Mein verlorenes Selbst von abgemeldet (Gedichte und Ich - Ich und Gedichte) ================================================================================ Kapitel 10: Perfekte Tage, wie dieser ------------------------------------- Perfekte Tage, wie dieser An diesem Tag machte ich einen Ausflug nach Charlottenburg. Auf dem Weg dahin habe ich doch angefangen das Buch vom Wettbewerb zu lesen, was ich ja eigentlich gar nicht tun wollte, und stellte fest, das ist ja wirklich nicht schlecht. Es gefallen mir zwar nicht alle Texte, aber da waren einige sehr interessante drin, die mich innerlich bewegten. In meinen Ohren hallte Gackt und ich stieg Zoo in den Ersatzverkehr. Es kam mir alles vor wie in einem Traum, wie ich da die Straßen so entlang fuhr und aus dem Fenster blickte und dann wieder zurück in das kleine bunte Buch. Das nächste Lied begann und ich hörte die Stimme des Busfahrers zu mir durchdringen. Wilmesdorfer Straße stieg ich nun also aus. Ich beobachtete den Schatten, den ich auf den Weg warf, wie mein langer Mantel sich mit dem leichten Wind hob und wieder senkte. Mit dem Wind wurden die Geräusche des Presslufthammers auf der anderen Straßenseite herübergeweht, und doch kam mir die Welt immer noch verklärt vor, verklärt durch die zum Teil erschreckenden Texte. Mit einer solchen Selbstverständlichkeit mit der die Autoren ihre Erlebnisse niedergeschrieben hatte, und ich dachte nur daran, ein Glück, dass hier alles anders ist. Ich hob meinen Kopf, um die Eindrücke um mich herum zu erfassen. Die Menschenmassen um mich hasteten an mir vorbei, als ob ich in mitten eines reißenden Flusses stände, dessen Strömung mich doch nicht erfasst. Ich sah einen Gitarrenspieler an einem Baum sitzen und für die Menge spielen, die doch nur an ihm vorbeiliefen, wie an mir, ich hörte, dass er spielte, hörte nicht was und da erklang Leeca. Diese seichte Melodie, die mich umfing und dahintrug. Die neonfarbenen Aufschriften in den Schaufenstern blinkten mir schon von weitem entgegen, luden ein, doch ich sah niemanden, der hineinging. Mitten in der Strömung war eine Insel voller Menschen, die Kaffee tranken, oder auch nicht. Doch als ich daran vorbei kam, merkte ich, dass auch hier eine Strömung war, sie war nicht so reißend, nicht so geradeaus, es war eine Insel, die in sich wirbelte, hier ein Wort, da ein Geschnatter, voller Leben und Erzählungen, so rastlos, wie der Fluss. Als ich den Strom aus Menschen verließ, betrat ich eine Seitenstraße, und auf einmal waren all die Hektik und die Unruhe der Menschen verschwunden, als ob man von einer Welt in die nächste eintauchen würde. In eine Welt, in der der Efeu sich allmählich die Wände der Häuser hochrankt, selbst an den Bäumen ihren Weg zum Himmel suchen. Wie die Geräusche der Presslufthammer langsam immer schwächer werden mit jedem Schritt, den man tut, und bis sie schließlich nicht mehr zu hören sind und immer noch hallte Leeca in meinen Ohren und verwandelte alles um mich herum. Niemals habe ich diesen Weg, den Weg zu Herrn Yamashinas kleinem Buchladen, so erlebt. Und dann, dann war alles wieder vorbei. Auch wenn die Gedanken immer noch durch meinen Kopf geisterten, immer noch angeregt durch die Siegertexte, es war vorbei. Das schimmern der Welt versagte sich wieder vor meinen Augen und ließ mich die Welt wieder als das sehen, als das ich sie vorher gesehen hatte. Mein Weg führte mich anschließend zu Neo Tokyo, wo ich zur richtigen Zeit nun mal am richtigen Ort zu seien schien, genau richtig, um ein Eis geschenkt zu bekommen. Shin, der eine Verkäufer brachte seinem Kollegen eins und die Mädchen, die schon die ganze Zeit mit Shin gesprochen hatten, bettelten um eins, schließlich brächten sie den Beiden doch auch immer Kuchen. Da war es wieder das Glitzern und Leuchten, dass mich die Welt anders erleben ließ. Es war in diesem Eis, dass Shin mir gab. Es war erfrischend, da ich in meinem langen schwarzen Mantel langsam Hitzewallungen erlitt und es in dem Laden auch nicht gerade kühl war. Wie das kühle Eis einem die Kehle herunter rinnt und seinen Orangengeschmack erst richtig entfaltet. Dieser Augenblick war ein Gespräch mit den drei Mädchen wert und ich erfuhr, dass sie einige Tage zuvor bei dem Eye of Destiny Konzert, dass ich verpasst hatte, gewesen waren. Ich durfte mir ihre Fotos ansehen und in dem weißgepunkteten Hemd von Közi fand ich das Muster der verzauberten Welt wieder, zu der die Melodie von Leeca passt, und das nicht nur, weil die beiden Künstler, so unterschiedlich sie auch sind, einst in einer Band spielten. Die traurigen aber aufwühlenden Klänge sind sinnlich, so wie das Hemd von Közi. Kurzer Hand entschied ich mich Cresent zu kaufen und nicht erst zu warten mit meiner Mutter her zu kommen, um es zu tun. Auf dem Heimweg stand ich am Alexanderplatz an den Gleisen und wartet auf meine S-Bahn Heim. Ich kramte die CD heraus und blätterte in dem Booklet, das ich schon kannte. Ich blätterte die Textübersetzungen durch und begann den zu 'Tsuki no Uta' zu lesen. "Ein strahlend weißes T-Shirt Ein Regenbogen im Sprühnebel Gedankenverloren in den Himmel starren Der Wind spielt mit unzähligen Dingen Unser Glück bestand nur aus uns beiden Und sonst nichts..." Ich wollte weinen, so sehr, wie jedes Mal, wenn ich das Lied höre, wie jedes Mal, wenn ich das Video sehe, wie jedes Mal einfach nur weinen. So verloren, wie in diesem Moment fühlte ich, warum ich nicht vom Strom mitgerissen wurde, warum ich im allem die Schönheit suchte. 'Tsuki no Uta', es war in meinen Händen, dieses Lied. Wieder zeigte mir Gackt mit seiner Musik, was diesen Tag zu einem perfekten macht. Die S-Bahn fuhr in den Bahnhof ein und öffnete seine Türen für mich. Ich setzte mich auf einen Platz und sah meinen Sitznachbarn an. Da fiel es mir auf, neben mir saß einer..., wie der Titel auf dem Buch. Als Grundlage diente ein Weblogeintrag von mir. Im großen und ganzen hab ich es so erlebt, okay, die Kunst lebt von der Übertreibung... ^__^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)