Die blutigen Schmetterlinge von Flordelis (Denn sie vergibt niemals) ================================================================================ Kapitel 3: Raines Schwester --------------------------- Okay, in diesem Chap müsst ihr sehr aufmerksam lesen, denn es ist etwas komplex. Außer ihr kennt Project Zero 2.^^ Raine wird nun etwas emotionaler sein und auch die ersten Gefühle entstehen. Für konstruktive Kritik bin ich wie immer dankbar. Enjoy! ******************************************************************************** Harry fand sich selbst in einem Teil von Hogwarts wieder, den er bisher noch nie gesehen hatte. Es war ein großer Raum, mit vielen Kerzen, die in einem Kreis in der Mitte des Raumes aufgestellt waren. Im Inneren des Kreises war kleine Kanäle angelegt, wo anscheinend irgend etwas abfließen sollte. Harry stand außerhalb des Kreises, direkt neben einer Tür, nur wenige Schritte von den Kerzen entfernt. Vor ihm blitzte es und plötzlich war ein großes hölzernes Gerüst in der Mitte aufgestellt. Um das Gerüst herum standen sechs Leute, die wie Priester einer für Harry fremden Religion gekleidet waren. Zwischen den einzelnen Balken des Gerüstes waren viele Seile und scheinbar auch Drähte gespannt. Und in der Mitte des ganzen Konstruktes, etwas über dem Boden hing eine Frau zwischen den Seilen und Drähten, die immer fester zugezogen wurden und damit immer tiefer in das Fleisch der Frau schnitten. Die Frau schrie gequält. Harry verspürte den Wunsch, ihr zu helfen, fühlte sich aber wie gelähmt. Plötzlich schienen die Räder, mit denen die Seile und Drähte angespannt wurden, stillzustehen. Die Priester, deren Gesichter mit seltsamen Tüchern verhüllt waren, drehten sich alle in Harrys Richtung. Harry hielt die Luft an. Der vorderste Priester, den Harry aufgrund seiner edlen Robe für den Hauptpriester hielt, hob seinen Stab, an den verschiedene Münzen gebunden waren und zeigte mit der Spitze auf Harry. Der Junge kniff die Augen zusammen und riss sie sofort wieder auf. Verwirrt sah er sich um. Er saß aufrecht in seinem Bett im Haus des Ordens, mit dem Zauberstab in seiner Hand. Der Traum hatte sich so real angefühlt. War dies das fehlgeschlagene Ritual gewesen, von dem Dumbledore erzählt hatte? Ron lag schnarchend in seinem eigenen Bett. Es war alles in Ordnung. Harry stand auf, warf sich seinen Umhang über und machte sich auf den Weg in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Auf dem Weg dorthin kam er wieder an Raines Zimmer vorbei. Die Tür war geschlossen, nichts ungewöhnliches war aus dem Raum zu hören. In der Küche herrschte ebenfalls eine wohltuende Stille. Harry nahm sich ein Glas aus dem Geschirrschrank und füllte es mit Wasser. Dann trank er es in hastigen Zügen leer. "Hallo Harry." Harry stellte sein Glas ab und sah in die Richtung aus der der Satz gekommen war. Raine stand da und sah ihn unbewegt an. Aber sie wirkte wesentlich entspannter als am Abend zuvor. "Hallo Raine." Raine setzte sich auf einen der Barhocker, die hier standen. Harry tat es ihr nach. Plötzlich lächelte sie. "Du warst bestimmt genauso schockiert über diesen Traum wie ich." Harry sah sie fassungslos an. Sie hatte diesen Traum auch gehabt? Und sie WUSSTE, dass er es auch geträumt hatte? Raine sah an die dunkle Decke. "Das Ritual von damals ging schief...jemand hat es unterbrochen. Jemand anderes hat versucht, es erneut durchzuführen und deswegen...ist das Siegel gebrochen." Harry riss erstaunt seine Augen auf. "Weiß Dumbledore davon?" Raine schüttelte ihren Kopf. "Nur du und ich. Alle anderen, die es wissen könnten, sind...tot." Er sah sie etwas ängstlich geworden an. "Aber keine Sorge,", fuhr Raine fort, "du bist seit deiner Geburt dem Tode geweiht - genau wie ich. Wir beide teilen das selbe Schicksal." Harry schüttelte heftig seinen Kopf. "Ich weiß nicht, wovon du redest. Du solltest wieder schlafen gehen." Sie beachtete ihn nicht, gab nicht einmal zu erkennen, dass sie ihn gehört hatte. "Harry, versprich mir...versprich mir, dass wir gemeinsam sterben werden. Wir werden bis zum Ende beisammen sein." Raine ergriff Harrys Hände und küsste sie. Harry wurde rot und versuchte, seine Hände wegzuziehen. Aber sie hatte einen eisernen Griff. Der Junge blinzelte und fragte: "Raine, was soll das? Hör auf damit." Wie von der Tarantel gestochen ließ Raine seine Hände los. "Es...es tut mir leid, Harry. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Sei bitte nicht sauer, ja?" Harry antwortete nicht. Er war zu verwirrt, um überhaupt zu wissen, ob er sauer war. Er stand auf, schüttelte seinen Kopf und rannte aus der Küche hinaus, die Treppe zurück nach oben. Vor Raines halb offener Tür blieb er stehen. Etwas glitzerte im Zimmer und stach ihm direkt ins Auge. Neugierig ging Harry hinein. Auf dem Nachttisch von Raine stand neben ihrem Zauberstab ein Denkarium, wie es Harry bereits aus Dumbledores und Snapes Büros kannte. Harry nahm das Denkarium in die Hand. Auf der schimmernden Oberfläche erschienen Raine und ein anderes Mädchen, sie trugen die selben Sachen, vermutlich waren sie sehr gute Freundinnen gewesen. Da änderte sich das Bild aber auch schon wieder und Harry sah den Schmetterlingsschwarm aus nächster Nähe. Die Oberfläche kräuselte sich und die Bilder verschwanden. Harry sah in den Flur, aber von Raine war noch nichts zu sehen. Harry atmete noch einmal durch und senkte seinen Kopf in die kleine Schale. Haltlos fiel Harry ins Bodenlose. Dunkelheit umgab ihn und er hörte leise Stimmen, die ihm zuflüsterten. "Die Finsternis naht...Harry Potter...finde den Jungen...mit der Blitznarbe...das letzte Opfer...Warum?...die blutigen Schmetterlinge...warum tötest du? Töte nicht..." Harry atmete und es schien ihm als ob er Wasser atmen würde. Die leisen Stimmen verstummten plötzlich, dafür begannen andere Stimmen zu schreien: "Warum?! Potter! Töte mich!! Du brauchst keinen Ersatz! Patricia kommt und holt dich! Töte nicht! Warum?!" Unter all diesen verschiedenen Stimmen, die gleichzeitig schrien, hörte Harry plötzlich auch Raines Stimme: "Ich wollte dich nicht töten, Amber. Es tut mir leid...warum?! Ich wollte dich nicht töten!! Ich wollte dich nicht töten!! Es tut mir so leid! AMBER!!" Harry spürte plötzlich Boden unter sich. Als er sich umsah, entdeckte er, dass er in einem normalen Zimmer war. Es schien ein Kinderzimmer zu sein. Zwei Betten mit bunten Tagesdecken darauf standen in diesem Raum. Spielzeug lag auf dem Boden verstreut. Auf den Betten lagen Puppen und verschieden Stofftiere. In den Regalen standen neben verschiedenen Büchern auch Bilder, Videos und, was Harry überaus seltsam fand, auch Videospiele. Er vermutete stark, dass er sich im Haus von Raines Mutter befand, aber seit wann benutzten Zauberer elektrische Geräte? Harry setzte sich auf eines der Betten und wartete ab, was geschehen würde. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und zwei Mädchen, ungefähr im Alter von zehn Jahren, stürmten lachend herein. Beide warfen sich auf das Bett, das parallel zu dem stand auf dem Harry saß. Das eine Mädchen erkannte Harry als Raine. Sie sah aber anders aus; lebendiger, fröhlicher, als in der Gegenwart. Sie lachte herzhaft. Das Mädchen, das mit ihr auf dem Bett saß, sah ihr überaus ähnlich und sie trug genau die selben Sachen. Sie lachten beide, die Szene verschwamm vor Harrys Augen. Plötzlich stand Harry in einem Waldstück. Die beiden Mädchen, nun älter geworden und in unterschiedlichen Kleidern, rannten an ihm vorbei. Diesmal herrschte keine fröhliche Stimmung, es schien mehr als seien sie auf der Flucht vor etwas. Das Mädchen, dass hinter Raine lief, drehte sich immer öfter um, um sich scheinbar nach ihren Verfolgern umzusehen. Auf einmal stolperte sie und schrie auf: "Raine!" Raine bremste ab und drehte sich um. "Amber!" Amber streckte ihren Arm nach Raine aus. "Hilf mir!" Die Szenerie verblasste erneut vor Harrys Augen. Diesmal stand er in einer dunklen Höhle. Ein Abgrund war in der Mitte zu sehen. Vor dem Abgrund war eine kleine Felsplattform. Im ganzen Raum standen wieder diese verhüllten Priester. Auf der Felsplattform lag das Mädchen, das Raine Amber genannt hatte. Aber diesmal sah sie nicht gut aus. Ihr Gesicht war voller frischer Schnittwunden, ihre Haare waren blutverklebt. Sie war von vielen Seilen gefesselt. Harry erinnerte sich an dieses Mädchen: es war der Geist gewesen, der ihm in der Dusche erschienen war. Raine stand vor der Plattform. Sie sah verloren und verzweifelt aus. In ihren Augen standen Tränen. "Amber." Amber weinte lautlos und mit geschlossenen Augen. Die Priester hatten Raine den Fluchtweg versperrt, Harry musste hilflos zusehen. Die Priester schlugen mit ihren Stäben auf den Boden. Die Münzen am oberen Ende rasselten laut und unheimlich. Raine beugte sich über Amber, die leise etwas flüsterte, aber Harry konnte es nicht verstehen. Raine distanzierte sich wieder etwas von Ambers Körper und legte dann ihre Hände um Ambers Hals. Ambers Wunden schienen stärker zu bluten, das Blut floss durch einen Kanal direkt in den Abgrund, in dem etwas zu knurren und sich zu bewegen schien. "Töte nicht...", hauchte Raines Stimme in Harrys Ohr, während Ambers Stimme gleichzeitig rief: "Töte mich!!" Harry hielt sich die Ohren zu und sank zu Boden. Erst als das Geräusch der Münzen verstummten, sah Harry wieder auf. Die Priester waren verschwunden, Raine kniete einsam auf der Plattform. "Es tut mir leid.", flüsterte Raine. "Es tut mir leid." Ein Schmetterling flog aus dem Abgrund hervor. Raine sah ihn fassungslos an, Blut tropfte von den blauschwarzen Flügeln des Schmetterlings. Raine stand auf, ihre Bein waren eingeknickt und mit zum Himmel erhobenen Kopf schrie sie: "AMBER!!" Die Szene verblasste erneut. Während Harry im weißen Licht zu schweben schien, hörte er noch einmal Raines Stimme: "Es tut mir so leid...ich wollte dich nicht umbringen." Plötzlich stand Harry wieder in Raines Zimmer im Haus des Ordens. Er hielt das Denkarium mit der sich wild kräuselnden Flüssigkeit immer noch in der Hand. "Was war das gewesen?" Die Tür bewegte sich und Raine kam herein. Sie erblickte das Denkarium in Harrys Händen und fragte: "Hast du es gesehen? Hast du gesehen, was ich getan habe?" Harry nickte langsam. "Ja." Sie sah ihn an und wieder traten Tränen in ihre Augen. Aber sie weinte nicht. Stattdessen nahm sie ihren Zauberstab in ihre Hand und erzählte: "Ich habe meine Schwester umgebracht." "Sie war deine Schwester?", fragte Harry, nicht allzu sehr überrascht über diese Neuigkeit. Raine nickte mit geschlossenen Augen und drehte ihren Rücken zu Harry, bevor sie weitererzählte: "Es musste sein. Das Ritual zum Schutz des Siegels wollte es so. Ich habe sie umgebracht...ich habe Amber..." Raine verstummte. Harry sah in dem Spiegel, der gegenüber von Raine stand, plötzlich nicht mehr Raine, sondern Amber in dem selben Umhang. Und als sie sprach, schien sie weiter mit zwei Stimmen zu sprechen: "Aber weißt du, Harry, der einzige Weg eins mit jemandem zu werden, den du liebst, ist dieser..." Raine/Amber fuhr herum, zeigte mit ihrem Zauberstab auf Harry und rief: "Avada Kedavra!" Harry riss seine Augen überrascht auf. Erst im allerletzten Augenblick wich er dem gleißenden grünen Strahl, der auf ihn zu schoss, aus. Der Zauber prallte gegen die Wand. Harry atmete schnell. Raine kniete vor ihm, ihr Zauberstab lag direkt neben Harry. Raine hielt ihre Ohren zu und wippte mit dem Oberkörper vor und zurück. "Töte nicht...", murmelte sie dabei immer wieder. "Töte nicht..." Harry nahm ihren Zauberstab und legte in außer Raines Reichweite, damit er so schnell keinen Angriff mehr zu fürchten hatte. Dann legte er seine Hände auf ihre Schulter. "Raine, es ist alles gut. Ich werde dir helfen, diesen Fluch aufzulösen." Raine sah ihn fragend an. "W-wirklich?" Er nickte selbstsicher. "Zusammen werden wir herausfinden, was wir dagegen machen können. Ich bin sicher, deine Schwester macht das nicht aus eigenem Antrieb." Raine lächelte unter Tränen. "Oh, Harry..." Plötzlich fiel sie ihm um den Hals und begann zu schluchzen. Unsicher über sich selbst und die Gefühle, die plötzlich in ihm entstanden, legte er zögernd seine Arme um sie. So saßen sie für Harrys Zeitgefühl lange da. Die Welt schien den Atem anzuhalten. Doch da hörte Harry Schritte auf dem Flur, die schnell näherkamen. Raine richtete sich wieder etwas auf, ließ ihre eigenen Hände jedoch auf seinen Schultern liegen. Die Tür öffnete sich ganz. Snape stand darin und sah Harry mit einem vernichtenden Blick an. "Potter!", donnerte Snape los. "Habe ich dir nicht deutlich genug gesagt, dass du dich von ihr fernhalten sollst?!" Harry fuhr hoch und zog seinen Zauberstab aus seiner Tasche. Er wusste, er hatte keine Chance damit gegen Snape, aber mit dem Stab in der Hand fühlte er sich um einiges sicherer. Raine allerdings drückte seinen Arm herunter und sagte zu Snape: "Vater, lass gut sein. Es war nicht seine Schuld. Ich hatte einen Alptraum." Snape warf ihr einen eiskalten Blick zu. "Sei still, halt dich da raus." Plötzlich tauchte jemand hinter Snape auf. Er fuhr herum und da erkannte auch Harry, dass es Dumbledore war. Der Direktor trat in das Zimmer und sagte streng zu Snape: "Severus, hast du schon vergessen, dass wir besprochen hatten, dass Raine sich mit Schülern aus Hogwarts anfreunden sollte und wir diese Schüler hierher einladen wollten?" Snape atmete scharf ein und sagte mit einer Stimme, in der seine unterdrückte Aggression stark zu hören war: "Mister Potter schien Raine etwas antun zu wollen und außerdem waren Sie, Albus, und die anderen dafür, dass es Potter und seine Freunde sind. Ich war für jemanden anderen. Mister Potter bringt Raine nur unnötig in Gefahr, durch seine Fehde mit dem dunklen Lord." "Das glaube ich nicht", sagte Albus. "Voldemort...wurde ebenfalls von diesem Geist getötet...die Nachricht verbreitet sich gerade in der ganzen Zaubererwelt. Man hat seine Leiche oder zumindest das, was davon übrig ist, gefunden. Er ist es definitiv." Harry sah Dumbledore, der besorgt und teilweise bestürzt aussah an. Raine blickte ebenfalls in Dumbledores Augen und flüsterte dabei: "Voldemort...ist tot?" Harry sah Blitze vor seinen Augen zucken und plötzlich hörte er die Stimme einer Frau, die sagte: "Patricia kommt und holt dich, dunkler Lord...Als nächstes du, Potter!" Harry spürte wie er zu Boden fiel und dann wurde es schwarz um ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)