Mein verlorenes Selbst von abgemeldet (Gedichte und Ich - Ich und Gedichte) ================================================================================ Kapitel 1: Traum von Hoffnung ----------------------------- Traum von Hoffnung Ich segle einem Licht entgegen. Einem Licht, das wie ein Punkt am Horizont immer näher kommt. Es ist ein Licht, das strahlt wie ein Stern am Himmelszelt. Dieses Licht ist ein Leuchten, das nach außen in allen Farben stahlt. Man glaubt, man könnte es berühren, und um so näher man kommt, wird es wärmer und es hüllt einen in zufriedenes Schweigen. Die Geborgenheit, die einen umgibt, lässt einen alle Sorgen und Ängste vergessen. Man lässt sich treiben, man lässt sich fallen. Erst, wenn man die Augen wieder öffnet, sieht man, wie weit man entfernt ist. Aber man nimmt diese Reise immer wieder auf sich, um die Leichtigkeit im Herzen wieder zu spüren. Kapitel 2: Frage nach dem Sinn ------------------------------ Frage nach dem Sinn Ich möchte dich fragen, ob du weißt, was ich denke. Doch wenn du es wüsstest, würdest du es nicht sagen? Oder wartest du nur darauf, dass ich frage? Nur um dann zu sagen, ja? Aber welchen Sinn hat es? Ist der Sinn wirklich das, was bestehen soll? Es kann sein, dass alles im Grunde gar keinen Sinn hat. Wird man nicht geboren, um zu sterben? Man lebt! Man lebt vor sich hin, bis ein Zeitpunkt gekommen ist, an dem man stirbt. Aber was bleibt zurück, warum hat man gelebt? Das Leben zerstört die Welt, das Leben anderer. Wozu gibt es das Leben überhaupt? Es existieren Dinge, Lebewesen und das Nichts. Aber selbst das Nichts ist etwas. Doch wozu ist es da? Und warum frage ich! Es gibt viele Fragen, die sich nur um dieses Thema drehen. Aber wieso komme ich darauf, wenn ich doch wissen will, ob du weißt, was ich denke? Wenn du wirklich weißt, was ich denke, wirst du bestimmt von mir erschreckt sein und gar nicht antworten wollen. Also frage ich lieber nicht, weil ich Angst davor habe, abgewiesen zu werden. Aber doch will ich es wissen. Tief in mir schreit alles: ,Tu es! Frage es!' Doch denke ich daran, meine Gedanken sind grundlos, sind eigentlich sinnlos, wie alles andere. Also ist auch diese Frage sinnlos? Doch für die Begierde nach Wissen und Zufriedenheit ist es wichtig, ist es sehr wichtig. Das Wissen, was man über die Jahre anhäuft, enthält viele Erfahrungen. Sind auch sie unnötig und überflüssig, sind auch sie ein Teil des Nichts, ob gut, ob schön? Muss man essen, muss man trinken. Doch was passiert, wenn ich es nicht tue, wenn ich etwas Anderes tun würde, etwas, was nicht vorgesehen ist? Geht es überhaupt? Sind Dinge möglich, wenn man weiß, sie existieren nicht, die unvorstellbar sind, so wie ein Perpetuum mobile? Kann man es bauen? So viele Fragen, die ich nun habe, doch keine Antwort lässt sich darauf finden. Weißt du, was ich denke? Ich kann es nur herausfinden, wenn ich frage. Kapitel 3: Untergang? --------------------- Untergang? Ein Ruf der Wildnis in meinem Herzen schreit nach Vergeltung, wie ein Orkan, der nichts mehr loslässt. Die Welt um mich zerbricht wie ein Spiegel und fällt vor meinen Augen zusammen und wird von einem schwarzen Loch verschlungen. Die Schreie der Menschen dringen nicht bis zu meinen Ohren vor, denn es ist Stille, auch wenn ich deutlich sehe, wie sich ihre Münder öffnen und sie ihre Hände nach mir strecken. So nah sind sie und doch trennt sie eine große Entfernung von mir. Flammen greifen nach ihnen und reißen sie in den Tod. Qualvoll winden sie sich auf dem Boden, doch die Flammen haben sie schon längst vollkommen umschlossen, um sie nie wieder loszulassen. Die Erde bebt, das Feuer steigt wie ein Strudel hoch zum Himmel und gefriert in den unendlichen Weiten zu Eis, um nun zu zerbrechen und von dem Sog des Loches ergriffen zu werden und für immer zu verschwinden. Es muss das Ende sein, die Zerstörung, die ein neues Nichts erschafft. Doch warum verschont es mich und zieht mich nicht mit sich? Ich will nicht das einzige Lebende im Nichts sein. Aber so enden wie die Menschen, deren Hände ich spüre, die sich, nach Rettung suchend, an meinen Körper klammern, will ich nicht. Ich fühle, wie sich ihr Griff lockert und ihre Hände leblos von mir gleiten. So gern würde ich ihnen helfen, doch das Schicksal verwehrt es mir. So wird der Schrei nach Vergeltung immer lauter. Doch, so wie ich Niemanden höre, hört mich Niemand. Wenn dann die Zerstörung vorüber ist, kann Nichts und Niemand den Schrei mehr hören, da alles Leben außer meinem nicht mehr existiert. So strecke auch ich meine Hände aus und schließe meine Augen, in der Hoffnung nicht allein zu überleben. Mein Wissen über die Zukunft lässt eine Träne über meine Wange rollen. Doch die Gewissheit der Einsamkeit erdrückt mich und zwingt mich in die Knie und bringt mich vor Schmerz zum Weinen. Mein Herz zerspringt mit einem lauten Knall und auch mein lebloser Körper sinkt zu Boden, wie die der Anderen. So kann auch ich ihr Schicksal teilen und bin gerettet. Kapitel 4: Weiß und Schwarz --------------------------- Weiß und Schwarz Unberührte Seiten. Siehst du es nicht, mein Leben? Nein, nur leere Seiten. Siehst du denn nicht all das, all die Worte und mein Leben? Endlos leere Seiten. Siehst du nicht die Fülle, den Gedanken und mein Leben? So weiß diese Seiten. Siehst du nicht, wie unendlich viel ich zu berichten habe und mein Leben? Schneeweiß und weißer die Seiten. Siehst du nicht die Worte, fast schwarz das Blatt und mein Leben? Nicht eine ist beschrieben, nur leere Seiten. So viel, so viel und du siehst es nicht, nicht ein Wort, nicht einen Strich und mein Leben? Es füllt keine Seiten. Kapitel 5: Traumfänger ---------------------- Traumfänger Über das Land und über das Meer Sie ziehen vorbei Sie ziehen umher Auf allen Wegen Bleiben sie stehen Sie lachen und singen tanzen und springen Durch die Nacht Wenn niemand wacht Sie kommen im Schlaf Zu Kindern ganz brav Sie sind da fern und nah Bringen Freude und Kummer Leis' im Schlummer Doch sind sie unberechenbar Sie bringen ihre eigenen Opfer dar Sie wüten und zerstören Wie Dämonen ohne aufzuhören Bös sind sie, hat Gott gesagt Jeder Engel hat versagt Sie bezwingen kann nur ein Gottesanhänger Das ist der Traumfänger Kapitel 6: Hülle ---------------- Hülle Jeder sieht das in mir, Was er sehen will, Doch niemand sieht mich. Ich bin ein Schauspieler In einer Tragödie Doch niemand sieht mich. Man sieht in den Spiegel, Das wahre Gesicht, Doch niemand sieht mich. Kann hoffen, kann warten, Auf der Bühne vorne stehen, Doch niemand sieht mich. So hell der Mond, belebt die Straße, Sie sehen den Schein, Doch niemand sieht mich. Kapitel 7: Rosen snow --------------------- Rosen snow Wie im Winter der Schnee so fallen sie herab Wie sie im Wind tanzen und sich drehen Wie ihr Schimmer schon von Weitem mein Lächeln erhellen... Wie sie sanft hinab ins grüne Gras gleiten Wie sie duftend ihren Charme versprühen Wie sie lieblich am Baume hängen vom Wind gestreichelt... Und die Welt, die Welt so wunderschön... Wie ihr zartes Rosa die Welt verschwimmen lässt Wie sie wolkengleich ihre Bahnen ziehen Wie sie ach so reich dem Morgen entgegengehen... Wie sie im Fluss davon getrieben werden Wie sie leicht auf dem Wasser stehen Wie ihr wundersamer Duft über Feld und Wasser weht... Und die Welt, die Welt so wunderschön In ihrem Schlaf, in ihrem Traum Lass sie uns gemeinsam sehen Und ihr Schein, ihr wunderbarer Schein Fällt herab vom Himmel wie der Schnee Wie rosa Schnee... Wie im Winter der Schnee so fallen sie herab Wie sie im Wind tanzen und sich drehen Wie ihr Schimmer schon von Weitem mein Lächeln erhellt... So vermiss ich die Zeit... So vermiss ich dich... Kapitel 8: Genesis ------------------ Genesis Eine Welt dir zu Füßen Ein Reich darauf Aus Wesen, die dir Huldigen Die du erschaffen. So anders als die anderen, In eine Welt hinein, Die gar so fremd, Eine Welt in sieben Tagen erschaffen. Genauso erschufst du sie Schlange, Ebenso den Apfel Und gabst ihnen die Sünde. Bist du dann nicht der größte Sünder? Eine Welt hast du geschaffen, An deren Spitze du stehst, Geschöpfe dir gleich Und doch ganz anders. So interessant sie war Und schnell erschaffen, So hebst du nur einen Finger Und wischst sie davon, um eine neue zu erschaffen. Kapitel 9: Spiegel der Welt --------------------------- Spiegel der Welt Wie ein Spiegel so leer, ist mein Blick auf die Welt, gefangen im blut'gen Meer, ohne Ziel noch Anfang, nie mehr. Mit den Wogen der Zeit allein und verlassen sein, Menschen aneinandergereit niemand kennt die Zweisamkeit. Der Himmel so grau, ohn' Farbenspiel, man sucht weit oben das Blau, hinter den Wolken, man kennt sie genau. Wie ein Spiegel so leer, ein Abbild der Zeit, es schmerzt schon so sehr, doch man findet es nimmermehr. Mit den Wogen der Zeit, verblasst es, das Bild, sie ist weg, die Dankbarkeit, und niemand ist da, der sie befreit. Der Himmel so grau, er scheint herabzufallen, herab auf den Menschenbau, der ohne Glanz, wie jetzt der Morgentau. Kapitel 10: Perfekte Tage, wie dieser ------------------------------------- Perfekte Tage, wie dieser An diesem Tag machte ich einen Ausflug nach Charlottenburg. Auf dem Weg dahin habe ich doch angefangen das Buch vom Wettbewerb zu lesen, was ich ja eigentlich gar nicht tun wollte, und stellte fest, das ist ja wirklich nicht schlecht. Es gefallen mir zwar nicht alle Texte, aber da waren einige sehr interessante drin, die mich innerlich bewegten. In meinen Ohren hallte Gackt und ich stieg Zoo in den Ersatzverkehr. Es kam mir alles vor wie in einem Traum, wie ich da die Straßen so entlang fuhr und aus dem Fenster blickte und dann wieder zurück in das kleine bunte Buch. Das nächste Lied begann und ich hörte die Stimme des Busfahrers zu mir durchdringen. Wilmesdorfer Straße stieg ich nun also aus. Ich beobachtete den Schatten, den ich auf den Weg warf, wie mein langer Mantel sich mit dem leichten Wind hob und wieder senkte. Mit dem Wind wurden die Geräusche des Presslufthammers auf der anderen Straßenseite herübergeweht, und doch kam mir die Welt immer noch verklärt vor, verklärt durch die zum Teil erschreckenden Texte. Mit einer solchen Selbstverständlichkeit mit der die Autoren ihre Erlebnisse niedergeschrieben hatte, und ich dachte nur daran, ein Glück, dass hier alles anders ist. Ich hob meinen Kopf, um die Eindrücke um mich herum zu erfassen. Die Menschenmassen um mich hasteten an mir vorbei, als ob ich in mitten eines reißenden Flusses stände, dessen Strömung mich doch nicht erfasst. Ich sah einen Gitarrenspieler an einem Baum sitzen und für die Menge spielen, die doch nur an ihm vorbeiliefen, wie an mir, ich hörte, dass er spielte, hörte nicht was und da erklang Leeca. Diese seichte Melodie, die mich umfing und dahintrug. Die neonfarbenen Aufschriften in den Schaufenstern blinkten mir schon von weitem entgegen, luden ein, doch ich sah niemanden, der hineinging. Mitten in der Strömung war eine Insel voller Menschen, die Kaffee tranken, oder auch nicht. Doch als ich daran vorbei kam, merkte ich, dass auch hier eine Strömung war, sie war nicht so reißend, nicht so geradeaus, es war eine Insel, die in sich wirbelte, hier ein Wort, da ein Geschnatter, voller Leben und Erzählungen, so rastlos, wie der Fluss. Als ich den Strom aus Menschen verließ, betrat ich eine Seitenstraße, und auf einmal waren all die Hektik und die Unruhe der Menschen verschwunden, als ob man von einer Welt in die nächste eintauchen würde. In eine Welt, in der der Efeu sich allmählich die Wände der Häuser hochrankt, selbst an den Bäumen ihren Weg zum Himmel suchen. Wie die Geräusche der Presslufthammer langsam immer schwächer werden mit jedem Schritt, den man tut, und bis sie schließlich nicht mehr zu hören sind und immer noch hallte Leeca in meinen Ohren und verwandelte alles um mich herum. Niemals habe ich diesen Weg, den Weg zu Herrn Yamashinas kleinem Buchladen, so erlebt. Und dann, dann war alles wieder vorbei. Auch wenn die Gedanken immer noch durch meinen Kopf geisterten, immer noch angeregt durch die Siegertexte, es war vorbei. Das schimmern der Welt versagte sich wieder vor meinen Augen und ließ mich die Welt wieder als das sehen, als das ich sie vorher gesehen hatte. Mein Weg führte mich anschließend zu Neo Tokyo, wo ich zur richtigen Zeit nun mal am richtigen Ort zu seien schien, genau richtig, um ein Eis geschenkt zu bekommen. Shin, der eine Verkäufer brachte seinem Kollegen eins und die Mädchen, die schon die ganze Zeit mit Shin gesprochen hatten, bettelten um eins, schließlich brächten sie den Beiden doch auch immer Kuchen. Da war es wieder das Glitzern und Leuchten, dass mich die Welt anders erleben ließ. Es war in diesem Eis, dass Shin mir gab. Es war erfrischend, da ich in meinem langen schwarzen Mantel langsam Hitzewallungen erlitt und es in dem Laden auch nicht gerade kühl war. Wie das kühle Eis einem die Kehle herunter rinnt und seinen Orangengeschmack erst richtig entfaltet. Dieser Augenblick war ein Gespräch mit den drei Mädchen wert und ich erfuhr, dass sie einige Tage zuvor bei dem Eye of Destiny Konzert, dass ich verpasst hatte, gewesen waren. Ich durfte mir ihre Fotos ansehen und in dem weißgepunkteten Hemd von Közi fand ich das Muster der verzauberten Welt wieder, zu der die Melodie von Leeca passt, und das nicht nur, weil die beiden Künstler, so unterschiedlich sie auch sind, einst in einer Band spielten. Die traurigen aber aufwühlenden Klänge sind sinnlich, so wie das Hemd von Közi. Kurzer Hand entschied ich mich Cresent zu kaufen und nicht erst zu warten mit meiner Mutter her zu kommen, um es zu tun. Auf dem Heimweg stand ich am Alexanderplatz an den Gleisen und wartet auf meine S-Bahn Heim. Ich kramte die CD heraus und blätterte in dem Booklet, das ich schon kannte. Ich blätterte die Textübersetzungen durch und begann den zu 'Tsuki no Uta' zu lesen. "Ein strahlend weißes T-Shirt Ein Regenbogen im Sprühnebel Gedankenverloren in den Himmel starren Der Wind spielt mit unzähligen Dingen Unser Glück bestand nur aus uns beiden Und sonst nichts..." Ich wollte weinen, so sehr, wie jedes Mal, wenn ich das Lied höre, wie jedes Mal, wenn ich das Video sehe, wie jedes Mal einfach nur weinen. So verloren, wie in diesem Moment fühlte ich, warum ich nicht vom Strom mitgerissen wurde, warum ich im allem die Schönheit suchte. 'Tsuki no Uta', es war in meinen Händen, dieses Lied. Wieder zeigte mir Gackt mit seiner Musik, was diesen Tag zu einem perfekten macht. Die S-Bahn fuhr in den Bahnhof ein und öffnete seine Türen für mich. Ich setzte mich auf einen Platz und sah meinen Sitznachbarn an. Da fiel es mir auf, neben mir saß einer..., wie der Titel auf dem Buch. Als Grundlage diente ein Weblogeintrag von mir. Im großen und ganzen hab ich es so erlebt, okay, die Kunst lebt von der Übertreibung... ^__^ Kapitel 11: Angst vor dem Leben ------------------------------- Angst vor dem Leben Was sind schon Tod und Verderben zum irdischen Sein? Ich kann nur lachen, so viel Angst hat man vorm Tod, doch ist das größte Leiden die ewige Not. Der Schmerz der Seele nicht mal körperlich, zerfrisst, zerfetzt, man verblutet innerlich. So ist doch die größte Strafe am Leben zu sein. Kapitel 12: Drehe, drehe ------------------------ Drehe, drehe Es lacht das Leben so frisch und unberührt, als dass ich nun mag sterben. So ist mein Leib rein und doch verdreckt mit Blut und Hässlichkeit. Glaub nicht was gesagt, da Schand auf aller Welt, den Himmel zerfallen lässt. Und hoffst du auch, so ist es vergebens, mit jedem Hauch aus meiner Lung. So kalt und starr so wird es sein am End und liegen bloß auf der Erd. So soll der Schnee noch fallen wenn es Winter ist, und die Welt verhüllen. Auf dass die Welt sich weiter drehe, ohne Ziel und Sinn, dass sie sich drehe, drehe. Kapitel 13: Das Liebespfand --------------------------- Das Liebespfand "Oh, du Geliebter mein, musst du wirklich schon so weit entfernt von mir sein?" "Oh, du mein einzges Lieb, wenn mein Herz in den deinen Händen liegt, kann uns nichts mehr trennen, und die Zeit noch so entrinnen. Doch zieht es mich zu meiner Bestimmung, weit entfernt von dir, zu der widrigen Zerstörung." "Hier nimm dieses Liebespfand, es soll dich beschützen vor jedweder Schand." "Oh, du Geliebte mein, muss ich wirklich schon so weit entfernt von dir sein?" "Oh, Geliebter du, schließe deine Augen zur ew'gen Ruh." Oh Gott! Es ist eines meiner ältesten Gedichte. Wer sich über die Sprache wundert, ich hab zu der Zeit einige mittelalterlichen Gedichte gelesen... Ne Freundin hat das Gedicht mal als Telefonat bezeichnet, passend, nur nicht wenn man dann wieder ans Mittelalter denkt... Ach ja geschrieben hab ich es am 19.02.2000 Da sieht man mal, wann ich richtig angefangen hab zu schreiben, das ist noch gar nicht so lange her. Kapitel 14: Frei wie ein Vogel ------------------------------ Frei wie ein Vogel Frei wie ein Vogel, so möchte ich sein. Über die Dächer der Stadt möchte ich fliegen. Und wenn es Winter wird mit den Anderen fliehen. Weit weg von der Stadt hinein in den Süden. Und mich von der warmen Sonne leiten lassen. Frei wie ein Vogel, so möchte ich sein. Über die Meere mit den vielen Fischen fliegen. Und ab und zu mir einen fangen, wenn ich Hunger habe. Weit draußen möchte ich auf dem Meer treiben. Und mich von der warmen Sonne leiten lassen. Frei wie ein Vogel, so möchte ich sein. Über fremde Länder möchte ich fliegen. Und das einfache Leben dort in Ruhe sehen. Weit weg von der Heimat möchte ich schlafen. Und mich von der warmen Sonne leiten lassen. Frei wie ein Vogel, so möchte ich sein. Über den lange Weg nach Hause möchte ich fliegen. Und wenn es Sommer ist dort auch bleiben. Weit weg von meinen Abenteuern im Süden. Und mich von der warmen Sonne leiten lassen. Kapitel 15: Wirrung ------------------- Reißende Fluten über Berg und Tal, geh' auf liebe Sonn'! Lass verdörren die süßen Blümelein, lass verdunsten das Meer. Steh' auf großer Baum! Liegst da am Boder zerstört, verrottest unter all dem Moos. Ein Wolkenbruch zerreißt den Himmel, geh' auf liebe Sonn'! Beleuchte den kühnen Blitz noch mehr, beleuchte den Untergang. Steh' auf großer Baum! Loderst auf wie nie zuvor, knisterst rauschend davon. Kapitel 16: Für die Ehre ------------------------ Für die Ehre Das Rauschen des Meeres, die sanfte Brandung, die die Wellen einfängt, Möwen die sich zwischen den Felsen bewegen und ihre gequälten Laute ausstoßen. Aus einer Gruppe dieser Möwen erhob sich eine von ihnen und flog die Küste hinauf, hinweg über das grüne Gras, welches dort wuchs, hinweg über die stille Landschaft, in der sie standen. Blau wie das Meer umhüllte der leichte Baumwollstoff Asuras Körper. Ihre langen, schwarzen Haare hatte sie mit einem ebenso blauen Band zurückgebunden, doch fielen einzelne Strähnen und Zöpfchen über ihre Schultern und hatten sich auf die Tsuka* ihres Katanas gelegt. Ein Windstoß spielte mit ihren Haaren und blies sie wieder von der Tsuka* herunter. Sie hatte ihren Kopf leicht geneigt, als ob sie den Boden unter ihren Füßen betrachten wollte, doch ihre Augen waren fast gänzlich geschlossen. Wieder zog ein Windstoß vorbei und Asuras Haare glitten an ihren Augen vorbei und wieder zurück. Sie hob ihren Kopf etwas an um Yumiko sehen zu können, die mit dem Rücken zu ihr das Meer betrachtete. Ihre Haare waren streng zu einem Zopf zurückgezogen, nur ihr langer Pony umspielte ihr Gesicht. Das dunkle Rot ihrer Kleidung wirke auf Asura wie frisches Blut, das sich gleichmäßig über den Stoff verteilt hatte. Asura suchte nach einer Regung, als der Wind Yumikos Ärmel hin und her flattern ließ, doch Yumiko ließ ihre Hände einfach an ihrem Körper herunterhängen, fast als ob sie nicht Teil ihres Körpers wären, als ob nicht auch an ihrer Hüfte sich ein Schwert befinden würde, doch es war da. Asura betrachtete das schwarze, lackierte Holz der Saya*, das in dem hellen Lichte des Tages wie auch im Mondschein in der Nacht glänzte. Sie hob ihren Kopf noch ein wenig und betrachtete Yumikos rabenschwarzes Haar, das ebenso einen Glanz besaß wie die Saya* ihres Schwertes. "Wieso?" Asura schwieg wieder, um nach den richtigen Worten zu suchen. Ihre Stimme war so leise, dass selbst sie glaubte, sich nicht zu hören. "Wieso hast du ihn erschlagen?" Asura wusste nicht, was sie erwartete, auf eine Antwort wartete sie gewiss nicht. Sie ließ Yumiko nicht aus den Augen. Beobachtete jede Regung, doch da war keine. Yumiko blickte noch immer schweigend über das blaue, weite Meer, auf welches sie blickte seit sie hier angekommen waren. Sie hatte Asura nicht angesehen, den ganzen Tag nicht, auch nicht bei Nacht, als Asura ihr aus dem Gasthaus gefolgt war. "Yumiko, bitte..." "Schweig!" Yumikos Stimme hallte über die Landschaft hinweg, zerschnitt die Stille, scheuchte die Möwen, die sich am Rand der Klippe niedergelassen hatten, auf, die nun durcheinander strebten. Asura wandte ihren Blick von Yumiko ab und betrachtete in der Ferne die Möwen, die dort durch die Luft tanzten. Sie atmete langsam ein und wieder aus. Nachdenklich wandte sie sich wieder Yumiko zu. "Ich versteh dich nicht... Du hast euer beider Ehre weggeworfen. Ihm hast du seine Ehre genommen, in dem du ihn im Schlaf erschlugst und dir hast du somit deine Ehre auch genommen. Wieso, Yumiko? Wieso?" Asura konnte den tiefen Atemzug von Yumiko hören, die Anspannung, die in ihm lag, ihr Ringen nach Worten. "Darum..." Asura sah Yumiko verständnislos an. Sie wünschte sich Yumikos Gesicht sehen zu können, in diesem Moment. Die Luft strömte in ihre Lungen und mit einem leisen Seufzer stieß sie die Luft wieder aus. "Das ist doch keine Antwort. ,Darum...'" Yumiko bewegte ihren Kopf und drehte ihn ein winziges Stück zu Asura, doch selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte Asura nicht sehen können. Traurig schloss sie fast ganz ihre Augen, doch ließ sie das gleißende Licht, das vom glitzernden Meer reflektiert wurde, noch durch ihre Augenlider scheinen. "Ich hab es aus Hass getan." "So ein Unsinn!" Asura schüttelte den Kopf mit geschlossenen Augen. Als sie die Bewegung beendete, öffnete sie wieder ihre Augen und blickte Yumiko an. Für einen Augenblick lauschte sie der Brandung unten, hinter dem Abgrund vor dem sie standen. "Das ist nicht deine Art... Es ist weder deine Art jemanden zu hassen, noch ihn so unehrenhaft zu töten." Yumiko erhob ihren Kopf zum Himmel und ihr seidig glänzender Pony wurde vom Wind erfasst und wirbelte unbändig in der Luft umher. Sie spreizte ihre Finger kaum wahrnehmbar ab, als ob sie sie wie Flügel ausbreiten wollte um mit ihnen in den tiefblauen Himmel einzutauchen. "Wie schön blau der Himmel heute ist. Keine Wolke ist weit und breit zu sehen. Nur die Unendlichkeit des Himmels, als ob das Meer sich in ihm spiegeln würde. Oder ist es vielleicht andersherum?... Was meinst du Asura?" "Was?" Asura folgte Yumikos Blick hinauf zum Himmel von dem unablässig die helle Sonne auf sie herabschien. Sie schloss ihre Augen und lauschte dem Knistern des Grases und den Schreien und Geflatter der Möwen, als sie ihren Kopf wieder neigte. Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie die leuchtenden Umrisse eines Vogels, der vorbeigeflogen war und sich förmlich in ihre Netzhaut eingebrannt hatte. Asura blinzelte um das Bild wieder verschwinden zu lassen, doch noch immer sah die mehr den Vogel als Yumiko, deren Ärmel und Hosenbeine im Wind aufflatterten, als wollten auch sie Yumiko zum fliegen bringen wie einen Vogel durch seine Flügel unter denen sich die Luft hinwegbewegte und ihn vom Boden hob. "Es ist ein ausgesprochen schöner Himmel. Aber glaubst du nicht, dass er auch trügerisch sein könnte?" "Du denkst zu viel, Asura. Du denkst zu viel." Asura griff nach ihrem Shoto*, welches sie immer bei sich hatte, es aber im Gegensatz zu ihrem Katana nie benutzte. Sie zog es aus der Saya* und für einen kurzen Augeblick erschrak Yumiko bei dem leisen Geräusch, dass es beim Herausziehen machte. Asura atmete noch einmal tief ein und aus, dann streckte sie es Yumiko entgegen, als die Wellen des offenen Meeren brausend an die Klippen schlugen und die Möwen auseinanderjagte, sodass sie direkt vor Yumiko aufstiegen und der Wind ihren Pony nach hinten wehen ließ. "Ich bitte dich Yumiko, du weißt, was du zu tun hast, willst du deine Ehre wiederherstellen." Zum ersten Mal drehte sich Yumiko um und blickte Asura ins Gesicht. Sie ließ ihren Blick auf das kleine Schwert fallen, welches Asura ihr entgegenstreckte, dann schloss sie ihre Augen und wandte sich wieder ab. "Steck es wieder ein, Asura. Ich werde mich nicht umbringen." "Aber Yumiko! Du musst!" Wütend drehte sich Yumiko wieder um und legte ihre Hand kraftvoll auf ihre Brust, wobei der rote, aufgewirbelte Stoff ihrer Kleidung und das wilde Brausen des Meeren hinter ihr sie wie einen Boten des Totes wirken ließen. "Wieso sollte ich!? Ich will mein Leben nicht für die Ehre aufgeben!" Der Zorn in ihrem Gesicht jagte Asura Angst ein, doch da war noch etwas anderes ihn ihren Augen, sie sahen so traurig aus, so unendlich traurig, so verzweifelt und doch auch irgendwie leer, als wäre sie zwischen tausenden Gefühlen gefangen, denen sie zu entkommen versuchte. "Wenn das deine Meinung ist, bin ich von dir enttäuscht. Ich dachte, du würdest die Traditionen und Bräuche ehren. Zumindest hast du das doch immer gesagt. Oder irre ich mich?" Als ob plötzlich Yumikos gesamte Wut verflogen wäre, sackte ihre vom Wind und der Bewegung aufgebauschte Kleidung in sich zusammen und Yumiko wirkte so winzig und verloren. Asura machte einige Schritte auf sie zu, griff mit ihrer linken Hand nach Yumikos Rechten und gab ihr das kleine Schwert, dessen Klinge in der Sonne aufblitzte, mit beiden Händen. Sie schloss Yumikos Finger um die Tsuka* und lockerte ihren eigenen Griff. "Nein! Ich will nicht!" Yumiko riss sich aus Asuras Griff los und lief einige Schritte in Richtung des Abgrunds hinter des das blaue Meer sich über den Horizont ausbreitete und in der Ferne mit dem ebenso blauen Himmel verschmolz. Asura blicke ihr nach und ließ das kleine Schwert nach einigen Momenten des Nachdenkens mit ihrer linken Hand wieder in der Saya* verschwinden. "Ich verstehe dich wirklich nicht..." Yumiko drehte ihren Kopf leicht zu Asura und blickte dann wieder über das Meer. Sie lauschte den Wellen und atmete die salzige Meerluft ein. "Das musst du auch nicht." Asura blickte von der Tsuka* ihres Shotos* auf und sah Yumiko an, die noch immer mit dem Rücken zu ihr da stand. "Ich will es aber verstehen." Yumiko öffnete leicht ihren Mund und verstummte ehe sie etwas gesagt hatte. Sie atmete die Luft wieder aus und setzte erneut an. "Selbst wenn ich es dir erklären würde... Du würdest es nicht verstehen." Wieder zog der Wind an ihren vorbei, streifte sie, ließ den Stoff, der ihre Körper umhüllte, flattern. Unbemerkt legte Yumiko ihre linke Hand auf die Saya* ihres Schwertes, schloss ihre Finger um die Koiguchi* und berührte mit ihrem Daumen die Tsuba*. "Verzeih mir..." "Was?" Asura blickte verständnislos auf und starrte Yumiko an, als diese im Umdrehen ihr Katana mit dem Daumen aus der Saya* stieß und es mit der rechten Hand herauszog. Nur knapp entkam Asura der scharfen Klinge des Schwertes, dass, als es ihre Haare berührte, diese so mühelos abtrennte. "Yumiko! Was soll das!?" Reflexartig zog auch sie ihr Schwert aus der Saya* und blockte den nächsten Hieb ab. Die Klingen der Schwerter prallten aufeinander und für einen kurzen Augenblick flogen Funken entlang an Asuras Schwert, an dem Yumikos Schwert entlangglitt. Asura schwang das Schwert herum und packte die Tsuka* auch mit der linken Hand, um einen schrägen Schnitt nach unten vollführen zu können. Doch Yumiko trat Asura, ehe sie den Schnitt ausführen konnte in den Magen. Sie riss ihr Schwert wieder empor und hielt es über dem Kopf in Position, während sie Asura beobachtete, wie sie zurücktaumelte und sich vor Schmerzen krümmte. Sie stützte sich kurz auf ihrem Schwert auf und rang nach Atem, wobei sie ein schmerzverzerrtes Keuchen von sich gab, bei dem einige Tropfen Blut aus ihrem Mund quollen. Mit der linken Hand wischte sie sich das Blut von den Lippen, dass sich auf ihren Lippen gesammelt hatte. Sie richtete sich wieder auf und zog ihr Schwert aus dem Gras, dass sich durch ihr Gewicht eingegraben hatte. Mit einem eiskalten Blick starrte sie Yumiko an, die noch immer mit erhobenem Schwert da stand. Asura richtete ihr Schwert mit einer Hand in Yumikos Richtung, ihren Blick noch immer starr auf Yumiko fixiert. Sie atmete noch einmal tief ein und griff mit der linken Hand zum Schwert. Langsam führte sie das Schwert nach hinten, so dass die Kissaki* knapp über dem Boden schwebte. Sie schloss ihre Augen und lauschte dem knisternden Gras unter ihren Füßen, sie fühlte ihre gesamte Umgebung, fühlte Yumikos Atem, den sie zu regulieren versuchte, fühlte das schnelle Schlagen ihres Herzens, fühlte ihr eigenes Herz schlagen. Es war der völlige Einklang mit der Umgebung. Asura riss ihre Augen auf und lief schreiend auf Yumiko zu. Wieder prallten die Schwerter aufeinander und wieder sprühten Funken. Mit einer kreisenden Bewegung des Schwertes und einem Schlag auf die Handrücken gelang es Asura Yumiko zu entwaffnen. Doch als Asura das Schwert über den Kopf hob und zuschlagen wollte, griff Yumiko nach ihren Unterarmen. Asura versuchte mit all ihrer Kraft sich aus dem Griff zu befreien, doch so sehr sie auch ihre Kraft einsetzte, gelang es ihr nicht. "Wieso Yumiko? Wieso tust du das?" Yumiko rang förmlich nach Atem und ihre Hände schmerzten von dem Schlag, den Asura ihr gegeben hatte und durch den sie ihr Schwert hatte fallen lassen. Sie sammelte ihre Kraft um Asura eine Antwort zu geben. "Für die Ehre!" In diesem Moment riss sich Asura los und schlug mit dem Schwert Yumikos Kopf ab. Asura brachte das Schwert kurz vor dem Boden zum Halt und starrte über das offene Meer hinweg. Langsam floss das Blut an der Klinge entlang und tropfte von der Kissaki* auf das grüne Gras. Atemlos stand Asura da und versuchte zu begreifen, während Yumikos warmes Blut sich langsam über dem Boden schlängelte und wie ein kleiner See Asuras Füße einschloss. Asura spürte die Wärme, spürte wie der blaue Stoff ihrer Hose langsam schwerer wurde, da er sich mit Yumikos dunkelrotem Blut voll sog, und blickte zu ihren Füßen. Ihr Blick aber blieb kurz neben dem kopflosen Körper haften. Asura schlug das Blut von der Klinge ab, dass in kleinen, feinen Tröpfchen in die Pfütze aus Blut herabregnete, als sie an den Körper herantrat und das Schwert leise wieder in die Saya* gleiten ließ. Sie beugte sich nach unten und griff nach etwas, das dort im Blut schwamm. Als sie sich wieder aufrichtete und das Blut abwischte, konnte sie erkennen, dass es ein Talisman war, ein Talisman auf dem ein Name stand. Takeshi. Asura blickte zu Yumikos Kopf, der etwas abseits im Gras lag. Ihr Gesicht war dem Himmel zugewandt und ihre toten, aufgerissenen Augen blickten in ihn hinein, so wie sie es auch schon vorher getan hatten. "Du... Du hast ihn geliebt..." Asura ließ den Talisman fallen, zurück in das warme Blut, dass zur Seite spritzte, als der Talisman die Oberfläche berührte. "Du hast ihn geliebt..." Asura wandte sich von Yumiko ab und blickte in den weiten, blauen Himmel, an dem auch jetzt noch keine Wolke zu sehen war, als ob die Götter den Ausgang dieses Kampfes vorherbestimmt hatten und deshalb milde gestimmt waren. Ohne noch einmal Yumikos Leiche zu betrachten schritt Asura den Bäumen des nahegelegenen Waldes entgegen, wobei der Wind sie in diese Richtung führte, als sagte er: "Geh fort von diesem Ort, lass die Vergangenheit vergangen sein, lass Yumiko allein, damit sie ihren Weg findet, denn ihre Ehre hat sie zurück." *Tsuka - Griff eines Katanas *Saya - Scheide eines Katanas *Shoto - Kurzschwert *Koiguchi - Sayaöffnung *Tsuba - Stichblatt eines Katanas *Kissaki - Spitze eines Katanas Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)