Schatten über Locran von Nial (STAR WARS - Nial Episode 2) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Schon von weitem konnte Nial die fröhliche Musik hören, die aus dem Empfangssaal kam. Es war sehr verwunderlich: In diesen Hallen schien jeder Tag wie ein Fest zelebriert zu werden. Ziemlich eigenartig! Von Lokran her war sie es wesentlich ruhiger und in ernster Schlichtheit gewohnt. Wie sollte sich bei diesem Lärm, zugegeben die die Melodien klangen ansprechend, jemand richtig konzentrieren? Als Nial und ihr Begleiter den Raum betraten verstummt alles, Band und Anwesende, dass das Quietschen von Zeths Schuhen wie Donner von den Wänden widerhallte, was ihn ziemlich peinlich zu berühren schien denn seine Wangen hatten einen rötlichen Schimmer bekommen. Schweigend wurde die junge Frau von allen Seiten wie eine Sensation angestarrt. Dabei war der Raum auch sonst von einer großen Zahl eigenartiger Wesen bevölkert, jedes ungewöhnlicher als das andere. Die meisten Rassen waren ihr völlig unbekannt. Für sie wirkte es als hätten sich Vertreter aus allen Teilen des bekannten Universums hier versammelt. Sie erkannte einige Tweelek, Ishi Tib und Nikto. Auch Iktotchi war einer im Raum. Dazu natürlich die eben erst kennen gelernten Gamoreaner und viele viele andere. Einige von ihnen waren mit ihren geschlossenen Helmen noch stärker vermummt als die junge Sith, dass man nur noch raten konnte wer oder was sie waren. Ganz hinten im Raum auf einer mit einer großen Zahl gemütlich aussehender, reich verzierter Polster ausgestatteten Liege – bei dieser Größe war es vielmehr eine Tribüne – lümmelte gemütlich ein fetter schleimiger Hutt. Seine Haut schien im Licht der auf ihn gerichteten Deckenstrahler ziemlich gelbgrün und seine riesigen Augen mit schlitzförmiger Pupille reflektierten das Licht wie die Augen eines Nexu. Noch immer wagte es keiner auch nur zu tuscheln. Behäbig richtete sich der Huttboss auf gestützt von einem fleckigen etwas mitgenommen aussehenden Protokolldroiden. Allein diese geringe Bewegung schien ihn sehr anzustrengen, denn der Hutt schnaufte heftig, bevor er mit seiner tiefen Stimme die Stille zerriss. „Ah Zeth ma buki! Chowbaso!” (Willkommen!) donnerte er durch den Raum und streckte Zeth seine dünnen kurzen Arme entgegen. „Ma kanuta na di kato?” (Wo ist mein Geld?) Nial schob langsam ihren weiten Mantel zur Seite und griff nach dem prall gefüllten Lederbeutel während ihr Begleiter die lange Geschichte ihres Zusammentreffens wild gestikulierend mit einem riesigen Schwall Worte und reichlich ausgeschmückt erzählte. Plötzlich war der eine mickrige Dieb eine ganze Bande riesenhafter bewaffneter Hünen geworden und der „Kampf“ hatte schier ewig gedauert. Nial musste sich sehr bemühen bei diesen fantastischen Hirngespinsten nicht laut aufzulachen. Aber die Übertreibungen zeigten Wirkung. Ganz gebannt lauschten alle im Saal seinen Ausführungen und selbst Quagga schwieg ergriffen. „Ho, ho, ho!“ polterte er schließlich, “Ki wonki mogani da naga de mulira?” (Was will der tapfere Krieger als Belohnung?) „ ... “ Nial wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, da war Zeth ihr bereits ins Wort gefallen: „Nur eine bescheidene Kleinigkeit erbittet sie von euch.“ Mit diesen Worten überreichte er den Geldbeutel, den er zuvor fast unbemerkt schnell aus Nials Hand genommen hatte. „Ihr habt doch bestimmt Verwendung für eine so überragende Kämpferin. Skeptisch musterte der Hutt die zarte Gestalt von oben bis unten: „Nun ja, so mächtig sieht sie nicht gerade aus.“ „ Hab ich nicht recht?“ brüllte er in den Saal und die Menge nickte raunend. Einige wenige wagten sogar zu kichern. Darth Nial war stocksauer. Am liebsten hätte sie alle Anwesenden etwas gewürgt um ihren Spott zu strafen. Doch die noch immer anwesende Störung der Macht warnte sie allzu zornig vorzugehen. „Diese Made zerquetsche ich doch glatt mit dem kleinen Finger!“ grölte auf einmal jemand in der Ferne. Eingeschüchtert durch diese Drohung teilte sich die Menge und gab den Blick frei auf einen wohl etwa zwei Meter großen Kerl mit breiten Schultern und mächtigen langen Armen, die fast bis zum Boden reichten. Im Verhältnis zum massigen Körper wirkte der kahle Kopf viel zu klein. Kampflustig schnaubte er und seine tiefsitzenden Augen glühten wild. Die Fäuste erhoben stampfte er auf Nial zu, begleitet von den Anfeuerungsrufen der Menge. „Hodrudda! Hodrudda!“ (Wettstreit! Wettstreit!) riefen sie begeistert. „Haz ching!“ (Ruhe!), übertönte Quagga the Hutt die aufgepeitschten Wesen. Die Idee eines Wettkampfes zwischen so ungleichen Gegnern schien ihm durchaus von unterhalterischem Wert zu sein. An Nial gerichtet fügte er, von seinem Protokolldroiden übersetzt, hinzu: „Wenn du Tavva, meinen Leibwächter, besiegst bist du dabei.“ „Hiermit erkläre ich die Regeln,“ plauderte der fleckige Droide ungebremst weiter. „Gekämpft wird OHNE Waffen. Wer dagegen verstößt hat automatisch verloren. Wer als erster um Gnade fleht hat verloren. Wer den Raum verlässt hat verloren. Wer kampfunfähig ist oder stirbt hat natürlich auch verloren. Möge der Bessere gewinnen!“ Mittlerweile hatte Nial ihren Mantel ausgezogen und ihn sowie die beiden Lichtschwerter ihrem Begleiter übergeben. Er war der einzige vor Ort, dem sie genug „vertraute“ um ihm ihre Waffen zu überlassen. Zum Kampf bereit stellte sie sich vor dem sich so siegreich wähnenden Gegner auf. Das Signal zum Beginn des Zweikampfes gab natürlich der Gangsterboss persönlich. Laut rief er: „Kaa bazza kundee hodrudda!“ (Lasst den Wettkampf beginnen!) und klatschte in seine winzigen Hände, was allerdings kaum wer hören konnte denn die Wesen im Saal feuerten bereits ihren Kämpfer kräftigst an. Aufgepeitscht durch das Grölen der Schaulustigen hob Tavva seine kräftigen Arme und zeigte allen Anwesenden seine durchaus beindruckenden Muskeln. Damit versuchte er wohl sie Sithkriegerin einzuschüchtern. Gewiss ein sinnloses Unterfangen. Mit festen Schritten stampfte er auf Nial zu, holte weit aus und ... schlug ins Leere. Viel zu langsam war er gewesen um eine reelle Chance gehabt zu haben die Sith auch nur zu streifen. Dass ihr Gegner so unvorsichtig sein Gleichgewicht nach vorne verlagert hatte, nützte Nial sofort aus und stieß ihn so kräftig sie konnte in die Seite in der Hoffnung ihn zu Fall bringen zu können, doch der massige Klotz wankte nur, blieb aber stehen. Wenn sie diesen Kerl ohne ihre Sithkräfte besiegen wollte musste sie sich dringend etwas einfallen lassen. Mit reiner Stärke konnte die zierliche Frau hier nichts ausrichten. Ihr Gegner war zwar verhältnismäßig langsam und unbeweglich, doch seine Kraft war besorgniserregend und er bewies auch reichlich Standfestigkeit. Zu ihrem Vorteil konnte sie nur ihre eigene Schnelligkeit und flinken Reflexe nutzen sowie die Fähigkeit die Bewegungen ihres Gegners schon im Voraus zu erahnen. Erneut ging der Hüne zum Angriff über und wieder entwischte ihm Nial. „Uuuuuhhhh!“ das Publikum heulte auf, enttäuscht darüber, dass ihnen so wenig geboten wurde. Diesmal hatte seine Faust den Boden getroffen und eine von breiten Rissen gesäumte Vertiefung hinterlassen. Wäre Nials Kopf an dieser Stelle gewesen, er wäre wie eine reife Hubbagurke zerschmettert worden. Ein schauderhafter Gedanke! Um Zeit zu gewinnen verlegte sich Darth Nial einstweilen auf die Zermürbungstaktik. Immer wieder wich sie seinen Attacken geschickt aus und ging auf Abstand. Ihr Gegner hastete hinterher und ermüdete zusehends. Immer öfter setzte die junge Frau nun erfolgreich eigene Konterattacken allerdings ohne jede sichtbare Wirkung. Ihr Gegner war einfach zu stark. Die Zuschauer hatten mittlerweile mehr als genug von diesem lächerlichen Geplänkel. SIE wollten Blut sehen. Heftig buhten sie beide Kontrahenten aus und verlangten ein Ende des langweiligen Schauspiels. Ebenso schien Quagga the Hutt gewillt einen Abbruch des Kampfes durchzusetzen. Auch ihr lebender Kleiderständer schüttelte enttäuscht über die Zurückhaltung seines „Schützlings“ den Kopf. Nial musste dringend etwas tun um die Anwesenden zu unterhalten. Die Rolle des Schaukämpfers widerstrebte ihr zutiefst. Dass Brutalitäten ausschließlich zur primitiven Unterhaltung dienen sollten, empfand die ausgebildete Killerin als extrem widerwärtig und abartig. Tod und Verstümmelung, Qualen und Schmerzen waren unumstritten Teil ihres „Berufes“. Doch waren diese in jedem Fall unumgänglich und dienten stets einem höheren Ziel. In diesem Fall musste sie allerdings über ihren Schatten springen und für Unterhaltung sorgen. Erneut ging sie auf Abstand zu ihrem Kontrahenten doch diesmal verharrte sie nicht in der Position, sondern nahm Anlauf, lies sich geschmeidig fallen und rutschte mit Schwung Tavva zwischen die Beine. Die Beinschere brachte den total überrumpelten Leibwächter entgültig aus dem Gleichgewicht. Hilflos stürzte er zu Boden und schlug mit dem Gesicht hart auf den Boden auf. Das Publikum johlte angesichts dieser überraschenden Wendung. Ja, DAS war auch Unterhaltung wie sie sich der Hutt vorstellte. Um ihren Hieb effektvoll zu komplettieren holte nun SIE aus und schlug mit ihrem Ellbogen schwungvoll auf Tavvas am Boden liegenden Hinterkopf. Knirschend barsten seine Vorderzähne als sie mit dem harten Steinboden Kontakt aufnahmen. Ein mitfühlender Schmerzensschrei schwang durch den Raum. „Inkabunga!“ (Unglaublich!) staunte der Gangsterboss beeindruckt von Nials Einfall. Selbst Zeth hielt sich ob dieses Anblicks die Hand vor seinen eigenen Lippen. Das musste höllisch wehgetan haben. Auf jeden Fall brüllte der Leibwächter wie ein verletzter Ronto als er sich langsam aufrichtete, seine blutbefleckten Zahnsplitter am Boden betrachtend. Ungläubig tastete er seinen Mund nach den gewohnten Beißwerkzeugen ab. Rasend vor Wut starrte er erst auf die blutverschmierten Finger dann auf seine Kontrahentin. Es wollte ihre Knochen zwischen seinen Fäusten zersplittern fühlen. Diesmal blieb er aufmerksam und ließ Nial keine Möglichkeit zum Ausweichen. Mit einer Salve von ungezielten Hieben drängte Tavva sie auf die Wand zu. Nun hatte er Nial genau dort wo er sie haben wollte. Mit seinem Kopf beabsichtigte der Riese die zierliche Frau an der Wand des Saales zu zerschmettern. Nur ein Blutfleck sollte noch an ihre Existenz erinnern. Doch erneut hatte sich der Leibwächter verrechnet. Diese Frau hatte doch wahrlich die Schnelligkeit eines Nexu! Den Angriff hatte er erst zu spät kommen sehen und dann sah er überhaupt nichts mehr. Diese lästige kleine Laus hatte es gewagt ihm einfach ihre Finger in die Augen zu drücken. Und wieder brüllten die Zuschauer vor Vergnügen und er vor Schmerz. Während Tavva noch blind die Wand nach ihr abtastete war ihm die Sithkriegerin erneut entwischt. Diesmal war es wirklich knapp geworden. Nial wischte sich den Schweiß von der Stirne. Aber gleich hatte sie ihn besiegt. Solange er nichts sah konnte sie ungestört handeln. Etwas anderes allerdings erweckte vermehrt ihre Aufmerksamkeit. Diese Störung der Macht wurde von Augenblick zu Augenblick stärker. Da kam ganz deutlich etwas oder besser jemand auf sie zu. Erschrocken - ja auch Siths passiert so etwas ab und zu – fuhr sie herum als plötzlich eine fratzenhafte Gestalt hinter Quagga the Hutt auftauchte. Äußerlich war es lediglich eine verschrumpelte alte Frau mit schütterem kaum noch vorhandenem grauem Haar. Ihre faltigen Hände klammerten sich an einen langen gewundenen Stab als würde nur noch dieser sie aufrecht halten. Interessant war ganz besonders das obere Ende ihrer Stütze. Dort waren zwei rote Erhebungen angebracht, die fast wie die Schalter eines Lichtschwertes aussahen. Ihr eingefallenes Gesicht war bleich wie Banthamilch mit seltsamen dunklen Tattoos. SIE war der Quell des Ungleichgewichtes. Darth Nial war sich da ganz sicher. Vor dieser Frau musste sie sich in Acht nehmen. Das zufriedene Grinsen verschwand plötzlich aus Quaggas Gesicht als ihm die Alte etwas leise ins Ohr flüsterte. Was auch immer dies war, der fette Hutt nickte verständig. Die anderen Anwesenden schienen den Auftritt dieser Frau gar nicht bemerkt zu haben oder sich durch diesen gestört zu fühlen. Keiner von ihnen konnte die Wellen der Macht spüren wie Darth Nial es tat. Lediglich einen winzigen Augenblick hatte sich Nial durch die mysteriöse Alte ablenken lassen. Doch diese Unachtsamkeit rächte sich bitterlich. Das Aufheulen der Menge ließ Nial herumfahren und schon traf sie die volle Wucht einer riesigen Faust mitten ins Gesicht. Durch eine Seitwärtsdrehung des Kopfes war es ihr noch gelungen den Schwung des Schlages einwenig abzulenken. Nur dieser raschen Reaktion hatte sie es zu verdanken, dass ihr Nasenbein noch ganz war. Noch einmal würde ihr das nicht passieren, schwor sie sich. Den sofort nachfolgenden Hieb mit der Linken hatte sie längst kommen sehen und war wie schon so oft ausgewichen. Erneut traf die Faust ein Gesicht, doch diesmal war es das einer Twi’lektänzerin, die sich in unermesslicher Neugier zu weit vor gewagt hatte. Es würde wohl einige Zeit vergehen müssen ehe man ihr Gesicht wieder als schön empfinden würde. Auch Tavvas heftige Entschuldigungen halfen da nichts mehr. Nial wischte sich mit dem Ärmel das Blut von Lippen und Nase. Der Treffer war die gerechte Strafe für ihre Unachtsamkeit gewesen. Genau genommen hatte sie noch Glück gehabt. Ihr Meister wäre niemals so sanftmütig gewesen. Noch bevor sie die geplante Attacke gegen die Knie ihres Gegners starten konnte entdeckte sie aus dem Augenwinkel wie Zeth wild gestikulierend auf den unteren Bereich seines Rücken deutete. Nial verstand den Wink sofort, sprang in die Luft und trat Tavva kräftig mit dem Absatz ihres Stiefels in die von Zeth angezeigte Stelle. Zeth kniff die Augen zu. Zwar war er abgebrüht doch wie jeder Mann konnte er es einfach nicht mit ansehen wenn jemand, speziell eine Frau, einen Geschlechtsgenossen in die Weichteile trat. Auch die Zuschauer heulten auf. Dieser Schlag tat nicht nur Tavva, sondern jedem Mann im Raum weh. Nun da sie seine Schwachstelle kannte war er ihr schutzlos ausgeliefert. Zwei, drei, vier, von jetzt an hagelte es Schläge und Tritte an eine gewisse Stelle. Der Leibwächter krümmte sich vor Schmerz winselnd am Boden unfähig sich noch vor ihren Angriffen zu schützen. „Aufhören!“, schrie schließlich ein augenscheinlich mitgenommener Quagga. „Du hast gewonnen!“, freute sich Zeth und stürzte begeistert auf die Siegerin zu. Mantel und Schwerter hatte er in der Aufregung einfach fallen gelassen. Seine stürmische Umarmung passte Nial gar nicht und außerdem schnürte sie ihr Fast den Brustkorb zu. Doch im Moment war sie etwas zu erschöpft um energisch dagegen vorzugehen. Aus dem Augenwinkel konnte Nial sehen, dass Quagga erneut mit der alten Beraterin an seiner Seite flüsterte, bevor er sich aufrichtete und die junge Frau in seinem Gefolge willkommen hieß. Genau konnte sie fühlen wie ihr Wellen von Anerkennung und Zustimmung von den Anwesenden entgegenströmten. Eine Ausnahme war natürlich der unterlegene Tavva. Seine Wut war ihm ins Gesicht geschrieben. Aber auch die mysteriöse Alte wirkte eher unbeeindruckt und skeptisch. Mit ihren blassblauen fast weißen Augen schien sie Nial zu durchdringen wollen. Tatsächlich spürte die Sithkriegerin, dass jemand in ihre Gedanken einzudringen versuchte. Rasch formte sie mit Hilfe der Macht eine undurchdringliche geistige Blockade, die jeden Eindringling abzuhalten vermochte. Gleichzeitig richtete der schleimige Gangsterboss erneut das Wort an Nial: „Ki chuba na pika?“ (Wie heißt du?) Doch diese war so beschäftigt damit ihre Blockade aufrecht zu erhalten, dass sie kaum antworten konnte. Zum Glück stürmte auch diesmal ihr wortgewaltiger Begleiter vor und fungierte als Sprecher: „Nial, ihr Name ist Nial.“ „Ah, Nial! Chowbaso!“ Auf den nun folgenden klebrig feuchten Verbrüderungskuss, den ihr Quagga mit seinen riesigen Lippen auf die Wange drückte, hätte die Sith nur zu gerne verzichtet. Der grünliche Schleim des schneckenartigen Hutt haftete wie Klebstoff an ihrer Wange, wie widerlich. Am liebsten hätte sie die eklige Gallerte sofort wieder weggewischt, doch um ihren neuen Gönner durch eine derartige Geste nicht gleich zu verärgern sparte sie es sich für später auf. Mit Schauder hoffte sie nur, dass bis dahin der schlabbrige Schleim nicht trocknete und hart wurde. Immer noch war die seltsam tätowierte Alte dabei heftig gegen Nials Barrikaden anzustürmen. So etwas von hartnäckig! Darth Nial konnte mittlerweile kaum noch einen Schritt machen so sehr hatte sie sich auf ihre geistige Ebene zurückgezogen. SIE würde niemandem kampflos ihr Geheimnis preisgeben. Einen schweren Nachteil hatte dieser vorübergehende Trancezustand allerdings: Sie nahm das Geschehen um sich herum nur noch schemenhaft wahr. So langsam Tavva sonst war, diesmal reagierte er zum richtigen Zeitpunkt. Flink – jedenfalls für Tavvas Verhältnisse – entwendete einer verdutzten gamoreanischen Wache ihren Dolch und schlich sich an die abwesend wirkende Gewinnerin an. Dass sie ihn so gedemütigt hatte würde sie jetzt büßen müssen. Ihretwegen war er zu Gespött an Quaggas Hof geworden. Alle süßen Mädchen lachten und machten bereits jetzt gemeine Witze über seine lädierte Männlichkeit. Rache! Schon hob er die Hand um dem verhassten Wesen die Kehle aufzuschlitzen. In Gedanken sah er sie bereits röchelnd zusammenbrechen und ihr Blut sich über den sauberen Boden verteilen. Rache! Im selben Moment spürte er den kalten Abdruck eines Blasterlaufs in seinem Rücken und hielt inne. Noch einmal wurde der Druck auf ihn verstärkt und Tavva ließ den Dolch langsam aus der Hand gleiten. Kaum war die Klinge klirrend auf den Steinboden aufgetroffen da stand schon Zeths Fuß darauf. „Hagwa dupi!“ (Keine Bewegung!) flüsterte er dem Leibwächter ins Ohr gefolgt von „Kapa tonka!“ (Hände hoch!) Erst jetzt bemerkte der Huttboss was da gerade vor seinen Augen geschehen war. Wütend erhob er sich und mit bebender Stimme richtete er sich an den unfairen Verlierer, während sein Protokolldroide eifrig übersetzte: „Nicht nur, dass du gegen einen so schmächtigen Gegner verloren hast, du hast es auch gewagt eine MEINER Regeln zu brechen: Du hast die Hand gegen eine von MEINEN Leuten erhoben. Solche Illoyalität kann ich einfach nicht dulden. Du bist entlassen. Hinaus! Aus meinen Augen!“ Auf sein Fingerschnipsen hin eilten mehrere Gamoreaner herbei, packten den tobenden Tavva und zerrten ihn trotz heftiger Gegenwehr aus dem Raum. „Das werdet ihr noch bereuen, alle mit einander!“, schrie er immer wieder. Schon hatte die Musik wieder eingesetzt und alles tummelte sich erneut vergnügt auf der Tanzfläche. Die vorangegangenen Ereignisse waren längst vergessen. So etwas war hier alltäglich und ohne wirkliche Bedeutung. Von alledem bekam Darth Nial kaum noch etwas mit und auch die alte Frau schien sich gänzlich auf eine andere Ebene zurückgezogen zu haben. In sich zusammengefallen kauerte sie neben Quagga the Hutt und nur noch ihr langer Stab bewahrte sie davor gänzlich von ihrem Stuhl zu fallen. Diese vertrocknete Hexe besaß unglaubliche mentale Kräfte und Nial hatte alle Gedanken voll damit zu tun sie aus ihrem Kopf fernzuhalten. Mit Besorgnis hatte Zeth Nials Abwesenheit beobachtet und flüsterte leise „Was ist los?“ in ihr Ohr. „Die Alte ...“, mehr brachte sie im Augenblick nicht mehr über ihre Lippen doch Zeth verstand auch so. Heimlich schmuggelte er sich durch die Tanzenden hindurch. Sein Ziel waren die Mischpulte der Bithband oder genauer gesagt die Lautstärkeregler auf ihnen. Und da war auch schon der gesuchte Schalter für die Box Nummer fünf, die direkt hinter Quaggas Tribüne angebracht war. Mit einem kräftigen Dreh stellte er das Gerät auf Maximum. Ohrenbetäubender Lärm schallte aus besagtem Gerät, dass der Gangsterboss und seine Beraterin für einen Moment erschraken, gerade lange genug für Nial um den Eindringling endgültig aus ihrem Kopf zu vertreiben. Rasch, bevor diese es erneut versuchen konnte, tauchte die junge Frau in der feiernden Menge unter. Als sie dabei Zeth fand packte sie diesen am Zopf – er war das erste, das sie zu fassen bekam – und mit einem hastigen „Komm!“ zog sie ihren Begleiter aus dem Saal. Kaum vor der Tür drehte sich Zeth noch einmal um, um sich abzusichern, dass niemand sie verschwinden gesehen hatte. Bei dieser verschlagenen alten Frau wusste man nie. Mit einem angewiderten „Wäh!“ hatte Nial inzwischen die schleimigen Reste von Quaggas Kuss von ihrer Wange entfernt. Erst jetzt fühlte sie den Schmerz, der ihren Kopf durchzog als Erinnerung an den Wettkampf der Konzentration. „Varnella hat versucht deine Gedanken zu lesen, richtig?“, fragte der Geldeintreiber neugierig. Erschöpft nickte Nial: „Wer ist diese Varnella?“ „Das weiß keiner so genau“, wisperte Zeth hinter vorgehaltener Hand. „Gerüchte behaupten sie sei eine Schwester der Nacht, eine Hexe von Dathomir. Diese Frauen haben sich der dunklen Seite der Macht verschrieben. Ihre Macht ist gewaltig. Besser du legst dich niemals mit ihr an. Du ziehst in jedem Fall den Kürzeren.“ „DAS werden wir sehen.“ Darth Nial machte sich auf zu ihrem Schiff zurückzugehen. Sie wollte zwischen sich und diese Varnella etwas Abstand bringen. Im Moment war ihr Kopf nicht bereit für eine erneute Konfrontation. Doch der Tag würde kommen, irgendwann. Dieser Konflikt war unausweichlich. „Halt! Warte!“ hastete Zeth hinter ihr her. „Ich glaube du verstehst mich nicht ganz. Varnella ist so gut wie unbesiegbar. Da nützen dir deine Kunststückchen mit den Lichtschwertern nicht viel. Ein Machtblitz von ihr und du bist weg vom Fenster.“ Wenn der wüsste, dachte sich Nial innerlich grinsend. Was wäre es doch für ein Spaß gewesen Zeths Gesicht zu sehen wenn er die Wahrheit erführe. Doch die Existenz der Sith musste unbedingt verborgen bleiben. Noch waren sie nicht stark genug. Zu gefährlich wäre es würden diese Informationen in falsche Hände geraten. „Sag mal, wo willst du jetzt eigentlich hin?“, fragte Zeth seine Begleiterin neugierig. „Zu meinem Schiff mich ausruhen. Ich habe Kopfschmerzen von dieser Schwester der Nacht.“ „Weißt du was?“, schlug Zeth geschickt vor, „Du kommst mit zu mir. Da ist es viel bequemer und ich hab auch etwas gegen die Kopfschmerzen. Dein Schiff nimm doch einfach mit.“ Mit diesem Angebot hoffte der Geldeintreiber verstärkt in der Nähe dieses Wahnsinnsgefährts sein und vielleicht auch daran rumbasteln zu können. Denn etwas mitgenommen sah es schon aus. Ja, er könnte dem Sternenkurier wieder zu altem Glanz verhelfen. Ein Traum würde wahr werden. „So, so, du bietest dich also an mein Schiff zu reparieren“, stellte Nial seine Gedanken lesend fest. „Ja“, antwortete Zeth etwas knurrig, „Aber hör auf in meinem Kopf rumzugeistern. Ich mag das nicht.“ „Dann verhindere es doch.“ „Nö, hab keine Lust auf Kopfschmerzen“, meinte Zeth kopfschüttelnd. „Außerdem würde es reichen, wenn du meine Privatsphäre respektieren und das in Zukunft lassen würdest.“ Eine ganze Weile lag herrschte Schweigen. Zeth hatte auf eine Antwort von ihr gewartet. Ein kurzes „OK“ wäre schon genug gewesen. Nun gab er es auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)