Vampires Dawn - Reign of Blood (2) von Laguna (Kapitel 2. Der Gefährte) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel. 2. Der Gefährte ----------------------------------- Vampires ~Dawn~ (Kapitel.2) Kurzes Vorwort: In diesem Kapitel dreht sich der Grundliegende Ablauf von VD um Valnar, Alaine und Asgar. In dem Spiel arbeiten sie bis zum Ende zusammen, was ich jedoch Schade finde ist die Tatsache das der Programmierer wohl nicht genug Zeit hatte dem Spieler tiefere Einblicke in die Psyche der einzelnen Charas- insbesondere der Hauptcharaktere zu geben. Im zweiten Teil von der VD-Fanfic erfährt man mehr über Valnars Vampirkonflikte und das Leben des blutrünstigen Asgars. Ich werde versuchen mich dabei eigenständig nicht nur am Spiel zu orientieren, sondern auch einige Sachen neu hinzuzufügen um der Legende um die Vampire erst die richtige Würze zu verpassen. Vielleicht haben sich schon einige von euch gefragt wie Asgar wohl zusammen mit seinen Gefährten den Alltag verbracht hat und mit was für Dingen sich Vampire sonst noch abgeben müssen um überleben zu können. Auch der Drang nach dem Blutdurst bekommt in diesem Teil der Fanfic eine ganz besondere Rolle zu fassen. Mehr will ich jedoch nicht verraten, lest es euch selber durch! [Laguna. L] "Ich will nicht mehr..." "Ich habe verloren was mir am liebsten war und jetzt bin ich nicht mehr ich..." "Ich habe nichts mehr..." "Ich könnte einfach sterben... Niemand würde mich vermissen!" "Ich weiß es... niemand würde es tun, denn keiner versteht meinen Schmerz..." "Angst... Ich habe Angst vor dem Tag. Angst vor der Nacht. Ich fürchte mich davor noch mehr zu verlieren wenn ich Morgens in meinem Bett aufwache..." "Mein Herz habe ich bereits verloren. Mir bleibt nur der Kummer... und meine Seele..." "Doch was hätte ich nicht dafür gegeben ihren Tod verhindern zu können. Ich hätte meine Seele geopfert. Und im Grunde bin ich auch mit Seele..." "...Ein einsamer Mensch..." "...Ein schwacher Mensch..." Kapitel 2. Der Gefährte Ein kalter und starker Wind blies zu diesem Tage durch die Straßen der Stadt Klennar. Es war noch sehr früh am Morgen und die meisten Menschen schliefen noch gemütlich in ihren Betten ehe sich die stärksten von Ihnen dazu überwanden dem genüsslichen Ruf nach Schlaf beiseite zu legen und sich von ihrem Nachtlager zu erheben. Gestern Nacht hatte ein fürchterlicher Sturm getobt und keiner von den Bürgern hatte es gewagt nur einen Fuß vor die Türe zu setzen. So entgingen Ihnen natürlich auch die dunklen Gestalten vom gestrigen Tage die während der Nacht scheinbar ziellos umher gestrichen waren. Das Wort "Vampire" erschien dem Großteil der Stadtbevölkerung eher wie ein schlimmer Alptraum als das man es weiter Ernst genommen hätte. Und wirklich hatte keiner von Ihnen gestern etwas von dem Wesen mitgekriegt das zwei arme Seelen ihrer Stadt heimgesucht hatte. Alles schien den gewöhnlichen Lauf zu nehmen, um 7.00 standen die ersten Leute vor ihrer Haustüre und kehrten den Eingang, andere machten sich auf den Weg zur Arbeit oder hielten das ein oder andere Schwätzchen mit den Mitbewohnern. Keinem fiel auf das der sonst so ehrgeizige und Pflichtbewusste Jüngling mit den Grünen Haaren fehlte, der sich sonst immer schon um diese Uhrzeit aufgemacht hatte um im dichten Wald nach Tieren jagen zu gehen. Einigen Kinder schienen wohl auch wach zu sein, denn schon bald war Klennar erfüllt von fröhlichem Lachen und Geschrei. Die Bäume hatten ihre unheimliche Wirkung von gestern verloren- Das Rauschen der Zweige und Blätter im Wind klang jetzt eher wie ein typisches Herbstwetter. An diesem Tag lag Valnar scheinbar schlafend, aber mit geöffneten Augen in seinem Bett und blickte geistesabwesend, fast apathisch an seine Zimmerdecke. Er fühlte sich schlecht und hatte keinerlei Lebensfreude mehr an seinem Dasein. Hin und wieder ließ der junge Mann seine Hände über seine blutigen Haarsträhnen streichen und streckte sie anschließend auf seltsame Weise gegen die Wand, fast so als wollte er sie ergreifen. Sein Atem war kalt und sein Körper schwächelte. Wenn man genau hinsah konnte man erkennen das Valnars Lippen sich auf und ab bewegten, so als flüstere er mit sich selber. Seine Augen waren wie ein Leichentuch und schienen kein Ziel mehr zu haben. Sie kollidierten schwerfällig mit der Zimmerdecke und fanden schließlich auf der rechten Seite von Valnars Bett ihre Ruhe. Dort befanden sich 3 Gegenstände. Das Bild von ihm und Aysha, welche Ilana gestern vom Flur aus gesehen hatte, eine Flasche Duftwasser und ein Bett. Ayshas Bett. In diesem Moment wurde ihm erst klar das diese Seite von nun an leer bleiben würde, das Laken nie mehr warm, sondern nur noch kalt und steril. Bei dieser Erkenntnis durchfuhr den jungen Mann ein Schmerz, der stärker war als der Schlag auf den Hinterkopf, dem ihm Ayshas Mörder während der gestrigen Nacht verpasst hatte. Das lag daran das dieser Schmerz seelischer Natur war und Valnar noch lebte. Hauptsächlich aber deshalb weil er noch lebte. Wäre er ebenfalls Tod könnte er jetzt bei seiner Aysha sein und er würde sich nicht mehr so allein und gebrochen fühlen. Warum war der Mann nur so gnädig gewesen und hatte ihm das Leben geschenkt? Jetzt hielt ihn doch nichts mehr in dieser Welt. Wo er auch hingehen würde, stehts wäre er verfolgt von seinem Gewissen und dem Schmerz. Er zweifelte nicht daran das er die darauffolgenden Nächte genauso schlaflos verbringen würde wie die letzte Nacht. In den Spiegel wollte er gar nicht sehen. Sicher wäre er zutiefst entsetzt über das Gesicht dieses Mannes, welches sicherlich dunkle Augenringe, Blut und getrocknete Tränen preisgeben würde. Es steckte kein einziger Lebensfunke des früheren Valnar mehr in ihm. Er war jetzt nur noch ein kaltes Stück Fleisch das kein Herz mehr besaß. In seinen Augen war er vielleicht nicht mal mehr das. Er konnte es sich selbst einfach nicht verzeihen das er seine Aysha nicht vor diesem Wesen hatte beschützen können. Wäre er stärker gewesen, nein wäre er mutiger gewesen hätte vielleicht noch Hoffnung bestanden. Aber Valnar war kein Tor. Er wusste genau das ohnehin schon alle Hoffnung verloren gewesen war als der Mann in der Höhle den Körper seiner Freundin umher geschwenkt hatte. Diese Tatsache war ihm haargenau bewusst und gerade deshalb konnte er mit sich selbst nicht mehr länger im reinen Leben. Und selbst wenn ihn sein äußeres nicht erschreckt hätte- wenn er in den Spiegel sah erblickte er nur noch die Augen eines Mörders und von einem Feigling. Das allein war ein weiterer Grund den Spiegel zu meiden. Eigentlich sogar der wesentliche. Valnar befühlte seine Haare zwischen seinen rauen Fingern. Das Blut war inzwischen eingetrocknet doch die Wunde in seiner Seele war noch frisch. Er empfand Zorn. Nicht nur gegen sich selbst sondern auch gegen die ganze Stadt. Nachdem er sich gestern benommen aus der Höhle geschleppt hatte, war er völlig in Panik aufgelöst wieder in die Stadt gerannt und hatte die Leute dort innigst gebeten ihm zu helfen und sich seine Geschichte anzuhören. Doch, als sie ihn so sahen, Blutüberströmt und hilflos wie ein kleines Kind, hatten sie keine besondere Lust in den Sturm zu ziehen, noch glaubten sie ihm seine Geschichte. Aysha war zwar verschwunden, aber keiner wollte glauben das sie von einem fremden Mann brutal ermordet und ihre Leiche kurz darauf ins Gebirge verschleppt wurde. Seine Situation wurde von den Leuten wie die eines Kleinkindes aufgenommen. Einige glaubten sogar er hätte sich das alles nur eingebildet und als Entschuldigung dafür benutzt das ihm seine Verlobte entflohen war. Niemand kam auch nur der Gedanke an einen Mord, so das Valnar nicht mehr länger über dieses Thema gesprochen hatte. Viel mehr hatte er sich selbst in sich zurückgezogen und überhaupt nichts mehr gesagt. Zur alltäglichen Tagewerk war der Junge auch nicht erschienen. Zu frisch war die Trauer, zu groß der Schmerz. Und doch war ihm seine Aysha so plötzlich entrissen worden das er nicht einmal richtig wusste ob er jemals so etwas wie Glück besessen hatte. In seinen Augen schimmerte es feucht. Seit gestern hatte Valnar keinen Tränen mehr vergossen. Er war sich nicht sicher ob er jemals wieder imstande sein würde zu weinen. Ruhelos wälzte er sich in seinem Bett herum bis er auf der rechten Seite liegen blieb und seine Hände kraftlos an den Bettstangen herunterbaumeln lies. "Lass mich sterben...ich möchte das nicht mehr erleben..." flüsterte Valnar mit geröteten Augen voller Müdigkeit in die Stille des Raumes hinein. Den Mörder konnte er nicht verfolgen und sicher war er schon längst verschwunden. Seine Träume jedoch, folgten ihm überall hin, und das war schmerzhafter als alle Prügel die der Junge je von seinem Vater bezogen hatte, als dieser sich noch um ihn gekümmert hatte, bevor er auf eine lange Schiffsreise ohne Wiederkehr gegangen war. "Wenn ich doch die Zeit zurückdrehen könnte...Ich hätte vieles verändert..." murmelte Valnar emotionslos. Das ticken der Uhren wurde von einem knarrenden Geräusch, das nun durch die Haustüre erzeugt wurde, unterbrochen. Im Schein der Morgensonne konnte Valnar eine Person wahrnehmen. Sie besaß langes grausilbernes Haar das ihr über die Schultern fiel und hatte eine bräunlich getönte Hautfarbe. Für einen Augenblick glaubte Valnar den Mann zu erkennen von dem er die letzten Tage geträumt hatte, und als näher darüber nachdachte fiel ihm auch wieder ein, in welchem Zusammenhang diese Person in seiner Erscheinung mit seinen Tag- und Nachträumen gestanden hatte. Diese ganzen irreführenden Worte, die schlimmen Vorahnungen, das Blut. All das schien irgendwie nicht zusammen zu passen. In Valnars Kopf tobte ein Sturm von Verwirrung, der nur von seinem momentanen seelischem Leiden übertroffen wurde. Erneut erschien ihm die Erscheinung der Person an der Türschwelle. Ihre Augen leuchteten Blutrot. Reflexartig kniff sich der Junge die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete verschwamm das Bild des Mannes, zurück blieb nur ein junges Mädchen mit roten Haaren und weißer Haut, dass sich erschrocken über Valnar gebeugt hatte. Erst jetzt erkannte der junge Mann das es sich um Ayshas Freundin Ilana handelte. "Valnar? Ich habe gehört was gestern passiert ist...warst du heute noch nicht draußen? Wie fühlst du dich...?" stotterte das junge Mädchen etwas ratlos. Minutenlang beherrschte ein betretenes Schweigen das kleinen Haus. Valnar war steht's der Typ gewesen, der als erster das Wort ergriffen hatte. Das er nun schon seit geschwiegenen 5 Minuten wie eine kalte Statue in seinem Bett aufrecht saß und sie mit solch einem eindringlichen Blick fixierte jagte ihr etwas Angst ein. "Ich würde Lügen wenn ich sagen würde das es mir gut geht..." Valnar spürte die Ruhe langsam wieder in seinen Körper zurückkehren. Er fühlte sich stark genug um nach dem Tablett mit Essen zu greifen das Ilana für ihn bereitgestellt hatte. Das Frühstück bestand aus zwei Scheiben Toastbrot, einer Scheibe gerösteten Speck und einem ordentlich angebratenen Spiegelei. Der Speck duftete verführerisch in der Luft, genauso hatte ihn Aysha auch immer zubereitet. Valnar war zuerst irritiert, doch dann musste er leise lachen. In der Tat war es auch dieselbe Zubereitung, denn Aysha und Ilana hatten schon immer gegenseitig ihre Kochrezepte ausgetauscht. Das Lachen tat ihm gut, auch wenn es nicht von Herzen kam sonder mehr gekünstelt klang. Ilana schien es aber zu bemerken und auch sie fühlte sich gleich viel wohler in ihrer Haut, als sie bemerkte das Valnar ansprechbar war. Als Valnar sich nach dem Besteck umsah, reichte sie es ihm vorsichtig auf sein Bett hinüber. Mit jedem Bissen wurde dem jungen Mann bewusst das er gar nicht so schwach und zerbrechlich war, wie er sich zunächst eingeschätzt hatte. Valnar hatte wirklich Glück eine so fürsorgende Person wie Ilana zu kennen. Eigentlich war sie enger mit Aysha befreundet gewesen als mit ihm, aber jetzt da Aysha sich nicht mehr um ihn kümmern konnte, schien sie diese Aufgabe zu übernehmen, so als ob sie jetzt Ayshas Platz einnehmen sollte. Valnar schüttelte sich. Er verdrängte den Gedanken so schnell wie er gekommen war. Für einen Moment war er in Versuchung gewesen aufzuspringen und Ilana etwas zu trinken anzubieten, aber dann schoss ihm der gestrigen Anblick der Küche wieder durch das Gedächtnis. Ein neue Welle von Schmerz war in Besitz Oberhand über seinen Körper zu gewinnen. Ilana lächelte Valnar zaghaft an ehe sie auf dem Schemel zu seiner rechten Platz nahm. Ihr Blick viel auf seine blutigen Haarsträhnen und sein müdes Gesicht. "Ich hoffe ich störe nicht..." Das junge Mädchen verfiel erneut in eine Phase des Stotterns. "Kommst du zurecht? Ich könnte mir nicht vorstellen wie ich mich in deiner Situation verhalten hätte...es kommt mir alles so anders vor, seit Aysha gegangen ist..." murmelte Ilana mit betrübten Gesichtsausdruck. Valnar blickte sie mit seinen braunen Augen an, die sonst voller Leben, jetzt eher an den Blick eines alten und ausgelaugten Mannes erinnerten. "Vielleicht braucht sie einfach etwas Zeit. Du wirst sehen, wenn es ihr besser geht, kommt sie bestimmt wieder zurück zu dir!.." brachte das Mädchen in einem Anflug von Heiterkeit hervor. Es war ein kläglicher Aufheiterungsversuch, der schon an der Tatsache scheiterte das sie ihm offensichtlich ebenfalls kein Wort von dem was er gestern den Leuten in der Stadt erzählt hatte, glaubte. Aber vielleicht gab es ja noch Beweise, die seine Geschichte bestätigen konnten. "Die Küche!! Dort ist alles voller Blut! Wir müssen nachsehen, ich habe gestern nicht fantasiert!!.." Valnar blickte Ilana mit einem flehenden Blick in den Augen an. Das junge Mädchen schüttelte nur stumm mit dem Kopf. Ilana war der festen Überzeugung das er sich das nur eingebildet hatte, weil ihn Ayshas Abwesenheit in eine Art Schockzustand versetzt hatte. Sie wollte ihm seine Geschichte wirklich gerne glauben. Aber das konnte sie einfach nicht. Es gab nicht den geringsten Beweis und laut den Dorfbewohnern hatte sich Valnar gestern kaum mehr unter Kontrolle behalten können und war kurz nach seiner seltsamen Geschichte zusammengebrochen. Valnars Blick musterte sie eine Weile und seine traurigen Augen schienen mehr auszusagen als Worte. Ilana nahm sich vor nicht näher auf dieses Thema einzugehen. Was gestern auch vorgefallen war, es hatte Valnar schwer getroffen. Dieser junge Mann war nicht länger der lebensfrohe Valnar Darnus der jeden Tag im Wald auf Jagd nach Wild ging. Aber der deprimierte Valnar, denn sie bisher nur ein oder zweimal erlebt hatte, zumeist wenn er Streit mit ihrer besten Freundin Aysha gehabt hatte, war es auch nicht. Es handelte sich um die Version eines völlig am Boden zerstörten, und seelisch verletzten Jungen, und so hatte sie ihn noch nie erlebt. Der neue Valnar machte ihr auf unerklärliche Weise Angst. "Ich setze dann mal etwas Tee auf, ok?..." Ilana erwartete keine Antwort auf ihre Frage und seufzte nur leise. "Sie war auch meine Freundin....ich glaube nicht das sie nie wieder zu uns zurückkommt. Der Tag wird kommen an dem sich wieder alles beruhigt. Dann wird es wieder wie damals, Valnar..." Ihre Worte klangen nicht sehr überzeugend, und für Valnar waren es jedes Mal Messerstiche gegen sein ohnehin schon zerbrochenes Herz. Gestern hatte er es verloren. Musste Ilana sich jetzt auch noch über ihn lustig machen und auf seinen Splittern herumtreten? "Es ist mein Schmerz...niemand versteht ihn. Keiner kann das..." Als hätte er seine Gedanken frei geäußert konnte er den Strom der Gefühle jetzt nicht mehr zurückhalten. Immer wieder sprach seine innere Stimme zu ihm selbst und erinnerte ihn daran auf welch grausame und schmerzhafte Weise seine Verlobte aus dieser Welt geschieden war."Aysha wird nicht wiederkommen. Sie ist Tod!..." entfuhr es Valnar mit kaum hörbarer Stimme. "Ja, das ist sie. Ich hab sie getötet. Vor meinen Augen ist sie gestorben und ich habe..." Ilana blieb im Türrahmen stehen und wandte sich mit betrübten Blick wieder Valnar zu. "Hattet ihr so einen schlimmen Streit das du sie schon für Tod in deinem Herzen hälst?..." Valnar blickte betroffen zur Seite. Sie hatte seine Worte nicht verstanden. Keiner in der Stadt hatte es verstanden. Wahrscheinlich würde ihm nicht einmal Dr. Jarn glauben. "Ilana. Ob du es mir jetzt glaubst oder nicht. Aysha ist gestern Nacht ums Leben gekommen. Sie wird nie mehr zu uns zurückkommen und zu mir schon gar nicht!" "...nicht den Mut gehabt ihren Peiniger dafür zu strafen für das war er ihr angetan hat...." Valnar hatte ein feuchtes Glitzern in seinen Augen als er auf seine Hände hinunterblickte. Sie waren immer noch blutig, und das Blut rann unentwegt von seinen Fingern auf die Bettdecke hinunter. "Sie Bluten...Siehst du es denn nicht? Ich bin der Mörder. Nur ich allein..." Ilana trat mit besorgten Blicken an Valnars Bett und nahm seine Hände mitfühlend in die ihren. Ein Blick auf seine Hände verriet ihr das sie völlig in Ordnung waren, nur an einer Stelle klebte noch etwas getrocknetes Blut von einer inzwischen verkrusteten Schürfwunde an der rechten Hand. Sicher hatte er sie sich beim Aufstieg in das Gebirge geholt, anders war es nicht zu erklären. Doch das eigentliche was sie erschreckte war die Kälte seiner Hände. Sanft strich sie ihm mit ihren warmen Fingern über die Handflächen. Eine Gestik die ihre Mutter schon damals benutzt hatte um sie zu beruhigen, als sie erfuhr das ihr Vater bei einer Überschwemmung gestorben war. Valnar schossen Erinnerungen an eine ähnliche Situation mit Aysha durch den Kopf und zuerst empfand er es als ungewohnt, doch nach einer Weile gewöhnte er sich daran und langsam schloss er seine Augen. Es war ein angenehmes Gefühl menschliche Wärme auf der Haut zu spüren Als er damals krank war hatte ihn Aysha ebenfalls immer mit dieser Sanftheit über die Handflächen gestreichelt, und hatte nicht eher aufgehört bis er eingeschlafen war. Ilana's sanfte Bewegungen mit ihren zarten Händen erinnerten Valnar daran was für eine gutmütige und liebliche Persönlichkeit seine Aysha besessen hatte. Wenn er etwas falsch gemacht hatte, war sie nie böse auf ihn gewesen. Sie hatte ihn belehrt, aber sie verlor niemals ein böses Wort über seine Einfältigkeit, oder hatte ihn auf irgendeine Art und Weise zurechtgewiesen. "Du warst stark... Du hast nie den Mut verloren..." "In den letzten Augenblicken deines Lebens musst du gekämpft haben... und hast auf mich vertraut..." "Hoffnung hast du getragen. Du hast mir mal gesagt wenn wir Menschen sterben ist das letzte was wir im Leben sehen wollen ein bekanntes Gesicht..." "Ich bin nicht gekommen. Und du bist gestorben....alleine." Ilana bemerkte das es Valnar durch ihren Trost etwas besser zu gehen schien und sie bemühte sich ihm noch etwas mehr dieser trostspendenden Wärme zukommen zu lassen. Der Streit zwischen den beiden musste heftiger gewesen sein, als es den Anschein hatte, wie sonst hatte sich Valnar das Blut auf der Stirn unter den Haaren zugezogen? Es konnte natürlich auch sein das er bei seinem nächtlichen Ausflug ins Gebirge unglücklich gestürzt war, wobei die einfachste Art die Wahrheit zu erfahren aus einer simplen Frage bestand, die Ilana aus einem unbewussten Grund nicht ansprechen wollte. Sie fühlte das es nicht der richtige Zeitpunkt war. Jedenfalls noch nicht jetzt, wo Valnar doch vor kurzem noch unter Schock gestanden hatte. Bei einem Versuch ihre Hand zurückzuziehen bemerkte sie sofort wie ihm erneut die Unruhe und der Kummer überfielen und so beeilte sie sich ihre Hände wieder in die alte Position zurück zu bringen. Mittlerweile schien Valnar dermaßen entspannt wie schon lange nicht mehr. Der Kummer und die Sorgen waren zwar noch vorhanden, aber für den Moment des Daseins brauchte es keine Worte um die Situation zu schildern in der sich die zwei Menschen befanden. Ilana hatte Valnar sehr gern. Vor einigen Wochen noch hatte sie ihn mit ganz anderen Augen gesehen, bis zu dem Zeitpunkt des Streits war er ihr immer wie ein starker, selbstsicherer Mann der wie viele Männer der Stadt gerne etwas angab und es nicht unterlassen konnte mit seiner Jagdbeute herum zu prallen, vorgekommen. Jetzt schien er wie ein hilfloses Kind, alleine und einsam. Wie ein Mensch der den Willen am Leben verloren hatte. Was auch immer der Grund war, für Ilana war Valnar um Jahre gealtert und gleichzeitig hatte sie ihn auch lieber gewonnen. Eine Träne rann an ihren Wangen hinunter bis auf seine Hände, und sie war nicht im Stande ihm länger in die Augen zu sehen. "Tut mir Leid...ich kann es nicht länger mit ansehen dich so leiden sehen zu müssen...." flüsterte sie mit zittriger Stimme. "Ja? Was ist so schlimm daran mich ansehen zu müssen? Es ist doch nur Valnar. Ein junger Mann der seinen Vater kaum gekannt und sich oft auf offener Straße geprügelt hat, als er noch jung war. Ich bin ein Versager, Großmaul und ein Feigling. Ich bin bemitleidenswert...und ich hasse mich.... wieso sorgst du dich also um mich?" Valnar öffnete seine Augen wieder. Noch immer umspielten sie Traurigkeit und Hass gegen sich selbst, aber die Situation hatte sich für den jungen Mann etwas beruhigt. "Ilana...du hast mir etwas gegeben das ich wahrscheinlich heute zum letztem Mal verspürt habe...dafür möchte ich dir danken. Du bist Ayshas Freundin und hast dir im Laufe der Jahre viele Eigenschaften von ihr angeeignet. Ich bin dir so so dankbar....dankbar das ich Momente, die mir schon jetzt fehlen, für einige Zeit erneut erleben konnte. Ich weiß auch das du etwas für mich empfindest, deshalb tut es mir Leid das du...mich so sehen musst..." antwortete ihr Valnar mit einem traurigem lächeln um seinen Mundwinkel. "So darfst du nicht denken!...du musst dir helfen Valnar..." Ihre Wangen waren von den Tränen gerötet und am liebsten wäre sie davon gelaufen, wäre ihr nicht Bewusst geworden was sie doch für den Mann ihrer besten Freundin empfand. "Niemand kann mir helfen. Nicht einmal ich selbst. Ich muss vergessen was in dieser Nacht geschehen ist, doch mein Gewissen wird mich niemals ruhen lassen. Du und der Rest der Stadt, ihr glaubt mir zwar nicht, aber nur ich kenne die Wahrheit...ich möchte es vergessen, doch es wird mich mein Leben lang verfolgen, und ich möchte dieses wohltuende Gefühl ein letztes Mal verspüren..." Als sich seine Hand plötzlich sanft um ihre Wange legte, wich sie erschrocken zurück, wurde jedoch urplötzlich von seinem starken Griff festgehalten und konnte nichts tun als er ihr näherkam. Dabei bemerkte sie seine dunklen Augenringe und seine geröteten Augen. Sicher hatte er letzte Nacht viel geweint. Jetzt musste sie weinen. "Valnar....das können wir nicht tun. Du hast deine Aysha....es ist nicht recht..." flüsterte sie ihm fast tränenerstickt zu. Sie wollte ihn ja küssen! Das wollte sie so sehr. Aber er hatte sich schon für Aysha entschieden, lange bevor sie sich beide überhaupt kannten. Jetzt kam es ihr vor wie etwas verbotenes. Etwas schmutziges. Und doch kam sie ihm ebenfalls entgegen, gewillt ihm die Schwere Bürde zu erleichtern, und wenn es auch nur für einen Moment galt. An Ilana lief die Realität vorbei wie ein Wasserfall. Als ihre Lippen zu einem gemeinsamen Kuss verschmolzen und sich beide dabei in den Armen hielten hatte sie erneut Tränen in den Augen. Das einzige was sie Valnar bieten konnte, war sie selbst, doch das würde nicht reichen um sein Herz wieder schlagen zu lassen, und das wusste sie. Dennoch konnte sie ihm die Bitte nicht abschlagen ein letztes Mal dieses Gefühl zu entfachen, dass Valnar und sie selbst förmlich verzerrten. Es war nur einfacher unschuldiger Kuss gewesen, aber für Valnar war es viel mehr. Es war, als hielte er seine Aysha noch ein letztes Mal in seinen Armen, und das, gab ihm zumindest in diesem Augenblick, den Seelenfrieden. "Wie ist das? Wie fühlt sich das an? Du vergehst dich an ihrem Körper und erfreust dich an ihren Schreien. Das erfreut dein Gemüt, nicht wahr? Das ist es doch was du willst!- Dein Seelenfrieden!" "Nein, so ist es nicht!....Ich brauche diese Nähe weil ich mich dann besser fühle..." "Ein Gefühl der Schuldigkeit. Mitleid?..." "Ja, so muss es sein!! Weil ich Hilfe brauche...!" "Weil du das Opfer bist?" "Ja. Das ist meine Daseinsberechtigung...ich hab sonst nichts mehr..." Als die beiden sich schließlich aus ihrer engen Umarmung lösten fühlte sich der junge Mann seltsam befreit, so als ob ihm ein kleiner Stein vom Herzen gefallen war. Und er wusste das es eine von seinen inneren Stimmen war, die zufrieden mit der Antwort schien die er ihr gegeben hatte. Valnar hatte seit gestern oft solche Zwiegespräche mit sich selbst gehabt. In Gedanken war er seit Ayshas Tod einfach nicht mehr er selbst. Da waren diese ganzen anderen Stimmen die ihm Fragen stellten und versuchten seine Handlungen zu beeinflussen. Für Augenblicke war er in der Realität, doch wenn diese Stimmen überhand nahmen schleppten sie ihn weit fort. Dann war er wie abgekapselt von der Außenwelt und erst wenn ihm diese Stimmen losließen konnte er wieder handeln. Das ganze erinnerte ihn an ein Versteckspiel aus Kinderzeiten nur das er sich nirgendwo verstecken konnte, wenn er vor diesen Stimmen flüchten wollte. Aber er wusste genau das es viel mehr sein Schuldgefühl war, welches noch immer wie ein klaffender Abgrund in seinem Bewusstsein existierte und nicht viel kleiner geworden war. Es würde ihn mit Sicherheit nicht eher ruhen lassen bis er Ayshas Mörder gefunden und ihm seiner gerechten Strafe entlohnt hätte. Valnar wusste was er zu tun hatte und plötzlich hatte er auch den Willen dazu. Es war ihm auf einmal so als ob neuer Lebenssaft in seinen Adern zum fließen gebracht wurde. Der Wille zu Leben war erneut entfacht worden. Nicht durch Aysha oder gar Ilana. Viel eher durch ein Gefühl von persönlicher Rache. Immer noch besser als nutzlos herumzusitzen und sein Schicksal zu bejammern. Ilana hatte sich inzwischen wieder erhoben und war schon auf den Weg zur Türe. Die Ereignisse waren ihr etwas peinlich, und sie kam sich schlecht vor, was ihre beste Freundin Aysha anging. Und dann war es wiederum ein so überwältigendes Gefühl für sie gewesen. Fest nahm sich das junge Mädchen vor, es bei diesem Kuss zu belassen, alles andere hätte den beiden nur geschadet. "Ilana?..." Valnars Stimme klang nicht mehr so düster wie vor einer halben Stunde. Sie drehte sich um und sah in das Gesicht eines lächelnden Mannes. Nachdenklich lehnte Asgar gegen den Stamm einer mächtigen Eiche und genoss die frische Luft die an diesem Morgen durch die Straßen von Klennar wehten. Wie lange stand dieser mächtige Baum wohl schon an Ort und Stelle? 10 Jahre oder gar 100? Asgar hatte keine Ahnung was den Lebenslauf dieser mächtigen Eiche anging, und es interessierte ihn auch nicht wirklich, solange sie ihm nur Schatten in der Morgensonne und Schutz vor dem rauen Wind der zu diesen Tagen durch die Gegend wehte, spendete. Der ehrgeizige Vampir hatte das Vorhaben seine Geliebte wieder auferstehen zu lassen, keineswegs vergessen. Viel mehr hatte er die letzten Wochen damit verbracht Nachforschungen über einen weiblichen Vampir anzustellen der sich in der Gegend von Klennar versteckt halten sollte. Um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen brauchte Asgar das Blut eines Menschen der schon einmal mit einem Vampir geschlafen hatte. Und nachdem er nächtelang schier ruhelos in seinem Studierzimmer gewütet hatte, hatte ihn plötzlich eine Stimme gerufen, dem Blutorakel nach zu urteilen handelte es sich hierbei um einen jungen Mann namens Valnar Darius. Asgar hatte sein Glück kaum fassen können, auch wenn er an diesem Abend scheinbar mehrere Vampirkräfte gespürt hatte- aber das war nebensächlich. Er hatte erfahren was letzte Nacht geschehen war und hatte sich auch die seltsame Version Valnar's von einigen Stadtbewohnern mehrere Male erzählen lassen. Hier bestanden absolut keine Zweifel mehr. Gestern musste etwas vorgefallen sein was den weiblichen Vampir das Leben gekostet und Valnar verletzt haben musste. Das erklärte auch das plötzliche erlöschen einer Lebensflamme, denn Vampire können gegenseitig fühlen ob einer der ihrigen stirbt. Das war ihm aber alles völlig Gleichgültig, denn die Hauptsache war das Valnar nur verletzt, nicht aber Tod war. Seine Leiche hätte der ehrgeizige Vampir vielleicht höchstens noch als stumpfes Skelett wieder ins Leben zurückbringen können, aber mehr als eine nervige Seele mehr hätte ihm das auch nicht gebracht. Da er aber lebte konnte Asgar seinen Plan in die Tat umsetzen und musste nur auf den richtigen Moment warten um ihn auf den Straßen von Klennar abzufangen. Das Ereignis von letzter Nacht hatte nicht ungleich zu leichten Änderungen seiner Pläne geführt. Hatte er zuvor vorgehabt Valnar zu entführen und ihm sein Blut auszusaugen, konnte er ihn nun bequem mit einer List hinters Licht führen und anschließend ebenso mit ihm verhandeln. Asgar begann leise zu murren. Seine Ungeduld war nicht zu überhören, selbst Vampire konnten nicht den halben Tag lang an einem Fleck herumstehen. Wann mochte Valnar wohl endlich sein Haus verlassen? Sein Stehplatz gab ihm einen ausgezeichneten Blick auf den Wohnsitz seines Opfers. Es war alles nur eine Frage der Zeit und Geduld, woran es Asgar gerade in diesem Moment mangelte. "Valnar, so kann das doch mit dir nicht weitergehen. Du sprichst kaum noch mit den Leuten und kapselst dich auch sonst seit gestern vom ganzen Dorf ab. Was auch immer passiert ist, du kannst es uns doch anvertrauen!" Der Bürgermeister von Klennar zerhackte gerade einen mittelgroßen Holzscheit mit einer geschliffenen Eisenaxt, die so lange ihn Valnar schon kannte, nie von seiner Seite gewichen war. Manchmal war es faszinierend mit anzusehen wie sich das Holz unter den gelernten Bewegungen des Mannes spaltete. Wenn man sich seine stämmigen Muskeln und seine mit triefendem Schweiß bedeckte Haut ansah, zweifelte keiner daran das dieser Mann vor seiner Wahl ein ausgelernter Holzfäller gewesen war. Trotz seines Alters von 60 Jahren schien er noch erstaunlich fit und standhaft auf den Beinen zu sein. Valnar hatte sich diesen Mann immer insgeheim zum Vorbild genommen, denn einen besseren Bürgermeister hatte die Stadt wohl kaum gehabt. In all den Jahren hatte es keine großen Vorkommnisse in Klennar gegeben, so das sich die Bürgermeister vor ihm gemütlich hinter ihrem Schreibtisch zurücklehnen konnten und genug Zeit hatten ihren eigenen Beschäftigungen nachzugehen. Bürgermeister Leon war in der Hinsicht jedoch ganz anders. Er hatte alles dafür gegeben damit sich die Dorfbewohner von Klennar in ihrer Stadt wohl fühlen konnten. Oft legte er Veranstaltungen und Feste fest, zu denen alle Menschen freien Zutritt hatte, einzige Bedingung war das jeder der Gäste seinen Teil beizutragen hatte. Für alle in der Stadt war Leon so etwas wie ein Vater, man konnte zu ihm gehen und mit ihm über viele Dinge reden. Er schien auch selbst viel herumgekommen zu sein und gab an manchen festlichen Abenden Geschichten aus seiner Jugend von Fremden Kontinenten und den damit verbundenen Gefahren zum besten. Besonders die Kinder hörten ihm immer gerne zu. Aber das was letzte Nacht passiert war konnte Valnar selbst ihm nicht anvertrauen. Er selbst schien ebenfalls eine Entwicklung durchgemacht zu haben, was das eigentlich erschreckende an dieser ganzen Angelegenheit war. "...Wir alle trauern Valnar...was auch passiert ist, du musst die Vergangenheit hinter dich bringen. Öffne dich den Menschen Valnar. Sie sind nicht schlecht. Und öffne dich mir...vielleicht kann ich dir helfen, wenn du mir nur die Wahrheit sagen würdest..." Leon blickte Valnar mit seinen runzeligen Augen an. Er schien sich sichtliche Sorgen um ihn zu machen. Am liebsten hätte Valnar ihm alles gesagt, denn Leon war für ihn oft wirklich wie der Vater gewesen den er sich so gewünscht hatte. Es war nicht so das Valnar seinen Vater nicht lieb hatte. Es gab nur kaum Gelegenheit sich kennen zulernen. Sein Vater war schon seit er lebte ständig auf langen Forschungsreisen gewesen. Hierher nach Klennar verschlug es ihn selten. So selten das er die letzten 10 Jahre sogar überhaupt nichts mehr von sich hatte hören lassen. So hatten die beiden ein eher Unväterliches Verhältnis miteinander gehabt. Das hatte er damals auch Aysha anvertraut. Aber damals schien es ihm wie eine Selbstverständlichkeit gewesen zu sein. Er brauchte keine väterliche Liebe weil sie bei ihm war. Jetzt war sie fort und ein längst vergessenes Gefühl von Einsamkeit hatte begonnen an ihm zu nagen. Valnar öffnete langsam seinen Mund, so als wolle er Leon all seinen Kummer anvertrauen. Doch kamen keine Worte über seine Zunge. Der Bürgermeister blickte ihn getroffen von der Seite an, ehe er sich den nächstbesten Holzscheit schnappte und mit seiner Arbeit fortfuhr. Der Junge wagte es nicht dem rechten Mann in die Augen zu sehen. Sein Schweigen hatte ihre Freundschaft verletzt, aber was hätte es genützt? Ohnehin hätte er ihm nur das sagen können was er dem halben Dorf gestern abend gesagt hatte. Und wenn er noch erwähnt hätte, das er sich in manchen Momenten so fühlen würde als könne er von einem Moment auf den anderen Suizid begehen, hätte ihn das sicher nur noch mehr beunruhigt. "Manchmal sagen wir Menschen uns nichts, damit sich andere....,die die man Freunde nennt, sich nicht Sorgen müssen. Ich tue Recht. Es ist mein Sache und ich werde alleine damit fertig werden. Auf meine Art." dachte Valnar in Gedanken. "Leon. Vielleicht verlasse ich bald das Dorf. Die Zeit mit euch war sehr schön, aber nun bindet mich nichts mehr an diesem Ort und ich empfinde nur noch Schmerz wenn ich mich an die Menschen hier wende. Vielleicht ist es mein Stolz...vielleicht meine Rache. Aber möchte das du weißt das ich dich immer sehr geschätzt habe. Ich hoffe du verstehst meine Entscheidung." rang sich Valnar endlich hindurch. Es waren Worte die der Junge schon die ganze Zeit auf der Zunge hatte. Der Bürgermeister schien ihn nicht wahrzunehmen oder nicht wahrnehmen zu wollen. Unbeirrt fuhr er damit fort seine Axt zu schleifen, die durch die große Anzahl von Holzscheiten etwas stumpf geworden war. Valnar hatte ihm den Rücken zugekehrt und wollte gerade gehen, als ihm eine lederne Reisetasche aus Eberhaut zugeworfen wurde. Ein Stück Hoffnung. Ein Zeichen. Valnar fing die Tasche reflexartig auf und blickte Leon ehrfürchtig in die Augen. "Auf einer Reise sollte man immer gut vorbereitet sein. In dieser Tasche findest du alles was du brauchst und noch etwas mehr. Meine Erziehung. Meine Zuneigung dir gegenüber. Das alles wird dich nicht verlassen wenn du deines Weges gehst und diese Tasche bei dir trägst." Sein Blick war streng, doch als er die letzten Worte ausgesprochen hatte formten seine Lippen ein Lächeln. Valnar nickte ihm dankbar zu. Auch er hatte den Mund etwas nach oben verzogen. Und er wusste plötzlich warum er sich direkt nachdem Ilana gegangen war, dazu durchgerungen hatte Leon noch einen letzten Besuch abzustatten, anstatt das Dorf wie geplant zu verlassen. Seit gestern Abend lächelte er wieder. Nun schon zum zweiten Mal. Nicht mehr für Ilana. Aber für Leon. Der Weg zum Stadttor fiel dem jungen Mann auf einmal unheimlich leicht. Sein Gemüt war sogar überschwengt von einem seltsamen Gefühl das er fast als Spannung bezeichnen konnte. In Klennar war er groß geworden, hatte Freunde gefunden und seine Tage verlebt. Dort, auf einem der üblichen Herbstfeste hatte er Aysha kennengelernt, war lange Zeit glücklich und zufrieden gewesen und hatte alles wonach es ihm damals verlangte in unmittelbarer Nähe gehabt. Jetzt erschien ihm die Stadt fremdartig. Und die Umgebung um die Stadt herum abenteuerlustig. Er hatte dieses Gefühl bisher noch nie verspürt. Es war ihm als wäre er gerade erst geboren worden und neugierig auf alles, besonders was die Außenwelt betraf. Der Drang auf weite Reisen zu gehen und die verschiedensten Länder zu erforschen war stark und so heftig das Valnar wusste das es ihn innerlich zerreisen würde, wenn er auch nur eine Sekunde länger in Klennar bleiben würde. Sein Vater hatte ihm des öfteren Wertgegenstände von seinen Reisen auf dem Ozean mitgebracht, nichts besonderes, zu meist waren es nur Kleider oder kleine Geschenke in Form von Anhängern. Aber für ihn waren es stets die schönsten Geschenke gewesen. In seiner Jugend hatte er sich von Geschichten über andere Kontinente und Kreaturen kaum satt hören können. Und sein Vater hatte ihm einst versprochen, ihn auf eine von seinen langen Schiffsreisen mitzunehmen. Bei dem Versprechen war es jedoch geblieben. Doch jetzt hatte Valnar Gelegenheit selbst in die Ferne aufzubrechen. In erster Linie galt es Ayshas Mörder zu finden, aber sich diesem Ziel erbarmungslos hinzugeben hätte den Jungen nicht lange bei Motivation gehalten, denn die Länder zu denen Valnar bald aufbrechen würde, waren allesamt riesig und von beträchtlicher Schönheit. So dachte er jedenfalls, denn schlimmes über die Außenwelt hatte er so gut wie noch nie gehört, allerhöchstens in Gruselmärchen die Bürgermeister Leon einmal erzählt hatte, als er als Kind in eine warme Wolldecke gewickelt mit den anderen Kindern die den Erzählungen von Onkel Leon lauschten, zugehört hatte. Er erzählte ihnen Geschichten über wandelnde Menschen deren Seelen schon lange in den Abgründen der Hölle schmorrten, deren Körper aber von Magie beseelt auf ewig dazu verdammt waren schlechtes zu tun. Später hatte Valnar erfahren das es für diese Art von Kreaturen einen Begriff gab. Die Geschichte der "Untoten" hatten sich in sein kindliches Gedächtnis eingeprägt, jedoch hatte er es bis er Erwachsen war wieder völlig vergessen. Solches und noch viel anderes, zumeist jedoch nur positives, war in Valnars Meinung über die Außenwelt verblieben. Er wusste genau das es gefährlich werden würde, aber er hatte sein Schwert und und seine Rüstung. Außerdem hatte ihn Leon ausreichend mit Proviant versorgt, der problemlos bis zur nächsten Stadt reichen würde. Der Entdeckerdrang in ihm war zu groß als das Valnar sich von den unbekannten Gefahren die da draußen auf ihn lauern würden, abschrecken hätte lassen. Jetzt erreiche er das Stadttor, welches fast gänzlich von wildem Moos, das hier in der Gegend wuchs, bedeckt war. Der Himmel schien heute bewölkt zu sein und die Sonne war gerade hinter einer dieser monströsen Wolkendecken verschwunden. Ein sanfter Wind hatte bis vor kurzem noch über seinen Haare geblasen, doch jetzt wo er das Tor erreicht hatte, war ihm als ob plötzlich eine eiskalte Brise seinen Nacken streifte. Valnar fröstelte leicht. Dieses Hochgefühl was er bis vor kurzem noch verspürt hatte war wie weggeblasen. Unsicher blickte sich der junge Mann in der Gegend um. So ruhig sein Gemüt in den letzten Minuten noch gewesen war, so aufgeregt schien er jetzt zu sein. "Was soll diese ganze Aufregung Valnar? Da ist doch niemand..." "Doch da ist etwas. Etwas das dich das fürchten lehren wird und deine schlimmsten Alpträume wahr werden lassen könnte. Fliehst du schon wieder Valnar?..." "Nein, das tue ich nicht!" redete Valnar selbstsicher auf sich ein. Die Unruhe war noch immer da, aber das Schockgefühl hatte wieder nachgelassen. Er konnte sich noch viel weniger leiden wenn er Angst hatte. Denn Angst vermittelte Schwäche. Und das war etwas was sich der junge Mann nicht eingestehen konnte. Sein Blick fiel zurück auf die Straßen von Klennar. Die Bäume beugten sich im Wind wie etwas schwarzes und unheimliches das einer düsteren Zeremonie beiwohnt und man konnte das Rauschen der Blätter hören. Aus dem Schatten einer mächtigen Eiche die direkt vor dem Stadttor ihre Äste und Zweige empor wachsen lies konnte Valnar einen Mann sehen der halb im dunkeln war, so das der Schatten des Baumes den Teil mit seinem Gesicht verdeckte. Er trug einen schwarzen Mantel, der im Wind vor sich hinwehte, und langes silbernes Haar fiel an seinen Schultern herab. Im Licht der Sonne konnte der Junge ein silbernes Kirchenkreuz erkennen das sich um den Hals des fremden Mannes schmückte. Dieser Mann war Valnar nicht unbekannt, das spürte er, und als seine tiefe Stimme ertönte zuckte der Junge unmerklich zusammen. Die Augen dieser Person leuchteten Scharlachrot, und in ihnen spiegelten sich die Gesichter von über tausend Menschen, die Valnar kein Begriff waren, wohl aber seinem Entsetzen freien Lauf ließen. "Wer...." fing Valnar mit aufgerissen Augen an. "Wer ich bin und woher ich komme? Das möchtest du doch wissen, nicht wahr? Glaube mir, ich kenne dein Schicksal nur zu gut, Valnar! Und ich möchte dir helfen...wenn du mich lässt." Die Stimme des Mannes drückte aufrichtiges Mitleid aus. Ein Mitleid das nur ernst gemeint sein konnte. Und die Stimme, hatte nichts mit dem beunruhigenden Aussehen des Mannes gemein. Sie war kräftig, drückte aber auf unnatürliche Weise langjährige Erfahrung aus. Eine Stimme der Valnar vertrauen konnte, so glaubte er. "Was möchtest du von mir? Ich habe nichts, was dich interessieren könnte....und wenn du mich wirklich kennst, so wie du sagst....tätest du besser mich zu meiden." raunte Valnar mit schwacher und leiser Stimme. "Ich glaube du kennst mich überhaupt nicht..." fügte der Junge mit einem Seitenblick auf den Boden hinzu. "Ich kenne mich ja selber nicht...doch ich glaubte mich zu kennen." "Du unterschätzt mich in vielen Punkten. Ich verstehe durchaus was du meinst, und glaube mir ich kenne dich vielleicht besser als du selbst. Was ich von dir möchte? Wäre es unhöflich wenn ich sage, ich würde dir gerne helfen? Ich habe gehört was deiner Verlobten und dir wiederfahren ist..." Valnar musterte den fremden Mann irritiert. Sicher musste inzwischen die ganze Stadt davon erfahren haben das Aysha nicht mehr mit ihm zusammen war, aber dieser Mann war definitiv kein Stadtbewohner. Aber er dennoch wusste er es. Und es war Valnar unheimlich, aber er irgendetwas sagte ihm, das der fremde Mann noch einiges mehr wusste. In seinen roten Augen spiegelten sich unheimliche Dinge, so als wäre er kein gewöhnlicher Mensch, sondern eine Kreatur die sich nur in menschliches Aussehen kleidete. Seine Hände konnte der Junge ebenfalls nicht erkennen. Weiße Handschuhe befanden sich über den Ansätzen wo man Handgelenke erahnen konnte. "Wie ist dein Name?" fragte Valnar etwas unsicher. Mittlerweile hatte sich Misstrauen in seinem Verstand breit gemacht. Die Stimme verstrahlte Vertrauen und Stärke, aber von dem Mann ging ein kalter Hauch des Todes aus. Eiskalter Wind, so das Valnar Probleme hatte sich vorzustellen er rede mit einem lebenden Menschen. "Mein Name ist Asgar Serran. Ich kannte deinen Vater und bin ein reisender Adept der sich bevorzugt mit außergewöhnlichen Ereignissen rund um die Welt des Spirituellen beschäftigt. Ich glaube dir helfen zu können, Valnar!" Seine Worte klangen ehrlich gemeint, und führten erneut diesen Klang von Vertrauenswürdigkeit mit sich. "Sie kannten meinen Vater?" sprach Valnar ungläubig aus. Vor 10 Jahren hatte er ihn das letzte Mal gesehen. Damals war sein Vater auf eine Schiffsreise gegangen von der er nicht mehr wieder zurückkehren sollte. Aber wahrscheinlich wusste dieser Asgar nichts davon. "Ja ich kannte ihn. Ich half ihm vor langer Zeit auf einem Schiff, wo ich als blinder Passagier entdeckt und fast über Bord geworfen wurde. Dein Vater hat sich damals sehr für mich eingesetzt!" ein hämisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Ein Grinsen das Valnars innere Ängste erweckten, dennoch brachte es der Junge fertig keine Miene zu verziehen und ruhig zu wirken, obwohl in seinem inneren bereits ein Sturm tobte. "Aber zurück zu dir. Ich kann dir zeigen wo deine Freundin begraben liegt, denn das sie Tod ist, damit solltest du dich langsam abfinden, dennoch kann ich euch beide zusammenbringen wenn dir danach beliebt. Valnar...du willst doch die Wahrheit erfahren, nicht wahr? Warum gerade dir das alles passiert? Ich kann dir die Antworten darauf geben...wenn du mich lässt." "Ja, du willst alles wissen. Du willst erfahren warum man deine Frau Nachts aufgeschlitzt, ihren Leichnahm in die Berge verschleppt und ihren toten Körper lustvoll in der Luft umhergeschwenkt hat. Sie hat gebaumelt, Valnar! Gebaumelt hat sie und es hat ihr Spaß gemacht, nur für dich zu baumeln und zu grinsen, mit ihrem totem Gesicht. Dich anzustarren bis ihre Augen fast hervorquellten. Aber das waren nicht ihre Augen. Es waren Scharlachrote Augen. Und sie waren längst Tod..." Valnar stockte der Atem. Dieser fremde Mann hatte ihm gerade Seelenruhig erzählt, das er über den Verbleib seiner verschollen Aysha bestens Bescheid wusste und noch weit schlimmer- seine Worte hatten ihm verständlich gemacht das er mit in die Handlungen verwickelt war. Es schnürrte ihm die Kehle von oben zu. Er rang verzweifelt nach Luft. "Du...Du Schwein....!! Du hast etwas damit zu tun nicht wahr? Hast du sie getötet!?" Asgar brach in ein schallendes Gelächter aus und trat zu Valnar ins Licht. Als sein Gesicht im Licht der Sonne entblößt wurde, erstarrte Valnar zu einer Eissäule die nicht mehr fähig war auch nur einen Finger zu krümmen. "Er hat Scharlachrote Augen...wie der Mann in meinem Traum...natürlich" dachte Valnar gequält. Es kam ihm vor wie in einem Traum aus dem er noch immer nicht erwacht war. Ein Traum aus dem er nicht erwachen konnte. Es betäubte seine Sinne. Allerdings arbeitete sein Verstand auf Hochtouren mit, und dieser Mann, dessen Aussehen der Gestalt in seinen Alpträumen nur zu ähnlich war, schien definitiv jemand zu sein der wusste was er tat, oder tun würde. Und Valnar würde eine ganz große Rolle spielen. "Alpträume? Ich werde keine mehr haben, denn ich bin schon längst drin...Nur leider kann ich nicht aufwachen und mir sagen das alles nur geträumt und meiner Fantasie entsprungen ist. Diesmal nicht. Das hier ist so echt wie der Griff meines Schwertes. Das ist es. Mein Schwert..." "Werd bloß nicht ausfallend. So etwas kann ich nämlich auf den Tod nicht ausstehn und dann kann ich richtig gemein werden, und dir vielleicht den ein oder anderen Knochen aus deinen Körper reißen! Mein Haushund liebt nämlich Knochen. Und was Aysha betrifft, so habe ich dir ein Angebot gemacht! Es liegt bei dir ob du klug bist und es annimmst oder töricht bist und ich noch etwas nachhelfen muss. Glaube mir ruhig, das mache ich gern, und es kann sehr schmerzhaft für dich sein. Ich kann mir nämlich auch einfach nehmen wonach es mir gelüstet. Normalerweise ist das nicht meine Art, musst du wissen, aber da du mir bald einen großen Gefallen tun wirst, wollte ich einfach mal nett zu dir sein! Ich glaube ich hasse es schon jetzt!" erwiederte Asgar gelassen. "Das mit meinem Vater, war eine Lüge, nicht wahr?" Valnar hatte sich inzwischen aus seiner Erstarrung gelöst und war ein Paar Schritte zurückgewichen. Die rechte Hand lag über seinen Schwertknauf und er zweifelt nicht daran das er es benutzen würde, wenn dieser außergewöhnliche Mann über ihn herfallen wollte. "Durchaus nicht, aber ich habe meine Gründe für meine Vorgehensweise. Dein aggressives Verhalten hat mich jedoch gezwungen diesen Weg zu wählen, überlege dir gut was du tust, armes Menschlein! Du willst sie doch wiedersehen, nicht wahr?" Valnar biss wütend die Zähne zusammen und fixierte den unheimlichen Mann mit seinen zornigen Blicken. Asgar hatte Valnars vorsichtige Haltung längst bemerkt, ebenso seine Hand die sich um den Knauf eines langen Schwertes gelegt hatte. Aber noch war es zu früh um das Spiel zu beginnen. Der Schauplatz musste erst noch gewählt werden. Spätestens dann war Valnar für Asgar nicht viel mehr Wert als eine schäbige Made die leicht zertreten werden konnte. "Mache keine Dummheiten. Und lege deine Hand auf die meine. Ich werde uns mit Hilfe meiner schwarzen Magie an den Ort bringen wo deine Aysha begraben liegt. Dann kannst du dich selbst überzeugen, und ich hoffe das wird deine Einstellung ändern. Und mach schnell! Ich bin kein besonders geduldiger "Mensch" musst du wissen. Das Wort "Mensch" hatte Asgar mit Verachtung ausgesprochen und er empfand Ekel dabei, selbst wenn es als Tarnung diente und seine menschliche Hälfte längst hinter einem weitem Strom vom Blut lag. Valnar beobachtete ihn mit Unsicherheit in seinen Augen. "Na was ist jetzt?" fragte Asgar noch einmal. Es war nicht wirklich eine Bitte. Das nächste was Valnar spürte war ein heftiger Wind in seinem Gesicht und ein Druck auf seinen Augen, so das er sie zunächst nicht öffnen konnte. Er spürte jedoch das dieser fremde Mann immer noch da war. Und er hielt seine Hand. Seltsamerweise hatte sich der Junge nicht dagegen gewehrt als er diese ergriffen hatte. Und jetzt kam es ihm fast so vor als hätte ihn der Fremde in Hypnose versetzt. Er war nicht in der Lage seinen Körper frei zu bewegen, dieser schien gebunden zu sein an einen Ort den er nicht sehen, wohl aber spüren konnte. Die Luft erschien ihm wie ein dutzend Messerstiche, die gegen seinen Körper schlugen und ihn schunden. Valnar konnte sich zunächst nicht erklären woher diese Schmerzen kommen konnten, war er doch viel mehr mit dem Gedanken beschäftigt, was mit ihm geschehen war, in welcher Lage er sich befand und warum ihn das seltsame Gefühl von Schwerelosigkeit nicht los ließ. In so einer Lage hätte Valnar Zorn verspüren sollen, Wut über die eigene Hilflosigkeit, aber um ihn herum war nur die Dunkelheit. Es war eine verzerrende Stille die nur von dem tosenden Wind übertroffen wurde, der, so war er sich inzwischen sicher, nicht durch einen Sturm erzeugt wurde, sondern durch die Macht des Fremden. Valnar wurde klar das er mit ziemlicher Sicherheit nicht mit dem Leben davon kommen würde, er konnte nicht sagen warum, er spürte es. Aber auf beunruhigende Weise brachte ihm dieser Gedanke nicht den erwünschten Frieden sondern jagte ihm panische Angst ein. Langsam öffnete er die Augen. Zuerst sein rechtes, dann sein linkes. Was er sah, entsetzte ihn dermaßen, das er glaubte sein Herz bliebe auf der Stelle stehen. Der Wind war allgegenwärtig. Über ihm, unter ihm, neben ihm, rauschte er vorüber wie ein Zug. Valnar wiederstand dem Drang sich zu übergeben und versuchte Herr der Lage zu bleiben. Jetzt fiel ihm auf das der mysteriöse Mann ihn an der rechten Hand hielt. Als er bemerkte das Valnar sich endlich getraut hatte seine beiden Augen zu öffnen, drehte er seinen Kopf zu ihm und lächelte ihn an. Seine Zähne schienen länger als die der gewöhnlichen Menschen und das Scharlachrot glühte förmlich. Nein, es pulsierte in seinen Augäpfeln, und gab einen kleinen Teil der Macht dessen frei zu dem dieser Mensch in Valnars Vorstellung fähig schien. "Wo sind wir?..." brachte der junge Mann stammelnd hervor. Der Schock schien seinen Körper erstarren zu lassen, denn jetzt fühlte er nicht mal mehr die Hand des Fremden. Asgar lachte leise in sich hinein. "Seid ihr Menschen wirklich so dumm, oder tut ihr nur so um euch Gegenseitig zu erheitern? Natürlich fliegen wir, Valnar! Mit meiner Magie werde ich dich an den Ort bringen wo deine Aysha begraben liegt. Aber jetzt schweig lieber und lass meine Hand nicht los, wenn du die Schmerzhafte Erfahrung des ewigen Abgrundes nicht erfahren möchtest!" Also doch. Valnar's Vermutung hatte also gestimmt. Sie waren die ganze Zeit geflogen. Das erklärte auch den scharfen Wind auf seinem Körper und dieses unangenehme Gefühl der Schwerelosigkeit. Dann dachte er noch einmal genauer über die Worte des Mannes nach. "Der ewige Abgrund?..." murmelte Valnar verwirrt. "Wir befinden uns ca. 500 Meter über dem Boden. Ein mächtiger Zauber, der nur mit viel Übung gemeistert werden kann. Ich kenne jemanden der an ihm gescheitert ist. Weißt du wie lange du bis zum Boden brauchst, wenn ich dich aus dieser Höhe hier fallen lasse?" fragte Asgar amüsiert. "Ich glaube ich will es gar nicht wissen..." sprach Valnar fast im Flüsterton. "Ihr Menschenpack teilt euch ein und dieselbe Eigenschaft. Ihr habt Angst fallen gelassen zu werden, sei es hier oder im richtigen Leben. Es wäre doch furchtbar wenn ich dich fallen ließe und du dir einige deiner verrotteten Knochen brechen würdest, nicht wahr? Dein Kopf würde platzen wie eine Melone, wenn er auf dem Boden aufschläge, Valnar. Aber keine Sorge wegen deiner Augen. Sie wären schon vorher durch den Wind aus deinem Gesicht herausgerissen worden, das heißt du musst dir diese Schweinerei nicht ansehen, Valnar!" Der Griff um Valnars Hand lockerte sich. Der junge Mann riss entsetzt seine Augen auf. "Nein hör auf!!....wenn du mich töten willst, dann tue es, aber mach mir keine Angst vor dem Tode! Ich bin bereit, aber lass mich hier nicht fallen!!..." Er hätte sich das nie eingestanden, aber jetzt wimmerte Valnar. Er hatte panische Angst das der Mann seine Vorstellungen wahr machen könnte und ihn fallen ließe, in den ewigen Abgrund, aber ein anderer Gedanke vertrieb sie. Er brauchte ihn doch noch. Für Zwecke, die Valnar zwar bisher nicht bekannt waren, aber er würde ihn doch jetzt bestimmt nicht töten, wo er ihn doch noch brauchte. Und irgendwie war Valnar im Moment jedes Ableben lieber, nur nicht ein Tod aus freiem Fall. Asgar grinste ihn mit seinen teuflischen Augen an. "Du glaubst mir nicht? Das ist gut. Man sollte Fremden nie besonders viel Vertrauen schenken, nicht wahr? Sie könnten dich ja belügen und das hätte fatale Folgen. Oh Valnar, hättest du doch nur damals auf deine Mutter gehört! Jetzt kann sie dir nicht mehr helfen. Aber ich kann es. Wir sind jetzt am Ziel..." Mit diesen Worten löste Asgar den Griff an den der junge Mann sich mit verzweifeltem Lebenswillen geklammert hatte und Valnar spürte das er fiel, der Fremde Mann immer kleiner wurde und der Wind seinen Kopf nach unten drückte, bereit ihn auf den willkommen Boden zu zertrümmern, vielleicht auch platzen zu lassen, so wie es ihm der Magier, dessen Zauber inzwischen seine Wirkung verlieren zu schien, geschildert hatte. Er schloss seine Augen und verlor kurz darauf das Bewusstsein. Das erste was Valnar spürte, war das er sich wieder bewegen konnte. Kurz darauf nahm er in der hintersten Ecke seines Gehirns einen dumpfen Knall war, es tat aber kaum weh. Er konnte seine Finger bewegen, seinen Kopf. Erst jetzt registrierte er das er selbst noch zu leben schien- und auf dem Bauch lag, denn sein Mund füllte sich mit ranziger Erde, die er sofort ausspuckte als das Gefühl der Übelkeit einsetzte. Der Magier, oder was auch immer dieser Fremde war, hatte ihn leben lassen. Valnar öffnete die Augen als die Schmerzen in Form von starken Kopfdröhnen einsetzten. "Na das war auch schon längst fällig..." dachte Valnar mit einer Spur von Sarkasmus. Er richtete sich schwerfällig auf und rieb sich die Wunde Stelle, auf der er mit dem Genick am Boden aufgeschlagen war und wunderte sich das es ihm aus dieser Höhe nicht den Hals wie einen trockener Reisig gebrochen hatte. Der Grund dafür war einfach. Man hatte ihn fast bis zum Erdboden heruntergebracht und ihn dann fallen lassen, anderes konnte es sich Valnar nicht erklären. Aber hatte ihn dieser Asgar nicht schon aus 500 Meter Höhe fallen lassen? Es erschien Valnar nur sehr schwer begreiflich wie er ihn dann noch aus geringer Höhe hatte auffangen können. Vielleicht hatte er ihn ja auch gar nicht losgelassen und Valnar hatte sich das nur eingebildet? "Er ist ein Gottverdammter Hurensohn...mir erst soviel Angst zu machen und mich dann aus geringer Höhe fallen zu lassen, während ich schon in Gedanken mein Testament geschrieben hatte..." murmelte Valnar erschaudernd. Ein weiterer Grund für seine sanfte Landung schien Sand zu sein, und als er wieder über genug Wahrnehmungsvermögen verfügte um sich umzusehen wurde ihm mit einem Mal klar das er sich an einem Strand befand. Wahrscheinlich war es eine dieser kleinen Inseln in der Nähe von Klennar, denn besonders weiträumig schien die Gegend nicht zu sein. Nördlich vom Strand zog sich ein kleines Wäldchen hin, in dem die Vögel fröhlich zwitscherten. Das erinnerte Valnar daran das es schon um die Mittagszeit sein musste, ein flaues Gefühl von Hunger erfüllte seinen Magen. Etwas weiter links von ihm, stand der Magier der aufs Meer hinaus blickte und dem Rauschen der Wellen zu lauschen schien. Er war also noch da. Natürlich. Valnar lachte leise. Wann war er eigentlich auf die Bezeichnung "Magier" für diesen fremden Mann gekommen? Er fand aber das sie ihm wirklich zustand, denn diese Person strahlte Macht aus. Das dies keine leeren Worte waren, hatte er schon bei ihrer Fahrt durch die Lüfte begriffen. Sich einfach fortzuschleichen hätte auch kein Sinn gehabt. Der Magier würde ihn wahrscheinlich erneut auf eine schwerelose Fahrt einladen, und das nächste Mal wäre er vielleicht nicht mehr so gnädig mit ihm. Diesem Mann traute Valnar einiges zu. Auch wenn nichts davon gutes war. Und so ein Mensch wollte ihm und seiner Aysha helfen? Asgar wandte seinen Kopf zu Valnar und trat jetzt auf ihn zu. Mit einem leichten Tritt forderte er den Jungen auf, sich in Richtung Wälder zu begeben. "Was willst du eigentlich von mir?" fragte Valnar verunsichert als er sich in Bewegung setzte. Er erwartete keinerlei Antwort. Er würde es wahrscheinlich erfahren wenn es soweit war. "Ich bringe dich zu deiner Aysha, das sagte ich doch schon. Nebenbei tust du mir noch einen kleinen Gefallen, aber das ergibt sich dann ganz von selbst. Du wirst schon sehen..." sprach der Magier mit ungeduldiger Stimme. Valnar fragte sich wie weit wohl seine Geduld mit ihm reichte, bevor er sich entschloss ihm ein unschönes Ableben zu gestalten. Noch während er darüber nachdachte führte sie ihr Weg an eine dunkle Höhle, die mit dem Strand verbunden zu sein schien. Sie schien sehr alt zu sein. Der Magier winkte ihm zu ihm in die Höhle zu folgen. Über dem Eingang wucherten Unkraut und Lianen. Sicher wurde die Höhle bei Flut immer vollständig überschwemmt, denn der Gestank den die Pflanzen neben der Höhle erzeugten, deutet darauf hin. Er hatte das Gefühl diese Fauna und Flora zum letzten Mal mit seinen menschlichen Augen erblickt zu haben. Valnar Darnus hatte ein schlechtes Gefühl. Ein sehr schlechtes. Die Höhle erwies sich als kleiner Hohlraum, den wohl im Laufe der Jahre das Meer selbst geschaffen hatte. Die Decke konnte man nicht erkennen, oberhalb der Wände schien sich nur die Dunkelheit entlang zu ziehen, an wenigen Stellen war auch etwas Tageslicht durchgebrochen, das jedoch so schwach das man glaubte ein dünner Faden zöge sich durch die Höhle. Auch hier drinnen wucherten modrige Pflanzen, die einen Geruch verbreiteten, bei dem Valnar am liebsten sofort kehrt gemacht hätte, aber er wusste genau das sein Leben davon abhing, und das gestattete ihm nicht sich an Fluchtgedanken zu klammern. Langsam tastete sich Valnar den schmalen Gang entlang. Die Felsen die er hierbei berühren musste, weil durch die Höhle kaum Licht schien, waren glitschig und nass. Sie erinnerten ihn auf gewisse Weise an Algen und Seetang, jedoch waren sie noch eine Spur ekliger. Und älter. Alles schien hier so alt zu sein. Asgar blickte nicht auf Valnar zurück, war direkt vor ihm und schien sich bedacht auf diesem Boden fortzubewegen. Fast ehrfürchtig. Das wiederum wunderte Valnar nun doch, denn das der Magier, ein solch mächtiger Mensch, sich mit einer vorsichtig bewegte, so als ob die Erde dieser Höhle heilig sei, fand Valnar belustigend zum Teil aber auch beängstigend. Es wurde breiter, der Gang endete in einem runden Kreis das einem Zirkel ähnelte, so als hätte ihn jemand per Hand in den Stein geschlagen. Oberhalb der schwarzen Decke drang nun helleres Sonnenlicht in den Raum und beschien einen einzelnen Grabstein, der genauso alt zu sein schien, wie die ganze Höhle selbst. "Ich kenne diesen Ort. Aus meinen Träumen. Ich bin schon einmal hier gewesen. Im Traum vielleicht?..." Valnar blickte dem Magier unsicher in die Augen. Seine Augen schienen nicht mehr so düster, wie in den dunklen Gängen, und das bedrohliche Rot in seinen Pupillen war fast gänzlich verschwunden. Stattdessen hatte sein Mundwinkel verdächtig gezuckt, sonst hatte Valnar aber keine Veränderung in seiner Art feststellen können. "Schau auf den Grabstein!" wies Asgar ihn an. Valnar wurde von einer Angst gepackt. Ihm wurde bewusst das etwas passieren würde, und egal ob es nun mit Aysha zu tun hatte oder nicht, er würde diese Höhle nicht mehr lebend verlassen. Davon war er jetzt felsenfest überzeugt. Aber die Möglichkeit seine Aysha wiederzusehen war gleichzeitig wie ein Trieb der ihm vorwärts jagte, alles zu tun was der Fremde von ihm verlange. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Endlich einen Entschluss gefasst, ging Valnar vorsichtig in die Knie und las die Inschrift auf dem Grabstein, welche er mehr als einmal lesen musste bis er verstand das er auf die gemeinste Art hintergangen wurde die man sich vorstellen kann. Dies war nicht das Grab seiner Freundin. Die Inschrift lautete in kaum leserlicher, fast schon verwitterter Schrift: HIER RUHT ALAINE FRYNIA ~1689-1710 ~ Mögest du auf ewig weiterleben, nur für mich "Du hast mich reingelegt..." flüsterte Valnar während er sich aufrichtete und dem Magier mit dem den Rücken zuwandte. Asgar beäugte den jungen Mann mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht. Letztendlich war sein Spiel also doch aufgeflogen. Aber das störte nicht weiter- es war ja von Anfang an so geplant gewesen. Jetzt konnte er zum zweiten Teil seines Planes übergehen. Dazu benötigte er Valnars Blut. Und er benötigte es schnell, denn seine Kiefern klapperten innerlich schon ungeduldig aneinander und wollte endlich von diesem reinrassigen Vampirblut kosten, das der Jüngling in sich trug. Er konnte es schon fast riechen und vor lauter Aufregung hätte er sich fast auf die Zunge gebissen. Zunächst wollte er dem Jungen jedoch noch zur Krönung des ganzen ein seelisches Tief verpassen um sich mal wieder richtig wohl zu fühlen. "Ohje! Das ist ja das Grab MEINER Geliebten! Wie konnte ich nur. Na du weißt schon, alte Erinnerungen, vergisst man niemals, mein Freund!" äußerte sich Asgar mehr als amüsiert. In seinen Augen stand der Hohn und Spott geschrieben. "Du hast über mich und Aysha Bescheid gewusst...und bist mir auch nicht bekannt....ich weiß nicht woher du deine Informationen hast, aber sag mir nur eines. Warum hast du das getan?..." schrie Valnar aufgebracht. Seine Angst war in diesem Moment völlig verschwunden. Er konnte es einfach nicht fassen das ein Mensch so gemein war, die Gefühle anderer, für seine persönlichen Zwecke auszunutzen. Das hatte doch im Grunde nichts menschliches mehr an sich. "Aus reiner Selbstsucht natürlich!" Asgar lachte laut auf. "Ich habe gespürt das deine Freundin gestern von einem meiner Artgenossen getötet wurde. Es hatte zuvor aber schon in meiner Absicht gelegen, dich zu finden. An ihr war ich nie interessiert. Wie es der Zufall so will habe ich ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit einen Menschen verloren der mir sehr nahe stand. Genau wie du habe ich mich nicht mit ihrem Tod abgefunden, und dann kam ich auf dich! Du suchtest Hilfe, also kam ich auf die Idee dir diese Geschichte zu erzählen. Es lag nie in meiner Absicht dir oder deiner Aysha zu helfen. Ehrlich gesagt ist mir das sogar scheiß egal. Allerdings liegt es in deiner Macht mir zu helfen meine Geliebte Alaine wieder lebendig zu mache. Besser gesagt...es liegt in deinem Blute. Und ich glaube ich lasse dich sogar Leben, weil ich einen guten Tag habe. Aber zuvor musst du mir helfen..." Asgars Stimme veränderte sich schlagartig, und seine letzten Worte waren begleitet von einem unheimlichen flüstern das sich durch die Höhle zog. "Mit meinem Blut kannst du deine Gefährtin wiederbeleben? Was in Gottes Namen bist du?" keuchte Valnar fassungslos. Sein Vorstellungsbild über den Magier fiel in sich zusammen. Alles schien darauf hin zu deuten das dieser Mann etwas anderes war. Warum war ihm das eigentlich erst jetzt aufgefallen. Diese scharfen Eckzähne? Diese scharlachroten Augen, in denen Valnar beim ersten Mal, fremde Gesichter zu erkennen gewagt hatte. Das konnte unmöglich ein Magier sein, und selbst wenn noch der kleinste Zweifel bestanden hatte, so wurde dieser Augenblicklich fortgewischt, als Asgar seinen Kopf nach hinten in den Nacken warf und seine scharfen Reißzähne entblößte, an denen Valnar sogar noch etwas Blut haften sehen konnte. Der Anblick ließ seinen Magen erneut rumoren, viel mehr wurde ihm jedoch schwindlig und er hatte Probleme sein Gleichgewicht zu halten. "Du.....hast so scharfe Zähne...." flüsterte Valnar, während er über spitzen Stein stolperte und auf seinen Hintern flog. Der Schmerz kam schnell und heftig, würde jedoch nichts im Gegensatz zu den Schmerzen sein, die der Junge vermutlich jetzt durchleiden würde. Asgar schnaubte verächtlich und in seinen Augen brannte ein loderndes Feuer, das ihn zu verschlingen drohte, so das Valnar immer mehr vor ihm zurückwich. Asgar sprang jedoch mit unglaublich behendiger Geschwindigkeit auf ihn zu und packte ihn am Kragen. "Ihr Menschen seid manchmal so schwer von Begriff. Was denkst du was ich bin? Ich bin ein VAMPIR!!!" Die Stimme mit der Asgar ihm antwortete, schien nicht seine eigene zu sein. Jedenfalls nicht seine gewöhnliche, das merkte der junge Mann sofort. Sie war verzerrt, von Hass und Schmerz, für einige Sekunden verspürte er so etwas wie Mitleid für diesen Mann. Jedoch ließ ihn seine Stimme erschrocken zusammenfahren und Valnar war nicht imstande, auch nur eine Hand um seinen Schwertknauf zu legen. Auch in seiner Stimme lag diese Macht. "Ein Vampir....das wusste ich nicht..." antwortete er ihm leise. "Genauso wie deine angebliche Verlobte ein Vampir war, Valnar! Du hast niemals mit einem Menschen zusammengelebt. Kam es dir noch nie komisch, das deine Aysha nie wirklich geschlafen hat? Im Schlaf hatte sie stehts die Augen zu, hat aber nicht geschlafen. Natürlich bemerken das penetrante Menschen wie du nicht, ebenso wenig kannst du uns von den normalen Menschen unterscheiden, weil wir Vampire der zweiten Generation euch mit Illusionen täuschen können. Und genauso hat es Aysha mit dir gemacht. Warum sie dich nicht getötet hat, kann ich mir selbst nicht erklären, aber auf alle Fälle hatte sie sich versteckt. Offensichtlich vor dem Vampir der sie schließlich ums Leben brachte. Da kam ihr doch netter junger Mann wie du, nur genau richtig. Das ist traurig, nicht wahr? Da bist du die ganze Zeit von solchen Wesen wie uns umgeben und bemerkst uns erst jetzt. Wenn ich noch weiter über dein trostloses Leben nachdenke könnte ich fast selbst Mitleid kriegen! Ekelerregend ist das!" Valnar entwand sich seinem Griff und stolperte mit entsetzten Augen rückwärts in den Sand. Er konnte nicht glauben was er da eben gehört hatte. Seine Aysha sollte ein Vampir gewesen sein? Er hatte die ganze Zeit eine wandelnde Leiche geliebt? Was war mit den vielen romantischen Nächten, die die beiden vor klarem Sternenhimmel verbracht hatten? Unzählige Male hatten sie sich geliebt. Bei dem Gedanken wurde Valnar plötzlich schlecht und er musste sich übergeben, kotzte alles aus sich heraus, darunter auch sein Frühstück. "Ist ja wiederlich..." murmelte Asgar wieder ernster und kam ihm entgegen. "NEIN!! BLEIB STEHEN DU MONSTER!!" brüllte Valnar mit schmerzverzerrtem Gesicht. In seinen Augen spiegelte sich nun ein ähnliches Feuer wie in Asgars Augen. Ihre Blicken trafen sich und der Vampir schien beinahe entzückt. Dann floßen Tränen über Valnars Wangen. Sie brannten furchtbar auf der Haut. Wahrscheinlich hatten sich seine Augen durch das Blut von gestern entzündet. "Für einen Moment dachte ich dich unterschätzt zu haben. Aber du bleibst ein erbärmlicher Mensch, Valnar. Dazu bist du noch eine Heulsuße. Oh ich hasse sie, diese Heulsußen....hab ich dir eigentlich schon erzählt was ich vor einer Woche mit dem weinenden Mädchen vor meinen Schloßtoren, das sich im Wald verirrt hatte, gemacht habe? Ich habe sie ausgesaugt Valnar- bis auf den letzten Tropfen. Dann habe ich mich an ihrer Leiche vergangen, sie war ein junges Mädchen. Ich schätzte sie auf 17, allerhöchstens 18 Jahre ein. Anschließend warf ich ihren Kadaver in den Fluss, nahe meines Schloßes, aber nicht den Kopf, Valnar! Den Kopf gab ich meinen Hund, und stell dir vor, wie er über ihn herfiel, all das Fleisch vom Schädel herunterriss und..." Valnar richtete sich völlig außer sich auf und zog sein Schwert hervor. Das zusätzliche Gewicht brachte ihn ins Torkeln. Aber das fiel ihm gar nicht auf. Jetzt war Asgar zu weit gegangen. In Valnar schrie alles nach Rache, und auch wenn Asgar nicht der Mörder von seiner Aysha gewesen war, so war er auf seine Art genauso schlimm. Er glaubte ihn inzwischen sogar noch mehr zu hassen als Ayshas Mörder. Denn dieser hatte seine Aysha nur umgebracht, Asgar allerdings war sein Peiniger, und er erzählte ihm Sachen die sein menschlicher Verstand nicht vertragen konnte, nein, die er sich nicht einmal in den kühnsten Träumen hätte vorstellen können. "HÖR AUF!!....Ich will es nicht mehr hören! Du bist ein Monster!! Ich werde dir dein Schandmaul ein für allemal stopfen, du Kreatur des Bösen!!!" Asgars Mundwinkel zuckte unmerklich zusammen, als Valnar mit gezogenen Schwert auf ihn los stürmte, bereit ihn das Schwert in den Bauch zu rammen und seiner Existenz als Vampir ein Ende zu bereiten. Hatte er ihn gerade unterbrochen und "Monster" genannt? Der Vampir hatte das große Bedürfnis das Schicksal von Valnar zu besiegeln. Aber dieser Blick. Es war nicht länger der Blick eines völlig am Boden zerstören Menschen, sondern der eines Rachesüchtigen und das wiederum weckte die Mordlust, von der Asgar gedacht hatte, Valnar sei einer der Menschen die so etwas gar nicht besäßen. Und in diesem Augenblick- in dem Moment als Valnars Schwert auf Asgar traf, dieser aber wie ein Spiegelbild seiner selbst verschwamm, plötzlich über der Decke hing und sich mit gefletschten Zähnen auf ihn stürzte- entschloss sich der Vampir das es Zeit war einen neuen Gefährten zu schaffen. Und er glaubte den richtigen gefunden zu haben. Valnar wehrte sich nicht, er war dazu auch gar nicht mehr imstande, denn ein Vampirbiss verursacht eine Bewegungsunfähigkeit im Nervensystem, so das sie ihre Opfer in aller Ruhe aussaugen können. Asgar hatte den Moment der Überlegenheit genossen, als er von der Decke gesprungen war, und Valnar von oben her überrascht hatte. Dieser hatte noch mit seinem Schwert zuschlagen wollen, aber Asgar hieb es mit seinen Krallen wie Butter entzwei. Kurz darauf hatte Asgar Valnar mit seiner rechten Hand einen kräftigen Hieb in den Nacken versetzt, so das er ihm nun regelrecht entgegen kam. Völlig bewegungsunfähig und in seiner Gewalt. Asgar beugte sich mit einer Gier in den Augen über Valnar, das diesem fast die Sinne schwanden. Für einen Moment lang glaubte er dem Teufel persönlich ins Gesicht geblickt zu haben. "Das was du da tust ist eine Blasphemie der menschlichen Existenz!.." hustete Valnar mit seinen letzten Kraftreserven. Es war eigentlich mehr ein Röcheln, das in ein entsetztes Keuchen hinüberging, als Asgar sich über seinen Hals beugte und kurz unterhalb der Hauptschlagader stoppte. "Blasphemie... menschlicher Humbug. Bald wirst du auf die menschliche Existenz nicht mehr angewiesen sein. Heute ist wirklich dein Glückstag, Valnar! Von heute an wird sich dein Leben ändern. Ich bin dein schlimmster Alptraum, Valnar. Das Böse in Reinform. Ich bin ein Wesen der Nacht, das so alt ist, dass du es dir nicht im Geringsten vorstellen kannst. Aber ich weiß, wie man dasteht wenn man von nichts eine Ahnung hat ... deshalb sollst du fühlen ... wie ich ... sein wie ... ich ...! Spüre den Geschmack der Unsterblichkeit! Koste davon und werde einer von uns. Doch deine Seele wird mir gehören. Und dein Blutgeist wird allein mir gehorchen! Denn für dich bin ich das, was ihr Menschen Meister nennt! Ich werde von deinem Blute trinken und dich zu meinem Gefährten machen. Dein Blut ist jetzt in meinem Besitz und niemand sonst wird davon kosten dürfen, hast du mich verstanden? Und jetzt musst du dich etwas zusammenreißen, das wird jetzt nämlich ein klein bisschen weh tun, Valnar!" Ein Lächeln umspielte sein Gesicht, es war kein so niederträchtiges, wie die davor. Valnar glaubte diesem Lächeln. Das unangenehme war nur, dass ihn das Gefühl verfolgte diese Szene schon einmal in einen seiner Alpträume erlebt zu haben. Bis zum Ende war der Traum niemals gekommen. Valnar stellte sich diesen aber nicht unbedingt als angenehm vor. Gerne hätte er sich in diesem Moment vorgestellt das ein Holzpflock vom Himmel schösse, der Asgars Herz durchbohrte und ihn aus den Klauen des Vampires befreien täte. Allerdings war Valnar klug genug um Fiktion und Realität auseinanderhalten zu können. Was blieb ihm schon anderes übrig? Doch er wusste schon nach einigen Sekunden bitterer Realität, dass Asgar ihn schon wieder belogen hatte. Als Asgars Zähne in seinen Hals eindrangen und er wahrnahm wie ihm das Blut ausgesaugt wurde, konnte er fast spüren wie ihm sein Leben genommen wurde. Und es tat weh. Höllisch weh. Als die Schmerzen unerträglich wurden, glaubte Valnar fast es zerreiße ihn innerlich. Die Geräusche die Asgar machte, während er trank, hörten sich scheußlich an. Valnar kam sich vor wie eine Flasche an der genuckelt wird, und hätte er nicht schon alles Essbare aus seinem Körper entleert, wäre einem erneuten Kotzanfall nichts im Wege gestanden. Am liebsten hätte er laut aufgeschrien um sich den Schmerz zu erleichtern. Aber das konnte er nicht. Die Lähmung durch den Vampirbiss hatte sich auf seinen ganzen Körper ausgebreitet, auch auf die Stimmbänder. Schließlich verlor er das Bewusstsein und sackte zwischen Asgars Griff zusammen. Und die Schmerzen waren noch immer da als er schon lange Tod war. Sie verfolgten ihn... Nachwort: Tja, was soll ich sagen. Ich bin froh das ich Vampires Dawn Kapitel 2 endlich fertig habe und kann mich nun mit Hocheifer Kapitel 3 zuwenden. Außerdem möchte ich mich bei den Lesern entschuldigen, das ich solange mit der Fortsetzung habe warten lassen. Der Teil lag schon länger aus, nur kam ich wegen meiner Abschlussprüfungen nie dazu ihn zu bearbeiten (Ich habe eine 1 in Rechungswesen ^____^ WOOOOHHH!!!) Bzw. sind bestimmt noch die ein oder anderen Rechtschreibfehler drin, also seid mir nicht böse. Fehler nach zu korrigieren ist für mich unter uns gesagt immer die schlimmste Arbeit. (Ich würde mich direkt über jemanden freuen der das übernehmen könnte) OMAKE Sprecher: "Hallo und willkommen zurück bei VD-TV! Raten sie mal wer heute unsere Gäste sind? Na, wer könnten sie wohl sein? Natürlich niemand anderes als Valnar und Asgar!! Beifall bitte!!! Ein Riesenansturm von Beifall geht los, als ein Mann mit roten(?) Haaren und brauner Haut und ein Kescher grauhaariger Typ in einem Ballerina Kostüm den Raum betreten. Diesesmal tauscht das weibliche Publikum untereinander niedliche Nachttischlämpchen von Valnar und Asgar aus, außerdem haben einige von ihnen ans Kreuz genagelte Pin Up Figuren von Valnar und Asgar in den Händen, die bei Berührung anfangen zu schreien Sprecher: Schön das sie sich doch entschieden haben zu kommen, Herr Valnar! Aber sagen sie mal, wo haben sie denn ihren Partner Asgar gelassen? Asgar(mit roten Haaren): Ich bin hier du Pfeife! Valnar(im Ballerinakostüm): Asgar, warum muss ich so ein peinliches Kostüm tragen? Ich will meine normalen Sachen wiederhaben! Das fände ich wirklich extrem liebenswürdig von dir!!! Asgar: Ne, Junge das ist nicht drin. Deine alten Sachen sind nach 1 Jahr Dreharbeit stinkig! Sie befinden sich gerade in der Leichenschleuder meines Schloß. Wir holen sie später dort ab. Valnar: Mein Schweiß ist nicht so alt wie deiner!! Asgar: Wollen wir wetten? Dein Schweiß ist sogar älter als der von Ronak! Das weibliche Publikum ist stutzig über Asgars neue Haarfarbe und Valnars Dress. Dann beginnen einige ihre quietschenden Püppchen mit dem Asgar Gesicht umzufärben und den Valnar Püppchen rosa Röckchen aus der neusten Barbiekollektion überzustülpen. Sprecher: Gleich eine Frage zu Anfang, Herr Asgar- Haben sie sich die Haare färben lassen? Asgar: Natürlich nicht, ich habe mir beim Mittagessen nur etwas Blut in die Haare gekleckert! Sie kennen das doch sicher. Menschen können ja nie still an Fleck stehen bleiben! Sprecher: Ähh...würden sie mir das genauer erläutern? Valnar: Er meint damit der Mensch ist ihm heute auf seinem Teller weggerutscht, als er ihn mit der Gabel aufzuspießen versucht hat. Das passiert ihm andauernd! Das Publikum fährt erschrocken zusammen, und einige fanatische Zuschauer fangen an ihre Sitznachbarn mit der Gabel zu bedrohen. Asgar: Keine Angst. Normalerweise dusche ich nachher immer. Seit einiger Zeit habe ich keine Lust mehr dazu. Deswegen das Rot in den Haaren. Valnar: Wissen Sie, er steht jetzt auf jegliche Art von Schmutz! Das weibliche Publikum bewirft sich gegenseitig mit stinkigen Moorschlamm und schmiert sich mit Erde ein. Ein Mädchen an der Theke verkauft noch zusätzlich stinkige Trachten. Asgar(stolz): Schau nur was wir wieder gemacht haben. Die weiblichen Fans fliegen auf uns. Sprecher: Öhh...ich sehe gerade die Sendezeit ist schon wieder um. Dann verabschiede ich mich mal von unseren beiden Gästen, Asgar und Valnar! Bis zum nächsten Mal ihr zwei, und für uns wieder wenn die Uhr 12 schlägt, bei VD-TV!!! Eine Ladung Schlamm trifft den Sprecher Valnar: STRIKE!! ----------------------------- ^_^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)