Das Ende der Nacht von abgemeldet (Tag und Nacht, Staffel 1) ================================================================================ Kapitel 6: Es gibt immer einen neuen Tag ---------------------------------------- Ich danke all denen, die meine Geschichte gelesen und denen, die sie kommentiert haben. KaitoKidGirl, dein Name kommt zuerst. Kareo, Lily, Yami-Malik und Dayari, an euch alle auch ein ganz herzliches 'merci beaucoup'! Mit Onitsuka Chihiros Infection im Ohr beendete ich 'Das Ende der Nacht'. Oje, ich hätte beim Schreiben fast weinen müssen. ICH WILL NOCH NICHT AUFHÖREN! Naja, darum schreibe ich ja auch an einer zweiten Staffel. Außerdem sind es noch zu wenig Wörter. Ich hab nämlich die magische 10 000 Wort-Grenze doch nicht erreicht (Die dämlichen Anmerkungen zählen nicht). Trotzdem ist das hier das Ende. Weint mit mir... Scheinwerfer an für den letzten Akt: ~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~ Yugis Schritte waren langsam, als er zum Park ging. Noch immer war er von Teas Wärme erfüllt und er konnte nicht glauben, dass ihm noch einmal ein solches Glück widerfahren war. Tea war mit zu Yugis Wohnung gegangen, wo sie sich das größte und letzte Liebesgeständnis gemacht hatten. Es war das Schönste gewesen, das Yugi je erlebt hatte. Sie hatten Abschied voneinander genommen, aber Yugi war glücklich, dass er mit dem Gedanken an diesen kurzen aber wunderschönen Abend würde sterben dürfen. Als sie nebeneinander in seinem Bett gelegen waren, war Yugi jedoch von der Realität eingeholt worden. Er hatte gespürt, dass Yami ihn gerufen hatte. Mit einem Lächeln erinnerte er sich an die Worte, die er Tea in diesem Moment ins Ohr geflüstert hatte. 'Was? Ich bin noch nicht im Himmel?' Tea hatte seine Worte zwar verstanden, doch ihr wahrer Sinn war ihr entgangen. Als sie sich verabschiedet hatten, hatte sie nicht geweint und er war ihr dankbar dafür. Unendlich dankbar. Als er Yami auf der Parkbank sitzen sah, wusste Yugi, dass er nun bereit war für seine letzte Reise. Alles schien nun einen Sinn zu geben und obwohl er Angst hatte, vor dem, was ihn erwarten sollte, fühlte er sich ruhig und glücklich. "Hallo Yami." "Yugi." Yami stand auf, als er seinen Freund kommen sah. Er war nervös und hatte ein schalen Geschmack auf der Zunge. Er wollte das nicht tun. Sie schauten sich einen Moment lang einfach nur an. Yami war überrascht, wie zufrieden und ruhig Yugi aussah. Im Vergleich zu ihrem letzten Treffen, das noch keine 24 Stunden her war, hatte er sich sehr verändert. Seine Gesichtszüge waren weich und jede Anspannung schien aus ihnen gewichen zu sein. Vielleicht war es doch gut, dass Yugi es noch heute Nacht zu Ende bringen wollte. Ihm fiel ein altes japanisches Gedicht ein, dass er einmal gehört hatte: Zusammen schauten wir immer wieder den Herbstmond; es nun alleine zu tun wird wirklich traurig sein. Soweit er sich erinnern konnte, war es von Saigyô. Eine wunderbare Stille umgab die beiden. Außer dem Zirpen vereinzelter Grillen war nichts zu hören. Dann fiel Yugis Blick auf den Gegenstand in Yamis Hand. Er war in Gedanken immer noch bei Tea gewesen, so dass er seinen Freund nun zum ersten Mal bewusst wahrnahm. Yami bemerkte Yugis Blick. Er wusste, dass der Millenniumsstab schlechte Erinnerungen in ihm weckte. "Keine Angst", sagte er, "Ich weiß, wie ich den Millenniumsstab einsetzen muss. Ich werde deine Seele schon nicht ins Reich der Schatten verbannen. Vertrau mir einfach, in Ordnung?" Yugi zögerte noch kurz, dann nickte er. Natürlich würde er Yami vertrauen, das hatte er immer getan. Yami ging zu einer Bank und setzte sich. Yugi tat es ihm nach. "Der Millenniumsstab kann auch gute Dinge tun, genauso wie jeder andere Millenniumsgegenstand", sagte Yami. "Fang einfach an, ja?" Yugi wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen, denn er wollte an Tea denken, wenn er starb. Je länger Yami es hinaus zögern würde, desto mehr würde ihr Bild vor seinen Augen verschwinden und die Kälte zurück in sein Herz gelangen. "Yugi, ich wollte dir noch sagen, dass du der beste Mensch bist, den es gibt." Dann hob er den Millenniumsstab und richtete seine Spitze auf Yugi. Yugi sog scharf die Luft ein. "Nein!", rief er plötzlich. Yami hielt überrascht, aber ohne zu zögern inne. Ein grausamer Hoffnungsschimmer breitete sich in seinen Gedanken aus. Würde Yugi es sich doch noch anders überlegen? "Ich möchte noch eines wissen, bevor du anfängst." Der Hoffnungsschimmer in Yamis Herz erlosch so schnell wieder, wie er gekommen war. "Wie wäre ich gestorben?", fragte er den Pharao. Dieser blickte Yugi sehr tief in die Augen, in denen sich nun doch die Angst ausbreitete. Es war nicht die Angst vor der Antwort, sondern schlicht die Angst vor dem Tod. Yami musste sich beeilen, denn er wollte es Yugi so leicht wie möglich machen. Trotzdem musste er seine Frage nun beantworten. "Du hättest dir selbst das Leben genommen." Yami tat es weh, diese Worte zu sprechen, da sie ihm nur überdeutlich ins Bewusstsein riefen, wie unglücklich sein Freund all die Jahre lang gewesen war. "Selbstmord?", murmelte Yugi, doch überraschender Weise begann er zu lächeln. "Dann ist es also so, wie ich gedacht habe." "Du hast es gewusst?", fragte Yami, doch dann wurde ihm klar, dass Yami sicherlich schon öfters an Selbstmord gedacht haben musste. "Es ist richtig, genau so, wie es ist", sagte Yugi leise, "Bitte fang endlich an." Yami nickte nur. Seine Augen, die oft sehr hart und entschlossen waren, schienen nun einfach nur leer zu sein, doch Yugi wusste, dass er auf seine Art gerade um ihn trauerte. Auch wenn er nicht weinen würde, so wusste Yugi, dass er den Schmerz sehr tief empfinden konnte. Langsam hob er den Millennuimsstab und richtete ihn erneut auf Yugi. Beim ersten Mal war Yugi erschrocken, da all die schrecklichen Erinnerungen an Marik wiedergekehrt waren. Obwohl der Gedanke an Tea ihn beruhigte und tröstete, fürchtete er sich. Ohne Tea hätte er dies wohl gar nicht durchgestanden. Yami schloss nun seine Augen. Er murmelte Worte in einer Sprache, die nur altäyptisch sein konnte. Ein Gebet an den Tod. Gleichzeitig sprach Yugi in Gedanken sein eigenes Gebet. 'Ich danke dir für deine Liebe, Tea und noch mehr danke ich dir für dein gütiges Herz. Dort wo ich hinkomme, werde ich um dich bitten. Im Himmel werde ich darum bitten, dass die Götter dich begleiten werden. Komme ich in die Hölle, so werde ich die Dämonen darum bitten, dich nicht anzurühren. Ich werde dich ewig lieben. Sei glücklich und lebe.' Gleichzeitig beendeten die beiden ihre Gebete. Der Millenniumsstab leuchtete golden auf und umfing Yugi mit einem warmen Licht. 'Das ist also der Tod', dachte er, doch plötzlich erlosch das Licht und nichts schien sich verändert zu haben. Noch immer saß er auf der Bank im Park, noch immer konnte er das Zirpen der Grillen hören und noch immer saß Yami neben ihm und schaute ihn mit großen Augen an. 'Hat es etwa nicht funktioniert?' überlegte Yugi, doch auf einmal schien alle Kraft aus ihm zu weichen. Mit einem langen Seufzer sank er in Yamis Arme. Er fühlte sich so unglaublich schwach. "Yugi?" Yamis besorgte Stimme schien sehr weit weg zu sein. Wie durch Watte nahm Yugi sie wahr. Alle seine Sinne schienen ihn, zusammen mit seiner Kraft, verlassen zu haben. Mit seiner Hand umfasste Yami vorsichtig Yugis Kinn und hob es leicht an, damit er ihn ansehen konnte. Obwohl Yugis Blick glasig und abwesend war, wusste Yami, dass sein Geist noch nicht verschwunden war. "Hab keine Angst", sagte er mit ruhiger, beherrschter Stimme, doch in seinem Inneren sah es anders aus. Er tötete gerade den Menschen, der ihm am meisten bedeutete. Er war mehr wie ein Freund für ihn gewesen. Sie hatten sich nicht nur eine Zeit lang den Körper geteilt, sondern auch ihre Gedanken. Er hielt den Körper seines Freundes in den Armen und fühlte seine Schwäche. Im Geiste starb er gerade gemeinsam mit Yugi. Auf einmal wurde dessen Blick wieder klar. Zwar hatte er noch immer keine Kraft um seinen Kopf zu heben, doch er begann zu sprechen. "Du musst mir etwas versprechen, Yami." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Was immer du willst", sagte Yami und er meinte es ernst. Wenn Yugi von ihm verlangen würde, sich auf der Stelle zu erhängen, so hätte er es getan. "Lass Tea nicht alleine. Sie braucht dich nun. Sie brauch dich dringend. Ich will, dass du sie zum Lächeln bringst." Yami war sprachlos. Er, der so gut wie niemals lächelte, sollte Tea zum Lächeln bringen? Im Moment hatte damit zu kämpfen, selbst nicht zu weinen. Doch er konnte stark sein, schließlich hatte er sich auf das hier vorbereitet gehabt. In Gedanken war er die Situation unzählige Male durchgegangen, so lange, bis er gemeint hatte, sie durchstehen zu können. Dann sah er, dass Yugi lachte. Er wunderte sich, dass er überhaupt noch die Kraft dazu hatte und selbst schien er es gar nicht zu merken, wie sich seine Mundwinkel nach oben zogen. "Ich hätte es nie getan", flüstert Yugi. "Was meinst du? Yugi, von was sprichst du denn?" Yami schob Yugis Worte auf den Tod, der ihn allmählich umfing und seine Sinne vernebelte, doch ein Blick in seine Augen sagte ihm, dass er seine Worte mit Bedacht gewählt hatte. "Ich hätte mich niemals selbst getötet." Yugi sagte dies mit einer Bestimmtheit, als wäre dies die logischste Sache der Welt. "Ach Yugi, ist schon gut", sagte Yami. Er flüsterte nun ebenfalls und umfasste seinen Freund noch etwas fester. "Nein Yami, du verstehst nicht. Ich hatte Angst vor dem Tod. Ich hätte es nie tun können. Nie." Yami hielt die Luft an. Was Yugi da sagte war Blödsinn, er wollte sicherlich nur seine Ehre retten. Es konnte ganz einfach nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein. Außerdem war es völlig unlogisch. "Aber warum habe ich es dann im Orakel gesehen? Das ist unmöglich, die Prophezeiungen waren noch nie falsch gewesen. Kein einziges Mal, Yugi". Yami schrie nun schon fast, doch Yugi lächelte sanft. "Weil du es glauben solltest", flüsterte er. Sein Körper schien nun von einer goldenen Aura umgeben zu sein, die sich in seinen Augen widerspiegelte. Er sah sehr glücklich und wunderschön aus. "Das kann nicht sein! Yugi, sag mir, dass das nicht wahr ist!" Eine grausame Panik erfasste Yami. 'Es durfte ganz einfach nicht wahr sein', wiederholte er die Worte im Geiste wie eine Beschwörungsformel. "Es gibt alles einen Sinn. Es ist richtig, so wie es ist. Mach dir keine Vorwürfe, Yami. Es war Schicksal", sagte Yugi. Seine Stimme war nur noch ein Hauch. Yami fühlte sich, als würde sein Herz von einer kalten Hand zusammengepresst werden. Er bekam keine Luft mehr und bittere Tränen stiegen nun, trotz seiner Vorsätze, nicht zu weinen, in seine Augen. "Nein, Yugi! Nein! Du irrst dich! YUGI!", rief er verzweifelt. Doch Yugi schien ihn schon nicht mehr zu hören. Yami zog seinen schwachen Körper zu sich und rief immer wieder seinen Namen. Das konnte doch nur ein schrecklicher Alptraum sein. Er hatte Yugi getötet. Oh Ra, er brachte seinen besten Freund eigenhändig um! Er hätte nicht sterben müssen! Yamis Tränen fielen auf Yugis blasse Wangen und glitzerten dort wie die Sterne über ihnen. Was hatte er bloß getan? Wie würde er sich das jemals verzeihen können? Plötzlich schlug Yugi seine Augen noch einmal auf und schaute Yami an. "Ich bin froh, dass ich noch einmal solch eine Chance bekommen habe. Ich danke dir Yami." Yami schaute seinen sterbenden Freund verzweifelt an. Dann schlang er seine Arme noch fester um ihn, vergrub sein Gesicht in Yugis Brust und weinte hemmungslos. Yugi spürte die heißen Tränen seines Freundes auf seiner Brust, hörte seine verzweifelten Rufe, doch alles schien schon sehr weit fort zu sein. Er konnte spüren, wie die Wärme allmählich aus seinem Körper wich und in seine Seele wanderte. Er wusste, wie verzweifelt Yami nun war, doch genauso sicher wusste er, dass er sich wieder zusammen reißen würde, allein um seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Tea... In diesem Moment war Yugi glücklich. Sein Leben hatte nun einen Sinn gehabt. Auch Yami würde dies eines Tages einsehen. Yami konnte sich hingegen nicht vorstellen, jemals wieder mit dem Weinen auf zu hören. Wie konnte Yugi ihm nur danken? Er tötete ihn! Yugis Körper wurde immer leichter und zarter, bis Yamis Tränen nicht mehr auf seiner Brust landeten und den Stoff seines Hemdes durchweichten, sondern einfach durch ihn hindurch fielen. 'Nein Yugi! Nein! Geh nicht! Tu mir das nicht an! Bitte nicht!' Dann verblasste der goldene Schein und Yugis Körper löste sich auf, als hätte er nie existiert. Yami griff ins Leere und umfasste anstatt Yugis Körper nun seinen eigenen. Nun saß er alleine im dunklen Park und es war ihm egal, ob jemand sein Schluchzen hören konnte. Yugi spürte, wie sein Geist seinen Körper verließ. Er war noch immer von goldenem Licht umfangen, dass seine Seele wärmte. War das der Himmel? Es war jedenfalls wunderschön. Er konnte nur noch eine leise und sanfte Stimme in seinem Kopf hören, die immer wieder den gleichen Satz sprach. Es war Teas Stimme. Ihre Abschiedsworte. Ja, das war es, was er immer gewollt hatte. Er würde nun bis in alle Ewigkeiten ihre süßen Worte hören können. 'Es gibt also doch Kirschblüten im September.' Am Horizont erschien währenddessen bereits ein dünner Streifen orangenen Lichts, das den neuen Tag ankündigte. Einen Tag, den Yugi niemals sehen würde. So zart, die Flocke in meiner offenen Hand - nicht mehr als ein Hauch. Werde auch ich so verschwinden am Ende der Nacht? Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)