Zum Inhalt der Seite

Die letzten Elben

Eldar na veduir
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Elbenlied

Die letzten Elben

Eldar na veduir
 

Elbenlied
 

Zwischen den dunklen Bäumen versank die Sonne und wich einer fahlen Düsternis, die über den laubbedeckten Waldboden kroch. Die Vögel Ithiliens sangen ihre Melodien in der Abenddämmerung, während die ersten Sterne zu funkeln begannen. Schattenhafte Gestalten bewegten sich in der Dunkelheit, nur von den wachsamen Augen wilder Tiere begleitet, lautlos und schnell wie der Westwind ...
 

Tirmo blieb zwischen einer Felsgruppe stehen und schnappte nach Luft. Er schwor sich, nie wieder den Pfad zu verlassen- falls er je aus diesen Wäldern heraus finden würde. Nachdem er den letzten Schluck aus seinem Wasserbeutel getrunken hatte, blickte er zum Himmel. Den Sternen nach war er auf dem richtigen Weg, und so ging er weiter. Nach einiger Zeit gelangte er an einer steil abfallenden, jedoch nicht sehr hohen Felswand an- um weiter zu kommen, würde er hinunterklettern müssen. Vorsichtig ließ er sich über die Kante gleiten und suchte mit den Füßen Halt in einer der zahlreichen Spalten und Vorsprünge. Als er jedoch ein Stück nach unten gekommen war, hörte er hinter sich ein Geräusch, das Knacken eines Astes in der Dunkelheit, und drehte sich erschrocken um. Er verlor den Halt, rutschte ab und landete unsanft am Fuß der Steinwand. Vögel stoben, durch den Lärm aufgeschreckt, auf und es war still. Eine Weile blieb Tirmo unbewegt auf der Erde sitzen, in der Angst, plötzlich ein Raubtier vor sich auftauchen zu sehen. Und während er so dort kniete und auf die grauen Zweige starrte, hörte er auf einmal entfernten Gesang:
 

A! Elbereth Gilthoniel!

elye, in ien norenÏon no dairen

tiralve di enyaliën tennoio silme or aer

numenyan...
 

Diese Sprache kannte er nicht, und er wusste nicht, dass dies Elbisch war. Als die letzten Töne verklungen waren, schwieg der Wald, und Tirmo, der immer noch wie versteinert da saß, hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Er blickte um sich, aber da war nichts außer Bäumen und Erde. Langsam stand er auf, darauf bedacht, möglichst kein Geräusch zu verursachen, denn er hatte beschlossen, in diese Richtung zu gehen, aus der das Lied gekommen war- vielleicht würden ihm diese Leute den Weg zeigen können. "Sie werden mir sicher weiterhelfen können" dachte er sich, "jemand, der sich um diese Zeit im tiefen Wald herumtreibt..."

Nun kam er durch einen Hohlweg, und überall waren Felsen, dunkel und bedrohlich im letzten Licht des Tages. Für einen kurzen Moment glaubte er, wieder Gesang zu hören, doch dann war es totenstill.

Tirmo hielt an und überlegte, ob er rufen oder die Nacht hier verbringen und am Morgen den Rückweg suchen sollte.

Plötzlich sirrte die Luft und als er sich umdrehte, steckte ein hell gefiederter Pfeil zitternd in dem Baum hinter ihm. Mit klopfendem Herzen sah Tirmo, dass jemand hinter einem Felsen hervortrat. Sein Haar schimmerte silbern im Mondlicht und er schien offensichtlich den Pfeil abgeschossen zu haben, denn er hielt einen weißen Langbogen. Er blickte mit funkelnden Augen auf Tirmo, der sich vor Angst nicht zu rühren wagte, und rief leise: "Amdir, Ethuil, telo!" Lautlos lösten sich vor Tirmos Augen zwei weitere Gestalten mit erhobenen Bögen aus den Schatten des Waldes und die drei umringten ihn. Dann trat der Mittlere auf ihn zu, ließ seine Waffe sinken und fragte ihn in der Gemeinsamen Sprache: "Was hast du hier zu suchen, Mensch, auf dem Gebiet meines Volkes?" "I-ich habe mich verlaufen", stammelte Tirmo, "es war nicht meine Absicht, irgendjemandes Gebiet zu betreten!" Er sah, dass die Ohren des Sprechers oben spitz zuliefen, und seine hellen Augen funkelten, als sich die Sterne in ihnen spiegelten. Er war ganz sicher kein Mensch. Oft hatte Tirmo Lieder von Waldgeistern gehört, die unwissende Menschen mit ihrem Zauber tief in die Wälder lockten, um sie dort zu töten.

Waren diese Märchen nun etwa Wahrheit geworden?
 

Als ob sein Gegenüber Tirmos Gedanken gelesen hätte, sagte er nun: "Wir sind Waldelben. Nur wenige unseres Volkes weilen noch in der Dunkelheit Mittelerdes, und vermutlich habt ihr Sterblichen uns längst vergessen. Und nein, wir haben nicht vor, dich zu töten. Noch nicht."

Elben! Dies waren tatsächlich elbische Krieger, und nun, da Tirmo ihnen in die schönen, aber unbewegten Gesichter blickte, konnte er es sehen: Zwar schienen sie auf den ersten Blick sehr jung, doch ihre Augen wirkten alt.

"Wie ist dein Name, Menschenkind?" fragte der Elb weiter.

"Ich heiße Tirmo."

"Tirmo?" Der Elb schien zu lächeln. "Scheinbar habt ihr uns nicht ganz vergessen. Dies ist ein elbischer Name- und wie es mir scheint, wird er dir nicht gerecht..."

"Warum nicht?"

Jetzt sprach der Elb, der links stand. "Tirmo bedeutet soviel wie >Der Wachsame< - doch das bist du wahrlich nicht! Wir verfolgen dich schon seit einiger Zeit, und du hast uns nicht bemerkt! Wobei- einen Elben im Wald zu entdecken, wenn er es selbst nicht will, ist fast unmöglich. Trotzdem wäre vielleicht der Name >Orlostar<, >Tagträumer<, passender."

"Du hast Recht, Amdir!" meinte der erste lachend. Doch dann wurde seine Miene wieder ernst und er wandte sich an Tirmo: "Wir werden dich vorerst mit uns nehmen und später beratschlagen, was wir weiterhin mit dir machen."

Er ging voran und der, der Amdir genannt wurde, und der Elb, der bis jetzt geschwiegen hatte (Er schien der jüngste der Drei zu sein), nahmen Tirmo in ihre Mitte und bedeuteten ihm, mitzukommen.

Während sie auf diese Weise ihren Weg fortsetzten, besah Tirmo sich die Elben genauer. Sie trugen alle drei dunkelgrüne Kleidung, die mit Ranken und Blättern bestickt war. Ihre Füße steckten in leichten Schuhen, über die sie Lederstulpen gezogen hatten und um die Schultern hatten sie hellbraune Mäntel mit silbernen, blattförmigen Spangen geschnallt.

Ihre hellen Haare glänzten im Mondlicht, das nun die Blätter und Äste mit Silber überzog. Ihre Gesichter waren ernst, doch sie schienen freundlich gesinnt zu sein.

"Wohin bringt ihr mich?" fragte Tirmo nach einer Weile.

"Erst einmal kommst du mit in unsere Siedlung", antwortete der Elb, der vor ihm ging, "aber versuche lieber nicht, zu fliehen. Im Dunklen und bei Tage sind unsere Sinne zehnmal schärfer als die eines Menschen, und dazu noch eines so unachtsamen."

"Ich habe nicht vor, zu fliehen. Wohin auch? Ich würde mich wieder verirren."

Schweigend gingen sie weiter. Als sie über einen felsigen, baumlosen Hügel kamen, von dem man den freien Himmel sehen konnte, flog ein Schwarm Seevögel mit klagendem Ruf über ihre Köpfe hinweg.

Der Elb vor Tirmo sagte in seiner Sprache:

"Elo! Te, in maiweni rhenior na-chaered or i aer, ar cuinolve oia nev mi en dair Endóren!"

Seitdem waren die drei sehr schweigsam, und als Tirmo einmal wissen wollte, wie weit es noch sei, antworteten sie nicht.

Der Mond stand hoch am Himmel, und Tirmos Füße schmerzten, als die Elben erneut stehen blieben und sich leise berieten. Schließlich sagte der Elb, der scheinbar so etwas wie der Anführer war, in der Gemeinsamen Sprache: "Du bist müde, wie ich sehe. Wir werden hier bis zum Sonnenaufgang rasten, und du kannst dich ausruhen."

Die Elben ließen sich unter einer großen Eiche nieder und legten ihre weiß leuchtenden Bögen in das Gras. Amdir reichte Tirmo ein Stück Brot und etwas von einem Getränk, das nach Waldkräutern schmeckte. Dann kehrte er zu den anderen Kriegern zurück und die drei begannen, auf dem Boden sitzend und die Arme um die Knie geschlungen, sich auf Elbisch zu unterhalten. Sie schienen Tirmo nicht zu beachten, also versuchte er, es sich auf dem steinigen Boden so bequem wie möglich zu machen. In ihrem Gespräch schien es um etwas Wichtiges zu gehen- Tirmo verstand zwar kein Wort von dem, was gesagt wurde, doch ihr Tonfall ließ erkennen, dass es ernsthaft war, und sie sprachen leise.

Irgendwann, als die Mitte der Nacht längst vorüber war, schlief Tirmo ein, eng zusammengerollt unter den grauen Ästen und den silbernen Sternen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  propheiy
2008-04-21T07:59:57+00:00 21.04.2008 09:59
wow!, klasse idee mit den >letzten elben< ich find auch sehr gut, dass du elbisch(?) mit in die Story eingebrachthast, das wirkt denn so realistisch^^ - mach weiter so!

mfg propheiy

p.s. kannst ja auch mal meine ff lesen, hab dir ja glaub auch schon meine ff-werbung geschickt^^
Von:  -Brego-
2007-06-28T09:23:00+00:00 28.06.2007 11:23
ich mag die geschichte und ich mag das verassene ithilien
Von:  Idhren
2005-07-28T17:58:01+00:00 28.07.2005 19:58
Dein Schreibstil ist wirklich sehr gut, und ich beneide dein Elbisch, aber sag, hast du nich in deinem Lied in Quenya geschrieben und sonst Sindarin benutzt?
Wenn du im Sindarin sicher bist, könntest du dann mal meine Herr_der_Ringe FF nachgucken?
Dass du neue Charaktere genommen hast, finde ich allerdings auch sehr gut, nicht jeder macht sich immer solche Mühe (ich z.B. nicht...).
Jedenfalls ein dickes Lob!
Von: abgemeldet
2005-02-26T13:18:25+00:00 26.02.2005 14:18
Wow... laos das hört sich bis hierhin schon mal verdammt gut an!!!! Dein Schreibstil ist wirklich außerordentlich und es ist dir wirklich hoch anzurechnen, dass du dir deine eigenen Charaktere entworfen hast und nicht eine ff z.B. über Legolas und Aragorn in Ithilien geschrieben hast.
Was ich auch äußerst beeindruckend finde, und was auch dem ganzen sehr viel mehr Tiefe verleiht, dass ist die Tatasache, dass du so schön mit der elbischen Sprache umgehst!!!
Auf der anderen Seite wäre es sicher nicht verkehrt, wenn du für diejenigen, die gar keine Ahnung vom Elbischen haben und auch kein Wörterbuch oder ähnliches zu HAuse haben, praktisch, wenn du die Überssetzungen dazuschreiben würdest...

Atenio
Lady_of_Valinor
Von: abgemeldet
2005-01-10T16:06:41+00:00 10.01.2005 17:06
Hallo duhuu^^*wink*
Ich schreib einfach zu wenig Kommentare und da du so wenig haben tust bekommen du eine von mir^^*lol*
Hab deine Geschichte ja schon so weit durchgelesen.
Und sie gefallen mir sooo gut!!*hachmeineelben*
Warum nur? Warum nur, schreibst du nicht weiter?
Würde so gerne wissen, wie es weiter geht*heul*
Also, rann an den PC!!! d^O^d
Yuor E-chan
Von:  Tuti
2004-09-24T13:06:03+00:00 24.09.2004 15:06
Aaalsoooo!
Du willst ein Kommentar?!
Hier kriegst du meins! =D
Wo fang ich denn am Besten an?
Die Geschichte ist richtig spannend!
Ich würd gerne weiter lesen! (Schreib mir doch bitte ne kurze ENS, wenn du weiter geschrieben hast! =D )
Zu den Personen:
Ich find die hast du richtig gut beschrieben! Aber wie wäre es, wenn du noch einen Steckbrief zu jedem machst???
Muss ja nicht viel drin sein!
Alter, Aussehen, und so was halt! Fänd ich klasse! ^-^
*überleg*
Ja... Leider kann ich kein elbisch... Ich fühl mich in deiner Geschichte echt wie Tirmo! *lach*
Naja... Was soll ich jetzt noch sagen???
Mach weiter so! =D
Und nicht vergessen, mir zu sagen, wanns weiter geht! ^-^

~*Lucy*~


Zurück