Eine Untertasse voller Probleme von Yalda ([Cloud x Reno ]) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Bezieht sich auf Yaoi.de Kommentare Original post: 31.8.2004 Kommentar: Harr! Isch bin wida daha! *torkel* Man, zuviel Urlaub is auch nicht gut. (aber ich bin ein ganz kleines Bisschen braun geworden - meine Gruftbleiche schwindet...(verdammt, wie halte ich denn da das Vampirgerücht aufrecht?)) Der Urlaub war nötig und ich bin herrlich uninspiriert *lach* aber egal. Ich werde weiter schreiben, was auch immer da kommen mag! Warnungen: Ich hab irgendwie meinen "Moralischen" -.- Unrealistische Handlung, OOC (garantiert irgendwo) Verwandtschaftsverhältnisse, für die mich einige Leute wahrscheinlich köpfen werden, außerdem ist der Teil nicht so lang wie die anderen Achja, ich mache gerade ne Fastenwoche, anscheinend bin ich nicht bei klaren Verstand *magen knurrt bedrohlich* Hunger ;_; Also wundert euch nicht. Kapitel 7 How many times I have longed just to hold you and protect you from the pain the world can give. But you run every time I get near to you. Can't you see I want to teach you how to live? (The Father's Song) Menschen neigen von Natur aus dazu, nach dem SINN zu suchen. Was für ein Sinn macht es, Kaugummi unter Schulbänke zu kleben? Macht es Sinn, sich einen Job zu suchen und Geld zu verdienen, wenn man genau weiß, dass man in 50 Jahren sterben wird? Was ist der Sinn des Lebens? Wieso? Wozu? Warum? Woher? Was? Weshalb? Wo? Wie? Wer? Unser Alltag wird von Fragen durchlöchert - anstatt uns mit dem, was wir haben zufrieden zu geben, suchen wir immer wieder nach Antworten. Wir machen uns selber mit dieser Fragerei kaputt, ohne es zu bemerken. Stammen diese Karotten aus freilaufenden, glücklichen Gemüsegärten? Passt diese Krawatte zu meinem Hemd? Soll ich Lotto spielen? Wir fragen und fragen und fragen uns dumm und dämlich. Ist es wichtig, zu wissen, dass Seife größtenteils aus Pottasche und Dreck besteht? Ist es wichtig, zu wissen, dass Adenin eine Purinbase ist? Ist es wichtig zu wissen, dass - nein, ist es nicht. Ich will niemanden verurteilen, der neugierig und wissensdurstig ist. Aber eine Welt, in der keine Fragen existieren würde wahrscheinlich um einiges friedlicher sein. Zu dieser Erkenntnis kam ich, als ich wieder auf der kleinen Felsplattform hockte, die inzwischen eine Art Zufluchtsort für "den kleinen, störrischen Grübler" geworden ist, wie Tifa mich inzwischen zu nennen pflegte. Der kleine Vorfall mit Rufus Shinra lag nun fast zwei Wochen zurück und ich versuchte gerade, eine Bilanz zu ziehen: War mein Leben wirklich besser geworden, in diesen zwei Wochen? Nein, war es nicht. Etwas in mir drängte mich immer wieder dazu, meinem Verstand zu erklären, dass ein Turk namens Reno nicht glücklich zu sein hatte. Ich schluckte zu viele Erinnerungen herunter, die mir nun schwer im Magen lagen und mich nicht in Frieden lassen wollten. Aber ich war nicht der einzige, der sich einigelte. Mr. Strife schien ebenfalls etwas auf dem Herzen zu haben. Doch niemand von uns hatte es bisher gewagt, seinen Kopf aufzuschrauben und die ganzen Sorgen herauszuschütteln und, würde es nicht bald geschehen, so war ich mir sicher, würde das, was wir in den letzten Tagen liebevoll ausgebaut hatten und auf den Namen "Beziehung" getauft hatten, bald dahinsiechen zu einer kleinen, klebrigen Pfütze Scheinromantik. Warum zum Teufel bekam ich mein sonst doch so loses Mundwerk nicht dazu, zu sagen, was ich dachte? Er wusste doch, was passiert war - in groben Zügen natürlich nur, aber um mich zu verstehen, brauchte er die vielen, kleinen, bösen Details. Wer war ich? Wo war ich aufgewachsen? Wie genau kam ich eigentlich zu Shinra? Das alles machte doch erst meinen Charakter aus! Niemand kann behaupten, einen Menschen zu kennen, wenn er nicht die vielen kleinen Puzzelteile kennt, aus denen er zusammengesetzt war. Cloud kannte mich so gut - oder besser gesagt, so schlecht, -wie ich ihn kannte. Ich streckte mich auf dem heißen Felsen aus und starrte nachdenklich in den Himmel, beobachtete das Ozeanblau, dass von zahlreichen türkisen Schlieren durchzogen war. Der Lebensstrom wanderte. So lange er dabei dort oben blieb, war daran auch nichts auszusetzen, kam er jedoch näher, würde Cosmo Canyon bald unbewohnbar sein. Erstaunlich, welch zerstörerische Kraft er doch besaß, obwohl er zugleich der Ursprung allen Seins war. Nach dem Tod kehrte jedes Lebewesen dorthin zurück, würde ein Teil des gigantischen Gewebes. Wer da gerade wohl über mich hinwegschwebte, in dem unheimlichen Grün? All die Opfer und Mörder, die selber wiederum Opfer waren - sollte man sie bemitleiden? Wie lange hatten wir, die wir noch lebten noch Zeit, bis wir ebenfalls zu ihnen gehörten? Tag für Tag lief der gleiche Prozess ab: Menschen starben, Menschen wurden geboren - doch für wie lange noch? Beim Anblick von Midgar und Junon war mir eines schmerzlich bewusst geworden: die Tage der Menschheit waren gezählt, sie hatte sich selbst ins Verderben gestürzt. "Ihr Zwei seid ziemlich bescheuert." sagte Cid, als ich etwa vier Stunden später mit ihm in der kleinen Bar von Cosmo Canyon hockte. "Wenn's nicht so zum Heulen wäre, würde ich euch glatt auslachen. Ich mein: Klar, jeder braucht so seine Zeit zum Nachdenken - aber es ist nicht gut, dass ihr euch dauernd voneinander fern haltet und in irgendwelche Ecken verkriecht. Davon habt ihr doch nichts. Wenn es was zu reden gibt, dann sag es ihm. Aber dieses ständige Herumhocken und Löcher in die Luft glotzen - das ist schlimme, als jeder Beziehungskrach, glaub mir. Ich weiß wovon ich rede..." Nachdenklich nippte ich an meinem Drink. "Wenn das so einfach wäre, hätte ich es bereits hinter mir." Ich hielt Inne - mich ausgerechnet mit einem Grobmotoriker in Sachen Gefühle zu unterhalten war vielleicht nicht die beste Idee. Aber ich hatte bereits damit angefangen und wer weiß - vielleicht sind es manchmal die einfachen Dinge, die das Leben so kompliziert machen. Jemand, der also etwa so sensibel wie eine Drahtbürste war, konnte vielleicht entdecken, was an dem komplizierten Apparat namens Reno gerade nicht funktionieren wollte. "Ich weiß nicht, ob ich ihm alles erzählen soll. Ich meine - wirklich ALLES. Verstehst du?" Cid nickte kurz. "All die Jahre konnte ich mich an diese ganze Geschichte kaum erinnern - und plötzlich ist alles wieder da. Außerdem habe ich ein bisschen Angst vor...vor... Nun, als Cloud und ich allein in Midgar waren, da hat er irgendetwas herausgefunden, was ihn anscheinend immer noch beschäftigt. Er wollte etwas über seinen Vater herausfinden und ich habe das üble Gefühl, dass er mehr erfahren hat, als er eigentlich wissen wollte..." Wieder nahm ich einen Schluck aus meinem Glas, versuchte, Cid nicht dabei anzusehen, sondern starrte auf die Regalwand hinter der Bar. "Wie ist es eigentlich, Eltern zu haben?" Cid gab ein seltsames Geräusch von sich - eine Mischung aus Lachen, Seufzen und entnervtem Aufstöhnen. "Nun, der Vorteil ist: Du hast zwei Menschen, die sich um dich Sorgen und sich um dich Kümmern. Der Nachteil ist: du hast zwei Menschen, die sich um dich sorgen und sich um dich kümmern." Cid schob sich eine Zigarette in den Mund. "Manchmal willst du einfach nur von zuhause weglaufen und alles vergessen. Manchmal aber da gibt es Momente, in denen bist du froh, dass du dich fallenlassen kannst, und du das Gefühl hast, dass jemand auf dich aufpasst. Dann gibt es natürlich auch Menschen, die hängen sehr an ihren Eltern. Cloud zum Beispiel - ich hab den Eindruck, der Tod seiner Mutter hat ihn richtig fertig gemacht - jedenfalls in dem kurzen Moment, in dem er noch halbwegs bei Verstand war. Danach hatte er genug mit sich selbst zu schaffen, als Hojo ihn als Versuchskaninchen ausprobiert hat." Er stieß eine riesige Rauchwolke in die Luft. "Was ist mit dir? Wer hat dich großgezogen - oder rücke ich dir mit der Frage etwas zu weit auf die Pelle?" Ich wollte eigentlich ,Nein' sagen, aber bekam keinen Ton heraus. Was war mit ihnen bloß geschehen? Was war mit all den vielen Menschen geschehen, denen ich es zu verdanken hatte, dass ich noch lebte? Na schön, dann packte ich aus, was ich wusste. Vielleicht würde es mir selber weiterhelfen. Wie auf Bestellung kam Cloud gerade die Treppe herunter und setzte sich neben mich an die Bar, drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn - der meinem Eindruck nach eher Cid das Gefühl geben sollte, alles wäre in Ordnung, als mir - und schaute uns neugierig an. "Oh, wir führen gerade echte Männergespräche!" erklärte Cid, nicht ohne eine ordentliche Portion Sarkasmus. "Wären wir dann so weit?" fragte er, wieder an mich gewand. Ich brummte zustimmend, drehte abwesend das Glas in meiner Hand hin und her. Na schön. Augen zu und durch. "In Sektor 3 gab es mal ein Waisenhaus." begann ich langsam und zögerlich. "Dort haben mich meine Eltern abgegeben, als ich gerade mal zwei Jahre alt war. Warum, weiß ich nicht. Ich kann mich nicht mehr an sie erinnern. Das Waisenhaus war eher eine Art Aufsammelstelle, als eine Heimat - dementsprechend spartanisch war auch die Zuneigung, die uns die Heimschwestern entgegenbrachten." Ich versuchte mich an irgendeinen prägnanten Augenblick zu erinnern - und stellte mit ungutem Gefühl fest, dass ich anscheinend noch einige Gedächtnislücken hatte, die es zu füllen gab. Ich konnte mich weder an die Namen der Heimschwestern erinnern, noch an die Namen meiner damaligen...wie soll ich sie nennen? Geschwister? Heiminsassen? In meinem Gedächtnis war kein anderes Wort hängen geblieben als ,Die Anderen'. Ich ordnete meine Gedanken aufs Neue und fuhr dann mit meiner Erzählung fort, mit dem seltsamen Gefühl, von mehr als nur zwei Augenpaaren angestarrt zu werden. "Shinra finanzierte das Heim, aber mit der Zeit schrumpften die Gelder immer weiter zusammen. Eines Tages schließlich - ich war nicht älter als sieben - stand das Waisenhaus plötzlich in Flammen. Ein paar von uns Heimkindern - unter denen auch ich war, sind bei dem Brand davongelaufen. Die anderen Kinder wurden von angeblichen Helfern in Sicherheit gebracht. Wie ich inzwischen erfahren habe, war der Brand eine Art Inszenierung von Hojo. Die Waisenkinder, die nicht weggelaufen waren, hatte er in eine Station bringen lassen, angeblich, weil einige der Kinder unter Rauchvergiftungen litten. Aber anstatt ihnen zu helfen, benutze er die Kinder, um einige Genexperimente durchzuführen. Niemand überlebte." Cid zog scharf die Luft ein und murmelte ein "Scheiße noch mal" während Clouds Gesicht einen finsteren Ausdruck annahm, geradezu als würde er sich gerade an etwas Ähnliches erinnern. Das Feuer in Nibelheim wahrscheinlich - es gab einige Parallelen. Hoffentlich mutierte er nicht wieder zum Psychoklops. Ein paar Minuten herrschte Schweigen, bis Cid mich anstupste und mich aufforderte, mehr zu erzählen. "Wir übrigen konnten Shinra entkommen und uns auf der Straße durchschlagen- wie Straßenkinder sich nun mal über Wasser halten. Minijobs, Betteln und Stehlen." Und Prostitution, fügte ich in Gedanken hinzu. Wieder dieses ungute Gefühl. Hatte ich etwa auch...? War ich vielleicht so Rufus Shinra in die Arme gelaufen? Oder malte ich gerade nur den Teufel an die Wand? "Und dann?" "Mit der Zeit hatten wir unsere eigene Welt aufgebaut - und nachdem wir in eine Lagerhalle der Shinra- Informatikabteilung eingebrochen waren, begannen wir, uns regelmäßig in irgendwelche Netzwerke einzuhacken. Irgendwann sind wir dann zu weit gegangen - und eher ich mich versah, steckte ich plötzlich im Shinra Hochsicherheitstrakt in Junon." Aber was war dazwischen passiert? Wie kam ich nach Junon? Was war mit den anderen? Ich wusste es nicht und hoffte, dass Cloud und Cid keine Fragen stellten "Nach einigen Wochen haben sie mir dann diesen Job angeboten - natürlich nicht ohne Sicherheitsvorkehrungen. Hätte ich abgelehnt, wäre ich ebenfalls Kanonenfutter für Hojos Chemiebaukasten geworden. Trotzdem: obwohl ich bezahlt wurde und es nach außen hin so aussah, als wäre ich ein einfacher Angestellter - war es nicht anders, als in einem Gefängnis." Cid nickte wissend. "Diese kleinen blauen Metallbändchen, oder?" "Genau. Die Dinger bekommt man nicht ohne weiteres ab - und sie konnten einen auf dem gesamten Midgarkontinent orten. Allerdings setzte Shinra sie später nicht weiter ein, weil sie zu teuer in der Herstellung waren - und man sich damals sagte, dass nur Vollidioten sich mit dem Konzern anlegen würden. " Beim letzten Satz musste ich lächeln. Ja, das war Avalanche auch gewesen: ein Haufen von Vollidioten - aber: es waren krisentaugliche Vollidioten. "In der Informatikabteilung habe ich allerdings nicht sehr lange gearbeitet. Außerdem war das eine sehr merkwürdige Zeit, an die ich mich kaum erinnere. Ich weiß nur, dass ich mit meiner Chipkarte nicht in die oberen Etagen gekommen bin - aber trotzdem mehrfach dort gewesen bin." Wieder versuchte ich einige Gedächtnislücken zu überspielen und schilderte so knapp wie möglich das, was Rufus Shinra damals mit mir angestellt hatte. Cid und Cloud schwiegen, fragten nicht nach, sondern hörten weiter zu. Dann erzählte ich von meiner Arbeit als Turk, und meine Laune besserte sich. Im Nachhinein konnte ich über meine Tollpatschigkeit selber nur lachen. In der Anfangszeit als Turk hatte ich fast nur Blödsinn um Kopf gehabt und wäre beinahe strafversetzt worden - als Bodyguard für Journalisten, die aus Wutai live berichteten. Ich merkte bald, dass dieser Teil meiner Vergangenheit nicht nur weitgehend bekannt war, da er auch in diversen Akten nachzulesen war - sondern auch noch stinklangweilig - jedenfalls für Leute, die zwischenzeitlich Raketen kaperten, ohne mit der Wimper zu zucken in den Shinratower stürmten oder die Weapons verprügelten, als seien es mottenzerfressene Sandsäcke. Daher beschränkte ich mich auf das Wesentliche und endete an dem Tag, an dem ich Cloud in der kleinen Kirche begegnet war. "Das ist alles, woran ich mich erinnere." beendete ich meinen Vortrag. Dass ich genau spürte, dass es da noch ein paar Dinge gab, an die ich mich nicht erinnerte, ließ ich jedoch aus. Cloud atmete hörbar laut aus, als müsste er das alles erst verdauen. Cid hingegen kippte sich das Glas randvoll mit einer durchsichtigen Flüssigkeit, die Wahrscheinlich mehr Alkohol enthielt, als das gesamte Spirituosenregal zusammen. "Und ich dachte, bei meiner Großmutter auf dem Kartoffelacker zu arbeiten wäre eine harte Kindheit." In einem Zug schüttete er das Gebräu herunter. Ich bekam Lust, mir ebenfalls das Gehirn weg zu saufen und griff ebenfalls nach der Flasche. "Jetzt du." sagte Cid an Cloud gewandt. "Jetzt was?" fragte dieser leicht irritiert. "Na, deine Vergangenheit." Er seufzte. "Ich denke, die Geschichte habe ich oft genug erzählt." Und das sogar in mehreren Versionen! Der Junge sollte ein Buch schreiben: Mein Leben und ich - ein Makozombiepsychoklops auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Ah, und dann würde es verfilmt werden mit Starbesetzung und bombastischer Orchestermusik- und wer weiß, vielleicht machten sie sogar ein Videospiel aus seiner Lebensgeschichte - auch wenn das ordentlich makaber wäre. Cid schüttelte den Kopf. "Wir wollen doch nicht noch mal dieses ganze Jenovagehampel hören. Das was du bisher noch nicht gesagt hast. Erzähl was über deine Mutter oder so. " Cid lallte schon ein wenig, während ich mich noch recht gut hielt. Gegen Alkohol war ich einigermaßen immun. "Ich ....will nicht darüber reden." "Wenn du immer nur wegläufst wird das auch nicht besser." fuhr Cid ihn an. Schließlich nickte Cloud müde und begann die letzten Puzzelteilchen seiner Vergangenheit einzusetzen. Das Bild, was sich am Ende ergab, war ein völlig anderes, als zuvor erwartet. "Meine Mutter war.... Nicht sonderlich beliebt im Dorf. Warum wusste ich lange Zeit nicht. Als ich klein war, haben die anderen Kinder im Dorf oft einen großen Bogen um mich herum gemacht. Ich wusste nicht warum, aber ich vermutete, dass ich etwas getan hatte, was sie verärgert hatte. Bis zu dem Tag, als ich wieder einmal vor Tifas Haus saß und lauschte. Das war zu der Zeit, als Tifas Mutter noch lebte. Tifas Mutter war eine gute Freundin von meiner Mutter - ihre einzige Freundin- die beiden saßen oft stundenlang zusammen und redeten über - worüber Hausfrauen eben so reden. An dem besagten Tag war meine Mutter krank und war deshalb nicht drüben in Tifas Haus. Dafür war eine andere Frau da, die ich nur flüchtig kannte. Sie schimpfte die ganze Zeit auf "diese dreckige Hure" - und es dauerte eine ganze Weile, bis ich verstand, dass sie damit Mutter meinte." Cloud machte eine Pause und ich merkte, dass er versuchte, die Fassung zu wahren. "Damals verstand ich das Beredete noch nicht ganz. Erst allmählich bekam ich heraus was dahinter steckte. Meine Mutter hatte meinen Vater anscheinend nicht geheiratet - und das galt damals, gerade in einem so kleinen Dorf wie Nibelheim als ungeheuerlich. Je mehr ich darauf achtete, umso mehr fielen mir die angewiderten Blicke der Dorfbewohner auf und ich nahm plötzlich an jeder Ecke das Getuschel wahr. Manchmal rief man ihr sogar Sachen nach wie ,Hure' oder ,Flittchen'. Deswegen schärften die anderen Mütter ihren Kindern auch ein, dass sie auf keinen Fall mit mir spielen sollten. Ich war oft einsam und jeder versuch, mich mit den anderen Kindern anzufreunden scheiterte. Aber das war nicht der einzige Grund, warum ich damals ziemlich verzweifelt war. Jemand redete mit mir, eine leise, unsichtbare Stimme. Zwar nur sehr selten, aber ich bekam jedes Mal furchtbare Angst." Cids Augenbraue wanderte nach oben und auch ich zog die Stirn in Falten und auch ich blickte etwas belämmert drein. Es ist nicht gut, wenn man Stimmen hört, die sonst niemand hört - erste Anzeichen von geistiger Labilität. Hoffentlich war das inzwischen weggegangen! "Ich redete mir ein, dass das alles nur Einbildung wäre. Und tatsächlich, irgendwann verstummte die Stimme und schwieg für viele Jahre. Dafür kam bald eine andere Stimme. Sephiroth - oder vielmehr Jenova. Ich gewöhnte mich daran und hielt die Stimme schließlich für mein Gewissen. Als ich Aeris kennen lernte, da spürte ich jedoch plötzlich etwas Seltsames. Sie sagte mehrfach, dass sie mich* kennen lernen* wollte. Ich verstand nicht was sie meinte - sie wusste doch, wer ich war, oder? Natürlich wusste sie das. Sie war die einzige, die es anscheinend wusste, nicht nur, weil sie Zack gekannt hatte, auch weil sie im Einklang mit dem Planeten lebte. Und dann starb sie, ohne mir vorher zu sagen...dass sie es gewusst hat." Wieder machte Cloud eine Pause. Was...? Was hatte sie gewusst? Wollte ich fragen, tat es allerdings nicht. "Vor einem halben Jahr schließlich spürte ich wieder diese seltsame Stimme. Es war weder Sephiroth noch Jenova, das merkte ich sofort. Trotzdem war die Stimme sehr vertraut. Und dann bekam ich plötzlich die Idee mit dem Midgarnetzwerk. Wahrscheinlich war es noch nicht mal meine eigene Idee - In der Zeit hatte ich öfter richtige Blackouts und fand mich plötzlich an den unterschiedlichsten Orten wieder. Mal Cosmo Canyon. Mal die Stadt des Alten Volkes. Dann Midgars Geheimarchive. Alles geriet außer Kontrolle. Ich kam mir vor wie in einem Spiel: suche nach Hinweisen, bastele dir deine Vergangenheit zusammen. Ich erfuhr eine ganze Menge - viel über Hojo, Shinra, das Alte Volk und den Planeten. Mir fiel dann in den Archiven irgendwann deine Akte in die Hände." sagte er an mich gewandt, und ich bemerkte, wie sich ein leichter Rotschimmer über sein bleiches Gesicht legte. Meine Güte, wie rot würde er erst werden, wenn ihm jemand die Sache mit Blume und Biene - oder vielmehr Biene und Biene - erklären würde... Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe. Fangfrage an Mr. Reno: Hacken Sie gerne auf ihrem Freund herum? Wenn ja, warum? Wenn nein: Warum tun sie es dann? Ah, so ein Gewissen war schon unangenehm. Zum Glück - oder vielleicht doch eher Pech - redete Cloud weiter. "Als wir dann in Midgar in Hojos Archiv waren - bestätigte sich ein übler Verdacht, den ich schon furchtbar lange hatte." Wieder eine Pause. Diesmal versuchte er wohl einen Weg zu finden, die Wahrheit möglichst schonend herauszurücken. "Was meint ihr: Wie kommt es, dass nur noch Ilphana vom Alten Volk übrig blieb und niemand sonst?" Spontanes Massensterben durch übermäßiges Fast Food vielleicht? Oder Emigration wegen schlechter kultureller Weiterbildungsmöglichkeiten? Ritueller Selbstmord? "Sie war nicht die letzte des Alten Volkes." erklärte Cloud. Cid und ich glotzen dämlich, und in meiner Phantasie spielte das Lebensstromorchester gerade einen Gewaltigen Tusch - es wurde zaghaft, dann immer mitgerissener applaudiert - ich warf meinem Getränk einen kritischen Blick zu. Gott, wie viel Alkohol war da wohl drin? "Mit der Zeit wurde das Alte Volk immer kleiner, also beschlossen die Leute, in die Welt zu ziehen, um zu verhindern, dass das Erbe des Planeten völlig verloren geht. Es gibt mehr Erben des Alten Volkes, als ihr euch vorstellen könnt. Aber viele wissen es nicht, sie hören nicht auf das, was der Planet ihnen sagt." "Also du meinst - es gibt noch ganz viele andere wie Aeris, und Hojo der Blödmann hat es nicht gemerkt?" Cloud antwortete nicht darauf. "Mein Vater..." sagte er schließlich gefasst, "war einer der letzten Menschen des Alten Volkes, die aufbrachen, um außerhalb des alten Kontinentes neue Familien zu gründen." Cid verschluckte sich an seinem Drink und hustete und würgte. Ich hingegen starrte die Regalwand an. Aha. Wahrscheinlich erzählte er mir gleich noch, dass Jenova in Wirklichkeit eine riesige, denkende Kaugummiblase war, die andere Planeten nur deshalb unterwarf, um genügend Kautschuk und Pfefferminze anbauen zu können. "Also Stopp!" röchelte Cid. "Du willst sagen...Du bist so was wie Aeris in männlich?" Cloud nickte langsam. "Äh." machte ich vorsichtig. "Verstehe ich das richtig: Du wirst also auch permanent vom Planeten zugetextet, ja?" Wieder ein Nicken. "Ok..he....he.....äh.....Und was sagt der Gute so?" Ich hielt es immer noch für einen schlechten Scherz. Cid hingegen, versuchte, vor Schreck nicht zu ersticken. "Der Planet..." Cloud seufzte. "Ich weiß nicht. Scheinbar hat er genug von uns." Wiederum drei Stunden später hockten Cloud und ich auf unserem Bett, dekoriert mit einer wahren Flut von voll geheulten Taschentüchern. Ja, so hatte ich mir meine erste große Liebe immer vorgestellt: Riesige, rote, verquollene Augen, ein fragiles Selbstbewusstsein, paranoid und natürlich einer der letzten einer Aussterbenden Rasse. Andererseits war ich selber nicht gerade ein umwerfender Anblick. Man hätte mich so wie ich war auf jede beliebige Beerdigung stellen können, es wäre niemandem aufgefallen, dass ich nicht dazugehörte. Na gut, der Planet hatte also die Schnauze voll von uns. Das erklärte so einiges: Die zurückgehende Geburtenrate, das Wandern des Lebensstroms, die zahlreichen, neu auftretenden Krankheiten. "Kann man den Planeten vielleicht irgendwie umstimmen?" fragte ich schließlich zögerlich und kam mir vor, wie der letzte Idiot. "Ja, natürlich. Wir überlassen ihm einfach bei der nächsten Partie Monopoly die Schlossallee, und damit hat sich's." knurrte Cloud mich an - seid wann hatte der den so einen Sarkasmus drauf? Musste er von mir haben. "Einen Versuch wäre es doch wert, oder? Oder sollen wir hier Däumchendrehend sitzen und warten, bis wir alle sterben?" Cloud sah plötzlich beschämt weg. "Es sterben nicht alle. Nur die....anderen." Mir war klar, dass er mit "Die anderen" uns Normalsterbliche meinte. Typisch. Die Guten überleben natürlich wieder. Verdammt, ich war doch jetzt auch einer von den Guten, oder? Ich war die geistige Mama vom Psychoklops, ohne meine Hilfe war er verloren! - dachte ich und lachte mich im gleichen Augenblick selber aus. "Also ist es dir egal, was aus uns wird?" fragte ich, mit dem vollen Bewusstsein, dass "uns" so schwammig zu halten, dass er nicht wusste, ob ich uns beide - oder uns, die Menschheit meinte. Darauf bekam ich keine Antwort.. Ich starrte ihn finster an. Ok, hab verstanden. Ich war also doch nur eine Art netter Zeitvertreib gewesen. Und ich Trottel war wieder darauf hereingefallen - wieder ein blonder, Irrer, der nur "das Eine" gewollt hat - obwohl, was genau war eigentlich in seinem Fall "das Eine"? Mitreißende Bettgeschichten hatten wir nicht gerade durchlebt - und unsere Küsse ähnelten in den meisten Fällen zaghaften Berührungen, die eher darauf schließen ließen, dass wir versuchten, jemand wiederzubeleben, den wir nicht leiden konnten - als auf eine florierende Beziehung. Vorsichtig rutschte ich vom Bett herunter. Schlagartig war mir eines bewusst geworden: Mein Leben war für den Arsch. Ich zählte nicht zu den Leuten, die aus Scheiße Gold machen konnten - bei mir war es eher umgekehrt. Und in puncto Cloud Strife hatte ich auf ganzer Linie versagt. Ich hatte mir Zufriedenheit erhofft und was bekam ich: Die Apokalypse, druckfrisch und garantiert noch unter dem Haltbarkeitsdatum. Unsere Beziehung war an meinem Desinteresse und an Clouds Urteilsverkündung über das Ende der Zivilisation - oh pardon, das Ende der ungebildeten, nicht mit dem Planeten verlinkten Barbarenhorde zu der so etwa 99% aller Menschen gehörten - zu Grunde gegangen. Dies alles war mir in den nicht mal 4Sekunden bewusst geworden, die ich gebraucht hatte, um zu Tür zu laufen. "Wo willst du hin?" kam es sofort von Cloud. "Raus." TBC Kommentar: Starkes Gefühl der Nutzlosigkeit. Geschichte gerät außer Kontrolle. Will Eiscreme. Reno verhält sich, als hätte er seine Tage -.- Paris und Rom liegen in Dänemark. Ich hab Sand in den Schuhen. Hunger ;_; Outtakes: Cid: "Au ja! Wir bleiben die ganze Nacht wach, führen Männergespräche und morgen früh mach ich uns WAFFELN!" Der Planet: Juhu, ich hab die Schlossallee! Jetzt ziehe ich alle anderen ab, hehe! Der Planet: (In Bernd das Brot Manier) "Wir singen jetzt alle das Lied vom lustigen Heringssalat!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)