Sylvester and Tweety von abgemeldet (Nein, hat nichts mit der Cartoon-Serie zu tun! *eg*) ================================================================================ Kapitel 1: How to catch a bird ------------------------------ Sylvester and Tweety Kommentar der Autorin: Gott, lest es euch einfach durch.... ^^ Chapter 1: How to catch a bird "Guten Tag Herr...", etwas unsicher schaute Doktor Meinfeld auf ihre Papiere. Sollte ein Diplompsychologin, wie sie eine war, nicht mehr Selbstvertrauen haben? Kurz blitzten ihre Augen auf, dann schaute sie mich wieder lächelnd an. "Herr Munter. Setzen Sie sich doch." Okay, sie war wirklich sehr sympathisch, trotzdem hatte ich den leicht belustigten Ton in ihrer Stimme mitbekommen, als sie meinen Namen ausgesprochen hatte. Mein Gott, ich wusste doch, dass mein Name recht lustig war. Das musste man mir deswegen nicht jeden Tag vor die Nase halten... Ich setzte mich ruhig auf den Ledersessel vor dem Schreibtisch. Frau... Entschuldigung... Doktor Meinfeld saß dahinter auf ebenfalls solch einem Ledersessel, hatte sich ein wenig zurückgelehnt und die Hände in ihrem Schoß gefaltet. Sie sah ein wenig ernst aus durch die streng zurückgebunden Haare, doch hübsch war sie auf ihre Art trotzdem. Die dunkelblaue Brille stand ihr hervorragend und verdeckte dazu noch die kleinen Fältchen um ihre Augen herum. "Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte sie mich nun und lächelte mich ununterbrochen an. Das musste auf jeden Fall irgendwann weh tun, wenn man das den ganzen Tag durchhalten wollte. "Ehrlich gesagt, Doktor Meinfeld, bin ich zum ersten Mal bei einer Psychologin. Noch bei einer solch gebildeten und professionellen Psychologin.", fing ich an und grinste ihr zu. Sie grinste zurück. Schön, dass wir uns verstanden. "Ich weiß nicht so genau, wie Sie das hier abhalten. Aber wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich freuen, wenn Sie mir einfach nur zuhören würden." "Dazu bin ich hier, Herr Munter. Ach... hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Sie Manuel nennen würde?" Sie sah mich fast bittend an, lächelte dabei. Wow, den Blick musste sie mir mal beibringen. Anscheinend war es Doktor Meinfeld nicht gewohnt jemanden zu siezen. Sicherlich sprach sie alle ihre Patienten per Du an und ihre Sekretärinnen auch. Oder es gehörte einfach zu ihrem Beruf. Ich nickte, sah es aber nicht für nötig sie darum zu bitten, sie auch duzen zu dürfen. Denn ich war es nun mal nicht gewöhnt meine Arzt zu duzen. Genauso wenig wie ich es als Schüler gemocht hätte meine Lehrer zu duzen. Das passte einfach nicht zusammen. Zumindest von meiner Seite aus. "Schön, dann fang doch mal an. Ich höre dir gerne zu. Immerhin ist es ja auch mein Beruf.", lachte sie und deutete mir mit einer Geste ihrer Hand noch einmal an, dass ich doch bitte anfangen sollte zu erzählen. Ich nickte, setzte mich erst noch ein wenig bequemer in den Stuhl. Ein kurzer Blick auf meine Uhr hatte mir verraten, dass ich noch eine ganze Stunde Zeit hatte zu erzählen. Sicher, es würde nicht für meine komplette Geschichte reichen, aber mein Mund würde am Ende bestimmt staubtrocken sein. "Es fing an vor etwas fünf Jahren.", begann ich und wurde prompt von Doktor Meinfeld unterbrochen. Ich konnte so etwas definitiv nicht leiden! "Ach, ein Märchen? Oder wie darf ich das verstehen? Verrätst du mir wenigstens, ob es auch eine wahre Geschichte ist?" Wenn sie so weitermachte, dann war sie mir bald nicht mehr so sympathisch wie am Anfang. "Natürlich ist es eine wahre Geschichte. Es handelt sich ja auch um mich. Und ich werde wohl kaum hierher kommen, um einer Diplompsychologin eine erfundene Story zu erzählen. Da würde ich wohl eher zu einem Regisseur gehen, damit der einen Film daraus macht, nicht?", antwortete ich etwas ruppig. Aber, wie schon gesagt, ich konnte es einfach nicht leiden, wenn ich unterbrochen wurde. Frau Doktor Meinfeld schaute mich nun etwas verdutzt an. Vielleicht war ich auch etwas zu rau gewesen. Dann blinzelte sie plötzlich ein paar Mal und lächelte mich daraufhin wieder an. Naja, sehr nachtragend war sie ja nicht. Wieder deutete sie mir mit einer Geste ihrer Hand an, dass ich doch bitte fortfahren möchte. Und an ihrem entschuldigenden und etwas nachsichtigen Blick konnte ich erkennen, dass sie mich nicht noch einmal unterbrechen würde. "Vor fünf Jahren. Eine recht lange Zeit, wie ich meine. Und trotzdem.... naja, wie sagt man so schön... trotzdem kommt es mir vor, als ob es erst gestern gewesen wäre. Denn fast genau vor fünf Jahren habe ich ihn zum ersten Mal getroffen. Nun, eigentlich hat er mich getroffen, wenn Sie es so wollen. Ich saß gerade auf einer Bank, mitten in unserem Stadtpark und las in einem Buch. Es war ,Der Geblendete' von Dean Koontz. Ein fantastisches Buch. Ich kann es Ihnen nur empfehlen. Auf jeden Fall war ich wie immer vollkommen in das Buch vertieft und bekam nichts mehr von meiner Außenwelt mit. Bis sich plötzlich jemand mit voller Wucht neben mich auf die Bank schmiss. Ja, man kann wirklich schmeißen sagen, da die Bank richtig durchgerüttelt wurde. Ich blickte etwas verstört auf. Neben mir saß ein schon etwas älterer Mann, der sich den Schweiß von der Stirn wischte, dabei aber lächelte. Wie sich später herausstellte war er gerade mal 28 Jahre alt, aber ich war damals noch junge 17. Sie können sich vorstellen, dass 28 eine recht hohe Zahl für einen Jungen, wie mich, war. Zumindest sah dieser Mann gar nicht mal so schlecht aus. Gott, es ist mir bis heute ein Rätsel, wie ich akzeptieren konnte, dass ich mehr auf Männer als auf Frauen stand. Ich hoffe Sie haben damit kein Problem. Der Mann neben mir, der übrigens immer noch lächelte, hatte etwa halblange dunkelblonde Haare, die ihm leicht verschwitzt in der Stirn hingen, hellblaue Augen und ein freundliches Gesicht. Hier und dort ein paar kleine Narben, die wohl noch von der Pubertät übrig geblieben waren, doch irgendwie passten sie zu ihm. Er trug ein ärmelloses, weißes Shirt und knielange dunkelblaue Jeans. An seinen Füßen hingen Inline-Skates. Wirklich, man konnte sehr wohl behaupten, dass er gut aussah. Jetzt erst bemerkte ich, dass der Gute neben mir ganz schön heftig atmete. Wahrscheinlich hatte er gerade eine harte Tour hinter sich gebracht. Sie kennen ja bestimmt diese speziellen Wege in unseren Park, die einem ganz schön was abverlangen können. Ich musste urplötzlich grinsen. Keine Ahnung warum, aber irgendwie brachte er mich dazu. "Hi! Ich bin Sylvester, und du?", wurde ich dann von ihm angesprochen. Das kam für mich so spontan, dass ich ihn erst nur verwirrt anschauen konnte. Ja, Silvester war wirklich ein wahnsinnig spontaner Mensch. Jedenfalls hatte ich mich nach einigen Momenten doch noch dazu entschlossen ihm zu antworten und hielt ihm meine Hand hin, die er auch gerne annahm, und stellte mich vor. Silvester musste lachen wegen meinem Nachnamen, wie so viele Leute es gerne tun. Doch bei allen anderen war es mir unangenehm, bei Silvester allerdings nicht. Ich lachte sogar mit. Aber wahrscheinlich lag das nur daran, dass ich mir Silvester gerade als schwarz-weißen Kater vorgestellt hatte. Sie kennen doch bestimmt Sylvester und Tweety, nicht? Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr wie, aber wir kamen ins Gespräch und freundeten uns an. Eigentlich ist es ja so gar nicht meine Art mich so plötzlich mit irgendjemanden zu unterhalten und dazu noch so lange. Denn wir saßen bestimmt drei oder vier Stunden noch auf dieser Bank und unterhielten uns einfach. Nicht einmal hatten wir eine von diesen peinlichen Schweigemomenten, in denen keiner weiß, was er noch sagen soll. Besonders oft kommt so etwas ja eigentlich vor, wenn man jemanden neu kennen lernt. Aber bei Sylvester war das nicht so. Gott, ich höre mich immer noch wie ein verliebter Teenager an. Jetzt fragen Sie sich sicher, warum ich mich ,immer noch' wie ein verliebter Teenager anhöre. Nun, eigentlich sollte das Ihnen klar sein, denn vor fünf Jahren war ich sicherlich noch Teenager und letztenendes hatte ich mich bis über beide Ohren in Sylvester verliebt. Sie hätten ihn sehen sollen. Keiner, wirklich, keiner konnte ihm widerstehen. Leider Gottes wusste Silvester das auch. Jede Woche schleppte er eine neue an. Mal blond, mal brünette; hier braune Augen, dort grüne. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen. Allerdings sahen wir uns trotzdem sehr oft, wie ich bemerkte. Wirklich oft. Ich fragte mich manchmal woher er die Zeit nahm, diese ganzen Frauen kennen zu lernen, wenn er sich doch fast Tag und Nacht nur mit mir beschäftigte... Ich sollte es später noch herausfinden, aber dazu komme ich jetzt noch nicht. Wissen Sie, er ist ein wirklich netter Kerl, aber ein Macho ist er auch. So etwas konnte ich noch nie leiden, doch bei Silvester störte es mich keineswegs. Ich konnte ihn mir nach einiger Zeit gar nicht mehr ohne dieses Möchtegern-Gehabe vorstellen. Schon komisch oder? Gut, nun aber weiter mit meiner Geschichte: Eines Abends, Sylvester und ich hatten uns bei ihm verabredet, um seine neuesten DVD's anzuschauen, saßen wir beide nebeneinander auf der Couch. Der Fernseher flimmerte schon einige Stunden vor sich hin und auf dem Tisch lagen mehrere leere Chips und Gummibärchentüten. Ich gebe es zu, ich liebe diese kleinen Gummidinger. Es war auch schon ziemlich spät geworden. Ich merkte das daran, dass ich immer öfter anfing zu gähnen. Sylvester schien allerdings noch recht wach zu sein, denn seine Augen waren starr auf den Fernseher gerichtet und zuckten nur manchmal, wenn im etwas missfiel. Wissen Sie, Silvester beurteilt jegliche Filme immer dann, wenn er sie sieht. In seinem Kopf schreibt er dann schon eine Kritik. Ach, ich hatte noch nicht erwähnt, dass das sein Job ist, oder? Nun ja, Sylvester schreibt für diverse Zeitungen und auch Firmen Kritiken zu Filmen, Theaterstücken und allem anderen, was man noch kritisieren kann. Es ist jedes Mal recht lustig mit anzusehen, wie er diese Kritiken schon in seinem Kopf vorarbeitet, obwohl er gar nicht dazu von seinem Chef genötigt wurde. Irgendwann bemerkte ich, dass mich Sylvester auch anstarrte und ich musste grinsen. Bei ihm war es mir nie peinlich, egal was. Man hatte immer das Gefühl, dass alles irgendwie in Ordnung war. "Warum?", fragte er mich plötzlich. Ich konnte mit dieser Frage überhaupt nichts anfangen. Irgendwie logisch, nicht? Er hätte in dem Moment auch Gott und die Welt meinen können. Deshalb sah ich nur verdutzt zurück. Er lächelte irgendwie... mh, kennen Sie das, wenn sie jemanden sehen und einfach nur denken können, dass derjenige alles weiß. Egal was, er weiß es einfach. Auf jeden Fall sah Sylvester in diesem Moment so aus. So, als ob er allwissend wäre. "Warum dir bei mir nichts peinlich ist?", erweiterte er seine Frage und ich glaube dass ich ihn danach wie ein Auto angestarrt habe. Jedenfalls lachte er. Ich glaube, dass Sie verstehen können, dass ich ihn diesem Moment irgendwie geschockt und konfus war. Denn ich war mir sicher, dass ich nichts laut ausgesprochen hatte von dem, was ich gedacht hatte. Woher kam also diese Frage? Wirklich, ich war einfach nur verwirrt. So verwirrt wie noch nie. "Du musst nicht antworten, wenn du nicht möchtest.", sagte er, bevor mir auch nur etwas intelligentes einfallen konnte. Sehr viel mehr haben wir, oder besser gesagt er nicht an diesem Abend geredet. Allerdings gab es noch etwas komisches. Als ich mich von Sylvester verabschiedete, um meinen Heimweg anzutreten, gab er mir einen kleinen Kuss. Nein, nicht auf die Wange, sondern direkt auf den Mund. Okay, natürlich war ich überglücklich darüber. Aber vorher hatte er das noch nie gemacht, ich hatte ihm auch nichts von meiner Homosexualität erzählt. Dazu war ich mir vollkommen sicher, dass Sylvester hetero war. Ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte. Aber war ich mir sicher, dass er mich an diesem Abend vollkommen in seinen Bann gezogen hatte." Einen Moment herrschte Stille zwischen mir und Frau Doktor Meinfeld. Sie sah mich immer noch so an, wie sie es die letzte Stunde getan hatte. Ihr Blick war interessiert, die Brille leicht runtergerutscht und hing mitten auf ihrer Nase. Ihr Kinn war auf ihre gefalteten Hände gestützt und die Ellenbogen lagen auf dem dunkelbraunen Holz des Tisches. Nach einigen Momenten kam Bewegung in sie, als sie gemerkt hatte, dass ich wohl nicht mehr weitererzählte. "Willst du nicht weitermachen?" Ich lächelte sie an und deutet kurz auf die Uhr an der linken Wand. Doktor Meinfeld folgte meinem Blick und schaute leicht erstaunt auf die schwarzen Zeiger der Uhr. Sie hatte wohl wirklich nicht mitbekommen, wie die Zeit verflogen war. Ich hätte allerdings auch nicht gedacht, dass so viel Zeit vergehen konnte, wenn man erzählte. Dabei hatte ich noch nicht einmal sehr viel erzählt. "Ähm.... Dann sehen wir uns doch wohl nächste Woche wieder, nicht?", kam sie wieder in ihren alltäglichen Doktorrhythmus hinein und lächelte mich an. Ich nickte, stand auf und gab ihr die Hand, die sie freundlich drückte. "Ja, selber Tag, selbe Zeit. Bis dann.", sagte ich noch und verschwand auch schon aus der Tür, in deren Mitte Milchglas eingeführt worden war. Insgesamt waren das hier sehr nette Räumlichkeiten. Ich würde mich freuen nächste Woche wieder hier zu sein. In dem kleinen Flur, in den ich nun trat, saßen doch recht viele Leute, die sicherlich darauf warteten endlich mit der Frau Doktor zu sprechen. Konnte ich verstehen, sie war auch wirklich sehr nett. ~~~ tbc ~~~ Artis.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)