Coldheartedness von Lynnnn (Kaiba eben XD) ================================================================================ Kapitel 14: Unsichtbare Narbe 1 ------------------------------- Ich war fünf Jahre alt, als uns Vater verließ. Damals wusste ich noch nicht genau wieso ... doch ich kann mich daran erinnnern, dass er nicht viel zurückgelassen hatte ... bis auf ein paar alten Klamotten und eine weinende Mutter hatte er nichts zurückgelassen. Vater meldete sich seitdem nicht mehr ... er hatte uns einfach so vergessen ... Und Mutter? Mutter war die Leiterin einer der größten Computerfirma ganz Japans. Sie war stolz und erfolgreich, sie wurde respektiert und gelobt. Sie war immer für mich da, wenn ich sie gebraucht habe und ... sie war mein Ein-und-Alles. Mutter heiratete nach drei Jahren erneut. Es kam mir komisch vor, denn sie hatte mir mal erzählt, dass sie nie wieder heiraten möchte. Doch obwohl ich mich gefragt hatte wieso, freute ich mich widerum für sie. Ja, ich war froh, dass Mutter über Vater hinweggekommen war. Mein neuer Vater hieß Shigure Takano. Er war ebenfalls Besitzer einer der größten Computerfirmen in ganz Japan und er war ebenfalls erfolgreich. Doch Mutter verlor an Zeit für mich. Sie ging morgens früh zur Arbeit und kam Abends sehr sehr spät zurück. Oft hatte ich auf sie gewartet, doch nachdem sie mir gesagt hatte, ich solle das nicht tun, tat ich es auch nicht mehr. Ich wollte ihr nicht zur Last fallen, ich wollte brav sein. Und ich wollte jemand werden, auf die sie stolz sein konnte, ich wollte, dass sie glücklich blieb und dass sie noch glücklicher werden konnte ... doch erst nach Jahren wurde mir klar, dass sie damals schon längst nicht mehr glücklich war ... dass ich so dumm gewesen war und nichts bemerkt hatte ... *** Das Bild vor der damals achtjährigen Emyko raubte ihr jeden halben Atemzug, den sie zu sich aufnahm. Das Zimmer vor ihr war pechschwarz und nur schlecht konnte man einen Schreibtisch erkenne, von dem aber nur noch ein stück verbrannter Holz übrig geblieben war. Die Fenstervorhänge waren schon längst ausgebrannt und selbst der Couch konnte man nirgends mehr finden. Dort wo normalerweise Mutters Lieblingsblumen stehen sollten, stand nur noch eine verkohlte Vase. Alles roch nach verbrannten Holz und Leder und der süße Duft der Lilie, den Emyko jedes Mal in sich aufnahm, wenn sie Mutters Büro betrat war auch verschwunden. Das war nicht wahr, das konnte nicht wahr sein. Niemals sollte das einmal Mutters Büro gewesen sein. "Alles ging in die Luft, als deine Mutter sich hier befand." erklang nur die Stimme ihres Stiefvaters neben ihr. Emyko wollte nichts hören ... nein .. sie wollte jetzt nichts hören. "Die Leiche deiner Mutter wurde abtransportiert ... es ist besser für dich, wenn du sie nicht siehst ..." "NEIN!" so laut wie noch nie zuvor brachte Emyko dieses Wort hervor. Tränen standen in ihren Augen doch sie rollten ihre Wangen nicht hinab ... noch nicht. Es schien ... als würde eine eisige Hand nach Emykos Herz fassen. Zerdrückte sie aber nicht ... quälte sie ... gab ihr Hoffnung und sagte ihr .... 'deine Mutter ist nicht tot.' "Du lügst!" schrie sie erneut und starrte ihren Steifvater hasserfüllt an. "Hör auf zu lügen." Doch das was ihr Stiefvater ihr nun zeigte sagte ihr, dass er nicht log, dass er unmöglich lügen konnte. Mutters Halskette. Eine Kette die sie immer bei sich trug, egal wo sie sich befand ... eine Halskette, die sie nie runtergenommen hatte. Sie sagte immer.... 'Diese Halskette ist die letzte Erinnerung an unsere Familie als dein Vater noch nicht gegangen war.' Denn in der Halskette befand sich ein kleines Faumilienfoto. Mit zittrigen Händen nahm Emyko die Halskette entgegen und machte den kleinen Deckel auf. 'Ich werde sie immer bei mir tragen Emyko .... jede Zeit.' Emykos Augen erweiterten sich. Das Foto ... sie war darin. Mutters Halskette .... Mutter hatte es ganz bestimmt nur verloren. Als wurde sie hypnotisiert rannte Emyko aus dem Büro .... die Treppen hinunter ... aus dem Gebäude hinaus ... die Straße entlang ... überquerte Straßen .... überquerte Gassen ... bis sie endlich zu Hause ankam. Mutters Halskette .... Mutter suchte ganz bestimmt schon danach ... sie musste sie ihr bringen. Emyko wollte ihre Hoffnung nicht aufgeben. Es musste alles nur eine Lüge gewesen sein ... ein schlechter Scherz. Naiv und mit großer Hoffnung stürzte Emyko ins Innere des Hauses und rannte in verschiedenen Zimmern. Sie sah sich im Gästezimmmer um, sah sich im Esssaal um, fragte Dienstmädchen und Butlers, die nur traurig ihre Köpfe schüttelten. Mutter hatte gesagt, sie würde ganz schnell zurückkommen. Sie wollten heute doch noch etwas zusammen unternehmen. Sie musste einfach hier irgendwo sein. Sie rannte die Treppen hinauf, in ihrem eigenen Zimmer ... im Mutters Zimmer, in ihrem Büro. Sie rief nach ihrer Mutter, keine Antwort. Die alten Lilien, die eigentlich schon längst ausgewechselt werden sollte, sie standen immer noch da, unberührt, ungesorgt ... Sie hatte es ihr versprochen ... sie hatte es ihr doch versprochen .... Emykos Schritten wurden immer langsamer. Jedes leere Zimmer zerbrach ein Stück von ihrer Hoffnung bis nur noch ein kleines Stückchen übrig blieb. Noch einmal überblickte Emyko das riesige Zimmer. Niemand da .... leere. Totenstille. Der Balkon, der Mama einst so sehr geliebt hatte ... selbst dort stand niemand. Nur schwache Schneeblumen tanzten draußen und schien ihre Mutter mit sich zu nehmen. Nun liefen die Tränen unkontrollierte ihre Wangen hinab und sie sank auf dem Boden. Die Halskette fest an sich gedrückt weinte sie. "Du hast es mir doch versprochen ...." sagte sie schluchzend und kaum hörbar in das Zimmer hinein. "Du hast mir versprochen bei mir zu sein und dich für mich zu freuen wenn ich einmal ganz ganz glücklich werde ....." unzählige Tränen entlief ihren Augen und tropfte auf den Boden ..... "Ich bin aber nicht glücklich." sagte Emyko und sah auf, in der Hoffnung ihre Mutter würde vor ihr stehen. Sie in den Armen nehmen und sagen ... 'Ich werde nicht gehen, solange du nicht glücklich bist Emyko.' Doch nichts geschah. Niemandend war da. Sie war allein, in dem leeren Zimmer. Völlig allein. "Du hast es mir doch versprochen .... " versuchte sie erneut, doch ihr Herz, das sich gerade in eine eisige Hand befand wurde zerdrükt. Samt ihren ganzen Hoffnungen, ihren ganzen Träume und ihrem Zukunft. *** Niemand ist notwendig für die Welt. Niemand kann die Welt beeinflussen. Selbst wenn ein sehr sehr wichtiger Mensch sterben sollte ... die Welt würde deswegen nicht aufhören zu drehen. Ein Tag wird immer wieder einen Morgen haben, egal wer am nächsten Tag fehlen würde ... egal, wer den nächsten Morgen nicht mehr miterleben würde. Doch es gibt zwei verschiedene Arten von Welten ... die eine ist die Welt, die wir alle kennen, worin jeder Mensch ein Platz findet ... worin wir alle zusammen leben und die wir zusammen gestalten. Die andere Art von Welt ist aber eine Welt, die jeder Mensch in sich trägt, die jeder Mensch selbst gestalten muss. Eine Welt, worin nicht alle auf dieser Erde einen Platz finden kann ... eine sogenannte 'Eigene innere Welt'. Manche dieser Welten sind groß ... manche zerbrechlich klein. Meine Welt war klein, denn sie bestand nur aus Mutter allein. Doch als Mutter von mir ging, da hörte meine Welt auf sich zu drehen und kein neuer Morgen brach noch in den Tag hinein ... *** Ein schmerzhafter Schlag auf ihrer Wange schleuderte Emyko zu Boden. "Das nennst du eine Zusammenfassung?" die wütende aber ruhige Stimme ihres Stiefvaters erreichte ihre Ohren. Bereits in der nächsten Sekunde spürte sie, wie ein Stoß Blätter auf sie herabfiel. Nur zittrig versuchte sie sich aufzurichten, die eine Hand an die inzwischen rotgefärbte Wange gedrückt, die andere die zersausten Blätter langsam einsammelnd. Es war inzwischen schon sieben Jahre vergangen, seitdem Emykos Mutter gestorben war. Man sagte, es sei ein Unfall gewesen, denn die Polizisten meinten, dass viel Gas im Gebäude war und deshalb zur Explosion gekommen sei. Die Firma ihrer Mutter sollte eigentlich an Emyko weitergegeben werden, doch weil Emyko damals noch viel zu jung war um das Erbstück entgegennehmen zu könne, hatte man die Firma vorerst Emykos Stiefvater überlassen. Seitdem wurde Emyko ausgebildet .... in allem verschiedenen Sachen. Und das alles musste sie perfekt können. Bereits mit 12 Jahren musste sie in der Lage sein, schwierige Dokumente zusammmenzufassen und Artikeln spitzenmäßig interpretieren zu können. Man brachte ihr alles bei ... egal ob es nun verschiedene Sportarten oder Instrumente spielen war. Selbst das musste Emyko perfekt können. Doch man verbat Emyko jegliche Außenkontakte. Sie wurde morgens zur Schule gebracht und wurde Nachmittag abgeholt. Eine Kommunikation mit Klassenkameraden hatte man ihr verboten. Und wenn sie dies trotzdem tat, so drohte man sie damit die Schule abzubrechen. Emyko wurde verschlossen, schüchtern und ängstlich. Sie lächelte nicht mehr. Sie zog sich immer mehr zurück und wagte sich immer weniger die Befehle ihres Stiefvaters zu widersetzen. Selbst Mutters Halskette wurde ihr eines Tages genommen. Egal wie sehr Emyko danach flehte, sie kriegte die Halskette nicht mehr zurück. Solange Emyko etwas nicht so hinkriegte wie ihr Stiefvater es wollte, wurde sie bestraft. Entweder mit noch mehr Arbeit oder ..... "Es ... es tut mir Leid ... ich hatte heute Test ... und deswegen konnte ich mich gestern nicht so gut auf die Zusammenfassungen konzentrieren." bat Emyko um Verzeihung. "Immer diese Ausreden." giftete Takano zurück und starrte sie von oben herablassend an. "Findest du nicht, dass du eine Schande für deine Mutter bist?" Emykos Atem hielt augenblicklich an. Genau, entweder, er gab ihr noch mehr Arbeit oder er verletzte sie verbal, indem er ihre Mutter ins Gesprächsthema zog. Es war Emyko tausend mal lieber, wenn sie mehr Arbeit bekäme. "Damals war es doch deine Schuld, dass sie gestorben ist. Deine naive Kindheit, streben danach Spaß zu haben hatte sie doch getötet oder etwa nicht?" Ihr Körper zitterte, als sie diese Worte hörte, diese Worte hatte er immer wieder gesagt ... immer wieder .... aber ... er hatte Recht, Mutter wollte nur schnell ihre Tasche holen und dann mit ihr etwas unternehmen gehen, wenn sie nicht mit Emyko etwas zusammen unternehmen gehen musste,wäre das alles doch gar nicht passiert. "Du sollst wissen, dass ich dich nur ausbilde, weil ich es für deine Mutter tue...." "Bitte .... " Tränen rannten wieder ihre Wangen hinab. "Bitte hör auf ... ich werde mir ganz bestimmt Mühe geben." entschuldigte sich Emyko erneut. "Ich werde mein Bestes geben.... bitte hör nur auf darüber zu reden." sie flehte ... flehte ihren Stiefvater an. Jahre lang erging es ihr so ... wie in der Hölle ... doch damals wusste Emyko noch nicht, was noch alles auf sie zukommen würde. Sie war völlig allein, hatte keine Freunde und hatte niemanden, bei dem sie sich ausweinen konnte. All die Schmerzen hatte sie geschluckt. All die Demütigungen hatte sie verkraftete. Das Einzige, was sie vorranstrebte war einmal die Firma ihrer Mutter leiten zu dürfen, war einmal Etwas für ihre Mutter und sich selbst erreichen zu können ... sonst nichts. Emyko war 15 Jahre alt, als sie Can richtig kennen lernte .... er war ein wichtiger Geschäftspartner von Emykos Stiefvate. Damals war er 16. Sein Vater war einer der grausamsten Geschäftsmänner überhaupt und er hatte viele Konkurrenten das genommen, was ihnen am wichtigsten war, er nahm ihnen nicht nur ihre Firmen sondern auch ihre Familien... Sein Vater wurde von seinem eigenen Assistent unter Zwang und Verzweiflung ermordet und man sagte, Can, damalsen mit neun Jahren habe den Täter ausfindig gemacht und ihm das Leben zur Hölle gemacht, miteinbezogen waren auch seine Familie. Can war ein Wunderkind, so sagten das alle und er war zu allem fähig und extrem unbarmherzig was Geschäftssachen angingen. Seine Methoden etwas zu bekommen was er will ist furchteinflößend. Der Sohn eines Teufels nannte man ihn auch. Aber seine Geschäften liefen immer hervorragen und er war einer der jüngsten und erfolgreichsten Geschäftsmänner ganz Japan. Zwar hatte ihn Emyko ab und zu mal schon gesehen, aber es war eben nur Sehen ... Es war ein regnerischer Tag und wie immer wurde Emyko von der Schule abgeholt. Der Schultag war wie jeder anderer. Keiner redete mit ihr und sie redete mit keinem. Der Fahrer war ebenfalls still, kein Gespräch fand im Wagen statt. Wie immer eben. Niedergeschlagen starrte Emyko aus dem Fenster hinaus auf dem Himmel. Sie tat das immer noch gern, da hatte sie sich nicht geändert, doch sie stellte sich nun keine Frage mehr, wieso der Himmel so traurig aussah, da jeder einzelne Tag, egal ob es gut oder schlecht ist immer nur ein trauriger Tag für Emyko war. In der Villa war es nur einschüchternd dunkel und kühl. Selbst die Dienstmädchen und Butlers gingen ihr aus dem Weg. Vielleicht hatte man ihnen auch verboten mit Emyko zu reden. Die Schultasche in der Hand ging Emyko langsam die Stiegen hinauf in Stiefvaters Büro. Das war eine Pflicht. Jedes Mal, sobald sie zu Hause ankam, musste sie sich zuerst bei ihrem Stiefvater melden. Die Tür zum Büro ging leise auf und ein ruhiges, schüchternes Mädchen mit langen Haaren betrat den Raum. Doch anstatt zu sagen. 'Ich bin zurück.' starrte Emyko nur wie gebannt auf einen Gast Takanos. "Was stehst du hier denn so rum. Begrüße!" befahl ihr Stiefvater und rief Emyko aus ihrer Erstarrung. Zuerst etwas perplext zu ihm gesehen, drehte sie sich wieder zum Gast und verbeugte sich. "Guten Tag Herr Nakao." Mit diesen Worten drehte sie sich wieder zu ihrem Stiefvater und traute den Gast keinen Blick mehr anzusehen. "Ich bin zurück." fügte sie leise hinzu. Sie hatte Can schon seit vier Monaten nicht mehr gesehen, was auch nichts Schlimmes hieß, denn sie hatte immer so ein komisch ängstliches Gefühl gehabt, wenn sie ihn sah. *** Kennt ihr das Gefühl, wenn man Angst hat aber nicht weiß wieso und was auf einen wartet oder was gerade vor sich geht? Ich kenne es. Das Gefühl fraß mich damals innerlich auf. Warnte mich, sagte mir ich solle abhauen. Doch so leicht war das nicht ... ich konnte nichts tun .... gar nichts. *** Der Wagen blieb vor einer riesig großen Villa stehen. Man hatte mindestens fast eine Stunde gebraucht, bis sie ankamen. Der Vorgarten war ebenfalls riesen groß und selbst eine Wasserfontäne war zu sehen. Das war also Cans zu Hause. Emyko hielt die Luft an, als man sie aufforderte auszusteigen. Ihr Stiefvater hatte ihr befohlen mit Can mitzugehen. Emyko verstand es nicht ganz, doch sie traute sich nicht zu fragen. Vielleicht sollte sie ja nur mal kurz etwas für Can erledigen, vielleicht sollte sie ihm ja nur kurz etwas über Stiefvaters Firma berichten .... doch wieso sollte sie dann mitgehen? "Das hier ist das Vorzimmer und hier Gästezimmer ...." stellte Can ihr die Zimmern vor. Auch das verstand Emyko nicht. Wieso sollte sie denn wissen, wo was ist? Doch sie fragte nicht, sie wollte Can nicht unterbrechen, denn das war mehr als unfreundlich, so wie man es ihr beigebracht hatte. Und man unterbrach schon gar nicht Can, Stiefvaters wichtigster Geschäftspartner. Es dauerte eine ganze Weile hin und her ... bis Can ihr schließlich sein Büro vorstellte. Er bat Emyko einzutreten und schloss schließlich die Tür hinter sich. Cans Büro war groß, größer als der von Stiefvater. Das größte Büro bisher, das sie damals je gesehen hatte. Durch vier riesigen Fenstern schien Licht hinein und sorgte dafür, dass man etwas sehen konnte, aber nur etwas, denn der Himmel war immer noch mit grauen Wolken bedeckt und Regentropfen fielen schwer herab. "Erm ... darf ich ... eine Frage stellen Herr Nakao?" fragte Emyko schließlich scheu, nachdem eine ganze Weile nichts geschah. "Natürlich darfst du und nenne mich ruhig Can." entgegnete er nur und warf sich auf eine Couch. Emyko fühlte sich unsicher, sie war hier doch nur Gast und er sollte sich nicht so natürlich verhalten. "Was soll ich hier machen?" eine bessere Frage fiel Emyko leider nicht ein und ihr Unsicherheit stieg als sie einen kalten Grinsen auf Cans Gesicht sah. "Hat dir das dein Stiefvater denn nicht gesagt?" fragte er nur und sah sie direkt an, jagte ihr ein Schaudern über den Rücken. Emyko schüttelte nur schüchtern ihren Kopf. Mit einem Ruck war er aufgestanden und ging auf Emkyo zu. Die Schwarzhaarige ging noch einen Schritt zurück, doch er stand bereits dich vor ihr. "Dann sage ich es dir jetzt: Ab heute wirst du für mich arbeiten." Es schien, als wäre das das aller normalste auf dieser Welt, wenn Emyko jetzt plötzlich für ihn arbeiten müsste. Seine Stimme wurde plötzlich kalt und schadenfroh. Emyko bekam Angst. "Ich .. ich glaube, da muss ein Irrtum vorliegen." sagte Emyko nur und sah zur Seite. Doch bereits in der nächsten Sekunde spürte sie, wie jemand sie an ihr Kinn fasste und dieses hob. Zwang sie in ein paar pechschwarzen Augen zu blicken. "Dann sage ich dir eben jetzt, dass da kein Irrtum vorliegt." Seine Augen schien sie zu durchbohren, schien sie ertränken zu wollen. Emyko versuchte eine Antwort zu finden ... doch sie brauchte lange. "Ich ... ich muss nach Hause." brachte sie nur nach Sekunden hervor und löste sich von Can. "Hier ist ab sofort dein Zuhause." erklang es plötzlich hinter ihr. "Mach dir keine Sorgen, deine Sachen werden in einer Stunde vorbeigebracht." Emykos Körper erstarrte. Sie verstand gar nichts mehr. Was sollte das alles? Ihr Stiefvater hatte sie doch nicht etwa weitergegeben. Aber, das konnte doch nicht sein. Wieso sollte er das tun, nachdem er sie doch so gut ausgebildet hatte, er konnte das doch unmöglich für jemand anderen getan haben!!! "Du fragst dich ganz bestimmt, wieso dein Stiefvater dich dann ausgebildet hat, nicht wahr?" fragte Can plötzlich und sorgte dafür, dass Emyko sich umdrehte. Can hatte gerade die Arme vor seiner Brust verkreuzt und sah sie mit einem gemeinen Grinsen an. "Es ist nämlich an der Zeit, dass er sein Versprechen auch erfüllt." setzte er schließlich fort. Emyko verstand immer noch nicht. Was für ein Versprechen ... ? "Wieso glaubst du, hat er dich denn ausgebildet? Nur damit du eines Tages die Firma deiner Mutter leiten kannst?" fragte er und lachte. Nur ungläubig starrte Emyko Can an. "Nein, nicht deswegen." beantwortete er seine eigene Frage. " ... er tat es weil ich das von ihm verlangt habe." Emykos Atem stotterte. Hatte sie das eben richtig gehört? Ihr Stiefvater ließ sich von einem damals Neujährigem Befehle erteilen? "Was ... was willst du sagen?" fragte Emyko schließlich zitternd "Was war euer Versprechen?" Sie wusste nicht wieso, aber sie konnte einfach nicht mehr aufhören zu zittern. Langsam taumelte ihre Füßen einen Schritt auf Can zu. Dieser sah sie nur so an, als wäre sie ein armes Kind .... nein, sie war auch ein armes Kind und nicht mehr als eines. "Er kriegt die Firma deiner Mutter ..... und ich eine ausgebildete dich." Emykos Augen weiterten sich, ein Riss schien sich quer über ihr Herz zu ziehen. Um sie herum wurde es plötzlich dunkel. Und vor ihren Augen konnte sie fast nichts mehr erkennen. Emyko wollte nicht daran denken. Wollte die Wahrheit gar nicht wissen .... doch in tiefste ihrer Innersten hatte sie die Wahrheit bereits rausgefunden. "Mutter ist nur durch einen Unfall gestorben ...." versuchte sie die gefundene Wahrheit zu verdrängen, als habe sie gar nichts herausgefunden. "Unfall?" fragte Can und lachte. "Hör auf dich selbst zu belügen Emyko, findest du nicht, dass du schon arm genug bis um dich weiterhin selbst hinters Licht zu führen? Deine Mutter starb nicht wegen einem Unfall. Das war Absicht." Emyko biss sich auf die Unterlippe, so fest sie konnte, biss so tief hinein, bis Blut zum Vorschein trat. Starrte nur unentwegs auf den Boden, traute sich nicht das Gesicht Cans anzusehen. Sie hätte es wissen sollen .... wie würde eine Explosion so leicht zur Stande kommen? Wie hätte das jemals gehen sollen? Gas war zwar überall im Gebäude aber was hatte das schon zu bedeuten? Mutter rauchte nicht, Mutter würde doch kein Feuer benutzen. "Damit du noch etwas weiß ..." wieder erklang die Stimme Cans. Was wollte er? Wollte er ihr etwa noch mehr unerträgliche Sachen erzählen? Nein, er sollte aufhören, er sollte einfach nur still sein. Er sollte sie in Ruhe lassen. " ... deine Mutter heiratete nur deinetwegen. Weil, wenn sie nicht heiratet, man ihre Tochter sonst töten würde." obwohl diese Worte fast so leise waren wie ein Flüstern konnte Emyko sie genau verstehen. Can lachte, er lachte Emykos Mutter aus. "Ich muss sagen, sie war klug, denn sie wusste, dass es nichts bringen würde wenn sie das alles der Polizisten erzählen würde. Aber sie war auch dumm, sie war dumm, weil sie tatsächlich geglaubt hatte, man würde dir etwas antun." Nein, sie musste sich zusammenreisen, das alles musste doch gar nicht wahr sein, wieso sollte man das tun? Außerdem, woher sollte Can das alles so genau wissen? Er war erst neun, als ihre Mutter heiratete und er war noch neun, als sie starb. "Woher ... woher weißt du das alles so genau?" diese Frage kam unüberlegt über ihre Lippen, doch zumindest wusste Emyko jetzt, dass sie diese Frage wirklich stellen wollte. Can lachte wieder. Sein Lachen machte ihr Angst, machte sie noch ängstlicher, als sie es schon war. "Kannst du denn nicht selber darüber nachdenken Emyko?" fragte er sie belustigend. " .. natürlich weiß ich alles .. weil ich der jenige war, der das alles geplant hatte." Es war so weit, der Riss auf Emykos Herz breitete sich weiter aus und durchschnitt ihr Herz in zwei Hälften. Emykos Welt, ihre Welt, die schon lange keinen Morgen mehr hatte, verlor jetzt auch die Nacht. Ihre innere Welt, sie zerbrach. All die Jahren, all die Tagen, alles, was Mutter tat, alles, was Mutter ihretwegen tat ... alles war gezwungen. Und das aller Schlimmste war, sie hatte keine Ahnung gehabt, sie hatte überhaupt nichts von alldem eine Ahnung gehabt. Sie blieb über sieben Jahren lang brav bei ihrem Stiefvater, tat immer das , was er ihr befahl und sie hatte sogar das Gefühl gehabt, ihm ihr Leben verdanken zu müssen, da er sie aufnahm. All die Jahre lang, all diese Qual und Schmerzen. Alles wegen ihrem Stiefvater und Can und sie ... sie hatte keine Ahnung über die ganze Wahrheit gehabt. Aber das Unerträglichste war, der Mörder ihrer Mutter ... er stand gerade vor ihr und hatte ihr das alles erzählt. Wieso hatte er das getan? Hatte er etwa gedacht, sie würde sich das weiterhin gefallen lassen? "Fragst du dich gerade, wieso ich dir das alles erzähle?" erklang plötzlich wieder die Stimme Cans und er lachte erneut. Es war schon komisch, er kannte sie so gut, dass er immer genau wusste, worüber sie gerade nachdachte. Emykos Augen starrten nur wie gebannt auf den Boden, schien ihn brennen lassen zu wollen. "Ich bin nun mal der Meinung, dass man einem Menschen nichts verschweigen sollte, was dieser Mensch lieber wissen sollte ..... wenn es an der Zeit ist." Emykos Körper zitterte, ihre Hände ballten sich zur Fäusten und Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt. "Und deswegen bist du der Meinung, dass jemanden wie ich, die gerade die ganze Wahrheit erfahren hat ganz sicherlich für dich arbeiten wird?" Jedes einzelne Wort, die Emyko aussprach wurde immer lauter. Nun sah sie endlich auf. Starrte Can mit ihren hasserfüllten Augen an. Doch dieser sah nur gleichgültig zurück, als sei er völlig unschuldig ,als sei nichts passiert. Mit zittrigen Schritten ging Emyko auf Can zu. Packte ihn an seinem Anzug und versuchte ihn zu rütteln. Doch für die inzwischen völlig zerbrechliche und schwache Emyko war es unmöglich ihn auch nur ein bisschen zu bewegen. "Du glaubst doch nicht ernsthaft ... ich würde für DICH arbeiten." schrie sie und Tränen rannten unkontrolliert ihre Wangen hinab. "Du Mörder ... DU MÖRDER!!!" Bereits in der nächsten Sekunde spürte sie, wie etwas ihre Wange traf und sie zu Boden schleuderte. Noch bevor Emyko versuchen konnte sich aufzurichten, wurde sie an den Haaren gepackt und hinaufgezerrt. Emyko konnte nicht verhindern, dass sie vor Schmerzen aufschrie. "Du kannst gar nicht anders als mir zu dienen, schließlich würdest du jetzt nicht leben, wenn ich es nicht wäre .... außerdem hat dein Stiefvater mir ja dich versprochen." flüsterte er Emyko ins Ohr. "Und dein erster Regel hier lautet: Behandle mich mit Respekt." Jedes einzelne Wort schien wortwörtlich buchstabiert worden zu sein. Nur schwer konnte Emyko die zusammengepressten Augenlider hochheben. Diesmal sah sie Can mit angeekelten Augen an. Sie hasste sich, weil sie so dumm war und nichts bemerkt hatte, sie hasste ihren Stiefvater, weil er so etwas zuließ und sie jahrelang ausgenutzt hatte und sie hasste Can, sie hasste ihn, weil er das alles geplant hatte, weil er der Mörder ihrer Mutter war, weil er ihr sogar alles erzählte und dabei so tat als wäre nichts gewesen, weil er sogar noch mehr wollte ... weil er auch noch sie, Emyko haben wollte. "Niemals ... niemals werde ich DICH respektieren." mit diesen Worten spürte sie, wie man sie zu Boden warf. Can seufzte. "Du lässt mir leider keine andere Wahl." sagte er noch, bevor er zwei Männer ins Innere des Zimmers rief und sie befahl Emyko mit sich zu nehmen.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)