Das Ende der Nacht von abgemeldet (Tag und Nacht, Staffel 1) ================================================================================ Prolog: -------- Yugi ging durch die einsamen Straßen von Domino City, wobei ihm sein unsichtbarer Yami bei jedem Schritt folgte. Das Battle City Turnier war zu Ende. Die Sonne ging gerade unter, und tauchte die Stadt in ein gelbes Dämmerlicht. Es war Spätsommer und man konnte schon spüren, wie die Kraft der Sonne nachließ und die Tage kürzer wurden. Bald würde die kalte Jahreszeit zurückkehren. Die beiden Jungen verfielen in eine nachdenkliche Stimmung. Sie hatten lange nicht geredet, sondern nur die spät sommerliche Luft genossen und nachgedacht. Etwas war zu Ende gegangen und etwas Neues würde nun beginnen. Doch was war das Neue? Würde die Zukunft nun besser und glücklicher sein? Nur Eines war sicher: Sie hatten etwas beendet, das nie wieder so sein würde, wie es einmal war. Yugi war stehen geblieben. Sie waren nun im Park, von wo aus sie noch ein paar der letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen konnten. "Es ist vorbei", sagte Yami. Yugi zuckte kurz zusammen. Sie hatten so lange geschwiegen, dass Yamis Worte ihn überrascht hatten. "Ja." "Du weißt, dass nun etwas Neues beginnen muss, nicht wahr?", fragte Yami seinen Freund. Dieser nickte, schaute Yami dabei aber nicht an. Yami redete sehr ernst und selbst wenn dieser Ton in einer Situation wie dieser angebracht war, so war er Yugi doch etwas zu ernst. Ja, etwas würde sich für immer ändern. Etwas war für immer verloren. "Mein Schicksal ruft mich, Yugi. Ägypten ruft mich. Malik und Isis. Selbst Kaiba wird mir eines Tages nach Ägypten folgen." Nun schaute Yugi seinen Yami mit großen Augen an. So etwas hatte er befürchtet, doch er wollte es nicht wahrhaben. "Du willst nach Ägypten gehen? Aber ich kann hier doch nicht einfach fort. Meine Freunde und mein Großvater-" "Yugi", unterbrach Yami ihn, "Du wirst nicht mit mir kommen. Du wirst hier bleiben, denn auch auf dich wartet ein Schicksal. Hier, bei deinen Freunden in Domino. Du hast schon so viel erlebt, so viel gekämpft. Es wird Zeit, dass du ein normales Leben führst, ohne ständige Bedrohung." "Du willst mich verlassen?" Yami nickte. "Ich muss, Yugi. Ich bin der Pharao, vergiss das nicht und du bist ein Junge, der eine wunderbare Zukunft vor sich hat." "Aber du hast doch nicht einmal einen Körper? Wie willst du nach Ägypten gehen?" Yugi wehrte sich verzweifelt gegen die Vorstellung, dass sein Freund ihn für immer verlassen sollte. "Mit den ägyptischen Götterkarten und den Milleniumsgegnständen werde ich in der Lage dazu sein, mit meinem Geist in die Heimat zurückzukehren." "Die Heimat...", sagte Yugi leise und nachdenklich. Yami antwortete nicht. Er musste Yugi Zeit geben, sich mit der Tatsache abzufinden. Auch für ihn war es schmerzhaft, doch es gab keinen anderen Weg. Es war Schicksal, dass sich ihre Wege nun trennen sollten. "Wie willst du aber ohne Körper als Pharao regieren können?" "Auch darum muss ich gehen, Yugi. In Ägypten werde ich einen Weg finden, meinen eigenen Körper zu bekommen, das habe ich in einer Prophezeiung gesehen. Nur in Ägypten steht mir die alte Magie zur Verfügung." Yugi biss sich auf die Lippe. Er hatte einen dicken Klos im Hals, doch er würde nicht weinen, für Yami musste er stark sein. "Yugi..." Yugi schüttelte den Kopf. "Sag nichts, bitte." Dann standen sie einfach nur da und schauten in Richtung Horizont, wo sich gerade die letzten Sonnenstrahlen verabschiedeten und die Nacht hereinbrach. Kapitel 1: Verpasste Chancen ---------------------------- Wow, so viel Kommentare allein zum Prolog! Ich hab mich riesig gefreut! Ein fettes Dankeschön an euch! Entschuldigt auch die Länge meiner Kapitel. Jetzt müsst ihr so viel lesen. Gomen. Wenn irgend etwas falsch sein sollte (vor allem vom Inhalt), bitte sagt es mir, damit ich es verbessern kann! Ihr könnt mir sowieso alles mitteilen, was ihr denkt!^^ Bello *~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~ Yugi wandte seinen Blick vom Fenster ab. Er konnte sich nicht so recht auf seine Arbeit konzentrieren, denn immer wieder kehrten seine Gedanken zu dem Tag zurück, an dem er Yami das letzte Mal gesehen hatte. Es war genau so ein Tag gewesen, wie heute. Einer der Tage, an denen sich die Sonne noch einmal von ihrer Besten Seite zeigte, um schließlich in einer wunderschönen Abendröte ihren Abschied zu feiern. Seit diesem Tag waren schon zehn Jahre vergangen. Yugi rieb sich seine schmerzenden Augen. Wie oft in letzter Zeit machte er Überstunden. Er dachte eigentlich nur noch selten an Yami und die Vergangenheit, sie kam ihm meistens vor wie ein seltsamer Traum. Doch seit einigen Tagen hatte er immer wieder an seinen Freund denken müssen. Zehn Jahre... Seit damals hatte sich viel verändert. Nein, alles hatte sich verändert. Seine Freunde, mit denen er sich damals untrennbar verbunden gefühlt hatte, waren ihre eigenen Wege gegangen. Joey war mit seiner Schwester durch die Welt gereist, wollte so viel wie möglich kennen lernen und erleben. Domino war ihm zu klein geworden. Yugi wusste nicht, mit was er sein Geld verdiente. Möglicherweise jobbte er von einem Ort zum anderen, aber sicherlich machte er irgendetwas Verrücktes, etwas anderes konnte sich Yugi bei seinem Freund nicht vorstellen. Bakura hatte er seit dem Tag, als auch Yami gegangen war, nicht mehr gesehen und Tristan war nach Amerika gegangen. Er wollte an die Wall Street. Ob er es geschafft hatte? Auch von Mai hatte er nie wieder etwas gehört. Sicherlich hatten sich Joey und Mai irgendwo auf ihren Reisen getroffen. Das Schicksal vereinte, was zusammen gehörte. Die einzige, die Domino nicht verlassen hatte, war Tea. Sie war Sozialarbeiterin geworden. Ihren Traum, Tränzerin zu werden, hatte sie vor vielen Jahren aufgegeben. Yugi wollte nun jedoch nicht an Tea denken, er versuchte sich lieber, wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Für seine Freunde und seinen Großvater war er hier geblieben. Aber seine Freunde waren nun fort und sein Großvater war vor ein paar Jahren gestorben. Alles, was ihn noch in Domino City hielt, war Großvaters Laden. Früher war es auch Tea gewesen... Schon wieder schweifte er ab, dabei musste er das Protokoll morgen abliefern. Er brauchte eine Gehaltserhöhung, koste es, was es wolle. Noch immer besaß er den Laden seines Großvaters und er würde alles dafür geben um ihn nicht zu verlieren. Er war die einzige Verbindung, die er noch zu seiner Vergangenheit hatte, doch der Laden lief schlecht, denn er machte schon lange keine Umsätze mehr. Im Gegenteil... Yugi arbeitete in der Anwaltskanzelei, um den Laden nicht zu verlieren. Er konnte den Laden nur noch mittags und samstags öffnen, da er die restliche Zeit der Woche, vom Sonntag abgesehen, in der Kanzelei benötigt wurde. Er mochte diese Arbeit nicht, doch er tat es für seinen Großvater. Nur für ihn. Yugi seufzte. Er wusste, dass er durch das ständige Arbeiten müde aussah. Er hatte seine Jugendlichkeit schon lange verloren, nun sah er keinen Tag jünger aus, als er war. War es nicht das, was er immer gewollt hatte? Yugi schloss die Akte, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Er hatte nicht genug gearbeitet, aber mehr würde er nicht mehr zustande bringen. Er arbeitete stets bis zur Erschöpfung. Kaiba wäre stolz auf ihn gewesen. Er verließ das Hochhaus, in dem er arbeitete und macht sich auf den Weg nach Hause. In den Straßen war es still und er fragte sich, was Tea nun wohl machte. Tea... Plötzlich befand er sich in der Gasse, in der er mit Joey das letzte Duell des Battle City Turniers gekämpft hatte. Das beste Duell seines Lebens, aber auch sein letztes. Die Gedanken an die Vergangenheit quälten ihn. Warum kamen sie gerade jetzt wieder, wenn er doch gar keine Zeit hatte, um zu träumen? Ein Mann kam ihm in der Gasse entgegen. Es war dunkel und Yugi konnte nur seinen Schatten erkennen und seine Schritte hören. Einige Meter vor ihm blieb der Mann stehen. Yugi schaute überrascht auf. Wer war das? "Hallo Yugi", sagte der Mann. Diese Stimme, sie war Yugi so vertraut. War das wirklich...? Konnte das tatsächlich sein? "Erkennst du mich nicht mehr, Alter?" "Joey, bist du das?" Nun hatten sich Yugis Augen auch etwas an die Dunkelheit gewöhnt und er konnte den jungen Mann vor sich deutlicher sehen. Was er sah, bestätigte seine Vermutung jedoch nicht wirklich. Konnte Joey sich so verändert haben? "Wer denn sonst? Lass dich mal anschauen. Mensch, wir haben uns viel zu erzählen, nicht wahr?" "Joey", mehr brachte Yugi nicht hervor. Am liebsten wäre er seinem Freund um den Hals gefallen und früher hätte er es sicherlich getan, doch die Dinge hatten sich geändert. Die Vertrautheit zwischen ihnen war nicht mehr da. Auch wenn sie noch immer Freunde waren, so war doch zu viel Zeit vergangen um einfach dort weiter zu machen, wo sie aufgehört hatten. Yugi ging auf seinen Freund zu. "Hier hatten wir unser letztes Duell, erinnerst du dich noch daran?", fragte Joey. "Aber klar, wie könnte ich das vergessen?" Yugi wollte noch anfügen, dass es ihm vorkam, als wäre es erst gestern gewesen, doch dies wäre ganz einfach falsch gewesen. Es war für ihn, als wäre es in einem anderen Leben gewesen oder in einem schon fast verblassten Traum. "Duellierst du dich noch oft?", fragte Joey weiter. "Lass uns erstmal zu mir gehen, dann kann ich dich mal richtig anschauen", sagte Yugi, anstatt auf Joeys Frage zu antworten. Doch als sie die Gasse verließen, antwortete er: "Weißt du, Joey, ich habe mich seit diesem Duell nie wieder duelliert." Joey blieb abrupt stehen und schaute Yugi mit großen Augen an. "Das ist doch nicht dein Ernst, oder?" "Du weißt doch, dass Humor noch nie mein Ding war." "Aber wieso? Du bist der beste Duellant der Welt, verdammt!" Yugi lächelte, denn er freute sich, dass Joey trotz seines veränderten Aussehens noch immer der Alte zu sein schien. Wie hatte er ihn all die Jahre über vermisst. Joey zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Yugi fragte sich, seit wann er rauchte, doch er sprach die Frage nicht aus. Stattdessen sagte er: "Ach, das ist eine lange und langweilige Geschichte. Erzähl du lieber, was du so gemacht hast." Joey fing an, von seinen Reisen um die Welt zu erzählen, von den Jobs, die er gehabt hatte, den Orten, die er gesehen und den Menschen, die er getroffen hatte. Währenddessen gingen sie zu Yugi nach Hause und Yugi machte ihnen Tee. Bei Licht betrachtet fand er, dass sich Joey doch nicht so stark verändert hatte, wie er zuerst angenommen hatte. Er sah nicht mehr so wild aus, seine Haare waren ordentlicher und auch etwas kürzer. Außerdem trug er ein dunkles Hemd, anstatt des alten T-Shirts, das er früher immer getragen hatte. Auf jeden Fall sah er älter aus, erwachsener. Irgendwann fragte Yugi: "Sag mal, hast du Mai irgendwann mal wieder getroffen?" Als Mais Name fiel, wurde Joey nachdenklich. "Ja, es ist noch gar nicht lange her. Sie hat irgend so einen Typen geheiratet und hat auch einen kleinen Sohn. Gerade mal zwei Jahre alt, ein niedlicher Bursche." Yugi sah den traurigen Zug um Joeys Mundwinkel. Warum hatte das Schicksal ihn nicht mit ihr zusammen gebracht? "Geheiratet? Ich dachte immer..." "Ach, Yugi, du bist immer noch ein Kindskopf. Die Welt ist groß und voller Typen, die besser sind für Mai als ich." "Nein Joey, das ist nicht wahr. Du hast ein großes Herz." Joey lächelte. "Er ist nicht einmal reich. Na ja, aber was solls. Es gibt zu viele verpasste Chancen im Leben. Aber jetzt sag doch mal, was ist aus den anderen geworden?" Yugi erzählte seinem Freund, was er wusste. Das war allerdings nicht viel. Schließlich fragte Joey: "Und was ist aus dir und Tea geworden? Ich meine, ich hab immer gedacht, ihr wärt verheiratet und hättet viele Kinder und so." Joey lächelte verlegen und irgendwie kindlich, doch als er sah, dass Yugi sich auf die Lippe biss und auf den Boden starrte, hörte er auf zu lächeln. "Was ist passiert?", fragte er besorgt. "Ach nichts", sagte Yugi und versuchte, dabei unbeschwert zu klingen, "Es hat eben einfach nicht geklappt mit uns. Aber wir sind immer noch gut befreundet." Joey merkte, dass da noch mehr war, doch er wollte nicht nachbohren. Er sah, dass sein Freund bedrückt war, doch die Vertrautheit zwischen ihnen war verloren gegangen. Sie waren wie Fremde, die zufällig merkten, dass sie in der gleichen Straße gewohnt hatten. Nicht viel später verabschiedete sich Joey von Yugi. "Es war wirklich schön, dich mal wieder zu sehen, Yugi." Yugi nickte. "Ja, das war es. Ich hoffe, du wirst dich irgendwann mal wieder nach Domino verirren?" "Aber natürlich. Irgendwann werd ich mich auch mal zur Ruhe setzen und wer weiß, vielleicht bleib ich auch hier in meinem Heimatstädtchen." "Ich werde da sein, Joey." Joey lächelte, dann meinte er: "Weißt du noch, unser Freundschaftsband?" Dabei streckte er die Hand aus und ballte sie zu einer Faust, auf der einst ein Teil eines Smileys gemalt war. Yugi nickte, machte seinerseits eine Faust und hob sie gegen die von Joey. "Freunde." In dieser Nacht blieb Yugi lange wach und schaute durchs Fenster in die dunkle Nacht. Er erinnerte sich an Joeys Worte. 'Es gibt zu viele verpasste Chancen im Leben.' Tea... [Kapitel 2: Der Pharao kehrt zurück] Kapitel 2: Der Pharao kehrt zurück ---------------------------------- Ich danke mini_welli dafür, dass sie durchgehalten und mir einen lieben Kommi dagelassen hat. ARIGATOU! Euer Bello *~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~* Während Yugi in den Nachthimmel schaute und darauf wartete, dass der Schlaf ihn übermannte, dachte er an Tea. Er war all die Jahre lang mit ihr befreundet gewesen. Sie hatte ihm auch mit dem Laden seines Großvaters geholfen. Zwar hatte sie als Sozialarbeiterin nie viel Geld gehabt, doch sie hatte im Laden ausgeholfen, wenn Yugi in der Kanzlei gewesen war, so dass der Laden noch fast den ganzen Tag geöffnet sein konnte. Sie hatte nie etwas dafür verlangt. Doch da die anderen nicht mehr da waren, hatte sich ihre Beziehung verändert. Da sie oft allein gewesen waren, waren sie sich vertrauter geworden. Tea war jedoch nicht entgangen, dass Yugi sich verändert hatte, dass er bis zur Erschöpfung arbeitete und viel zu schnell erwachsen wurde. Sie hatte verlangt, dass Yugi den Laden seines Großvaters verkaufte, doch dies konnte er nicht tun. Als seine finanzielle Lage sich ständig verschlechtert hatte, hatte er stattdessen immer mehr gearbeitet und sie hatten sich immer öfter gestritten, da auch für Tea die Belastung immer größer geworden war. Eines Abends im Park hatte Tea mit Yugi reden wollen. Es war ein Gespräch, das Yugi lange hatte vermeiden wollen. "Es wird Zeit, dass du dich entscheidest, Yugi", hatte Tea gesagt, "Du bist nicht mehr der, der du früher warst und das weißt du. Früher hast du für die Menschen gelebt, die dir wichtig waren, aber jetzt lebst du für eine fixe Idee. Der Laden wird deinen Großvater nicht mehr zurück bringen, egal, wie viel du arbeitest. Er wird dein Ruin sein, wenn du ihn nicht aufgibst. Yugi, ich war immer für dich da, aber du bist nicht mehr für mich da. Für dich gibt es nur noch den Laden und die Kanzlei. Ich habe lange genug gewartet und gehofft, dass du endlich zur Vernunft kommst. Dies ist deine letzte Chance, Yugi." Noch immer konnte Yugi in Gedanken Teas traurige Augen sehen. Sie hatte lange gewartet, das war wahr. Sie hatte ihn geliebt und sie hatte darauf gewartet, dass er bereit war, sich ihr zu zu wenden. Noch immer hallte die Antwort, die er ihr damals gegeben hatte, in seinem Kopf nach. "Es tut mir leid Tea." Er hatte den Laden nicht aufgeben können und solange er den Laden besaß, würde er nie genug Zeit haben, sich Tea ganz zu widmen. Er hatte sich gegen sie entschieden und von dem Zeitpunkt an war alles immer schlimmer geworden. Er hatte seit diesem Tag nicht mehr mit Tea geredet, höchstens im Vorbeigehen ein einfaches "Hallo" gemurmelt. Sie hatte recht gehabt: Der Laden war eine fixe Idee, mehr nicht, doch von diesem Zeitpunkt an war dies alles, was er noch hatte, denn die wichtigste Person in seinem Leben hatte er verloren. Nach diesem Abend hatte er sich mehr denn je in seine Arbeit gestürzt. Sie hatte ihm geholfen, nicht nachdenken zu müssen und den Schmerz zu betäuben. In den wenigen Stunden, die er noch für sich gehabt hatte, hatte er den Schlaf nachholen müssen, den er dringend nötig gehabt hatte. Bleierner, traumloser Schlaf. Doch in den letzten Tagen war ihm nicht einmal mehr dieser gegönnt. In den Stunden, in denen er wach lag, kamen all die schmerzhaften Erinnerungen zurück. Wieder dachte er an den letzten Tag des Sommers vor zehn Jahren. Er versuchte, sich Yamis Gesicht vor zu stellen und es gelang ihm erstaunlich gut. Was er wohl gerade tat? Plötzlich nahm er im Augenwinkel einen Lichtschimmer wahr. Er drehte sich um und suchte mit seinem Blick den Raum nach der Lichtquelle ab. An der gegenüber liegenden Wand konnte er einige feine Linien erkennen, die golden zu leuchten schienen. Yugi hatte eine Vorahnung und er näherte sich den filigranen Linien. Langsam konnte er erkennen, dass sie nicht willkürlich, sondern in Form von Schriftzeichen angeordnet waren. Er las die Worte, die vor seinen Augen erschienen: "Ich warte im Park auf dich." Yugi blinzelte, dann waren die Schriftzeichen verschwunden, als hätten sie nie existiert. Er hätte sie als eine Halluzination abtun können, doch nach allem, was er bereits erlebt hatte, wusste er, dass es keine war. Yugi fühlte ein Kribbeln im Bauch, das er nicht mehr gefühlt hatte, seit er sich von Tea verabschiedet hatte. Er nickte, obwohl es niemand sehen konnte. Dann zog er sich einen schwarzen Mantel über, schlüpfte in seine Schuhe und machte sich auf in Richtung Park. Es war deutlich kühler geworden, doch Yugi fror nicht. Er spürte eine warme Macht, die ihn erwartete. Als er den Park erreichte, konnte im Mondschein eine Silhouette erkennen und das Kribbeln in seiner Magengegend nahm zu, während er sich der Gestalt näherte. Dann konnte er die Person erkennen. "Yami, ist das möglich?" Yami lächelte. Yugi erkannte seinen alten Freund sofort, denn er hatte sich seit dem Tag ihres Abschieds nicht verändert. Er sah jung und gut aus. Nun schien es beinahe so, als sei Yami der Jüngere der beiden. "Yugi, ich habe viel an dich gedacht." Sie setzten sich auf eine Parkbank. Warum traf Yugi nach so vielen Jahren ausgerechnet heute zwei seiner alten Freunde wieder? War das Zufall? "Also hast du es geschafft. Du hast deinen eigenen Körper bekommen. Du siehst gut aus", sagte Yugi. Yami ließ das Kompliment im Raum stehen und runzelte stattdessen besorgt die Stirn. "Aber du siehst müde aus, Yugi. Du hast dich sehr verändert." Yugi nickt nur. Er fühlte, dass zwischen ihnen ein Band bestand, dass all die Jahre nicht verschwunden war. Die Vertrautheit, die er bei Joey vermisst hatte, war bei Yami wie an jenem Tag vor zehn Jahren vorhanden. "Warum bist du hier?", fragte Yugi. Sie hatten sich damals für immer verabschiedet und Yugi wusste, dass Yami nicht ohne Grund wieder gekommen sein konnte. "Ich habe viel gelernt in den Jahren in Ägypten. Ich beherrsche viele Arten von Magie und meine Duellfähigkeiten habe ich ständig verbessert. Dies habe ich auch dem Hohepriester Seth zu verdanken, der sein Schicksal nun auch akzeptiert hat und nach Ägypten gekommen ist", erzählte Yami. "Kaiba..." Yami nickte. "Es ist viel passiert. Doch trotz meiner Fähigkeiten gibt es ein Problem, das die Magie nicht lösen kann. Es ist mein Schicksal, noch lange als Pharao zu regieren, doch..." Yugi erschrak. Wenn Yami damit zu ihm kam, musste es etwas Schlimmes sein. "Was ist es?" Yami fuhr fort: "Die Magie, der ich meinen Körper verdanke, hat einen Haken. Mein Körper ist immer noch an deinen gebunden. Das heißt...bis zum Tod." Yugi war verwirrt. Was meinte er damit? "Yugi, wenn einer von uns stirbt, wird der andere automatisch seinen Körper verlieren." "Du bist doch nicht sterblich, oder?" Yami schüttelte den Kopf und Yugi begann zu verstehen. "Aber ich bin es. Wenn ich sterbe, dann wirst du..." Yami vollendete Yugis Satz: "Ins Totenreich gehen." "Aber was soll ich tun, Yami?" "Du musst eine Entscheidung treffen." Yugi dachte an seine letzte Entscheidung, die er getroffen hatte. Tea. Früher hatte er immer richtig entschieden, doch nun war er nicht mehr der selbe. War er überhaupt noch in der Lage, sich richtig zu entscheiden? Der Pharao fuhr fort: "Hör zu, es gibt zwei Möglichkeiten. Wenn du gar nichts tust, so wird meine Regierungszeit zu Ende gehen und mein Nachfolger wird zum Pharao ernannt werden." "Wer ist dein Nachfolger?", fragte Yugi verwirrt. "Es ist Seth." Yugi schaute überrascht auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Warum gerade Kaiba? Er konnte sich Kaiba beim besten Willen nicht als Pharao vorstellen, zumindest nicht als einen guten. Befehlen hatte er schon immer gekonnt, doch als Parao sollte man auch Milde zeigen können, oder nicht? "Was ist die andere Möglichkeit", fragte Yugi. Yami zögerte, dann wählte er seine Worte mit Bedacht: "Es gibt eine Möglichkeit, wie ich weiterhin Pharao bleiben könnte, doch nur einer von uns beiden wird auf diese Art weiter leben können." Yami wartete bewusst, bevor er weiter sprach. Dabei beobachtete er den Gesichtsausduck seines Freundes, der schnell zu verstehen schien, worauf er hinaus wollte. Also sprach er weiter: "Du müsstest dein Leben aufgeben um mir deinen Körper für immer zu überlassen. Die notwendige Magie dazu beherrsche ich, doch es ist an dir, die Zukunft zu wählen." "Wie kann ich für die Zukunft der gesamten Menschheit entscheiden? Das ist nicht fair!", sagte Yugi verzweifelt. "Es tut mir sehr leid, Yugi. Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr." Yugi schlug die Hände vors Gesicht und atmete tief ein. Was sollte er nun machen? Er war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, wie konnte er da solch eine Entscheidung treffen? Yami legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. "Ich wünschte, wir hätten uns unter glücklicheren Umständen wieder getroffen." "Aber warum gerade jetzt?", sprach Yugi die Frage aus, die ihn schon lange beschäftigte. Er nahm die Hände vom Gesicht und blickte seinen Freund an, der jedoch schwieg. Yugi spürte, wie er um passende Worte rang. "Du wirst es bald verstehen. Ich gebe dir noch etwas Zeit, darüber nach zu denken, aber nicht allzu viel, denn die Zeit drängt. In drei Tagen komme ich wieder." Ohne ein Wort des Abschieds stand Yami auf, drehte Yugi den Rücken zu und ging fort in Richtung Hafen. Verwundert blickte Yugi seinem ehemaligen Yami hinterher, wie er hinter einem Industriegebäude verschwand. Was hatte das alles zu bedeuten? [Kapitel 3: Was wurde aus Seto Kaiba?] Kapitel 3: Was wurde aus Seto Kaiba? ------------------------------------ Ok, minni_welli wollte wohl doch nimmer. Dafür habe ich Kareo als Leserin nicht verloren und hab noch zwei neue Leserinnen gefunden: KaitoKidGirl und Dayari! Ein herzliches Dankeschön auch an euch!^^ Ach und entschuldigt bitte meine Fehler. Ich bin einfach zu faul, mich um nen Betaleser zu kümmern... *~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~* "Ich würde gerne mit Kaiba-san sprechen. Können sie mir sagen, wo ich ihn finde?", fragte Yugi den Mann an der Information. "Haben sie einen Termin?", wollte dieser mit einer fast schmerzend neutralen Stimme wissen. "Nein, aber Kaiba-san kennt mich gut. Sagen sie ihm, dass Yugi Mutou hier ist." Der Mann nahm sein Telefon zur Hand und überprüfte Yugis Aussage. "Warten sie noch einen Moment, er ist gerade in einer Besprechung." Dabei wies er ihm einen Platz auf einer schwarzen, sterilen Couch. Yugi verbeugte sich höflich und tat, wie ihm geheißen wurde. Er befand sich im Verwaltungsgebäude von Kaibaland, das in den letzten zehn Jahren zu einem riesigen Imperium geworden war. Vor fünf Jahren war er mit Tea das letzte Mal in Kaibaland gewesen. Da Yugi nun Zeit hatte, dachte er über Yamis Forderung nach. Noch immer war sich Yugi nicht im Klaren darüber, wie er sich entscheiden sollte. Am Anfang hatte er geglaubt, dass er Yami sein Leben opfern würde. Es wäre das ultimative Opfer zum Wohl der Menschheit. Vielleicht war es für ihn die letzte Möglichkeit, etwas in seinem Leben richtig zu machen. Er würde mit einem guten Gewissen sterben. Doch dann war er ins Grüben gekommen. Er hatte Kaiba schon lange nicht mehr gesehen und er konnte nicht wissen, ob dieser nicht sogar ein guter Pharao sein konnte, zehn Jahre waren schließlich eine lange Zeit. Er musste für die Menschheit entscheiden, nicht für sich selbst. Dabei musste er sich aber gestehen, dass er eigentlich nicht vorgehabt hatte, schon so früh zu sterben. Außerdem hatte er Angst vor dem Tod. Doch nicht nur das allein war es, was Yugi zum Grübeln brachte, da war noch etwas anderes. Etwas, das ihm nicht einleuchtete. Wie konnte Yami von ihm verlangen, dass er sein Leben für ihn opferte? Sie waren doch Freunde und Yugi hatte das alte Band der Freundschaft deutlich spüren können. Warum hatte ihn Yami trotzdem vor solch ein Ultimatum gestellt? Warum konnte er es auf einmal verantworten, dass Yugi starb? Dies war die Frage, die Yugi immer wieder durch den Kopf ging. Was hatte sich in der Zwischenzeit verändert? War Yami nicht mehr der Gleiche wie früher? Früher hätte Yami ihn nie vor solch ein Wahl gestellt, sondern sein eigenes Leben bereitwillig geopfert. Was hatte sich verändert? In diesem Moment kam eine junge Frau zu ihm und lächelte ihr freundliches Kundenlächeln. "Kaiba-san hat nun Zeit für sie Mutou-san. Er erwartet sie im zwölften Stock, Zimmer zwölf-null-eins." "Danke." Yugi stand auf, verbeugte sich kurz und ging zu den Aufzügen. Während er in den zwölften Stock fuhr, überlegte er, ob er hier erfahren würde, was er wissen wollte. Er ging zum größten Büro des Verwaltungsgebäudes und klopfte an. "Yugi, komm herein", hörte Yugi eine dumpfe Stimme aus dem Inneren des Büros. Er öffnete die Türe und trat ein. Augenblicklich raubte ihm die gewaltige Größe des Raumes den Atem. Eine breite Fensterwand eröffnete die Sicht über den Themenpark. Ansonsten wirkte die spärliche Einrichtung beinahe verloren. Trotzdem strahlte der Raum eine gewisse Wärme aus. Das unterschied Mokuba eben von seinem Bruder. "Hallo Mokuba", sagte Yugi. "Schön dich zu sehen. Wie geht es dir?", fragte der Besitzer der Kaiba Corporation. Mokuba war erwachsen geworden, doch er hatte sich trotz seiner Stellung sein gutes Herz bewahrt. Yugi hatte ihn nun allerdings schon lange nicht mehr gesehen, denn die Arbeit hatte ihm keine Minute gegönnt, in der er seinen Freund besuchen konnte. "Gut, danke." "Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen. Ich freu mich, dass du vorbeigekommen bist." Yugi hätte gerne mit Mokuba geplaudert, doch er wollte zum Punkt kommen. Mokuba schien dies zu ahnen. "Du kommst gar nicht zum Reden, nicht wahr?" Yugi nickte. Mokuba hörte auf zu lächeln und wurde ernst. "Ist es der Spieleladen deines Großvaters? Ich weiß doch, dass du Probleme mit ihm hast. Willst du meine Hilfe also doch annehmen?" Mokuba sprach von einer finanziellen Unterstützung, die er Yugi vor einigen Jahren angeboten hatte. Yugis Stolz hatte ihm jedoch verboten, das Geld anzunehmen. "Nein, das ist es nicht. Es geht um deinen Bruder." Mokuba war überrascht. Seine Augen drückten Alarmbereitschaft und Sorge aus. "Was ist mit ihm? Es ist doch nichts passiert?", fragte er. Seine Stimme wurde dabei unbeabsichtigt laut. "Nein, nein, das ist es nicht", sagte Yugi schnell. Er hatte seinen Freund nicht beunruhigen wollen. Früher war Seto immer aus der Haut gefahren, sobald jemand seinem kleinen Bruder zu nahe kam. Nun schien Mokuba diesen starken Beschützerinstinkt für seinen Bruder ebenfalls ausgebildet zu haben. Vielleicht waren sich die beiden Kaiba Brüder ja doch ähnlicher geworden, als Yugi vermutete aber insgeheim auch hoffte er das Gegenteil. Auch Mokuba hatte einen harten Zug bekommen, der jedoch nur sichtbar wurde, wenn sein warmes Lächeln verschwand. "Ich wollte eigentlich nur fragen, was aus deinem Bruder so geworden ist. Ich habe nun schon so lange nichts mehr von ihm gehört." Mokuba schaute Yugi misstrauisch an. Auch ein Zug, der Yugi mehr an Seto, als an den kleinen Mokuba erinnerte. Er fühlte sich gezwungen, noch eine Erklärung hinzuzufügen. "Ich habe gestern Joey getroffen und da hab ich an früher denken müssen. Ich hab mich gefragt, was unsere Freunde von damals so machen. Ich hab gedacht, ich nehm mir etwas Zeit, um zu recherchieren und der alten Zeit zu gedenken." Bei dem Wort "Freunde" hatte Mokuba kaum merklich die Augenbraue gehoben, doch als Yugi seine Erklärung beendet hatte, verschwand das Misstrauen aus seinen Augen. "Ich glaube, ich muss dich enttäuschen, Yugi. Ich hab schon sehr lange nichts mehr von Seto gehört. Leider. Du weißt ja, was ich davon gehalten habe, dass er weggegangen ist." Ja, das wusste Yugi. Mokuba hatte im Gegensatz zu seinem Bruder schon immer dem Schicksal vertraut. Als Kaiba jedoch selbst eingesehen hatte, dass die Prophezeiungen wahr waren, hatte Mokuba schnell erkannt, dass er seinen Bruder an Ägypten verlieren würde und hatte ihm, entgegen seiner Überzeugung, das Gegenteil klar machen wollen. Aber natürlich war es zu spät gewesen denn Ägypten hatte Seto bereits gerufen. Für seinen Bruder hatte er dem Ruf so lange widerstanden, bis das Kaibaland-Imperium aufgebaut war und Mokuba alt genug gewesen war, die Kaiba Corporation zu führen. "Wann hast du das letzte Mal von ihm gehört?" Mokuba brauchte nicht lange nach zu denken. "Vor fast genau zwei Jahren", kam es wie aus der Pistole geschossen. "Hmm, das ist allerdings lange her. Aber vielleicht kannst du mir trotzdem sagen, was für einen Eindruck er auf dich gemacht hat?" "Eindruck?", Mokuba schien überrascht zu sein. Trotzdem antwortete er: "Einen guten eigentlich. Zu mir ist er ja schon immer nett gewesen. Er hat nicht sehr viel von Ägypten erzählt, nur, dass er meinte, seine Heimat gefunden zu haben." Hier machte Mokuba eine kleine Pause. Yugi konnte sich denken, dass Setos Worte Mokuba verletzt haben mussten, schließlich war für Mokuba die Heimat in Domino mit seinem großen Bruder. "Er schien zufrieden zu sein, soweit man das von Seto überhaupt sagen kann." "Also hat er sich nicht so sehr verändert?", fragte Yugi. "Nein, ich denke nicht. Er schien ruhiger zu sein, nicht mehr so gestresst, weißt du? Aber sonst war er eigentlich so wie früher." Die Erinnerung an seinen Bruder stimmte Mokuba traurig. "Er hat dich sicherlich sehr vermisst", meinte Yugi. Er wusste nicht, ob er Mokuba damit trösten, oder einfach nur etwas hatte sagen wollen. Mokuba schaute auf und blickte Yugi direkt an. "Aber was sollen eigentlich diese ganzen Fragen? Worauf willst du hinaus?" Was sollte Yugi ihm nun antworten? "Ich will mir ein Bild davon machen, wie es ihm in Ägypten so ergeht", sagte er dann. Doch Yugi sah, dass Mokuba mit dieser Antwort nicht zufrieden war, also sprach er einfach weiter: "Seto muss dort als Hohepriester ja eine recht hohe Stellung bekleiden und ich hab mich gefragt, wie er damit klar kommt." Mokuba blickte Yugi verwirrt an. "Kann ich offen mit dir reden?", fragte Yugi schließlich. "Natürlich." "Dein Bruder ist immer sehr um dich besorgt, er ist diszipliniert und fleißig, aber es hat ihm immer an Gefühlswärme gemangelt. Ich wüsste einfach gerne, ob er seine Aufgabe in Ägypten mit genügend Milde erfüllen kann." Mokuba stützte sich ungeduldig auf seinem Schreibtisch ab. Yugi konnte nun Setos harten Zug in seinen Augen deutlich erkennen. "Yugi, hör zu. Ich hab keine Ahnung, was du eigentlich von mir willst. Ich weiß nicht, was mein Bruder in Ägypten macht oder was seine Aufgaben sind und ehrlich gesagt denke ich, dass das allein seine Sache ist. Er war schon immer hart, das stimmt und er ist es immer noch. Aber wenn du mir nicht sagst, um was es geht, dann kann ich dir nicht weiter helfen." Yugi schluckte. Diese Worte hätten ebenso aus Setos Mund kommen können und irgendwie war er schockiert. Er konnte kaum glauben, dass Mokuba ebenfalls so hart geworden war. Er holte tief Luft, dann sagte er: "Ich verschwende wohl deine kostbare Zeit, also gehe ich besser." "Warte, Yugi. Vielleicht können wir uns mal wieder treffen? Außerhalb der Arbeit meine ich", sagte Mokuba mit seiner gewohnten Freundlichkeit. "Ja vielleicht." Yugi hatte Mokuba bereits den Rücken zu gedreht. "Oder willst du vielleicht noch ein paar Eintrittskarten fürs Kaibaland für dich und Tea?" Im Raum entstand eine kurze Stille. "Nein danke, im Moment hab ich zu viel zu Arbeiten. Auf Wiedersehen Mokuba." Yugi verließ den Raum und schloss die Türe hinter sich. Dann ging er auf dem kürzesten Weg nach Hause. Mokuba saß währenddessen noch eine Weile einfach so da und starrte vor sich hin. Ihm war klar, dass er zu hart zu Yugi gewesen war, doch Yugi hätte ihm eben die Wahrheit sagen sollen. Warum war Yugi nicht ehrlich zu ihm? Das passte einfach nicht zu ihm. Musste sich Mokuba etwa Sorgen um seinen Bruder machen? Yugi schaute auf die Uhr. Vor drei Tagen hatte Yami ihn aufgesucht und bald würde die Sonne untergehen. Zwar hatte Yugi von Mokuba nicht erfahren, was er hatte wissen wollen, doch er hatte trotzdem eine Entscheidung gefällt. Er wusste nun auch, warum Yami bereit war, Yugis Leben zu opfern. Nun konnte er nur noch warten. [Kapitel 4: Die Entscheidung] Kapitel 4: Die Entscheidung --------------------------- Ein etwas kürzeres Kapitel. Seit mir nicht böse dafür! (Oder seit ihr froh, wenn ihr nicht so viel lesen müsst?) Dafür werde ich das nächste Pitel auch ganz schnell hochladen! Was ich selbst von dem Kapi halte, ist egal, IHR seit meine Leser. Ich danke allen, die diese Geschichte lesen und natürlich ganz besonders denen, die sie kommentieren. Hab euch ganz doll lieb!!! *~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~* Yugi ging in seiner Wohnung auf und ab. Er hatte die Stunden und schließlich die Minuten bis zum Sonnenuntergang gezählt. Er war sich sicher gewesen, dass Yami im Park sein würde, sobald die Nacht angebrochen war. Doch er war noch nicht da. Yugi müsste ihn sonst spüren können, so wie er ihn vor drei Tagen hatte spüren können. Langsam wurde er nervös. Wäre er Raucher gewesen, so hätte er sich nun eine Zigarette angesteckt. Yugi dachte an Joey und daran, wie seltsam es gewesen war, ihn rauchen zu sehen. So viel hatte sich verändert, nachdem das Battle City Turnier zu Ende gegangen war. Yugi wollte nun den Fernseher einschalten um sich ab zu lenken, denn die Minuten zogen sich ins Unendliche. Er griff nach der Fernbedienung und drückte auf den Standby-Knopf. Dann erschien das flackernd Fehrnehbild und erhellte den Raum, während gleichzeitig die monotonen Stimmen der Nachrichtensprecher zu hören waren. Plötzlich riss Yugi die Augen auf. Es war nicht die Sendung, die ihn überrascht hatte, sondern die Gewissheit, dass Yami nun da war. Er konnte ihn also doch noch spüren. Schnell schaltete er den Fernseher aus und wollte gerade seine Wohnung verlassen. Er hatte schon die ganze Zeit seinen Mantel und Schuhe angehabt, so dass er, wie er war, aus der Wohnung stürzen konnte. Er riss die Eingangstüre auf blieb abrupt stehen. Er blickte direkt in zwei große, ebenfalls erstaunte Augen. Direkt vor ihm stand Yami, der die Hand an der Klingel hatte. "Yugi! Ich wollte gerade nach dir schauen, warum du nicht gekommen bist. Ich hab mir Sorgen gemacht." Erleichtert atmete Yugi aus. Es war nur Yami gewesen, den er fast umgerannt hätte. "Hast du auf mich gewartet?", fragte Yugi ihn. "Wenn du zwei Stunden schon 'warten' nennen willst..." "Oh, tut mir leid", sagte Yugi und verbeugte sich leicht, "Ich hab gedacht, ich würde spüren, wenn du da bist. Anscheinend hab ich mich geirrt." "Kommst du nun mit? Ich hatte gedacht, wir gehen zum Hafen. Ich mag den Hafen, weißt du?", meinte Yami. "Am Hafen haben wir uns auch von unseren Freunden verabschiedet, nachdem das Battle City Turnier zu Ende war", meinte Yugi Yami nickte nur und eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Obwohl Yami es sich nicht anmerken lassen wollte, war er sehr bedrückt. Als sie den Hafen erreichten, konnten sie die salzige, stark fischige Meeresluft riechen. Kein besonders stimmungsvolles Aroma. Sie lehnten sich an die Brüstung, die das Meer vom Hafen trennte und schauten in die schwarze Unendlichkeit des Ozeans. Ein frischer ablandiger Wind wehte ihnen die Haare ins Gesicht. "Es tut gut, einfach hier, mit dir zu stehen", sagte Yugi schließlich. "Ja...", antwortete Yami, dessen Blick noch immer auf das Meer gerichtet war. "Ich habe mich entschieden." Nun blickte Yami seinen Freund an. Seine Augen drückten gleichzeitig Hoffnung und Angst aus. "Ich will, dass du noch lange Pharao bleibst." Yugi hatte diese Worte langsam, aber mit fester Stimme gesagt. Nun wandte auch er den Blick vom Ozean ab, um zu sehen, wie sein Freund reagierte. Dieser schaute ihn traurig an. "Es ist verrückt, aber irgendwie hatte ich gehofft, dass du dich anders entscheiden würdest." "Denkst du wirklich, dass ich mich gegen dein Leben entschieden hätte?" Yami schüttelte den Kopf. "Natürlich nicht. Du warst schon immer ein guter Mensch, Yugi. Ich habe mir schon einmal überlegt, dass du selbst ein gütiger Pharao gewesen wärst." "Ich ein Pharao? Mir hat es schon immer die Stärke gefehlt. Ich hätte das Reich höchstens in Anarchie geführt." Yugi wusste, dass genau das schon immer sein Problem gewesen war. Diese Schwäche war nicht nur der Grund dafür gewesen, sich nicht mehr zu duellieren, sondern auch dafür, Großvaters Laden zu behalten. "Yugi, es tut mir so leid, dass ich das tun muss", sagte Yami. "Nein, es ist das Letzte, was ich noch für dich tun kann. Es ist in Wirklichkeit gar kein so großes Opfer, hab ich nicht recht?" Yugi schaute den Pharao fragend an, doch dieser antwortete ihm nicht. Sein Blick war ins Unendliche gerichtet. Lange sagten die beiden nichts. Obwohl sie unglücklich waren, tröste sie die Präsenz des anderen. Schließlich fragte Yugi mit brüchiger Stimme in die Stille hinein :"Ich wäre sowieso gestorben, nicht wahr?" Yami zuckte kaum merklich zusammen. Er holte tief Luft. Dann sagte er einfach nur: "Ja." Also hatte Yugi recht gehabt. Das war der Grund dafür gewesen, warum Yami zusehen konnte, wie Yugi sein Leben opferte und dafür, dass er gerade jetzt aufgetaucht war und nicht Jahre später, wenn Yugi alt und grau gewesen wäre. Nun, er sollte also jung sterben. Warum hatte er nichts Besseres aus seinem Leben machen können? "Bitte quäl mich nicht so lange und bring es zu Ende!", forderte Yugi den Pharao auf. Er hatte Tränen in den Augen, doch Yami schüttelte nachdenklich den Kopf. "Nein. Ich spüre, dass du noch etwas zu erledigen hast. Du bist noch nicht bereit zu gehen." Erstaunt schaute Yugi auf. Von was sprach Yami? "Außerdem hast du noch Zeit. Einen knappen Monat um genau zu sein. Nutze die Zeit, die dir noch bleibt. In einem Monat komme ich wieder und dieses Mal lasse ich dich auch spüren, wenn ich da bin", sagte Yami, bevor er sich umdrehte, mit großen Schritten davon ging und einen ratlosen Yugi zurück ließ. "Warte!", rief Yugi plötzlich. Der Pharao blieb stehen und zeigte Yugi damit, dass er bereit war, ihm zu zu hören. "Es ist mein Abgang, also kann ich selbst entscheiden, wann ich gehe", sagte Yugi laut, "Und ich will, dass du morgen Abend wieder kommst!" Nun drehte Yami sich ruckartig um und starrte seinen Freund an. Dieser fuhr fort: "Das ist mein letzter Wunsch, du wirst ihn mir doch nicht abschlagen?" Nach unendlich scheinenden Sekunden, in denen Yami nur unbeweglich da gestanden war, sagte er: "Wie du willst, Yugi." Nun war die Entscheidung also endgültig gefallen. [Kapitel 5: Kirschblüte] Kapitel 5: Kirschblüte ---------------------- Das hier ist mein Lieblingskapitel. Ihr merkt vielleicht, dass sich die Story ihrem Ende zuneigt... Ja ja *seufz*. Dies ist bislang die einzige FF, die ich so zu Ende bringe, wie ich es geplant hatte. Wie ihr im Titel sehen könnt, ist es die erste Staffel zu einer FF-Reihe, die ich 'Tag und Nacht' nenne. Ich danke KaitoKidGirl für ihren lieben Kommi! *knuffz* Ich bin froh, dass überhaupt jemanden gibt, der die Story liest. Wenn man mal mehrere Kommis bekommen hat, wird man oft gierig und es können nie genug sein. Ich will mich in Bescheidenheit üben und meiner lieben Kaito noch mehr danken! Ich danke auch ganz herzlich Lily und Yami-Malik, die die Geschichte ebenfalls verfolgt und einen lieben Kommi dagelassen haben. Genug an nerviger Anmerkung. Vorhang auf für 'Kirschblüte'! *~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~* Kirschblüten stehen für Vergänglichkeit. Die kurze Dauer aller schönen Dinge auf dieser Welt. Würden die Kirschblüten das ganze Jahr über blühen, so würden die Menschen nicht kommen um sie zu bewundern. Was wäre Glück für uns, wenn es nicht vergänglich wäre? Wüssten wir es überhaupt zu schätzen? Für Tea waren die Kirschblüten wie die Zeit, die sie mit Yugi hatte verbringen dürfen. Es war nicht immer perfekt gewesen, doch wenn sie bei ihm gewesen war, so hatte sie doch das Gefühl gehabt, dort gewesen zu sein, wo sie hin wollte. Doch wie kann man eine so empfindliche Pracht wie die Kirschblüten bewahren, ohne dabei zu zerstören? Tea verstand nun, dass sie Yugi nicht hätte halten können, egal, was sie getan hätte. Der Kirschbaum war kahl. Die schönen Blüten waren nun ein Teil der Natur geworden. Nicht verschwunden und doch unsichtbar. Auch das Glück, dass sie mit Yugi empfunden hatte, war nicht verschwunden. Tief in ihrem Herzen war es wie ein Dorn, der sie ständig schmerzte. Am liebsten wollte sie ihn nie wieder sehen, denn er hatte ihr klar gemacht, dass sie ihm nicht wichtig genug war. Immer, wenn sie ihn nun wieder sah, stach der Dorn etwas tiefer in ihr Herz und irgendwann wäre die Wunde so groß, dass sie nie wieder verheilen würde. Nein, sie wollte Yugi nicht mehr sehen. "Gardner-san?", fragte die junge Frau neben Tea. "Oh, Entschuldigung. Ich war in Gedanken. Tut mir sehr leid. Wissen sie, die Kirschbäume, sie stimmen mich so nachdenklich." Die Frau nickte. Tea saß mit ihr im Garten des Krankenhauses auf einer Bank. Die Frau war ihre Klientin. Eine Frau, die es nicht fertig brachte, ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen. "Nun, was denken sie?", fragte die ehemals hübsche Frau, deren Gesicht nun jedoch verquollen und von Blutergüssen übersät war. Tea war so in ihren Gedanken gewesen, dass sie die Frage ihrer Klientin einfach überhört hatte. "Oh, entschuldigen sie-", setzte sie an, wurde jedoch von einem jungen Pfleger, der zu ihnen hinüber eilte, unterbrochen. "Tea Gardner?", fragte er. "Ja, das bin ich." "Am Empfang wartet ein junger Mann, der sie unbedingt sprechen will. Er meinte, es sei dringend." 'Yugi', war Teas erster, hoffnungsvoller Gedanke. "Ich habe hier eine Klientin, ich kann jetzt wirklich nicht. In einer halben Stunde habe ich aber Feierabend. Können sie ihn fragen, ob er solange warten könnte?" Am liebsten wäre Tea zum Empfang gelaufen um nach zu schauen, ob es nicht doch Yugi sein könnte, doch die arme Frau neben ihr ging vor. Zuerst musste sie ihr helfen, oder es zumindest versuchen. Yugi spielte unbewusst mit seinen Händen. Sie zerknüllten den Werbeprospekt in seiner Hand. Als er sich dessen bewusst wurde, stand er auf und warf das Papier in den Mülleimer. Dabei kam er Tea, die gerade auf ihn zu ging, ein paar Schritte entgegen. "Hallo Tea", sagte er. Der Anblick ihrer traurigen Augen brach ihm fast das Herz. "Yugi, was machst du denn hier?", fragte sie mit einer leicht zitternden Stimme. "Ich will mich von dir verabschieden." Tea war überrascht. Sie hatten sich im Prinzip schon vor einiger Zeit verabschiedet gehabt. "Du gehst fort?" Yugi nickte. "Ich werde nicht mehr zurück kommen und deshalb wollte ich noch einmal mit dir reden. Wollen wir vielleicht ein paar Schritte gehen?" Noch immer war Tea ein einziges Fragezeichen doch sie stimmte zu und die beiden verließen das Krankenhaus, in dem es nach Desinfektionsmittel und Krankheit roch. "Wo gehst du denn hin?" "Ich brauche etwas Zeit für mich. Ich werde schauen, wohin es mich verschlägt." Tea wunderte sich, warum Yugi trotzdem so genau wusste, dass er nicht wiederkommen würde. Noch eine weitere Frage brannte ihr auf der Zunge. "Was ist mit dem Laden?" Wie konnte es Yugi überhaupt übers Herz bringen, den Laden auf zu geben, nachdem er es nicht einmal für sie getan hatte? "Ich habe ihn heute morgen verkauft." Es gab einen Interessenten, dem er Bescheid gegeben und mit dem er den Kaufvertrag noch am selben Tag abgewickelt hatte. Ihm war klar, dass er Tea mit seinen Worten das Herz zum zweiten Mal brach, doch er musste einfach mit ihr reden, schließlich war dies seine letzte Chance. In weniger als einer Stunde würde bereits die Sonne untergehen. "Warum bist du gekommen?", fragte Tea noch einmal. Sie fühlte sich furchtbar, aber gleichzeitig war sie unendlich froh, bei Yugi sein zu können. "Ich bin ich nicht gekommen um dich zu verletzen." Tea schaute ihn nun an und versuchte, sich jedes Detail seines Gesichts ein zu prägen. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen", sprach Yugi weiter. Tea sagte nichts, der Dorn, der sich in ihr Herz bohrte, fühlte sich nun mehr an wie ein Dolch. "Für was?", fragte Tea, "Weil du fort gehst?" "Nein, für damals, als ich zu feige gewesen bin, die richtige Entscheidung zu treffen." Seltsamerweise war Tea nicht überrascht. Sie hatte so ein Geständnis schon beinahe vermutet. Sie war schließlich nicht dumm, sie hatte immer gewusst, was Yugi für sie empfand. "Was du an diesem Abend gesagt hattest war alles wahr. Ich hab mich verändert und ich habe für eine fixe Idee gelebt. Du hattest recht, aber ich wollte es nicht einsehen. Ich wollte nicht einsehen, dass das Schlimmste, was mir passieren konnte, war, dich zu verlieren." Tea sah, wie Yugis Augen glasig wurden. "Du Dummkopf. Das weiß ich doch alles", sagte sie. Erstaunt blickte Yugi sie an. "Du wusstest es? Wieso hast du nie etwas gesagt? Du hättest doch..." "Was hätte ich tun sollen, Hm? Du musstest es selbst einsehen, nicht ich." Mit ihren Worten hatte Tea Yugi ganz schön aus dem Konzept gebracht. War er wirklich so dumm gewesen, dass er nicht verstanden hatte, was in Tea vor gegangen war? War sie ihm denn schon immer einen Schritt voraus gewesen? Nun lächelte Tea, obwohl ihre Augen noch immer traurig blickten. "Ach Yugi. Es ist schön zu wissen, dass du doch noch nicht ganz erwachsen geworden bist. Hast du wirklich so lange gebraucht, um ein zu sehen, das du damals Unrecht hattest?" In diesem Moment verliebte sich Tea noch einmal neu in ihren Yugi, der so unschuldig und jung aussah, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. "Ich habe so lange darauf gewartet, dass du es verstehst und ich habe mich damit abgefunden, dass ich vergeblich gewartet habe", sie macht eine Pause, in der sie tief Luft holte, "Und jetzt sagst du mir, dass du fort gehst? Ich frage dich jetzt zum Letzten Mal. Warum gehst du gerade jetzt?" "Würdest du mir denn noch eine Chance geben, wenn ich jetzt nicht gehen würde?", fragte Yugi. Tea schaute auf den Boden und meinte traurig: "Ich weiß es nicht, Yugi. Du lässt mir ja keine Wahl." Yugi schluckte heftig. Am liebsten würde er ihr sofort die Wahrheit erzählen, doch er konnte nicht. Er schlug die Hände vors Gesicht. Dann nahm er sie wieder herunter, blickte Tea ernst an und sagte: "Dies ist die letzte Gelegenheit, dir zu sagen, dass ich dich liebe, dich immer geliebt habe. Ich weiß, dass ich dich mit meinen Worten verletze und wenn es nach mir gehen würde, würde ich hier bleiben und bei dir bis in alle Ewigkeiten auf Knien um Vergebung bitten, aber ich kann nicht." "Ach Yugi. Ich weiß, was du fühlst und ich glaube dir. Ich weiß nicht, warum du gehen musst, aber tu es einfach. Ich werde dich nicht mehr fragen, warum du gehst." Inzwischen liefen Tea Tränen über die Wange und topften auf ihr Shirt. Als Yugi das sah, streckte er die Hand aus, um ihre Tränen weg zu wischen. Tea wollte seine Hand noch wegstoßen, denn sie wusste, dass sie verloren wäre, sobald Yugi sie berühren würde. Doch sie ließ es mit sich geschehen. Sie spürte seine zarten warmen Finger auf ihrer Haut und ein heftiger Schauer durchfuhr sie. Als Yugi hörte, wie sie nun laut schluchzte, schlang er seine Arme um sie und drückte sie an sich. Wie lange hatte sich Yugi nach ihrer Nähe gesehnt. Nun waren sie beide verloren. Ich denke nicht, daß die Kirschblüten so früh schon fallen - des Menschen Herz dagegen wartet nicht einmal das Wehen des Windes ab [Ki no Tsurayuki] [Kapitel 6: Es gibt immer einen neuen Tag] Kapitel 6: Es gibt immer einen neuen Tag ---------------------------------------- Ich danke all denen, die meine Geschichte gelesen und denen, die sie kommentiert haben. KaitoKidGirl, dein Name kommt zuerst. Kareo, Lily, Yami-Malik und Dayari, an euch alle auch ein ganz herzliches 'merci beaucoup'! Mit Onitsuka Chihiros Infection im Ohr beendete ich 'Das Ende der Nacht'. Oje, ich hätte beim Schreiben fast weinen müssen. ICH WILL NOCH NICHT AUFHÖREN! Naja, darum schreibe ich ja auch an einer zweiten Staffel. Außerdem sind es noch zu wenig Wörter. Ich hab nämlich die magische 10 000 Wort-Grenze doch nicht erreicht (Die dämlichen Anmerkungen zählen nicht). Trotzdem ist das hier das Ende. Weint mit mir... Scheinwerfer an für den letzten Akt: ~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~ Yugis Schritte waren langsam, als er zum Park ging. Noch immer war er von Teas Wärme erfüllt und er konnte nicht glauben, dass ihm noch einmal ein solches Glück widerfahren war. Tea war mit zu Yugis Wohnung gegangen, wo sie sich das größte und letzte Liebesgeständnis gemacht hatten. Es war das Schönste gewesen, das Yugi je erlebt hatte. Sie hatten Abschied voneinander genommen, aber Yugi war glücklich, dass er mit dem Gedanken an diesen kurzen aber wunderschönen Abend würde sterben dürfen. Als sie nebeneinander in seinem Bett gelegen waren, war Yugi jedoch von der Realität eingeholt worden. Er hatte gespürt, dass Yami ihn gerufen hatte. Mit einem Lächeln erinnerte er sich an die Worte, die er Tea in diesem Moment ins Ohr geflüstert hatte. 'Was? Ich bin noch nicht im Himmel?' Tea hatte seine Worte zwar verstanden, doch ihr wahrer Sinn war ihr entgangen. Als sie sich verabschiedet hatten, hatte sie nicht geweint und er war ihr dankbar dafür. Unendlich dankbar. Als er Yami auf der Parkbank sitzen sah, wusste Yugi, dass er nun bereit war für seine letzte Reise. Alles schien nun einen Sinn zu geben und obwohl er Angst hatte, vor dem, was ihn erwarten sollte, fühlte er sich ruhig und glücklich. "Hallo Yami." "Yugi." Yami stand auf, als er seinen Freund kommen sah. Er war nervös und hatte ein schalen Geschmack auf der Zunge. Er wollte das nicht tun. Sie schauten sich einen Moment lang einfach nur an. Yami war überrascht, wie zufrieden und ruhig Yugi aussah. Im Vergleich zu ihrem letzten Treffen, das noch keine 24 Stunden her war, hatte er sich sehr verändert. Seine Gesichtszüge waren weich und jede Anspannung schien aus ihnen gewichen zu sein. Vielleicht war es doch gut, dass Yugi es noch heute Nacht zu Ende bringen wollte. Ihm fiel ein altes japanisches Gedicht ein, dass er einmal gehört hatte: Zusammen schauten wir immer wieder den Herbstmond; es nun alleine zu tun wird wirklich traurig sein. Soweit er sich erinnern konnte, war es von Saigyô. Eine wunderbare Stille umgab die beiden. Außer dem Zirpen vereinzelter Grillen war nichts zu hören. Dann fiel Yugis Blick auf den Gegenstand in Yamis Hand. Er war in Gedanken immer noch bei Tea gewesen, so dass er seinen Freund nun zum ersten Mal bewusst wahrnahm. Yami bemerkte Yugis Blick. Er wusste, dass der Millenniumsstab schlechte Erinnerungen in ihm weckte. "Keine Angst", sagte er, "Ich weiß, wie ich den Millenniumsstab einsetzen muss. Ich werde deine Seele schon nicht ins Reich der Schatten verbannen. Vertrau mir einfach, in Ordnung?" Yugi zögerte noch kurz, dann nickte er. Natürlich würde er Yami vertrauen, das hatte er immer getan. Yami ging zu einer Bank und setzte sich. Yugi tat es ihm nach. "Der Millenniumsstab kann auch gute Dinge tun, genauso wie jeder andere Millenniumsgegenstand", sagte Yami. "Fang einfach an, ja?" Yugi wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen, denn er wollte an Tea denken, wenn er starb. Je länger Yami es hinaus zögern würde, desto mehr würde ihr Bild vor seinen Augen verschwinden und die Kälte zurück in sein Herz gelangen. "Yugi, ich wollte dir noch sagen, dass du der beste Mensch bist, den es gibt." Dann hob er den Millenniumsstab und richtete seine Spitze auf Yugi. Yugi sog scharf die Luft ein. "Nein!", rief er plötzlich. Yami hielt überrascht, aber ohne zu zögern inne. Ein grausamer Hoffnungsschimmer breitete sich in seinen Gedanken aus. Würde Yugi es sich doch noch anders überlegen? "Ich möchte noch eines wissen, bevor du anfängst." Der Hoffnungsschimmer in Yamis Herz erlosch so schnell wieder, wie er gekommen war. "Wie wäre ich gestorben?", fragte er den Pharao. Dieser blickte Yugi sehr tief in die Augen, in denen sich nun doch die Angst ausbreitete. Es war nicht die Angst vor der Antwort, sondern schlicht die Angst vor dem Tod. Yami musste sich beeilen, denn er wollte es Yugi so leicht wie möglich machen. Trotzdem musste er seine Frage nun beantworten. "Du hättest dir selbst das Leben genommen." Yami tat es weh, diese Worte zu sprechen, da sie ihm nur überdeutlich ins Bewusstsein riefen, wie unglücklich sein Freund all die Jahre lang gewesen war. "Selbstmord?", murmelte Yugi, doch überraschender Weise begann er zu lächeln. "Dann ist es also so, wie ich gedacht habe." "Du hast es gewusst?", fragte Yami, doch dann wurde ihm klar, dass Yami sicherlich schon öfters an Selbstmord gedacht haben musste. "Es ist richtig, genau so, wie es ist", sagte Yugi leise, "Bitte fang endlich an." Yami nickte nur. Seine Augen, die oft sehr hart und entschlossen waren, schienen nun einfach nur leer zu sein, doch Yugi wusste, dass er auf seine Art gerade um ihn trauerte. Auch wenn er nicht weinen würde, so wusste Yugi, dass er den Schmerz sehr tief empfinden konnte. Langsam hob er den Millennuimsstab und richtete ihn erneut auf Yugi. Beim ersten Mal war Yugi erschrocken, da all die schrecklichen Erinnerungen an Marik wiedergekehrt waren. Obwohl der Gedanke an Tea ihn beruhigte und tröstete, fürchtete er sich. Ohne Tea hätte er dies wohl gar nicht durchgestanden. Yami schloss nun seine Augen. Er murmelte Worte in einer Sprache, die nur altäyptisch sein konnte. Ein Gebet an den Tod. Gleichzeitig sprach Yugi in Gedanken sein eigenes Gebet. 'Ich danke dir für deine Liebe, Tea und noch mehr danke ich dir für dein gütiges Herz. Dort wo ich hinkomme, werde ich um dich bitten. Im Himmel werde ich darum bitten, dass die Götter dich begleiten werden. Komme ich in die Hölle, so werde ich die Dämonen darum bitten, dich nicht anzurühren. Ich werde dich ewig lieben. Sei glücklich und lebe.' Gleichzeitig beendeten die beiden ihre Gebete. Der Millenniumsstab leuchtete golden auf und umfing Yugi mit einem warmen Licht. 'Das ist also der Tod', dachte er, doch plötzlich erlosch das Licht und nichts schien sich verändert zu haben. Noch immer saß er auf der Bank im Park, noch immer konnte er das Zirpen der Grillen hören und noch immer saß Yami neben ihm und schaute ihn mit großen Augen an. 'Hat es etwa nicht funktioniert?' überlegte Yugi, doch auf einmal schien alle Kraft aus ihm zu weichen. Mit einem langen Seufzer sank er in Yamis Arme. Er fühlte sich so unglaublich schwach. "Yugi?" Yamis besorgte Stimme schien sehr weit weg zu sein. Wie durch Watte nahm Yugi sie wahr. Alle seine Sinne schienen ihn, zusammen mit seiner Kraft, verlassen zu haben. Mit seiner Hand umfasste Yami vorsichtig Yugis Kinn und hob es leicht an, damit er ihn ansehen konnte. Obwohl Yugis Blick glasig und abwesend war, wusste Yami, dass sein Geist noch nicht verschwunden war. "Hab keine Angst", sagte er mit ruhiger, beherrschter Stimme, doch in seinem Inneren sah es anders aus. Er tötete gerade den Menschen, der ihm am meisten bedeutete. Er war mehr wie ein Freund für ihn gewesen. Sie hatten sich nicht nur eine Zeit lang den Körper geteilt, sondern auch ihre Gedanken. Er hielt den Körper seines Freundes in den Armen und fühlte seine Schwäche. Im Geiste starb er gerade gemeinsam mit Yugi. Auf einmal wurde dessen Blick wieder klar. Zwar hatte er noch immer keine Kraft um seinen Kopf zu heben, doch er begann zu sprechen. "Du musst mir etwas versprechen, Yami." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Was immer du willst", sagte Yami und er meinte es ernst. Wenn Yugi von ihm verlangen würde, sich auf der Stelle zu erhängen, so hätte er es getan. "Lass Tea nicht alleine. Sie braucht dich nun. Sie brauch dich dringend. Ich will, dass du sie zum Lächeln bringst." Yami war sprachlos. Er, der so gut wie niemals lächelte, sollte Tea zum Lächeln bringen? Im Moment hatte damit zu kämpfen, selbst nicht zu weinen. Doch er konnte stark sein, schließlich hatte er sich auf das hier vorbereitet gehabt. In Gedanken war er die Situation unzählige Male durchgegangen, so lange, bis er gemeint hatte, sie durchstehen zu können. Dann sah er, dass Yugi lachte. Er wunderte sich, dass er überhaupt noch die Kraft dazu hatte und selbst schien er es gar nicht zu merken, wie sich seine Mundwinkel nach oben zogen. "Ich hätte es nie getan", flüstert Yugi. "Was meinst du? Yugi, von was sprichst du denn?" Yami schob Yugis Worte auf den Tod, der ihn allmählich umfing und seine Sinne vernebelte, doch ein Blick in seine Augen sagte ihm, dass er seine Worte mit Bedacht gewählt hatte. "Ich hätte mich niemals selbst getötet." Yugi sagte dies mit einer Bestimmtheit, als wäre dies die logischste Sache der Welt. "Ach Yugi, ist schon gut", sagte Yami. Er flüsterte nun ebenfalls und umfasste seinen Freund noch etwas fester. "Nein Yami, du verstehst nicht. Ich hatte Angst vor dem Tod. Ich hätte es nie tun können. Nie." Yami hielt die Luft an. Was Yugi da sagte war Blödsinn, er wollte sicherlich nur seine Ehre retten. Es konnte ganz einfach nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein. Außerdem war es völlig unlogisch. "Aber warum habe ich es dann im Orakel gesehen? Das ist unmöglich, die Prophezeiungen waren noch nie falsch gewesen. Kein einziges Mal, Yugi". Yami schrie nun schon fast, doch Yugi lächelte sanft. "Weil du es glauben solltest", flüsterte er. Sein Körper schien nun von einer goldenen Aura umgeben zu sein, die sich in seinen Augen widerspiegelte. Er sah sehr glücklich und wunderschön aus. "Das kann nicht sein! Yugi, sag mir, dass das nicht wahr ist!" Eine grausame Panik erfasste Yami. 'Es durfte ganz einfach nicht wahr sein', wiederholte er die Worte im Geiste wie eine Beschwörungsformel. "Es gibt alles einen Sinn. Es ist richtig, so wie es ist. Mach dir keine Vorwürfe, Yami. Es war Schicksal", sagte Yugi. Seine Stimme war nur noch ein Hauch. Yami fühlte sich, als würde sein Herz von einer kalten Hand zusammengepresst werden. Er bekam keine Luft mehr und bittere Tränen stiegen nun, trotz seiner Vorsätze, nicht zu weinen, in seine Augen. "Nein, Yugi! Nein! Du irrst dich! YUGI!", rief er verzweifelt. Doch Yugi schien ihn schon nicht mehr zu hören. Yami zog seinen schwachen Körper zu sich und rief immer wieder seinen Namen. Das konnte doch nur ein schrecklicher Alptraum sein. Er hatte Yugi getötet. Oh Ra, er brachte seinen besten Freund eigenhändig um! Er hätte nicht sterben müssen! Yamis Tränen fielen auf Yugis blasse Wangen und glitzerten dort wie die Sterne über ihnen. Was hatte er bloß getan? Wie würde er sich das jemals verzeihen können? Plötzlich schlug Yugi seine Augen noch einmal auf und schaute Yami an. "Ich bin froh, dass ich noch einmal solch eine Chance bekommen habe. Ich danke dir Yami." Yami schaute seinen sterbenden Freund verzweifelt an. Dann schlang er seine Arme noch fester um ihn, vergrub sein Gesicht in Yugis Brust und weinte hemmungslos. Yugi spürte die heißen Tränen seines Freundes auf seiner Brust, hörte seine verzweifelten Rufe, doch alles schien schon sehr weit fort zu sein. Er konnte spüren, wie die Wärme allmählich aus seinem Körper wich und in seine Seele wanderte. Er wusste, wie verzweifelt Yami nun war, doch genauso sicher wusste er, dass er sich wieder zusammen reißen würde, allein um seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Tea... In diesem Moment war Yugi glücklich. Sein Leben hatte nun einen Sinn gehabt. Auch Yami würde dies eines Tages einsehen. Yami konnte sich hingegen nicht vorstellen, jemals wieder mit dem Weinen auf zu hören. Wie konnte Yugi ihm nur danken? Er tötete ihn! Yugis Körper wurde immer leichter und zarter, bis Yamis Tränen nicht mehr auf seiner Brust landeten und den Stoff seines Hemdes durchweichten, sondern einfach durch ihn hindurch fielen. 'Nein Yugi! Nein! Geh nicht! Tu mir das nicht an! Bitte nicht!' Dann verblasste der goldene Schein und Yugis Körper löste sich auf, als hätte er nie existiert. Yami griff ins Leere und umfasste anstatt Yugis Körper nun seinen eigenen. Nun saß er alleine im dunklen Park und es war ihm egal, ob jemand sein Schluchzen hören konnte. Yugi spürte, wie sein Geist seinen Körper verließ. Er war noch immer von goldenem Licht umfangen, dass seine Seele wärmte. War das der Himmel? Es war jedenfalls wunderschön. Er konnte nur noch eine leise und sanfte Stimme in seinem Kopf hören, die immer wieder den gleichen Satz sprach. Es war Teas Stimme. Ihre Abschiedsworte. Ja, das war es, was er immer gewollt hatte. Er würde nun bis in alle Ewigkeiten ihre süßen Worte hören können. 'Es gibt also doch Kirschblüten im September.' Am Horizont erschien währenddessen bereits ein dünner Streifen orangenen Lichts, das den neuen Tag ankündigte. Einen Tag, den Yugi niemals sehen würde. So zart, die Flocke in meiner offenen Hand - nicht mehr als ein Hauch. Werde auch ich so verschwinden am Ende der Nacht? Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)