versus von Phase ([...] In Überarbeitung [...]) ================================================================================ Prolog: Tod ----------- versus Prolog: Tod Sie hatten die japanischen Meisterschaften gewonnen. Als Team. Schon wieder. Es war inzwischen fast zur Gewohnheit geworden und es beunruhigte ihn, dass er sich so sehr auf sein Team verließ. Dass sie gemeinsam irgendwie alles schaffen konnten. Um ehrlich zu sein, es machte ihm Angst. Große Angst. Aus seiner frühen Kindheit wusste er, dass es falsch war, sich zu sehr auf andere einzulassen, anderen zu vertrauen. Denn wenn man jemandem vertraute, bestand die Gefahr, dass dieses Vertrauen irgendwann enttäuscht wurde. Die Erfahrung lehrte ihn, dass er alleine besser dran war. Dass er niemanden brauchte, außer sich selbst. Aber was seine Gefühle betraf... Seit er Mitglied der Bladebreakers war, fühlte er sich sicher. Diese Chaoten hatten es tatsächlich geschafft, ihn, den absoluten Einzelgänger, dazu zu bringen, sie irgendwie... zu mögen. Immer öfter fragte er sich, ob das nicht vielleicht ein Fehler war. Doch jedes Mal, wenn er mit ihnen zusammen war, stellte er fest, dass sie es wert waren, dass er sich auf sie verlassen konnte, dass sie ihn nicht verletzten – oder sich zumindest darum bemühten. War das Freundschaft? Seit seinen Kindertagen, die er in der Abtei verbracht hatte, hatte er sich gefragt, was Menschen dazu brachte, andere an sich heran zu lassen. Freundschaft. Er war sich wirklich nicht sicher, ob er dieses Gefühl schätzen oder einfach nur als krank empfinden sollte. Aber er wusste, dass es wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde, ehe er sich endgültig entschieden hatte, was er mit Max, Ray, Tyson und Kenny anfangen sollte. Ob er sich tatsächlich auf sie einlassen wollte. Oder ob er nicht doch besser zurückkehrte in seine Welt des Einzelkampfes. Obwohl er die Unabhängigkeit der damaligen Zeit sehr vermisste, bedeutete ihm sein Team wohl doch weitaus mehr – andernfalls hätte er die Gruppe schon vor langer Zeit verlassen. Aber was versprach er sich davon? Konnte er wirklich an die Existenz von so etwas wie „Freundschaft“ glauben? Mit einem Seufzen schüttelte er den Kopf. Alles war einfacher gewesen, bevor irgendjemand versucht hatte, sich in sein Leben zu drängen. Damals hatte er noch alles unter Kontrolle gehabt, hatte niemals sich und seine Motive angezweifelt. Aber jetzt... Trotz allem wollte er die Zeit mit den anderen nicht missen. Es war eine verdammt schöne Zeit gewesen, das musste er zugeben. Aber konnte es so weiter gehen? Konnte er zulassen, dass er weich wurde? Nur, weil er mit diesen Kindern ein paar kleinere und größere Abenteuer erlebt und so manche schöne, aber auch schreckliche Stunde mit ihnen geteilt hatte? Ein Klopfen an der Tür zu seiner Umkleide riss ihn aus den Gedanken. Der einzige Grund, weshalb er sich hierhin zurückgezogen hatte, war, weil den Reportern und Fans der Zutritt zu diesem Teil des Gebäudes nicht gestattet war. Insofern war es unwahrscheinlich, dass irgendein Journalist ihn mit Fragen zum zurückliegenden Beyblade-Match befragen würde oder dass irgendein kleiner Junge ihn um ein Autogramm anbettelte. Ob es Tyson war, der nicht damit klar kam, dass er sich schon wieder zum Alleine sein zurückgezogen hatte? Mit einem genervten Schnauben erhob er sich von seinem Sitzplatz auf der Sportbank und trottete zur Tür, um diese zu öffnen. Sein Gesichtsausdruck war gereizt, denn er hasste es, beim Nachdenken gestört zu werden, doch er verdüsterte sich noch mehr, als er bemerkte, dass vor der Tür ein unbekannter Junge stand, die Hände lässig in den Hosentaschen. Noch bevor er etwas sagen konnte, meinte der Fremde: „Hallo, Kai. Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Der Typ hatte etwa sein Alter, war vielleicht ein kleines Stück größer als er. Seine Haare waren braun, kurz geschnitten, wirkten ein wenig verwildert, seine grauen Augen blitzten kurz herausfordernd auf, während sein Mund ein leichtes Lächeln bildete. Er trug billig aussehende, abgetragene Kleidung, ein weißes Hemd und eine blaue Jeans. Seine grauen Turnschuhe waren vermutlich schon längere Zeit in Gebrauch, denn sie zeigten deutliche Nutzungsspuren. Für einen kurzen Augenblick runzelte Kai die Stirn, stellte dann jedoch fest, dass dieser Kerl vermutlich einfach nur versuchte, durch einen Trick sein Vertrauen zu gewinnen und machte Anstalten, die Tür wieder zu schließen. Ihm bedeuteten Fans nichts. Das waren Menschen, die selbst nichts zustande brachten und deshalb zu ihm aufschauten – einfach weil sie zu faul waren, ihren eigenen Hintern zu bewegen um ihre eigenen Grenzen auszutesten. Doch der Junge schob seinen Fuß in die Tür und brachte mit einem kleinen Ruck die Tür dazu, sich weit genug zu öffnen, dass er in den Raum schlüpfen konnte. Kai warf ihm einen vernichtenden Blick zu: „Hör zu, Junge. Ich weiß nicht, was du von mir willst, aber wenn du nicht gleich von hier verschwindest, werde ich dafür sorgen.“ Sein Gegenüber blickte ihn verwundert an. „Begrüßt man so alte Freunde? Du enttäuschst mich wirklich! Hast du mich etwa vergessen?“, er seufzte und zuckte mit den Schultern, „Das ist wirklich sehr Schade. Aber da kann man wohl nichts machen. Aber, im Gegensatz zu dir, habe ich dich nicht vergessen. Niemals.“ Seine Stimme klang plötzlich nicht mehr ruhig, sondern wütend und aufgebracht und Kai starrte ihn verständnislos an, als er auf ihn zutrat und ihn am Kragen packte. Kai reagierte nicht weiter auf diesen Akt, da er derartige Provokationen schon oft genug erlebt hatte. Sie beeindruckten ihn nicht. Doch zu seiner Überraschung flüsterte ihm der Unbekannte ins Ohr: „Ich werde dafür sorgen, dass du dich an mich erinnerst!“ Kai spürte einen kurzen Stich am Arm, keuchte auf und empfand auf einmal diese unbeschreibliche Übelkeit, die in ihm aufstieg... Kai erhielt keine typische japanische Trauerfeier, sondern eine traditionelle, russisch-orthodoxe Beerdigung, wie seine Familie es sich gewünscht hatte. Nur langsam und schleppend bewegte sich der Trauerzug vorwärts. Unzählige Leute zogen hinter Kais prächtig geschmückten Sarg her. Angehörige, Freunde, Bekannte, Fans, jede Menge Mitarbeiter der Presse, die darauf gierten, die Reaktionen der Trauernden für ihre Nachrichten festzuhalten, und auch Menschen, die einfach nur ihre Anteilnahme ausdrücken wollten. Viele Anwesende weinten, trauerten um den verstorbenen Beyblader. Tyson, Ray, Max und Kenny starrten stur geradeaus und ihre Mienen waren ausdruckslos, als sie neben dem Erdloch standen, in das der Sarg feierlich hinabgelassen wurde. Kai war tot. ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)