Nachts ist immer alles ein wenig anderes von Chaos ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nachts ist immer alles ein wenig anders... Rauher Donner warf ihn aus der tiefen Stille seines Traumes abrupt in die reale Welt hinaus. Es ging so schnell, dass er es gar nicht richtig mitbekam, und sekundenlang hellwach in seinem Bett lag, an die Decke starrte und sich fragte, was eigendlich passiert sei. Langsam begann sein schlaftrunkener Geist das Gewitter, das draußen über dem Wald wütete, wahrzunehmen. "Das muß irgendwo eingeschlagen haben." dachte James verwirrt. Einen kurzen Moment dachte er daran, dass der Blitz aber unmöglich ihre Hütte im Wald erwischen konnte, dachte an den Blitzableiter auf dem Dach, den er im Sommer installiert hatte, und die beruhigende Sicherheit, die dieser Gedanke verströmte, verfehlte seine Wirkung nicht. James wurde wieder ruhiger und beschloß, sich umzudrehen und weiterzuschlafen. Angst hatte er keine. Einerseits war er viel zu müde dazu. Andererseits hatte er es sich zwangsweise abgewöhnt, vor Gewittern angst zu haben. Kurz flatterte eine amorphe Erinnerung durch seinen Geist. Erinnerungen an dumpfe Angst, ein großes leeres Zimmer und den tobenden Orkan, der am Dach riss und die Fensterläden klappern ließ. Doch die Stürme seiner Kindheit hatten für ihn schon damals bald an Schrecken verloren...zwangsweise. Wenn man immer allein war, und niemals jemanden hatte, zu dem man ins Bett kriechen konnte, und der einem dann seine Angst nahm, mußte man lernen, Schrecknisse wie diese zu ignorieren. Kurz bevor der Schlaf ihn wieder zurück in sein Meer aus Vergessen und Ruhe ziehen konnte, schreckte ihn ein anderes Geräusch wieder hoch. Ein Geräusch, das ungleich leiser war als das Getöse draußen. Leise und verzweifelt. Da schluchzte jemand. James setzte sich auf und lauschte. Tatsächlich. Er schlug die Bettdecke zurück und schlich barfuß zu seiner Zimmertür. Im Wohnzimmer fand er Mauzi. Das Katzenpokémon schlief friedlich zusammengerollt auf dem Sofa. Einen Moment wunderte sich James, dass es bei diesem ganzen Krach nicht wach wurde. Dann fielen ihm plötzlich die Wollbüschel auf, die aus Mauzis Ohren hervorlugten. Ohropax. James schmunzelte. Im nächsten Moment krachte der Donner, als würde nicht weit weg ein Munitionslager in die Luft gejagt. In die darauffolgende, fast schon gespenstische Stille danach hörte man Mauzis unwirsches Schmatzen. Und das Schluchzen. Mit gespitzten Ohren, verwundert lauschend schlich James dahin, wo er den Urspung des Geräusches vermutete und öffnete schließlich zögernd Jessis Zimmertür. Es blitzte, Sekundenbruchteile lang war es taghell im Zimmer, kurz darauf grollte der Donner. Jessi hatte sich zu einer zitternden Kugel unter ihrer blauen Bettdecke mit weißen Sternchen zusammengerollt. Zumindest mußte James annehmen, dass es sich um Jessi handelte. Immerhin war es ihr Bett. Vorsichtig ging er vor der Bettkante in die Hocke und hob den Zipfel der Bettdecke an. "Hey." flüsterte er. "Alles Okay?" Jessis Kopf schob sich langsam aus der Deckung hervor. Selbst im Halbdunkel war sie leichenblass, und sie starrte James nervös aus weit aufgerissenen Augen an. "N-n-n-na-natürlich ist alles in O-Ordnung!" zischte sie. "Du siehst aus, als hättest du Angst." diagnostizierte James. "Oder besser, Panik." "Ich hab keine Angst!" erklärte Jessi, so würdevoll wie es ging. "Ich hab vor nichts Angst, klar!?" "Das glaub ich dir auf's Wort." flüsterte James. "Du siehst bloß drein, als würdest du gleich sterben müssen." "Ich hab keine Angst!!" wiederholte Jessi aufgebracht. "Und jetzt verschwinde!" "Okay, okay." seufzte James, wandte sich schon zum Gehen. Sie mußte es ja wissen. Immerhin mußte jeder auf seine Art mit sowas fertig werden, und wenn sie sich nicht helfen lassen wollte, konnte er da auch nichts dran ändern. Leider. Gegen ihre Sturheit kam man beim besten Willen nicht an. Vielleicht wäre auch alles anders gekommen, und er wäre wirklich in sein Zimmer zurückgekehrt und hätte einfach weitergeschlafen, wenn es in diesem Moment nicht irgendwo in der Nähe eingeschlagen hätte. Der Krach war einfach ohrenbetäubend. Als würde ein Fluzgzeug gegen eine übergroße Betonmauer fliegen, und man stünde direkt und mit weit aufgesperrten Ohren daneben. Einen kurzen Moment hörte man gar nichts, so laut war der Lärm. Alles ausfüllend kroch er einem durch den Kopf. Als das Klingeln aus James' Ohren verschwunden war, stellte er fest, dass Jessi sich seine Hand geschanppt hatte und sie fest umklammert hielt. Sie drückte ihr Gesicht daran und wimmerte vor Angst. Es erstaunte ihn nicht besonders. Sie gab sich am Tag immer Mühe, ihre Gefühle zu verbergen, aber er wußte, sie war niemals so hart und unerbittlich wie sie sich gab. Nachts waren die Dinge eben immer etwas anders. Und nachts war Jessis wahres Selbst, das Hilfe und Schutz brauchte, eben stärker ausgeprägt. Nachts war die Barriere um ihre Seele nicht so stark. Nicht stark genug, um den Schutz, der am Tag so gut funktionierte, aufrechtzuerhalten. Gerade diese Tatsache weckte nun seinen Beschützerinstinkt, und er mußte lächeln. Beruhigend strich er ihr durch's Haar. "Hey, alles ist gut." murmelte er. "Hier kann dir nichts passieren." "Bitte..." wimmerte Jessi, "Bitte, bleib hier. Lass mich jetzt nicht allein, ja..." Irgendwie kroch er zu ihr unter die Decke, und sie klammerte sich an ihn, wie ein Ertrinkender sich an herumtreibenden Wrackteilen festklammert. Das Zittern schüttelte ihren ganzen Körper. James fragte sich, warum Jessi bloß solche Angst vor Gewittern haben mochte. Andererseits verzichtete er auch drauf, zu fragen. Er wußte, die Sache war ihr auch so unangenehm genug. Er kannte ihren Stolz. So beschränkte er sich darauf, ihr beruhigend durch das Haar zu streichen. Langsam wurde sie ruhiger. Nicht nur sie, auch das Gewitter beruhigte sich. Es donnerte immer seltener und leiser, bis es nur noch als fernes Grummeln zu hören war, sich immer mehr entfernend wie ein nachtragender Gläubiger der Verwünschungen murmelt. Schließlich war nur noch das Rauschen des Regens zu hören, der auf den Wald und die kleine Hütte herniederging. "Es ist vorbei." murmelte James. "Geht's jetzt besser?" "Ich denke schon." flüsterte sie. "Danke." Er grinste. "Ist schon in Ordnung." Sie schwiegen eine Weile, füllten das Zimmer mit Schweigen. Regen tropfte vom Himmel. Wie spät mochte es sein? James wußte es nicht. Ihm war sämtliches Zeitgefühl verloren gegangen. Ausserdem war er etwas verwirrt. Normalerweise wäre eine solche Situation niemals zustande gekommen. Niemals hätten Jessi und er engumschlungen im selben Bett gelegen. Und da eine solche Situation quasi unmöglich war, hatte James nie einen Gedanken darauf verschwendet. Und jetzt... irgendwie vermied es sein Hirn, darüber nachzudenken. Es war zu schön und zu verwirrend gleichzeitig, jeder analysierende Gedanke hätte den Moment zerstört. Aber irgendwann... "Besser, ich gehe dann mal." sagte er leise und wollte aufstehen. "Wieso denn?" murmelte Jessi schlaftrunken. "Bleib doch noch...bis ich eingeschlafen bin." "Also gut." nickte James. "Bis du eingeschlafen bist." Sie kuschelte sich seufzend an ihn und er zog sie noch ein bißchen näher an sich. Einerseits um bequemer zu liegen, andererseits...es war eben so. Nachts ist eben alles ein bißchen anders. Irgendwann schliefen sie beide ein, während der Regen draußen an Stärke zunahm und beschloss, noch ein paar Tage so weiterzumachen. Als der Tag schließlich haferbreifarben anbrach, ein verwässerter Montagmorgen, und Mauzi das Frühstück fertig hatte, fand er Jessi und James in der Pose vor, in der sie eingeschlafen waren, seelig vor sich hinschlummernd. Einen Moment dachte er daran, was die beiden wohl gemacht haben mochten, ohne dass er es mitbekommen hatte.(Schließlich hatte er Ohropax in den Ohren.) Letztenendes beschloß er dann, sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen und die beiden noch ein wenig schlafen zu lassen. Sie sahen zu friedlich aus, als dass er hätte böse sein können. Und ausserdem glaubte er nicht wirklich daran, dass das passiert sei, was er befürchtete das es passiert sei. Irgendwie wußte er, was jeder wußte. Nachts sind die Dinge nie so ganz, wie sie es am Tage sind. Hallo! Wir sind's schon wieder. Viel zu sagen haben wir eigendlich nicht. Nur, dass mal wieder eine Schnapsidee von uns zu Papier( zu Computer) gebracht wurde. Und das mit einer unglaublichen Wortgewalt!!! Es ist nicht zu fassen, was für eine Fülle von Verwendungsmöglichkeiten da auf einen einstürmt. Falls ihr irgendwas zu dieser Story loswerden wollt, nur zu. Wir waren heute alle beide echt deprimiert, dass uns niemand geschrieben hatte, und freuen uns um so mehr über E-Mail. Chaos-chan@gmx.de Tequila54@gmx.de Das war's dann auch schon wieder. Ja mata! Chaos & Tequila Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)