Angst vor der Liebe von Ginger (Oder: Warum kann ich's dir nicht einfach sagen?) ================================================================================ Kapitel 1: Kais PoV ------------------- Hallo, Leute! So, das hier ist meine inzwischen vierte Beyblade und gleichzeitig vierte hier veröffentlichte KaixRay-FF. Ich krieg einfach nicht genug von diesem Pairing ^^° Aber die sind ja auch sooooooo süß ^^ Aber wahrscheinlich (also vielleicht... ganz eventuell... XD) werden meine nächsten BB-FFs von einem anderen Pairing handeln. Will ja nicht, dass ihr das Pairing irgendwann satt seid wegen mir... (geht sowas überhaupt? Oô) Wie auch immer... Auf zur FF! Titel: Angst vor der Liebe Untertitel: Wieso kann ich's dir nicht einfach sagen? Autorin: Ginger Disclaimer: Die Protagonisten dieser FF gehören nicht mir sondern nur die Idee zu dieser Geschichte stammt von mir. Ich mache auch kein Geld hiermit. Kommentar: Also mir selbst gefällt die FF nicht soooo gut und hab sie nur hochgeladen, weil ich gezwungen wurde ^^° Widmung: Allen meinen lieben Lesern und vor allem den Kommischreibern meiner letzten beiden BB-FFs! Das sind: chibidragon3, Ranko9000, Hayan, Claudi_D, Erdnuckel, witchN, Shuchu-Chan, AngelKarin, _Kai-chan_ und Piccolochan. Und außerdem meiner Freundin Saika-Chan und meiner Off-Freundin Swetlana, die leider keinen I-Net-Anschluss hat! Hab euch alle ganz doll lieb und hoffe, dass euch diese FF auch so gut gefällt wie die vorigen *knuddel* So, das reicht an Vorgelaber ^^ Wünsch euch viel Spaß bei der Story! Würde mich sehr über Kommis freuen ^^ Cu, Ginger Angst vor der Liebe Oder: Wieso kann ich's dir nicht einfach sagen? ~*Kai*~ Es ist November, es ist kalt, es ist spät... Und was mache ich? Ich mache einen 'Spaziergang'... Ich bin doch echt nicht mehr ganz dicht im Kopf... Kenny hat Recht: ich werde mir ganz sicher hier draußen nochmal den Tod holen... aber... ist es nicht das was ich will? Vielleicht... Ich weiß es nicht... Habe zumindest noch nicht darüber nachgedacht... Wahrscheinlich wäre das gar keine schlechte Idee... Zumindest würde ich dann vergessen können... Die Schmerzen... die Angst... das Leid... Aber... würde ich dann nicht auch alle schönen Dinge vergessen? Nicht, dass es besonders viele wären... Schöne Erlebnisse haben schon immer nur den kleinsten Teil meines Lebens ausgemacht... Aber... gerade deshalb wäre es doch schade, oder? Was mach ich mir überhaupt solche Gedanken? Ich würde mich doch eh nicht trauen mich umzubringen... Und ich habe es schon mehr als oft versucht... Aber im letzten Moment hat mich immer etwas zurückgehalten... Damals in der Abtei war es die Hoffnung... Die Hoffnung, dass doch noch alles gut werden würde... dass mich mein Großvater wieder zu sich holt, sich entschuldigt und mir sagt, dass er mich liebt... Es war naiv das zu glauben oder auch nur zu hoffen, das weiß ich heute, aber damals war ich noch jung... hatte noch Träume... Wünsche... Lebensfreude... Ja, früher hatte ich sowas mal... Selbst als sie mich schlecht behandelten... mich schlugen... hungern ließen... mich einsperrten... mich als Versuchskaninchen benutzen... selbst zu der Zeit hatte ich noch den Wunsch zu leben... Und ich hatte immernoch Freude... Ich durfte sie nur niemandem zeigen... Was für eine Freude das war? Dranzer zum Beispiel... Unsere gemeinsamen Trainingserfolge... unsere gemeinsamen Siege... Ja, man könnte fast sagen, dass Dranzer damals mein ganzer Lebensinhalt war... Selbst als ich mit Blackdranzer gebladet habe, habe ich Dranzer doch nie vergessen können... Aber auch das durfte ich niemandem zeigen, denn sonst hätten sie ihn mir weggenommen und ihn vielleicht sogar zerstört... Auf jeden Fall hätte ich ihn dann nie wiedergesehen... Ja, damals in der Abtei habe ich gelernt meine Gefühle zu verbergen... Meine Gedanken zu verschlüsseln... Mein wahres Ich zu verstecken... Ich setzte eine Maske auf... ein Pokerface... versteckte mich hinter einer Mauer aus Eis... Und je länger ich mich hinter dieser Fassade verbarg, desto schwerer wurde es für mich überhaupt noch irgendeine emotionale Reaktion zu zeigen... Lächeln oder gar Lachen? Keine Chance... Angst und Furcht? Auch nicht... Hass und Wut? Nein... Ich wurde zu dem gefühlskalten Eisklotz, der ich heute bin... Es war meine Entscheidung so zu werden, aber... eine wirkliche Wahl hatte ich nicht, denn die einzige andere Wahl wäre Schmerz, unsäglicher Schmerz gewesen... Und mal ganz ehrlich: hätte sich nicht jeder so entschieden wie ich es getan habe? Vielleicht hätte nicht jeder so entschieden, aber... zumindest wird jeder meine Entscheidung verstehen können... Schließlich würden nicht viele Schmerzen und Erniedrigung dem Weiterleben -zwar ein Leben voller Lügen, das einem Versteckspiel gleicht, aber doch eben ein Weiterleben- vorziehen... Und was ist es jetzt? Was hält mich jetzt davon ab meinem armseligen, leidvollen Dasein ein Ende zu setzen? Was erhält mich am Leben? Meine Angst vor dem Tod? Nein, die habe ich inzwischen nicht mehr, denn schlimmer als das, was ich erlebt habe, können selbst der Tod und die Hölle nicht sein... Aber was ist es dann? Ach, was frage ich mich das überhaupt... schließlich kenne ich die Antwort... Ich weiß was es ist, was mich von meinem Suizid abhält... Ich will es nur nicht zugeben... Nicht einmal in meinen eigenen ganz privaten Gedanken... Es ist mir peinlich, so seltsam sich das auch anhört... Es ist ungewohnt... und es schmerzt... Ja, es tut weh... sehr weh... Was es ist? Die Liebe natürlich... Aber es ist eine verbotene Liebe... eine falsche Liebe... eine zerstörerische Liebe... eine Liebe, die nicht sein darf... denn ich liebe einen Jungen... Aber das alles stört mich nicht... Nein, das hält mich nicht davon ab meine Gefühle zu offenbaren... sondern das Wissen, dass es eine einseitige Liebe ist... Die Gewissheit, dass ich niemals die weichen sinnlichen Lippen meines Geliebten berühren darf... Und es tut weh... sehr weh... Die Pein ist genauso groß wie die, die ich damals in der Abtei ertragen musste... Wenn nicht sogar größer... Aber wenn ich doch so leide, warum greife ich dann nicht zum Messer und beende den Schmerz? Weil ich weiß, dass ich ihm dadurch wehtun würde... Ja, er würde um mich weinen... um mich trauern... Nicht um seinen Geliebten sondern um einen guten Freund würde er weinen... Aber er wäre traurig... wegen mir... und das will ich nicht... Er wirkt zwar häufig sehr stark, aber ich weiß, dass er sehr sensibel ist... Er könnte daran zerbrechen... oder zumindest würde er unglücklich sein... Und das will ich nicht... Das will und werde ich einfach nicht zulassen! Ja, ich lebe nur für ihn... Selbst Dranzer ist nebensächlich geworden... Für mich zählt nur noch er... Er allein... und niemand sonst... Aber gerade deshalb ist es ja so schwer noch weiterzuleben... Wie oft habe ich schon mein Herz bluten gespürt, wenn er sich mit ihr, dieser rosahaarigen Raubkatze, unterhalten hat... Ja, ich bin eifersüchtig... schrecklich eifersüchtig... Wenn ich sehe wie sich dieses schreckliche Gör an ihn heranmacht, ihm um den Hals fällt und überall mithin schleppt... dann koche ich vor Wut und würde ihr am liebsten eigenhändig den Hals umdrehen... Aber ich halte mich zurück... Weshalb? Weil ich Angst habe... Ich habe Angst davor Ray damit zu verschrecken... ihn unglücklich zu machen... Er scheint Mariah, dieses widerliche Biest, zu mögen... vielleicht sogar zu lieben... Das heißt also, wenn ich ihr etwas antue, wird Ray unglücklich... wäre enttäuscht von mir... er wäre in jedem Fall wütend und vielleicht... würde er mich sogar... hassen? Nein, das würde mein blutendes Herz nicht überstehen... ich würde daran zerbrechen... Ich muss dafür sorgen, dass Ray glücklich ist... auch wenn das heißt, dass ich Mariah weiter ertragen muss... weiter mit ansehen muss wie sich die beiden immer näher und näher kommen... Aber dann soll es eben so sein! Hauptsache Ray ist glücklich! Aber es schmerzt so entsetzlich... Ich liebe ihn so sehr und darf es ihm doch nicht zeigen... Ich darf freundlich zu ihm sein, ja... aber das ist nunmal nicht dasselbe... Aber ich werde durchhalten! Ich werde für ihn dasein... werde ihm helfen wo ich kann... werde ihn unterstützen in allem, was er tut... aber nur als Freund... Ich darf ihm meine Gefühle nicht zeigen... egal wie schwer es ist... Ja, wie damals in der Abtei... Wie schon damals werde ich mir nichts anmerken lassen... meine Gefühle weiterhin verbergen um nicht von ihm getrennt zu werden... Ich muss stark sein... Nur so kann ich verhindern, dass er traurig wird... Das ist der einzige Weg zu verhindern, dass er sich von mir abwendet... Ja, ich werde schweigen... Werde mir nichts anmerken lassen... Werde schweigend unsere gemeinsame Zeit genießen... Ich werde ihn beobachten, meinen kleinen Chinesen mit den langen schwarzen Haaren und den wundervollen goldgelben Tigeraugen... Ich werde auf ihn aufpassen... auf meinen Ray Kon... So, das war's vorerst. Das nächste Kapitel ist schon fertig! Wenn ich, sagen wir, 5 Kommis gekriegt hab, stell ich das auch on ^^ Ich weiß, dass das an Erpressung grenzt, aber versteht mich doch: ich bin Kommi-süchtig ^^° Bis dahin! Cu, Ginger Kapitel 2: Rays PoV ------------------- Hallo nochmal ^^ Viiiiiiiielen lieben Dank für die Kommis ^^ Hab mich total gefreut ^---^ Und weil's jetzt fünf Kommis sind, gibt's jetzt das zweite und letzte Kapitel ^^ Viel Spass damit ^^ Besonderer Dank gilt übrigens: Cari_Luna, ShadowODarkness, Claudi_D, Hayan und Nami--Maus, die mir die lieben Kommis geschreiben haben ^^ *alleknuddel* Hoffe ihr seid nicht von dem Ende enttäuscht!? Egal, lest es einfach und schreibt mir gegebenenfalls weitere Kommis ^^ Cu, Ginger ~*Ray*~ Ich liege hier auf meinem Bett in unserem gemeinsamen Zimmer und starre die kahle weiße Zimmerdecke gedankenverloren an. Warum ich das tue? Naja, weil es mir nach einer Weile sinnlos erschien weiter aus dem Fenster zu starren und auf ihn zu warten und weil es danach zu schmerzhaft war weiter sein leeres Bett zu betrachten... Ja, ich vermisse ihn... und das, obwohl er gerade erst eine Stunde vierunddreißig Minuten und zweiundzwanzig Sekunden lang weg ist... Es ist schon seltsam was ich mache, wenn er nicht da ist... Aber auch wenn er da ist, verhalte ich mich merkwürdig... Aber bisher scheint das noch keinem aufgefallen zu sein... Wie denn auch? Ich achte darauf nie zu oft oder zu lange in seiner Gegenwart zu sein... Weshalb? Na, weil ich Angst habe, dass die andern aber vor allem er selbst etwas merken könnte... In letzter Zeit habe ich ständig Angst oder bin zumindest äußerst nervös und angespannt... Ich fühle mich absolut nicht wohl in meiner Haut... und deshalb versuche ich alles um mich selbst auf andere Gedanken zu bringen... Ja, ich nutze meine Freunde und besonders Mariah schamlos aus... Ich lade sie ein nur um dann nicht weiter nachdenken zu müssen... Sie scheint das gar nicht zu bermerken, zumindest hat sie noch nichts derartiges gezeigt... Aber selbst wenn derartige Anzeichen bei ihr aufgetreten wären, hätte ich das wahrscheinlich gar nicht mitbekommen... Ich bin ständig abwesend... Ich höre niemandem mehr wirklich zu, starre vor mich hin und bin so tief in meinen Gedanken versunken, dass man schon fast von Trance reden kann... Aber trotz meines Zustandes und des in mir herrschenden Chaos versuche ich mich wie gewöhnlich zu geben... auch wenn es mir sehr schwerfällt... Aber ich darf nunmal nichts riskieren... Niemand darf den Grund für meinen derzeitigen fast apathischen Zustand herausfinden... sonst wäre alles aus und vorbei... Nur ich selbst kenne den Grund... aber um ehrlich zu sein, wünschte ich ihn nicht zu kennen, denn er quält mich... Nicht einmal im Schlaf finde ich meine Ruhe... Immerzu kann ich nur daran denken... oder viel mehr... an ihn... Ja, inzwischen ist es soweit, dass ich mir eingestanden habe, dass es wirklich das ist, was ich schon immer bei seinem Anblick befürchtet habe... Ich habe mich verliebt... hoffnungslos verschossen... Aber nicht in irgendjemanden... Nein... mein Herz musste sich ja ausgerechnet den gefühlskaltesten Menschen der ganzen weiten Welt aussuchen... und als wäre das noch nicht ausweglos genug musste diese Person ausgerechnet ein Junge sein... Wieder wandert mein Blick zum Wecker. Es ist jetzt genau Elf Uhr und Vierundzwanzig Minuten. Und er, er ist immernoch da draußen, obwohl es so schrecklich kalt ist... Ich mache mir ernsthaft Sorgen um ihn... Auch wenn er immer so tut als würde ihm gar nichts etwas ausmachen so weiß ich doch, dass das eine Lüge ist... Ihm tut vieles weh... Woher ich das weiß? Ich kann es in seinen wunderschönen Augen lesen... Ja, ich kann durch sie in seine Seele hineinblicken und was ich dort sehe versetzt mir jedesmal auf's neue einen tiefen Stich im Herzen... Es liegt so viel Leid und Schmerz in ihnen, dass ich diesen beinahe fühlen kann... Oh, ich wünschte ich könnte diesen Schmerz aus seiner Seele jagen und ihn glücklich machen... Aber ich weiß nicht wie ich das machen soll... Und selbst wenn ich einen Weg wüsste, so würde er es doch niemals zulassen... Es ist alles so ausweglos... Ich weiß nicht wie lange ich das alles noch ertragen kann... Aber ich werde nicht vor der Wahrheit flüchten... Nein... Das hat er mir beigebracht... Ja, ich habe von ihm gelernt... Zwar hat er sich immer auf das Beybladen bezogen, aber ich weiß, dass er nicht immer auch wirklich das Bladen meinte... Seine Worte enthalten fast immer versteckte Botschaften... und ich scheine der einzige zu sein, der sie heraushören und entschlüsseln kann... Oder bilde ich mir das nur ein? Wünsche ich mir so sehr, dass er Gefühl und Verständnis zeigt, dass ich schon glaube, er würde zweideutig sprechen? Bin ich wirklich so verzweifelt? Ja, ich bin so verzweifelt, das steht außer Frage, aber dennoch wage ich nicht zu glauben, dass ich mir das alles nur einbilde... Nein, ich bin mir sicher, dass er mit all seinen Worten mehr aussagen will, als das, was er sagt... Warum kann ich ihm nicht einfach sagen, was ich für ihn empfinde? Warum wage ich es nicht? Was könnte denn schlimmstenfalls passieren? Naja, er... er... könnte mich... hassen... Bei diesem Gedanken muss ich schwer schlucken. Er würde mich abstoßend finden und... sich noch weiter von mir enfernen... Würde mich keines Blickes mehr würdigen... Nein, das würde ich nicht ertragen... Es ist schon schmerzhaft genug seine jetzige Eiseskälte zu ertragen... Aber was ist, wenn er genauso für mich empfindet wie ich für ihn? Nein, das ist zu abwegig... Er würde sich ganz sicher nie in mich verlieben... Warum auch? Die Mädchen laufen ihm scharenweise hinterher -an Auswahl mangelt es ihm also keineswegs... Warum sollte er sich dann noch in einen Jungen, und ausgerechnet in mich verlieben? Nein, ich kann es nicht riskieren ihm meine Liebe zu gestehen... Denn ich weiß ja schon jetzt, dass das sinnlos wäre... Das kann ich weder ihm noch mir antun... Schließlich will ich nicht unsere mühsam erarbeitete Vertrauensbasis mit drei einfachen Worten einfach so zerschmettern... Das würde ebenso ihn wie mich erschüttern wenn nicht sogar zerstören... Nein, das kann ich nicht verantworten... Ich muss und ich werde schweigen... Ich werde einfach seine Nähe genießen... Zwar werde ich dann nie den Geschmack seiner so weich aussehenden Lippen kosten können, aber wenigstens kann ich dann weiter bei ihm sein... Ich werde einfach weiterhin für ihn als sein Freund dasein... Ein Freund und nicht mehr... Aber das ist immerhin besser als gar nichts... Ja, ich habe mich entschieden... Auch wenn ich nicht aufhören kann dich zu lieben, so werde ich es dir doch nie zeigen... Um deines und meines Seelenheils Willen werde ich schweigen... Ich werde als dein Freund für dich dasein und dir helfen... Nur für dich werde ich mich beherrschen... Nur für dich, mein kalter unnahbarer Engel... Nur für dich... Hörst du, Kai? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Owari *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Und? Lebt ihr noch? Wenn's euch gefallen haben sollte, dann könnt ihr mir ja ein Kommi da lassen ^^ Und wenn nicht, dann auch XD Bis zum nächsten Mal! Cu, Ginger Kapitel 3: Schritte auf dem Korridor ------------------------------------ Hallo Leute! Naja, eigentlich wollte ich ja nach dem zweiten Kapitel Schluss machen, aber da zumindest einige von euch der Auffassung waren, dass ich die Story an der Stelle nicht einfach beenden sollte, habe ich mich dazu entschieden, noch etwas weiter zu schreiben. Ich selbst find diese Fortsetzung nicht so toll, aber ihr könnt gern anderer Meinung sein, auch wenn mich das sehr wundern würde ^^° However: viel Spass mit dem Chapter! P.S.: Ich will Kommis! Sonst hab ich mir ja am Ende noch ganz umsonst die Arbeit mit nem "vernünftigen" Ende gemacht O.ô Bloß net!!! >.< P.P.S.: Meine Intros werden immer länger und... sinnloser -.-° P.P.P.S.: Ich entschuldige mich schonmal jetzt für: 1.Die dämliche Story 2.Die langweilige Schreibweise 3.Das blöde Ende und 4.Für meine vielen unnützen Kommentare mitten im Text, aber diesmal konnt ich mir das einfach nicht verkneifen *gomen* Cu, Ginger ~Einige Zeit später~ *~*Rays Pov*~* Noch immer liege ich auf meinem Bett in unserem verlassenen dunklen Zimmer. Es ist bestimmt schon gegen Zwei Uhr morgens, aber ich bin dennoch nicht müde, auch wenn ich die Augen geschlossen halte. Ich mache mir viel zu große Sorgen um Kai, als dass ich jetzt einfach so schlafen könnte. Tyson und den anderen beiden scheint es egal zu sein, dass Kai noch immer nicht zurückgekehrt ist. Alle drei schlafen seelenruhig in den Nachbarzimmern. Woher ich das weiß? Nun, sagen wir es so: wer auch nur einmal in der Nähe von Tyson schlafen musste, der weiß, wie es sich anhört wenn er schläft und, dass er spätestens ab Mitternacht zwei Sägewerke übertönen könnte... Demnach kann ich mit 100%er Wahrscheinlichkeit sagen, dass zumindest Tyson schläft. Und die andern beiden? Tja, Max musste sich schon immer mit Tyson das Zimmer teilen, wenn wir mal wieder unterwegs waren, daher ist er an diesen Krach längst gewöhnt und wird, wenn man die späte Stunde bedenkt, inzwischen auch längst schlafen. Und Kenny ist Abends immer tierisch müde, weil er ja den ganzen Tag mit Dizzi arbeitet und streitet, deshalb könnte man ihn nachts auf den Kopf stellen und laut Tuba spielen ohne befürchten zu müssen, dass er aufwacht. Ich öffne ein Auge und blicke zum Wecker. Es ist tatsächlich schon kurz vor Zwei... Wo Kai wohl bleibt? Warum ist er so lange weg? Was kann er denn um diese Uhrzeit noch da draußen machen? Vielleicht... vielleicht hat er sich mit jemandem getroffen... Vielleicht sogar... mit einem Mädchen? Seiner... Freundin? Hat Kai wohl eine Freundin? Bei diesem Gedanken spüre ich wie sich mein Herz verkrampft und sich die Tränen in meinen Augen sammeln. Aber ich will nicht weinen! Ich atme tief ein und blinzle in die Dunkelheit und tatsächlich beruhige ich mich dadurch ein wenig. Kai und eine Freundin? Naja, undenkbar ist das nicht, aber trotzdem kann ich mir das nicht wirklich vorstellen... Oder... Will ich mir das vielleicht auch einfach nicht vorstellen? Verhindert meine Angst, dass ich die Wahrheit sehen kann? Vermutlich hätte ich diesen Gedanken noch eine ganze Weile weiter verfolgt, hätte sich mir nicht plötzlich ein viel beunruhigender Gedanke aufgedrängt: Was, wenn Kai etwas zugestoßen ist? Erschrocken über diesen Einfall reiße ich die Augen auf und setze mich ruckartig auf. Was, wenn er entführt worden ist? Immerhin läuft Voltaire -sein ach-so-toller Großvater, dieser Irre- noch frei herum... Oder noch schlimmer: vielleicht wurde er ja verletzt!? Vielleicht liegt er jetzt in irgendeiner gottverlassenen Seitengasse und verblutet, während ich hier auf ihn warte! Er könnte sterben, während ich hier untätig rumsitze!! Mein Herz krampft sich schmerzhaft zusammen und mein Atem geht stockend und unregelmäßig. Während ich mir weiter ausmale, was Kai alles zugestoßen sein könnte, bemerke ich plötzlich Schritte auf dem Gang. Könnte das vielleicht Kai sein? Angespannt lausche ich in die Finsternis. Die Schritte kommen näher und näher... Jetzt sind sie schon fast bei der Zimmertür. Mein Herz rast wie wild und klopft so laut, dass ich schon glaube, es könnte das Geräusch der Schritte auf dem Korridor übertönen. Unwillkürlich halte ich den Atem an. Jetzt sind sie bei der Tür und meine Anspannung erreicht ihren Höhepunkt. Doch schon im nächsten Augenblick verfliegt diese, denn ich höre wie die Schritte ohne auch nur kurz vor meiner Tür zu halten, vorbeigehen. Kurz darauf höre ich wie die Badezimmertür geöffnet wird. Ich lasse meinen Atem entweichen und seufze resigniert. Ich hatte mir so große Hoffnungen gemacht, dass Kai wieder hier in Sicherheit sein würde und dann diese Enttäuschung, ausgelöst durch den Badezimmerbesuch von einem meiner Freunde... Ich lasse mich zurück auf das Bett fallen und schließe erneut die Augen, denn ich spüre schon wieder diese Feuchtigkeit in ihnen. Aber diesmal kann ich nicht verhindern, dass sich eine einzelne Träne ihren Weg über meine Wange bahnt. Was soll ich jetzt machen? Hier weiter herumsitzen und Däumchendrehen, während Kai vielleicht in Schwierigkeiten steckt? Nein, das kann ich doch nicht machen! Ich werde ihn jetzt suchen gehen! Entschlossen richte ich mich auf, springe vom Bett und will gerade in meine Hose schlüpfen (Anmerkung der Autorin: Also Ray hat da die ganze Zeit in seinen Schlafklamotten [oh, neue Wortkreation by Ginger *Patent anmeld und in Duden reinkritzel*] rumgelegen -sprich nur in Boxershorts und nem T-Shirt *sabber*), als mir klar wird, dass ich keine Ahnung habe, wo ich mit meiner Suche beginnen könnte. Enttäuscht setzte ich mich auf die Bettkante und starre vor mich hin. "Verdammt!", zische ich und werfe das Kleidungsstück in meiner Hand wütend quer durch den Raum in die gegenüberliegende Zimmerecke. Wieder vernehme ich die Schritte, die vom Badezimmer aus zurück in das benachbarte Zimmer schleichen. Kurz darauf ertönt das Klacken der Tür, das bestätigt, dass der Klogänger zurück in sein Zimmer gefunden hat. Was soll ich denn jetzt machen? Noch länger warten? Ich glaub ich würde durchdrehen! Aber... habe ich denn eine Wahl? Erneut schlage ich die Augen auf und klettere unter die Bettdecke. Ich will wenigstens versuchen zu schlafen -schon alleine um mir die Wartezeit zu verkürzen. Aber so sehr ich mich auch anstrenge, ich finde einfach keine Ruhe und damit keinen Schlaf. Unruhig wälze ich mich von einer auf die andere Seite, während sich alle erdenklichen Bilder von verunglückten oder verletzten Menschen vor meinem geistigen Auge formieren. In diesem Moment habe ich panische Angst und gleichzeitig bin ich so hilfslos. Selbst wenn Kai irgendetwas zugestoßen sein sollte, so kann ich jetzt trotzdem gar nichts für ihn tun. Immer mehr Tränen rinnen meine Wangen hinab. Ich kann sie einfach nicht länger zurückhalten, denn die Angst um Kai beansprucht dafür zu viel meiner Kraft und Aufmerksamkeit. Plötzlich vernehme ich ein leises aber deutlich hörbares Klicken aus dem unterem Stockwerk. Sofort öffne ich die Augen um sicher zu gehen, dass ich nicht träume sondern, dass dieses Geräusch wirklich da ist. Das Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss herumgedreht wird um diese zu öffnen. Jetzt kann ich ganz deutlich das Klimpern eines Schlüsselbundes und das anschließende Schließen der Haustür wahrnehmen. Mein Herz schlägt wieder höher. Kai ist offenbar gerade reingekommen! Am liebsten würde ich jetzt aufspringen, nach unten laufen und meinem Kai um den Hals fallen, aber das kann ich natürlich nicht machen. Schade eigentlich... Aber was würde er sonst von mir denken? Naja, wahrscheinlich würde er genau das denken, was das auch zu bedeuten hat... Dummerweise darf er genau das nicht erfahren... Also bleibt mir wohl nichts anderes übrig als hier auf ihn zu warten. Ich lausche weiterhin. Ich höre ein Rascheln, das vermutlich daher rührt, dass er seine Jacke an den Kleiderhaken hängt. Ich werde ganz unruhig. Kommt es mir nur so vor oder braucht er wirklich so lange um sich seiner Jacke und seinen Schuhen zu entledigen? Jetzt höre ich seine Schritte, die sich der Treppe nähern. Kurz darauf betritt er die erste Stufe und macht sich auf den Weg nach oben... zu seinem Zimmer... zu unserem Zimmer... zu mir... Plötzlich knarrt eine der Stufen ziemlich laut. Kai bleibt stehen -ich kann seine Schritte nicht mehr hören- und ich kann einige geflüsterte russische Flüche wahrnehmen. Es vergeht einige Zeit, in der nichts geschieht. Wahrscheinlich wartet Kai ab, ob er vielleicht jemanden geweckt haben könnte. Aber warum wartet er so lange? Er soll sich beeilen, verdammt nochmal! Ich will ihn endlich sehen!! Als hätte Kai meine Gedanken gelesen, setzt er seinen Weg fort. Stufe für Stufe nähert er sich dem oberen Stockwerk... Kommt es mir nur so vor, oder ist diese Scheiß-Treppe länger als sonst? So viele Stufen waren das doch sonst nicht! Oder doch? So lange kann man doch gar nicht für die paar Stufen brauchen! Ich bin versucht aufzuspringen und Kai ein "Jetzt beeil dich doch mal ein bisschen! Hopp hopp!" zuzurufen, aber ich widerstehe der Versuchung mit Mühe. Meine Güte, ist der immer noch nicht oben? Wie lange braucht der Kerl eigentlich? Endlich ist Kai oben angekommen. Er geht den Flur entlang und nähert sich der Zimmertür. Ich kann das leise Knarren der Holzdielen unter seinen Füßen hören. Mit jedem Schritt den er näher kommt, schlägt mein Herz schneller und lauter. Ich bin fürchterlich aufgeregt. Im letzten Moment fällt mir ein wie verheult ich wohl gerade aussehen muss. Also wische ich mir schnell mit dem Handrücken die Tränen weg um auf Kais "Besuch" vorbereitet zu sein. Als ich dann das leise Quietschen der Türklinke vernehme, wird mir klar, dass es merkwürdig für Kai sein würde, wenn er sieht, dass ich noch wach bin. Er würde sich zumindest bemuttert fühlen und weil er seine Freiheit liebt, würde sich das alles andere als positiv auf unsere Freundschaft auswirken -und gerade die gilt es zu erhalten und zu fördern! Ich drücke mich also tief in die Matratze, ziehe mir die Decke bis zu den Ohren nach oben und kneife die Augen zu. Die Tür öffnet sich, was ich an dem leisen Schaben dieser auf dem Teppichboden erkenne. So, bis hierhin erstmal! Also wie hat's euch gefallen? Würde mich seeeeeeeehr über Kommis freuen ^^ *mit dem Zaunpfahl wink* Hab die Geschichte übrigens schon zuende geschrieben ^^ Aber ich lad die nächsten Chappis erst hoch, wenn ich der Ansicht bin, dass ich genug Kommis gekriegt hab XP Also schreibt fleißig Kommis und ihr krieg die nächsten Chapters ^^ Bis dann! Cu, Ginger Kapitel 4: Warum siehst du mich so an? -------------------------------------- Hallo Leute ^^ Danke für die lieben Kommis ^^ *alle knuddel* Aber diesmal will ich noch mehr! Viel mehr!! Muahahahahahahaha!! *irre lach* Kai: *Ginger anrempel* Benimm dich!! Ginger: Aua! Das hat weh getan... T.T Kai: Baby... Ginger: Hey! Denk dran: ich bin die Autorin! Wenn ich will kann ich dich alles mögliche machen lassen! *eg* Kai: Willst du mir etwa drohen? Ginger: Drohen ist so ein schlimmes Wort, aber... Ja! ^^ Kai: Miese Erpresserin... Ginger: Ich hab dich auch lieb ^^ Ray: Äh, könntet ihr eure Streitigkeiten nicht wann anders klären? Wir wollen doch nicht alle Leser vertreiben ^^° Ginger: Hast Recht, Ray-kun ^^ Also wo war ich? Kai: Du bist gerade größenwahnsinnig geworden... Ginger: Was hab ich grad eben noch gesagt von wegen Autorin und so? Ray: Aber Ginger! Er hat Recht! Ginger: Wirklich? Oh... Ups ^^° Ray & Kai: -.-° Ginger: Äh, naja... Also das mit den Kommis nicht so ernst nehmen -es reicht auch wenn ich wieder so viele krieg wie für's letzte Kapitel ^^ Ray: Äh, Gingi? Ginger: Gingi? Oô Ray: Du erwartest wirklich, dass sich die Leser die Mühe machen dir einen Kommi für diesen Mist hier da zu lassen? Und dann auch noch drei Stück? Ginger: Du hast ja Recht... Ich hab's nicht verdient Kommis zu kriegen... -.-° Kai: Endlich hat sie's geschnallt! Ginger: *heul* Ray: Ach, nimm's doch nicht gleich persönlich ^^° Also, liebe Leser *schnüff* Wie gesagt: ich erwarte keine Kommis -ich würd mir ja nicht mal selbst einen da lassen -.-° Ich wünsch euch aber trotzdem gaaaaaaaaanz viel Spaß mit dem Kapitel ^^ Ist übrigens das einzige, das noch halbwegs lang geworden ist ^^° Die andern beiden sind nämlich wesentlich kürzer ^^° Egal jetzt... Hoffe es gefällt euch! Und Kommis sind auf jeden Fall erwünscht ^^ Kai & Ray: GINGER!! Ginger: Sorry! Ist mir so rausgerutscht -die Macht der Gewohnheit ^^° Kai & Ray: -.-° Cu, Ginger *~*Kais PoV*~* Als ich die Tür zu meinem und Rays Zimmer öffne, schlägt mir eine ungeheure Hitze entgegen. Aber wahrscheinlich kommt mir das nur so vor, denn schließlich war ich lange draußen in der Kälte... Ich trete ein und schließe vorsichtig die, zu meinem Leidwesen, knarrende Tür. Ängstlich drehe ich mich um. Habe ich Ray geweckt? Puh, nein, er schläft noch seelenruhig -Glück gehabt... Da der Vorhang ein Stück verrutscht ist, fällt das fahle Licht des Mondes auf Rays Bett. Ich beobachte eine Weile wie sich die Decke, unter der sich sein schlanker Körper abzeichnet, auf und ab bewegt. Dann schleiche ich durch das Zimmer auf mein Bett zu. Außer bei Rays Bett ist es im Raum stockdunkel und ich kann das Mobiliar nur bedingt erkennen. Obwohl ich mich sehr vorsichtig bewege, stoße ich doch mit dem kleinen Zeh gegen die Ecke des Bettkastens. Der Schmerz ist bestialisch, aber ich reiße mich zusammen, denn ich will Ray schließlich nicht aufwecken und zische nur kaum hörbar: "Scheiße". Mit Tränen in den Augen schleiche ich den letzten Meter zum Bett und lasse mich dann darauf nieder. Ich verharre hier ein paar Augenblicke bis der Schmerz abgeklungen ist. Ich beschließe erst einmal für Licht zu Sorgen, aber als mein Blick wieder auf den schlafenden Ray fällt, kommt mir der Gedanke, dass ich nicht einfach das Licht anknippsen kann ohne ihn dadurch aus seinen Träumen zu reißen. Also was tun? Da kommt mir ein Gedanke. Ich erhebe mich und ziehe vorsichtig den Vorhang beiseite, woraufhin Mondlicht den Raum flutet. Wieder schaue ich zu Ray hinüber, der aber weiterhin ruhig schläft. Also beginne ich damit mich auszuziehen, bis ich schließlich nur noch in Boxershorts da stehe. Aber noch immer ist mir viel zu heiß. Daher beschließe ich, das Fenster zu öffnen, aber plötzlich halte ich inne. Ich drehe mich zu Ray. Er scheint noch immer zu schlafen... Ich betrachte ihn eine Weile... Er hat sich die Decke bis unter die Nase hochgezogen und sich tief in diese eingegraben. Friert er etwa? Wenn das der Fall ist, kann ich wohl nicht das Fenster öffnen... Ich seufze resigniert, ziehe den Vorhang wieder ein Stück zu und lege mich auf mein Bett. Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben als AUF statt UNTER der Bettdecke zu schlafen... Wäre das im Nachbarbett Tyson, dann hätte ich keine Bedenken das Fenster aufzureißen, aber das hier ist nunmal nicht Tyson sondern Ray... mein geliebter Ray... Aber was tut man nicht alles für die Person, die man liebt? Mir ist immernoch viel zu warm, als dass ich jetzt schlafen könnte. Also fasse ich den Entschluss, Ray beim Schlafen zu beobachten. Er sieht so süß aus, wenn er schläft... Nicht, dass er im wachen Zustand nicht auch süß aussehen würde... Aber wenn er schläft, dann... ach, ich weiß auch nicht... Tagsüber ist er selbstbewusst und stolz, auch wenn er sich meist sehr zurückhält. Seine Ausstrahlung hat dann etwas starkes... kräftiges... wildes... Aber wenn er schläft, dann sieht er so... ruhig... entspannt und... zerbrechlich aus... Ganz anders als am Tag eben... Ja, des Tags ein stolzer Tiger und des Nachts ein zerbrechlicher kleiner Engel... Ich beginne unwillkürlich zu lächeln. Das passiert mir immer öfter, wenn ich Ray sehe -und das kommt mehr als oft vor... Ich kann dann einfach nicht anders... Ray weckt etwas in mir, von dem ich glaubte, ich hätte es schon längst auf ewig verloren... Ein Gefühl der Zufriedenheit... der Glückseligkeit... des Friedens... und der Freude... Oh, wie sehr ich mir doch wünsche ihm genau das zu sagen, aber ich kann nicht... Ich kann nicht riskieren, dass meine "Quelle der Freude" versiegt... Und das würde sie, wenn ich ihn auf diese Weise verletze... Er würde es einfach nicht verstehen... Aber um ehrlich zu sein, kann ich das sogar sehr gut nachvollziehen, denn... ich versteh das ja selbst nicht... *~*Rays PoV*~* (Anmk. d. A.: Das hier *auf den folgenden Text zeig* beginnt mit einer kleinen Wiederholung der Ereignisse aus Rays Sicht! Nur damit ihr euch nicht wundert ^^) Endlich traue ich mich die Augen zu öffnen. Kai steht gerade vor seinem Bett und... Oh, mein Gott! Ich spüre wie mir das Blut in den Kopf (Anm. d. A.: Jaja, in den Kopf *fg*) schießt und mein Herz immer lauter und heftiger klopft. Ich kann mich in diesem Moment in keinster Weise bewegen -nicht einmal mehr blinzeln. Mein Blick ist wie festgewachsen -ich kann mich einfach nicht von dem sich mir bietenden Anblick lösen. Kai steht dort mit nichts weiter als seinen Boxershorts bekleidet. Das silberne Mondlicht lässt seine schneeweiße Haut, auf der sich kleine glitzernde Schweißperlen gebildet haben, seidig schimmern. Oh, er sieht einfach unbeschreiblich gut aus -einfach göttlich! Ja, das ist der einzige passende Ausdruck! Dieser durchtrainierte Körper KANN nur der von einem Gott sein! Ich starre ihn weiter an, obwohl ich weiß, dass sich das nicht gehört. Aber ich kann nunmal nicht anders! Oh, ich wünschte er würde sich umdrehen... Ich meine: klar kann ein schöner Rücken auch entzücken, aber... Bei dem Gedanken Kais ebenfalls durchtrainierte Brust vielleicht gleich auch betrachten zu können, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken und es fühlt sich so an, als würden zigtausend Schmetterlinge in meinem Bauch herumschwirren. Ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind -nur dass ein Kind nicht DESHALB aufgeregt sein würde... Plötzlich dreht sich Kai, der, nachdem er mit dem Ausziehen seiner Klamotten fertig war, sich nicht mehr großartig gerührt hat, zu mir um. Hat er wohl meine Gedanken gelesen? Gespannt warte ich darauf seinen Oberkörper in voller Pracht betrachten zu können, bis mir plötzlich klar wird, dass nicht nur ich ihn sondern auch er mich sehen kann. Sofort schließe ich die Augen, ziehe mir die Decke bis unter die Nase nach oben damit Kai nicht die Röte in meinem Gesicht sehen kann und versuche so zu tun, als ob ich schlafe. Dennoch, wirklich glaubhaft ist diese Vorstellung ganz sicher nicht... Aber die schwache Beleuchtung des Raumes kommt mir zu Gute, denn Kai scheint nicht zu bemerken, dass ich wach bin. Ich spüre seinen Blick auf mir ruhen. Dadurch verstärkt sich die Röte meines Gesichts deutlich. Aber nicht nur das: in meinem Bauch kribbelt es noch mehr als zuvor, ich habe das dringende Bedürfnis laut loszukichern, (Anm. d. A.: Das passiert mir auch immer, wenn ich aufgeregt bin, mich über etwas freue oder auf etwas warte ^^°) mein Herz schlägt so schnell, laut und hart, als hätte ich gerade einen Hundert-Meter-Lauf hinter mir und ich muss mich schwer zusammennehmen um meine Augen geschlossen zu halten und mein Gesicht entspannt aussehen zu lassen. Ich bin wirklich unsicher, ob Kai nicht doch etwas bemerken könnte... Dann höre ich Kai seufzen. Kurz darauf zieht er die Gardine wieder zu und legt sich in sein Bett. Innerlich atme ich aus. Mein Gott, beinahe hätte er was gemerkt... Ich bin aber auch ein Schaf... Wie kann man nur so blöd sein und seinen Schwarm von vorne sehen wollen und dabei komplett vergessen, dass er einen dann auch sehen kann? Allmählich normalisieren sich mein Herzschlag und meine Gesichtsfarbe. Eigentlich könnte ich jetzt entspannt einschlafen, aber etwas hält mich davon ab: der Wunsch Kai schlafend zu sehen. Wie man sich so etwas wünschen kann? Tja, wer Kai nur im wachen Zustand kennt, der würde ihn schlafend kaum wiedererkennen, so verändert sieht er dann aus... Er ist dann nicht mehr so kalt, unnahbar, arrogant und stark sondern ganz entspannt, ruhig und zierlich, ja fast schon zerbrechlich... (Anm. d. A.: Wenn Ray wüsste, dass Kai das gleiche von ihm denkt *g*) Vorsichtig öffne ich ein Auge und schiele zu Kai herüber. Kurz darauf setzt mein Herz einen Schlag aus nur um dann doppelt so schnell mit seiner vorigen Tätigkeit fortzufahren und mir das Blut vorzugsweise in den Kopf zu pumpen: Kai hat die Augen geöffnet und sieht mich an! Sofort schließe ich meine Augen wieder und verfluche mich innerlich selbst. So was kann auch nur mir passieren! Was hab ich mir da eigentlich gedacht? Kai liegt da doch erst seit ein paar Minuten. Wie konnte ich nur annehmen, dass er da schon schläft? Ich bin so ein Idiot... ~*~Kais PoV*~* Noch immer beobachte ich meinen Ray. Er sieht echt verdammt niedlich aus wie er so daliegt, aber irgendwas ist diesmal anders... Er sieht nicht so entspannt aus wie sonst... Und er scheint rot im Gesicht zu sein und zu schwitzen... Ist ihm vielleicht doch warm? Hm... Wahrscheinlich träumt er nur schlecht oder so... Ja, das wird's sein... Ob seine Lippen wirklich so weich sind wie sie aussehen? .... Wie kommst du denn jetzt auf den Gedanken, Kai? Verwirrt über diesen völlig zusammenhanglosen Gedanken schüttle ich leicht den Kopf... und frage mich noch währendessen die gleiche Frage, die mich gerade so erstaunt hat... Bestimmt sind sie ganz weich... Ach, wie gerne würde ich überprüfen, ob meine Vermutung in dieser Hinsicht richtig ist... Aber das geht ja leider nicht... Ich spüre wie sich Tränen in meinen Augen bilden. Ich hätte wohl wirklich angefangen zu weinen, wenn ich nicht plötzlich etwas bemerkt hätte: Hat Ray etwa gerade geblinzelt? Erstaunt blicke ich ihm genauer ins Gesicht, das tatsächlich immer röter zu werden scheint. Fragen über Fragen schießen mir durch den Kopf. Könnte es sein, dass er wach ist? Hab ich ihn etwa geweckt? Oder hat er etwa... auf mich gewartet? Ist er vielleicht extra aufgeblieben um auf meine Wiederkehr zu warten? Bei diesem Gedanken breitet sich ein wohlig-warmes und kribbelndes Gefühl in meinem Bauch aus und ich fange wieder an zu lächeln. Wenn das wirklich stimmt, dann könnte das ja tatsächlich noch was mit uns werden, oder nicht? Und? Wie hat's euch gefallen? Schreibt mir doch in nem Kommi- Kai & Ray: GINGER!! Ginger: Achja... Das darf ich ja gar nicht mehr schreiben... ^^° Kai & Ray: Genau! *nick* Ginger: Naja, auch egal -hätt ja eh keine gekriegt -.-° Kai & Ray: Stimmt! *nick* Ginger: Hört auf mit dem Unsinn sonst schreib ich das Ende nochmal um! Kai & Ray: Schon wieder?? Ginger: -.-° Darauf antwort ich nicht... Naja, das nächste Kapitel kommt auf jeden Fall! Ist ja auch schon fertig geschrieben, aber ich lass euch noch ein bisschen schmoren *eg* Ray: Kai? Kai: Hm? Ray: Sie macht mir Angst... Ginger: ^^° Bis zum nächsten Mal! Cu, Ginger Kapitel 5: Irgendwie... ----------------------- Hallo Leute ^^ Boah, ihr glaubt gar nicht wie geschockt ich war als ich eure Kommis gesehen hab: ACHT STÜCK für das letzte Kapitel Ô.Ô Ich wär fast vom Stuhl gekippt!! Kai: Was heißt hier "fast"? Du BIST vom Stuhl gekippt! Der blaue Fleck an deinem rechten Arm ist der Beweis dafür! Ginger: ^^° *unschuldig pfeif* Naja, jedenfalls: VIIIIIIIIIIIIELEN HERZLICHEN DANK EUCH ALLEN!!! *knuddel* Ihr seid soooo gut zu mir *heul* Kai: Ja, und dabei hat sie das doch gar nicht verdient, denn schließlich machen Ray und ich ja die ganze Arbeit... Ray: Ach, Kai-chan, lass ihr doch den Glauben ^^ Sie hat doch sonst gar nichts: kein Talent, keinen Verstand... Ginger: IST GUUUUT, wir haben's alle kapiert: die gute Gingi ist zu nix zu gebrauchen! Kai: Schön, dass du das einsiehst ^^ Ginger: Ab jetzt schreib ich nur noch Max X Tyson-Shounen-Ai's... T.T Kai&Ray: Ô.Ô Ray: Das war doch nur Spaß ^^° Ginger: Was'n jetzt los? O.ô Kai&Ray: ... *unsicher in die Gegend guck* Ginger: Sagt bloß ihr wollt, dass ich weiter Shounen-Ai's mit euch in den Hauptrollen schreib? Ray: Also, ich fänd das eigentlich ganz gut... Und wie ist's mit dir, Kai? Dir würd das doch auch gefallen, oder? Kai: *nick* Ginger: Ach Gott, die hoffen immernoch, dass ich mal ne Yaoi schreib -.-° Kai&Ray: *blush* So, aber jetzt auf zum nächsten Kapitel! Ach! HAAALT!! Eins noch vorweg: ist etwas sehr, äh, kurz geraten ^^° Genauso wie auch das nächste... -.-° Ich bitte um Verständnis und um Kommis ^^ Sonst noch was? ... Nö, eigentlich nicht... Ja dann: Viel Spaß beim Lesen ^^ Cu, Ginger *~*Rays PoV*~* Ich halte weiter die Augen geschlossen, aber ich weiß trotzdem, dass Kai mich noch immer ansieht. Ich kann seinen Blick förmlich auf meiner Haut spüren... Und genau das treibt mich fast in den Wahnsinn und lässt unglaublich viele und vor allem widersprüchliche Gefühle in mir aufflammen... Angst... Ungewissheit... Freude... Leidenschaft... Stolz... Das sind nur einige davon... Den Grund für die meisten dieser Gefühle, kann ich allerdings nicht deuten... Wahrscheinlich bin ich einfach nur verwirrt... Bis zu diesem Tag wusste ich nicht, dass ein menschliches Herz einer solchen Dauerbelastung standhalten kann... Aber nun, da ich dieses Rätsel gelöst habe, drängt sich mir eine weiterführende Frage auf: kann ein Herz so laut schlagen, dass es eine andere Person, die nur etwa zwei bis drei Meter entfernt in einem anderen Bett liegt, hören kann? Still -mal abgesehen von meinem lauten Herzschlag- warte ich darauf, dass Kai seinen Blick von mir abwendet. Aber je mehr Zeit vergeht, in der er mich so anstarrt, desto mehr Fragen drängen sich mir auf. Eine der Hauptfragen ist dabei, warum mich Kai überhaupt anschaut... Ja, warum eigentlich? Fühlte er sich etwa von mir beobachtet und will mir das jetzt in gleicher Weise zurückzahlen? Oder hofft er, dass ich wach bin, damit er mit mir reden kann? Nein, beides ist eher unwahrscheinlich... Aber was ist es dann? Vielleicht kann er ja auch nur nicht schlafen... Aber was, wenn... wenn... Selbst in Gedanken beginne ich damit zu stottern. Würde Kais Blick nicht immernoch auf mir ruhen, dann hätte ich jetzt wahrscheinlich erschrocken die Augen aufgerissen über diesen seltsamen Einfall, der mir nun gekommen war. Aber so hielt ich nur für den Bruchteil eine Sekunde den Atem an um meinem Erstaunen Ausdruck zu verleihen. Könnte es nicht sein, dass... Kai... mich ansieht... um mich beim schlafen... zu beobachten... so... wie ich es... bei ihm vorhatte? Könnte es wirklich sein, dass... er auch so empfindet... wie ich? Wieder fühle ich die sprichwörtlichen Schmetterlinge in meinem Bauch herumflattern. Wenn das wirklich der Fall sein sollte, dann... hätte unsere Beziehung... tatsächlich... eine reelle Chance! Innerlich mache ich Freudensprünge. Aber... wie soll ich mich Kai nähern? Wie soll ich ihm zeigen, dass ich auch so empfinde wie er -FALLS er überhaupt so empfindet? Nun vermischen sich Freude und Ungewissheit miteinander. Was soll ich tun? Ich kann ihm ja wohl schlecht die Wahrheit um die Ohren hauen, aber... würden leichte Andeutungen genügen? Natürlich würde er das verstehen, schließlich reden wir hier von Kai und nicht von Tyson! Aber... was, wenn ich mich geirrt habe? Was wenn er mich gar nicht liebt? Was würde dann passieren? Im Geiste falle ich in ein tiefes schwarzes Loch. Falle immer tiefer ohne Aussicht auf ein Ende... Doch dann fällt mir ein nur allzu gut bekanntes Sprichwort ein: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!" Ja... diese Volksweisheit hat Recht... Ich kann nicht gewinnen ohne etwas zu riskieren... Aber... kann ich denn ohne weiteres ein solches Risiko eingehen? Ich bin mir absolut nicht sicher. Eigentlich war mein erster Gedanke ja, einfach offen gegenüber Kai zu sein, aber dann haben sich mir so viele Zweifel aufgedrängt, dass ich diese Idee wieder verworfen habe. Nein, ich kann es ihm nicht einfach sagen, das Risiko ist viel zu hoch... Und überhaupt: warum soll ich den ersten Schritt tun? Warum nicht Kai? Er ist doch sonst auch nicht auf den Mund gefallen! Aber... Naja... Ich denke, ich kann lange warten, wenn ich von Kai hören will, dass er mich liebt... Kai und Gefühle offen zugeben oder sogar zeigen? Ein guter Witz... Schade, dass ich nicht darüber lachen kann... Nein, Kai würde bestimmt nicht den ersten Schritt tun -nicht in diesem Leben... Aber dann hieße das ja, dass ich... Oh shit... Immer bleibt alles an mir hängen... Aber wie soll ich das denn anstellen? Zarte Andeutungen machen und seine Reaktion abwarten? Hm... schwierig... Ach, ich weiß noch nicht... Vielleicht kommt mir ja im Schlaf eine Idee... Erst jetzt bemerke ich wie müde ich schon bin. Langsam lasse ich mich ins Land der Träume gleiten. Mein letzter Gedanke ist, dass ich es irgendwie schaffen werde mit Kai zusammen zu kommen... Irgendwie... So, das war's schon ^^° Tut mir leid, dass das so kurz war, aber ich wollte da nunmal unbedingt einen Abschnitt machen ^^° Naja, dafür kommt das nächste Kappi auch schon etwas früher -wann genau weiß ich noch net, aber spätestens Dienstag ist es da ^^ Wie immer bitte ich um Kommis ^^ Cu, Ginger Kapitel 6: ... und irgendwann ----------------------------- Hallöööööööööchen ^^ Erstmal ein riiiiiiiiiiiiiiiiiesengroßes Daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaankeschöööööööööööööön an alle Kommischreiber ^^ Ihr seid so toll -ich hätte echt nicht gedacht, dass ich für die Story hier so viele Kommis bekommen würd ^^ Naja, wie versprochen ist hier jett das nächste Kapitel, das allerdings, wie schon angekündigt, etwas kurz geraten ist ^^° Würd mich trotzdem sehr über Kommis freuen ^^ Viel Spaß beim Lesen ^^ Cu, Ginger *~*Kais PoV*~* Ich bemerke wie sich Rays Gesicht mit der Zeit immer mehr entspannt. Er war also tatsächlich die ganze Zeit über wach und ist erst jetzt wirklich eingeschlafen. Kann ich daraus dann tatsächlich den Schluss, ziehen, dass er wegen mir auf geblieben ist? Natürlich, oder warum sollte er sich sonst die halbe Nacht um die Ohren schlagen? Obwohl... vielleicht konnte er auch ganz einfach nicht einschlafen... oder wollte vielleicht die ganze Nacht einfach aus Spaß durchmachen... oder wollte wach bleiben um über etwas wichtiges nachzudenken... Ich schließe die Augen und seufze innerlich. Hallo, ihr lieben Zweifel, ich hab euch schon beinahe vermisst... Aber nur beinahe... Ich versuche meine Zweifel beiseite zu schieben, was mir allerdings äußerst schwer fällt. Ich bin schon immer ein Pessimist gewesen... Nun gut... Mal angenommen Ray wäre die ganze Zeit über auf geblieben um auf mich zu warten... dann stellt sich die berechtigte Frage: Warum? Hat er sich um mich gesorgt? Nein, eher unwahrscheinlich, denn schließlich ist das nicht das erste Mal gewesen, dass ich längere Zeit -auch abends- unterwegs gewesen bin... Wollte er vielleicht noch mit mir über etwas sprechen? Nein, Unsinn! Dann hätte er doch nicht so getan, als ob er schlafen würde... Ja... Wieso hat er sich eigentlich schlafend gestellt? Es gibt nur eine logische Erklärung für dieses Verhalten: er hat sich für etwas geschämt. Aber... für was? Ich gehe noch einige verschiedene Möglichkeiten von Erklärungen durch. Doch plötzlich trifft mich die Erkenntnis wie ein Donnerschlag: kann es wirklich sein, dass... Ray... sich auch... in mich... ver-verliebt hat? Erstaunt oder viel mehr erschrocken über diesen Einfall, reiße ich die Augen auf. Ist das wirklich möglich? Kann es tatsächlich sein, dass er meine Gefühle erwidert? In meinem Bauch beginnt es zu kribbeln und ein kalter aber angenehmer Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Ich bin glücklich wie schon lange nicht mehr und selbst die Zweifel, die wieder in mir aufsteigen, können dieses Gefühl nicht mindern. Kann es wirklich wahr sein, dass Ray mich liebt? Oh bitte, es muss einfach so sein! Ich darf mich in diesem Punkt einfach nicht irren! Aber... wenn meine Vermutung wirklich richtig ist... wie soll ich denn damit umgehen? Soll ich ihm einfach ins Gesicht sagen, was ich denke oder viel eher fühle? Für IHN fühle? Nein, das kann ich nicht tun... Was wenn ich mich geirrt habe? Ich würde ihn dann mit dieser plötzlichen offenen Liebeserklärung nicht nur vor den Kopf stoßen sondern ihn womöglich ganz verschrecken... Nein, so kann ich die Sache keinesfalls angehen... Aber wie dann? Feine Andeutungen machen? Ja, genau guter Witz, Kai... Wenn ich, der sogenannte Eisklotz, feine Andeutungen mache, dann hat das den gleichen Effekt, als wenn Tyson sagen würde, er hätte keinen Appetit: ich würde die volle Aufmerksamkeit aller auf mich ziehen und Unglaube in allen, die mich kennen, wecken... Nein, so geht es also auch nicht... Ich seufze entäuscht und schließe erneut meine Augen. Verdammt, ich hätte nie gedacht, dass das so schwierig sein könnte... Ich habe mir schon oft vorgestellt wie es wohl wäre, wenn Ray mich auch lieben würde, aber noch nie wie ich es ihm schonend beibringe, dass ich dasselbe empfinde... Das schwierigste an meiner Situation ist aber, dass ich nicht sicher bin, ob ich Rays Liebe wirklich auf meiner Seite habe... Bisher ist das ja nur eine vage Vermutung von mir... Wäre ich mir sicher, dann wäre das hier wesentlich einfacher, aber so... Wieder seufze ich. Was soll ich denn jetzt nur machen? Ich kann es Ray weder direkt ins Gesicht sagen noch irgendwelche Andeutungen machen ohne, dass ich das Risiko eingehe ihn zu verschrecken... Wieso zum Himmel-Donnerwetter ist das Leben nur so schrecklich grausam und unfair? Warum kann man nicht einfach wie bei einem Videospiel abspeichern, es versuchen und, wenn es dann nicht geklappt hat, die vorherige Situation einfach wiederherstellen? Warum muss man, wenn man etwas riskieren will, immer gleich alles riskieren? Allmählich spüre ich die Müdigkeit in mir aufsteigen und ich versinke langsam in einen tiefen Schlaf. Ich bin mir in gar nichts mehr sicher außer in einer Sache: SO wie es bisher immer war, wird es zwischen Ray und mir nie wieder sein können... Nicht seit ich diesen Verdacht geschöpft habe... Und deshalb werde ich es ihm irgendwie beibringen... Vielleicht nicht heute, morgen oder in einer Woche... aber irgendwann werde ich ihm gestehen, dass ich viel mehr als nur Freundschaft für ihn empfinde... Ja... Irgendwann... Feeeeeeeeeeeeertig!!! *freu* Na, wie hat's euch gefallen? *fragend in die Runde guck* Bitte nicht hauen, aber ich mach an dieser Stelle jetzt Schluss... Ich hoffe ihr mögt offene Enden? *Ein Schrei ertönt im Hintergrund* Kai: ICH BRING SIE UM!!! Ginger: Was'n jetzt kaputt? *verwirrt umguck* Ray: Kai! Das ist es nicht wert! Kai: Doch ist es! *kommt dicht gefolgt von Ray ins Zimmer gestürmt* Ginger: Iiiiiiks *hinterm Schreibtisch in Deckung geh* Kai: Das Verstecken nützt dir nix mehr! Ich beförder dich jetzt direkt in die Hölle! *eg* Ginger: *schluck* Und warum, wenn ich fragen darf? Kai: Hast du etwa dein Versprechen vergessen? Ginger: Wat'n für'n Versprechen? *doofguck* Kai: O.ô Wie jetzt? Du hast es ECHT vergessen? Ray: Du hast versprochen, dass du ein vernünftiges Ende schreiben wolltest! Ginger: Ja und? Das hab ich doch, oder etwa nicht? O.ô Kai: Ich bring sie um!! *will auf Ginger losgehen* Ray: *hält Kai zurück* Also Kai versteht unter einem vernünftigen Ende, dass sich die Protagonisten am Ende kriegen! Ginger: Ô.Ô Kai? Liest du wirklich diese grauenvollen Rosamunde Pilcher-Mini-Romane, die man in jedem Bahnhofskiosk für nen Appel und'n Ei nachgeschmissen kriegt? *prust* *laut loslach* Kai: Was ist denn daran so witzig?? Ginger: *rofl* *sich gar nicht mehr einkrieg* Ray: *kicher* Kai: Fang du nicht auch noch an!! Ray: *prust* Kai: Ihr seid soooo gemein *heul* Ray: Sorry, Kai, aber *kicher* das ist einfach zu komisch *lach* Ginger: *sich eine Lachträne aus dem Auge wisch* Hah, lang nicht mehr so viel gelacht! Kai: *schmoll* Ray: Bist du jetzt etwa beleidigt? ô.O Kai: ... Ginger: Ach, Kai! Nimm das doch nicht persönlich! ^^° Kai: ... Ray: Ginger? Er macht mir Angst... Ginger: *seufz* Also gut, ich mach dir nen Vorschlag: Wenn die Leser dafür sind, dann gibt's noch eine Fortsetzung hierzu. Was hältst du davon? Kai: Wirklich? *Ginger aus großen, verweinten Kulleraugen anguck* Ginger: Wirklich wirklich! ^^ Kai: *strahl* Hast du das gehört, Ray? *Ray um den Hals fall* Ray: Ja, ich hab's gehört! *Kai liebevoll durchs Haar streichel* Kai: Wird das auch ne richtige Yaoi? Ginger: Wir wollen mal nicht gleich übertreiben! ^^° Kai: Schade... Ray: Ach, irgendwann wird sie nochmal eine schreiben -da bin ich sicher ^^ Kai: Okay ^^ Ginger: O.ô Aber sonst geht's euch gut, ja? Als ob ich so was schreiben könnt -.-° Kai: Das kriegst du schon hin ^^ Ginger: So was... Die planen noch mehr FFs als ich... -.-° Also... *räusper* Wie sieht's aus? Wollt ihr Kais - und auch Sweta-chans *winke*- Wunsch erfüllt sehen und ne Fortsetzung -die ganz sicher KEINE Yaoi wird!!!- haben? Oder kann ich das bei diesem Ende belassen? Schreibt mir eure Meinung! P.S.: Die Fortsetzung ist auf Sweta-chans Wunsch hin schon geschrieben, aber ich find sie grauenvoll -.-° Cu, Ginger Kapitel 7: Das Versprechen -------------------------- Daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaankeeeeeeeeeeeeeeeeee!! Ihr seid so gut zu mir ^^ Obwohl die letzten Kapitel so kurz waren, habt ihr mir noch Kommis geschrieben *schnüff* Ich bin ja so gerührt T.T Aber das krasseste ist: 661 Zugriffe O.O" Wie komm ich denn dazu? Ihr seid alle so toll T.T Dafür habt ihr euch ne satte Belohnung verdient, denk ich ^^ Und hier ist sie: das neue Kapitel! Ich hab es extra lang geschrieben -nur für euch ^^ Hoffe ihr mögt es und hinterlasst mir vielleicht ein Kommi? Würd mich freu'n! ^^ Cu, Ginger *~*Rays PoV*~* "Ober!! Noch einmal dasselbe bitte!!" Das war keine Bitte sondern ein Befehl, das wussten wir alle, aber inzwischen haben wir es aufgegeben Tyson Manieren beibringen zu wollen -es hat ja eh keinen Zweck, denn spätestens am Esstisch vergisst er alles, was wir ihm mühselig beigebracht haben. "Wo futterst du das nur alles hin, Tyson?", fragt Max von der anderen Tischseite aus, erhält aber als Antwort nur ein breites Grinsen. Ich wusste gleich, dass es ein Fehler war in ein Restaurant zu gehen um unseren Sieg bei den Regionalmeisterschaften zu feiern, aber auf mich hört ja keiner... Unwillkürlich wandert mein Blick wieder auf meine Armbanduhr: erst zehn vor sieben... Das heißt, dass ich hier noch eine ganze Weile rumsitzen muss um Tyson beim essen zuzusehen... Ich seufze resigniert, nippe an meinem Glas Cola und lasse meinen Blick durch den Saal schweifen. Die Leute an den andern Tischen scheinen uns fast ausnahmslos zu beobachten; einige tuscheln untereinander, zeigen mit Fingern auf uns oder schütteln pikiert den Kopf. Wir haben an diesem Abend wohl die volle Aufmerksamkeit aller -vor allem natürlich die der Kellner und Köche... Oder kommt mir das alles nur so vor? Schäme ich mich für mein Team? ... Nein. Definitiv nicht. Ich schäme mich nicht für sie. Sie sind meine Freunde und so wie sie sind -und das ist auch gut so! Außerdem habe ich mich schon längst daran gewöhnt den neugierigen Blicken Fremder ausgesetzt zu sein. Das ist nunmal der Preis, den man dafür zahlt, berühmt zu sein! ... Oh, Gott jetzt hör ich mich schon an wie Tyson! Wieder seufze ich und blicke abermals auf die Uhr. Es sind gerade mal zwei weitere Minuten vergangen. Als der Kellner erneut mit einem riesigen Tablett ankommt, blicke ich auf. "Tyson, das kannst du doch nicht wirklich alles essen wollen!?", frage ich meinen rundlichen Freund entsetzt, was diesen dazu bringt mich frech anzugrinsen. "Klar!" Ist seine knappe Antwort ehe er sich auf seinen inzwischen bestimmt schon siebten Nachschlag stürzt. Hilfesuchend schaue ich mich am Tisch um. Kenny hat sich Oropax -tja, er war halt schlau genug vorzusorgen- in die Ohren gesteckt und versucht mit Dizzis Hilfe einige Daten auszuwerten -zumindest nehme ich das an, da er wie wild auf ihren Tasten herumhaut. Max sitzt Tyson gegenüber und scheint sich mit ihm zu unterhalten. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht so ganz wie er aus Tysons für mich undefinierbaren Schmatzgeräuschen Worte heraushören kann. Also ICH könnte das nicht... Und Kai? Tja, der sitzt mit vor der Brust verschränkten Armen am Kopfende des Tisches, hat die Augen geschlossen und scheint nachzudenken... Worüber er wohl gerade nachdenkt? Also mich würde es wirklich brennend interessieren worüber er so den ganzen Tag nachgrübelt... Aber aus ihm kriegt man ja nichts heraus... leider... Ein leichtes, trauriges Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Kai ist wirklich ein Mysterium. Eigentlich wissen wir ja kaum etwas von ihm... Und das wenige, das wir wissen, sind bestimmt nur die uninteressantesten Sachen... Bestimmt hat er viele Geheimnisse... Na klar, schließlich ist er ja selber eins... Ich betrachte ihn interessiert. Er sieht so unglaublich gut aus... Mein Blick wandert von seinem Gesicht zu den Teilen seines Körpers, die trotz des Tisches sichtbar sind, und wieder hoch. Dort bleibe ich an seinen Lippen hängen. Wie sich seine Lippen wohl anfühlen? Und wie er wohl schmeckt? Bestimmt wie Honig... zart und süß... Aber ich werde das wohl nie erfahren... Nicht, wenn ich seine Zeichen richtig gedeutet habe... Vor drei Monaten fing es an... Kai ist immer mehr auf Abstand zu mir gegangen und hat sich auch den andern gegenüber mehr abgeschottet. Er hat seitdem kaum noch gesprochen... Und das finde ich sehr schade, denn ich liebe seine Stimme... Wenn er wütend ist, ist sie kraftvoll und, naja, vor allem laut -das geht uns allen immer durch Mark und Bein... Und wenn er normal mit uns spricht, dann ist seine Stimme kalt und schneidend wie Glas... Und obwohl beide Sprechweisen schroff und abweisend sein sollten, so ziehen sie mich doch an -hypnotisieren mich beinahe und lassen mich erschaudern... Was wohl mit ihm los ist? Warum entfernt er sich immer weiter von uns? Hat das etwas mit... dieser einen Nacht zu tun? Bin ich daran Schuld? Hat er mitbekommen, dass ich für ihn so viel mehr empfinde als Freundschaft? Meine begehrenden Blicke gespürt? ... Nein, das kann nicht sein... Kai ist viel zu direkt, als dass er dann auf Abstand gehen würde... Er würde auf mich zugehen, mir ordentlich die Meinung geigen und mir sagen, dass ich aufhören soll ihn so anzugaffen... Ja... Kai ist ein direkter Mensch... Wäre ER in meiner Lage, dann hätte er bestimmt den Mut, den man braucht um "Ich liebe dich" zu sagen... Ja, ER könnte das... Ganz bestimmt... "-ay? Hey, Ray!!" Eine Stimme dringt in mein Bewusstsein ein und reißt mich aus meinen Gedanken. Verwirrt wende ich meinen Blick von Kai und in Richtung der Person, die mich soeben angesprochen hat. "Hm?" Zu einem richtigen Wort bin ich derzeit noch nicht fähig. "Ich habe gefragt, ob du mitkommst!", wiederholt Max seine Frage und sieht mich lächelnd an. Kann Max eigentlich auch mal NICHT lächeln? Der ist echt der Sonnenschein in Person... Ob er wohl Gesichtsmuskelkater von seinem Dauergegrinse bekommt? Ich hätte wohl diesen Gedankengang weiter verfolgt, wäre mir nicht eingefallen, dass Max mich etwas gefragt hatte. Aber was war das noch gleich? Ach ja! Er hat gefragt, ob ich mitkomme! Aber... wohin eigentlich? "Wohin denn?", stelle ich ihm meine Frage. Kurz verschwindet Max' Lächeln nur um anschließend noch weiter in die Breite zu wachsen. "Zum Klo! Hast du mir denn grad gar nicht zugehört?", erwidert er und sieht mich amüsiert an. Oje, ich hatte gar nicht gemerkt, dass er vorhin mit mir gesprochen hat... Wie peinlich... Naja, aber das kennen ja inzwischen schon alle von mir... Schließlich bin ich schon seit einer ganzen Zeit -seit ziemlich genau drei Monaten- immer so abwesend... Seit dieser einen Nacht... Ich merke wie meine Gedanken schon wieder abschweifen. Um das zu verhindern, schüttele ich leicht meinen Kopf und lächle Max zaghaft an. "'tschuldigung...", nuschle ich und stehe auf. Wenn ich ihm schon nicht zugehört habe, dann kann ich ihn ja wenigstens den Gefallen erweisen und ihn begleiten. Erst während wir durch den Saal zwischen den Tischen herschlendern, stellt sich mir die Frage, weshalb Max denn nicht alleine gehen wollte. Er ist doch schließlich kein Mädchen! Am besten ich werde ihn einfach mal fragen... Gerade will ich den Mund aufmachen, da muss ich feststellen, dass wir bereits bei den Waschräumen angekommen sind und Max gerade durch die Tür verschwindet. Also bleibt mir nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Aber kaum bin ich über die Schwelle getreten, da werde ich am Arm gepackt und in die Ecke hinter der Tür gezogen. Ich bin so erschrocken, dass ich noch nicht einmal schreien kann. Unsanft pralle ich mit dem Rücken gegen die verkachelte Wand. "Was ist los, Ray?" A-aber... Max!? Was will er denn von mir? Warum hat er mich hierher geschleppt und... seit wann kann er so... unsanft sein? Mir schießen tausend Fragen durch den Kopf, die ich meinem Gegenüber jetzt alle nur zu gern gestellt hätte, aber ich schaffe es nur eine zu stellen -und zwar die mit Abstand unintelligenteste, die man in diesem Moment stellen kann: "Hä?" Ich sehe Max verständnislos an und er sieht genauso verständnislos zurück. So stehen wir uns eine Weile schweigend gegenüber. Ich muss wohl oder übel meine Frage verständlicher und vor allem präziser stellen: "Was meinst du? Was soll denn los sein?" "Ich meine das mit dir und Kai!", beginnt er und sieht mich ermahnend an. Ich schlucke hart und spüre wie sämtliche Farbe aus meinem Gesicht entweicht. Hab ich mich etwa verraten? Kann es sein, dass ich Kai zu offensichtlich angehimmelt habe? Weiß Max etwa was in mir vorgeht? Dass ich mich in Kai verliebt habe? Mein Herz rast und so schnell wie mein Blut aus meinem Gesicht gewichen ist, kommt es jetzt wieder hineingeströmt und lässt meine Wangen glühen. "Ich -nein, wir alle haben gemerkt, dass irgendetwas mit euch nicht stimmt. Seit knapp drei Monaten benehmt ihr euch schon so seltsam." Oh Gott! Nicht nur Max hat es also gemerkt, sondern auch Kenny und... Tyson!! Selbst TYSON ist was aufgefallen!!! Ich muss echt der schlechteste Schauspieler der ganzen Welt sein... Was um Himmels Willen soll ich denn jetzt sagen?? "Ray, sei ehrlich! Worüber habt ihr euch gestritten, dass ihr jetzt nicht mal mehr miteinander reden könnt?" Ge-gestritten? Max glaubt ich hätte mich mit Kai gestritten? Er hat also gar nicht gemerkt, dass ich mich in ihn verknallt habe? Es gibt also doch noch einen Gott! Innerlich mache ich Freundensprünge und schlage Purzelbäume, aber äußerlich tue ich nichts außer erleichtert auszuatmen. Aber... was sollte ich Max denn jetzt erzählen? Sollte ich behaupten, dass ich mich wirklich mit Kai gestritten habe? Aber was, wenn er dann mit Kai darüber sprechen will und rauskommt, dass ich gelogen habe? Andererseits... Wenn ich ihm jetzt die Wahrheit sage -also, dass ich mich nicht mit Kai gestritten habe-, dann muss ich ihm doch eine andere Erklärung geben, die zumindest mein Verhalten erklärt... Aber welche? Verzweiflung macht sich in mir breit und eine Millionen verschiedene Antwortmöglichkeiten rauschen mir durch den Kopf -eine schwachsinniger als die andere... "Also ich meine... naja... eigentlich geht mich das ja nix an, aber... tja... ich wollt nur rauskriegen, ob... äh... ihr das allein wieder auf die Reihe kriegt oder... mhh... ich euch irgendwie... helfen kann?" Ein leichter Rotschimmer bildet sich auf Max' Wangen und sein sonstiges fröhliches Lächeln, ist irgendwie... verzerrt... Ihm scheint diese Frage doch ziemlich... peinlich zu sein... Aber... Warum? Obwohl... Naja... Eigentlich sollte mich das ja nicht weiter stören, oder? Schließlich hat er mich gerade davor bewahrt, zugeben zu müssen, dass ich mich in unseren Teamleader verknallt hab... Da hab ich nochmal echt Schwein gehabt! Ich bin kurz davor Max um den Hals zu fallen um ihm dafür zu danken, dass er mich -wahrscheinlich unbeabsichtigt- aus meiner prekären Lage befreit hat. Aber ich unterdrücke diesen Wunsch und lasse nur ein Lächeln meine Erleichterung ausdrücken. "Ich denke, dass kriegen Kai und ich auch alleine hin!", antworte ich ihm, woraufhin Max mich unsicher anschaut. "Sicher?" Er scheint alles andere als überzeugt zu sein. Aber ich kann ihm das ja nicht einmal verübeln, denn... naja... ich lüge ihm hier schließlich was vor... Obwohl... Was nicht ist kann ja noch werden... oder? Ich nicke. "Ich denk schon. Und außerdem... Du kennst doch Kai! Er würde sich doch niemals von euch helfen lassen wollen. Und wenn ihr es versucht, würde er nur wieder auf stur stellen und wir ständen wieder bei Null." "Ja, da hast du wohl Recht...", sieht Max ein. "Aber..." >AberVolltreffer!<, schießt es mir durch den Kopf. Genau DAS! Ich warte darauf, dass ich endlich Gewissheit darüber habe wie Kai eigentlich zu mir steht -allgemein, ob er mich mag oder nicht. "Ist das so... offensichtlich?", stelle ich verunsichert eine Gegenfrage. Ein Nicken seitens Kai ist die einzige Antwort, die ich darauf bekomme. "Oh...", entfährt es mir und ich spüre wie meine Wangen schon wieder anfangen zu glühen -zwar nur leicht, aber ich bemerke es trotzdem. Aber das ist ja auch egal, schließlich sieht Kai mich nicht an und andere Leute sind hier auch nicht! ... Oh! Die Röte in meinem Gesicht verstärkt sich deutlich bei dem Gedanken, dass ich hier ganz allein mit Kai im Park bin und er wegen des Regens nicht weg kann. Wenn ich nicht aufpasse, dann schleicht sich bestimmt gleich ein dreckiges Grinsen auf mein Gesicht... Während ich noch mit mir selbst ringe, erhebt Kai plötzlich erneut seine Stimme: "Worauf wartest du denn?" Sollte ich ihm wirklich antworten? Und überhaupt: was hat der heut für komische Fragen drauf? Sonst interessiert ihn doch überhaupt nichts und jetzt auf einmal sowas! Ich versteh ihn nicht -ich versteh die ganze Welt nicht... Kai wartet ganz offensichtlich auf eine Antwort. Aber um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll. Etwa die Wahrheit? Dass ich auf ein geheimes Zeichen von ihm warte, das mir sagt: "Jetzt kannst du ihm sagen, dass du ihn liebst"? Darauf warte ihm endlich meine Gefühle zu gestehen? Ist das denn wirklich der richtige Moment dafür? "Worauf ich warte? Naja, a-auf... äh...", stottere ich. Kai öffnet seine Augen und sieht mich fragend an. ZACK! Ich verstumme mit einem Schlag völlig und laufe knallrot an. Ich bin hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen. Weiß nicht was ich tun oder sagen soll. Aber da kommt Kai mir zu Hilfe: "Weißt du, ich hab auch auf was gewartet...", beginnt er und sein Blick schweift in die Ferne. Erstaunt schaue ich ihn an. "Ja?", frage ich und hoffe, dass das jetzt nicht alles war, was er jetzt sagen wollte. Kai nickt geistesabwesend und fährt dann fort: "Seit drei Monaten warte ich auf den >richtigen Moment<..." "Und ist er jetzt gekommen?", frage ich zaghaft, denn ich weiß wie schnell Kais Laune wechseln kann. Ein falsches Wort, eine Frage zuviel, einmal zu neugierig gewesen und er verstummt und schweigt einen an. Kai scheint kurz nachdenken zu müssen, ehe er mir dann antwortet. "Nein, ich glaube nicht... Aber..." Wieder lausche ich auf. Wie wird er wohl fortfahren? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, worauf er eigentlich hinauswill. Aber aus einem mir unerfindlichen Grund, fängt mein Herz schon wieder an schneller zu schlagen. "...ich glaube manchmal gibt es keinen richtigeren Moment als den gegenwärtigen Augenblick...", schließt er und sieht mich mit seinen wunderschönen, rubinroten, wie Diamanten funkelnden Augen an. Ich schlucke kräftig. Dieser Blick... und seine Worte... Was will er mir damit sagen? Was will er von mir? Ich scheine mich in seinen Augen zu verlieren. Noch nie hat er mich so lange angeschaut. Aber das ist nicht alles. Diesmal scheinen sie nicht halb so kalt wie sonst zu sein. Kommen von der Wärmeausstrahlung her der Augenfarbe entgegen -endlich strahlen seine roten Augen so etwas wie Wärme aus. Kais Worte enthalten eine tiefere Botschaft, das ist mir völlig klar -aber welche? Das hört sich so richtig tiefsinnig an... Ich wusste schon immer, dass er zum Philosophen geboren ist! Aber... hat er denn Recht? ... Ja... Ja, er hat Recht! Was auch immer er damit eigentlich sagen wollte, zumindest auf meine derzeitige Situation bezogen, enthalten seine Worte eine tiefgründige Wahrheit... Es hat keinen Sinn länger zu warten! Ich werde es ihm sagen! Nicht Morgen, nicht später sondern heute! Hier und jetzt! "Kai, ich...", beginne ich, während Kai im selben Augenblick "Ray, ich..." sagt. Verwundert und beschämt schauen wir uns an. Beide sind wir leicht rot um die Nasenspitze. "Du zuerst!", sagen wir wie aus einem Munde und werden im gleichen Moment beide nochmals wesentlich röter. Wir wenden unsere Blicke voneinander ab. Während ich den Boden anschaue, kann ich sehen, wie Kai zum Horizont schaut. Wir beide warten darauf, dass der andere zuerst redet, aber weder er noch ich sind dazu bereit, dem Wunsch des andern nachzugeben. Was auch immer er mir zu sagen hat, es fällt ihm ganz offensichtlich schwer. Ich habe Kai noch nie verlegen gesehen... "Ray, ich... ich muss dir was gestehen...", beginnt er und ich schaue zu ihm auf. Noch immer ist sein Blick in die Ferne gerichtet. Aber diesmal nicht aus Gleichgültigkeit sondern aus purer Verlegenheit. Ein leichter Rotschimmer, der immer stärker zu werden scheint, liegt auf seinen Wangen. Er sieht einfach zu niedlich aus... Ich bin froh, dass er als erster reden will, aber... ehrlich gesagt fürchte ich mich schon vor dem, was er mir sagen wollen könnte... Denn... was kann er mir sagen wollen, dass selbst er, die Coolness in Person, in Verlegenheit und ins Stottern gerät? "Ray, ich glaube, dass... äh... ich mich... in... in dich... ver-verliebt habe..." WUMM Das hatte gesessen. Ich bin absolut fassungslos. Ich hatte zwar gehofft, dass er genau das sagen könnte, aber wirklich damit gerechnet hatte ich ganz sicher nicht... Erst jetzt setzt mein Herz, das nach Kais letzten Worten stehen geblieben war, wieder ein -und zwar mit etwa dreifacher Geschwindigkeit. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll und entscheide mich daher für einen Kompromiss: Ich lächle wie der Sonnenschein und gleichzeitig füllen sich meine Augen mit Tränen, die einem Regenschauer gleichkommen. (Anm. d. A.: Irgendwie erinnert mich das an die Wetteransagen in der Zeitung... Da heißt es auch immer "Teils Sonne teils Regen"... Die können sich auch net entscheiden XD) >Kai liebt mich! KAI LIEBT MICH! Kai LIEBT mich! KAI liebt mich! Kai liebt MICH!<, gehe ich in Gedanken alle möglichen Formen der Betonung durch, während der Rest meines Inneren Freundensprünge macht und Purzelbäume, Räder und Saltos schlägt. Ich bin nicht nur einfach glücklich sondern überglücklich -nein noch viel mehr! Ach, es gibt einfach kein Wort, das es vermag dieses Gefühl zu beschreiben, das mich jetzt beherrscht. Verträumt schaue ich Kai an. Der hat seinen Kopf so weit, wie es die Gelenkigkeit seines Genickes zulässt, von mir weggedreht, damit ich sein Gesicht nicht sehen kann. Aber dummerweise ist das nicht weit genug, denn ich kann die starke, unverkennbare Röte auf seinen Wangen ganz deutlich sehen. Unwillkürlich beginne ich zu grinsen. Kai benimmt sich wirklich gar nicht wie sonst. Ich habe wirklich das Gefühl in einer Parallelwelt gelandet zu sein, so unwirklich scheint mir diese ganze Situation. "Oh, Kai...", flüstere ich und lächle ihn liebevoll an. "Ich muss dir auch etwas sagen..." Aus einem mir völlig unbekannten Grund steigt mir wieder sämtliches Blut in den Kopf. Und das, obwohl es doch jetzt absolut kein Problem mehr darstellt, Kai zu sagen, was ich fühle. Und als Kai mich dann auch noch verschüchtert anschaut, werde ich noch röter und ich bekomme einen Kloß im Hals, der es mir nicht erlaubt überhaupt etwas zu sagen. Ich wende meinen Kopf leicht von Kai ab und lasse meinen Blick zum Horizont schweifen. Jetzt, wo ich seinen Blick nicht mehr sehen sondern nur noch spüren kann, fällt es mir leichter die folgenden Worte auszusprechen: "Kai, ich liebe dich!" Es ist nur ein Flüstern und ich kann nur hoffen, dass er es auch gehört hat. Als ich aber keine Reaktion von ihm wahrnehmen kann, schiele ich vorsichtig und verunsichert zu ihm herüber. Ich war ja auf vieles gefasst, aber der Anblick, der sich mir nun darbietet, übtrifft alle meine Erwartungen. Erschrocken drehe ich mich Kai zu und frage: "K-Kai? A-aber was hast du denn?" Aber dieser reagiert gar nicht auf meine Frage. Außer ein paar leisen Schluchzern bleibt er völlig stumm und schaut zu Boden, während ihm die Tränen über die Wangen kullern und von da aus glitzernd zu Boden fallen. Wie in Trance gehe ich auf ihn zu und schließe ihn in meine Arme. Ganz sachte und vorsichtig legt er seine Hände an meine Taille und drückt sich leicht an mich, vergräbt sein Gesicht in meinem Oberteil. "Beruhig dich doch... Hör doch auf zu weinen... Sonst fang ich auch noch an...", versuche ich ihn zu beschwichtigen, aber es ist zwecklos. Nicht nur, dass ich es nicht schaffe Kai zu beruhigen, jetzt rollen mir auch noch Tränen die Wangen hinunter und ich kann sie einfach nicht stoppen. Zu lange habe ich auf diesem Moment gewartet. Zu oft habe ich gedacht, er würde nie kommen. Zu lange schon sind all meine Hoffnungen begraben gewesen. Und jetzt, wo der Augenblick gekommen ist, brechen alle Hoffnungen aus ihren kalten, dunklen Gräbern aus und überfluten mich mit einer Welle aus Gefühlen, in der ich zu ertrinken drohe. Aber dennoch ist es wundervoll... Auch wenn alle meine Sinne benebelt sind und ich keinerlei Kontrolle mehr über mich selbst habe, so will ich diesen Augenblick doch nie missen müssen. Ob es Kai wohl genauso ergeht? So stehen wir lange eng umschlugen und Freudentränen vergießend unter dem Baum, der uns vor dem prasselndem Regen schützt, welcher unsere leisen Schluchzer gekonnt übertönt. "Kai?", frage ich leise, als ich mich wieder beruhigt habe. "Ja?", kommt es leise als Antwort. Eigentlich wollte ich ja jetzt etwas romantisches sagen, aber dann kam mir ein anderer Gedanke, den ich unbedingt loswerden will. Außerdem wäre es bestimmt gut um die Situation etwas... aufzulockern, wenn ich das jetzt ausspreche. "Weißt du eigentlich wie seltsam das jetzt aussehen muss?" Bei dem Gedanken wie dämlich jetzt Passanten gucken würden, schleicht sich ein amüsiertes Lächeln auf meine Lippen. Das Bild sähe etwa so aus: Zwei Jungen, die einander in den Armen liegen, beide verweinte Augen, ein starker Rotschimmer auf den Wangen und trotzdem ein glückliches Lächeln auf den Lippen haben und etwas abseits einige Leute, die ziemlich dumm aus der Wäsche gucken, während sie die beiden Turteltauben entsetzt anstarren. Plötzlich spüre ich wie Kais Körper anfängt zu beben. Erst wundere ich mich, aber als ich dann ein unterdrücktes Gelächter hören kann, wird mir klar was los ist: Kai stellt sich die Situation genauso vor wie ich. Ich habe Kai noch nie lachen gehört; nein, das ist nicht ganz richtig. Ich habe ihn schon ein paar mal lachen gehört, aber das war eher ein spöttisches oder ein siegessicheres Gelächter. Aber ein solches, ehrliches Lachen, das war neu für mich. Wahrscheinlich ist auch genau das der Grund, weshalb Kais Lachen so ansteckend auf mich wirkt: ich kann es nicht unterdrücken und muss einfach auch anfangen zu lachen. Wir beide bekommen uns einfach nicht mehr ein. Vermutlich herrscht in Kai auch so ein herrliches Gefühlchaos wie in mir, das ihn ebenfalls davon abhält, irgendetwas gegen seine Emotionen zu tun. Also stehen wir noch eine Weile einfach so, Arm in Arm, da, aber diesmal lachend und nicht weinend. Nach schier endloser Zeit schaffen wir es doch uns zu beruhigen. Zumindest was mich angeht, habe ich einen gewaltigen Muskelkater im Bauch und ich muss förmlich nach Atem ringen. Aber das nehme ich nur allzu gern in Kauf... Vorsichtig drücke ich Kai ein Stück von mir weg. Wir sehen uns tief in die Augen. Dann nähern wir uns ganz langsam einander und schließen vorsichtig unsere Augen. Als sich unsere Lippen berühren, zucken wir beide leicht zusammen, entspannen uns aber sofort wieder. Das Gefühl, das jetzt in mir aufkommt, ist einfach nicht mit Worten zu beschreiben. Eine starke Hitze entsteht in meinem Innern und ein Kribbeln durchzieht meinen ganzen Körper. Kais warme, weiche Lippen lassen ein leichtes Prickeln auf den Meinen aufkommen. Ich lasse mich voll und ganz auf diese neue Empfindung ein und genieße es in vollen Zügen. Ich bin leicht enttäuscht als wir uns wieder lösen -ich hätte diesen Kuss gern noch länger andauern lassen... Trotzdem lächle ich Kai verträumt an. >A-aber... was soll denn das?<, frage ich mich selbst und schaue Kai verwirrt an. Der steht vor mir und... GRINST. "Warum grinst du so?", frage ich ihn und versuche gar nicht erst meine Verwirrung zu verbergen. Meine Frage lässt Kai nur noch breiter grinsen. Schließlich antwortet er mir, sofern man das als eine Antwort sehen will: "Ich hatte Recht!" Jetzt bin ich noch ein ganzes Stück verwirrter. "Wie meinst du das? Womit hattest du Recht?" Noch immer grinsend beugt sich Kai zu mir vor bis seine Lippen mein linkes Ohr erreicht haben und es schon beinahe berühren. "Deine Lippen sind wirklich so weich wie ich mir gedacht habe...", haucht er mir verführerisch ins Ohr, woraufhin ich -wie könnte es auch anders sein- knallrot anlaufe. Kai richtet sich indes wieder auf und strahlt mich an. "Sag mal, was stellst du dir eigentlich noch so alles vor!?", frage ich ihn gespielt angesäuert. Er muss ja nicht unbedingt erfahren, dass ich genau das auch über ihn gedacht habe... "Wenn du lieb bist, dann zeig ich dir das vielleicht...", erwidert er und setzt das dreckigste Grinsen auf, das ich je gesehen habe. "KAI!", rufe ich gespielt empört und schubse ihn mit beiden Händen nach hinten. Aber Kai ist geistesgegewärtig genug sich in meinem Oberteil zu verkrallen und mich mit hinunter zu ziehen. Eigentlich habe ich nicht feste genug geschubst um ihn zu Fall zu bringen, aber trotzdem landet er nach einem kurzen Flug mit dem Rücken im Gras; und ich auf ihm drauf. Erst jetzt wird mir richtig klar, dass das pure Absicht von Kai war. Aber... sollte mich das wirklich stören? Wieder schauen wir einander tief in die Augen. Während ich einfach in diesem wunderschönen Rot versinken will, scheint mein lieber Kai etwas ganz anderes zu planen: er legt seine Hand in meinen Nacken und zieht mich leicht zu sich herunter, während er seinen Kopf ein Stück anhebt. Wieder berühren sich unsere Lippen, aber diesmal will Kai mehr -und mir ist das ganz recht. Vorsichtig aber verlangend streicht er mit der Zunge über meine Lippen. Aber ich verstehe diese Aufforderung erst, als er sie andeutungweise durch meine verschlossenen Lippen hindurch zu zwängen versucht. Ich öffne meinen Mund einen Spalt breit und sofort beginnt Kai damit diesen zu erforschen. Nachdem er jeden Winkel erkundet hat, stupst er meine Zunge immer wieder an und fordert mich so auf, mit auf dieses Spiel einzugehen. Das lasse ich mir selbstverständlich nicht zweimal sagen. Jedesmal wenn sich unsere Zungen berühren, fängt es in meinem Bauch wie verrückt an zu kribbeln. Es ist ein überwältigendes Gefühl, welches ich nicht einmal ansatzweise beschreiben kann. Währenddessen krault Kai mir mit der rechten Hand den Nacken und mit der Linken, die er um meine Taille herum auf meinem Rücken platziert hat, zieht er mich immer näher an sich heran bis unsere Körper unmittelbar aufeinander liegen. Schweratmend lösen wir uns schließlich voneinander. Wäre diese blöde Sache mit dem Atmen nicht, dann hätten wir uns bestimmt noch mehr Zeit für diesen wundervollen, leidenschaftlichen Kuss gelassen. Wir schauen uns eine Weile an. Dann bemerke ich, dass das stetige Prasseln des Regens nicht mehr zu hören ist. Ich muss nicht einmal Aufblicken um zu wissen, dass der Regenschauer vorbei ist -wann genau es allerdings aufgehört hat zu regnen, das kann ich nicht sagen, denn dafür war ich, wie man sich vielleicht denken kann, zu beschäftigt. "Es hat aufgehört zu regnen...", teile ich Kai eher beiläufig mit. Noch eine Weile verharren wir in dieser Position und genießen einfach die Nähe des jeweils anderen. Dann erhebe ich mich vorsichtig von Kai und strecke ihm meine Hand entgegen um ihm beim Aufstehen zu helfen. Als er dann meine Hand ergreift, muss ich wieder lächeln. Früher hätte Kai sich bei nichts helfen lassen, nicht mal beim Aufstehen... Tja, wie sehr sich doch alles ändern kann... Nachdem Kai mein Lächeln bemerkt hat, lächelt er nur freundlich zurück anstatt eine Frage zu stellen. Vermutlich weiß er, was mir durch den Kopf geht. Hand in Hand machen wir uns auf den Weg zum Hotel. Wir lassen uns ganz bewusst etwas mehr Zeit -einfach um noch länger beisammen sein zu können. Während des Weges drücke ich mich immer mehr an ihn, sodass wir nach einer Weile Arm in Arm und eng aneinander gekuschelt die Straßen entlang schlendern. Plötzlich kommt mir ein Gedanke, der mich dazu zwingt, leise zu kichern. Auf Kais fragenden Blick hin, sage ich nur: "Jetzt habe ich mein Versprechen doch halten können!" Kai sieht mich noch immer genauso verwirrt wie zuvor an, aber ich gehe nicht darauf ein und kuschle mich wieder enger an meinen Geliebten. Kai stellt mir zu meiner Verwunderung keine weitere Frage sondern meint nur nach einer Weile: "Schau mal!" Neugierig schaue ich auf und in die Richtung, in die Kai mit seinem freien Arm zeigt. Die grauen, tristen Regenwolken von vorhin haben sich scheinbar in Luft aufgelöst. Nun leuchtet vor uns ein orange-gelber, großer und wunderschöner Vollmond. Irgendwie erinnert mich dieses Bild an Kai... Die dunkle, undurchsichtige, abweisende Fassade, hinter der er sich immer versteckt hat, ist verschwunden und nun kommt leuchtend hell sein wahres, strahlendes, warmes Selbst zum Vorschein... Ich seufze verträumt und lehne mich an Kai, der mich noch immer im Arm hält. Gemeinsam betrachten wir das Gestirn eine Zeit lang schweigend, ehe wir uns dann wieder auf den Weg machen. "Kai?", frage ich, nachdem ich eine Weile mit mir gerungen habe, ob ich die Stille wirklich durchrbrechen sollte. "Hm?", kommt es als Antwort. "Wie sollen wir es den andern erklären?" "Was meinst du?" "Na, du weißt schon... Das mit uns...", erkläre ich ihm und wundere mich über seine Begriffsstutzigkeit. Macht er sich denn gar keine Sorgen deswegen? Also ich habe ein ganz seltsames Gefühl in der Magengegend, wenn ich daran denke es den andern zu erklären... Kai zuckt nur mit den Schultern. "Wir werden seh'n...", murmelt er. >Wir werden seh'n...<, wiederhole ich im Geiste seine Worte. Seine Ruhe möchte ich haben... "Mach dir deswegen keine Sorgen -das wird schon!", flüstert Kai mir aufmunternd zu und gibt mir einen federleichten Kuss auf die Stirn. Er hat ja Recht. Das wird bestimmt kein Problem sein. Und selbst wenn: mit Kai an meiner Seite wird selbst das zu bewältigen sein! Da bin ich sicher! Owari? Ginger: *text anstarr* Ray: O.ô Was ist denn jetzt los? Ginger: *Kopf schief leg und weiter starr* Kai: Keine Ahnung... Aber ich glaub sie versucht nachzudenken... Ray: Wobei die Betonung auf den kleinen Wort "versucht" liegt... Ginger: NEEEEEEEIIIIIIIIN!!! *schrei* Kai & Ray: *vor Schreck rückwärts umfall* Ray: Was war denn DAS??? Ginger: T.T Kai: Was heult die denn jetzt auf einmal? Ray: Stimmungsschwankungen vielleicht? Kai: Ich find's raus! *Ginger Kopfnuss geb* Was ist los? Ginger: Aua!! Was soll das? Kai: Das wollt ich dich auch fragen! Ginger: I-ich... *schluck* hab eine I-idee f-für... Kai: *Ginger noch ne Kopfnuss geb* Geht das auch in vollständigen und nicht zusammen-gestotterten Sätzen? Ginger: Ich hab ne Idee für... ne Fortsetzung! *heul* Ray & Kai: O.ô Ja, und weiter? Ginger: Ich werd nie fertig *heul* Ray: *drop* Ist das dein einziges Problem? Ginger: *nick und weiter heul* Kai: Na, dann schreib doch weiter! Ginger: *Kai entsetzt anstarr* Hast du das grad WIRKLICH gesagt? Kai: Ô.Ô""" OH, MEIN GOTT! ICH BIN BESESSEN!!! Ray: ^^° Ich glaub jetzt dreh'n sie beide durch... Nyo, also wie gesagt, hab ich ne Idee für ne Fortsetzung, weiß aber nicht, ob ich damit die Geschichte komplett versau -.-° Außerdem hab ich jetzt sooooo viel zu tun wegen Schule und so, dass ich net weiß, wann ich das alles aufschreiben soll... Bin nämlich ab nächsten Sonntag in Berlin auf Studienfahrt *freu* Was haltet ihr denn von einer Fortsetzung? Würd mich über ein paar Kommis freu'n ^^ Cu, Ginger Kapitel 9: Hast du etwa Angst vor mir? -------------------------------------- Haaaaaaaalloooooooooooooooo!! Da bin ich wieder! Frisch aus Berlin zurück und total erkältet ^^° Ich hab mich totaaaaaaaal über diese superlieben Kommis gefreut ^^ *alle Kommi-Schreiberlinge kuddel* Und soooo viiiiiiiiiele Ô.Ô Ich fühl mich geehrt ^_______^ Da konnt ich gar nicht anders und hab mich ganz fix an ne Fortsetzung gemacht ^___^ Hoff sie gefällt euch (ich selbst find's gar net mal sooooooooo schlecht... <-Weltwunder O.O") Dieses Kapitel ist nicht so lang geworden, wie's eigentlich werden sollt... Naja, Hauptsache is ja wohl, dass es überhaupt vorangeht, oder? Nyo, also: Viel Spaß beim Lesen! Und Kommis sind wie immer erwünscht ^^ *mit dem Zaunpfahl rumfuchtel* Cu, Ginger *~* Kais PoV *~* Eng aneinander gekuschelt laufen wir die Straßen hinunter. Es ist schon ziemlich spät, aber trotzdem haben weder ich noch Ray das Bedürfnis uns zu beeilen. Warum auch? Schließlich ist es wunderschön einfach so mit meinem Geliebten -ein ungewohntes Wort für mich- auf diese Weise durch die nächliche Stille der Stadt zu spazieren, während über uns der Mond und die Sterne glitzern... Hmm, irgendwie klingt das ziemlich kitschig... >Ob Tyson, Kenny und Max wohl schon wieder im Hotel sind?<, frage ich mich selbst. Kurz überlege ich, komme aber recht schnell zu dem Ergebnis, dass die drei ganz sicher noch nicht dasein werden, denn schließlich ist Tyson einer von ihnen und er wird ganz sicher nicht auf seinen zehnten oder vielleicht auch schon zwanzigsten Nachschlag verzichten... Umso besser... Dann haben mein kleiner Ray und ich noch etwas Zeit um uns umeinander zu kümmern... Erst jetzt bemerke ich, dass das Hotel schon in Sichtweite ist. Es ist ein großes Backsteingebäude mit vielen weißgerahmten Fenstern und einem großen ebenfalls weiß eingerahmten, verglastem und einladend wirkendem Portal als Eingang. Auf der Rückseite des Gebäudes befindet sich ein zwar kleiner, aber dafür sehr schöner Park mit einem See in der Mitte -unser Zimmer hat einen guten Blick auf dieses Miniaturwäldchen. Ray scheint das Gebäude nun auch entdeckt zu haben und schmiegt sich, einem stummen Protest gleich, noch enger an mich heran und verlangsamt seine Schritte noch mehr. >Wenn wir noch langsamer gehen, laufen wir rückwärts...<, geht es mir durch den Kopf und muss schmunzeln. Ray ist auch einfach viel zu niedlich... Er benimmt sich fast wie ein kleines Kind -fehlt nur noch der Schmollmund... Schließlich stehen wir vorm Eingang. Abrupt bleibt Ray stehen und sieht mich irgendwie... bittend an, als würde er mir sagen wollen, dass er noch viel lieber eine Weile weiter mit mir durch die Gegend ziehen würde, anstatt jetzt da reinzugehen. Ich lächle ihm leicht zu. "Na, komm schon!", meine ich und ziehe ihn einfach mit hinein. An der Rezeption holen wir uns noch kurz den Schlüssel für unser Zimmer und gehen dann die Wendeltreppe nach oben. Ray scheint irgendwie eingeschnappt zu sein, denn nun geht er nur noch an meiner Hand und hängt nicht mehr an meinem Arm. Naja, kann der (Anm. d. A.: gemeint ist hier sein Arm ^^) sich auch mal wieder erholen. Ist nämlich ganz schön anstrengend, wenn sich da die ganze Zeit jemand dranklammert -auch wenn es sehr schön war... Im Obergeschoss angekommen, gehen wir den Gang vor uns hinunter bis wir schließlich vor der Tür unserer Hotelsuite stehen, die auf der linken Seite des Flures liegt. Ich versuche die Tür aufzuschließen, aber aus einem mir unerfindlichen Grund, bekomme ich den kleinen Schüssel nicht in das dafür vorgesehene Loch. Immer wieder rutsche ich ab. "Was ist denn los, Kai?", fragt mich mein Begleiter schließlich, nachdem er mir eine Weile zugesehen hat. >Wenn ich das wüsste...<, schießt es mir durch den Kopf. Aus irgendeinem völlig unsinnigen Grund, bin ich schrecklich nervös. Aber warum verdammt? Plötzlich gleitet mir der silbrige Gegenstand aus den Fingern und schlägt lautlos auf dem mit weinrotem Teppichboden ausgelegten Fußboden auf. Ehe ich reagieren kann, hat Ray sich schon runtergebeugt und ihn aufgehoben. Aufmunternd lächelt er mich an, während ich mit gesenktem Blick, beschämt da stehe. Mit einem geschickten Handgriff hat er die Tür auch schon geöffnet, nimmt mich beim Handgelenk und zieht mich in das dunkle Zimmer. Dort angekommen schließt Ray noch die Tür ab und dreht sich dann zu mir um. Mit dem Rücken an das Holz der Tür gelehnt, schaut er mich still vor sich hinlächelnd an. "Was ist? Willst du das Licht denn gar nicht anmachen?", frage ich ihn, erhalte als Antwort aber nur ein Kopfschütteln. Irgendwie macht mich dieser verträumte Blick von Ray nur noch nervöser. "Was starrst du so?", frage ich mit ziemlich lauter und schroffer Stimme. Warum ich ihn so anbrülle? Ich weiß nicht genau, aber... irgendwie habe ich ein komisches Gefühl. Mir ist regelrecht schlecht. Aber warum? Inzwischen wandelt sich Rays Blick von verträumt über entschuldigend bis hin zu besorgt. "I-ich hab doch nur bewundert wie schön du bist, wenn das Mondlicht so auf dich fällt...", murmelt er entschuldigend und kommt dabei ein, zwei Schritte auf mich zu, will mich in den Arm nehmen. Ohne es wirklich zu wollen gehe ich ein paar Schritte rückwärts. Als Ray mich daraufhin fragend ansieht, kann ich nicht mehr. Ruckartig drehe ich mich zum Fenster hinter mir um. Mir ist jetzt richtig schlecht. Mein Herz rast, meine Knie sind weich und drohen nachzugeben und eine unerträgliche Hitze kriecht durch mein Inneres. Um meinen überhitzten Kopf abzukühlen und so vielleicht wieder klar denken zu können, drücke ich meine Stirn fest an die kalte Scheibe. Mein Atem bildet dabei ein seltsames Muster auf dem Glas. Erschöpft schließe ich die Augen und versuche meine Gedanken und Gefühle zu ordnen, was mir aber gänzlich mißlingt. "A-aber...", höre ich Ray vor sich hin wispern und kurz darauf spüre ich, wie sich zwei Arme um meine Taille schlingen. "Was ist denn los mit dir?", fragt Ray mich leise unds drückt sich fester an mich. >Wenn ich das wüsste...<, (Anm. d. A.: Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?) schießt es mir unter anderem durch den Kopf. In mir herrscht ein unbeschreibliches Chaos. Tausende von Gedanken durchzucken mich wie Blitze; die meisten davon sind unvollständige Sätze, die genauso schnell verschwinden wie sie gekommen sind. Und dennoch schenke ich ihnen gezwungenermaßen meine Aufmerksamkeit. Noch immer umarmt mich Ray schweigend, wobei er seine Wange an meinen Rücken drückt. Die Wärme, die er ausstrahlt, überträgt sich auf mich, aber anstatt dass mich das beruhigt, scheint es meine Situation nur noch zu verschlimmern und mein Inneres noch mehr durcheinander zu wirbeln. Ein Zittern lässt meinen Körper erbeben. Erinnerungsfetzen jagen durch meinen Kopf und quälen mich. Erinnerungen, die ich vor Jahren in den dunkelsten Winkel meines Bewusstseins gedrängt und dort verschlossen habe. Jetzt haben sie sich aus ihrer Gefangenschaft befreit und lassen stumme Tränen meine Wangen hinablaufen, die sich an meinem Kinn sammeln und von dort aus auf das Fensterbrett tropfen. "Kai? Hast du etwa Angst vor mir?" Rays Stimme ist sehr leise, fast ein Flüstern. Trotzdem, oder gerade deshalb, lassen mich seine Worte zusammenfahren. Ich will ihm antworten, so gerne antworten, aber ich bringe kein Wort heraus. Nicht einmal einen vernünftigen Gedanken kann ich in diesem Moment fassen. Ein Aufschluchzen ist das einzige, was ich hervorbringen kann. Aber dadurch kann ich die weiteren Schluchzer, die jetzt in immer kürzeren Abständen meinen Körper durchschütteln, nicht mehr unterdrücken. Erst verstärkt Ray seine Umarmung -will mir Halt geben, will mir helfen, mich beschützen. Ich weiß, was er will: mir zeigen, dass er für mich da ist und ich mich ihm anvertrauen kann. Trotzdem lasse ich es nicht zu, als er versucht mich zu ihm zu drehen um mir in die Augen zu schauen. Ich kann einfach nicht. Ich schäme mich. Für meine Tränen... meine Hilflosigkeit... meine Gefühle... meine Schwäche... Aber Ray gibt nicht auf. Mehr oder minder gewaltsam zwingt er mich, mich zu ihm zu drehen. Dennoch hebe ich nicht den Blick. Ich kann ihn nicht ansehen... Will nicht, dass er mich ansieht... Erst als er mein Gesicht in seine warmen, sanften Hände nimmt, schaue ich auf.... von der Angst getrieben... *~* Rays PoV *~* Als Kai mich endlich ansieht, zucke ich innerlich zusammen. SO habe ich ihn noch nie gesehen. Sein Blick ist voller Angst. Der Stolz, den seine wunderschönen, klaren Augen sonst immer so unverhohlen ausstrahlen, scheint gebrochen. Seine Wangen sind gerötet und die feuchten Spuren der Tränen glänzen silbrig im fahlen Mondlicht. >Er sieht so anders aus... Fast wie ein kleines Kind... Ein unglückliches, ängstliches, kleines Kind...< Bei diesem Gedanken muss ich schwer schlucken. Dann allerdings besinne ich mich und lächle ihm zuversichtlich zu. Ich beuge mich leicht vor und küsse seine Tränen weg. Entweder ist Kai jetzt geschockt, weil er nicht damit gerechnet hat, oder er hat sich wieder beruhigt, denn der Tränenfluss versiegt und das Schluchzen verstummt. Als dann die salzige Flüssigkeit von seinen inzwischen feuerroten Wangen verschwunden ist, schaue ich ihm tief in die Augen und lächle ihn wieder an. Ich will ihm zeigen, dass ich ihn verstehe und dass er keine Angst zu haben braucht. Auf die darauf folgende Reaktion war ich allerdings nicht gefasst: Kai erwidert einige Sekunden schweigend meinen Blick. Doch plötzlich bahnen sich wieder zwei stumme Tränen ihren Weg hinab und Kai lässt sich erschöpft in meine Arme fallen. Selbstverständlich fange ich ihn auf und schließe ihn in meine Arme. Noch immer zittert er und klammert sich regelrecht an mich. >Er sucht Halt...<, geht es mir dabei durch den Kopf. Kurzerhand verstärke ich meine Umarmung um ihm das zu geben, was er zu brauchen scheint. Presse ihn an mich heran, was er scheinbar dankend zur Kenntnis nimmt. ~ Etwas später ~ *~* Kais PoV *~* Seither sitzen wir beide stumm aneinander gelehnt auf der Kante seines Bettes. Wie wir dorthin gekommen sind, weiß ich nicht mehr, denn ich war ja die letzten Minuten nur teilweise bei Bewusstsein. Nun hängen wir beide stillschweigend unseren ganz eigenen Gedanken nach, wobei ich das nur gezwungenermaßen mache. Eigentlich versuche ich meinen Kopf zu leeren und mich nur auf Rays wundervolle Wärme und seinen unwiderstehlichen Geruch zu konzentrieren, aber es funktioniert leider nicht. Noch immer kommen und gehen Gedanken an längst vergangene Zeiten. Mir geht es dementsprechend noch immer ziemlich mies. Auch wenn sich mein Puls und meine Körpertemperatur wieder normalisiert haben, so ist die Übelkeit dennoch verbleiben und noch immer kann ich nicht aufhören zu zittern. Bei dem Gedanken an das, was dort eben passiert ist, könnte ich beinahe wieder anfangen zu heulen. Aber ich werde mich hüten das noch einmal zu machen! Nur Schwächlinge weinen, das habe ich damals schmerzlich gelernt. Und ich will keiner sein! Darf keiner sein! Und ich will auch nie wieder in so eine peinliche Situation geraten! Niemals wieder werde ich Tränen aus welchem Grund auch immer vergießen! Nie wieder! *~* Rays PoV *~* >Was kann es nur sein, was Kai so erschüttert hat?<, frage ich mich immer wieder, aber ich finde einfach keine Antwort. >Egal was es auch ist, ich muss ihm irgendwie helfen! Aber... wie?< Fragend schaue ich Kai an, der noch immer ziemlich fertig aussieht. Diese ganze Geschichte hat ihn wohl ziemlich mitgenommen... Apathisch starrt er Löcher in die Luft, den Blick zu Boden gerichtet. Er tut mir Leid. Gerne würde ich ihm seine Ängste nehmen, verstehen, was in ihm vorgeht... Vielleicht könnte ich ihm sogar helfen, aber dafür müsste er sich mir erst einmal anvertrauen... >Ray, was denkst du denn jetzt schon wieder!? Kai hat es gerade erst geschafft, das erste Mal seit ihr euch kennt, Gefühl zu zeigen. Und jetzt soll er dir mal eben alles von sich erzählen? Was bildest du dir eigentlich ein? Dass Kai sich jetzt von heute auf morgen um 180° drehen wird? Dass er einfach so, seine Gewohnheit, alles für sich zu behalten, ablegen kann? Dich jetzt sofort in all seine Geheimnisse einweiht, bloß weil er ihr jetzt ein Paar seid, und das seit -mal kurz nachrechenen- geschlagenen zwei Stunden? Sehr witzig...<, schellte ich mich in Gedanken selbst. Nein, ich kann wirklich nicht erwarten, dass er mir jetzt auf der Stelle erzählt was los ist. Und ich darf ihn auch nicht fragen. Er muss sich mir schon von sich aus anvertrauen, sonst hat das alles keinen Sinn. Sonst ist es eine erzwungene Vertrauensbasis und damit eine absolut Unhaltbare... Aber was soll ich denn jetzt machen? Hier einfach weiter rumsitzen und zusehen, wie er immer weiter in seine Gedankenwelt abrutscht? Nein! Am besten ich versuche ihn irgendwie abzulenken! "Ähm... Kai? Hast du vielleicht Hunger?" Ich weiß, ein absolut kläglicher Versuch, aber mir ist nunmal nichts besseres eingefallen. Zaghaft schüttelt Kai den Kopf ohne mich auch nur kurz anzusehen. Er ist völlig in seinen Gedanken versunken. Na toll, das war jawohl ein Schuss in den Ofen... Aber wenigstens weiß ich jetzt, dass er mich hören kann, auch wenn er nicht so aussieht... "Ah, ich weiß! Was hältst du von einem entspannendem Bad? Das wird dir bestimmt gut tun!" Ich versuche fröhlich zu klingen, aber ich glaube schon, dass Kai mitbekommen hat, dass auch ich nicht ganz auf der Höhe bin. Auch für mich war die Situation vorhin ein ziemlicher Schock. Kai sieht zu mir hoch und lächelt gezwungen. Dann nickt er leicht. Ich gebe ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn und laufe sofort ins angrenzende Badezimmer um das Bad für ihn vorzubereiten. Nachdem ich die Wanne ausgeschrubbt habe, lasse ich das warme Wasser in die Wanne laufen, während ich wieder zurück in unser Zimmer laufe. Kai sitzt noch genauso da wie vorhin und sieht nicht einmal zu mir auf, als ich den Raum betrete. >Da muss jetzt ein ganz besonderes Zaubermittel her!<, denke ich mir und beginne in meiner nur halbausgepackten Reisetasche nach der richtigen Flasche zu suchen. >Hm... Lavendel? Soll zwar entspannend sein, aber ich glaub nicht, dass das, das (Anm. d. A.: Das sieht aus, als würd ich stottern -.-°) richtige für Kai ist... Kokos? Hm, nicht schlecht, aber nicht das, was ich suche... Orange-Maracuja? Hm... Nein, ich glaub, dass ist jetzt nicht das richtige... Ah, das ist es ja!< Fröhlich ziehe ich die Flasche aus der Tasche und verschwinde wieder im Bad. Dort angekommen gieße ich einen Teil des Inhalts in die inzwischen halbvolle Wanne. >So, ich hoffe das hilft!<, denke ich mir noch und kehre wieder zu Kai zurück. "Kai? Du kannst schonmal ins Bad gehen, alles ist vorbereitet! Ach und hier!" Mit diesen Worten reiche ich ihm meinen Bademantel entgegen, den ich kurz zuvor aus meiner Tasche herausgezogen habe. Zögernd nimmt er ihn an, während er mich so ansieht, als wüsste er nicht, ob er das annehmen darf. "Na, mach schon! Bestimmt geht's dir dann gleich besser!", meine ich noch aufmunternd und schubse ihn leicht Richtung Bad. Kai sieht noch einmal scheu zu mir zurück. Dann lächelt er leicht und flüstert: "Danke!" Dann verschwindet er im Badezimmer. So, Schluss für heut! Und wie hat's euch gefallen? Wie gesagt, ich selbst fand's ganz in Ordnung... Würd mich freuen, wenn ihr mir Feedback in Form von Kommis gebt ^_____^ Was gibt's noch zu sagen? Achja! Ich weiß selbst noch nicht so ganz wie's weitergehen wird, deshalb hab ich auch keine Ahnung wie ich weiterschreib und wie lang diese FF noch wird ^^° Nyo, is jetzt aber auch egal ^^ Ich hoffe ihr bleibt mir treu und lest dann auch die folgenden Kappis?! Würd mich riesig freuen ^_________^ Bis zum nächsten Mal! Cu, Ginger Kapitel 10: Veränderung ----------------------- Hallo Leute!! ^----^ Na, habt ihr mich vermisst? Kai: Ja, wie die Windpocken... Tja, Leute, ich hab mal eben beschlossen unseren lieben, süßen Kai-chan, der ja von nix ne Ahnung zu haben scheint, zu ignorieren ^-^ Kai: O.ô Nyo, also als erstes mal ein *tief Luft hol* RIIIIIIIIIIIIIIIIIIIESEN GROOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOßES DAAAAAAAAAAAAAAAAAAAANKEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEESCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖN AN EUCH ALLE!!! *nach Atem ring* *alle knuddel* Über 1500 Zugriffe!! Und dann auch noch insgesamt 54 Kommis!! Ihr seid soooooooooo toll!!! *nochmal alle durchknuddel* Naja, und als Dankeschön wollt ich dieses Kapitel hier eigentlich besonders lang und gut schreiben, aber irgendwie war das nicht so leicht, wie ich mir das gedacht hab -.-° Kai: Heißt im Klartext, dass sie das Kapitel ganze 13 Mal bearbeitet und umgeschreiben hat... -.-° Ginger: Du hast mitgezählt? O.ô Kai: Und du ignorierst mich nicht mehr? Ginger: ... Mist! -.-° Ich kann nicht mal jemanden richtig ignorieren T.T Ich kann nichts! Kai: Kein Wunder: du BIST schließlich auch ein Nichts... Wie auch immer! Ich hoffe euch gefällt der neue Teil, auch wenn er nicht so ganz meinen eigenen Erwartungen entspricht. Aber ehe, dass ich ihn noch ein 14. Mal bearbeite und dann noch unzufriedener bin als vorher, lad ich ihn für euch hoch. Viel Spaß! Cu, Ginger *~* Kais PoV *~* Langsam lasse ich mich in das warme Wasser gleiten. Als ich mich an die Temperatur gewöhnt habe, lehne ich mich zurück und schließe die Augen. Ein angenehmer Geruch, der mir bis eben noch nicht aufgefallen war, steigt mir in die Nase. >Riecht wie Pfirsich und... Rosen?< Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. >Ach, DANACH riecht Ray also immer...< Erst jetzt wird mir wirklich bewusst wie sehr mich das ganze vorhin geschafft hat. Mit dem Willen mich nun wirklich zu entspannen und das Aromabad zu genießen, lasse ich mich immer tiefer in das warme Wasser sinken, bis es mir bis zum Kinn steht. Anfangs kommen mir wieder dieselben schrecklichen Gedanken und Erinnerungen, wie auch schon vorhin. Aber ich lasse sie nicht noch einmal an mich heran. Nein, diesmal nicht. Ich konzentriere mich einzig und allein auf die die anderen Wahrnehmungen, die mir meine Sinnesorgane zeigen: ...auf das leise Plätschern des Wassers, wenn ich mich bewege... ...der beruhigende Duft, der von diesem ausgeht... ...die herrliche Wärme... ...die angenehme Dunkelheit... (Anm. d. A.: Ihr erinnert euch? Er hat die Augen geschlossen ^-^) Und tatsächlich entspanne ich mich langsam. Das Bad war wirklich eine gute Idee von Ray... >Ray...<, geht es mir durch den Kopf und es Formen sich Bilder von einem lachenden oder lächelndem Ray vor meinem geistigen Auge, vermutlich hervorgerufen durch das Aroma von Pfirsichen und Rosen, das vom Wasser ausgeht, und das mich stark an den Duft von Rays langem schwarzen Haar erinnert. Immer mehr rutsche ich in eine Traumwelt ab, die mich nur allzu gern empfängt... ~ Etwa eine Dreiviertelstunde später ~ "Kai? Kai, alles in Ordnung bei dir?" Erschrocken fahre ich bei diesen Worten hoch und hätte mir dabei beinahe den Kopf am Wasserhahn angeschlagen. Etwas orientierungslos schaue ich mich erstmal kurz im Raum um. >Im Bad? Wieso bin ich im Badezimmer? ... Achja!< Als ich mich dann wieder daran erinnere, wünsche ich mir, dass ich es einfach vergessen hätte... "KAI?", fragt die mir nur allzu gut bekannte Stimme vor der Tür schon etwas lauter. "Alles klar, Ray!", rufe ich zurück. Ich meine sogar ein erleichtertes Seufzen von außen zu hören. "Bist du immernoch in der Wanne?", fragt Ray mich nach einer kleinen Pause. Ich blicke an mir herunter. >Sieht ganz so aus...<, geht es mir durch den Kopf. Erst jetzt wird mir bewusst, dass das Wasser inzwischen erheblich an Temperatur abgenommen hat. "Ja, aber ich komm jetzt raus!", beantworte ich ihm noch eben seine Frage und fische eins der weißen Handtücher vom Haken um dann schließlich aus der Wanne zu steigen. Schnell trockne ich mich halbwegs ab, denn ich will nichts sehnlicher als in mein warmes Bett kriechen. Mir ist kalt. Verdammt kalt. Ich zittere und eine Gänsehaut zieht sich über meinen Körper hinweg. Dennoch hat das Bad in gewisser Weise geholfen. Zwar zittere ich noch schlimmer als zuvor, aber diesmal aus einem anderen, triftigen und nicht so einem albernen, emotionalen Grund. Damit ist die Ursache erkennbar und auch erkannt und daher zu bekämpfen. Ja, eine klare Ursache, eine eindeutige Diagnose und damit eine mögliche Heilung. So muss es sein! So sollte es IMMER sein! Ich erschaudere abermals und verspüre den Wunsch nach Wärme nun deutlicher als zuvor (Anm. d. A.: Doppeldeutig! Doppeldeutig! *rumhüpf* ^-^°). Gerade will ich zu meinen Klamotten greifen, als mein Blick auf den weißen, flauschigen, zusammengefalteten Stoff fällt, den Ray mir mitgegeben hatte. Ich greife danach und stelle mit einem Schmunzeln fest, dass es sich dabei um den Bademantel handelt, den er beinahe jeden zweiten Tag um die gleiche Zeit trägt -nämlich dann, wenn er aus dem Bad kommt, nachdem er dieses für eine Stunde durch seine Badeaktion blockiert hat. Schnell schlüpfe ich in das Kleidungsstück und schlinge es eng um meinen Körper. Der weiche Stoff schmiegt sich an meine Haut, sammelt die wenige mir verbliebene Körperwärme, reflektiert sie und wärmt mich auf diese Weise schon ein wenig. Schließlich versenke ich meine Nase in den Kragen das Bademantels und kann den Duft von Ray einatmen, der an all seinen Sachen zu sein scheint. Wäre mir nicht noch immer so schrecklich kalt, dann hätte ich glatt im Stehen einschlafen können, so beruhigend ist Rays Duft. Aber so beeile ich mich fertig zu werden und dann schleunigst das Bad zu verlassen. Doch als ich am Spiegel, der über dem Waschbecken hängt, vorbeikomme, bleibe ich ruckartig stehen. >Kai, du siehst erbärmlich aus!< Das ist der einzige Gedanke, der bei diesem Anblick in mir aufkeimt. Meine Augen sind zwar weder geschwollen noch gerötet, aber die Spuren der Tränen sind noch immer deutlich zu sehen. Und von den blauen Streifen ist auch nicht mehr viel übrig geblieben; obwohl... das ist nicht ganz richtig: sie sind sehr wohl noch da, allerdings völlig ineinander verlaufen und verschmiert. Ohne groß darüber nachzudenken, drehe ich den Wasserhahn des Waschbeckens auf und wasche mir das Gesicht so gründlich es geht. Ich will weder mich noch Ray durch mein Erscheinungsbild an den Vorfall erinnern. Als ich dann auch damit fertig bin, trockne ich mir das Gesicht noch schnell ab, ziehe den Stöpsel aus der Badewanne um das inzwischen kalte Wasser ablaufen zu lassen. Erst dann mache ich mich auf den Weg zurück in Rays und mein gemeinsames Zimmer; darauf gefasst viele unweigerlich kommende Fragen beantworten zu müssen. *~* Ray PoV *~* >Aua! Scheiße, das ziept...< Ich sitze vor meinem kleinen Spiegel, den ich auf dem wirklich winzigen Holztischchen unseres Zimmer aufgestellt habe, und versuche meine langen Haare irgendwie durchzukämmen. Aber die sind so verknotet, dass das zu einer äußerst schmerzhaften Angelegenheit geworden ist. "Au!", zische ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, als die Bürste schon wieder in einem Haarnest einer Strähne hängenbleibt. Ich überlege ernsthaft, mir diese schrecklich unpraktischen Fransen einfach abzuschneiden... Plötzlich habe ich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich drehe mich um und staune nicht schlecht, als ich in der Person, die dort steht, nach einer Weile Kai erkenne. Einen Moment lang habe ich ihn wirklich nicht erkannt und als dann doch noch der Groschen fällt, bleibt mir erst einmal die Luft weg. Kai sieht mit einem Mal ganz anders aus als sonst. Sein grau-blaues Haar, das sonst immer so keck in alle Himmelrichtungen absteht, fällt glatt herunter und schmiegt sich an die zarten Konturen seines Gesichtes. Der weiße Bademantel, den ich ihm geliehen habe, lässt sein Erscheinungsbild ganz anders wirken, als die schwarzen oder dunkelblauen Sachen, die er sonst immer trägt. Er sieht dadurch viel zarter und... zerbrechlicher aus. Beinahe wie eine Porzellanpuppe (Anm. d. A.: Wat hab ich mir nur bei DEM Vergleich gedacht? Ô.Ô"), wobei seine schneeweiße Haut nicht ganz unbeteiligt an dieser Wirkung ist. Außerdem hat Kai einen für ihn absolut untypischen Gesichtsausdruck aufgesetzt: er sieht regelrecht verdutzt aus und starrt mich mit leicht geöffnetem Mund und hochgezogenen Augenbrauen an. Ich hatte ja mit vielen Erscheinungsbildern seinerseits gerechnet, aber ganz sicher nicht mit einem wie diesem. Es scheint fast so, als wäre alles wieder vergessen. Jedenfalls sieht er weder traurig aus noch als würde er sich schämen. Er sieht aus, als wäre nichts geschehen... Wie neu geboren... Aber das ist noch nicht alles, wie es scheint. Noch etwas ist anders... Hmm... aber was? Irgendwas hat sich noch verändert, das weiß ich... Sein Gesicht sieht viel weicher und freundlicher aus als sonst... Nicht mehr so wild und... Ah! Plötzlich trifft mich der Schlag der Erkenntnis und ich komme nicht um ein Lächeln umhin, das sich langsam aber sicher zu einem Grinsen verbreitert. Das mir das erst jetzt auffällt... Kai scheint nun auch seine Sprache wiedergefunden zu haben. "Was ist? Hab ich was im Gesicht?", fragt er mich und sieht mich mit einem alles andere als intelligenten Gesichtsausdruck an. Ich schüttele den Kopf und muss noch breiter grinsen. "Ganz im Gegenteil..." Kai scheint mit dieser Antwort nicht viel anfangen zu können, also versuche ich es ihm zu verdeutlichen, indem ich meine Finger an meine Wangen anlege und dadurch die blauen Zeichnungen, die er immer im Gesicht trägt, nachahme. Ein Schimmer des Verstehens huscht über Kais Gesicht und er errötet leicht. "Ach das...", nuschelt er verlegen. "Die sind grad beim Baden abgegangen..." Ich stehe von meinem Sitzplatz auf und gehe auf ihn zu. Kai schaut mich währenddessen nur verwirrt an und scheint nicht ganz zu wissen, was ich von ihm will. Wie könnte er auch, denn genau weiß ich das selber noch nicht, aber das ist mir im Moment ziemlich egal. Jetzt tue ich einfach nur, was mein Herz und nicht mein Verstand mir sagt... Ich nehme sein Gesicht vorsichtig in meine Hände und beuge mich dann leicht zu ihm vor. Erst küsse ich sanft seine Stirn und direkt danach seine Nasenspitze. Kurz darauf berühre ich die weiche Haut seiner Wangen mit meinen Lippen und küsse auch diese. Nun drücke ich auch seinen warmen Lippen einen hauchzarten Kuss auf. Schließlich trenne ich unsere Gesichter wieder ein wenig voneinander um ihm in die Augen zu schauen und ihm zuzuflüstern: "Lass es doch so. So siehst du richtig süß aus!" Dass ich mit meinen Worten und Taten auch viel zu weit gegangen sein könnte, auf den Gedanken komme ich erst wesentlich später. Immerhin war Kai gerade eben noch mit den Nerven völlig am Ende -weshalb auch immer... Aber scheinbar geht es Kai wieder gut genug, dass er schon wieder mit meiner Nähe und kleinen Zärtlichkeiten zurecht kommt -Glück gehabt! Das hätte auch schief gehen und Kai wieder in den Abgrund treiben können... Kai verzieht das Gesicht wie ein trotziges Kleinkind und meint grummelnd: "Ich will aber nicht süß aussehen..." Ich lache auf. So kenne ich Kai überhaupt nicht. Aber das stört mich absolut nicht, denn mir gefällt auch dieses Verhalten von ihm -gerade WEIL es so von seiner normalen "mir-ist-alles-egal-aber-wenn-du-mich-nevst-bring-ich-dich-um"-Haltung abweicht. Und auch von seinem traurigen, verletzlichen Auftritt von eben. Na, dann gibt es ja eigentlich keinen Grund mehr, mich mit meiner Zuneigung zurückzuhalten... (Anm. d. A.: Das hört sich ja schon fast anzüglich an, Ray-kun ^---^) "Dann sieht es halt nicht süß aus... aber... mir gefällt es trotzdem..." Die letzten Worte habe ich absichtlich nur geflüstert. Mit Genugtuung beobachte ich die von mir bereits erwartete Reaktion: Kai errötet wieder und ich kann förmlich die kleinen Rädchen hinter seiner Stirn rattern hören. "Wirklich?", fragt er mich mit so viel Zurückhaltung, dass es mir echt schwer fällt, nicht nochmal aufzulachen. Aber da das jetzt absolut unangebracht wäre und Kai sich mehr als blamiert fühlen würde, reiße ich mich zusammen. Ein Kopfnicken ist damit die einzige Antwort, die ich ihm geben kann, denn ich muss mir doch tatsächlich auf die Zunge beißen um nicht in Versuchung zu geraten, doch noch zu lachen. "Gut, dann lass ich die Schminke weg..." Ich wusste, dass diese Antwort kommen würde. Oh, Kai-chan, du glaubst gar nicht wie berechenbar du sein kannst... "...aber nur unter einer Bedingung...", fährt er fort und lächelt mich gewinnend an, während ich ihn nur verblüfft anschauen kann, während mir langsam die Kinnlade nach unten klappt. >Doch nicht so berechenbar<, schießt es mir dabei durch den Kopf. Kai schaut mir tief in die Augen, während er seine Hand hebt und langsam auf mein Gesicht zusteuert. Dann schweift sein Blick auf die schwarzen Strähnen meiner Haare, in die er sogleich seine Finger eintaucht. "...Lass deine Haare offen!", stellt er seine Forderung, während er mir vorsichtig durch's Haar streicht. Ohne es zu wollen erröte ich. (Anm. d. A.: Gibt's denn überhaupt Situationen, in denen man das will? O.ô) "Ich liebe dein langes, glänzendes Haar...", haucht er und lässt die Strähnen weiter geistesabwesend durch seine Finger gleiten. "Gut...", nuschle ich kaum verständlich, denn meine Beine drohen nachzugeben. Kai so zärtlich zu erleben ist eben doch noch sehr ungewohnt für mich... Erst nach einigen Augenblicken schaffe ich es, die Kontrolle über mich selbst wiederzuerlangen. "Jetzt muss ich sie mir aber trotzdem irgendwie zusammenbinden, sonst krieg ich die morgen nicht mehr auseinander gedröselt und kann sie mir direkt abschneiden!", meine ich mehr im Scherz, denn schließlich bin ich schon in gewisser Weise stolz auf die Länge meiner Haare. Aber bei Kai lösen diese Worte trotzdem so etwas wie einen Schock aus. Entgeistert schaut er mich an, als hätte ich gerade den Weltuntergang angekündigt. Plötzlich packt er mich an der Hand, zieht mich zum Bett und weist mich an, mich zu setzen. Gehorsam folge ich der stummen Anweisung und beobachte verwirrt, wie Kai zu dem kleinen Tischchen geht und die Bürste von dort nimmt. Danach kommt er wieder zum Bett und setzt sich hinter mich. Als ich dann eine Berührung an meinem Hinterkopf spüre, zucke ich leicht zusammen, obwohl ich schon ahne, dass es sich nur um die Bürste handelt. Vorsichtig kämmt Kai mir mein Haar. Genießerisch schließe ich meine Augen, obwohl ich ihn eigentlich lieber dabei beobachten würde. Aber das geht schließlich nicht, denn ich habe weder hinten Augen noch einen Spiegel zur Hand, denn schließlich steht der immernoch auf dem Tisch, auf der andern Zimmerseite. Minutenlang geht das so weiter, bis Kai scheinbar der Ansicht ist, dass es nun reiche. Etwas enttäuscht öffne ich meine Augen wieder. Doch als ich mich gerade umdrehen will, da spüre ich, wie Kai erneut an meinen Haaren herumhantiert. Wieder schließe ich meine Augen und konzentriere mich voll und ganz auf Kais Berührungen. Ich brauche eine Weile um zu begreifen, was er da eigentlich macht: er flechtet mir das Haar zu einem Zopf zusammen. Indem er diesen dann mit einem Haarband befestigt, vollendet er sein Werk und lässt von mir ab. Ich drehe mich halb zu ihm um und flüstere ihm ein "Danke" zu, auf das er mich erst nur anlächeln kann. Dann erst meint er: "Ehe, dass du sie dir abschneidest..." Mit diesen Worten gibt er mir einen leichten Kuss auf die Stirn. Dann umarmt er mich leicht und zieht mich mit sich runter in die Kissen, sodass wir nun halb neben- und halb aufeinander liegen. Da ich den Kopf auf seiner Brust platziert habe, lasse ich es mir nicht nehmen, dem monotonen Klopfen seines Herzens zu lauschen. Es wirkt so beruhigend, dass ich schon am eindämmern bin, bis mir schließlich einfällt, dass ich das Tischlämpchen angelassen habe. Leicht seufze ich, da ich mich nun doch wieder erheben muss um es auszuschalten. Doch gerade als ich meine Muskeln anspanne um mich hochzuhieven, packt Kai mich plötzlich am Handgelenk und sieht mich fragend an. "Wohin willst du?", fragt er mich. Er sieht irgendwie... traurig aus. "Das Licht!", antworte ich knapp und nicke leicht in Richtung Tisch und Lampe. "Lass es doch!", meint er und zieht mich wieder auf sich drauf. Sollte ich dieser Aussage etwa entnehmen, dass Kai... "Hast du etwa Angst im Dunkeln?", frage ich ihn toternst, auch wenn es mir schon schwerfällt ein Grinsen zurückzuhalten. Aber da ich eine ebenso ernste Antwort von ihm haben will, muss ich um jeden Preis ernst bleiben. "Sag mal, was denkst du eigentlich von mir?", stellt er eine Gegenfrage und sieht richtig beleidigt aus. "Glaubst du ernsthaft, dass ich mich vor ein bisschen Dunkelheit wie ein kleines Kind fürchten würde?" "Aber warum willst du denn sonst, dass ich's anlasse?" Eine berechtigte Frage, finde ich. "Mir ist egal, ob die dämliche Lampe an oder aus ist. Ich will nur nicht, dass du jetzt weggehst..." >Doing! Innere Kopfnuss< Darauf hätte ich jawohl auch selbst kommen können... Manchmal bin ich echt ganz schön verpeilt, das muss man sagen... Das nächste Mal sollte ich mir echt besser überlegen, welche Fragen man stellen darf und welche nicht... Vielleicht sollte ich überhaupt vorher nachdenken... Ich erröte leicht, als ich mir meiner eigenen Dummheit oder zumindest Unüberlegtheit bewusst werde, und schmiege mich wieder an ihn, während ich ein "Achso, tschuldige" nuschle. Als ich gerade liege, richtet sich Kai auf. Fragend schaue ich zu ihm auf. Aber dann registriere ich weshalb: er greift nach der Bettdecke, die am Fußende zusammengefaltet liegt, und zieht sie über unsere beiden Körper. Kaum liegt er wieder neben mir, schlinge ich meine Arme um seinen warmen (Anm. d. A.: Ja, inzwischen ist ihm wieder warm. Aber wem wäre das nicht, wenn er mit Ray-kun Zärtlichkeiten austauscht?) Oberkörper um so zu verhindern, dass er noch einmal aufsteht. Kai dreht sich zu mir und umarmt mich ebenfalls, allerdings wesentlich sanfter und nicht so besitzergreifend wie ich. Allein schon deshalb lockere ich meinen Griff etwas -aber nur etwas... Die Wärme und der Duft, die von Kai ausgehen... seine ruhigen Atemzüge und die monotonen Klopfgeräusche seines Herzens... und die sanften Streicheleinheiten seiner Hand auf meinem Rücken lassen mich zufrieden und entspannt eindämmern. >Hoffentlich ist jetzt wirklich wieder alles in Ordnung mit ihm... Ich möchte nicht, dass es ihm schlecht geht... Es war schreklich ihn so zu sehen... Wie er um seine Fassung kämpfte... Er tut mir so unendlich leid... Oh, Kai... Was hat man dir nur angetan?< Mit diesen letzten Gedanken schlafe ich ein und versinke in einem süßen Rausch, genannt Schlaf. So, das war's erstmal wieder! Ich hoffe das Kapitelchen ist euch ein paar Kommis wert!? *ganz lieb guck* Das nächste Kapitel ist übrigens schon fertig geschrieben und gefällt mir selbst eigentlich schon ganz gut... Kai: Oje, das hört sich wieder verdächtig nach Erpressung an... -.-° Ich erpress doch niemanden... ^-^° Kai: Von wegen... Naja, auf jeden Fall fänd ich es klasse, wenn ich Kommis bekäme. Und je mehr Kommis ich krieg, desto eher lad ich den nächsten Teil hoch! Kai: Ich wusste es! Erpressung!! Ginger: Das ist keine Erpressung, das nennt man einen Deal! Kai: Du drehst dir die Worte auch immer so zurecht, wie dir grad passt, was? -.-° Ginger: ^-----^ Bis zum nächsten Mal! *alle knuddel* Cu, Ginger Kapitel 11: Entscheidung (scheiß Titel, aber mir is nix besseres eingefall'n <.<") ---------------------------------------------------------------------------------- Hallo Leute ^----^ Boah, schon wieder so viele Kommis O.O" Ihr seid soooooo toll!! T.T *knuddel* Also, wenn man bedenkt, dass diese FF eigentlich nur aus den ersten beiden Kapiteln bestehen sollte, dann kann man sagen, dass sie ganz schön lang geworden ist... Und sie ist noch nicht mal zuende! Sollten wir und jetzt darüber freuen oder nicht? O.ô Egaaaal ^---^° Tja, und wer jetzt gehofft hat, dass es direkt mit Kai und Ray weitergeht, der irrt XD Ich muss die Geschichte ja erstmal wieder ein bisschen verkomplizieren, sonst macht's ja keinen Spaß XDDD Und das soll es doch, oder? Außerdem darf das ja nicht so leicht sein für Kai-chan und Ray-kun, gelle (huch, wo hab ich denn den Ausdruck ausgegraben? O.ô Den hab ich ja seit JAHREN net mehr benutzt...)? XDDDD Und um ehrlich zu sein... hab ich noch keine Ahnung wie ich das ganze hier enden lassen will ^-^° Als Autorin sollt ich das eigentlich wissen, oder? -.-° Tja, bin halt etwas ganz besonderes! XDDDDD Ob das jetzt positiv oder negativ ist, ist ansichtssache XDDDDD (<-was hab ich neuerdings mit diesem Smilie? O.ô) Naja, aber für die, die's gar net erwarten können: in Kapitel 13 geht es wieder mit Kai weiter! Wahrscheinlich rück ich dann sogar die Erklärung für sein "seltsames" (<-ich weiß ja schließlich den Grund, deshalb is es für mich net seltsam XD) Verhalten in den letzten zwei Kapitel... Aber nur vielleicht... Mal schau'n ^------^ Wie gesagt, weiß selbst noch net so ganz wie's weitergehen wird ^-----^° Naja, genug gelabert! Hat das überhaupt wer gelesen? O.ô Wohl kaum -.-° Auf zum Kapitel! Viel Spaß dabei! Cu, Ginger *~* Max' PoV *~* "Oh, Tyson! Mach dich nicht noch schwerer, als du eh schon bist!", stöhne ich, aber ich weiß, dass ich damit, dass ich diesen Satz ausgesprochen habe, rein gar nichts bezwecken kann, außer, dass dieser mir nur nicht mehr auf der Zunge brennt. (Anm. d. A.: dieser Satz sieht irgendwie komisch aus -.-°) Unter größter Anstrengung stützen Kenny und ich den Blauhaarigen mit dem Cappi, der sich -wie schon zu erwarten war- mal wieder maßlos überfressen hat, und versuchen ihn irgendwie zum Hotel zu bringen. "Aua! Tyson! Pass gefälligst auf, wo du deine Füße hinsetzt!", meckert Kenny, als Tyson ihm mal wieder auf den Fuß getreten ist. Ich finde die ganze Situation eher witzig, auch wenn es ganz schön anstrengend ist meinen rundlichen Freund nun wieder zum Hotel zu bringen. Aber schließlich ist das nicht das erste Mal, dass der Abend so endet. Und überhaupt, war mir schon im Restaurant klar gewesen, als es dann anfing zu regnen, dass ich ihn wohl wieder einmal auf diese Weise zu unserer derzeitige Unterkunft bringen müsse. "Da ist es ja endlich!", seufzt Kenny erleichtert, als er einige Meter vor uns das Hotel, das den schönen Namen "Mondenschein" trägt, erspäht. "Na, Gott sei Dank!", meine auch ich und atme auf, während von Tyson nur seltsame glucksende und grummelnde Laute zu hören sind, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie seiner Kehle oder doch eher seinem stark angeschlagenem Magen entstammen. Ich schätze diese Töne sollten so viel wie "Gott sei Dank, ich kann nämlich nicht mehr" bedeuten -ob sie also von seinem Bauch oder seinem Mund ausgesprochen wurden, ist damit eh egal. "Ach, Tyson! Jetzt stell dich mal nicht so an! Du bist doch selbst Schuld an dieser ganzen Misere! Ich hab dich sogar noch gewarnt!" Von Tyson erhalte ich wieder nur Glucksgeräusche, die diesmal aber mit mürrischen Grummellauten gemischt sind. Ich muss grinsen, als ich mich an die Szene von vor etwa einer halben Stunde zurückerinnere... *~* Flashback *~* "Ober! Ober!!", brüllt Tyson quer durch den ganzen Saal. "Tyson! Sei gefälligst etwas leiser, sonst werfen die uns noch hier raus!", zischt Kenny über den Tisch hinweg, aber der Angesprochene scheint ihn gar nicht zu hören. Gespannt starrt er in Richtung Küche, aus der gerade der für unseren Tisch verantwortliche Kellner kommt. "Noch einmal dasselbe, bitte! Aber diesmal eine größere Portion! Das reicht doch nicht mal für eine Maus!", fordert Tyson, kaum dass der arme Ober in Hörweite ist. Seufzend macht dieser Absatz kehrt und eilt zur Küche zurück um dort die Bestellung an den Koch weiterzuleiten. Der Chef seufzt genervt und verdreht die Augen (Anm. d. A.: Wie will man das bei Kenny bitte erkennen? O.ô). Dann dreht er sich demonstrativ von Tyson weg. Gründe dafür hat er ja genug, deshalb weiß ich auch nicht so genau, aus welchem er das macht. Entweder er will so tun als kenne er den verfressenen aber dafür sehr gut gelaunten blauhaarigen Jungen -der ja nur ganz ZUFÄLLIG am selben Tisch sitzt wie wir- nicht. Oder er will später nicht dafür verantwortlich gemacht werden können, dass er seinen Freund nicht bei seiner scheinbaren Lieblingstätigkeit dem Essen gestoppt hat, wenn dieser mal wieder mit einer Magenverstimmung im Bett liegt. Oder aber er kann ganz einfach nicht mehr den Anblick eines sich den Bauch vollschlagenden Japaners ertragen, der nur wenig Wert auf Tischmanieren legt; das ist übrigens der häufigste Grund, weshalb sich die Leute von ihm abdrehen. Ich selbst allerdings störe mich schon seit langem nicht mehr an diesem Anblick und löffle in aller Seelenruhe meinen Nachtisch: Vanillepudding mit Himbeersoße (Anm. d. A.: Lecker! ^-^). "Wie kannst du nur so ruhig bleiben? Und vor allem: wie kannst du dabei", Kenny nickt mit dem Kopf in Tysons Richtung, "einfach weiteressen?" Verständnislos schaut er mich an und wartet auf eine Erklärung. "Wieso auch nicht? Immerhin hat er in der Zwischenzeit gelernt, wofür Messer und Gabel gut sind!", meine ich schlicht und lächle meinen Gegenüber schelmisch an, bevor ich mich dann wieder meiner Nachspeise zuwende. Kenny sieht mich erst perplex an, muss dann aber doch leicht lächeln. Schließlich wendet er seinen Blick von mir ab und läßt ihn durch den Raum schweifen. Plötzlich steht der Kellner erneut an unserem Tisch und stellt Tyson seine Bestellung vor die Nase; der Teller scheppert leise und vollführt einen Tanz von ein paar Millisekunden. Ich schätze mal, dass sich der Herr Ober ziemlich beherrschen musste um den Teller nicht auf den Tisch zu knallen. Tyson scheint das mal wieder nicht aufgefallen zu sein und er stürzt sich begierig auf seinen Nachschlag. Zwischen zwei Happen schafft er es sogar noch ein genuscheltes, oder eher geschmatzes, "Danke" hören zu lassen. Zumindest gehe ich davon aus, dass es "Danke" heißen sollte... Pikiert wendet der Kellner sich von Tyson ab und uns zu. "Kann ich noch etwas für Sie tun, meine Herren?", fragt er höflich, aber sein Blick verrät uns, dass er es gar nicht erwarten kann, uns loszuwerden. Kurz wandert mein Blick zu Tyson, der wie üblich auf nichts anderes als seinen Teller achtet. Ich muss kurz grinsen. "Tja, da wir wohl noch eine Weile hier bleiben werden, hätte ich wohl gerne noch eine Cola!", beantworte ich beide Fragen -die verbale und die non-verbale- mit einem Schmunzeln. Der arme Kerl kann einem ja fast leidtun... Der Angesprochene nickt nur knapp und wendet sich dann wieder zum Gehen. Er sieht irgendwie... enttäuscht aus. Scheinbar hat er gehofft, dass er uns schneller los werden würde. Naja, wenn es nach mir und dem Chef ginge, dann wären wir ja auch schon längst gegangen. Aber gegen Tyson kommen wir nicht einmal gemeinsam an. Nicht einaml Kai schafft das, und das will was heißen! Plötzlich macht sich Kenny bemerkbar: "Oje, da haben sich Kai und Ray ja einen schönen Moment ausgesucht um zum Hotel zurückzugehen..." Etwas verwirrt folge ich Kennys Blick und schaue aus dem Fenster. In diesem Moment prasseln die Regentropfen vom Wind getrieben gegen die gläserne Scheibe. "Hoffentlich konnten sie sich noch rechtzeitig irgendwo unterstellen...", murmle ich mehr zu mir selbst und starre dabei weiter hinaus. Irgendetwas betrübt mich, wenn ich dort hinausschaue. Dabei mag ich den Regen eigentlich... Seltsam... "Max? Alles in Ordnung mit dir?", dringt Kennys Stimme an mein Ohr und reißt mich aus meinen Gedanken. Etwas erschrocken drehe ich mich zu ihm um und lächle schief, während ich etwas zu hastig nicke, denn Kenny sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen durchdringend an. Erst als ich ihm auch verbal versichere, dass wirklich alles in Ordnung ist, wendet er seinen Blick wieder von mir ab. Erleichtert darüber will ich mich nun dem letzten Rest meines Puddings widmen. Aber gerade als ich meinen Kopf wende, fängt mein Blick den von zwei dunkelblauen Augen ein. Perplex starre ich Tyson an, der mich fragend anschaut und sogar aufgehört hat zu kauen. "Alles in Ordnung!", meine ich ein weiteres mal und lächle meinen Freund andeutungsweise an. Zwar hat er seine Frage nicht gestellt, aber ich weiß trotzdem, was er mir mit seinem fast fürsorglichem Blick mitteilen wollte. Scheinbar gibt er sich mit dieser Antwort zufrieden und widmet sich nun wieder seinem Essen. Trotzdem habe ich noch lange Zeit das Gefühl, dass er mir immer wieder verstohlene Blicke zuwirft. *~* Flashback End *~* Endlich sind wir in der Eingangshalle angekommen. Während ich Tyson weiter stütze, läuft der Chef zur Rezeption um, falls Kai und Ray noch nicht da sein sollten, den Schlüssel abzuholen. Währenddessen bäumt sich Tyson in meinen Armen gegen mich auf und stößt dabei einen nur halb unterdrückten Schmerzenslaut aus, während sein Magen wieder seltsame Geräusche von sich gibt. "Tyson, alles klar?", frage ich meinen Freund besorgt. Der brummt mir zur Antwort nur ein "Seh ich vielleicht so aus?" entgegen und funkelt mich kurz böse an, denn erneut muss er einen Schrei unterdrücken. "Ach, Tyson! Jetzt tu nicht so, als wär ich daran Schuld! Ich hab schließlich nicht gesagt, dass du die Zeit, die wir wegen dem Regen im Restaurant verbringen mussten, mit Futtern totschlagen sollst!", antworte ich entnervt. Langsam werde ich richtig sauer auf ihn. Was kann denn bitte ich dafür, dass er kein Maß halten kann? "Was soll ich denn machen? Wenn ich mich langweile gibt es nur vier Sachen, mit denen ich mich ablenken kann!" Beleidigt dreht sich Tyson so weit es geht von mir ab -also nicht sonderlich weit, denn immerhin kann er nicht mehr alleine stehen und ist auf mich als Stütze angewiesen. "Ach wirklich? Und was sind das für welche?" "Also erstens: Beybladen, aber das war ja im Restaurant nicht möglich!" beginnt er mit seiner Aufzählung. "Zweitens: Schlafen, aber das konnte ich da auch nicht, denn wer kann schon im Sitzen schlafen?" "Kai zum Beispiel.", meine ich ohne lang nachdenken zu müssen. "Jaaaa schoooooon...", Tyson zieht diese beiden Worte deutlich in die Länge. "Aber der kann ja sogar im Stehen schlafen, wenn ne Wand in der Nähe ist!" Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. In dieser Hinsicht hat Tyson sogar mal ausnahmsweise Recht. Zumindest sieht Kai immer so aus als würde er schlafen, und ich schätze mal, dass das in vielleicht vierzig Prozent der Fälle wirklich der Fall ist. "Ja, und drittens: Videospiele oder Fernsehen, aber ich hab da weder das eine noch das andere gesehen. Du etwa?", fährt er fort. Ich schüttle nur den Kopf als Antwort. Zum einen um seine Frage zu beantworten und zum andern wegen seinen Ausführungen. Tyson führt wirklich ein schlichtes und einfach strukturiertes Leben -oder würde es zumindest gerne so führen... "Tja, und viertens: Essen!", beendet er seinen Vortrag und sieht mich an. Ich kann mir einen Lacher nicht verkneifen. Es war klar, dass das Essen eine große Bedeutung für ihn hat, aber das er es gleich als eine "Säule seiner Existenz" darstellen würde, hätte selbst ich -obwohl ich ihn doch so gut kenne- nicht angenommen. Tyson hätte wohl noch etwas erwidert, wäre Kenny nicht in diesem Moment wieder zu uns gestoßen. "Also, die Frau an der Rezeption sagt, dass sie Kai und Ray nicht gesehen hat, aber das könnte auch daran liegen, dass sie ihre Schicht erst vor etwa einer halben Stunde begonnen hat. Auf jeden Fall ist der Schlüssel nicht mehr da. Ich denke mal, dass die beiden wohl schon oben sein werden.", erklärt er uns und legt dabei Tysons Arm um seine Schulter, damit wir uns gemeinsam auf den Weg nach oben machen können. Nachdem wir endlich die Stufen nach oben mit Ach und Krach geschafft haben, betreten wir sofort unsere Suite. Etwas verwundert schaue ich in das dunkle Zimmer, das nur vom Mondlicht erhellt wird. >Sind sie vielleicht doch noch nicht da?<, frage ich im Stillen, aber habe keine Zeit diesen Gedanken weiter zu verfolgen, denn Tyson macht sich immer schwerer. Als das Licht aufflackert, schaffen Kenny und ich ihn schnellst möglich in das Zimmer, das ich mir mit unserem Dickerchen teile. Dort werfen wir ihn eher unsanft auf sein Bett, ungeachtet seiner Proteste. "Nie wieder!", meint der Chef, als er sich schweratmend auf seine Knie stützt. "Nie wieder schlepp ich den da durch die Gegend! Das nächste mal lass ich ihn da einfach sitzen!" Noch immer ringt er nach Atem. Dennoch rafft er sich auf und schickt sich an den Raum zu verlassen. Aber in der Tür bleibt er noch kurz stehen. "Ich geh jetzt schlafen, Leute! Ich kann nicht mehr! Nacht!" Mit diesen Worten verlässt er das Zimmer und verschwindet im gegenüber liegendem Einzelzimmer. "Nacht!", rufe ich ihm noch nach und setze mich auf den Rand meines Bettes. Auch ich bin erschöpft und lasse mich daher einfach nach hinten auf die Matratze fallen und schließe meine Augen. Doch kurz darauf öffne ich sie wieder und springe auf. Dann mache ich mich auf den Weg aus dem Zimmer. Auf Tysons fragenden Bilck hin, antworte ich nur: "Mir ist noch was eingefallen! Bin gleich wieder da!" Und schon bin ich aus der Zimmertür verschwunden und habe diese hinter mir geschlossen. >Was mach ich hier eigentlich?<, frage ich mich selbst, aber nehme mir gar nicht erst die Zeit eine Antwort darauf zu suchen, denn dafür beschäftigt mich eine andere Frage viel zu sehr. Sofort mache ich mich auf den Weg durch das Wohnzimmer, das alle Zimmer der Suite miteinander verbindet. Noch immer brennt hier das Licht. Umso besser, dann muss ich mir wenigstens nicht die Zeit nehmen, es anzustellen (Anm. d. A.: Als würde das SO lange dauern... -.-° Tja, aber unser kleiner Freund hat's wohl eilig... *geheimnisvoll lächel*). Schließlich bin ich dort angekommen, wo ich hinwollte: vor Kai und Rays Schlafzimmer. Kritisch betrachte ich das Holz der Tür und die nähere Umgebung, aber kann keinen Hinweis dafür entdecken, dass hier jemand drin ist. Ich beschließe einfach mal zu testen, ob es abgeschlossen ist. Ich muss einfach wissen, ob sie wieder hier sind... Als ich meine Hand um die Türklinke schließe, laufen mir kalte Schauer den Rücken hinunter und mein Herz klopft schneller und lauter als zuvor. Das veranlasst mich dazu noch einmal inne zu halten und mir ein weiteres mal die Frage zu stellen, ob das, was ich hier tue, richtig ist, denn schließlich nennt man so etwas auch "nachspionieren". >Ach was! Natürlich ist das in Ordnung! Schließlich will ich doch nur sicher sein, dass es Ray... äh, ich meine, den beiden, gut geht!<, beruhige ich mich innerlich selbst. Mit diesem Gedanken drücke ich das Metall hinunter und... die Tür öffnet sich. Etwas verwirrt schaue ich den Türspalt an. Normalerweise hat Kai doch den Tick, sich immer einzuschließen!? Merkwürdig... Jetzt erst fällt mir auf, dass das Licht im Zimmer brennt. Sollten sie also doch da sein? Nun entgültig konfus, starre ich auf den schwachen Lichtschein im Zimmer vor mir. Was sollte ich jetzt machen? Reingehen und nachsehen? Oder lieber einfach schlafen gehen und annehmen, dass sie zurück sind? Ruhestörung und Nachspionieren? Oder in Unwissenheit schwelgen und das beste hoffen? Auf was sollte ich hören? Auf mein Herz, das mir entgegenschreit nachzusehen? Oder auf meinem Verstand, der mir ganz klar verbietet dort hinein zu gehen? Eine ganze Zeit stehe ich unschlüssig vor der Tür, die Klinke noch immer fest umschlossen. Schließlich entscheide ich mich und schiebe die Tür auf... Cliffhängaaaaaaaaaaaaa!! XDDD Hah, das macht Spaß ^-----------^ Tja, und wer wissen will, was noch passiert, der schreibe mir ein Kommilein! Auch wenn in diesem Kapitel net allzu viel passiert ist... Ich weiß, bin ne üble Erpresserin, aber ich kann nicht ohne Kommis weiterschreiben... Die sind meine Inspiration und die bringen mich erst so richtig in Schreiblaune ^----^ Außerdem bin ich süüüüüüüüüüchtiiiiiiiiiiig danach XDDDDD Kann einfach net genug kriegen... ^-------^° Leider ist das nächste Kapitel noch in Bearbeitung, deshalb weiß ich auch noch nicht, wann ich es hochladen kann/werde. Aber ich beeil mich, versprochen! ^-^ Naja, man liest sich! Cu, Ginger Kapitel 12: Erkenntnis ---------------------- So! Erstmal: Daaaaaaaaaaaaaanke für die Kommis ^----^ Ihr wisst ja wie sehr ich es mag die zu lesen ^-----^ Nyo, was gibt's groß zu sagen? *am Kopf kratz* Also wenn ihr wissen wollt, ob eure Vermutungen hinsichtlich Max' Gefühlen gegenüber Ray richtig sind, oder ob ich nur mal wieder mit meinem komischen Schreibstil alle Leser in die Irre geführt hab (das wär nicht das erste mal XD), dann lest jetzt am besten dieses (grauenvolle -.-°) Kapitel. Viel Spaß bei Kapitel... äh... *am Kopf kratz* 12? *an Fingern nachzähl* Ja, genau! Viel Spaß bei Kapitel 12! ^----^ Cu, Ginger *~* Max' PoV *~* Vorsichtig stecke ich meinen Kopf durch die halbgeöffnete Tür, die ich langsam immer weiter aufschiebe. Ich suche den Raum ab, aber es scheint auf den ersten Blick niemand hier zu sein. Selbst Kais Bett ist leer, wie ich feststellen muss. >Wo der sich wohl wieder rumtreibt!? Naja, kann mir ja auch egal sein...< Aber scheinbar ist mir das doch wohl nicht so egal, wie ich das gern hätte, denn ein mulmiges Gefühl in der Magengegend macht sich bei mir bemerkbar. >Mach ich mir etwa Sorgen um Kai? ... Nein, eigentlich nicht... Aber warum dann dieses eigenartige Gefühl? Etwa eine böse Vorahnung?<, überlege ich, aber schnell bin ich wieder abgelenkt. Mein Blick fällt auf Rays Bett. Mein Herz macht einen kleinen Freudensprung, als ich sein schwarzes Haar, das zu einem Zopf geflochten ist, auf der Bettdecke liegen sehe und mir so bestätigt, dass sich der junge Chinese unter der Decke befindet und vermutlich im Reich der Träume wandelt. Erleichtert atme ich auf und muss unwillkürlich lächeln. Gerade will ich das Zimmer wieder leise verlassen, als mir einfällt, dass ich, wo ich sowieso schon hier bin, auch gleich das sinnlos brennende Licht ausschalten könnte. Also betrete ich den Raum nun vollends und gehe auf das kleine Tischchen, auf dem die Lampe steht, zu. Doch gerade als ich den Schalter betätigen will, macht sich ein Wunsch in mir bemerkbar: ich will Ray sehen. Will sehen, dass er dort auch wirklich liegt. Dass es ihm gut geht. Ich muss einfach Gewissheit darüber haben. Zwar ist dieses Bedürfnis albern, da Ray sich wohl kaum seinen Zopf abgeschnitten und auf dem Bett platziert haben wird, um heimlich zu verschwinden, aber vielleicht werde ich ja dieses ungute Gefühl im Bauch wieder los, wenn ich mit eigenen Augen sein schlafendes Gesicht gesehen habe. Ich zögere nicht lange und drehe meinen Kopf in die Richtung, in der Rays Bett steht und in welchem er nun eigentlich seelenruhig schlafen müsste. Noch immer umspielt ein leichtes Lächeln meine Lippen und mit jedem Millimeter, um den sich mein Kopf in die entsprechende Richtung dreht, schlägt mein Herz schneller. Ein Kribbeln wie durch einen ganzen Ameisenstaat entsteht in meinem Bauch. Ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind. Dabei ist doch eigentlich gar nichts dabei... >Wird schon alles in Ordnung sein<, versuche ich mir meine Aufregung zu nehmen, aber es bringt nichts. Ich kann nichts dagegen tun, außer mir nun endlich selbst den Gefallen zu tun, mich zu versichern, dass Ray dort wirklich liegt und schläft indem ich ihn anschaue. Doch als mein Blick nun endlich dort angekommen ist, wo ich ihn haben wollte, erstarre ich zu Eis. Mein Lächeln erstirbt und mein Herz setzt ein paar Schläge aus, nur um dann schmerzhaft wieder anzufangen zu schlagen. Langsam klappt meine Kinnlade nach unten. Das Kribbeln ist einem Gefühl der Leere und der Übelkeit gewichen. Mein Blick ist starr auf das Bett und dessen Insassen gerichtet; scheint festgewachsen zu sein. Das sich mir bietende Bild ist trotz seiner ruhigen Ausstrahlung doch so abstoßend und schmerzhaft für mich, dass ich das Gefühl habe, gerade gestorben zu sein und in einen tiefen Abgrund zu fallen. Meine ganze Welt scheint zusammenzubrechen. >Kai! Ray! A-aber... Was ist hier los? Ich verstehe nicht!?< Das ist gelogen und das weiß ich auch. Ich verstehe sehr wohl, was hier vor sich geht. Aber ich will es schlicht und ergreifend nicht wahr haben. Versuche mir krampfhaft einzureden, dass das alles nur ein großes Mißverständnis ist, aber es ist zwecklos. Es gibt nur eine mögliche Erklärung und die kann ich noch nicht einmal in Gedanken aussprechen. Ich spüre wie die Tränen in mir aufsteigen. Im selben Augenblick erlange ich aber auch meine Mobilität zurück. Doch anstatt einfach schnell die Flucht zu ergreifen, wie ich es eigentlich gerne machen würde und wie mir sowohl Verstand als auch Gefühl raten, handle ich wie in Trance. Ich wende mich zuerst der kleinen Lampe zu und schalte sie aus. Dann verlasse ich langsam und leise um die beiden Schlafenden nicht zu wecken und als wäre nichts gewesen, das Zimmer und schließe ebenso leise die Tür hinter mir. Erst als ich wieder im Wohnzimmer stehe, komme ich wieder zu Bewusstsein. Sofort laufe ich ins Bad und mache mir in meiner Eile gar nicht erst die Mühe, die Tür hinter mir zu schließen oder das Licht anzuschalten. Kaum dort angekommen, werfe ich mich auch schon vor der Toilettenschüssel auf die Knie und fange hingebungsvoll an zu würgen. Minuten verbringe ich auf diese Weise. Erst als mein Magen völlig leer zu sein scheint, stehe ich langsam wieder auf und betätige die Spülung. Mit wackligen Beinen tappse ich durch die Dunkelheit zum Waschbecken und spüle mir den Mund mit kaltem Wasser aus um den widerlichen, fauligen Geschmack loszuwerden. Schließlich drehe ich das Wasser ab und starre noch eine ganze Weile gedankenverloren auf das weiße Becken, bis ich nicht mehr kann und ich mich zu Boden gleiten lasse. Dort kauere ich mich zusammen und beginne zu schluchzen. Zwar ist mir jetzt nicht mehr schlecht, aber wohl fühle ich mich ganz und gar nicht. Dafür war der Schock zu groß. In diesem Moment denke ich an nichts. Das einzige, was in meinem Kopf herumspukt, ist die Szene, die sich mir dargeboten hatte. Dieses Bild werde ich wohl mein Lebtag nicht vergessen können, scheint sich förmlich in meine Netzhaut und mein Erinnerungvermögen eingebrannt zu haben. "Wieso? Wieso?", frage ich immer wieder zwischen meinen Schluchzern, obwohl ich die Antwort gar nicht hören will. Ich fühle mich elend, körperlich als auch seelisch. So viele verschiedene Gefühle prasseln auf mich ein, aber dennoch fühle ich mich seltsam leer; vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich grad mein gesamtes Abendessen wieder herausgewürgt habe... Noch eine ganze Zeit kauere ich auf dem kalten, gefliesten Badezimmerboden. Nämlich solange bis ich keine Flüssigkeit mehr in mir habe, die ich ausweinen könnte. Ich stehe langsam auf. Meine Beine sind immernoch sehr wacklig und drohen unter meinem Gewicht nachzugeben, daher muss ich mich am Waschbecken abstützen bis ich zumindest wieder STEHEN kann. Dann erst mache ich mich langsam und schwankend auf den Weg zurück in mein Zimmer. Ich will schlafen... Schlafen und vergessen... Während ich durch das Wohnzimmer torkle, muss ich mich immerzu am Mobiliar oder den Wänden abstützen um nicht vor Kraftlosigkeit zusammenzubrechen. Schließlich komme ich an der Tür an. Doch gerade will ich zur Klinke greifen, als mir wieder die Erinnerung hochkommt. Mir wird schwummrig und ich wäre wohl zu Boden gegangen, hätte ich mich nicht noch rechtzeitig an den Türpfosten gelehnt. Ich würde wohl weinen, wenn ich noch könnte. Aber so bleibe ich einfach nur stumm stehen und warte ab, bis die Flut der Gefühle, die mich bei dieser Erinnerung überrollt hat, wieder gelegt hat. Dann stoße ich mich wieder vorsichtig vom Pfosten ab und greife erneut nach dem Türgriff. Wieder halte ich inne, aber diesmal aus einem andern Grund: >Tyson darf mich nicht so sehen!<, Ist mein einziger noch wirklich klarer Gedanke. Ich wische mir die Reste der Tränen mit dem Handrücken weg, schließe die Augen und atme ein-, zweimal tief durch. Dann setze ich ein leichtes, geschauspielertes Lächeln auf und betrete den Raum. Tyson, der in der Zwischenzeit unter die Bettdecke gekrabbelt ist, schaut kurz auf, als er mich hört und fragt: "Na, alles erledigt?" Ich nicke zur Antwort und lächle ihm gezwungen zu. Dann entledige ich mich schnell meiner Sachen, schalte das Nachttischlämpchen (Anm. d. A.: Irgendwie hab ich's in letzter Zeit mit Lampen ^-^°) aus, klettere in mein Bett und drehe mich zur Seite um und damit von der Tür und Tyson weg. Niemand soll mich in dieser Verfassung sehen... "Nacht, Max!", ruft mir Tyson noch im Halbschlaf zu und kurz darauf kann ich seinen ruhigen Atem, der allmählich in ein Schnarchen übergeht, hören. Wie ich ihn doch beneide. Er kann sich jetzt Entspannung gönnen und in aller Seelenruhe schlafen. Und ich? Ich zittere noch immer und habe das Gefühl mich jeden Moment ein weiteres Mal übergeben zu müssen. Kurz: ich fühle mich entsetzlich und kann kein Auge zu bekommen, so gern ich das auch will. Wieder steigen mir die Tränen in die Augen, die mir dann quer übers Gesicht laufen und auf's Kopfkissen tropfen. Woher diese Tränen kommen, weiß ich nicht. Eigentlich müsste ich inzwischen völlig ausgetrocknet sein... Aber momentan ist mir das auch völlig egal. Tatsache ist, dass ich schon wieder weine. Aber trotzdem schluchze ich nicht. Nicht nur weil ich meinen Zimmernachbarn nicht wecken will -nicht dass das möglich wäre, denn wenn Tyson einmal eingeschlafen ist, kann ihn so schnell nichts mehr aufwecken-, sondern auch, weil ich nicht einmal mehr DAZU fähig bin. Meine Kehle ist wie zugeschnürt; kann nicht sprechen, kaum atmen. Mir wird schwindelig und ich muss meine Augen schließen. Die Dunkelheit, die ich nun vor Augen habe, scheint mich zu verschlingen. Dennoch kann ich meine Augen nicht erneut öffnen, so kraftlos bin ich. Kann der Dunkelheit nicht entgehen... Wie schnell doch die eigene, sichere, heile Welt, die man zu haben glaubt, wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen kann... Und das von einem Moment zum andern... Wieder habe ich dasselbe Bild vor Augen: ...Kai wie er Ray im Arm hält... ...Ray wie er halb auf Kai drauf liegt und sich nah an ihn kuschelt... ...wie sie beide friedlich schlummern... ...und wie sie beide im Schlaf zufrieden und glücklich lächeln... Dieses Bild ist wie ein Stich ins Herz für mich. Es schmerzt unheimlich und droht mich innerlich zu vernichten. >Wie konntet ihr nur... Wie konntet ihr mir das nur antun?< Für diese Frage würde ich mich am liebsten selbst ohrfeigen. Wie kann ich nur so egoistisch denken!? Ich verdränge meine Gedanken mit letzter Kraft. Schließlich konnten sie nicht wissen, dass sie mir damit weh tun würden... Und selbst wenn, hätten sie doch nichts dagegen tun können... Ich weiß doch selber wie es ist, wenn man verliebt ist... weiß, dass man nichts gegen seine Gefühle tun kann... ihnen hoffnungslos ausgeliefert ist... Selbst wenn diese Liebe keine Chance haben kann... Ja, selbst dann, kann man nicht aufhören zu lieben... Die beiden... Kai und Ray... sind demnach auch nur Opfer... Opfer ihrer eigenen Gefühle... liebevoller Gefühle... liebevoller Gefühle füreinander... Ich sollte sie eigentlich für ihren Mut bewundern... denn eine solche Liebe wird von der Allgemeineit verpönt... und gilt als aussichtslos... Und trotzdem haben sie sie sich gestanden... trten für ihre Liebe einen Kampf gegen die Verbohrtheit der Gesellschaft an... Sie sind wirklich mutig... Ich bin erschöpft. Meine Gedanken verschwimmen und ich tauche langsam in die dunkle Grube des Schlafes ein. Seit Jahren weine ich mich das erste mal wieder in den Schlaf. Das letzte mal war ich vier Jahre alt und habe Mum vermisst. Jetzt vermisse ich etwas anderes... Ein Gefühl... Ein Gefühl, das mich immer auf eine seltsame Weise glücklich gemacht hat... Eine Hoffnung... Eine Hoffnung, die mich hat träumen, glauben und vertrauen lassen... Doch beides ist nun weg... Zersplittert wie Glas... Nur diese Splitter... die Splitter meiner Träume sind zurückgeblieben... und bohren sich langsam in mein Herz... tiefer und tiefer... Eine letzte Träne rollt meine Wange hinab, als ich entgültig einem tiefen Schlaf verfalle und flüstere: "Aber, Ray... Ich liebe dich doch auch..." T.T Ich raff's nicht, jetzt fang ich schon bei meinen eigenen hirnverbrannten Geschichten an zu flennen wie'n Schloßhund T.T Naja, egal... Wie hat's denn euch gefallen? *fragend in die Runde guck* Wie man sieht ist das Ende dieses Kapitels ein misslungener Versuch, einen Knalleffekt auszulösen. Es sollte so aussehen als hätte Max nur was gegen diese Homo-Beziehung und erst am Ende wollt ich die Katze aus dem Sack lassen... Naja, das ist mir aber kläglich misslungen -.-° Dafür waren wohl doch zu viele Andeutungen in den vorigen Kapiteln... *sich selbst hau* Ich dummes Küken >.< Egal... ^-^° Hab echt lange an diesem Kapitel rumfeilen müssen bis es mir wenigstens halbwegs gefiel... Trotzdem gefällt's mir noch immer nicht sonderlich -.-° Naja, aber das ist ja auch nichts neues... Außer Kapitel 9 vielleicht hat mit bisher keins wirklich gefallen... -.-° Tja, das Schicksal einer unbegabten aber dem Perfektionismus verfallenen Autorin... Egal jetzt ^-^° Also, ich würd mich sehr über Kommis freu'n, aber das wisst ihr ja schon ^-^° Achso: Das nächste Kapitel ist schon in Arbeit ^-------^ Hab euch alle ganz doll lieb *knuddel* Cu, Ginger Kapitel 13: "Tyson!" -------------------- Hallöchen ^-^ Uuuiiih, das letzte Kapitel ist ja nicht gut bei euch angekommen... Änder ich deshalb jetzt den Verlauf der Story? ... *grübel* ... Nö ^-^ Außerdem hat's ja einigen doch ganz gut gefallen ^---^ Nyo, wird wohl noch ne Weile dramatisch sein -kann einfach nicht ohne Dramatik leben, sorry leutz ^-^° Aber ich versuch's nicht ganz so ernst zu gestalten, okay? Naja, aber jetzt geht's erstmal mit Kai-chan und Ray-kun weiter ^-^ Ach, eins noch: ich selbst kann auch nicht viel mit Max anfangen, aber die Idee ihn so hier einzubringen, hat sich einfach in meinem Kopf festgesetzt und da konnt ich gar net anders als das hier zu schreiben ^-^° Tut mir voll leid *gomen* Aber bin auch nur ein Opfer XD Achja, und sorry, dass ich diesmal (nur diesmal? O.ô) so langsam war, aber hat viel zu tun und gleichzeitig ne kleinere Schreibblockade -.-° (bei sowas gibt's Größenunterschiede? O.ô) Naja, egal! Viel Spaß mit Kapitel 13! Und Kommis net vergessen *mit Zaunpfahl rumfuchtel* @kadruen: Musst deine Kommis net dem Inhalt des Kapitels anpassen! Also im Klartext: darfst deinen hysterischen Lachanfällen verfallen, auch wenn's im Kappie dramatisch oder weiß net was wurd -sonst dürftest du ja gar net mehr (oder fast net mehr) lachen O.ô Und das wär doch schade XDDDD Keep on smiling baby! XDDD Cu, Ginger *~* Kais PoV *~* Als mich das frühe Morgenlicht an der Nase kitzelt, wache ich langsam auf. Am liebsten würde ich ja jetzt einfach wieder einschlafen, denn ich habe noch nie so gut geschlafen wie in dieser Nacht. Ausnahmsweise habe ich nämlich mal keinen Albtraum gehabt, sondern richtig schön geträumt. Worum es genau ging, weiß ich zwar nicht mehr, aber das Gefühl der Unbeschwertheit, das mein Traum verursacht hat, ist geblieben. Vorsichtig öffne ich die Augen und blinzle ins Sonnenlicht bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt haben. Das erste was ich sehe ist ein schwarzer Wuschelkopf, der auf meiner Brust ruht. Im ersten Moment bin ich zwar noch verwirrt, dann aber lächle ich sanft und ich glaube auch ein bisschen verliebt... Ray schläft noch, soviel steht fest. Vorsichtig beginne ich damit ihm über das schwarze, seidig-schimmernde Haar zu streicheln und dabei einige störenden Strähnen aus seinem schlummernden Gesicht zu wischen. Ein leichtes Lächeln umspielt daraufhin seine sanften Züge, ohne dass er erwacht. Eine Weile beobachte ich ihn, dann aber richte ich meinen Blick auf die schneeweiße Zimmerdecke und starre diese an, während ich meinen Gedanken nachhänge und den gestrigen Abend nochmal Revue passieren lasse -ohne dabei aufzuhören mit den Fingern durch die herrlich weichen Haare meines geliebten Rays zu streichen. >"Hast du etwa Angst vor mir?" Ja, das hast du mich gefragt, aber die Antwort bin ich dir noch immer schuldig... Nein. Nein, ich habe keine Angst vor dir... sondern vor mir selbst... meinen eigenen Erinnerungen... meiner Vergangenheit... Du hast gesehen was meine Erinnerung mit mir gemacht hat... Sie hat mir nicht nur weh getan sondern mich völlig aus der Realität gerissen... Ich habe Dinge gesehen, die einst waren, statt der Dinge, die heute sind... Du warst nicht daran Schuld, das weiß ich auch. Ich mache dir keine Vorwürfe. Schließlich konntest du nicht ahnen, dass mich all das an eines der schlimmsten Ereignisse meines bisherigen Lebens erinnern würde... Aber eines verstehe ich nicht: warum hast du mich nicht gefragt, was mit mir war? Wissen kannst du es schließlich nicht, und dennoch hast du mir keine weiteren Fragen gestellt; hast die Sache einfach auf sich beruhen lassen. Aber weshalb? Interessiert es dich etwa nicht? Nein, das glaube ich nicht. Oder wolltest du... mir damit etwa helfen? Wolltest du mich nicht drängen? Wolltest du, dass ich mich dir von alleine anvertraue? Ja, das passt zu dir...< Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich mir seiner vermutlichen Absicht bewusst werde. >Du kennst mich wirklich gut... Vielleicht kannst du mich sogar besser einschätzen als jeder andere Mensch... Vielleicht kennst du mein jetziges Ich sogar besser als ich selbst...< Mein Blick wandert wieder auf Rays schlafendes Gesicht. >Du bist ein Engel, weißt du das, Ray? Weißt du wie sehr du mir schon geholfen hast? Nicht nur, dass du mich mit den anderen aus den Fängen der Biovolt geholt und mir gezeigt hast, was Freundschaft bedeutet. Du hast mir auch beigebracht was Liebe ist und vielleicht lerne ich jetzt durch dich, was Vertrauen ist...< Doch ich werde abrupt aus meinen Gedanken gerissen, denn Ray bewegt sich plötzlich in meinen Armen und schlägt vorsichtig die Augen auf. "Guten Morgen!", meine ich gutgelaunt, was ja bei mir höchst selten ist -vor allem morgens. "Guten Morgen, Kai...", murmelt er verschlafen. Er versucht sich hochzustemmen, gibt aber rasch wieder auf und lässt sich wieder auf mich fallen. "So kraftlos?", frage ich mit einem leichten Lächeln. Ray schüttelt den Kopf. "Nein, so müde...", nuschelt er, schließt erneut die Augen und schmiegt sich an mich. Auch ich schließe meine Augen wieder, obwohl ich weiß, dass ich nicht wieder einschlafen kann -wenn ich einmal wach bin, kann ich nicht wieder einschlafen. Besonders nachteilhaft ist das, wenn Tyson im Nebenzimmer plötzlich auf Grund eines besonders erschreckendem Ereignisses in seinem Traum -zum Beispiel, dass der imaginäre Kühlschrank leer ist- lauter schnarcht als zuvor. Wegen meines leichten Schlafes bin ich dann jedesmal mit einem Ruck wach und kann mir anschließend den Rest der Nacht im wachen Zustand um die Ohren schlagen. Da soll sich nochmal einer wundern, wenn ich beim Frühstück schlechte Laune habe und vor allem auf Tyson den Rest des Tages schlecht zu sprechen bin... Eine Weile verbringen Ray und ich auf diese Weise bis ich schließlich das Wort erhebe. "Ray?" "Hmm?", kommt es im Halbschlaf als Antwort. "Lass uns aufstehen -ich hab Hunger..." Ein knurrendes Geräusch unterstreicht diese Aussage, weshalb ich erstmal knallrot anlaufe. Verwundert schlägt Ray die Augen auf und schaut mir ins vor Scham gerötete Gesicht. Aus einem Reflex heraus drehe ich meinen Kopf zur Seite und versuche so seinem Blick zu entgehen, was mir aber partout nicht gelingen will. Aus den Augenwinkel heraus kann ich erkennen, dass Ray anfängt zu lächeln. "Na, dann... lass uns gehen!" Ray erhebt sich und springt förmlich aus dem Bett. Wenn man bedenkt, dass er eben noch zu müde und kraftlos war um sich auch nur aufzusetzen, dann fragt man sich wirklich, wo er auf einmal diese Energie her hat. Während er sich die Sachen zusammensucht, die er braucht um sich fertig zu machen -was bei ihm nicht gerade wenig sind-, beobachte ich ihn interessiert bis er dann schließich aus dem Zimmer läuft und im Bad verschwindet. Etwas enttäuscht, dass diese doch äußerst interessante Vorstellung nun vorbei ist, lasse ich mich kurz wieder in die Kissen sinken. Doch als sich dann mein Magen das zweite Mal an diesem Morgen Gehör verschafft, stehe auch ich auf und will damit beginnen mich anzuziehen. Daher gehe ich zum massivem Eichenschrank und öffne seine knarrenden Türen. Als ich meinen Blick dann über die Kleidungsstücke auf meiner Seite des Holzungetüms, die beinahe ausschließlich schwarz oder dunkelblau sind, schweifen lasse, stelle ich mir selbst die Frage, warum ich nicht mehr Abwechslung in meine Gardrobe bringe. Ich beschließe heute mal etwas anderes als sonst anzuziehen -wenn sich sowieso schon mein ganzes Leben verändert hat, dann kann ich wohl auch meinen Kleidungsstil ein wenig verändern. Ich wühle also eine Weile im Schrank bis ich geeignete Sachen gefunden habe und sie mit einem fröhlichen Lächeln herausziehe. *~* Rays PoV *~* Im Bad angekommen werfe ich erstmal meine Klamotten auf den Fußboden und drehe den Heißwasserhahn der Dusche auf, der immer erst eine Weile laufen muss, damit der Boiler anspringt und auch wirklich warmes Wasser geliefert wird. Diese Zeit nutze ich indem ich mir die Haare zu einem festen Knoten zusammenbinde, denn wenn ich sie mir jetzt noch waschen und anschließend trocknen muss, kommen wir erst zum Mittagessen unten an. Und wenn Kai schon einmal Appetit hat, dann soll er auch sein Frühstück rechtzeitig bekommen! So vorbereitet temperiere ich nun das austretende Wasser bis es zwar noch kühl aber nicht mehr kalt ist. Ich entledige mich meiner Shorts und klettere in die Duschkabine. Im ersten Moment stockt mir noch angesichts der Temperatur des Wasser der Atem, denn es besteht schließlich ein erheblicher Unterschied zur Wärme des Bettes, aus dem ich gerade erst gekrochen bin. Aber schließlich gewöhne ich mich daran und kann damit beginnen mich zu waschen. Diesmal nehme ich dafür mein Lieblings-Duschgel statt einfacher Seife, denn schließlich will ich meinem lieben Kai gefallen. Als ich damit anfange mich mit der sirupartigen, roten Flüssigkeit einzureiben, breitet sich das herrliche Aroma von Jasmin, Rosen und Orchideen aus, das stark an den Duft frischer Erdbeeren erinnert. (Anm. d. A.: Das ist mein Lieblings-Duschgel ^-^ Und glaubt mir: das riecht sooooo geil!! XD) Rasch bin ich mit dem Duschen fertig, drehe das Wasser ab, greife mir ein Handtuch und klettere aus der Duschkabine. Flüchtig reibe ich mich mit dem weichen, weißen Stoff ab. Aber als ich nun nach meinen Sachen greifen will, halte ich inne. >Scheiße<, ist der einzige Gedanke, den ich in diesem Moment habe. In all der Eile hatte ich wohl die Plastiktür der Duschkabine nicht richtig geschlossen. Jedenfalls sind die Kleidungsstücke, die auf dem Fußboden vor dieser gelegen haben, klatschnass und damit keinesfalls mehr anziehbar. Ich seufze resigniert und schlinge mir das Handtuch um die Hüften, denn ich müsste mir wohl oder übel neue Kleidung aus dem Schrank holen. Ich nehme die nassen Sachen mit um sie dann im Plastikbeutel mit der schmutzigen Wäsche, der sich in meiner Reisetasche befindet, zu verstauen und mache mich dann auf den Weg in das Zimmer, in dem ich auch Kai anzutreffen vermute. Als ich den Raum betreten, die Tür hinter mir geschlossen und mich dann Blickrichtung Zimmer gewendet habe, stockt mir der Atem und die nassen Sachen, die ich in der Hand halte, lasse ich auf den Boden fallen, wo sie mit einem leisen "platsch" unbeachtet liegen bleiben. "K-Kai?", frage ich erstaunt und ungläubig. Dieser dreht sich zu mir und schaut mich fragend an. Dann lächelt er und fragt: "So anders?" Ich nicke eifrig und starre ihn weiter an. Er sieht wieder ganz anders aus als sonst. Statt seiner üblichen Kleidung trägt er ein rotes, langes, enganliegendes T-Shirt bei dem Ärmel und Brustbereich schwarz sind. In der Mitte, quasi als Übergang zwischen den beiden Farbtönen, prangt ein weißer, halb auf dem Rücken liegender Halbmond. Dazu eine schwarze Jeans mit dem üblichen Gürtel, dessen Schnalle stark an einen Wolf erinnert. Armschoner und Schal (Anm. d. A.: Joe rules XD) fehlen, dafür aber trägt er noch immer seine schwarzen Turnschuhe mit den roten Zeichnungen, die der Gürtelschnalle sehr ähneln. Erst nachdem ich einmal kräftig geschluckt habe, komme ich wieder zur Besinnung und kann meinen Blick von Kai abwenden. Jetzt kann ich mich endlich der Aufgabe widmen, wegen der ich hierher gekommen bin. Ich marschiere zum Kleiderschrank, vor dem Kai steht, der nun beiseite geht, und suche eine ganze Weile herum bis ich mein Ersatzdress finde. Gerade will ich es aus dem Schrank herausziehen, als ich spüre wie sich zwei starke Arme um meine Taille schlingen und mich sanft an den nun hinter mir befindlichen Körper drücken. Zur gleichen Zeit legt Kai seinen Kopf auf meine Schulter. Sein heißer Atem, der mir einen leichten Schauer über den Rücken jagt, streift meine Wange, als er mir zuflüstert: "Warum probierst du nicht auch mal was neues?" Tja, warum eigentlich nicht? Warum sollte ich mich nicht auch verändern, wenn Kai das schon tut? *~* Kais PoV *~* Ray scheint eine Weile überlegen zu müssen. Jedenfalls braucht er etwas bis er mir eine Gegenfrage stellt, mit der ich zwar nicht gerechnet habe, aber die mich auch nicht sonderlich abschreckt: "Was sollte ich denn deiner Meinung nach anziehen?" >Am besten gar nichts...<, schießt es mir ungewollt durch den Kopf. Kurz darauf überzieht eine feine Rötung meine Wangen. Wie konnte man nur so pervers denken? Und das schon am frühen Morgen und bei einer so harmlosen Frage... Sanft schiebe ich Ray mit den Worten "Mal sehen" zur Seite und beginne damit Rays Seite des Eichenschrankes zu durchstöbern. Schließlich finde ich ein geeignetes Shirt und ziehen es heraus. Es ist dunkelblau und ein silberner, chinesischer Drache prangt an der linken unteren Seite der Vorderseite. Wie bei Ray nicht anders zu erwarten war, fehlt auch der typische asiatische Schnitt, was den Kragen anbetrifft, nicht. Nun fehlte also nur noch eine dazu passende Hose. Wieder wühle ich eine ganze Zeit in dem Wäscheberg bis ich etwas Geeignetes finde. Meine Fund ist eine schwarze Hose, die der, die Ray häufig trägt, sehr ähnelt. Zwar wollte ich seinen Kleidungsstil ebenso stark ändern, wie meinen eigenen, aber ich kann schließlich nichts dafür, wenn Rays Sachen alle denselben Stil haben und sich alle recht ähnlich sehen. "Hier!" Mit dieser knappen Aufforderung werfe ich ihm die Kleidungsstücke zu, die er auch gleich auffängt. Hätte er sich nicht in der Zwischenzeit auf's Bett gesetzt, dann wäre ihm dabei wohl das Handtuch, welches notdürftig die wichtigsten Körperstellen bedeckt hält, heruntergerutscht. >Schade...< Inzwischen habe ich damit begonnen, diese unfreiwilligen, spontanen Gedanken zu ignorieren, den VERHINDERN kann ich sie eh nicht. Ray betrachtet die Kleidungsstücke skeptisch. Schließlich fragt er: "Meinst du wirklich?" Er sieht nicht sonderlich begeistert aus. Aber das wundert mich nicht. Denn schließlich stand ich auch eine ganze Weile vor dem Spiegel und habe mit dem Gedanken gespielt, mich doch wieder umzuziehen. Tja, die Macht der Gewohnheit. Wenn man eine ganze Zeit immer dasselbe Outfit trägt, gewöhnt man sich so sehr daran, dass man, wenn man etwas anderes anzieht, das Gefühl hat, man wäre nicht mehr derselbe und es sähe furchtbar unpassend aus -auch wenn das ganz und gar nicht der Fall ist. Ich nicke. "Na, dann..." Noch immer sieht er die Klamotten in seinen Händen so an, als wären sie ein gefährliches, schlafendes Raubtier, das jeden Moment erwachen und sich auf ihn stürzen könnte. Währenddessen mache ich es mir auf meinem eigenen Bett gemütlich und schaue Ray geduldig dabei zu, wie er sich das Shirt überzieht. Anschließend sucht er sich neue Shorts aus seiner Reisetasche. Noch immer beobachte ich ihn interessiert, aber Ray scheint meinen Blick nun zu bemerken und dreht den Kopf in meine Richtung um mir einen vielsagenden Blick zuzuwerfen. Daraufhin erröte ich leicht, lasse mich seufzend auf's Bett fallen und betrachte nun erneut die weiße Zimmerdecke, damit Ray sich ungehemmt zuende anziehen kann. Anfangs spiele ich doch tatsächlich mit dem Gedanken einen kurzen Blick zu riskieren, aber dann besinne ich mich darauf, worüber ich mir noch vor einigen Minuten Gedanken gemacht habe: ich habe über die Bedeutung des Wortes Vertrauen nachgedacht und mir vorgenommen es zu erlernen. Ergo darf ich Rays Vertrauen in mich nicht durch so eine Aktion erschüttern... Schade eigentlich, aber ich werde sicherlich noch irgendwann einmal Gelegenheit dazu haben, Ray in voller Pracht zu bewundern... Prompt laufe ich bei dieser Vorstellung rot an und versuche meinen Kopf durch energisches Schütteln von diesen perversen Gedanken zu befreien -vergebens. Erst als Ray mich durch ein "Okay, bin fertig" aufschrecken lässt, kann ich wieder klar denken. Aber nicht für lange, denn nun bin ich der, der staunen muss. Ray sieht großartig in seinem neuen Outfit aus. Zwar etwas ungewohnt, aber unglaublich... attraktiv... "Wahnsinn...", ist das einzige Wort, das mir einfällt um das zu beschreiben, was ich sehe. "Findest du?" Ray sieht schüchtern zu mir herüber und ein feiner Rotschimmer hat seine Wangen überzogen. Ich nicke nur. Dann erhebe ich mich und komme auf ihn zu. Kurz darauf gebe ich ihm einen kleinen aber umso romantischeren Kuss. Als ich mich wieder von ihm gelöst habe, vesinke ich wieder in seinen wunderschönen Augen. Mit der Hand taste ich nach seinem Haarknoten und löse ihn. Als sich dann seine langen, glänzenden Haare entfalten und sich schwungvoll über seinen Schultern ausbreiten, beginne ich geistesabwesend mit den Fingern durch die schwarze Haarpracht zu fahren. Einige Sekunden stehen wir uns so gegenüber und blicken uns verträumt an. Doch durch ein erneutes knurrendes Geräusch, werden wir aus unseren Träumen in die Realität zurückgeholt; und die sieht nunmal so aus, dass nicht nur ich sondern offensichtlich auch Ray hungrig sind und unten im Hotel ein großes Buffet auf uns wartet. Ich lächle Ray an, der bei diesem recht eindeutigem Geräusch leicht rot um die Nasenspitze geworden ist. "Dann lass uns jetzt nach unten geh'n, ja? Wer weiß wozu dein Magen noch fähig ist, wenn er schon so knurren kann...", meine ich grinsend, woraufhin Ray noch ein Stück röter (Anm. d. A.: Gibt's das Wort überhaupt? O.ô) anläuft, und mache mich auf den Weg Richtung Ausgang. Doch in der Tür halte ich nochmal an und schaue mit einem Lächeln zu Ray zurück. Der steht noch immer mitten im Raum und zieht den niedlichsten Schmollmund, den ich je gesehen habe. "Na, komm schon! Hab's doch nicht böse gemeint" Ich muss mir wirklich ein Lachen verkneifen. Ray hat es wirklich raus, das beleidigte Kleinkind zu spielen... Ein erneutes Knurren seines Magens, lässt ihn das Schnute-ziehen aber schnell wieder vergessen. Stattdessen wird er -wie könnte es auch anders sein- erneut rot. Am liebsten hätte ich die Situation genutzt und noch eine Bemerkung gemacht, aber da ich befürchten muss, dass sich jeden Moment auch mein Bauch wieder lautstark melden könnte, verkneife ich mir das lieber und fordere Ray stattdessen lieber mittels einer unmißverständlichen Kopfbewegung -ein Nicken Richtung Ausgang- dazu auf, mir nach unten zu folgen. Ohne ein weiteres Wort folgt er dieser Anweisung und wir steigen zusammen die Treppen nach unten, nachdem wir die Suite verlassen haben. "Meinst du die andern sind schon unten?", fragt mich Ray, als wir die weiße, großteils verglaste und offenstehende Tür, die zum Speisesaal führt, erreichen. "Zumindest einen werden wir da ganz sicher antreffen...", antworte ich. In diesem Moment kommt uns eine pummelige, ältere Dame entgegen, die mit den Worten "So etwas ungehöriges! Eine Frechheit! Keinerlei Tischmanieren dieser Bengel!" aus dem Saal läuft und an uns vorbeirauscht. Ray und ich schauen uns kurz an. Dann meinen wir synchron -beide mit einem breiten Grinsen im Gesicht: "Tyson!" Jaaaaaaa, ich weiß, is mal wieder net so lang geworden wie ich gehofft hab -.-° Aber wenn ich das nächste Kappie -wie ursprünglich geplant- hier mitreingepackt hätt, wär's ein wahres Monster-Kappie geworden O.ô Und ich persönlich find soooo lange Kapitel zu unübersichtlich um sie gut zu finden ^-^° Aber wenn ihr das anders empfinden solltet, dann versuch ich, die nächsten etwas länger zu machen ^-^ Kai: Seit wann lässt du dich denn auf Kompromisse ein? O.ô Ginger: Seit die 100-Kommi-Grenze in greifbare Nähe gerückt is ^---^ Kai: Du versuchst es immernoch, was? -.-° Ginger: Klar doch ^-----------------^ So, und je nachdem wie viele Kommis ich krieg, desto schneller kommt Kapitel 14 ^---^ Man liest sich! P.S.: Wer Lust hat die beiden mal mit ihren neuen Klamotten zu malen oder auch sonst Szenen aus dieser FF zu zeichnen, der darf das gerne machen und erhält von mir in jedem Fall ein Fan-Art-Kommi ^-----^ Würde mich sehr darüber freuen ^--------^ Cu, Ginger Kapitel 14: Training -------------------- Haaaaaaaaallooooooo Leeeeeeuuuuuuuteeeeeeee!!! *reinhüpf* ^_____________^ alle Leser: O.O" *schnell wegrenn* Ginger: Neeeeeeeiiiiiiiiiiiin!!! Bleibt daaaaaaaaaa!! *verzweifelt auf die Knie sink und heul* Kai: Da siehst du's mal wieder: die tun alle nur so, als wollten sie das hier lesen! Also pack das Kapitel und auch den ganzen Rest der Story in die runde Ablage und beende das hier! Ginger: TT.TT Ray: KAI! Kai: Was? Ray: Musst du sie noch mehr zum Heulen bringen? Kai: Na und? Was ist denn schon daran so schlimm? Ray: Du weißt es echt nicht, was? *Oropax in die Ohren stopf* Dann pass jetzt mal auf! 3... 2... 1... Aufgepasst! *Ohren zusätzlich zuhalt* Ginger: WÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH!! NIIIIIIIIEMAAAAAAAAND HAAAAAAAT MIIIIIIIICH LIIIIIIIIIIIEB!!! WÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ~ÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH!! Kai: @.@ Was für ein Organ... *umkipp* X.x Ray: Siehst du? Deshalb solltest du sie nie so ärgern ^___^ Kai: *aufspring* Hättest du das nicht früher sagen können??? ò.ó Ray: Klar hätt ich das, aber wo wär dann der Spaß geblieben? ^__^ Ginger: WÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH!!! Kai: *Ohren zuhalt* Und wann hört sie damit auf? Ray: *schulterzuck* Wahrscheinlich nie mehr Kai: WAAAAAS??? O.O" Wieso nicht?? Ray: Weil du dich bei ihr entschuldigen und ihr sagen müsstest, dass ihre Geschichte gut ist -und ich bezweifle, dass du das je machen wirst... -.- Kai: .... *grummel* Ginger: WÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ~ÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH!! Kai: *Ginger an die Schulter tipp* Ginger: Ja? *schluchz* Kai: Die FF is... gar nicht.... so... schlecht *würg* Ginger: Wirklich? *mit großen, wässrigen Kulleraugen zu Kai aufschau* Kai: ....Wirklich... (denk: /Was für eine Demütigung T.T/) Ginger: A-aber... *schluchz* Kai: /Wie jetzt? Muss ich noch was machen? O.ô/ Ginger: ...warum hast du dann gesagt, dass... dass... die Leser *schluchz* nur so tun würden als ob... als ob... WÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH!! Kai: *mit Armen rumfuchtel* Mann, beruhig dich wieder! Verstehst du keinen Spaß? Ginger: Du machst NIE Witze -das hast du selbst gesagt *bockiges Kleinkind spiel* Kai: *stöhn* Mag sein, aber... das... hab ich nicht... so... ernst... gemeint... /Wenn das so weitergeht, fang ich auch noch an zu heulen -.-°/ Ginger: Oh, Kai! *Kai um den Hals fall* Kai: Aaaaaaaah!! Geh weg!! Lass mich looooooos!! RAAAAAYYYYYYYY!! Tyson: Tja, Kai der Frauenschwarm... -.- Max: Kai, der schwule Frauenschwarm... ^_^° Kai: RAAAAAAAAAAYYYY!!! Ginger: Hach, jetzt geht's mir besser ^____^ *Kai loslass* Kai: Duuuu... DUUUUUU...!! *Schreibtisch schnapp und aushol* Ray: KAAAAIII! NEEEEEEEEIIIIIIIN!! Ginger: AAAAAAAAH!! *Angsttränen heul* Kai: *in Bewegung inne halt* Tyson: Was ist denn jetzt kaputt? O.ô Max: Kai will wohl nicht, dass sie nochmal anfängt zu heulen ^_^° Tyson: Warum denn nicht? Sonst stört ihn das doch auch nicht... O.ô Max: Hast du denn grad gar nicht aufgepsst? O.ô Tyson: Nö, ich war mit Essen beschäftigt ^__^ Max: *umkipp* Das hätt ich mir denken können ^__^° Ginger: *diabolisch grins* Oooooooh, hab ich jetzt etwa einen Weg gefunden, den großen Kai zu unterwerfen? Kai: ... Das wagst du nicht!? Ginger: Wollen wir wetten? *evil grin* Kai: ... Ray: Sie hat Kai besiegt O.O" Kai: ... Deine Leser hast du aber deshalb trotzdem noch nicht zurück *triumphierend grins* Ginger: ... Mist >.< Kai: Gewonnen! ^_____________^ Tyson: Kai lächelt!? O.O" Max: Das ist ja noch ungewöhnlicher, als seine kurzzeitige Niederlage O.O" Ginger: Jungs, ihr übertreibt -.-° Aaaaaaalso, nach diesem kurzen... Kai: DAS nennst du kurz? O.ô Ginger: Ach, sei still >.< Ja, also nach diesem... Intro soll's eigentlich auch direkt losgehen mit dem nächsten Kappie ^__^ Ray: Natürlich erst, wenn sie nochmal ihren Senf dazugegeben hat -.-° Äääääääähm... Joa! Stimmt genau ^______^ Und zwar: ein ultramegasuperduperhypergroßes SOOOOOOOOOOOOOOORRY an euch, liebe Leser, dass es (mal wieder) so ewig lang gedauert hat -.-° Aber es ging nicht schneller, weil ich voll ausgebucht war und dieses Kapitel mir einfach nicht gefallen wollte >.< Ergo, habe ich es trotz Zeitmangel ganze neunmal umgeschrieben -es gefällt mir immernoch nicht, aber das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern >.<" Also entschuldige ich mich schon jetzt für dieses langweilige und dämliche Kapitel *gomen* So, und bevor's losgeht noch ein riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiesengroßes DAAAAAAAAAAAAAAAAANKESCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖN an euch! Ihr seid sooooooooo toll T.T *alle durchknuddel* Joa, und jetzt ohne weitere Umschweife: Viel Spaß bei Kapitel 14 "Training"! Cu, Ginger *~* Rays PoV *~* Als wir den Saal betreten, fällt unser Blick als erstes auf das riesige Buffet, das uns förmlich entgegenzuleuchten scheint. Ohne lang zu zögern bedienen wir uns von dem reichhaltigen Angebot. Nachdem wir damit fertig sind, suchen wir den Raum nach unserem Freund ab. Schwer ist diese Suche nicht, denn wir müssen nur den Blicken der anderen Gäste folgen, die alle erstaunt und gleichzeitig angewidert auf ihn gerichtet sind. "Unmöglich...", kommentiert Kai das Benehmen des Blauhaarigen, der uns noch nicht bemerkt zu haben scheint. Wie denn auch? Er achtet schließlich wie üblich auf nichts anderes als sein Frühstück... "Sollen wir?", frage ich mit einem Lächeln, das von Kai andeutungsweise erwidert wird. Und schon machen wir uns auf den Weg zum Tisch, an dem Tyson ganz alleine sitzt und sich wohl sein inzwischen schon mindestens achtes Brötchen in die Backen stopft. Er hat wirklich keinerlei Tischmanieren... "Morgen!", rufe ich fröhlich, als uns nur noch vielleicht zwei oder drei Meter trennen. Tyson schaut auf und will zurückgrüßen, aber er... erstarrt. Selbst das Kauen hat er in diesem Moment vergessen. Apropos >vergessen<. Diesen Anblick den Tyson jetzt bietet werde ich wohl nie mehr vergessen können: er starrt Kai und mich mit weit aufgerissenen Augen an, während ihm langsam aber sicher die Kinnlade nach unten klappt und dadurch Einblick auf den gut gefüllten Mundraum preisgibt. Uäh... Außerdem rutscht ihm gerade das Marmeladenbrötchen, das er wohl gerade genüßlich verschlingen (Anm. d. A.: Ich liebe satirische Bermerkungen ^__^) wollte, aus der Hand und landet klappernd wieder auf seinem Teller. "Tyson! Mund zu! Das ist widerlich!" Diese kurzen, knappen Sätze -sofern man sie nicht nur als eine willkürliche Aneinanderreihung von Worten sehen will- stammen natürlich von Kai, der sich inzwischen an den Tisch gesetzt hat und sich seiner Kaffeetasse widmet. Ich selbst lasse mich nun neben ihm nieder und beginne mich ebenfalls meinem Frühstück zu widmen, auch wenn mich Tysons Blick, den er noch immer nicht von mir abgewandt hat, ziemlich irritiert. "K-Kai? R-Ray? Seid ihr das auch wirklich?" Verwundert schaue ich mein Gegenüber bei dieser seltsamen aber dennoch ernst gemeinten Frage an. Ich will ihm antworten, aber Kai ist schneller: "Wer sollten wir denn sonst sein?" Stille. "Cool!", ruft Tyson plötzlich aus, was sowohl mich als auch Kai zusammenzucken lässt. >Was ist denn jetzt los?<, frage ich mich, aber kann mir keinen Reim auf Tysons Stimmungswechsel machen. "Und? Worum ging's?", fragt er uns und grinst uns weiter an. Ich kann nur ziemlich dumm gucken und ich befürchte, Kai ergeht es nicht anders. Erst nach ein paar Augenblicken finde ich meine Stimme wieder und kann eine Gegenfrage stellen: "Was meinst du mit >worum ging'sDas wird schon...<, beruhige ich mich in Gedanken selbst und versuche Tysons Blicke zu ignorieren. Kai indes scheint dieser Blick nichts auszumachen. Er ist die Ruhe selbst, während er sein Frühstück genießt. "Hey Tyson! Guten Morgen, Kai! Hi, Ray!" "Morgen, Chef!", grüße ich gutgelaunt zurück. Tyson murmelt auch etwas das vielleicht eine Begrüßung hätte sein können und eventuell auch zu verstehen gewesen wäre, wenn sich nicht ein halbdurchgekautes Brötchen in seinen Backen befunden hätte. Und von Kai kommt das, was zu erwarten war: nichts; weder ein Blick noch eine Begrüßung. Er gibt sich wie immer und ich gebe zu, dass mich das ein wenig enttäuscht... Gerade will Kenny sich zu uns gesellen, als er uns wohl das erste mal wirklich ansieht. Auch ihn scheint unser neues Auftreten leicht aus der Bahn zu werfen. Naja, >leicht< ist vielleicht etwas untertrieben, denn er hätte beinahe vor Schreck seinen geliebten Laptop, den er immer wie seinen Augapfel hütet, fallen gelassen, was Dizzy mit erheblichen Gezeter kommentiert. Das allerdings war vielleicht gar nicht mal das schlechteste, denn dadurch erwachte Kenny wieder aus seiner Starre und, nachdem er sich an die hundert mal bei Dizzy entschuldigt hat, setzt er sich ohne ein weiteres Wort zu uns und das Frühstück geht ruhig weiter. Erst als wir alle fertig sind, fällt mir auf, dass einer fehlt. "Wo ist denn Max?", frage ich an Tyson gewandt. Er müsste schließlich wissen, wo er steckt, denn zum einen teilen sie sich ein Zimmer und zum andern sind die beiden beste Freunde. "Ihm geht es nicht so gut, glaub ich. Hat ziemlich wenig geschlafen letzte Nacht...", antwortet Tyson kopfschüttelnd. Woher er das weiß, sei mal dahin gestellt... "Wo wir schon mal beim Wohlergehen wären: deinem Magen scheint's ja wieder prächtig zu gehen...", meint Kenny und schaut seinen Sitznachbarn schräg an. Der lacht kurz auf, kratzt sich erneut verlegen am Hinterkopf und sagt etwas, das sich wie "sieht ganz so aus..." anhört. "Meinst du, er würde eine Mahlzeit wegen ein bisschen Bauchschmerzen ausfallen lassen?", meint Kai mit typisch kalter Stimme, woraufhin Kenny breit grinsen muss und "wohl kaum" erwidert. (Anm. d. A.: Wer sich jetzt wundert, dass Kai weiß, dass Tyson Magenschmerzen hatte: Tyson überfrisst sich grundsätzlich, wenn es einen bestimmten Anlass dazu gibt -und auch wenn es keinen gibt XD) Dennoch kann ich nicht mitlachen, denn ich mache mir Sorgen um Max. Er war bisher noch nie krank. Vielleicht sollte ich mal nach ihm schauen? "Ray? Alles in Ordnung?" Kai sieht mich besorgt an. Ich nicke nur. "Leute, ich glaub, ich seh mal nach Max!" Genau das wollte ich auch gerade sagen, aber Tyson ist mir offensichtlich zuvor gekommen. "Bring ihm vielleicht was vom Buffet mit!", meint Kenny noch, als Tyson schon aufgestanden ist und sich eilig auf den Weg macht. Er nickt knapp ohne sich nochmal zu uns umzudrehen. Er scheint sich Sorgen um Max zu machen... Ob er wohl mehr weiß als wir? >Hoffentlich geht's Max bald besser...< Eigentlich dachte ich, dass auch die anderen das hoffen, aber Kenny und Kai scheint das kalt zu lassen. "Hoffentlich beeilt der sich -wir hätten schon längst mit dem Training beginnen müssen...", brummt Kai kalt wie eh und je. Entgeistert schaue ich ihn an. Interessierte es ihn gar nicht, dass es Max...? "Hallo, Leute!" Wie auf ein geheimes Zeichen fahren wir alle herum und schauen Max an, der sich unserem Tisch nähert und dem ein verdutzter Tyson wie ein Schoßhündchen hinterherdackelt. "Max!? A-aber wir dachten... Wie geht es dir?", stammelt Kenny sichtlich durcheinander. "Ganz gut. Mir war nur nicht nach Frühstück zumute.", lacht er uns an. Er sieht gar nicht aus, als wäre er krank... Oder überspielt er das vielleicht nur? "Gut! Dann können wir ja jetzt das Training beginnen!" "KAI!!", wird er dreistimmig angefaucht, was ihn aber nicht sonderlich zu interessieren scheint. "Ist gut!", meint Max lächelnd und geht vor, Richtung Ausgang. Wir anderen können ihm indessen nur verunsichert nachsehen. Außer Kai. Der steht jetzt auch auf und marschiert Max hinterher. *~* Kais PoV *~* >Was soll die ganze Aufregung? Mensch, jeder wird mal krank -außer MIR natürlich. Was ist dann bitte schon so schlimm daran, wenn es mal den Blondschopf erwischt? Außerdem scheint es ihm ja wieder weitgehend besser zu gehen, sonst hätte er zumindest VERSUCHT sich vorm Training zu drücken! Und gelacht hat er auch! Obwohl... wirklich überzeugend sah das nicht aus... Oder bilde ich mir das etwa nur ein?< Ich seufze genervt und verringere mein Schritttempo leicht um einen Blick über die Schulter werfen zu können. Wie ich mir schon dachte, folgen mir nun auch die anderen drei. Sie scheinen in eine Unterhaltung vertieft zu sein, denn während sie wild mit den Armen gestikulieren, werden sie immer langsamer und achten überhaupt nicht auf den Weg. Das ist der Moment den ich nutze um sie wieder wachzurütteln und meiner alten Rolle zu entsprechen: "HEEEEEY! Gequatscht wird später, vorausgesetzt ihr seid dann noch in der Lage dazu! Jetzt wird trainiert!! Also los: hopp hopp!! Bewegung!! Dauerlauf zur Bladerhalle im Stadtzentrum!!" "Aber, Kai! Das sind mindestens vier Kilometer!!", ruft Ray schockiert, doch ich grinse ihn nur an und sage nichts weiter als "ich weiß". Trotzdem setzen sich nun alle in Bewegung, wenn auch unter Murren und Knurren. Ich selbst laufe natürlich auch mit -ich muss ihnen schließlich in den Arsch treten können, wenn sie sich einbilden sich zurückfallen lassen oder sogar pausieren zu dürfen. Auch Max setzt sich in Bewegung, ohne dass ich ihn dazu auffordern muss, als wir ihn eingeholt haben. Er macht mit wie immer und scheint nicht kränker als sonst zu sein... Obwohl... er scheint etwas ruhiger und wortkarger als sonst zu sein... Und er lächelt auch nicht die ganze Zeit... Naja, aber das dürfte wohl eher an seiner derzeitigen Beschäftigung liegen -bei MEINEM Training lächelt niemand mehr; und DANACH erst recht nicht... ~ Etwa zwei Stunden später ~ Erschöpft lassen sich die vier auf die Holzbank oder den Boden davor fallen und keuchen hingebungsvoll vor sich hin. Ich kann mir ein beinahe sadistisches Grinsen bei diesem Anblick nicht verkneifen. "Was ist denn jetzt los? Hab ich etwa gesagt, dass ihr eine Pause machen dürft? Los hopp! Ray gegen Tyson!" Kenny lehnt sich entspannt zurück -ER muss ja schließlich nicht mittrainieren -mal von dem kleinen Lauf vorhin abgesehen. Max ist knallrot im Gesicht und jappst noch immer nach Luft, aber dennoch kann man ihm seine Erleichterung ansehen, dass nicht SEIN Name gefallen ist. Tyson sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sein Blick scheint fragen zu wollen: "willst du uns umbringen?" und "wieso denn ICH?". Und Ray schaut mich wie ein getretener Pudel an und versucht eins auf niedlich zu machen. >Sorry, Ray. Aber HIER funktioniert das nicht. Sobald es ums Bladen geht bin ich nicht mehr dein Geliebter oder dein Freund sondern nur noch dein Trainingschef -auch wenn dir das vielleicht nicht gefallen mag< "Jetzt!!", füge ich noch einmal lauter hinzu und setze den unbarmherzigsten Blick auf, der mir zur Verfügung steht, um deutlich zu machen, dass Proteste oder Hilferufe jeglicher Art absolut nichts bewirken können. Wer bei mir auf Erbarmen plädiert, beißt auf Granit -das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben! Jammernd erhebt sich Tyson und schleppt sich zum Tableau. Auch Ray steht schließlich seufzend auf und dreht seinen Kopf beleidigt von mir weg, als er hocherhobenen Hauptes an mir vorbeischreitet. Er ist sauer auf mich, aber darauf war ich schon gefasst. Kaum sind die beiden in Startposition, gebe ich auch schon das Zeichen zum Start. Eine Weile sehe ich den beiden schweigend zu. Doch dann wird es mir zu bunt. "Sagt mal, was soll denn das werden, wenn's fertig ist? Ihr sollt KÄMPFEN und kein Kaffeekränzchen abhalten!!" "Aber das tun wird doch!", mault Tyson empört. Ich lache auf. "Das ist doch kein Kampf! Ihr beide versucht ja nicht mal euch gegenseitig rauszukicken! Ihr stupst euch gelegentlich an, das ist alles! Und wenn ihr euch mal nicht nur anstupst sondern schubst oder anrempelt, dann hab ich fast das Gefühl, dass ihr euch dafür entschuldigend wollt!!" brülle ich die beiden an, die kurz zusammenzucken. Ray schaut bedröppelt zu Boden, während Tyson schon wieder versucht sich zu rechtfertigen. "Was erwartest du? Wir sind halt müde! Du hättest uns eben nicht durch die halbe Stadt jagen sollen!", faucht Tyson zurück, doch als er meinen Blick bemerkt, schlägt er sich die Hände vor den Mund. Ganz offensichtlich hatte er mal wieder den Mund aufgerissen BEVOR er über seine Worte nachgedacht hatte. Aber es ist bereits zu spät. NIEMAND! Wirklich NIEMAND hat das Recht meine Trainingsmethoden in Frage zu stellen! Besonders Tyson nicht! Ich habe schon zwei Teams trainiert, und beide haben dem blauhaarigen Fettwanst kräftig eingeheizt! "Stellst du etwa meine Fähigkeiten als Teamcaptain und Trainingsleiter in Frage?", frage ich betont ruhig. Tyson schluckt kräftig und scheint verzweifelt nach einer Ausrede oder wahlweise einem Fluchtweg zu suchen, hat aber offenbar keinen sonderlichen Erfolg. Totenblass steht er vor mir und starrt mich mit aus Angst geweiteten Augen an. Derweil rattern die kleinen Rädchen meines Denkappartats im Eiltempo. Ich habe nun mehrere Optionen zur Auswahl: Erstens: ich könnte ihn mit einer Verwarnung davonkommen lassen, aber dann könnte sich dieser Dummkopf einfallen lassen, dass er mich öfter so beleidigen könnte ohne die Konsequenzen tragen zu müssen. Und wie gesagt: Erbarmen gibt es bei mir nicht! Zweitens: ich könnte ihn hier und jetzt zusammenschlagen, was meinem Temperament nur allzu gut gefallen würde. Aber da ich bei meiner angestauten Agression wohl nicht mehr abschätzen kann, wie weit ich gehen kann, würde ich in Gefahr laufen ihn umzubringen oder, wenn er noch Glück hat, lediglich krankenhausreif zu schlagen. Dummerweise ist er Teil des Teams und wir brauchen ihn -auch wenn mir das nicht gefällt. Und drittens: ich könnte ihm "ein paar" Extra-Trainingseinheiten verschaffen. Da nur letztere Möglichkeit in Betracht gezogen werden kann, zögere ich auch nicht allzu lange. Aber ihm einfach so eine Strafe aufzubrummen, das wäre meinem Temperament viel zu wenig gewesen. "Nun hör mal gut zu, du aufgeblasener Lurch! Ich habe dich zum Weltmeister gemacht! Ohne mich hättest du es nie zu einem Champion gebracht! Nur durch mein Training konntest du diesen Titel erlangen! Und trotzdem wagst du es MICH UND MEINE TRAININGSMETHODEN ZU HINTERFRAGEN???" Anfangs hatte ich noch betont ruhig gesprochen, aber zum Ende hin wurde ich immer lauter. Wäre Tyson nicht schon vorher kreidebleich gewesen, dann wäre das spätestens jetzt in Rekordzeit der Fall gewesen. Wie versteinert steht er vor mir und sieht mich ängstlich an; sein Blick scheint fragen zu wollen: "was wirst du jetzt mit mir machen?" Tyson scheint mich wirklich für einen Psychopathen zu halten. Vielleicht hat er damit sogar gar nicht mal so Unrecht... Obwohl... Ich glaube, dass ich um einiges grausamer sein kann... "Willst du wissen was ich jetzt mit dir machen werde?" Eine rein rhetorische Frage, die ich nur leise zische um meiner grausamen, sadistischen und vielleicht sogar pyschopathischen Ader Ausdruck zu verleihen. Tyson nickt erst, schüttelt dann aber den Kopf nur um dann doch wieder zu nicken. Er ist sich nicht sicher, ob er das wissen will. Er scheint sich in gar nichts mehr sicher zu sein, außer, dass ihm sein vorzeitiges Ableben kurz bevorsteht. "Also als erstes wirst du dreißig Liegestütz machen. Dann folgen fünfzig Sit-ups. Anschließend wirst du, sagen wir, dreißig Runden um die Halle laufen. Und ich warne dich! Wenn du dir einfallen lässt zwischendurch zu pausieren, dann tret ich dir dermaßen in den Arsch, dass du drei Wochen nicht mehr sitzen kannst!!" Noch einige Zeit steht mir Tyson stocksteif gegenüber, als würde er abwarten, ob ich nicht noch etwas hinzufügen würde. Dann aber dreht er sich um und läuft ohne jegliche Widerworte ein Stück weit vom Tableau weg um dort mit seinen Übungen anzufangen. Doch obwohl er so gut gehorcht, kann ich mir einen kleinen Anhang nicht verkneifen: "Achso! Und eine Diät gibt's natürlich auch!", rufe ich mit einem zufriedenen Lächeln durch die Halle. Tyson starrt mich an, als hätte ich ihm gerade den letzte Strohhalm, an den er sich geklammert hatte, um der reißenden Strömung seiner Bestrafung zu trotzen, aus den Händen gerissen -naja, streng genommen habe ich das ja auch... Dennoch verkneift er sich seinen Protest, wohlwissentlich, dass ihm das nur mehr Schwierigkeiten einbringen würde. Ja, ich hatte es vermisst. Und wie ich es vermisst habe! Ich liebe es den grausamen Tyrannen zu spielen, den alle in mir sehen bzw. sehen wollen! Und ich genieße es auch, wenn sie mich so ansehen und mir dennoch gehorchen! Das gibt einem ein wahnsinniges und süchtig-machendes Machtgefühl! ... Gott, ich hör mich schon an wie mein Großvater! ... Auch egal... Jedenfalls hatte ich in der letzten Zeit beinahe nie die Gelegenheit dazu mein faules Team herumzuscheuchen, denn Kenny wollte unbedingt die Trainingsführung übernehmen um uns die Früchte seiner Forschungen zu präsentieren. Und da ich sowieso mehr als durcheinander war wegen meinem kleinen Chinesen, habe ich ihn gewähren lassen. Aber nun, da die heikle Angelegenheit mit meinem Ray geregelt ist, kann ich mich endlich wieder richtig konzentrieren. Daher habe ich Kenny sofort seine Aufgabe als Trainingsleiter abgenommen und, wie man sieht, genieße ich es in vollen Zügen wieder meine alte Aufgabe wiederzuhaben und ganz der Alte zu sein! (Anm. d. A.: Eigentlich sollte hier das Kapitel enden, aber weil dann das nächste gerade mal 3 1/2 Seiten lange gewesen wär, hab ich mich kurzfristig dazu entschlossen, die beiden zusammenzufassen ^__^ Jetzt erwarte ich aber auch, dass ich bei einem soooooooo langen Kapitel auch gaaaanz viele Kommis krieg ^______^ Enttäuscht mich net, ihr Lieben! *knuddel* So, und weiter geht's!) Da Tyson ja jetzt beschäftigt und zurecht gewiesen ist, können auch wir andern uns unserem Training widmen. "Okay, Ray! Du kannst jetzt erstmal Tyson Gesellschaft leisten und auch ein paar Liegestütz machen! Der Spin deines Blades war lachhaft! Wenn du dir sowas auch in einem offiziellen Turnier leistest, dann sind wir unseren Weltmeister schneller los, als Tyson das Buffet leerräumen kann!" Ursprünglich wollte ich ihn ja genauso anfahren wie Tyson vorhin, aber ich kann das einfach nicht -nicht mehr. Und immerhin scheint Ray seinen Fehler ja auch selbst eingesehen zu haben -zumindest sah sein Blick vorhin sehr danach aus. Deshalb schreie ich ihn auch nicht an, sondern spreche nur sehr deutlich. Ansehen allerdings, kann ich ihn dabei nicht, denn sonst könnte ich keineswegs mehr streng sprechen und ich würde mich aller Wahrscheinlichkeit nach, wie ein winselnder Hund anhören... "Ist gut...", murmelt er als Antwort und geht zu Tyson um dort seine Übungen abzuarbeiten. Mit einem kurzen Seitenblick erkenne ich, dass Ray genauso guckt, wie ich es mir dachte: traurig und vor allem enttäuscht. Er hat sicher gedacht, dass ich ihn nun, wo wir ein Paar sind, anders behandeln würde, aber das kann ich nicht, denn immerhin bin ich dafür verantwortlich, dass seine Beybladefähigkeiten sich zumindest nicht verschlechtern und sich im besten Fall weiterentwickeln und verbessern. Deshalb kann ich keine Gnade walten lassen, so leid mir das auch tut... Was heißt hier >KANN ich keine Gnade walten lassenGefühlskalter Idiot< wäre wohl noch das harmloseste... "Kenny? Achte drauf, ob Tyson nicht doch vesucht zu schummeln. Falls er's versuchen sollte, dann sag mir Bescheid, ja?" Der Braunhaarige mit der Brille nickt darauf nur und richtet seinen Blick auf seine beiden Freunde, die gerade dabei sind ihr Sondertraining zu absolvieren. Tyson kann man sogar bis hierhin -der Abstand beträgt etwa sieben Meter- keuchen und stöhnen hören. >Schlappschwanz... Selbst Schuld, wenn er sich immer vollstopft anstatt zu trainieren... Naja, aber das ändern wir ja jetzt...< "Max?" Angesprochener zuckt zusammen, wendet seinen Blick von den beiden Trainierenden ab, die er bis eben noch mitleidvoll gemustert hat, und schaut zu mir auf. "Komm!" Mit dieser knappen Aufforderung marschiere ich zum Tableau. Ich hatte schon lange keinen Kampf mehr gegen Max bestritten, weil dieser für mich immer als mir weit unterlegen gegolten hatte. Das hat sich bis heute auch noch nicht geändert, aber da die anderen beschäftigt sind und ich keine Lust habe ihnen dabei zuzusehen oder selbst auf dem Boden herumzukrebsen, habe ich mich entschlossen mal ausnahmsweise gegen ihn anzutreten, auch wenn das Ergebnis meiner Ansicht nach bereits feststeht. (Anm. d. A.: Wir sind ja überhaupt nicht eigebildet, was Kai-chan? -.-°) Ich beobachte Max wie er langsam auf das Beystadium zuschreitet. Aber irgendetwas ist anders als sonst. Sein Blick ist nicht so offen und warm wie üblich. Im Gegenteil: sein Blick ist kalt und leer. >Geht es ihm vielleicht doch nicht so gut wie ich dachte?<, frage ich mich selbst, aber da ist es schon zu spät. Max steht mir gegenüber, lässt seinen Blade in den Starter einrasten und zielt auf die Bowl. Sein stechender Blick ruht aber weiterhin auf mir. >Gut, wenn du nicht anders willst, dann sollst du deinen Kampf bekommen! Ein Rückzieher ist jetzt jedenfalls für keinen von uns beiden mehr drin!< Ich mache es ihm gleich und mache mich auch startbereit. "Erwarte aber nicht, dass ich dich schone, bloß weil du dich nicht wohlfühlst!", rufe ich noch herüber. Doch Max antwortet nicht und schaut mich noch immer mit diesem seltsamen Blick an. "Bereit? 3... 2... 1... LET IT RIP!", gibt uns Kenny das Startzeichen von der Seitenbank aus, kurz bevor er wieder, gemäß meiner Aufforderung, damit beginnt, Tyson weiter zu beobachten. Aber ich achte nicht wirklich auf den Jungen mit den braunen Haaren; ER ist mir im Moment völlig gleichgültig, genau wie auch alles andere um mich herum. Ich blende meine Umgebung einfach aus um mich voll dem Kampf, der in der Bowl ausgetragen wird, zu konzentrieren. Unsere Blades rasen aufeinander zu und treffen krachend in der Mitte des Stadiums aufeinander. Nach diesem ersten Kontakt will ich Dranzer ein Stück zurückweichen lassen um einen erneuten Angriff zu starten, aber kaum ist mein Blade auch nur zwei Zentimeter auf Abstand gegangen, da lässt Max seinen Draciel vorschnellen und meinen Dranzer erneut attackieren. Immer wieder stößt er Dranzer von sich und drängt ihn weiter zurück. >Was soll das?< Perplex und zunächst völlig hilflos beobachte ich das sich mir bietende Schauspiel. Max' auf Verteidigung spezialisiertes Blade treibt meinen Kombinierer wie ein Spielzeug vor sich her. >Was ist bloß los?< Ich schaue auf in der Hoffnung, vielleicht anhand von Max' Gesichtsausdruck eine Erklärung für sein aggressives Verhalten zu finden, aber als unsere Blicke sich kreuzen, stockt mir der Atem und ich fahre innerlich zusammen. In den sonst so offnen, warmherzigen und freundlichen blauen Augen meines Gegenübers, spiegelt sich nun die kalte Wut wieder, wie ich sie SO intensiv noch nie gesehen habe. Purer Hass und Zerstörungswut stechen aus ihnen wie Dolche hervor und scheinen sich tief in mein Herz zu bohren. Von der Leere, die gerade noch in ihnen lag, ist ebenfalls nicht mehr übrig. Ich bin zu keinem klaren Gedanken mehr fähig, denn es brechen tausende von Fragen, deren Antwort ich nicht kenne, über mich herein: was kann nur passiert sein, dass er nun so voller Zorn ist? Und warum richtet er diesen gegen mich? Hab ich mal wieder etwas falsch gemacht? Bin ich schon wieder Schuld an etwas? Habe ich es wieder verdient, dass man mich hasst? Oder sucht Max nur nach einer Möglichkeit seine Wut herauszulassen und hat mich willkürlich als Opfer herausgesucht? Ich bin zwar noch immer voll konzentiert, aber dummerweise nicht so sehr auf den Kampf, den ich bestreite, sondern viel eher auf meinen Kontrahenten. Ich kann meinen Blick einfach nicht von ihm losreißen. Ich verstehe nicht was auf einmal los ist. Was kann denn passiert sein, dass nun Max' ganzes Wesen auf den Kopf gestellt zu sein scheint? Was kann einen so fröhlichen Menschen alle Freude rauben? Was kann diese entstandene innere Leere nur mit einer solch klirrenden Kälte und kalter Wut ausfüllen? >Was auch immer es war, es muss etwas schreckliches für ihn gewesen sein...< Ich versuche die in mir aufsteigenden Fragen zu verdrängen und einen klaren Kopf zu bewahren, aber unter diesem stechenden Blick bin ich dazu nicht fähig. Ich verliere die Kontrolle über mich selbst und damit auch über den noch immer laufenden Kampf. "KAI!! Verdammt nochmal, pass doch auf!!", ruft mir jemand zu, aber ich nehme es nur am Rande wahr. Ich kann auf nichts anderes achten, als meinen Gegenüber. *~* Rays PoV *~* (Anm. d. A.: Hier ist ein kleiner Zeitsprung! Im Grunde genommen die letzten paar Minuten aus Rays Sicht -nur damit keine Verwirrung aufkommt ^___^) >...16... 17... 18... Verdammt, ich wusste nicht, dass 30 Liegestütz so anstrengend sind... Kai könnte ruhig mehr Rücksicht auf mich nehmen...< Mag sein, dass ich mich wie ein kleines beleidigtes Kind aufführe, aber ich bin trotzdem sauer auf Kai. Wie kann er mich so schuften lassen? Was erwartet er denn von uns? Glaubt er allen Ernstes, dass wir nach so einem Dauerlauf noch dazu in der Lage wären, einen vernünftigen Kampf zustande zu kriegen? Wir sind schließlich nicht so durchtrainiert und sportlich wie er! Wir haben schließlich nicht in der Abtei trainiert! >Die Abtei...< Beständig hallt dieses Wort in meinem Kopf wieder. Kai hat uns noch nie davon erzählt, was dort alles passiert ist... Nicht einmal mir... Aber so verwunderlich ist das auch nicht... Kai ist schließlich nicht gerade dafür bekannt aus dem Nähkästchen zu plaudern... Aber trotzdem... Ich bin mir sicher, dass es dort schrecklich für ihn gewesen sein muss... Wir haben schließlich alle einen kurzen Einblick auf die strengen Regeln, die dort herrschen, erhaschen können, als wir kurz dort waren... Wenn dort alles so streng gehandhabt wurde, dann war es ganz sicher kein Zuckschlecken dort zu trainieren und zu leben... >Was sie wohl mit Kai gemacht haben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er schon immer so kühl und abweisend gewesen ist... Aber wie erzieht man einem Kind an, nichts und niemanden mehr an sich heranzulassen? Wie kann man alle Gefühle verschließen ohne den Lebenswillen mitauszulöschen? Wie...?< "Hey, Ray!" Tysons Stimme reißt mich abrupt aus meinen Gedanken. "Was denn? Ich kann nur für dich hoffen, dass es wichtig ist -wegen dir hab ich mich verzählt...", murre ich genervt. "Schau doch mal!" Gelangweilt folge ich seinem Blick. Doch als ich dann sehe was er meint, bin ich alles andere als gelangweilt. "A-aber...?" Geschockt starre ich Kai an. Er scheint nicht mehr Herr seiner selbst zu sein und seine sonst so unerschütterliche Konzentration scheint stark darunter zu leiden. Ich verstehe nicht, was er hat... bis mein Blick zu Max wandert... "Was...?" Ich habe noch nie einen so vor Verachtung kalten und gleichzeitig vor Hass funkensprühenden Blick gesehen. Aber warum schaut Max so? Und warum trifft dieser Blick gerade Kai? Was ist denn vorgefallen? "Tyson? Weißt du was da los ist?" Angesprochener zuckt mit den Schultern und schüttelt den Kopf ohne auch nur eine Sekunde lang den Blick von den beiden sich gegenüberstehenden Kontrahenten (Anm. d. A.: Doppelt gemoppelt ^_^°) abzuwenden. Auch ich richte meinen Blick wieder nach vorn. Diesmal aber achte ich in erster Linie auf die in der Bowl kämpfenden Blades und wieder reiße ich erschrocken meine Augen auf. Kais mächtiger Blade wird immer weiter zurükgedrängt ohne sich zu wehren, während Max' Draciel erbarmungslos immer wieder zustößt, obwohl es doch schon offensichtlich ist, dass er die Oberhand hat. Die ersten Bruchstücke von Kais blauem Blade lösen sich und fliegen in hohem Bogen aus dem Tableau. "Wenn Kai nicht bald etwas unternimmt, verliert er!" ertönt es monoton neben mir. Es ist Kenny, dem wohl die Aussicht von der Bank aus nicht gut genug gewesen ist und sich nun aus diesem Grunde zu uns gesellt hat. >Kai und verlieren? Niemals!< "KAI!! Verdammt nochmal, pass doch auf!!", rufe ich ihm zu, aber er scheint mich nicht zu hören. Zumindest reagiert er nicht. Aber es ist sowieso zu spät. Mit einem letzten erbarmungslosen Stoß fliegt Dranzer aus der Arena... direkt auf Kai zu! "KAI!!!", rufe ich verzweifelt und springe auf. Aber wieder reagiert Kai in keinster Weise und es kommt wie es kommen muss... "KAAAAAAAAAAIIIIIII!!!" CUUUUUUUUUUUUUUUUUT! So, hier mach ich erstmal Schluß ^________^ Boah, war das ne Arbeit *Schweiß von der Stirn abwisch* Uuuuuund? Wie hat's euch gefallen? Also ich find den Anfang scheiße, aber das Ende find ich eigentlich ganz okay... Naja, aber meine Meinung zählt ja eh nicht ^__^° Würd mich freuen, wenn ihr mir Kommis schreibt -hab mir schließlich soooooooooo viel Mühe mit diesem Riesenkapitel gegeben *Dackelblick aufsetz* Das nächste Kapitel ist schon in Arbeit, aber wird wohl noch ne Weile brauchen, weil ich frühestens am Wochenende weiterschreiben kann -scheiß Schule >.< Bis dann, ihr Lieben! *nochmal alle knuddel* Cu, Ginger Kapitel 15: Vertrauen Part I ---------------------------- Erstmal ein riesig großes SOOOOOOOOOOOOOOOOOORRYYYYYYYYYYYY an alle Leser, dass es a) wieder so lange gedauert hat und b) ich den armen Max so verhunzt hab >.<" und c) auch alles andere -die Charas, die Storyline etc.- so dermaßen daneben gegangen sind >.<"" Ich bin unfähig T.T Verzeiht mir! *auf die Knie werf und um Vergebung bettel* Und obwohl ich so ein unmögliches, unzuverlässiges und dummes Küken bin, seid ihr alle sooooooo gut zu mir TT.TT *alle durchknuddel* Ich hätte nie gedacht, tatsächlich einmal die 100-Kommi-Grenze zu erreichen! *frooooooiiiiiiiiiiii* Aber tatsächlich: ganze 100 Kommentare bisher!!! Tendenz steigend! DAAAAAAAAAAAAAAAAAAAANKEEEEEEEEEEEEE SCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖN!! Ihr seid echt die allerallerallerallerallerallerallerbesten!! *nochmal alle durchknuddel* Eigentlich müsst ich euch da ja ein Geschenk machen können, aber dieses Kapitel ist eher eine Qual als ein Geschenk -.-° Hmm... was könnt ich für euch tun? ... Ich hab's! Wie wär's, wenn ich die FF noch um drei Kapitel verlänger? Eine Idee dafür hatte ich am Mittwoch während einer Freistunde! Also wenn ihr wollt, könnt ich das auch noch alles schreiben! Wenn nicht, dann lass ich's, is sowieso net sooo wichtig die Szenen, die da vorkommen würden... Naja, ist eure Entscheidung ^-^ Wenn ihr wollt könnt ihr die Erweiterung per Kommi, ENS oder GB-Eintrag beantragen und die FF so noch ein Stück länger am Leben erhalten ^-^ Achso! Ein besonderer Dank gilt übrigens Hino-chan, die mir sooooo lange geschrieben hat, bis ich wieder genug Lust und Power (sogenannter "Konstruktive-Kritik-Power-Drink" XD) hatte, um endlich weiterzuschreiben ^______^ Jaja, ohne Hino-chan gäb's jetzt noch kein 15.Kapitel ^-^° Danke dafür! Und auch für all deine lieben Komplimente! *knuddel* Ihr glaubt ja gar nicht, wie aufbauend, ermutigend und einfach supergeil es ist, so gelobt zu werden ^_______________^ So, jetzt aber genug der Vorrede ^-^° Auf zum Kapitel! Viel Spaß dabei! Cu, Ginger *~* Kais PoV *~* Plötzlich zischt etwas nahe, sehr nahe, an meinem linken Ohr vorbei und hinterlässt einen ziehenden Schmerz auf meiner Wange, den ich erst wahrnehme, als das Etwas, das vermutlich mein Blade ist oder vielmehr war, an der Wand hinter mir krachend zerschellt und anschließend in scheppernden und klirrenden Einzelteilen auf den Boden rieselt. Wie gelähmt stehe ich da, kann nicht einmal EINEN Muskel anspannen. Doch genau das wird zu meinem Verhängnis, was mir aber erst bewusst wird, als mich ein reißender Schmerz an der linken Schulter aus meiner Starre befreit. Keuchend gehe ich zu Boden und kneife die Augen zu. Ich spüre wie sowohl an meiner Wange als auch an meinem Arm eine warme Flüssigkeit herabrinnt und dann tröpfchenweise mit einem leisen "plitsch" auf den Boden tropft. Ich höre Schritte, die eilends auf mich zukommen, und dann eine Stimme dicht bei mir. "Kai? Kai, alles in Ordnung?" Eine saudumme Frage, die ich bissig kommentiert hätte, wenn mich nicht sowohl der Schmerz als auch das Wissen, wer diese Person ist, die mich das gefragt hat, davon abgehalten hätten. So allerdings fällt meine Antwort zum einen knapp und zum andern recht widersprüchlich aus: ein Kopfnicken begleitet von einem unterdrückten Schmerzenslaut. >Max!<, fällt es mir plötzlich wieder ein und ich hebe ruckartig den Kopf, was meine Schulter mit einem ziehenden, pochenden Schmerz belohnt. Den Schmerz ignorierend (Anm. d. A.: Darin ist er ja ganz große klasse ^-^) schaue ich mich um und kann gerade noch erkennen wie jemand aus der Tür entschwindet. Da es nur eine Person sein kann, die in dieser Situation einfach abhauen würde, und diese Person mir noch Rechenschaft schuldig ist, springe ich auf und laufe ihr nach. "Kai!", kommt es vorwurfsvoll von Ray, aber nicht er und auch keiner der anderen macht Anstalten mich aufhalten zu wollen -wofür ich ihnen wirklich dankbar bin... Ich sprinte zur Tür hinaus und erkenne sofort den Blondschopf, der immernoch versucht zu entkommen. Aber das lasse ich nicht zu! Als ich ihn einhole, packe ich ihn am Arm und reiße ihn grob zu mir herum, was er mit einem quiekenden Schrei kommentiert. Er versucht sich loszureißen, aber trotz meiner Verletzung bin ich noch stärker als er. "Verdammt, Max! Was ist denn in dich gefahren??", fordere ich in lautem und barschem Tonfall Rechenschaft. Aber statt einer Antwort... BATSCH! ...bekomme ich knallend seine flache Hand an meiner Wange zu spüren. Unglücklicherweise hat er genau die Schnittwunde getroffen, die schon so mehr als genug geschmerzt hat, und nun weiter aufplatzt. Das warme Blut sickert meine Wange herab. "Ich werde dir NIE verzeihen! Du hast alles zerstört! Alles hast du kaputt gemacht, du ekelhafter Egoist! Du hast es gar nicht verdient, dass jemand nett zu dir ist! Du bist das Letzte! Du widerst mich an! Ich hasse dich! ICH HASSE DICH, KAI HIWATARI!!", schreit er mir mitten ins Gesicht, während ihm die Tränen die Wangen hinunterrollen. Kurz darauf reißt sich los und rennt aus dem Vorraum der Bladerhalle; rennt einfach hinaus ohne sich noch einmal umzudrehen. Entgeistert schaue ich ihm nach, starre die Tür an, aus der er gerade gelaufen ist. >Was hat er? Was ist in ihn gefahren? Was habe ich jetzt schon wieder getan? Warum... warum hasst er mich?< Tränen bilden sich in meinen Augen, als mir seine Worte wieder in den Sinn kommen: >Ich werde dir NIE verzeihen!< Das ist nichts neues für mich... Nie hat mir jemand etwas verziehen. Warum auch? Schließlich mache ich kurz darauf immer alles nur noch schlimmer... >Du hast alles zerstört!< Ich zerstöre immer alles... einschließlich mir selbst... >Alles hast du kaputt gemacht, du ekelhafter Egoist!< Ich bin ekelhaft... ein Egoist... Sehen mich alle so? >Du hast es gar nicht verdient, dass jemand nett zu dir ist!< Das stimmt... Ich habe es nicht verdient... Nicht die Freundschaft zu den anderen... Und vorallem Rays Liebe nicht... Ich bin es nicht wert gemocht zu werden... >Du bist das Letzte!< Wieso tut es so weh? Ich halte mich doch selbst auch für das Allerletzte... Warum tun diese Worte dann noch so schrecklich weh? >Du widerst mich an!< Ich dachte wirklich wir wären Freunde... Aber scheinbar erträgt Max mich nur, weil ich zum Team gehöre... Ob ich die anderen auch anwidere? >Ich hasse dich! ICH HASSE DICH, KAI HIWATARI!!< Wie oft habe ich diesen Satz schon zu hören bekommen? Wieviele Menschen hassen mich wohl schon? Ich habe aufgehört zu zählen... All diese früher alltäglichen Gedanken keimen wieder in mir auf. Und es tut weh... So schrecklich weh... "Kai?", ertönt Rays sanfte Stimme hinter mir. Er ist mir gefolgt. Hat er sich Sorgen um mich gemacht? Oder doch eher um Max? Mehr Tränen entstehen und tropfen hinab. >Warum? Warum hasst mich die Welt?<, überlege ich, aber all meine Gedanken verblassen, werden von einer Welle aus Schmerz überrollt und fortgespült. Verschwinden wieder in der Dunkelheit meines Unterbewusstseins. Schmerz. Unsäglicher Schmerz breitet sich in meinem Körper aus. Erstreckt sich von meiner Schulter bis in die Fingerspitzen und zu meinem Oberkörper. Wie ein Lauffeuer ergreift er immer mehr von meinem Körper Besitz. Wie die langen Finger einer Hand schließt er sich um meinen Körper und drückt erbarmungslos zu, raubt mir den Atem. Ich beginne zu zittern. Meine Beine geben langsam nach. Und obwohl ich mich an der Wand abstütze, sehe ich wie der Boden auf mich zuzuschnellen scheint. Den Aufprall nehme ich nur als einen dumpfen Schlag wahr. Einfach als einen weiteren Schlag mehr in meinem Leben, auf den es nun auch nicht mehr ankommt. Nur ein weiterer Schmerz unter so vielen... "KAI!", höre ich noch einmal Rays wundervolle Stimme, dann wird mir schwarz vor Augen und ich versinke in der Dunkelheit der Bewusstlosigkeit... ~ Unbestimmte Zeit später ~ Langsam tauche ich aus dem Sumpf der Besinnungslosigkeit auf. Was war nur passiert? ... ... Nichts... Keine Erinnerung... Gähnende Leere... Meine Gandankengänge sind langsam, unendlich langsam. Träge wandern sie durch meinen Kopf, machen immer wieder pausen und scheinen nicht einmal zu versuchen an ihrem Bestimmungsort anzukommen. Trotzdem will ich versuchen Eindrücke von meiner Umgebung zu sammeln um herauszufinden, wo ich mich befinde und ob es sich lohnt wach zu sein oder es nicht besser wäre, einfach weiter zu schlafen. Aber ich bin nicht in der Lage meine Augen zu öffnen. Meine Augenlider sind schwer wie Blei. Und um sie doch noch aufzubekommen, müsste ich enorme Kräfte aufbringen. Und dazu bin ich ganz eindeutig noch zu benebelt, schwelge noch zu tief in der Süße des Schlafes. Aber wofür hat man auch vier weitere Sinne? Um sich nicht nur auf einen einzigen Sinn -in diesem Fall das Sehen- verlassen zu müssen und sich auch zurechtzufinden, wenn dieser einmal, aus welchen Gründen auch immer, ausfallen sollte. Ich konzentriere mich. Ein bekannter Geruch steigt mir in die Nase. Ein Geruch wie jeder ihn kennt und verabscheut -zumindest die meisten... Der penetrante Geruch von Medikamenten. Gut, ich befinde mich also an einem Ort, an dem es Medikamente gibt; demnach also in ärztlicher Behandlung. Aber davon gibt es mehr als nur einen Ort, die sich zwar alle nicht groß voneinander unterscheiden, aber eben doch unterschiedlich sind. Was ich damit meine? Nun, jeder wird einsehen, dass es ein erheblicher Unterschied ist in einem Krankenzimmer zu liegen, als auf einer Bare auf dem Weg in die Notaufnahme... Ich konzentriere mich nun auf meinen Tastsinn. Die Nervenknoten in meinem Rücken melden mir, dass ich aller Wahrscheinlichkeit nach auf diesem liege -und zwar auf einer viel zu weichen Liege. Vermutlich ein Bett. Viel zu weich das Ding um es bequem zu finden. Da bekommt man ja einen Buckel von... Mein linker Arm ruht an meiner Seite und meine Beine liegen dicht beieinander, unter einer Decke versteckt. Eine schwere Daunendecke um genau zu sein... Mein Kopf ist etwas höher gelegen als der Rest, auf einem Kissen gebettet, vermute ich. Und mein rechter Arm? Hmm... Der scheint auf der Decke zu liegen, denn er ist kühl und es ruht nicht das Gewicht der Decke auf ihm... Etwas... nein... jemand hält meine Hand... Es ist angenehm warm... Sanft streicht er mit dem Daumen über meinen Handrücken... Ich muss nicht einmal überlegen, wer dieser jemand sein könnte. Die Antwort ist klar. Selbst in diesem Dämmerzustand weiß ich, dass nur ER es sein kann. Nur einer war bisher so zärtlich und fürsorglich zu mir. Nur einer. Aber auch ohne dieses Wissen, würde ich ihn erkennen. Denn ich spüre ihn. Die Energie die von ihm ausgeht. Die warme Aura, die ihn umgibt. >Ray...< Jetzt weiß ich, dass ich die Augen beruhigt öffnen kann. Wenn ER bei mir ist, dann ist alles in Ordnung. Ich mobilisiere die wenigen zwar wachen aber unerträglich langsam arbeitenden Gehirnzellen und gebe ihnen den Befehl, meine Augen zu öffnen. Es scheint ewig zu dauern bis der Befehl endlich in die Tat umgesetzt wird und sich meine Augen schwerfällig und flatternd öffnen. "Kai? Kai, bist du endlich wach?" >Ray, stell jetzt keine Fragen! Ich brauch jetzt alle Konzentration, sonst krieg ich die Augen nicht auf und sie fallen direkt wieder zu!< Millimeter für Millimeter arbeiten sich meine Lider nach oben. Erster Gedanke: >Zu hell!< Trotzdem mache ich weiter. ... Geschafft! Augen offen! Jetzt nur noch warten bis sich die Pupillen angepasst haben... Langsam wird aus dem verwaschenen Bild, das sich mir darbietet, ein klares. Und das erste, was ich wirklich deutlich erkenne, sind Rays wunderschöne, glasklare, goldgelbe Tigeraugen. "Wie geht es dir?", fragt er mich leise, während er mir besorgt ins Gesicht schaut, meine Hand aber keine Sekunde lang loslässt. Ich überlege kurz. "Gut!", antworte ich. Ich muss ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden, dass ich das nur sage, weil ich meinen Körper im Moment GAR nicht spüren kann. Aber wahrscheinlich ist das sogar besser so -wer weiß, was ich sonst fühlen würde... "Aber... Was ist eigentlich passiert?", frage ich ihn nach einer Weile. "Weißt du das nicht mehr?", fragt er zurück und mustert mich schockiert. Leicht schüttle ich meinen Kopf. Und da ich nicht sicher bin, ob er das wahrnehmen kann, füge ich noch ein leises "Nein" hinzu. Nun, eigentlich ist das ja nicht ganz richtig, denn eine gewisse Ahnung von dem, was passiert ist, habe ich schon. Aber meine Erinnerung daran ist irgendwie... kaputt; in Einzelteile zerfallen. Und ich habe nur noch wenige dieser Teilchen. Der Großteil, der Zusammenhang, fehlt. *~* Rays PoV *~* >Ach, Kai... Was soll ich dir denn jetzt antworten? Soll ich dir wirklich ins Gesicht knallen, dass Max dich so zugerichtet hat? Dass du nur wegen ihm hier im Krankenhaus liegst?< "Nunja... Du hast mit Max gekämpft und... Naja, er hat es wohl etwas übertrieben mit seinem Ehrgeiz... und..." Ich ringe mit den Worten. Versuche krampfhaft Formulierungen zu finden, die zum einen nicht erlogen und zum andern nicht zu hart sind, denn ich möchte Kai nicht unbedingt noch mehr wehtun, indem ich die Erinnerung an diesen "Zwischenfall" wachrüttle. "Nun, dann gab es einen Unfall..." Das letzte Wort muss ich fast herauswürgen. Es war kein Unfall, so viel steht fest. Wenn das ein Unfall war, dann ist Voltaire größter Sponsor der Unicef... Aber wie sollte ich es sonst nennen? "Attentat"? "Angriff"? Nein, das kann ich Kai nicht so ins Gesicht sagen... "Unfall...", wiederholt Kai das Wort wie in Trance und schaut ins Leere. Es sieht fast so aus, als würde er versuchen, dieses Wort in Zusammenhang mit seinen Erinnerungen zu bringen. Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich habe ein schlechtes Gewissen Kai belogen zu haben. Sollte ich ihm nicht vielleicht doch die Wahrheit sagen? Er hat schließlich ein Anrecht darauf... Aber ich habe keine Gelegenheit mir weiter Gedanken darüber zu machen, denn die Tür wird geöffnet und Kais behandelnder Arzt tritt ein. "Ah, Herr Hiwatari! Sind Sie endlich wach?", fragt er leicht lächelnd. Ohne von seinen Unterlagen hochzusehen, kommt er auf uns zu. Ich werfe Kai einen kurzen Blick zu. Der mustert den Arzt argwöhnisch und drückt meine Hand etwas fester, als der Mann um die 25 direkt vorm Bett zum Stehen kommt und nun doch aufblickt und Kai freundlich lächelnd anschaut. "Sie haben einen wirklich guten Freund, wissen Sie das? Er ist nicht einen Moment von Ihrer Seite gewichen seit sie hier sind!" Sein Blick wandert zwischen uns beiden hin und her. Ich spüre wie mir die Röte bei diesen Worten ins Gesicht steigt. Als mich dann auch noch Kais amüsierter Blick trifft, beginne ich spontan die Zimmerdecke extrem interessant zu finden und wende ihr meinen Blick zu... Schöne Decke! So schön weiß! "Wie auch immer", fährt der Mann im weißen Kittel fort, "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie! Welche wollen Sie zuerst hören?" "Die Gute!", antwortet Kai sofort. Aus einem mir unerklärlichen Grund hatte ich angenommen, er wolle die Schlechte zuerst hören... Naja, ist ja auch egal... "Nun, die gute Nachricht ist, dass Ihre Verletzung nicht allzu schwer ist. Es ist zwar eine sehr tiefe und schmerzhafte Schnittwunde, aber es hätte schlimmer kommen können. Nur ein wenig tiefer und der Knochen hätte auch etwas abgekriegt..." "Aha, und das heißt?", unterbricht Kai die Ausführungen des Arztes rüde. "Nun, das heißt, dass Sie nun direkt nach Hause gehen können, da Sie die Wunde selbst versorgen können. Ich werde Ihnen dann die nötigen Utensilien mitgeben und Ihnen bei dieser Gelegenheit gleich erklären, wie Sie dabei vorgehen müssen!" "Gut, und die Schlechte?" Kai scheint es gar nicht eilig genug zu haben, den Arzt los zu werden und von hier verschwinden zu können. Das ist zumindest mein persönlicher Eindruck. "Nun, die Schlechte ist, dass Sie Ihren Arm eine Weile schonen müssen. Das heißt: kein Sport, keine ruckartigen Bewegungen und Sie dürfen auch kein Wasser oder ähnliches in die Wunde kommen lassen, Schmutz natürlich auch nicht!" Kai nickt knapp und wirft dem Arzt einen Blick zu, der ganz deutlich sagt: "Wenn das jetzt alles war, dann hauen Sie endlich ab!" "Und was ist mit der Wunde an seiner Wange?", frage ich, woraufhin Kai mir einen bitterbösen Blick zuwirft, der in etwa meint: "Was soll das? Wir waren den Kerl doch so gut wie los!" Daher meide ich den Blickkontakt mit ihm und schaue fragend zum Doktor auf, der kurz zu überlegen scheint. "Nun, (Anm. d. A.: Kennt ihr das? Ärzte fangen ihre Sätze beinahe immer so an ^___^ Zumindest macht das mein Arzt O.ô Als mir das dann irgendwann aufgefallen ist und ich bewusst darauf geachtet hab, musste ich echt aufpassen nicht bei jedem weiteren "nun" vor Lachen vom Stuhl zu kippen XD~) die Wunde ist im Vergleich zur anderen nicht mehr als ein Kratzer... Ich denke, es reicht, wenn sie jeden Abend einmal kurz mit einer antiseptischen Lösung gereinigt und dann mit einem Pflaster abgedeckt wird. Sie sollte eigentlich in ein paar Tagen nicht mehr sichtbar sein..." "Okay! Können Sie mir dann wohl gleich auch erklären wie das mit der Versorgung der anderen Verletzung geht?" Sowohl Kai als auch der Arzt werfen mir einen fragenden Blick zu. "Nun, wenn Herr Hiwatari damit einverstanden ist, dann wäre es großartig, wenn Sie sich darum kümmern würden! Denn es ist ziemlich kompliziert sich selbst einen Verband anzulegen...", meint der Arzt lächelnd. Fragend schaue ich Kai an, der eine Weile meinen Blick stumm erwidert. Schließlich zuckt er mit den Schultern und dreht sich etwas von mir ab. Ich kann erkennen, dass er das Gesicht leicht verzogen hat; selbst Schuld, wenn er lieber mit seiner verletzten Schulter zuckt, anstatt mir mit einem klaren "Ja", oder im Zweifelsfall auch einem "Von mir aus", zu antworten. "Sehr schön!", er klatscht fröhlich in die Hände, "Dann kommen Sie am besten gleich mal mit! Und Sie, Herr Hiwatari,", wendet er sich schon im Gehen an Kai, "Sie können sich in der Zeit wieder vollständig anziehen und aufbruchbereit machen! Ihr Freund wird Sie dann gleich abholen! Auf Wiedersehen!" Damit verschwindet er aus der Tür und ich folge ihm. *~* Kais PoV *~* >Weg sind sie...<, geht es mir durch den Kopf, als die Tür hinter den beiden zufällt. Langsam setze ich mich auf, wobei ich ein gequältes Stöhnen nicht unterbinden kann. Mit der rechten Hand greife ich an meine linke Schulter, die selbst diese mehr als vorsichtige Berührung mit einem brennenden Schmerz quittiert, weshalb meine Hand sofort zurückzuckt. Ich seufze resigniert, müsste ich doch wegen diesem dummen Unfall einige Zeit auf mein Training verzichten und wäre in meiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. >Unfall...< Immer wieder ertönt dieses Wort wie ein Echo in meinem Kopf. Irgendwie kann ich nicht glauben, dass das ein Unfall gewesen sein soll. Es ist beinahe so, als würde mir eine gesichtlose Stimme die Wahrheit zuflüstern, aber ich kann sie nicht verstehen. Auch als ich meine Erinnerungen aktivieren will, kommt nichts dabei heraus. Als hätte sie jemand in einer Kiste eingeschlossen und den Schlüssel weggeworfen, kann ich sie nicht abrufen. Ich schüttle leicht den Kopf, schlage die Bettdecke zurück und stehe auf. Ich kann ja auch noch später versuchen, mich an die genaue Abfolge des vermeintlichen Unfalls zu erinnern -nämlich dann, wenn ich wacher und fitter bin, als das im Moment der Fall ist. Anfangs bin ich zwar noch etwas wacklig auf den Beinen, aber das ist schnell vorbei. Mein erster Gang gilt dem winzigen Badezimmer, in dem ich mich fertig machen will. Aber als ich am Waschbecken vorbeikomme, bleibt mein Blick am Spiegel über diesem hängen. >Kai, du siehst erbärmlich aus...< Leichenblass, unschöne schwarze Ringe unter den geröteten Augen, völlig verwuschelte Haare und ein überdimensional großes Pflaster auf der Wange. Eine Weile betrachte ich das Etwas, das mir aus dem Spiegel entgegenschaut und behauptet mein Ebenbild zu sein. Dann wende ich mich kopfschüttelnd ab und beginne sofort damit, mich fertig zu machen, denn ich weiß, dass ich wohl eine Weile brauchen werde, bis ich wieder einigermaßen wie ein Mensch aussehe. Außerdem kann ich es kaum erwarten, hier wieder herauszusein -alles andere ist erstmal nebensächlich... *~* Rays PoV *~* "...Haben Sie alles verstanden?" Mit dieser Frage schließt der junge, schwarzhaarige Arzt seinen Vortrag über das Verarzten von Schnittverletzungen ab. Ich nicke, erleichtert, dass der Redeschwall nun ein Ende gefunden hat und ich mir nicht noch mehr anhören, verstehen und merken muss. "Gut, dann können Sie jetzt..." "Äh, ich hätte da wohl noch eine Frage...", unterbreche ich ihn schüchtern aber bestimmt. "Werden... Narben zurückbleiben?" Die Frage beschäftigt mich schon die ganze Zeit und ich bin froh sie endlich gestellt zu haben. Die Vorstellung, dass Kai für immer durch Max' Angriff gezeichnet sein und so Tag für Tag daran erinnert werden soll, dass ihn einer seiner Freunde bewusst verletzen wollte, ist mit zuwider und lässt Übelkeit und Wut in mir aufsteigen. "Nun, die Wange wird wohl davon verschont bleiben. Die Schulter allerdings..." Er lässt seinen Satz unvollendet und wirft mir einen vielsagenden, etwas traurigen und bemitleidenden Blick zu. Ich nicke zaghaft und schaue betreten zu Boden. "Verstehe...", murmle ich kaum hörbar, während ich versuche meine Wut und Verzweiflung zusammen mit meinen aufsteigenden Tränen herunterzuschlucken und die eben erhaltene Information zu verdauen. Ich bin so mit mir selbst beschäftigt und damit, mir meine derzeitigen Gefühle nicht anmerken zu lassen, dass ich, als sich mir eine Hand auf die Schulter legt, zusammenzucke. Erschrocken schaue ich auf, direkt in das zaghaft lächelnde Gesicht des schwarzhaarigen Mannes. "Nun, die Verletzung ist zwar tief, aber vielleicht hat er ja Glück... Man weiß ja nie..." Ich nicke dankbar für diese Aufmunterung und den schwach schimmernden Silberstreif am Horizont, den er mir mit dieser Aussage eröffnet hat. Ich erwidere das Lächeln sogar andeutungsweise. Ja, vielleicht hätte Kai ja Glück... *~* Kais PoV *~* Als sich die Tür endlich öffnet, bin ich schon mit allem fertig. Seit einigen Minuten schon warte ich sehnsüchtig auf Rays Rückkehr, zum einen, weil ich ihn schon jetzt vermisse, zum andern, weil ich dieses gräßliche Gefängnis, das sich >Krankenhaus< schimpft, endlich verlassen will. Ich habe zwar nicht die geringste Ahnung wie lange ich mich bisher hier aufgehalten habe, aber jede Minute hier drin ist schon eine Minute zu lange. "Kai, bist du...?", beginnt Ray, bricht aber sofort ab, als ich ihn eilig beim Handgelenk fasse und ihn mit mir aus dem Zimmer und die Flure entlang ziehe. Erst als wir den Haupteingang passiert haben und draußen angekommen sind, verlangsame ich meinen Schritt und lockere meinen Griff. Eine Weile des Schweigens vergeht, während wir dem Verlauf der Straße folgen, die uns zum Hotel zurückführt. Dann meldet sich mein kleiner Chinese zu Wort: "Kai? Was war denn das gerade? Man könnte bei dieser Flucht ja fast meinen, du hättest Angst..." Er wirft mir von der Seite einen fragenden Blick zu. Ich überlege kurz, welche Antwortmöglichkeiten mir zur Verfügung stehen und welche Art von Antwort Ray wohl hören will. Schließlich meine ich schlicht: "Nennen wir es >schlechte Erfahrung<, ja?" Noch eine Weile schaut er mich mit demselben Blick an. Dann aber wendet er diesen mit einem gemurmelten "Okay..." von mir und richtet ihn auf den Bürgersteig vor sich. Wieder tritt Schweigen ein, doch diesmal bin ich derjenige, der dieses bricht: "Ray?" "Ja?", antwortet er und schaut kurz zu mir, richtet seinen Blick aber wieder nach vorn, als er merkt, dass ich nicht vorhabe, ihn während der nun folgenden Unterhaltung anzusehen. "Es war kein Unfall, oder?" Eigentlich eine simple Frage, trotzdem gerät mein Begleiter ins Stottern. Mit einen leicht genervten "Ray..." mache ich ihn darauf aufmerksam, dass ich kein Wort verstehen kann. Er holt kurz Luft und startet dann einen erneuten Versuch: "Was soll ich dir jetzt sagen, Kai?" Ich werfe ihm einen flüchtigen Blick zu. Er sieht irgendwie... ängstlich... traurig und gleichzeitig... wütend aus. Eine sehr eigentümliche Mischung, die ich mir nur dadurch erklären kann, dass ich Recht mit meiner Vermutung habe. "Die Wahrheit. Sag mir einfach die Wahrheit, Ray!" >Wahrheit<... Ein seltsames Wort für mich... Und gerade ICH habe in diesem Punkt eigentlich nichts zu melden... Schließlich ist so ziemlich meine ganze Existenz, mein Wesen, einfach alles was mich anbetrifft, eine einzige große Lüge. Ich glaube, ich habe noch nie jemandem die volle Wahrheit über mich erzählt... Schon traurig irgendwie... "Das kann ich nicht... Nicht hier und nicht jetzt..." wispert er leise. Ich habe Glück, dass wir gerade eine nicht ganz so belebte Seitengasse entlanggehen, denn woanders wären seine Worte im Lärm des Straßenverkehrs untergegangen. Wieder tritt eine Zeit lang Schweigen ein. "Vertraust du mir?", frage ich ihn schließlich. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass er sich bei dieser unvorhergesehenen und plötzlich gekommenen Frage kurz verspannt. "Äh, ich... äh... ja,", beginnt er zögerlich, "Ja, ich vertraue dir!" "Warum kannst du mir dann nicht die Wahrheit sagen?" Nach meiner eigenen Definition von Wahrheit, ist Vertrauen die Vorraussetzung dafür, um jemandem diese zu erzählen. Warum also meint er sie mir, obwohl er behauptet mir zu vertrauen, nicht sagen zu können? "Weil... weil...", beginnt er und scheint krankhaft nach einer Antwort zu suchen, "...ich dir nicht wehtun will..." bringt er seinen Satz zuende. >Weil ich dir nicht wehtun will...< Also ist die Wahrheit schmerzhaft für mich... Ich hatte also Recht mit meiner Vermutung... Max hat mich absichtlich verletzt... Aber warum? "Heißt das also, es war kein Unfall?", forsche ich nach. Rays Verhalten, diese unmißverständliche Herumdruckserei, ist zwar eindeutig, aber ich will trotzdem, dass Ray es zugibt. Ich will, dass er merkt, dass er mir auch so etwas frei sagen kann. Ich will sein Vertrauen... um ihm dann meines schenken zu können... Er ist der erste Mensch, dem ich vertrauen will... Eine Weile schweigt er bedrückt -wieder eine Bestätigung meiner These. Schließlich nickt er. "Genaus das heißt es...", antwortet er leise seufzend, mit gesenktem Kopf und traurig dreinschauend. Ich nicke. "Danke, Ray!" Ruckartig hebt er den Kopf und schaut mich entgeistert an. ">Danke< wofür?", fragt er verwirrt. Ich lächle leicht und schaue in seine großen, wunderschönen Augen. "Für dein Vertrauen und deine Ehrlichkeit!" Ich bleibe stehen, Ray tut es mir gleich. Ich lege meine Arme um seinen Hals und kraule sanft seinen Nacken. Kurz darauf beuge ich mich vor und küsse ihn sanft. Als wir uns einige Augenblicke später wieder voneinander lösen, schauen wir uns noch eine Weile verträumt in die Augen, bevor wir uns wieder, Hand in Hand, auf den Weg machen. So, Schluss für heut ^-^ Ich find, das ist ein schöner Abschluss für dieses doch recht düstere Kapitel ^-^ Ich hoffe, das nächste wird wieder etwas angenehmer von der Atmosphäre her, aber ich weiß selbst noch nicht, was ich da alles mit reinpacken werd ^-^° Hab zur Zeit echt keinen Plan wie's weitergehen wird, aber ich werd versuchen, das schnell zu ändern und weiterzuschreiben! Hoffe ihr seid dann noch dabei!? Würd mich in jedem Fall freuen ^_____^ Bis zum nächsten Mal! P.S.: nochmal viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiielen heeeeeeeerzlichen Daaaaaaaaaaaaaaaaank für die ganzen, oberlieben Kommis ^________^ Ich kann's immernoch nicht fassen, dass die Story sooo beliebt sein soll... Aber es freut mich deshalb umso mehr ^_________________^ Cu, Ginger Kapitel 16: Angst um Kai ------------------------ Hi Leute ^__________^ Na, habt ihr mich vermisst? XD~ ... Wohl eher nicht -.-° Naja, aber ich würd mich ja selbst auch nicht vermissen... O.ô Egal jetzt ^-^° So, und hier ist (schon *unschuldig pfeif*) Kapitel 16 ^______^ Boah, kaum zu fassen wie lang diese FF schon geworden ist O.ô Tja, kann mich halt nicht kürzer fassen XD~ @Hino-chan: wie jetzt? Bist du schon tot oder warum hast du mir nicht die Hölle heiß gemacht, weil dieses Kapitel mal wieder etwas... öh... lange?... gebraucht hat? O.ô Naja, soll mir nur recht sein -hab ich noch ein bisschen länger zu leben ^-^° Tja, was gibt's zu sagen? Ja, also im großen und ganzen besteht dieses Kappi praktisch nur aus einem großen Flashback -nähere Erläuterungen folgen im Nachwort des Kapitels ^_____^ Tja, sonst gibt's nichts zu sagen außer: Enjoy it! Viel Spaß mit Kapitel 16! Cu, Ginger *~* Rays PoV *~* Als wir endlich das Hotel erreicht haben, machen wir uns sofort auf den Weg nach oben. Kai sieht ziemlich fertig aus und ich will, dass er sich jetzt -zumindest für den Rest des heutigen Tages- ausruht. Zwar hat der Arzt nichts davon gesagt, dass das erforderlich wäre, aber ich möchte, dass Kai möglichst schnell wieder gesund ist und da ist Schonung nunmal der beste Weg. Mal davon abgesehen bin ich selbst auch ziemlich erledigt. Der Weg hierher war doch länger, als ich gedacht hatte und der heutige Tag war, dank Kais wundervollem Training, bisher auch nicht gerade sehr erholsam... Jetzt will ich nur noch eins: entspannen! Als wir die Suite erreichen, befreie ich meine Hand aus Kais sanfter Umklammerung und schließe die Tür auf. Ich muss leicht schmunzeln, denn mir kommt die Szene von gestern wieder in den Sinn, wie Kai hier stand und zu nervös war um die Tür aufzubekommen und dann, als ich das für ihn getan habe, betreten und peinlich berührt da stand und versucht hat, meinen Blick zu meiden. Gott, war das niedlich! Wenn der Grund für seine Nervosität ein anderer gewesen wäre, würde ich ihn nun darauf aufmerksam machen, aber unter diesen Umständen, verzichte ich darauf. Schließlich ist er auch so schon fertig genug. Ein kurzer Seitenblick, während ich den Schlüssel im Schloß herumdrehe, bestätigt mir nochmal, dass ich auf irgendwelche Bemerkungen dieser Art verzichten sollte: Kai umklammert seinen linken Arm und auch wenn er versucht sich nichts anmerken zu lassen, bemerke ich, dass er zittert; vermutlich lässt nun allmählich die Wirkung der Schmerzmittel nach. Er schwankt leicht, kaum sichtbar, von einer Seite zur anderen; ich vermute, er versucht sich durch diese leichten Bewegungen von seinen Schmerzen abzulenken -ich bezweifle, dass das funktioniert... Der Schweiß, der ihm auf der Stirn steht, bestätigt mir diesen Verdacht. Als wir den Wohnbereich betreten, schlägt uns sofort die unnatürliche Stille entgegen, die hier die Luft erfüllt. Ich schaue mich um. Entgegen meiner Erwartung, sind hier Personen anwesend. Zwei, um genau zu sein. Nämlich Kenny und Tyson. Beide sitzen sie um den gläsernen Wohnzimmertisch herum, Tyson auf dem Sofa und Kenny auf einem der zwei dem Sofa gegenüberliegenden Sessel. Irgendwie sehen sie... geknickt aus. Und scheinbar haben sie Kai und mich noch nicht bemerkt, obwohl sie den Schlüssel im Schloß knacken gehört haben müssten. Sie müssen wirklich tief in ihren eigenen Gedanken versunken sein... "Ich geh mich etwas hinlegen!", ertönt plötzlich Kais Stimme schwach nahe meinem Ohr. Ich mustere ihn kurz. Er sieht blass aus, eine Runde Schlaf wird ihm bestimmt gut tun. Ich nicke. "Ja, mach das!", antworte ich und, da ich mir sicher bin, dass keiner der Anwesenden auf uns achtet, hauche ich ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Kurz darauf macht sich mein Kai auf den Weg zu unserem gemeinsamen -ich bin immernoch dankbar für diese Zimmereinteilung!- Zimmer um sich die Erholung zu gönnen, die er sowohl verdient als auch bitternötig hat. Ich sehe ihm nach bis er aus meinem Blickfeld verschwunden ist und die Tür hinter sich geschlossen hat. Etwas enttäuscht bin ich schon, denn ich habe mich sehr an seine Anwesenheit gewöhnt; ich bin schließlich nicht eine Minuten des bisherigen Tages von seiner Seite gewichen. Aber es ist ja nicht so, dass wir jetzt lange getrennt sein werden, also verdränge ich diese Gedanken einfach. Mein Blick fällt wieder auf die beiden hier sitzenden, in sich zusammengesunkenen Gestalten, die mich offensichtlich noch immer nicht bemerkt haben. "Was ist denn hier los? Hier ist ja ne Stimmung wie auf einer Beerdigung!", verkündige ich Kenny und Tyson gegenüber meine Feststellung und stemme meine Fäuste in die Hüften. Beide zucken synchron zusammen. "Ach, du bist das, Ray! Aber wieso bist du hier? Ich denke, du wolltest bei Kai bleiben?" Kenny sieht mich verwirrt an. "Ich bin ja auch bei ihm geblieben!", erwidere ich mit einem wissenden Lächeln, auf das Kenny mich nur weiter verwirrt anschaut und den Mund wie ein Fisch auf und zu bewegt, als wolle er etwas sagen, aber könne kein Wort über die Lippen bringen. "Er ist hier!", erkläre ich immernoch grinsend und weise auf die Tür, hinter der Kai eben verschwunden ist. Es dauert eine Weile bis der Chef sachte nickt um deutlich zu machen, dass er verstanden hat. Trotzdem bekommt er seinen Mund nicht zu und starrt mich an. Jetzt erst bemerke ich, dass auch Tyson mich so komisch ansieht und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten, dass seine Gesichtsfarbe, als er mich bemerkt hat, von käseweiß zu kreidebleich gewechselt hat. Eine Weile stehe ich unbeweglich da und mustere die beiden, die dasselbe bei mir tun. Schließlich entscheide ich mich, nicht nachzufragen, was sie haben, zucke demonstrativ mit den Achseln und lasse mich auf einen der vier um den Tisch angesammelten Sessel, von denen, wie bereits erwähnt, zwei dem Sofa gegenüberstehen, fallen. >Vermutlich haben sich die beiden nur erschrocken, als ich sie angesprochen habe... Oder sie wundern sich, dass Kai schon wieder hier sein soll... Irgendwas in der Art zumindest...<, rede ich mir selbst in Gedanken gut zu. Kurz schließe ich die Augen. Ich bin müde, aber will gleichzeitig nicht schlafen -zumindest jetzt noch nicht. Als ich meine Augen wieder aufschlage, muss ich feststellen, dass mich meine beiden Freunde noch immer mit diesem entsetzten Gesichtsausdruck bedenken. So langsam wird mir das echt zu blöd! Warum starren sie mich so an? "Was guckt ihr denn so? Ihr seht ja aus, als hättet ihr einen Geist gesehen!" Meine Stimme klingt gereizter, als ich es beabsichtigt hatte. Wird wohl an diesem viel zu aufregendem Tag liegen, dass ich nicht umhinkomme, meine Stimmung Kund zu tun, und die ist nunmal im Moment nicht sonderlich gut. Der ganze Stress hat offensichtlich sehr an meinen in letzter Zeit sowieso schon überstrapazierten Nerven genagt. Statt einer Antwort zeigt Tyson nur mit zitternd erhobenem Zeigefinger auf mich. Stirnrunzelnd schaue ich Tyson an, entschließe mich dann aber, seiner stummen Anweisung Folge zu leisten und an mir herabzusehen. ... "Oh!", ist mein einziger Kommentar dazu. Mein schönes dunkelblaues Shirt weist einen riesigen, dunkelroten Fleck auf und der aufgestickte, silberne Drache hat nun einen roten Kopf. Auch meine Hose hat etwas abgekriegt, aber da sie schwarz ist, ist das nur bei näherer Betrachtung erkennbar. "Ich glaub, ich sollte mich besser umziehen...", murmle ich, während ich schon aufstehe und meinem Zimmer zustrebe. Bisher hatte ich noch gar nicht daran gedacht, dass Kais und meine Klamotten einen herrlichen Anblick abgeben müssen... Aber wen wundert's? Wer achtet schon bei so etwas auf seine Klamotten? Dieser Gedanke lässt die Erinnerung in mir emporklettern... *~* Flashback *~* Wie versteinert stehe ich da und kann nur hilflos mitanschauen wie Kais eigener Blade eine tiefe Schnittwunde an seiner Wange hinterlässt und anschließend mit voller Wucht gegen die Wand prallt und dort wie ein Spielzeug zerschellt. Bis zu diesem Moment dachte ich wirklich noch, dass das ein Unfall war, aber ich wurde nur wenige Augenblicke später eines besseren belehrt... Während Kai noch immer ins Leere starrt, verändert Max plötzlich seine Gesichtszüge von einigermaßen gleichgültig zu böswillig indem er die Augen zu schmalen, funkelnden Schlitzen verengt und seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammenpresst. Sein Blade, das bis vor einigen Sekunden noch still in der Mitte des Stadiums gekreiselt hat, bewegt sich wieder. In rasender Bewegung schnellt es auf den Rand der Bowl und direkt auf den noch immer unbeweglich stehenden Kai zu. Es schießt über den Rand hinweg und verfehlt sein Ziel nicht... Mit voller Wucht prallt es gegen Kais Schulter. Trotzdem schreit dieser nicht auf, dafür aber geht er keuchend zu Boden. Als ich dann auch noch das Blut seinen Arm heruntergleiten sehe, befreie ich mich aus meiner Lähmung und stürme auf ihn zu und knie mich neben ihn. "Kai? Kai, alles in Ordnung?" Ich könnte mich beinahe selbst für diese dumme Frage ohrfeigen! Sieht er denn so aus als wäre er in Ordnung? Nein! Warum stelle ich ihm dann diese dämliche Frage? Vermutlich weil ich sonst nichts anderes zu sagen gewusst hätte... Wie erwartet gibt mir Kai keine Antwort. Nur anhand einer Geste kann ich erkennen, dass er meine Frage sehr wohl gehört hat. Trotzdem will mir diese Art der Antwort nicht gefallen, denn während er mit dem Kopf zu nicken versucht, stöhnt er vor Schmerzen auf. Plötzlich hebt er den Kopf und lässt seinen Blick suchend durch den Raum schweifen. >Er wird doch wohl nicht auf Rache aus sein?<, stelle ich mir stumm eine berechtigte Frage. Wie zur Bestätigung springt Kai auf und läuft zur Tür hinaus. "Kai!", bringe ich noch heraus, obwohl ich weiß, dass er nicht darauf reagieren wird. Und selbst wenn er darauf reagiert hätte, dann wäre seine Reaktion bestimmt nicht die gewesen, dass er sich hätte aufhalten lassen. Einige Sekunden...? Minuten...? Ich weiß nicht wie lange... bleibe ich unbewegt auf dem Boden hocken und schaue die Tür an, durch die sowohl Max als auch Kai verschwunden sind, als würde ich hoffen, sie beide -oder zumindest Kai- würden wieder zurückkommen. Dann erst begreife ich, dass ich handeln muss... Ich springe auf und strebe sprintend auf den Vorraum der Halle zu, in dem sich die beiden nun aufhalten müssten, wenn sie nicht das Gebäude verlassen haben -und ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie das nicht getan haben, denn dann würde ich sie ganz sicher nicht allzu bald finden. Ich vernehme eine laute Stimme, die sich ganz nach der von Max anhört bzw. nicht nach der von Kai. Dass es nun wirklich Max' Stimme ist, kann ich nur vermuten, denn ich habe ihn noch nie herumbrüllen gehört -er ist schließlich normalerweise ein fröhlicher Typ, der nie irgendwelche anderen Gefühle als Freude zu empfinden scheint- und kann deshalb nur mutmaßen, ob er sich dann SO und nicht anders anhört. Aber was er sagt bzw. schreit, kann ich nicht verstehen, denn irgendwie scheint mein Hirn durch dieses Erlebnis eben überlastet zu sein und keine neuen Informationen mehr aufnehmen zu können. Und mal davon abgesehen, müsste ich mich schwer anstrengen um es zu verstehen, denn meine übereilten Schritte, mein rasender Herzschlag und mein rasselnder, keuchender Atem, übertönen die durch die Tür und Wände bereits abgedämpfte Stimme. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, als ich endlich die Tür erreiche, die ich sofort aufreiße. Doch statt wie erwartet zwei sich streitende oder im schlimmsten Fall sogar sich prügelnde Personen vorzufinden, kann ich nur Kai sehen, der sich mir den Rücken kehrend an der Wand abgestützt hat und den Ausgang anstarrt. "Kai?", frage ich vorsichtig, als ich meine Stimme wiedergefunden habe, aber abermals erhalte ich keine Antwort. Nicht dass ich das erwartet hätte, aber einen Versuch war's wert, oder? Plötzlich beginnt Kais Körper regelrecht zu beben. Seine Beine sacken weg und er geht unendlich langsam und doch viel zu schnell und unvorhergesehen zu Boden. Vor Schreck rufe ich noch einmal wie so oft an diesem Tag seinen Namen. Ich stürze auf ihn zu und mache mir noch im gleichen Augenblick Vorwürfe, nicht eher bei ihm gewesen sein um ihm den harten Aufprall auf dem Boden zu ersparen. Ich werfe mich neben seinem leblos wirkendem Körper auf die Knie. Als erstes drehe ich ihn zu mir herum und ziehe seinen Oberkörper auf meinen Schoß. Er ist blass. Schrecklich blass. Als wäre all sein Blut... >Blut!?< Hart trifft mich der Schlag der Erkenntnis. Kai ist verletzt und blutet stark. Wenn er nicht bald ärztlich versorgt würde, dann könnte er doch tatsächlich... Ich beende meinen Gedanken nicht, denn sonst wäre ich nicht mehr in der Lage, einen kühlen Kopf zu bewahren, aber genau den bräuchte ich jetzt unter allen Umständen! Etwas umständlicher als es nötig, schiebe ich meine Arme unter den erschlafften Körper und versuche mit diesem aufzustehen, was mir erst beim dritten Versuch gelingt, denn Kai ist nicht gerade der leichteste... Alles Muskeln, versteht sich! Nachdem diese Hürde dann erst einmal überwunden ist, mache ich mich schwankend auf den Weg zurück in die Halle. Nur gut, dass ich die Tür vorhin nicht geschlossen und ich daher nicht das Problem habe, irgendwie die Klinke herunterdrücken zu müssen. Als ich die Halle betrete, kommen mir schon Tyson und Kenny entgegen, aber als sie mein "Gepäck" sehen, bleiben beide ruckartig stehen und werden noch ein ganzes Stück bleicher als sie sowieso schon sind. "Was steht ihr hier noch rum? Los Kenny! Schau mal im Erste-Hilfe-Raum nach, ob du einen Druckverband findest! Und du, Tyson, gehst mit und rufst von da aus einen Krankenwagen!", schicke ich die beiden los, die sich sofort auf den Weg machen, "Und beeilt euch!" füge ich noch hinzu. Ich bin von mir selbst überrascht, dass ich noch so klare Instruktionen geben kann... Vorsichtig lasse ich mich auf der Bank nieder um Kai nicht mehr als unbedingt nötig zu bewegen, der nun auf meinem Schoß sitzt und dessen Oberkörper an meine Brust gelehnt ist. "Oh, Kai, wie schaffst du das nur immer? Wie kann man nur so viel Pech haben wie du? Immer muss dir so etwas passieren...", flüstere ich ihm zu um die Zeit des Wartens zu überbrücken, während ich ihm sanft über die kalkweiße Wange streiche. Endlich kommt Kenny zurück. Er hat einen Erste-Hilfe-Kasten dabei. Erleichtert atme ich aus. Wenigstens etwas Glück scheint Kai doch noch zu haben... Kenny kniet sich vor mich und beginnt, unter Dizzys Anweisung, einen Druckverband anzulegen. "Ich glaub, der ist nicht fest genug...", murmelt der Chef, als der Verband angebracht ist. "Und wenn ich ihn festhalte?", frage ich nach kurzer Überlegung. "Hm, ja das könnte reichen... Oder was meinst du, Dizzy?", wendet er sich an das Bitbeast in seinem Laptop. "Ich bin kein Arzt, noch nicht mal ein Mensch, aber ich denke, dass das wohl geht! Wichtig ist ja nur, dass nicht noch mehr Blut ausströmen kann!", antwortet sie. Ich versuche sofort eine Position zu finden, in der ich die Blutung möglichst gut stillen kann. Schließlich entscheide ich mich, Kai einfach enger an mich heranzudrücken, sodass seine Schulter an meinen Brustkorb gedrückt ist. "Was meinst du, geht das so?", versichere ich mich nochmal bei Kenny, der daraufhin nickt. "Ja, das reicht bestimmt!" Er lächelt leicht und nickt mir zu. Er scheint versuchen zu wollen, mich aufzumuntern bzw. zu beruhigen. Aber das kann er nicht... In diesem Moment kommt Tyson zurückgerannt. "Der Krankenwagen ist auf dem Weg!", ruft er uns noch im Laufen zu. "Wie geht es ihm?", fragt er, als er bei uns angekommen ist. Keiner von uns gibt Antwort. Wir haben Angst es auszusprechen. Angst zu sagen, dass es ihm nicht gut geht... dass er sterben könnte, wenn er nicht bald von einem Fachmann behandelt wird... "Hörst du, Kai? Der Notarzt ist gleich hier! Du brauchst also keine Angst zu haben! Dir kann nichts mehr passieren!", spreche ich dem Ohnmächtigen in meinen Armen gut zu, während sich stumme Tränen in meinen Augen bilden. Ich glaube meinen eigenen Worten nicht, fürchte, dass er es nicht schaffen könnte... habe Angst, ihn für immer zu verlieren... "Es wird alles gut... Hörst du? Alles wird gut...", flüstere ich mit tränenerstickter Stimme, während ich seinen leblosen Körper fester an mich presse. "Du wirst nicht sterben... Du darfst nicht sterben... Ich brauche dich doch... Ich brauche dich doch...", schluchze ich, ohne auf die Blicke der anderen beiden zu achten. Meine Gefühle sind nun, da es nichts mehr gibt, das ich machen könnte, stärker geworden und haben die letzen klaren Gedanken von mir einfach überrollt. Soviel zum Thema "einen kühlen Kopf bewahren"... Aber das alles ist mir egal, solange Kai nur überlebt... Sollen doch alle sehen wieviel Kai mir bedeutet! So sehr ich mich auch zuvor davor gefürchtet habe, das zu zeigen, jetzt ist mir das völlig gleichgültig... Sekunden ziehen sich zu Minuten hin... Wirken auf mich wie die Ewigkeit... Viel zu lange dauert es, bis ich endlich das erlösende Heulen der Sirenen hören kann, die dem Krankenwagen vorauseilen. "Sie sind da, Kai! Jetzt ist es überstanden! Jetzt kann nichts mehr passieren! Alles wird jetzt wieder gut!" Ein tränenreiches Lächeln begleitet meine Worte. Die Tür wird aufgestoßen und zwei Männer in orange-weißer Kleidung kommen auf uns zugeeilt. Ohne auf uns zu achten begutachten sie den Verletzten, werfen irgendwelche Fachbegriffe in den Raum, von denen ich die meisten nur aus dem Fernsehen kenne. Der eine der beiden läuft wieder hinaus; verwirrt schaue ich ihm nach. Der andere zückt indessen eine Spritze, füllt sie mit einer klaren Flüssigkeit und verabreicht sie anschließend Kai. Schließlich kommt der andere Arzt in Begleitung eines dritten zurück, sie haben eine Trage bei sich, die sie dann zu meinen Füßen auf dem Boden abstellen. "Bei drei! Eins, zwei, drei!", zählt einer von ihnen laut vor und im selben Moment wird mir Kai aus den Armen gerissen. Sie legen ihn auf die Trage und bringen ihn hinaus. Aus einem Reflex heraus folge ich ihnen. Sie bringen ihn gerade im Wagen unter, als ich leise meine Frage stelle: "Darf ich ihn begleiten?" Der Arzt mustert mich kurz und scheint zu überlegen. "Ja, gut! Steig ein!" Erleichtert klettere ich in den Wagen. Kurz darauf setzt sich das Fahrzeug mit heulenden Sirenen auf den Weg ins Krankenhaus, wo ihm hoffentlich eine fachgerechte Behandlung zukommen wird. >Ich hab dir doch gesagt, Kai: ich lass dich nicht mehr allein! Nie mehr...< denke ich und lasse mich erschöpft tiefer in den Sitz sinken. Der Schlaff zerrte an mir, aber ich lasse es nicht zu. Der feste Wille bei Kai zu bleiben und über ihn zu wachen, gibt mir die nötige Willensstärke um die Augen offen zu halten und auch geistig bei ihm zu bleiben. >Ich werde bei dir bleiben -jetzt und auch in Zukunft...< *~* Flashback End *~* Über meine Gedanken hinweg, bin ich an der Zimmertür angekommen. Kurz zögere ich, dann aber drücke ich doch die Klinke herunter und schiebe die Tür so leise es geht auf um Kai, falls er schon schlafen sollte, nicht zu wecken. Vorsichtig schleiche ich in das abgedunkelte Zimmer, immer bangend, eine unvorhergesehene und schmerzliche Begegnung mit irgendwelchen, in der Dunkelheit nicht zu sehenden, umherliegenden Gegenständen zu haben. Schließlich habe ich meinen Weg zum Kleiderschrank heil und ohne jegliche Zwischenfälle hinter mich gebracht. >So weit, so gut...<, geht es mir durch den Kopf, als mich mein Glück auch schon wieder verlässt: die Schranktüren lassen sich nur unter Ächzen und Stöhnen der alten Scharniere öffnen. Entsetzt drehe ich mich zu Kais Bett um, nur darauf wartend, dass dieser sich aufsetzt und mir vorwirft, ich hätte ihn aus einem schönen Traum gerissen. ... Aber... ... ...nichts dergleichen geschieht. Im Zimmer ist es genauso still wie zuvor. Erleichtert stoße ich meinen über diesen Schock angehaltenen Atem wieder aus, ehe ich in das große Holzungetüm greife um mir auf gut Glück irgendwelche Kleidungsstücke aus dem Schrank zu fischen. Denn selbst wenn Kai trotz meines gerade veranstalteten Lärms noch schlafen sollte, dann würde ihn das grelle Licht der Lampen garantiert wecken. Ebenso verzichte ich aus verständlichen Gründen darauf, den Schrank wieder ordnungsgemäß zu schließen, denn ich bezweifle, dass ich noch einmal so ein Glück wie eben haben werde. Was bin ich auch für ein Unglücksrabe! Während ich den Raum schon wieder verlasse, versuche ich nochmal mit einem letzten Blick über die Schulter, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich Kai wohl wirklich nicht geweckt habe -aber wirklich fassen kann ich das trotzdem nicht... Kaum bin ich aus dem Raum heraus, verschwinde ich auch schon im Bad. Dort drehe ich rasch den Duschhahn auf und während sich das Wasser allmählich erhitzt, entledige ich mich der blutdurchtränkten Kleidung, die noch teilweise an meiner Haut klebt. Zu meinem Leidwesen muss ich feststellen, dass die rote Flüssigkeit sich ihren Weg durch den Stoff gebahnt und eigenwillige Muster auf meiner Haut hinterlassen hat, wo sie dann schließlich getrocknet ist um für längere Zeit zu halten und ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen. Es war also die richtige Entscheidung ERST zu duschen und mich DANN umziehen zu wollen... Die restliche Zeit des Wartens nutze ich, indem ich einen Blick auf das Wäschebündel, welches ich dem Schrank entnommen habe, zu begutachten. Zufällig habe ich mein Ersatzdress erwischt (Anm. d. A.: Wir erinnern uns: das wollte er ja schon heute morgen anziehen, hatte sich ja dann aber wegen Kai-Chan doch anders entschieden. Deshalb lag dieses Teil eben ganz oben auf dem Kleiderstapel, weswegen es kein >Zufall< war, dass er genau das erwischt hat ^o^). Endlich ist das Wasser warm genug, sodass ich mich unter die prasselnde Brause stellen kann. Ein angenehmes Gefühl, das ich so lange wie möglich genießen will. Demnach lasse ich mir genug Zeit mit dem Einseifen und wieder Abspülen des entstandenen Schaums. Genieße die Wärme und das Gefühl der Frische. Erst etwa eine halbe Stunde später beende ich das ganze und klettere aus der Kabine. Nachdem ich mich einigermaßen abgetrocknet habe, gehe ich zu dem kleinen Hocker, der nebem dem Waschbecken steht. Diesmal war ich nämlich intelligent genug, meine Sachen darauf und nicht wieder in Reichweite des Wassers abzulegen. Ich staune nicht schlecht, als ich dort auf dem Kleiderstapel ein zusammengefaltetes Blatt Papier ausmache. Als ich es auseinander gefaltet habe, fällt mir sofort die ungewöhnlich saubere, geschwungene Handschrift auf; demnach kann dieser Brief unmöglich von Tyson oder Max geschrieben sein, es sei denn, sie hätten heimlich einen Schönschriftkurs belegt, was ich allerdings für äußerst unwahrscheinlich halte. Auch Kennys Steno scheint dies nicht zu sein. Lieber, Ray! Bitte komm, sobald du fertig bist, direkt in unser Zimmer! Ich muss unbedingt sofort mit dir reden, bevor ich es mir wieder anders überlege! Dein Kai Wieder und wieder lese ich mir die Zeilen durch. Und bei jedem Mal entdecke ich etwas Neues; so fällt mir das "dein" bei der Unterschrift erst beim dritten mal Lesen auf und das "sofort" erst beim fünften Mal. Dieses Wort ist auch der Anstoß für mich, statt weiter über die möglichen Bedeutungen der einzelnen Worte zu philosophieren und die mich von der wirklich schönen Handschrift hypnotisieren zu lassen, mich endlich so schnell es eben geht anzuziehen und meine Haare zu einem festen Knoten zusammenzuraffen; um die kann ich mich ja auch noch später kümmern. Doch während ich mich so fertig mache, stelle ich mir immer und immer wieder dieselbe Frage: >Was könnte Kai mir nur so Dringendes sagen wollen?< Endäää für heut ^__________^ Was könnte Kai Ray nur mitteilen wollen? *in die Runde smile* Tja, wenn ihr das erfahren wollt, dann wird euch wohl oder übel nichts anderes übrig bleiben, als das nächste mal wieder dabei zu sein ^_____________^ Aber jetzt mal was anderes: wie hat's euch gefallen? Ich hab eeeeeeeeeeeewig lange überlegt, ob ich das Flashback nicht doch rauschmeißen sollte, aber zum einen wollt ich unbedingt Rays Gefühle in dieser Situation schreiben und zum andern bin ich gerade voll auf dem Flashback-Trip XD~ Ich find die Teile voll suuuuupaaaaaaaa ^_________^ (Schleichwerbung: Kennt ihr "Flashback - Was geschah am letzten Abend?" von RavenCrow? Solltet ihr unbedingt mal lesen ^_____^ Schleichwerbung-Ende) Würd mich (wie immer) seeeeeeeeeeehr über Kommis freuen ^_________^ Cu, Ginger Kapitel 17: Vertrauen Part II ----------------------------- Hallo Leute! ^_________^ Ja, ich weiß, ich bin mal wieder echt spät dran, aber dieses Kapitel war echt schwer zu schreiben -manchmal hab ich eine halbe Stunde lang über einem Wort gegrübel, und wenn es um ganze Sätze ging, sogar mehrere Stunden! Naja, aber jetzt ist es ja endlich fertig *Schweiß vonner Stirn abwisch* War ne ganz schöne Arbeit, sag ich euch! Aber dafür bin ich selbst mal echt stolz auf das, was ich so fabriziert habe ^________^ Hoffe euch gefällt es auch!? Wie auch immer! In diesem Kapitel erfahrt ihr endlich was mit Kai-chan los war; viele von euch wollten das ja unbedingt erfahren. Und ehrlich gesagt hatte ich anfangs gar nicht vor, das hier mit einzubringen... ^.^° Liest das hier überhaupt jemand? O.ô Vermutlich nicht -.-° Also was laber ich noch groß? Fangen wir lieber endlich an! Viel Spaß beim Lesen! Cu, Ginger *~* Rays PoV *~* Unschlüssig stehe ich vor der Zimmertür. Noch immer stellt sich mir die Frage, was Kai von mir wollen könnte und warum er fürchtet, es sich anders zu überlegen, wenn ich ihm zuviel Zeit zum Nachdenken lasse. >Wenn du nicht endlich hineingehst, wirst du das wohl nie erfahren!<, schellte ich mich in Gedanken selbst, während ich meinen Kopf durchschüttle und versuche, meine Zweifel und die restlichen, hartnäckig immer wieder auftauchenden Fragen dadurch abzuschütteln. Kleinste Wassertröpfchen werden durch die Luft geschleudert. Sachte drücke ich die Tür zu unserem Zimmer auf. Es ist beinahe komplett dunkel, obwohl draußen helllichter Tag ist. Kai hat die Rollladen heruntergelassen und die Vorhänge zu gezogen. Die einzige Lichtquelle im Raum ist die kleine Schreibtischlampe. Totenstille herrscht hier und um diese nicht zu durchbrechen, schließe ich die Türe langsam und andächtig. Anschließend durchquere ich ebenso vorsichtig das Zimmer und nehme auf dem Rand meines Bettes, das Kais gegenüberliegt, Platz. Kai sitzt auf seinem Bett und mir damit gegenüber. Er schaut mich noch eine ganze Weile schweigend an. Seine Augen sind absolut ausdruckslos. Die hier herrschende Stille ist erdrückend und ich spüre, wie sich mir die Kehle zuzieht. Wie eine Decke aus Blei hängt das Schweigen in der Luft und erdrückt unser beider Gemüter. Schließlich halte ich diese Art der Stille nicht mehr aus. Ich räuspere mich und versuche dadurch, den Kloß im meinem Hals zu lösen, was mir nur bedingt gelingt. "Ähm, Kai? Du wolltest mit mir reden?" Meine Stimme ist sehr leise, ohne dass ich das beabsichtigt hätte. Mag daran liegen, dass es dem Menschen immer schon schwer gefallen ist, Stille zu durchbrechen, selbst, wenn ihm dieses dennoch ein tiefes Bedürfnis ist -die Widersprüchlichkeit des Menschen ist ein eigenartiges Phänomen... Kai nickt deutlich, als wolle er sich selbst davon überzeugen, dass er dies wirklich vorhätte. Sein Blick schweift von mir ab und richtet sich auf den Fußboden. Noch immer macht er keine Anstalten, das Wort erheben zu wollen. Fragend schaue ich ihn an und warte. Schließlich seufzt er gut hörbar; es wirkt fast so, als hätte er erst jetzt den nötigen Mut zusammenbekommen um das Wort an mich zu richten. "Ray, ich habe nachgedacht...", beginnt er und richtet seinen Blick schwerfällig auf mich, "Du hast mich gestern gefragt, was mit mir passiert ist, was ich gesehen und gefühlt habe. Die Antwort allerdings bin ich dir noch immer schuldig..." Er legt eine dramatische Pause ein. >Wollte er etwa deshalb mit mir sprechen? Will er mir etwa jetzt, wo wir beide schon mehr als genug durchgemacht haben, alles erzählen? Hätte er sich dafür keinen geeigneteren Zeitpunkt aussuchen können? Und woher dieser plötzlich Sinneswandel?< All diese und noch viel mehr Fragen drängen sich mir auf und fordern eine Erklärung. Aber ich beschließe einfach abzuwarten, was folgen würde statt nachzufragen. "Weißt du, ich habe über die Bedeutung des Wortes Vertrauen nachgedacht. Vielleicht erinnerst du dich, wie ich dich heute fragte, ob du mir vertraust? Du hast mir geantwortet, dass du es tust... Und nun... will ich dir auch vertrauen... Du bist der erste Mensch, dem ich wirklich vertrauen will!" Kai sieht mir fest in die Augen. Er ist voll entschlossen, jetzt keinen Rückzieher zu machen und sich mir, egal wie schwer ihm das auch fallen mag, anzuvertrauen. Ich bewundere seinen Mut... "Aber bevor ich anfange, noch eine Bitte: unterbrich mich nicht, während meiner Erzählung! Es fällt mir auch schon so schwer genug darüber zu reden. Hör einfach nur zu, okay?" Plötzlich liegt statt des Mutes von eben, wieder etwas bittendes, ängstliches in seinen Augen. Ich nicke verständnisvoll. Wenn er meint, mir nur so alles erzählen zu können, dann sollte ich das respektieren. Außerdem weiß ich sowieso nicht, was ich zwischendrin hätte sagen sollen... Etwa "Oh, wirklich?"? Nein, das wäre wirklich mehr als unpassend... "Gut..." Noch einmal atmet Kai tief durch, scheint wieder Mut zu sammeln. Dann beginnt er mit seiner Erzählung... *~* Flashback *~* Ein kleiner Junge von etwa fünf Jahren wird grob in einen fast völlig dunklen, großen und beinahe leeren Raum gestoßen. Noch während er durch den Stoß in diesen hineinstolpert, wird die metallene Tür krachend zugeworfen. Ein Klimpern und Klacken verrät, dass sie abgeschlossen wird. Ob sich die Personen, die ihn hier eingeschlossen haben, entfernen, ist nicht ersichtlich, denn sowohl Tür als auch Wände sind zu dick, als dass man sich nähernde oder sich enfernende Schritte auf dem Gang hätte hören können. Der kleine Junge fuchtelt wild mit den Armen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, aber es hilft nichts. Er geht zu Boden und landet hart auf den kleinen Knien. Doch er achtet nicht auf den stechenden Schmerz, sondern dreht sich ruckartig um, aber es ist bereits zu spät: die Tür ist fest verschlossen und er ist allein zurückgeblieben. Trotzdem springt er auf und stürzt auf die Tür zu. Wild trommelt er mit den kleinen Fäusten auf das harte, unnachgiebige Metall ein. Immer wieder ruft er diesselben Worte: "Lasst mich nicht allein!" Tausendfach hallen seine Rufe von den kahlen Wänden wider, erzeugen eine dumpf dröhnende Geräuschkulisse. Es vergeht eine ganze Zeit bis auch er selbst einsieht, dass das Getrommel und seine Rufe ihn hier nicht wieder herausbringen werden; das Echo seiner Stimme verebbt langsam und verstummt schließlich ganz. Enttäuscht lässt er die Arme sinken und starrt noch eine Weile das kalte, hässliche Metall an. Schließlich dreht er sich abrupt um, geht in die Mitte des Raumes, wo er sich auf den Hintern fallen lässt. Erst jetzt wird er sich des Schmerzes an seinen Knien bewusst. Er krämpelt die Hosenbeine hoch, zieht die Beine an und betrachtet die schmerzenden Gelenke. Als er das aus den Wunden austretende Blut sieht, steigen ihm die Tränen in die Augen. Verzweifelt wie er ist, versucht er das Blut mit den Händen fortzuwischen, aber auch seine aufgeplatzenden Fäuste bluten und verschmieren so die kleinen Knie nur noch mit mehr Blut. Völlig aufgelöst lässt er seine Arme auf die Knie sinken und bettet seinen Kopf darauf, verbirgt sein Gesicht und beginnt, hemmungslos zu schluchzen. Die salzigen Tränen brennen in den frischen Wunden. Minuten vergehen. Endlich hat der Kleine seine Angst, die Verzweiflung und den Schmerz soweit unter Kontrolle, dass er sich langsam beruhigt und seine Schluchzer und Tränen ein Ende finden. Dennoch hebt er nicht den Blick. Fürchtet sich zu sehr vor dem, was er dort sehen würde... ...Dunkelheit... ...Leere... ...Einsamkeit... Er will nicht angesichts dessen, wieder seiner Furcht verfallen. Doch als ihn plötzlich ein schimmerndes Licht einhüllt, vergisst er seine Vorsätze und blickt voller Neugier auf. Durch das eisverkrustete Fenster, welches sich hoch oben an der kalten, steinernen Wand der Tür gegenüber erstreckt, schimmert das fahle Licht eines weißen Vollmondes. Die großen, verweinten Augen leuchten auf, als er das beruhigende, weiße Licht sieht. Lange betrachtet er still den runden, leuchtenden Himmelskörper. Vergisst den Schmerz, die Angst, die Kälte und die Einsamkeit. Vergisst, dass er gefangen ist und vergisst, dass er seine Zukunft nicht kennt, nicht weiß, ob er je wieder hier herauskommen wird oder ob er hier in dieser Kälte, abgeschieden von allen Wesen, elendig verenden muss. Ein Knirschen im Schloß, lässt ihn ruckartig aus seinen Träumereien schrecken. Panisch springt er auf und sucht den Raum nach einem Versteck ab, findet aber keines, welches ihm länger als einige Sekunden Schutz bieten könnte. Also läuft er in die hinterste Ecke des Raumes und presst sich in diese so weit es geht hinein, hofft, dass ihn die Dunkelheit verbergen möge. Die Tür öffnet sich und fällt nur kurz darauf wieder zu. Der kleine Junge hält gespannt den Atem an. Schritte. Schwere Schritte hallen durch den Raum, werden als Echo von den Wänden hin und her geworfen. Das Geräusch erinnert an ein ziehendes Heer von Soldaten auf dem Weg zum Schlachtfeld. Und genauso groß ist auch die Bedrohung, die von dem Mann, welcher hier eingedrungen ist, ausgeht. "Kai? Wo versteckst du dich?" Erneut hallt eine Stimme durch den Raum, aber sie ist dunkler und härter als die zarte Stimme des kleinen Jungen namens Kai, der sich noch weiter an die kalte Wand drückt und hofft, mit der Dunkelheit, die ihn umgibt, verschmelzen zu können um nicht entdeckt zu werden. "Kai?" Die Stimme hat einen deutlichen Unterton, der die Ungeduld und Grausamkeit des Eindringlings vermittelt, angenommen. "Gut, wenn du nicht freiwillig rauskommen willst... Ich find dich sowieso!" Vor Angst erstarrt schafft es Kai nur noch, die Augen fest zusammenzupressen. Er weiß genau, dass ihn jede weitere Bewegung verraten könnte, denn sein Versteck wäre nun wirklich nicht schwer auszumachen. Tränen stehen in seinen Augen, doch er kämpft gegen sie und das Zittern mit aller Kraft an. Weitere Schritte auf dem harten Fußboden. Schwere Schritte, die sich langsam nähern... >Oh, bitte nicht! Oh, bitte nicht!<, fleht Kai in Gedanken immer wieder, aber er weiß, dass er keine Chance hat hier unbeschadet wegzukommen. Er würde nicht entkommen können. Ist ihm ausgeliefert. Ihm, seinem schlimmsten Albtraum, seinem ewigen Peiniger... "Kaa~aai?", säuselt die dunkle Stimme bedrohlich. Sie ist näher gekommen. Viel näher. Viel zu nahe ist sie bereits... Kai kann ein Zittern nicht mehr unterdrücken, sein Atem stoppt. Er traut sich nicht mehr zu atmen. Glaubt, dass selbst sein Herzschlag ihn verraten könnte. So sitzt er still da, kämpft gegen all seine Vitalfunktionen an, die die Aufmerksamkeit des Erwachsenen auf ihn lenken könnten. Ja, so sitzt er da... still, zitternd und verängstigt... "Da bist du ja!", ertönt die Stimme erneut; sie ist direkt vor ihm. Erschrocken reißt Kai die rubinroten, wässrigen Augen auf, starrt sein Gegenüber, der mit großen aber erschreckend ruhigen Schritten auf ihn zukommt, an. "Gaspadin...!", flüstert er mit tränenerstickter Stimme. Boris lacht kalt auf. "Sehr richtig, Kai! Ich bin dein Herr (Anm. d. A.: Soweit ich weiß, ist "Gaspadin" das russische Wort für "Herr" -zumindest hab ich das jetzt mal in dieser Bedeutung hier verwendet ^.^°) und du", er zeigt mit dem bloßen Zeigefinger auf die am Boden kauernde Gestalt, "hast dich mal wieder meinen Befehlen widersetzt, ist das richtig?" Es ist keine Frage sondern eine Feststellung, das weiß Kai. Deshalb erwidert er auch nichts sondern schaut den vor ihm stehenden Leiter der Abtei, in die er von seinem Großvater zu "Erziehungs- und Trainingszwecken" hineingesteckt wurde, nur mit großen Augen an. Plötzlich scheint ein ungeheurer Schmerz seine Rippen zu zertrümmern. Wie ein Hammerschlag trifft ihn Boris' Stiefel in den Bauch und lässt ihn vor Schmerz aufschreien bevor er dann, sich den Bauch haltend, nach vorne kippt. Es dauert eine Weile bis er wieder Luft in seine Lungen einziehen kann. Doch das Atmen fällt ihm schwer, denn sobald sich die Lungenflügel füllen und sich ausweiten, fühlt es sich so an, als ob sie zerreissen würden. Er beginnt zu husten; warmes Blut läuft über seine Unterlippe und tropft auf die kalten Steinfliesen, nicht ohne einen metallenen Nachgeschmack auf der empfindlichen Zunge zu hinterlassen. Grob wird er am dunkelblauen Haarschopf gepackt und in die Höhe gezogen. Als er die vor Schmerz zusammengekniffenen Augen öffnet, blickt er direkt in die Funkelnden des Lilahaarigen, der ihn unverhohlen angrinst kurz bevor er dem Kleinen seine Faust in den Magen rammt. Wieder krümmt sich Kai unter dem Schmerz, diesmal aber hat er schon nicht mehr die Kraft oder den Atem zu schreien, ein schwaches, gequältes Stöhnen ist das einzige, was über seine Lippen kommt, wenn man einmal von dem Blut absieht, das stetig weiter hinabtropft. Kai lässt die Augen fest aufeinander gepresst und beißt sich auf die Unterlippe, während er auf die nächsten Schläge wartet. Aber diese... ...bleiben aus. Verwundert aber vorsichtig blickt Kai auf. Er versteht nicht, warum nicht ein weiterer Dreschflegel wie bei den letzen Malen über ihn hereinbricht, kann nicht begreifen, warum Boris nun plötzlich Gnade zeigen sollte. Genau dies ist der Moment, in dem die stählerne Faust des Mannes ihn am Kinn trifft. Zeitgleich wird Kai losgelassen und nun durch die Wucht des Schlages durch die Luft geschleudert bis er schließlich hart auf dem Boden aufkommt, noch ein Stück über diesen rutscht und letztendlich mit dem Hinterkopf gegen die steinerne Mauer prallt. Benommen bleibt er liegen, versucht sich die letzen Augenblicke ins Gedächtnis zu rufen um zu begreifen, was eben geschehen ist und warum er nun plötzlich auf dem Boden liegt, und um letztendlich seinen verwirrten Geist zu ordnen. Deshalb bekommt er auch nicht so recht mit, was der Ältere währenddessen tut. Erst als ein erneuter schier unerträglicher Schmerz ihn dazu veranlasst laut und schrill aufzuschreien, findet er wieder den Weg in die Realität zurück. Erneut lacht Boris voll Gehässigkeit auf. "Aber aber, Kai! Wer wird denn hier wie ein kleines Mädchen herumkreischen?" Tränen rollen Kais bereits feuerrote Wangen hinab, während er langsam ohne hinzusehen seine Finger zu der Stelle führt, an der der Schmerz pulsiert. Er hält den Atem gespannt an. Langsam gleiten seine Finger hinab, seinen Bauch hinunter bis zu seinem rechten Oberschenkel; dort hält er kurz inne bevor er dann doch das schmerzende Fleisch berührt. Sofort reißt er seine Hand zurück und muss schwer schlucken um nicht erneut aufzuschreien. Er betrachtet die zitternden Finger seiner Hand, die nun mit einer roten Flüssigkeit überzogen sind. Nun weiß er, dass seine Haut wieder einmal aufgeplatzt ist und dass er bald eine weitere Narbe an eben genau dieser Stelle tragen wird... eine weiteres Zeugnis der Schikanen, die er hier durchleiden muss... Ein Knallen, das dem einer Peitsche nicht unähnlich ist, und ein weiterer ziehender Schmerz an seinem Bein, lassen den kleinen Jungen wieder aufschreien. So wird es auch immer weitergehen bis Kai keine Kraft mehr zum Schreien und keine Tränen mehr zum Weinen hat. Erst dann wird Boris von ihm ablassen. Erst dann... Die nächsten Schläge mit dem Gürtel, den Boris wohl in der Zeit aus seinem Hosenbund gezogen hat, als Kai nicht ganz bei sich war, erträgt der Fünfjährige tapfer und versucht so weit es ihm eben möglich ist, seine Schreie und Tränen zu unterdrücken, damit seine Tortur hoffentlich bald ein Ende findet. *~* Flashback End *~* An dieser Stelle unterbricht Kai seine Erzählung. Stille durchzieht den Raum, nur das Atmen Kais durchdringt sie. Ich selbst habe vor Anspannung den Atem angehalten, was ich erst jetzt bemerke; dass ich bisher noch nicht wegen Luftmangels umgekippt bin, ist das reinste Wunder, denn ich habe bestimmt schon seit ganzen zwei oder drei Minuten keinen Atemzug mehr getan. Gut hörbar lasse ich den Rest Luft aus meiner Lunge entweichen. Schockiert. Das ist das einzige Wort, das es wenigstens halbwegs schafft, meinen derzeitigen Zustand zu umschreiben. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber bestimmt nicht mit so einer blutigen, grausamen und so detailliert erzählten Geschichte. Ich denke, Kai erzählt nicht bewusst auf diese Weise sondern schildert nur die Bilder, die zeitgleich in ihm aufsteigen. Eigentlich erzählt er also nicht mir diese ganzen Dinge sondern spricht sie mehr sich selbst vor. Er tut mir leid, aber trotzdem will ich, dass er weiter erzählt -die menschliche Neugier... Ein schlimmes Laster... Mein ganzes Bewusstsein steht Kopf, ich weiß nicht was ich denken oder fühlen soll, bin völlig verwirrt. Was soll ich mit meinem neu erworbenen Wissen über Kais Vergangenheit anfangen? Verkrafte ich es überhaupt mir das weiter anzuhören? "Ray, alles in Ordnung? Soll ich aufhören?", dringt Kais sanfte Stimme an mein Ohr und lässt mich aus meinen Grübeleien schrecken. Ich nicke. "Ja, alles klar...", murmle ich alles andere als glaubwürdig. "Sicher? Du bist so blass..." "Ja, es geht schon. Ich mach mir mehr Sorgen um dich...", meine ich besorgt. Kai ist blass, vermutlich noch wesentlich blasser als ich. Aber wer könnte es ihm auch verdenken? Immerhin erinnert er sich gerade an den wohl schlimmsten Tag seines bisherigen Lebens, und das nur, weil er glaubt, mir noch eine Erklärung schuldig zu sein... Gewissensbisse plagen mich. Wie konnte ich nur zulassen, dass er sich geistig in seine Kindheit zurückversetzt, obwohl ich doch geahnt hatte, dass diese nicht gerade rosig war? "Nein, Ray...", beginnt Kai. Erstaunt schaue ich ihn an. Was meint er nur? "Du brauchst dir keine Gedanken um mich machen. Es ist nunmal so gewesen. Einfach ein Teil meiner Vergangenheit und mir. Unveränderlich." Kai lächelt mich schwach an. Er scheint zu versuchen mich zu beschwichtigen und das, obwohl er doch selbst so fertig mit den Nerven ist... Er ist wirklich stark... "Soll ich weiter erzählen oder ist es dir lieber, wenn ich hier aufhöre? Aber eine Warnung vorweg: es wird nicht schöner...", gibt er mir zu Bedenken. "Nein, jetzt wo wir schon soweit gekommen sind, möchte ich das gerne bis zu Ende hören! A-außer natürlich du willst nicht mehr!", gebe ich Antwort. Ich könnte verstehen, wenn Kai nicht mehr weitermachen will... Doch dieser schüttelt den Kopf und wieder umspielt ein mattes Lächeln seine Lippen. "Nein, du hast schon Recht: jetzt wo schon so viel gesagt ist, sollten wir das ganze auch beenden! Vielleicht schaffe es dann sogar ich selbst mit diesem ganzen Mist abzuschließen..." Zum Ende hin wurde seine Stimme immer leiser, nachdenklicher und auch irgendwie trauriger. >Das hoffe ich für dich, Kai... Das hoffe ich für dich...< Er räuspert sich gut hörbar und lässt mich wieder aufhorchen -diese verdammte Neugier! "Nun, wo war ich?" Er überlegt kurz, dann fährt er fort... *~* Flashback *~* Endlich findet der Hagel aus Peitschenhieben mit dem Gürtel ein Ende. Nun liegt der Kleine noch immer an die Wand gelehnt und blutüberströmt da; selbst zum Weinen und Schreien zu schwach. Keine Bewegungen mehr außer den seichten Auf- und Abbewegungen seines Brustkorbes, das das einzige Zeichen dafür ist, dass er noch nicht tot ist, noch immer ein kleiner Funke Leben in ihm steckt, und dem Zittern, das seinen ganzen geschundenen Körper durchschüttelt. >Endlich<, das ist sein einziger Gedanke, >hat das hier ein Ende... Endlich...< Er würde lächeln, wenn er dazu noch imstande wäre. Sehnsüchtig wartet er darauf, dass Schritte zu hören sind, sich entfernende Schritte. Wartet auf die vertrauten Geräusche einer Tür, durch die jemand den Raum verlässt. Er kann es gar nicht erwarten wieder allein zu sein. Ja, er will lieber allein sein, die ganze Nacht, wenn es sein muss, als dass dieser grausame Mensch, den er "Gaspadin" nennen muss, bei ihm bleibt. Keine Sekunde länger will er die Anwesenheit dieses Sadisten spüren. Voll Ungeduld wartet er, doch... ... ...es rührt sich nichts... ...Alles bleibt still... ...Nur das Atmen zweier Menschen unterdrückt die volle Ausbreitung der Stille... "Wunderschön...", flüstert eine dumpfe Stimme über ihm heiser. Kai weiß, dass sie nur einer Person gehören kann, kann aber nicht begreifen, was diese meint. Was sollte es hier "Wunderschönes" geben? Wieder tritt eine Zeit lang Stille ein. Kai empfindet diese Stille als erdrückend, doch kann er dieses Gefühl nicht einordnen. Könnte er allerdings noch seinen Blick heben, dann wüsste er warum. Dann würde er das unheilverkündende Grinsen, das Boris' Gesicht zu einer noch grauenvolleren Grimasse verzieht als es bisher der Fall gewesen ist, und seine leuchtenden Augen sehen. Würde die gierigen Blicke seines Peinigers sehen, der gerade auf einen neuen Gedanken gekommen ist. "Möchtest du wissen, was mir gerade aufgefallen ist, Kai?" Eine rein rhetorische Frage, denn Boris' wird sie in den nächsten Augenblicken so oder so beantworten. Am liebsten würde Kai den Kopf schütteln, sagen, dass er das lieber nicht wissen will, aber wie sollte er? Er war ja nicht einmal mehr fähig den kleinen Finger zu rühren... "Weißt du, wenn das Mondlicht so auf dich fällt," plötzlich spürt Kai den Atem des anderen an seinem Ohr; Boris musste sich wohl vor ihn gekniet haben. "bist du wunderschön...", beendet er seinen Satz flüsternd und mit ungewohnt ruhiger Stimme. Kai stockt der Atem. Panische Angst ergreift von ihm Besitz. Er würde fliehen... wenn er doch nur könnte... Aber er sitzt fest. Was auch immer folgen würde... er könnte nichts dagegen tun... Er wäre dem anderen völlig ausgeliefert... "Du siehst dann fast aus...", ein dreckiges Grinsen umspielt die Lippen des Lilahaarigen, was Kai wieder nicht sehen kann, "wie ein hübsches Mädchen..." Kai durchfährt ein eisiger Schauer, als er plötzlich etwas Warmes an seinem Hals knapp unter seinem linken Ohr fühlt. Und als er schließlich begreift, dass es sich bei diesem warmen Etwas um Boris' feuchte Zunge handelt, die lieblos versucht sein Ohr und den Hals zu liebkosen, packt ihn unbeschreiblicher Ekel und er würde den Älteren am liebsten von sich stoßen. Doch selbst jetzt, wo er doch wirklich mehr als genug Grund dazu hat seine Kraftreserven aufzubrauchen um sich zur Wehr zu setzen, kann er sich nicht rühren... und schon gar nicht wehren... Er spürt wie Boris' Hand an seinem geschundenen Körper hinuntergleitet. Schließlich erreicht sie den Hosenbund und öffnet den Verschluss. Ruckartig setzt sich der Erwachsene auf und reißt Kai die Hose mitsamt der Shorts vom Leib; Kai jault kurz auf, als der kratzige Stoff über die offenen, blutenden Wunden an seinen Beinen gezogen wird. Vorsichtig schielt Kai mit halbgeöffneten Augen zu dem nun über ihm Knienden. Voll Schrecken muss er festestellen, dass aus dessen Blick Gier und Lust hervorstechen. Gier und Lust nach ihm... nach seinem Körper... Und obwohl er noch so jung ist, begreift er... begreift, dass Boris ihm nun noch mehr Schmerzen und Erniedrigung zuführen will, auch wenn er nicht genau weiß, wie dies geschehen wird... Er spürt wie der Ältere seine Zunge über die Innenseiten seiner Schenkel gleiten lässt. Plötzlich lässt ihn ein brennender, pulsierender Schmerz das Gesicht verziehen. Boris scheint das mehr zu befriedigen als zu stören, denn er grinst und fährt mit dem fort, wegen dem Kai vor Schmerz am liebsten schreien würde. Immer wieder leckt er über die frischen Wunden an den Beinen des Jüngeren, bohrt seine Zunge wie einen Speer in das aufgerissene Fleisch und leckt die daraufhin austretende rote Flüssigkeit voll Genuß auf. In diesem Moment dachte Kai, es könne nicht mehr viel mehr geschehen, dass er nur noch diesen Schmerz aushalten müsste und dann seine Ruhe und Zeit zur Erholung hätte. Aber schnell begreift er, dass dies nur der erste Schritt zu weiterem Schmerz und weiterer Erniedrigung wäre. Voll Angst beobachtet er wie sich der Ältere im nächsten Augenblick seiner eigenen Hose entledigt. Schnell schließt Kai die Augen, schämt sich zu sehr beinahe völlig unbekleidet gesehen zu werden und davor, die Nacktheit dieses Mannes, der ihm so fremd und doch so gut bekannt ist, zu sehen. Hätte er nicht schon so viel Blut verloren, dann wäre er vermutlich vor Scham errötet, aber so bleiben seine Wangen kreideweiß. Erst als ein reißender Schmerz in seinem Unterleib entsteht, reißt er die Augen wieder auf und lässt einen heiseren aber schrillen Schrei frei. Tränen schießen in seine Augen und fließen beim nächsten Wimpernschlag seine Schläfen hinunter, tropfen zusammen mit dem vielen Blut, das seinen Körper aus all den natürlichen und unnatürlichen Öffnungen verlässt, auf den Boden. Tief war der Mann in den kleinen Jungen eingedrungen, konnte seine Gier nicht mehr im Zaum halten... und hat nun Spaß daran das Kind noch mehr leiden zu lassen... will noch einmal diese wohligen Klänge seiner schmerzverzerrten Stimme hören, die verzweifelt um Hilfe schreit... Will mehr Blut und Tränen fließen sehen... Immer fester und völlig ohne jede Rücksicht stößt er immer wieder zu, dringt immer tiefer in den Körper Kais ein, genießt die wohlige Enge, die Befriedigung und die Macht, die ihm zuteil geworden ist. Ja, er hatte die Macht. Nur er allein kann über Gnade und Strafe richten, er allein hat die volle Kontrolle über alles -auch über das Schicksal dieses Kindes, das sich all seinen Befehlen zu beugen hätte, seien sie auch noch so grauenvoll und selbstzerstörerisch... Eine Ewigkeit... ...die unendliche Weite der Zeit... ...Sekunden werden zu Stunden... ...Minuten zur Ewigkeit... So kommt es dem Jungen vor... so und noch viel länger... Der Schmerz ist unerträglich, scheint ihn innerlich zu zerreißen... Jeder Stoß, eine weitere Qual... Jedes lustvolle Stöhnen über ihm, ein unendliches Dröhnen in seinem Kopf... Er versucht seiner Pein zu entgehen indem er sich weit weg wünscht. An einen Ort fern von hier. Ein Ort ohne Schmerz, ohne Leid, ohne diese Qual... Ein letzter Stoß, ein letztes erregtes Stöhnen. Dann endlich entzieht sich der Mann dem Kind, steht auf, zieht sich wieder an, ordnet seine Kleidung und seine strähnigen, verschwitzen, lilanen Haare. Ein zufriedenes Grinsen ziert sein steinernes Gesicht. Ohne einen weiteren Blick... ohne ein weiteres Wort... ohne jede Reue... als wäre nichts geschehen... verlässt er den Raum und lässt den kleinen Jungen einfach zurück. Allein... Endlich wieder allein... Niemand mehr... keiner mehr da, der ihm Schmerzen zufügen könnte... Niemand außer ihm selbst... Nichts... Nichts außer der Stille, dem Mondenschein und der Kälte... Schmerz... unsäglicher Schmerz... körperlich und seelisch... Erniedrigung... Gedemütigt... Gebranntmarkt für die Ewigkeit... Tränen... Tränen, die ihm in den Augen stehen, aber nicht geweint werden wollen... Tränen auf dem Boden, glitzernd ihm sanften Licht, des weißen Himmelskörpers... *~* Flashback End *~* Schweigen. Keiner von uns vermag es etwas zu sagen. Wenn ich vorhin noch behauptet habe, schockiert gewesen zu sein, dann wusste ich noch nicht, was dieses Wort überhaupt bedeutet. Erst jetzt weiß ich, was absolute Fassungslosigkeit und Schockierung bedeutet. Schon seit einer Ewigkeit starre ich den Boden an, weil ich gemerkt habe, wie sehr Kai versucht hat meinem Blick auszuweichen; es hat ihn verunsichert und das wollte ich schließlich nicht. Aber auch jetzt wage ich es einfach nicht den Blick zu heben. "Verdammt... Dabei habe ich mir doch geschworen nie wieder zu weinen...", ertönt plötzlich Kais Stimme heiser. Erschrocken schaue ich auf. Und tatsächlich: Kai weint. Unaufhaltsam laufen ihm die Tränen die blassen Wangen hinunter. Ein belustigtes aber dennoch unendlich trauriges Lächeln zeigt sich auf seinem Gesicht, während er versucht, die salzige Flüssigkeit wegzuwischen -doch erfolglos. Immer mehr Tränen rollen hinab. "Kai...", flüstere ich heiser und ehe ich mir im klaren darüber bin, was ich überhaupt tue, sitze ich schon neben ihm auf der Bettkante und lege meinen Arm um seine Schulter. Erst zuckt er unter der Berührung zusammen, versucht noch sich von mir wegzudrücken, aber das lasse ich nicht zu. Ich will nicht, dass er schon wieder glaubt, er müsse mit seinem Schmerz allein zurechtkommen. "Verdammt, es hört einfach nicht auf..." Wieder klingt es belustigt, aber ich spüre seine Traurigkeit und Verzweiflung, die er zu verstecken versucht. Ich weiß nicht genau was er meint, tippe aber auf den nicht versiegen wollenden Tränenfluss. Er könnte aber genauso den Schmerz meinen, der nicht nachlassen will. Vielleicht meint er auch beides, aber das läuft alles auf dasselbe hinaus, nämlich, dass er jetzt meine Hilfe braucht. "Ist schon gut... Das ist okay...", flüstere ich ihm zu und kann deutlich spüren, dass er sich leicht an mich lehnt, richtig zaghaft als hätte er Hemmungen zuzugeben, dass er jetzt Nähe braucht. Sanft aber bestimmt ziehe ich ihn mehr in meine Umarmung. Kai nimmt das schließlich als Anlass, sich an mich zu schmiegen, sein Gesicht in meinem Oberteil zu vergraben und hemmungslos zu schluchzen. Wieder verbirgt er also sein Gesicht vor mir. Wieder versucht er sich zu verstecken. Seine Tränen, seine Gefühle vor mir zu verbergen... und da spricht er von Vertrauen? Sanft streichle ich ihm über den bebenden Rücken. "E-es tut mir so leid... Ich will doch... doch nicht mehr weinen...", bringt er zwischen seinen Schluchzern voller Reue hervor. "Nein, Kai! Das ist absolut in Ordnung. Niemand hat mehr Grund zum Weinen als du!" Ich weiß nicht, ob es gut ist ihn in seiner Vorstellung, dass er wohl der unglücklichsten Menschen der Welt ist, zu bestärken, aber andererseits glaube ich nicht einmal wirklich, dass er sich selbst als diesen sieht. Minutenlang sitzen wir so da, ohne dass Kai es schafft sich zu beruhigen. Und auch ich kann nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen steigen, auch wenn diese es nicht schaffen, über meine Wangen zu rollen. Irgendetwas in mir verhindert, dass ich mit ihm weine. Vielleicht meine Sorge um ihn, meine Sorge um Kai? "Ray?", fragt er leise, als er es endlich geschafft hat seinen Tränenfluss zum Versiegen zu bringen. "Ja?", frage ich ebenso leise zurück. "Ich... ich schäme mich so..." Seine Worte sind der Auslöser für ein heftiges Zusammenzucken meinerseits. Was sollte das? Wofür schämt er sich? Für seine Tränen? Aber ich habe ihm doch erklärt, dass das absolut okay ist! Oder meint er vielleicht...? Ich meine, man hört ja oft davon, dass die Opfer einer Vergewaltigung einen enormen Selbsthass entwickeln und sich einreden, selbst an allem Schuld zu sein, dass sie sich dreckig und benutzt fühlen. Aber warum ist das so? "Du brauchst dich nicht schämen! Du bist schließlich nicht Schuld daran...", versuche ich ihm klarzumachen, aber scheitere. "Doch, ich bin Schuld... Ich..." "Nein!", unterbreche ich ihn bestimmt, "Das ist nicht wahr! Der einzige, der etwas dafür kann und sich schämen sollte, ist dieser Mistkerl Boris! Du hast dir gar nichts vorzuwerfen, also hör auf, dir etwas anderes einzureden!" Meine Stimme klingt hart, vielleicht sogar zu hart, aber ich will nunmal keinen weiteren Widerspruch zulassen. Erstaunt richtet Kai sich auf und schaut mich an. E sieht richtig fassungslos aus, als hätte ich ihm gerade erzählt, die Erde wäre eine Scheibe. Doch schon bricht er den Augenkontakt wieder ab indem er die Augen schließt. Zeitgleich führt er die Hand an seine Stirn und schwankt ein wenig vor und zurück. "Kai, was ist mit dir?", frage ich erschrocken. Waren meine Worte doch zu hart? "Kopfschmerzen... Mir ist schwindelig...", murmelt er. Kurz entschlossen drücke ich ihn mit den Worten "Du solltest dich besser hinlegen" auf die Matratze unter uns. Etwas verdutzt dreinschauend lässt er sich auch zum Liegen bringen. "Du hast dich übernommen heute, du solltest jetzt eine Runde schlafen sonst kippst du uns noch um.", meine ich eindringlich, während ich ihn andächtig zudecke. "Schlaf gut und ruh dich gut aus! Will ja nicht, dass du krank wirst! Also, gute Nacht!", meine ich während ich schon im Begriff bin, das Zimmer zu verlassen. Gerade als ich die Klinke der Tür umschließe, höre ich noch einmal Kais schwache Stimme. "Danke, Ray..." Erstaunt schaue ich mich um, will ihn fragen, was er meint, aber... >Er schläft...<, stelle ich fest >Das ging aber echt schnell... Er muss wirklich fertig sein...< Leicht schmunzelnd und nicht wissend, worauf sich seine letzten Worte bezogen haben, verlasse ich das Zimmer und lasse den selig Schlafenden allein, in der Hoffnung, dass ihm nun Ruhe und Erholung zuteil werden. So, das war's ^________^ Hoffe es hat euch gefallen? Würd mich wie immer seeeeeeeehr über Kommis freuen ^______^ *fröhlich mit dem Zaunpfahl rumfuchtel* Wann das nächste Kappi kommt, weiß ich noch nicht, weil ich mal wieder zeittechnisch total verplant bin @.@" Aber ich werd mich natürlich beeilen ^__________^ heagdl *alle durchknuddel* Cu, Ginger Kapitel 18: Berg- und Talfahrt oder: Kinderseele (ein Übergangskapitel) ----------------------------------------------------------------------- Ginger: *reinhüpf* Hallo Leute ^o^ Bin wieder daaaa~haaa ^_______^ Kai: Gott bewahre -.- Ginger: Hast du etwa was gegen meine werte Anwesenheit einzuwenden? Kai: Nein, wie kommst du denn darauf? Etwa wegen den paar Mordanschlägen in den letzten Monaten? >.> Ginger: Das ist bei dir doch normal oder etwa nicht? O.ô Kai: Seh ich aus wie'n Serienkiller? >.< Ginger: Willst du da wirklich ne Antwort drauf? û.ú Kai: ... Nein, lass stecken ">.> Ray: Ach Kai-chan, nimm's nicht so schwer *Kai knuddel* Bald isses ja überstanden ^o^ Kai: *seufz* Ja, endlich hat dann all unser Leiden ein Ende Ginger: Man sollte den Tag nie vor dem Abend loben! Kai: Es IST Abend >.> Ginger: Das ist doch egal -du weißt wie ich das gemeint hab >.< Kai: Bin ja nicht Tyson... <.<" Ray: Na Gott sei Dank! Zwei von der Sorte und ich würd mich freiwillig aus'm Fenster stürzen >.> Ginger: Apropos, wo steckt der eigentlich? O.ô ... Kenny: *Kopf durch die Tür steck* Der schmollt Ray: Warum denn das? O.ô Kenny: Er meint, er würde immer nur die Arschkarte ziehen und keiner hätte ihn lieb. Deshalb will er nicht mehr auftauchen, sagt er Ginger: Aber das kann er doch nicht machen! O.O" Kai: Ach, und warum nicht? Ray: Sei doch froh, dann sind wir ihn los Ginger: Aber ich brauch ihn noch! Ray&Kai: *Ginger komische Blicke zuwerf* Ginger: Was denkt ihr eigentlich schon wieder? >.<" Ich mein: wer soll denn den Spott aller ertragen, wenn nicht er? Kai: Das ist ein Argument... Ray: Tja, und nun? ... Kenny: Außerdem meint er, er würde generell zu wenig vorkommen... Der hat grad reden! Ich wurde gerade mal namentlich erwähnt! Ich hatte noch keine einzige tragende Rolle! Ich werde immer übergangen, ignoriert und - ~Tür kracht zu und Kenny ist hinter dem Holz verschwunden~ Ginger&Kai: ... Äh, Ray? O.ô Ray: Sorry, aber es hat genervt ">.> Ginger: O.ô *räusper* Naja, egal... Kai: Wie kann man sich drüber aufregen, nicht in dieser saudämlichen FF aufzutauchen? Ich wär froh drüber! Ray: Dem schließe ich mich an û.û Ginger: Euch gefällt's wirklich nicht, oder? Kai: Seh'n wir vielleicht so aus? Ray: Oder hören wir uns danach an? Kai: Was erwartest du denn? Du hast uns alle auf's übelste leiden lassen! Ich wurde vergewaltigt, angegriffen, angeschrien und psychisch fertig gemacht! Ginger: Dafür hast du Ray bekommen! Kai: Das macht's aber nicht wieder gut! Ray: A-aber Kai! Q.Q Kai: Nimm's nicht persönlich *Ray tätschel* Ray: Ich fühl mich so... abgeschoben T.T Ginger: Kai, du bist gemein zu ihm... Das hat er nicht verdient >.> Kai: Mag sein... Ich würd vielleicht netter sein, wenn ich ihn wenigstens vö- Ray: *Kai den Mund zuhalt und knallrot anlauf* Wir wollen doch jugendfrei bleiben, ne? Kai: *Rays Hand wegschieb* Jugendfrei? Hallo? Hast du die FF etwa nicht gelesen? Das dürfte mindestens FSK16 sein! Ginger: Seid ihr mal fertig dahinten? Ich würde mich gerne endlich den Lesern zuwenden >.> Ray: Willst du denen das wirklich antun? Ginger: Womit hab ich ich euch nur verdient? ">.> Kai: Das frag ich mich auch ständig... Wir sind viel zu gut für dich laienhaften Schreiberling Ginger: Jetzt geht's aber los hier! Willst du etwa behaupten, meine Texte wären schlecht? ò.ó Kai: Nein, das würd ich nie behaupten! Das ist nämlich viel zu milde ausgedrückt! Ginger: Na herrlich, dann muss ich ja keinen Epilog mit deinem so heißersehnten Yaoi-Inhalt mehr schreiben! ... Kai: Hast du das echt vor? O.ô Ginger: Bis eben hab ich's zumindest in Erwägung gezogen. Hängt natürlich von der Meinung der Leser ab... ... Ginger: Ach, jetzt isser wieder still, was? -.-° Kai: Wie lang wird's denn noch bis zum Epilog dauern? Ginger: Hm, ein oder zwei Kapitel nach diesem hier, denk ich... Kai: Okay, dann lass uns diesen Teil hier schnell über die Bühne bringen! Ginger: Kai, du gibst dem Begriff "notgeil" eine ganz neue Bedeutung... Kai: *blush* Na und? Außerdem bin ich nicht notgeil, sonst würd ich ja nicht auf Ray warten, sondern nehmen was gerade da ist, oder? >.> Ray: *megablush* Könnten wir das Thema nicht einfach auf sich beruhen lassen und den Teil hier on stellen? Ginger: Ray, du definierst den Begriff "Verklemmtheit" >.> Ray: Bloß weil ich, im Gegensatz zu euch, nicht vor Publikum darüber diskutieren will? Ginger: Is ja letztendlich auch egal... *den Lesern zuwendt* So Leute, jetzt geht's endlich los ^o^ Erstmal -wie immer- ein großes Sorry, dass es so lang gedauert hat, aber ich hatte eine ziemliche Schreibblockade >.> Naja, jetzt ist sie jedenfalls wieder weg und da ist dieses Kapitel-Dings hier entstanden ^^° Ich find's grottenschlecht,... Kai&Ray: Wir auch! Ginger: ...aber das ist ja schließlich bei mir schon Normalzustand ^^° Kai: Zu Recht, möchte ich hinzufügen -.- Ginger: Egal >.> Ich wünsch euch trotzdem viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass ich wenigstens ein paar Kommis kriegen werd *hoffnungsvoll in die Leserrunde guck* Kai: Dein Dackelblick bringt bei dem Mist, den du hier verzapft hast, auch nix mehr >.> Ginger: Vermutlich hast du Recht, aber man wird jawohl noch träumen dürfen... Naja, wie gesagt: Viel Spaß! ^____________________^ Cu, Ginger *~* Ray PoV *~* Leise schließe ich die Tür hinter mir, lehne mich an deren Holz und atme einige Male kräftig durch. Als ich zu der Ansicht gelangt bin, mein Puls und Atem hätten sich wieder weitgehend normalisiert und meine Beine beständen nicht mehr nur aus Wackelpudding, stoße ich mich von der Tür ab und mache einige Schritte auf das angrenzende Wohnzimmer zu. Doch ebenso plötzlich wie ich mich auf den Weg hierher gemacht habe, halte ich inne. Ich zögere kurz, weil ich nicht genau weiß, ob mich mein Gefühl nicht doch trügt. Schließlich aber entscheide ich mich doch dazu, meinem Instinkt zu folgen und mein Ziel nicht länger im Wohnzimmer und der Gesellschaft meiner verbliebenen Freunde zu sehen sondern im Badezimmer und der dortigen Abgeschiedenheit. Als ich hinter der Tür verschwunden bin und diese hinter mir verschlossen habe, habe ich auch schon die Gewissheit, dass mich mein Gefühl nicht getäuscht hat. Die ersten Tränen steigen mir in die Augen und trüben meinen Blick. Ich hatte genau das bereits geahnt, war mir aber dennoch nicht sicher gewesen, denn immerhin habe ich ziemlich lange durchgehalten, ohne dass auch nur eine einzelne Träne ihren Weg aus meinen dennoch feuchten Augen hätte bahnen können. Eigentlich beachtlich wie lange ich meine Tränen zurückhalten konnte... Aber wieso eigentlich? Etwa wegen Kai? Wollte ich ihn nicht noch mehr belasten, indem ich zeige, dass auch ich diese vielen grausamen Details seiner Erzählung und damit seiner Vergangenheit verarbeiten muss? Mit durch den dichten Tränenschleier stark eingeschränkter Sicht tapse ich vorsichtig und langsam auf die Badewanne zu und lasse mich auf deren Rand nieder. Stumme Tränen bahnen sich ihren Weg über meine Wangen, sammeln sich an meinem Kinn und fallen von dort aus auf den weichen Stoff meiner Trainingshose, in dem sie dann langsam versickern. Trauer -tief in meinem Herzen begründet... Mitleid -für meinen Freund, meinen Geliebten, der so viel schlimmes hat durchmachen müssen... Hilflosigkeit -allein mit einem Berg Problemen, mit einem Wissen, das schlimmer ist, als die Unwissenheit zuvor, zurechtkommen müssen... ohne Hilfe... ganz allein... Unwissenheit -so vieles, was ich nun weiß, und doch keine Ahnung, was ich nun machen soll... Angst -die Befürchtung mich falsch zu verhalten, ihn noch mehr zu verletzen durch meine Unüberlegtheit... Hass -ein unendliches Schwarz, das meine Sinne benebelt und meinen Geist vergiftet, den Wunsch erweckt, zu vergelten, zu rächen... Doch auch wenn meine Augen von meinen mächtigen bewegenden Emotionen zeugen, mein Körper bleibt völlig ungeregt. Kein Beben, das ihn durchrüttelt. Keine Schluchzer, die meinen Mund verlassen. Keine stoßweisen Atemzüge. Keine Krämpfe, die meine Hände zu Fäusten ballen. Nichts. Völlige Regungslosigkeit. Aber nicht nur äußerlich. Auch in meinem Kopf herrscht gedankliche Ebbe. Mein Innerstes gleicht derzeit einem Gefäß, das mit einer Unmenge an Gefühlen angefüllt ist. Es ist, als wäre dieses Gefäß nun angestoßen worden und die vielen verschiedenen Empfindungen, die sich zuvor in Schichten aufgeteilt hatten, würden sich nun vermischen; immer wieder schwappt ein wenig von einer anderen Flüssigkeit der Gefühle über den Rand und bekommt dadurch kurzzeitig mehr Beachtung als die, die weiter unten angesammelt sind. So sitze ich eine ganze Zeit da ohne etwas zu tun oder zu denken. Lasse meine Gefühle einfach wild durcheinander wirbeln, während ich still den unzähligen Tränen nachblicke, die von dem blauen Stoff begierig aufgesogen werden. Erst als die letzten Tränen gefallen sind, kehren meine Gedanken aus ihrer Versenkung zurück. Und diese drehen sich einzig und allein darum, meinem angeschlagenem Geist Erholung zukommen zu lassen. Mag sein, dass ich nun egoistisch wirke, aber ich kann Kai schließlich nur dann helfen, wenn ich selbst keine Hilfe mehr brauche und stark genug bin, uns beide zu tragen. Sonst würden wir womöglich noch beide zusammenbrechen und das erscheint mir in keinem Fall erstrebenswert. Daher beschließe ich, mich aus der Abgeschiedenheit des gekachelten Zimmers zurückzuziehen und mich wieder in die Gesellschaft meiner beiden sich noch hier befindlichen Freunde zu begeben um mich abzulenken und dieses beklemmende Gefühl, ganz allein mit einem riesigen Berg an Problemen dazustehen, abzuschütteln. Ich bin bereit die Hilfe der anderen anzunehmen; doch diese Hilfe soll nicht aus Worten oder Taten bestehen sondern nur aus ihrer Anwesenheit, ihrem dadurch mir zuteil werdenden psychischen Beistand. Ich glaube, dass mir das mehr helfen wird, als es Worte oder Taten könnten. Langsam und leicht schwankend erhebe ich mich und strebe auf den Spiegel zu. Dort erschrecke ich mich erst einmal bei dem sich mir bietenden Anblick. Ich sehe mal wieder herrlich aus mit diesen verheulten, geröteten, geschwollenen Augen... Also wasche ich mir zunächst das Gesicht, schließlich muss ja nicht jeder gleich erkennen können, dass ich mir beinahe die Augen aus dem Kopf geheult habe. Sie sollen schließlich nichts falsches von mir denken... Und außerdem will ich die anderen beiden nicht auch noch mit in den Abgrund reißen, der Kai, Max und mich zu verschlingen scheint. Nachdem das kühle Nass meine Augen zumindest halbwegs wieder hat abschwellen und die salzigen, glänzenden Spuren der Tränen hat verschwinden lassen, greife ich nach der hölzernen Bürste, die am Waschbeckenrand liegt. Doch anstatt sofort mit der wahrscheinlich wieder einmal recht schmerzhaft ausfallenden Prozedur zu beginnen, nehme ich sie lediglich mit, um erst wenn ich mich wieder in Gesellschaft befinde, von ihr Gebrauch zu machen, denn schließlich weiß ich nur allzu gut, dass es wieder ewig dauern wird bis ich mit dem Durchkämmen meines Haares fertig sein werde. Und diese Zeit möchte ich nicht völlig alleine in diesem kalten Raum verbringen; ich möchte einfach spüren, dass ich nicht allein bin, denn sich einsam zu fühlen ist derzeit nichts, was mir in irgendeiner Form als nützlich erscheint. Mit einem letzten flüchtigen Blick in den Spiegel verlasse ich den Raum und schlurfe antriebslos in das Wohnzimmer. Ohne eine Begrüßung oder ein sonstiges Wort an die beiden hier sitzenden Gestalten, die ich nur beiläufig als Tyson und Kenny erkenne, zu richten, lasse ich mich auf einen der weichen Ledersessel fallen und schließe erschöpft die Augen, die noch immer leicht brennen. Erst als ich nach einigen Sekunden oder vielleicht auch Minuten -mein Zeitgefühl ist derzeit völlig aus dem Takt geraten- angesprochen werde, schlage ich die Lider wieder auf. "Warst du bei Kai? Wie geht es ihm?" Müde schaue ich Kenny an. Ich brauche eine Weile um mich dazu durchzuringen, eine Antwort zu geben. "Schläft." Knapper hätte meine Antwort nicht ausfallen können, aber Kenny scheint sich damit zufrieden zu geben, denn er nickt nur leicht und wendet sich dann wieder von mir ab. Wie in Trance greife ich nach der Bürste, die bisher unbeachtet auf der Sessellehne gelegen hat, und beginne damit, mir geistesabwesend die inzwischen beinahe trockenen Haare durchzukämmen. Wieder fallen meine Augen zu, doch meine Hände fahren mit ihrer Tätigkeit fort. Meine Gedanken schweifen umher, doch landen sie immer wieder beim selben Thema. Aber wer könnte es mir auch verdenken? Immer wieder kehren meine Gedanken zu den Geschehnissen der letzten paar Minuten zurück. Nunja, eigentlich nicht direkt, sondern eher zu dem, was ich gehört habe. Und ich verfluche mein bildliches Vorstellungsvermögen dafür, mich diese Szenen wie einen passiven Zuschauer immer wieder sehen und erleben zu lassen! Ob ich wohl heute Nacht auch nur ein Auge zubekommen werde? Wieder macht der Weg meiner Gedanken einen Schlenker. >Wie kann man so etwas nur jemandem antun? Noch dazu einem Kind! Ich versteh es nicht... und vermutlich ist das sogar besser so... Wer kann und will schon die kranken Gedanken eines Vergewaltigers nachvollziehen können?< Wieder formen sich die Bilder vor meinem Augen. Ein wimmerndes Kind, das erschreckende Ähnlichkeit mit dem jetzigen Kai aufweist, begraben unter einem Berg aus angespannten Muskeln eines Dreißigjährigen, der im selben Takt stöhnt wie der Junge erstickt aufschreit. Erschrocken schlage ich die Augen auf, nicht gewillt, diesen Anblick noch länger zu ertragen. Ich werde wohl die nächsten Wochen lang kein Auge mehr zu machen können... Nicht, solange ich dann diese Bilder sehen muss... Ich lasse meinen Blick über die Anwesenden schweifen um mich irgendwie abzulenken. Zuerst fällt mein Blick auf Kenny, der im Schneidersitz auf dem Sofa mir schräg gegenüber sitzt und irgendetwas in seinen Laptop einzutippen scheint. Dizzy ist währenddessen erstaunlich ruhig. Zwar sagt sie einige Worte, aber sie scheint sie mehr zu flüstern als normal auszusprechen. Ihre metallene Stimme wendet sich ganz allein an den Chef, der ihr allerdings nie antwortet. Oder tippt er vielleicht die Antwort? Ich weiß es nicht und es soll mir auch egal sein... Mein Blick löst sich von dem kleinen Braunhaarigen und seinem technischen Wunderwerk und sucht den Raum ab, findet aber nicht das, was er gesucht hat. Ich wundere mich schon, wo Tyson abgeblieben sein könnte, als ich ihn doch noch entdecke. Er sitzt völlig entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, auf dem Fensterbrett und starrt hinaus. Sein Blick ist starr und gleichzeitig irgendwie leer, als wäre sein Geist mit etwas ganz anderem beschäftigt als uns seine äußere Haltung Glauben machen will. Woran er wohl denken mag? Aber ehrlich gesagt mache ich mir keine wirklichen Gedanken darüber, denn schon schweifen meine Gedanken wieder ab, während ich mir weiter, ohne darauf zu achten, was ich überhaupt tue, die durch das Handtuch miteinander verwobenen Haare durchkämme -ich bemerke nicht einmal mehr das entsetzliche Ziepen, das mich sonst immer beinahe in den Wahnsinn treibt. Meine sonst immer abrufbare Konzentration ist in den unendlichen Weiten meines Innern verschollen, vermutlich begraben unter den Gefühlsmassen, die auch mich selbst langsam zu erdrücken scheinen. Die bedrückte Atmosphäre ist nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, obwohl ich mir eigentlich hätte denken können, dass auch die beiden hier Anwesenden an den Ereignissen des heutigen Tages zu knabbern haben. Als ich dann schließlich spüre, wie diese Stimmung, die ich doch zu vertreiben versuchte, auch von mir immer mehr Besitz zu ergreifen scheint, beschließe ich, dass ich zu gehen habe. Ich habe das dringende Bedürfnis hier schnellstmöglich zu verschwinden; muss hier unbedingt raus. Fast schon überstürzt springe ich auf, werfe die kleine Bürste beiläufig und auf den kleinen gläsernen Tisch, wo sie mit einem recht lauten Geräusch aufkommt, der zumindest Kenny zusammenzucken lässt, und strebe auf den Kleiderhaken nahe der Eingangstür zu, an der meine Jacke hängt und unter dem meine Schuhe stehen. Ich greife mir beides und streife mir die Sachen schnellstmöglich über. "Wohin willst du?", kommt die Frage aus dem Raum, aus dem ich im Begriff bin zu fliehen. Es ist Kenny. "Weg, spazieren oder so.", meine ich abweisend und schon bin ich zur Tür hinaus und springe die Stufen nach unten. Ich habe es so eilig hier herauszukommen, dass ich beinahe einige Leute umgerannt hätte, als ich durch die große Eingangshalle stürme. Aber das ist mir egal, solange ich deshalb nicht wegen dieses Verhaltens aus dem Hotel geworfen werde. Ich habe nur noch einen Gedanken: raus hier und der erstickenden drückenden Luft des Gebäudes entkommen! Erst als ich vor der Tür angekommen bin und mir ein kalter Wind ins Gesicht weht, bleibe ich stehen. Ich schließe die Augen und atme begierig die kühle Luft ein. Dann erst mache ich mich langsam auf den Weg, aber wohin mich dieser führen wird, weiß ich noch nicht. Erst einmal werde ich wohl einfach nur dem Verlauf der Straße folgen, wohin mich dieser auch immer führen mag. Tief sauge ich die frische Luft in meine Lungen. So bekomme ich langsam meinen Kopf von all den störenden Gedanken frei, die mich bedrücken. Und die, denen es sich zu widmen lohnt, bleiben in kristalliner Form zurück. Irgendwie bewirkt die frische wenn auch recht kühle Luft, dass ich alle überflüssigen Gedanken verdrängen und alles aus einem anderen, objektiverem Blickwinkel betrachten kann. Ich weiß nicht genau, warum das so ist, aber das muss ich auch nicht, solange es nur weiterhin so bleibt. Nachdem die geballte Ladung Sauerstoff ihre Arbeit in meinem Kopf verrichtet und so meinen Blick für das Wesentliche geschärft hat, beginne ich langsam, Schritt für Schritt wieder über alles nachzudenken, beginnend mit der Gesamtsituation. Mir fällt auf, wie sehr sich doch unser aller Leben verändert hat. Und das innerhalb von nur zwei Tagen! Schon erstaunlich wie schnell sich alles ändern kann... Wer hat eigentlich festgestellt, dass nach jedem Hoch ein Tief kommt? Dass man, je höher man fliegt, umso tiefer fallen wird? Wer auch immer es war, er hat verdammt recht! Das habe ich jetzt einmal so richtig zu spüren bekommen... Wenn man bedenkt wie unendlich glücklich ich noch vor genau zwei Tagen war, kann man kaum verstehen, wie ich nun so niedergeschlagen sein kann... Ein feines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, als in mir die Erinnerung hochsteigt. Mir kommt wieder in den Sinn, was alles an besagtem Tag passiert und wie bunt mir die Welt da erschienen ist. Wie Kai mir diese wunderschöne Liebeserklärung gemacht hat... Unser erster Kuss -so leidenschaftlich und doch so unschuldig... Wie wir uns gegenseitig im Arm gehalten und gekuschelt haben... Ich seufze verzückt. Aber... gilt diese Weisheit eigentlich auch andersrum? Dass nach jedem Tief ein Hoch folgt? Besteht das ganze Leben nur aus einem ewigen Auf und Ab? Einer ewigwährenden Berg- und Talfahrt? ... Ja, ich denke, genauso ist es... Zumindest kommt es mir so vor... Aber... sind die Hochs auch immer genauso hoch wie die Tiefs tief sind bzw. umgekehrt? Sind diese zwei Phasen immer von gleicher Dauer oder können die Phasen, die man als Tief bezeichnet, auch wesentlich länger sein als die, die gemeinhin als Hoch bezeichnet werden? ... Ja, vermutlich schon... Zumindest scheint das bei mir der Fall zu sein... Mehr als drei Monate ging es mir von Tag zu Tag immer schlechter. Ungewissheit plagte mich und mein Leben erschien mir aussichtslos. Dann vor zwei Tagen kam endlich die lang erträumte aber nie zu erhoffen gewagte Erlösung: Kai und ich gestanden uns gegenseitig unsere Liebe zueinander und mit einem Schlag war die ganze Welt schöner als je zuvor. Aber dieses Glücksgefühl, dieses Hoch, sollte nicht von langer Dauer sein, denn schon kurz darauf, als wir wieder im Hotel waren, passierte etwas mit Kai, das ich noch immer kaum begreifen kann, so unwirklich erscheint es mir. Und doch war es so. Also folgte auf ein dreimonatiges Tief, das sich in meiner depressiven Verstimmung äußerte, ein vielleicht ein bin zwei Stunden andauerndes Hoch, nämlich zu dem Zeitpunkt, als es sowohl Kai als auch mir gut ging und wir beide durch unser Bekenntnis von unseren Zweifeln und Ängsten erlöst waren. Dann folgte wieder ein auch etwa ein- bis zweistündiges Tief, als in Kai wieder die Erinnerung empor stieg und ihn innerlich zu zerreißen schien. Schließlich allerdings endete der Tag für uns wieder in einem Hoch, das dann über die Nacht hinweg bis hin zum frühen Vormittag andauern sollte. Ich kann nur hoffen, dass ich noch öfter ein solches Hoch erleben werde, denn es war wunderschön dicht an Kai gekuschelt einzuschlafen und am nächsten Morgen in seinen Armen zu erwachen... Tja, und nun sind wir wieder in einem abgrundtiefen Loch gelandet, das bis zum jetzigen Zeitpunkt greifbar ist (Anm. d. A.: Seit wann sind denn Löcher greifbar? O.ô). "Berg- und Talfahrt...", seufze ich leise meine Erkenntnis vor mich hin. Es scheint wirklich so zu sein, wie ich es mir dachte. Dass die schlimmen, bedrückenden Zeitpunkte mehr als die Hälfte unseres Lebens ausmachen. Aber warum? Warum sind gerade die Tiefs immer so unendlich lang? Oder erscheint es uns nur so? Wirken sie auf uns etwa nur länger, weil wir auf ihr Ende warten müssen? Weil wir sie nicht ertragen wollen? Aber... ist nicht gerade das der Grund, weshalb die wenigen Hochs, die in unserem Leben vorkommen, so unglaublich schön sind? Weil sie so selten und nur von kurzer Dauer sind? Ist das der Grund, weshalb wir im Allgemeinen immer still vor uns hin leiden müssen? Damit uns das Wieder-aufwärts-kommen als viel schöner erscheint? Als ich merke, dass meine Gedanken viel zu philosophisch werden, beschließe ich, dieses Thema einfach zu beenden -vorerst zumindest. Schließlich wollte ich Fragen beantworten und mir keine neuen ausdenken. Ruckartig werde ich aus meinen Gedanken heraus in die Realität zurückgerissen, als ich nach vorne stolpere. Scheinbar bin ich an einem etwas überstehenden Pflasterstein hängen geblieben und hätte daher beinahe den Bürgersteig küssen können. Erst jetzt hebe ich meinen Blick wieder, den ich zu Boden gerichtet hatte ohne darauf zu achten, was mir dieser zeigt. Verwirrt schaue ich mich um. Eine menschenleere Straße liegt vor mir, die von nur wenigen Laternen und Bäumen, dafür aber von umso mehr Häusern eingerahmt wird. Nichts außergewöhnliches lässt sich hier entdecken. Ich will schon wieder weitergehen, als ich einige Kinderstimmen vernehme. Die Rufe kommen von links, und als ich meinen Kopf in die Richtung drehe, entdecke ich einen kleinen Spielplatz, der von einer mittelhohen Hecke von der Straße abgegrenzt wird. Ich beschließe, einen Blick zu riskieren. Da ich aber nur knapp über das Gebüsch sehen könnte und ich keinen Grund weiß, weshalb ich den Spielplatz nicht betreten sollte, gehe ich dazu auf den kleinen Pfad zu, der auf das Gelände führt, und ehe ich mich versehe kann ich mir einen Überblick über eben jenes verschaffen. Es ist ein vergleichsweise richtig großer und schöner Spielplatz. Zu meiner Rechten erstreckt sich eine große Spielwiese, die von vielen kleinen gelben und weißen Wiesenblumen geziert wird. Der Boden ist sehr eben und bietet dadurch den idealen Fussballplatz. Auf der anderen Seite ist eine große Sandgrube mit einigen Spielgeräten, wie einem Klettergerüst mit integrierter Rutsche, zwei Schaukeln, zwei Wippen und einem recht großen Spielhäuschen. Alles ist in Regenbogenfarben gestrichen und der Sand ist noch schneeweiß; daraus schließe ich, dass dieser Spielplatz noch nicht allzu alt sein kann. Trotz der vielen Spielsachen ist die Sandfläche noch groß genug um gleich mehrere Sandburgen bauen zu können und vielen Kindern die Möglichkeit zum ungestörten Spielen zu bieten. Als Kind hätte man hier bestimmt viel Spaß... Um die Sandgrube herum sind einige Bänke so angeordnet, dass sowohl Unterhaltungen zwischen den dort sitzenden Personen als auch das gleichzeitige Überwachen der herumtollenden Kinder möglich sind. Einige dieser Bänke sind derzeit besetzt. Auf einer sitzen zwei Damen, beide so zwischen zwanzig und dreißig. Sie unterhalten sich und scheinen kaum auf die vier Kinder, die sich ebenfalls auf dem Gelände aufhalten und sich scheinbar prächtig amüsieren, zu achten. Auch mich würdigen sie keines weiteren Blickes. Und an der Bank direkt neben der der beiden Frauen, turnt ein kleiner Junge von vielleicht zwei, drei Jahren herum. Ich lasse mich auf einer der Schaukeln nieder und lasse meinen Blick erneut über das Gebiet gleiten, während ich leicht vor und zurück schaukle. Mir gefällt es hier wirklich gut. Vielleicht liegt das unter anderem auch daran, dass ich schon eine ganze Weile auf keinem Spielplatz mehr gewesen bin, obwohl ich nur gute Erfahrungen mit solchen Anlagen verbinde. Schließlich bleibt mein Blick an einem kleinen Mädchen hängen, das gerade dabei ist, eine gewaltige Sandburg zu errichten. Die Kleine ist so auf ihre Tätigkeit konzentriert, dass sie nichts um sich herum mehr wahrnimmt; auch nicht die zwei Jungen, die sich gegenseitig über den ganzen Spielplatz jagen. Gerade will ich etwas sagen, sie vielleicht warnen, da ist es schon passiert: ohne auf die Kleine zu achten stürmen die Jungen an ihr vorbei und zertreten in ihrer Eile die beinahe fertig gewesene Burg aus Sand. Und ohne ein Wort der Entschuldigung sind die beiden auch schon ganz vom Gelände verschwunden. Ich schaue zu dem Mädchen, das vielleicht so um die drei oder vier Jahre alt ist. Sie sitzt immernoch genauso da wie vorhin, scheint wie versteinert. Dann erst rollt ihr eine große Träne die Wange hinunter. Ohne wirklich darüber nachzudenken stehe ich auf und hocke nur kurz darauf vor der Kleinen im Sand, die mich nun aus großen Augen mustert. Ohne ein Wort oder einen Blick und völlig ungefragt beginne ich, die Burg wieder aufzubauen. Nachdem mir das Mädchen eine Weile einfach nur verwirrt zugesehen hat, packt auch sie mit an und schon nach kurzer Zeit steht die Sandburg wieder wie neu da, ist sogar ein ganzes Stück größer, als die ehemalige. Als ich aufstehe und beginne, mir den Staub von den Klamotten zu klopfen, bemerke ich, dass sich auch das Mädchen erhoben hat und mich von unten her anguckt. Als ich ihren Blick erwidere, lächelt sie mich überglücklich an. Sie ergreift meine Hand und drückt mir etwas in diese. Dann läuft sie ohne ein Wort einfach davon, zu einer Frau -vermutlich ihre Mutter- die eben erst im Geländeeingang erschienen ist. Ich schaue der Kleinen hinterher bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden ist. Dann erst bewege ich mich wieder und lasse mich schlussendlich erneut auf der Schaukel nieder. Eine Weile wiege ich hin und her. Dann erst fällt mir das Etwas in meiner Hand ein. Ich öffne sie und finde einen hellgrauen Kieselstein darin vor. Dieser ist beinahe oval und glitzert an einigen Stellen leicht im schwachen Sonnenlicht. Es ist kein besonderer Stein, sondern einer, wie man ihn so ziemlich überall finden kann. Und dennoch ist er etwas besonderes, denn er ist ein Geschenk. Das Geschenk einer Person, die mir danken wollte. Mir danken wollte, obwohl sie mich nicht kannte und wir nicht ein Wort miteinander gesprochen hatten. Ich lasse den Kiesel über meine Handfläche rollen, der mich immer an das überglückliche, wunderschöne und ehrliche Lächeln des kleinen Kindergesichts erinnert wird; es ist ein schönes Gefühl. Ich schließe meine Augen und sofort steigen mir wieder die vielen Fragen ins Gedächtnis, die mir doch tatsächlich kurzzeitig entfallen waren. Vor allem eine Frage beansprucht einen Großteil meiner Aufmerksamkeit. >Was kann nur in Max gefahren sein, dass er so ausgerastet ist?< Zeitgleich rufe ich mir die Erinnerung an seinen Gesichtsausdruck ins Gedächtnis, den er gezeigt hatte, als er Kai böswillig angegriffen hatte. So hatte ich ihn bis zu dem Zeitpunkt noch nie erlebt, weshalb sich mir dieses Bild förmlich ins Gedächtnis gebrannt hat. Aber noch eine weitere Frage, die eng mit der ersten verbunden ist, stellt sich mir: warum war ausgerechnet Kai Max' Ziel? Hatten sie sich etwa gestritten? Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Denn meines Wissens nach, reden die beiden, außer einigen Begrüßungen, praktisch nie miteinander. Und auch sonst scheinen sich die beiden absichtlich aus dem Weg zu gehen. Ich meine, bei Kai ist das nichts ungewöhnliches: er versucht uns allen aus dem Weg zu gehen und spricht grundsätzlich nur das nötigste mit uns, wobei er mit mir noch am meisten redet -zumindest seit gestern... Aber bei Max ist das etwas ganz anderes. Er redet normalerweise mit allem und jedem. Er ist nicht der Typ, der seine Gesprächspartner erst nach langem Grübeln auserwählt. Sobald er ein freies Ohr gefunden hat, fängt er an zu reden -dabei ist es ihm mehr oder minder egal, wem dieses Ohr eigentlich gehört. Nur bei Kai scheint er eine Ausnahme zu machen. Liegt das etwa nur daran, dass er weiß, dass das bei Kai vergebene Liebesmüh' ist? Aber es stört ihn doch sonst auch nicht, wenn sein Gegenüber nichts erwidert! Während ich nach möglichen Lösungsansätzen fische, schaukle ich weiter leicht vor und zurück und zeichne dabei eigenwillige Muster mit der Schuhspitze in den Sand. >Vielleicht sind die beiden auch einfach zu verschieden? Denn zu ähnlich sind sie sich auf jeden Fall nicht...< Ich brauche nicht lange überlegen, und schon habe ich eine Menge Gegensätze zwischen den beiden gefunden. Schon allein ihre Art mit Menschen umzugehen ist so verschieden, wie es nur sein kann. Auch charakterlich sind sie wie Tag und Nacht. Eigentlich ein Wunder, dass sie noch nie aneinander geraten sind... Vielleicht gehen sie sich gerade deshalb aus dem Weg? Um den großen Krach zu vermeiden? Oder... vielleicht können sie auch einfach nichts miteinander anfangen? Kommen einfach beide mit der Art des jeweils anderen nicht zurecht? Ja, das könnte es sein... Wahrscheinlich ist das sogar so ziemlich der einzige Punkt, in dem sie sich mal absolut einig sind... Dass es besser ist, so selten wie möglich beieinander zu sein... Ja, in der Tat sind Kai und Max absolute Gegenpole. Sie scheinen nichts gemeinsam zu haben, außer dass sie auf demselben Planeten leben und zur Spezies Mensch gehören -auch wenn wir den einen Sonnenschein und den anderen Eisblock nennen... Egal was die beiden auch tun, sie machen es immer genau andersherum, als es der andere machen würde. Verschiedener können zwei Menschen kaum sein... Aber das alles erklärt nicht, was dann gestern vorgefallen ist! Wenn sie doch nicht einmal miteinander gesprochen haben... was war dann los? Kai selbst sah auch recht ratlos aus... Ich hebe meinen Blick wieder vom sandigen Boden und dem darauf von mir gezeichneten Muster und schaue zum Himmel empor. Dieser zeigt ein schmutziges hellblau und einige gräuliche Wolken gleiten wie besonders dreckige Schafe vorbei. Während ich so den Himmel betrachte und gleichzeitig eine Genickstarre riskiere, ziehe ich fragend eine Augenbraue hoch, als wollte ich den Himmel oder wahlweise den lieben Gott, der dort irgendwo zu wohnen hatte -zumindest laut Religionsunterricht-, um Rat oder im besten Falle direkt um eine Antwort auf meine Frage bitten. Doch beide schweigen sich aus und lassen mich mit meinen Fragen einfach allein. Und da soll man nicht vom Glauben abfallen? >Wenn Max wirklich der einzige ist, der die Antwort kennt, dann werde ich wohl nicht um ein Gespräch mit ihm umhin kommen...< Bei diesem Gedanken verzieht sich mein Gesicht zu einer grummeligen Grimasse, wie Tyson sie drauf hat, wenn er morgens aufstehen soll. Ich will mich nicht mit Max unterhalten, auch wenn es mich interessiert, warum er sich heute entgegen seinem sonstigen Verhalten wie ein tobsüchtiger Jungbulle verhalten hat. Wieder muss ich daran denken, wie sich Kai und Max heute morgen am Tableau gegenüber gestanden haben. Und wieder steigt in mir diese Wut auf. Die, je mehr ich über diesen Vorfall nachdenke, immer größer wird. Schließlich bin ich so angespannt, dass ich meine Hände zu Fäusten geballt habe, bei denen die Knöchel weiß hervortreten, und meine Miene sich wie bei einem Sturmgewitter verfinstert hat. "Let it rip!" Mit diesem Ruf werde ich abrupt aus meinen Gedanken gerissen. Verwundert schaue ich mich um, kann aber auf den ersten Blick nichts entdecken. Ganz im Gegenteil: die beiden Frauen und das andere Kind, das bis eben noch hier auf der Bank herumgeturnt ist, sind verschwunden. Erst nachdem ich mich eine Weile lang umgesehen habe, erkenne ich, wo dieser typische Ausruf herkam; nämlich aus der so ziemlich hintersten Ecke der Fussballwiese. Zwei Jungen, beide wohl so um die acht Jahre alt, stehen um eine winzige Tableau-ähnliche Schüssel herum und scheinen gegeneinander zu bladen. Interessiert sehe ich ihnen von meinem Sitzplatz aus zu. Aber schließlich merke ich, dass sich meine Aufmerksamkeit weniger auf den Kampf als viel mehr auf die beiden Kinder richtet. Ich beobachte ihre Gesichtausdrücke, während sie mich gar nicht beachten. Beide sehen richtig fröhlich aus, obwohl -oder vielleicht auch gerade deshalb- in ihren Augen der Ehrgeiz und der Siegeshunger lodert. Sie kämpfen zwar ebenfalls wie wir für den Sieg, aber haben sie scheinbar noch nicht vergessen, dass es sich beim Bladen nur um ein Spiel handelt; sie haben noch wirklichen Spaß daran. Erfreuen sich mehr an dem Kampf als an ihrem Sieg. Sehen ihren Gegenüber noch immer als Freund und nicht nur als Gegner oder Konkurrenten auf den Sieg, wenn nicht sogar als Feind. Ihr Blick ist noch nicht getrübt von ausgearteten Machtkämpfen... Irgendwie beneide ich die beiden um ihre Einstellung zum Beybladen... Doch plötzlich unterbrechen die beiden ihren Kampf, greifen sich ihre Blades und und laufen kreischend davon. Erst als ich eine weitere Stimme vernehme, begreife ich, was vorgefallen ist, und muss unwillkürlich lächeln. Eine Frau um die dreißig stürmt wie ein Tornado über die Wiese und greift sich die Schüssel, die die beiden Jüngeren dort haben liegen lassen. Wütend schreit sie den beiden hinterher, die sie schon längst nicht mehr hören können, dass sie das Taschengeld der Jungen dazu nutzen wird, den demolierten Wok zu ersetzen. Als sie wutschnaubend an mir vorbei stampft, wirft sie mir einen finsteren Blick zu, der so in etwa bedeuten sollte: "was gibt es denn da so dumm zu grinsen?" Ich kann mir ein leises Auflachen nicht verkneifen. Schließlich bin ich ganz allein auf dem ausgestorbenen Platz. Ich beschließe, dass dies hier nun der geeignete Zeitpunkt ist, um zum Hotel zurückzukehren. Langsam schlendere ich den Weg dorthin entlang. Ich fühle mich schon wesentlich besser, auch wenn meine Fragen noch immer nicht geklärt sind. Ich beginne, mich wieder wohl in meiner Haut zu fühlen und denke, dass ich mich nun neuen Herausforderungen stellen könnte. Nicht dass ich es darauf anlegen würde, aber zumindest kann mich jetzt vorerst nichts so schnell erschüttern. Hätte ich vorhin irgendetwas an den Kopf geworfen bekommen, wäre ich sicherlich sofort in Tränen ausgebrochen. Ich hätte einfach gar nichts mehr ertragen können, war einfach zu belastet um noch weitere Bürden tragen zu können. Schließlich komme ich wieder am Hotel an. Der Rückweg kam mir unerklärlicherweise wesentlich länger vor als der Hinweg, obwohl dies technisch völlig unmöglich ist. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich diesmal bewusst auf den Weg geachtet und mich mit nichts anderem beschäftigt habe. Als ich schließlich unsere Suite betrete, schlägt mir wieder diese unnatürliche Stille entgegen, die mich leicht erschaudern lässt. Ich entledige mich meiner Schuhe und der Jacke und geselle mich wieder zu meinen Freunden, die sich immernoch beide im Wohnzimmer aufhalten; sie scheinen sich seit vorhin nicht bewegt zu haben. Dabei war ich nicht gerade kurze Zeit weg. Vermutlich so um die zwei Stunden -ich habe nicht auf die Uhr geachtet, als ich von hier weg gegangen bin. Kenny wirft mir nur einen kurzen Blick zu, als ich mich wieder in einen der Sessel fallen lasse; Tyson ignoriert mich ganz. Ich bin nicht mal sicher, ob er mitgekriegt hat, dass ich wieder da bin... oder überhaupt weg war... Er scheint noch immer über etwas nachzugrübeln. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist -einige Minuten bis einer Dreiviertelstunde vielleicht. Ich bin gerade am eindämmern gewesen und kurz davor einzuschlafen, was mir wahrscheinlich nur gut getan hätte. Umso stärker zucke ich zusammen, als nun plötzlich eine dumpfe aber recht laute Männerstimme die Stille des Raumes zerreißt. Mit klopfendem Herzen schaue ich auf und in Richtung Fernseher, der gerade angesprungen ist. Wütend funkle ich den Braunhaarigen mit der Brille an, der offensichtlich für das Anschalten des Apparates verantwortlich ist. Auch Tyson wirft dem Kleineren einen bitterbösen Blick zu ehe er sich wieder dem Fenster und seinen eigenen Gedanken widmet. "...Und nun zum Wetter! Von Osten her zieht ein Sturmtief auf. Es bleibt bis morgen stark bewölkt. Örtlich kann es zu kräftigen Gewittern kommen. Es besteht die Gefahr von Starkregen und Hagel. In Böen starker bis stürmischer Wind mit einzelnen schweren, teils orkanartigen Sturmböen zwischen 90 bis 115km/h. Die Temperaturwerte schwanken zwischen 3 bis 6°C. Morgen..." Der gute Mann mit der schlechten Nachricht kann nicht einmal seinen Satz beenden, denn Kenny scheint der Bericht für heute Abend bereits zu genügen. Er stellt den Fernseher ebenso ungefragt wie er ihn vorhin angestellt hat nun wieder aus. Wieder ist die Anspannung im Raum deutlich gestiegen. Wenn es möglich wäre, Dezibel im negativen Bereich darzustellen, dann wäre der Zeiger des dafür verantwortlichen Messgerätes spätestens jetzt unter Null gefallen. Es ist so still, dass ich die Stille fast schon schmecken kann. "Wollen wir ihn nicht suchen gehen?", durchbricht Tyson die Stille mit heiserer Stimme, der sich schon seit einer ganzen Zeit nicht mehr in irgendeiner Form geäußert hatte. Einen winzigen Augenblick lang muss ich doch tatsächlich überlegen, wen er mit "ihn" gemeint hat -Max natürlich! Der war schließlich schon seit nun gut fünf Stunden nicht mehr aufgetaucht. Aber ehrlich gesagt, würde ich mich nach so einer Aktion auch nicht allzu bald wieder blicken lassen... "Warten wir lieber noch eine Weile, vielleicht kommt er ja noch. Ich glaube nämlich nicht, dass er bei diesem Wetter noch allzu lange draußen bleiben wird.", meint Kenny nachdenklich. Tyson sieht ihn ausdruckslos an, aber ich spüre seine innere Aufgewühltheit. Ohne ein Wort wendet er sich dem Fenster zu und blickt wieder hinaus. Langsam stehe ich auf und gehe auf ihn zu. Ich lege ihm meine Hand auf die Schulter; er zuckt leicht zusammen, blickt sich aber nicht nach mir um. "Er wird noch kommen, keine Sorge.", meine ich leise. Ich schaue an seinem blauen Haarschopf vorbei und betrachte den Himmel. Wo sich bis eben zwar gräuliche aber nur vereinzelte Wolken aufgehalten haben, ist nun eine einzige große graue Wolke, die das Blau des Himmels komplett hat verschwinden lassen. Auch wenn ich bis eben noch misstrauisch gegenüber der Wetterankündigung für heute Abend war, jetzt finde auch ich, dass es schwer nach Regen aussieht. Bleibt nur zu hoffen, dass es bei Regen allein bleibt... Aber so, wie ich unser Glück kenne, wird es das nicht... >Max, beeil dich und komm zurück!<, bitte ich -und ich denke, auch alle anderen- gedanklich, während sich die Wolkenmassen zusehends verdichten... So, das war's vorerst ^o^ Wenn's gefallen hat -oder auch nicht-: ich würd mich seeeeehr über Kommis freu'n ^_________^ Bis zum nächsten Mal! (Wann auch immer das sein wird ^^°) P.S.: Wie isses? Soll es als Epilog einen Yaoi-Teil geben? Bin mir da nicht so sicher... Hab sowas in dieser Form ja noch nie geschrieben... Deshalb isses auch wenn ihr alle dafür wärt, nicht sicher, ob ich das schreiben könnte/würde... Aber wärt ihr denn generell dran interessiert? O.ô Schreibt mir einfach eure Meinung ^o^ Cu, Ginger Kapitel 19: Wo ist Max? ----------------------- *leise reintaps* Soooooooooorryyyyyyyyyyyy Leute, dass es so schrecklich lange gedauert hat v.v" Aber irgendwie hab ich dieses Kapitel einfach nicht hingekriegt, obwohl eigentlich nichts wirklich interessantes drin vorkommt >.> Naja... Aber jetzt, nach 22 Versuchen und 32 Tagen Arbeit, ist es endlich vollbracht: Kapitel 19 ist fertig gestellt!! *jubel* XDDDD~ Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als ich dann gestern ausrufen konnte: "FEEEEEEEEEEEERTIIIIIIIIIIIIIIIIIG!!!!!" Tja, jetzt wissen auch alle Nachbarn bescheid XDDDDDDDD~ Nyo, sonst hab ich nichts zu sagen, außer, dass das hier mal wieder ziemlich sch... geworden ist, aber das kennen wir ja schon -.-° Ray: Hatten dich nicht einige der Kommischreiber dazu aufgefordert, dich nicht immer selbst runter zu machen? O.ô Kai: Lass sie doch, wenigstens eine Sache deren Notwendigkeit sie erkannt hat û.û Ginger: Du hast ja recht, aber trotzdem find ich, dass ich immer besser werde ^o^ Kai: Tja, Einbildung ist halt auch ne Bildung, was? Ginger: Das wurde mir sogar von einigen ganz lieben Leuten hier bestätigt, jawohl! ^_____________^ Kai: Gott, ihre Blödheit scheint abzufärben >.> Ginger: *Kai ne Coladose annen Kopf schmeiß* Hey! MICH darfst du beleidigen -hab's ja nicht anders verdient >.>- aber lass die Leser und Kommischreiber da raus! ò.ó Kai: Hast. du. mich. wirklich. mit. ner. Dose. beworfen? Ò.Ó Ginger: Äh... ehehehe... Nein, natürlich nicht, das würd ich mich doch nie trauen -ich weiß schließlich wie übel einem du so etwas nimmst ^^"" ~die nächsten Minuten sind wegen ihrer Brutalität zensiert~ Ginger: X_x" *schwank* Ray: Ob sie wohl umfällt, wenn ich jetzt puste? XD~ Kai: Versuch's doch! Ray: *pust* RUMPS! Ray: Ja, sie ist tatsächlich umgekippt ^o^ Ginger: X_x Kai: Tja, und k.o. ist sie jetzt außerdem... Ray: Und wer kündigt jetzt das Kapitel an? Max: Uh! Uh! *mit den Fingern rumschnips* Hier, ich! ICH! *rumhops* Ich mach die Ansage! Lass mich die Ansage machen! Ray: Ja, dann mach mal ">.> Kai: Geistig minderbemittelt... >.> Max: Aaaaaaaaalso ^o^ Ich wünsche euch in Vertretung der leicht demolierten Ginger viel spaß beim Lesen! Kai: Auch, wenn dieses Kapitel langweilig und schrecklich ist û.û Max: Sie bittet wie immer um viiiiiiiiiiiiiiiiiiiele Kommis! Ray: Auch, wenn sie die keinesfalls verdient hat û.û Max: Außerdem bedankt sie sich noch mal gaaaaaaaanz herzlich bei den Lesern... Kai: ...die sich diesen Mist hier antun... Max: ...und allen Kommischreibern... Ray: ...dafür, dass sie sogar noch versuchen, etwas positives an diesem Hirnbrei hier zu finden û.û Max: Achja! Dann entschuldigt sie sich nochmal dafür, dass sie uns -also die Charas- so dermaßen... äh... Kai: ...verhunzt... Ray: ...verdreht... Kai: ...verkorkst... Ray ...entstellt... Max: ...hat ^o^ Und auch dafür, dass sie so unendlich lange... Kai: ...sprich: 32 Tage... Ray: ...und 22 Versuche... Max: ...gebraucht hat ^o^ Hm, sonst noch was? O.ô Kai: Reicht das denn nicht? >.> Max: Okay ^o^ Dann also: viel Spaß! Cu, Ginger *~* Rays PoV *~* Wieder wandert mein Blick zum Fenster. Es hat sich noch weiter zugezogen, aber bisher ist noch nicht ein einziger Regentropfen vom Himmel gefallen. Von Sturmböen, wie sie im Wetterbericht angekündigt wurden, ist bisher auch noch nichts zu bemerken gewesen. Ich kann nur hoffen, dass das auch weiterhin so bleibt, denn Max ist noch immer nicht zurückgekehrt... Allmählich mache selbst ich mir erhebliche Sorgen, obwohl schon allein der Gedanke an den Namen des Blondschopfes ausreicht, um eine bestialische Wut in mir aufsteigen zu lassen. Auch wenn ich normalerweise eher der besonnene Typ Mensch bin, diesmal bin ich mir nicht sicher, wie ich reagieren würde, wenn Max jetzt hier hereinkäme, als wäre nichts geschehen... Ob ich es wohl fertig brächte, ihn in das falsche, verlogene Gesicht zu schlagen? ... Vielleicht... Vermutlich ahnt Max etwas derartiges und lässt sich deshalb hier nicht blicken... Dumm ist er schließlich nicht... Ich schließe die Augen und lehne mich im Sessel zurück. Auch wenn ich weiß, dass ich jetzt niemals schlafen könnte, so will ich meinen Augen dennoch ein wenig Erholung zukommen lassen. Ich döse also eine Weile vor mich hin, verkürze mir die Wartezeit in dieser erstickenden Atmosphäre, versuche so, dem drückenden Schweigen zu entkommen. Allerdings lässt mich schon kurz darauf ein abruptes Gepolter müde die Augen wieder aufschlagen. "Was ist denn los?", stellt Kenny die Frage, auf die ich selbst auch ganz gerne eine Antwort hätte. Tyson sieht uns nicht an, als er antwortet: "Ich werde ihn jetzt suchen gehen!" Er zieht sich die Schuhe an. "Nein, lass uns lieber noch etwas warten! Er kommt be-" Kennys Einwand wird von Tyson bestimmt abgewürgt: "Nein! Wir warten jetzt schon eine Stunde! Es zieht sich immer weiter zu und es geht schon langsam auf den Abend zu! Ich will und kann nicht mehr warten!" Ein vor Entschlossenheit funkelnder Blick begleitet seine Worte. "Aber...!", setzt Kenny erneut zu einem Protest an, aber diesmal unterbreche ich ihn mit nachdenklicher Stimme: "Ich denke auch, dass wir jetzt losgehen sollten. Wenn wir noch länger warten, kommen wir bestimmt in den Regen. Wir sollten zumindest versuchen ihn vorher zu finden." Ich bin zwar nicht sonderlich scharf darauf, Max allzu bald wiederzusehen und erst recht nicht begeistert von der Idee, noch einmal dort hinauszugehen, aber ich möchte auch nicht, dass dem Jungen mit den blonden Haaren und den kecken Sommersprossen im Gesicht etwas passiert. Ich glaube nämlich nicht, dass ich das mit meinem Gewissen vereinbaren könnte... "Wenn ihr meint...", nuschelt Kenny vor sich hin, während er sich langsam aufrichtet. Auch ich erhebe mich. Gerade bin ich dabei mir meine Schuhe anzuziehen, da lässt mich Kennys Stimme zusammenzucken. "Aber was ist mit Kai!?", ruft er erschrocken aus. Verwirrt blinzle ich ihn an, verstehe nicht direkt, was er mit dieser Frage meint. Aber als ich es eine Sekunde später begreife, verstehe ich seinen Einwand; schließlich könnten wir Kai nicht einfach allein zurücklassen. Er ist verwundet und braucht Pflege und vor allen Dingen jemanden, der ihn daran hindert, unvorsichtigerweise aufzustehen. Er sollte sich noch schonen. "Was soll schon mit mir sein? Ich komme mit!", meint eine gelangweilte Stimme von der Seite. Erstaunt und erschrocken schaue ich auf und entdecke Kai, wie er an der Wand gelehnt steht und uns beobachtet. Ich hatte ihn gar nicht reinkommen hören... Aber Moment mal! Was macht er überhaupt hier? Warum liegt er nicht im Bett!? "Kai? Aber solltest du nicht...?" Kenny lässt seinen Satz unbeendet, als er Kais angesäuerten Blick auffängt. "Ich entscheide jawohl selbst, was ich zu tun oder zu lassen habe!", gibt er knurrig zurück. Ich bin aber ganz und gar nicht dieser Ansicht, denn Kai handelt, wenn es um seine eigene Gesundheit geht, grundsätzlich sehr unüberlegt und unverantwortlich. Man darf ihn solche Entscheidungen nicht selbst treffen lassen, das habe ich inzwischen begriffen. Egal unter welchen Schmerzen er leidet, ob nun physischer oder psychischer Natur, er ignoriert sie, tut so, als wären sie nicht vorhanden und macht dadurch alles noch viel schlimmer, lässt die Wunden tiefer und einen Bestandteil von ihm werden. "Aber Kai! Der Arzt hat doch gesagt...!" Doch ehe ich meinen Satz beenden kann, hat Angesprochener mich schon mit einem wütenden Blick unterbrochen. Unwillkürlich zucke ich zusammen, schließlich bin ich es nicht mehr gewohnt, so von ihm angesehen zu werden. Jetzt, wo ich seine andere Seite kenne, kann ich mich mit seiner unnahbaren nicht mehr anfreunden -sie wirkt nun irgendwie fremd auf mich und schmerzt mich in der Seele. Als Kai bemerkt, wie erschrocken ich über ihn bin, mildert sich sein Blick. "Außerdem", betont er, "fühle ich mich schon wieder viel besser und denke, dass mir nach der ganzen Rumliegerei ein bisschen Bewegung ganz gut tun würde." "Hm, na wenn du meinst...", murmelt der Chef und belässt es dabei. Er weiß genau, dass er keine Chance gegen Kais Dickschädel hat; außerdem will er sich nicht mit ihm anlegen, wie es scheint... Er ist halt vernünftig... Ich bin scheinbar nicht so vernünftig wie der Computerfreak -zumindest nicht in dieser Hinsicht. Ich bin nämlich ganz und gar nicht bereit, Kai da rausgehen zu lassen. Er ist immer noch verletzt und der Arzt hat ganz klar gesagt, dass er nichts in die Wunden kommen lassen darf -nicht einmal Wasser! Und genau das wird jeden Moment massenweise vom Himmel fallen, soviel ist sicher! Und außerdem bin ich mir sicher, dass er sich keine Gedanken darüber gemacht hat, wie er in seinem derzeitigen Zustand gegen den Sturm ankämpfen will. Das würde er nämlich nicht heil überstehen, das steht fest! Gerade will ich ansetzen, etwas zu sagen, als ich unterbrochen werde. "Wenn Kai mitgeht, dann sollte ich vielleicht besser hier bleiben, für den Fall, dass Max doch noch zurückkommt!" Mit diesen Worten lässt sich der Braunhaarige wieder auf das Sofa plumpsen. Zwar lässt er sich äußerlich nichts anmerken, aber innerlich grinst er sicher gewinnend. Schließlich glaubt er jetzt, nicht mehr mit uns zusammen durch die Gegend rennen zu müssen und es sich hier mit einem heißen Kakao gemütlich machen zu können, während wir durch das bestimmt bald aufziehende Sauwetter müssten. Ich bin mir sicher, er hatte schon die ganze Zeit nach einem geeigneten Vorwand gesucht, um hier bleiben zu können... Ich werfe ihm einen missbilligenden Blick zu, den dieser erfolgreich ignoriert, indem er seinen Laptop aufschlägt und so den Blickkontakt zu mir abbricht. Ich wende mich wieder von ihm ab. Zu ihm werde ich später noch kommen, jetzt ist muss ich erstmal Kai zur Vernunft bringen. Missmutig muss ich nun beobachten, wie Kai sich bereits seine Schuhe überzieht. Sofort bemerkt er meinen skeptischen Blick, legt den Kopf schief und mustert mich fragend. "Du kommst nicht mit!", platzt es unvorhergesehen aus mir heraus. Ich bin einen Moment lang selbst erschrocken über den befehlenden Ton meiner Stimme, schaffe es aber, meine Überraschung zu verbergen -im Gegensatz zu Kai und den anderen, die mich nun alle gleichermaßen überrascht anschauen. Kai will gerade dazu ansetzen etwas zu sagen, als ich ihm das Wort abschneide. "Du wirst hier bleiben. Du gehst wieder ins Bett und ruhst dich aus. Ich lasse nicht zu, dass du mitkommst!" Kais Gesichtszüge drücken volle Verwunderung aus. Er hat auch alle Berechtigung dazu; noch nie habe ich mich getraut, ihm so deutlich Befehle zu erteilen. Nie hätte ich mich das getraut. Der einzige Grund, dass sich das nun geändert hat, ist der, dass ich Angst um ihn habe. Es reicht schon, wenn Max in Gefahr ist und zumindest Tyson und ich uns ebenfalls in welche begeben wollen, um den Vermissten zu finden. Wenigstens Kai möchte ich in Sicherheit wissen. "Mir passiert schon nichts!", meint er irritiert, und fährt fort, seine Schuhe zuzumachen. "Nein!", fahre ich ihn bestimmend an, was ihn dazu veranlasst, sich verwirrt aufzurichten. Sein Blick verfinstert sich; ebenso wie meiner. "Nein!", beharre ich. "Du wirst keinen Fuß vor die Tür setzen!" Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem es Kai zuviel wird. "Du hast mir nichts zu befehlen, Ray!", knurrt er. Er unterdrückt seine Wut, was seine Stimme beben lässt; er hasst es, Vorschriften gemacht zu bekommen. Aber ich lasse mich nicht davon abschrecken und lasse es auf einen heftigen Streit ankommen -diese Sache ist einfach zu wichtig, als dass ich es mir erlauben könnte klein beizugeben. "Du wirst hier bleiben, und wenn ich dich dafür ans Bett ketten muss!", knurre ich ohne auf die entsetzten Blicke von Tyson und Kenny zu achten. "Versuch es doch!", zischt Kai und seine Augen blitzen gefährlich. Ich setze ebenfalls einen derartigen Blick auf, doch weiß ich, dass ich nicht halb so bedrohlich wirke wie Kai. Aber ich habe dennoch nicht vor, nachzugeben. "Lass ihn doch, wenn er unbedingt will!", meint eine gleichgültige Stimme von der Seite. Ich fahre mit dem Kopf herum und bedanke mich für diesen hilfreichen Kommentar von Tyson mit einem tödlichen Blick. Kenny und er verstehen mich nicht, verstehen nicht, weshalb ich mich so um den jungen Russen sorge. Aber wie sollten sie auch? Schließlich glauben sie, dass Kai und ich noch immer im Clinch miteinander lägen, und können deshalb auch nicht verstehen, weshalb ich mir solche Sorgen um ihn mache. "Nein!", fauche ich nun den blauhaarigen Japaner an und wende mich dann wieder meinem russischen Gegenüber zu. "Verdammt, Kai! Du bist immer noch verletzt! Was denkst du, was passiert, wenn du in den Sturm kommst? Das würdest du in deinem geschwächten Zustand nicht überstehen, kapier das doch!" "Ich werd schon rechtzeitig wieder hier sein!", lenkt er ein, als wäre das so einfach, und macht dabei eine abwertende Handbewegung. "Das kannst du nicht sicher sagen! Es könnte jeden Moment schon anfangen zu stürmen! Ich will nicht, dass du dieses unnötige Risiko eingehst!" Einen Moment lang ist Ruhe und ich glaube schon, gewonnen zu haben, als Kai dann wieder den Mund aufmacht. "Und wie wollt ihr Max in der kurzen Zeit finden, wo ihr doch jetzt nur noch zu zweit seid?" Er hat seine Stimme wieder gemäßigt, kühler Ernst schwingt nun in seiner ruhigen Stimme mit. "Wir sind zu dritt, Kenny kommt auch mit!" Als sein Name genannt wird, blickt der Braunhaarige erschrocken auf, stammelt einen Einwand zusammen, den ich aber schlicht überhöre. Egal, was er sagt, er wird mitkommen -ob nun freiwillig oder nicht. "Und was soll ich deiner Meinung nach solange machen? Dumm rumsitzen und Däumchen drehen?", ist Kais sarkastischer Einwand. Er verschränkt störrisch die Arme vor der Brust -eine typische Reaktion von ihm, wenn er meint, etwas besser zu wissen und den Oberlehrer raushängen lassen zu müssen. Ich zucke die Achseln. "Wenn du Spaß daran hast, kannst du das ja machen. Ich dachte aber eher daran, dass du dir einen Kakao oder so machst, es dir bequem machst, dich ausruhst und auf uns wartest. Außerdem ist es gut möglich, dass Max hier auftaucht während wir weg sind; dann könntest du uns anrufen -hat ja inzwischen jeder von uns ein Handy- und uns so signalisieren, dass wir zurückkommen können." "Und was soll ich dann mit ihm machen, wenn er hier auftaucht? Du vergisst, was noch vor ein paar Stunden passiert ist!" Nein, ich habe es nicht vergessen. Aber darauf konnten wir jetzt nicht eingehen. Und außerdem ist es mehr als nur unwahrscheinlich, dass Max von sich aus wieder hier auftaucht, auch wenn ich Kai gegenüber etwas anderes behaupte. So wie er sich verhalten hat, glaube ich fast, dass er lieber unter einer zugigen Brücke Schutz sucht, als freiwillig hierher zurückzukehren. Daher zucke ich erneut die Schultern. "Was würdest du machen, wenn du mitkommen würdest und ihn findest?" Schweigen. Damit ist klar, dass ich zumindest diese Runde des Wortgefechts mit meiner Argumentation gewonnen habe. Ich muss mir schwer ein gewinnendes Grinsen verkneifen, denn jetzt müsste selbst Kai einsehen, dass es so am besten ist. Schwer atmet Kai aus, murmelt etwas, das sich wie "Von mir aus" anhört und lässt sich in einen der Sessel fallen. Er gibt sich tatsächlich geschlagen, was nur heißen kann, dass entweder meine Worte doch sehr gut ausgewählt waren oder es Kai noch immer nicht besser geht, denn wann ist es das letzte Mal vorgekommen, dass er klein beigibt? Verwirrt blicken Kenny und Tyson zwischen uns hin und her. Ich nehme diese Blicke nur am Rande wahr, während ich mir nun meine Regenjacke überstreife, und Kai weicht den Blicken aus, indem er die Augen schließt. Erst als wir alle fertig sind und die Tür zum Flur hinaus öffnen, blickt Kai wieder auf. Ich lächle ihm leicht zu und forme mit den Lippen das Wort "Danke", woraufhin er schwach zurücklächelt. Die anderen beiden bekommen das schon nicht mehr mit, da sie bereits auf dem Weg nach unten sind. Eilig folge ich ihnen. Unten in der Eingangshalle angekommen, macht sich der Chef daran, der Rezeptionistin mitzuteilen, dass sie, wenn möglich, darauf achten solle, falls ein Junge mit blonden Haaren auftauchen sollte. Die gute Frau scheint sich mit dieser Aufgabe allerdings überfordert zu sehen, denn das Gespräch dauert eine ganze Zeit. Mich selbst stört das nicht besonders, ich bin gedanklich sowieso noch ganz woanders und habe es nicht sonderlich eilig die beheizte Halle zu verlassen. Aber im Gegensatz zu mir scheint Tyson ganz und gar nicht damit zurecht zu kommen warten zu müssen. Unruhig hüpft er von einem Bein auf das andere, sein Blick gleitet immer wieder zur gläsernen Eingangstür hinüber. Er scheint richtig nervös und besorgt zu sein. Aber wer könnte es ihm verübeln? Schließlich ist Max sein bester Freund, soweit ich weiß. Endlich stößt auch Kenny wieder zu uns und gemeinsam verlassen wir das Gebäude. Nach einem kurzen Dialog beschließen wir, uns zu trennen um ein größeres Gebiet in kürzerer Zeit absuchen zu können. Eilig macht sich jeder von uns auf den Weg um nach Max zu suchen, während der Himmel sich immer weiter verdüstert... (Anm. d. A.: Das wäre eine tolle Stelle für's Kapitelende XD~) ~*~ Erschöpft lehne ich mich an die Hauswand hinter mir und ringe nach Atem. Ich bin nun schon seit einer Dreiviertelstunde unterwegs und die ganze Zeit über gerannt. Aber jetzt kann ich nicht mehr, brauche eine Pause. Ich habe inzwischen das Gebiet rund um die Trainingshalle, von der aus der Blondschopf verschwunden ist, abgesucht, aber bisher habe ich noch keine Spur von ihm. Gerne hätte ich Passanten gefragt, ob sie Max irgendwo gesehen hätten, aber leider mangelt es mir dafür an Glück und zum andern gibt es technische Probleme in dieser Hinsicht, denn nicht eine einzige Menschenseele ist nunmehr außerhalb der sicheren Gebäude anzutreffen. Ich habe sogar in jeden Vorgarten geschaut, in der Hoffnung, es wären noch einige Leute dabei Briefkästen, Gartenzwerge und Hundehütten zu sichern, aber offenbar scheint keiner an solche Kleinigkeiten zu denken; und so bleiben besagte Gegenstände schutzlos dem wilden Treiben des Wetters ausgeliefert. Sollte dieses erst einmal einsetzen, besteht also durchaus die Gefahr, von Gartenzwergen erschlagen zu werden. Keine schöne Vorstellung... Schnell verdränge ich diesen Gedanken und überlege fiebrig, wo ich noch suchen könnte. Aber schnell merke ich, dass Max inzwischen überall sein könnte und ich keinen einzigen Anhaltspunkt habe, wo er sich mit größerer Wahrscheinlichkeit aufhält. Bleibt mir also nur, mich auf mein Glück zu verlassen... Ich seufze schwer. Mein Blick wandert zum düsteren Himmelszelt hinauf. Dieses hat sich inzwischen so verdichtet, dass die Wolken wie eine undurchdringliche, fast greifbare Masse wirken, die sich rasend schnell über dem Land ausbreitet und dieses unter sich zu begraben sucht. Es würde bestimmt nicht mehr allzu lange dauern und das Unwetter bräche über uns herein, versucht uns zu ertränken, belohnt unsere Bemühungen unseren 'Freund' zu finden mit einer dicken Erkältung und einer schmerzhaften Lungenentzündung... Ja, 'Murphys Law' nimmt es in letzter Zeit sehr ernst mit uns... Erneut seufzend stoße ich mich vom Gemäuer ab und mache mich wieder auf den Weg. Ich beschließe weiterhin meinem Instinkt zu vertrauen um Max zu finden; was sollte ich auch sonst machen? Mein Blick schweift währenddessen umher, sucht in jedem Winkel, in jedem möglichen Versteck, jedem potentiellen Aufenthaltsort nach dem Blonden, aber findet ihn nicht. Meine Stimme erhebt sich ebenfalls ab und an, ruft den Namen des Vermissten in der törichten Hoffnung, er würde mir vielleicht antworten oder anderweitig auf sich aufmerksam machen, aber nichts dergleichen geschieht. Es bleibt völlig still, keine Geräusche sind zu vernehmen, abgesehen natürlich von denen, die ich selbst erzeuge, wie mein leicht keuchender Atem, mein beschleunigter Herzschlag und meine Schritte auf dem Kopfsteinpflaster. Ansonsten herrscht eine unheimliche Stille -die Ruhe vor dem Sturm. Es vergehen Minuten, eine weitere halbe Stunde verstreicht und noch immer scheint keiner von uns Erfolg gehabt zu haben. Die Stille wird mit der Zeit so unerträglich für mich, dass ich regelrecht froh bin, als ich am Wegesrand eine alte Blechdose entdecke. Ich versetze ihr einen Tritt, woraufhin sie klappernd auf dem Gehweg landet. Von nun an verpasse ich ihr in regelmäßigen Abständen einen leichten Tritt und bewege sie auf diese Weise vor mir her. Ihr blechernes Scheppern durchbricht dabei die sonst unerträgliche Stille dieses Nachmittags. Während ich weiter alles absuche, schweifen meine Gedanken allmählich ab, verfolgen wirre Bahnen, sodass ich über nichts bestimmtes nachdenken kann. Schließlich passiert es, dass ich aufgrund meiner geistigen Abwesenheit leicht stolpere und der Dose einen heftigeren Stoß als gewollt verpasse. Diese springt, einem Protest über diese Art der Behandlung gleich, über die Borsteinkante hinweg und bleibt regungslos auf der unbefahrenen Straße liegen. Nachdenklich betrachte ich das zerbeulte Metall, überlege, ob es sich lohnt, mir meine Beschäftigung zurückzuholen, entscheide mich aber schlussendlich dagegen. Gerade setze ich mich wieder in Bewegung, da lässt mich die Berührung eines kleinen, kühlen und nassen Etwas' zusammenzucken. Zuerst verwirrt dann erschrocken stelle ich mit einem Blick gen Himmel, der sich als eine einzige große dunkle Wolke darbietet, fest, dass es im Begriff ist zu Regnen. Vereinzelte Regentropfen verteilen sich bereits ungleichmäßig auf dem Erdboden. Fluchend verfalle ich wieder einer schnelleren Gangart, die man am ehesten mit 'gehetztem Joggen' hätte beschreiben können. Sollte einer von uns Max nicht sehr bald finden, würden wir in echte Schwierigkeiten geraten. Eine Erkältung wäre dabei das mindeste, und ehrlich gesagt, habe ich nicht das Bedürfnis mir eine Lungenentzündung oder ähnliches einzufangen und die nächsten Tage fiebernd im Bett zu verbringen... Mit jeder Sekunde, Minute die verstreicht, werde ich nervöser. Immer öfter richtet sich mein Blick auf das Himmelsgewölbe, das mir alles andere als vertrauenserweckend erscheint. Erst jetzt beginnen meine Gedanken klarere Formen anzunehmen, was mich dazu anregt, mich auf eine Reise in die unendlichen Weiten meines gedanklichen Kosmos einzulassen und mir vorzustellen, was ich täte, sollte ich Max erst einmal aufgespürt haben. Allerdings stellt mich das vor ein erneutes Problem: wie sollte ich auf ihn reagieren? Wie würde er wohl auf mich reagieren? Wie sollte ich ihn dazu bringen, mit mir mitzukommen? Schnell verdränge ich diese Gedanken und konzentriere mich wieder auf den Weg -schließlich wäre keinem geholfen, wenn ich mich jetzt auch noch verlaufen würde. Des weiteren beschließe ich, mir erst Gedanken darum zu machen, was ich zu tun hätte, wenn ich unmittelbar vor diesem Problem -also vor Max- stehen sollte. Und wer weiß? Vielleicht würden die anderen ihn ja vor mir finden; zumindest Tyson machte einen sehr entschlossenen Eindruck, den Halbamerikaner finden zu wollen, als wir uns alle auf den Weg gemacht haben. Gut möglich, dass er mit seinem Eifer mehr Glück bei der Suche hätte als ich... Eine plötzliche Böe lässt mich aus meinen Gedanken schrecken und meine Arme reflexartig nach oben schnellen um meine Augen vor dem harten Wind zu schützen. Feinste Regentropfen rieseln beständig vom dunklen Himmelzelt herab und färben das hellgraue Straßenpflaster langsam dunkler. Allein durch die vereinzelten Windstöße wird der Regen ab und an kurzzeitig verstärkt. >Verdammt, Max! Wo steckst du?<, fluche ich in Gedanken, als mir gewahr wird, wie wenig Zeit uns noch verbliebe. An einer Kreuzung halte ich an, blicke in alle Richtungen, weiß nicht, welchem Weg ich folgen soll. Schließlich entscheide ich mich intuitiv für den rechten Weg. Ein weiterer Luftstoß kommt auf und drängt mich, weiter zu gehen, scheint mich förmlich in diese Richtung treiben zu wollen. Das Gefühl, den richtigen Weg gewählt zu haben, verstärkt sich dadurch. Ich weiß nicht recht, aber ich habe das seltsame Gefühl, sehr bald schon auf Max zu treffen. Ich beschleunige meinen Gang weiter, noch immer führt mich mein Weg durch unbelebte Nebenstraßen, auf denen nicht eine Menschenseele unterwegs ist. Es ist regelrecht unheimlich, wie still es hier ist. Nur das Zischen des Windes an meinen Ohren und das Hallen meiner Schritte auf dem Kopfsteinpflaster sind zu hören. Sonst nichts. Totenstille. Ein Schauer läuft mir über den Rücken, teils in der Kälte teils in diesem Gedanken begründet. Meine Schritte werden immer hektischer, während der Wind auch immer kräftiger wird. Heulend fegt er nun durch die Straßen, treibt mich immer weiter voran, scheint mich führen zu wollen; und ich lasse mich führen. Lasse mich einfach von der Naturgewalt leiten. Was habe ich schon zu verlieren? Vielleicht würde ich Max ja so tatsächlich finden... Im Gegensatz zum Wind ist der Regen wieder vollends verschwunden. Ein schlechtes Zeichen, das habe ich einst durch einen Bericht im Fernsehen erfahren. Wenn der leichte Regen erst einmal ausgesetzt hat, kann das nur bedeuten, dass schon in kurzer Zeit der richtige Schauer einsetzen wird. Meine Zeit wird also immer knapper... Mein Weg führt mich immer weiter, vorbei an geschlossenen Geschäften, abgeriegelten Wohnblöcken, bis hin in ein für den Ruf der Stadt unvorteilhaftes Viertel. Die großen aber alten Hochhäuser stehen so dicht aneinander gedrängt, dass die Straßen zu schmalen Gassen werden, die für Fahrzeuge unpassierbar sind. Hier ist es noch dunkler durch die hiesigen Schatten der Gebäude, die nur eine Andeutung von Himmel zwischen sich verweilen lassen. Straßenlaternen existieren hier nicht, obwohl es ohne sie zu finster ist, um mehr als einige Meter weit sehen zu können. Vorsichtig dringe ich tiefer in die Dunkelheit ein, meine Schritte hallen von den nackten Hauswänden wider, erzeugen ein unheilvolles Echo. Ich traue mich nicht nach Max zu rufen, zu unheimlich ist es hier, als dass ich freiwillig auf mich aufmerksam machen wollte. Je weiter ich vordringe, desto mehr verstärkt sich das Gefühl, an diesem Ort völlig von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, und die Angst, um Hilfe rufen zu können, und doch nicht gehört zu werden. Hier völlig allein und verlassen zu sein. Ich bleibe stehen. Ich wage es nicht meinen Weg in diese Richtung fortzusetzen. Zu unheimlich ist es mir hier, zu stark das Gefühl der Beklemmung. Ich will nur noch schnellstmöglich von hier verschwinden. Ich mache Absatzkehrt und gehe wieder einige Schritte in die Richtung, aus der ich gekommen bin, als mich plötzlich ein anderes Gefühl befällt. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich habe das unbestimmte Gefühl, dass hier noch jemand ist. Ein Verlangen, vielleicht in einer absonderlichen Form der Neugierde begründet, breitet sich in mir aus und zwingt mich schon beinahe dazu, noch einmal umzukehren. Zögernd folge ich dieser Forderung, kehre wieder um. Lasse mich von diesem merkwürdigen Gefühl leiten. Und dieses führt mich noch ein Stück weit in die Dunkelheit, weckt dann das Bedürfnis, in eine noch engere Gasse hineinzublicken. Ich spähe eine Zeit lang in die Finsternis, muss meine Augen förmlich dazu zwingen, die Schatten von dem schwachen Licht zu trennen um es mir zu ermöglichen, zumindest schwache Konturen zu erkennen. Heftig zucke ich zusammen, als ich eine schwache Bewegung wahrnehme. Meine Neugierde ist nun so weit geweckt, dass ich meine Augen noch stärker dazu auffordere, mir zu zeigen, was sich dort drinnen, in dieser dunklen, schmalen, dafür aber weitgehend windgeschützten Gasse, befindet. Schließlich erkenne ich es. Ein Kloß entsteht in meinem Hals und mein Inneres krampft sich zusammen. Es fällt mir schwer, aber schließlich schaffe ich es doch meine Stimme zu erheben: "M-Max!?" Meine Stimme ist heiser, dennoch habe ich das Gefühl, sie wäre so laut um einen endlosen Widerhall zu erzeugen. Wieder eine Bewegung, ein Zusammenzucken. Vorsichtig hebt die auf dem Boden kauernde Gestalt ihren Kopf und zwei trübe blaue Augen blicken ängstlich zu mir auf. *~* Kais PoV *~* Seufzend lasse ich mich wieder auf das Sofa sinken und schlinge mir die weiche Wolldecke erneut um die Schultern. Anschließend genehmige ich mir einen kleinen Schluck des warmen Schokoladengetränks und widme mich den Schlagzeilen der heutigen Tageszeitung, die ich mir soeben besorgt habe. Ja, es ist doch gar nicht mal so schlecht hier geblieben zu sein... Schnell habe ich die Zeitung im groben überflogen und kann nur die Nase rümpfen. Steht ja mal wieder überhaupt nichts interessantes drin... Genervt falte ich das knittrige Altpapier zusammen und schalte den Fernseher an. Ich muss mir irgendwie die Zeit vertreiben. Ebenso schnell, wie ich die Zeitung durchgeblättert habe, habe ich auch sämtliche Kanäle durchgeschaltet und muss feststellen, dass ich auch hier keine Beschäftigung finden kann. Viele der Sender haben schon jetzt technische Schwierigkeiten, was heißt, dass entweder überhaupt kein Bild übertragen werden kann oder kaum mehr als ein Geflimmer zu sehen ist. Und die davon noch nicht betroffenen Sender zeigen nur uninteressanten Mist, wie eine Reportage über das Leben auf dem Lande. Entnervt schalte ich die Gerätschaft wieder aus und muss dem Drang widerstehen, die Fernbedienung Richtung Bildschirm zu werfen. Wozu gibt es denn solchen technischen der Unterhaltung dienenden Schnickschnack, wenn nichts Gescheites ausgestrahlt wird, kaum dass man sich langweilt oder Ablenkung braucht? Wieder nippe ich an meiner Tasse und überlege zeitgleich, was ich noch tun könnte. Schließlich kommt mir eine Idee. Schwungvoll stelle ich die Tasse ab, die dabei leicht überschwappt und einen kreisförmigen Fleck auf dem gläsernen Wohnzimmertisch hinterlässt, springe auf und verschwinde in meinem und Rays gemeinsamen Zimmer. Dort stelle ich als nächstes meine Tasche -im wahrsten Sinne des Wortes- auf den Kopf. Endlich habe ich das gefunden, was ich gesucht habe, und kehre mit meinem Fundstück ins Wohnzimmer zurück, wo ich es mir erneut auf dem Sofa bequem mache. Zufrieden betrachte ich das Buch in meinen Händen, dessen roter Einband schon so abgegriffen ist, dass der ehemals deutlich sichtbare Titel völlig unleserlich geworden ist. Aber das ist auch kein Wunder, schließlich habe ich dieses Buch immer mitgenommen, wenn ich irgendwo hin reiste. Es ist mein Lieblingsbuch, auch wenn mich bestimmt einige Leute schief angeguckt hätten, hätte ich ihnen das erzählt. Aber da das Buch in kyrillischer Schrift geschrieben ist, könnten die meisten der Leute in meiner Umgebung ohnehin nicht verstehen, was in diesem Buch erläutert wird. (Anm. d. A.: Tja Leute, ich überlass es eurer Fantasie, was das für ein Buch sein könnt ^.~) Vorsichtig schlage ich das Buch auf, kuschle mich tiefer in den Stoff der Decke hinein und beginne zu lesen. Es vergeht einige Zeit, in denen ich vergeblich versuche, mich auf das Geschriebene zu konzentrieren, ehe ich das Buch seufzend wieder zuklappe. Nein, es hat keinen Sinn mich auf diese Weise weiter ablenken zu wollen. Nicht einmal mein absolutes Lieblingsbuch vermag es meinen Geist von seiner Sorge abzulenken. Immer wieder kehren meine Gedanken zu den dort draußen im Sturm verweilenden Personen zurück. Wie es ihnen wohl derzeit ergeht? Ob sie Max wohl schon gefunden haben? Mein Blick wandert zum fest verriegelten Fenster, durch das ich die sich unter dem Wind biegenden Bäume des Parks sehen kann. Meine Gedanken kreisen weiter um meine Freunde, die nun dort draußen mit dem Wetter zu kämpfen haben, während ich hier dumm herumsitze und nichts tun kann, außer zu warten und zu hoffen. In diesem Moment springt die Tür auf, und als ich meinen Kopf dieser zuwende, entdecke ich Kenny, der seine völlig zerzausten Haare in Ordnung zu bringen versucht. Er ist allein gekommen, hatte Max also nicht finden können und die anderen beiden allein nach dem Vermissten weitersuchen lassen. Etwas enttäuscht drehe ich mich wieder von ihm ab, widme meine Aufmerksamkeit wieder dem Fenster und meinen Gedanken, die durch das sich außerhalb des Gebäudes abspielenden Schauspiels noch verstärkt werden. Etwas später bekomme ich mit, wie sich der Chef mir gegenübersetzt; ich kann seinen Blick auf mir ruhen spüren. Aber ich gehe nicht darauf ein, starre weiter hinaus und überspiele mein Wissen um seinen Blick gekonnt. Endlich wendet er diesen von mir ab und folgt meinem Blick, schaut mit mir hinaus; doch kann er nicht das sehen, was ich sehe -umstürzende Bäume, Sturzbäche, wie sie vom Himmel stürzen, gleißende Blitze, orkanartige Sturmböen, die gemeinsam unsere Freunde als Spielbälle missbrauchen, sie hin und her stoßen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrechen... ... Ja, ich bin ein Pessimist... "Kai, was ist jetzt eigentlich mit dir und Ray?", reißt mich eine Stimme aus meinen düsteren Vorstellungen. Kurz blicke ich zum Braunhaarigen hinüber, der mich erwartungsvoll mustert. Ich überlege ein wenig. Dann schüttle ich den Kopf. "Ein ander Mal...", murmle ich und widme mich wieder mittels der Glasscheibe der Außenwelt. Aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, wie Kenny verständnisvoll nickt. Dann wendet auch er sich wieder dem Fenster zu. Gemeinsam starren wir in das muntere Treiben des Sturms hinaus und warten. Warten darauf, sie, unsere Freunde, bald alle wieder in Sicherheit wissen zu können... So, das war's vorerst ^o^ Hoffe es hat jemandem gefallen? ._. Kai: Nein, niemandem! Ginger: Dir sowieso nicht, das war klar >.> Kenny: Mir aber XDDDDD~ Kai: Bist du krank?? Kenny: Ich bin vorgekommen, mir geht's suuupaaaaaaaa XDDDDDDDDDD~ Ginger: Na, wenigstens EINER ^_______________^ Kai: Alle irre >.> Tja, ich weiß nicht, wie lang's mit dem nächsten Kappi dauert, aber ich glaub nicht, dass ich nochmal nen ganzen Monat brauchen werd O.ô Nyo, aber ihr wisst ja: Kommis fördern meine Kreativität XDDDD~ Kai: Als wenn das wünschenswert wäre >.> Wisst ihr, was? Als ich vor kurzem die Chara-Beschreibungen geschrieben hab, ist mir aufgefallen, dass ich unsere kleinen Lieblinge fast ausnahmslos zu totalen Psychos gemacht hab >.> Ich hoffe, man möge mir das verzeihen, denn jetzt kann ich da eh nichts mehr dran ändern v.v" Ich hoffe trotzdem noch, auf Kommentare, wenn's euch nicht zu viele Umstände macht ._. heagdl *knuddel* Cu, Ginger Kapitel 20: Aussprache ---------------------- Ginger: *reingehopst komm* Hallo, Leute! ^o^ *freudig wink* Kai: Deine Begrüssung sollte etwas anders ausfallen, wenn man bedenkt, dass dein letztes Update über einen Monat her ist! û.ú Ray: Nicht, dass wir etwas dagegen hätten... Tyson: Vor allem Max nicht... Max: *wimmernd in der Ecke sitz* Ginger: Was ist denn mit DEM passiert? O.ô Tyson: Na, was wohl? DU bist ihm passiert! Ò.ó Ginger: Was soll denn das heißen? Ray: Sieht ganz so aus, als hätte er sich dein Geschreibsel zu sehr zu Herzen genommen. Jedenfalls scheint es ihm gar nicht zu gefallen, was du aus ihm gemacht hast... Max: ;_________; *schluchz* Kai: Nebenbei: WIR sind auch nicht gerade erbaut davon, was du aus UNS gemacht hast û.ú Ginger: Ach, sooooo schlimm ist es doch auch nicht... >.> Alle: Ò___________Ó Ginger: ;_; Ihr macht mir Angst... Kai: Ist dir eigentlich klar, was du mit uns gemacht hast?? Aus mir hast du einen Fall für die Klappse gemacht! Einen Weichling, der bei jeder Kleinigkeit losheult! Ray: Und aus mir hast du einen verklemmten Krankenpfleger gemacht, der seine Gefühlsausbrüche nicht unter Kontrolle hat! Tyson: Ja! Und aus mir hast du... äh... Ray: Mit dir hat sie gar nichts gemacht. Kai: Sie hat dich nur so dargestellt, wie du auch wirklich bist... Ray: Genau! Verfressen... Kai: ...faul... Ray: ...begriffsstutzig... Kai... und dämlich im weiteren Sinne! Tyson: Na, vielen Dank auch, Leute! Kenny: Naja, ich bin ja bisher noch kaum vorgekommen... Vermutlich hab ich wohl irgendwie Glück damit... Auch wenn's irgendwie deprimierend ist... *murmel* Ray: Aber am schlimmsten ist jawohl, was du mit Max gemacht hast! Alle: *eifrig nick* Ginger: Naja, ich geb zu, ich hab ihn etwas verhunzt >.> Tyson: ETWAS? O.ô Kai: Du hast aus ihm den reinsten Psychopathen gemacht! Ray: Mal heult er sich die Augen aus... Kai: ...und mal hat er einen Wutausbruch, der mich krankenhausreif macht! Max: *aufschluchz* Ginger: ... v.v" Tyson: Jetzt bist du sprachlos, oder wie? Ginger: Was soll ich groß sagen? Ihr habt ja recht! Ich bin unfähig! ;____; Ich hab euch alle total verdreht! >.<" Alle: *eifrig nick* Ginger: Es tut mir leeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiid T________________T Kai: Das ist ja auch wohl das mindeste! Kenny: Ich frag mich echt, wie du das bis zum Ende der Story wieder hinbiegen willst... Ginger: Och, das schaff ich ^_________^ Alle: Oô Ray: Jetzt wissen wir, dass sie beim Schreiben -zumindest was unsere Reaktionen angeht- von sich selbst ausgegangen sein muss... Tyson: Das erklärt einiges... Kai: Ich hab noch nie solche Stimmungsschwankungen gesehen... Ray: *Kai schief anguck* Kai: Außerhalb dieser Geschichte hier, mein ich... Ginger: Ach Leute! Stellt euch nicht so an, ihr habt's ja fast hinter euch ^^; Kenny: Was soll das heißen? Tyson: Etwa das, was wir alle schon so sehnsüchtig erwarten? Ginger: Ja, diese Geschichte geht auf ihr Ende zu ^o^ Kai: Und das sollen wir dir glauben? Ginger: Ja, sicher *irritiert ist* Warum denn auch nicht? Ray: Weil du das schon seit einiger Zeit immer wieder behauptet hast... >.> Ginger: Echt? O.ô Ups ^^; Nyo, aber die meisten der mir wichtigen Szenen sind jetzt schon da gewesen, demnach kommt jetzt nicht mehr allzu viel... Oder so... Heißt natürlich nicht, dass es jetzt plötzlich langweilig werden würde! O.O" Ray:Dass war es schon die ganze Zeit über, demnach kann's nicht mehr langweilig WERDEN... >.> Ginger: Ihr seid so grausam v.v" Kai: Ach, und du nicht? O.ô Ginger: ... Naja, nach dieser kleinen *nach oben schiel und sich kaum vernehmbar räusper* Einführung geht's jetzt auch endlich weiter ^o^ Einige haben ja auch schon sehnsüchtig darauf gewartet -im Gegensatz zu denen da oben ">.> Nyo, dieses Kappi ist selbst meiner Ansicht nach ganz okay geworden. Ich hoffe, euch gefällt es auch... Besonderer Dank gilt diesmal übrigens chibi_kai, die mir erst vor kurzem einen soooooooooo dermaßen lieben, aufbauenden Kommentar geschrieben hat, dass ich wieder richtig Lust bekommen habe, diese FF weiterzuschreiben ^o^ Tja, und da ich nun einen Großteil des 21. Kappis fertig hab, kann ich jetzt auch endlich das schon vor einiger Zeit beendete Kapitel 20 hochladen ^o^ Kai: Das ist ne Logik... >.> Aber sie ist nicht die einzige, der ich danken möchte! Auch allen anderen Kommischreibern danke ich!! Ihr seid echt die Größten!! *alle ganz fest knuddel* Ohne euch hätte ich schon längst aufgegeben!! ^_____________^ Naja, ich will dann auch nicht mehr lange nerven ^^; Viel Spaß mit Kapitel 20! Cu, Ginger *~* Rays PoV *~* Da sitzt er nun. Tief in die Schatten einer schmalen Gasse eines unheimlichen Viertels gehüllt, in sich zusammen gesunken, fest gegen die Hauswand hinter sich gedrückt. Instinktiv komme ich auf ihn zu, einem Reflex gleich will ich mich zu ihm knien, ihn beruhigen, genauer betrachten. Aber als ich mich nähere, kann ich deutlich wahrnehmen, wie er sich tiefer in seine Ecke drückt, die Beine krampfhaft an seinen Körper heranzieht, als würde er versuchen, sich so klein wie möglich, wenn nicht sogar unsichtbar für mich zu machen. Es sieht fast so aus, als würde er vor mir fliehen wollen, aber die Tatsache, dass es sich bei dieser Gasse um eine Sackgasse handelt, hält ihn zurück. Ich verharre in meiner Bewegung, sehe fast schon mitleidig zu ihm herab. Meine anfängliche Wut ist nicht etwa verschwunden, aber mir förmlich im Halse stecken geblieben; ein Gefühl der Unsicherheit ergreift von mir Besitz. "Max?" Mehr bringe ich nicht heraus. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Irgendwie hoffe ich, dass er mir antwortet, auch wenn ich nicht die leiseste Ahnung habe, wie diese Antwort hätte ausfallen sollen. Sollte er vielleicht nicken oder mir mit einem "ja" antworten? Wie schon erwartet, bleibt die erhoffte Antwort aus. Aber auch sonst bringt der Junge zu meinen Füßen keinen Laut hervor, starrt nur von unten her zu mir hinauf, als wäre ich ein Geist... oder sein ärgster Feind, der ihn nun gestellt hat, mit der festen Absicht, ihn ins Jenseits zu befördern... Er hat Angst vor mir. Nach einigem inneren Ringen überwinde ich dann doch die letzten Meter und knie mich zu ihm hinunter. Fester presst er die Beine an seinen Körper heran, versucht deutlich zurückzuweichen, auch wenn er weiß, dass er das aufgrund der Wände, die uns fast gänzlich umschließen, nicht kann. Sofort fallen mir die roten Striemen an seinen Oberarmen auf. Hatte er sich die etwa selbst mit den Fingernägeln zugefügt? Etwa als eine Art Selbstbestrafung? Mein Blick wandert weiter über seinen Körper, doch können sie nichts weiteres dieser Art bemerken. Demnach scheint er, von den Kratzspuren abgesehen, keine weiteren Verletzungen zu haben, was mich dann doch schwach beruhigt. "Was machst du hier?", erklingt Max' heisere Stimme voll Verwirrung, als könne er noch immer nicht fassen, dass ich tatsächlich hier bin. Der Klang seiner Worte lässt mich meine Suche nach Hinweisen für vielleicht doch noch vorhandene Verletzungen vorzeitig beenden und mich auf- und damit in sein Gesicht schauen, das ebenfalls von Verwunderung aber auch von Angst zeugt. Seine Wangen sind feuerrot -ob sie durch den kalten, schneidenden Wind oder durch salzige Tränen derart verfärbt wurden, kann ich so allerdings nicht sagen. Aber ein einziger Blick in seine ebenfalls geröteten Augen lässt nur einen einzigen Schluss zu. "Na, was schon?", flüstere ich ihm zu und streiche ihm vorsichtig über den Arm, um ihn zu beruhigen, vielleicht aber auch, um ihm deutlich zu zeigen, dass ich mehr als nur ein Hirngespinst bin; dass ich wirklich hier, nur wegen ihm hierher gekommen bin. Er fühlt sich richtig kalt an, fast wie tot. Meine Berührung lässt den Jungen zusammenzucken. Er beginnt zu zittern, als würde er sich erst jetzt wieder der Kälte um sich herum gewahr werden. Erst jetzt wird auch mir selbst schmerzlich bewusst, dass er ja gar keine Jacke an hat, er damit mehr oder minder völlig der Kälte und dem Wind ausgeliefert ist. Er scheint schon eine Menge an eigener Wärme verloren zu haben. Ohne weiter darüber nachzudenken oder auch in jedweder Form zu zögern ziehe ich mir meine eigene Jacke aus und mit den gemurmelten Worten "Hier bitte." schlinge ich meinem Gegenüber den Stoff um die Schultern. Dieser mustert mich daraufhin erst einmal mit einem prüfenden Blick, als würde er nicht verstehen, was ich mit dieser Geste bezwecke, und als suche er förmlich nach einem versteckten Hintergedanken meinerseits, den er natürlich nicht finden kann. Als auch er selbst schließlich einige Momente darauf zu ebendieser Erkenntnis gelangt, drückt er den mit meiner eigenen Körperwärme angereicherten Stoff wärmesuchend fester an sich. Doch auch jetzt noch hält das Zittern weiter an. "Komm, steh auf.", fordere ich ihn auf, während ich mich selbst erhebe. Ich will gehen, nicht unnötig kostbare Zeit vergeuden. Es ist sicher besser, wenn wir beide möglichst schnell wieder in einem beheizten Gebäude sind, sonst würden wir uns sicher noch eine Erkältung, wenn nicht sogar schlimmeres einfangen. Helfend strecke ich ihm meine Hand entgegen, aber er reagiert nicht darauf, als hätte er nichts von meiner Aufforderung bemerkt. Nicht einmal ansehen tut er mich. Als ich meine Worte wiederhole, schüttelt er den Kopf. Seine Lippen formen tonlos das Wort "Nein". Ratlos sehe ich ihn an. Was sollte ich jetzt tun? Ich will ihn nicht auf die Beine zwingen, aber ich könnte ihn ebenso wenig hier einfach weiter herumsitzen lassen. Ich versuche erneut, ihn zum Aufstehen zu überreden, aber wieder schüttelt er nur den Kopf. Zögerlich hocke ich mich wieder neben ihn auf den Boden und versuche ihm in die Augen zu sehen in der Hoffnung, vielleicht so herauszufinden, warum er mir nicht folgen will, aber er weicht meinem Blick aus. Innerlich seufzend lasse ich mich nun vollends neben ihm nieder und lehne mich wie er an die Hauswand hinter uns und schaue die vielleicht gerade mal zwei Meter entfernte gegenüberliegende kahle Hauswand an ohne sie wirklich wahrzunehmen. Meine Gedanken rasen, suchen nach Lösungen dieses Problems. Ich muss mir etwas einfallen lassen, denn die Zeit drängt. Wenn wir noch lange hier blieben, würden wir uns noch den Tod holen. Aber wie sollte ich ihn hier weg bewegen, wenn er nicht auf mich eingeht und sich mir mit einem mir unerklärlichen Trotz entgegenstellt? Ein Schauer läuft meinen Rücken hinab und hinterlässt auf meiner Haut eine feine Gänsehaut. Es ist kalt, auch wenn uns der Wind hier kaum erreicht. "Hast du mich gesucht?", fragt Max mit leiser zittriger Stimme. Ich schaue ihn an, aber er erwidert meinen Blick nicht. Augenscheinlich starrt er den Asphalt zu seinen Füßen an, aber ich weiß, dass seine Augen ins Leere sehen, sein Blick nichts auffängt. Er nimmt nichts wahr, ist völlig in sich selbst gekehrt. Es wirkt fast so, als hätte er genug von der Welt um ihn herum, will sie nicht mehr sehen, sich aus ihr zurückziehen. Angst kriecht bei diesem Gedanken in mir empor. "Ja, wir alle haben nach dir gesucht.", beantworte ich seine Frage. Aber nur einen Augenblick später habe ich das unbestimmte Gefühl, etwas falsches gesagt zu haben. Und tatsächlich rollt nun eine klare Träne die Wange des Blonden hinab. Hilflos muss ich das mit ansehen, weiß, dass ich an dieser Träne Schuld bin, aber nicht, was genau mein Fehler war. Etwas widerwillig lege ich meinen Arm um seine Schultern und ziehe ihn zu mir heran. Ich habe das tiefe Bedürfnis ihn zu trösten, bin ich doch scheinbar Schuld an dieser Träne, der nun still immer mehr folgen. Zögerlich lässt Max meine Umarmung zu, drückt sich nach einigen Augenblicken sogar leicht an mich. Er zittert heftig, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass er sich nicht an mich lehnt um Trost, sondern viel mehr um Wärme zu suchen. "Wir haben uns alle große Sorgen um dich gemacht, weißt du? Und als du dann nicht mehr zurückgekommen bist, haben wir uns alle auf den Weg gemacht um nach dir zu suchen -auch Kai wollte bei der Suche helfen.", erzähle ich einfach drauf los, schon allein um die sich ausbreitende Stille zu unterdrücken. Ich hoffe, dass ihn meine Worte beruhigen. "Kai?", wiederholt Max heiser. Ich nicke. "Ja, er wollte auch mitkommen, aber..." Ich breche ab. Erst jetzt bemerke ich meinen Fehler, aber es ist bereits zu spät. Wie sollte ich meinen Satz zuende bringen ohne ihn in eine noch tiefere Krise zu stürzen? Schließlich ist doch Max für Kais Verletzungen, wegen denen dieser im Hotel bleiben musste, verantwortlich... "...aber er... äh..." Ich beginne zu stottern, befürchte schon, mich völlig in meinen eigenen Worten verstrickt zu haben, doch plötzlich habe ich eine Idee, wie ich den Satz beenden kann ohne weiteren Schaden anzurichten. "...aber einer musste ja schließlich im Hotel bleiben, für den Fall, dass du doch von selbst wieder dorthin zurückgekehrt wärst!" Ich lächle schwach und beglückwünsche mich selbst zu dieser gekonnten Rettung aus dem Netz der unglücklich gewählten Worte, in dem ich mich beinahe bis zur Bewegungsunfähigkeit verwickelt hätte. Eine Weile herrscht Schweigen, aber ich kann deutlich fühlen, dass Max mir etwas zu sagen versucht. Ich warte geduldig. "Wie... wie geht es Kai jetzt?" Seine krächzende Flüsterstimme vermittelt den Eindruck, dass ihm das Stellen dieser so einfachen Frage einige Schwierigkeiten bereitet hat. Dennoch klingt sie völlig tonlos; ich kann nicht sagen, ob er Mitleid oder Reue oder sogar Befriedigung bei dem Gedanken an den verletzten Kai empfindet. Daher zögere ich mit der Antwort. Wie sollte ich ihm am besten antworten? Zwei Möglichkeiten habe ich nun, neben der Verweigerung jedweder Antwort, zur Verfügung stehen. Ich könnte Max sagen, dass es Kai schon wieder besser geht. Das würde den Blonden sicher beruhigen. Denn sollte er wirklich bereuen, was er dem armen Kai angetan hat, dann wäre das das beste für ihn. Wenn er aber keinerlei Reue für seine Tat in sich trägt, dann würde ihn eine solche Antwort vielleicht dazu ermuntern, seine Tat in anderer Form zu wiederholen, auch wenn ich glaube, dass er nicht so handeln würde; aber andererseits hätte ich auch nie geglaubt, dass er zu einem Verhalten, wie er es Kai gegenüber an den Tag gelegt hat, fähig wäre... Demnach sollte ich dann eher versuchen, ihm ins Gewissen zu reden und ihm deutlich zu sagen, was er angerichtet hat. Was sollte ich nun also sagen? Was, wenn ich die falsche Entscheidung träfe und damit die falsche Antwort gäbe? "I-ich... weiß nicht genau, wie es ihm geht... Allerdings hat er ziemlich üble Verletzungen. Die sind aber in der Zwischenzeit schon versorgt worden..." Ich schwanke zwischen beiden Varianten, versuche ihm sowohl klar zu machen, dass er Kai schreckliches nicht wieder so einfach aus der Welt zu schaffendes Übel angetan hat, als ihn auch gleichzeitig zu beruhigen. So kann ich bei der Wahrheit bleiben, laufe nicht in Gefahr zu lügen. Ich spüre wie Max leicht nickt. Wieder herrscht eine Zeitl ang Schweigen. Mein Geist nutzt diese Gelegenheit um sich Gedanken um Kai zu machen, der als Gesprächsthema herhalten musste. Wie es ihm jetzt wohl geht? Ob er wohl noch immer Schmerzen hat? Ob... "Wieso habt ihr nach mir gesucht?", platzt es aus Max heraus, wodurch er meine Gedanken abrupt unterbricht. Seine Stimme klingt in diesem Augenblick schon fast wütend. Kurz schaut er zu mir auf, drückt sich aber sofort wieder an mich. Noch immer zittert er vor Kälte. "Ich verstehe das nicht...", fügt er flüsternd hinzu. Seine Stimme schwankt und klingt gedrückt; er scheint seine Tränen zurückhalten zu wollen. "Weil wir uns Sorgen um dich gemacht haben. Schließlich sind wir immer noch Freunde." Ich kann nur hoffen, dass das stimmt, denn ich will ihn nicht wissentlich belügen. Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich zu den Jungen in meinen Armen stehe. Ich kann wirklich nicht klar sagen, ob ich ihn nun mag für das, was er ist -ein guter Freund und Partner-, oder ihn für das, was er getan hat, verachte. "Auch nachdem ich das getan habe?", hakt er nach, als hätte er meinen letzten Gedanken gelesen. Er klingt heiser. In seiner Stimme schwingen sowohl Angst als auch Hoffnung mit. Ein Schluchzen. "Ja, selbst dann noch...", flüstere ich ihm zu. Zumindest glaube ich, dass dem so ist. Warum sonst wären wir ihn alle suchen gegangen? "Bist du böse auf mich?", fragt er nach einer Weile. Ich zögere. Ja, ich bin böse auf ihn. Aber das kann ich ihm ja wohl schlecht ins Gesicht sagen, oder? Aber, wie bereits gesagt, will ich ihn auch nicht belügen. Und eh, dass ich doch einer Lüge verfalle, schweige ich. "Bist du böse auf mich?", fragt er erneut. Schluchzer schütteln ihn und lassen seine Stimme ebenso zittern, wie die Kälte seinen Körper. So zwingt er mich förmlich dazu, auf seine Frage einzugehen. "Nun, es war nicht richtig, was du getan hast.", weiche ich einer direkten, verletzenden aber wahren Antwort aus. Abrupt verstummen die Schluchzer und ebenso plötzlich löst sich Max von mir, rückt ein Stück weit von mir weg, sieht zu Boden. "Doch, das war es!" "Was!?", frage ich entsetzt. Ich kann nicht ganz begreifen, was hier gerade vor sich geht. Sollte Max etwa wirklich keinen Funken Reue in sich tragen? Womöglich noch stolz auf seine Tat sein? "Kai hatte es verdient! Er hat mir das, was für mich das wichtigste in meinem Leben ist, einfach weggenommen. Er hat all meine Hoffnungen und Träume zerstört mit seinem Egoismus..." Seine Stimme klingt dumpf, wie aus weiter Ferne. Ich will ansetzen etwas zu sagen, aber schon hat er mich unterbrochen. "Und mit dir, Ray,", Er sieht mir fest in die Augen. Die seinen blitzen dabei auf. "hat er dasselbe vor!" Entsetzt. Das ist das einzige Wort, das es vermag meinen jetzigen Gemütszustand wenigstens ansatzweise zu beschreiben. War das gerade wirklich Max? Hat er gerade wirklich das gesagt, was ich glaube verstanden zu haben? Und... hat er etwa recht mit dem, was er da sagt? Verwirrung breitet sich in mir aus. Verwirrung und Zweifel... "Wie kannst du das behaupten!? Wie kommst du darauf?" Meine Stimme zittert leicht. Ich habe Angst. Angst, dass er etwas wissen könnte, was ich nicht weiß. Aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. "Oh, Ray! Siehst du das denn nicht? Er belügt dich! Kai macht sich doch gar nichts aus dir, verstehst du nicht? Er benutzt dich nur! Er spielt dir etwas vor, nur um dich zu verletzen; so wie er es immer und mit jedem tut!" Eine Pause schließt sich an, in der ich meine Besinnung wiederfinde. "Das ist nicht wahr, Max! Und das weißt du auch! Kai ist nicht so, wie du ihn eben beschrieben hast. Er würde uns niemals absichtlich weh tun wollen!" Einen Moment lang habe ich doch tatsächlich gezweifelt -an Kai gezweifelt, dem Menschen, den ich über alles liebe und dem ich eigentlich bedingungslos vertrauen müsste. Aber mit Vertrauen ist das eben so eine Sache. Es ist zerbrechlich wie Glas. Und je öfter man verraten wird, desto schwieriger ist es überhaupt noch Vertrauen zu haben und daran festhalten zu können, so sehr man sich auch darum bemüht. "Woher willst du das wissen, Ray? Woher willst du wissen, dass er dich nicht belügt? Woher willst du seine Absichten kennen? Kannst du etwa in seinen Kopf gucken? Kai sieht doch darin nur ein Spiel! Ein Spiel, bei dem der Sieg für ihn im Schmerz des anderen liegt! Und er kann in diesem Spiel nicht verlieren, denn er selbst hat keine Gefühle, die man verletzen könnte. Dieser Eisblock ist zu so etwas wie Gefühlen schließlich gar nicht fähig!" Ich habe Max noch nie so kaltherzig sprechen hören. Ist das etwa wirklich seine Meinung über Kai? Hasst er ihn etwa wirklich so sehr, wie es sich jetzt für mich anhört? Jedes Wort, das Max' vor Wut und Kälte bebende Lippen verlässt, versetzt mir einen schmerzhaften Stich ins Herz. Dennoch versuche ich, mich zu beherrschen um nicht herumzuschreien -das würde schließlich auch nicht helfen, sondern die Situation nur weiter ausarten lassen. "Nein, ich kann nicht in Kais Kopf gucken. Aber kannst du denn in sein Herz sehen? Oder warum kannst du so einfach behaupten, er hätte keine Gefühle? Er ist genauso ein Mensch wie wir alle; ein Mensch mit Gefühlen. Er kann genauso Leid und Liebe empfinden, wie wir auch." "Ray, du tust gerade so, als könntest du in sein Herz, diesen Stein, sehen. Aber auch du kannst das nicht!", wendet Max mit einem verbitterten Lächeln ein. An dieser Stelle hätte ich Max am liebsten ins Gesicht geschrien, was ich alles über Kai weiß, aber ich habe Kai versprochen, meine Verschwiegenheit zu wahren. Also lasse ich Max zähneknirschend weiter reden, der es schafft, das Mitgefühl, das ich bis eben noch für ihn empfunden habe, zu ersticken und meine Wut wieder aufleben zu lassen. "Du vertraust ihm viel zu sehr!", spricht der Blonde weiter, sein Blick gleitet derweil zum düsteren Himmelszelt, von dem von hier unten aus nur ein winziges Stückchen zu sehen ist. "Kai ist ein Mensch, dem man nicht trauen darf! Er ist ein Egoist und Egozentriker, dem es eigentlich egal wäre, was er mit seinem Benehmen für Schaden anrichtet, wenn er nicht gleichzeitig so ein Menschen verachtender Sadist wäre!" Ich beginne zu zittern, so stark ist die Wut in mir. Wie kann er es wagen so über Kai zu sprechen!? Dabei kennt er ihn doch kaum! Hat er denn je wirklich mit ihm gesprochen? Nein! Hat er ihn je wirklich beachtet? Nein! Wie kann er also behaupten Kai besser zu kennen als ich, wenn er nie wirklich etwas mit ihm zu schaffen gehabt hat, ja noch nicht einmal Wert darauf gelegt hat, mit ihm zu reden!? Fest presse ich meine Augenlider aufeinander und beiße mir auf die Unterlippe um die aufsteigenden Aggressionen zurückzudrängen, das lodernde Feuer der Wut zu löschen und mich selbst wieder zur Ruhe zu zwingen. Erst als ich eine Bewegung neben mir spüre, blicke ich auf. Max hat sich erhoben und entfernt sich leicht schwankend von mir, bleibt aber schon nach einigen Schritten wieder stehen. Als auch ich mich erhebe, dreht er sich wieder zu mir um. Mit vor Hass verschleierten Augen sieht er mich an; alles verkrampft sich kurzzeitig in mir und ich weiche automatisch ein winziges Stück vor ihm zurück. "Kai hat es doch gar nicht verdient Freunde wie dich zu haben. Freunde, die ihn verteidigen, ihn in Schutz nehmen, obwohl er ihnen ständig weh tut. Er hat das alles nicht verdient! Und wenn ich könnte, würde ich..." BATSCH! Eine schallende Ohrfeige unterbricht ihn, aber ich komme dennoch nicht umhin, seinen Satz für ihn zu beenden. "...ihm alles wegnehmen? Wolltest du etwa das sagen? Sag mal was fällt dir eigentlich ein über ihn zu urteilen? Wer gibt dir das Recht dazu? Sicher, Kai benimmt sich oft nicht wie ein Engel, aber das ist noch lange kein Grund dafür, ihn so zuzurichten, über ihn zu urteilen, ihn zu verachten, um ihm dann Stück für Stück das Leben zu zerstören! Ob du's glaubst oder nicht, Kai hat auch seine guten Seiten. Er ist nicht absolut schlecht, so wie du ihn darstellen willst! Er ist ein wundervoller Mensch und nichts und niemand gibt dir das Recht über seine Existenz oder seinen Lebensinhalt zu entscheiden!" Ich atme schwer, versuche durch den Sauerstoff wieder zur Ruhe zu kommen. Ich war lange nicht mehr dazu gezwungen, so heftig zu reagieren. Aber diesmal war es nötig. Max sieht mich mit einer Mischung aus Verwirrung, Schrecken und Unglauben an. Er scheint noch nicht ganz realisiert zu haben, was gerade vor sich gegangen ist. Nun, er ist es auch nicht von mir gewohnt, dass ich derart schroff reagiere, aber schließlich hat er mir gar keine andere Wahl mehr gelassen. Wie sonst hätte ich ihn stoppen können? Langsam führt er seine linke Hand an seine nun noch stärker gerötete Wange; er zuckt leicht zusammen, als er das schmerzende Fleisch berührt, Tränen quellen aus seinen Augen, die mit einem heftigen Schluchzer beginnen, seine Wangen wie kleine Bäche hinabzulaufen und den Anschein erwecken, nicht allzu bald wieder versiegen zu wollen. Hatte ich etwa so fest zugeschlagen? "Max, ich halte nichts von Selbstjustiz. Und selbst wenn Kai dir etwas angetan haben sollte, ist das noch lange kein Grund, ihn derart zu bestrafen; vielleicht wird er für immer eine Narbe haben, die ihn daran erinnert, dass ein Freund sich gegen ihn gestellt hat. Ich weiß zwar nicht, was er dir angetan hat, aber ich bin mir sicher, dass die Strafe oder die Rache -wie man es auch immer bezeichnen will-, die du für ihn ausgewählt hast, die zu bestrafende Tat überwiegt. Denn nichts, keine Fehltat ist schlimm genug, um mit einem Mal, das von einem solchen Verrat zeugt, gesühnt zu werden." Ich warte darauf, dass er etwas sagt, mir widerspricht oder sonst irgendwie reagiert, aber nichts dergleichen geschieht. Er steht einfach nur stumm da, sich die linke Wange haltend, die andere zu einer zitternden Faust geballt. Er scheint gebrochen. Und er weint. Bei dem Anblick, den er mir jetzt bietet, muss ich schwer schlucken. Wie er nun so dasteht, ist es kaum zu fassen, was er vorhin noch für Worte ausgesprochen hat. Sein Hass scheint erloschen zu sein. Stattdessen sehe ich nun tiefes Leid in seinen azurblauen Augen. Schleichend regt sich in mir der Verdacht, dass die Wut und der Hass, den er für Kai zu empfinden behauptet, nur dazu dienen, diesen Schmerz, der nun freigelegt in seinen Augen liegt, zu verdecken. >Wie bei Kai...< Ich kann mich dieses Vergleichs und dem mit ihm verbundenen Gedanken nicht erwehren. Zu deutlich sehe ich nun die Ähnlichkeit des Verhaltens der beiden, von denen ich noch bis vor kurzem dachte, sie hätten nichts gemein. Vielleicht ist genau das auch der Grund für das tiefe Mitgefühl, das nun erneut in mir aufflammt... Wieder bin ich völlig hilflos, weiß nicht, was ich tun soll. Ich will ihn nicht weiter weinen sehen, traue mich aber auch nicht, auf ihn zuzukommen. Kann ihn nur stumm und mitleidig anschauen. Unfähig etwas zu sagen, etwas zu tun, die Initiative zu ergreifen. Stehe genauso reglos da wie er. Und ich kämpfe... Kämpfe gegen die Worte an, die sich beständig in meinem Kopf formen und zu einem Satz aneinander reihen. Ein Satz, der einem endlosen Echo gleich, immer und immer wieder dröhnend widerhallt. Ausgesprochen werden will. >Es tut mir leid< Diese Sentenz schreit in meinem Kopf. Wird mit jedem Ruf lauter. Erklingt immer schriller und durchdringender je öfter ich sie niederschmettere. Nein, ich will sie nicht aussprechen! Es wäre eine Lüge. Nichts von dem, was ich eben sagte, tut mir leid. Ich bereue nicht ein einziges Wort, nicht eine Silbe. Ich brauche mich für überhaupt nichts zu entschuldigen. Denn es war die Wahrheit, dir reine pure Wahrheit. Doch die Stimme schreit weiter, achtet nicht auf die Nutzlosigkeit ihrer Worte. Will nur mein Gewissen beachtet wissen, meinen Verstand ignorierend. Plötzlich bemerke ich eine Regung bei Max. Er löst sich aus seiner Starre, versucht scheinbar einen Schritt zu tun. Doch er gerät ins Schwanken. Unbeholfen trippelt er etwas auf der Stelle, hat die Augen geschlossen; seine Hand berührt nun nicht mehr seine Wange sondern seine Schläfe. Mehr aus einem Reflex heraus mache ich einen Satz nach vorne und kann ihn auffangen bevor er in die Knie geht. Erschöpft lehnt sich der Blonde an mich, drückt seine Stirn an meine Brust. Er keucht leise, murmelt, dass ihm schwindelig wäre. Mir ist unwohl zumute. Ich weiß nicht genau warum, aber ich mag es nicht sonderlich, Max so dicht bei mir zu haben. Schnell verdränge ich dieses unangebrachte Gefühl, gegen dessen Willen ich nun behutsam meine Arme um den Oberkörper des Halbamerikaners schlinge um ihn zu stützen. Es vergeht einige Zeit, in der sich keiner von uns rührt. Wir stehen einfach nur so da und warten darauf, dass es Max' Zustand wieder zulässt, dass wir uns wieder aus dieser für meinen Teil recht unangenehmen Umarmung lösen können. Endlich drückt sich Max leicht von mir und schaut zu mir auf. Ein seltsamer Glanz liegt in seinen blauen Augen, den ich mir nicht erklären kann und auf den ich deshalb nicht weiter achte. Gerade will ich ihn fragen, ob es ihm nun wieder besser gehe, als er plötzlich meine Lippen mit den Seinen versiegelt. Im ersten Moment bin ich zu erschrocken um zu reagieren, kann diesen ungewollten Kuss nur zulassen. Dann erst schaltet sich mein Verstand wieder ein. Angewidert stoße ich den Blonden von mir, der daraufhin einige Schritte zurücktaumelt, seine Balance aber gerade noch so halten kann. "Was soll das!?", fauche ich, aber Max antwortet nicht. Steht nur da und sieht mich verletzt an. Formt tonlos einige Worte, wird dann etwas lauter, und ich kann den Satz "Ach, so ist das..." aufschnappen. Dann lächelt er plötzlich schwach. Es ist ein trauriges Lächeln, seine Augen glitzern leicht vor Feuchtigkeit. "Du liebst ihn also?" Verwirrt blinzle ich ihn an. Bitte, was hat er mich da gerade gefragt? Lautlos bewege ich den Mund auf und zu, versuche etwas zu sagen, bringe aber nicht ein Wort über die Lippen. "Tu nicht so überrascht, ich hab euch gesehen...", meint er, wird zum Ende hin aber immer leiser. Jetzt erst schaffe ich es, meine Sprache wiederzuerlangen. "Was!? Wann? Wo?" Zu längeren Sätzen bin ich nicht fähig, aber wozu hätte ich mich auch länger fassen sollen, wenn er auch so versteht? "Letzte Nacht...", flüstert er so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann. Wieder hat er mit den Tränen zu kämpfen, aber nachdem er einmal mit dem Arm über seine Augen gewischt hat, scheint er den Kampf gewonnen zu haben. Mir selbst klappt die Kinnlade nach unten. Letzte Nacht? Hatte er etwa mitgekriegt, dass Kai und ich im selbem Bett genächtigt haben? Eine peinliche Röte überzieht meine Wangen. Könnte es sein, dass Max... diese Situation mit Kai... falsch gedeutet hat? Das würde ja heißen, er nimmt an, dass wir... Kai und ich... dass Kai mich... Meine Wangen beginnen förmlich zu glühen, was Max glücklicherweise nicht mitbekommt, da er seinen Blick lieber auf den Boden richtet als mich anzusehen. Er scheint mir nicht in die Augen sehen zu wollen... oder zu können... "Als ich euch da so hab liegen sehen... beide halbnackt... gesehen habe, wie Kai dich an sich gedrückt hat und so ungewöhnlich zufrieden gelächelt hat..." Jetzt ist auch mir klar, dass Max das ganze wirklich falsch gedeutet hat. So, wie er es formuliert, kann er nur diese eine Interpretation im Hinterkopf haben. "...da ist für mich eine Welt zusammengebrochen.", beendet er seinen Satz, den ich im Geiste noch einmal wiederholen muss, da ich kurzzeitig durch meine eigenen Gedanken abgelenkt war. Aber verstehen tue ich diesen dennoch nicht. "Erst war ich nur geschockt, konnte einfach nicht glauben, was ich gesehen hatte. Aber dann...", er unterbricht sich selbst kurz, scheint sein Gemüt beruhigen zu wollen, aber eher das Gegenteil bewirkt er damit, denn seine Stimme zittert leicht vor Zorn, als er den nächsten Satz ausspricht. "Ich war so wütend! Auf Kai, auf dich, auf mich... Ich konnte gar nicht anders, ich musste irgend etwas mit dieser Wut machen, sonst wär ich daran erstickt, kannst du das verstehen?" Er schaut kurz zu mir auf, senkt aber schon nach wenigen Augenblicken wieder den Kopf. Er bringt es einfach nicht fertig mich länger anzusehen. Nicht etwa aus Angst ich könnte ihm etwas tun, sondern aus Scham. Nun endlich scheint er begriffen zu haben, was er getan hat. Und er schämt sich dafür, bereut seine Tat -zu Recht! "Aber warum Kai?", höre ich mich selbst fragen. Ich verstehe nicht, warum er gerade Kai als Opfer ausgewählt hat. Warum nicht mich? Mir wäre es wirklich lieber gewesen, wenn der Angriff mich erwischt hätte. Kai hat in seinem Leben schon so viel mitmachen, so viel Leid ertragen müssen. Es ist ein Wunder, dass er nicht an seinen seelischen Verletzungen zerbrochen ist. Warum also muss er nun weiter leiden? Womit hat er das verdient? Wieso wird er dafür bestraft, dass er angefangen hat, in uns Freunde zu sehen, uns zu vertrauen? Warum muss ausgerechnet dieses mühsam entwickelte Vertrauen zerstört werden und ihn weiter verletzen? Bei Max erscheint wieder dieses unendlich traurige Lächeln. "Weil ich schon vor einer Weile gemerkt habe, dass ich nicht fähig bin, böse auf dich zu sein -wie sollte ich dich dann hassen können? Und... mal ehrlich, würdest du deine Wut auf dich selbst richten, wenn es noch jemand anderen gibt, auf den du wütend sein kannst?" Erneut sieht er mich kurz an, dann lacht trocken auf, es hört sich fast wie ein Husten an. "Natürlich würdest du das nicht, dafür hast du ein zu gutes Herz... Aber ich... ich habe das getan... Ich habe meinen Hass einfach gegen Kai gerichtet, wie du ja selbst gemerkt hast... Es war nunmal das einfachste..." Er beginnt zu Schluchzen, versucht gegen die Tränen anzukämpfen, aber diesmal verliert er die Schlacht. "Ich hab mir weiß-Gott-was eingeredet um nicht glauben zu müssen, dass du selbst auch mit ihm zusammen sein willst! Ich hab mir eingeredet, Kai würde dich dazu zwingen, dich mit ihm abzugeben, dich erpressen oder sonstiges! Ich bin so ein Idiot..." Wieder spüre ich dieses Verlangen in mir, ihn zu trösten, aber ich kämpfe dagegen an. Er soll sich nicht einbilden, dass er nur zu heulen braucht um alles wieder ins Reine zu bringen. "Gott, und ich habe ihn auch noch als Egoisten bezeichnet! Dabei bin ich hier der einzige Egoist! Und ein Idiot! Ein egoistischer Idiot!" Ja, Max hat allen Grund sich selbst Vorwürfe zu machen. Er hat sich echt einiges geleistet. Warum zum Himmeldonnerwetter habe ich dann noch immer das Bedürfnis ihn zu trösten und ihm gut zu zureden!? Warum habe ich das unbestimmte Gefühl eigentlich selbst an all dem hier Schuld zu sein? Erst jetzt beginnen seine Worte bei mir Wirkung zu zeigen, sodass ich mir langsam der Botschaft bewusst werde. >Er hat das mit Kai und mir mitgekriegt. Er redet davon, dass er geglaubt hat, Kai hätte mich dazu gezwungen, mit ihm zusammenzusein und... äh... weiteres... Und er meint, dass für ihn dadurch eine ganze Welt zusammengebrochen wäre... Und... äh... Moment! Sollte das etwa heißen, dass...?< Die Erkenntnis trifft mich wie ein Donnerschlag und am liebsten hätte ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn geklatscht. Das ich noch nicht eher auf diese Idee gekommen bin! Aber... könnte das denn wirklich sein? "Max, das hört sich ja fast so an, als ob..." Ich bringe meinen Satz nicht zuende, denn ich weiß, dass er auch so verstanden hat, was ich nun von ihm wissen will. Ein zögerliches Kopfnicken. "Ja, Ray. Ich habe mich in dich verliebt..." ... "Ähm... Nun, das erklärt einiges...", murmle ich leise um aus meiner Untätigkeit herauszukommen und das peinliche Schweigen zu brechen. Ich räuspere mich trocken, ebenfalls nur aus purer Nervosität. Was sollte ich jetzt sagen? Oder viel eher: was erwartet Max jetzt, das ich sage? Vermutlich hätten wir uns noch eine ganze Weile so unsinnig, untätig und schweigend gegenübergestanden, wenn nicht... "Max? Was ist mit dir?" Wieder beginnt der Junge mit den blonden Haaren zu schwanken. Und ebenso wie zuvor bin ich in sekundenschnelle bei ihm. Gerade noch rechtzeitig, denn seine Beine geben plötzlich nach und er sackt zu Boden. Ich kann ihn nur knapp davor bewahren, auf dem harten Boden aufzuschlagen. "Max? Was ist mit dir? Antworte doch!" Ich rüttle ihn leicht an der Schulter. "Schwindlig...", haucht er schwach. "Müde.." Seine Augen hat er bereits geschlossen, kann sie nicht mehr offen halten. Das alles hier war wohl doch zu viel für ihn... "Nicht einschlafen!", ermahne ich ihn, bin mir aber nicht sicher, ob er mich gehört hat. >Und jetzt?<, frage ich mich selbst und schaue mich kurz um, als würde ich hoffen, dass irgendjemand hier wäre, der mir diese Frage beantworten oder mir helfen könnte. Aber dort ist natürlich niemand. Also sehe ich wieder ratlos zu dem erschöpften Jungen in meinen Armen hinab. Doch dort verweilt mein Blick nicht lange, denn ich nehme ein mir wohlbekanntes und gleichzeitig verhasstes Geräusch wahr. Einer bösen Vorahnung folgend wandern meine Augen zur Wolkendecke hinauf, aus der nun unzählige Regentropfen gleichzeitig herabfallen, prasselnd auf dem Asphalt aufschlagen und keine Zeit damit verlieren, alles ordentlich zu befeuchten. Ich stöhne genervt auf. Das konnte doch ganz einfach nicht wahr sein! Musste ausgerechnet jetzt der Platzregen einsetzen? Hatte sich denn jetzt wirklich alles gegen uns verschworen? "Max? Was denkst du, schaffen wir es, dass ich dich Huckepack nehmen kann?" Ein schwaches Nicken als Antwort. Ich verschwende keine weitere Zeit, ziehe ihm meine Jacke richtig an, um ihn wenigstens ansatzweise vor dem Unwetter zu schützen, und hieve ihn recht unbeholfen mit seiner Mithilfe auf meinen Rücken. Als ich dann endlich sicher sein kann, dass er nicht nach den ersten paar Schritten wieder von dort hinunterrutscht, mache ich mich auf den Weg. Schon als ich die winzige Gasse verlasse, die eigentlich nicht mehr als der Zwischenraum zweier Häuser ist, die nicht zu einem Doppelhaus werden wollten, bemerke ich, wie windgeschützt der Winkel war, in dem Max und ich uns bis eben noch aufgehalten haben. Denn hier herrscht schon ein etwas anderes Klima. Stand die Luft in der kleinen Seitengasse förmlich, so war sie hier recht stark bewegt. Doch erst als ich die verwinkelten Gassen des Viertels verlasse und wieder auf die größeren Straßen der Stadt komme, denen wir folgen müssten um zu den andern zu kommen, merke ich, wie stark der Wind wirklich inzwischen geworden ist. Heulend fegt er über die leeren betonierten Wege hinweg. Ich bleibe einen Augenblick lang stehen, direkt hinter der letzten Hausecke der schützenden Gassen, zögere, auf die zugigen Straßen zu treten und mich und meinen Begleiter freiwillig dem heftigen Treiben des Sturmes auszuliefern. Doch mir bleibt kleine Wahl. Mutig mache ich einen Schritt vorwärts und sogleich ergreift mich eine kräftige Böe, die an meiner Kleidung reißt und diese mit den mitgeführten Regentropfen, die durch die Bewegungsenergie des Windes fast ebenso hart wie Hagelkörner sind, bis auf meine Haut durchweicht. Ich muss mich dagegenstemmen um nicht zurückgedrängt zu werden. Schwerfällig mache ich einen Schritt nach dem anderen, für die ich je eine Ewigkeit und eine enorme Kraft zu brauchen scheine. Nur schwer kommen wir voran. Selbst wenn ich niemanden, der in etwa genauso viel wiegt wie ich selbst, auf dem Rücken tragen würde, käme ich kaum schneller voran. Der Wind kommt leider genau aus der Richtung, in die wir müssen, wenn wir zum Hotel und den anderen zurück wollen, was uns den Rückweg nicht gerade erleichtert. Dröhnend und kraftvoll rauscht er an meinen Ohren vorbei, drückt auf das Trommelfell, das schon zu schmerzen beginnt. Der Regen peitscht uns gnadenlos, durchweicht unsere Kleidung und sticht uns wie kleine spitze Nadeln in jedes bisschen Haut, das nicht von Stoff bedeckt ist. Diese Kombination aus Luft und Wasser zusammen raubt mir beinahe völlig die Sicht, ich kann kaum mehr etwas erkennen, muss mich eher auf mein Gefühl verlassen, welchen Weg wir gehen müssen. Ein gleißender Blitz erhellt den grau-schwarzen Himmel über der Stadt. Kurz darauf ertönt ein bedrohlich klingendes Donnergrollen, das über unsere Köpfe hinwegrollt und die Luft erzittern lässt. Während ich mich mühsam voran kämpfe, klammert Max sich so fest er kann an mich, verbirgt sein Gesicht in meinen Haaren, versucht so, dem stürmischen Treiben so gut es eben geht zu entkommen und dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Doch ich spüre, dass er mit der Zeit immer schwächer wird, es ihm immer schwerer fällt, sich festzuhalten, nicht einzuschlafen. Er ist erschöpft und vermutlich auch erkrankt. Aber mir selbst ergeht es ja auch nicht viel besser. Zwar spüre ich die Kälte nicht mehr, aber leider liegt das wohl einzig und allein daran, dass meine Haut inzwischen so erkaltet ist, dass sie nicht weiter abkühlen kann, und ich ansonsten viel zu sehr damit beschäftigt bin, dem Sturm zu trotzen, den Weg zu finden, Max wachzuhalten und meine Beine vor dem Einknicken abzuhalten. Schon jetzt kann ich nicht mehr. Alles schmerzt, ich kann kaum mehr atmen. Hoffentlich sind wir bald da. Denn lange halte ich diese Strapazen trotz des Adrenalins in meinen Adern nicht mehr aus... Ende!! Zumindest vorerst ^.~ Und? Wie hat's euch gefallen? *erwartungsvoll in die Runde blick* Ich würde mich seeeeeeeeeeehr über Kommis freuen, denn gerade in diesen Teil hab ich viel Mühe und Geduld reinstecken müssen... Wann der nächste Teil rauskommt, ist noch sehr ungewiss, da ich wieder unglaublich viel zu tun habe. Ich HASSE Schule ">.> Aber ich wird mich diesmal wieder mehr beeilen, damit das hier endlich wieder voran kommt ^^; Denn die neuen FF-Ideen stauen sich hier schon -derzeit sind's übrigens 23 neue FFs, die ich in Planung hab ^_________^ Die Frage ist nur: wann soll ich die alle schreiben? O.ô Ich brauche Zeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiit!!! T_T Naja, wie auch immer ^^; Ich hoffe, ihr seid auch das nächste mal dabei? Würde mich sehr freuen! ^__________^ *alle knuddel* Cu, Ginger Kapitel 21: Die Wunden lecken ----------------------------- Hallo Leute! ^o^ Fröhliche Weihnachten euch allen! *alle halb zu Tode plüsch* *Zuckerstangen verteil* Tja, hier bin ich nun wieder -hat diesmal ja ganz schön lang gedauert, was? ^^; Es tut mir leid v.v" Ich könnte jetzt natürlich aufzählen, was ich alles zu tun hatte, aber ich glaube nicht, dass ihr das als eine Rechtfertigung ansehen würdet... Und ihr habt auch recht damit, ich sollte mich wirklich schämen, euch so lange warten zu lassen *sich selbst hau* Vergebt mir! T.T Vermutlich (naja, eigentlich wohl eher nicht, aber was soll's...) stellen sich jetzt einige von euch die Frage, weshalb ich es jetzt doch geschafft habe, das neue Kapitel noch innerhalb dieses Jahres zu schreiben und zu veröffentlichen und nicht, wie in einigen ENS' angekündigt, erst Ende Januar nächsten Jahres. Das hat folgenden Grund: Ich bekam von einer ganz lieben Leserin eine reichlich originelle ENS, die mich dazu angeregt hat, das Kapitel endlich fertig zu schreiben. Ebendieser lieben Leserin möchte ich dieses Kapitel widmen. Ich hoffe, du fühlst dich angesprochen Kay-la? Nur ihr habt ihr es zu verdanken, dass dieses Kapitel eher als geplant rausgekommen ist! Ich schätze, ihr fragt euch jetzt, was in dieser ENS dringestanden haben kann, dass ich faule Autorin mich dazu habe verleiten lassen, mich vor den PC zu schwingen und hieran weiterzuschreiben? Aus diesem Grund nun, und mit Kay-las Erlaubnis, hier die ENS, der ihr das Kapitel zu verdanken habt: Liebe Ginger ! Ich vermisse Deine FF "Angst vor der Liebe" ! Das ist die erste FF die ich auf Animexx gelesen habe und meiner Meinung nach eine der Besten die ich kenne.Und ich kenne mittlerweile echt viele...! Hab ich Dir ja schon mal geschrieben . Ich weiß das Du viel zu tun hast mit der Schule und so aber .... DU KANNST MICH DOCH NICHT SO LANGE AM LANGEN ARM VERHUNGERN LASSEN !!! Mich und die anderen Deine-Story-liebenden- Leser.... Mußt Dir mal vorstellen : -Wir wissen nicht wie es Kai alleine mit seinen Verletzungen im Hotel geht... -Kai macht sich immer noch Sorgen um seinen Ray der da draussen im Regen nach Max sucht... - Ray irrt nun schon seit dem 24.09.2004 mit Max total erschöpft im Regen und Sturm umher und macht sich seinerseit Sorgen um Kai und auch um Max... -...und es stürmt immer noch -...und es ist immer noch kalt(würde am liebsten mal kurz in Deine FF schlüpfen...genau das mach ich jetzt:( ...hier Ray da hab ich ne Thermoskanne heißen Kaffee für Dich und Max und ne warme Decke...weil die böse Ginger denkt ja nicht dran Euch endlich mal aus dem Mistwetter rauszuholen... "Wie ? Ja klar ich werd es Kai aussrichten ..." "Nein, Ray ich glaube nicht das er Dich zwischenzeitlich schon vergessen hat..." "Nein er hat sicherlich keinen anderen in den über 2 Monaten in denen Du jetzt verschwunden bist..." Nein Ray-Schatz Du kannst da überhaupt nichts dafür... das ist ganz allein Gingers Schuld weil sie nicht weiter schreibt..."Nein Du konntest Dich ja nicht von Deinem Schatz verabschieden,weil Du ja gar nicht wußtest das Du ihn sooooooo lange nicht mehr wieder sehen würdest..." "Ja ich bin mir sicher das er Dich noch genauso liebt ..." " Ray hör doch bitte endlich auf zu weinen... RAYYYYY !!! " und Max ist schon ganz blau angelaufen vor Kälte. Der muß jetzt endlich mal ins Warme ... (nur mal so gesagt...) Szenenwechsel: (vor einem bestimmten Hotelzimmer in einem bestimmten Hotel...) -klopf klopf-" Kai ? Kai bist Du da ? Ich komm jetzt rein Kai... " "Kai... Um Gottes willen was ist mit Dir ... ? KAI !!! " (Kai total apathisch auf der Couch sitzt,blut unterlaufene Augen,ganz tiefe Augenschatten,sieht aus als hätte er seit Wochen nicht geschlafen,unordentliche Kleidung,seit tagen nicht gewechselt,eine fast leere Bierflasche auf dem Tisch vor ihm,Tränenspuren auf den Wangen...) "Kai mein armer,armer Spatzl... was ist denn los...?" Kai leise flüsternd.:" Er...Er hat mich verlassen.Einfach verlassen . Ist gegangen ohne ein W-Wort..." Kay-la: "Nein Kai-Schatz das hat er nicht Er liebt Dich "..." Er kann nur momentan nicht zu Dir zurück weil Eure FF-Autorin nicht an Eurer Geschichte weiterschreibt... Weißt Du ...Ginger hat soviel anderes zu tun und wirklich keine Zeit weiter zu schreiben... Kai entrüstet aufspringt: " Was ? Aber das kann sie doch nicht machen.!!!Und da sagt sie immer das wir ihre Lieblinge wären...Wie kann sie mich nur sooooo lange leiden lassen . Gerade haben Ray und ich zusammen gefunden und jetzt bin ich seit dem 24.09.2004 von ihm getrennt... Weiß sie denn nicht wie das ist wenn man verliebt ist... Erst bin ich gleich so schwer verletzt und das auch noch durch diesen eifersüchtigen Idioten von Max ,dann verschwindet Ray einfach so ohne ein Wort und ich komm vor Sorgen beinahe hier um ...und jetzt sagst Du mir das Ginger an allem Schuld ist die mich doch angeblich so sehr mag... ? (läßt sich kraftlos zurück auf die Couch fallen...) (Kay-la versucht Kai tröstend in den Arm zu nehmen...) Kai:" Nicht ! Ich will nicht von Dir getröstet werden.Ich will überhaupt von niemandem getröstet werden ... ICH WILL MEINEN RAY ZURÜCK !!!! " (fängt an zu schluchzen und vergräbt seinen silber-blauen Wuschelkopf im Couchkissen...) (Kay-la fährt ihm einmal liebevoll über seinen silber-blauen Haarschopf ..) Kay-la: " Okay ich werde der Ginger schreiben wie ihr beiden leidet.Mehr kann ich nicht für Euch tun.Dann muß man hoffen und beten das sie endlich ein Einsehen hat und weiterschreibt,sodas ihr Euch endlich wieder sehen könnt.Das Elend kann man ja nicht mehr mit ansehen. Und Max und Du ihr müßt Euch ja auch aussprechen. Ach ja ich hab Ray übrigends kurz gesprochen.Es geht ihm den Umständen entsprechend... Er liebt Dich und vermißt Dich wahnsinnig soll ich Dir ausrichten und er hofft das er ganz schnell wieder bei Dir ist.." (Kai ganz langsam aus dem Kissen auftaucht und mit großen ,verweinten Kulleraugen sich die Tränen aus dem Gesicht wischt...) Kai:" Wirklich... ? Das hat er gesagt ? Er vermißt mich und kommt bald wieder... ? Kay-la:" Ob er bald wieder kommt hängt nicht von mir oder von Ray ab. Das hat alleine Ginger in der Hand. Aber ich hoffe das Sie Mitleid mit Euch beiden und mit ihren vielen Lesern hat... Wir wollen doch unbedingt wissen wie es mit Euch beiden weitergeht...Also ich drück Euch alle Daumen die ich habe..." (Kai wieder etwas hoffnungsvoller in die Welt hinaus guckt... ) Kai:" Bitte liebe Ginger mach das Ray ganz schnell wieder bei mir ist weil ich ihn doch so vermisse... " Rays Stimme aus weiter Ferne:" Bitte liebe Ginger mach das Kai ganz schnell wieder bei mir ist weil ich ihn doch so vermisse... und ich mir hier draußen den A.... abfriere..." Max nur noch leise Flüsterstimme: " Bitte liebe Ginger ...ach sch... drauf... Hey Du Autorin:Wenn Du mich nicht bald aus dem Sturm und der Kälte holst dann hast Du mich auf dem Gewissen ...hörst Du ? Dann heißt es "Astalavista Max..." Ich krepiere hier draußen... Willst Du das ? Erst krieg ich meinen Liebsten nicht und jetzt das ... Sei doch nicht so grausam ... " Stimme unzähliger Leser aus dem Off: " Bitte liebe Ginger schreib endlich weiter . Wir platzen noch vor Neugierde wie es weiter geht... " Kay-la: Tja ich hoffe Du weißt was ich Dir hiermit ausrichten wollte ... Bitte , bitte schreib endlich weiter und erlöse unsere beiden Lieblinge bevor Ray an Sehnsucht zu Grunde geht und sich Kai womöglich noch was antut... Deine Kay-la Nachdem ich die ENS ganze dreimal hintereinander gelesen habe, hatte ich plötzlich eine enorme Lust mir zu überlegen, wie ich unsere Jungs aus ihrer misslichen Lage herausholen könnte. Nun, dies hier ist dabei rausgekommen! Ich hoffe, euch gefällt, was ich fabriziert habe... (dass es mir nicht gefällt, brauche ich, denke ich zumindest, nicht mehr erwähnen, oder?) Wie immer würde ich mich sehr über Kommentare freuen! Enjoy reading! Cu, Ginger P.S.: Nochmals vielen Dank an euch alle und besonders an dich, Kay-la! *knuddel* Und an dich Saika-Chan, die du trotz deiner Übermüdung das Kapitel gebetat hast *kaputtflausch* Kapitel 21: Die Wunden lecken *~* Kais PoV *~* Unruhig wippe ich auf meinem Sitzplatz auf dem Fensterbrett vor und zurück. Seit einer Ewigkeit, wie es mir vorkommt, starre ich angestrengt nach draußen, versuche etwas durch den dichten Regenschleier zu erkennen, was meine Augen mit einem penetranten Brennen belohnen. Doch noch immer ist keiner unserer Freunde zurückgekehrt... Warum haben sie ihre Suche noch nicht abgebrochen? Wollen sie sich den Tod holen? Bei dem Regen können sie doch eh nichts mehr erkennen, und finden können sie Max so auch nicht mehr! Warum also kommen sie nicht endlich zurück? Sollte ihnen etwa etwas zugestoßen sein? Beinahe wie eine Bestätigung erscheint in diesem Moment ein langgezogener Blitz am Horizont, dicht gefolgt von einem knurrenden Donnergrollen. Sorgen mache ich mir schon lange nicht mehr; denn diese haben sich inzwischen in wahre Panik verwandelt. Ich war, glaube ich, noch nie so nervös, wie an diesem düsteren Nachmittag. Warum kommen sie auch nicht zurück? Sollte ihnen vielleicht etwas zugestoßen sein? Hoffentlich waren sie wenigstens intelligent genug, sich rechtzeitig irgendwo unterzustellen, oder zumindest nicht lebensmüde genug, um sich durch dieses Unwetter zu kämpfen... "Ganz schön finster da draußen, was?", erklingt dümmlich die Stimme des Braunhaarigen hinter mir, der schon seit einer ganzen Weile auf dem Sofa hockt und bis eben noch vor sich hin geschwiegen hat. Als wäre dem Wetter diese Frage ebenfalls zu dumm, erscheint im selben Moment ein gleißender Blitz, der kurzzeitig den ganzen Himmel erhellt, bevor er wieder im Nichts verschwindet und ihm ein erneutes Grollen folgt. Als der Braunhaarige merkt, dass ich ihn keines Blickes und erst recht keiner Antwort würdige, räuspert er sich verlegen. Doch er gibt nicht auf, versucht hartnäckig ein Gespräch mit mir zu beginnen; dass ich keine Lust habe, mich mit ihm zu unterhalten, stört ihn vermutlich gar nicht. "Kai? Ich würde gerne mit dir reden.", meint er und ich weiß, dass er mich erwartungsvoll mustert, obwohl ich ihm den Rücken zugewandt habe. "Ich aber nicht mit dir...", murmle ich, um meinen Standpunkt zu dieser von ihm geplanten Unterredung klar zu machen, dennoch spreche ich mehr zu mir selbst. "Kai, jetzt komm schon, es ist schließlich wichtig!", versucht er mich umzustimmen, aber er scheitert. Ich erwidere noch nicht einmal etwas. Ich will einfach nicht. Mir geht anderes und wesentlich wichtigeres im Kopf umher. Ich vernehme ein genervtes Seufzen. "Es hat doch keinen Sinn, die ganze Zeit da raus zu stieren! Dadurch kommen sie auch nicht schneller zurück!" Wie in Zeitlupe drehe ich mich zu ihm um und bedenke ihn mit einem langanhaltenden geringschätzigen Blick. Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet, er würde verlegen beiseite schauen, aber stattdessen erwidert er unerwarteterweise meinen Blick. Fragend sieht er mich an, versucht mir so mitzuteilen, dass er noch immer darauf wartet, dass ich mich auf ein Gespräch mit ihm einlasse. Verwundert durch seinen plötzlichen Mut mir entgegenzutreten erhebe ich trotz Widerwillen das Wort. "Was willst du eigentlich von mir?", zische ich ihm genervt entgegen. "Mit dir reden.", erwidert er schlicht und weist auf das gegenüberstehende Sofa. Ich übergehe diese Geste und bleibe unbeirrt auf meinem Posten. "Aha, und worüber?" Kenny scheint irritiert zu sein, dass ich seiner Aufforderung nicht Folge leiste, zuckt dann aber wohl innerlich mit den Schultern, räuspert sich und beginnt dann. "Über das Team." "Wäre es dann nicht besser, wenn das Team auch hier wäre?", frage ich mit einem sarkastischen Unterton, den mein Gegenüber aber gekonnt zu überhören scheint. "Nein, ich will nur mit dir darüber reden -zumindest vorerst.", gibt er zurück und sieht mich mit einem Blick an, von dem ich weiß, dass er mir non-verbal etwas zu übermitteln versucht. Aber ich verstehe nicht, was das sein könnte -vielleicht liegt das ja an den zwei Zentimeter dicken Brillengläsern, die aus seinen Augen kaum sichtbare Punkte machen, oder an seinem dichten Pony, der auch diese Punkte verschwinden lässt; vielleicht aber auch an der einfachen Tatsache, dass ich ihn gar nicht verstehen will. Ich überlege etwas, ob ich mich nun wirklich auf diese Konversation einlassen soll. Ich bin eigentlich nicht in der Stimmung dafür, aber Kenny hingegen scheint sogar große Lust zu verspüren, dieses Gespräch jetzt zu führen. Schließlich komme ich mit mir überein, dass ich mir das Thema erst einmal etwas genauer angeben lassen werde und dann entscheide, ob ich abblocke oder mit ihm rede. "Worum geht's?" Ich klinge genervt, aber das scheint ihn nicht zu stören. "Nun, ich weiß ja nicht, wie ihr anderen darüber denkt, aber ich finde es schon beängstigend, wie weit wir uns alle voneinander entfernt haben.", beginnt er zu erzählen. "Ist dir schon mal aufgefallen, wie wir alle neuerdings miteinander umgehen? Entweder wir ignorieren uns oder streiten miteinander. So kann es soch nicht weitergehen! Ich meine, man denke nur daran, wie du und Ray euch seit ein paar Monaten gegenseitig ignoriert. Oder du und Max! Ihr habt schon Ewigkeiten nichts mehr miteinander zu tun gehabt, wie mit scheint. Oder aber die vielen Streitereien, die jetzt allmählich auszuarten beginnen. Ich meine, du und Tyson, ihr habt euch ja nie wirklich verstanden, aber die Sache jetzt mit Max geht doch deutlich zu weit." In mir zieht sich bei diesen Worten alles zusammen. Mir ist natürlich nicht entgangen, dass in jedem der Fälle, die er eben aufgezählt hat, meine Person betroffen war, sogar eine entscheidende Rolle gespielt hat; und ebenfalls, dass ich sogar immer als erstes genannt wurde, als wäre ich schuld daran. Glaubt er das vielleicht sogar? Sieht er mich wirklich als den Störenfried des Teams? Als den ewigen Unruhestifter? Und was will er nun tun? "Naja, jedenfalls habe ich mich vor kurzem mit Mister Dickenson in Verbindung gesetzt und er meinte, wir sollten uns mal alle zusammen setzen und das ausdiskutieren. Er hätte auch nichts dagegen, selbst dabei anwesend zu sein, schließlich geht es ja hier um sein Team.", fährt Kenny fort und sieht mich eindringlich an. Kenny hat sich mit Mister Dickenson in Verbindung gesetzt? Warum? Glaubt er etwa, dass wir damit nicht alleine zurecht kämen? Uns nicht mehr einigen können und Mister Dickenson, als der Gründer und Verwalter unseres Teams, einschreiten muss? Aber was könnte er denn tun? Er kann doch auch nichts daran ändern, dass wir uns häufiger streiten. Es sei denn... Ich spüre, wie das Blut aus meinen Wangen fließt; ich werde kreidebleich. Wird er mich vielleicht aus dem Team werfen um Ruhe zu schaffen und weitere Streitigkeiten zu vermeiden? So wie Kenny es eben formuliert hat, hört sich das schwer danach an... "Kai? Alles in Or-" Er bricht ab, scheint jetzt erst verstanden zu haben, was mich so hat erbleichen lassen. "Nein, so meine ich das doch gar nicht!", versucht er mich zu beruhigen. Auch er ist kreidebleich geworden und sieht mich mit einem um Vergebung bittenden Blick an, in dem sich auch ein wenig Angst widerspiegelt, während er abwehrend mit den Händen herumfuchtelt. Ich selbst wende mich von meinem Gegenüber ab und sehe aus dem Fenster hinaus. Ich versuche das eben Gehörte zu verarbeiten, doch es gelingt mir nicht. >Ich bin an all dem hier schuld... Ich bin schuld...< Diese Sentenz spukt in meinem Kopf umher, lässt mich nicht in Ruhe, hält mich fest in dem Käfig aus trüben Gedanken, aus dem ich seit Ewigkeiten auszubrechen versuche. Sicher, zeitweise entkomme ich diesem Gefängnis, doch nie für lange. Immer wieder kehre ich dorthin zurück, weil es das einzige ist, das mir vertraut erscheint. >Ich bin schuld an all den Unstimmigkeiten. Deshalb wollen sie mich loswerden. Sie haben mich einfach satt, glauben, dass erst wieder Ruhe und Harmonie einkehren kann, wenn ich fort bin... Haben sie damit recht?< Ein gleißender Blitz, von dem fast gleichzeitigen ohrenbetäubenden Dröhnen des Donners begleitet, lässt mich zusammenzucken und mich auf diese Weise aus meinen Gedanken schrecken und meinen trüben Blick auf das Geschehen jenseits der Glasscheibe lenken, an die jetzt durch eine heftige Windböe die Regentropfen trommeln, als versuchten sie in panischer Angst vor dem Gewitter um Einlass zu betteln. Durch diese kurzzeitige Ablenkung bemerke ich noch rechtzeitig, dass mir die Tränen in den Augen stehen; eilig zwinge ich sie zurück, bevor sie jemand bemerken könnte. "Kai, so meinte ich das wirklich nicht! Es tut mir leid -ehrlich! Bitte, sieh mich wieder an!" Kenny hört sich fast schon verzweifelt an, aber dennoch will ich mich nicht wieder zu ihm umdrehen. Zwar glaube ich ihm, dass er das nicht so meinte, aber trotzdem bin ich mir sicher, dass die Andeutung, die ich aus seinen Ausführungen herausgehört habe, ernst gemeint war; dass er sie zwar verschweigen wollte, sie ihm aber unbemerkt herausgerutscht ist. Dass er also folglich genau das gedacht hat. Ich drehe mich nicht wieder zu ihm um, denn ich kann es nicht; ich kann ihn jetzt nicht ansehen. Für ihn muss es nun so aussehen, als wäre ich beleidigt und ich wolle ihn ignorieren. Vermutlich ahnt er nicht einmal, was er in mir ausgelöst hat, wie weh er mir getan hat... Er hat mir all das bestätigt, was ich stets zu verdrängen gesucht hatte -dass ich die Schuld trage. Schuld an allem, was mir und nicht zuletzt all den Menschen um mich herum geschieht und bisher widerfahren ist... "Bitte, Kai!", meint er flehendlich, während ich innerlich mit meiner Selbstbeherrschung ringe und krampfhaft überlege, was ich nun tun sollte. Doch ich komme nicht dazu, meine Gedanken zu beenden. Ein plötzliches Poltern an der Tür und ein kurz darauf folgendes Klicken im Schloss, unterbricht sowohl Kenny als auch mich selbst. Beide richten wir unsere Blicke auf die Eingangstür und warten gebannt, dass sie sich doch endlich öffnen möge. Endlich schwingt die Tür auf und herein tritt eine in einen hellblauen Regenmantel gehüllte Gestalt. Die Regentropfen perlen von dem Stoff herab und tropfen vereinzelt auf den Boden. Es ist Tyson. Ein Gefühl der Leere in meinem Bauch und eine seltsame Taubheit kriecht durch meine Glieder, als ich meine Hoffnung, Ray wäre wieder hier bei mir und in Sicherheit, vernichtet sehe. Natürlich bin ich schon froh, wenigstens einen meiner Teamkameraden wohlbehalten wiederzusehen, aber dennoch wäre es mit lieber, wenn es Ray gewesen wäre. Ich brauche ihn jetzt, will ihn wieder hier bei mir wissen und seinen Beistand spüren, auch auf die Gefahr hin, egoistisch zu wirken. "Ist Max wieder hier?", fragt Tyson keuchend und sieht sich suchend im Raum um. "Nein, noch nicht.", antwortet im der Braunhaarige, erhebt sich und will dem Blauhaarigen scheinbar aus der Jacke helfen, doch eh er dies tun kann, macht Tyson Absatzkehrt und will schon wieder aus der Tür verschwinden, als ihn Kenny am Arm packt. "Wo willst du hin?", fragt ihn der Braunhaarige irritiert. "Na, wieder raus natürlich!", antwortet Angesprochener, als wäre dies die selbstverständlichste Sache der Welt. Kenny scheint seinen Griff bei dieser Antwort zu verstärken. "Bist du übergeschnappt? Du kannst da nicht wieder raus!" "Ach nein? Dann pass mal auf!" Mit diesen Worten versucht sich der Blauhaarige zu befreien, doch der Junge mit der Brille bleibt hartnäckig, krallt sich förmlich in dem blauen Stoff des Mantels fest und zeigt vollen Körpereinsatz um den dickköpfigen Japaner zurückzuhalten. "Lass mich los!", faucht dieser aufgebracht und geht noch brutaler vor, um den deutlich Kleineren abzuwimmeln. Es ist Kennys Glück und Tysons Pech, dass letzterer durch seinen kraftaufwendigen und sehr anstrengenden Marsch durch den Sturm so erschöpft ist, dass ihn der nicht sonderlich kräftige Brillenträger in Schach halten kann. "Tyson, jetzt sei doch vernünftig!", versucht es der Braunhaarige weiter, doch der andere scheint ihn nicht einmal zu hören, versucht nur weiter vergeblich loszukommen. Die ganze Sache artet allmählich in eine Balgerei und ein dazugehöriges Wortgefecht aus, das großteils aus wüsten Beschimpfungen Tysons und zu Vernunft rufenden Worten seitens des Braunhaarigen besteht. "Kai, jetzt tu doch was!", ruft mir der Kleinere verzweifelt kreischend zu. Doch mir ist dieser Streit zu dumm um mich einzumischen. Und da ihn Kenny ja in Schach halten kann, sehe ich auch keinen Grund, jetzt einzugreifen; das könnte ich auch noch tun, wenn sich der Blauhaarige losreißen und sich erneut in den Sturm stürzen wollen sollte. Daher wende ich mich von den beiden ab, was Kenny mit einem empörten Ausruf kommentiert, und betrachte wieder die Straßen der Stadt, die ich von hier aus sicherlich gut und mühelos beobachten könnte, wenn das Regentreiben nicht wie ein Vorhang wirken würde. Das Gemecker hinter mir ignoriere ich gekonnt -darin habe ich ja ohnehin schon einige Erfahrung. Als ein erneuter Blitz über den verdunkelten Himmel zuckt, kommt es mir plötzlich so vor, als hätte ich jemanden weiter hinten auf der regennassen Straße gesehen. Angestrengt blinzle ich hinaus, doch so sehr ich mich auch bemühe, ich kann niemanden dort draußen entdecken. Ich verfalle wieder in meine ursprüngliche Position, entferne mein Gesicht also wieder ein Stück weit von der kühlen Glasscheibe, an der ich beinahe meine Nase, wie ein Kleinkind vorm Spielzeuggeschäft, platt gedrückt hätte. Dennoch wende ich meine Augen nicht mehr von dem Punkt ab, an dem ich glaubte, jemanden gesehen zu haben. "Hab mich wohl geirrt...", murmle ich zu mir selbst. Die anderen beiden hätten mich ohnehin nicht gehört, denn dafür machen sie bei weitem zu viel Lärm. Und doch... Noch immer lässt mich das Gefühl nicht los, dass sich jemand nähert. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe das unbestimmte Gefühl, jemand ist gerade auf dem Weg hierhin und schon ganz in der Nähe. "KAI!!", kreischt Kenny und reißt mich abrupt aus meinen Gedanken. Wütend wende ich mich den beiden Streitenden zu und komme nicht umhin mit den Augen zu rollen und genervt aufzustöhnen bei dem sich mir nun darbietenden Anblick. Der Braunhaarige hatte sich in seiner Verzweiflung doch tatsächlich an Tysons Beine geklammert, sodass dieser nun schwankend und fluchend da steht und sehr aufpassen muss um nicht umzufallen. Einen Moment erwäge ich sogar, nun doch einzuschreiten, damit sich die beiden nicht weh tun. Aber letztendlich entscheide ich mich doch dagegen, denn dadurch würde das Chaos nur noch größer werden. >Was ein Kindergarten!<, denke ich noch, als ich mich dem Fenster wieder zuwende. Doch diesen Gedanke habe ich schnell vergessen, als ich erneut jemanden auf der Straße zu sehen glaube. Wie auch schon vorhin komme ich der Scheibe so nahe, dass mein Atem sie beschlägt und meine Nase fast das Glas berührt. Aufmerksam und noch angestrengter als zuvor starre ich hinaus und versuche krampfhaft nicht zu blinzeln. Doch im Gegensatz zu vorhin, verschwindet die Gestalt, die ich ganz am Ende der Straße zu sehen glaube, nicht und scheint weiter auf das Gebäude zuzukommen. Ich glaubte schon, mein Herz bliebe stehen, als es dann doch seine Tätigkeit wieder aufnimmt und so hastig und hart zu schlagen beginnt, dass ich es in meinen Ohren pochen spüren kann und es das Gezeter der beiden anderen zu übertönen scheint. Alles in mir steht mit einem Mal Kopf. Ich weiß nicht, was ich denken, fühlen oder tun soll, schwanke gefühlsmäßig zwischen Euphorie und Angst, zwischen Erleichterung und Anspannung. Ich will loslaufen, ihm entgegenkommen, aber die Zweifel halten mich zurück. Was, wenn ich mich doch geirrt haben sollte? Wenn dort doch niemand ist? Was, wenn er es gar nicht ist? Wenn er verletzt ist? Gebunden durch diese Gedanken verharre ich an Ort und Stelle und blicke weiterhin hilflos hinaus, lasse die Gestalt näher kommen. Ich werde zusehends unruhiger, beiße mir nervös auf die Unterlippe und reibe mir mit den Händen immer wieder die Arme, als wäre mir kalt. Kenny und Tyson bekommen davon nichts mit, dafür sind sie noch immer viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Erst als die Gestalt näher kommt, bemerke ich, wie unförmig sie zu sein scheint und wie plump sie sich voranbewegt, scheint unter einer schweren Last zu schwanken. Dies scheint im ersten Moment meinen Verdacht, es könnte doch jemand anderes sein, als den, den ich so unruhig, so sehnsüchtig erwarte, zu bestätigen -der Gedanke, dass dieser Verdacht abstrus ist, da ja nun niemand außer Max und Ray mehr unterwegs sein dürfte, wird von dem Chaos in mir einfach unbemerkt verschluckt. Doch plötzlich macht es ,Klick' in meinem Kopf: der Gedanke hat doch auf sich aufmerksam machen können und mir die Erklärung für die seltsam verformte Gestalt jener Person dort draußen geben können. Ich springe vom Fensterbrett, stürme durch den Raum und ziehe mir so rasch, wie eben möglich, meine Schuhe an, die ich bereits nahe der Tür bereitgestellt hatte; doch meine Jacke lasse ich unbeachtet am Haken hängen -schließlich habe ich es eilig. Als ich dann an meinen Freunden vorbei aus der Suite haste, werfen sie mir verwunderte Blicke hinterher. Hastig springe ich die Stufen hinab, nehme immer gleich mehrere auf einmal und wäre in meiner Eile beinahe mehrere Male die Treppe hinuntergefallen. Ebenso unvorsichtig durchquere ich die Eingangshalle, remple einige der sich dort befindlichen Hotelgäste an und reiße eine junge blonde Frau um, die vor Schreck schrill aufschreit. Wütende Rufe folgen mir auf meinem Weg nach draußen; doch ich achte nicht auf sie, nehme sie nur als eine dumpfe Geräuschkulisse wahr, die das hämmernde dröhnende Klopfen meines Herzens untermalt. Als ich die große Eingangstür aufreiße, schlägt mir die eisige Kälte entgegen. Der heulende Wind, der Einzug in die Halle hält, weswegen die empörten Rufe der Leute nur noch lauter werden, treibt mir die harten Regentropfen ins Gesicht, die mich kurzzeitig völlig meiner Sehkraft berauben. Dennoch trete ich hinaus -die Rufe der Hotelinsassen verstummen schlagartig für meine Ohren, da das tiefe Dröhnen des Windes sie völlig in Anspruch nimmt und alle anderen Geräusche übertönt. Mit meinen vollen Körpergewicht lehne ich mich dem Wind entgegen, der mir derart auf die Augen drückt, dass ich sie mit meinem Arm schützen muss und dennoch kaum etwas erkennen kann. Der Regen prasselt auf mich hernieder, als ich langsam und fast blind vorwärts strebe um der Gestalt, die ich vom Fenster aus gesehen habe, entgegenzukommen. Ich versuche den Namen desjenigen zu rufen, den ich zu sehen geglaubt habe, doch meine Stimme reicht nicht aus um das Tosen des Sturmes zu übertünchen und geht ungehört in diesem unter. Er kann mich nicht hören. Ich zucke zusammen, als ein Donnerschlag, lauter als jene zuvor, die Luft erzittern lässt. Ein gleißendes Licht zerreißt kurzzeitig die Dunkelheit dieses Nachmittags, beleuchtet die auf mich zuwankende Gestalt. Und ich erkenne ihn. Einer plötzlichen Angst folgend, kämpfe ich mich voran. Der kalte Wind schneidet wie Rasierklingen in meine Haut, der Regen hat in kürzester Zeit meine dünne und für dieses Wetter völlig ungeeignete Bekleidung völlig durchtränkt. Ich zittere vor Kälte, doch das nehme ich lediglich am Rande wahr. Ich bin völlig auf die Gestalt konzentriert, die langsam auf mich zukommt. Von der ich weiß, dass er es ist, obwohl ich sie zwar nur als einen verschwommenen Schatten hinter einem Mantel aus Regen wahrnehmen kann. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich ihn endlich erreicht habe. "Ray!", schreie ich ihm entgegen, um den Sturm zu übertönen. Er sieht mich an, als würde er mich nicht erkennen. Seine Augen sind leer, so schrecklich leer... Erst jetzt bemerke ich das Bündel auf seinem Rücken, das ihn belastet. Sofort erkenne ich den blonden Haarschopf. Ich packe Max an der Taille, der dankend seinen Griff um Rays Schultern und Hals löst und sich nach hinten gleiten lässt, und pflücke ihn von dem Rücken des Schwarzhaarigen. Die Muskeln meines linken Armes schreien auf, doch ich achte nicht auf den ziehenden Schmerz, der meinen ganzen Arm betäubt. "Kai!", kann ich eine vertraute Stimme schwach zu mir durchdringen hören. Tyson scheint mir gefolgt zu sein. Ich drücke ihm den scheinbar schlafenden Halbamerikaner in die Arme. Tyson sieht zwar im ersten Moment ein wenig verdutzt drein, scheint dann aber zu begreifen, was er zu tun hat. Er wendet sich um und läuft zum Hotel zurück. Ich selbst bleibe zurück. "Komm, ich helf dir!", rufe ich meinem Freund durch den Regen und den Wind entgegen; wieder richtet er seine leblosen Augen auf mich. "Kai?", formt er tonlos meinen Namen; ich nicke, versuche ihm beruhigend zuzulächeln, ihm so zu erklären, dass er wieder in Sicherheit ist. Doch wirklich glaubhaft scheint mein Lächeln nicht zu sein, was wohl daran liegen könnte, dass es schmerzverzerrt ist. Mein Arm brennt, scheint förmlich in Flammen zu stehen. Ich mache Anstalten, den erschöpften Chinesen auf meine Arme zu heben, doch dieser weicht vor mir zurück, will sich nicht von mir tragen lassen. Ich schnaube wütend über seine Dumm- und Sturheit, doch der andere kann dies glücklicherweise nicht hören. Warum will er sich denn nicht helfen lassen? Unwirsch packe ich seinen Arm und lege diesen um meinen Nacken, schlinge meinen eigenen Arm um seine Taille und ziehe ihn näher an mich heran. Diese Geste nimmt Ray seltsamerweise an, was mich über seine vorige Ablehnung nachdenklich werden lässt. Doch beschließe ich, dass diese Überlegungen unwichtig sind und ich nun wichtigeres zu tun habe. Auf dem Weg zum Hotel stütze ich Ray so gut es mir eben möglich ist. Als wir dann schlussendlich das Portal erreichen, treffen wir Tyson an, der verzweifelt versucht, die Tür zu öffnen, die wohl durch den kräftigen Wind zugeschlagen sein musste -ein langer Riss zieht sich der Länge nach über die halbe Glasscheibe. Doch da der Blauhaarige keine Hand frei hat, sind seine Versuche zum scheitern verurteilt. Er wirft mir einen flehendlichen Blick zu, als er mich bemerkt. Ich hingegen sehe an ihm vorbei durch die Glasscheibe und kann in eine ganze Schar glotzender Gesichter sehen. Die Herrschaften dort drinnen in der Wärme scheinen das Szenario hier draußen recht interessant zu finden, doch macht nicht ein einziger von ihnen Anstalten, uns zu helfen, indem er die Tür für uns öffnet. Zornig sehe ich sie an, doch das ändert nichts. Ich versuche die Tür mit einer Hand zu öffnen, doch der Gegendruck des Windes ist zu stark, und so sind meine Versuche ebenso vergeblich, wie die von Tyson. Dadurch bin ich gezwungen, Ray den blauhaarigen Japaner anzuvertrauen, der schon jetzt unter der Last Max' zu schwanken scheint. Aber wen würde es wundern? Schließlich war er bislang selbst die ganze Zeit unterwegs und er muss genauso erschöpft sein, wie auch der Halbamerikaner und der Chinese. Nun, da ich beide Hände frei habe, ist es für mich ein leichtes -zumindest im Vergleich zu vorher- die Tür zu öffnen. Der Wind pfeift nun in die Eingangshalle, in der noch immer einige sehr interessiert scheinende Beobachter stehen, und hält die Tür offen, die wir so mühsam haben öffnen müssen. Ich nehme Ray wieder an mich, lasse Tyson mit Max den Vortritt und betrete schließlich selbst zusammen mit Ray die Halle voller Leute. Ohne die Tür hinter uns wieder zu schließen, schwanken wir durch den Saal. Dennoch tadelt uns niemand deswegen. Ob dies nun daran liegt, dass sie sehen, in welcher Lage wir uns befinden, oder an den bösen Blicken, die ich den hier Versammelten zuwerfe, kann ich allerdings nicht sagen. Doch das bei weitem schwierigste Hindernis, sollte für uns die Treppe darstellen. Während Tyson stöhnend und ächzend jede Stufe so schnell wie möglich zu nehmen versucht, muss ich aufpassen, dass Rays Beine nicht einknicken, während er eine Stufe nach der anderen in Angriff nimmt. Noch immer sträubt er sich beharrlich gegen meine Versuche, ihn doch auf meinen Rücken oder meine Arme heben zu wollen. "Es wäre einfacher, wenn du dich tragen ließest.", stelle ich an meinen Begleiter gewandt fest. Doch dieser schüttelt nur den Kopf und nimmt entschlossen die nächste Stufe -erneut muss ich ihn auffangen, da er sonst der Länge nach hingefallen wäre. Ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu, doch wieder schüttelt er nur den Kopf; ein tonloses "Nein" begleitet diese Geste. Mir kommt es vor, als wären Stunden vergangen, als wir endlich unser Stockwerk erreichen. Tyson und Max sind nicht weit vor uns; der Blauhaarige geht gerade stark wankend den Gang hinab, Max krampfhaft an sich gepresst, aus Angst, ihn andernfalls fallenzulassen. Ray und ich folgen ihm. Als wir schließlich schweratmend die Schwelle überqueren, kann ich gerade noch erkennen, wie Kenny Tyson und Max in deren Zimmer folgt. Sofort bricht eine heiße Diskussion zwischen dem Braunhaarigen und dem Blauhaarigen darüber aus, wie man Max am besten zu versorgen hätte -auch Dizzys Stimme ist zu vernehmen. Ihre aufgeregten Stimmen folgen uns, als ich Ray in unser gemeinsames Zimmer bringe. Dort angekommen, lasse ich die Tür hinter uns ins Schloss fallen, um ebenjene Stimmen auszusperren. Anschließend helfe ich dem Schwarzhaarigen dabei, zu seinem Bett zu kommen und sich auf diesem niederzulassen. "Zieh dich aus!", lautet meine erste Anweisung, doch Angesprochener reagiert nicht auf meine Worte, scheint sie noch nicht einmal gehört zu haben. "Ray?", versuche ich erneut seine Aufmerksamkeit zu erregen, was diesmal auch Erfolg mit sich bringt. Wie in Zeitlupe hebt er das Kinn an und schaut mich mit seinen glasigen Augen an -er scheint Schwierigkeiten zu haben, mich zu erkennen. "Hast du gehört was ich gesagt habe? Kannst du dich alleine umziehen?" Es dauert eine Weile, bis die Frage einen Weg in Rays Bewusssein gefunden hat. Er nickt schwach. "Gut, dann beeil dich damit, ja?" Ray musste so schnell es nur eben geht aus den völlig nassen Klamotten raus, wenn er nicht krank werden sollte. Ohne weiter darauf zu achten, was der Schwarzhaarige nun tut, verlasse ich gehetzt das Zimmer und verschwinde für kurze Zeit im Wohnraum, wo ich mich der weichen Wolldecke, die mir selbst bis vor einiger Zeit noch gute Dienste geleistet hat, bemächtige. Auf dem Weg zurück zu Ray mache ich noch kurz im angrenzenden Bad Halt, wo ich zwei Badetücher aus dem Regal fische. Als ich dann nur wenige Augenblicke später wieder bei Ray im Zimmer bin, werfe ich sowohl Decke als auch beide Tücher auf das Fußende des Bettes. Nun wandert mein Blick wieder zu dem dort Sitzenden. Missmutig muss ich feststellen, dass dieser es noch immer nicht geschafft hat, sich seiner durchnässten Kleidung vollständig zu entledigen -gerademal zwei der drei Verschlüsse seines chinesischen Oberteiles hat er bisher alleine öffnen können. "Ach, Ray...", seufze ich mitleidig, eh ich mich vor ihn knie, zwischen seinen zitternden Händen hindurchgreife und den letzten Verschluss des Kleidungsstücks öffne; und obwohl auch meine Hände zittern landet der nasse Stoff nur kurz darauf zu meinen Füßen auf dem Boden. Auch dem T-Shirt wird dieselbe Behandlung zuteil. Doch eh ich mich dem Rest seiner Kleidung zuwende, drücke ich Ray eines der Badetücher in die Hände, damit dieser schon einmal damit beginnen könnte, sich abzutrocknen. Bei dieser Gelegenheit kommt auch gleich die Wolldecke zu ihrem großen Einsatz, als ich sie Ray noch einigermaßen locker um die Schultern schlinge, damit er noch genug Bewegungsfreiheit hätte, um sich auch nun noch trocken zu reiben. Doch das kann er nicht. Er zittert heftig, kann seine Muskelaktivität kaum unter Kontrolle halten; fest presst er den weichen Stoff in seinen Händen an sich, als erhoffe er sich dadurch Wärme. Doch im Moment kann ich ihm dabei nicht helfen. Stattdessen mache ich mich daran, seinen völlig unterkühlten Körper auch vom Rest der Kleidung zu befreien. "Kalt...", kann ich Rays leises Wispern schwach verstehen, nachdem ich seinen vor Kälte bebenden Körper freigelegt habe, und ich ihm die Wolldecke fester um die Schultern schlinge. "Ja, ich weiß. Aber es wird gleich besser.", verspreche ich ihm, während ich seinen langen rabenschwarzen Zopf durch entfernen der Haarbandschlinge, die sich ebenfalls völlig mit Wasser vollgesogen und so die Haare regelrecht eingeweicht hat, auflöse. Behutsam, wenn auch reichlich gehetzt, rubble ich Rays Schopf mithilfe des zweiten Handtuches so gut wie irgend möglich trocken. Ray ist es völlig gleichgültig, dass ich seine Haare, die er sonst immer so pfleglich behandelt, völlig durcheinander bringe; dies lässt mich nicht daran zweifeln, dass Ray die Realität schon halb verlassen haben musste, sonst hätte er sich sicherlich beschwert. Aufgrund dieser Erkenntnis beeile ich mich noch mehr und entscheide nur kurz darauf, dass das lange schwarze Haar nun trocken genug wäre. Ich richte mich auf und beginne eilig im Eichenschrank zu kramen. Es dauert eine ganze Zeit bis ich gefunden habe wonach ich gesucht hatte und ich einen Schlafanzug aus der hintersten Ecke des Holzungetüms fischen kann. Er ist dunkelgrün und scheint nicht oft getragen worden zu sein. Desweiteren hole ich noch den wärmsten Pullover, den ich besitze und den ich nur im russischen Winter anziehe, heraus. Er ist weinrot und seine Ärmel sind selbst mir ein Stück zu lang, was allerdings bei Kälte eher einen Vorteil als einen Nachteil darstellt. Schnell habe ich dem Schwarzhaarigen den Pyjama übergezogen und ihm auch den Pullover übergestreift. Ich kann nur hoffen, dass ihn das aufwärmen und seine Lebensgeister wiedererwecken wird. Im Moment nämlich sieht er mehr tot als lebendig aus, so blass wie er ist. Er sitzt nur noch völlig anteilnahmslos und in sich zusammengesunken auf dem Bett und scheint gar nicht mitbekommen zu haben, dass er von mir umgezogen worden ist. Er ist völlig weggetreten. Mit sanftem Nachdruck bringe ich ihn zum Liegen -die Wolldecke hat er auch weiterhin um die Schultern geschlungen- und decke ihn zu, doch noch immer zittert er heftig. Vorsichtig setze ich mich an den Bettrand und streiche sanft über seine blasse Wange. "Ich muss noch baden...", nuschelt er im Halbschlaf. Ray geht jedesmal vorm Zubettgehen noch baden, das war seine Routine, die er Abend für Abend einhielt. Doch ich schüttle den Kopf. "Nein, heute nicht mehr, Kleiner, heute nicht...", flüstere ich zurück, während mir die Tränen in die Augen steigen. Er sieht so mitgenommen aus, dass es mir wehtut ihn anzusehen. Ich würde ihm so gerne helfen, noch viel mehr für ihn tun, doch ich weiß nicht was. Ich fühle mich so hilflos, so nutzlos... "Kalt... so kalt...", kann ich ihn erneut flüstern hören. Seine Lippen beben. "Ich weiß, Ray, ich weiß...", flüstere ich zurück und bemühe mich sehr, meine Tränen herunterzuschlucken. Vorsichtig erhebe ich mich von seinem Nachtlager und verlasse das Zimmer. Als ich das Wohnzimmer betrete, werde ich von Kenny begrüßt, der auf einem der Sofas sitzt und nachdenklich eine Tasse Tee leert. Vor ihm auf dem Tisch steht noch eine ganze Kanne ebenjenes Getränkes und einige Tassen; im Hintergrund kann ich den kleinen Wasserkocher, den Kenny immer mitnimmt, wenn wir wieder einmal unterwegs sind, arbeiten hören. Ohne zu fragen ergreife ich eine der Tassen und fülle sie mit dem heißen Tee, während ich bewusst darauf achte, keinen Blickkontakt mit dem Braunhaarigen aufzunehmen -noch immer habe ich nicht verarbeitet, was er mir mitgeteilt hat, auch wenn mich das im Moment weniger beschäftigt, da ich mir dafür zu viele Gedanken um Ray mache. "Du solltest dir besser auch eine Tasse nehmen, um dich aufzuwärmen, sonst wirst du noch krank, so patschnass wie du bist.", meint Kenny ernst mit einem Blick über den Rand seiner Teetasse. Ich blicke an mir hinunter und wirklich werde ich mir erst jetzt bewusst, dass meine Kleidung bis auf die Haut durchtränkt ist und ich stark zittere. Wortlos nehme ich eine zweite Tasse und fülle auch diese auf -das würde mir zumindest nicht schaden... "Du solltest dich besser umziehen, sonst wirst du auch noch krank.", meint er eindringlich. "Jaja, später...", wehre ich ab. "Wie geht es Max?", kann ich mich selbst nur kurz darauf fragen hören. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob mich das überhaupt interessiert, aber die Tatsache, dass ich mich danach erkundige, spricht wohl dafür. "Naja, genaueres kann ich natürlich nicht sagen, ich bin ja kein Arzt, aber er ist wohl ziemlich unterkühlt und scheint zusätzlich noch Fieber zu haben. Tyson ist bei ihm und kümmert sich um ihn." Der Chef nimmt einen nachdenklichen Schluck aus seiner Tasse. "Und wie geht es Ray?" Ich zucke die Schultern. "Nicht besonders. Er ist definitiv unterkühlt, ob er Fieber hat, weiß ich nicht." Kenny nickt verständnisvoll, wie ich aus den Augenwinkeln wahrnehme. "Ich werd' wohl die nächste Zeit bei ihm bleiben.", füge ich etwas leiser hinzu, denn die Sorge um meinen Freund kriecht wieder in mir hoch, ebenso wie neuerliche Tränen. Damit Kenny ebendiese nicht bemerkt erhebe ich mich eilig und will den Raum verlassen und letztendlich zu meinem kleinen Chinesen, der meine Hilfe nun mehr benötigt, als es bisher je der Fall gewesen ist, zurückkehren um mich um ihn zu kümmern. Doch kaum dass ich den Türrahmen erreicht habe, hält der Braunhaarige mich auf, indem er meinen Namen ruft. "Kai?" "Hm?" Ich drehe mich nicht um. "Ich wollte nur fragen, ob du vielleicht weißt, was man noch für Max machen kann... Wir sind nämlich etwas ratlos und, naja, da dachten wir uns, dass du vielleicht..." Er muss seinen Satz nicht einmal zuende bringen, als ich ihm schon antworte. "Man kann da leider nicht viel machen. Sorgt dafür, dass er wieder warm wird -deckt ihn zu, gebt ihm was warmes zu trinken, vielleicht auch ein bisschen Alkohol, auch wenn ich davon eher abraten würde." Die Erfahrung schwingt deutlich in meiner Stimme mit. Aber wen würde es wundern? Wenn man fast die Hälfte seiner Lebenszeit in einem dauerkalten Land wie Russland verbracht hat, sammelt sich eine Menge Erfahrung an, was solche Krankheitserscheinungen angeht. "Ihr könnt ihm auch ein fiebersenkendes Mittel einflößen, wenn er wieder wach ist. Und einen Arzt solltet ihr besser auch rufen -sonst entwickelt sich das hier noch zu einer Lungenentzündung." "Einen Arzt haben wir schon verständigt -ich habe im Krankenhaus angerufen-, aber da meinte man, es könnte bei dem Sturm keiner kommen. Aber sobald der Sturm etwas abgeklungen ist, würde jemand herkommen.", erklärt mir Kenny. Ich nicke. "Wenn er hier sein sollte, dann schick ihn auf jeden Fall auch zu Ray -er sieht nicht besonders gut aus..." Ich lege eine kurze Pause ein. "Und Tyson sollte sich auch untersuchen lassen -er war lange draußen und hat sich höchstwahrscheinlich überanstrengt. Es würde mich wundern, wenn er noch immer gesund wäre.", füge ich an. "Ja, mach ich!", kann ich den Braunhaarigen mir nachrufen hören, als ich das Zimmer bereits verlassen habe. In Rays und meinem Zimmer angekommen stelle ich die beiden dampfenden Teetassen auf dem Nachttisch nahe Rays Bett ab, ohne meinem Blick zu letzterem abschweifen zu lassen. Kenny hatte recht, ich würde sicherlich auch krank werden, wenn ich mich selbst nicht endlich von den nassen Sachen befreite. Also lasse ich die Tassen unbeachtet auf dem kleinen Holzschränkchen stehen -der Tee müsste ohnehin noch etwas auskühlen- und beginne damit, mich auszuziehen und mich mit dem noch immer unbenutzten Handtuch von vorhin abzutrocknen. Meine Haut ist eiskalt, wie mir auffällt, und ich zittere am ganzen Leib. Und doch ziehe ich mir, wie üblich, lediglich neue Shorts und ein schwarzes T-Shirt an, denn ich besitze keine Pyjamas, da mir außerhalb von Russland immer recht schnell warm wird. Dafür aber streife ich mir, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, einen Pullover -er ist dunkelgrün- über, um mich zu wärmen. Und tatsächlich, schon als ich mich umgezogen habe, geht es mir bereits viel besser, auch wenn das Zittern trotz alledem kaum nachlässt. "Kai?" Als ich mich zu Ray umwende, kann ich erkennen, dass er mich aus einem halbgeöffneten Auge ansieht. Noch immer hat er offenbar Probleme, mich zu erkennen. Ich komme auf ihn zu, setze mich zu ihm auf die Bettkante, wie auch schon vorhin, und streiche ihm abermals über die blutleere Wange. "Ja, ich bin's.", flüstere ich und drücke ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie ist heiß, er hat Fieber. Doch als ich aufstehen will, um ein fiebersenkendes Mittel aus meiner Tasche zu holen, hält Ray mich auf. "Bleib hier!" Seine Stimme ist schwach, kaum zu verstehen, doch ich halte inne. Mein Blick ruht auf seinem bleichen Gesicht; seine Augen sind nur einen winzigen Spalt breit geöffnet und doch erkenne ich, dass er mich flehendlich mustert. Ich gebe nach, will ich ihn doch ebenfalls nicht nochmals allein lassen. "Möchtest du etwas warmen Tee?" Ich warte keine Antwort ab, rutsche ein Stück mehr zu ihm hoch, greife nach der Tasse und puste etwas daran, damit sich Ray nicht verbrennt. Dann hebe ich vorsichtig seinen Kopf an und flöße ihm ein wenig des Getränkes ein. Er nippt leicht an der Tasse, ehe ich ihn wieder vorsichtig zur Ruhe bette und die Tasse an ihren vormaligen Platz zurückstelle, meine eigene Tasse ergreife und mir nun auch ein paar Schlucke des wärmenden Getränkes genehmige. Mein Blick schweift derweil unstet im Raum umher, weiß nicht, was er fixieren soll. Ein Blitz erhellt das Zimmer, doch das darauffolgende Donnergrollen nehme ich nicht wahr. "Du solltest jetzt etwas schlafen, Ray.", meine ich nach einigen Momenten des Schweigens. Wieder drücke ich ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe ich mich erhebe. Doch als eine Hand mein Handgelenk schwach umfasst, verharre ich sofort in meiner Bewegung und blicke erstaunt zu der im Bett liegenden Person hinab, die die Augen noch immer geschlossen hält. "Bleib bitte bei mir... Ich will nicht allein sein..." Bei den gehauchten Worten Rays steigen erneut die Tränen in mir auf, doch diesmal schafft es eine einzelne sich einen Weg über meine Wange zu bahnen. Ich nehme seine zitternde Hand, mit der er versucht hat mich festzuhalten, in meine und hauche viele kleine Küsse auf die kühle Haut. "Ist gut, Ray, ich bleibe bei dir; ich lass' dich nicht allein -niemals." Ich kann Rays blaue Lippen ein schwaches Lächeln formen sehen; eine zweite Träne rinnt meine Wange hinab. Vorsichtig lasse ich mich wieder auf dem Bett nieder und lasse meine inzwischen wieder wesentlich wärmeren Beine unter der Bettdecke verschwinden, wo sie zwangsläufig auf die von Ray stoßen -ich zucke leicht zusammen. Sie sind eiskalt, was ich selbst noch durch den Stoff der Schlafanzughose spüren kann. Sanft schließe ich Ray in meine Arme, der versucht, sich an mich zu kuscheln. Aber er ist zu kraftlos, um sich näher an mich heranzudrücken. So übernehme ich das für ihn, ziehe ihn fester in meine Umarmung, aus der er sich Wärme verspricht, wie ich aus dem immer wieder gewisperten Wort "Kalt" entnehme. Dass ich nun direkt auf meiner verletzten Schulter liege, fällt mir erst auf, als es Ray sich bereits bequem gemacht hat und er kurz vorm einschlafen steht. So ignoriere ich den Schmerz in meiner Schulter einfach -er ist ohnehin nicht so schlimm. Es dauert nicht lange und Ray ist gänzlich eingeschlafen -sein Zittern verebbt, sein keuchender Atem wird ruhiger. Erst jetzt empfinde ich den Schmerz, der sich inzwischen den ganzen Arm hinabzieht, als wirklich unangenehm. Doch traue ich mich nicht, meine Liegeposition groß zu ändern, weil ich fürchte, Ray dadurch zu wecken, der jetzt unbedingt viel Ruhe und Schlaf bräuchte. Das einzige, was ich diesbezüglich tue, ist daher, dass ich mich etwas mehr auf den Rücken drehe, anstatt weiter auf der Seite liegen zu bleiben, sodass Ray nun etwas mehr auf meiner Brust liegt. Doch mein Arm ist damit noch immer nicht entlastet genug, als dass der Schmerz verklingen würde, da ich den Griff um Ray weder löse noch lockere. Denn nur so könnte ich Ray wirklich helfen -indem ich bei ihm bin, ihn wärme, ihm Halt gebe, über ihn wache. Und dafür, um ihm zu helfen, nehme ich auch den Schmerz in Kauf. Noch eine ganze Zeit, vielleicht eine Stunde, lausche ich dem Regen, der an die Glasscheibe prasselt, und dem Grollen des Donners, der leiser, vielleicht sogar weiter entfernt als zuvor zu sein scheint. Dann endlich schwinden meine Sinne, werden vom Schlaf benebelt, bis ich schließlich, trotz des brennenden Schmerzes, ganz in einem Traum versinke, der mich gegen meinen Willen noch eine ganze Zeit beschäftigen sollte... So, das war's auch schon wieder... Etwas kurz geworden, kann das? Oô Aber ich denk, ab jetzt werden alle Kapitel wieder etwas kürzer -Ideenmangel... Tja... Naja, egal... Wie hat's gefallen? Oô Was ich darüber denke, verschweig ich an dieser Stelle jetzt einfach mal... ">.> Übrigens, die Idee mit dem Traum, die im letzten Satz angedeutet wird, ist eine Spontanidee gewesen, die ursprünglich gar nicht hier hinein sollte ^^; Ihr werdet sehen, was ich damit meine, wenn das nächste Kapitel da ist! ^.~ Ich hoffe, ihr bleibt mir bis dahin treu? Oô Wie auch immer... Kommentare sind wie üblich sehr erwünscht! ^o^ Auch wenn es ziemlich dreist ist, noch mehr zu verlangen... Schließlich habe ich bisher ganze 208 Kommentare von euch bekommen!! Und über 7000 Zugriffe!! *alle Leser halb zu Tode knuddel* Ich kann's immer noch nicht so ganz fassen, vor allem, weil ich weiß, dass das hier eine meiner deutlich schlechteren FFs ist... Wie sieht's dann erst aus, wenn ich eine hochlade, auf die ich auch selbst stolz bin? Oô Kai: Dann kriegst du kein einziges Kommi û.û Ginger: Musst du immer so grausam ehrlich sein? ~.~ Kai: Bei dir schon, sonst kapierst du ja nix! Ginger: Klasse, jetzt macht der mich schon an Heiligabend fertig! Und dem soll ich noch den Gefallen erweisen und zulassen, dass er sich mit Ray amüsiert? Òó Kai: ... *gulp* Was hast du jetzt vor? Oô Ginger: Dir ist durchaus bewusst, dass ich auch ein sehr plötzliches Ende einbauen kann? Ein kleiner Verkehrsunfall zum Beispiel... Oder eine schwere Krankheit -Ray sieht ohnehin nicht besonders gesund aus... Ray: Hey, lasst mich gefälligst da raus, ich hab schließlich nix gemacht! *von weiter hinten zuruf* Ginger: Nun, Kai? Kai: ... Ginger: Ich warte! Kai: *einige unverständliche Laute von sich geb* Ginger: Bitte? Ich glaub, ich hab dich nicht ganz verstanden, sprich lauter! Kai: 'tschuldigung! Ich entschuldige mich bei dir!! Jetzt zufrieden? Ginger: Ja ^__________________^ Kai: ... Ich geh mich töten... *wegstapf* Nun denn... Bis zum nächsten Kapitel kann's leider wieder ne Weile dauern, aber ich werd versuchen, es noch diese Ferien hinzubekommen! Aber versprechen kann ich nichts, so leid es mir auch tut... Naja, man liest sich! Schöne Weihnachten euch allen! *ne Runde Kekse ausgeb* Bis zum nächsten Mal! Cu, Ginger Kapitel 22: Die Vergangenheit meiner Gegenwart, Träume der Erinnerung --------------------------------------------------------------------- So, Leute, da bin ich mal wieder und schleif auch gleich ein neues Kapitel an -freut ihr euch? XD~ Naja, hat mal wieder ne Weile gedauert, aber immerhin habe ich es tatsächlich noch geschafft, das Kapitel, wie geplant, gegen Mitte des Monats hochzuladen ^O^ *stolz auf sich desu* Und das trotz erheblicher Schreibblockade und ziemlichen Zeitmangels! *noch stolzer desu* Aber wie sollte ich auch anders, wenn ich immer soviel Aufmerksamkeit von euch entgegengebracht bekomme? Allein diesen Monat wurde die FF, obwohl nichts neues hinzugekommen ist, über 240 Mal angeklickt! Und insgesamt schon über 9000 Mal!! Und ganze 222 Kommentare habe ich von euch gekommen, plus ein paar ENS!! *______________* Leute, ihr seid echt zu gut zu mir T______________T *alle Leser durchflausch* Naja... Ob das Kapitel etwas geworden ist, weiß ich nicht, und ob's euch gefallen wird, ebenso wenig -ich kann nur hoffen und bangen ;_; Denn dieses Kapitel ist (mal wieder) nichts anderes, als ein riesiges Flashback und es geht demnach nicht wirklich in der Story voran. Naja, aber ich will an dieser Stelle nicht zuviel verraten, sonst ist ja die Spannung weg ^.~ Hm, gibt's sonst noch was anzumerken? Oô Achja! Viele von euch haben gemeint, dass ich nicht immer so schlecht über diese FF reden soll, und da kam mir schließlich eine Idee: Da ich die Geschichte ohnehin nochmals GRÜNDLICH überarbeiten will, damit es zu einem Buch gebunden werden kann (Oh Gott, ich bin echt dabei ein Buch zu fabrizieren Oô;;), dachte ich mir, dass ich die überarbeitete Version doch ebenfalls hier hochladen könnte -quasi als eine Art "Deluxe Version". Dann hätte ich endlich keinen Grund mehr zu sagen, dass ich den Anfang der FF grottenschlecht finden würde, bloß weil er nicht meinem heutigen Schreibstil entspricht. Was würdet ihr davon halten? Würde das dann überhaupt gelesen werden oder kann ich mir das gleich schenken? Sicher, wird noch ne Weile bis dahin dauern, schließlich will ich die FF erstmal überhaupt zu einem Ende bringen, aber man kann ja schon mal nachfragen... Ansonsten nur noch eine Ankündigung, dann geht's mit dem Kapitel los: ~ Schleichwerbung ~ Meine Freundin Saika-Chan hat heute ebenfalls eine FF hochgeladen, die den Titel "Eiskalter Engel" trägt. Es ist eine Lemon (also Adult-FF), die sie extra für mich zu Weihnachten geschrieben hat *sich nochmal tausendfach bei Saika-Chan bedank*. Sie enthält das seltene aber superschnuffige Pairing Yuriy X Rei! Also, wer Interesse hat, kann sie ja mal lesen oder, wenn man noch keine 18 ist, sich per ENS bei ihr melden und sie ganz höflich darum bitten, sie zugeschickt zu bekommen. ~ Schleichwerbung Ende ~ So, das war's dann erstmal von meiner Seite aus. Wie immer würde ich mich sehr über Kommis freuen ^_______________^ *fröhlich mit dem Zaunpfahl inner Gegend rumfuchtel* Enjoy reading! ^.~ Cu, Ginger Kapitel 22: Die Vergangenheit meiner Gegenwart, Träume der Erinnerung *~* Kais PoV *~* *~* Dream Sequence *~* Zwei Jungen, beide nicht einmal die Schwelle zum sechsten Lebensjahr überwunden, inmitten der unendlichen Schneeweiten Russlands. Weit hinter ihnen ein einziges Gebäude, weit abgeschieden von jeglicher Zivilisation; vor ihnen eine kilometerweite schier endlose Schneewüste. Die dicken, weißen Schneemäntel eng an sich gedrückt, die Schals fest um ihre schmalen Hälse geschlungen und die Kapuzen tief in die kindlichen Gesichter gezogen, kämpfen sie sich eilig voran. Es ist kalt und stürmisch; erbarmungslos treibt ihnen der unerbittliche Wind die unzähligen eisigen Schneeflocken und harten Hagelkörner ins Gesicht, verwehrt ihnen auf diese Weise Sicht und Atem. Immer wieder sinken ihre kurzen Kinderbeine im meterhohen Schnee, mal bis zu den Knien, mal bis zur Hüfte, ein. Doch sie helfen einander, bringen sich gegenseitig immer wieder auf die vor Kälte und Anstrengung zitternden Beine. Sie sind noch nicht allzu lange unterwegs, vielleicht zehn Minuten, und doch sind sie bereits völlig verkühlt und erschöpft, haben Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten, Probleme zu atmen. Doch sie wissen nur zu gut, dass sie sich keine Pause, sei sie auch noch so kurz, gönnen dürfen. Denn sie sind auf der Flucht; und nicht weit hinter ihnen können sie die vom Schneetreiben verwaschenen Gestalten und Rufe ihrer erwachsenen Verfolger erahnen. Blieben sie nun stehen, würden pausieren um Kräfte, die sie nicht mehr haben, zu sammeln, würden sie eingeholt, geschnappt werden. Dann wäre alles umsonst gewesen, all die Mühen, die sie auf sich nahmen, um so weit zu kommen. Man würde sie gewaltsam zurückbringen, zurück in jene Hölle, der sie verzweifelt zu entkommen versuchen. Und lieber würden sie hier draußen einen grausigen Kältetod sterben, als dorthin zurückzukehren um die nächsten ihrer jungen Lebensjahre willenlos, wie scheintot, unter der strengen Hand ihres Peinigers, unter ständiger Schmach und seelischer wie physischer Folter zuzubringen. "Kai, ich kann nicht mehr!" Erschöpft lässt sich einer der beiden Jungen zu Boden fallen; sein Brustkorb hebt und senkt sich in unregelmäßigen Abständen unter seinem rasselnden, keuchenden Atem -er bekommt kaum mehr Luft. "Komm schon, steh auf!", versucht ihn der andere zu überreden, während er am Arm des am Boden liegenden zerrt. "Wir müssen weiter, sonst kriegen sie uns!" "Kann nicht...", keucht dieser als Antwort. "Tala, komm schon! Willst du, dass sie uns kriegen? Willst du etwa wieder zurück? Willst du, dass alles umsonst war?" "Nein, natürlich nicht, aber-" "Dann musst du jetzt aufstehen!" Damit zieht Kai seinen Freund mit einem heftigen Ruck auf Hände und Knie, was diesen erschrocken aufkeuchen lässt. Sein Körper bebt vor Anstrengung und Kälte, die meisten seiner Körperteile sind bereits taub. Tala hat kaum mehr die Kraft seine Augen offen zu halten. Doch für seinen Freund und für seine Freiheit würde er sich zusammen nehmen, seine letzten Kräfte mobilisieren um gänzlich aufzustehen und weiterzumachen um vielleicht einst frei zu sein. "Bitte, Tala, steh auf! Sie werden schon bald aufgeben, dann können wir uns ausruhen. Aber jetzt musst du dich zusammenreißen, ja?", redet der Kleine auf seinen besten Freund Tala schon wesentlich ruhiger ein, versucht ihm so Mut zuzusprechen, Hoffnung zu machen -Dinge, an die er selbst kaum mehr zu glauben wagt. Unter Mühen richtet Tala sich langsam auf, während Kai ihm hilfsbereit zur Seite steht -beide lächeln sie schwach, als sie wieder einigermaßen sicher auf den Beinen stehen und sich ihre Blicke treffen. Doch das Lächeln verblasst, als sie die verärgerten Rufe der Älteren schon wesentlich näher bei sich hören. Beide werfen einen erschrockenen, ängstlichen Blick hinter sich; und auch wenn sie ihre Verfolger noch nicht klarer als zuvor erkennen können, so sind sie sich doch sicher, dass sie sich sputen sollten. "Komm!", meint Kai mit einem festen, unmissverständlichen Blick in Talas blaue Augen, fasst seinen Freund an der Hand und zieht ihn eilig mit sich. Doch nur wenige Schritte später wird Tala wieder langsamer und seine Beine drohen ihm wegzuknicken. Seinem aufmerksamen Freund entgeht das nicht und so schlingt ebenjener seinen Arm um den seines Freundes, zieht ihn näher an sich heran, sodass dieser bei einem erneuten Schwächeanfall die Möglichkeit hätte, sich bei ihm aufzustützen. Gemeinsam, Arm in Arm stolpern sie weiter voran, durch das weiße kalte Schneefeld, das sie umgibt. Doch merkte Kai immer deutlicher, dass sein Freund und auch er selbst immer schwächer werden, sie dringend eine Verschnaufpause bräuchten. Er weiß, dass sie nicht mehr lange durchhalten könnten und so lässt er seinen Blick suchend über die weite Ebene schweifen um ein geeignetes Versteck, vielleicht eine kleine windgeschützte Ecke, zu finden, die ihnen zumindest für einige wenige Augenblicke Schutz bieten könnte; doch es fällt ihm sichtlich schwer, etwas durch den dichten Schneesturm zu erkennen. Seine Augen brennen bereits durch das grelle Weiß und der Wind, der auf den empfindlichen Sehorganen lastet, verursacht ebenfalls einen solch durchdringenden, ziehenden Schmerz, dass er seine Augen aufgrund des Selbstschutzmechanismus kaum geöffnet halten kann. Doch obwohl er sich zusammenreisst und seine Augen krampfhaft offen hält, werden seine Bemühungen dennoch nicht belohnt: nirgends eine geeignete Stelle für eine Pause, nur die glatten Schneedünen, die vom Wind in eigenartige, sich ständig wie von Geisterhand verändernde Muster gelegt werden. Kai ist bereits kurz vorm Verzweifeln aufgrund der Sorge um seinen so arg geschwächten Freund, als dieser sich plötzlich und gänzlich unerwartet erholt: mit einem Mal kann Tala wieder auf eigenen Beinen stehen, sogar mit Kai Schritt halten und muss sich nicht mehr auf dessen Schulter stützen um Halt zu finden, sodass er seinen Griff um Kais Arm deutlich lockert, ihn nur noch schwach berührt um ihn bei sich zu spüren. Verwundert blickt Kai seinen Freund an, der seinen Blick jedoch nicht erwidert, nur weiter stier geradeaus sieht um ihr gemeinsames Ziel -den Horizont, die Ferne- immer im Visier zu haben. Ein schwaches Lächeln stielt sich auf die blaugefrorenen Lippen des Fünfjährigen. Der Glaube, dass es seinem teuren Freund nun wieder besser geht, lässt ihn aufatmen, entspannen. Doch was der kleine Junge mit den blaugrauen Haaren nicht weiß, nicht einmal ahnt, ist, dass es Tala nur äußerlich besser zu gehen scheint. Ohne es selbst zu merken hatte Talas geschwächter Körper nun nämlich angefangen, seine Reservekräfte aufzubrauchen. Und sollten diese erst einmal erschöpft sein, dann wäre sein Überleben hier draußen in der Kälte sehr ungewiss... So lockert auch Kai seinen Griff etwas, hält seinen Freund nur noch sanft bei der Hand um ihn nicht im Schneetreiben zu verlieren. Endlich hat er Zeit, sich um sich selbst zu kümmern, darauf zu achten, was seine Beine tun -diese sind mittlerweile schon so oft irgendwo eingesunken, hängengeblieben oder einfach so umgeknickt, dass die Knöchel sich blau verfärbt hatten und angeschwollen waren. Sollte er noch häufiger umknicken oder ähnliches, dann wäre das wohl das Aus für ihn, dann könnte er seinen Weg in die Freiheit nicht weiter bestreiten, müsste zurückbleiben, sich von seinen Verfolgern aufgabeln und zurückbringen lassen, auch wenn er mit Strafen rechnen muss -aber das wäre dann seine einzige Chance zu überleben... Nun, da sie beide wieder mehr Kraft in sich spüren und mehr auf ihre eigenen Bewegungen achten können, kommen sie wesentlich schneller voran, sodass sie bald nur noch das Dröhnen und Pfeifen des Windes in ihren Ohren hören können und die zuvor ebenfalls vernommenen Stimmen der Erwachsenen aufgrund der Entfernung für sie gänzlich verstummen. Ja, zu diesem Zeitpunkt fühlen sich die beiden sicherer als je zuvor, spüren, dass ihr Ziel in greifbare Nähe gerückt ist. Doch dieses Ziel, sollten sie nie erreichen... Ein Knacken im Eis. Ein schriller Aufschrei. Ein Platschen. "Tala!" Erschrocken bleibt Kai stehen, schaut einen Augenblick lang nur hinab in das Loch im Eis zu seiner linken. Erst als der rote Haarschopf Talas wieder auftaucht begreift Kai, dass er zu handeln hat. Er wirft sich förmlich auf die Knie, denkt nicht an die Gefahr, die von dem brüchigen Eis ausgeht, denkt nicht daran, dass er im nächsten Moment ebenfalls einbrechen und in die kalten Fluten stürzen könnte. Das einzige woran er denkt, ist, dass er seinem Freund helfen, ihn retten muss. Eine Hand streckt sich ihm entgegen -jene Hand, die Kai noch bis vor wenigen Augenblicken berührt, sanft gedrückt hat. Eilig greift er nach ihr, versucht Tala so vor dem Untergehen zu bewahren, ihn zu sich heraufzuziehen -doch vergebens. Kais Kräfte reichen nicht aus, um den Gleichaltrigen hinaufzuziehen. "Kai! Bitte, hilf mir!", schluchzt Tala, als er seine Stimme, die aufgrund des Kälteschocks bis eben noch verstummt war, wiedergefunden hat. "Bitte!" Doch Kai kann ihm nicht helfen, so sehr er sich das auch wünscht. Er kann nur zu verhindern versuchen, dass Tala gänzlich versinkt -aber auch das fällt ihm schwer, ist er doch schon so erschöpft, dass er kaum die nasse Hand, die ihm immer wieder zu entgleiten droht, festhalten kann. Immer und immer wieder fleht Tala seinen Freund an, ihm zu helfen, doch er kann nicht, muss hilflos mitansehen, wie Tala immer schwächer wird, immer tiefer im Eiswasser versinkt. Plötzlich wird Kai grob von hinten gepackt und mit einem schrillen Aufschrei seinerseits nach hinten gerissen -Talas Hand entgleitet ihm und sofort versinkt das blasse Gesicht in den kalten Fluten. "Tala!!", kreischt Kai, als er sieht, wie das Eiswasser über seinem Kopf zusammenschlägt. Kai versucht, sich von dem Älteren loszureißen, aber der Mann, der ihn festhält, lässt ihn nicht los, hatte er doch schon Schwierigkeiten genug gehabt, Kai wieder einzufangen, wie es ihm aufgetragen worden war. Weitere Männer in schwarz, die von Boris Balkov, dem Leiter der Abtei, aus der sie, Tala und er, gemeinsam zu fliehen gewagt hatten, losgeschickt worden waren, um die Flüchtlinge zurückzuholen, tauchen aus dem Schneenebel auf und versammeln sich um das Loch im Eis, in dem Kais Freund zu ertrinken droht. Sie scheinen ihn retten zu wollen, doch trauen sie sich kaum, sich der Bruchstelle im Eis zu nähern. Seine letzten Kräfte aufbietend versucht Kai, sich aus dem Klammergriff des Erwachsenen zu befreien: wenn sich diese Feiglinge nicht trauten, Tala zu retten, dann würde er das eben machen! Koste es, was es wolle! Aber er würde auf keinen Fall zulassen, dass sie seinen einzigen Freund aufgrund ihrer Feigheit ertrinken ließen. Doch Kai hat keine Chance, schafft es einfach nicht loszukommen, obwohl er wild um sich tretend und schlagend alles aufbietet, was in seiner Macht steht -er alles auf eine Karte setzt. Doch es hilft nichts, der Ältere zeigt sich unbeeindruckt. Als sie sich, Kai vom Erwachsenen getragen, vom Ort des Geschehens zu entfernen beginnen, einfach fortgehen, zurück in Richtung Abtei, beginnt Kai zu schreien, so laut, dass es trotz des heulenden Windes über das gesamte Eisfeld zu hören ist: "Tala! Nein, lass mich los! Lass mich los!! Ich muss zu Tala, ich muss ihm helfen! Tala! TALA!!!" *~* Dream Sequence End *~* Mit dem verzweifelten Schrei meines vergangenen Selbst im Ohr schrecke ich auf. Es braucht eine Weile bis ich realisiere, dass ich bisher geträumt habe und dass ich erst jetzt wach bin; dass dies hier, die Wärme des Bettes und die angenehme Nähe Rays, die Wirklichkeit ist und nicht das, was ich während meines Schlafes sah. Mit leerem, nachdenklichem Blick schaue ich zur Zimmerdecke hinauf, während meine Hand, wie von selbst, damit beginnt, Rays Rücken sanft und vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, zu kraulen. Gedanken oder vielmehr Erinnerungen strömen auf mich ein, beinahe so, als wäre irgendwo in meinem Unterbewusstsein ein Damm gebrochen, der nun all das, was er bisher zurückgehalten hat, freigibt. Ja, ich erinnere mich, erinnere mich wieder überdeutlich an den Vorfall von vor über zwölf Jahren, so intensiv, als wäre es erst gestern gewesen. Damals wäre Tala, mein bester Freund und einziger Verbündeter in der Finsternis der Abtei, beinahe durch meine Schuld umgekommen -beinahe hätte ich ihn auf dem Gewissen gehabt, ihn umgebracht, getötet... Wie nur konnte ich etwas derart wichtiges wenngleich auch schreckliches verdrängen, einfach in meinem Innern verschließen um es zu vergessen? "Tala..." Wortlos formen meine Lippen diesen Namen. Wie es ihm wohl heute geht? Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen... Was denkt er wohl über diesen schrecklichen Vorfall? Ob er mir wohl verziehen hat? Sicher nicht... Wie könnte er auch? Schließlich habe ich wissentlich sein Leben in höchste Gefahr gebracht, denn es war meine Idee gewesen zu fliehen... Nachdem die Flut aus Erinnerungen zunächst nur gedankliches Chaos und Verwirrung bei mir verursacht hat, kommt sie nun, als ob ihr Schwung und Druck nachgelassen hätte, zur Ruhe und beginnt sich zu ordnen; zunächst zu kleinen Bächen, die schließlich alle zueinanderfließen und gemeinsam einen großen Fluss bilden: den Hauptstrom meiner Gedanken. So steigt, wie bereits im Traum begonnen, ein klares Bild der Vergangenheit in mir auf. Ich erinnere mich wieder daran, wie ich damals oft mitten in der Nacht stundenlang wach gelegen und mir Gedanken über die geplante Flucht gemacht habe. Wie ich im schwachen Licht des Mondes zitternd am Fenster gestanden habe um einen Grundriss der Abtei zu zeichnen, in den ich dann präzise die Standorte der Überwachungskameras und schlussendlich die mir am einfachsten und am sichersten scheinende Fluchtroute eintrug. Es hatte Wochen gebraucht, bis die Karte fertig war und es war nur Tala zu verdanken, dass sie nicht gefunden, dass ich nicht erwischt worden war. Als ich nämlich gerade unterwegs war um ein Sondertraining, das als eine Art Bestrafung gedacht war, zu absolvieren, wurde eine unangekündigte Zimmerkontrolle durchgeführt. Tala, der sich zu dieser Zeit mit mir ein Zimmer geteilt hatte, hatte dabei eher durch Zufall das Stück Papier entdeckt, dass mein Vorhaben hätte auffliegen lassen können, und es, ohne dass die Patrouille etwas davon bemerkt hätte, eingesteckt. Als wir dann am Abend allein in der Dunkelheit des Zimmers saßen, hat er mich über die Karte befragt, und da ich ihm dankbar und etwas schuldig war, habe ich ihm von meinem Plan erzählt. Tala war sofort begeistert gewesen und er fragte mich, ob er nicht mit mir kommen könne. Erst verneinte ich, konnte ich es doch nicht riskieren, ihn auch in Gefahr zu bringen, aber ich ließ mich dann schließlich doch von seinen Worten überzeugen, als er erzählte, wie sehr er sich ein neues Zuhause wünsche und wie er seine Freiheit vermisse. Von da an haben wir zusammen weitergemacht, haben die teilweise noch immer recht grobe Karte verfeinert, bis wir schließlich einen geeigneten wenngleich auch komplizierten Fluchtweg fanden, der um die Reichweiten der einzelnen Überwachungskameras herumführte. Und dann war er gekommen, der Tag unserer Flucht, der Tag, der uns die Freiheit hätte bringen sollen. Es war bereits später Nachmittag und das Abendessen stand kurz bevor, als Tala und ich uns noch ein letztes Mal in unserem Zimmer, unter dem Vorwand, wir wollten uns noch zum Essen umziehen, trafen, ein letztes Mal die Karte konsultierten und uns zum letzten Mal absprachen. Während des Abendessens mussten wir beide schwer aufpassen um uns nichts anmerken zu lassen -und doch fiel es wohl auf wie nervös wir waren, denn Bryan machte mich darauf aufmerksam, dass es verdächtig wäre, wenn ich so gedankenverloren auf meinem Teller herumstocherte und nichts essen würde; er schien zu ahnen, dass wir etwas vorhatten, aber machte dennoch nicht den Eindruck, uns aufhalten zu wollen. Schließlich war er gekommen, der Moment unserer Flucht. Schnell verschwanden wir in unserem gemeinsamen Zimmer und schnappten uns unsere Mäntel; unsere restlichen, wenigen Besitztümer ließen wir zurück. Dann nutzten wir das allgemeine Chaos, das auf den Gängen herrschte, als alle Schüler in ihre Schlafsäle strömten, und entfernten uns von der Gruppe -es schien niemandem aufzufallen, dass wir plötzlich fehlten, also hatten wir genug Zeit um aus dem Gebäudekomplex herauszukommen. Auf dem Weg nach draußen gab es keine Zwischenfälle, was uns Gelegenheit gab, uns die dicken Wintermäntel, die Schals und Handschuhe überzustreifen. Die Gänge waren wie ausgestorben, nichts, womit wir nicht gerechnet hätten, geschah, was unsere Nervosität deutlich minderte. Und als wir dann vom Fenstersims einer der Gänge in den Schnee hinaussprangen, glaubten wir wirklich, wir hätten es geschafft. Doch wir hatten Unrecht... Ich seufze schwer, als ich mich an die genauen Gedanken, Ideen und Pläne erinnere, die dieser halsbrecherischen Flucht zugrunde lagen. Wir, Tala und ich, waren wirklich naiv gewesen, als wir uns nach draußen wagten. Wir hatten schon zur Mittagszeit den heraufziehenden Sturm bemerkt und kannten das russische Wetter gut genug, um zu wissen, dass es gefährlich sein würde, noch am selben Tag vor die Tür zu gehen. Und doch hatten wir uns genau für diesen Tag entschieden -gerade wegen des Sturmes. Sicher, bei klarer Sicht hätte man uns ohne weiteres auf der weiten Schneeebene, die die Abtei umgab, ausmachen können, aber es war trotzdem dumm von uns gewesen, den Sturm nutzen zu wollen, zumal es schon langsam dunkel wurde. Doch damals ahnten wir nicht, in was für eine Gefahr wir uns begaben -wir dachten nur an eins: unsere Freiheit. Und was hatte uns das gebracht? Nichts -außer Schmerz, wie mir mein Traum, meine Erinnerung, von eben nur allzu deutlich vor Augen führte. Ein kalter Schauer rinnt meinen Rücken hinab, als wieder die grauenvollen Bilder meines Traumes in mir aufsteigen. Aber das ist es nicht, was mich wie ein Hammerschlag in die Magengrube trifft. Dafür ist einzig und allein die Erkenntnis verantwortlich, die mich nun überkommt. Endlich, nach so langer Zeit, vereinen sich meine Ahnungen und vagen Erinnerungen zu einem einzigen schrecklichen Bild und führen mir nun deutlich vor Augen, was damals wirklich geschehen ist. Endlich kann ich den Zusammenhang zwischen den vielen Einzelbildern erkennen, die mich oft im Schlaf überkommen haben und mich schweißgebadet haben aufschrecken lassen. Endlich habe ich meine volle Erinnerung zurück -doch wollte ich sie wirklich zurückerlangen? Wollte ich mich wirklich daran erinnern, wie ich meinen besten Freund beinahe in den Tod habe stürzen lassen? Mich daran erinnern, was man mir danach antat, wie man mich bestrafte? Doch selbst wenn ich mich nicht an all das hätte erinnern wollen, nun wäre es ohnehin zu spät, denn nun sind sie zurück, meine Erinnerungen, ganz so, als wären sie nie fort gewesen. Und sie besetzen mich, führen mir die Vergangenheit vor Augen, ohne dass ich mich ihnen erwehren kann. *~* Flashback *~* Langsam und schwerfällig erheben sich die Lider des kleinen blaugrauhaarigen Jungen. Es ist dunkel um ihn herum; einzige Lichtquelle bildet das schmutzige graue Licht, das vom Gang aus durch die Spalten der Tür fällt und diese somit umrahmt. Zögernd setzt er sich auf und reibt sich mit den Handrücken die Müdigkeit aus den brennenden Augen, ehe er sich verwundert umsieht. Zu seinem Erstaunen muss er feststellen, dass er sich, anders als erwartet, nicht inmitten vom Nirgendwo, sondern in seinem eigenen Zimmer, auf seinem eigenen Bett befindet. War etwa alles nur ein Traum gewesen? Die Flucht nur erdacht? Der Unfall nur in seinem Alptraum entstanden? Aber wo war dann Tala? "Tala?" Kais schwache Stimme verklingt kümmerlich im Dunkeln, ohne dass er Antwort erhält. Er versucht es erneut -lauter. Doch wieder nichts. Panik steigt in seiner Brust auf und eh er es realisiert, hat er bereits den Lichtschalter ertastet und ihn betätigt. Blendend grelles Licht flutet den Raum, lässt Kais Augen für einen Moment lang gänzlich erblinden und versetzt seinem dumpf schmerzenden Schädel einen unangenehmen Stromstoß. Als sich seine überstrapazierten Augen dann endlich an die Helligkeit gewöhnt haben, lässt er seinen noch immer leicht eingeschränkten Blick durch den Raum gleiten, doch auch nun kann er seinen Freund nirgends ausmachen. Sein Bett ist leer und auch sonst scheint er nirgends zu finden zu sein. Tränen steigen in Kai auf, als er vor seinem inneren Auge noch einmal mitansehen muss, wie das vertraute Gesicht seines besten Freundes in den kalten Fluten untergeht. In völliger Verzweiflung und naiver Hoffnung beginnt der kleine Junge damit, das gesamte Zimmer auf's kritischste zu durchsuchen: er späht in den Schrank, unter die Betten, doch sein Freund ist nicht aufzufinden, ist und bleibt verschwunden. "Tala...", bringt Kai schluchzend hervor, als er sich vor dem Bett seinen Freundes auf die Knie sinken lässt und sein Gesicht in der rauen Bettdecke verbirgt, diesen Ausruf immer und immer wieder wiederholt. Schuldgefühle nagen an ihm, lassen ihn in grauer Trostlosigkeit versinken, der er sich nicht zu erwehren vermag. Doch gerade als seine Verzweiflung ihren Höhepunkt zu erreichen droht, hört er, wie sich die Tür des Zimmers öffnet. Eilig fährt er herum. Sollte man ihn vielleicht doch erhört haben? Sollte Tala noch leben? Zu ihm ins Zimmer treten? Ihn trösten und beruhigen wollen, wie er es schon so oft getan hatte? Doch Kais Hoffnungen werden zerschmettert, als er im Türrahmen einen breitschultrigen Laufburschen Balkovs erkennt. Ohne ein Wort kommt der hochgewachsene Mann auf das am Boden sitzende Kind zu, bringt es schwungvoll auf die Beine und zieht es, es kraftvoll und schmerzhaft am Oberarm gepackt, mit sich durch die Gänge. Kai wehrt sich nicht, hätte er doch ohnehin keine Chance gegen den kräftigen Erwachsenen anzukommen. Schließlich erreichen sie einen Gang, den Kai sofort erkennt. Sein Augen weiten sich vor Schreck, auch wenn er geahnt hatte, dass sie ihr Weg von Anfang an hierhin hatte führen sollen; sein ganzer Körper versteift sich, als die pure Angst in ihm erwacht. Sein Begleiter merkt dies, doch lässt er sich davon nicht beeindrucken: er fasst den Jungen nur noch fester an, sodass dessen Beine kaum mehr den Boden berühren; sein Griff löst sich erst, als sie beide den Raum am Ende des Ganges betreten haben und er Kai gewaltsam in einen großen ledernen Ohrensessel drückt, welcher vor einem riesigen, aus dunklem, fast schwarzem Holz gefertigten Schreibtisch steht. Ein erneuter Luftzug, als sich die Tür schließt, und Kai ist allein in dem kühlen Zimmer, das nur mäßig vom dämmrigen Licht eines in der Mitte des Raumes angebrachten Kronleuchters erhellt wird. Doch dauert es nicht lang und die Tür öffnet sich erneut. Aus einem antrainierten Reflex heraus springt Kai hastig aus dem Sessel und bleibt kerzengerade vor diesem stehen -sein Blick erwartungsvoll in Richtung Tür gewandt, auch wenn er nur zu gut weiß, wer eben eingetreten ist: Boris Balkov. Dieser tritt nun gemächlich auf den Jüngeren zu, blickt voll Verachtung zu ihm hinab. Schließlich bleibt er direkt vor ihm stehen -Kai muss den Kopf weit in den Nacken legen um das Gesicht seines Gegenübers zu erkennen. Sekunden vergehen, in denen nichts geschieht, sie sich nur stumm und unbewegt anblicken. Dann... Eine schallende Ohrfeige als Begrüßung. Unsanft geht Kai zu Boden und bleibt dort reglos liegen, sich die linke Wange haltend, die sich langsam rötlich verfärbt. Die Tränen steigen ihm in die Augen. "Steh endlich auf und setz dich hin!", lautet die barsche Aufforderung des Erwachsenen, der sich, den Schmerz des anderen mißachtend, gerade auf der anderen Seite des Schreibtisches in seinem eigenen Sessel niedergelassen hat und die noch immer am Boden kauernde Gestalt des Jüngeren voll Geringschätzung mustert. Kai folgt dem Befehl, indem er sich mühsam an der Sitzfläche des Sessels neben ihm emporzieht um sich schließlich erschöpft von seinen wackligen Beinen auf dem Sessel niedersinken zu lassen. Seine Wange ist nun feuerrot verfärbt und nahe des Jochbeins zeichnet sich der Abdruck des Ringes, den Balkov am Finger trägt, tiefrot ab. Die Tränen stehen ihm in den Augen, doch noch kann er sie zurückhalten, indem er nicht auf den pochenden Schmerz zu achten versucht. Schweigen. Der starre Blick des Älteren auf den erschöpften des Kindes treffend. "Was sollte das, Kai?", beginnt Boris plötzlich. "Was sollte dieses ganze Theater?" Boris' Stimme ist nun ruhiger als noch bis eben, aber der Unterton ist stark und schneidend genug, dass er sich förmlich in Kais Bewusstsein hineingräbt und die Furcht in ihm weiter anstachelt -er ist unfähig zu antworten, schaut nur betroffen zu Boden. Erneut schließt sich eine Phase des Schweigens an. Schließlich erhebt sich der Ältere seufzend, kehrt Kai den Rücken, ehe er noch einmal beginnt: "Ich habe auf dich gewartet, Kai. Du hast lang geschlafen -ganze drei Stunden warst du bewusstlos. War die Flucht so anstrengend?" Boris dreht sich nicht einmal zu ihm um, blickt nur weiter unbewegt durch die breite Fensterfront hinter dem Schreibtisch hinaus in die Dunkelheit der Nacht -der Sturm hatte sich bereits vor einer Stunde wieder gelegt, sodass er nun Blick auf die wenigen Sterne hat, die sich matt auf dem Tiefblau des Nachthimmels abzeichnen. Er braucht sich auch gar nicht umdrehen. Die dunkle Stimme des Erwachsenen allein, die voll von schwarzer Ironie ist, reicht bereits aus um Kai erschauern zu lassen. "Nun sag mir, Kai: was wolltet ihr mit eurer waghalsigen Flucht erreichen?" Kai schluckt schwer, die Tränen, die er unter Mühen heruntergeschluckt hatte, kämpfen sich erneut nach oben, doch, wie schon zuvor, versucht er sie zurückzudrängen. "I-ich wollte..." Ein Aufschluchzen unterbricht seine Antwort. "Antworte Kai!", bellt Balkov ungeduldig und wütend. Kai zuckt bei diesem unvorhergesehenen Wutausbruch heftig zusammen, wirkt immer kleiner in dem übergroßen Lehnstuhl. "F-Freiheit...", flüstert Kai heiser, während ihm die Tränen ungehindert die Wangen hinablaufen -er konnte sie einfach nicht mehr zurückhalten. "Freiheit!", lacht Boris eiskalt und voller Hohn auf und blickt sich zu Kai um, der zusammengesunken im großen Ledersessel sitzt und mit beiden Händen gegen den Tränenstrom anzukämpfen versucht. Langsam kehrt der Mann zum Schreibtisch zurück, setzt sich ruhig auf seinen Stuhl, stützt die Ellenbogen auf dem Schreibpult ab, bettet seinen Kopf auf den gefalteten Händen und blickt Kai unverwandt an, beobachtet gelassen, wie dieser immer mehr die Fassung verliert, immer mehr Tränen seine verweinten Augen verlassen und sich die Haut der aufgerissenen Wangen des Kindes durch das Salz der heißen Tränen immer mehr ins rötliche verfärbt. "Freiheit.", wiederholt Balkov kopfschüttelnd. "Weißt du, was euch dieser dumme, klägliche Fluchtversuch stattdessen eingebracht hat? Weißt du das, Kai?" Erneut schluchzt Kai laut auf, sodass es eine Weile dauert, bis er antworten kann. "Nichts, Gaspadin.", erwidert er leise, kaum verständlich, mit tränenerstickter Stimme. Balkov lächelt wissentlich. "Nein, so kann man das nicht sagen, Kai. Es hat euch schon etwas eingebracht- einiges sogar-, aber bestimmt nichts, was ihr hättet erreichen wollen. Auf euch beide, dich und Tala, wird noch einiges zukommen, da kannst du dir sicher sein." Böswillig grinst der Ältere, als er Kai scharf die Luft einziehen hört. Kai hat Angst, schreckliche Angst sogar. Doch trotz der Betäubung, die durch seine Glieder fährt, als er Balkov diese Drohung, dieses Versprechen, aussprechen hört, stielt sich doch ein einzelner Gedanke in sein gelähmtes Hirn -ein Gedanke, der ihn Hoffnung schöpfen lässt: erwähnte Boris gerade den Namen seines verloren geglaubten Freundes in Verbindung mit einer noch ausstehenden Strafe? Sollte das etwa heißen, Tala... lebte noch? "Ta-Tala?", wiederholt Kai heiser den vertrauten Namen. Ängstlich aber auf eine Antwort hoffend blickt er zu seinem Gegenüber auf, hält dessen Blick aber nicht lange stand und senkt seinen Blick wieder. "W-wie geh-?" "Wie es Tala geht?", fällt ihm der Ältere ins Wort; er schnaubt verächtlich. "Nun, ihm würde es sicherlich besser gehen, wenn er nicht, einer unüberlegten Wahnvorstellung nach Freiheit folgend, nach draußen gelaufen wäre. Jetzt geht es ihm alles andere als gut." Erneut blickt Kai auf, seine Augen weit geöffnet -die Angst steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Boris' Miene wird strenger, ernster, undurchdringlicher, aber zugleich auch älter, erschöpfter. Er sieht nun mehr nach einem alten Mann aus, als je zuvor. "Er ist krank, Kai -schwer krank. Er bräuchte dringend ärztliche Versorgung." Kais Mund bewegt sich stumm auf und zu, während er, seine Fassungslosigkeit, seine Sorge, bekämpfend, die richtigen Worte zusammensucht. "W-wird er wieder-?" Boris' Miene verfinstert sich, seine Augen funkeln wütend auf. "Nun, das hängt davon ab: wenn ihm die richtige Behandlung zuteil wird, dann hat er bestimmt noch eine reelle Chance. Aber-" Eine dramatische Pause, die Kais Furcht ins unermessliche ansteigen lässt. "-ich sehe nicht ein, warum ich für einen undankbaren Flüchtling und Verräter Geld für Medikamente und die Zeit von Spezialisten verschwenden sollte." Kais Körper erbebt unter einem starken Zittern. Und noch ehe er über seine Tat nachdenkt, einen Gedanken daran verschwendet, wie dumm es ist, den Älteren zu reizen, ihm zu widersprechen, etwas von ihm einzufordern, strafft er seine schmale Gestalt und die Worte brechen ungehalten aus ihm hervor. "A-aber Sie müssen ihm einfach helfen!" Es war ein Fehler die Forderung zu stellen, wie Kai spätestens merkt, als ihn die harte Kante eines geworfenen Buches an der Schulter trifft, ihn keuchend zurücksinken und schmerzverzerrt das Gesicht verziehen lässt. "Ich muss gar nichts, merk dir das!", faucht Boris aufgebracht und blickt den Jüngeren, der die Augen vor Schmerz fest zugepresst hat, zornesfunkelnd an. Der Ältere muss sich schwer beherrschen um dem Kleinen nicht noch mehr anzutun -schließlich sollte seine Bestrafung erst noch folgen... "A-aber Tala kann nichts dafür, Gaspadin!", bringt Kai mit dem Schmerz und den Tränen ringend vor. "Denn... es war allein meine Idee!" Boris bedenkt ihn ob dieser Aussage mit einem teils verwirrten teils ungläubigen Blick. "Gaspadin, ich war es, der geflohen ist -nicht Tala! Ich allein habe alles geplant und bin weggerannt. Tala hat nur versucht, mich aufzuhalten! Ich bin der Flüchtling und Verräter -Tala ist der Abtei nach wie vor treu!" Mit einem verzweifelten aber entschlossenen Ausdruck blickt Kai zu seinem Gegenüber auf, der seinen Blick misstrauisch erwidert. "Ist das auch wahr, Kai?" "Ja!", lautet die sofortige, entschlossene, unerschütterliche Antwort. "Tja, dann..." Boris scheint zu überlegen, doch lässt er Kais Augen nicht aus dem Blick, als versuchte er aus ihnen zu erfahren, ob Kai die Wahrheit sprach oder ihn unverhohlen anlog. "Dann gibt es für mich wohl keinen Grund, Tala länger als nötig in seinem derzeitigen Zustand zu belassen." Diese Aussage lässt eine angenehme Flut der Erleichterung durch Kais Körper strömen. Wenn er Talas Leben schon in Gefahr gebracht hatte, dann wollte er ihm wenigstens weiteren Ärger ersparen -auch wenn das bedeutete, dass er die Prügel, die sie eigentlich beide hätten erfahren sollen, allein zu ertragen hätte. Aber das war er Tala einfach schuldig. Seufzend ergreift Boris das Telefon zu seiner rechten, verständigt den Krankenflügel und bestellt einen seiner Untergebenen her, der nur Sekunden, nachdem der Hörer die Gabel berührte, in der Tür erscheint. "Bring ihn nach unten -Zelle drei. Keine Umwege! Er soll dort auf mich warten, bis ich Zeit finde, mich mit ihm zu befassen.", erklärt Boris dem Neuankömmling, der dem Befehl sofort Folge leistest, indem er Kai grob am Arm packt, ihn mit brutaler Gewalt auf die Beine bringt und mit sich hinaus aus dem Zimmer zieht. *~* Flashback End *~* Das, was dann folgte, werde ich wohl kein zweites Mal verdrängen, vergessen können -dafür war die Erfahrung zu schrecklich, zu verletzend, zu prägend, zu einschneidend. Wer weiß, vielleicht wäre ich ja heute ein ganz andere Mensch, wären mir diese zerstörenden Erfahrungen erspart geblieben... Erneut kommt mir die Erinnerung an die schlimmsten Stunden meines Lebens in den Sinn, ohne dass ich mich ihr erwehren, ihr entgehen, mich ihrer entziehen kann -ich spüre meinen Körper erbeben, so tief durchdringt sie mich. Doch noch bevor sich die Bilder vollständig hätten formieren können, werde ich -zum Glück- abrupt aus meinen Gedanken gerissen. Dankbar für die Ablenkung lausche ich den Stimmen im Aufenthaltsraum der Hotelsuite, die durch die geschlossene Tür in das Zimmer dringen. Die eine Stimme kann ich sofort identifizieren: sie gehört Kenny; doch wem gehört die zweite? Doch noch bevor ich mir ersthaft darüber Gedanken hätte machen können, zu wem diese zweite Stimme gehören könnte, wird die Zimmertür geöffnet und ein Mann mittleren Alters tritt ein. "Oh, Sie sind wach?" Der Mann sieht ehrlich überrascht aus; er lächelt verlegen. "Nun, äh.", er räuspert sich. "Ich bin Doktor Hisegawa und soll einen gewissen... Ray Kon untersuchen?" Mein Blick gleitet zu der in meinen Armen ruhenden Gestalt Rays. Vorsichtig streiche ich über seine blasse Wange. "Ray?", flüstere ich ihm leise zu, versuche ihn auf diese Weise sanft aus seinen Träumen zu locken. "Oh! Nein, nein, es besteht kein Grund ihn zu wecken -es geht auch so. Er soll sich ruhig ausschlafen, das wird ihm sicherlich gut tun. Außerdem dauert die Untersuchung nicht lange und über das, was passiert ist, bin ich auch schon unterrichtet.", erklärt der Arzt, während er sich dem Bett nähert und sich am Bettrand, neben Ray, niederlässt. Ich nicke lediglich. Doktor Hisegawa beginnt in seiner Tasche zu kramen und nur Sekunden später hält er ein Fieberthermometer in Händen; dann blickt er uns, Ray und mich, abwechselnd an. "Nun, äh... Meinen Sie, Sie könnten ihn wohl auf die andere Seite oder zumindest den Rücken drehen? Dann wäre es etwas einfacher...", fragt er mit einem schiefen, und wenn mich nicht alles täuscht auch etwas peinlich berührten, Lächeln. Ich schaue kurz zu Rays schlummerndem Gesicht hinab, dann nicke ich erneut. Vorsichtig löse ich meinen Griff um ihn und seinen um mich -es braucht eine Weile bis ich seine Finger aus meinem Oberteil gelöst habe. Schließlich bringe ich es dann doch fertig, Ray, ohne dass er erwacht, auf den Rücken zu drehen. Schnell hat der Arzt das Thermometer unter Rays Arm geschoben und ihn leicht auf die von mir abgewandte Körperseite gedreht, damit das Messgerät möglichst viel Hautkontakt hätte und nicht verrutscht. Während das Gerät seine Arbeit verrichtet und der Arzt sich wartend im Zimmer umschaut, fällt mir plötzlich etwas auf: Rays rechter Ärmel weist deutlich Spuren von Blut auf. Entsetzt starre ich auf den dunklen, bereits getrockneten Fleck am Oberarm meines Freundes. Ich spüre, wie mir das Blut aus den Wangen entweicht. Dem Arzt an meinem Bett (naja, eigentlich ist es ja Rays Bett, aber was soll's? Wir wollen ja nicht kleinlich sein...) scheinen mein Entsetzen und meine Aufregung nicht zu entgehen. Fragend sieht er mich an, folgt dann schließlich meinem Blick und scheint sich ebenso zu erschrecken ich. "I-ist er verletzt?", frage ich heiser, ohne meinen Blick vom Arm meines Freundes abzuwenden. Der Arzt betrachtet den Blutfleck nun etwas eingehender. "Hm, ich glaube..." Er hebt den Blick und sieht wieder in meine Richtung. "Sehen Sie sich das doch an!", fordere ich, doch der Arzt lächelt mich nur wissentlich an. "Ich glaube eher, dass Sie derjenige sind, der verletzt ist und den ich genauer beschauen müsste.", meint er ruhig -sein Blick heftet sich derweil an meine linke Schulter; ich folge dem Hinweis. Und tatsächlich ist der ganze Ärmel des dunkelgrünen Pullovers blutdurchtränkt -ich komme nicht um ein schiefes Lächeln umhin, als meine Befürchtung, Ray könnte es doch noch schlechter gehen, als ich angenommen hatte, ob dieses Anblicks zerschlagen wird. Erst jetzt, als hätte ich diesen Hinweis gebraucht, werde ich mir des pulsierenden Schmerzes bewusst, der sich allmählich auf unangenehme Art und Weise bemerkbar macht. "Nun, wenn ich hier fertig bin und Sie nichts dagegen haben, würde ich mir ihre Schulter gerne einmal genauer anschauen." Ich nicke nur. Während der Arzt weiter Ray untersucht, beschäftige ich mich damit, den wie festgeklebten Stoff Stück für Stück von meiner Haut abzuziehen -gar keine so leichte Aufgabe, wenn jede leichte Berührung an der vermutlich wieder offenen Wunde eine Welle des Schmerzes durch den ganzen Körper jagt. Schließlich ist es dann doch vollbracht, sodass ich mir den Pullover -wieder unter Schmerzen- ausziehen kann. "So, nun zu Ihnen.", meint Doktor Hisegawa, erhebt sich und kommt auf meine Seite des Bettes, während ich meine Beine aus dem Bett schwinge, damit der Arzt möglichst leicht an die Verletzung herankäme. "Uh, das sieht aber gar nicht gut aus...", murmelt er, nachdem er den blutdurchtränkten Verband entfernt hat; eingehend mustert er die blutverkrustete Wunde. "Haben Sie etwa darauf gelegen?" Fragend sieht er mich an -ich nicke. "Haben Sie den Schmerz denn gar nicht gespürt?" Ein ungläubiger Blick -ich antworte nicht, blicke nur betreten zur Seite. Der Arzt seufzt. "Naja, zumindest sind die Nähte nicht gerissen. Also reicht es, wenn die Wunde gereinigt und anschließend neu verbunden wird. Sie haben wirklich Glück gehabt, sonst müsste ich Sie mit ins Krankenhaus nehmen.", erklärt er mir, während er in seiner Tasche nach den benötigten Materialien sucht. Anschließend beginnt er, meine Verletzung fachgerecht zu verarzten -es ist schmerzhaft, aber erträglich. "Waren Sie schon drüben bei Max? Wie geht es ihm?", frage ich nachdenklich an den Arzt gewandt, der kurz zögert und vermutlich über die ärztliche Schweigepflicht nachdenkt. "Nun, nicht viel anders als ihrem Freund hier. Er ist noch sehr erschöpft und wird wohl noch eine ganze Weile schlafen. Desweiteren hat er leichtes Fieber, das aber schon wieder sinkt und demnach kein Grund zur Beunruhigung ist. Ansonsten wird er wohl noch eine zeitlang eine Erkältung mit sich herumschleppen, aber es hätte schlimmer kommen können -sowohl für ihn, ihren Freund als auch für Sie selbst." Er wirft mir einen mahnenden Blick zu. "So, fertig!", verkündet er nur kurz darauf, verstaut seine Sachen wieder in der schwarzen Tasche und erhebt sich. "Ich werde jetzt gehen. Sollte noch etwas sein, dann können Sie mich jederzeit im Krankenhaus anrufen. Auf Wiedersehen!" Damit schickt er sich an das Zimmer zu verlassen, doch kurz vor der Tür bleibt er noch einmal stehen und sieht zu mir zurück. "Sie sollten wirklich mehr auf sich achten -mit einer solchen Verletzung ist nicht zu spaßen." Und mit diesen Worten verlässt er das Zimmer. Nachdenklich blicke ich ihm hinterher; ich lächle gequält. >Das kann ich aber nicht... Das kann ich einfach nicht...<, erwidere ich in Gedanken. Wie sollte ich mich denn um mich selbst kümmern, wenn es doch anderen wegen mir, durch meine Schuld allein, viel schlechter geht, als mir selbst? Mein Blick senkt sich ob dieses Gedankens auf Rays schlafendes, engelsgleiches, aber fürchterlich blasses Gesicht. Sanft streiche ich ihm über die Wangen, die weichen Haare -und wieder versinke ich in der Erinnerung... *~* Flashback *~* Mühsam schleppt sich der kleine Junge mit den blaugrauen Haaren durch die kühlen, düsteren, verlassenen Gänge der Abtei. Bei jedem Schritt durchzuckt ein entsetzlicher Schmerz seinen geschundenen Unterleib, seine zerpeitschten Beine, den blaugeschlagenen Bauch, die getretene Brust, die gebrochenen Rippen, das zerschlagene Kinn. Er spürt, wie ihm das Blut die Beine hinabläuft. Sein Kopf ist benebelt von den Ereignissen, den Schlägen, dem Schmerz. Ihm ist schwindelig, kann sich kaum auf den Beinen halten. Doch er hatte noch etwas zu erledigen -und davon würde ihn nichts abhalten. Es ist kurz nach Mitternacht -lange Zeit, einige Stunden, hatte Kai nach seiner Bestrafung nur weiterhin auf dem kalten Steinboden gelegen und versucht, zu vergessen, neue Kräfte zu sammeln; hatte gewartet, doch es war niemand gekommen, um ihn zu holen, niemand, der nach ihm sehen wollte, der sich um ihn scherte. Schließlich hatte er das Warten aufgegeben, war aufgestanden, losgegangen. Die Tür war nicht verschlossen gewesen. Seitdem war er nun unterwegs durch dieses Labyrinth aus Gängen und Türen. Er hatte nur noch einen Gedanken im Kopf, ein Gedanke, der ihm die nötige Kraft und Selbstbeherrschung gab, sich noch zu bewegen, nicht ungerührt auf dem Boden der Zelle liegen zu bleiben. Endlich, nach endlosen Minuten, erreicht er den Krankenflügel. Doch anstatt sich bei den Ärzten, die die Nachtwache hielten, zu melden, sich verarzten, seine Wunden versorgen zu lassen, schwankt er in das Krankenzimmer, in dem er seinen Freund vermutet. Langsam taumelt er auf Talas Bett zu, als er ihn endlich in dem dunklen Raum entdeckt -nur das gedämpfte Licht, das aus dem Ärztezimmer durch die geöffnete Tür hinter Kai fällt, erhellt den Raum auf spärliche Weise. Vorsichtig kniet sich Kai auf den kühlen Fußboden vor dem Bett seines schlafenden Freundes, der durch seine Schuld krank geworden, ja sogar beinahe gestorben war. "Tala?", flüstert der Fünfjährige leise -Tränen bilden sich in seinen Augen, als er das bleiche Gesicht seines Freundes erblickt und es gedanklich erneut in den Fluten versinken sieht. "Es tut mir leid -so furchtbar leid. Das wollte ich alles nicht, ich wollte nicht, dass dir das passiert! Das ist alles meine Schuld..." Er beginnt zu schluchzen, doch fängt er sich schnell wieder. "Weißt du was? Du brauchst jetzt keine Angst mehr davor zu haben, aufzuwachen oder gesund zu werden: sie können dir jetzt nämlich nichts mehr tun! Nicht mal Boris! Ist das nicht toll?" Die Tränen glitzern in den getrübten rubinroten Augen, während er schwach lächelt. Vorsichtig streckt Kai die Hand aus, will Talas bleiches Gesicht berühren, ihn fühlen, ihm zeigen, dass er bei ihm ist. Doch mitten in seiner Bewegung hält er inne, betrachtet seine blutüberzogenen Fingerspitzen. Er zieht seine Hand zurück, wischt sie so gut, wie eben möglich, an seinem Oberteil sauber, ehe er die Finger erneut ausstreckt. Liebevoll streicht er seinem Freund über die blasse Wange, durch das weiche Haar. "Du brauchst nie wieder Angst zu haben, hörst du? Ich werde nie wieder zulassen, dass dir etwas passiert oder dass man dir wehtut. Ab jetzt werde ich immer auf dich aufpassen -ich werde dein Schutzengel sein, ja?" Erneut stehlen sich zwei einsame Tränen aus seinen leeren Augen, deren Blick so ausdruckslos ist, als hätte man ihm die Seele entrissen. Plötzlich wird Kais Kopf schwerer, seine Augen fallen ihm zu. Er ist müde, völlig kraftlos, hatten doch all seine Kräfte seinen geschundenen Körper verlassen, waren herausgeprügelt oder von ihm selbst bis auf's letzte aufgebraucht worden, waren in Form von Tränen und Blut aus ihm herausgeflossen. Erschöpft bettet er seinen Kopf auf dem Bettrand nahe seines Freundes, dem er noch immer so viel schuldete, weil er ihm so viel Leid gebracht hatte. "Bitte, werd' wieder gesund, Tala... Bitte..." Eine letzte Träne. "Es tut mir leid... so unendlich leid...", haucht er leise -dann ist er eingeschlafen. *~* Flashback End *~* So, das war's vorerst. Wie hat's gefallen? Hoffe doch, dass es einigermaßen erträglich war? Oô Und nehmt's mir nicht übel, dass ich den ganzen Stuff mit Tala und der Abtei reingebracht habe, aber es war mir einfach ein Bedürfnis diese Ereignisse mitreinzubringen v.v" Und dafür, dass das ganze Kapitel eher eine Spontanidee (beim Zähneputzen XD~) war, ist es doch eigentlich ganz annehmbar geworden, oder? Naja, zumindest ist das meine Meinung... Aber eure ist schließlich die, auf die es mir ankommt, also: schreibt Kommis! *Hundeaugen mach* Würde mich zumindest freuen, wenn ich ein paar erhalten würde... Wann das nächste Kapitel kommt, weiß ich nicht, schließlich muss ich in der nächsten Zeit noch eine Biologiefacharbeit verfassen und das nimmt ne Menge Zeit in Anspruch. Aber ich werd versuchen, die FF trotzdem weiterzuschreiben. Hoffe, ihr bleibt mir weiterhin treu? ;_; Naja, man liest sich! Cu, Ginger Kapitel 23: Erwachen -------------------- Hallo Leute! ^o^ Ja, mich gibt's auch noch, auch wenn ihr das vielleicht nicht glauben mögt Kai: Oder wahr haben wollt û.ú Ginger: So wie du? Oô Kai: Ich und Ray und Tyson und Max und Kenny, sämtliche Leser, wahrscheinlich auch- Ginger: Ist gut, es reicht ">.> Naja, um jetzt mal endlich zum Punkt zu kommen: wenn ihr das hier lest, ist Kapitel 23 freigeschaltet XDD~ Ray: Nein, ehrlich? Bist du dir da auch ganz sicher? Ginger: Bin ich heute nur von Sarkasten umgeben? Oô Kai: Nur heute? Ginger: =.=; Wohlan, so lasst mich mal erklären, weshalb es diesmal so lange gedauert hat! Kai: Meinst du, dass das auch nur IRGENDWEN interessiert? Ginger: Vermutlich nicht, aber ich brauch das um mein Gewissen zu beruhigen Kai: Du meinst diesen schwarzen, schrumpeligen Klumpen, der da irgendwo in deinem Innern verschimmelt? Ray: Jenes etwas, das du immer weiter verschandelst, indem du die Leser immer monatelang warten lässt? Kai: Oder auch, indem du weiterschreibst und alle vorkommenden Charaktere quälst und bis zur Unkenntlichkeit verschandelst? Ginger: Wisst ihr eigentlich, dass ihr es echt raus habt, einem die gute Laune zu vermiesen? Kai: Klar! Ray: Das ist unsere Spezialität! Ginger: DAS erklärt einiges ">.> Naja, nun aber doch zur Erklärung: 1. Anfangs hatte ich viel schultechnisch zu erledigen Ray: Nicht, dass sie davon auch nur ansatzweise etwas auf die Reihe bekommen hätte û.ú 2. Hatte ich im Anschluss an diese Zeit eine schwere Schreibblockade Kai: Die wohl besser noch eine ganze Zeit lang hätte anhalten sollen, wenn man sich den Mist ansieht, den sie fabriziert, wenn sie denn mal schreibt û.ú Und 3. folgte daraufhin Krankheit meinerseits, die auch bis jetzt noch nicht wieder verschwunden ist ;__; Ray: Und dass, obwohl sie doch schon geistig krank genug ist û.ú Ginger: Ihr könnt richtig eklig sein, wisst ihr das? =.= Kai&Ray: *feist grins* Ginger: Also ja... ">.> Könntet ihr nicht mal zur Abwechslung ETWAS Mitleid für mich aufbringen? ;____; Kai: Erst wenn du UNS etwas Mitleid entgegenbringst! Ray: Stimmt! Es ist echt nicht mehr feierlich, was du mit uns anstellst! Ginger: Ich HABE doch Mitleid mit euch, aber- Kai: "Aber" was? Òô Aber dein Mitleid reicht nicht, um die FF abzubrechen? Ray: Unsere entstellten Charaktere nochmal richtig zu stellen? Ginger: Eher: "Aber ich kann doch nicht nochmal von vorne anfangen"! Kai&Ray: ... Ginger: Das kann nicht euer Ernst sein!? Oô;;; Kai&Ray: ... Ginger: Das sind 159 Seiten ohne Vor- und Nachworte gerechnet!! Das kann ich doch nicht- Ray: Warum nicht? Du hattest doch eh vor, nochmal alles zu überarbeiten! Ginger: Stimmt schon, aber ich kann doch nicht die ganze Geschichte umschreiben Oô;; Kai: Dann find dich auch damit ab, dass wir nen Hass auf sich haben û.ú Ginger: I-ihr... hasst mich? ;______; Ray: Naja, "hassen" ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort... Kai: Aber es beschreibt doch ziemlich genau, was wir für dich empfinden ^_____^ Ginger: Na dann, herzlichen Dank T___________T Aber dann erwartet auch keine Schonung von mir >.<" Kai: Als würden wir die noch erwarten ">.> Naja, genug des Vorgeplänkels: auf zum Kapitel! Gewidmet ist es übrigens meiner Freundin und Beta-Leserin Saika-Chan, der es zu verdanken ist, dass dieses Kapitel schon heute Abend hochgeladen werden kann, da sie es, kaum dass das Kapitel fertig geschrieben war, für mich Probe gelesen hat ^_________^ Vielen dank nochmal, Süße! *umflausch* Aber auch allen Kommischreibern soll dieses Kapitel gewidmet sein -vielen dank für eure Unterstützung!! Und nochmal ein riesen großes SORRY, dass ich immer so lahm bin v________v;; Aber nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! Über Kommentare würde ich mich -wie immer- freuen ^_________^ Enjoy reading! Cu, Ginger Kapitel 23: Erwachen *~* Kais PoV *~* Viele weitere Minuten verstreichen, während die Erinnerung in mir keimt. Ich bin unfähig, mich aus ihren sich windenden Ranken zu befreien, unfähig, mich zu bewegen. So sitze ich da, an der Seite meines Geliebten, und kann nur stumm und unbewegt auf sein blasses Gesicht hinabblicken, das dem in meiner Erinnerung in diesem Moment so schrecklich änhlich sieht. Ja, ich hätte nicht nur damals beinahe meinen besten Freund, die Person, die ich zu dieser Zeit am meisten liebte, umgebracht, nein, auch jetzt hätte ich es beinahe wieder getan -beinahe wäre Ray, der von mir am meist geliebte Mensch, durch meine Schuld gestorben, wäre umgekommen, nur weil ich Max nicht aufgehalten, ihn nicht zurückgehalten habe, als er vor mir floh, wie es schon so viele vor ihm taten. Ray musste für meinen Fehler büßen, wurde krank, weil ich nicht auf ihn aufgepasst, weil ich ihn nicht beschützt habe, wie ich es mir geschworen hatte. Ich habe versagt... Stumme Tränen rinnen meine Wangen hinab, perlen von meinem Kinn und benetzen die Haut meiner Hände, deren Finger sich fest in den Stoff der Decke gekrallt haben. Warum nur? Warum habe ich ihn nicht aufgehalten? Habe ich sie beide nicht aufgehalten? Wieso habe ich sie alle gehen lassen? Wie konnte ich es verantworten, sie dieser Gefahr auszusetzen? Es war meine Schuld, dass Max verschwunden war, also hätte nur ich ihn suchen müssen. Ich sollte jetzt derjenige sein, der nur rasselnd Luft holen kann und in der Dunkelheit des Schlafes versunken ist -ich sollte es sein, nicht sie, nicht er! Nur wegen mir sind sie alle erkrankt -Max, Ray und sogar Tyson. Ihnen allen geht es schlecht -wegen mir. Ich bin daran schuld und nun ist es an mir, das alles wieder gut zu machen. Aber wie? Ich bin kein Arzt, ich kann ihnen nicht helfen, sie nicht wieder gesund machen. Was kann ich also sonst machen? Ihnen seelisch beistehen? Aber... würden sie das überhaupt wollen? Nein, sicher nicht. Max hasst mich, das hat er mir direkt ins Gesicht gesagt. Und wenn man bedenkt, wie viel Unglück ich ihnen allen, all jenen, die ich meine Freunde nenne, gebracht habe, kann ich das sogar verstehen. Deshalb sollte ich ihnen vielleicht den Gefallen erweisen und ihnen den Anblick meiner Visage in Zukunft ersparen -fortgehen und nicht mehr zurückkehren. Das wäre sicherlich das beste... Mein Körper beginnt zu beben, erzittert unter den unterdrückten Schluchzern. Wenn ich wirklich gehe, dann werde ich sie nicht mehr wiedersehen -nie wieder. Und damit nie wieder in die goldenen Augen meines Geliebten schauen können -nie mehr wieder... Der Schmerz in meinem Innern, der bei diesem Gedanken in mir aufflammt, scheint mich innerlich zu verbrennen -heiße Flammen beginnen mein Herz zu zerfressen. Immer mehr Tränen steigen in mir auf, als versuchte mein Körper auf diese Weise, die Feuersbrunst der Verzweiflung und des Schmerzes zu löschen, die mich zu verschlingen droht. Doch eh, dass etwas derartiges hätte eintreten können, wird meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt. Mein Blick, der bisher unbewegt auf meinen verkrampften Händen geruht hat, zuckt zu der in sich zusammengesunkenen Gestalt neben mir, als diese sich zu regen beginnt. Es sind plötzliche, zuckende Bewegungen, die das Bett immer wieder kurz erzittern lassen. "Ray?", frage ich mit heiserer Stimme, in der Hoffnung, er wäre wieder erwacht aus seinem komaähnlichen Erschöpfungsschlaf, aber das ist nicht der Fall. Unruhig wälzt sich der schlafende Junge von einer auf die andere Seite, sein blasses, verschwitztes Gesicht mit den fiebergeröteten Wangen verzogen, als litte er Schmerzen. Seine Hände, die nun, da die Bettdecke verrutscht ist, zum Vorschein kommen, sind ebenso verkrampft wie meine und auch seine Finger haben sich fest in den weißen Stoff gekrallt, sodass die Fingerknöchel weiß hervortreten. Sein Atem ist keuchend, seine Lippen zittern vor Anstrengung. "Ray? Ray, was ist mit dir?" Verängstigt beuge ich mich über ihn, fasse ihn bei den Schultern um ihn ruhig zu halten, aber es hört nicht auf -im Gegenteil sogar: kaum spürt er meine Hände, durchfährt ihn ein Schauer, der dafür sorgt, dass sich sein ganzer Körper aufbäumt, er die Wirbelsäule auf unnatürliche Weise durchbiegt, als versuchte er von mir wegzukommen. Aber trotzdem lasse ich ihn nicht los, will verhindern, dass er sich verletzt, will ihn beschützen -selbst wenn es vor ihm selbst ist. "Ray, beruhig dich, es ist alles gut, ich bin bei dir!", versuche ich ihn zu beruhigen, aber es wirkt nicht, er kann mich nicht hören, sich nicht beruhigen. Immer weiter wehrt er sich gegen mich und die unsichtbare Kraft, die in quält. Sein Atem wird schneller, stoßweise verlässt er seinen Mund, als versuchte er zu sprechen, Worte zu formen. Und dann erst verstehe ich es, die Silbe, die er immer und immer wieder in seinem Fiebertraum wiederholt: "Kai!" Ich erstarre, als sich bei diesem einen Wort, bei meinem eigenen Namen, ausgesprochen von der geschwächten Person unter mir, eine unangenehme Kälte, einem Eisstrom gleich, in meiner Magengegend ausbreitet, der die Verzweiflungsflammen ertränkt. /Er ruft nach mir!/ Das ist der einzige klare Gedanke, den ich noch fassen kann. /Er braucht mich -braucht mich, wie Tala damals!/ Erneut spüre ich, wie dieses entsetzliche Gefühl der Leere sich in meinem Innern ausbreitet, als ich wieder in meiner Erinnerung das angsterfüllte Gesicht meines Freundes, verzweifelt nach meiner Hand greifend und meinen Namen rufend, in den kalten Fluten versinken sehe. Ja, damals habe ich ihn im Stich gelassen. Aber das werde ich heute nicht wieder tun! Entschlossen schlinge ich meine Arme um den verkrampften Körper meines schwarzhaarigen Freundes und drücke ihn fest an mich. "Ray, ich bin da, hörst du? Ich lasse dich nicht im Stich!" Ein erneutes Zittern durchfährt Rays Glieder und wieder bäumt er sich gegen mich auf, aber ich lasse nicht los, auch wenn ich den Schmerz in meiner Schulter pochen spüre. "Ich bleibe bei dir! Ich lasse dich nicht los!" Wieder steigen Tränen in mir auf, die ungehindert meine Wangen hinablaufen und glitzernd auf seine Wange perlen. "Kai..." "Ja, Ray." Rays Bewegungen werden schwächer, er hört auf, sich gegen mich zu sträuben, als hätte er mich erst jetzt erkannt. Sein Körper entspannt sich wieder, das Zittern verebbt. "Ich bin bei dir, fühlst du es?" "Kai..." Ein leises Flüstern an meinem Hals. Langsam lasse ich ihn zurück auf das Laken gleiten und decke ihn wieder zu. "Kai..." "Keine Angst, ich lasse dich nicht im Stich -diesmal nicht..." Ich muss lächeln, als ich über Rays weiche Wange streichle und es mir so vorkommt, als würde er sich an meine Hand schmiegen. Eine angenehme, sanfte Stille legt sich über den Raum, die von Rays nun wieder ruhigen Atemzügen unterstrichen wird. Und auch in mir breitet sich diese Ruhe aus, während ich dem beruhigenden Geräusch von Rays Atem lausche; auch meine Tränen finden endlich ein Ende. "Es tut mir leid, Ray.", flüstere ich leise und muss erneut schwach lächeln. Beinahe wäre ich gegangen, hätte Ray im Stich gelassen, so wie ich es schon so oft getan habe. Hätte ihn fast allein gelassen, obwohl ich ihm doch noch etwas schuldig bin, ich die Rechnung noch begleichen, mich bei ihm revanchieren muss. Dann -erst dann- werde ich gehen und euch alle endlich in Frieden lassen, so wie ich es schon längst hätte tun sollen. Erst dann... Aber bis dahin... "Ich liebe dich, Ray." Sanft drücke ich ihm einen Kuss auf seine noch immer heiße Stirn und streiche ihm über das Haar. Einen Moment lang betrachte ich ihn so von nahem, als wartete ich auf eine Reaktion von ihm, die aber nicht erfolgt. Dann erst richte ich mich auf. Meine Wangen sind noch immer nass von den Tränen und das Salz beginnt auf unangenehme Art meine Haut zu reizen. "Ich komme gleich wieder, Ray. Ich geh nur kurz ins Bad.", erkläre ich dem noch immer Schlafenden, als könne er mich hören, während ich mich erhebe und zur Zimmertür gehe, ohne den Blick von ihm zu abwenden. Als ich die Tür zum Gemeinschaftsraum öffne, schlägt mir die deutlich kühlere Luft des Raumes entgegen und eine feine Gänsehaut überzieht meine Haut. So beschließe ich, dass ich mich beeilen werde um möglichst schnell wieder in mein und Rays Zimmer zurückzukehren. Doch gerade als ich dabei bin, die Tür zum Bad zu öffnen, höre ich, wie jemand meinen Namen ausspricht. Verwirrt verharre ich in meiner Bewegung und lausche in die vermeintliche Stille um sicherzustellen, dass ich mich nicht getäuscht habe. Und tatsächlich, erneut ertönt diese Stimme vom Wohnbereich aus. "Ja, inzwischen ist ein Arzt hier gewesen -ja. Allen geht es den Umständen entsprechend. Nein, Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, sie sind schon bald wieder alle topfit: zwei, drei Tage Bettruhe und sie sind wieder auf den Beinen, hat der Arzt gesagt." Ich atme auf, als ich Kennys Stimme erkenne und feststellen kann, dass er mit jemandem telefoniert, und folglich nicht vorhat, mit mir zu reden. Ich muss zugeben, dass mich das ungemein erleichtert, denn in meinem jetzigen Zustand möchte ich mich nur ungern auf eine längere Unterhaltung einlassen -meiner angeschlagenen Psyche würde das nämlich eher schaden als helfen... "Nun, aber weshalb ich eigentlich mit ihnen sprechen wollte... Es geht um Kai." Wie versteinert bleibe ich stehen, kann weder atmen noch denken, und selbst mein Herz scheint kurzzeitig stehen zu bleiben. Meine Beine, Hände, mein ganzer Körper gehorcht mir nicht mehr, sodass ich zu keiner Regung mehr fähig bin. Die Faszination des Schreckens hält mich fest, zwingt mich, an Ort und Stelle zu verharren und zuzuhören -den Worten zu lauschen, die ich nie hätte hören sollen, die aber über meine Zukunft entscheiden könnten... "Wie Sie sicher selbst wissen, ist Kai alles andere als einfach und es gab in der Vergangenheit auch schon immer wieder Ärger mit ihm, wenn man sich mal an die Russian Championchips zurückerinnert. Sicher, Kai hat unserem Team viel beigebracht und ich bin mir sicher, dass wir nie so weit ohne seine Unterstützung gekommen wären, aber... er hat dem Team mindestens ebenso geschadet!" Wie ein Pfeil bohrt sich dieser Satz in mein Herz. "Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht undankbar und ich habe auch nichts gegen ihn, auch wenn er nicht gerade einfach ist. Aber es ist nunmal eine unleugbare Tatsache, dass viele Dinge ohne ihn... unkomplizierter wären. Ich meine, allein die Sache mit Max müsste uns zu denken geben! Ich weiß zwar nicht, was genau zwischen den beiden vorgefallen ist, aber wir können wohl davon ausgehen, dass Kai nicht ganz unschuldig daran gewesen ist -warum sonst hätte Max vor ihm fliehen sollen?" Jegliches Gefühl ist aus meinem Körper gewichen und ich kann nur erahnen, dass er am zittern ist. Alles scheint still zu stehen: die Zeit, mein Herz... Ich fühle mich leer, fühle mich tot... "Aber das ist ja nicht alles! Wären es nur ein paar einzelne, wenn auch heftige Vorfälle, dann könnten wir eher darüber hinwegsehen. Aber leider häufen sich die Streitereien im Team seit Kais Erscheinen immer mehr. Es vergeht kein Tag ohne einen Clinch. Meist sind es lediglich Tyson und Kai, die sich in den Haaren liegen, aber eben doch nicht immer. Oft weiten sich diese kleinen Streitigkeiten auf das gesamte Team aus: es kommt zu Parteibildungen und es bedarf immer gewaltiger Mühen, damit sie sich alle wieder zusammenraufen. Und ich fürchte, dass es immer schlimmer werden wird, jetzt, da es zum Eklat gekommen ist." Ich spüre wie meine Beine langsam nachgeben, als ein taubes Gefühl durch meine Glieder kriecht. Wie in Trance lausche ich den schmerzhaften Worten meines Teamkameraden, kann einfach nicht weghören, auch wenn es überhaupt nicht meiner Art entspricht, die Telefonate anderer zu belauschen. "Auch wenn es vielleicht etwas vorschnell ist, jetzt schon zu überlegen, ob eine Trennung sinnvoll wäre, sollten wir das Thema doch zumindest einmal angesprochen haben -im Teamkreis, meine ich. Vielleicht lässt sich ja auf diese Weise noch etwas retten -wer weiß?-, wenn schon alles andere keine Wirkung mehr zeigt. Ich denke, das wäre wohl das beste. Was halten Sie denn davon? ... Aha... Ja. Gut, wie Sie meinen. Und Sie sind sich sicher, dass sie bei der Besprechung nicht anwesend sein wollen? ... Nun gut, dann will ich Sie auch nicht länger von Ihrer Arbeit abhalten. Wie? Ja, ich werde Sie selbstverständlich weiterhin auf dem Laufenden halten! Ja. Auf Wiederhören!" Noch immer habe ich mich keinen Millimeter von der Stelle gerührt, und erst, als ich den Hörer die Gabel mir einem leisen ,Klick'-Geräusch runterdrücken höre, kehrt mein Bewusstsein langsam wieder in meinen erstarrten Körper zurück. Leise betrete ich das Bad und lasse das Schloss hinter mir zuschnappen. Doch kaum wende ich mich um, verlässt mich meine Kraft und ich sinke wie in Zeitlupe auf den kühlen, gefliesten Fußboden. Erschöpft lehne ich mich an das Holz der Tür. Mein Kopf ist leer. Mein Geist und Wille gelähmt. Mein Körper taub -scheint kaum mehr Leben zu enthalten. Tränen. Leise fließen sie meine Wangen hinab, doch bin ich zu müde, sie daran zu hindern; lasse sie einfach gewähren; und warte. Auf ihr Ende, ein Ende... ~einige Zeit später~ Unbewegt sitze ich auf dem kalten Badewannenrand -irgendwann im Verlaufe der Zeit hatte ich wieder genug Kraft und Willen beisammen, dass ich mich aufraffen, mir das Gesicht mit kaltem Wasser waschen und mich schlussendlich dort niederlassen konnte. Nun starre ich wie gebannt auf die bläulichen, harten Fliesen. Ich weiß nicht, wieviel Zeit inzwischen vergangen ist, wie lange ich geweint, wieviel Zeit ich mir für mich genommen habe, wo ich sie doch eigentlich für die anderen hätte einsetzen müssen, um ihnen zu helfen, die Wunden zu heilen, die ich ihnen zufügte. All mein Zeitgefühl ist verschwunden, verloren gegangen, ebenso wie auch all die anderen meiner Gefühle -alle, bis auf den Schmerz. Er ist das einzige Gefühl, das mir geblieben zu sein scheint und das mich gänzlich erfüllt. Und doch fühle ich mich leer, ausgelaugt und erschöpft; habe das Gefühl, mich nicht rühren zu können, denn mein ganzer Körper scheint taub und unbeweglich. Und doch, als ich Kennys Stimme mit einer mir unbekannten einige Worte wechseln höre, vermag ich es, mich zu erheben, auch wenn ich keinerlei Gefühl über meine Beine zu haben glaube. Langsam stehe ich auf. Noch immer sind meine Wangen und Augen gerötet, selbst das kühle Wasser konnte nichts gegen die schmerzliche Reizung ausrichten -zuviele Tränen schon habe ich in der letzten Zeit vergossen; ihre Spuren sind unleugbar vorhanden und nicht zu entfernen -wie ein Brandmal zieren sie mein bleiches Gesicht. Und dennoch muss ich mir keine Sorgen machen, dass jemandem mein derzeitiges Aussehen oder das Mal meines Schmerzes auffallen könnte: seit dem Vorfall mit Max hat mich keiner mehr wirklich angesehen oder es auch nur versucht. Keiner sucht mehr meinen Blick. Es ist ganz so, als würde sie mein Anblick anwidern, als müssten sie sich von mir wenden, weil sie mein Angesicht mit Ekel oder Hass -vielleicht auch mit beidem gleichermaßen- erfüllt, als könnten sie meinen Anblick nicht ertragen. Und jedesmal wenn sie sich abwenden, spüre ich erneut diesen Stich im Herzen, kann förmlich spüren, wie das Blut aus diesem so lebenswichtigen Organ durch die vielen Wunden entweicht. Aber auch jedesmal wenn sie mich ansehen -was nur geschieht, wenn es völlig unvermeidbar für sie ist-, kann ich diesen Hieb auf meine Seele spüren, denn ihre Augen sind kalt, voll Unwillen, mich anzusehen. Selbst die von Kenny spiegeln kein Mitleid mehr wider. Ich fühle mich so allein, so verlassen, wie schon lange nicht mehr. Nicht einmal der Anblick meines Bitbeasts Dranzer, der früher immer trotz aller Not und Trostlosigkeit einen Funken Hoffnung in mir erweckt hat und der ein schwaches Lächeln auf meine Lippen hat zaubern können, vermag es mehr, mich aufzuheitern -zu tief ist der Abgrund, in den ich gestürzt bin und in dem ich immer weiter versinke, ohne Hoffnung, je den Grund erreichen zu können, den harten Aufschlag zu spüren, der mich von all meinem Schmerz und Leid befreit und mich endlich erlöst. Schleichend bewege ich mich auf die Tür zu, deren Verriegelung ich ebenso leise wie lautlos löse. Als ich in den Wohnraum eintrete, bemerke ich sofort den appetitlichen Duft des Mittagessens. Dem Geruch folgend taumle ich bis zur Mitte des Zimmers, wo ich auf Kenny und Tyson treffe, die beide um einen kleinen Servierwagen herumstehen, von dem aus der Duft aufsteigt. Anfangs scheinen sie mich nicht zu bemerken, was aufgrund meiner leisen, schwankenden Gangart, die allein auf meine geistige wie körperliche Erschöpfung zurückzuführen ist, auch nicht verwunderlich ist. Erst als mich nur noch etwa ein Meter von ihnen trennt, bemerken sie meine Anwesenheit und blicken kurz zu mir auf -Tysons kalter und zugleich auch hasserfüllter Blick trifft mich hart und schmerzvoll und ein neuerlicher Schwall dicken roten Blutes quillt aus einer der Wunden meines vernarbten Herzens. Doch der Blickkontakt währt nicht lange, wofür ich wohl dankbar sein sollte, denn der Blauhaarige wendet mir den Rücken zu und entfernt sich mit zwei abgedeckten Tellern des Mittagessens Richtung seines und Max' Zimmers, wo er dann rasch verschwindet und die Tür hinter sich schließt, sodass mein ihm nachfolgender Blick ausgesperrt wird. "Ach, da bist du ja, Kai!", lenkt der Kleinere meine Aufmerksamkeit auf sich. "Ich habe uns das Essen vom Zimmerservice hochbringen lassen -ich dachte mir, dass das vielleicht besser wäre." Ich blicke ihn lediglich an, wodurch seine scheinbare Hoffnung auf eine Reaktion oder Antwort meinerseits enttäuscht wird. "Du kannst den Teller für Ray gerne mitnehmen, für den Fall, dass er aufwacht." Sein Blick huscht kurz über meine Gestalt, was mir sicher unangenehm gewesen wäre, wenn ich mich nicht ohnehin schon selbst fehl am Platz und ausgestoßen fühlen würde. Dann fügt er an: "Und ansonsten kannst du ihn ja auch leeren -das täte dir bestimmt ganz gut." Er versucht es mit einem schwachen Lächeln, das vermutlich als eine Art Aufmunterung gedacht war, aber bei mir eher den Eindruck von Hilflosigkeit und geheucheltem Mitgefühl erweckt. Schweigend nehme ich zwei der drei verbliebenen Teller von dem zierlichen kleinen Wägelchen und mache mich, noch ärger schwankend als zuvor, als würde mich bereits die Last der Teller meine Balance verlieren lassen, auf den Weg in mein und Rays Zimmer. Auf das mir von Kenny hinterher gerufene "Guten Appetit!" erwidere ich nichts. Als ich die Zimmertür hinter mir geschlossen habe, erreicht meine Kraftlosigkeit einen erneuten Höhepunkt: mir wird schwarz vor Augen, die Teller in meinen Händen entgleiten mir beinahe und ich muss mich an die Tür lehnen um nicht den Halt zu verlieren. Auch mein Atem wird schwerer, als würde das Blut meines Herzens meine Lungen füllen und mich auf diesem Wege langsam von innen ertränken. Alles beginnt sich zu drehen. Ein Gefühl des Fallens lässt mich nach Luft schnappen. "Kai?" Erschrocken fahre ich zusammen, als mich die mir wohl vertraute Stimme anspricht. Ungläubig blicke ich auf, doch kann ich nur flimmernde Punkte inmitten eines unbeugsamen Dunkels sehen. Erst als ich mich gewaltsam dazu zwinge, klärt sich mein Blick und ich sehe etwas, von dem ich glaubte, dass ich es für Tage, Wochen, Monate nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. "Ray?" Heiser hallt meine eigene Stimme in einem endlosen Echo innerhalb meines leeren Kopfes wider. Aufrecht sitzend mustert er mich mit seinen besorgten goldenen Augen. Ich weiß nicht wie ich mich aufrappelte oder wie ich zu ihm gelangte, aber als ich mich selbst wiederfinde, liege ich in seinen Armen, die er in einer liebevollen wenngleich auch leicht überraschten Umarmung um mich schließt. Mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben spüre ich, wie erneut Tränen in mir aufsteigen. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Ray.", flüstere ich heiser, während ich meine Tränen zurückzudrängen versuche. "Das tut mir leid.", erwidert er leise und streicht mir sanft durchs Haar. Es tut gut, wieder diese zärtlichen Berührungen zu fühlen. Als ich es endlich geschafft habe, meinen inneren Wunsch zu weinen zu unterdrücken, schiebe ich ihn leicht von mir und blicke ihn an. "Wie geht es dir jetzt?" Ein schwaches, verzweifeltes Lächeln umspielt meine Lippen, als ich ihm diese Frage stelle. *~* Rays PoV *~* Wie gerne würde ich dir ehrlich antworten, Kai! Aber ich kann dir doch nicht sagen, dass ich mich um dich sorge, dass mich dein Zustand, dein erschöpftes Aussehen erschüttert. Glaubst du etwa, mir wären die Spuren der Tränen auf deinen Wangen, deine vom Weinen geröteten Augen nicht aufgefallen? Mir wäre dein zittriges Gebaren entgegangen? Oder meinst du etwa, ich würde mich nicht darum scheren, würde mich deshalb nicht um dich sorgen? Hast du so wenig Vertrauen zu mir? "Ich fühle mich schon besser.", antworte ich dir, biete dir den Teil der Wahrheit, den du hören willst -es ist besser so. Du lächelst, zwingst dich dazu -wie kannst du lächeln, wo es dir doch so schlecht geht? "Das ist gut...", murmelst du und umarmst mich erneut. Diese Berührungen haben dir gefehlt, nicht wahr? Ich kann es spüren. Spüren, dass nicht du mich umarmen willst, sondern, dass ich dich umarmen, dich festhalten, dir den Halt geben soll, den du verloren zu haben glaubst. Fest schließe ich dich in meine Arme, will dir helfen und dir geben, was du brauchst. Für den Moment lässt du dir das gefallen, schließt die Augen und lässt dich einfach fallen: lässt dir zum ersten Mal seit langer Zeit helfen und dir geben, was du so dringend brauchst, was du so vermisst. Doch dieser Moment währt nicht lange. Schnell scheint dir bewusst zu werden, was du tust, wieviel du dir anmerken lässt: du willst nicht, dass ich mich um dich sorge oder dir helfe -niemand soll das tun. Immer wieder willst du dir und anderen beweisen, dass du auch allein zurechtkommst, du auf keine Hilfe, keinen Halt angewiesen bist -das war schon immer deine Art; deine Art, mit den Dingen und der Einsamkeit, die dein Herz noch immer -seit so vielen Jahren schon- fest umschließt, zurechtzukommen. Sanft aber bestimmt drückst du mich von mir, blickst zu mir auf. Du lächelst erneut, doch deine Augen spiegeln deinen Schmerz, dein Leid wider -sie glänzen in einem Meer aus Tränen, das aber nicht geweint werden soll. "Du bist doch sicher hungrig, nicht wahr?" Ich antworte nicht, sehe dich nur schweigend an -ich leide mit dir: dein Anblick schmerzt mich tief im Herzen. Warum quälst du dich so -lächelst, obwohl du weinen willst? Warum sprichst du nicht mit mir? Warum lässt du mich nicht an deinem Schmerz, deinem Leben teilhaben? Warum lässt du mich nicht an dich heran? Warum kannst du nicht aufrichtig zu mir sein? Warum verleugnest du dich und deinen Schmerz? All diese Fragen stelle ich dir durch meinen Blick, denn ich wage nicht, sie in Worte zu fassen. Aber du erwiderst ich nicht, entwindest dich ihm, ohne auf die Fragen einzugehen. Du nutzt die bereitstehende Mahlzeit als einen billigen Vorwand, um deine wahren Empfindungen weiter vor mir zu verbergen, statt mir das Vertrauen entgegen zu bringen, das du mir versprochen hast. Was ist daraus geworden, Kai? Aus dem Versprechen, das wir uns gaben, dem Vertrauen, das wir ineinander haben wollten? War alles nur eine Lüge? Eine Falschheit wie das Lächeln auf deinem traurigen Gesicht? "Du solltest viel essen, damit du wieder zu Kräften kommst." Wieder ein künstliches Lächeln -ich nicke knapp, als du mir meinen Teller anreichst. Mein Blick ruht weiter auf dir, doch du tust, als bemerktest du ihn nicht. Aber du spürst ihn, das sehe ich -verzweifelt versuchst du dich ihm erneut zu entwinden, bis du schließlich in deiner Not aufstehst, deinen Teller ergreifst und dich auf deinem eigenen Bett niederlässt. Versuchst du etwa durch physische Distanz die geistige Entfernung zwischen uns zu vergrößern? So mehr Abstand von mir und meinen Fragen zu gewinnen? Fliehst du vor mir -oder vor dir? Schweigend beginnen wir mit dem Essen. Das ist es was du willst, nicht wahr? Einfach alles totschweigen, so tun, als gäbe es keine Probleme, nichts worüber du mit mir sprechen könntest, nichts, was auch mich etwas anginge. Glaubst du allen Ernstes, so würde es besser werden? So würden die Schmerzen vergehen? Die Wunden heilen? Du machst dir etwas vor und das weißt du auch -ich sehe es in deinen Augen. Deine Augen lügen nicht, Kai, denn Augen können nicht lügen. Immer spiegeln sie die Wahrheit wider -auch die deinen, Kai, auch sie... Und in ihnen liegt Leid, keine Freude -warum also trägst du ein Lächeln im Gesicht, das genauso unehrlich ist wie deine frühere Maske aus Eis und Gleichgültigkeit? Versuchst du dich zu verstecken? So wie damals? Wie all die vielen Jahre schon? Mein stets auf dir ruhender Blick macht dich nervös: wieder und wieder blickst du zu mir auf, schenkst mir dabei jedesmal ein kurzes künstliches Lächeln, das mir versichern soll, dass ich Unrecht habe, mich irre: es dir gut geht. Hältst du mich wirklich für so blind? Auch die weiteren Minuten verbringen wir in Stille -das Schweigen zwischen uns dient dir als Schutzwall, aber... gegen was? Gegen wen? Deine Blicke werden seltener, dein Lächeln blasser. Merkst du, dass es zwecklos ist, dass du mich nicht täuschen kannst? Früher oder später wirst du mit mir sprechen -und dann werde ich dir zuhören. Sicher, schon jetzt würde ich dir gerne meine Fragen stellen: dich fragen, was dir fehlt, was dich bedrückt, was passiert ist, dass du meinst, mir kein Vertrauen entgegenbringen zu können. Aber das werde ich nicht tun -das werde ich dir nicht antun. Denn ich weiß, dass du Zeit brauchst -Zeit, die du nie wirklich hattest; Zeit, die dir gestohlen oder einfach verwehrt wurde... Und auch ich werde diese Zeit nutzen: denn auch ich bin dir noch eine Antwort schuldig. Ich weiß mehr als du, Kai. Ich weiß inzwischen, warum dies alles passiert ist, weiß, was in Max vorgegangen ist und warum er dir das alles angetan hat. Aber wie nur soll ich es dir beibringen, dir Max' Verhalten verständlich machen? Und wie würdest du es aufnehmen? Wie würdest du damit umgehen? Welches Gefühl würden meine Worte, seine, Max', Empfindungen bei dir auslösen? Wut? Hass? Würdest du wütend sein, Kai? Auf Max? Ihn hassen für das, was er dir angetan hat, was er dir antun will? Oder auf dich, Kai? Würdest du weinen? Weitere Tränen des Kummers und der Verzweiflung vergießen? Weinen, weil man dir erneut dein Glück stehlen will? Dir das einzige Gefühl neben dem Schmerz rauben will, das du in dir trägst? Was wirst du empfinden, Kai? Und wie nur soll ich es dir erklären? Welche Worte muss ich wählen, um dich nicht noch mehr zu verletzen, dir nicht noch mehr Schmerz zuzufügen, als du ohnehin schon ertragen musst? Tränen drohen mir in die Augen zu steigen, als ich deinen unglücklichen Gesichtsausdruck bemerke. Wieso nur verletzt man dich so, Kai? Was nur hast du falsch gemacht um so bestraft zu werden? Ich empfinde Mitleid für dich -aber das darf ich dir nicht zeigen. Denn du versuchst stark zu sein, deine Fassade aus unehrlichem Gebahren aufrecht zu erhalten -auch jetzt noch, wo die Last auf deinen Schultern dich gnadenlos zu Boden drückt, willst du noch das Kreuz alleine tragen. Denn nur so kannst du deinen Schmerz verbergen und vielleicht weiteren Schmerz abwenden -das ist dein Ziel, nicht wahr? Ich schlucke die Tränen herunter und nehme einen erneuten Bissen zu mir. Ich schmecke nichts von dem, was ich esse. Meine Konzentration ist auf etwas anderes gerichtet -auf dich, Kai, und die Aufgabe, die ich zu bewältigen habe. Im Geiste lege ich mir die Worte zurecht, die ich dir mitteilen, dir beichten muss. Du musst es erfahren, Kai -so schmerzhaft es auch für uns beide sein mag. Aber das ist nunmal der einzige Weg -nur so wirst du dich später gegen Max behaupten und deinen rechtmäßigen Platz im Team verteidigen können. Nur so kannst du dich wehren, Kai, und dem Sturm, der auf dich -und mich- zurast, trotzen können. "Kai? Wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich jetzt gerne ein Bad nehmen, ja?" Verwirrt blickst du zu mir auf, ehe du vorsichtig nickst. Du hast nicht damit gerechnet, dass ich die Gelegenheit mit dir zu sprechen verstreichen lassen würde, das sehe ich in deinen Augen. Du weißt, dass ich mit dir reden will -aber ich weiß, dass ich dir noch Zeit geben und den richtigen Zeitpunkt abpassen muss. Und dieser Augenblick ist noch nicht gekommen, Kai -noch nicht... *~* Max' PoV *~* ~ einige Stunden später -etwa sechs Uhr abends ~ Sanft tauche ich aus dem stillen Meer des Schlafes und werde promt von einem heißen Kopfschmerz willkommen geheißen, der es mir verwehrt, meine Augen aufzuschlagen. So lasse ich sie geschlossen und genieße die Wärme, die mich einhüllt. Doch als ich mich schon wieder auf dem Weg ins Reich der Träume befinde, bemerke ich einen sanften Druck an meiner linken Hand. Verwundert schlage ich nun doch die Augen auf -ein ziehender Schmerz durchzuckt meinen Kopf, aber er ist nicht ganz so schlimm, wie ich es erwartet hatte. Als sich meine Augen schließlich an das warme Dämmerlicht des ins Abendrot getauchten Raumes gewöhnt haben und ich erkennen kann, woher dieser seichte Druck rührt, spüre ich, wie meine Wangen erglühen. Nicht genug, dass Tyson neben meinem Bett auf einem Stuhl Stellung bezogen hat, um augenscheinlich auf mein Erwachen zu warten, und halb auf meiner Bettdecke liegend eingeschlafen ist: stattdessen hält er auch noch meine Hand mit der Seinen in einer warmen Umklammerung umschlossen. Ich kann nicht anders als zu lächeln, als ich den angenehm beruhigenden Händedruck erwidere. Ich schließe meine Augen wieder, wodurch auch meine Kopfschmerzen verebben, und lasse mich erneut in einen leichten Dämmerschlaf fallen -doch diesem sollte ich nicht allzu lange verfallen sein, denn nur wenige Minuten später höre ich, wie sich die Zimmertür öffnet. Und da ich nun von Natur aus ein recht neugieriger Mensch bin, zögere ich nicht lange damit nachzusehen, wer der Besucher wohl sein könnte. "Oh, du bist also schon wach." Es ist keine Frage in dem Sinne, sondern viel eher eine Feststellung, weshalb ich mir auch eine Antwort erspare. Interessiert wenn auch leicht schlaftrunken beobachte ich, wie Kenny, mit einem Tablett beladen, auf mein Bett zukommt. Er scheint nicht wirklich auf mich zu achten; wahrscheinlich auch nur deshalb, weil er verhindern will, dass die Tassen, die ebenfalls auf dem recht vollen Tablett stehen, überschwappen. Doch ein kurzer Seitenblick scheint ihm vollends zu genügen, um die Frage von meinen Augen abzulesen. "Tyson ist die ganze Zeit bei dir geblieben.", beginnt der Braunhaarige zu erzählen, während er vorsichtig seine Fracht auf dem Nachttisch ablädt. "Er hat dich nicht für einen Moment aus den Augen gelassen oder deine Hand losgelassen -er hat sich ziemliche Sorgen um dich gemacht." Als das Tablett auf seinem Arm geleert ist und er ebenjenes beiseite gestellt hat, dreht sich der Jüngere für einen Moment von mir ab, um nach der am Fußende des Bettes zusammengefalteten Wolldecke zu langen, die er schließlich dem an meiner Seite ruhenden Tyson um die Schultern legt. "Armer Tyson, er ist ganz schön erschöpft...", murmelt der Jüngere gedankenverloren ehe er wieder in meine Richtung blickt. "Naja, er wird sich schon wieder erholen, wenn er sich jetzt etwas ausruht -das solltest du übrigens auch machen!", wendet er sich nun direkt an mich -ich nicke. "Ja, ich werde gleich noch etwas schlafen.", versichere ich ihm schief lächelnd. Kenny scheint sich damit zufrieden zu geben. "Gut, dann lasse ich euch beide wieder allein. Versuch gut zu essen um dich zu stärken, ja? Guten Appetit!", wünscht er mir noch, kurz bevor er nun aus dem Raum verschwindet und die Tür leise hinter sich zuzieht. Kurz noch folge ich ihm mit meinem Blick -aber nicht lange. Schnell wandert er wieder zu dem Jungen an meiner Seite: zu demjenigen, der trotz seiner Erschöpfung über Stunden an meinem Bett gewacht hat und dort so lange warten wollte, bis ich die Augen aufschlage. Dass er gerade diesen Zeitpunkt verschlafen hat, war wohl Ironie des Schicksals. Verträumt blicke ich den blauhaarigen Japaner an. Im Stillen frage ich mich, weshalb er das für mich getan hat: lieber mein Erwachen abwarten als sich selbst zur Ruhe legen wollte. Aber was auch immer seine Beweggründe dafür gewesen sind, das Gefühl, das mir seine Tat bereitet hat, hinterlässt eine wohlige Wärme in meiner Magengegend, die sich in einem glücklichen Lächeln auf meinen Lippen äußert. "Danke, Tyson...", flüstere ich leise und streiche ihm eine störende Haarsträhne aus dem schlafenden Gesicht. Noch einige Zeit betrachte ich ihn so, bis ich schließlich einen Entschluss fasse und mich wieder zurück in die Kissen lehne -aus irgendeinem Grund hatte ich mich vorgebeugt, als hätte ich etwas vorgehabt; aber was das gewesen sein könnte, weiß ich nicht. Meine Augenlider fallen wieder zu. Der Entschluss, den ich fasste, war folgender: ich will ihm das Glück schenken, mein Erwachen mitzuerleben, dabei zu sein, wenn ich die Augen -für ihn zum ersten Mal- aufschlage, um dann mit ihm gemeinsam die Teller zu leeren, die Kenny für uns hergebracht hat. Warum ich dies alles will, weiß ich nicht so genau. Vielleicht, weil ich mich bei ihm revanchieren will, vielleicht um ihm eine Freude zu machen -in jedem Fall aber, um bei ihm zu sein und gemeinsam mit ihm das zu machen, was wir auch eigentlich jeder für sich tun könnten. Und während der lockende Duft des Abendessens uns umschwebt und wir beide gemeinsam, Hand in Hand, in eine Traumwelt hinabsinken, keimt in mir der Verdacht auf, dass ich Tyson, meinen langjährigen Freund, bisher falsch eingeschätzt habe und dass seine Tat vielleicht dafür sorgen könnte, dass ich ihn von nun an aus ganz anderen Augen sehe... Und, wie hat's euch gefallen? Hat sich das Warten gelohnt? Kai: Nein! Ginger: Wer hat denn DICH gefragt >.<" Also, FALLS es euch gefallen haben sollte (oder auch nicht XD~), dann könnt ihr mir GERNE einen Kommi hinterlassen ^.~ Achso: und da ich letztens keine Rückantwort erhalten habe, hier nochmal: Soll ich, wenn ich AvdL nochmals KOMPLETT überarbeitet habe, die dadurch bereinigte und gut zu lesende Version der FF hier bei Animexx als eine Art Deluxe Version hochladen? Bitte um Antwort! Ansonsten habe ich nicht mehr viel zu sagen, außer, dass ich hoffe, dass ihr auch noch die folgenden Kapitel verfolgen werdet ^_____^ Kai: Die werden eher DICH verfolgen -mit Knüppeln und allem was dazu gehört bewaffnet û.ú Ginger: Ich dachte, sowas würdest nur DU machen? Oô; Kai: ... Bis zum nächsten Mal! Cu, Ginger Kapitel 24: Das Auge des Sturms ------------------------------- Hallo Leute! Meine Güte, ist es wirklich schon lange her, dass ich hier dran weitergeschrieben habe -und es tut mir wirklich aufrichtig leid v_v;; Ich hoffe, ich habe dadurch nicht alle Leser verloren!? Schließlich geht die FF jetzt in die letzte alles-entscheidende Phase und das möchtet ihr doch sicher nicht verpassen, oder? ^.~ Und zu meiner Verteidigung: ich hatte in der letzten Zeit wirklich einiges zu tun. Ich musste aufgrund einer Krankheit die Schule vorzeitig beenden, hatte deshalb viel Stress zuhause und musste schließlich einen mehrwöchigen Aufenthalt in einer Klinik hinter mich bringen. Aber, um euch zu beruhigen: mir geht es inzwischen wesentlich besser, auch wenn ich noch immer in Behandlung bin und die Schule noch etwas warten muss. Ich weiß, das interessiert euch vermutlich herzlich wenig, und deshalb hör' ich jetzt ja auch schon auf zu quatschen ^^; Nur noch eins: Vielen lieben Dank an: 1) meine Freundin Saika-Chan, die mich in dieser schweren Zeit so unterstützt hat, 2) meine Mutter, die sich wirklich alle Mühe gibt, um mir zu helfen, 3) meinen Cousin Nico und meine Freundin Swetik, die mich während meines sehr einsamen Klinikaufenthaltes besucht haben, 4) all die lieben Leser, die mir trotz der vielen verstrichenen Zeit treu geblieben sind und mir hoffentlich auch weiterhin Kommentare schreiben werden. Ich wünsche euch allen viel Spaß beim Lesen! Cu, Ginger Kapitel 24: Das Auge des Sturms *~* Rays PoV *~* Erst zum späten Nachmittag trete ich wieder zu Kai ins Zimmer -ich hatte mir viel Zeit im Bad gelassen, das warme Wasser der Wanne und den Duft der Pflegelotionen genossen. Ich brauchte diese Entspannung, denn ich wusste, dass, sobald ich wieder aus der kleinen Oase stiege, mich die Wirklichkeit und innere Unruhe wieder einholen würden. Das Zimmer ist finster: weder Sonnenschein noch künstliches Licht erhellen die dunklen Schatten in den Zimmerecken -eine graue Düsternis erfüllt den Raum und lässt die Luft schwer und stickig wirken. Du siehst dich nicht zu mir um, als ich eintrete, scheinst meine Anwesenheit nicht bemerkt zu haben. Du wirkst nachdenklich, Kai -doch woran denkst du? "Kai?" Langsam wendest du deinen Kopf zu mir um -deine Augen sind voller Traurigkeit, scheinen die triste Dunkelheit in sich aufgesogen zu haben. Dennoch lächelst du leicht, versuchst dich zu freuen. Ich trete zu dir und lasse mich neben dir auf deinem Bett nieder. Vorsichtig beuge ich mich zu dir vor und gebe dir einen sanften Kuss auf die Wange -deine Lippen formen ein Lächeln, doch es ist traurig, deine Augen wirken plötzlich noch dunkler, noch glanzloser als zuvor, so als hätte meine leise Berührung einen tiefen Schmerz hervorbrechen lassen. Ich versuche deine Hand zu ergreifen, doch du entziehst sie mir unauffällig und wendest dich von mir ab -willst du meine Berührungen nicht spüren, mich nicht bei dir wissen? Lieber allein sein? Reglos bleibe ich bei dir sitzen, nah genug, dass ich deine Wärme und du die meine spüren kannst. Ich weiß nicht, was ich tun soll, Kai, wie ich mich dir gegenüber verhalten soll. Ich sehe, spüre deinen Schmerz, doch weiß dir keine Linderung zu verschaffen -bin unfähig dir zu helfen, und zugleich gezwungen, dich mit der Wahrheit noch mehr zu verletzen. Wirst du mir verzeihen können? Stumm beobachten wir die unzähligen Regentropfen, die in den unregelmäßigen Abständen der Böen prasselnd gegen die kühle Fensterscheibe schlagen. Noch immer wütet der Sturm, so als wolle er gar nicht mehr vergehen. Doch sein Zorn scheint vorüber, sein Temperament gebannt: eher lustlos fallen die Regentropfen vom grauen Himmelszelt und lassen sich vom noch immer recht starken Wind gegen Hauswände und Fenster treiben. Nur noch selten zuckt ein einzelner Blitz über den Horizont, der Donner ist schon lange nicht mehr zu hören. "Kai? Ich muss mit dir reden.", beginne ich und kann spüren, wie du dich innerlich noch weiter von mir entfernst, dich in eine ferne Welt, weit abseits aller Probleme und Erinnerungen, sehnst, dich vor meinen Worten, deinen Gedanken, vor all dem, was bis zum heutigen Tag geschehen ist, verstecken und einfach alles vergessen willst -und glaub' mir, Kai, ich verstehe diesen Wunsch nur zu gut: auch ich würde gerne all diese furchtbaren Ereignisse vergessen können, das würden wir am liebsten alle. Doch das ist uns nicht möglich, Kai: das Geschehene ist nicht mehr zu ändern. Wir können nur versuchen, es zu einem Abschluss zu bringen, es zu akzeptieren und anzunehmen. Und genau dazu will ich dir nun verhelfen; denn um dies alles zu einem wirklichen Ende bringen zu können, musst du die volle Wahrheit kennen: du musst erfahren, warum es geschah, um es begreifen und akzeptieren zu können. Du antwortest mir nicht, siehst mich nicht an -dein Blick ist weiter stur in das flimmernde Treiben des Regens gerichtet. "Kai, ich denke es ist besser, wenn du-", versuche ich mich zu erklären, doch du unterbrichst mich mit leiser, aber seltsam ungeregter Stimme. "Würdest du vielleicht... etwas mehr Abstand nehmen, Ray?" Dein Blick zuckt kurz zu mir herüber -er ist seltsam leer. "Es ist nichts gegen dich, aber..." "Ist schon in Ordnung, Kai, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen." Ich lächle dir kurz zu, versuche dir so zu zeigen, dass du die Berechtigung zu dieser Bitte hast, auch wenn ich einen leisen Schmerz im Herzen verspüre, mich abgeschoben fühle. Doch ich verstehe, dass du nach all dem, was passiert ist, etwas Abstand zu allem -einschließlich mir- brauchst -auch wenn ich selbst nur zu gerne in deiner Nähe sein würde... Langsam erhebe ich mich und nehme auf meinem eigenen Bett Platz. Dann wage ich einen erneuten Anfang. "Kai?", frage ich in der naiven Hoffnung, dass du mir zumindest noch einen einzigen weiteren Blick schenken würdest. Doch als ich merke, dass du mich nicht ansehen wirst, beginne ich endlich die Erklärung, die vielleicht für unser aller Zukunft entscheidend sein könnte. "Wie du weißt, hat unser Team in der letzten Zeit viel durchstehen müssen: es kam zu Streitigkeiten und Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe. Deshalb glaube ich, dass, nun wo wir alle wieder auf dem Weg der Besserung sind, eine Teamaussprache unvermeidlich sein wird. Daher denke ich, ist es das beste, wenn du die volle Wahrheit über den Vorfall erfährst." Unsicher blicke ich zu dir auf, erhoffe mir eine Reaktion, ein Okay von dir, doch du regst dich nicht: völlig unbewegt starrst du nach draußen. "Wie du sicher weißt, bin ich derjenige gewesen, der Max, nachdem er weggelaufen war, wiedergefunden hat. Du kannst dir sicher vorstellen, dass wir dabei Gelegenheit zu einem kleinen Wortwechsel hatten..." An dieser Stelle unterbreche ich mich. Wie soll ich fortfahren? Jetzt, wo ich zum eigentlichen Kern der Thematik vorgedrungen bin, verlässt mich der Mut: es gelingt mir einfach nicht, das auszusprechen, was schon vor so langer Zeit hätte gesagt, erklärt, gestanden werden müssen. Ich beginne zu stammeln, zu stottern, kann kein Wort mehr über die Lippen bringen und verstumme schließlich; mit wie zum Gebet gesenktem Haupt versuche ich mich zu sammeln, mir einem klaren Kopf zu verschaffen, doch es gelingt mir nicht. "Es ist meine Schuld, nicht wahr?" Entsetzt blicke ich zu dir auf. Du siehst mich an: dein Gesicht zu einem verletzten Lächeln verzogen; Tränen stehen dir in den Augen. "Das ist nicht wahr, Kai.", erwidere ich ernst, doch du scheinst mir keinen Glauben zu schenken. "Er hasst mich, Ray." "Das stimmt doch gar nicht, Kai!" Ich beginne zu zittern, habe Angst. Deine Stimme, deine Miene: du scheinst dir so sicher zu sein, dass er dich hasst, dass ich nicht weiß, ob ich dich vom Gegenteil überzeugen kann. Was wenn ich es nicht schaffe, versage? Meine Stimme schwankt, als ich fortfahre. "Niemand von uns hasst dich, Kai. Weder Max noch wir anderen. Wir sind... wir sind deine Freunde, Kai." "Er hat es gesagt, Ray. Es geschrien. Er hasst mich und wird mir niemals verzeihen können, sagt er." Auch deine Stimme ist schwach, klingt gebrochen und heiser. "Aber was, Ray? Welchen meiner Fehler wird er mir nie verzeihen können?" Tränen laufen dir über die Wangen: deine Verzweiflung, die Gewissheit darüber, dass Max dich hasst, die du zu haben glaubst, ist zu groß, als dass du sie weiter verbergen könntest. Deine Frage ist nicht mehr, als ein heiseres, tränengeflutetes Wispern: "Welchen?" Ich versuche, mich dir zu nähern, dich zu trösten, doch noch immer willst du mich nicht an deiner Seite spüren und weist mich zurück. Hilflos blicke ich dich an, weiß nicht, was ich sagen oder tun kann, um dir zu helfen. Du schlägst dir die Hände vor's Gesicht, versuchst dich und deine Tränen zu verstecken; hart presst du deine geballten Fäuste gegen die geschlossenen Augenlider, tiefe Schluchzer entringen sich deiner Kehle. "Kai, hör auf dir etwas einzureden.", meine ich schließlich, versuche dabei angestrengt all meine Überzeugung und Hoffnung in meine Worte zu legen. "Es mag ja sein, dass wir uns nicht immer blendend verstanden haben: oft waren wir anderer Meinung, haben uns selbst um Nichtigkeiten gestritten, gegenseitig angeschrien und uns Worte an den Kopf geworfen, die besser hätten unausgesprochen bleiben sollen und die meistens noch nicht einmal der Wahrheit entsprachen. Wir waren oft wütend auf- und enttäuscht voneinander. Haben uns in unserer Wut die schlimmsten Dinge gewünscht. Aber diese Wut ist doch immer wieder verraucht, oder nicht?" Vorsichtig blickst du zu mir auf, versuchst durch den Tränenschleier hindurch die Wahrheit in meinen Augen zu erkennen. "Irgendwann haben wir uns immer wieder zusammengerauft -manchmal vergingen nur wenige Minuten, manchmal lagen ganze Tage zwischen Streit und Versöhnung. Aber wir haben es trotzdem immer geschafft: seit über zwei Jahren sind wir jetzt schon ein Team, haben uns zusammen die Welt angesehen und gemeinsam gekämpft. Wir haben immer zusammengehalten, selbst in den größten Krisen standen wir uns gegenseitig bei, haben uns Vertrauen und Stärke gegeben. Glaubst du wirklich, dass das alles durch nur einen einzigen weiteren Streit, nach so vielen, zerbrechen könnte?" Deine Schluchzer werden leiser, seltener und verstummen schließlich -doch noch immer perlen glasige Tränen deine Wangen hinab. "Vielleicht wird es eine Weile brauchen, bis es zur Versöhnung kommt und die Wunden heilen; aber es wird die Zeit kommen, wo alles vergessen ist und wir endlich wieder das Team sind, zu dem wir über die Monate und Jahre hinweg geworden sind und das von der ganzen Welt gefeiert wird." Ich erhebe mich und lasse mich vor dir auf die Knie sinken. Sanft umfasse ich deine kühlen Hände, die seit einigen Augenblicken wieder auf deinem Schoß ruhen -fragend, beinahe skeptisch siehst du zu mir hinab, dennoch versuchst du nicht, wie noch bis eben, dich mir zu entziehen. "Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich glaube nicht, dass wir so leicht unterzukriegen sind. Uns fünf verbindet eine tiefe, starke Freundschaft, eine Verbundenheit und Zuneigung wie ich sie so zuvor noch nie empfunden habe. Wie sollte es da einem einzigen dummen Mißverständis gelingen diese Freundschaft zu zerstören?" Verständnislos blickst du mich an, fragst mit heiserer Stimme: "Mißverständnis?" Ich nicke. "Ja, Kai. So furchtbar es auch sein und klingen mag, aber es... es handelt sich um ein Mißverständins." Ich atme tief durch, versuche so, neuen Mut zu schöpfen. "Es ist nicht etwa so, dass Max dich hassen würde. Es ist nur... er ist... er ist eifersüchtig, Kai. Eifersüchtig auf dich." "Eifersüchtig?", fragst du ungläubig nach; deine Stimme und Augen füllen sich erneut mit einem Schwall an klaren Tränen. "Aber worauf denn? Was besitze ich denn, was er nicht hat?" "Mich.", antworte ich leise, auch wenn mich diese Aussage irgendwie verlegen macht. Doch du scheinst nicht zu verstehen und so füge ich an: "Kai, Max ist... Max hat sich in mich... verliebt." Es scheinen Stunden, Tage, ganze Jahre des Schweigens zu verstreichen. Dann endlich: "Verliebt? Und deshalb-?" Du beendest deine Frage nicht, aber ich verstehe dennoch, was du wissen willst, und nicke. "Ja, Kai. Deshalb hat er dich angegriffen. Deshalb hat er dich angeschrien. Er konnte es nicht ertragen, mich in deinen Händen zu wissen, wo er mein Herz doch selbst besitzen wollte." "Deshalb?" Deine Stimme ertrinkt in Tränen. "Ja, Kai. Nur deshalb. Er war verzweifelt, enttäuscht. Er wusste nicht, wohin mit seinen angestauten Gefühlen, seinem Frust. Und da hat er... hat er..." Es fällt mir schwer es auszusprechen, dennoch versuche ich, meinen Satz zu beenden. "...hat er angefangen, seine Enttäuschung in Wut umzuwandeln und hat diese... gegen dich gewandt. Er hat all seinen Liebeskummer einfach an dir ausgelassen. Das war sicher nicht richtig oder fair von ihm, schließlich wusstest du ja noch nicht einmal etwas von seinen Gefühlen und hättest so auch keine Rücksicht auf ihn nehmen können. Aber das war der Grund, Kai." "Und... dafür hasst er mich?" "Nein, Kai.", erwidere ich, den Kopf schüttelnd. "Nein, denn er hasst dich nicht. Wut, Verzweiflung und Enttäuschung lenkten ihn, aber kein Hass." Verständinslos blicken deine durch den Schmerz so trüb gewordenen Seelenspiegel in die meinen. "Kai, zwischen Wut und Hass gibt es einen enormen Unterschied: während Wut innerhalb weniger Zeit verrauchen kann, ist Hass von bestand; deshalb ist Wut auch leichter zu entfachen als Hass." "Aber er hat gesagt-" "Er hat gelogen.", unterbreche ich dich, eh du erneut Gelegenheit erlangst, dir Max' Worte ins Gedächtnis zu rufen, dich weiter in einer unbegründeten Gewissheit zu baden und dich innerlich noch mehr zu verletzen. "Nun, ,gelogen' ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck; vermutlich wusste er selber nicht genau, was er fühlte. Aber gehasst, hat er dich ganz sicher nicht: eigentlich war er nur wütend -und das vermutlich noch nicht einmal auf dich." "Auf wen denn sonst, wenn nicht auf mich?" Erneut umschwebt ein verletztes Lächeln der Gewissheit deine Lippen. "Auf sich selbst, zum Beispiel. Er war wütend darauf, dass er so lang gezögert hatte, mir seine Gefühle zu gestehen, war wütend, dass er einfach nicht den nötigen Mut hatte aufbringen können, sich mir anzuvertrauen. Aber vor allen Dingen, war er wohl wütend auf mich." Fragend siehst du mich an -noch immer rollen Tränen deine geröteten Wangen hinab. "Er war wütend, dass ich mich für dich und nicht für ihn entschieden habe. Wütend darauf, dass ich dir die Gefühle entgegenbringe, die er sich für sich selbst wünscht.", erläutere ich. "War enttäuscht von mir, verletzt. Aber er konnte seine Wut einfach nicht an mir auslassen -zumindest meinte er das, als ich ihn danach fragte." Langsam stehe ich auf und lasse mich neben dir auf dem Bett nieder -du siehst nicht zu mir auf, wehrst dich nicht, als ich dich behutsam in meine Arme schließe. "Eigentlich ist dies eine Sache zwischen Max und mir -du wurdest zu Unrecht mit hineingezogen, aber das ist nun leider auch nicht mehr zu ändern. Doch ich werde versuchen, die Angelegennheit von nun an selbst mit ihm zu klären: ich werde so bald es geht mit ihm sprechen und versuchen, ihm ins Gewissen zu reden. Dann sieht er vielleicht ein, was er getan hat, und wir können einen Neuanfang wagen, was meinst du?" Du nickst schwach, erweckst aber nicht wirklich den Anschein, als hättest du mir zugehört oder verstanden, was ich gesagt habe. "Ray?", erklingt deine Stimme schließlich heiser. "Ja?" "Wärst du lieber... mit Max zusammen?" "Nein.", antworte ich dir sanft aber bestimmt ohne auch nur den Augenblick einer Sekunde zu zögern. "Sicher, Max mag ein guter Freund von mir sein, und ich mag ihn auch -aber eben nur auf platonischer Ebene. Doch lieben, Kai, tue ich nur dich allein: schon vor langer Zeit hat sich mein Herz für dich entschieden und auch heute noch würde es sich nicht anders entscheiden, denn du, Kai, du bist der Mensch, mit dem ich zusammen sein und so viel Zeit wie nur irgendmöglich verbringen möchte." Dein Tränenstrom verstärkt sich während meiner Worte, meiner Umarmung, als wäre der letzte Damm deiner Selbstbeherrschung nun auch gesprengt; und plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, drückst du dich an mich, vergräbst dein Gesicht in meinem Oberteil und beginnst hemmungslos zu schluchzen. "Es tut mir leid.", bringst du immer wieder tränenerstickt mit wispernder Stimme hervor. "Dir braucht nichts leid tun, Kai." Sanft streiche ich dir über den bebenden Rücken, schließe dich fester in meine Arme. "Dich trifft keine Schuld. Du hast nichts getan, wofür du dich entschuldigen oder verantworten müsstest. Nichts, hörst du?" Doch noch immer entschuldigst du dich in einem fort, einem endlosen traurigen Echo gleich; entschuldigst dich für Taten, die du nie begangen und Worte, die du nie ausgesprochen hast -solange, bis deine Tränen ein Ende finden und du erschöpft keuchend in meinen Armen zusammensinkst. "Wir sollten jetzt schlafen gehen, was meinst du, Kai?" Sanft richte ich dich wieder auf, streiche dir liebevoll die Haare aus dem Gesicht und blicke dich an. Deine Wangen sind feuerrot, deine Augen blutunterlaufen und deine Lippen aufgerissen -du bist in einem erbärmlichen Zustand. Und doch scheint mir, dass es dir nach unserer Unterhaltung etwas -wenn auch nur ein klein wenig- besser zu gehen scheint: die Leere in deinen Augen ist zwar noch immer vorhanden, aber kein solch allesverschlingendes Nichts, keine solch endlose Dunkelheit mehr -ein kleiner Funke, ein schwacher Glanz scheint durch meine Worte wiedererweckt worden zu sein. Vielleicht ist es ein leiser Hoffnungsschimmer? Neu gefasster Mut? Doch wofür auch immer dieser kleine Funke stehen, was auch immer er zu bedeuten haben mag: ich werde ihn nähren, ihn mit schützender Hand bewahren -solange, bis er wieder zu der heißen lodernden Flamme geworden ist, die einst zu jeder Zeit in deinen funkelnden Augen Glut leuchtete und mich seit unserer ersten Begegnung fasziniert. Du nickst schwach als Antwort, doch ich spüre, dass dich noch etwas bedrückt, dir eine Frage auf den Lippen brennt. So warte ich geduldig, bis du die Kraft und den Mut aufbringen kannst, die Worte auszusprechen, wegen denen du dir die ohnehin schon aufgeplatzte Unterlippe zerbeißt. "Ray? Würdest... würdest du es mir übel nehmen, wenn... wenn wir diese Nacht... in... in getrennten Betten verbrächten? Ich... ich glaube, dass... dass mir ein wenig Abstand ganz gut tun würde...", fragst du mich leise und hältst deinen Blick gesenkt, als könntest du mir vor Scham wegen deiner harmlosen Bitte nicht in die Augen schauen. "Nein, Kai, ich nehme es dir nicht übel. Wenn du dich dadurch wohler fühlst, dann habe ich nichts dagegen.", antworte ich dir leicht lächelnd, auch wenn ich deinen Wunsch nicht ganz nachvollziehen kann -ich an deiner Stelle würde dich nun unbedingt an meiner Seite, in meinen Armen spüren, mich vergewissern wollen, dass du bei mir bist. Aber ich weiß, dass wir verschieden sind: wir haben unsere eigenen Wege, denen wir folgen, unsere eigene Art mit den Dingen, die uns auf ebendiesen Wegen begegnen, zurechtzukommen. Deshalb respektiere ich deine Bitte, Kai, auch wenn ich sie nicht verstehen kann -denn ich vertraue dir und deinen Entscheidungen. Behutsam helfe ich dir unter die Bettdecke, hülle deinen geschwächten Körper in ihr ein. Ich beuge ich mich zu dir vor, will dir einen Gute-Nacht-Kuss schenken, doch zögere ich, da ich fürchten muss, dadurch erneut die tiefe Dunkelheit in deinen Augen, deinem Herzen, deiner Seele hervorzurufen. Fragend blicke ich dich an: du schenkst mir ein leises Lächeln, blickst mich mit dem warmen Schimmer in deinen rubinroten Augen an, erteilst mir Erlaubnis. Sanft treffen unsere Lippen aufeinander, berühren sich zaghaft, doch auf eine solch sanfte Weise, dass ich eine angenehme Wärme durch meinen Körper rinnen spüre. "Gute Nacht, Kai. Schlaf gut und träum was Schönes.", flüstere ich dir leise zu, als unser Kuss geendet hat -du erwiderst nichts, aber ich weiß, dass du mir innerlich dasselbe wünschst. Schließlich habe auch ich mich umgezogen und ziehe mich in mein kühles leeres Bett zurück; dennoch brauche ich nicht lang und bin, noch immer mit dem warmen Gefühl des Kusses in der Brust und mit den Gedanken einzig bei dir, eingeschlafen. *~* Kais PoV *~* ~ Zwei Stunden später ~ Während Ray bereits seit Stunden dem Zauber seiner eigenen kleinen Traumwelt verfallen ist, liege ich noch immer wach, kann einfach kein Auge zutun, ohne dass mir Bilder, Erinnerungen, eine Unmenge an Gedanken den Kopf überfluten. Immer wieder höre ich die Stimmen meiner Freunde, sehe ihre Blicke vor mir und versuche verzweifelt, mich ihrer zu erwehren, doch all meine Bemühungen scheinen vergebens: ich kann mich nicht ihrer Wirkung entziehen, kann sie nicht vergessen -zu tief wurde ich durch sie verletzt. Wie nur, Ray? Wie soll ich die nächsten Tage überstehen? Wie soll ich mich wehren, gar kämpfen, wenn ich meine Kräfte doch mit jeder weiteren Stunde schwinden spüre? Ich kann nicht mehr, bin am Ende angelangt; weiß weder ein noch aus. Was soll ich tun, Ray? Was kann ich tun, wo ich doch selbst zum Schlafen zu erschöpft, zu kraftlos bin? Ich spüre kein Leben mehr in mir, Ray, fühle nichts mehr -selbst den tiefen Schmerz der in meiner Seele ruht, nehme ich nur noch als einen dumpfen Schatten wahr. Ich fühle mich tot, Ray. Sogar mein Körper scheint erkaltet, ist taub und gefühllos. Nur als du mich berührtest, als ich deine warmen Hände an meinen, deine Lippen auf meinem Mund spürte, nur in diesen kleinen Momenten, diesen winzigen Augenblicken, da glaubte ich, doch noch etwas empfinden zu können: ein warmes Gefühl, dass durch meine Adern strömte, meinem Körper wieder Leben einzuhauchen schien -doch meine erkaltete Haut stand unter Feuer, als die Wärme deines Körpers und deiner Seele auf sie überging, mein Inneres brannte unter einer nie verspürten Gluthitze und Lava schien durch meinen toten Körper zu rinnen. Alles in mir schmerzte, brannte, verglühte in einem gewaltigen Inferno, als mein Leib, vielleicht auch meine Seele, aus seiner Totenstarre erwachten; und doch war ich beruhigt, wenn auch nur für einen winzigen Augenblick. Denn ich fühlte, dass in mir doch noch etwas lebte -ein kleiner Funke scheint noch nicht erloschen. Doch wie lange noch wird er diesen Sturm überstehen? Wie lange wird es noch brauchen, bis auch er verlöscht, ertrinkt in einem Gemisch aus Blut und Tränen? Langsam setze ich mich auf -den Schmerz meiner Schulterverletzung nehme ich nur als ein leises Echo in weiter Ferne wahr. Zielstrebig wandert mein Blick in deine Richtung, der es vermag, trotz der allgemeinen Finsternis im Raum dein schlummerndes Gesicht und deinen sich unter der Bettdecke abzeichnenden, ruhenden Körper zu erkennen. Eine warme Aura geht von dir aus, Ray, wusstest du das? Wie eine Korona aus reinem goldenen Licht umhüllt sie dich, strahlt dabei eine allumfassende Geborgenheit und Ruhe aus, wie man sie sonst nur von einem Engel erwarten würde. Oft schon sehnte ich mich nach dieser Aura, dieser Wärme, die von dir ausgeht. Aber noch nie war meine Sehnsucht nach ihr so stark, wie in dieser Zeit, dieser Nacht, diesem Augenblick. Doch ich habe Angst, Ray. Angst vor den Schmerzen, die bei deinen Berührungen durch meine Glieder jagen und die kleine Flamme, die von meiner Seele übrigblieb, zu einer gewaltigen Feuerwalze anschwellen lassen, die mich innerlich verbrennt. Wieso, Ray? Wieso kann ich es nicht genießen, deine Nähe und Wärme zu spüren, wo ich mich doch so lange danach sehnte? Warum schmerzt es mich so, von dir berührt zu werden? Habe ich vielleicht schon so lange ohne diese Zwischenmenschlichkeiten gelebt, dass ich sie nun nicht mehr ertragen kann? Ist deine Nähe für mich wie das Sonnenlicht für die Wesen der Nacht? Oder liegt mein Schmerz in der Sorge begründet, dich bald schon nicht mehr an meiner Seite wissen, in meinen Armen spüren zu dürfen? Versucht meine Seele vielleicht auf diese Weise den so schmerzhaften Verlust erträglicher zu machen, damit sie nicht zerbricht, wenn wir uns trennen? Ein Zittern durchrinnt meinen Körper, als erneut diese Todeskälte in mir aufsteigt, die entstand, als mein inneres Feuer verlosch. Ich habe Angst, Ray. Angst vor dem, was geschehen ist, und vor dem, was kommen wird. Habe Angst davor, mich meinen Freunden -ob ich sie wohl noch als solche bezeichnen darf?- zu stellen, mich ihren Blicken und Worten auszusetzen. Habe Angst mich für alles, was ich je tat, ihnen gegenüber zu verantworten. Habe Angst davor, wie die Teamentscheidung wohl lauten mag -habe Angst, verstoßen zu werden. Aber am meisten Angst, Ray, habe ich davor, dich zu verlieren... Langsam lasse ich mich aus dem Bett gleiten und richte mich auf -mein Körper zittert, als ich mich dir schwankend nähere, durch die Dunkelheit hindurch deiner lichten Aura zustrebe; das Glas des Fensters, das unter den Trommelschlägen des Regens leise summt, strahlt eine unwirkliche Kälte aus, die mich erschauern lässt und den Wunsch, deine Wärme dicht bei mir zu spüren, noch verstärkt. Doch als ich schlussendlich dein Bett erreiche, keimen die Zweifel in mir auf, Angst befällt mich und lässt mich reglos an Ort und Stelle verharren. Stumm blicke ich auf dein schlafendes Antlitz hinab, wäge meine Angst vor dem heißen Schmerz und mein Verlangen nach deiner Wärme und Nähe gegeneinander ab -und fasse schließlich meine Entscheidung. Der Schmerz, erweckt durch das Leben, das deine Nähe in meinem wie toten Leib wiedererweckt, ist so überwätigend, dass all meine Sinne für einen kurzen Augenblick gänzlich schwinden und ich nichts anderes als die schmerzende Hitze, die wie geschmolzenes Eisen durch meine Adern strömt, spüren kann. Und dennoch weiche ich nicht von deiner Seite, erhalte den für mich so schmerzlichen, schier unerträglichen Kontakt zu dir aufrecht. Denn eines ist mir klar geworden, Ray: du bist der Mensch, mit dem ich zusammen sein und mein Leben teilen will. Das, Ray, ist mein größter Wunsch und vielleicht sogar der einzige, den ich noch zu haben wage: ich möchte nichts sehnlicher, als bei dir sein, selbst wenn mich der Schmerz innerlich verbrennen sollte. ~*~ *~* Rays PoV *~* Es ist erst früher Morgen, als ich aus meinen Träumen erwache. Die Sonne scheint noch nicht aufgegangen zu sein, denn noch nicht einmal ein Hauch von Licht dringt durch die Vorhänge ins Zimmer; dafür jedoch ist schon jetzt das stetige Klopfen des Regens an den Scheiben deutlich wahrzunehmen -der Sturm hat sich also noch immer nicht ganz gelegt. Wann nur wird endlich wieder die Sonne scheinen? Noch immer müde und nicht gewillt aufzubleiben wälze ich mich ein wenig umher um in eine bequemere Schlafposition zu wechseln und stoße dabei schließlich an einen warmen Widerstand an meinem Rücken. Ich blicke mich um und stelle nicht halb so erstaunt, wie man vielleicht annehmen würde, fest, dass ich nicht mehr allein in meinem Bett liege: Kai scheint sich irgendwann im Verlaufe der Nacht einsam gefühlt zu haben und so schließlich zu mir ins Bett gekrabbelt zu sein. Vorsichtig wende ich mich zu ihm um -er liegt weit an den Bettrand gedrängt, als fürchte er sich, mich zu berühren. Sanft schlinge ich meine Arme um seinen verkrampften Körper und ziehe ihn näher an mich heran, umarme ihn behutsam und lasse meine Hand streichelnd über seinen Rücken wandern -ich kann spüren wie sein Körper zittert, kann spüren, wie sehr sein Körper über die vergangenen Nachtstunden ausgekühlt ist. Eng drücke ich ihn an mich, versuche ihn zu wärmen. Anfangs spüre ich noch eine gewisse Gegenwehr: sein Körper steht unter einer enormen Anspannung, die beinahe wie eine Barriere wirkt. Doch als meine Wärme langsam auf ihn übergeht, stelle ich erleichtert fest, dass dieser Schild nach und nach fällt, sein Körper langsam entspannt. Ich lächle leicht, als ich ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn hauche. "Schlaf gut, mein Kai.", flüstere ich leise, ehe ich von neuem die Augen schließe und, Kai noch immer im Arm haltend, in eine stille Traumwelt sinke. ~ Zwei Tage später ~ Es sind nun schon zwei weitere Tage vergangen, doch noch immer hat sich an unserer Situation kaum etwas geändert: die Krisenstimmung innerhalb des Teams hält weiter an und noch immer knistert die Luft vor unterdrückten Emotionen, wenn wir uns zufällig begegnen. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb wir uns alle weitestgehend aus dem Weg zu gehen versuchen -die meiste Zeit verbringen wir in unseren jeweiligen Zimmern und verlassen diese nur, wenn es unbedingt erforderlich ist. Gesprochen wird nur wenig: selbst Kai und ich reden kaum mehr miteinander -seit unserer Aussprache vor ein paar Tagen scheint alles Wichtige gesagt und jedes weitere Wort unbedeutend, geradezu belastend für unsere Beziehung zueinander zu sein. Kais Zustand hat sich kaum verändert: noch immer ist er sehr scheu, spricht kaum ein Wort; ständig scheint er in seinen Gedanken versunken zu sein und es ist schwer, ihn zum Essen zu bewegen. Und des Nachts, wenn der Wind einen Moment innehält und keine weiteren Regentropfen gegen die Scheibe prallen, kann ich ihn noch immer leise weinen hören... Immer häufiger frage ich mich, ob Max wohl genauso unter den Vorfällen leidet wie er -seit unserer abenteuerlichen Rückankunft hier im Hotel habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen, was es mir schwer macht, seine Reaktionen und Argumente bei dem für diesen Abend angesetzten Teamgespräch abzuschätzen. Ich überlege, ob es nicht vielleicht angebracht wäre, ihn auf seinem Zimmer aufzusuchen um nach ihm zu sehen und eventuell ja sogar zu versuchen, ihm ins Gewissen zu reden, so wie ich es Kai vor kurzem erst versprochen habe. Mein Blick wandert zu dem im Lampenlicht nur schwach leuchtenden Ziffern des kleinen Weckers: er zeigt 16.34 Uhr an -also bleiben nur noch zwei Stunden und sechsundzwanzig Minuten bis wir uns alle im Gemeinschaftszimmer der Suite versammeln und miteinander sprechen werden. Es wäre also gut möglich, dass dies die letzte Gelegenheit ist, um mit Max zuvor noch zu sprechen. Leise schließe ich das Buch, in dem ich nun schon seit etwas mehr als einer Stunde zu lesen versuche, aber auf das ich mich einfach nicht konzentrieren kann -zu sehr sind meine Gedanken von den vergangenen, den gegenwärtigen und den zukünftigen Ereignissen abgelenkt. Verlassen bleibt es auf meinem Bett liegen, als ich nun in das Wohnzimmer hinaustrete. Einen Augenblick lang bleibe ich vor der verschlossenen Badezimmertür, die der unseres Schlafzimmers am nächsten ist, stehen und lausche auf das Rauschen der Dusche -trotz seiner Verletzung scheint Kai also mit der Selbstreinigung zurechtzukommen, wodurch er wohl noch eine ganze Weile im Bad bleiben wird; schließlich war er ja erst vor etwa fünf Minuten dorthin verschwunden. Zeit genug also, mit dem Blondschopf ein ernstes Wort zu wechseln. Beherzten Schrittes durchquere ich das verlassene Wohnzimmer und erreiche nach nur wenigen Sekunden die eichene Tür, die zum Zimmer von Tyson und Max führt. Ich zögere einen Moment, dann klopfe ich an. Es vergeht ein Augenblick, ehe sich etwas hinter der Tür regt; dann höre ich, wie der Riegel, der die Tür verschlossen hielt, zurückgeschoben wird. Kurz darauf blicken zwei große ozeanblaue Augen in einem blassen Gesicht erstaunt durch den schmalen Türspalt zu mir auf. "Hallo, Max.", begrüße ich ihn, doch er erwidert nichts -sieht mich nur fragend, vielleicht sogar ein wenig argwöhnisch an. "Was dagegen, wenn ich reinkomme?" Schweigend verbreitert sich der Spalt zwischen Tür und Angel und gibt für mich den Weg ins Innere des Raumes frei. "Ist Tyson gar nicht da?", frage ich, während der blonde Halbamerikaner die Tür von neuem schließt. "Nein, er ist unten im Fitnessraum -er sagte, er bräuchte etwas Bewegung.", erwidert dieser mit leicht heiserer Stimme. Ich nicke. Sofern also Tyson nicht plötzlich die Lust verlöre, hätte ich Zeit genug, ein paar ernste Worte mit dem Blonden auzutauschen. "Darf ich mich setzen?" Max nickt und ich lasse mich auf dem Bett Tysons nieder -Max sich auf seinem, mir gegenüber. Einige Sekunden, vielleicht auch schon Minuten bleiben wir so sitzen -still und unbewegt. "Max, ich-", beginne ich langsam, unsicher, wie ich das heikle Thema ansprechen soll, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen und Max auf diese Weise in eine Verteidigungsposition zu treiben. "Es geht um Kai, richtig?", fällt mir mein Gegenüber ins Wort. "Ja, in gewisser Weise schon...", räume ich zögerlich nickend ein. "Wie sollte es auch anders sein..." Max' Züge formen ein verzerrtes ironisches Lächeln, sein Tonfall ist spöttisch -und doch klingt seine Stimme gebrochen, er selbst geradezu verletzt. "Schließlich geht es doch immer nur um ihn..." "Das ist doch überhaupt nicht-", setze ich an, werde jedoch abermals unterbrochen. "Natürlich ist das wahr! Es ging schon immer nur um ihn: selbst jetzt bist du doch nur hergekommen, um mit mir über ihn zu sprechen, oder nicht?" Verbitterung und Ernst liegen in seinen Worten. "Max, ich bin doch nicht nur deswegen hergekommen -ich wollte auch nach dir sehen und mich erkundigen, wie es dir inzwischen geht." "Als ob dich das interessieren würde..." Betrübt wendet mein Gegenüber das Gesicht von mir ab. "Natürlich interessiere ich mich dafür wie es dir geht -schließlich sind wir doch noch immer Freunde." Ich seufze leise. "Maxi, ich habe das Gefühl, dass du diese Sache zwischen mir und Kai irgendwie mißverstehst." "Was gibt es denn daran mißzuverstehen!?", fährt er mich wütend an, während stille Tränen in seinen blauen Augen glänzen. "Mir kommt es so vor, als würdest du glauben, dass ich mich jetzt, wo ich mit Kai zusammen bin, kein bisschen mehr für dich interessieren würde -aber das ist Unsinn! Es mag sich meine Beziehung zu Kai geändert haben, aber doch nicht die zu dir -oder die zu Kenny und Tyson. Ich mag euch doch alle noch als Freunde und will euch nicht verlieren -aber genauso wenig will ich Kai verlieren." Ich bin nicht sicher, ob meine Worte bei Max eine Wirkung zeigen werden oder nicht, doch ich will zumindest versuchen, ihm klar zu machen, was sein Verhalten für Konsequenzen tragen könnte, auch wenn er das sicher nicht hören will. "Max, ich kann verstehen, dass es dich verletzt hat, als du Kai und mich zusammen gesehen hast und begreifen musstest, dass wir zueinandergefunden haben -es war sicher nicht das, was du als ,Wiederversöhnung' erwartet hast. Aber du musst es akzeptieren, auch wenn es dir sicher nicht leicht fällt." Max zittert bei meinen Worten, ballt die Hände zu Fäusten und versucht dennoch, die Tränen, in denen seine Augen schwimmen, zurückzuhalten. "Wie, Ray? Wie soll ich das akzeptieren? Wäre er nicht gewesen, dann-" "-dann wäre nichts anders, Max.", falle ich ihm kopfschüttelnd ins Wort. "Das mag für dich jetzt vielleicht sehr schmerzhaft klingen, aber: auch wenn ich nicht mit Kai zusammengekommen wäre, so würde ich doch nie etwas anderes als Freundschaft für dich empfinden können." Wie erwartet, treffen Max meine Worte sehr hart. "Wieso nicht?" Die sich nun lösenden Tränen ersticken seine Stimme beinahe zur Gänze. "Was hat er, was ich nicht hab'?" "Max, weder du noch ich können euch beide miteinander vergleichen -ihr seid so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Ihr habt beide eure Vorzüge und ich habe euch beide, jeden auf eine ganz eigene Art, sehr gern." Ich unterbreche mich kurz, ringe mit den Worten, da ich nicht weiß, wie ich mich ausdrücken soll. "Ich weiß selbst nicht genau, warum ich mich in Kai verliebt habe -es ist einfach passiert. Mein Herz hat es so entschieden. Und ich denke, du weißt ebenso gut wie ich, dass das Herz seinen ganz eigenen Willen hat und man nicht entscheiden kann, in wen man sich verliebt." Leise erhebe ich mich, lasse mich an der Seite des kleinen Halbamerikaners nieder und lege meinen Arm um ihn, will ihn trösten -als Freund. Dieser zögert nicht lang und wirft sich mir hemmungslos schluchzend in die Arme, vergräbt sein tränennasses Gesicht in meinem Oberteil. "Die Liebe geht ihren eigenen Weg und oft ist dieser nicht der leichteste -er kann lang und steinig sein, und oft auch in einer Sackgasse enden. Manchmal mag es uns deswegen hoffnungslos und sinnlos erscheinen, und wir wünschten, uns niemals verliebt zu haben. Aber -das glaube mir- es gibt immer einen Lichtschimmer am Horizont -du musst ihn nur finden." Sanft streiche ich ihm über dem bebenden Rücken und das blonde Haar. "Uns allen ist es schon einmal so ergangen -auch ich kenne das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und dachte, ich könnte nie wieder glücklich sein. Aber auch das hat sich mit der Zeit gegeben. Für niemanden ist das Leben leicht -keinem fällt alles zu. Das Leben ist für jeden von uns mühsam und schwer." "Es gibt Ausnahmen.", widerspricht Max mir in zynischer Weise mit tränenverklärter Stimme. "Du meinst Kai, richtig?" Ich spüre wie Max leicht nickt. "Ihm ist immer alles zugefallen. Er ist Vizeweltmeister und die größte Beybladeberühmtheit neben Tyson, der ihn wiederrum als seinen stärksten und wohl auch einzigen Rivalen sieht. Er sieht gut aus und hat seinen eigenen Fanclub -viele Mädchen reißen sich um Autogramme von ihm. Und kaum hatte Mister Dickenson ihn entdeckt, war er schon unser Teamcaptain und Trainigsleiter. Und als wäre das noch nicht genug, hat er jetzt auch noch dich bekommen." Ein heftiges Schluchzen unterbricht ihn, ehe er herausbringt: "Er hat all das, was ich mir wünsche!" "Du hast recht, Max: Kai sieht gut aus, hat Erfolg, Ansehen und nun auch einen Partner -Dinge, die wir uns wohl alle wünschen.", stimme ich ihm zu. "Aber eines vergisst du dabei: Kai hat für all das hart gearbeitet. Er hat von kleinauf trainiert um ein solch starker Blader zu werden; und sein Ehrgeiz hat ihn schließlich zu Tysons Konkurrenten auf den Meistertitel gemacht. Er ist berühmt, weil er nie aufgegeben hat. Sein Fleiß und seine Mühen haben ihn zu dem gemacht, was er heute ist -nicht Glück oder Schicksal. Zugefallen ist ihm wirklich nichts." Max erwidert auf meine Worte nichts, hört sie sich nur schweigend an, während ihm weitere Tränen über das Gesicht rinnen. "Du scheinst Kais Leben als eine Ansammlung von Erfolgen zu sehen -aber auch er hat viele Rückschläge einstecken müssen. Er hat viele harte Zeiten durchgestanden und viel erlebt -positives wie negatives. Sein Leben ist nicht halb so perfekt, wie du vielleicht glaubst." Ein plötzliches Klopfen an der Tür, lässt uns beide aufschrecken. "Maxi? Ich bins', schließ die Tür auf.", ertönt Tysons Stimme von der anderen Seite des Eichenholzes. Max richtet sich auf und wischt sich mit Unterarmen und Handballen über Augen und Wangen, um die Tränen zu beseitigen. Auch ich erhebe mich und schicke mich an den Raum zu verlassen. Doch kurz vor der Tür, die Klinke schon in der Hand, halte ich noch einmal inne. "Auch wenn du eifersüchtig auf ihn bist, Max, solltest du nie vergessen, dass auch Kai ein Mensch ist -ein Mensch mit Gefühlen. Er mag sich zwar nicht immer tadellos verhalten, aber er hat es dennoch nicht verdient, so behandelt zu werden -vor allem nicht von einem seiner besten und einzigen Freunde. Statt ihn als einen Rivalen zu sehen, solltest du ihn vielmehr als den Freund sehen, der er für dich sein will -als einen Menschen, der nie versucht hat, dir etwas wegzunehmen, und daher nicht verstehen kann, weshalb du ihn nun bestrafst, anstatt dich, wie ein wahrer Freund, für sein neugewonnenes Glück zu freuen." "Max, alles in Ordnung? Mach die Tür auf!", erklingt es von neuem vor der Tür. "Und eines, Max, solltest du immer bedenken: wir, das Team, sind Kais neue und einzige Familie. Sollte sich das Team einst auflösen, würdest du zu deinem Vater zurückkehren, Tyson würde wieder zu bei seinem Großvater wohnen und Kyouju bei seinen Eltern. Ich würde zurück nach China, zu den White Tigers, gehen. Aber wo soll Kai bei einem Teamausschluss hin? Zu Voltaire, der es ihm bestimmt nicht dankt, dass er nicht länger für ihn hat arbeiten wollen? Zu Balkov in die Abtei, in der er zu einer Kampfmaschine gemacht werden sollte, so wie Tala es war? Wo, Max? Wo soll er hin, wenn selbst wir, seine einzigen Freunde, ihn verstoßen?" Mit diesen letzten Worten lasse ich die Tür lautlos aufgleiten und gehe schweigend an Tyson, der mich fragend mustert, vorbei -in meiner Brust die stille Hoffnung, dass Max' Einstellung zu Kai sich vielleicht ein bisschen verändert hat und das Gespräch mit ihm nicht völlig umsonst gewesen ist... So, das war's dann erstmal. Ich hoffe, es hat gefallen? Wenn ja, aber auch wenn nicht: Kommentare sind immer erwünscht -schließlich hilft mir positive Kritik, mich stetig zu verbessern, denn ich muss noch einiges lernen. Das nächste Kapitel wird so bald es geht begonnen. Aber aufgrund meines Zustandes und der erheblichen Schwere der Thematik des folgenden Kapitels hoffe ich auf Verständnis, dass es eine Weile dauern könnte, bis es vollendet ist. Vielen Dank für's Lesen und bis zum nächsten Mal! Cu, Ginger Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)