Die Magie eines Elfs von Eelea (Miara & Kisur I) ================================================================================ Kapitel 3: Fäulnisechse und Co. ------------------------------- Kapitel 3: Fäulnisechse und Co. Miará wollte gar nicht erwachen. Sie spürte Kisur neben sich und wusste genau, dass er sie die ganze Zeit über beobachtete. "Warum machst du deine Augen nicht auf?", fragte er und stupste ihre Wange an, damit sie zu ihm aufsah. "Weil ich keine Lust habe!", giftete sie ihn an. Fast sofort tat es ihr Leid. Sie hatte ihn nicht anschreien wollen. "Tut mir leid, Kisur. War nicht so gemeint." Als sie die Augen aufschlug, um zu sehen, ob er ihr verziehen hatte, wurde sie wieder ein bisschen ärgerlich. "Ich weiß", meinte Kisur und grinste sie breit an. "Kannst du denn nie böse sein?", fragte Miará ihn vorwurfsvoll und stand auf. "Dir nie, nein!" Verzweifelt knurrte Miará leise und begann sich für die Schule zu Recht zu machen. Kisur schaute derweil in eine andere Richtung. Lange konnte Miará ihm nicht böse sein. Seit gut drei Wochen lebte er nun schon mit ihr zusammen und war immer für sie da. Sie konnte mit jedem Problem und sei es noch so klein, zu ihm kommen und er hörte ihr zu. Danach hatte sie immer das Gefühl, das sich ihre Probleme in Luft auflösten und nur Glückseligkeit zurückblieb. Nur eines wunderte die siebzehnjährige. Wie hatte er es geschafft, dass ihre Mutter ihn nicht gesehen hatte, oder bemerkt, dass noch jemand in diesem Haus war? "Kisur?" "Mhm?" Der Elf schaute nicht einmal auf, als sie sich vor ihn stellte, so sehr war er vertieft, in das Buch, das er unter ihrem Bett gefunden hatte. "Hey, Kisur! Das ist mein Tagebuch!" Wütend nahm sie es ihm weg und verstaute es in ihrer Kommode. "Sag, wie machst du es, dass meine Mutter dich nicht bemerkt?" Kisur sah sie an und zuckte dann mit den Schultern. "Weiß nicht. Für gewöhnlich sehen Menschen mich nicht. Sie haben uns- wie ihr sagt- Fabelwesen vergessen und glaub mir, wir sind meist recht glücklich darüber. Aber ich bin froh, dass du mich gesehen hast. Du warst mein rettender Engel." Miará wurde rot, als er dabei sie verträumt anschaute, wie als wenn sie das schönste wäre, das er jemals gesehen hätte. Dann fiel ihr auf, dass er eigentlich durch sie hindurch schaute. Vielleicht sah er auch etwas ganz anderes in ihr und das machte sie traurig. Beleidigt drehte sie sich um und maschierte die Treppe hinab, herunter in die Küche. "Morgen", grummelte sie ihre Mutter an und begann zu essen. "Ach herrje. Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?", fragte ihre Mutter sanft und steckte ihr das Schulbrot in die Tasche. Miará zog es vor, nicht zu antworten. "Keine Antwort ist auch eine Antwort", flüsterte Kisur, der sich zu ihr herunter geschlichen hatte. "Hast du was gesagt, Liebes?" Miará schüttelte demonstrativ den Kopf, bis ihr einfiel, dass ihre Mutter ihr ja den Rücken zugedreht hatte und sie somit ja gar nicht sehen konnte. "Nichts wichtiges, nichts wichtiges." Miará machte es traurig, das sie ihre Mutter wegen dem Elf anlügen musste. "Lauf nicht so schnell!", rief Kisur ihr nach, doch sie hatte keine Lust auf ihn zu hören. Deshalb beschleunigte sie ihren Schritt sogar noch. Doch schnell stellte es sich als Fehler heraus, dass sie versuchte, den Elf abzuhängen. Sie schaute gerade zu ihm zurück, um zu sehen, wie weit er schon hinter ihr zurückgefallen war, als sie mit etwas zusammenstieß. Schreiend prallte sie zurück und ließ sich auf den Boden fallen. Ihr wurde übel und sie musste sich die Hand vor den Mund halten, um sich nicht zu übergeben. "Was ist das?", keuchte sie entsetzt, als Kisur neben ihr ankam und sie schnell von dem bläulichen Haufen aus Schuppen und Hautlappen fortzog. "Das ist eine Fäulnisechse. Du solltest nicht noch einmal so nah an sie herangehen. Sie frißt zwar nur totes Fleisch, doch ich trau ihnen nicht. Fäulnisechsen haben im Prinzip keinen eigenen Verstand und fressen einfach alles, was nicht vor ihnen davonläuft, also in der Regel nur totes Fleisch. Was aber passiert, wenn man bewußtlos ist und sie einen finden, will ich gar nicht wissen. Sei leise und komm mit. Das Vieh ist zwar blind, aber es riecht gut und hat ein exzellentes Gehör." Sich die Nase zuhaltend zog er Miará an dem riesigen Reptil vorbei. Miará wurde nur noch schlechter, als sie sah, dass das Monster drei Mäuler hatte und sich diese drei gerade mit dem Fleisch eines größeren überfahrenen Tieres vollstopften. "Aber was, wenn andere Menschen auf sie stoßen, die haben doch keine Chance, weil sie die Fäulnisechse nicht sehen?", fragte Miará und war schon fast in Panik ausgebrochen. Kisur lachte und zeigte dann auf die Fäulnisechse. "Jene, die sie nicht sehen können, hauen entweder wegen dem Gestank ihrer Opfer ab, oder werden spätestens dann zurückgeschreckt, wenn sie die nicht sichtbare Aura der Angst spüren." "Wie bitte? Aura der Angst? Ich spüre doch aber überhaupt nichts." Kisur seufzte. "Das kommt daher, dass du zum einen Blut von mir trägst, ich bin nämlich immun gegen Auren und zum anderen, siehst du die Echse, dann ist das ganze unwirksam." "Wenn du glaubst, ich spring hier runter, dann hast du dich geschnitten!", rief Miará zu Kisur hinab, der schon ganz verzweifelt unter dem Baum stand. "Der Kobold hat es doch nicht so gemeint!", rief er zu ihr hoch und zeigte ihr dabei, das kleine wichtelhafte Wesen, das in seinem Griff zappelte. "Hat er wohl!", rief sie zurück. Ihre Wade schmerzte fürchterlich, da der Kobold sie dort gebissen hatte. "Seit du bei mir bist, stoß ich alle fünf Minuten auf etwas das stinkt, beißt, gemein, gefährlich..." Sie holte Luft. "... gefräßig, übellaunig oder häßlich ist!" Im Stillen dachte sie sich: "Oder wunderschön, wie du." Dabei dachte sie an Kisur. Der Elf hatte sich in keinster Weise verändert, seit er bei ihr war und doch empfand sie ihn von Tag zu Tag als schöner. "Bitte, komm herab." Kisur sah sie so flehend an, das Miará nicht anders konnte. Langsam kletterte sie zu ihm und ließ sich sogar das letzte Stück fallen, da sie genau wusste, er würde sie auffangen. Zufrieden drückte Kisur sie an sich und achtete gar nicht darauf, dass er den kleinen Kobold dabei losgelassen hatte. Das fiese Wesen kicherte und lief davon, wobei es noch einmal einen vielsagenden Blick zu Kisur warf, der Miará noch immer im Arm hielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)