Je kälter der Winter,... von abgemeldet (...desto näher der Frühling.) ================================================================================ Kapitel 8: Finsternis --------------------- Finsternis Ein Stöhnen entfuhr Kerrys Lippen, bevor sie sich herumwälzte und ihre Augen langsam öffnete. Doch diese einfache Bewegung reichte schon um ihren Körper wieder mit einem pochenden Schmerz zu überfluten. Erneut stöhnte sie schmerzgebeutelt auf und tastete sich im Dunkeln vorsichtig ab. Anscheinend war noch alles dran, doch einige blauen Flecken würde sie sicher davontragen. Ihre Hand fuhr über ihr Gesicht und diesmal entrang ihr ein Stöhnen, das eher von Verzweiflung herrührte. Ihr Kiefer fühlte sich schmerzhaft empfindlich an und ihre linke Gesichtshälfte war unnatürlich geschwollen. Als sie ihre Hand zurückzog klebte eine dunkle Flüssigkeit, die nur Blut sein konnte an ihren Fingerspitzen, die von einer Platzwunde an der Schläfe kam. Den pochenden Schmerz in ihrem Kopf verdrängend versuchte sich Kerry daran zu erinnern was passiert war und schlagartig kam alles zurück. Mokuba! Wo war der Junge und wo war sie? Sie lag in einem dunklen Raum. Der Boden war kalt und feucht und fühlte sich nach kantigem Stein an. "Mokuba?", flüsterte die junge Frau ins Dunkle hinein und begann blindlings umherzutasten. Ein gedämpftes Geräusch drang an ihr Ohr. "Mokuba? Bist du hier?", fragte sie wieder, diesmal etwas lauter, da stieß sie schon mit der Hand an etwas Weiches. Sie tastete sich weiter und langsam gewöhnten sich ihre Augen etwas an die Dunkelheit, so dass schließlich kein Zweifel mehr daran bestand, dass Mokuba ihr Fundstück war. Er war gefesselt und geknebelt, was Kerry jedoch mit zittrigen Bewegungen schnell änderte. Endlich von den Fesseln befreit murmelte der Junge heiser: "Wo... wo sind wir?" Kerry sah nicht die angsterfüllten Augen Mokubas, doch seine Stimme drückte dies Gefühl ebenso gut aus, so dass sie den Jungen schutzbietend an sich drückte. "Ich weiß nicht. Bist du schon lange wach?", versuchte Kerry ihre leicht zittrige Stimme fest klingen zu lassen. Der Junge musste nicht auch noch mitbekommen, dass ihr die Knie schlotterten und sie am liebsten vor Angst einfach das gesamte Gebäude zusammengeschrieen hätte. "Ich... ja... ich habe gerufen und sie... sie haben mich dann geknebelt und gefesselt... wer...", kam es stockend aus Mokubas Mund und das Ende des Satzes war unverständlich, weil der Junge in kurzen, heftigen Schluchzern ausbrach. "Sssch. Hab keine... na ja ich würde lügen wenn ich sagen würde, du brauchst keine Angst zu haben.", begann Kerry um die Stimmung etwas aufzuheitern, allerdings schien das nicht so gut zu gelingen. "Hey Mokuba hör' mal zu, ich verspreche dir alles zu tun, dass dir nichts passiert, ok?" Mokuba schaute auf und nickte tapfer. "Gut und jetzt lass' uns mal sehen wo wir hier überhaupt sind.", fügte Kerry nach außen hin weitaus sicherer hinzu, als sie es wirklich war. Nun ja, umsah ist wohl zuviel gesagt, denn sehen konnte sie eigentlich kaum etwas. Sie machte ein paar vorsichtige Schritte und stieß dabei gegen etwas Kantiges, das sich bei näherem Betasten als Metallkiste herausstellte. Schließlich gab Kerry es auf unsystematisch in dem Raum umherzutappen und hielt sich rechts immer an der Wand und ging so einmal den Umfang des Raumes ab. Ein kleiner Lagerraum oder so etwas, schloss sie nach ihrer Umrundung, keine Fenster und nur eine stabile Metalltür, die natürlich verschlossen war. "Ich glaube, wir sitzen hier erst einmal fest.", stellte sie grimmig fest, legte wieder einen Arm um Mokubas Schulter und ließ den Kopf auf ihre Knie sinken. "Hey keine Panik. Seto wird uns schon hier herausholen.", flüsterte Mokuba leise und blickte zu Kerry. Diese hatte ihre Knie an sich gezogen und den Kopf daraufgelegt und wiegte sich nun hin und her, während ihr im Dunkeln verborgen warme Tränen die Wangen herabliefen und auf den kalten Boden tropften. Das alte Schloss knarrte laut, als der Schlüssel herumgedreht und sie nach innen aufgestoßen wurde. Kerry und Mokuba blickten gleichzeitig auf, als ein breitschultriger Mann den Raum betrat und sie aus dunklen Augen stumm anblickte. Kerry unterdrückte den Wunsch sofort aufzuspringen und stand stattdessen langsam auf um nicht noch unterwürfiger zu wirken, wurde bei dem Versuch jedoch barsch unterbrochen. "Ich würde es lassen, Kleine.", drohte ihr der eben hereingekommene Mann und brauchte gar nicht anzudeuten, dass er eine Waffe hatte. Seufzend ließ sich Kerry wieder zu Boden sinken und trotzte dem Kerl stattdessen mit wütenden Blicken. Mokuba war unterdessen näher an Kerry herangerückt und blickte ebenfalls leicht trotzig drein. Schließlich stellte der Mann ein verbeultes Tablett oder vielleicht war es auch nur ein flaches Stück Metall, auf den Boden. Misstrauisch beäugte die Rothaarige die darauf befindlichen Essensstücke und die halbvolle Flasche Wasser. Weder für sie, noch für Mokuba, geschweige denn für sie beide zusammen genug. Erneut schaute sie zu dem Kerl auf und wollte schon zu einem patzigen Kommentar ansetzen, als sie den anzüglichen Blick dieses Kerls gewahrte, der anscheinend keinen Hehl daraus machte, dass er die junge Frau noch für anderes nützlich hielt. Angewidert schob sie das Tablett zu Mokuba hinüber und schaute den Mann solange trotzig an, bis dieser schließlich den Raum verließ. Die beiden teilten sich das wenige, trockene Brot und das Wasser und nachdem Kerry festgestellt hatte, dass Mokuba am ganzen Leib zitterte, legte sie ihm sanft ihre Jeansjacke um die Schultern. Der Junge kuschelte sich in den dünnen Stoff so gut es ging hinein und schlief, den Kopf an Kerrys Schulter, irgendwann ein. Im Laufe der Zeit war Kerry vorsichtig aufgestanden und hatte Mokuba sanft auf den Boden abgelegt, was ihr wohl mehr wehtat als ihm, aber sie konnte nicht länger sitzen, sondern musste sich ein wenig bewegen. Während dieser Zeit überlegte sie wie sie hier wohl wieder herauskommen würden, sich mit dem Gedanken zu befassen, dass sie vielleicht überhaupt nicht hier wegkamen würde sie schließlich auch nicht weiterbringen. Als die Metalltür erneut nach innen aufgedrückt wurde und der schwarzhaarige Kerl das Tablett holen wollte hatte Kerry so etwas wie einen Plan. Der Begriff war eigentlich übertrieben, aber sie hatte eine Idee und begann sofort sie in die Tat umzusetzen. Der Kerl nahm das Tablett und wollte den Raum gerade wieder verlassen, als Kerry ein frivoles Lächeln aufsetzte und mit verführerischer Stimme säuselte: "Hey Süßer, wo willst du denn so schnell wieder hin?", fragend zog der Kerl eine Augenbraue empor, konnte aber ein begehrliches Lächeln nicht unterdrücken und ließ von der Tür ab um auf die Gefangene, die mit dem Rücken zur Wand stand, zuzugehen. Kerry wurde beinahe übel, während sie krampfhaft versuchte ihr Lächeln beizubehalten. Als der Kerl direkt vor ihr stand und eine Hand eher plump als sanft an ihr Kinn legte drehte sich ihr fast der Magen um, zudem ihr noch sein schlechter Atem ins Gesicht schlug. Doch dies hatte gereicht. Ihre Hand war in die Innentasche seiner Lederjacke geglitten, doch, die dort vermutete Waffe war höchstens imaginär, denn die Tasche war scheinbar leer. Auf der Stirn der rothaarigen Frau bildeten sich Schweißperlen. "Kleinen Mädchen Angst einjagen und bösen Jungs ein wenig Geld abknöpfen.", gab er mit unangenehm schmeichelnder Stimme zurück, während Kerry Finger sich um etwas Kleines, nicht Identifizierbares schlossen. Eindeutig keine Waffe, aber vielleicht etwas anderes Nützliches. Möglichst schnell und dabei doch vorsichtig zog sie ihre Hand zurück und riss gleichzeitig ihr Knie hoch, in den Genitalbereich des Mannes. Dieser knickte mit einem kurzen Aufschrei sofort ein und Kerry hatte die Gelegenheit ihm einen Schlag ins Genick zu versetzen. Sofort sprang sie nach vorn und griff Mokuba beim Arm. Übereilt riss sie diesen hoch und rannte auf die halboffene Tür zu. Mit voller Wucht wurde sie jedoch plötzlich von einem Schlag in die Magengegend gestoppt und ging stöhnend zu Boden. Ein blonder Kerl mit Schlägervisage beugte sich höhnisch grinsend über sie, packte sie am Kragen ihrer Bluse und schleuderte sie zurück ins Zimmer. Keuchend kam sie auf dem Boden auf und versuchte krampfhaft wieder zu Atem zu gelangen. Alles was sie um sich herum noch registrierte, während langsam wieder Luft in ihre Lungen drang, war das Scharren von Stiefeln auf dem Boden und das laute Krachen als die Tür wieder ins Schloss fiel. Nach einer Weile glaubte sie wieder sprechen zu können und murmelte: "Sind sie weg?" Mokubas Stimme kam von der gegenüberliegenden Seite des Raumes: "J..ja." Langsam kam der Junge auf die junge Frau zugekrochen und lehnte sich stützend an sie. "Alles klar?", fragte er besorgt. "Ja, es geht schon wieder, es hat sich immerhin gelohnt.", erwiderte Kerry und ein müdes Lächeln bildete sie auf ihren staubigen Lippen. Mokuba starrte sie verständnislos an und verstand erst, als sie das Handy ein Stück in die Luft hielt, dass sie vorher dem Kerl aus der Tasche gestohlen hatte. Mit zittrigen Händen drückte Kerry auf den Tasten herum und durchstöberte das Nummernverzeichnis auf der Suche nach irgend einem Hinweis, der sie weiterbringen könnte. Nummern, Namen, Buchstaben, Zahlen. Vor ihren Augen drehte sich alles und sie kannte nichts davon wieder. "Darf ich mal?" fragte Mokuba, der den verzweifelten Gesichtsausdruck Kerrys richtig deutete und nahm das kleine Stück Technologie der zitternden Kerry aus der Hand. Nachdenklich klickte er sich durch das Namens- und Nummernverzeichnis, bis er plötzlich innehielt. "Das kann nicht sein, das ist der Name von Setos Medienberater.", stotterte er überrascht. Kerry blickte den Jungen aufgeregt an und fragte: "Bist du dir sicher? Und die Nummer?" Mokuba versuchte sich zu konzentrieren. "Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke das könnte sie sein." gab er schließlich mit sicherer Stimme zurück. Kerry bat wieder um das Handy und bekam es sogleich auch zurück. "Ruf' meinen Bruder an, er wird uns helfen." forderte Mokuba mit einer Sicherheit in der Stimme, die Kerry erstarren ließ. Sie hatte vorgehabt die Polizei zu verständigen, aber schließlich gab sie sich einen Ruck und ließ sich die Nummer Setos von Mokuba geben. Nervös hielt sie das kleine Telefon an ihr Ohr und wartete darauf, dass das Wartesignal durch die kühle Stimme Kaibas ersetzt würde, während ihr Blick mehr als einmal zur Tür schweifte, aus ständiger Angst, jemand könnte hereinkommen. "Seto Kaiba?", klang es plötzlich kalt aus der Hörmuschel. "Seto? Bist du es?", fragte Kerry überflüssigerweise, aber sie musste es einfach tun. Ihre sonst so klare Stimme klang nun brüchig aufgrund von Erschöpfung von Körper und Geist. "Wer auch sonst. Wer ist da?", kam es tonlos zurück und fast bevor er diese Worte zu Ende gesprochen hatte begann die Rothaarige zu erzählen: "Ich bin es Kerry, hör' zu, wir haben nicht viel Zeit, Mokuba und ich wurden von so ein paar unangenehmen Zeitgenossen entführt und sitzen hier in irgendeinem Lagerhaus oder so was fest. Das Handy hier ist von einem der Kerle, wir konnten es ihm wegnehmen und darauf ist die Nummer deines Medienberaters Torio gespeichert, sagt Mokuba. Hast du verstanden Seto?" Bevor der Geschäftsmann etwas erwidern konnte wurde Kerry das Telefon aus der Hand geschlagen und prallte auf dem harten Stein mit einem krachenden Geräusch von splitternden Teilen auf. Mit vor Überraschung geweiteten Augen riss die junge Frau ruckartig den Kopf herum, nur um plötzlich auf die Füße gerissen zu werden. Unvermittelt sah sie sich dem vernarbten Gesicht des blonden Schlägertyps wieder gegenüber, der sie nun einfach mit sich aus dem Raum schleifte und die Tür hinter ihnen zuschlug. "Kerry!", schrie Mokuba auf und muss wohl gegen die geschlossene Tür gesprungen sein. Die Angesprochene gab keine Antwort, weil ihr ,Begleiter' ihr gerade eine behandschuhte Hand auf den Mund gepresst hatte und sie so unfähig war auch nur einen halbwegs vernünftigen Ton herauszubringen. Plötzlich nahm er ruckartig die Hand von ihren Lippen und packte damit in ihre kurzen Haare um ihren Kopf hart zurückzureißen. Diesmal entfuhr der jungen Frau ein Schmerzensschrei, der abrupt verklang, als der Kerl sie losließ und wegstieß. Rückwärts stolpernd verlor sie das Gleichgewicht und landete halb auf einem hinter ihr befindlichen Stuhl. Also sollte das Ganze jetzt eine Art Verhör werden. Kerrys Gedanken spielten verrückt. Sie wollte sich nicht ausmalen, was diese Kerle jetzt mit ihr oder noch schlimmer, mit Mokuba anstellen würden. Neben dem blonden Schlägertyp tauchte nun ein ihr schon bekannt vorkommendes Gesicht auf. Es war derselbe Kerl, der sie letzte Nacht, oder war diese Nacht noch gar nicht vorbei, bewusstlos geschlagen hatte. Braune Haar, schlaksig, groß und dunkle, blaue Augen. Erleichtert stellte Kerry jedoch fest, dass sich ihr kurzer Verdacht von dieser Nacht nicht bestätigte. Im Dunkeln und bei dem Regen hatte sie den Mann für einen kurzen Moment für Seto Kaiba gehalten und jetzt im Nachhinein tadelte sie sich selbst dafür. Diese Überlegung war so sinnvoll, wie es sinnvoll wäre einen Fisch in einem Käfig zu halten, wieso sollte Kaiba seinen Bruder entführen? Jetzt da sie ihren Entführer im dämmrigen Licht der Lagerhalle, oder was auch immer dieses alte verlassene Gebäude darstellte war, sah, konnte sie erkennen, dass es doch einige Unterschiede zwischen diesem Mann und ihrem neuen Boss gab. Dieser Mann hatte vielleicht dieselbe Größe wie Kaiba, doch von der Statur her wirkte er eher abgemagert als athletisch. Seine Haare waren ein Stück länger als die Kaibas und jetzt trug er sie auch ordentlich zurückgekämmt und das Eindeutigste, diese Augen strahlten keine kalte Abneigung, sondern lodernden Hass und Brutalität aus, der sie beinahe zu versengen schien. Dennoch wich sie ihm nicht aus, sondern erwiderte seinen Blick so distanziert es nur ging. Momentan hatte sie genug Schmerzen und wollte es nicht drauf anlegen unaufgefordert etwas zu sagen, zumal sie ihre spitze Zunge kannte und wusste, dass es nichts allzu Freundliches herauskommen würde, wenn sich jetzt den Mund aufmachte. Stattdessen musterte sie ihr Gegenüber so beherrscht es ging und plötzlich fiel ihr ein kleines Detail ins Auge. Auf dem ledernen Mantel den der Mann trug, war über der linken Brust ein merkwürdiges Emblem aufgenäht. Dank des trüben Lichtes in diesem Raum konnte sie zwar nur Farben und Umrisse erkennen, doch handelte es sich offenbar um ein rundes schwarzes Etwas, dass von einem gelb-rötlichen Flammenmeer umzüngelt wurde. In der Mitte des schwarzen Kreises war in schneeweißer Farbe ein verschnörkeltes ,S' eingelassen. Kerry runzelte die Stirn und vermerkte sich dies, obwohl sie sich wirklich gar keinen Reim darauf machen konnte. Der hagere Mann beugte sich plötzlich vor sie und stützte sich auf den Stuhllehnen auf beiden Seiten ab um sein Gesicht ganz nah an das ihre zu führen. Unweigerlich fuhr Kerry zurück, bis sie von der Rückwand des Stuhles am Zurückweichen gehindert wurde. "Du willst also Heldin spielen, du kleine Schlampe.", stellte ihr Gegenüber fest. Seine Stimme klang heiser und unangenehm rau in ihren Ohren, während sie eine patzige Antwort unterdrückte und einfach dasaß und schwieg. Abrupt wandte er sich plötzlich ab und drehte ihr den Rücken zu, doch seine folgenden Worte waren eindeutig noch an sie gerichtet: "Folgendes: Wenn du kooperierst, werden wir dein zartes Gesicht nicht weiter entstellen, verstanden?" Kerry nickte, obwohl sie wusste, dass der Kerl es nicht sehen konnte und hätte am liebsten hinzugefügt: "Ganz so blöd bin ich auch wieder nicht.", doch das hätte wohl einem glatten Selbstmord geglichen. Scheinbar erwartete er aber auch keine Antwort und fuhr einfach fort: "Also, wen hast du angerufen und was hast du ihm gesagt?" Kerry blickte noch immer nur stumm zu seinem Rücken auf, während sie sich überlegte was sie nun sagen sollte. Plötzlich wurde ihr Kopf zur Seite gerissen. Der Blonde hatte wieder ihren roten Haarschopf gepackt und sie zur Seite gezogen. "Antworte lieber schnell, sonst könnte man denken du überlegst dir eine Lüge.", säuselte er ihr mit unterschwellig drohendem Tonfall und stieß dann ein raues Lachen aus. Angewidert zog sie ihren Kopf zurück und antwortete dann langsam: "Ich... ich habe die Polizei angerufen und.... und sagen konnte ich denen nichts, weil ich ja verdammt noch mal keine Ahnung habe wo ich hier bin oder wer sie sind.", gab sie in leicht hysterischem Tonfall zurück, der allerdings nur gespielt war. Solch einen panischen Ausbruch hätte sie um nichts in der Welt zugelassen, sie wollte nur glaubwürdig verzweifelt klingen und somit ihre Lüge wahr klingen zu lassen. Nicht wie erwartet kam wieder ein Schlag oder die Unterstellung es wäre eine Lüge, sondern der Stuhl wurde ihr weggezogen und sie fiel vornüber auf den Boden, konnte sich aber gerade noch so mit den Händen am Boden abstützen. "Was soll das, ich hab es ihnen gesagt!", entrang sie ihrer trockenen Kehle. Ein Tritt in ihren Bauch ließ alle Luft aus ihren Lungen entweichen und sie röchelnd zusammenbrechen. Hustend und nach Luft schnappend rollte sie sich auf den Rückend und hielt sich den Bauch. Sofort wurde sie von dem blonden Schlägertyp am Kragen ihrer mittlerweile dreckigen Bluse gepackt und unsanft auf die zittrigen Beine gezogen. Er hielt sie auf den Beinen, während der vermeintliche Anführer sich ihr wieder zuwandte: "Ich wollte nicht wissen, was du ihnen nicht gesagt hast, sondern was du gesagt hast!" Kerrys Herz raste und ihr Puls drohte einen Rekord aufzustellen, während sie sich versuchte eine möglichst taktisch kluge Antwort zu überlegen. Lügen oder die Wahrheit? Sie hatte keine Ahnung, was welche Antwort bewirken würde. "Ich sagte ihnen nur, dass ich mit Kaibas Bruder in einem kleinen Lagerraum bin.", gab sie schließlich mit eindeutig nicht gespielten Tränen in den Augen und bebenden Lippen zurück. Ein brutales Lächeln bildete sich langsam auf den breiten Lippen ihres Gegenübers als er ihr erwiderte: "Brav, Schätzchen." Er schaute auf und machte eine Kopfbewegung, woraufhin sie wieder zurück in ihre ,Zelle' gezerrt wurde. Ohne Rücksicht wurde sie zu Boden gestoßen und ein schmerzhaftes Aufheulen war einfach nicht mehr zu unterdrücken. Bevor sie an Mokuba denken konnte, wurde dieser schon auf die Beine gerissen und nun auch zum Verhör weggeschafft. Kerry stemmte sich verzweifelt auf die Knie und kroch auf die Tür zu um mit geballten Fäusten gegen diese zu hämmern. "Mokuba! Mokuba!", schrie sie, doch ihre Stimme wurde von der massiven Metalltür verschluckt und schließlich sank sie zurück auf den feuchten Boden und bald tropften ihre warmen Tränen ohne unterlass von ihren Wangen herunter. "Mokuba.", kam es ihr verzweifelt über die Lippen, doch ihre Stimme war nur ein Flüstern, dass von der Dunkelheit um sie herum ungehört verschluckt wurde. Es schien ihr als eine Ewigkeit, bevor die Türe wieder knarrend geöffnet und Mokuba zu ihr in den Raum gestoßen wurde. Kerry saß mittlerweile mit angezogenen Knien an eine der Metallkisten gelehnt da und blickte starr vor sich hin. Als die Tür jedoch wieder geschlossen wurde und der Junge ein atemloses: "Kerry?" in den Raum flüsterte kehrte sie wieder in die Gegenwart zurück und hauchte: "Mokuba? Alles in Ordnung?" Der Junge nickte, bemerkte aber, dass sie diese Geste wohl nicht sehen konnte und kroch auf sie zu um sich neben sie zu setzen. Kerry legte ihm eine Hand um die Schulter und erschrak, als sie spürte, dass Mokuba am ganzen Leib zitterte. Eilig versuchte sie im Dunkeln ihre Jeansjacke zu finden, die auf dem kalten Boden lag und legte sie ihm wieder um. Sie musste wissen, was Mokuba ihnen gesagt hatte, aber im Moment konnte sie ihn einfach nicht fragen, nicht sofort. Das würde warten müssen. So saßen die beiden eine Weile schweigend da und jeder hing seinen eigenen düsteren Gedanken nach. Schließlich jedoch hielt es Kerry nicht mehr aus und fragte in das Dunkel hinein: "Mokuba, kannst du mir erzählen, was sie dich gefragt haben?" ihre Stimme war unsicher, wofür sie sich normalerweise selber geohrfeigt hätte, aber bei Mokuba und in dieser Situation hatte sie nicht gerade die größten Probleme damit Schwäche zu zeigen. "Nach dem Telefongespräch.", kam es leise und etwas stockend zurück. "Und was hast du ihnen gesagt?", fragte Kerry vorsichtig weiter. Ohne es zu sehen, spürte sie seine Blicke auf sich und hoffte, dass er antworten würde, was er schließlich auch tat: "Es tut mir leid." Kerry schloss die Augen. Sie wusste, was das bedeutete. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die beiden entweder holen oder gleich umbringen würden. Kurz schloss die Rothaarige die Augen und versuchte krampfhaft nachzudenken, doch sie wurde unterbrochen, als man erneut das Geräusch von schweren Stiefeln hörte. Und sie kamen auf diesen Raum zu. -------------- Sodala, die Frage nach der 'bösen bösen' Person am Ende dürfte ja jetzt geklärt sein ;) Und schon mal im Voraus, damit ihr nicht auf Seto-Entzug geratet: Nächstes Kapitel ist er wieder mit von der Partie. Held oder Nicht-Held, das ist dann die Frage. Tschauserle Dolefulness, vormals Creditor Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)