du plötzlich vor mir standest, war ich erst einfach froh, dass du wieder da warst. Und dann, dachte ich an Van! Und so blöd das auch klingen mag, ich schöpfte sofort Hoffnung, dass du es schaffen könntest, ihn zu verändern. Ich brannte richtig darauf, eure Begegnung mitzuerleben!" "Das stimmt allerdings...", sagte Hitomi, mit einer guter Portion Sarkasmus. "Du warst meine Hoffnung. Und Millerna erkannte das auch sofort. Wir haben wirklich gedacht, Van würde wie ausgewechselt sein! Aber wie du siehst, ist das Gegenteil passiert....", sagte Allen, nicht minder resigniert wie Millerna. Hitomi dachte lange über seine Worte nach. Wenn sie die Lage so betrachtete, war Van zu einem grausamen, eitlen Herrscher geworden, wie man ihn sonst nur in Märchen oder sehr klischeehaften Hollywood-Filmen kannte. Und genau das konnte sich Hitomi einfach nicht vorstellen! VAN! Ja, er war schwierig gewesen, damals, als 16-jähriger. Er war unheimlich ehrgeizig, starrköpfig und unvernünftig gewesen... Und dann in manchen Momenten, konnte er so ernst und lieb sein, dass Hitomi manchmal innerlich dahingeschmolzen war. Er war so zwiespältig! Ein Trampel und doch ein leidenschaftlicher Kerl. Zu allem Übel musste sich Hitomi eingestehen, dass sie damals genau die selben Eigenschaften hatte... Sie waren sich so unglaublich ähnlich gewesen! Als sie auch noch merkten, was sie füreinander empfanden, hätte alles gut werden können. Doch Hitomi hatte es wieder auf die Erde gezogen... Und jetzt, nach all den Jahren sollte das alles vorbei sein? Es konnte doch einfach nicht sein, dass sich ein Mensch so veränderte! Hitomi fand das so widersprüchlich, dass sie am liebsten geschrien hätte! Es war zum verzweifeln... Nach langem grübeln, seufzte Hitomi und sagte: "Um ehrlich zu sein, hatte ich mir auch große Hoffnungen gemacht. Ich dachte, dass Van mich immer noch lieben würde, wenn man davon ausgeht, dass das Gefühl, dass ich so lange vergraben hatte, Liebe ist..." Sie blickte in die Runde. "Ich dachte, ich kann hier wieder ein Leben anfangen. Denn meins war bisher einfach unerfüllt. Aber nun, das Van so ist, habe ich jeden Mut verloren..." "Aber Kanzaki-san! Sie sind doch immer mutig!", sagte Tomu nun, der seit dem Eintritt in den Palast so gut wie kein Wort gesagt hatte. Hitomi lächelte. Das stimmte. Sie hatte immer versucht, mutig zu sein. Aber jetzt, war sie selbst verunsichert und des mutig-seins müde. "Ja, das war ich...", sagte Hitomi leise. Kobe sah sie nun mit ganz anderen Augen an. Mit weisen Augen eines Vaters, der alles zu wissen schien. Ja, er verstand jetzt. "Fräulein Kanzaki... Ich bewundere eure Stärke! Ihr seid eine Frau wie keine andere! Und ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben! Im Gegenteil, ich habe gerade erst begonnen zu hoffen! Ich bin mir nämlich sicher, dass ihr diejenige seid, die unseren König wieder zu dem macht, was er einmal war...", sagte er. "Ihr erwartet eindeutig zu viel von mir....", sagte Hitomi abwehrend. "Nein! Sagt das nicht! Wenn ihr es nicht schafft, schafft es keiner! Mit eurer Stärke und eurer Liebe, könnt ihr den König zur Vernunft bringen! Denn er hatte nie eine Frau, wenn ich das sagen darf...", entgegnete Kobe beschwichtigend. "Ja, keine Frau, aber dafür jede Menge...", wollte Allen glucksend einwerfen, doch Kobe schlug ihm den Mund zu und wandte sich wieder an Hitomi. "Ich bitte euch, versucht es! Dieses Land hat etwas besseres verdient, als es jetzt hat!", sagte Kobe schon fast flehend. Hitomi musste sich eingestehen, dass sie sich schon wieder die unmöglichsten Situationen vorgestellt hatte, wie sie Van wieder näher kam... Es war wirklich idiotisch es zu versuchen, aber irgendwie konnte sie Kobe, der sie mit seinen, weisen, grauen Augen eindringlich ansah, den Wunsch nicht verwehren. "Ich werde es versuchen...", meinte Hitomi gequält. Millerna lies augenblicklich ihre Hand los und atmete erleichtert auf, ebenso wie Allen und Kobe, deren Mine nun aussah, als hätten sie im Lotto gewonnen. "Das wirst du nicht bereuen...", sagte Millerna leise und lächelte aufmunternd. "Ich hoffe es wirklich sehr. Aber nun bin ich ehrlich gesagt ziemlich müde und möchte nur noch ein großes, weiches Bett...", sagte Hitomi und unterdrückte ein Gähnen. "Selbstverständlich! Sie beide müssen morgen beim Fest genau wie die anderen Ehrengäste fit sein...", sagte Kobe und klatschte die Hände zusammen. Eine halbe Stunde später befand sich Hitomi in einem gemütlichen 2-Bett-Zimmer, das an der Südseite des Palastes lag, und deckte gerade Tomu zu. "Gute Nacht, mein kleiner Freund. Ich hoffe, du kannst einigermaßen gut schlafen...", flüsterte Hitomi und strich Tomu liebevoll über die Stirn. "Ich denke schon...", murmelte Tomu und lächelte verschmitzt. Hitomi erwiderte das Lächeln und sagte dann ein wenig traurig: "Ich muss mich noch einmal bei dir entschuldigen, Tomu. Ich hätte wirklich gewollt, ich hätte dich anders vor diesem Erdbeben beschützt. Nach Gaia zu gelangen, wäre mir nie in den Sinn gekommen! Und doch kann ich es nun nicht mehr ändern...", sagte sie nachdenklich. "Dann war es wohl Schicksal...", sagte Tomu und kicherte. "Du findest das wohl lustig, hä?", sagte Hitomi und zwickte Tomu neckisch in die Nase. Tomu kicherte abermals. Dann wurde er wieder ganz ernst. "Ich bin froh, dass ich auf Gaia bin. Alle sind so nett zu mir! In Tokio war es zwar auch schön, aber seit meine Eltern tot sind.... ist alles doof...", sagte er traurig. "Na dann bin ich ja beruhigt... Aber wann immer du dich unwohl fühlst, oder du Heimweh hast, dann sag es mir... Es gibt Möglichkeiten, die Dimensionen wieder zu überspringen und auf die Erde zu gelangen. Wer weis, vielleicht habe ich auch bald keine Lust mehr, hier zu sein...", sagte Hitomi im Plauderton. "Ok...", erwiderte Tomu. Hitomi lächelte, und fühlte sich plötzlich sehr mütterlich. Sie hatte noch nie ein Kind zu Bett gebracht, geschweige denn so viele Stunden an einem Stück mit einem verbracht! Es war ein unbekanntes Gefühl, aber ein gutes. Sie sah Tomu nochmals lächelnd an. "Aber nun schlaf. Heute war ein langer Tag, und der morgige wird es sicher auch..." Sie gab Tomu einen Kuss auf die Stirn und zog die weiche Decke bis zu seinem Kinn hoch. Sie wollte schon aufstehen, als Tomu sie am Arm zurückhielt. "Wartest du, bis ich einschlafe? Meine Mama hat das auch immer gemacht...", fragte Tomu hoffnungsvoll. Hitomi war etwas verdutzt über die Frage. Als sie aber den tiefere Bedeutung seiner Zutraulichkeit erkannte, nickte sie lächelnd. "Ich bleibe solange wach, bis du tief und fest schlummerst..." Tomu schien zufrieden und lies sie los. Hitomi stand auf. Ihr eigenes Bett winkte einladend von der anderen Zimmerseite herüber, und sie konnte die Müdigkeit nur schwer aus ihren Augen vertreiben. Deshalb entschied sie, noch ein wenig auf den Balkon zu gehen und in der lauwarmen Nachtluft einen Blick auf das schlafende Farnelia zu werfen. Sie trat also auf den kleinen Balkon hinaus. Die Luft war tatsächlich lau, und doch frisch. Eine sanfte Brise zog vom Tal herauf und umspielte Hitomis weißes Nachthemd mit einem zarten Hauch von Lavendel und Laubgeruch. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis! Kein vergleich mit Tokio! Wenn sie dort aus dem Fenster schaute, roch es nur nach Abgase und Müll. Außerdem sah man meilenweit nur Hochhäuser und triste Betonlandschaft. Ganz anders war es hier. Hier stand sie auf einem hohen Balkon eines mittelalterlichen Schlosses und warf einen Blick nach rechts über eine matt erleuchtete Stadt, bis hin zum großen See, worin sich zwei Vollmonde spiegelten. Auf einem davon war sie zu Hause. Die Monde leuchteten Hell am Firmament und erhellten das ganze Tal, sodass Hitomi einzelne Bäume ausmachen konnte und mit etwas Fantasie auch den Bergkamm, wo sie wenige Stunden zuvor noch gestanden hatte. Es war wirklich ein atemberaubender Ausblick! Nicht minder atemberaubend war der Anblick, der sich ihr zu ihrer Linken bot. Denn dort, auf einem großen, weitläufigem Balken, knapp 3 Meter über ihr und 10 Meter neben ihr, stand ein Mann. Der untere Teil seines Körpers blieb hinter den dicken Pfeilern der Balustrade verborgen. Man sah nur seinen nackten Oberkörper, der im bläulichen Mondlicht angestrahlt wurde. Es erinnerte sie an den marmornen Körper, einer griechischen Götterstatue. Gefesselt von diesem Anblick, registrierte Hitomi erst viel später, dass zu jedem Körper ja auch ein Gesicht gehörte, und als sie diesem ihre Aufmerksamkeit schenkte, wurde ihr ganz mulmig. Natürlich gehörten all diese anziehenden Dinge zu niemand anderem als Van Farnel. Hitomi spürte, wie sich ihre Wangen trotz der nächtlichen kühle erwärmten. Es war zum verrückt werden! Obwohl sie nach dem heutigen Abend nicht mehr mit den allerwärmsten Gefühlen zu Van stand, konnte sie ihre Augen nicht mehr von ihm abwenden. Sie starrte ihn an wie eine Irre und war froh, dass er nichts davon merkte. Ihre Spannerei wurde erst durch eine heftige Windböe verraten, die die Balkontür zu ihrem Zimmer demonstrativ zustieß, als wollte sie das Geschehen beenden. Das laute, knarrende Geräusch erweckte augenblicklich Vans Interesse. Er wandte sich abrupt um und starrte wie ein aufgescheuchter Wolf zu Hitomi auf den Balkon hinunter. Sein Gesicht lag nun im Schatten, doch Hitomi wusste genau, dass er sie genauso anstarrte, wie sie ihn zuvor. Sie spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht, auf den Rundungen ihrer Brüste unter dem Nachthemd und auf jeder anderen Stelle ihres Körpers. Es war, als würden sie tausend kleine Blitze treffen! Ja, die Luft zwischen ihnen war so gespannt, wie vor einem Blitzeinschlag! Doch dann sah Van weg, drehte sich so energisch um, dass seine kinnlangen Haare herumschwangen und verschwand dann in seinem Zimmer. Hitomi fühlte sich unendlich erlöst, als sie nun erschöpft an der Balustrade niedersank. Diese Begegnung, so wortlos sie auch war, hatte sie auf geheimnisvolle Weise extrem geschafft. Hätte sie sich mit ihm geprügelt, wäre es aufs gleich hinausgelaufen! Die körperliche Spannung, die für diese wenigen Sekunden zwischen ihnen gelegen hatte, war schlimmer als alles bisher da gewesene! Hitomi atmete heftig und schnaufte einige Male tief durch, bis sie sich einigermaßen gefangen hatte. Was für ein Mann! Wenn Hitomi sich nicht verrechnete, musste Van jetzt 36 Jahre alt sein. Eigentlich ein Alter, wo er erwachsen genug sein müsste, und alles im Leben geregelt haben müsste. Und doch war er so abweisend wie ein Felsblock... Wie konnte ein so schöner Mann so verbittert sein? Das war doch gar nicht möglich... Hitomi lehnte sich erschöpft an das Geländer und musste plötzlich an die letzte Begegnung mit Van denken, die nun schon so viele Jahre zurücklag. Damals, als der Krieg gerade frisch beendet war, standen sie beide mit der Escaflowne bei Folkens Grab und dachten an die vergangenen Tage. Dann hatte Van den roten Stein, das Herz des Drachen, aus der Escaflowne geholt und war zu Hitomi gegangen. Sie hatten sich lange angesehen, und Hitomi wusste, dass sie nicht gehen wollte. Sie erinnerte sich noch genau an das Gefühl, als sie Van gegenüberstand, als sie ihm sagte, dass sie zurück zur Erde musste. Es war ihr so unendlich schwergefallen! Sie wollte in diesem Moment nicht gehen... Und als Van sie dann noch umarmt hatte, konnte sie einfach nicht aufhören zu weinen. Wenn sie tiefer in ihren Erinnerungen grub, konnte sie noch genau die Wärme in seinen Augen sehen und den Geruch seiner Haut riechen. Er hatte ihr sogar gesagt, dass sie sich immer sehen konnten, solange sie nur das gleiche empfinden würden... Ja, wenn sie nur das gleiche empfinden würden... Hitomi hatte ihre Gefühle eingegraben, nachdem sie nach einem halben Jahr bemerkte, dass ihr diese Gefühle nicht reichen konnten. Sie wollte mit dem Kapitel Gaia abschließen und hatte alles verdrängt.... Wenn sie jetzt darüber nachdachte, kam ihr das abermals idiotisch vor. Wie hatte sie das nur tun können? Wenn sie immer an Van geglaubt hätte, ihre Gefühle behalten hätte, wäre er vielleicht nicht so geworden. Hitomi keuchte. Auf einmal wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie selbst schuld daran war, ja sie allein trug Schuld daran, dass Van nun so ein kaltherziger Mensch war. Durch ihre selbstsüchtige Entscheidung, hatte sie Van die Verbindung zu ihr genommen, vielleicht seinen einzigen Hoffnungsschimmer, Hitomi jemals wieder zu sehen... Er hatte immer an sie geglaubt... Hitomi stand wacklig auf und warf noch mal einen Blick auf den Balkon, wo er wenige Augenblicke zuvor noch gestanden hatte. Van hatte ihr nur diese Worte ins Gesicht geschleudert, weil er daran erinnert wurde, wie sehr er verletzt wurde. Von ihr selbst. Hitomi. Sie fasste einen Entschluss: Sie musste ihre Schuld wieder begleichen. Sie musste Van wieder Hoffnung geben und ihn daran erinnern, was wichtig war. Nur das zählte jetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)