De revolutionibus orbium coelestium von abgemeldet (Über die Revolution der Himmelskreise) ================================================================================ Kapitel 1: Track 1 ------------------ Guten Morgen, guten Tag und guten Abend^^ Titel: ~De revolutionibus orbium coelestium~ Untertitel: Über die Revolution der Himmelskreise Autor: naglayos Teil: 1/5 + Epilog Art: Multipart Fandom: Original/Fantasy/Reality Warnings: Shônen-Ai (DON'T LIKE; DON'T READ) Disclaimer: Meine Idee, meine Charas, meine Story. Eventuelle Parallelen zu anderen Storys oder gar lebenden Menschen sind nicht willentlich geschehen. Kommentar: Eine etwas andere Geschichte über die Wege, die das Schicksal gehen kann und gehen muss. Ich habe keine Ahnung, wie ich zu dieser Idee gekommen bin, aber sie gefällt mir^^. Zeichenerklärung: "bla, bla, bla", jemand spricht. ~dum di da di dum~ so ne komische Stimme (ihr werdet schon sehen) Track 1 ~Da ich ein Kind war, Nicht wusste, wo aus, wo ein, Kehrte mein verwirrtes Aug' Zur Sonne, als wenn drüber wäre' Ein Ohr, zu hören meine Klage, Ein Herz wie meins, Sich des Bedrängten zu erbarmen.~ Auszug aus Goethes ,Prometheus'. ~De revolutionibus orbium coelestium~ <><><><><><> ~Steh endlich auf Kopernikus!~, brüllt diese Stimme, die ich langsam definitiv nicht mehr leiden kann! Was will er denn schon wieder? Ich habe gerade mal ein oder zwei Stunden geschlafen und schon weckt er mich wieder. Das ist so was von unfair! Ich bin jung und ich brauche meinen Schlaf! ~Kopernikus...!~, knurrt er und ich stehe, mir das verschlafende Gesicht reibend, auf. Herzhaft gähne ich und strecke meine Glieder. "Schon gut, schon gut. Bin ja wach.", murmle ich und wanke langsam zum Bad. Wenigstens Zeit für eine Dusche würde er mir schon geben. ~Wo willst du hin? Es gibt Arbeit für dich!~, motzt er und ich kann mir geradezu seinen leicht entnervten und wütenden Blick bildlich vorstellen. "Eine Dusche werde ich wohl noch nehmen dürfen, nicht?", motze ich zurück. Was der kann, das kann ich schon lange! ~Ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf~ "Ich mach gar nichts, solange ich stinke wie ein Iltis!" - Ende der Diskussion. <><><><><><> Seufzend fuhr ich mir durch mein kurzes strubbeliges Haar und schnappte mir mit der anderen Hand eine der violetten Weintrauben aus der Schüssel, die ich auf meinem Bauch platziert hatte. Jaaaaaaaa, so ließ es sich leben! Zufrieden schnurrte ich, da es mir so gut ging. Schon eine ganze Woche lange hatte ich "frei" gehabt und hatte ausschlafen können. Es gab nichts schöneres, als den ganzen Tag Weintrauben zu essen, die kühle erfrischende Luft eines Ventilators zu spüren und einfach zu Faulenzen. Besonders in diesen heißen Sommertagen. Wieso gab es eigentlich solch heiße Tage, dass man fast einging? Jedes Jahr zu dieser Zeit musste ich immer sehnsüchtig auf den frischen angenehmen Winter warten, der dann aber immer noch so weit entfernt war. Wer weiß, vielleicht ließe sich da ja was regeln. ~Koooopeeeeeernikus~, säuselte eine angeblich verführerisch klingende Stimme in mein Ohr und ich verdrehte genervt die Augen, während ich auf eine Traube in meinem Mund biss, dass sie zerplatzte. Dabei war es doch so schön gewesen. Warum musste er gerade jetzt stören? "Was ist?", brummelte ich leicht wütend. Ich wollte nicht mehr arbeiten. So schön faul und auch langweilig gefiel mir mein Leben um vieles besser. Arbeiten war blöd und ich hatte keine Lust mehr darauf. Sollte ich vielleicht kündigen? Ging das denn überhaupt? ~Raff dich auf! Ich hab was Neues für dich. Und nein, du kannst nicht kündigen. Den Job musst du für ewig machen.~ Na, hörte ich da wirklich ein wenig Belustigung heraus? Konnte das denn überhaupt möglich sein? Ich meine, konnte er wirklich irgendwie... naja... gut gelaunt sein? ~Du sollst endlich aufstehen, du nichtsnutziger Faulpelz.~ Ich seufzte theatralisch, hielt mir die Hand in einer dramatische Geste an die Stirn und kniff meine Augen gepeinigt zusammen. "Ah..", stöhnte ich fast. "Aber es ist so heiiiiß.. Ich halt das nicht aus..." ~Kopernikus...~, knurrte er und ich hörte, das er wirklich fast vor einem Ausraster stand. Aber es war doch wirklich so unerträglich heiß! ~Ich zähle bis drei, wenn du dann nicht auf den Beinen bist, wirst du zur Streife degradiert!~ Dann zähl mal, dachte ich mir und schob mir eine weitere Traube in den Mund... Oh, Moment mal! ~Eins...~ Streife ? ~Zwei...~ Degradiert? ~Dr---~ "NEIN!", schrie ich ihm ins Wort und sprang auf. Sofort erklang ein irgendwie fieses Lachen und ich schüttelte mehr über mich, als ihn den Kopf. Wenn er auch mit so gemeinen Strafen ankam, hatte ich ja gar keine andere Wahl... "Hey, Warte... du, du... hast du nicht eben noch gesagt, dass ich diesen Job auf ewig machen muss, wie willst du mich dann degradieren?", fragte ich empört und trotzig wegen meiner eigenen Dummheit. ~Was kann ich dafür, wenn du darauf eingehst. Und nun geh, es wartet Arbeit auf dich, die nicht länger aufgeschoben werden kann.~ Ich knurrte einmal wütend und sammelte noch schnell ein paar der Scherben der Schüssel auf und steckte mir nebenbei die eine oder andere Weintraube in den Mund. Was für eine Verschwendung! Wenn er nicht mit dieser peinlichen Degradierung gedroht hätte, dann wären wenigstens die Weintrauben noch heil geblieben... ><><><><>< "Und wo soll ich jetzt hin?", fragte ich ein wenig leiser als sonst, da ich gemerkt hatte, dass die Leute einen komisch ansahen, wenn man sehr laut angeblich mit sich selbst redete. Besonders auf Flughäfen kam das nicht sehr gut, da hier wirklich viele Leute rumliefen. Wo war ich noch mal? Ach ja, Deutschland, hieß es. Nun, hier war es eigentlich ganz angenehm. Nicht so heiß wie in Kairo, aber auch nicht so schön kalt wie in Alaska. Ja, das konnte man noch aushalten. ~Dort vorne, da steht er mit deinem Namensschild.~, sagte er mir in gewohnter Lautstärke. Natürlich, er hatte damit kein Problem, ihn hört ja niemand. "Du hast ihm ein Namensschild gegeben. Weißt du eigentlich wie peinlich so etwas für einen fast volljährigen jungen Mann ist, wenn er mit einem Namensschild in der Hand an einem Flughafen steht? Besonders, wenn der Name darauf auch noch ,Kopernikus' ist. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass der Name nicht modern genug ist. Wie wäre es mal mit einem neuen?", flüsterte ich teilweise zu ihm, teilweise vor mich hin, während ich nach meinem Namen Ausschau hielt. Obwohl es ja stimmte, er sollte wirklich mal wenigstens ein wenig moderner denken. Immerhin musste man mit der Zeit gehen. ~Wieso sollte das so peinlich sein? Und wieso einen neuen Namen? Du heißt nun mal so, da lässt sich nichts dran ändern... Wo guckst du denn hin? Da ist er, dort! Links von dir!... grr... NEIN! Das andere links!~ Grinsend dreht ich mich in die genannte Richtung, doch ich wurde sofort von meinem Thron gestoßen. Dort, auf solch einem unbequemen Sitz, die es auf jedem Flughafen gab, saß ein junger, aber ziemlich angepisst aussehender Adonis. Er hatte desinteressiert seinen Ellenbogen auf sein Knie gestützt und sein Kinn in die Handfläche gelegt, während die andere Hand nur halb das rechteckige weiße Schild hochhielt, auf dem in großen schwarzen Buchstaben mein Name stand. Sein Blick hätte eindeutig töten können, was mir sofort sagte, dass er dieses Schild hasste wie die Pest. "Siehst du jetzt, was ich meine.", verteidigte ich mich und deutete mit einem Nicken auf den jungen Mann. ~Nein, was soll denn sein? Er ist halt ein bisschen schlecht gelaunt...~ Ja, ist klar. Träum schön weiter. Mein selbstbewusstes Grinsen wieder aufnehmend, schritt ich zielsicher auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Ganz langsam hob sich sein Blick und noch länger dauerte es, bis er mich gemustert hatte und dann leicht ächzend aufgestanden war. Oh, er musste hier wohl schon länger sitzen. Das gab sicherlich Rückenschmerzen. Als ob er meine Gedanken hätte lesen können, streckte er sich und bog seinen Rücken durch, so dass es laut knackte. "Kopernikus?", fragte er fast überflüssig und sah mich nun etwas wacher aber auch noch missgelaunter an. Das konnte ja lustig werden. "Genau der! Und du bist?", fragte ich scheinbar unwissend zurück und hielt ihm meine Hand hin, die er allerdings nur mit einem herablassenden Blick betrachtete, dann losging. Als er am nächsten Mülleimer angekommen war, ließ er das Schild darin verschwinden und wollte schon weitergehen, da merkte er, dass ich ihm nicht gefolgt war. "Komm schon. Ich hab nicht den ganzen Tag für dich Zeit." Ich nickte, schnappte mir meine drei Koffer (ja, drei. Ich weiß nicht wie ich es schaffe, aber irgendwie klappt es immer, dass ich sie mit mir herumtrage) und schlurfte hinter ihm her. "Toll hast du das gemacht. Hättest du das mit dem Schild nicht weglassen können? Und wieso sind eigentlich alle immer größer als ich?", motzte ich leise vor mich hin und versuchte nebenbei mit dem anderen Schritt zu halten. Durch die längeren Beine und dem eindeutig sportlicheren Körper war er um vieles schneller als ich. Das war immer so, IMMER! ~Was kann ich dafür, dass du nicht sympathisch und großgewachsen bist?~ "Eine Menge, falls du dich wage dran erinnern kannst!", knurrte ich leider etwas zu laut, da sich der Größere zu mir umdrehte und mich so ansah, als ob ich nicht ganz richtig im Kopf wäre. Er wusste gar nicht, wie Recht er damit hatte. "War was?", brummte er genervt und sah mich mörderisch an. Nein, wieso waren alle eigentlich immer so verstimmt, wenn ich sie kennen lernte? ~Das muss an deinem unwiderstehlichen Charme liegen~, lachte er schadenfreudig. "Halt die Klappe!", brüllte ich und ballte meine eine Hand zu einer Faust. "Bitte?", schaute mich Benjamin irgendwie verwirrt und gleichzeitig geladen an, dass ich einige Schritte vor ihm zurückwich. "Ich-... ähm, ich hab nur mit mir selbst geredet...", stammelte ich vor mich hin, wobei mir wieder einfiel, wie oft ich diese Ausrede schon benutzt hatte. "Psycho.", flüsterte Benjamin leise, trotzdem hörte ich es. Dann lief er ungerührt weiter und ich ihm hinterher. Danke, für das liebenswürdige Kompliment! Als ob ich es nicht schon oft genug gehört hätte! Benjamin, ein komischer Name, finde ich. Nichts gegen meinen, aber trotzdem irgendwie komisch. Ich war gespannt, wann er mir sagen würde wie er hieß. Woher sollte er auch wissen, dass ich längst seinen Namen gekannt hatte? ><><><><>< "Und auf diese kleinen Bälger wirst du dann in Zukunft aufpassen, verstanden?", fragte mich Benjamin in einem scharfen Ton. Natürlich hatte ich es verstanden, Benjamin hatte ja auch ein lautes Organ. Aber mit der Aufgabe war ich definitiv nicht einverstanden. Was sollte das? Wieso gerade hier in so einem dämlichen Kindergarten? Benjamins abwartend-wütender Blick drängte mich dazu ihm etwas zu antworten. Gut, gut... "Ja, alles verstanden. Sind echt süß die Kleinen.", versicherte ich ihm und grinste gespielt einmal über den Haufen kleiner Kinder, die spielten, rauften, tobten, schrieen, heulten und lachten. Na, toll... "Süß? Na dann mal viel Spaß... Ich hol dich dann später wieder ab.", lachte Benjamin und ging. Tja, dieses Lachen hatte sich nicht gerade beruhigend, sondern eher warnend angehört. Worauf hatte ich mich hier bloß eingelassen? Ich knackte einmal laut und deutliche mit meinen Fingern, dann mit meinem Nacken und letztendlich auch mit meinem Rücken. Dann konnte das Spiel beginnen, ich war bereit. Mist! Ich hatte vergessen zu fragen, wo es hier den nächsten Laden gab, in dem auch Früchte und Obst angeboten wurde... Naja, das musste warten. Ich räusperte mich laut, doch nichts geschah. Gut, man konnte es nicht als ,Nichts' beschreiben, da gerade drei der Kinder versuchten sich gegenseitig die Nasen einzuschlagen und ein Mädchen ihre Hände mit Alleskleber auf einem Stück Papier, aber niemand beachtete mich. Dann eben anders. "EISKREM! Wer welche will, der ist jetzt still!", brüllte ich und war stolz auf mich, da ich sogar einen Reim hinbekommen hatte. Sofort verstummte die Meute und ich musste grinsen. Na, also. Ein Anfang war schon mal geschaffen. "Wer bist du?", fragte mich ein süßes, braungelocktes Mädchen, dessen Haare zu zwei Zöpfen gebunden worden waren, die seitliche von ihrem Kopf abstanden. "Ich bin Kopernikus und wie heißt du?", fragte ich die kleine Anna freundlich lächelnd und beugte mich zu ihr herunter. Ich musste es zugeben: Einige dieser Dinger konnten auch wirklich süß sein, zumindest vom Aussehen her. "Ich bin die Anna!", lachte sie und putzte sich fröhlich ihre Hände an meinem weißen T-Shirt ab. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ihre Hände voll Farbe waren. Diese Fingerfarben. Flüssig, glitschig, widerlich und auf meinem T-Shirt gefielen sie mir gar nicht so gut, ehrlich gesagt. Ich bewahrte jedoch Ruhe und lächelte Anna weiterhin an, auch wenn dieses Lächeln wie fest getackert wirkte. Plötzlich drehte sich Anna zu der restlichen Meute um und sagte bedeutend: "Perni ist der Neue. AUF IHN!" Noch bevor ich mich über meinen neuen Spitznamen (Perni?!?!?!?!?) aufregen konnte, hatte ich zehn oder zwanzig kleine Kinder auf mir hängen, die es ganz toll fanden mich Todzukitzeln, wobei sie leider dieses Fach sehr gut beherrschten. Mir liefen die Tränen wie sonst was! ><><><><>< Mit einem leisen, aber andauernden knurren versuchte ich Benjamins Lachen zu ignorieren, wobei ich mich dann auf SEIN Lachen konzentrierte, welches in meinem Kopf wieder hallte. "OKAY! Ich weiß, dass ich witzig aussehe, aber jetzt reicht's!", brüllte ich ihn und Benjamin gleichzeitig an, wobei beide sich nicht davon abhalten ließen weiterzumachen. Gut, dann knurrte ich eben noch eine Weile vor mich hin. Irgendwo konnte ich es ja verstehen. Wenn ich nicht ich gewesen wäre und mich so sehen würde, wie ich zurzeit aussah, hätte ich mich mit Sicherheit auch ausgelacht. Die Kinder hatten mir eine komplett neue Haarfarbe verpasst. Doch sie sind nicht bei einer geblieben, nein, sie haben mir gleich alle Farben drauf gedrückt, die sie in ihren Handmalfarbtöpfen zur Verfügung gehabt hatten. Mein T-Shirt würde wohl nie wieder weiß werden und war nun ziemlich steif, da die Farbe getrocknet war. Meine Haare ließen such übrigens auch nicht mehr bewegen, da sie genauso steif und verklebt waren. Ein sehr schlechter Nebeneffekt, da ich Angst hatte, dass ich letztendlich meine schönen Haare vielleicht sogar abschneiden müsste. Aber etwas Gutes hatte es ja: Benjamin lachte, wenn auch zu lange. Aber er hatte nicht mehr diesen mürrischen Mir-sind-alle-scheißegal-Blick im Gesicht, was ihn doch gleich hübscher wirken ließ. Natürlich hatte auch der düstere Benjamin eine gewisse Anziehungskraft, aber lachend gefiel er mir besser. ~Na, na, na. Wehe Kopernikus, denk an deinen Auftrag~, erinnerte er mich schmerzlich daran, dass ich mich diskret aus allem raushalten sollte, was unter die Gürtellinie ging. Warum eigentlich? Okay, es war ja nicht so, als ob ich mich jemals daran gehalten hätte, ich hielt mich generell an wenige Regeln, aber trotzdem war es eine komische Regel. "Sag mal, warum bist du eigentlich hier?", fragte mich Benjamin und ich wunderte mich, warum er denn auf einmal so gesprächig war. Lag das daran, dass ich so peinlich aussah und er sich deshalb besser neben mir fühlte? "Ich hab die Annonce im Internet gefunden und ich wollte schon immer mal nach Deutschland kommen.", erklärte ich ihm und musste noch nicht einmal lügen. Nur ein bisschen, da ich die Annonce nicht einfach so gefunden hatte, sondern er sie mir gezeigt hatte. "Wer meldet sich schon freiwillig auf solch eine Anzeige?", grübelte er vor sich hin. Und ich fragte mich dasselbe. Wäre ich nicht gewesen, würden sie wohl niemals jemanden für diesen Laden finden. Wer würde auch schon auf so etwas antworten, wenn er nicht in wirklich dringenden Geldnöten hängen würde?: ,Suche ausgebildeten Kindergärtner, der mit schwer erziehbaren Kindern umgehen kann. Unterkunft wird von mir bezahlt, sowie An- Und Abreise. Probedauer: zwei Wochen. Da ich wirklich verzweifelt bin, da alle ihrer vielleicht Vorgänger nach einer Woche aufgegeben haben, bin ich für jede Rückmeldung dankbar. Und so schlimm, wie man es sich denkt, sind die Kleinen gar nicht.' Nein, darauf würde ich mich sicher nicht melden, nie im Leben. Ich meine, allein schon der letzte Satz: So schlimm sind sie gar nicht., der sagte doch schon alles. "Ich liebe Herausforderungen.", log ich und grinste ihn an. Schwach erwiderte er das Lächeln (es wirkte etwas schief und äußerst unecht) und wir liefen weiter. Wie versprochen hatte er mich abgeholt (viel zu spät, wie ich fand) und nun waren wir auf dem Weg zu meinem neuen zu Hause. Ich hatte nun auch erfahren, dass ich zusammen mit Benjamin und noch einer Kindergärtnerin die Wohnung teilen würde. Doch die andere Kindergärtnerin war zur Zeit auf einer Fortbildung unterwegs. Sie und Benjamin arbeiteten ebenfalls in diesem Kindergarten (er ist wirklich riesig), in dem mir die Abteilung der schwer erziehbaren Bälger zugeteilt worden war. Ich bekam aber auch immer die schwierigsten Fälle. "Und warum arbeitest du schon dort und wohnst in einer wahrscheinlich grässlichen WG, während du doch eine gute Ausbildung machen hättest können?", fragte ich scheinheilig und lächelte ihn unschuldig an. Den unschuldigen Blick hatte ich schon immer perfekt beherrscht. Er ist sehr, sehr nützlich in vielen Situationen. Direkt, nachdem ich die Frage gestellt hatte, verdüsterte sich Benjamins Gesicht schlagartig, wie ich es erwartet hatte. Das war es, woran ich mit ihm arbeiten sollte. Und es würde nicht einfach werden. "Das geht dich einen Scheißdreck an!", brüllte er mich fast an und ging auch gleich einen Schritt schneller. Eben noch war er einigermaßen langsam gegangen, so das ich gemütlich nebenher hatte laufen können und nun trabte er wie ein Pferd davon und ich musste wieder einmal hinterher rennen. Warum mussten Leute auf ihre geheimsten Probleme immer so reagieren, dass sie einfach davonliefen? Das war doch keine Lösung! Oi, ich sah schon, das würde harte Arbeit werden. ><><><><>< Gemütlich vor mich hinsummend schnappte ich mir ab und zu ein Stück der Mango, die ich mir geschnitten hatte und blätterte in einer Zeitschrift, die ich hier irgendwo im Kindergarten gefunden hatte. Meine Haare hatten ihre alte Farbe (erdbeerrot) wiedererhalten und ich trug ein neues, fingerfarbenfreies weißes T-Shirt. Noch kein Fleck war darauf zu sehen und es würde auch keiner darauf landen. Nachdem ich durch den vorigen Tag vor diesen Teufel gewarnt war, hatte ich mich vorbereitet und mir einen Plan ausgedacht, wie ich diese wenigen Tage, die ich hier arbeiten würde, lebend überstehen konnte. Es herrschte eine wunderbare Stille in dem recht großen Raum, an dessen Tür stand, dass hier die schwer erziehbaren Dinger hin abgeschoben wurden. Es war sicherlich das erste Mal, dass es hier still war. Und wem war das zu verdanken? Na, dem fantastischen, genialen, gutaussehenden, aufregenden Kopernikus! Ja, ich war schon ein toller Kerl! Freundlich grinste ich die doch gar nicht mal so große Schar Kinder an, wie sie geknebelt und gefesselt in der einen, etwas gepolsterten Ecke des Raumes saßen und mich mit ihren Blicken erdolchten. Tja, ich hatte sie mir einzeln vorgenommen. Sofort, wie sie nacheinander hier eingetrudelt waren, hatte ich mir einen nach dem anderen geschnappt, gefesselt, geknebelt und in eben diese Ecke verfrachtet, die man nicht direkt vom Eingang aus sehen konnte, wenn man zur Tür herein trat. Ich war keineswegs darüber verwundert, wie schnell die Mütter ihre Kinder hier abgaben und dann auch sogleich wieder verschwanden. Sie waren wahrscheinlich überaus froh darüber, wenn sie mal ein oder zwei Stunden sich nicht um diese Satansbraten kümmern mussten. Obwohl ich ja wusste, dass alle diese Kleinen im Grunde lieb, freundlich und süß waren, daheim aber zu wenig Liebe von ihren Eltern bekamen und durch ihre rüpelhafte Art nur Aufmerksamkeit erregen wollten. Es konnte ihnen aber wohl nicht schaden, wenn sie wussten, wer der große Meister hier war und wer das sagen hatte. Und das war ich. Sobald sie das begriffen hatten, würde ich mich um ihre Probleme kümmern und nebenbei noch Benjamin helfen. Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. ~Da bin ich ja mal gespannt.~ "Du scheinst ja sehr von meinen Fähigkeiten überzeugt zu sein." ~Nicht von deinen Fähigkeiten, aber von deinen Dummheiten~, meinte er sarkastisch, wobei ich wusste, dass er es keineswegs sarkastisch meinte. Ich wusste ja selber, dass ich mich schon in viele Problemsituationen mit meiner Überheblichkeit und Ungeduld gebracht hatte, aber was konnte ich schon dafür. Das lag allein daran, dass ich vollkommen überarbeitet war. ~Überarbeitet? Du hattest eine Woche lang URLAUB!~ "Ach, sie doch still.", redete ich fast zu mir selber und genoss ein weiteres Stück der Mango. Mhhhh..., lecker! Langsam aber sicher konnte ich nun leider nicht mehr das eindeutige Brüllen der Bälger ignorieren, welches stark gedämpft durch die Knebel zu mir drang. Gut, gut, es war also Zeit sie wieder loszubinden. Ich bewegte mich sehr, sehr langsam, als ich auf sie zuging, mir vor sich hinkniete und sie dann freundlich angrinste. "Wie wäre es mit einem Deal? Ich binde euch los und ihr macht mir keine großen Probleme, sondern seid einigermaßen liebenswürdig, ja?", fragte ich überspielt kumpelhaft. Doch die Kleinen gaben sich geschlagen und nickten ergeben und auch fast gleichzeitig. Na, also. Es ging doch. Einen nach dem anderen machte ich sie los, doch trotzdem blieben sie noch ein wenig schüchtern sitzen. Ich war doch nicht zu grob gewesen? "Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben. Ich mach das auch nie wieder, wenn ihr nur auf mich hört. Ihr dürft auch alles machen, was ihr wollt, wenn ihr eben nicht andauernd solchen Schwachsinn fabriziert, den ich am Ende ausbaden muss.", erklärte ich ihnen vorsichtig. Ich sollte ihnen nicht zu viele Freiheiten geben, ansonsten würde ich wieder kunterbunt, voll mit Fingerfarbe und steif wie ein Stein da stehen. Und das wollte ich nicht, definitiv nicht! Ich sah belustigt zu, wie Anna verständnisvoll nickte und dann als Erste aufstand. Sofort folgte ihr der Rest und mit einem Schlag standen sie alle an ihren Lieblingsplätzen, um ihre Lieblingsspiele zu spielen. Ich fand es wirklich süß, wie sie Anna nachliefen (sie war so etwas wie eine kleine Anführerin), doch irgendwann würden sie sich dumm umgucken, wenn Anna nicht mehr da war. Und leider wusste ich, dass sie schon bald nicht mehr da sein würde. Denn endlich würde sich ihr Papa wieder um sie kümmern wollen. Dann würde sie nicht mehr hier, bei den schwer erziehbaren Kindern bleiben. ~Sicher, dass es schon bald sein wird?~, fragte er mich nicht sehr sicher. Ich nickte aber entschlossen. "Ja", das war ich. ><><><><>< Mir den letzten Rest einer Banane in den Mund schiebend durchstöberte ich Benjamins Zimmer. Mensch, der hatte ein Unordnung hier drin! Das war schon lange nicht mehr normal. Okay, ich war ein wahrer Ordnungsfanatiker, wenn es um das eigene Zimmer ging, aber bei anderen sollte es mir eigentlich egal sein, wie sie ihre Ordnung hielten. Trotzdem konnte man sich immer wieder darüber aufregen, wie lange dort schon kein Staub mehr geputzt worden war. Halb war ich unter das Bett gekrochen und zog nun ächzend eine schwere Kiste hervor, auf der sich schon eine fast zentimeterdicke Staubschicht gelegt hatte, die ich erst einmal mit meiner Hand wegwischte. Leicht musste ich husten, da es doch mehr Staubpartikel waren, die ich einatmete, als ich normal vertrug. "OH!", freudig legte ich meinen Kopf schief und grinste die Kiste an. "Na, sieh mal einer an, was ich da gefunden habe!" Schnell öffnete ich den Deckel und betrachtete, mir geistig auf die Schulter klopfend, die vielen, vielen Briefe und noch mehr Fotos, die mir sicherlich sehr helfen würden. Fast ein bisschen traurig betrachtete ich das hübsche Foto von Benjamin mit einem wirklich wunderschönen Mädchen im Arm, wie sie in einem Vergnügungspark standen und hinter ihnen eine Achterbahn vorbeirauschte. Die Sonne schien, der Himmel war blau und beide schienen das glücklichste Paar der Welt zu sein. Benjamin hatte seine eine Hand auf den Bauch des Mädchens gelegt und schaute, anstatt in die Kamera, glücklich darauf. Wenn man genauer hinsah, konnte man auch erkennen, dass der Bauch des Mädchens ungewöhnlich dick im Vergleich zum Rest des Körpers aussah. Benjamin war gerade mal dreizehn Jahre alt auf diesem Bild, doch trotzdem kam er einem fast wie ein erwachsener Mann vor. Den Plan in meinem Kopf ausbauend schnappte ich mir die komplette Kiste und schleppte sie in mein Zimmer, wobei ich natürlich vollkommen ungewollt dieses hübsche Foto auf dem Boden hatte liegen lassen. Nun hieß es viel, viel lesen. Doch, ehrlich gesagt, las ich gerne in anderen Privatangelegenheiten. Es gab immer wieder äußerst interessante Dinge, die man heraus finden konnte. ><><><><>< "KOPERNIKUS?!!!", brüllte eine Stimme und ich hatte schon gedacht, dass er rufen würde, da ich wieder verschlafen hatte und auch ein neuer Job anstand. Doch es war Benjamin, der fast das komplette Haus zusammen schrie. Gut, ich war tatsächlich über einem der Briefe eingeschlafen, was aber nicht daran lag, dass der Inhalt uninteressant war, sondern, da es schon so spät war. Warum war Benjamin eigentlich erst jetzt heimgekommen? War er noch bei jemand gewesen? Ich hoffte nicht, ansonsten würde das alles noch komplizierter machen, als es bereits war. "Wieso liegt das hier auf meinem Boden und wo ist die verdammte Ki-...", abrupt stoppte er, nachdem er in mein Zimmer gestürmt kam und nun die Kiste vor meinem Bett stehen sah. Sicher irritierte ihn auch die Masse an Briefen, die quer über meinem Bett verteilt lag. Das musste wirklich ein schlimmer Schock für ihn sein, wo er es doch gekonnt die letzten Jahre ignoriert hatte. "Kiste?", beendete ich seinen Satz und setzte mich auf, lief leichtfüßig auf ihn zu und hielt ihm ein weiteres Bild vor die Nase. Miriam war darauf abgebildet. Das Mädchen, welches neben Benjamin auf diesem Vergnügungsparkfoto gestanden hatte. Sie war seine damalige Freundin gewesen und war schwanger mit dreizehn Jahren, genauso wie Benjamin mit dreizehn Jahren auf dem guten Weg war Vater zu werden. Doch er war noch nicht bereit dazu gewesen. "Miriam ist wirklich hübsch. Was meinst du, wie es ihrer Tochter geht?", fragte ich freundlich lächelnd. Benjamins Gesichtszüge entglitten und er war kurz davor mich umzubringen, das sah ich in seinen Augen, die mordlustig glitzerten aber auch von einer Trauer und einem Schuldbewusstsein überflutet wurden. Viele wussten gar nicht, wie gut Gefühle sich in den Augen von Menschen widerspiegelten. Man muss nur einen genaueren Blick auf sie werfen und es offenbarte sich eine ganze Welt. "Warum?", fragte er zurück und eine einzige, winzige Träne löste sich aus seinem linken Auge und rollte seine Wange hinunter. "Weil du sie liebst und Anna auch, das weiß ich.", antwortete ich leicht und drückte ihm ein anderes Foto in die Hand. Er nahm es hoch und hielt es sich vor die Augen. Sein Herzschlag verdoppelte sich in der Geschwindigkeit, das konnte ich geradezu fühlen. Er wusste, was er sah. Miriam, fast fünf Jahre älter und ein kleines Kind in ihren Armen, welches Benjamin sicher schon einmal gesehen hatte, die Ähnlichkeit mit dessen Mutter aber nicht wahrhaben hatte wollen. "Anna.", verkündete ich. "Sie ist in meiner Kindergruppe. Ein wunderbares Kind, wenn ihre Mutter doch mehr Zeit für sie hätte und sie einen Papa an ihrer Seite hätte, der ihr helfen würde, müsste sie nicht mehr bei den schwer erziehbaren Bälgern sitzen, glaub mir." "Halt dich da raus! Du weißt doch gar nichts!", schrie er mich an und seine Hände ballten sich zu festen Fäusten, die immer wieder vor Wut zuckten, zerdrückten dabei das schöne Foto. Na, gut. Auch wenn ich Prügel bekam, musste ich das jetzt loswerden, ansonsten würde er es wohl niemals kapieren... "Ich weiß mehr, als du dir denken kannst. Vor knapp fünf Jahren, als das Baby auf die Welt kam, da hast du sie sitzen lassen, weil du eine wahnsinnige Angst vor der Verantwortung hattest. Und nun versuchst du deine Schuld damit abzubauen, indem du die Verantwortung für viele Kinder ihren Eltern für ein paar Stunden abnimmst. Aber so wirst du dich immer schlecht fühlen, da du dich nicht um das Kind kümmerst, welches dir eigentlich am nächsten sein sollte!" "Geh endlich zu ihr und entschuldige dich.", verlangte ich von ihm und sah ihn mit einem verletzten Blick an. Er musste einsehen, was für einen Fehler er gemacht hatte und durfte sich nicht länger davor verstecken. "Aber...- Ich...", stammelte Benjamin und sah mich etwas hilflos an. Ich lächelte freundlich zurück und strich ihm sacht über seine Wange. Er schloss seine Augen und fing an sich langsam zu beruhigen. Gut, es wirkte, wie immer. Ich hatte irgendwann einmal bemerkt, dass ich Leute unheimlich gut beruhigen konnte, wenn ich sie leicht oder zärtlich berührte. Das war sehr hilfreich in meinem Job. "Anna würde dich sehr gerne einmal kennen lernen und Miriam vermisst dich. Sie liebt dich immer noch, aber es wird einige Zeit dauern, bis sie dir vergeben wird. Du musst dich schon ein wenig anstrengen.", flüsterte ich und nahm ihn letztendlich in die Arme. Er hatte verstanden, das wusste ich. Ich spürte es einfach. Jetzt war es an ihm den letzten Schritt zu tun. Natürlich würde ich meine Finger da auch nicht raushalten können... ><><><><>< "Komm schon, Perni. Nur ein Spiel, bitte!", flehte mich der kleine Alex an (ich werde mich niemals an diesen Spitznamen gewöhnen) und zog kräftig an meiner Hand, um mich mit zuzerren. Anscheinend hatten die Kleinen doch einen Narren an mir gefressen und fanden es toll mich immer wieder zu irgendwelchen ihrer Spiele zu überreden. Heute war es daran die Prinzessin aus dem brennenden Schloss zu befreien. Natürlich war, wie immer eigentlich, Anna das zu rettende Prinzesschen und ich sollte den prachtvollen Prinzen spielen. Okay, warum nicht. Auch ich konnte manchmal kindisch sein. ~Manchmal?~, ich knurrte nur als Antwort und machte mich dann daran auf das kleine Gerüst zu klettern, auf dessen oberen Rand Anna saß und um Hilfe rief. Wie ein strahlender Ritter warf ich sie mir, oben angekommen, über die Schulter und trug sie hinunter, während sie lachen auf meinen Rücken trommelte und rief, dass sie nicht von mir gerettet werden wollte, da ich ihr zu hässlich war. Ich lachte mit. Ihr konnte ich das nicht böse nehmen, nicht ihr. Unten angekommen wurde ich als Held gefeiert und mit Papierschnipseln (selbstgemachtes Konfetti) überhäuft. Alle sprangen nun wieder auf mich und rissen mich mit Anna zu Boden. Zum Glück hatte ich das kommen sehen und Anna noch rechtzeitig nach vorne geholt, damit ich nicht auf sie viel. Sofort entfachte eine wilde Kitzelschlacht, die ich dieses Mal haushoch gewann und nach der alle Kinder schlafend auf dem Boden lagen. Ein kleiner Trost, da ich sie nun für eine Stunde oder so los war, sie danach aber umso aufgeregter und wacher sein würden. Ich mochte den Mittagsschlaf, aber ich hasste ihn auch, da die Satansbraten danach immer so frisch waren, dass sie noch mehr anstellten als sonst. Mittlerweile hatte ich allerdings festgestellt, dass diese kleinen Satansbraten gar nicht mal so böse waren. Denn eigentlich sind sie alle sehr lieb und genauso wie jedes andere Kind. Nur, dass bei ihnen daheim der Haussegen schief hängt, was aber nicht ihre Schuld ist. "Bis morgen Perni!", rief mir Anna zu und wollte schon verschwinden. (Die Kleinen hatten eine halbe Stunde lang geschlafen und mich danach dazu genötigt mit ihnen einen Spaziergang zu machen, bei dem fast drei der Kinder verloren gegangen wären, da der eine Bach doch so lustig war. Ich fand es gar nicht lustig, als Berni hineingefallen ist und sich eine Schürfwunde an einem spitzen Stein geholt hat.) Doch bevor sie zu ihrer Mutter gehen konnte, die grundsätzlich immer draußen wartete, da sie wusste, dass Benjamin hier arbeitete, hielt ich Anna auf und zog sie zu mir. "Tust du mir einen Gefallen?", fragte ich geheimnisvoll und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Sofort hatte ich ihr Interesse geweckt und sie blinzelte mich neugierig an. Wer konnte da schon widerstehen? "Gibst du das hier deiner Mama?", meinte ich und gab ihr einen weißen Briefumschlag, natürlich mit Inhalt. "Aber es muss ein Geheimnis zwischen uns beiden bleiben, ja?", flüsterte ich ihr noch zu. Sie nickte eifrig und lief dann lachend hinaus. Hoffentlich ging das nicht gehörig in die Hose! Aber jetzt konnte man nur noch beten. ><><><><>< "Perni! Perni!", kam Anna am nächsten Morgen aufgeregt auf mich zugelaufen. Ich fing sie auf, indem ich sie auf die Arme hob, so dass wir nun auf einer Höhe waren. Besorgt strich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht. Ich hatte sie wirklich in den letzten paar Tagen lieb gewonnen. "Mama war gestern ganz traurig, als ich ihr den Brief gegeben habe. Warum hat sie geweint?", sie sah mich ganz vorwurfsvoll an, dass ich mir nun auch noch ein bisschen schuldig vorkam. Ich atmete einmal tief durch und lächelte sie beruhigend an. Jetzt musste ich die richtigen Worte finden. "Schau mal, Anna. Deine Mama hat vielleicht gar nicht geweint, weil in dem Brief so etwas Schlimmes drin stand. Vielleicht hat sie sich ja auch so darüber gefreut, dass sie weinen musste. Weißt du, man weint nicht nur, wenn man traurig ist.", erklärte ich ihr und sofort hellte sich ihr Gesicht wieder auf. Innerlich dankte ich mir, dass ich immer so gute Einfälle hatte und ließ sie wieder runter. Gleich lief sie zu den anderen und spielte vor sich hin. Als ich, mir durch die Haare streifend und seufzend, mich umdrehte, sah ich Miriam in der Tür stehen. Sie hielt in ihrer einen Hand den Brief und sah irgendwie ziemlich fertig aus. Da musste sie durch, da konnte ich ihr nun wirklich nicht helfen. Aber so einen kleinen Schubs in die richtige Richtung braucht doch jeder. Und ich mischte mich doch auch so gerne in anderer Leute Angelegenheiten ein. Da konnte ich nicht widerstehen und ging auf sie zu. "Kann ich helfen?", fragte ich freundlich und sah sie aufmunternd an. Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande und hielt den Brief hoch. "Von wem haben Sie den?", fragte sie zurück und ich lächelte leicht wehmütig. "Den habe ich in einer Kiste gefunden, die meinem Mitbewohner gehört. Er arbeitet auch hier. Benjamin ist sein Name. Weißt du, ich dachte mir, dass das zwischen euch mal dringend geklärt werden müsste.", ich duzte sie extra, damit sich das ganze nicht so unpersönlich anhörte, wo es doch so eine intime Angelegenheit war. Das würde nur abstoßen wirken, wenn ich ,Sie' gesagt hätte. Ich sah unschuldig an ihrem geschockten Blick auf mich vorbei und sah gerade, wie Benjamin aus der Toilette trat. Ich reagierte sofort! "Hey! Benjamin! Komm mal her, ich brauch deine Hilfe!", schrie ich und winkte ihm zu, als er in meine Richtung schaute. Seit unserer kleinen Unterhaltung sah er mindestens genauso schlecht aus wie Miriam. Ich fand, die beiden passten wirklich gut zusammen. Und das nicht nur, weil sie schlecht aussahen! "NEIN! Nein, nein, nein! Sind Sie denn bescheuert?", regte sich Miriam leise auf und sah mich noch mehr geschockt an. "Was ist denn?", fragte Benjamin trocken und ich sah, wie Miriam unter seiner Stimme erschauderte. Ich grinste, schnappte mir sie bei den Schultern und drehte sie zu ihm um. Sie hielt zwar ihren Kopf gesenkt, trotzdem hatte sie Benjamin gleich erkannt und starrte sie entsetzt an. Er sah lustig aus. "Miri...- Miri-?", stotterte er und ich musste fast lachen. Wie süß! "Genau, das ist Miriam, Benjamin. Das hast du schon richtig erkannt. Und jetzt sprecht euch mal aus!", befahl ich, schubste sie aus der Tür heraus, machte diese dann zu und überlies die beiden ihrem Schicksal. Sie würden schon allein klarkommen. Oder mussten es! Ich schnappte mir einen Apfel aus meiner Obstschüssel, pflanzte mich locker auf einen der Ministühle und kaute fröhlich vor mich hin, während ich den kleinen Bälgern beim Spielen zuschaute. Job fast erledigt, dachte ich zufrieden. ~Sicher?~ Ich grinste. "Du nicht?" ~Nicht ganz...~, meinte er und klang dabei ziemlich unsicher. "Dann sieh mal genauer hin!", lachte ich und biss ein großes, saftiges, leckeres Stück von meinem Apfel ab, dass ich dann genüsslich kaute. "Perni?", fragte mich plötzlich Anna, die ganz unerwartete neben mir aufgetaucht war und sah mich ein wenig verwirrt an. Ich lachte sie an, legte meinen Apfel beiseite, nahm sie auf den Arm und wirbelte sie einmal durch die Luft. Nun lachte sie auch und ließ es sich gerne gefallen. Als ich sie wieder ein bisschen runterließ, strahlte sie mich geradezu an. "Verträgt sich Mama jetzt wieder mit Papa?", fragte sie unschuldig und ich stutzte. Beinah hätte ich mich an einem imaginären Stück Apfel verschluckt. Woher wusste dieses verdammt intelligente Mädchen denn, dass Benjamin ihr Papa war? Miriam hatte es ihr sicher nicht erzählt, das hätte ich gewusst. <><><><><><> Benjamin und Miriam erwarten einen kleinen Sohn. Er wird Peter heißen. Mir gefällt der Name nicht, aber das war ihre Entscheidung. Was in dem Brief stand? Das bleibt mein Geheimnis. Ich kann nur sagen, dass Benjamin ihn sicher nicht geschrieben hat. Anna ist trotz ihrer Besserung in ihrer Gruppe für schwer erziehbare Kinder geblieben. Der kleine Trupp hat sich aus Spaß vorgenommen jeden ihrer neuen Kindergärtner fertig zu machen, bis sie jemanden wie mich finden, der aber dafür länger bleibt. Ich bin kurz nach Benjamins und Miriams Versöhnung gegangen, da ich musste. Es gibt immer wieder neue Orte, zu denen ich reisen werde. Und ich hoffe, dass es dort schön kühl ist. Meinen nächsten Urlaub verplane ich auf jeden Fall für eine kleine Reise in die Antarktis. ~Als ob ich dir noch einmal frei geben würde. Du wirst nur fett, wenn du so viel Zeit hast deine Früchtchen zu essen.~, motzt er wie immer rum. Doch ich ignoriere ihn. Der soll ruhig meckern. Ich bin noch um vieles schlanker als er und Früchte sind allemal gesund! Trotzig stecke ich mir eine weinrote Traube in den Mund und zerquetsche sie genüsslich mit meinen Zähnen, bis mir der süße Saft die Kehle runter läuft. "Lecker!", seufze ich und lecke mir über die Lippen. ~Unverbesserlich.~ "Wie wäre es mal mit einem Lob?" ~Wofür?~ "Benjamin und Miriam. Anna natürlich auch und meine Arbeit als Kindergärtner nicht zu vergessen." ~Du hast sie geknebelt und gefesselt.~ "Hättest du eine andere Idee gehabt?" ~Natürlich!~ "Und die wäre?" ~Naja...~ "Siehste!" <><><> tbc... <><><> Ich hoffe, es hat gemundet^^ ---> des nagla Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)