De revolutionibus orbium coelestium von abgemeldet (Über die Revolution der Himmelskreise) ================================================================================ Kapitel 1: Track 1 ------------------ Guten Morgen, guten Tag und guten Abend^^ Titel: ~De revolutionibus orbium coelestium~ Untertitel: Über die Revolution der Himmelskreise Autor: naglayos Teil: 1/5 + Epilog Art: Multipart Fandom: Original/Fantasy/Reality Warnings: Shônen-Ai (DON'T LIKE; DON'T READ) Disclaimer: Meine Idee, meine Charas, meine Story. Eventuelle Parallelen zu anderen Storys oder gar lebenden Menschen sind nicht willentlich geschehen. Kommentar: Eine etwas andere Geschichte über die Wege, die das Schicksal gehen kann und gehen muss. Ich habe keine Ahnung, wie ich zu dieser Idee gekommen bin, aber sie gefällt mir^^. Zeichenerklärung: "bla, bla, bla", jemand spricht. ~dum di da di dum~ so ne komische Stimme (ihr werdet schon sehen) Track 1 ~Da ich ein Kind war, Nicht wusste, wo aus, wo ein, Kehrte mein verwirrtes Aug' Zur Sonne, als wenn drüber wäre' Ein Ohr, zu hören meine Klage, Ein Herz wie meins, Sich des Bedrängten zu erbarmen.~ Auszug aus Goethes ,Prometheus'. ~De revolutionibus orbium coelestium~ <><><><><><> ~Steh endlich auf Kopernikus!~, brüllt diese Stimme, die ich langsam definitiv nicht mehr leiden kann! Was will er denn schon wieder? Ich habe gerade mal ein oder zwei Stunden geschlafen und schon weckt er mich wieder. Das ist so was von unfair! Ich bin jung und ich brauche meinen Schlaf! ~Kopernikus...!~, knurrt er und ich stehe, mir das verschlafende Gesicht reibend, auf. Herzhaft gähne ich und strecke meine Glieder. "Schon gut, schon gut. Bin ja wach.", murmle ich und wanke langsam zum Bad. Wenigstens Zeit für eine Dusche würde er mir schon geben. ~Wo willst du hin? Es gibt Arbeit für dich!~, motzt er und ich kann mir geradezu seinen leicht entnervten und wütenden Blick bildlich vorstellen. "Eine Dusche werde ich wohl noch nehmen dürfen, nicht?", motze ich zurück. Was der kann, das kann ich schon lange! ~Ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf~ "Ich mach gar nichts, solange ich stinke wie ein Iltis!" - Ende der Diskussion. <><><><><><> Seufzend fuhr ich mir durch mein kurzes strubbeliges Haar und schnappte mir mit der anderen Hand eine der violetten Weintrauben aus der Schüssel, die ich auf meinem Bauch platziert hatte. Jaaaaaaaa, so ließ es sich leben! Zufrieden schnurrte ich, da es mir so gut ging. Schon eine ganze Woche lange hatte ich "frei" gehabt und hatte ausschlafen können. Es gab nichts schöneres, als den ganzen Tag Weintrauben zu essen, die kühle erfrischende Luft eines Ventilators zu spüren und einfach zu Faulenzen. Besonders in diesen heißen Sommertagen. Wieso gab es eigentlich solch heiße Tage, dass man fast einging? Jedes Jahr zu dieser Zeit musste ich immer sehnsüchtig auf den frischen angenehmen Winter warten, der dann aber immer noch so weit entfernt war. Wer weiß, vielleicht ließe sich da ja was regeln. ~Koooopeeeeeernikus~, säuselte eine angeblich verführerisch klingende Stimme in mein Ohr und ich verdrehte genervt die Augen, während ich auf eine Traube in meinem Mund biss, dass sie zerplatzte. Dabei war es doch so schön gewesen. Warum musste er gerade jetzt stören? "Was ist?", brummelte ich leicht wütend. Ich wollte nicht mehr arbeiten. So schön faul und auch langweilig gefiel mir mein Leben um vieles besser. Arbeiten war blöd und ich hatte keine Lust mehr darauf. Sollte ich vielleicht kündigen? Ging das denn überhaupt? ~Raff dich auf! Ich hab was Neues für dich. Und nein, du kannst nicht kündigen. Den Job musst du für ewig machen.~ Na, hörte ich da wirklich ein wenig Belustigung heraus? Konnte das denn überhaupt möglich sein? Ich meine, konnte er wirklich irgendwie... naja... gut gelaunt sein? ~Du sollst endlich aufstehen, du nichtsnutziger Faulpelz.~ Ich seufzte theatralisch, hielt mir die Hand in einer dramatische Geste an die Stirn und kniff meine Augen gepeinigt zusammen. "Ah..", stöhnte ich fast. "Aber es ist so heiiiiß.. Ich halt das nicht aus..." ~Kopernikus...~, knurrte er und ich hörte, das er wirklich fast vor einem Ausraster stand. Aber es war doch wirklich so unerträglich heiß! ~Ich zähle bis drei, wenn du dann nicht auf den Beinen bist, wirst du zur Streife degradiert!~ Dann zähl mal, dachte ich mir und schob mir eine weitere Traube in den Mund... Oh, Moment mal! ~Eins...~ Streife ? ~Zwei...~ Degradiert? ~Dr---~ "NEIN!", schrie ich ihm ins Wort und sprang auf. Sofort erklang ein irgendwie fieses Lachen und ich schüttelte mehr über mich, als ihn den Kopf. Wenn er auch mit so gemeinen Strafen ankam, hatte ich ja gar keine andere Wahl... "Hey, Warte... du, du... hast du nicht eben noch gesagt, dass ich diesen Job auf ewig machen muss, wie willst du mich dann degradieren?", fragte ich empört und trotzig wegen meiner eigenen Dummheit. ~Was kann ich dafür, wenn du darauf eingehst. Und nun geh, es wartet Arbeit auf dich, die nicht länger aufgeschoben werden kann.~ Ich knurrte einmal wütend und sammelte noch schnell ein paar der Scherben der Schüssel auf und steckte mir nebenbei die eine oder andere Weintraube in den Mund. Was für eine Verschwendung! Wenn er nicht mit dieser peinlichen Degradierung gedroht hätte, dann wären wenigstens die Weintrauben noch heil geblieben... ><><><><>< "Und wo soll ich jetzt hin?", fragte ich ein wenig leiser als sonst, da ich gemerkt hatte, dass die Leute einen komisch ansahen, wenn man sehr laut angeblich mit sich selbst redete. Besonders auf Flughäfen kam das nicht sehr gut, da hier wirklich viele Leute rumliefen. Wo war ich noch mal? Ach ja, Deutschland, hieß es. Nun, hier war es eigentlich ganz angenehm. Nicht so heiß wie in Kairo, aber auch nicht so schön kalt wie in Alaska. Ja, das konnte man noch aushalten. ~Dort vorne, da steht er mit deinem Namensschild.~, sagte er mir in gewohnter Lautstärke. Natürlich, er hatte damit kein Problem, ihn hört ja niemand. "Du hast ihm ein Namensschild gegeben. Weißt du eigentlich wie peinlich so etwas für einen fast volljährigen jungen Mann ist, wenn er mit einem Namensschild in der Hand an einem Flughafen steht? Besonders, wenn der Name darauf auch noch ,Kopernikus' ist. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass der Name nicht modern genug ist. Wie wäre es mal mit einem neuen?", flüsterte ich teilweise zu ihm, teilweise vor mich hin, während ich nach meinem Namen Ausschau hielt. Obwohl es ja stimmte, er sollte wirklich mal wenigstens ein wenig moderner denken. Immerhin musste man mit der Zeit gehen. ~Wieso sollte das so peinlich sein? Und wieso einen neuen Namen? Du heißt nun mal so, da lässt sich nichts dran ändern... Wo guckst du denn hin? Da ist er, dort! Links von dir!... grr... NEIN! Das andere links!~ Grinsend dreht ich mich in die genannte Richtung, doch ich wurde sofort von meinem Thron gestoßen. Dort, auf solch einem unbequemen Sitz, die es auf jedem Flughafen gab, saß ein junger, aber ziemlich angepisst aussehender Adonis. Er hatte desinteressiert seinen Ellenbogen auf sein Knie gestützt und sein Kinn in die Handfläche gelegt, während die andere Hand nur halb das rechteckige weiße Schild hochhielt, auf dem in großen schwarzen Buchstaben mein Name stand. Sein Blick hätte eindeutig töten können, was mir sofort sagte, dass er dieses Schild hasste wie die Pest. "Siehst du jetzt, was ich meine.", verteidigte ich mich und deutete mit einem Nicken auf den jungen Mann. ~Nein, was soll denn sein? Er ist halt ein bisschen schlecht gelaunt...~ Ja, ist klar. Träum schön weiter. Mein selbstbewusstes Grinsen wieder aufnehmend, schritt ich zielsicher auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Ganz langsam hob sich sein Blick und noch länger dauerte es, bis er mich gemustert hatte und dann leicht ächzend aufgestanden war. Oh, er musste hier wohl schon länger sitzen. Das gab sicherlich Rückenschmerzen. Als ob er meine Gedanken hätte lesen können, streckte er sich und bog seinen Rücken durch, so dass es laut knackte. "Kopernikus?", fragte er fast überflüssig und sah mich nun etwas wacher aber auch noch missgelaunter an. Das konnte ja lustig werden. "Genau der! Und du bist?", fragte ich scheinbar unwissend zurück und hielt ihm meine Hand hin, die er allerdings nur mit einem herablassenden Blick betrachtete, dann losging. Als er am nächsten Mülleimer angekommen war, ließ er das Schild darin verschwinden und wollte schon weitergehen, da merkte er, dass ich ihm nicht gefolgt war. "Komm schon. Ich hab nicht den ganzen Tag für dich Zeit." Ich nickte, schnappte mir meine drei Koffer (ja, drei. Ich weiß nicht wie ich es schaffe, aber irgendwie klappt es immer, dass ich sie mit mir herumtrage) und schlurfte hinter ihm her. "Toll hast du das gemacht. Hättest du das mit dem Schild nicht weglassen können? Und wieso sind eigentlich alle immer größer als ich?", motzte ich leise vor mich hin und versuchte nebenbei mit dem anderen Schritt zu halten. Durch die längeren Beine und dem eindeutig sportlicheren Körper war er um vieles schneller als ich. Das war immer so, IMMER! ~Was kann ich dafür, dass du nicht sympathisch und großgewachsen bist?~ "Eine Menge, falls du dich wage dran erinnern kannst!", knurrte ich leider etwas zu laut, da sich der Größere zu mir umdrehte und mich so ansah, als ob ich nicht ganz richtig im Kopf wäre. Er wusste gar nicht, wie Recht er damit hatte. "War was?", brummte er genervt und sah mich mörderisch an. Nein, wieso waren alle eigentlich immer so verstimmt, wenn ich sie kennen lernte? ~Das muss an deinem unwiderstehlichen Charme liegen~, lachte er schadenfreudig. "Halt die Klappe!", brüllte ich und ballte meine eine Hand zu einer Faust. "Bitte?", schaute mich Benjamin irgendwie verwirrt und gleichzeitig geladen an, dass ich einige Schritte vor ihm zurückwich. "Ich-... ähm, ich hab nur mit mir selbst geredet...", stammelte ich vor mich hin, wobei mir wieder einfiel, wie oft ich diese Ausrede schon benutzt hatte. "Psycho.", flüsterte Benjamin leise, trotzdem hörte ich es. Dann lief er ungerührt weiter und ich ihm hinterher. Danke, für das liebenswürdige Kompliment! Als ob ich es nicht schon oft genug gehört hätte! Benjamin, ein komischer Name, finde ich. Nichts gegen meinen, aber trotzdem irgendwie komisch. Ich war gespannt, wann er mir sagen würde wie er hieß. Woher sollte er auch wissen, dass ich längst seinen Namen gekannt hatte? ><><><><>< "Und auf diese kleinen Bälger wirst du dann in Zukunft aufpassen, verstanden?", fragte mich Benjamin in einem scharfen Ton. Natürlich hatte ich es verstanden, Benjamin hatte ja auch ein lautes Organ. Aber mit der Aufgabe war ich definitiv nicht einverstanden. Was sollte das? Wieso gerade hier in so einem dämlichen Kindergarten? Benjamins abwartend-wütender Blick drängte mich dazu ihm etwas zu antworten. Gut, gut... "Ja, alles verstanden. Sind echt süß die Kleinen.", versicherte ich ihm und grinste gespielt einmal über den Haufen kleiner Kinder, die spielten, rauften, tobten, schrieen, heulten und lachten. Na, toll... "Süß? Na dann mal viel Spaß... Ich hol dich dann später wieder ab.", lachte Benjamin und ging. Tja, dieses Lachen hatte sich nicht gerade beruhigend, sondern eher warnend angehört. Worauf hatte ich mich hier bloß eingelassen? Ich knackte einmal laut und deutliche mit meinen Fingern, dann mit meinem Nacken und letztendlich auch mit meinem Rücken. Dann konnte das Spiel beginnen, ich war bereit. Mist! Ich hatte vergessen zu fragen, wo es hier den nächsten Laden gab, in dem auch Früchte und Obst angeboten wurde... Naja, das musste warten. Ich räusperte mich laut, doch nichts geschah. Gut, man konnte es nicht als ,Nichts' beschreiben, da gerade drei der Kinder versuchten sich gegenseitig die Nasen einzuschlagen und ein Mädchen ihre Hände mit Alleskleber auf einem Stück Papier, aber niemand beachtete mich. Dann eben anders. "EISKREM! Wer welche will, der ist jetzt still!", brüllte ich und war stolz auf mich, da ich sogar einen Reim hinbekommen hatte. Sofort verstummte die Meute und ich musste grinsen. Na, also. Ein Anfang war schon mal geschaffen. "Wer bist du?", fragte mich ein süßes, braungelocktes Mädchen, dessen Haare zu zwei Zöpfen gebunden worden waren, die seitliche von ihrem Kopf abstanden. "Ich bin Kopernikus und wie heißt du?", fragte ich die kleine Anna freundlich lächelnd und beugte mich zu ihr herunter. Ich musste es zugeben: Einige dieser Dinger konnten auch wirklich süß sein, zumindest vom Aussehen her. "Ich bin die Anna!", lachte sie und putzte sich fröhlich ihre Hände an meinem weißen T-Shirt ab. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ihre Hände voll Farbe waren. Diese Fingerfarben. Flüssig, glitschig, widerlich und auf meinem T-Shirt gefielen sie mir gar nicht so gut, ehrlich gesagt. Ich bewahrte jedoch Ruhe und lächelte Anna weiterhin an, auch wenn dieses Lächeln wie fest getackert wirkte. Plötzlich drehte sich Anna zu der restlichen Meute um und sagte bedeutend: "Perni ist der Neue. AUF IHN!" Noch bevor ich mich über meinen neuen Spitznamen (Perni?!?!?!?!?) aufregen konnte, hatte ich zehn oder zwanzig kleine Kinder auf mir hängen, die es ganz toll fanden mich Todzukitzeln, wobei sie leider dieses Fach sehr gut beherrschten. Mir liefen die Tränen wie sonst was! ><><><><>< Mit einem leisen, aber andauernden knurren versuchte ich Benjamins Lachen zu ignorieren, wobei ich mich dann auf SEIN Lachen konzentrierte, welches in meinem Kopf wieder hallte. "OKAY! Ich weiß, dass ich witzig aussehe, aber jetzt reicht's!", brüllte ich ihn und Benjamin gleichzeitig an, wobei beide sich nicht davon abhalten ließen weiterzumachen. Gut, dann knurrte ich eben noch eine Weile vor mich hin. Irgendwo konnte ich es ja verstehen. Wenn ich nicht ich gewesen wäre und mich so sehen würde, wie ich zurzeit aussah, hätte ich mich mit Sicherheit auch ausgelacht. Die Kinder hatten mir eine komplett neue Haarfarbe verpasst. Doch sie sind nicht bei einer geblieben, nein, sie haben mir gleich alle Farben drauf gedrückt, die sie in ihren Handmalfarbtöpfen zur Verfügung gehabt hatten. Mein T-Shirt würde wohl nie wieder weiß werden und war nun ziemlich steif, da die Farbe getrocknet war. Meine Haare ließen such übrigens auch nicht mehr bewegen, da sie genauso steif und verklebt waren. Ein sehr schlechter Nebeneffekt, da ich Angst hatte, dass ich letztendlich meine schönen Haare vielleicht sogar abschneiden müsste. Aber etwas Gutes hatte es ja: Benjamin lachte, wenn auch zu lange. Aber er hatte nicht mehr diesen mürrischen Mir-sind-alle-scheißegal-Blick im Gesicht, was ihn doch gleich hübscher wirken ließ. Natürlich hatte auch der düstere Benjamin eine gewisse Anziehungskraft, aber lachend gefiel er mir besser. ~Na, na, na. Wehe Kopernikus, denk an deinen Auftrag~, erinnerte er mich schmerzlich daran, dass ich mich diskret aus allem raushalten sollte, was unter die Gürtellinie ging. Warum eigentlich? Okay, es war ja nicht so, als ob ich mich jemals daran gehalten hätte, ich hielt mich generell an wenige Regeln, aber trotzdem war es eine komische Regel. "Sag mal, warum bist du eigentlich hier?", fragte mich Benjamin und ich wunderte mich, warum er denn auf einmal so gesprächig war. Lag das daran, dass ich so peinlich aussah und er sich deshalb besser neben mir fühlte? "Ich hab die Annonce im Internet gefunden und ich wollte schon immer mal nach Deutschland kommen.", erklärte ich ihm und musste noch nicht einmal lügen. Nur ein bisschen, da ich die Annonce nicht einfach so gefunden hatte, sondern er sie mir gezeigt hatte. "Wer meldet sich schon freiwillig auf solch eine Anzeige?", grübelte er vor sich hin. Und ich fragte mich dasselbe. Wäre ich nicht gewesen, würden sie wohl niemals jemanden für diesen Laden finden. Wer würde auch schon auf so etwas antworten, wenn er nicht in wirklich dringenden Geldnöten hängen würde?: ,Suche ausgebildeten Kindergärtner, der mit schwer erziehbaren Kindern umgehen kann. Unterkunft wird von mir bezahlt, sowie An- Und Abreise. Probedauer: zwei Wochen. Da ich wirklich verzweifelt bin, da alle ihrer vielleicht Vorgänger nach einer Woche aufgegeben haben, bin ich für jede Rückmeldung dankbar. Und so schlimm, wie man es sich denkt, sind die Kleinen gar nicht.' Nein, darauf würde ich mich sicher nicht melden, nie im Leben. Ich meine, allein schon der letzte Satz: So schlimm sind sie gar nicht., der sagte doch schon alles. "Ich liebe Herausforderungen.", log ich und grinste ihn an. Schwach erwiderte er das Lächeln (es wirkte etwas schief und äußerst unecht) und wir liefen weiter. Wie versprochen hatte er mich abgeholt (viel zu spät, wie ich fand) und nun waren wir auf dem Weg zu meinem neuen zu Hause. Ich hatte nun auch erfahren, dass ich zusammen mit Benjamin und noch einer Kindergärtnerin die Wohnung teilen würde. Doch die andere Kindergärtnerin war zur Zeit auf einer Fortbildung unterwegs. Sie und Benjamin arbeiteten ebenfalls in diesem Kindergarten (er ist wirklich riesig), in dem mir die Abteilung der schwer erziehbaren Bälger zugeteilt worden war. Ich bekam aber auch immer die schwierigsten Fälle. "Und warum arbeitest du schon dort und wohnst in einer wahrscheinlich grässlichen WG, während du doch eine gute Ausbildung machen hättest können?", fragte ich scheinheilig und lächelte ihn unschuldig an. Den unschuldigen Blick hatte ich schon immer perfekt beherrscht. Er ist sehr, sehr nützlich in vielen Situationen. Direkt, nachdem ich die Frage gestellt hatte, verdüsterte sich Benjamins Gesicht schlagartig, wie ich es erwartet hatte. Das war es, woran ich mit ihm arbeiten sollte. Und es würde nicht einfach werden. "Das geht dich einen Scheißdreck an!", brüllte er mich fast an und ging auch gleich einen Schritt schneller. Eben noch war er einigermaßen langsam gegangen, so das ich gemütlich nebenher hatte laufen können und nun trabte er wie ein Pferd davon und ich musste wieder einmal hinterher rennen. Warum mussten Leute auf ihre geheimsten Probleme immer so reagieren, dass sie einfach davonliefen? Das war doch keine Lösung! Oi, ich sah schon, das würde harte Arbeit werden. ><><><><>< Gemütlich vor mich hinsummend schnappte ich mir ab und zu ein Stück der Mango, die ich mir geschnitten hatte und blätterte in einer Zeitschrift, die ich hier irgendwo im Kindergarten gefunden hatte. Meine Haare hatten ihre alte Farbe (erdbeerrot) wiedererhalten und ich trug ein neues, fingerfarbenfreies weißes T-Shirt. Noch kein Fleck war darauf zu sehen und es würde auch keiner darauf landen. Nachdem ich durch den vorigen Tag vor diesen Teufel gewarnt war, hatte ich mich vorbereitet und mir einen Plan ausgedacht, wie ich diese wenigen Tage, die ich hier arbeiten würde, lebend überstehen konnte. Es herrschte eine wunderbare Stille in dem recht großen Raum, an dessen Tür stand, dass hier die schwer erziehbaren Dinger hin abgeschoben wurden. Es war sicherlich das erste Mal, dass es hier still war. Und wem war das zu verdanken? Na, dem fantastischen, genialen, gutaussehenden, aufregenden Kopernikus! Ja, ich war schon ein toller Kerl! Freundlich grinste ich die doch gar nicht mal so große Schar Kinder an, wie sie geknebelt und gefesselt in der einen, etwas gepolsterten Ecke des Raumes saßen und mich mit ihren Blicken erdolchten. Tja, ich hatte sie mir einzeln vorgenommen. Sofort, wie sie nacheinander hier eingetrudelt waren, hatte ich mir einen nach dem anderen geschnappt, gefesselt, geknebelt und in eben diese Ecke verfrachtet, die man nicht direkt vom Eingang aus sehen konnte, wenn man zur Tür herein trat. Ich war keineswegs darüber verwundert, wie schnell die Mütter ihre Kinder hier abgaben und dann auch sogleich wieder verschwanden. Sie waren wahrscheinlich überaus froh darüber, wenn sie mal ein oder zwei Stunden sich nicht um diese Satansbraten kümmern mussten. Obwohl ich ja wusste, dass alle diese Kleinen im Grunde lieb, freundlich und süß waren, daheim aber zu wenig Liebe von ihren Eltern bekamen und durch ihre rüpelhafte Art nur Aufmerksamkeit erregen wollten. Es konnte ihnen aber wohl nicht schaden, wenn sie wussten, wer der große Meister hier war und wer das sagen hatte. Und das war ich. Sobald sie das begriffen hatten, würde ich mich um ihre Probleme kümmern und nebenbei noch Benjamin helfen. Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. ~Da bin ich ja mal gespannt.~ "Du scheinst ja sehr von meinen Fähigkeiten überzeugt zu sein." ~Nicht von deinen Fähigkeiten, aber von deinen Dummheiten~, meinte er sarkastisch, wobei ich wusste, dass er es keineswegs sarkastisch meinte. Ich wusste ja selber, dass ich mich schon in viele Problemsituationen mit meiner Überheblichkeit und Ungeduld gebracht hatte, aber was konnte ich schon dafür. Das lag allein daran, dass ich vollkommen überarbeitet war. ~Überarbeitet? Du hattest eine Woche lang URLAUB!~ "Ach, sie doch still.", redete ich fast zu mir selber und genoss ein weiteres Stück der Mango. Mhhhh..., lecker! Langsam aber sicher konnte ich nun leider nicht mehr das eindeutige Brüllen der Bälger ignorieren, welches stark gedämpft durch die Knebel zu mir drang. Gut, gut, es war also Zeit sie wieder loszubinden. Ich bewegte mich sehr, sehr langsam, als ich auf sie zuging, mir vor sich hinkniete und sie dann freundlich angrinste. "Wie wäre es mit einem Deal? Ich binde euch los und ihr macht mir keine großen Probleme, sondern seid einigermaßen liebenswürdig, ja?", fragte ich überspielt kumpelhaft. Doch die Kleinen gaben sich geschlagen und nickten ergeben und auch fast gleichzeitig. Na, also. Es ging doch. Einen nach dem anderen machte ich sie los, doch trotzdem blieben sie noch ein wenig schüchtern sitzen. Ich war doch nicht zu grob gewesen? "Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben. Ich mach das auch nie wieder, wenn ihr nur auf mich hört. Ihr dürft auch alles machen, was ihr wollt, wenn ihr eben nicht andauernd solchen Schwachsinn fabriziert, den ich am Ende ausbaden muss.", erklärte ich ihnen vorsichtig. Ich sollte ihnen nicht zu viele Freiheiten geben, ansonsten würde ich wieder kunterbunt, voll mit Fingerfarbe und steif wie ein Stein da stehen. Und das wollte ich nicht, definitiv nicht! Ich sah belustigt zu, wie Anna verständnisvoll nickte und dann als Erste aufstand. Sofort folgte ihr der Rest und mit einem Schlag standen sie alle an ihren Lieblingsplätzen, um ihre Lieblingsspiele zu spielen. Ich fand es wirklich süß, wie sie Anna nachliefen (sie war so etwas wie eine kleine Anführerin), doch irgendwann würden sie sich dumm umgucken, wenn Anna nicht mehr da war. Und leider wusste ich, dass sie schon bald nicht mehr da sein würde. Denn endlich würde sich ihr Papa wieder um sie kümmern wollen. Dann würde sie nicht mehr hier, bei den schwer erziehbaren Kindern bleiben. ~Sicher, dass es schon bald sein wird?~, fragte er mich nicht sehr sicher. Ich nickte aber entschlossen. "Ja", das war ich. ><><><><>< Mir den letzten Rest einer Banane in den Mund schiebend durchstöberte ich Benjamins Zimmer. Mensch, der hatte ein Unordnung hier drin! Das war schon lange nicht mehr normal. Okay, ich war ein wahrer Ordnungsfanatiker, wenn es um das eigene Zimmer ging, aber bei anderen sollte es mir eigentlich egal sein, wie sie ihre Ordnung hielten. Trotzdem konnte man sich immer wieder darüber aufregen, wie lange dort schon kein Staub mehr geputzt worden war. Halb war ich unter das Bett gekrochen und zog nun ächzend eine schwere Kiste hervor, auf der sich schon eine fast zentimeterdicke Staubschicht gelegt hatte, die ich erst einmal mit meiner Hand wegwischte. Leicht musste ich husten, da es doch mehr Staubpartikel waren, die ich einatmete, als ich normal vertrug. "OH!", freudig legte ich meinen Kopf schief und grinste die Kiste an. "Na, sieh mal einer an, was ich da gefunden habe!" Schnell öffnete ich den Deckel und betrachtete, mir geistig auf die Schulter klopfend, die vielen, vielen Briefe und noch mehr Fotos, die mir sicherlich sehr helfen würden. Fast ein bisschen traurig betrachtete ich das hübsche Foto von Benjamin mit einem wirklich wunderschönen Mädchen im Arm, wie sie in einem Vergnügungspark standen und hinter ihnen eine Achterbahn vorbeirauschte. Die Sonne schien, der Himmel war blau und beide schienen das glücklichste Paar der Welt zu sein. Benjamin hatte seine eine Hand auf den Bauch des Mädchens gelegt und schaute, anstatt in die Kamera, glücklich darauf. Wenn man genauer hinsah, konnte man auch erkennen, dass der Bauch des Mädchens ungewöhnlich dick im Vergleich zum Rest des Körpers aussah. Benjamin war gerade mal dreizehn Jahre alt auf diesem Bild, doch trotzdem kam er einem fast wie ein erwachsener Mann vor. Den Plan in meinem Kopf ausbauend schnappte ich mir die komplette Kiste und schleppte sie in mein Zimmer, wobei ich natürlich vollkommen ungewollt dieses hübsche Foto auf dem Boden hatte liegen lassen. Nun hieß es viel, viel lesen. Doch, ehrlich gesagt, las ich gerne in anderen Privatangelegenheiten. Es gab immer wieder äußerst interessante Dinge, die man heraus finden konnte. ><><><><>< "KOPERNIKUS?!!!", brüllte eine Stimme und ich hatte schon gedacht, dass er rufen würde, da ich wieder verschlafen hatte und auch ein neuer Job anstand. Doch es war Benjamin, der fast das komplette Haus zusammen schrie. Gut, ich war tatsächlich über einem der Briefe eingeschlafen, was aber nicht daran lag, dass der Inhalt uninteressant war, sondern, da es schon so spät war. Warum war Benjamin eigentlich erst jetzt heimgekommen? War er noch bei jemand gewesen? Ich hoffte nicht, ansonsten würde das alles noch komplizierter machen, als es bereits war. "Wieso liegt das hier auf meinem Boden und wo ist die verdammte Ki-...", abrupt stoppte er, nachdem er in mein Zimmer gestürmt kam und nun die Kiste vor meinem Bett stehen sah. Sicher irritierte ihn auch die Masse an Briefen, die quer über meinem Bett verteilt lag. Das musste wirklich ein schlimmer Schock für ihn sein, wo er es doch gekonnt die letzten Jahre ignoriert hatte. "Kiste?", beendete ich seinen Satz und setzte mich auf, lief leichtfüßig auf ihn zu und hielt ihm ein weiteres Bild vor die Nase. Miriam war darauf abgebildet. Das Mädchen, welches neben Benjamin auf diesem Vergnügungsparkfoto gestanden hatte. Sie war seine damalige Freundin gewesen und war schwanger mit dreizehn Jahren, genauso wie Benjamin mit dreizehn Jahren auf dem guten Weg war Vater zu werden. Doch er war noch nicht bereit dazu gewesen. "Miriam ist wirklich hübsch. Was meinst du, wie es ihrer Tochter geht?", fragte ich freundlich lächelnd. Benjamins Gesichtszüge entglitten und er war kurz davor mich umzubringen, das sah ich in seinen Augen, die mordlustig glitzerten aber auch von einer Trauer und einem Schuldbewusstsein überflutet wurden. Viele wussten gar nicht, wie gut Gefühle sich in den Augen von Menschen widerspiegelten. Man muss nur einen genaueren Blick auf sie werfen und es offenbarte sich eine ganze Welt. "Warum?", fragte er zurück und eine einzige, winzige Träne löste sich aus seinem linken Auge und rollte seine Wange hinunter. "Weil du sie liebst und Anna auch, das weiß ich.", antwortete ich leicht und drückte ihm ein anderes Foto in die Hand. Er nahm es hoch und hielt es sich vor die Augen. Sein Herzschlag verdoppelte sich in der Geschwindigkeit, das konnte ich geradezu fühlen. Er wusste, was er sah. Miriam, fast fünf Jahre älter und ein kleines Kind in ihren Armen, welches Benjamin sicher schon einmal gesehen hatte, die Ähnlichkeit mit dessen Mutter aber nicht wahrhaben hatte wollen. "Anna.", verkündete ich. "Sie ist in meiner Kindergruppe. Ein wunderbares Kind, wenn ihre Mutter doch mehr Zeit für sie hätte und sie einen Papa an ihrer Seite hätte, der ihr helfen würde, müsste sie nicht mehr bei den schwer erziehbaren Bälgern sitzen, glaub mir." "Halt dich da raus! Du weißt doch gar nichts!", schrie er mich an und seine Hände ballten sich zu festen Fäusten, die immer wieder vor Wut zuckten, zerdrückten dabei das schöne Foto. Na, gut. Auch wenn ich Prügel bekam, musste ich das jetzt loswerden, ansonsten würde er es wohl niemals kapieren... "Ich weiß mehr, als du dir denken kannst. Vor knapp fünf Jahren, als das Baby auf die Welt kam, da hast du sie sitzen lassen, weil du eine wahnsinnige Angst vor der Verantwortung hattest. Und nun versuchst du deine Schuld damit abzubauen, indem du die Verantwortung für viele Kinder ihren Eltern für ein paar Stunden abnimmst. Aber so wirst du dich immer schlecht fühlen, da du dich nicht um das Kind kümmerst, welches dir eigentlich am nächsten sein sollte!" "Geh endlich zu ihr und entschuldige dich.", verlangte ich von ihm und sah ihn mit einem verletzten Blick an. Er musste einsehen, was für einen Fehler er gemacht hatte und durfte sich nicht länger davor verstecken. "Aber...- Ich...", stammelte Benjamin und sah mich etwas hilflos an. Ich lächelte freundlich zurück und strich ihm sacht über seine Wange. Er schloss seine Augen und fing an sich langsam zu beruhigen. Gut, es wirkte, wie immer. Ich hatte irgendwann einmal bemerkt, dass ich Leute unheimlich gut beruhigen konnte, wenn ich sie leicht oder zärtlich berührte. Das war sehr hilfreich in meinem Job. "Anna würde dich sehr gerne einmal kennen lernen und Miriam vermisst dich. Sie liebt dich immer noch, aber es wird einige Zeit dauern, bis sie dir vergeben wird. Du musst dich schon ein wenig anstrengen.", flüsterte ich und nahm ihn letztendlich in die Arme. Er hatte verstanden, das wusste ich. Ich spürte es einfach. Jetzt war es an ihm den letzten Schritt zu tun. Natürlich würde ich meine Finger da auch nicht raushalten können... ><><><><>< "Komm schon, Perni. Nur ein Spiel, bitte!", flehte mich der kleine Alex an (ich werde mich niemals an diesen Spitznamen gewöhnen) und zog kräftig an meiner Hand, um mich mit zuzerren. Anscheinend hatten die Kleinen doch einen Narren an mir gefressen und fanden es toll mich immer wieder zu irgendwelchen ihrer Spiele zu überreden. Heute war es daran die Prinzessin aus dem brennenden Schloss zu befreien. Natürlich war, wie immer eigentlich, Anna das zu rettende Prinzesschen und ich sollte den prachtvollen Prinzen spielen. Okay, warum nicht. Auch ich konnte manchmal kindisch sein. ~Manchmal?~, ich knurrte nur als Antwort und machte mich dann daran auf das kleine Gerüst zu klettern, auf dessen oberen Rand Anna saß und um Hilfe rief. Wie ein strahlender Ritter warf ich sie mir, oben angekommen, über die Schulter und trug sie hinunter, während sie lachen auf meinen Rücken trommelte und rief, dass sie nicht von mir gerettet werden wollte, da ich ihr zu hässlich war. Ich lachte mit. Ihr konnte ich das nicht böse nehmen, nicht ihr. Unten angekommen wurde ich als Held gefeiert und mit Papierschnipseln (selbstgemachtes Konfetti) überhäuft. Alle sprangen nun wieder auf mich und rissen mich mit Anna zu Boden. Zum Glück hatte ich das kommen sehen und Anna noch rechtzeitig nach vorne geholt, damit ich nicht auf sie viel. Sofort entfachte eine wilde Kitzelschlacht, die ich dieses Mal haushoch gewann und nach der alle Kinder schlafend auf dem Boden lagen. Ein kleiner Trost, da ich sie nun für eine Stunde oder so los war, sie danach aber umso aufgeregter und wacher sein würden. Ich mochte den Mittagsschlaf, aber ich hasste ihn auch, da die Satansbraten danach immer so frisch waren, dass sie noch mehr anstellten als sonst. Mittlerweile hatte ich allerdings festgestellt, dass diese kleinen Satansbraten gar nicht mal so böse waren. Denn eigentlich sind sie alle sehr lieb und genauso wie jedes andere Kind. Nur, dass bei ihnen daheim der Haussegen schief hängt, was aber nicht ihre Schuld ist. "Bis morgen Perni!", rief mir Anna zu und wollte schon verschwinden. (Die Kleinen hatten eine halbe Stunde lang geschlafen und mich danach dazu genötigt mit ihnen einen Spaziergang zu machen, bei dem fast drei der Kinder verloren gegangen wären, da der eine Bach doch so lustig war. Ich fand es gar nicht lustig, als Berni hineingefallen ist und sich eine Schürfwunde an einem spitzen Stein geholt hat.) Doch bevor sie zu ihrer Mutter gehen konnte, die grundsätzlich immer draußen wartete, da sie wusste, dass Benjamin hier arbeitete, hielt ich Anna auf und zog sie zu mir. "Tust du mir einen Gefallen?", fragte ich geheimnisvoll und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Sofort hatte ich ihr Interesse geweckt und sie blinzelte mich neugierig an. Wer konnte da schon widerstehen? "Gibst du das hier deiner Mama?", meinte ich und gab ihr einen weißen Briefumschlag, natürlich mit Inhalt. "Aber es muss ein Geheimnis zwischen uns beiden bleiben, ja?", flüsterte ich ihr noch zu. Sie nickte eifrig und lief dann lachend hinaus. Hoffentlich ging das nicht gehörig in die Hose! Aber jetzt konnte man nur noch beten. ><><><><>< "Perni! Perni!", kam Anna am nächsten Morgen aufgeregt auf mich zugelaufen. Ich fing sie auf, indem ich sie auf die Arme hob, so dass wir nun auf einer Höhe waren. Besorgt strich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht. Ich hatte sie wirklich in den letzten paar Tagen lieb gewonnen. "Mama war gestern ganz traurig, als ich ihr den Brief gegeben habe. Warum hat sie geweint?", sie sah mich ganz vorwurfsvoll an, dass ich mir nun auch noch ein bisschen schuldig vorkam. Ich atmete einmal tief durch und lächelte sie beruhigend an. Jetzt musste ich die richtigen Worte finden. "Schau mal, Anna. Deine Mama hat vielleicht gar nicht geweint, weil in dem Brief so etwas Schlimmes drin stand. Vielleicht hat sie sich ja auch so darüber gefreut, dass sie weinen musste. Weißt du, man weint nicht nur, wenn man traurig ist.", erklärte ich ihr und sofort hellte sich ihr Gesicht wieder auf. Innerlich dankte ich mir, dass ich immer so gute Einfälle hatte und ließ sie wieder runter. Gleich lief sie zu den anderen und spielte vor sich hin. Als ich, mir durch die Haare streifend und seufzend, mich umdrehte, sah ich Miriam in der Tür stehen. Sie hielt in ihrer einen Hand den Brief und sah irgendwie ziemlich fertig aus. Da musste sie durch, da konnte ich ihr nun wirklich nicht helfen. Aber so einen kleinen Schubs in die richtige Richtung braucht doch jeder. Und ich mischte mich doch auch so gerne in anderer Leute Angelegenheiten ein. Da konnte ich nicht widerstehen und ging auf sie zu. "Kann ich helfen?", fragte ich freundlich und sah sie aufmunternd an. Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande und hielt den Brief hoch. "Von wem haben Sie den?", fragte sie zurück und ich lächelte leicht wehmütig. "Den habe ich in einer Kiste gefunden, die meinem Mitbewohner gehört. Er arbeitet auch hier. Benjamin ist sein Name. Weißt du, ich dachte mir, dass das zwischen euch mal dringend geklärt werden müsste.", ich duzte sie extra, damit sich das ganze nicht so unpersönlich anhörte, wo es doch so eine intime Angelegenheit war. Das würde nur abstoßen wirken, wenn ich ,Sie' gesagt hätte. Ich sah unschuldig an ihrem geschockten Blick auf mich vorbei und sah gerade, wie Benjamin aus der Toilette trat. Ich reagierte sofort! "Hey! Benjamin! Komm mal her, ich brauch deine Hilfe!", schrie ich und winkte ihm zu, als er in meine Richtung schaute. Seit unserer kleinen Unterhaltung sah er mindestens genauso schlecht aus wie Miriam. Ich fand, die beiden passten wirklich gut zusammen. Und das nicht nur, weil sie schlecht aussahen! "NEIN! Nein, nein, nein! Sind Sie denn bescheuert?", regte sich Miriam leise auf und sah mich noch mehr geschockt an. "Was ist denn?", fragte Benjamin trocken und ich sah, wie Miriam unter seiner Stimme erschauderte. Ich grinste, schnappte mir sie bei den Schultern und drehte sie zu ihm um. Sie hielt zwar ihren Kopf gesenkt, trotzdem hatte sie Benjamin gleich erkannt und starrte sie entsetzt an. Er sah lustig aus. "Miri...- Miri-?", stotterte er und ich musste fast lachen. Wie süß! "Genau, das ist Miriam, Benjamin. Das hast du schon richtig erkannt. Und jetzt sprecht euch mal aus!", befahl ich, schubste sie aus der Tür heraus, machte diese dann zu und überlies die beiden ihrem Schicksal. Sie würden schon allein klarkommen. Oder mussten es! Ich schnappte mir einen Apfel aus meiner Obstschüssel, pflanzte mich locker auf einen der Ministühle und kaute fröhlich vor mich hin, während ich den kleinen Bälgern beim Spielen zuschaute. Job fast erledigt, dachte ich zufrieden. ~Sicher?~ Ich grinste. "Du nicht?" ~Nicht ganz...~, meinte er und klang dabei ziemlich unsicher. "Dann sieh mal genauer hin!", lachte ich und biss ein großes, saftiges, leckeres Stück von meinem Apfel ab, dass ich dann genüsslich kaute. "Perni?", fragte mich plötzlich Anna, die ganz unerwartete neben mir aufgetaucht war und sah mich ein wenig verwirrt an. Ich lachte sie an, legte meinen Apfel beiseite, nahm sie auf den Arm und wirbelte sie einmal durch die Luft. Nun lachte sie auch und ließ es sich gerne gefallen. Als ich sie wieder ein bisschen runterließ, strahlte sie mich geradezu an. "Verträgt sich Mama jetzt wieder mit Papa?", fragte sie unschuldig und ich stutzte. Beinah hätte ich mich an einem imaginären Stück Apfel verschluckt. Woher wusste dieses verdammt intelligente Mädchen denn, dass Benjamin ihr Papa war? Miriam hatte es ihr sicher nicht erzählt, das hätte ich gewusst. <><><><><><> Benjamin und Miriam erwarten einen kleinen Sohn. Er wird Peter heißen. Mir gefällt der Name nicht, aber das war ihre Entscheidung. Was in dem Brief stand? Das bleibt mein Geheimnis. Ich kann nur sagen, dass Benjamin ihn sicher nicht geschrieben hat. Anna ist trotz ihrer Besserung in ihrer Gruppe für schwer erziehbare Kinder geblieben. Der kleine Trupp hat sich aus Spaß vorgenommen jeden ihrer neuen Kindergärtner fertig zu machen, bis sie jemanden wie mich finden, der aber dafür länger bleibt. Ich bin kurz nach Benjamins und Miriams Versöhnung gegangen, da ich musste. Es gibt immer wieder neue Orte, zu denen ich reisen werde. Und ich hoffe, dass es dort schön kühl ist. Meinen nächsten Urlaub verplane ich auf jeden Fall für eine kleine Reise in die Antarktis. ~Als ob ich dir noch einmal frei geben würde. Du wirst nur fett, wenn du so viel Zeit hast deine Früchtchen zu essen.~, motzt er wie immer rum. Doch ich ignoriere ihn. Der soll ruhig meckern. Ich bin noch um vieles schlanker als er und Früchte sind allemal gesund! Trotzig stecke ich mir eine weinrote Traube in den Mund und zerquetsche sie genüsslich mit meinen Zähnen, bis mir der süße Saft die Kehle runter läuft. "Lecker!", seufze ich und lecke mir über die Lippen. ~Unverbesserlich.~ "Wie wäre es mal mit einem Lob?" ~Wofür?~ "Benjamin und Miriam. Anna natürlich auch und meine Arbeit als Kindergärtner nicht zu vergessen." ~Du hast sie geknebelt und gefesselt.~ "Hättest du eine andere Idee gehabt?" ~Natürlich!~ "Und die wäre?" ~Naja...~ "Siehste!" <><><> tbc... <><><> Ich hoffe, es hat gemundet^^ ---> des nagla Kapitel 2: Track 2 ------------------ Guten Morgen, guten Tag und guten Abend^^ Titel: ~De revolutionibus orbium coelestium~ Untertitel: Über die Revolution der Himmelskreise Autor: naglayos Teil: 2/5 + Epilog Art: Multipart Fandom: Original/Fantasy/Reality Warnings: Shônen-Ai (DON'T LIKE; DON'T READ), drama/death Disclaimer: Meine Idee, meine Story, meine Charas. Eventuelle Parallelen zu anderen Storys oder gar zu lebenden Mensch (was ich bezweifel)sind unwillentlich geschehen. Kommentar: Ich habe nicht sehr lange für diesen Teil gebraucht, da er mir sehr leicht von der Hand ging. Dafür habe ich aber nach dem Schreiben umso länger über ihn nachgedacht, da er doch sehr schwierig für mich war. Beim überarbeiten ist es mir sogar teilweise schwer gefallen das alles "noch mal" zu machen, obwohl es eigentlich gar nicht so arg schlimm ist. Okay, lange Rede, kurzer Sinn: mir liegt sehr viel an diesem Teil^^. P.S.: ich hab keinen Plan, ob es Shetland-Ponys in Australien gibt. Das ist einfach meine künstlerische Freiheit mit mir durchgegangen, sorry^^ ENJOY the reading! Zeichenerklärung: "bla, bla, bla", jemand spricht. ~dum di da di dum~ die lustige, komische Stimme, ihr wisst schon... ~De revolutionibus orbium coelestium~ Track 2 ~Centrum terrae non esse centrum mundis~ Der Erdmittelpunkt ist nicht der Mittelpunkt des Kosmos. -Kopernikus. Auszug aus ,De revolutionibus orbium coelestium libri VI'- Hie sitz' ich, forme Menschen Nach meinem Bilde, Ein Geschlecht, das mir gleich sei, Zu leiden, weinen, Genießen und zu freuen sich, Und dein nicht zu achten, Wie ich. -Auszug aus Goethes ,Prometheus'- <><><><><><> "Ahhh, wie schön!", seufze ich und räkele mich angenehm auf dieser wunderbaren, kleinen Eisschorle, auf der ich liege. Neben mir habe ich eine große Platte mit vielen, verschiedenen Früchten platziert, die bereits eine dünne Eisschicht aufführen. Ich selbst liege nur in einer kurzen Hose und sonst nichts hier und lasse mich ein wenig von der Sonne anstrahlen. Das kühle Eis unter meinem nackten Rücken ist so verdammt angenehm, dass ich direkt einschlafen könnte. Ich bin im Paradies meiner Träume: der Nordpol. Neben mir haben es sich außerdem noch ein paar kleine Pinguine gemütlich gemacht, die mir ab und zu das ein oder andere Fruchtstückchen klauen. Ihnen scheint es genauso gut zu schmecken wie mir. ~Pass auf, dass du dich nicht erkältest.~ Ich verdrehe genervt die Augen und rolle mich auf den Bauch. Nein, ich würde jetzt nicht arbeiten gehen. Ich lag hier erst seit ein oder zwei Stunden und ich hatte eine menge Geld dafür springen lassen müssen, dass man mich hierher flog, da würde ich nicht jetzt schon wieder gehen. Das kann er nicht von mir verlangen! ~Komm schon, Perni~, lacht er und ich spüre einen kräftigen Wind an meinem Rücken vorbeirauschen. NEIN! Das kann er vergessen, niemals. Ich würde ihn einfach ignorieren, genau. Besonders, wenn er mich mit diesem dummen Spitznamen ansprach. Das musste ich mir doch nicht gefallen lassen. ~Du kommst auch in eine Stadt, in der es schön kalt ist. Das verspreche ich dir~ Ich antworte nichts, stecke mir die Stöpselkopfhörer meines Discmans ins Ohr und stelle die Musik so laut, dass ich nichts mehr höre. ~Schon vergessen, dass du mich in deinem Kopf hörst?~ Ich knurre genervt und drehe mich wieder herum, nehme nebenbei die Stöpsel wieder aus meinem Ohr. "Schon gut. Wohin geht's dieses Mal?", frage ich und nehme einem Pinguin die Ananasscheibe weg, die er mir geklaut hat. Die waren mir! ~Australien...~ "WAS!?!.... ohhh, du mieser-!" ~Na, beherrsch dich!~ "ARGH!", wütend schlug ich auf die Eisschorle unter mir, die danach mit einem leisen unheilvollem Knacksen zersprang und ich mich im Eiswasser wieder fand, mehrere Pinguine um mich herum, die mich leicht sauer mit ihren Schnäbeln taxierten. Warum war die Welt nur so grausam zu mir? <><><><><><> Mir den Schweiß von der Stirn wischend sprang ich von dem Jeep runter. Der nette Fahrer, dem der Jeep gehörte, hatte mich mitgenommen, da er es angeblich nicht mit ansehen hatte können, wie ich in der brütenden Sonne durch solch eine gottverlassene Gegend, mit mir selber redend, ging. Ich war ihm sehr dankbar dafür, auch wenn ich wusste, dass er mich eigentlich nur mitgenommen hatte, da er auf einen schönen Dankbarkeits-One-Nigh-Stand mit mir gehofft hatte. Aber dafür war er ein netter Zeitvertreib gewesen und ich hatte nicht laufen müssen. Fragt sich nur noch, warum er gerade durch solch eine gottverlassene Gegend fährt. Aber das sollte mir egal sein. Ich war angekommen, hatte nun vielleicht die Möglichkeit aus dieser elenden, schweißtreibenden Sonne zu kommen und würde sie auch nutzen. Wie hielten das die Leute hier nur aus? Gut, ich hatte ein übermäßiges Hitzeempfinden, trotzdem war es hier auch für normale Leute wirklich heiß. Warum also fliegt man freiwillig in solch ein Land? Mir weiterhin solche unnötigen Gedanken machend (ich schob das auf die Hitze), ging ich die Auffahrt zu dem großen Farmerhaus hinauf. Hier sollte ich also die nächste Zeit meines Lebens verbringen - klasse. Von weitem hörte ich das Wiehern einiger Pferde, was mich wenigstens ein bisschen fröhlicher stimmte. Ich mochte diese Tiere. Nicht so sehr wie Katzen, aber sie standen an zweiter Stelle. Rechts neben mir entdeckte ich dann auch den riesigen Stall, in den ich eigentlich am liebsten sofort gegangen wäre. Daneben erstreckten sich weit, weiter und noch weiter große Felder und auf einigen wenigen Abschnitten tummelten sich einige Pferde, die ich wohl eben wiehern gehört hatte. Ich sah zwei oder drei Fuchse galoppieren und fühlte mich gleich besser. Diese Tiere strahlten eine wilde Freiheit aus, von der ich mich nur zu gerne berieseln ließ. Ich kam an einer weißen, großen Türe zum Halt, bemerkte die kleine Katze, die es sich davor gemütlich gemacht hatte und vor sich hinschnurrend den Tag überdöste. Das war der Grund, warum ich Katzen liebte. Sie waren nicht nur überaus elegant, intelligent und nicht so treu-doof wie Hunde, sondern auch genauso faul wie ich. Am liebsten würde ich mein Leben gegen das der kleinen Katze tauschen, wenn es denn möglich gewesen wäre. Seufzend bückte ich mich und kraulte sie im Nacken, woraufhin sie anfing noch lauter zu schnurren. Ihr Fell war ziemlich warm, obwohl sie im Schatten lag und ich hatte einiges Mitgefühl für sie, da sie diese Hitze plus ihr Fell ertragen musste, obwohl es ihr eigentlich ganz gut zu gehen schien. Plötzlich regte sich das kleine Ding und sprang auf meine angewinkelten Beine, um sich dort wieder hinzulegen. Vorher hatte sie noch ein paar Mal ihre Krallen in den Jeansstoff meiner knielangen Hose gesteckt, was mich aber nicht besonders störte. Grinsend schnappte ich sie mir und hielt sie letztendlich auf meinen Armen, während ich mit meinem Fuß anklopfte. Es dauerte einen Moment, bis mir eine mollige, aber freundlich aussehende Frau aufmachte. Sie hatte ein strahlendes Lächeln im Gesicht, welches sich nur noch verstärkte, als sie die Katze in meinen Armen liegen sah. Sie reichte mir die Hand und stellte sich vor: "Hi, ich bin Dana Strong. Du musst der neue Stallbursche sein, richtig?" Etwas verwirrt blinzelte ich sie an, schüttelte dann aber ihre Hand und nickte heftig. "Ja, der bin ich. Kopernikus.", stellte ich mich ebenfalls vor, wodurch sie mich etwas verwirrt anblinzelte. Ich wusste es doch! Dieser Name war einfach zu alt, viel zu alt! Alle Leute sahen mich dumm an, wenn ich mich vorstellte, oder sie konnten meinen Namen überhaupt nicht aussprechen. ~Du bekommst trotzdem keinen neuen...~ Freundlich! Danke! "Ja, Darling. Hübschen Namen hast du da. Aber jetzt komm erst einmal rein. Der Chef ist momentan nicht da, aber wenn er kommt, dann sag ich dir bescheid. Währenddessen kannst du dich oben auf deinem Zimmer etwas ausruhen. Aus deinem Akzent hör ich nämlich heraus, dass du von weit her kommst, nich wahr?", redete sie freundlich vor sich hin und lief die etwas morsch aussehenden Treppen hinauf. Die kleine Katze hatte sie von meinem Armen genommen und auf den Boden gesetzt. Als Antwort hatte sie ein miesgelauntes Maunzen bekommen und war dann weggelaufen. "Verwöhntes Biest!", hatte Dana geknurrt, war allerdings ohne weiteres Handeln weitergelaufen und ich folgte ihr grinsend, da ich sie sehr sympathisch und es lustig fand, wie sie es gekonnt verhindert hatte meinen Namen auszusprechen. Von nun an würde ich mich wohl auf ,Darling' umgewöhnen müssen. ~Und schon hast du einen neuen Namen.~ KLAPPE DA OBEN! Dana führte mich in ein kleines Zimmer mit einer Dachschräge, doch ich fühlte mich dort sofort wohl, da es dort einen großen Ventilator gab, der noch ziemlich neu aussah. Außerdem stand auf dem kleinen Holztisch eine volle Schale mit Äpfeln, Bananen und Birnen. Ja, das war doch mal ein guter Anfang. Es roch zwar alles etwas muffelig und alt aber daran würde ich mich schon gewöhnen. Schnell sagte mir Dana noch, wann es immer etwas Essbares gab und ich versuchte mir die Zeiten gut einzuprägen. Wobei mir das Frühstück um halb sieben Uhr morgens nicht zusagte, da das hieß, dass ich früh aufstehen würde müssen. Mit einem alles überschauenden Blick musterte ich mein kleines Reich noch einmal und nickte zufrieden. Es war nicht viel, aber es war gemütlich. Kurz nachdem Dana das Zimmer verlassen hatte, schaltete ich den Ventilator ein, der auch sogleich frische Luft in das Zimmer blies und zog mir mein verschwitztes T-Shirt über den Kopf. Dann schmiss ich mich auf mein Bett, verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und machte ein mürrisches Gesicht. "Stallbursche?", grummelte ich fragend und wartete gespannt auf eine Antwort. ~Ich dachte, es würde dir gefallen...~, klang es unschuldig, doch ich ließ mich nicht davon beeindrucken. "Und vorher noch nicht einmal ein Taxi. Ich kann froh sein, dass der Typ in dem Jeep stockschwul war, ansonsten würde ich immer noch in der Sonne brüten. Wenigstens an eine angenehme Anreise hättest du denken können!" ~Nun sei doch nicht so zimperlich!~ "ZIMPERLICH? Hallo? Erst lügst du mich an, dann ein 24stündiger Flug, unhöfliche Stewardessen, die mir mein Getränk über die Hose geschüttet haben, bullige Hitze, die mich beinahe am lebendeigen Leib verbrennen lässt, ein ellenlanger Weg, den ich laufen hätte müssen, da du ja an so etwas nicht denkst und zu guter letzt das verschwendete Geld für nur ein paar Stunden am Nordpol, die ich noch nicht mal, wegen dieser blöden Pinguine, richtig genießen konnte.", beendete ich meine Schimpftirade und blickte trotzig-böse weiterhin Richtung Decke, bis ein weicher, kühler Wind meine Wange streifte, sie umschmeichelte um mich ein wenig zu beruhigen, was ihm auch einigermaßen gelang. Erschrocken riss ich die Augen auf und wedelte mit meiner Hand um mein Gesicht herum, bis der Wind wieder verschwunden war. Ich ließ mich doch nicht von ihm bestechen! Er sollte sich entschuldigen und mir nicht schmeicheln. Immerhin war er der Idiot, der alles mal wieder überhaupt nicht durchgeplant hatte und ich war der andere Idiot, der damit leben musste. UNFAIR! ~Komm schon, Perni. Nicht sauer sein, ja?~ "NENN. MICH. NICHT. PERNI, VERDAMMT!", brüllte ich und wäre am liebsten aus dem kleinen Fenster gesprungen. Doch ich hatte Angst, dass ich im Endeffekt nicht sterben würde und eine Strafe für den Selbstmordversuch bekommen würde. Und am Ende müsste ich meine Ewigkeit noch mit ihm verbringen. Nein, das wäre noch schlimmer als das hier. ~Hey, das war gemein...~, er klang beleidigt, was mich noch mehr auf die Palme brachte, da er kein Recht darauf hatte beleidigt zu sein. "Wer bitte ist hier gemein?" ~Schlaf dich aus und dann reden wir weiter.~, schlug er vor und ich wollte noch protestieren, als auch schon die Müdigkeit von meinen Gedanken besitz ergriff und ich langsam wegdämmerte. Hey, ich war doch eben noch gar nicht müde gewesen. Das war bestimmt... wieder... solch ein.... Trick... Ich gähnte und meine Augenlider wurden immer schwerer, bis sie schließlich zufielen. ~Fein, Kopernikus. Schlaf. Und dann sieht die Welt schon wieder anders aus.~, hörte ich noch seine Stimme, dann war ich eingeschlafen. ><><><><>< Ich erwachte abrupt, als ich die Tür ins Schloss fallen hörte. Meine Güte, man konnte sie auch leise zuziehen oder war das so schwer? Mir den Kopf reibend, da ich irgendwie Kopfschmerzen bekommen hatte, setzte ich mich in meinem neuen Bett auf. Sofort kam die Erinnerung zurück und ich knurrte einmal wütend. Schon wieder hatte er sich davongeschlichen, indem er mich einschlafen hatte lassen. Ich hasste es, da ich es nie verhindern konnte. Doch viele Gedanken konnte ich mir nicht darum machen, denn im nächsten Moment flog die Tür zu meinem Zimmer auf und Logan trat in den Raum. Logan würde mein neuer Chef sein. Dana hatte ihn eben schon einmal erwähnt. Er war groß, muskulös und leider wieder einmal überaus gutaussehend. Wieso bekam ich immer diese Fälle, die so verdammt gut aussahen, dass ich mich wirklich zurückhalten musste, um mich letztendlich nicht doch an sie ranzumachen und dann alles zu vernichten, was ich eigentlich zu retten versuchte. Jedenfalls schaute mich Logan interessiert mit seinen blauen Augen an. Die Pupillen waren von einem grünen Kreis umgeben, was die Augen von ihm gleich noch interessanter machten. Er hatte einen leichten Drei-Tage-Bart, der ihm allerdings sehr gut stand und leuchtende strohblonde Haare, die recht kurz geschnitten waren und leicht wuschelig von seinem Kopf abstanden. Zum verlieben!, dachte ich seufzend, als ich mir die kräftige Statur Logans betrachtete. Man konnte unter dem engen Muskelshirt, welches er trug, schon erkennen, was einen darunter erwartete. Er musste ein fantastischer Anblick sein, wenn er nackt war, den man sicher nie wieder vergessen würde. Wobei er angezogen auch schon eine Augenweide für mich war. Ahhh! Kopernikus, beherrsch dich, genug geschwärmt! Ich stand nun auf und schritt auf Logan zu, der anscheinend nur darauf gewartet hatte, denn er hielt mir freundlich seine Hand hin und lächelte mich sogar leicht an. Das passte so überhaupt nicht zu seiner unhöflichen Art. Wie er zum Beispiel eben hier einfach hereingestürmt war, ohne anzuklopfen. Das zeigte, dass er ein sehr temperamentvoller Mensch war. Ob sich das wohl auch auf den Sex ausbreitete? KOPERNIKUS! Also wirklich... Beinah hätte ich über mich selber gelacht und den Kopf geschüttelt, doch ich konnte mich gerade noch zurückhalten. "Kopernikus, der neue Stallbursche.", stellte ich mich vor und übte einen sanften Druck auf Logans Hand aus, den er sogleich erwiderte. Wir hielten unsere Hände sogar etwas länger, als es üblich war. Ich hatte damit kein Problem. Logan hatte schöne, große und vor allem warme Hände, die man gerne drückte. Allerdings schaute er etwas schief, als ich ihm meinem Namen mitteilte. Innerlich stellte ich mich schon darauf ein, dass man mich hier wirklich nur ,Darling' rufen würde, wie ich bereits befürchtet hatte. "Logan. Logan Sommers.", entgegnete er und drückte noch einmal kurz meine Hand, bevor er sie losließ, mich aber weiterhin genau im Auge behielt. "Soll ich dir schnell alles zeigen, damit du morgen gleich anfangen kannst?", fragte er noch rhetorisch und war bereits ein Stück aus meinem Zimmer hinausgetreten. Ich wollte ihm schon folgen, als mir auffiel, dass ich hier immer noch mit nacktem Oberkörper rum lief. Nun ja, Logan schien das wohl nicht zu stören. Trotzdem überwand ich mich dazu, mir ein neues T-Shirt anzuziehen. Ich hatte nämlich durch einen kleinen Blick aus meinem Fenster festgestellt, dass die Sonne schon am Untergehen war, was hieß, dass es langsam abkühlen sollte. Zumindest hoffte ich das. Schweigend folgte ich Logan, der mich direkt zum Stall führte. Von innen schien er noch viel größer und prachtvoller als von außen und ich konnte meinen Mund schon gar nicht mehr schließen vor Staunen. Es roch angenehm nach Pferd und Heu. Ja, hier fühlte ich mich gleich wohl. Nun schritten wir in einen langen Gang, an dessen beiden Seiten mehrere Boxen angebracht worden waren, in denen sich die Pferde tummelten. Es waren ziemlich viele Boxen, wie ich feststellte, was hieß, dass Logan einen ziemlich großen Betrieb leitete. Sicher besaß er über dreißig Pferde. Und ich war trotz der Hitze irgendwie froh hierher gekommen zu sein. Grinsend musste ich feststellen, dass uns die kleine Katze folgte, die ich anfangs vor der Tür aufgelesen hatte. Immer wieder, wenn wir stehen blieben und Logan mir etwas erklärte, schmiegte sie sich an meine Beine und maunzte ab und zu fröhlich vor sich hin. Sie hatte wohl einen Narren an mir gefressen. "Na, hast du dir schon Freunde gemacht?", fragte Logan lachend, als er auch endlich die kleine Katze bemerkte. "Sie ist sehr verwöhnt. Ich würde aufpassen. Einmal gestreichelt wirst du sie nicht mehr los." Oh..., die Warnung kam zu spät, aber mir war es egal. Ich würde mich immer freuen, wenn sie kommen würde, um mit mir zu schmusen. Ich war ja selber solch ein Kuschelfreak. "Wie heißt sie eigentlich?", fragte ich, damit ich nicht immer ,die kleine Katze' sagen musste. Denn die Namen von Tieren wusste ich leider nicht. "Maunzi.", meinte Logan und ich verzog das Gesicht. Der Name war ja noch schlimmer als Kopernikus. Besonders Katzen sollten eigentlich nicht so heißen. "Ich weiß, blöder Name. Aber für den darfst du dich bei Dany bedanken, da er ihn Maunzi gegeben hat. Du wirst ihn morgen kennen lernen, er ist ebenfalls einer der Stallburschen.", erklärte Logan und lief ein paar Schritte weiter, blieb dann vor einer Box stehen. Ich lief ihm nach und sah neugierig in die Box hinein. Ich war sofort von diesem Pferd fasziniert. Es sah nicht so trainiert wie die anderen aus, schien den ganzen Tag nicht viel mehr zu machen, als essen, schlafen, essen, trinken und ein bisschen zu grasen. Außerdem war er zu klein, im Gegensatz zu den anderen Pferden, die wirkliche Riesen waren. Jetzt fiel mir auch wieder der Name dieser Rasse an. Der Kleine hier war ein süßes Shetland-Pony. Der kurze Rücken und der hohe Schweifansatz sprachen schon einmal dafür. Dann noch diese helle, dichte Mähne am Hals, die sich von dem dunkelbraunen Fell abhob. Sofort mochte ich das kleine Ding. "Das ist Brownie. Unser Problemkind. Er ist einfach zu faul!", ich musste grinsen, schob die Tür der Box beiseite und trat ein. Doch bevor ich direkt auf Brownie zuschritt, der mich schon neugierig musterte, aber weiterhin auf seinem Futter kaute, drehte ich mich noch einmal zu Logan um und sah ihn mit einem bettelnden Blick an. Der wirkte immer. "Darf ich?", fragte ich mit einer süßen Stimme und deutete leicht auf das Pony. Logan nickte nur grinsend und deutete mit einer kurzen Handbewegung an, dass ich freien Zugriff auf Brownie hätte. "Na, du Süßer.", begrüßte ich das Tier uns strich ihm über die Schnauze. Er schnaubte als Antwort vergnügt und leckte mir meine Hand ab, was mich kichern ließ. Über seinen Kopf und dann den Rücken streichend, wanderte ich einmal um ihn herum und betrachtete ihn mir genau. Gerade schlank war er wirklich nicht. Man sah ihm auch an, dass er wohl ziemlich faul war. Das musste geändert werden, dachte ich mir und ein Tatendrang erwachte, den ich bis jetzt noch nicht gekannt hatte. Logan musterte mich die ganze Zeit. Ich spürte seine Blicke geradezu, wie sie über meinen Körper glitten. Hier fühlte ich mich wohl. "Du darfst dich gerne um ihn kümmern. Er scheint dich zu mögen. Vielleicht bekommst du ihn ja mal hoch, dass er mehr Sport treibt.", schlug Logan vor und ich quietschte begeistert auf, was mir auch sogleich peinlich war. Eigentlich quietschte ich nicht. Doch Logan lachte nur warm und meinte, dass wir so langsam weitergehen sollte, da Dana sicher schon bald mit dem Essen fertig war. Und Dana hasste es angeblich, wenn man zu spät zum Essen kam. Ich seufzte, strich noch einmal lächelnd über Brownies weiches Fell und verabschiedete mich von ihm, indem ich ihm ein kleines Zuckerstück in den Mund schob, welches ich in meiner Hosentasche gefunden hatte. Ich wusste gar nicht, dass ich mir welche eingesteckt hatte, oder ich hatte es einfach nur vergessen. Maunzi auf den Arm nehmend, die geduldig vor der Box gewartet hatte, stiefelte ich Logan hinterher, der auf dem Weg zur Reithalle war. Mal sehen, jetzt fehlte doch nur noch das eigentliche Problem, bei dem ich Logan helfen sollte. Mir fiel aber nichts an diesem Mann auf, was auf ein Problem hinwies. Vielleicht war es auch nicht Logan, der Hilfe brauchte, obwohl mich mein Instinkt eigentlich nie im Stich ließ. Ich brauchte meinen Instinkt, da ich ja nie eine kleine Hilfestellung oder einen Tipp bekam. ~Selbst ist der Mann.~ "Witzig.", zischte ich und Maunzi hob verwirrt ihren Kopf. Ich kraulte sie beruhigend hinter den Ohren und sie schnurrte wieder in meinen Armen. ><><><><>< Didid... didid... didid... didid...- Scheiße, ich hasste diese verfluchte Erfindung! Wer war auf die dämliche Idee gekommen so etwas, wie einen Wecker zu erfinden. Zeitverschwendung! Folter! Und es war gerade mal halb sechs Uhr in der Frühe. Die Sonne war noch nicht einmal richtig aufgegangen und ich sollte aufstehen? Ja, waren die denn alle verrückt!? Wie konnte man so etwas nur auf Dauer durchhalten... nein, wie sollte ICH das auf die Dauer durchhalten? Spätestens nach einer Woche würde ich Aussehen, wie die Titanic auf dem Meeresgrund (a.k.a. wie ein Wrack). Stöhnend richtete ich mich langsam auf und versuchte verzweifelt mir die Müdigkeit aus den Augen zu reiben. Es dauerte einen Moment, aber nach einer halben Stunde war ich so weit wach, dass ich aufstehen konnte. Nun hieß es leider, dass ich mich beeilen musste, damit ich keine Predigt von Dana bekam, die es wirklich verabscheute, wenn jemand zu spät zum Essen kam. Ich beschloss eine eiskalte Dusche zu nehmen, was mich einigermaßen wieder wach machte. Dann noch schnell Zähne putzen, und Haare kämmen. Grummelnd bemerkte ich wieder einmal, dass meine Haare nie so wollten, wie ich es gerne hätte. Trotzdem schob ich es auf die frühe Morgenstunde. Immer wieder herzhaft gähnend schleppte ich mich die Treppe hinunter, nachdem ich mir eine kurze, abgeschnittene, helle Jeans und ein wiederum weißes T-Shirt angezogen hatte. Ich mochte weiße T-Shirts, wie man vielleicht merkt. Unten angekommen hörte ich bereits Logans und Danas Stimme. Darunter war noch eine andere und ich identifizierte sie sogleich als Danys, den ich ja eigentlich noch nicht kennen gelernt hatte. Sie alle unterhielten sich so familiär, dass ich mir schon fast wie ein Außenseiter vorkam. Ob ich in der kurzen Zeit, die ich hier verbringen würde wenigstens ein bisschen von dieser familiären Atmosphäre abbekommen würde? Mit einem weiteren Gähnen betrat ich die Küche und wurde von allen Seiten her angelacht. Ich selber musste nun auch grinsen und begrüßte alle mit einem verschlafenen ,Guten Morgen'. Dana stellte mir umsichtig einen voll beladenen Teller auf den einen Platz, der noch am Küchentisch frei war und auf den ich mich sogleich setzte. Nun betrachtete ich mir einmal Dany. Im groben hatte er eine starke Ähnlichkeit mit Logan. Nicht so, als ob sie verwandt wären, doch ihre Charaktere ähnelten sich sehr stark. Ich hatte das gute Gefühl, dass ich mich mit beiden ganz gut verstehen würde. War nur noch die Frage offen, wo denn dieses verdammte Problem lag, welches ich lösen sollte? "Dany. Dein Mitsklave.", lachte er mich an und gab mir seine Hand, die ich grinsend kurz drückte, dann aber wieder zurückzog. Es war ein anderes Gefühl als bei Logan gewesen. Nicht schlecht... nur anders. "Kopernikus.", stellte ich mich ebenfalls vor und erntete einen verwirrten, vielleicht auch perplexen Blick von Dany. Ich lachte und Dana stimmte mit ein, als sie Danys Gesicht erblickte hatte. "Wie wäre es, wenn wir uns auf Darling einigen. Dana scheint mich sehr gerne so zu nennen.", schlug ich vor und bekam von allen her ein zustimmendes Nicken geschenkt. Dann wurde geschwiegen und gegessen. Ich begrüßte die Stille. Sie war sehr angenehm. Außerdem war ich durch diese heitere Gesellschaft um einiges wacher geworden. Gut, vielleicht konnte man sich doch an Australien gewöhnen. ><><><><>< Gott, war das heiß! Ich lag im Schatten des einzigsten Baumes in einer Umgebung von ein oder zwei Kilometern. Leider war dieser Baum schon so ausgetrocknet, dass er nicht mehr viel Schatten gab. Brownie stand irgendwo in der Nähe und graste ein wenig vor sich hin. Ich kaute fast gelangweilt auf einer Banane herum. Aber nur fast. Die gute Nachricht: Ich hatte es tatsächlich geschafft Brownie in Bewegung zu setzen. Wir hatten zwar öfters anhalten müssen, trotzdem war ich ein ganzes Stück auf ihm geritten. Ich hatte übrigens festgestellt, dass mir das Reiten sehr viel Spaß macht und ich es gerne öfter tun würde. Leider habe ich mit der Arbeit im Stall viel zu viel zu tun. Ich beobachtete mit halb geschlossenen Augen den Sonnenuntergang und hörte Brownies unregelmäßigem Schnauben zu. Trotz der schönen Aussicht, hätte ich nun viel lieber vor meinem eigenen Ventilator gesessen. Grade zu dieser Zeit war es fast unerträglich warm und ich schwitzte wie ein Schwein. Ich hasste das. Ach ja, die schlechte Nachricht war, dass ich schon über eine Woche hier arbeitete, aber noch kein Problem in Sicht war. Alle hier schienen sich prächtig zu amüsieren und sich bestens zu verstehen. Wo sollte ich da anfangen? Logans, Danys und Danas Zimmer hatte ich bereits mehrmals durchsucht, aber nirgends war etwas Interessantes gewesen, was mir weitergeholfen hätte. Ich hatte schon öfter darüber philosophiert, ob es nicht Brownie gewesen sein könnte, dem ich hatte helfen müssen, aber normalerweise half ich keinen Tieren. Die anderen Stallburschen und Angestellten hatte ich bereits alle kennen gelernt. Sie waren recht nett, aber ich hatte die meisten Namen schon wieder vergessen. Sie waren nicht die, um die ich mich kümmern sollte, das spürte ich. Ich wusste, dass es auf jeden Fall etwas mit Logan zu tun hatte. Nur wusste ich nicht, worum es ging und was für eine Rolle Dana und Dany dabei hatten. Das alles bereitete mir Kopfschmerzen. Und Kopfschmerzen waren bei solch einer Hitze nicht sehr praktisch, geschweige denn angenehm. Verwirrt hob ich den Kopf, als Brownie anfing an meiner Hose rumzuknabbern. Mit einem kleinen Klapps auf die Schnauze vertrieb ich ihn wieder. Das war meine Hose, die war nicht zum Essen. Schließlich wandte sich Brownie meinem T-Shirt zu und ich verdrehte genervt die Augen. Seufzend erhob ich mich und sofort ließ Brownie von mir ab. Na, toll. Warum gab es keinen einfacheren Weg, wie er mir hätte mitteilen können, dass er wieder zurück wollte? Die Welt wäre so viel einfacher, wenn Tiere reden könnten. "Dann woll'n wir mal, mein Kleiner.", meinte ich, hob mich auf Brownies Rücken, nahm die Zügel in die Hand, schnalzte ein paar Mal und schon ging es los. Morgen würde ich bestimmt einen Muskelkater in meinem Hintern haben, da wir heute so weit geritten waren. Dafür hatte es sich aber gelohnt. "HEY!", rief ich, als ich bemerkt, dass Brownie in die vollkommen falsche Richtung lief. Normalerweise wusste er, wo er lang sollte. Ich versuchte alles Mögliche, um ihn in die richtige Richtung zu lenken, aber er wollte einfach nicht hören. Auch, als ich abgestiegen war und ihn schieben wollte, hatte er sich einfach dagegengestemmt und mich geschoben. Warum musste dieses Pferd auch so stur sein? "Na, gut. Alles, was du willst.", seufzte ich ergeben und setzte wieder auf. Fröhlich schnaubend trabte Brownie los und ich machte mir ernsthafte Gedanken, ob mit diesem Pferd alles in Ordnung war. Gab es so was wie einen Tierpsychologen? Vielleicht sollte ich mal einen engagieren. Wiehernd stoppte Brownie dann und ich sah mich neugierig um. Wir waren doch tatsächlich an einer kleinen Scheune angekommen, die verlassen in der Gegend herum stand. Ehrlich gesagt, kam ich mir vor wie in einem schlechten Film. Denn genau ab dieser Stelle wurde es immer interessant, obwohl man als Zuschauer schon wusste, wie die ganze Sache ausgehen würde. Nun, ich hoffte, dass es interessant werden würde und ich hoffte auch, dass ich etwas über Logan herausfinden würde. Wer weiß, vielleicht hatte Brownie ja einen sechsten Sinn und hatte bemerkt, über was ich mir Gedanken machte? Was dachte ich da eigentlich für einen Schwachsinn? Über mich den Kopf schüttelnd betrat ich die Scheune. Die Tür quietschte übrigens geheimnisvoll, was mich immer mehr an einen schlechten Film erinnerte. Gespannt betrat ich den großen Raum. Der hintere Teil war vollkommen mit Heu bepackt, welches schon leicht angegammelt roch. Auf dem Boden war, durch den leichten Windstoß, der Staub aufgewirbelt worden und bildete eine neblige Schicht, durch die man aber noch durchsehen konnte. Etwas unentschlossen trat ich einen weiteren Schritt hinein, um besser sehen zu können. Doch alles, was ich sah, war Heu, Heu und nochmals Heu. Wiehernd trat Brownie ebenfalls in die Scheune und machte sich sofort daran ein wenig von dem Heu zu essen. Ich verdrehte wieder mal die Augen und schaute das Pony anklagend an. War er etwa nur hierher gekommen, um Heu zu fressen? Ich schritt auf Brownie zu, um ihm von dem Heu wegzubewegen. Immerhin wussten wir nicht, wie lange das hier schon lag und was sich alles darin befand. Woher sollte ich auch wissen, ob Heu überhaupt schlecht werden konnte. Und wenn es das konnte würde das Tier am Ende noch krank werden und ich würde dafür die Strafe bekommen. Obwohl ich nichts dafür konnte. "Komm schon, Brownie. Das Heu ist nichts.", redete ich auf ihn ein und versuchte ihn am Zügel wegzuziehen. Doch wieder einmal musste ich feststellen, dass das Pony um vieles stärker war als ich. Das war so deprimierend! Wieder wieherte Brownie. Diesmal klang es allerdings aufgeregt. Stutzend betrachtete ich die Stelle, wo er eben noch dran rumgeknabbert hatte. Da lag doch etwas... Näher herangehend erkannte ich dann auch, was es war. Irgendetwas war mit diesem Pferd. Es war wirklich etwas Besonderes. Fragt sich nur, wer da seine Finger im Spiel hat... Eine leises Lachen klang in meinem Kopf und ich hatte sofort eine eindeutige Ahnung, dass das Pony nicht alles von alleine gemacht hatte. Warum einfach, wenn es auch umständlich geht? ><><><><>< Nachdem genügend kaltes Wasser in die Wanne gelaufen war, kippte ich die große Packung Eiswürfel hinein, die ich in der großen Gefriertruhe gefunden hatte. Das würde eine phantastische Erfrischung werden. Fröhlich grinsend entledigte ich mich meiner wenigen Klamotten und setzte einen Fuß in das Wasser, dann den anderen und ließ mich schließlich komplett hineingleiten. Wohlig seufzte ich auf und begann mit einem Eiswürfel herumzuspielen. Ich sollte das öfter machen. Ansonsten würde ich bei dieser Hitze noch eingehen. Sogar meine Haut war nun schon fast so braun, wie die von Logan. Eigentlich mochte ich das nicht, wenn ich so braun war. Außerdem war zu viel Sonne auch überhaupt nicht gesund. Oh!... gesund... ja, darüber musste ich mir auch noch Gedanken machen. Traurige Gedanken, leider, aber das kam nun mal auch vor. Plötzlich ging die Tür auf. Als ich aufschaute erkannte ich Logan, der mich zuerst irritiert und dann verlegen anschaute, aber trotzdem etwas näher kam. "Entschuldige, ich will nicht lange stören. Ich brauche nur ein Handtuch. Er warf einen verstohlenen Blick in die Wanne und riss dann geschockt die Augen auf. "SPINNST DU?!", schrie er plötzlich aufgeregt und kurz darauf wurde ich von zwei starken, ziemlich warmen Armen hochgehoben, auf einen kleinen Hocker gesetzt, der hier im Bad immer stand und dann von einem weichen Handtuch trocken gerubbelt. Das alles ging so schnell, dass ich gar nicht hatte reagieren können. Doch nun hielt ich Logans Hände fest und sah ihm ins Gesicht. Er sah ziemlich besorgt aus und ich sah in seinen Augen, dass er den Schrecken seines Lebens bekommen hatte. Ich lächelte warm um ihn zu beruhigen. "Alles in Ordnung.", versicherte ich ihm. "Mir ist es nur zu warm geworden, da brauchte ich eine Abkühlung." Trotz des unsicheren Blicks, den Logan mir ,schenkte', seufzte er erleichtert auf. Man konnte förmlich sehen, wie die Sorge aus seinem Gesicht glitt, mir nun aber vorwarf was für eine dumme Idee das gewesen war. Ich kam mir vor, wie ein kleines Kind. "Mach so was bitte nie wieder.", bat er mich und ich traute mich gar nicht ihm zu widersprechen. "Ich hätte mir beinah in die Hosen gemacht, als ich dich in dem Eiswasser sitzen sah.", erklärte er und ich konnte nicht anders als leise zu kichern. Ich mochte diese Seite an Logan. Er war immer so besorgt und fürsorglich, wenn es um jemanden ging, den er mochte. Außerdem hatte er es einfach raus eine Situation zu lockern, indem er etwas Süßes sagte. "Eigentlich...", flüsterte er. "Eigentlich wollte ich, dass es nicht passiert." Ich verstand nicht, was er meinte, doch im nächsten Moment setzte mein Verstand sowieso aus. Logans Lippen hatten sich sanft auf meine gelegt und umspielten sie leicht, saugten daran und ich verlor mich in seiner Sanftheit. Ich erwiderte den Kuss natürlich und schlang meine Arme um seinen Nacken, woraufhin er mich um meine Hüfte packte und mich näher zu ihm zog, den Kuss vertiefend, indem er sachte, aber bestimmt mit seiner Zunge in meinen Mund eindrang. Alles auskostend strich er zuerst über meine Zähne, erkundete den Rest und widmete sich erst als Letztes meiner Zunge, die er sachte anstupste, mich zum mitmachen bewegen wollte. Ich folgte natürlich sofort, damit das Spiel beginnen konnte. Wir kämpften um die Vorherrschaft, doch ich bemerkte sofort, dass ich gegen Logan keine Chance hatte. Nach einiger Zeit, die ich so sehr genoss, löste er sich wieder von mir, um keuchend nach Luft zu schnappen. Ich tat es ihm gleich. Wow, dieser Kuss war mehr als atemberaubend gewesen. Warm lächelnd lehnte er seine Stirn gegen meine und schloss die Augen. Ich lächelte ebenfalls und spielte ein wenig mit seinem Haaransatz im Nacken, während er seine Arme fester um mich zog. Das war so ein angenehmes Gefühl. "Ich hab mich in dich verliebt.", eröffnete mir Logan und ich hätte beinah aufgelacht, da dies solch eine verdammte Situation war. Er liebte mich, ich liebte ihn auch und eben hatte ich in dieser bescheuerten Scheune herausgefunden, dass er bald sterben würde. Logan war krank, schwer krank und er würde vielleicht nicht mehr länger als ein paar Monate hier bleiben. Meine Aufgabe war es, ihm seine Angst vor dem Tod zu nehmen. Und nun wusste ich, wie ich das tun würde müssen. Wenn Logan jemanden gefunden hatte, den er mehr liebte als sein Leben, dann könnte er glücklich von der Erde gehen, in der Hoffnung und der gewissen Vorahnung, dass er seinen Geliebten wieder treffen würde. Ich sollte dieser Jemand sein. Und ich wusste, diese Aufgabe würde mir das Herz mehr als einmal brechen. Mir liefen leise Tränen über die Wangen, die Logan sofort sanft wegküsste. "H-hab ich was falsches gesagt?", stotterte er leicht und ich hörte die Unsicherheit aus seiner Stimme heraus. Ich lächelte ihn an, gab ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen und sah ihm tief in die Augen. "Nein.", meinte ich. "Ich bin nur so glücklich..." ><><><><>< Einen ganzen Monat ist das jetzt her, dass mir Logan gesagt hat, dass er mich liebt. Jetzt höre ich es jeden Tag mindestens zehn Mal. Ich bin glücklich, wenn man es so nennen kann. Das ist auch das erste Mal, dass ich so lange bei jemand bleibe. Liegt wahrscheinlich an dem Schwierigkeitsgrad der Hilfe. Die gute Stimme in meinem Kopf hat sich seit längerer Zeit nicht mehr gemeldet, aber trotzdem spüre ich, dass sie noch da ist. Er hält sich einfach diskret im Hintergrund. Mit jedem Tag sehe ich, wie es Logan immer schlechter geht. Er hat Leukämie, hat die Chemo-Therapie allerdings absetzen lassen, da es ihm danach immer so beschissen ging. Erzählt hat er mir immer noch nichts von seiner Krankheit. Er versucht es auf die unerträgliche Hitze zu schieben, doch er weiß genau, dass ich ihm das niemals abkaufen würde. Nicht mal, wenn ich nicht bereits wüsste, was er hat. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass die Scheune, in der ich mit Brownie war, Logans Lieblingsscheune war. Er hat sich schon dort versteckt, als er ein Kind war. Dort hatte er seine Ruhe vor allem und jedem gehabt. Und das, was Brownie im Stroh gefunden hatte, das war ein Brief von Logans Doktor, auf dem die endgültige Diagnose stand und dann noch die Bestätigung, dass die Chemo-Therapie nicht fortgesetzt werden würde. Logan hatte es wahrscheinlich dort platziert, damit es niemand fand und er nicht allzu oft daran denken musste. Der Brief lag dort aber noch nicht allzu lange, das Datum sprach für sich, was hieß, dass Logan erst kurz, nachdem ich hier angefangen, mit der Chemo-Therapie aufgehört hatte. Dadurch wusste ich endlich auch, warum sie alle hier immer so fröhlich waren und versuchten nicht zu streiten, egal was passierte. Ich denke Logan hat es auch herausgefunden, dass sie das alle nur tun, damit es ihm in seinen letzten Tagen gut geht. Und vielleicht ist es ihm auch ganz recht. Äußerlich zeigt er es nicht, aber immer dann, wenn ich ihn darauf anspreche, warum es ihm nicht so gut geht, warum er mir nicht endlich die Wahrheit sagt, dann sehe ich in seinen Augen Angst. Mit der Zeit ist diese Angst weniger geworden, ich lenke ihn gut ab. Trotzdem versetzt es mir immer einen Stich in mein Herz, wenn ich sie sehe, wenn ich daran denke, dass er bald sterben wird. Ich muss es zugeben, ich habe mich verliebt, bis über beide Ohren. Und das ist nicht gut, gar nicht gut. Es wäre in Ordnung, wenn ich Logan ganz gern hätte. Aber nun, da ich ihn tatsächlich liebte, da würde der Abschied so schmerzhaft werden, dass ich denken werde, dass ich es nicht aushalte. Heute ist ein guter Tag. Logan geht es so einigermaßen, doch ich merke, dass es nicht mehr lange dauern wird. Logan merkt das auch, er verbringt mehr Zeit mit mir, gibt sich und mir mehr Freizeit. Ich bin sehr damit einverstanden, da ich es bis zum letzten genießen möchte mit ihm zusammen zu sein. Leider habe ich bemerkt, dass ich immer noch die leise Hoffnung in mir habe, dass Logan es doch schaffen wird, dass er mich nicht alleine lässt, dass es vielleicht sogar mein letzter Job gewesen wäre, dass ich immer bei ihm bleiben würde. Ich träume zu viel, ich weiß. Aber auch jemand wie ich darf Wünsche in sich haben. Auch jemand wie ich will irgendwann einmal glücklich werden. "Ich liebe dich.", flüsterte mir Logan mal wieder ins Ohr. Wir lagen auf der Wiese hinter dem großen Haus auf einer kleinen Decke, Maunzi auf meinem Bauch und um uns herum Picknicksachen (fast nur aus Früchten bestehend). Die meisten hatte ich schon aufgegessen und der Rest war für Logan. Er strich mit einem kalten Eiswürfel über meinen nackten Oberkörper und kühlte mich damit ein wenig ab. Er hat bemerkt, dass ich mich sehr schnell erhitze, dass man denken könnte, dass ich Fieber hätte. Deshalb tat er sein Bestes, damit wir in der Sonne liegen konnten, ich aber nicht verbrannte. Sanft verteilt er kleine Küsse auf meinem Hals und ich schnurre genüsslich vor mich hin. Es ist unglaublich, wie gemütlich es immer mit Logan ist. "Ich dich auch.", flüsterte ich zurück und zog ihn zu einem tiefen Kuss hinunter, den er auch sofort erwiderte. Maunzi maunzte böse auf, sprang von mir herunter und kuschte sich irgendwohin. Ich bekam es nur halb mit, da ich zu sehr mit Logan beschäftigt war. "Erzähl's mir, bitte.", bat ich, als wir uns wieder trennten und Logan seufzte auf. Das tat er immer, wenn ich ihn darum bat mir die Wahrheit zu erzählen. Er musste es sagen, ansonsten würde er noch mehr Angst davor haben. Er musste seine Sorgen mit jemand teilen. Jemanden, dem er vertraute. Mir. "Warum?", fragte er und sah mich durchdringend an. Ich lächelte traurig. "Weil ich die Angst sehe, die du vor etwas hast, was ich nicht kenne. Ich will dir nur helfen.", antwortete ich halb wahr, halb gelogen. Er musste nicht alles wissen. Er sollte nur erzählen, sich damit nicht alleine rumquälen. "Leukämie. Ich werde bald sterben.", sagte er plötzlich tonlos, aber ihm lief schon die erste Träne über seine Wange. Ich nahm ihn in den Arm und streichelte behutsam über seinen Rücken, kraulte ihn mit der anderen Hand im Nacken. Er klammerte sich wie ein Ertrinkender an mich und weinte. Er weinte so bitter und verzweifelt, dass ich ebenfalls anfing zu weinen. Das war alles so ungerecht. Nach einiger Zeit war er in meinen Armen eingeschlafen. Ich hoffte, dass es ihm jetzt besser ging. Nun, ich würde alles tun, damit er seine Angst überwinden würde, damit er nicht zitternd in seinem Bett liegen und mich darum bitten würde, dass ich etwas dagegen tun möchte, dass ich ihm doch helfen sollte. Ich würde sterben, wenn er mich um sein Leben anflehen würde und letztendlich doch einfach starb, ohne dass ich etwas tun könnte. ><><><><>< "Was für ein Idiot!", murmelte ich leicht wütend, aber umso mehr besorgt vor mich hin. Warum hatte das Logan getan? Das war so dumm gewesen, so dumm... Stundenlang hätte ich mich darüber aufregen können, wenn ich nicht gerade wie ein besessener über diese viel zu lange, dämliche Landstraße fuhr. Logan hatte mich weggeschickt, um mir ein Pferd in weiß-Gott-wo anzuschauen. Und eben hatte mich Dany auf meinem Handy angerufen, welches mir Logan mitgegeben hatte, um mir zu sagen, wie schlecht es ihm ging und dass er glaubte, dass es wohl soweit wäre. Logan hatte es bestimmt gespürt. Er wollte, dass ich nicht bei ihm war, dabei wusste er auch, dass es ihm so wichtig war, dass er mich als letztes noch einmal sah. Und ich wollte ihn nicht im Stich lassen, nicht in diesem Moment. Er war ja so ein Idiot. ~Du schaffst es sowieso nicht mehr...~, sagte er fast höhnisch und ich hätte ihn zusammengeschlagen, wenn er nicht nur eine Stimme in meinem Kopf gewesen wäre. Wie konnte er so etwas nur denken?!? "Halt die Klappe! Natürlich schaff ich es noch! Er wird nicht alleine sterben, auf keinen Fall!", schrie ich gegen den Fahrtwind an (ich saß in einem Jeep). Die vielen Schilder ignorierend, die mich darauf hinwiesen, dass ich weit über der Geschwindigkeitsbeschränkung fuhr, drückte ich das Gaspedal fast ganz durch. Ich würde es schaffen. Nichts anderes war möglich. NICHTS! Endlich, endlich. Nach schier unendlichen Minuten erreichte ich die Farm, stieg aus und rannte auf das Haus zu. Die Tür war immer offen, weshalb ich sie so aufstieß, dass sie gegen die Wand knallte, rannte die Treppe hoch zu Logans Zimmer. Keuchend ließ ich auch dort die Tür gegen die Wand knallen und war sofort an Logans Bett. Ich sah, dass sich sein Brustkorb hob und senkte. Viel zu schnell. Schweiß lief ihm über die Schläfen die Wangen hinunter, die ganz rot waren vor Anstrengung. Als ich am Bett angekommen war, stand Dany auf, der eben noch daneben gesessen hatte und verschwand, ließ uns alleine. Logan verzog das Gesicht und sah mich mit Tränen in den Augen an. Es tat mir sehr weh, ihn so zu sehen. Sehr weh. Er schüttelte ungläubig den Kopf, hob aber die Hände um mich zu umarmen. Ich schmiss mich regelrecht um seinen Hals und bemerkte, dass nun bei mir ebenfalls die Tränen liefen. "Warum...? Warum bist du hier?", fragte er mich mit krächzender und leicht brüchiger Stimme. Er zitterte fürchterlich. Ich drückte ihn so fest wie ich konnte an mich und strich ihm immer wieder beruhigend über den Rücken. "Ich lass dich nicht alleine.", flüsterte ich. Mir war bewusst, wie kitschig und Filmklischeehaft diese Szene war, doch es entsprach einfach der Situation. Außerdem verlief mein kompletter Aufenthalt hier sowieso wie in einem Film. Alles kam mir so unecht vor und ich hoffte noch immer, dass gleich der Abspann laufen würde und ich zusammen mit Logan auf der Couch sitzen würde und wir bloß zugesehen hatten. "Du Idiot.", meinte Logan, doch ich konnte die Erleichterung aus seiner Stimme heraushören. Sein Atmen beruhigte sich und er schluchzte nicht mehr. Wie immer half meine Begabung Leute zu beruhigen. Ich entfernte mich ein wenig von ihm, um seine nassen, blonden Strähnen aus der Stirn zu streichen und ihn warm anzulächeln. "Du bist der Idiot.", entgegnete ich fast lachend und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. Wenn ich jetzt nicht hier wäre, dann wären die letzten Wochen umsonst gewesen. Dann hätte ich erst gar nicht hier nach Australien kommen müssen. Ich war glücklich hier zu sein, auch wenn dies der traurigste und schmerzhafteste Moment meines bisherigen Lebens war. "Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.", flüsterte ich und lehnte meine Stirn gegen Logans, um ihn so tief wie möglich in die Augen zu blicken. Er erwiderte meinen Blick und lächelte, legte seine Hand in meinen Nacken, um mich zu ihm herunter zu ziehen. "Ich liebe dich. Wir sehen uns wieder und wein' nicht zu viel, das steht dir nicht.", sagte er, dann küsste er mich tief. Ich erwiderte den Kuss, konnte aber nicht verhindern, dass ich ab und zu in ihn hereinschluchzte. Mit der Zeit bemerkte ich, wie Logans Hand in meinem Nacken immer schwerer wurde und er den Kuss immer schwächer werden ließ, bis ich von ihm abließ und er mit einem zufriedenen Lächeln in sein Kissen zurückfiel. Ich horchte, fühlte und schaute, doch seine Brust hob sich nicht mehr und er bewegte sich nicht mehr. Ich schluchzte laut auf und küsste ihn immer wieder kurz und sanft auf die Lippen. Zwischen den Küssen wiederholte ich, wie eine Formel, immer wieder dieselben Wörter. "Ich liebe dich!" ~Lass ihn gehen~... Ich hasste meine Leben! <><><><><><> Sofort nach Logans Tod verschwand ich. Von Dany und Dana verabschiedete ich mich nur kurz. Sie waren sehr aufgelöst. Ich vergoss, seit ich mich von ihm verabschiedet hatte, keine Träne mehr. Logan hätte es nicht gewollt. Ich hatte schon vor Logan einige Fälle gehabt, bei denen ich mich um jemanden hatte kümmern müssen, der starb, oder bei denen ich jemanden helfen musste, der den wichtigsten Menschen in seinem Leben verloren hatte. Jedem von ihnen hatte ich helfen können, natürlich. Ich erfülle meine Jobs immer korrekt und gut. Ich weiß nur nicht, wie ich mir selber helfen soll über Logan wegzukommen. Wahrscheinlich werde ich es nie. Und irgendwie will ich das auch gar nicht. Es mag jetzt kitschig, naiv und schnulzig klingen, aber ich möchte ihn immer in meinem Herzen mit mir herum tragen. Auch wenn das bedeutet, dass ich Schmerzen habe. Doch gerade durch diese Schmerzen werde ich mich immer an die schönste Zeit erinnern, die ich bis jetzt hatte. An die Zeit mit dem ersten Menschen, den ich wirklich geliebt habe. ~Ja, das klang überaus kitschig, naiv und schnulzig.~ "Warst zu schon mal verliebt?" ~Nein, wieso?~ "Dann halt die Klappe.", lache ich und schmeiße den Jeep an. Er hatte Logan gehört und ich hatte es mir erlaubt ihn mitzunehmen. Der Fahrtwind ist immer so schön angenehm und kühl. Maunzi sitzt in einem Korb auf dem Beifahrersitz und maunzt ab und zu vor sich hin. Sie mag es nicht so, wenn man so schnell fährt. Trotzdem wollte sie nicht von mir loslassen, als ich die Farm verließ. Ich setze mir meine Sonnebrille auf, beiße ein Stück von meinem Apfel ab und fahre mit noch ein bisschen mehr Geschwindigkeit auf irgendeiner Straße im Nirgendwo. Mal sehen, wo ich das nächste Mal hinkomme. ~Wie wäre es mal wieder mit Ägypten?~ "Du willst unbedingt deinen Angestellten verlieren oder?", frage ich skeptisch, muss aber lachen, als ich daran denke, wie es das letzte Mal in Ägypten war. Der Pharao war ein netter Kerl gewesen. Über die Gemütlichkeit von Pyramiden ließ sich allerdings streiten. ~Nein, aber ich mag es dich schwitzen zu sehen!~ Überrascht hebe ich eine Augenbraue und schaue grinsend auf die Straße vor mich. "Sag blos, du findest mich attraktiv?", frage ich ironisch und lache. ~Ja, warum nicht?~ Die Bremsen quietschen empört auf, als ich so abrupt auf sie trete. Maunzi kreischt erst aufgeregt und faucht mich dann an. Sie ist im Fußteil des Beifahrersitzes gelandet und muss wohl ziemlich durchgeschüttelt worden sein. Aber, was viel wichtiger war...: Hatte ich mich da gerade verhört? <><><> tbc... <><><> So,... Feedy? Ja?... Kommt schon... los, los, los! *anfeuer*... büdde... Óò... Kapitel 3: Track 3 ------------------ MOIN SCHNITTEN... Ôô!!! Titel: ~De revolutionibus orbium coelestium~ Untertitel: Über die Revolution der Himmelskreise Autorin: Nagla, nagla, nagla, naglayos Teil: 3/? Art: Multipart Fandom: Original/Fantasy/Reality Warnings: Shônen-Ai (DON'T LIKE; DON'T READ) <- ja, auch wieder in diesem Chappi (YAY) vielleicht auch n' bissel silly... Disclaimer: Die Stimme hör ich auch, deshalb muss sie von mir kommen *lacht*.. Tja und der liebe Perni is auch nur mir! Also, gehört alles mir. Tja, falls irgendwelche Ähnlichkeiten zwischen anderen Storys auftauchen, dann war das keine Absicht, ja? Dat tut mir dann leid. Aber hey!, dann habt ihr mich hierzu inspiriert und ich muss euch danken *grin* Rating: Passt schon, kann jeder lesen, der will. Widmung: hab imma noch keinen, aber es will ja auch irgendwie keiner haben... *sich fragend umguck* Kommentar: Ich weiß nich warum, aber zurzeit hab ich voll den Schreibwahn, was diese Story hier betrifft. Nun ja, ihr müsst euch mit begnügen... Kann nix dafür... aber vielleicht gefällt es euch ja auch... nüsch wahr? "....." ~....~... tscha, keiner hat mehr was zu sagen, also geht's LOS! THANKS; for reading this shit and MUCH FUHUUUUUUUUUUUUUUUUUN!!! Zeichenerklärung: "bla, bla, bla", jemand spricht. ~dum di da di dum~ die lustige, komische Stimme, ihr wisst schon... ~De revolutionibus orbium coelestium~ Track 3 ~ Omnes orbes ambire solen ~ Die Sonne ist Mittelpunkt aller Kreisbahnen -Kopernikus. Auszug aus ,De revolutionibus orbium coelestium libri VI'- Musst mir meine Erde Doch lassen stehn, Und meine Hütte, Die du nicht erbaut, Und meinen Herd, Um dessen Glut Du mich beneidest. -Auszug aus Goethes ,Prometheus'- <><><><><><> Immer leiser tuckernd und langsamer werdend, hält mein geklauter Jeep direkt vor einer Tanke an. Das Benzin ist leer und ich habe das ungute Gefühl, dass das gute Auto auch nicht mehr lange kann. Was für ein Zufall, dass ich dann also gerade vor einer Tanke zum stehen komme. ~Finde ich auch!~ Ich lache, ziehe den Schlüssel aus dem Zündschloss und hole erst einmal Maunzi aus ihrem Korb heraus. Ihr gefällt es nicht so lange eingesperrt zu sein, wo sie doch vorher eine komplette Farm plus Umgebung zum Herumstreunen hatte. Ich würde verrückt werden, wenn ich nicht genug Raum um mich haben würde. Mir selbst stecke ich ab und zu eine Erdbeere in den Mund und füttere Maunzi mit dem Dosenkatzenfutter. Nicht so gut wie das Selbstgemachte von Dana, aber sie fraß es. Das war doch die Hauptsache. ~Du solltest dich beeilen!~, fragend hebe ich eine Augenbraue. "Warum?" ~Dein Flieger geht bald.~. erklärt er mir und ich hätte mich beinahe an meiner Erdbeere verschluckt. Och, nööööö!, denke ich und Maunzi schaut mich mit einem schief gelegten Kopf an. Ich beachte sie nicht. Irgendwann wird sie sich schon daran gewöhnen, dass ich mit ,mir selbst' rede. "Wohin?", frage ich beinah tonlos und suche die Tanke mit meinen Augen nach jemanden ab, der mir den Weg zum Flughafen sagen und mir mit meinem Auto helfen kann. ~Sie unbesorgt. Es geht nur nach...~ <><><><><><> Frankreich. Mh, gar nicht mal so schlecht. Alles ein wenig wuselig, aber eigentlich ganz in Ordnung., dachte ich und schlenderte durch die Straßen vom eben genannten Land. Genauer gesagt war ich in Paris gelandet. Hier waren alle Leute ziemlich in Eile und hetzten durch die Gegend, als ob es um ihr Leben gehen würde. Alles sehr hektisch, aber auf eine verquere Art und Weise gemütlich. Außerdem war es nicht unbedingt warm hier. Es war einigermaßen erträglich. Leider hatte ich mich verlaufen. Das war sehr schlecht, da Maunzi in unserem Hotelzimmer saß und bestimmt schon halb verhungert war. Doch mir fiel die verdammte Straße nicht mehr ein, in der dieses verdammte Hotel lag. ~Na, du sollt doch nicht so viel fluchen.~ Ich seufzte und verdrehte genervt die Augen. Ich hatte in meinem langen Leben schon so häufig geflucht, dass mich nicht mal der schlimmste Gotteslästerer übertreffen würde können. Was machte das schon noch der ein oder andere Fluch am Tag? "Verdammte scheiße!", meinte ich also demonstrativ und hörte auch gleich das resignierende Seufzen in meinem Kopf. Halb glücklich nickte ich über diese Reaktion mit dem Kopf und sah mich zum hundertsten Mal um, doch nichts kam mir bekannt vor. Ich machte mir aber nicht die Mühe schnell zu gehen, wenn ich doch nicht wusste, wohin gehen musste. Außerdem würde Maunzi schon irgendetwas fressen. Und wenn es meine Tasche war. Sie würde schon nicht umkommen. Doch trotzdem machte ich mir um die Rechnung des Hotelzimmers sorgen, die sicherlich sehr hoch werden würden, sofern der Besitzer sehen würde, wie zerkratzt auf einmal seine Möbel waren. Seufzend blieb ich stehen und schaute in den Himmel rauf. Toll, jetzt sah es auch noch nach Regen aus. Immer wieder rempelten mich einige Leute leicht an, da ich anscheinend direkt im Weg stand und sie sich an mir vorbeidrängeln mussten. Aber mir war es egal. ~Vorsicht!~ "Häh?", mit diesem schlauen Kommentar drehte ich mich ruckartig um, als ob er hinter mir stehen würde und knallte direkt in einer rennende Person, der ich geradewegs in die Laufbahn getreten war, zusammen. Zu meinem Glück war besagte Person ein wenig kleiner und schmächtiger als ich, bekam so mehr von dem Aufprall entgegen und landete auf ihrem Hinterteil, während ich nur leicht strauchelte, dann aber mein Gleichgewicht wieder fand. Leicht lächelnd bückte ich mich zu besagter Person herunter und hielt ihr die Hand hin. Mal sehen, was wir hier haben. Erschrockene, weit aufgerissene fast dunkelblaue Augen schauten mir entgegen und ich versuchte so freundlich wie möglich zu lächeln. Hatte ich es also dieses Mal mit einem kleinen Angsthasen zu tun. "Tut mir Leid, hab dich nicht gesehen.", nahm ich die Schuld auf mich und hielt ihm noch einmal extradeutlich meine Hand entgegen, die der Kleine, es war ein Junge, dann auch annahm und sich leicht an ihr hochzog. Als er vor mir stand bemerkte ich glücklich grinsend, dass endlich einer Mal kleiner war als ich, wenn auch nicht viel. Kurze, braune Haare vielen dem Kleinen in die Augen, sie sahen ziemlich zerzauste aus. Immer noch sah er mich ein wenig verängstigt an. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken und klopfte ihm erst einmal den Dreck von den Klamotten, was er regungslos in Kauf nahm. Beim näheren betrachten konnte ich auch die rötliche, leicht angeschwollene Wange sehen und mir war klar, dass er vor demjenigen weggerannt war, der ihm das angetan hatte. Ich vermutete seinen Vater oder Onkel... oder so. "Kleiner, alles okay?", wollte ich wissen, doch löste ich damit etwas aus, womit ich nicht gerechnet hatte, denn im nächsten Moment hielt ich ein schluchzendes Bündel in meinen Armen. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken und wie immer half es, denn es dauerte nicht lange und der Kleine hörte auf zu schluchzen, klammerte sich aber weiter an meinen Hals. Ich seufzte, da ich nach einiger Zeit, die wir noch stumm so standen, bemerkte, dass Michelle, so hieß er, eingeschlafen war. Ich nahm ihn vorsichtig auf die Arme und bemerkte, wie leicht er doch war und viel zu dünn. Der musste mal wieder richtig aufgepäppelt werden und ich sah meiner Aufgabe entgegen. Immer wieder Leute nach dem Weg fragend, tastete ich mich langsam an mein Hotel heran. Letztendlich hatte ich es nach langer Suche doch wieder gefunden, wobei Michelle mir auch langsam zu schwer wurde. Vorsichtig legte ich ihn auf mein Bett und sofort war Maunzi bei mir, um mich erst schnurrend zu begrüßen und dann neugierig auf unseren Gast zuzugehen. Sie schien den Kleinen zu mögen, denn sie leckte ihm freundlich über die malträtierte Wange. Das ganze Bild sah sehr süß aus, doch ich machte mich schnell davon los, holte etwas zu essen für Maunzi, die zum Glück nicht die ganzen Möbel angegriffen hatte, und verabschiedete mich dann wieder. Ich musste noch einkaufen gehen. ><><><><>< Während ich gerade meine Einkäufe in der kleinen Küche verstaute, die man in diesem Hotel zur Verfügung gestellt bekam, hörte ich, wie Michelle mit einem schmerzlichen Stöhnen aufwachte. Ich grinste in mich hinein und packte meinen Kühlschrank voll mit dem vielen Obst und Früchten. Nebenbei auch noch ein paar Joghurts mit Apfel-, Banane-, Ananas-, Birnen-, usw. -Geschmack. Dann hörte ich kleine, nackte Füße auf den Boden rumtapsen, die immer näher kamen. Als Michelle die Küche erreicht hatte, drehte ich mich lächelnd zu ihm um. Er lehnte schüchtern am Türrahmen und sah mich einerseits leicht verängstigt und andererseits dankbar an. Ihm war es wohl peinlich, dass er einfach so in meinen Armen eingeschlafen war. Grinsend bemerkte ich Maunzi, die Michelle schnurrend durch die Beine strich. Sie mochte ihn wohl wirklich gerne. "Na, Kleiner, geht's dir besser?", fragte ich fürsorglich und kostete es voll aus endlich mal jemanden ,Kleiner' nennen zu können und nicht nur so genannt zu werden. Das war ein gutes Gefühl. Michelle nickte leicht und kam einen kleinen Schritt in die Küche herein, verabschiedete sich somit von seinem Türrahmen und stand etwas hilflos im Raum herum. Ich kicherte leicht und bot ihm an, sich auf einen der Stühle zu setzen. Blitzschnell tat er das auch. Ein Weilchen sagte ich nichts, sondern hantierte nur etwas in der Küche herum, bis ich es geschafft hatte für Michelle eine heiße Schokolade hinzubekommen und mir eine leckere Platte voll leckerem Obst zuzubereiten. Freundlich lächelnd stellte ich ihm seine Tasse vor die Nase, setzte mich ihm gegenüber hin und kaute genüsslich an einem Stück Apfel herum. Erst beäugte der Kleine das Getränk misstrauisch, nahm dann aber die Tasse in die Hand und trank vorsichtig einen kleinen Schluck. Glücklich bemerkte ich, wie Michelle genießerisch die Augen schloss und auch etwas mehr Farbe im Gesicht bekam. Eben sah er so fürchterlich blass aus. "Wie heißt du?", fragte ich, um die Stille zu überbrücken. Langsam wurde es an der Zeit, dass ich mich mit Michelle bekannt machte. Immerhin sollte er noch etwas bleiben, damit ich etwas über ihn herausfinden konnte. "Michelle.", antwortete er knapp und das mit einer süßen, unschuldig klingenden Stimme, die mir sofort gefiel. Man könnte meinen, dass er gerade mal 13 oder so war, dabei war der Kleine schon fast ein Mann. "Und wie alt?", fragte ich weiter, obwohl ich das meiste schon wusste. "17.", antwortete er wahrheitsgetreu und immer noch so knapp. Ich wollte, dass er mir etwas mehr über sich erzählte, aber von alleine. Wenn ich ihn drängen würde, dann wäre er schneller weg, als ich bis drei zählen konnte. Michelle musste man mit Samthandschuhen anziehen. Er war nicht so einfach. "Michelle...", meinte ich sanft und wartete darauf, dass mich der Kleine endlich ansah. Ganz langsam und äußerst schüchtern hob er seinen Kopf und schaute mir in die Augen. Ich lächelte ihn warm an und konnte auch an seinen Lippen ein kleines, unscheinbares Lächeln erkennen. Guter Anfang!, lobte ich mich. "Möchtest du auch etwas Obst?", fragte ich schließlich und konnte Verwunderung in seinen Augen sehen. Ich wusste, dass er geglaubt hatte, dass ich ihn jetzt ausquetschen würde, warum er denn abgehauen war, woher er ganzen blauen Flecken auf seinem Körper hatte, die ich gesehen hatte, als ich ihn umgezogen hatte. Doch ich wollte ihn von sich aus erzählen lassen. Grinsend schob ich ihm das Tablett ein wenig hin und stellte erleichtert fest, dass Michelle ebenfalls fast grinste, zugriff und sichtbar genießerisch ein Stück Ananas zerkaute. Ich schnappte mir eine Kirsche und ließ mir den süßen Saft schmecken. Im stillen Einverständnis aßen wir vor uns hin und sagten erst einmal nichts mehr. Das würde eine längere Sache werden und ich musste äußerst langsam und umsichtig mit dem Kleinen umgehen, damit er mir vertraute und ich ihm helfen konnte. Ja, das würde schwierig werden. ~Du liebst doch Herausforderungen!~ "Witzig.", zischte ich und mit einem verwunderten "MH?", schaute mich Michelle ängstlich an. Ich winkte beruhigend ab und deutete auf das Tablett, dass er sich doch nich etwas nehmen sollte. Zum Glück tat er das auch, auch wenn er mich noch ein wenig misstrauisch beäugte. Ja, ja, ja. Das würde wirklich schwierig werden. Besonders mit solch einer nervigen Stimme im Kopf. ~Hey, das war gemein.~ Ich lachte in mich hinein und nahm mir noch eine Kirsche, die mit einem leisen knacken in meinem Mund zerplatzte. Aber Spaß würde es mir mit Michelle machen, da war ich mich sicher. ><><><><>< Nachdem mir Michelle fast auf dem kleinen Küchentisch eingeschlafen wäre, hatte ich ihn wieder in mein Bett getragen. Viel hatten wir nicht geredet. Eigentlich hatte ich ihm die ganze Zeit nur etwas über mich erzählt. Zum Beispiel, dass ich 19 Jahre alt war, wobei das weit untertrieben war, dass ich gerne reiste und meine Eltern mir das finanzierten, da sie meinten, dass ich so nur dazulernen konnte. Er hatte mir alles abgekauft, ich war schon immer gut im Lügen und musste es bei meinem Job auch sein. Ich bemerkte, dass ich auch langsam müde wurde und legte mich zu Michelle, da ich nur dieses eine Bett hatte und nicht gerne auf dem Boden schlief. Mein Hotelzimmer bestand nämlich nur aus einem Bett, einem Schrank, einer kleinen Küche und einem Fernseher, der nicht wirklich gut empfing. Aber was sollte es. Etwas anderes konnte ich mir nicht leisten, da ich ja nie wirklich Geld bekam. Außerdem ließ es sich hier gut aushalten. Zum kurzzeitigen Wohnen reichte es allemal. Und Maunzi schien es auch gut zu gehen. "Kopernikus?", hörte ich plötzlich eine sanfte, sehr leise Stimme. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, da es einfach zu süß war, wie er meinen Namen aussprach. Aber ich hatte mich dazu entschlossen mich schlafend zu stellen. Schon eben hatte ich bemerkt, dass Michelle leicht zitterte, was daran lag, dass es draußen schon noch kalt war, ich aber nicht di Heizung anstellte und ich es auch nicht für kalt empfand. Michelle musste nun, da wir unter einer Decke lagen, gemerkt haben, wie viel Körperwärme ich abstrahlte und wollte nun nur herausfinden, ob ich noch wach war. Nach einiger Zeit, in der es vollkommen still im Raum war, raschelte es leise und die Matratze bewegte sich. Im nächsten Moment drückte sich ganz vorsichtig ein kleiner, kühler Körper gegen meinen. Ich, und auch Michelle, entspannte mich, da mir die Kühle von Michelle gut tat und ihm meine Wärme. Glücklich schliefen wir beide ein. ><><><><>< "Na, Kleiner, gut geschlafen?", begrüßte ich den noch müden Michelle, der gerade sich die Augen reibend in die Küche getapst kam. Normalerweise schlief ich immer lange, aber nach drei Uhr nachmittags war ich dann doch wach, im Gegensatz zu Michelle, der den Schlaf aber auch dringend gebraucht hatte. Nun sah er gar nicht mehr so fertig aus und auch die Rötung an seiner Wange war vollkommen verschwunden. "Ja.", antwortete er schüchtern und setzte sich wieder auf einen der kleinen Stühle. Immerhin gab es in der ganzen "Wohnung" ja keine andere Sitzgelegenheit. "Ich... ähm... also...", stotterte er vor sich hin und wurde leicht rot dabei. Ich fand ihn einfach nur süß. Sein ganzes Bild passte einfach nicht zu seinem Alter. Es ging einfach nicht, dass ich ihn mir als 17-jährigen in einer Schulklasse mit Gleichaltrigen vorstellen konnte, obwohl seine Gesichtszüge einem schon verrieten, dass er älter war, als er im Allgemeinen aussah. "Sprich dich aus.", meinte ich freundlich und stellte eine heiße Pfanne vor ihm auf den Tisch, auf dir dort liegende Unterlage, holte noch zwei Teller und Besteck. "Auch?", fragte ich noch und sah ihn lächelnd an, während ich, seine Antwort gar nicht abwartend, die Eier auf seinen Teller lud. Ich konnte zwar nicht viel, aber Rührei bekam ich allemal hin. "Danke.", nuschelte er und fing an zu essen. Zwischendurch machte er immer mal wieder stopp und sah so aus, als ob er gleich anfangen wollte mir seine Lebensgeschichte detailgetreu zu erzählen, doch jedes Mal überlegte er es sich noch einmal anders und aß schweigend weiter. Ich beobachtete ihn grinsend, sagte aber nichts dazu. Als wir dann fertig waren und ich das Geschirr einfach in die Spüle gelegt, es aber weiterhin ignorierte und mich dann wieder Michelle gegenüber hingesetzt hatte, fing der Kleine endlich an zu sagen, was er wollte. "Vielen Dank. Ich... es tut mir Leid, dass ich dir so viel Arbeit gemacht habe und dass ich mich einfach so an dich geschmissen habe, aber es war in dem Moment niemand anderes da, der mich beachtet hatte und ich dachte mir, Hey!, du hast nichts zu verlieren. Ich.... es tut mir Leid." Michelle hatte so schnell gesprochen, dass ich wirklich Probleme hatte ihm zu folgen. Doch nachträglich lächelte ich ihn nur an und deutete ihm mit einer kleinen Handgeste an, doch bitte weiter zu erzählen, da ich wusste, das er lange noch nicht fertig war. Doch leider schüttelte Michelle nur mit dem Kopf und sah traurig auf die Tischplatte. Seufzend streckte ich den Arm aus und fuhr ihm sachte über die Wange. Zwar etwas geschockt, doch trotzdem glücklich sah er mich an und kuschelte sich etwas in meine Hand. Ich grinste leicht und behielt meine Hand dort, wo sie lag. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.", meinte ich sanft. "Aber...", wollte Michelle dazwischenfunken, doch ich ließ ihn nicht. "Nein.", sagte ich entschlossen. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Dir ging es schlecht, aus welchen Gründen auch immer, da ist so was vollkommen in Ordnung. Ich helf dir doch gerne." Ein kleines, glückliches Lächeln schlich sich auf Michelles Lippen und ich konnte nicht anders, als zurücklächeln. Der Kleine war definitiv zu süß für diese Welt. "Waaaaaas hältst du davon, wenn du mir ein wenig Paris und seine Vorteile zeigst?", schlug ich vor und sah Michelle auffordernd an. Der Kleine nickte eifrig und war schon ins andere Zimmer gestürmt, um sich ordentlich anzuziehen. Ich grinste nur und sah dann mit einem leicht betrübten Blick zur Spüle. Ich hasste es abzuwaschen. Doch, noch bevor ich mit irgendetwas anfangen konnte, war Michelle auch schon wieder in der Küche. Ich nahm das als gerngesehene Ablenkung, ließ den Abwasch, Abwasch sein und machte mich mit Michelle auf, zu einer Erkundungstour durch Paris. ><><><><>< Oje, der Kleine ist anstrengender als ein Haufen schwer erziehbarer Kindergartenkinder!, dachte ich halb lachend, halb fertig. Ich befürchtete und ahnte, dass mich Michelle einmal durch ganz Paris gezerrt hatte. Wenn man ihm etwas gab, was ihm Spaß machte, war der Kleine nicht mehr aufzuhalten. Schmunzelnd und vor Erschöpfung stöhnend fiel ich rücklings auf das Bett. Nicht lange und Maunzi sprang auf meinen Bauch, um es sich dort gemütlich zu machen. Michelle hingegen war im Bad und gönnte sich eine entspannende Dusche, die ich auch dringend brauchte. Ohne, dass wir es abgesprochen hatten, war Michelle wieder mit zu mir gekommen. Nebenbei hatten wir sogar noch ein paar Klamotten für ihn eingekauft. Für mich war es sowieso von Anfang an klar gewesen, dass er fürs Erste bei mir bleiben würde, doch Michelle war sicher einfach nur glücklich darüber. Er schien heute, für einen kleinen Moment, vergessen zu haben, weswegen er weggelaufen war. Das war wirklich ein guter Anfang für meinen Plan. Langsam sollte ich aber daran denken irgendetwas aus ihm heraus zu bekommen. Gut, natürlich wäre es auch lustig noch eine Weile hier mit Michelle zu verbringen, einfach nur Spaß zu haben, aber etwas hinderte mich daran... ~Jetzt bin ich schon ,etwas'... Ist doch wohl klar, dass ich schon den nächsten Job für dich hab, da kannst du dich nicht wieder monatelang nur mit einer Person beschäftigen. Ich dachte, du wärst Profi, da solltest du schon-~ "Ja, ja. Nun nörgle halt nicht so rum!", unterbrach ich ihn und kraulte Maunzi gedankenverloren hinter den Ohren. Sie ließ sich das schnurrend gefallen und achtete schon gar nicht mehr darauf, dass ich mit jemanden redete, der gar nicht da war. Oder sie dachte, dass ich mit Michelle redete. Nur, der hätte mich gar nicht gehört, so laut, wie er unter der Dusche sang. Ich musste grinsen, weil, so schlecht sang der Kleine gar nicht. Nach einer Weile wurde ich langsam misstrauisch. Michelle hatte schon lange aufgehört zu singen und nun war nichts mehr aus dem Bad zu hören, auch kein Rauschen von der Dusche. Wie lange brauchte man wohl, um sich abzutrocknen und sich anzuziehen? Ich entschied, dass Michelle zu lange dafür brauchte und machte mich auf den Weg zum Bad. Vor der Tür stoppte ich und lauschte daran, indem ich mein Ohr an das Holz legte. Ich hörte nichts, also drückte ich die Klinke hinunter und trat vorsichtig in den Raum ein. Ich ging langsam, da ich vergeblich darauf wartete, dass Michelle aufkreischte und mich rausscheuchte, da er nicht nackt gesehen werden wollte. Stattdessen hörte ich wiederum nichts. Mit meinen Augen suchte ich das Bad ab und endete an einer kleinen Person, die zusammengeschrumpft vor der Badewanne hockte (ja, obwohl das Bad doch so klein war, gab es eine Badewanne). Erschrocken bemerkte ich, mit welch leerem Blick Michelle die gegenüberliegende Wand betrachtete. Sein Körper war ganz reglos und nur mit einem um die Hüfte gewickelten Handtuch bedeckt. Schnell war ich bei ihm und rüttelte ihn sachte an der Schulter. "Michelle!", versuchte ich sanft, aber nachdrücklich ihn aus seiner Trance herauszuholen. Jetzt bemerkte ich auch die frischen Schnittwunden auf seinem linken Oberarm. Sie waren nicht tief, aber trotzdem machte ich mir Sorgen. Neben Michelle konnte ich dann auch die Rasierklinge finden. Verdammt, wo hatte er die her? Lagen die hier immer in den Schränken herum? Ich zumindest benutzte keine. Das war schlecht, sehr schlecht. "Michelle!", versuchte ich es noch etwas nachdrücklicher und tatsächlich blinzelte der Kleine etwas verwirrt und blickte mich dann mit einem verklärten, viel zu traurigen Blick an. Es dauerte nicht lange und schon rannen ihm kleine Tränen die Wangen hinunter. Ihn auf die Arme nehmend trug ich ihn vorsichtig in das Schlafzimmer zurück und legte ihn dort auf das Bett. Ich strich ihm über die Wangen, um ihm die Tränen wegzuwischen, die gar nicht mehr aufhören wollten zu fließen. Sachte nahm ich ihn in den Arm, da ich ihm nicht wehtun wollte. Die ganzen blauen Flecken, die immer noch auf seinem Körper zu sehen waren, schmerzten bestimmt noch und ich wollte das nicht noch verschlimmern. Sanft strich ich ihm über den Rücken und wiegte ihn hin und her. Leise fing ich an ein altes Wiegenlied zu singen, welches Michelle mit Sicherheit nicht kannte und dessen Sprache auch nicht verstand. Kaum einer wusste heutzutage noch etwas von dieser Sprache anzufangen, aber es beruhigte ihn, genauso wie meine Ausstrahlung, die einen immer beruhigen konnte. Nach einiger Zeit, in der er noch häufig verzweifelt aufgeschluchzt hatte, war er eingeschlafen und lag nun friedlich vor sich hinschlummernd in meinen Armen. Warm lächelnd legte ich ihn zurück in die Kissen und machte mich daran seine Wunden zu versorgen. Er tat mir unwahrscheinlich Leid. Das war ein harter Rückschlag und ich hoffte, dass es jetzt wieder aufwärts gehen würde. Ich wollte so schnell wie möglich, dass es Michelle wieder besser ging und dazu gehörte, dass er mit mir redete. Er musste sich einfach bald dazu durchringen alles selber zu verarbeiten, indem er sich an jemanden wendete, ihm vertraute. "Kleiner, dummer Junge.", flüsterte ich lächelnd und hauchte Michelle einen kleinen Kuss auf die Stirn. Nun würde er ruhig und lange schlafen können. ><><><><>< "Schon halb sechs.", stellte ich seufzend fest, als schon zum x-ten Mal meine Augen zur Uhr wanderten. Michelle hatte wirklich den ganzen Tag verschlafen, aber ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Auch für ihn war es bestimmt anstrengend gewesen den ganzen Tag durch Paris zu rennen und mir alles zu zeigen, und dann noch der Zusammenbruch im Bad. Zu gerne wüsste ich, was genau in seinem Kopf vorging. Gut, ich wusste davon, wie sein Vater und sein Onkel ihn öfters schlugen und ihn tagtäglich mit Worten fertig machten. Aber das war sicher nicht alles. Michelle wohnte in einem großen Haus, zusammen mit seinen Eltern, seinem Onkel und seiner Tante. ER hatte mir erzählt, dass noch vor ein paar Monaten Michelle glücklich gewesen war, bis er herausgefunden hatte, dass er mehr auf die Jungs in seiner Umkleide schaute, als auf die Mädels. Er war so unschuldig und naiv gewesen und hatte es vertrauensvoll seinen Eltern erzählt. Was genau dann passierte, wusste ich nicht, aber seitdem wurde Michelle schlecht von seinem Vater und Onkel behandelt. Seine Mutter hielt sich raus und mit seiner Tante hatte er seitdem kein Wort mehr gewechselt, sie sah ihn noch nicht mal an. Anscheinend war der Terror so weit bei Michelle gegangen, dass er sich jetzt selber für widerlich oder so hielt. Ich hasste so etwas wie die Pest. Solche Leute waren verabscheuungswürdig, mehr aber nicht. Wie konnten sie einem Menschen, auch noch einem engen Verwandten, dem eigenen Sohn, weiß machen, dass er schlechter war als andere Menschen! Das machte mich rasend! ~Hey! Er wacht auf!~ Schnell sah ich zum Bett und bemerkte glücklich, wie sich Michelles Augen langsam öffneten. Zuerst waren sie noch ein wenig verschleiert, doch nach ein paar Mal blinzeln klärten sie sich auf. Er bemerkte mich nicht, sondern fing an Maunzi zu streicheln, die es sich, kurz nachdem Michelle gestern eingeschlafen war, halb auf ihm gemütlich gemacht hatte. Sie schien ihn wirklich sehr zu mögen und ich war mir sicher, dass ich meine nächste Reise ohne sie antreten würde. Langsam und vorsichtig schritt ich auf Michelle zu und setzte mich an den Rand des Bettes. Er zuckte kurz zusammen, als er mich bemerkte, doch dann entspannte er sich wieder. Ich strich ihm ein paar seiner Haarsträhnen aus dem Gesicht und lächelte ihn beruhigend an. Er entspannte sich daraufhin sichtlich immer mehr und Maunzi fing an zu schnurren. "Es tut mir Leid.", kam es plötzlich ganz leise von Michelle und ich hatte ihn fast nicht verstanden. Verwirrt schaute ich ihn an und er errötete verlegen. "Ich mach dir so viele Probleme.", flüsterte er weiter und schaute stur auf Maunzi hinunter, hörte aber nicht auf sie zu kraulen. Ich strich ihm durch die Haare und schüttelte grinsend den Kopf, dann wurde ich ernst und sah Michelle durchdringend an. "Erzähl es mir.", forderte ich ihn auf. Sofort schüttelte er heftig den Kopf und wollte von mir wegrücken, doch ich war schneller, schnappte ihn mir und umarmte ihn vorsichtig. Nicht lange dauerte es und Michelle schluchzte auf. "Vertrau mir. Ich schwöre dir, ich werde dir nur helfen und nicht sauer sein, egal, was du mir sagst." Zuerst reagierte Michelle nicht und schluchzte weiter. Erst, als er sich ein wenig beruhigt hatte, legte er sachte seine Hände auf meinen Rücken, krallte sich schließlich fest und versteckte sein Gesicht in meinem T-Shirt. "I-ich... Ich, also...", stotterte er, dann holte er einmal tief Luft und blies sie schwer hinaus. "Ich bin schwul. Meine Familie findet das widerlich, schlecht und einfach falsch. Sie wollen mich nicht mehr und halten mich für Abschaum. Sie sagen, dass es nicht von Gott bestimmt wurde, dass zwei Männer sich lieben. Ich bin eine Missgeburt und ich werde niemals in den Himmel kommen..." Ich war wirklich etwas geschockt, da ich Michelle nicht als so gläubig eingestuft hatte. Dann schüttelte ich den Kopf und drückte Michelle etwas von mir fort. Daraufhin fing er wieder an zu weinen, da er wohl dachte, dass ich ihn jetzt auch nicht mehr mögen würde und ihn verachtete. Schnell hatte ich meine Hände um sein Gesicht gelegt, ihn zu mir gezogene und leicht meine Lippen auf seine gelegt. Etwas belustigt hörte ich, wie Michelle überrascht aufkeuchte. Ich nutzte die Gelegenheit und ließ meine Zunge in seinen Mund gleiten, den ich vorsichtig auskostete. Ich spürte, wie Michelle sich leicht verspannte, konnte aber sein Herz so schnell schlagen spüren, dass ich Angst hatte, dass er gleich einen Herzinfarkt bekam. Ich wusste, dass es sein erster Kuss von einem Mann war, deshalb stupste ich auch nur ganz sachte seine Zunge an. Doch, noch bevor Michelle reagieren konnte, zog ich mich zurück und blickte lächelnd in das vor Aufregung gerötete Gesicht. Er hatte die Augen geschlossen, sein Mund stand leicht offen und er atmete schnell und schwer. Noch einmal küsste ich sanft seine Lippen, vertiefte den Kuss aber nicht, sondern strich ihm durch die Haare. Erst jetzt öffnete Michelle seine Augen und sah mich wirklich verwirrt an, dann verzog er das Gesicht schmerzlich und ich konnte mir denken, was in seinem Kopf vorging. Sicher dachte er, dass er jetzt garantiert nicht in den "Himmel" kommen würde und er noch schlechter war als vorher. "Michelle.", er sah mich an, und ich bemerkte, wie langsam die Tränen wieder in seinen Augen aufsteigen. "Wie hat sich das angefühlt? Sei ehrlich." "Besser als alles andere.", antwortete er sofort, schlug dann aber seine Hände vor seinen Mund und sah mich geschockt und ängstlich an. Ich grinste, nahm seine Hände von seinem Mund weg und strich ihm über die Wange. "Dann kann es gar nicht falsch sein.", erklärte ich ihm. Er sah mich etwas unsicher an, doch nach einiger Zeit konnte ich ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel herum erkennen. "Und weißt du was?", meinte ich lachend, sprang auf und stellte mich, mit in die Hüfte gestemmten Armen, vor dem Bett auf und grinste ihn schelmisch an. "Wenn der alte Zausel da oben etwas dagegen hätte, dann hätte er die Liebe erst gar nicht erschaffen! Und wenn doch, dann prügle ich so lang auf ihn ein, bis ihm nichts mehr dagegen einfällt!", lachte ich und hob Michelle plötzlich hoch, um mich, mit ihn in meinem Armen zu drehen. Zuerst hatte er erschrocken aufgeschrieen, doch nun lachte er mit und umklammerte mich glücklich. ><><><><>< Vor mich hinlächelnd saß ich auf einer kleinen Bank in der Nähe des Eiffelturms. Die Sonne schien, weswegen ich meine Sonnenbrille aufgesetzt hatte. Die Arme hatte ich über die Rückenlehne gelegt und schaute verträumt in den blauen Himmel hinauf. Immer wieder musste ich daran denken, dass Michelle so gläubig war und, dass er solche Angst davor hatte, dass er mal nicht in den Himmel kam. Stimmte das wirklich, oder wurde die Angst vor dem Sterben dadurch gelindert, dass er so sehr daran glaubte, dass er nach dem Tod an einen schönen Ort kam, um genau zu sein, das Paradies? War das bei allen Menschen so? ~Du grübelst zu viel...~ Mein Lächeln vertiefte sich und ich beobachtete diese eine Wolke, die irgendwie wie eine Kuh aussah, beachtete ihn aber nicht. ~Glaubst du an das Paradies?~, fragte er neugierig und ich zog meine linke Augenbraue hoch. Zeigte er gerade wirklich Interesse an meinen Gedanken? "Nein.", meinte ich, lächelte versonnen weiter. "Das Paradies wäre nicht das Schönste, was ich mir vorstellen kann, deshalb glaube ich nicht an das Paradies der Menschen." ~Ich meinte, ob du an das Paradies von Gott glaubst. Nicht das der Menschen.~ Daraufhin musste ich einen Moment schweigen und nachdenken. Dann grinste ich frech und schloss meine Augen. "Solange du da bist, gibt es keines!" ~Danke. Mit dir kann ich mir das auch nicht vorstellen.~, gab er trotzig zurück und ich stellte mir eines der kleinen Kinder aus dem schwer erziehbaren Kindergarten vor, dass sich vor mich mit verschränkten Armen aufgestellt hatte. "Das ist das erste Mal, dass wir uns einig sind, was?", lachte ich. Doch ich verstummte, als ich ein ganz bestimmtes Lachen erkannte, welches nicht allzu weit von mir entfernt war. Ich schob meine Sonnebrille hoch in meine Haare und setzte mich auf. Links von mir, gar nicht mal so weit weg, lief Michelle. Ein großer, junger Mann, wahrscheinlich in Michelles Alter, lief neben ihm und hatte seinen Arm um Michelles Hüfte gelegt. Ich grinste, stand auf und wartete, bis Michelle seinen Blick auf mich richtete. Erst streifte er mich nur, bis sich seine Augen erfreut weiteten, er sich von seinem Freund losriss und auf mich zu rannte. Ich lachte wieder, breitete die Arme aus und fing ihn auf, drehte mich ein paar Mal mit ihm, bis ich ihn wieder runterließ. "Kopernikus, das ist Jean.", erklärte mir Michelle und zeigte auf den Jungen, der nun auch bei uns angekommen war und anfing zu lächeln, als er meinen Namen hörte. Dann zog mich Michelle zu sich runter und flüsterte etwas in mein Ohr. Ich musste laut auflachen, als ich es hörte, wuschelte dem Kleinen durch die Haare und wünschte ihnen noch einen schönen Tag, dann lief ich in die entgegen gesetzte Richtung und setzte mir nebenbei wieder meine Sonnenbrille auf. "Komm mich mal besuchen!", rief Michelle mir hinterher, ich drehte mich noch mal zu ihm um und winkte ihm zum Abschied entgegen. Ich überlegte mich tatsächlich, ob ich nicht irgendwann wirklich noch mal zurückkommen würde. Paris gefiel mir. Ach, bevor ich es vergesse... Nachdem ich Michelle darüber aufgeklärt hatte, dass es nichts schlimmes war schwul zu sein und das er ganz sicher in den Himmel kam, hatte ich ihn in zu seiner anderen Tante gebracht, die alleine lebte, aber genug Geld hatte, um sich um den Kleinen zu kümmern. Als ich sie aufgeklärt hatte, warum er bei ihr leben sollte, war sie wütend aufgesprungen und hatte ihren Anwalt angerufen. Sie hat jetzt das Sorgerecht für Michelle und die beiden verstehen sich blendend. Sie ist eine nette Frau, Michelle wird es immer gut bei ihr haben, da bin ich mir sicher. Übrigens ist Maunzi wirklich bei ihm geblieben. Die Kleine war nicht mehr von ihm wegzubekommen. Sie geben ein süßes Pärchen ab. ~Was hat er dir zugeflüstert, ich hab es nicht verstanden.~ Ich musste lachen. "'Er ist mein Freund', hat er gesagt. Und er ist rot angelaufen! Süß!" <><><><><><> ~Du wirst zu spät kommen und mir am Ende wieder die Schuld dafür geben!~, donnert er wütend in meinem Kopf, doch ich kann nur lachen, während ich dem Eisverkäufer mein Geld gebe. Genau in dem Moment, indem ich mein Eis entgegen nehme (zwei Kugeln Kiwi und zwei Kugeln Banane), dringt eine angenehme Frauenstimme durch die Sprechanlage und weist darauf hin, dass mein Zug eine halbe Stunde Verspätung haben wird. Ich lache nochmals und grinse zufrieden vor mich hin. ~Kann jedem mal passieren.~, grummelt er leicht verlegen und ich lecke grinsend an meinem Eis. Heute ist es ziemlich warm, wie ich finde, deshalb gönne ich mir auch seit langem mal wieder ein Eis. ~Du kannst auch nur ans Essen denken.~ "Genau. Aber nur, wenn es auch Früchte sind.", meine ich todernst. Langsam trotte ich über den Bahnsteig und warte auf meinen verspäteten Zug. In der einen Hand halte ich mein Eis und in der anderen meinen Koffer. Anfangs hatte ich ja noch drei von denen, aber mittlerweile habe ich festegestellt, dass einer völlig genügt. Ist auch praktischer zum transportieren. Plötzlich werde ich von einem halb rennenden Geschäftsmann angerempelt und ich muss geschockt feststellen, wie sich eine Bananen- und eine Kiwikugel von mir verabschieden und mit einem kleinen auf dem Boden landen. Den Tränen nahe drehe ich mich um und will dem Geschäftsmann gehörig die Meinung sagen, doch der ist weit und breit nicht mehr zu sehen. "Neiiiiin!", schluchze ich auf und schaue traurig runter zu meinem Eis. ~Geschieht dir recht.~, höhnt es und ich fange an gefährlich zu knurren. Mit mir ist nicht zu spaßen, wenn es um mein Essen geht. ~Ruhig, ruhig. Du darfst dir auch noch eins kaufen gehen.~ Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus und ich mache mich auf den Weg zurück zur Eisdiele. Nach der Hälfte des Weges fällt mir auf, dass ich das Eis ja selber bezahlen muss und im Endeffekt gar nichts davon hatte, dass er mir anbot noch eines zu kaufen, da er ja nur eine Stimme in meinem Kopf ist. "Das hast du extra gemacht!", beschwere ich mich empört, höre aber ein fröhliches Lachen. ~Genau. Aber nur, wenn du es bist.~, amt er mich nach und ich grummele leise Flüche vor mich hin, gehe aber trotzdem weiter zur Eisdiele, um mir tatsächlich doch noch ein zweites Eis zu holen. <><><> tbc... <><><> Joa, und, wie wars? Ó_ò... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)