Change of Hearts von Polarstern (Yami x Yugi (Gemeinschafts FF mit Kagu-chan!!)) ================================================================================ Kapitel 2: Chujitsu ------------------- *Yamis Sicht* Laut schreiend und auf mich rumhackend übernimmt diese Funktion dafür am nächsten Morgen meine Mutter. Sie hat es wohl immer noch nicht aufgegeben mich mit ihrem Geschrei "zur Ordnung" rufen zu wollen. Langsam wär's mir lieber, sie würde mich, wie auch mein Vater, größernteils ignorieren. Ich bin halt so wie ich bin.. Total entnervt fahre ich mal wieder zur Schule. Warum geh ich überhaupt noch die letzten drei Wochen hin? Hat eh kein Zweck mehr... Ich weiß eh schon, dass ich's dieses Mal nicht schaff'.. Ich komme in der Schule an, alles so wie immer... Alle Grüppchen stehen wie jeden Morgen zusammen und quatschen fröhlich vor sich hin. Ich habe keine Lust mich zu meiner sogenannten Clique zu stellen... Ich kämpfe mich durch den kleinen Flur bis zur Einganghalle vor. Dort setze ich mich an einen der rumstehenden Stühle und rücke damit an einen der Tische. Darauf verschränke ich dann meine Arme und lege müde meinen Kopf darauf. Zum Zeichen, dass ich nicht gestört werden will lege ich die blaue Jacke meiner Schuluniform über meinen Kopf. Das zerzaust mir zwar die eben mühsam erstellte Frisur, aber was solls... Ich habe ja noch 15 Minuten Zeit bis Unterrichtsbeginn. Das dieser dumme Bus auch immer so früh schon fahren muss... Ich habe heute Nacht kaum geschlafen... Mir ist gerade so ziemlich alles egal. Zu viele Gedanken schossen mir durch den Kopf, als dass ich mich hätte entspannen können. Meine Eltern verstehen auch gar nichts... "Guten Morgen Yami-chan!" Sofort erkenne ich die Person neben mir, obwohl ich sie nicht mal sehen brauch. Munter reißt er mir die Jacke vom Kopf und zieht mich an der Schulter vom Tisch. "Hey Süßer, lass mich raten, deine Alten wieder? Ich hab dir doch schon soo oft gesagt, lass sie reden! Sie sind halt zu engstirnig um zu verstehen, dass es nicht auf das Geschlecht ankommt, was man liebt... Wir haben bald unser Abi, dann suchst du dir eine super Arbeit und schon bist du da raus! Ich hab dich gestern übrigens versucht x-mal anzurufen!!" "Mhhm.. Sorry, hab ich nicht gemerkt..", murmle ich vielsagend vor mich hin und starre aus dem Fenster. "Yaaaaamii Atem! Hörst du auf dich deinem Namen entsprechend zu benehmen?" redet Chujitsu mit einer für mich um diese Zeit unverständlichen guten Laune auf mich ein. "Tut mir leid Chujitsu.... Am Besten, lässt du mich im Moment in Ruhe, mir geht es wirklich mies. Ist nichts gegen dich Schatz, wirklich..", flüstere ich und es tut mir leid, ihn so abweisen zu müssen. "Da weiß ich eine gute Medizin..", grinst mich Chujitsu an und ehe ich ausgewertet hab, worüber er spricht, hat er mich auch schon zu sich hochgezogen, hält mich engumschlungen und presst stürmisch seine Lippen auf meine. Ich seufze leicht auf... Die Wärme die von ihm ausgeht tut gut... Ich glaube Chujitsu hat Recht, Zärtlichkeiten sind das, was ich nun zur Abwechselung mal brauche. Sanft erwidere ich seinen Kuss und lege dann traurig meinen Kopf an seine Brust. Bei ihm fühle ich mich geborgen... Wir sind jetzt schon fünf Monate zusammen. Aber er macht mich nicht wieder wirklich glücklich... Und genau das ist der Grund, warum ich die letzten Wochen über Dauerstress mit meinen Eltern habe. Sie akzeptieren nicht, dass ich schwul bin.. Was musste ich alles ertagen in letzter Zeit..? Ich kann im Moment nicht mehr. Ich hab nichts, was mir neue Kraft gibt... Ich genieße es und schließe erleichtert die Augen, als Chujitsu leicht an meinem Ohrläppchen knabbert. Doch es fühlt sich nicht mehr so prickelnd an, wie am Anfang.. mit der Zeit ist der Zauber verblasst... Aber es tut gut. Ich brauche mich nicht umzusehen, um zu wissen, mit welchen blöden Blicken uns die Anderen hier in der Eingangshalle nun anstarren werden. Ist halt Gewöhnungssache. Dass unter den Schülern die an uns vorbei in die Klassenzimmer gehen, auch der sympathische, kleine Junge von gestern ist, der uns mit leeren Augen anstarrt, bemerke ich nicht. *Yugis Sicht* Immer weiter renne ich den vor mir liegenden Gang...Ich höre die Rufe nicht, die mir die Schüler nachschreien, weil ich sie womöglich angerempelt habe. Das Einzige was mir noch durch den Kopf geht, ist das ich hier weg muss. Einfach weg...... Andauernd frage ich mich, warum ich alles um mich nicht wahrnehmen kann, aber dieses schreckliche Bild dagegen sich so in meinen Kopf einbrennen konnte. Ich renne weiter. Langsam spüre ich wie sich einzelne Tränen den Weg über meine Wangen bannen. So sehr ich auch versuche stark zu sein, dieses Gefühl von Traurigkeit ist stärker. Für einen Moment bleibe ich stehen. Durch meine verheulten Augen kann ich ein mir bekanntes Haus ausmachen....doch jetzt zu Joey zu gehen erscheint mir als ziemlich schlecht. Seine gutes Zugerede würde mir doch auch nicht helfen. Aber was denk ich hier.. er ist eh in der Schule. Wieder spüre ich Tränen aufsteigen. Ich versuche verzweifelt sie mir aus den Augen zu wischen, doch diese kommen so schnell, dass ich es schließlich aufgebe... Das Gespräch mit Großvater war umsonst. Auch das endlose Warten jeden Donnerstag. All das hätte ich mir sparen können.... Er ist bereits vergeben... aber nun ist es sowieso zu spät. Ich hätte es wissen sollen. Yami, Schwarm aller Mädchen....und Jungen... sollte sich für so einen kleinen Zwerg interessieren? Was für ein idiotischer Gedanke. Ich setze meinen Weg gehend fort und komme schließlich an meinem Lieblingsort an. Dem Meer. Es hat so eine beruhigende Wirkung, wie ich finde. Doch auch dieses kann mir nicht helfen Etwas zu vergessen. Ich kann meine Tränen nun nicht mehr von dem inzwischen eingesetzten Regen unterscheiden. Beide kommen genauso schnell über mein Gesicht, wie sie auch wieder gehen. Ich lasse mich in den durchnässten Sand nieder. Alles was für mich Bedeutung hatte, ist verloren, das wird mir schließlich klar. Doch ich weiß, dass es keinen Sinn hätte mich diesen rufenden Klippen und dem jaulenden Meer hinzugeben und hineinzuspringen. So viele Leute bauen auf mir. Leider wissen sie nicht, dass sie damit einen großen Fehler machen. Ich werde diese Schulstufe nicht schaffen. Auch weiterhin für die Menschen, die ich Freunde nenne, kann ich nicht da sein. Zuviel hat mich zerstört. Oder besser Jemand. Der Mensch, ihn den ich gestern noch so viele Erwartungen gesetzt habe. Der Mensch den ich... den ich.... Schmerzlich verdränge ich die letzten Gedanken und verfalle in einen hemmungslosen Weinkrampf. Warum musst du mir das antun? Warum? Hast du gestern nichts bemerkt? Ich kann nicht mehr....ich spüre, wie ich keine Tränen mehr habe, die ich weinen könnte. Leise jappse ich auf. Mir ist ungewöhnlich schlecht. So schlecht das.... " Mist..." Das hat mir gerade noch gefehlt. Ein Brechreiz. Schmerzerfüllt halte ich meinen Bauch mit meinen Händen und atme schnell ein und aus. Ich versuche mich so gut es geht zu beruhigen, doch der Kloß, der in meinem Hals steckt wird immer größer. Zitternd schließe ich die Augen und lasse es nun doch zu. Mein karges Frühstück, das ich aus Vorfreude auf diesen Tag kaum runter bekommen habe, taucht nun wieder auf. Ich spüre meinen leeren Magen und diese verdammten Schmerzen, die meine Seele nun bewohnen und wahrscheinlich auch für lange Zeit erhalten bleiben. Ich richte mich wieder auf und schaue auf meine Uhr. Seit zwei Stunden bin ich schon hier. Ob mich jemand vermissen wird? Natürlich. Aber leider nicht die Person, von der ich es mir wünsche... Kurz überlege ich, ob ich zurück in die Schule gehen soll und einfach eine meiner Ausreden vortragen soll. Ich stehe auf, falle aber sogleich wieder auf meine Knie, da sich mein Magen gefährlich zusammenzieht. Ich bleibe schluchzend im Sand sitzen. Alles habe ich mir verbockt....Morgen ist diese verdammte Klausur in Mathematik und ich werde sie zu hundert Prozent in den Sand setzen. Andererseits.....ist jetzt sowieso alles egal. Ob ich diese Klasse schaffe oder nicht ist wohl mein geringstes Problem. Tief grabe ich meine Finger in den Sand, der inzwischen von dem immer stärker werdenden Regen völlig aufgeweicht ist. Ich spüre wieder meine aufkommenden Tränen. "Wieso....wieso musste es gerade so kommen?" Noch einmal rapple ich mich auf. Zitternd stehe ich auf meinen Beinen und klammere mich verzweifelt an eine, mir nahe liegende Wand. Doch kaum zwei Schritte weiter gibt mein Magen schließlich doch nach und bringt nun auch den letzten Rest hervor, den ich hatte. Irgendjemand hatte mir mal erzählt, dass sich die Probleme eines Menschen auch körperlich zeigen können. Jetzt glaube ich ihm voll und ganz.... Ich gebe nach und lasse mich verzweifelt, an der Wand angelehnt nieder. Schwer atme ich ein und aus. Aus Panik wieder in einen Brechreiz zu verfallen, schließe ich die Augen und versuche mich abzulenken. Schlagartig reiße ich die Augen wieder auf. Jetzt verfolgt mich dieses Bild sogar bis in meine Gedankenwelt! Streng schaue ich auf meinen Körper, während ich ein Schluchzen unterdrücke. Es muss doch zu schaffen sein, mit Wille und ein ganz klein wenig Kraft, dieses Stück wertloses Etwas zu bewegen!! Ich krieche auf allen Vieren die Mauer solang entlang, bis ich das Ende des Strandes sehen kann. Noch einige Male verkrampft sich mein Magen, bevor ich an dem Gelände ankomme, an dem ich mich abstützen kann. Es klammernd entlang schlurfend, komme ich zu meiner Bushaltestelle an. Auf der Bank sitzend, starre ich auf den Asphalt, der immer wieder von kleinen, schweren Punkten getroffen wird, die schließlich zusammenlaufen und einen kleinen Bach am Gehsteigrand bilden. Eine Weile betrachte ich das Ereignis schweigend, bis ich den Bus bemerke, der bereits vor mir steht und darauf wartet, dass ich einsteige. Warum fahre ich eigentlich nach Hause? Großvater ist sowieso nicht da, da er einen Freund für 5 Tage besuchen gegangen ist. Aber vielleicht ist es genau das was ich brauche, um wieder zu mir zu kommen... Einsamkeit. Ich steige in den Bus ein und setze mich in die letzte Reihe. Ja, das Beste wird sein, wenn ich einfach nach Hause fahre. Noch einmal schaue ich auf die Uhr und bemerke, dass die 13. Klasse schon ausgehabt haben muss. Seufzend und mit vereinzelten Tränen in den Augen, drehe ich meinen Kopf in Richtung Fenster und schaue, soweit es meine Tränen zulassen, hinaus. Eine halbe Stunde verschwinden auch die letzten Fahrgäste aus dem Bus. Denn nicht viele Personen müssen zur Endstation. Ich bemerke dies alles jedoch kaum, der Schmerz, der in meinem Herzen wohnt, lähmt mich und meinen Sinn für die Realität. Der Bus hat gehalten und der Fahrer steigt aus, holt sich eine Zigarette heraus und zündet sie an. Genüsslich zieht er daran. Eine Weile betrachte ich ihn. Was wäre wenn ich so etwas tun würde? Ich bin schließlich 17.....erlaubt wäre es mir. Energisch schüttle ich den Kopf, sodass weitere Tränen meine Wangen hinunterlaufen. Auf die falsche Bahn zu geraten, würde mir nicht helfen. Es macht das alles nur schlimmer, das weiß ich.... Trotzdem. Der alleinige Gedanke daran, scheint schon Wunder zu bewirken. Mit jedem Weiteren verschwindet dieses schreckliche Bild vor meinen Augen mehr... Ich steige aus dem Bus und komme an einer dieser kleinen Geschäfte vorbei, die sich Traffik nennen. Mein Schritte werden langsamer und ich drehe mich um. Etwas zögernd mache ich die Tür auf... "Ja bitte?" Eine ältere Frau blickt mich mit ihren glasigen Augen an. Anscheinend scheint sie auf meine Antwort zu warten. Kurz mustere ich sie. Sie hält ein zerknülltes Taschentuch in der einen Hand und in der Anderen.. "Was möchtest du Kleiner?" Erschrocken schaue ich ihr ins Gesicht. "Oh...ähm, ich möchte bitte.... ein Päckchen Taschentücher und... Zitternd spreche ich die letzten Wörter aus. ....ein,.. ein Päckchen....Zigaretten." Gelangweilt schaut sie mich an. "War's das?" Zögernd nicke ich. "Das macht dann 2500 Yen." Schnell ziehe ich ihr das Päckchen aus der Hand und lasse es in meiner Jacke verschwinden. Dann nehme ich die Taschentücher und verlasse das Geschäft hastig. Ich setzte meinen Weg nach Hause fort. Fünf Minuten später erreiche ich mein Ziel auch. Mit letzten Kräften ziehe ich die Tür auf und lasse mich dann auf den Boden fallen. Eine Weile bleibe ich erschöpft so liegen. Ich spüre wieder den erneuten Aufstand meines Magens. Langsam krieche ich ins Wohnzimmer, wo ich mich auf das Sofa lege. Ich halte mir meinen schmerzhaften Bauch eine Weile, bevor ich mich zitternd aufrichte. Noch einmal presse ich meine Augen zusammen, die die letzten Tränen hinunterrollen lassen und krame vorsichtig in meiner Jackentasche. Lange starre ich das Päckchen an, bevor ich ganz langsam die Außenhülle weg reiße. Ich nehme mir eine Zigarette hinaus und starre sie in meiner Hand an. Dann nehme ich mir ein Feuerzeug, das auf dem Glastisch vor mir liegt und lege es auf meine Schoß. Soll ich? Noch einmal schießt mir das Bild in den Kopf, was mich immer weiter verzweifeln lässt und schließlich auch überzeugt. Ich nehme die Zigarette in den Mund, zünde sie an und ziehe dabei vorsichtig daran. Sofort verkrampft sich in mir alles und ein Hustanfall überfällt mich. Noch einmal ziehe ich daran. Diesmal ist es nicht so schlimm. Ich schließe meine Augen, lege eine Hand neben mich und mache noch einen Zug. Es tut gut...... Es lässt mich alles, wenn auch für kurze Zeit, vergessen. Erst jetzt bemerke ich die Einsamkeit in mir. Spüre, wie sie immer größer wird.... Ich lasse von der Zigarette ab. Sie liegt stumm zwischen Zeige - und Mittelfinger. Immer mehr erkenne ich, dass er dies in mir unterdrücken konnte. Meine Augen starren ins Leere. Ich muss nicht in den Spiegel schauen um zu wissen, dass ich wahrscheinlich schwarze Ringe unter den Augen habe und das mein Gesicht kahlweiß ist. Nein. Das weiß ich alleine.. Ich starre auf meine Zigarette in meiner rechten Hand. Sie ist schon soweit runtergebrannt, dass die heiße Asche meine Haut berührt. Anscheinend muss sie schon länger in der Lage sein, da meine beiden Finger, die sie halten, zwei tiefrote Flecken in der Innenseite aufweißen. Ich dämpfe sie in dem Aschenbecher vor mir. Etwas Asche liegt auch auf meiner Hose, worauf ich aufstehe und ins Bad schlurfe. Ich ziehe sie mir aus und werfe sie in den Wäschekorb neben dem Waschbecken. Dann betrachte ich mich kurz im Spiegel. Ich hatte Recht... Schließlich ziehe ich mir auch den Rest meiner Schuluniform aus, worauf mein Magen sich krümmt und ich kurz auf die Knie falle. Ich krabble in die Dusche und drehe heiß auf. Der Regen und die Kälte haben mich wohl doch etwas frieren lassen. "Ich hätte bei zehn Grad draußen wohl doch meine Jacke aus der Schule nehmen sollen...." Ich seufze auf. Langsam wärmt sich mein eiskalter Körper auf und ich spüre in unter mir beben. Ich lasse meinen Blick auf meiner rechten Hand ruhen und spüre erst jetzt, dass das brennend - heiße Wasser an den zwei Brandflecken ein entsetzlich, schmerzendes Pochen ausgelöst hat. Ich drehe den Wasserstrahl ab und nehme mir eines der vielen Handtücher aus einem kleinen Kästchen. Während ich es mir um die Hüften wickle, mache ich mich auf dem Weg in mein Zimmer, in dem ich mich auf das Bett fallen lasse. Ich schaue auf die Seite und schließe dann die Augen, das Pochen in meinen Fingern wird stärker. Verärgert öffne ich die Augen wieder und setze mich auf. Mit der linken Hand stützend, stehe ich auf und gehe wieder nach unten ins Wohnzimmer, wo der Unfallkasten steht. Ich mache ihn auf, hole die Brandwundsalbe heraus und schmiere sie mir auf die zwei Finger. "Aua!" Warum muss das verdammte Zeug auch so weh tun?! Noch einmal betrachte ich meine Leistung und gehe dann in mein Zimmer, indem ich mir eine meiner Shorts schnappe und sie anziehe. Flüchtig betrachte ich den Schreibtisch, wo mein Mathematikbuch aufgeschlagen liegt. Jetzt zu lernen hätte eh keinen Sinn...Schon allein deswegen, weil ich es sowieso nicht verstehe. Plötzlich fällt mir Yami's Versprechen ein. Die Nachhilfe kann ich ja demnach vergessen. Leider wird mir bewusst, dass ich Yami dies auch sagen muss. Aber unter die Augen werde ich ihm nie wieder schauen können, das weiß ich. "Am Besten ich rufe ihn an... Hoffentlich find ich ihn im Telefonbuch." Ich schlurfe wieder hinunter, hole das große gelbe Buch aus einer Schublade und lasse mich auf dem Sofa nieder. Schnell ist er gefunden, wie ich es mir gedacht habe gibt es in Domino City nicht sonderlich viele Einwohner ägyptischer Abstammung die dazu noch "Atem" heißen. Geschockt stelle ich fest, dass es bis zu ihm lediglich eine halbe Stunde zu Fuß ist. Langsam nehme ich das schnurlose Telefon in die Hand. Zitternd wähle ich seine Nummer... Ich merke wie sich wieder alles in mir zusammenkrampft, meine Hände sind eiskalt. Es fällt mir schwer den Hörer zu halten. Endlich erscheint das Freizeichen im Hörer. Innerlich lege ich mir schon mal die Wörter zurrecht, falls einer seiner Eltern drangehen sollte. Wenn es Yami selbst ist.. dann stehe mir Gott bei, dass ich überhaupt eine vernünftige Silbe sprechen kann.... *Yamis Sicht* Schlecht gelaunt sitze ich über meiner Zeichnung für den Kunst Leistungskurs. Verflucht, morgen ist letzter Abgabetermin und was hat Yami bisher vollbracht? Genau, so gut wie nichts hab ich auf dem Blatt. "Ach, alles Mist!" ärgere ich mich und drücke die Kreide zu fest auf das Graupapier. Von dieser bricht ein Großteil der Malspitze ab, so dass sie viel zu breit zum weiterzeichnen ist. "Scheiße!" fluche ich und greife nach dem Anspitzer. Also wenn jetzt noch irgendwas passiert raste ich aus! - denke ich und gebe mir die größte Mühe trotz der Wut im Bauch den Kreidestift vorsichtig zu spitzen. Plötzlich klingelt zu allem Überfluss auch noch das Telefon. Argh, das wird wer für meine Eltern sein - die können mich mal! Oder wenn es Chujitsu ist? Aber wieso sollt er mich anrufen? Und wenn schon... Ich will meine Ruhe. Wie immer meldet sich nach dem fünften Mal klingeln der Anrufbeantworter. Jetzt muss ich auch noch diese ätzende Stimme meiner Mutter ertragen, obwohl sie gar nicht hier ist! "......Hallo... Ähm, hier ist Yugi Mutou... Yami.. Ich wollt nicht lange stören. E..eigentlich wollte ich dir nur eben Bescheid...." "Hallo Yugi! Ich bin's, Yami. Tut mir leid, ich habe das Telefon nicht so schnell gefunden..", lüge ich schnell. Ich weiß nicht, was mich plötzlich in mich gefahren ist. Was hat mich bloß dazu bewegt? Als ich den Kleinen so sprechen gehört habe, musste ich das Gespräch einfach annehmen. Aber seine Stimme klingt irgendwie gar nicht mehr so froh wie gestern. Ich seufze tief das Kunstbild wieder zu vernachlässigen und beschließe für ihn die Seelsorge zu spielen. "Entschuldige, dass ich dich störe... Ich hoffe ich halte dich nicht von der Arbeit ab... wenn die 13. Klasse so schwierig ist. Ich..." "Ist schon okay, hab eh nur gerade dumm rumgesessen. Was hast du auf dem Herzen Yugi?" Ich könnte mich ohrfeigen, was erzähle ich hier? Aber ich bin viel zu gut für diese Welt um ihn einfach abzuwimmeln. "Also... Ich wollte sagen, dass das mit der Nachhilfe nichts wird... Aber Danke noch mal... Über das Angebot hatte ich mich wirklich gefreut..." In kleinen Bruchteilen von Sekunden wo es ihm nicht gelingt seine Fassade aufrecht zu erhalten erkenne ich, wie deprimiert er wirklich ist. Plötzlich fängt er aus heiterem Himmel an zu husten - ich glaube er versucht damit zu verhindern dass ich bemerke, dass er den Tränen nahe ist. Doch es ist zu spät. Wer hat diesem zarten Wesen bloß so viel Leid zugefügt? Irgendwie erkenne ich mich wieder selbst in ihm. Ob er auch Stress mit seinen Eltern hat? "Alles in Ordnung Yugi? Wenn du Probleme hast, ich höre dir gerne zu. Vielleicht kann ich dir einen Rat geben..." "Nein, nein!" kommt es hastig. Aber dieses Mal habe ich nicht gelogen: Andere beraten und helfen kann ich gut, nur mir selbst nicht. "Es geht schon wirklich. Ich wollte nur eben sagen, dass es nichts wird und du dich nicht mehr bei mir melden brauchst!" "Warum denn auf einmal? Haben es dir deine Eltern verboten oder was? Glaub mir, ich kann.." "Danke Yami. Auf wiedersehen..." Und schon hat er aufgelegt. Gleichmäßig tutet mir das Telefon ins Ohr. Er ist schon komisch.. Naja was soll's, frag ich ihn halt morgen in der Schule nochmal deswegen. Oh man.. wieder Samstag und wir müssen hin.. Ich bin müde, ich brauche Ferien.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)