Harry Potter - Die düstere Wahrheit von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Der Brief --------------------- Der Brief Harry war in der Eulerei und ging ungeduldig auf und ab. Das Stroh raschelte unter seinen Schuhen, während er seine einsamen Bahnen schlug. Er näherte sich dem Fenster und betrachtete den glitzernden Schnee auf dem Fenstersims. Er kratze ein wenig ab und nahm ihn in die bloße Hand. Die Kälte schien sein Blut stocken zu lassen und dennoch drückte er immer fester zu, bis das eiskalte Wasser aus seiner geschlossenen Faust tropfte. Als er sie öffnete, stierten ihn seine steifen Finger mordlüsternd an. Er wendete seinen Blick auf die Eulen, die plötzlich alle aus ihrem tiefen Schlaf erwacht waren und beklommen auf ihren Stangen rutschten. Auf einmal verfinsterte sich die stinkende Turmkammer. Eine düstere Wolke hatte sich vor die strahlende Wintersonne geschoben. Blitzschnell hatte sich Harry wieder dem Fenster zugewandt. Ein schwarzer Punkt näherte sich mit hoher Geschwindigkeit. Harry hörte, wie die Eulen panisch zu kreischen angefangen hatten. Tausendfaches Flügelschlagen und alle hatten sich zu einem großen Haufen zusammen gefunden. Der schwarze Flugkörper war nun als ein gigantischer Rabe zu identifizieren, der sich schwerfällig auf der Fensterbank nieder ließ. Seine glühend roten Augen bohrten sich tief in seine Umgebung ein. Schließlich schien er den Ort auf allen Ebenen überprüft zu haben und fixierte nun den jungen Mann vor ihm. Dann streckte er sein Bein aus und Harry nahm ihm die sorgfältig zusammen gerollte Botschaft ab. Die Eulen erzitterten und ließen ein um Gnade bittendes, hohes Gekrächze von sich. Harry wandte sich ihnen zu. Er sah in die ängstlich zusammengekniffenen Augen Hedwigs und ihrer Artgenossen. Nur ein prächtiger Uhu saß weiterhin stumm auf seinem Podest und musterte das Geschehen. Wütend bebte Harrys Körper. Er sollte Unterwürfigkeit zeigen und wie die anderen Tiere unter seinem Blick unter seinem Schatten treten. Höhnisch zog er seinen Zauberstab. "Imperius!" Das Tier zuckte kaum merklich, doch Harry spürte eine neu entflammte Macht in sich. "Na, was soll ich jetzt mit dir machen? Gegen die Wand fliegen lassen oder dir selbst die Flügel brechen?" Der Uhu kreischte wild und versuchte mit den Flügeln zu schlagen, doch Harrys Wille hielt ihn gezähmt. Harry lachte teuflisch auf und ließ das Tier eine tiefe Verbeugung machen, sodass der Schnabel auf den steinernen Boden schruppte. Dann steckte er seinen Zauberstab zurück und der Uhu fiel geschwächt zu Boden. Seine Federn waren zerzaust. Mühevoll versuchte er auf seine kaputten Beine zu kommen. Harry drehte sich zur Treppe und verließ die Eulerei. Begleitet von dem Geräusch des stumpfen Hackens, mit dem das pechschwarze Ungeheuer mit seinem messerscharfen Schnabel auf das am Boden liegende Tier losging. Noch immer waren alle geschockt, dass ein Angriff dieser Dimension auf zwei Schüler verübt worden war. Beide Opfer, Ginny und Seamus, lagen auf der Krankenstation und waren in einen tiefen Schlaf gelegt worden, um die Schmerzen zu mindern. Zuerst sollten sie in das St- Mungo Hospital verlegt werden, allerdings war es, seit du-weißt-schon-wer zurückgekehrt war, sehr voll von mächtigen Magiern und Auroren und die Heiler überfordert. Deswegen entschieden sich die Eltern Weasley und Finnigan ihre Kinder lieber unter der Obhut der qualifizierten Madam Pomfrey zu lassen. Albus Dumbledore hatte ihnen persönlich dazu geraten. Er war noch immer auf der Suche nach dem Täter und hatte zum Schutz der ganzen Schule einige Mitglieder des Ordens arrangiert, die in den Korridoren patrouillierten. Einer von ihnen war Bill, der mit seinen Posten hochzufrieden zu sein schien und gerne Harrys Verteidigung gegen die dunklen Künste Unterricht besuchte. Es war so, als verstände er sich mit Tonks sehr gut und auch mit Fleur Delacour flirtete er heftig. Oft traf er Ron und die Zwillinge, um zu Ginny zu gehen sowie an ihrem Bett zu sitzen und zu reden, obwohl sie ihn gar nicht hören konnte. Doch die Brüder wollten ihrer Schwester das Gefühl geben, dass sich jemand um sie kümmerte. Harry näherte sich der schweren Tür zur Station. Vorsichtig öffnete er sie einen Spalt breit und schielte hindurch. Er spürte, wie er zu zittern begann, als er seine beiden Kameraden da liegen sah. Ginnys Haar stach stark vom weißen Kissen ab. Seamus lugte kaum unter seiner Decke hervor. Sie schienen beide entspannt und wüsste Harry es nicht besser, hätte er die zwei blassen Figuren für tot gehalten. Gerade als er sich ihnen nähern wollte hörte er Stimmen. Schnell sprang er hinter einen Mauervorsprung und belauschte das Gespräch. Wie Ratten nagte es ihm an seinem Herzen, als er Pas Stimme erkannte. "Vielleicht hat sich ein Fuchs in die Eulerei geschlichen. So was kommt vor." "Aber ein Fuchs könnte niemals meinem Uhu etwas anhaben. Es muss etwas anderes gewesen sein. Wahrscheinlich irgendein missratenes Untier, das diesem Trottel von Hagrid entlaufen ist. Wäre ja nicht das erste Mal." "Draco, jetzt sei nicht immer so ungerecht zu ihm. Du wirst..." "Ungerecht?!", schnaubte er verächtlich. "Das einzige, an das ich meinen Uhu wieder erkannt habe, war der silberne Ring an seiner abgerissenen Kralle!" Die Tür zum Krankenflügel quietschte und fiel ins Schloss. Harry rackerte sich auf und schlich aus seinem Versteck hervor. Dann war es also Malfoys Uhu gewesen. Ungläubig schüttelte Harry seinen Kopf und ging dann fröhlich pfeifend die Treppe rauf. Der Raum der Wünsche entblößte Harry seinen eigenen Wandel. Mit versteinerter Miene blickte er die tief schwarzen Gegenstände an, die sich vor ihm aufbauten. Zauberspiegel, Absorber, Spickoskope. Harry erinnerte sich an die DNA Treffen, die er vor zwei Jahren in diesen Räumlichkeiten geleitet hatte. Nur war es damals für Dumbledore. Jetzt befand er sich auf der anderen Seite. Ein neu entfachter, starker Zweifel kam in ihm auf. Doch er hatte keine Wahl. Er arbeitete nicht für Voldemort, sondern für sich selbst. Denn wenn er erstmal diese neue Art von Macht konzentrieren konnte, war er der Stärkste und konnte der Welt den Frieden bringen. Er, Harry Potter. Er schritt weiter durch den Raum. In einer abgesonderten Ecke stand eine Liege, auf der er Platz nahm. Er zückte den Brief, den er am morgen bekommen hatte aus seiner Umhangstasche und überflog ihn erneut. Dann legte er sich gerade, mit den Füßen zu einem großen Pentagramm zeigend, hin. Er atmete einmal tief durch. Kurz bewegten sich seine Lippen und fremde Wörter schwirrten in den Raum. Er wartete. Man merkte, wie er langsam verunsicherte. Auf seiner Stirn lag kalter Schweiß, in seinen Adern pochte das Blut. Plötzlich wucherten gelbe Tentakeln aus seinem Kopf. Erst nur wenige, dann immer mehr. Sie wurden breiter und wickelten sich um seinen Körper. Bald guckten lediglich seine Turnschuhspitzen hervor. Harry kam zur Ruhe. Er spürte, wie sich seine Gedanken auf eine Reise begaben und er selbst hinterher eilte. "Wollen wir mit dem Training anfangen?" "Ja." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)