Things will never be the same again von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Wenn das Liebe ist... -------------------------------- Sanae hoffte, dass ihr Arbeitstag nicht so schnell enden würde, allerdings war es an diesem Tag schneller zehn Uhr abends, als es ihr lieb war. Sie puderte sich noch schnell damit sie nicht so glänzte. Yukari beobachtete sie dabei amüsiert. "Machst dich doch hübsch für ihn, was?" Sanae kniff etwas verärgert die Augen zusammen, zog sich ihre Lidstrich nach und zischte nach links "QUATSCH! Du mit deinen Ideen manchmal..." Sie schüttelte verärgert den Kopf, jedoch betrachtete Yukari ihr Verhalten als Unsicherheit und sagte nichts darauf. Sie besah sich noch einmal ordentlich im Spiegel, ja, so konnte sie sich raus trauen. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr verriet ihr, dass Akira vermutlich schon draußen wartete. Yukari begleitete ihre Freundin noch mit nach draußen, sie hatte es nicht weit von dort aus um nach Hause zu kommen. Sie sah Akira schon dort stehen, er blickte sich suchend um und schien nervös zu sein. "Huhu, hier bin ich!" mit gespielter guter Laune stand sie vor ihm und blickte ihn an. "Können wir?" fragte sie in ihrer Ungeduld nach. Er nickte hastig, sie sah sich um. "Wo wollen wir denn überhaupt hin?" Er sah sie etwas baff an. "Wir sind hier zwar in Nankatsu, aber so ein ausgestorbenes Dorf ist das hier ja nun auch nicht." "Naja..." stammelte sie, um ehrlich zu sein kannte sie eigentlich kaum eine Ausgehmöglichkeit. Sie ging nicht viel aus, kannte daher wirklich nur wenige Lokalitäten für junge Leute in Nankatsu, wenn, dann ging sie eher am Nachmittag mit Yukari in ein Café, aber weniger hielt sie sich in Bars und Kneipen auf. "Aber ich habe schon eine Idee" Akira schnippte kurz mit den Fingern, griff nach ihrem Arm und erschrocken über diese Aktion ließ sie sich von ihm hinter sich herziehen. "Wir gehen am besten ins Silence, das gefällt dir sicherlich gut da. Die Musik ist nicht so laut, gute Cocktails, ihr Frauen mögt doch so was, oder? Man kann sich dort gut unterhalten." "Aha..." er schien ja schon mit mehreren Frauen dort gewesen zu sein, wenn er meinte zu wissen, dass sich Frauen dort gerne aufhielten. Irgendwie fand sie es seltsam, dass er sie berührte, sie am Arm hinter sich her zog. Wie kam es, dass er sich das traute, aber Tsubasa ihr nur immer vorsichtig einen Arm umgelegt hatte - wenn überhaupt. Irgendwie ging ihr das jetzt schon auf die Nerven, sie hatte das Gefühl sich auf etwas eingelassen zu haben, was sie später vielleicht bereuen würde. Akira ging schräg vor ihr her, hielt sie noch immer fest am Arm und schnatterte, was das Zeug hielt, Sanae verstand nicht einmal 50 Prozent davon. Klug wie er war sprach er fast die ganze Zeit nach vorne, so bekam sie natürlich nicht gerade viel davon mit, welche Worte gerade seinen Mund verließen. Tsubasa streckte sich, er fühlte sich total gerädert, schaute verpennt auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits halb elf war. "Scheiße..." murmelte er zu sich selbst, blickte sich dann irritiert um und bemerkte, dass er nicht in seinem Zimmer war, sondern irgendwie schief auf der Couch hing. Er versuchte sich aufzurichten, unterbrach aber sein Vorhaben, als ein ziehender Schmerz durch seinen Rücken zog. Als er sich gerade einigermaßen aufgerichtet hatte, pochte es heftig in seinem Kopf. Seine Hand schnellte zur Schläfe hinauf und rieb sich die Stelle, er kniff seine Augen zusammen und gab ein ächzendes Geräusch von sich. Nun setzte er sich gerade hin, rieb sich durch das Gesicht und fragte sich, ob er diese Kopfschmerzen vom Bier hatte oder von dem seltsamen Schlafgefühl, was die Couch ihm geboten hatte. Er wollte jetzt gar nicht wissen, wie er aussah, wahrscheinlich fürchterlich, denn so fühlte er sich gerade auch, außerdem hatte er einen widerlichen Geschmack im Mund. Vorsichtig stand er auf, sein Körper war noch müde und wollte ihn zurück auf die Couch ziehen, doch er ließ seiner Müdigkeit nicht die Obermacht und stampfte noch immer schlaftrunken ins Badezimmer. Dabei musste er einen kleinen Balanceakt vorführen, da Pepe mit einer leeren Falsche in der Hand mitten im Zimmer lag und vor sich hin schnarchte. Tsubasa knipste die kleine Lampe im Bad an, stellte sofort das kalte Wasser an und wusch sich mehrmals durch das Gesicht, damit seine Augen nicht mehr so müde waren und er sich zumindest am Kopf her frischer fühlte. Er griff nach seinem Handtuch, das links vom Waschbecken aufgehangen war, trocknete sich das Gesicht ab und wagte es dann einen Blick in den Badezimmerspiegel zu werfen. Dieser Anblick war nicht der beste, den er bisher morgens geboten hatte. Er hatte Augenringe, seine Bartstoppeln schienen über Nacht länger geworden zu sein und bedeckten einen geraumen Teil seines Gesichts, seine Zähne hatten noch den Belag der vergangenen Nacht drauf, weshalb er sich umgehend dazu entschloss sie sich zu putzen. Nachdem er auch das erledigt hatte, roch er an seinen Klamotten und hätte diese am liebsten gleich in die Mülltonne geworfen. Ekelhaft! Er riss sich die Klamotten vom Leib, prügelte sie angewidert in den Wäschekorb und stellte sich unter die Dusche. Er hatte sich schnell seinen Rasierer mit geschnappt, seifte sich ordentlich im Gesicht ein und schaffte es ohne sich großartig zu schneiden die Stoppeln wegzurasieren. Er legte den Rasierer zurück auf die kleine Ablage und schnappte sich das Duschgel, drückte ein wenig aus dem Plastikbehälter (kurze Frage: kann mir irgend jemand sagen, wie man die Behälter für Duschgel und Shampoo genau nennt? Ne Flasche ist das doch nicht, oder?), entschied sich, dass er dringend ein Neues brauchte, verrieb das Gel zwischen seinen Händen und wusch sich mit dem Schaum über den Körper. Der angenehme Duft des Gels verteilte sich in der kleinen Duschkabine und Tsubasa konnte zunehmend entspannen. Seine Kopfschmerzen verflüchtigten sich langsam und er schloss die Augen. Nachdem er sich auch die Haare gewaschen und auch mit diesem Schaum nochmals seinen Körper wusch kam er ins Grübeln. Er fühlte sich gerade so unbeobachtet und Lust hatte er ja schon...Er glitt mit seiner rechten Hand an sich hinunter, streichelte sein Glied so lange, bis es aufgerichtet war und wollte gerade loslegen. "Boooah du kannst einem auch mal sagen, dass du schon wach bist" mit diesen Worten flog die Badezimmertür auf. Tsubasa erschrak sich, schnellte mit seiner Hand zurück und knallte mit seinen Fingerknochen gegen die Verkleidung der Duschkabine. "Aaaaah, scheiße" zischte er und massierte seine rechte Hand, das hatte verdammt weh getan. Wieso musste Pepe ausgerechnet JETZT herein kommen? Verdutzt über die Flucherei aus der Kabine glotze Pepe durch den Dunst im Badezimmer. "Was ist?" fragte er dümmlich nach, dabei konnte er genau sehen, dass Tsubasa sich gerade die Hand rieb. "Du hast mich erschrocken" blubberte es ihm aus der Kabine entgegen "Bin voll mit der Hand gegen den Rahmen gedonnert." "Joa, das tut weh" bemerkte Pepe unberührt und trat ans Waschbecken, rieb sich kurz übers Kinn und betrachtete sich - wie zuvor noch Tsubasa - skeptisch vor dem Spiegel. Tsubasa stand dagegen regungslos unter der Dusche und ärgerte sich darüber, dass Pepe ausgerechnet in diesem Moment herein geschneit war. Aber es brachte jetzt auch nichts sich den Kopf mit nörgelnden Gedanken dicht zu machen, er stellte also das Wasser ab, kontrollierte noch einmal, dass Pepe nichts von seinem Vorhaben merken konnte, griff nach dem Handtuch was er sich direkt neben die Dusche gehangen hatte und wickelte es sich um die Hüfte. Tropfend stand er nun neben seinem Kumpel. Pepe schnüffelte. "Riechst gut" bemerkte er, stellte sich dann vor die Toilette und entleerte seine Blase. Sie waren inzwischen im Silence angekommen. Sanae sah sich um, das Ambiente war modern, hell und freundlich, das gefiel ihr daher also schon einmal gut. Es war allerdings schon recht voll und sie standen noch eine Weile herum, bis ein Zweier-Tisch frei wurde und sie sich setzen konnten. Sie war froh, als sie endlich saß, ihre Beine taten schon vom ganzen Tag herum laufen weh und ihr Körper wurde langsam müde. Sie besah sich die Karte, vieles darauf sah verlockend aus - Tequila Sunrise, Swimming Pool, Pina Colada,...aber sie wollte keinen Alkohol trinken. Erstens wusste sie, dass sie nicht sehr viel vertragen konnte und dabei wurde sie immer so redselig, und das konnte sie bei einem Date mit Akira sicherlich nicht gebrauchen. Sie raste mit ihren Blicken weiter hinunter auf die Getränkekarte, irgend etwas, das ihr zusagte was nicht alkoholisch war musste es doch geben. Da...Orange Velvet, das klang doch von den Zutaten her gar nicht so schlecht, Mandelsirup, Sahne, Orangensaft und Maracujasaft. Hm, obwohl Sahne. Aber wenn sie sich die anderen Kalorienbomben ansah konnte der kleine Sahneanteil ja nun wirklich nicht gerade sehr groß sein. "Weißt du schon, was du nehmen willst?" durchbrach Akira ihre Gedankengänge um die Kalorien. Sie nickte "Orange Velvet klingt gut." "Nicht alkoholisch? Oh..." ein wenig Enttäuschung klang in seiner Stimme, aber sie überhörte dies gekonnt. Was hatte er vor? Sie abfüllen oder weshalb klangen seine Worte enttäuscht darüber, dass sie keinen Alkohol trinken wollte? Nun ja, im Prinzip war das ja nun völlig egal, da sie sich dazu jetzt sowieso nicht hinreißen lassen wollte. Sie lächelte ihn also freundlich an, er bestellte sich ein Bier, wie männlich dachte sie sich. Ihre Blicke schweiften wieder durch die Bar, es wirkte wirklich alles sehr nett und beliebt war sie auch bei den jungen Leuten. Jedenfalls war wirklich viel los, viele Pärchen, aber auch viele kleine Mädchen-Cliquen, die sich mit den Cocktails volllaufen ließen. Bis jetzt hatte sie nicht wirklich viel mit Akira gesprochen, irgendwie fiel den beiden wohl auch kein passendes Gesprächsthema ein. Akira hätte sich selbst an die Wand klatschen können, jetzt wo er endlich einmal die Chance hatte mit Sanae richtig zu reden, da sie tatsächlich dem Date zugestimmt hatte, da kamen ihm keine Ideen worüber er mit ihr sprechen konnte. "Ist dir schon einmal aufgefallen" begann er dann jedoch "dass unsere Namen sich ähneln?" Sanae zog die Augenbrauen hoch. "Na, du heißt Nakazawa, ich Kanazawa, wenn man das K und das N tauscht ergibt sich jeweils der Nachname des anderen." Aha - diese wichtige Tatsache war Sanae bis jetzt nicht aufgefallen oder sie hatte es absichtlich übersehen. "Stimmt" lachte sie ihn an, sie wollte ihm nun nicht unbedingt das Gefühl geben, dass er totalen Mist von sich gegeben hatte. Tsubasa hatte sich währenddessen wieder auf die Couch nieder gelassen, schaltete gelangweilt den Fernseher ein und ließ sich von den Nachrichten berieseln. Pepe hatte es ihm nachgemacht und war unter die Dusche gehüpft. Gott sei Dank war heute kein Training und die letzten Trainingstage standen noch vor der Tür, danach würde die Mannschaft erst einmal ein paar Wochen Ferien genießen können. Tsubasa wäre einerseits gerne nach Hause geflogen, andererseits wollte er noch immer besser werden als er es ohnehin schon war und wollte mit Pepe - sofern sie denn dazu kamen - ein eigenes Training aufbauen und in Sao Paolo bleiben. Ob Sanae seinen Brief schon erhalten hatte? Sie hatte auch gar nicht mehr angerufen...Naja, da würde sicherlich noch etwas kommen - dachte er sich - und schaltete auf ein anderes Programm um, wo Tom und Jerry lief. Zum Seele baumeln lassen war das genau die richtige Sendung. Pepe kam mit um die Hüfte gewickeltem Handtuch auf ihn zu und ließ sich ebenfalls auf die Couch fallen, außer Atem meinte er "Cartoons, lustig", lehnte sich nach hinten und starrte wie Tsubasa auf den Bildschirm. Letzterer schien allerdings eher auf die Flimmerkiste konzentriert zu sein als Pepe. Aus den Augenwinkeln beobachtete sein Freund ihn und nach und nach zeichnete sich ein immer breiter werdendes Grinsen auf seinem Gesicht ab. Es dauerte einige Minuten bis Tsubasa bemerkte, dass er beobachtet wurde. Unsicher und skeptisch drehte er langsam seinen Kopf zu Pepe um, sah ihn zweifelnd an und kiekste "Was?" Pepe schüttelte amüsiert den Kopf. "Hast genug gebechert gestern, was?" "Alles nur deine Schuld" versuchte Tsubasa abzuwehren, doch das ließ sein Kumpel nicht gelten. "Gezwungen habe ich dich wohl kaum. Du solltest öfters was trinken, wenn du erst dadurch ein wenig offener wirst." Man konnte regelrecht ein Fragezeichen nach dem anderen über Tsubasas Kopf aufblinken sehen, er wusste überhaupt nicht, worauf Pepe hinaus wollte. "Offener?" fragte er extra noch nach, da Pepe ihm anscheinend nicht auf die Sprünge helfen wollte. Dieser hingegen ließ sich noch extra Zeit und holte sich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. "Ich meine wegen deiner Freundin!" sprach Pepe dann endlich aus mit einer unglaublichen Zufriedenheit und Genugtuung darüber, dass er nun auch was aus seinem Liebesleben wusste. Tsubasa huschte einen Moment lang ein Rotschimmer übers Gesicht und er versuchte sich wieder auf den Zeichentrick zu konzentrieren. "Was ist denn mit Sanae?" versuchte Tsubasa beiläufig zu bemerken, doch Pepe konnte die Anspannung, die durch Tsubasa zog vernehmen. "Was bist du eigentlich so verklemmt? Wir reden hier nicht über was Schlimmes, sondern über das Mädchen, mit dem du zusammen bist." Tsubasa stieß schwer die verbrauchte Luft aus seinen Lungen, stützte seinen Kopf auf seine Hand und hielt es für besser zu schweigen. "Ich denke, ihr geht es gut, habe Anfang der Woche einen Brief an sie rausgeschickt" diesen Worten folgte ein weiterer Druck auf die Fernbedienung und das Programm wechselte abermals. Er suchte den Sportsender, schaltete aus Versehen an ihm vorbei und dann wieder zurück. Vielleicht würde Pepe, wenn er das Sportprogramm sah wenigstens von dem Gedanken abkommen ihn über Sanae auszuquetschen. Pepe bekam Hunger und begab sich in die Küche. Beim Aufstehen von der Couch bemerkte er nur kurz "Es kommt einem nicht so vor, als würde dir wirklich viel an ihr liegen": Verdutzt sah Tsubasa seinem Freund hinterher. Die soeben gesagten Worte brannten sich in seinen Kopf ein. Mittlerweile war die Atmosphäre zwischen Sanae und Akira gelockert und sie konnten sich über alltägliche Dinge unterhalten, sie erzählte ein wenig von ihrem Job im Büro und von ihrem sonstigen Leben. Ebenso brachte Akira einige etwas interessantere Dinge über sich ans Licht, er erzählte ihr, dass er im Laden seines Onkels arbeiten konnte. Es handelte sich dabei um ein Fotogeschäft. "Ich war ja damals schon in der Schule in unserer Foto-AG. Fotografieren ist einfach toll, es macht total Spaß und man kann kreativ sein ohne Ende." "Und was fotografierst du gerne?" Er überlegte nicht lange. "Die Natur, sie hat so viele Seiten die man so wunderbar auf einem Bild festhalten kann, das kannst du dir nicht vorstellen. Aber...auch lebende Objekte sind manchmal perfekt um fotografiert zu werden." Sie saß mittlerweile an ihrem zweiten Orange Velvet, dieses Zeug schmeckte besser als sie es erwartet hatte. Er war mittlerweile von seinem Bier auf eine einfach Cola umgestiegen, grübelte aber im Hinterkopf darüber nach, ob er sich zur Erfrischung einen Mojito bestellen sollte (Tipp an alle: Trinkt das Zeug nicht!!!). Aus den Lautsprechern der Bar konnte man "Kung Fu Fighting" vernehmen und ohne es zu bemerken, pfiff Sanae das Lied mit. Amüsiert beobachtete Akira dies und als sie bemerkte, was sie dort gerade machte, hörte sie augenblicklich damit auf. "Och wieso, ist doch nur ein Zeichen dafür, dass dir das Lied gefällt und du musikalisch bist!" Sie lachte auf. "Musikalisch? Nun ja, das kann man sehen wie man will, ich denke nicht. Aber das Lied kennt doch eben jeder." Er lächelte sie an. Sollte er es wagen? Ihre Hand ruhte sanft auf dem Tisch, die andere an ihrem Glas. "Gefällts dir hier denn?" fragte er nach, rückte ein Stück näher an sie heran und langsam krabbelte seine Hand herüber zu ihrer und legte sich vorsichtig auf diese. Sie hatte das Gefühl ihr Herz blieb stehen. Was machte Akira da einfach? Sicherlich war es nichts Schlimmes, allerdings war ihr diese plötzliche "Nähe" unangenehm, er drang quasi in ihren Intimbereich, in ihr Schutzschild ein. So nah wollte sie ihn nicht bei sich haben. Er hatte sie vorhin zwar schon hinter sich hergezogen, aber das war was anderes, als die jetzige Situation. Er war mit seinem Stuhl ein wenig näher an sie heran gerückt, hatte sich ein Stück mehr zu ihr herüber gebeugt und nun legte er noch seine Hand auf ihre, als wären sie ein Liebespaar. Sie schnellte erschrocken mit ihrer Hand zurück, schmiss beinahe ihr Glas um und starrte peinlich berührt auf den Holztisch. Akira, ebenfalls erschrocken über ihre Reaktion, stammelte sich nun noch einen zurecht. "Tsch...tschuldige Sanae, ich dachte nur..." "Was?" zischte sie ihn an. "Ich meine, wir verstehen uns doch gut und sind beide alleine." Sanae machte ein dummes Gesicht, wie sie waren beide alleine? "Du weißt doch, dass ich mit Tsubasa zusammen bin!" sagte sie kopfschüttelnd. Akira musste augenblicklich grinsen, lehnte sich in seinen Stuhl zurück und sprach verächtlich aus "Zusammen? Was ist denn das für ein Freund, den du schon ewig nicht mehr gesehen hast??? Willst du mich veralbern?" Jetzt wurde Sanae wütend, sie schluckte mehrmals um ihm nicht sonst was an den Kopf schmettern zu müssen, griff sich dann ihre Tasche und murmelte. "Ich will nach Hause." Sie erhob sich, schenkte Akira keinen Blick mehr, ging an ihm vorbei, drehte sich nicht um, als er ihren Namen hinter ihr her rief und eilte nach draußen. Er sollte jetzt nicht sehen, dass sie weinte. Wieder einmal hatte jemand genau das ausgesprochen, was sie die letzte Zeit selber befürchtet hatte. Sie stolzierte auf ihren Absatzschühchen durch die Gegend und verfluchte sich dafür, dass sie schon den ganzen Tag in diesen Schuhen herum lief. Ihre Nase lief, die Augen waren verweint und sie sah zum Teil nicht so recht, wo sie eigentlich hin ging. Sie wollte jetzt einfach nur alleine sein. Wieso konnte sie Tsubasa nicht einfach vergessen? Er hatte sich auf ihren letzten Brief hin schon so lange nicht mehr gemeldet, ans Telefon war er nicht gegangen und sie fühlte sich von ihm betrogen, verraten und alleine gelassen. Diese Momente hasste sie mehr als alles andere. Diese Momenten, in denen sie sich wünschte jemand anderes zu sein, ich denen sie sich nicht vorstellen konnte, dass es jemandem schlechter ging als ihr und dass es Gott und die Welt besser hatte als sie. Sie wischte sich vergebens die Tränen aus dem Gesicht, es folgten doch immer und immer mehr. Sie merkte, wie die Nässe ihre Haut schon trocken machte, sich die Haut fast zusammen zog und brannte. Sie kramte aus ihrer Tasche den Schlüssel hervor, sie erkannte den Wohnblock und war also nicht mehr weit von ihrem zu Hause entfernt. Sie schloss hastig die Tür auf, interessierte sich nicht dafür, dass sie laut ins Schloss zurück fiel, hastete die Treppen hoch, riss ihre Tür auf, schloss sie sofort ab und ließ sich auf ihr Bett fallen. Plötzlich hörten ihre Tränen auf und wichen der absoluten Verzweiflung. Sie starrte nur noch vor sich hin, ihr Kopf schien so leer zu sein und auf Nichts schien es eine Lösung zu geben. Im Liegen robbte sie ihre Schuhe mühsam von den Füßen, richtete sich auf, zog sich ihre restlichen Klamotten auf und zog sich schnell ihr T-Shirt und die Boxer-Shorts an. Ihre Bewegungen liefen automatisch ab und wenn man sie jetzt hätte sehen können, wäre man davon ausgegangen, dass sie ein Roboter sei. Sie ließ sich zurück auf ihr Bett sinken und schloss die Augen, winkelte ihre Beine an und zog sie an sich, als sie sich auf die Seite drehte und ihren kleinen Rekorder neben sich stehen sah. Sie richtete sich auf, griff in den CD-Ständer, der neben ihrem Bett stand, suchte gezielt eine bestimmte CD heraus, legte sie ein und drückte auf die Nummer, die sie hören wollte. Sie drehte es leise, sie musste sich nicht am nächsten Morgen sagen lassen, dass sie des nachts zu laut Musik hörte. Sie drehte sich wieder auf den Rücken, faltete ihre Hände, legte sie auf den Bauch und schloss die Augen. Leise und kaum hörbar begann das Lied, doch durch die Ruhe in ihrem Zimmer wanderten die Töne sanft in ihre Ohren. Sie lauschte dem Text, der genau das ausdrückte, was sie schon so lange in sich fühlte... Bin unter Tränen eingeschlafen bin unter Tränen wieder aufgewacht hab' über dieselbe beschissene Frage zwei Millionen mal nachgedacht Hab' mich verdreht und mich gewendet mit dem selben Scheissproblem für dich ist es beendet, aber ich, ich, ich kann dich sehen ich kann dich sehen Kann nicht schlafen kann nicht essen Ich kann es nicht verstehen Du hast mich vergessen während Erinnerungen mich lähmen Hab' Angst vor dem Abend mir graut vor der Nacht weil dann genau dieselbe Frage mich wach hält, warum bist du nicht da Warum bist du nicht da Wenn das Liebe ist, warum bringt es mich um den Schlaf Wenn das Liebe ist, warum raubt es mir meine Kraft Wenn das Liebe ist, sag mir was es mit mir macht Wenn das Liebe ist, was, was, was ist dann Hass Was ist dann Hass Wenn das liebe ist warum tut es so weh? Tausend Mal deine Nummer gewählt und tausend Mal wieder aufgelegt Die ganze Kacke eh keinem erzählt Wer versteht schon wie du mir fehlst Genau das bedingt den ganzen anderen Stress Leider kann ich nicht so viel trinken dass ich, dass ich dich vergess' Das ich dich vergess' Wenn das Liebe ist, warum bringt es mich um den Schlaf Wenn das Liebe ist, warum raubt es mir meine Kraft Wenn das Liebe ist, sag mir was es mit mir macht Wenn das Liebe ist, was, was, was ist dann Hass Was ist dann Hass Durch die geschlossenen Augen rollten ihr langsam ein paar Tränen über die Wangen und sie schluchzte leise in sich hinein. Vergessen wollte sie ihn, aber es gab kein Mittel, dass es möglich machte, ihn endgültig aus ihren Erinnerungen und ihrem Herzen zu streichen. Unter weiteren Schluchzern und Tränen schlief sie letztendlich müde und erschöpft ein. Wieder einmal weckte die Sonne sie mit ihrem penetranten Scheinen, das Gezwitscher der Vögel ging ihr wieder auf die Nerven und sie wünschte sich an diesem Tag eher Gewitter und Regen, eben ihrer Stimmung angemessen. Sie stützte sich auf ihren Händen auf und raffte sich auf, ließ ihren Kopf kreisen und krauchelte auf allen Vieren ans Ende des Bettes, streckte dann mühsam ihre Beine aus und ließ sich wieder rücklings aufs Bett fallen. Ihr fielen automatisch wieder die Augen zu und für eine weitere Stunde entschwand sie ins Land der Träume. Erst das nervige Kribbeln in ihren Beinen ließ sie wieder aufwachen und sie fluchte, da sie eingeschlafene Beine nicht sonderlich ausstehen konnte. "Ach Mensch" sie rieb sich müde durchs Gesicht, stampfte abwechselnd mit ihren Beinen auf, damit dieses furchtbare Gefühl, als würden tausend Ameisen an ihr herauf krabbeln würden, aufhörte. Langsam stand sie auf und schwankte zur Tür herüber, drückte die Klinke herunter und wunderte sich, dass sie sich nicht öffnen ließ, bis ihr ein Geistesblitz mitteilte, dass die Türe noch verschlossen war. Sie seufzte, sie wusste schon nicht mehr, wie oft sie das in letzter Zeit getan hatte. Sie trottete gedankenverloren ins Badezimmer, schloss auch dort die Tür ab, da sie nicht wollte, dass man sie störte. Sie wollte für sich alleine sein. Sie stützte sich am Rand des Waschbeckens an und wäre am liebsten vor lauter Schmerz und Verzweiflung in ihrem Herzen zusammengebrochen. Langsam richtete sie ihren Kopf auf und traute sich einen Blick in den Spiegel zu werfen. "Was ist nur mit mir los, wieso lasse ich mich nur so hängen." Sie fing an zu schluchzen. "Warum verschwende ich auch nur einen Funken Hoffnung..." Mit hängendem Kopf ging sie zur Toilette und ließ sich auf dieser nieder, rieb sich wieder durchs Gesicht und sprach sich Mut zu. "Das wird schon wieder, das wird schon wieder. Irgendwann wird er sich schon melden. Ich sollte mich nicht so hängen lassen." Sie zog sich aus und stellte sich unter die Dusche, ließ teilnahmslos das Wasser an sich herunter laufen und starrte vor sich hin. Sie fühlte sich wie ein nichts, denn ohne Tsubasa schien sie ein Nichts zu sein. Es war doch kein wirkliches Leben ohne ihn, sie brauchte ihn, sie sehnte sich nach ihm - er war ihr Leben! Jedenfalls nahm er einen großen Teil in ihrem Leben ein. Wieso war er nur so weit fort. Sie stieg aus der Dusche heraus, schnappte sich ihr Handtuch, wickelte sich darin ein und trat wieder vor den Badezimmerspiegel, beugte sich darüber und putzte sich die Zähne. Sie rubbelte sich ein wenig die Haare trocken und stiefelte mit dem Handtuch bekleidet in ihr Zimmer zurück, zog sich dort ihre bequeme Sporthose (die sie an Tsubasa erinnerte, da er ebenfalls eine solche besaß) und ein einfaches schwarzes T-Shirt an. Die Haare straff nach hinten gekämmt und mit einem glänzenden Gesicht von der Hautcreme, die sie sich aufgetragen hatte, ging sie die Stufen hinunter, machte einen müden Eindruck und schlappte in die Küche. Ohne ihrer Mutter, die gerade die Spülmaschine ausräumte, besondere Aufmerksamkeit zu schenken, tappste sie an den Kühlschrank, bückte sich und holte sich einen Moltkedrink Geschmacksrichtung grüner Apfel heraus, riss den silbernen Verschluss auf und nahm einen großen Schluck davon, schluffte dann trotzig an den Küchentisch und setzte sich im Schneidersitz hin und trommelte mit den Fingern auf dem Holztisch herum. "Toll, dass du mir einen guten Morgen wünschst" bemerkte ihre Mutter beiläufig und linste kurz zu ihrer Tochter herüber, schüttelte den Kopf und erwartete schon keine Antwort mehr von ihr. "War in Gedanken" murmelte sie "Guten Morgen." Frau Nakazawa hob die Augenbrauen, verstaute die Teller im oberen Fach des Schrankes und wusch sich die Hände. "Es ist Post für dich gekommen" bemerkte sie genau so beiläufig, wie ihre Tochter sie eben gerade begrüßt hatte. Sanae wurde hellhörig. "Post?" Sie schaute aufgeregt zu ihrer Mutter und versuchte in ihren Augen zu lesen, von wem der Brief stammen könnte. "Dein Freund Tsubasa hat dir geschrieben!" Sie ging herüber zur Arbeitsplatte und nahm einen Stapel Briefe mit sich zum Tisch. Langsam durchforstete sie alle Umschläge, bis sie unter der Reklame und den Rechnungen dann endlich einmal den heiß ersehnten Brief heraus fischte. "Bitteschön" triumphierend wedelte sie mit dem Umschlag vor der Nase ihrer Tochter herum, sie riss ihr den Brief aus der Hand, stand auf und rannte wie vom Teufel besessen hoch in ihr Zimmer. Ungeduldig öffnete sie den Umschlag auf der Treppe und zerstreute ein paar kleine Papierfetzen auf den Stufen. Beinahe hätte sie den Brief in zwei Hälften gerissen, aber dieses Missgeschick umging sie knapp, schmiss sich auf ihr Bett und überflog hastig die Zeilen. Ihr Herz pochte wie wahnsinnig. Sie schüttelte den Kopf, atmete mehrmals tief ein und aus um sich zu beruhigen, nahm dann das, was vom Umschlag übrig geblieben war, an sich, roch daran und meinte einen leichten Duft von Tsubasa darauf vernehmen zu können. Dann drückte sie den Brief an ihr Herz, ließ sich zurück aufs Bett fallen und nahm sich dann Zeile für Zeile vor. "Liebe Sanae, es tut mir leid, wenn ich mich jetzt erst melde, aber die Zeit vergeht hier mit dem Training so schnell, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Das Training hier ist hart, aber es ist genau das was ich brauche, um meinen Traum zu verwirklichen. Ich lerne unglaublich viel dazu, jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Aber es ist einfach genau das, was ich mir immer erträumt habe! Ich genieße meine Zeit hier so sehr! Fußball ist einfach mein Leben! (etc. weiteres Geschreibe über Fußball) Ich hoffe, dir geht es ebenfalls gut. Es ist toll, von dir noch so weit weg von mir unterstützt zu werden, ich weiß das sehr zu schätzen! Hoffentlich meldest du dich bald wieder bei mir! Grüße aus dem heißen Brasilien, Tsubasa" Ihr Lächeln verschwand zuerst auf ihren Lippen, las dann den Brief noch mindestens zehn Mal durch und sah dann doch einen kleinen Hoffnungsschimmer aufflammen. Sie versuchte zwischen den Zeilen zu lesen, zumindest kam es ihr so vor, als wäre eine kleine versteckte Botschaft in dem Brief, dass auch sie ihm fehlte. In ihr reifte ihre kleine Idee, die sie bereits seit den letzten Tagen in ihren Gedanken trug, zu einer Idee, die sie in die Tat umsetzen wollte! Energisch stand sie auf und schritt zu ihrem Kalender herüber, flog mit den Fingern über die letzten drei Wochen dieses Monats und kramte dann ihren Dienstplan hervor. Nachdem sie einige Zeit grübelnd über den Papieren gesessen hatte, schmiss sie diese achtlos beiseite und schüttelte den Kopf. "Ich wird nach Brasilien fliegen, egal wie!" sagte sie zu sich selbst und suchte aus ihrer Schublade das Sparbuch und ihre letzten Kontoauszüge heraus. Viel Geld hatte sie nicht, das ihr vollkommen zur Verfügung stand, aber einen kleinen Teil hatte sie zur Seite gelegt und würde vielleicht für eine Woche reichen - vorausgesetzt sie konnte in einer billigen Pension unterkommen, oder vielleicht bei Tsubasa? Sie versuchte sich selbst zu beruhigen. Jetzt nur nichts überstürzt planen...Für sie war klar, dass sie einen Flug buchen würde, egal ob sie Urlaub kriegen würde oder nicht, sonst hieße es eben kündigen, das war ihr egal. Aber es brachte nichts, wenn sie sich nun total hektisch an die Reisevorbereitungen machte, es sollte ja alles seine Richtigkeit haben. Sie drehte sich suchend in ihrem Zimmer um, griff dann nach ihrem Telefon und tippte wild eine Nummer ein, musste dies jedoch ein paar mal wiederholen, da sie sich immer wieder vertippte. Mit zitternden Händen hielt sie das Telefon in der Hand, presste es dann zwischen Schulter und Kopf und ging wieder herüber zu ihrem Kalender, starrte wie gebannt auf diese eine Woche, die sie sich in den Kopf gesetzt hatte und wartete ungeduldig am Telefon, bis endlich jemand am anderen Ende der Leitung dieses Gespräch annahm. --------------------------------------------------------------- So, ich hoffe dieses Kapitel beinhalt keine Ähnlichkeiten / Parallellen zu meinen anderen Fanfictions. Wenn Kritik zu üben ist - nur her damit. Würde mich übrigens sehr freuen, wenn die, die die FF lesen auch nen Kommi hinterlassen ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)