O Brothers, where art thou?? von abgemeldet (How to enter the Grand Line in a Nutshell) ================================================================================ Kapitel 3: Fighting Pirates --------------------------- Joe sollte Recht behalten. Vielleicht hätte sich die Bande wirklich einen besseren Zeitpunkt für ihre Abreise aussuchen sollen. Zum Glück war es mitten im Sommer und deshalb gönnte ihnen die Sonne noch ein paar Stunden ihr Licht bevor sie sich dann entgültig vom Himmel verzog, doch dann wurde es langsam haarig und Joe dankte Gott auf Knien für die Erfindung des Leuchtturms, denn ohne den wären sie wohl nie im Hafen der nächsten Insel gelandet sondern zwischendurch an irgendeiner heimtückischen Klippe zerschellt. Am liebsten hätte Joe von dort sofort seine Eltern angerufen, damit sie ihn gleich am nächsten Morgen abholten, aber das wollte er Bunny nicht antun. Wenn er sie jetzt zum zweiten Mal versetzte, würde sie wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit ihm wechseln. Trotzdem war er sich nicht ganz sicher ob ihm das nicht doch lieber war als auf See elendig zu verrecken. Seinem weiblichen Kapitän schien dieser erste Rückschlag nicht so sehr zugesetzt zu haben. Fröhlich pfeifend zog sie mit Buster durch die Gassen der Stadt um nach einer Unterkunft für die Nacht zu suchen. Sie erinnerte sich daran, dass ein alter Freund ihres Vaters auf dieser Insel lebte, aber den wollte sie nicht fragen, denn er würde bestimmt versuchen sie zu überreden wieder umzukehren und genau das hatte Bunny definitiv nicht vor. So klapperten sie gemeinsam einige der Gasthäuser ab. Allerdings ohne großen Erfolg, denn die meisten Leute hielten ihre Geschichte für einen dummen Kinderscherz oder wollten lieber ihre Eltern benachrichtigen als ihnen einen Schlafplatz zu geben. Erst als selbst Bunny kurz davor war aufzugeben und vorschlug doch irgendwo draußen am Hafen zu schlafen, wogegen Joe sich allerdings hartnäckig sträubte, kamen sie an eine kleine Pension nahe des Stadtrands. Die Besitzerin war eine herzensgute alte Dame, die mit ihrem schneeweißen Haar und einem gütigen Lächeln im Gesicht aussah als wenn sie geradewegs einem Märchenbuch entsprungen war. Bunny erzählte ihr eine etwas abgewandelte Version ihrer Geschichte, in welcher sich ihre Fahrt auf hoher See irgendwie mehr wie ein kleiner Tagesausflug anhörte und die Frau lud sie sofort zu sich ein und kochte ihnen sogar noch ein leckeres Nachtmahl. In dieser Nacht schlief Bunny friedlich und selbst Joe, dem so viele Sorgen durch den Kopf gingen, war von der ganzen Paddelei so erledigt, dass er sofort ohne Probleme einpennte. Seine Bedenken meldeten sich aber gleich nach dem Aufstehen zurück, als ihm wieder einfiel, dass sie so gut wie kein Geld hatten um die Dame für ihre Gastfreundschaft zu bezahlen. Diese zeigte sich allerdings gnädig und erließ ihnen die Schulden, nachdem Bunny ihr beim Abspülen geholfen hatte und Joe ihr Blumenbeet umgegraben hatte. Zum Abschied schenkte sie den Kindern sogar noch einen Korb mit Obst und selbstgebackenem Brot und ein paar Flaschen Limonade und so stachen sie am gleichen Tag mit neuem Proviant erneut in See. Die Futterration der netten Dame hielt die Bande für zwei ganze Tage über Wasser, während denen sie recht ziellos übers Meer paddelten ohne auf eine mögliche Anlaufstelle zu stoßen. Nachdem ihnen so langsam das Brot ausgegangen war, hatte Joe die glorreiche Idee gehabt sich doch ein paar Fische zu fangen, wo sie doch jetzt direkt an der Quelle saßen, aber leider hatte er auch bewiesen, dass er als Angler so gar kein Talent hatte. Nun war es an Bunny sich was einfallen zu lassen und so hatte sie versucht ihre ganz eigene Fangtechnik zu entwickeln. Immer wenn sie einen Fisch am Boot vorbeischwimmen sah, ließ sie einen kleinen Stromstoß ins Wasser schießen, was einen ähnlichen Effekt hatte, als wenn man einen eingeschalteten Fön in die Badewanne werfen würde. So hatte sie schon ein paar Fischlein erwischt und Joe hatte gemerkt, dass es eine ziemlich blöde Idee war während dieses Manövers seine Füße ins Wasser zu halten. Von der Aktion leicht "geschockt" hatte der arme Junge anfangs nicht mal mitgekriegt, dass Buster aus lauter Heißhunger schon damit begonnen hatte, an seinem Bein zu nagen. "Aua! Verdammt Buster, ich bin doch kein Hundeknochen!", quietschte er wenig später und rieb sich das schmerzende Bein. Man konnte sogar noch die Bissspuren des Hundes darauf erkennen. "Hey Joe, wenn du weiter so schaukelst, kannst du bald weiter schwimmen!", schimpfte Bunny und hielt sich vorsichtshalber am Boot fest, das durch Joe's plötzlichen Aufruhr bedrohlich ins Wanken geraten war. "Das kann auch nicht viel schlimmer werden als es jetzt sowieso schon ist. Wir sitzen hier auf dieser Nussschale fest und haben fast nix mehr zu futtern. Dein blöder Hund will mich zum Mittagessen verspeisen, aber am meisten Sorgen macht mir die gähnende Leere in unseren Trinkflaschen. Wenn wir nicht bald irgendwo frisches Wasser herkriegen, sind wir erledigt!", fluchte Joe. War er denn wirklich der einzige, der sich hier Sorgen machte?? Sein Gegenüber schien ihn nicht einmal zu beachten, sondern starrte einfach an ihm vorbei während er noch weitere Schwachstellen in ihrem ach so tollen Schlachtplan aufzählte. "Außerdem kann auf hoher See von einem Moment auf den anderen ein Unwetter aufziehen und dann bietet uns dieser Schrotthaufen wohl keinen sehr großen Schutz, und... Hey Bunny, hörst du mir überhaupt zu??", keifte er sie jetzt an und klang dabei immer mehr wie eine nörgelnde Ehefrau. Doch anstatt ihm zu antworten, sah Bunny ihn mit vor Verblüffung geweiteten Augen an und deutete dann mit dem Finger auf irgendetwas hinter ihm. Langsam drehte Joe sich um und dann erblickte er den Grund für ihr Verhalten. Ein anderes Schiff fuhr genau auf Kollisionskurs mit ihrem Boot. Es war ein relativ großes Schiff und kam im Gegensatz zu ihrem Fortbewegungsmittel schnell voran. In Kürze würde es bei ihnen eintreffen. Joe stockte der Atem. Was sollten sie jetzt tun? "Juhu, endlich ein Schiff. Wir sind gerettet Joe!! Hallo! Hier sind wir!!", jubelte Bunny ausgelassen, und begann wild mit den Armen zu winken ohne dabei auf das erneute Schwanken des Boots zu achten. "Wie kannst du bloß immer so naiv sein? Woher willst du wissen, dass die uns helfen wollen? Vielleicht wollen sie uns ausrauben!", erwiderte der Junge besorgt. "Oder sie wollen uns einfach nur rammen...", fügte er hinzu und seine Stimme nahm immer panischere Züge an. "Und warum musst du immer alles gleich so schwarz sehen? Dieses Ding sieht eigentlich nicht ganz wie ein typisches Kampfschiff aus. Meinst du nicht?", gab Bunny grinsend zurück. Okay, sein Kapitän war jetzt wohl entgültig übergeschnappt. Er würde sich ganz allein helfen müssen. Vielleicht würden sie ihn verschonen wenn er sich ihnen als Sklave anbot. Zitternd wendete er seinen Blick wieder dem Feind zu. Das Schiff war jetzt schon bedrohlich nah an sich herangekommen und endlich konnte Joe es näher in Augenschein nehmen. Seltsam... Bunny hatte Recht. So hatte er sich ein Kampfschiff wirklich nicht vorgestellt. So etwas hatte er überhaupt noch nicht gesehen. Das Schiff des vermeintlichen Feinds war in einem grellen pink gestrichen. Die Galionsfigur war eine Frau mit blonder Dauerwelle, einem rosa Ballkleid und auffälligen grünen Ohrringen und an die Backbordseite hatte jemand in verschnörkelten Buchstaben den Namen "Dainty Lady" gepinselt. Aber oben am Mast baumelte tatsächlich eine Piratenflagge. "Hey, willst du da unten Wurzeln schlagen? Komm endlich!", ertönte Bunny's Stimme über ihm. Joe sah nach oben und stellte fest, dass die Fremden eine Hängeleiter heruntergelassen hatten und Bunny mit Buster im Arm bereits dabei war hinaufzuklettern. "Bunny, hast du sie noch alle? Du kannst doch nicht... Wer weiß was die mit dir anstellen...", stammelte Joe völlig perplex. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was die Besatzung so eines Schiffes für Pläne mit ihnen hatte. "Du kommst jetzt auch hier rauf, du Miesmuschel, sonst komm ich runter und hol dich!", donnerte jetzt eine laute Stimme vom Deck des anderen Schiffes. Der bullige Kopf eines Mannes mit wilder roter Mähne und passendem roten Vollbart erschien an der Reling und sah ihn mit finsteren Augen an. Joe zog es vor diesem eindeutigen Befehl sofort Folge zu leisten und krabbelte umständlich die Strickleiter hinauf. Fast oben angekommen wurde er von dem Rothaarigen gepackt und auf Deck abgesetzt. Der Kerl schien Bärenkräfte zu haben und außerdem trug er einen Kilt... Nachdem seine Verwunderung über den extravaganten Modegeschmack des Mannes etwas abgeebbt war, drängte sich wieder die Panik in Joe's Gedanken. Dies war eindeutig ein wahnsinniger Killer! "Hallo, ich bin Kapitän Bunny D. Kate und das ist mein 1. Maat Joe Porter. Freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen Herr....äh...", setzte Bunny zur Begrüßung an und streckte dem Killer freundlich die Hand entgegen. Joe sackte merklich in sich zusammen. Das war ihr entgültiges Ende. Bunny hatte den Psychopathen gereizt und wahrscheinlich würde er ihr gleich die Hand abbeißen. Dieser schien allerdings etwas anderes vorzuhaben, denn er nahm nun Bunny's Hand in eine seiner Riesenpranken und schüttelte sie kräftig. "Kapitän, wie? Herrlich...", gluckste er und stimmte dann ein schallendes Gelächter an, das Bunny ein wenig an den Weihnachtsmann erinnerte. "Und das da unten ist wohl euer Prachtschiff, was? Neuste Mode aus Übersee, he? Könnte vielleicht mal wieder'nen neuen Anstrich gebrauchen.", grölte der Riese und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. "Na ja, pink ist eben nicht jedermanns Fall...", gab Bunny frech zurück und ihr großes Gegenüber verstummte. War sie zu weit gegangen? Hatte sie seinen Geschmack beleidigt? Jetzt wurde es sogar Bunny ein bisschen mulmig. Dieser Koloss könnte sie mühelos mit einem Finger zerquetschen. "Hören Sie, das tut mir...", wollte sie sich schnell entschuldigen, doch die dröhnende Lache des Kerls übertönte sie komplett. Jetzt lachte er aus vollem Hals und sein dicker Bauch wackelte dabei im Takt. "Der war gut, Mädchen. Der war gut...", keuchte er und nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, fuhr er fort: "Stimmt schon. Die "Dainty Lady" war auch nicht meine erste Wahl, aber man gewöhnt sich an die Farbe. Ist mal was anderes. Ach ja, mein Name ist Haggis. Haggis McMutton. Ich stamme aus einem alten schottischen Adelsgeschlecht.", fügte er hinzu, als er das große Fragezeichen in Bunny's Blick sah. "Also, Kapitän McMutton, wir....", begann Bunny erneut, aber wieder unterbrach sie der andere lachend. "Nee nee Kleine, ich bin hier nicht der Kapitän. Ich und meine Jungs gehören nur zur stinknormalen Besatzung.", kicherte er und zeigte mit einem seiner dicken Finger auf zwei weitere Männer, die etwas weiter rechts von ihnen an Deck standen und gerade in ein intensives Gespräch vertieft zu sein schienen. Der eine war dürr und hochgewachsen und trug eine schicke Uniform und der andere war klein und dicklich und hatte ein Holzbein. "Das sind meine Kumpels Edward van Helgen und Halsabschneider Bill. Hey Männer, begrüßt unsere Gäste.", rief er zu den beiden hinüber, die sogleich ihre Köpfe hoben und den Neuankömmlingen freundlich zuwinkten. "Ach, das ist aber ein süßes Hündchen! Und er trägt so einen schicken Hut!!", flötete Haggis begeistert. Er hatte Buster entdeckt und kraulte ihn nun hingebungsvoll hinter den Ohren, was dieser in vollen Zügen genoss. "Für einen Piraten hast du aber ein ziemlich ausgeprägtes Modebewusstsein.", giggelte Bunny. "Na ja, eigentlich sind die Jungs und ich ja auch Friseure auf Plunder Island, aber jetzt haben wir endlich einen neuen Kapitän und da haben wir uns entschlossen wieder zur See zu fahren und Abenteuer zu erleben.", erwiderte Haggis ausgelassen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Joe kniff sich selber in den Arm um sicherzugehen, dass er nicht träumte. Er kam sich langsam vor wie in einer dieser "Versteckte Kamera"- Sendungen... Und dieses Gefühl verschlimmerte sich noch, als plötzlich die Tür zum Unterdeck aufging und ein weiterer Mann hinaustrat. Er war blass und schmächtig und trug sein blondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sein Pony hatte er zu einer Tolle nach hinten gefönt. Auch er trug eine Uniform, die ihm allerdings nicht richtig zu passen schien. "Ahoi Kapitän. Wir haben Besuch. ", wendete sich Haggis an den Mann. Joe's Kinnlade klappte nach unten. Das war der Kapitän dieses Schiffes??? Nach dem ersten Eindruck zu urteilen, wäre ihm eher die Beschreibung "Spargeltarzan" in den Sinn gekommen. "Wen habt ihr mir denn da wieder angeschleppt, Jungs? Ist bei denen überhaupt was zu holen??", gab die Tolle zurück und sah die drei Neuen skeptisch an. "Hallo, ich bin Kapitän Bunny D. Kate und das...", begann Bunny ein weiteres Mal mit der Vorstellung doch zum wiederholten Mal an diesem Tag ließ man sie nicht ausreden. "Ein Mädchen als Kapitän? Das soll wohl ein Scherz sein!", rief der Chef der Dainty Lady abfällig. "Hey Threepwood, deine Alte hat dich schließlich auch ganz schön unterm Pantoffel, oder?", drang eine höhnische Stimme an ihr Ohr und dann rollte doch tatsächlich ein Totenschädel durch die offene Tür und kam aufrecht vor ihren Füßen zum stehen. Joe entfuhr ein entsetzter Schrei und auch Bunny machte einen Schritt zurück. Hatte dieses Ding gerade wirklich gesprochen? War das hier etwa ein Schiff der lebenden Toten?? "Halt's Maul, Murray! Verflixt, warum hab ich mich nur breitschlagen lassen diese Nervensäge mit an Bord zu nehmen?", seufzte der Mann und rieb sich entnervt die Schläfen. "Weil ich euch sonst furchtbar verflucht hätte. Schließlich bin ich Murray, ein mächtiger Geist der Unterwelt!!", rief der Totenkopf laut und ließ dabei seinen Kiefer klappern. "Murray, die quasselnde Hohlbirne würde wohl eher passen. Und du bist so furchteinflößend wie ein kaputter Turnschuh.", giftete der blasse Typ zurück und gab Murray einen Tritt, der ihn in hohem Bogen wieder durch die Tür beförderte. "Ich werde mich fürchterlich rä...", erhob sich Murray's Protestgeschrei, doch dann stieß Halsabschneider Bill die Tür mit seinem Holzbein zu und so wurde der Rest des Geschimpfes vom Holz verschluckt. "Also, wo waren wir?", fragte der Kapitän erschöpft und besah sich wieder seine Gegner. "Schön, da wir ja jetzt schon ausgiebig über mein Privatleben geplaudert haben, kann ich mich auch gleich vorstellen. Mein Name ist Guybrush Threepwood und ich bin ein mächtiger Pirat! Ich weiß nicht warum meine beschränkte Mannschaft euch eingesammelt hat, denn bei euch gibt's sicher keine sagenhaften Schätze zu holen, aber so kann ich jedenfalls mal wieder ein bisschen fechten üben. Du da! Lass uns kämpfen!", rief er an Joe gewandt und zückte einen Säbel, der an seinem Gürtel gehangen hatte. Dem armen Joe blieb fast das Herz stehen. Wie sollte er mit diesem Kerl kämpfen? Er hatte nie gelernt zu fechten und vor allem besaß er nicht einmal ein Schwert. "Sir,...ich....ich kann nicht... Sie....Sie...können alles von mir haben, was Sie wollen, aber bitte...verschonen Sie mich!!", bettelte er stockend und begann panisch in seinen Taschen zu wühlen. Er fand nur die kleine grüne Schildkröte aus Porzellan, die ihm seine Mutter vor ein paar Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie war so eine Art Glücksbringer für ihn und er trug sie immer bei sich. Sie hatte sicher keinen großen materiellen Wert, aber sie bedeutete Joe sehr viel und so fiel es ihm unsagbar schwer diesen Besitz so einem fiesen Kerl zu überlassen. Aber er wollte weiterleben und so hielt er seinem Kontrahenten die Schildkröte mit zitternden Händen hin. Kapitän Threepwood trat näher an ihn heran und beäugte die mögliche Beute argwöhnisch. "Die ist doch nicht etwa aus...?", knurrte er. "Aus feinstem Porzellan, Sir!", vollendete Joe hoffnungsvoll seinen Satz. Vielleicht war der Typ ja ein Sammler und würde ihn aus lauter Freude über so ein schönes Stück einfach laufen lassen. "Urgh, ich hasse Porzellan! Nimm das Ding weg! Schnell! Ich krieg schon'ne Gänsehaut.", würgte Threepwood und zog eine angewiderte Grimasse. Schnell ließ Joe die Schildkröte wieder in seiner Tasche verschwinden. Okay, Freude sah irgendwie anders aus... "Lassen Sie gefälligst mein Crewmitglied in Ruhe! Ich bin der Kapitän, also müssen Sie's schon mit mir aufnehmen!", rief Bunny mutig und stellte sich schützend vor Joe, der sich durch diese Aktion zwar ein bisschen erniedrigt fühlte, denn schließlich musste er sich von einem Mädchen beschützen lassen, aber das war ihm jetzt lieber als aufgeschlitzt zu werden. "Jedenfalls hat die Kleine Mumm in den Knochen. Hast du denn überhaupt ein Schwert, Mädchen?", fragte Threepwood grinsend. "Äh,...also,...nein, aber...", erwiderte sie wenig schlagfertig. Jetzt geriet auch Bunny ins Stottern. Das hätte sie sich wirklich vorher überlegen sollen. Ihr loses Mundwerk brachte sie immer nur in Schwierigkeiten. "Ha, große Klappe und nichts dahinter! Hätte ich mir ja denken können. Aber ich will mal gnädig sein und dir einen Säbel leihen. Damit werde ich dir dann eine Lektion erteilen!", tönte der Kapitän und wies van Helgen an Bunny sein Schwert zu reichen. Sofort packte Bunny die Waffe und rannte entschlossen auf ihren Gegner zu, bereit sich zu verteidigen. Doch Threepwood wich ihr gekonnt aus und Bunny rammte den Säbel mit voller Wucht in die Tür. Ihn dort wieder herauszuziehen war weitaus schwieriger und so rüttelte sie eine Weile vergebens an dem Ding ohne es auch nur einen Zentimeter zu bewegen. "Hey, fuchtel damit nicht so unkontrolliert in der Gegend herum, sonst stichst du noch jemandem ein Auge aus! Du hast wohl keine Ahnung vom Beleidigungsfechten, was?", kicherte Threepwood belustigt. "Um Ihnen eins überzubraten reicht's allemal und außerdem...sagten Sie gerade Beleidigungsfechten???", stutzte Bunny und ließ kurz von ihrem Säbelproblem ab. "Ganz genau. Ich trainiere die hohe Kunst des Beleidigungsfechtens, bei dem es nicht nur um Muskelkraft sondern vor allem um Verstand geht. Man wirft seinem Gegner während des Kampfes fiese Beleidigungen an den Kopf und der Kontrahent muss versuchen eine möglichst treffende Antwort zu geben, die sich aber auf das Vorhergesagte reimen muss. Ganz schön ausgefallen, was?", erklärte Threepwood stolz. "Kann man so sagen. Aber da ich jetzt weiß wie's funktioniert, würde ich es gerne noch mal versuchen.", antwortete Bunny und zerrte erneut an ihrer indisponierten Waffe. Haggis kam ihr zur Hilfe und zog das Schwert mit einer lockeren Handbewegung aus dem Holz. "Hier. Versuch dein Glück, Kleine.", lachte er und reichte ihr das Schwert. "Also gut, ich gebe dir noch eine Chance. Ich fange an: Bis jetzt wurde jeder Gegner von mir eliminiert!", sprach Threepwood seine erste Beleidigung aus und zückte erneut seinen Säbel. Bunny's Gedanken rasten. Eine passende Antwort, die sich auch noch reimen sollte? Sie war zwar nicht auf den Mund gefallen, aber so auf die Schnelle fiel ihr einfach nichts ein. Ratlos blickte sie hinüber zu Joe, der es vorgezogen hatte, sich zu Haggis und den anderen zu gesellen als mitten im Kampfgeschehen zu stehen. Der überlegte einen Moment und formte dann lautlos das Wort "frittiert". "Mmh, ähm,... ich ... ich ess' meine Kartoffeln am liebsten frittiert!", gab Bunny in zögerlichem Ton zurück und versuchte Threepwood's Schlag zu parieren. "Pff, elende Anfängerbeleidigung und außerdem war das vorgesagt!", feixte der Blonde und Joe zuckte zusammen. "Okay, nächster Versuch, aber wenn du noch mal schummelst, schneide ich deinem Freund hier die Zunge ab! Beleidigung Nummer zwei: Warst du schon immer so hässlich oder bist du mutiert? ", setzte er zum nächsten Schlag an. Verdammt, Bunny's Kopf fühlte sich an wie leergefegt und sie traute sich nicht mehr zu Joe hinüberzuschielen. Diesem Verrückten traute sie jede Folter zu. Mit krauser Stirn stand sie da und überlegte fieberhaft. "Na mach schon. Ich hab noch'nen Friseurtermin!", nörgelte Threepwood ungeduldig. Das brachte Bunny auf eine Idee. "Können Sie die Beleidigung bitte noch mal wiederholen?", bat sie ihn scheinheilig. "Von mir aus: Warst du schon immer so hässlich oder bist du mutiert?", wiederholte Guybrush Threepwood sich widerwillig. "Ich hab's: Da hat sich wohl Ihr Spiegelbild in meinem Säbel reflektiert!", rief Bunny stolz über ihren genialen Einfall. Ihr Gegner war sichtlich überrascht. "Hey, nicht schlecht für einen Laien. Muss ich zugeben. Gut, jetzt bist du dran. Beleidige mich du Göre!", rief er herausfordernd. Eine Beleidigung zu parieren war die eine Sache, aber selber vorzulegen? Wieder wollte ihr partout nichts einfallen. "Äh,....mmh... ach ja: Ihre Mutter ist so fett,....", fing sie an. "Hey, so was gehört nun wirklich nicht hier her!", fauchte Threepwood erzürnt und Joe schlug sich seufzend die Hand vor die Stirn. Okay, blöde Idee, aber Bunny wollte sich nicht so schnell geschlagen geben. Dieser Typ sollte sie noch kennen lernen! Wieder verbrachte sie ziemlich viel Zeit mit dem Grübeln über passende Schimpfwörter und der Kapitän sah bereits kopfschüttelnd auf die Uhr, doch endlich schien ihr ein Geistesblitz gekommen zu sein. "Sitzt auf Ihrem Hals da Ihr Kopf oder doch nur ein behaarter Pickel?", brüllte sie und sah Threepwood entschlossen an. Jetzt war es an ihm zu überlegen und er schien sich damit recht schwer zu tun. Diese Beleidigung war ihm in seiner langen Laufbahn noch nie untergekommen und ihm wollte beim besten Willen nichts geistreiches darauf einfallen. Er spürte wie ihm die Zeit durch die Finger rann und wütend begann er sich die Haare zu raufen. Es konnte doch nicht angehen, dass er, der mächtige Piratenkapitän Guybrush Threepwood, in einem Beleidigungsduell von einem kleinen Mädchen besiegt wurde! "Wie angemessen. Sie kämpfen wie eine Kuh!", brachte er trotzig hervor, doch er wusste selber, dass er verloren hatte. "Ey, das macht ja überhaupt keinen Sinn und es reimt sich nicht mal!", beschwerte sich Joe bestürzt. "Ich weiß. Ich bin geschlagen. Was für eine Erniedrigung! Nehmt meinen Schatz und verschwindet! Ich hab Kopfschmerzen!", stöhnte Guybrush und ließ enttäuscht die Schultern hängen. Jetzt tat er Bunny leid. "Entschuldigung, aber einen Schatz können wir im Moment gar nicht gebrauchen. Dafür ist unser Schiff noch zu klein, aber mit ein bisschen Proviant und einer Seekarte würden Sie uns wirklich weiterhelfen, Kapitän Threepwood.", sprach sie ihn versöhnlich an. Verwundert blickte Guybrush dem Mädchen ins Gesicht. Wollte sie seinen Schatz wirklich nicht haben? Sie schien es wirklich ernst zu meinen. Er war sich nicht sicher ob er das unter "Güte" oder unter "totaler Blödheit" verbuchen sollte, aber es war ihm letztendlich nur Recht und deshalb nahm er ihr Angebot gerne an. Nachdem Bunny und ihre Bande mit allem Nötigen versorgt worden waren und sie noch ein bisschen mit Kapitän Threepwood und seinen Männern geplaudert hatten, hieß es langsam Abschied nehmen. Haggis vergoss sogar ein paar Tränchen als er sich von seinem neuen Hundefreund Buster trennen musste, doch Bunny versprach ihm, dass sie sich bestimmt bald wiedersehen würden. "Also Kapitän Bunny, ich habe mich wirklich in dir getäuscht. Du wirst bestimmt mal eine Spitzenpiratenbraut! Und viel Glück bei der Suche nach deinen Brüdern.", lachte Guybrush und klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. "Und euch noch viel Erfolg bei der Jagd nach diesem fiesen LeChuck!", rief Bunny während sie die Strickleiter wieder hinunterkletterte. Buster, Joe und ein dicker Sack voller Proviant waren bereits an Bord. Sie winkten zum Abschied und ein paar Augenblicke später setzte die "Dainty Lady" wieder ihre Segel und fuhr mit ihrer Besatzung davon. "Wirklich nette Jungs. Und Joe? Kannst du was mit der Karte anfangen?", fragte Bunny als sie ihren Freund über dem Stück Papier brüten sah, das Guybrush ihm in die Hand gedrückt hatte. "Leider überhaupt nicht. Hier stehen Inseln drauf, von denen ich noch nie was gehört hab. Oder kennst du etwa Monkey Island???", gab er zurück und säuberte mit verwirrtem Blick seine Brille an einem seiner Hemdärmel. "Nee, nie gehört. Das scheint wohl keine Karte aus dieser Gegend zu sein. Dann sind wir also genauso schlau wie vorher. Na ja, jedenfalls haben wir jetzt wieder genug zu futtern. Also, Matrose, an die Ruder und weiter geht's!", rief Bunny gewohnt sorglos und so paddelten sie weiter ohne Plan übers Meer. -------------------------------------- Backstage: Wow, also diese Geschichte entwickelt sich wirklich zu einer Crossover-FF.^^ Ich hoffe es gibt ein paar Monkey Island-Fans unter euch, die mit diesen Gästen ein bisschen was anfangen konnten. Ich habe mich bei den Personen und bei den Beschimpfungen hauptsächlich bei "The Curse of Monkey Island" bedient. Ein paar der Beschimpfungen stammen aber auch von mir persönlich. Das merkt man wahrscheinlich...XD Mir wäre auch noch eine nette Antwort auf die letzte Beleidigung eingefallen (sehr passend wäre doch: "Jedenfalls hab ich nicht Zähne wie ein räudiges Karnickel" *lol*), aber sonst wäre dieses ganze Duell wohl noch total ausgeartet... Ach ja, die "Dainty Lady" taucht zwar eigentlich erst in "Flucht von Monkey Island" auf, aber ich fand sie so passend, dass ich sie einfach mal "importiert" habe^^ Ich hab mir schon ein paar Gedanken darüber gemacht wie ich in einem der nächsten Kapitel Shu-chan aus "Gravitation" einbauen kann, weil das ja als Vorschlag kam, also seid gespannt. Ihr könnt natürlich weiterhin Wünsche einreichen^^ Okay, man sieht sich im nächsten Backstagebereich XD Tschöööööööööö Eure Bunny Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)