Je kälter der Winter,... von abgemeldet (...desto näher der Frühling.) ================================================================================ Kapitel 18: Regenwetter, Regenstimmung -------------------------------------- 18. Regenwetter, Regenstimmung "Was ist, willst du hier Wurzeln schlagen?", fragte die junge Frau, während sie ihren ärgerlichen Blick auf den holprigen Feldweg lenkte, der hinter ihnen lag. Eigentlich tat es ihr schon jetzt leid, die letzten Sätze ausgesprochen zu haben, doch beim Anblick von Seto Kaibas Gesichtsausdruck und Blick und einfach in Anbetracht dessen, wie er für gewöhnlich mit den Menschen seiner Umgebung umzuspringen pflegte, verging Kerry jegliche Lust an einer Entschuldigung oder Milderung ihrer Worte. Sie hatte es lange genug mit Sanftheit und Entschuldigungen versucht, zumindest ihrer Meinung nach und es war nichts dabei herausgekommen. Vielleicht sollte man doch Gleiches mit Gleichem vergelten. Sich die aufgerissene Hose abklopfend warf sie einen Seitenblick auf ihren Begleiter, der indessen auch steif aufgestanden war und sie mit eisigem Blick musterte. Unangenehm berührt und sofort von einem schlechten Gewissen geplagt wandte Kerry ihren smaragdgrünen Blick wieder ab und starrte Löcher in den Himmel. Ohne ein weiteres Wort setzte sich der braunhaarige Mann plötzlich in Bewegung und lief mit festen und durchaus ausgreifenden Schritten los, den Weg den sie gekommen waren zurück. Zurücklassen wollte er eine völlig irritierte Kerry, die ihm fragend auf seinen Rücken starrte. Einen Moment hatte er dieses Ziel auch erreicht, aber ganz so einfach war das Zurücklassen eines rothaarigen Sturkopfes doch nicht. Mit zusammengezogenen Augenbrauen und gerunzelter Stirn stapfte die soeben knapp dem Tod, oder wenigstens einigen, durchaus unangenehmen Knochenbrüchen, entkommenen Kerry hinter Seto her und holte nur mit einem an Laufen grenzenden Schritt auf, so dass sie schließlich neben ihm herging, wenn sie auch sichtliche Mühe hatte, Schritt zu halten. Jedoch wurden weder sie, noch ihr Problem mit dem überaus flotten Tempo von demjenigen der die Geschwindigkeit vorgab, beachtet oder gar berücksichtigt. "Wo wollen wir eigentlich hin?", fragte sie schließlich, während sie ihre Umgebung kritisch musterte. So weit sie auch blickte konnte man nur Felder, Wiesen und ein paar kleinere Ansammlungen von Bäumen sehen. Sie waren hier mitten in der Pampa und der Geschwindigkeit, die sie vorher vorgelegt hatten, nach zu urteilen, würde es ziemlich lange dauern zurück in die Stadt zu kommen, wenn sie zu Fuß gingen. Allerdings erhielt Kerry auf ihre Frage hin genau die gleiche Reaktion, die man von einer Gefriertruhe erwarten konnte, wenn man sie etwas fragte. Wie angewurzelt blieb die Rothaarige plötzlich stehen und starrte ihren Begleiter wütend an. "Hey Mr.Crashtest-Superstar, ich rede mit ihnen!", entfuhr es schließlich ihren leicht bebenden Lippen. Überraschenderweise trat diesmal sogar das vorher noch gewünschte Ergebnis ein und Seto blieb stehen und drehte sich um. Sofort hätte die junge Frau ihre eben gesagten Worte bereut, als sie den eiskalten Blick ihres Gegenübers wahrnahm, der tödliche Eissplitter auf sie zu schießen schien, aber im Moment war sie einfach zu erzürnt, auch wenn ihr eigentlich klar war, dass sich ihre Wut mehr auf sich selbst und die ganze Situation, als auf Seto Kaiba richtete. Allerdings war er der einzige, an dem sie es auslassen konnte und aufgrund der gespannten Atmosphäre war sie auch nicht gewillt vernünftig zu sein und einen schlichtenden Tonfall anzuschlagen. Die Stimme Setos war klirrend kalt und klang nach hartem Stahl, als er ihr eine Erwiderung entgegenschleuderte: "Ist dir schon aufgefallen, dass ich aber keinen Wert darauf lege mit dir zu sprechen? Du, dein Geplappere und dein Motorrad, einfach alles was mit dir zutun hat ist mir völlig egal! Geht das endlich mal in deinen Schädel?" Er spuckte die Worte förmlich aus und drehte sich ohne auf eine Erwiderung zu warten wieder auf dem Absatz um und setzte seinen Weg fort. Kerrys Kinnlade fiel beinahe bis auf den Boden herunter, so schien es ihr selbst, als sie Kaiba mit offenem Mund hinterher starrte. Keiner von beiden wollte realisieren, dass sie die soeben ausgesprochenen Worte nur aus der Situation hervorgingen und im Normalfall nie ausgesprochen worden wären. Obwohl, wenn man es genau nimmt, vielleicht hätten sie nicht denselben Wortlaut benutzt, aber der Inhalt entsprach doch ziemlich der jeweils persönlichen Meinung. Der Blick der Rothaarigen verdunkelte sich unvermittelt und wutentbrannt eilte sie hinter der vermeintlichen Quelle ihres Zorns her um ihn zu überholen, sich vor ihn zu stellen, die Fäuste in die Hüfte zu stemmen und, aufgrund seiner ausbleibenden Schrittverlangsamung, rückwärts zu gehen. "Ach wirklich? Das hätte ich ja gar nicht vermutet.", fing sie mit vorsichtigen Schritten nach hinten an, wobei ihre Stimme jedoch das Gegenteil von ruhig und überlegen war. "Dir ist doch alles und jeder egal, ausgenommen deine bescheuerte Firma! Ach und du würdest sicher noch ,Mokuba' hinzufügen, obwohl ich nicht verstehe, warum er überhaupt noch bei dir ist. Deiner Gesellschaft würde ich selbst ein Waisenhaus vorziehen!" Abrupt blieb Seto stehen. Seine tiefblauen Augen glitzerten wie kalter Frost, als er sie mit seinem Blick förmlich durchbohrte. Kerry folgte seinem Beispiel mit finsterem Blick und fragte sich innerlich, was denn nun diese Reaktion plötzlich hervorgerufen hatte. Bevor sie jedoch irgendetwas wirklich denken konnte, wurde sie heftig weggestoßen, verlor das Gleichgewicht und landete rücklings im Sand. Beim Aufprall auf den sandigen Feldweg schoss ein anhaltender Schmerz von ihrem Gesäß bis zum Rücken. Jedoch war es eher die Überraschung, die sie sprachlos nach oben blinzeln ließ um Kaiba entgeistert zu mustern. Hatte er das gerade wirklich getan? Hatte er sie nach hinten weggestoßen? Der Wucht nach zu urteilen hatte er wohl einen Moment lang wirklich nicht gewusst was er tat, was in Kerry eigentlich hätte Befriedigung hervorrufen müssen, war es doch bisher ihr oberstes Ziel gewesen, ihn aus der Reserve zu treiben. Doch nun, wo es scheinbar erreicht war, machten sich Gefühle des Unglaubens, des Frustes und sogar der Angst in ihr breit. Mit einem körperlich überlegenen, gereizten und am Ende noch unkontrollierten Egoisten alleine umherzuwandern war nicht gerade die fröhlichste Aussicht, die sie sich vorstellen konnte. Indessen war Seto Kaiba selbst mindestens genauso überrascht von seiner Tat, wie sein unfreiwilliges Opfer. Noch nie hatte er eine so unbändige Wut gespürt, noch nie hatte ihn ein starkes Gefühl zum Handeln gebracht, sondern stets nur kühle Überlegungen, doch als sie von Mokuba und ihm und einem Waisenhaus sprach, war all der verdrängte Schmerz wieder in ihm aufgewallt und hatte ihn für einen Moment überrollt. Verbittert presste der Geschäftsmann die Lippen aufeinander und blickte zur Seite, nach außen den kalten Blick wahrend, innerlich jedoch völlig zerrissen. So sehr er diese kleine Ausgeburt vor ihm auf dem Boden für ihre Worte verachtete, war es doch, so wusste er, nicht ihre Schuld, dass sie mit ihren Worten einen wunden Punkt getroffen hatte. Doch niemals, nicht einmal wenn es um sein Leben ginge, würde er dies zugeben. Umso schlimmer, dass er sich ausgerechnet von ihr hatte zu einer regelrecht kopflosen Handlung hatte hinreißen lassen. Den eisblauen Blick wieder nach vorne gerichtet setzte er sich erneut in Bewegung. Kerry hatte inzwischen vorerst aufgegeben. Sie wollte ihn nicht mehr verstehen, er war nicht zu verstehen und sie hatte im Moment wirklich Besseres zutun, als einen neuerlichen Versuch zu wagen hinter seine Fassade zu blicken, die anscheinend ohnehin mehr war als das. Verwirrt und etwas unsicher stand sie auf und fasste sich fragend an den Kopf. Kurz erwog sie Seto wieder zu folgen, entschied sich jedoch dann dagegen und begann die Strecke bis zu ihrem Unfallort zurückzugehen, in der Hoffnung irgendwie den Hang hinabklettern zu können um an ihre Handtasche zu gelangen, wiederum mit der Illusion, ihr Handy könnte noch funktionieren. Von was träumte sie eigentlich nachts? Mit Wucht schlugen die verbliebenen Stücke des Handygehäuses auf den Felsen auf und gaben dabei ein nicht allzu angenehmes Geräusch von sich. Wütend starrte die Werferin auf das zerstörte Funktelefon und verfluchte innerlich die Technik, Seto Kaiba, diesen wahnsinnigen Kerl aus dem explodierten Wagen und nicht zuletzt sich selbst. "Nein!", entrang es ihrer Kehle, wobei sich ihre Stimme nicht gerade freundlich anhörte. "Verdammt, das kann doch wirklich nicht angehen!", schrie sie beinahe und sank dann, aller Wut beraubt, die jetzt Verzweiflung Platz machte, zusammen und hockte sich auf die verbeulten Überreste ihres Motorrades. Langsam begann sich die Dämmerung einzustellen und die sich dem Horizont zuneigende Sonne tauchte alles in ein weiches, warmes Licht, dass jedoch nur allzu bald einer trostlosen Finsternis weichen würde. Kerry spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Zum ersten Mal seit Jahren war sie dem Weinen so nahe. Wütend kämpfte sie sich auf die Beine und begann wieder mit dem Aufstieg, wozu sie erst noch eine halbe Ewigkeit an dem Grat entlang wandern musste, bis sie zu der weniger steilen Stelle kam, an der sie auch herabgeklettert war. Eigentlich war es Unsinn, aber sie brauchte dringend eine Beschäftigung um sich abzulenken, denn das letzte was sie wollte war, wieder weinen zu müssen. Sie, die seit dem 14ten Lebensjahr keine Träne der Verzweiflung oder der Trauer mehr vergossen hatte, stand jetzt kurz vor einem Zusammenbruch und das durfte sie nicht zulassen, sie musste weiterkämpfen. Noch während sie sich dies selbst ständig einredete, bemerkte sie wie hohl ihre Worte klangen und sie fühlte sich plötzlich unsagbar müde, Kampfesmüde. Nichts hätte sie lieber getan als einfach aufzugeben, die Augen zu schließen und der Dinge harren, die da kommen würden, doch die harte Art, die sie sich im Laufe der Zeit angeeignet hatte, gab da nicht so leicht auf. Erschöpft zog sich das rothaarige Mädchen irgendwann über die abgeflachte Kante des Abhanges und kam etwas steif auf die Beine. Über der Schulter hatte sie ihre Handtasche, der jetzt allerdings der wichtigste Teil des Inventars fehlte, das Handy. Aber immerhin konnte sie ihre neue Drachenkarte retten, was diesen Trip herunter und wieder herauf nicht ganz so sinnlos hatte erscheinen lassen, denn trotz der Stelle mit weniger Gefälle, waren Auf- und Abstieg noch anstrengend genug gewesen. Ohne zu wissen warum und wohin stapfte die Rothaarige los, denselben Weg entlang, den sie schon vor Stunden einmal begonnen hatte entlang zu trotten. Doch da war es noch hell gewesen, sie war nicht allein gewesen und sie hatte sich nicht halb so schlecht gefühlt, wie sie es jetzt tat. Natürlich war die Situation ziemlich finster anzuschauen, aber die Situation mit einer anderen Person, oder selbst von Anfang an alleine, wäre leichter zu ertragen gewesen, als mit Seto Kaiba, bzw. mit Seto Kaibas kleiner Abschiedsrede und Gewaltdemonstration. "Warum denkst du eigentlich noch an den Idioten?", fragte sie sich selbst und schüttelte gefrustet den Kopf. Ohne nach links oder rechts zu schauen, stolperte Kerry den Weg entlang, was sich als ziemlich schwierig herausstellte, da die Sonne schon seit geraumer Zeit hinter dem Horizont verschwunden war und nun Dunkelheit die kleine Gestalt umgab, die in den Abendstunden einen verlassenen Feldweg entlang schlich. "Hush my darling, don't fear my darling. The lion sleeps tonight. Hush my darling, don´t fear my...", Kerry unterbrach sich selbst, indem sie die Augen verdrehte und dachte, dass der Text des Liedes wohl ein bisschen unpassend ängstlich klang. Kurz überlegend, was sie stattdessen vor sich hin singen könnte, stapfte sie weiter durch die mittlerweile komplette Dunkelheit. Seit ca. einer halben Stunde kam noch hinzu, dass ein stetiger, aber kalter Regen auf sie niederprasselte und jeder ihrer Schritte ein Quietschen auf dem durchnässten Boden verursachte. Sie wusste nicht einmal mehr, ob sie sich noch auf dem angedeuteten Feldweg befand, obwohl sie ständig angestrengt auf den Boden starrte, nicht zuletzt um nicht auszurutschen. Ganz konzentriert war die junge Frau jedoch nicht mehr, denn die Kälte und auch langsam ein Durstgefühl machten es ihr schwer ihre Gedanken beisammen und in der Gegenwart zu halten. Völlig in Gedanken begann sie dann wieder leise zu summen: "There's no way out of this dark place, no hope, no future. I know I can't be free, but I can't see another way. I can't face another day." "Na haben wir Angst im Dunkeln?", fragte plötzlich eine Stimme, die dank des Plätscherns des Regens und der Dunkelheit dumpf klang, jedoch kam sie eindeutig von vorne. Kerry war völlig in Gedanken, sie war nass und müde und erwiderte gedankenlos und nicht gerade freundlich: "Nein, ich singe immer wenn mir langweilig ist, was geht es dich überhaupt....?" Abrupt blieb sie wie angewurzelt stehen und wäre beinahe ausgerutscht, so plötzlich brach sie ihren nächsten Schritt ab. Es dauerte noch eine kleine Ewigkeit, bis die Irin sich und das Ereignis verarbeitet hatte und darauf reagieren konnte. "Was...wer?.", stotterte Kerry und versuchte um sich herum in der Finsternis der Nacht irgendetwas zu erkennen, wobei ihre ärmliche Situation nicht gerade zum Heben ihrer Stimmung beitrug. Ein bitteres, kaltes Lachen klang aus der Dunkelheit und der Tonfall der nächsten eisigen Worte machten ihr klar, mit wem sie es zutun hatte. "Du bist ein undankbares Miststück, weißt du das?!" Ohne auf die Worte einzugehen war Kerry kurz fasziniert. Sie hatte noch niemals ein Lachen von den Lippen Seto Kaibas gehört, auch wenn es einem eher eine unangenehme Gänsehaut bereitete, als Freude auszustrahlen. Spott und Hohn klangen daraus, aber es war ein Lachen. Wenig amüsiert, aber trotz allem fast schon erleichtert nicht mehr alleine zu sein, gab sie schließlich tropfnass in die Dunkelheit zurück: "Ja ich weiß, aber dann bin ich immerhin in bester Gesellschaft." Die junge Frau seufzte deutlich und trat dann ein Stück weiter vor, bis sich die Umrisse der schlanken Gestalt Seto Kaibas vor ihr abzeichneten. Welch ein Glück, dass sein, wenn auch recht vollgesaugter, nasser Mantel, weiß war. Die Umstände, durch die sie sich vorher getrennt hatten, vergessend war Kerry nun unglaublich erleichtert das harte, markante Gesicht von Seto in der Dunkelheit zu entdecken und ein dankbares Lächeln zierte unmittelbar ihre Lippen, von denen die kalten Regentropfen abperlten. Seto zeigte sich von ihrer Antwort ungerührt, wusste aber anscheinend auch nichts Fieses darauf zu erwidern, vielleicht war es aber auch schlicht unter seinem Niveau. Stattdessen machte er eine Geste, die ihr verklausulierte ihm zu folgen, allerdings merkte auch er sofort, dass man in der hereingebrochenen Dunkelheit der Nacht dies nicht erkennen konnte, also befahl er nur: "Komm mit!" und verschwand wieder in der finsteren Nacht. Dem weißen Farbfleck von Setos Mantel folgend eilte Kerry, ihre Müdigkeit abschüttelnd, hinter dem jungen Geschäftsmann her, im Moment nicht darüber nachdenkend wohin sie eigentlich lief. Wieder bewahrte nur das helle Weiß des Mantels von Seto Kaiba die junge Frau davor, direkt gegen denselben zu laufen, als der plötzlich, scheinbar grundlos stehen blieb. Erst als die Rothaarige ihren Blick von der Gestalt vor ihr ab- und ihrer Umgebung zuwandte, erkannte sie die Umrisse eines Gebäudes, dass sich direkt vor ihnen befand. Kerry staunte nicht schlecht, hatte sie es doch für unwahrscheinlich bis unmöglich gehalten, dass hier draußen irgend jemand wohnte. Ihr Führer ging auf das Haus zu und stieß unsanft die Tür auf, die dabei verdächtig laut knarrte und quietschte. Drinnen war es beinahe genauso dunkel wie draußen, aber schon bald ließ sich feststellen, dass es sich hierbei um kein Haus in dem Sinne handelte. Es war mehr eine alte, verlassene und dazu noch baufällige Scheune. Seufzend trat Kerry weiter vor. Sie wollte nicht undankbar erscheinen, obwohl sie es ja ohnehin schon tat, und schließlich war alles besser als draußen im Regen herumzuirren. Seto ging einfach weiter und beachtete die junge Frau, die ihm die ganze Zeit gefolgt war nicht mehr, als würde sie gar nicht anwesend sein. Typisch, dachte sich diese und verdrehte die Augen, bevor sie sich auf eigene Faust auf die Suche durch das Gebäude machte. Als sie herumsuchte verursachten ihre Schritte ein leises Rascheln und das Berühren des Bodens machte dann auch klar, dass sie auf Stroh lief. Bald darauf entdeckte sie auch auf einer Seite des einzigen großen Raumes eine Ansammlung von aufeinander geschichteten Strohballen. Immerhin würde sie nicht allzu hart schlafen müssen, stellte Kerry zufrieden fest. Während sie nun das Stroh aus dem Ballen zog und auf dem Boden davor ein gut gepolstertes Nest herstellte, verfiel sie wieder in Grübeleien. Wieso war Seto zurückgekommen und hatte sie gesucht, denn das war wohl offensichtlich sein Ziel gewesen, als er draußen im Dunkeln herumgetapst war. Kerry musste zugeben, dass sie es nicht für selbstverständlich hielt, dass ausgerechnet Mr. Frost zurückgekommen war, nachdem sie ihn, trotz der Rettung, die sie ebenfalls nur ihm zu verdanken hatte, so angemault hatte. Nachdem sich ihr Gemüt nun zur Genüge abgekühlt hatte, sah sie auch endlich ein, dass diese Reaktion unangebracht gewesen war. Anscheinend mutierte sie gerade zu so einer Art weibliche Ausgabe von Seto Kaiba. Die Rothaarige schüttelte sich unwillig. Dieser Gedanke war mehr als unangenehm und schon allein daran zu denken, dass so etwas geschehen könnte, konnte nur als völlig absurd eingestuft werden. Aber dennoch konnte sie ihr Verhalten von vorhin getrost mit seinem gewöhnlichen Auftreten vergleichen, ohne ihm in Arroganz und Ignoranz nachzustehen. Nun, da hatte sie also noch einen tollen Abend vor sich, forderte ihr schlechtes Gewissen und ihr eigenes Gefühl für Werte doch, dass sie sich bedankte und entschuldigte. Außerdem gab es da ja noch die, nun eher unwichtig erscheinende, Angelegenheit mit der Karte zu besprechen, woraus sie noch immer nicht schlau wurde. Kerry wollte endlich wissen, was diese blöden vier Worte auf dem Stück Papier zu bedeuten hatten und was er ihr damit sagen wollte, dummerweise war es, wenn sie das Thema schon anschnitt, wohl auch angebracht sich hierfür ebenfalls zu bedanken. Doch hier machte ihr Stolz ihr einen Strich durch die Rechnung. Soviel zu Kreuze kriechen konnte sie nun wirklich nicht zulassen, es war entwürdigend und anstrengend genug sich bei einer Person wie Kaiba zu entschuldigen und zu bedanken, da konnte man das Ganze doch in ausreichend kleinem Maße halten, würde sie doch sicherlich keinen Dank für die Rettung vor dem Geländewagen erhalten. Über ihren Gedanken beendete die junge Frau ihre Arbeit und setzte sich auf das Ersatzbett. Überraschenderweise war die Schicht aus Stroh weniger unbequem, als sie gedacht hatte und so lehnte sie sich mit dem Rücken an einen Ballen und streckte ihre Glieder von sich. Sie wollte noch weiter über ihre soeben erdachten Vorhaben nachdenken und zu einem eindeutigen Ergebnis kommen, aber die Müdigkeit, die auf ihr lastete überkam sie auf einmal bleiern und unnachgiebig. Die Rothaarige mit den noch immer feuchten Haaren, entschied sich dazu nur einmal kurz ein paar Minuten die Augen zu schließen, doch nachdem sie dies getan hatte, war sie innerhalb weniger Augenblick auch schon eingeschlafen. Nachdem sich seine tiefblauen Augen erst einmal an die beständige Dunkelheit gewöhnt hatten und die Sicht durch das fahle Mondlicht, dass durch die Fenster hereinfiel noch etwas verbessert wurde, konnte sich Seto Kaiba mit nur wenig Anstrengung in der Scheune bewegen ohne ständig an irgendwelche Ecken, Kanten oder Wände zu stoßen. Gefunden hatte er bei seinem Streifzug nur eine alte Öllampe, die er ohne Streichhölzer oder Feuerzeug nicht anbekam. Leicht ärgerlich und über die Situation frustriert, blickte er sich in dem kahlen Raum nach seiner Begleiterin um. Noch jetzt fragte er sich, was ihn dazu getrieben hatte zurück in den eisigen Regen zu gehen und nach ihr zu suchen. Schon jetzt bereute er, dass er es getan hatte. Vorher hatte er sich rechtzeitig hierher retten können und seine Kleidung hatte kaum etwas von dem vom Himmel fallenden Nass abbekommen, es war noch hell genug um sich in dem Schuppen umzuschauen und einen Schlafplatz zu finden und er musste sich nur um sich selbst kümmern. Jetzt war er nass bis auf die Haut, tapste halb blind im Dunkeln herum, fror enorm, auch wenn er es nie zeigen würde, hatte keine Ahnung wo in dieser Bruchbude man sich halbwegs bequem hinlegen konnte und noch dazu lungerte diese kleine rothaarige Furie hier irgendwo herum und tat wer weiß was. Mitten in seinen Gedanken hielt Kaiba plötzlich inne, sowohl in seiner Bewegung, als auch in seinem Denken. Alles stand für einen Moment still, als er das Objekt, auf das er noch eben all seinen Ärger hatte schieben wollen, ein paar Meter entfernt entdeckte. Sie turnte nicht wie gedacht durch dieses Gebäude, sondern saß seelenruhig auf einem dicken Bett aus Stroh, den Rücken gegen einen Strohballen gelehnt und schlief ganz offensichtlich. Normalerweise hätte dem kühlen Geschäftsmann ein solches Bild nichts bedeutet, doch mit Erschrecken stellte er fest, dass ihn der Friede dieser Szenerie und die Sanftheit auf Kerrys Gesicht irgendwie berührte. Sofort fasste sich Seto wieder und wischte diese Gefühle, die in ihm aufzuwallen drohten, beiseite um sie in der hintersten Ecke seiner Seele zu vergraben. Solche Gefühle waren etwas für Schwächlinge, für Mädchen seinetwegen, aber nichts für ihn. Wie bezeichneten ihn doch die meisten Menschen? Arrogant und unterkühlt und genau das würde er auch bleiben. Kalt und abweisend, egal zu wem, denn die Menschen waren ihm egal. Ausgenommen sein kleiner Bruder, war ihm ein jeder egal. Kurz zuvor hatte er dies auch der jungen Frau vor ihm überdeutlich klar gemacht. Hoffentlich hatte sie es begriffen. Hoffentlich, denn er selbst, Seto Kaiba, war doch tatsächlich für einen Moment ins Schwanken geraten, ob dies wirklich den Tatsachen entsprechen würde. Doch niemals wieder, sollte das vorkommen, er brauchte nicht einmal lange einen Grund zu suchen, den hatte sie selbst ihm geliefert. Sie war nicht ,anders', sie war wie alle anderen und somit konnte sie ihm egal sein. Er würde es nie wieder vergessen, versprach sich der kühle Geschäftsmann mit entschlossener Miene und sein Blick nahm wieder die gewohnte Kälte an. -------------- Ich kommentiere das Kapitel diesmal einfach gar nicht, ihr findet sicher ohne mich genug zu bemerken oder auch zu bemängeln ;) Und nun kommen wir wieder zu den allseits beliebten: Kommentaren zu den Kommentaren @Itako Also warum ich dieses letzte Kapitel nicht leiden konnte, bzw., warum es mir nicht allzu gut gefiel: Kerry hat sich ziemlich zickig verhalten und das ging mir gegen den Strich, aber ich wollte sie eben auch mal so darstellen, dass sie mit einer Situation überfordert ist und nicht ,richtig' damit umgeht. Das ist mir hoffentlich gelungen... *Kerry einen Vogel zeig* Außerdem ist mir das ganze ,Drama' fast ein wenig zu klischeehaft und dadurch beinahe kitschig, ich bewegte mich da auf einem sehr schmalen Grat... Also das der Streit zwischen Mokuba und Seto in nächster Zeit wirklich ,geklärt' oder noch mal aufgegriffen wird, ist nicht zu erwarten, das Thema mit der Beziehung der beiden Brüder werde ich aber zu einem späteren Zeitpunkt wieder hervorkramen. Aber mich freut es, dass du trotz allem gerne an der FF weiterliest und anscheinend Spaß dran hast. Das ist ein echter Lohn für mich ;) @Cathleen Ha, irgendwie hab ich gar nicht erwartet, dass mir jemand zustimmen würde, dass Kerry hier ,blöde' ist, aber dankeeeee für diese zustimmende Kritik *umarm* Es ist mir echt wichtig, dass ich weiß wie ihr die Sachen seht, damit ich mich an diesen Stellen dann verbessern kann. (Obwohl ich zugeben muss, dass Kerry auch ruhig mal als total behämmert wirken kann, so toll ist sie ja wirklich net ;)) Was deinen Vorschlag angeht... also nicht, dass ich nicht drauf gehört hätte, aber das Kapitel war ohnehin schon ziemlich fertig (also Nr. 18) und daher hat der Vorschlag irgendwie gerade gut gepasst J Thx für deine ehrliche Meinung, weiß ich echt zu schätzen! @DarkEye Danke erst mal für das Lob! Wenn es immerhin gut geschrieben war, ist der Inhalt ja besser zu verkraften ;) Obwohl ich nicht von ,erwärmt' sprechen würde... vielleicht ein bisschen angetaut *lach* Kleiner Joke am Rande @Nanashi Ich lasse Uninteressantes aus? Huch, ist mir gar nicht aufgefallen... na ja ich halte im Prinzip jedes noch so kleine Detail für wichtig und dachte immer, dass ich so jemand bin, der gerne die Leute mit ,langweiligen Informationen' zulabert, aber wenn es bei dir nicht so rüberkommt, umso besser *gg* @FinalFreak Pssssst... Ach mist, jetzt muss ich beichten: Ich gebe zu, ich habe echt null Ahnung von Motorrädern und stehe auch dazu, dass das durchaus unrealistisch sein mag. Hab ja keine Peilung. Aber bei YGO geht's eh nie mit rechten Dingen zu *sich rausredet* Scherzale. Hab eben nur wieder so ne Szenerie vor Augen gehabt und die einfach hingeschrieben, wurscht ob es möglich war oder nicht, sorry, wenn es auf dich jetzt total unrealistisch gewirkt hat. Ich schaue wohl momentan zu viele Actionfilme ;) Aber vielen Dank für deine Ehrlichkeit, daraus lerne ich wenigstens, wovon ich die Finger lassen sollte *gg* Ha, da gibt es jemand der Kerry versteht, cool. Nein, quak, ist mir wichtig, dass die Charaktere nachvollziehbar handeln und ich hatte so den Eindruck, dass es hier nicht gerade verständlich war, aber dazu hab ich ja schon bei Itako was gesagt. Thx im Übrigen für deine Meinung zu meiner Aufreg-Orgie in der Kurzbeschreibung, hätte gar nicht damit gerechnet, dass das jemand liest ;) Ist mir sehr wichtig, dass ich weiß wie die Charaktere beim ,Publikum' ankommen. Mercy Beaucoup! Und zum Schluss: Motz bitte weiter, bringt mich weiter, zumal ,gemotzt' ja auch was anderes ist, ich nenne das lieber konstruktive Kritik J @dreamer_Chan Klippe welche Klippe? Nein nein, es ist nur ein gaaaaaanz harmloser, wenn auch recht steiler Abhang ;) Also wirklich, eine Klippe sollte es nun wirklich nicht sein, sonst wird Kerrys Abstieg ein bisschen unrealistisch. Aber was soll's. Die Kräfte der Physik außer Kraft zu setzen haben Anime Charaktere mit meiner Hilfe doch ur drauf ;) Aber freut mich, dass es offenbar doch ein wenig spannend war und dir gut gefällt. Der Stress ist im Übrigen auch fast vorbei, nur noch mündliche Prüfungen, dann hab ich's endlich hinter mir. @Sweetcharmed03 Also deine Aussage, dass du nicht ein vernünftiges Kommi hinkriegst ist insofern falsch, da du das doch mindestens mit dem letzten ziemlich gut geschafft hast ;) Und natürlich stören mich Gemeinsamkeiten nicht, die wird es immer wieder geben und ich weiß ja eh, dass du sie nicht abgeschaut hast... nehme ich an ;) *lol* Ok dann erst mal vielen Dank für die Bestätigung bezüglich Kerrys Charakter und das Lob für die Beschreibungen, letzteres ist halt was, wofür ich ein totales Faible habe, aber was Kerry angeht, kostet sie mich manchmal schon einiges an Nerven, ich meine sie so darzustellen wie sie ist und nicht plötzlich was zu ändern, weil's mir gerade passt etc. Dann zu Seto, du sagtest er ist noch gefühlloser. Noch gefühlloser als wo oder wann? In der Serie? Hmmm... vielleicht stelle ich das manchmal enorm übertrieben heraus, weil ich Angst habe sonst OOC zu werden, aber ich denke jeder hat eben seine eigene Auffassung dieses Charakters und ich kann mir Seto einfach nicht als gefühlsduseligen Liebhaber vorstellen, da verkehre ich es vielleicht unbewusst ins Gegenteil. Ach ja, sicher habe ich den Verlauf vorgeplant, das halte ich auch für nichts Negatives, sondern ist bei mir unbedingt nötig, weil ich ansonsten an Stellen gerate an denen ich einfach nicht weiterkomme oder mich total verheddere. Der Anfang ist stockend? Hmmm... das musst du mir mal genauer erklären, will wissen wie du das genau meinst, kann ich jetzt nicht recht einordnen, aber will es beim nächsten Mal auf jeden Fall dann besser machen J Gerade noch mal nachschaue. Ich glaube es liegt irgendwie daran, dass ich keinen einzelnen Handlungsstrang habe woran ich mich lang hangele, sondern immer so Stückchen für Stückchen vorgehe, also mir fehlt hierbei irgendwie der rote Faden. Das kommt davon, wenn man sonst nur Fantasystorys schreibt, die eben ein Hauptthema haben, an dem man sich orientieren kann... *grübel* Was das Duellieren angeht, sag ich lieber nichts, ich will mich da nicht selbst festlegen ;) Außerdem würde das doch die Spannung nehmen... *muahahaha* So und noch mal total vielen Dank für deinen genialen Kommentar, ich denke er hat mich nicht nur ur aufgebaut, sondern mir auch weitergeholfen. *dich mal umknuddel* @ KuroiSakura 1., 2., und 3. -> Ich fühle mich seeeehr geehrt *verneig und rot anlauf* 4. Noch mal tausend Dank und zum Auftauen: Ich glaube ich hab selbst Angst davor, weil ich glaube es nicht halbwegs IC hinzukriegen ;) Und zum Thema Karte... ja das wäre echt unlogisch, wenn er die Karte klauen würde, aber er hat sie ja nur mit zerrupft. Es ging ihm ja dabei nicht wirklich um die Karte, sondern darum Kerry eine reinzuwürgen, die kleine nervende Kröte J Ach ja und wen es interessiert: Habe meine schriftlichen Abinoten jetzt endlich und will sie jetzt nicht unbedingt hier aushängen, aber es ist doch überraschend gut gelaufen *total freu*, besonders in meinem absoluten ,Lieblingsfach' Mathe gabs Überraschung. Vielen Dank für eure Erfolgwünsche ;) God bless you Dolefulness/Mürri Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)