Alexandre von Skorpion ================================================================================ Kapitel 6: Wiedersehen ---------------------- Wiedersehen Wenn ich in der letzten Zeit etwas gelernt hatte, dann war es auch, dass ich Dinge konnte, die ich mir nie hätte träumen lassen. Deshalb beschloss ich, mich auf meine Instinkte zu verlassen und Raphael zu suchen. Also schloss ich die Augen, konzentrierte mich auf Raphael und versuchte herauszufinden in welcher Richtung ich suchen musste. Natürlich gab es keine klare antwort darauf, aber mein Gefühl führte mich Richtung Süden. Ich hatte nichts zu verlieren und lief los. Ich hielt zwischendurch nur kurz an um mich zu versichern, dass mich mein Gefühl immer noch in die Richtung führte. Als ich in der dritten Nacht wieder mal anhielt, war es mir, als hätte ich kurz Raphaels Bild gesehen. Etwas verwirrt kontrolierte ich die Richtung . Plötzlich wusste ich genau, wo ich ihn zu suchen hatte. Ich war zwar erstaunt, aber wie schon gesagt, ich war schon mehrmals über meine Fähigkeiten überrascht gewesen. Eine Stunde später fand ich mich vor einem kleinen Städtchen wieder. Seit jenem Vorfall hatte ich nie wieder eine Stadt betreten, aber diesmal war ich mir sicher Raphael da vorzufinden. Eine Stadtmauer war nicht vorhanden, also spazierte ich gemütlich hinein. Es war kurz vor Mittermacht. Die Strassen waren wie leergefegt. Nur aus einer Kneipe schien noch etwas Licht. Es war still. Vielleicht zu still. Unangenehme Erinnerungen kamen in mir hoch. Da berührte eine Hand meine Schulter. Mein Herz stockte. Mein einziger Gedanke war, bloss kein Vampir. Aber von der Hand ging keinerlei menschliche Wärme aus. "Alex" riss mich eine vertraute stimme aus meiner Starre. "Was ist los mit dir, sag nicht, du has Angst vor deinem alten Freund" lachte Raphael. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Raphael, natürlich. Ich schämte mich, ich hatte mir ein Wiedersehen mit ihm anders vorgestellt. Aber ich hatte keine Zeit mich zu ärgern. Raphael war mir um den Hals gefallen. Ich drückte ihn an mich. Ich war froh ihn wieder zu sehen, zu wissen, dass er überlebt hatte. "Vorhin spürte ich plötzlich, dass sich ein Vampir der Stadt nähert. Du kannst dir vorstellen, wie ich mich gefreut haben, als ich merkte, dass du es bist" redete Raphael drauf los. Ich hatte mich immer noch nicht ganz gefasst. "Was ist los Alex? Du bist so still" wollte er wissen. "Nichts" ich suchte nach Worten "ich bin nur erstaunt, dich wirklich gefunden zu haben. Weißt du, ich war zwar noch mal in unserem Heimatdorf, aber du warst nicht mehr da. Und du hattest nicht einmal eine Bortschaft hinterlassen, wo ich dich finden könnte. Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen." Ich versuchte ärgerlich zu klingen, konnte aber meine Erleichterung ihn zu sehen nicht verbergen. "Hast du mich gesucht, wann warst du im Dorf?" wollte er wissen. "Nicht lange, nachdem wir uns getrennt hatten." Kurze Zeit herrschte Stille. "Warst du auch im Nachbardorf, bei Amabells Hof?" fragte er. "Nein, wieso sollte ich. Dag nicht, dass du die ganze Zeit dort herumgelungert bist, um zwischendurch einen Blick auf sie werfen zu können" Auf diese Idee war ich wirklich nicht gekommen. Raphael hatte sich als Mensch kaum in ihre Nähe gewagt, wieso sollte er sich als Vampir sagen. "Nein das hab ich nicht" riss er mich aus meinen Gedanken. "Ich hab mit ihr gesprochen, ihr das Haarband gegeben, und wollte mich von ihr verabschieden. Aber weißt du was, es ist ihr total egal, was ich bin. Sie erwidert meine Gefühle. Nach einigen Wochen haben wir geheiratet und sind hierher gezogen. Wir haben eine kleine Weberei eröffnet und können ganz gut davon leben." Ich war sprachlos. So was hätte ich mir träumen lassen. Das konnte nicht sein. Vor einer Tür hielt Raphael an. Er klopfte kurz an und warf dann einen Blick auf mich. Ich weiss nicht wie blöd ich geguckt hatte, aber es muss komisch ausgesehen haben. Raphael lachte laut auf. Er klopfte mit auf sie Schulter "du kannst es ruhig glauben" Die Tür öffnete sich. Im Türrahmen stand eine wunderschöne junge Frau. Ihr blondes Haar viel offen über ihre Schultern und ihre Blauen Augen blitzten noch so frech wie vor ein paar Jahren. Und das Muttermal unter ihrem linken Auge, dass war zweifellos Amabel. "Alex?!" sagte sie erstaunt. "Dann wandte sie sich an Raphael: "Du hattest recht, er ist wirklich, kommt rein" Ich atmete tief durch, das musste ich erst mal verarbeiten, dann trat ich ein. Ich fand mich in einem engen Wohnraum wieder. Ein kleiner Tisch stand in der Ecke der Rest des Raumes nahmen zwei Webstühle ein. Am anderen Ende des Raumes befand sich eine weitere Tür. Amabel führte und dorthin und liess uns in den Wohnraum eintreten. Am Boden befanden sich zwei einfach Betten, in einer Truhe bewahrten sie anscheinend ihre Kleider und anderen Besitztümer auf. Der Raum schien aber gleichzeitig auch als Küche zu dienen. In einer Ecke stand ein kleiner Herd. Der Gedanke, dass Amabel nur für sich kochen musste erinnerte mich daran, wie ungewöhnlich ihre Beziehung war. "Ich würde dir ja gern was zu trinken anbieten" riss mich Amabels Stimme aus meinen Gedanken, "aber trinken kannst du ja nicht" Wir setzten uns. Ich wurde aufgefordert zu erzählen, was ich erlebt hatte. Obwohl ich neugierig war, wie Raphael sich durchgeschlagen hatte, erzählte ich. Die Zeit verging wie im Flug. Als ich bei einer Begegnung mit dem Vampir anlangte, merkte ich, dass ein wissendes Lächeln Raphaels Lippen. Ich wollte ihn fragen, ob er mehr wusste, aber er winkte ab, später. Der Morgen dämmerte viel zu früh. Amabel war Zeitweise eingeschlafen und beschämt wieder aufgewacht. Doch konnte ich es ihr nicht übel nehmen, sie hatte bestimmt den Tag durch hart gearbeitet und war erschöpft, auch wenn sie das nur ungern zugab. Raphael führte mich in den Keller. In der Ecke war ein einfaches Lager, aber es war Sicher vor der Sonne. Ich merkte, dass ich etwas neidisch war. Es hatte nur einige wenige Male gegeben, dass ich mit einem Gefühl von Sicherheit schlafen konnte. Raphael überlies mir das Lager und war nicht dazu zu bewegen, sich neben mir darauf niederzulegen. Ich war zu müde, um noch lange mit ihm darüber zu diskutieren. Ich schlief zufrieden ein. Ich wachte am nächsten Abend auf. Raphael lag neben mir auf dem Boden und schlief noch. Er sah so friedlich aus, dass ich mich nicht wagte ihn zu wecken. Ich blieb liegen und liess meine Gedanken schweifen. Eigentlich hatte ich nur wenige male im selben Raum wie Raphael geschlafen. Das letzte Mal war ziemlich verhängnisvoll gewesen. Vor mir tauchte das Bild dieser wunderschönen Vampirin auf. Die langen schwarzen Locken, die weisse makellose Haut, ihre vollen Lippen und nicht zuletzt ihre geheimnisvollen goldenen Augen. Würde ich sie jemals wieder sehn? Als sie sich verabschiedete, sagte sie was davon. Dann bemerkte ich eine Bewegung neben mir. Raphael war aufgewacht. Ich merkte, wie er vorsichtig aufstand, als wolle er mich nicht wecken. Ich erhob mich auch. "Schon wach?" fragte er. "Die Sonne ist untergegangen, wieso nicht" rechtfertigte ich mich, obwohl er es freundlich gemeint hatte. Ich hasste mich dafür, dass ich immer wieder das Gefühl hatte, Raphael überlegen sein zu müssen. Wir begaben uns wieder ins Wohnzimmer wo Amabel uns schon erwartete. Jetzt war ich neugierig darauf zu erfahren, wie es Raphael ergangen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)