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Anariël

Cuivië Y gwaith - Erwachen der Schatten
von

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Elennas Interlude Teil 1

Dieses Interlude beinhaltet eine Erklärung des Charakters "Elenna", welche in meiner Fiction nun ein größere Rolle bekommt. Charadesigner und Autor dieses Interludes ist Ihu_laSeraphita.
 


 

<Die Gesänge von Imladris
 

Die Fassaden der prachtvollen Häuser in Bruchtal erhoben sich und schimmerten im Antlitz der kühlen Wintersonne. Der Elbenzauber, der die Stadt umgab, wirkte angenehm auf die Elbe, die allein auf einem weißen Pferd der Rohirrim in das Tal geritten kam.
 

Langsam überquerte Angalos, wie sie ihr Pferd nannte, die Brücken Imladris’, während die Elbe die hohen Flüsse betrachtete, die wie glitzernde Schutzwälle unter der Sonne lagen und allzeit bereit schienen, die Hochelben von Bruchtal zu verteidigen.

Die Elbe auf dem großen weißen Pferd trug ein Anthrazitfarbenes Gewand und hatte ihre Hüftlangen hellblond schimmernde Haare nach Elbenart zurück gesteckt. Ihre Stirn schmückte ein goldenes Diadem, dessen Metallstränge kunstvoll verflochten waren.

Langsam schritt Angalos die Straßen von Imladris entlang, bis er zu einer Parkanlage kam.
 

Dort saß die Elbe ab, band das schwer beladene Pferd aber nicht fest, sondern befreite es lediglich von seiner Last.

Dann flüsterte sie in der Zunge ihrer Heimat dem Pferd etwas ins Ohr und Angalos wieherte dankbar, bevor er davon trottete.

Die Elbe setzte einen Fuß auf eine flache, breite Treppe, die am Ende von zwei Statuen gesäumt wurde. Sie stieg hinauf, während neben ihr sich große, nahezu immergrüne Bäume dem Himmel entgegenstreckten.

Sie erreichte das Ende der Treppe und stand in einem Wintergarten aus beigefarbenem Marmor. Ein Brunnen stand in der Mitte des Wintergartens und kristallklares Wasser sprudelte mit einem fröhlichen Gluckern daraus und umspülte die blanken, weißen Steine im Becken des Brunnens.

Die Elbe setzte sich auf den Rand des Brunnens und begutachtete die Skulptur, die den Mittelpunkt des Kunstwerks ausmachte. Ihre Finger glitten durch das Wasser.

„Ihr seid endlich hier“, sagte eine Stimme.

Die Elbe erhob sich und sah im Eingang des Wintergartens – der unweigerlich zu einem Haus gehörte – einen hoch gewachsenen, streng wirkenden Elb stehen. Sie verneigte sich.

„Meister Elrond“, sagte sie mit schöner Stimme, „Es ist mir die höchste Ehre, dem Herrn von Imladris wieder zu begegnen.“

Elrond lächelte, „Mir ist es ebenfalls eine Ehre, Elenna ò Tírion“, auch er verbeugte sich leicht, „Es erfüllt mich mit Freude zu sehen, dass Ihr Eure Reise unbeschadet überstanden habt. Kommt, lasst uns hineingehen!“

Sie folgte dem Herrn von Bruchtal ohne einen Widerspruch. Er führte sie durch einen offenen Säulengang, an dem sich exotische Pflanzen und Efeu hinauf rankten.

Elrond brachte sie in eines der geräumigen Empfangszimmer und reichte ihr ein Glas mit durchsichtigem Wein.

„Nun, Elenna ich erwartete Eure Ankunft mir einer gewissen Aufregung muss ich zu geben. Galadriel hatte mir Nachricht von Eurer Entscheidung geschickt.“

Sie nahm das Glas entgegen und wartete einen Moment ab, bis auch er sich ein Glas genommen und daran zu nippen begonnen hatte.

„Eine lange Reise habe ich überstanden, ich gedachte, hier ausruhen zu können, Meister Elrond“, erwiderte sie und ließ einen kleinen Tropfen des Weines in ihren Mund rinnen. Er schmeckt klar, recht süßlich und ohne scharfen Nachgeschmack - wie jeder Elbenwein.

Während Elrond da stand, den Wein in seinem Glas umherschwenkte und sie betrachtete, fuhr Elenna mit den Fingern ihrer rechten Hand über den Rand ihres eigenen Glases und erwiderte den kundschaftenden Blick Elronds.

„Ein lange Reise“, sagte Elrond schließlich, „Ja, so kann man das auch nennen.“ Langsam schritt der Herr von Bruchtal zu einem kleinen Arbeitstisch hinüber und hob einige Blätter auf.

„Ich hatte eigentlich schon viel früher auf Eurer Eintreffen gehofft, Elenna“, meinte er, „Es hatte mir viel Kummer bereitet zu hören, was mit Eurer lieben Schwester geschehen ist. Aber wie ich sehe, haben die Galadhrim Euch ein wenig heilen können!

Dennoch freut es mich, dass ihr nach Imladris gekommen seid. Ich habe in der Zeit zuvor schon ein kleines Haus für Euch herrichten lassen. Es liegt nahebei und auch die Bibliotheken von Imladris sollen Euch zur Verfügung stehen.“

Er reichte ihr ein Blatt, auf dem er in Sindarin-Buchstaben alles für sie wissenswerte aufgeschrieben hatte.

Sie nahm noch einen Schluck von dem Wein und begutachtete die Schrift.

In der Zwischenzeit leerte Elrond sein Glas bereits und öffnete eine Steinerne Tür zum Innenhof seines Heims. „Kommt, Elenna“, forderte er sie auf und reichte ihr seine Hand, „Lasst uns nicht viel Zeit verschwenden. Ich bringe Euch hin.“

Durch die Straßen von Imladris wandernd, unterhielt sich Elenna mit dem jüngeren Elben über ihren Aufenthalt in Lothlorien, im Reich der gütigen Galadriel, die Elenna schon gekannt hatte, lange bevor die Noldor nach Mittelerde heimkehrten.

Sie war eine der Großen Gelehrten, wie man sie nannte, eine Elbengesandte vom Geschlecht der Noldor aus den Unsterblichen Landen.

Mit dem Wissen von fast 13.000 Jahren, zählte sie durchaus zu den ältesten Geschöpfen Mittelerdes.

„Wir haben natürlich auch dafür gesorgt, dass man nachts die Sterne von diesem Dach aus beobachten kann"“ erklärte Elrond, als er sie in ein kleines, verschwiegenes Häuschen brachte, das fortan Elennas Heim war, „Ihr sagtet einmal, dass ihr auch Karten herstellt, von Sternen, als auch von den Ländern des Westens und Ostens.“

„Und von den Ländern des Nordens und des Südens“ fügte sie lächelnd hinzu. Elrond sah sieh durchdringend an, „Ja, richtig.“

Als Elenna in die Wohnecke des kleinen Hauses gelangte sah sie, dass man ihre Sachen, die sie mit ihrem treuen Angalos hergebracht hatte, bereits verstaut hatte.

„Von heute an, Elenna von Aman, geboren im Licht des Calacirya, seid Ihr in Bruchtal stets willkommen und ich mache Euch zur Bürgerin dieser Stadt. Ich lade Euch außerdem zum Bankett am nächsten Vollmond in meinem Hause ein. Meine Frau, die hohe Celebrían, meine Tochter Arwen, meine Söhne und ich wären sehr froh, wenn Ihr der Einladung nachkommen würdet.

„Ihr seid sehr großzügig, Meister Elrond“, sagte sie schließlich. Er hatte ihr sämtliche Freiheiten gewährt, die man in Bruchtal nur haben konnte, „Ja, ich werde dort sein. Die mächtigen Valar mögen Euch schützen!“

Damit verbeugten sie sich beide voreinander und Elrond ging ohne ein weiteres Wort zu sagen hinaus.
 

~*~*~
 

Die winterlichen Nächte waren kühl, mehr als kühl. Doch perfekt um Sterne zu beobachten.

Tiefer, dunkelblauer Himmel lag über Bruchtal und die weißen, roten und blauen Lichter der Sterne warfen ihrem warmen Schein auf die Welt.

Elenna trug einen warmen Mantel über ihrem schlichten Gewand und glitt Barfuss auf das flache Dach ihrer Unterkunft, die Sterne mit ihren scharfen Elbenaugen immer im Visier.

Langsam und leicht schritt sie zu der breiten und steinernen Brüstung des Daches und setzte sich darauf. Der Stein fühlte sich kälter an als die Luft ringsum und Elenna musste frösteln. Sie mochte die Kälte nicht, sie hatte sie noch nie gemocht.

Sie hatte fast die gesamte Woche gebraucht, um ihre Sachen in der weitläufigen Wohnung zu verstauen. Ihre Unterkunft besaß nur ein Erdgeschoß und einem Aufgang, außerhalb des Hauses auf das flache Dach.

Ihr hellblondes, reines Haar tanzte im sanften Nachtwind, der über die Baumwipfel und durch die Täler der Welt strich und sie sog die klare Luft ein, bis sie sie tief in ihrer Brust spürte. Dann hob sie erneut den Blick und sah die Sterne über sich leuchten und das Licht das sie ausstrahlten, erfüllte sie mit Wärme, die die Kälte des Windes, der Nacht und des Winters zu bekämpfen vermochte. Für einen Moment dachte sie darüber nach, ob sich gerade in diesem Augenblick irgendwo auf Arda jemand genauso zu den Sternen von Varda hinauf sah wie sie es tat.

Zuerst bemerkte sie die andere Elbe gar nicht, die auf dem Dach erschienen war. Doch diese stand wiederum nur da, und betrachtete Elenna.

Es war Celebrían, die Tochter der Hohen Frau Galadriel und des Herrn Celeborn, den Herrschern von Lothlorien, dem Goldenen Wald der Träume.

„Menelvagor* ist heute wieder deutlicher zu sehen, meint Ihr nicht auch, Elenna?“ sagte Celebrían und blickte die Gelehrte an.

Leicht verwundert wandte sie den Blick von den Sternen und konnte Celebrían dort stehen sehen, am Aufgang auf das Dach in einem Gewandt, dass sie anmutig machte ohne prüde zu wirken.

„Ja“, antwortete sie, „Ja, Menelvagor zeigt sich heute wieder, besonders der Nebel ist in diesem Sternbild heute wieder sehr gut zu sehen.“

Dann lächelte sie, ließ sich von ihrem Sitz hinunter gleiten und kam mit schnellen Schritten auf Celebrían zu. Sie freute sich sehr, ihre alte Freundin wieder zu sehen!

„Elen sìla lumenn omentievlo [Ein Stern scheine über der Stunde unserer Begegnung!]“ rief Celebrían aus und umarmt Elenna herzlich, „Nae saian luume' [Es ist lange her], seit ich dich das letzte Mal in Lorien sah!“

„Verzeiht, aber seit ich und meine Gefolge von den Yrch angegriffen wurden, hat meine Gesundheit stark nachgelassen und damit kann ich auch kaum noch reisen,“ erwiderte Celebrían in freundlichem Tonfall, doch Elenna entging nicht der Hauch von Traurigkeit, der in ihrer Stimme mitschwang, „Als Kind habe Euren Erzählungen gerne gelauscht, doch nun bin ich kaum mehr dazu fähig.“

Elenna sah die andere Elbe durchdringend an. Sie kannte Celebrían schon seit langer Zeit, seit sehr langer Zeit. Viele Hunderte Jahre war Elenna in Lorien gewesen und ebenso viele Jahre hatte sie mit Celebrían verbracht. Sie würde es sogar wagen, sie als ihre Vertraute zu bezeichnen.

„Ich habe Erfahrung mit den Yrch“, sagte Elenna beinahe traurig, „ich wünschte, ich könnte etwas für Euch tun, aber ich glaube, Meister Elrond ist bei weitem der bessere Heiler.“

Celebrían gelang ein Lächeln, „Nun, egal, wie schlecht es um einen steht, ich bin froh Euch wieder zu sehen. Ich hörte, Ihr wart lange Zeit im nördlichen Düsterwald.“

Elenna nickte und kam zu Celebrían herüber, „Ja, das war ich. Und ich habe weitere Bücher zusammen getragen, eine meine Großen Stärken.“

Sie führte Celebrían vom Dach hinunter in eines der gewärmten Zimmer. Im Wohnbereich prasselte ein kleines, gelbliches Feuer im Kamin und warf seinen Schein in alle Ecken.

Auf einer kleinen Anrichte, direkt neben einem Sekretär, stand eine Karaffe, gefüllt mit Elbenwein aus Arnor. Sie goss sich selbst als auch ihrem Gast ein Glas ein. Celebrían setzte sich in einen der weichen Sessel die nahe beim Kamin standen und nippte an ihrem Getränk. Einige Minuten schwiegen sie und Elenna beobachtete, wie ihre alte Freundin in die Flammen starrte, die im Karmin prasselten. Und dann sah sie es: Der Ausdruck tiefer Sorge, vermischt mit Trauer und Verwirrung.

Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis Celebrían den forschenden Blick bemerkte und zu ihr aufsah.

„Sagt es mir, Celebrían“, verlangte Elenna nun in freundlich-strengem Tonfall und kniete sich vor ihrer alten Bekannten nieder, „Was ist es, was euch so bedrückt?“

„Ich benötige Euren Rat, Elenna“, erwiderte Celebrían nach vielen Minuten des Schweigens, „Man sagt, Ihr gehört zu den weisesten Geschöpfen, die jemals aus den Reihen der Elben hervor gingen. Und ich glaube daran.“

„Ich glaube, Ihr verwechselt da etwas, Celebrían. Ich besitze Wissen, aber keine Weisheit!“ sagte Elenna mit einem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht, „Also behandelt mich bitte nicht wie eine weise Fürstin!“

„Doch eine Fürstin seit ihr!“ sagte Celebrían ohne verärgert zu klingen, „Ihr seid die Tochter Feanors! Und in eurem Leben habt ihr mehr gesehen als viele andere und ihr habt viel Leid durchstanden. Auch das ist eine Form der Weisheit!“

„Die Tochter eines Mannes, der keine Ehre mehr besaß, als er Valinor verließ!“ fügte Elenna hinzu und machte dann eine wegwerfende Geste. Sie würde Celebrían sicher nicht davon überzeugen können, dass sie all der Ehre nicht wert war. Auch wenn es sie berührte und ihr schmeichelte, dass die Sindar soviel Aufhebens von ihrer Gegenwart machten, so konnte sie nicht vergessen, wer sie einst gewesen war.

„Nun, was ist es, was euch bedrückt?“ fragte Elenna noch einmal.

„Oh, bitte sagt mir, Elenna, wäre es klug, in Eure Heimat zu gehen?“

Die Frage traf sie unerwartet und Elenna runzelte verwundert die Stirn.

„Valinor, die Unsterblichen Lande, dort wollt Ihr hin?“ fragte sie, „Celebrían...“ sie brach für einige Augenblicke ab, „Es ist immer weise, sich bei den Grauen Anfuhrten einzuschiffen und in die Unsterblichen Lande zu ziehen, besonders, wenn man in Eurem Zustand ist, aber... ich denke ihr wisst, was mich von diesem Ort fernhält. Werde niemals dorthin zurückgehen! Ich bin vermutlich die einzige Elbe in ganz Mittelerde, die nicht wünscht, Eldamar zu sehen. Also weiß ich nicht, ob ich die richtige Referenz für diese Frage bin.“

Celebrían blieb still und studierte Elennas strenge Gesichtszüge.

„Ich bin nicht unfehlbar“, erklärte Elenna weiter, „Ich würde Euch raten, dort hin zu gehen, denn ich weiß, man wird Euch dort heilen können, doch ihr müsstet Eure Familie hier zurück lassen.“

„Elrond wird nicht lange hier bleiben, wenn ich gehe“, sagte Celebrían, „Er würde selbst liebend gern nach Aman ziehen, doch irgend etwas hält ihn noch hier. Und um Arwen und meine Söhne brauche ich mir keine Gedanken zu machen.“

Sie lächelte müde, „Sie werden ihren Weg finden.“

Elenna stand langsam auf. Ihr war nicht wohl. Genauer gesagt verstörte es sie, dass alle Welt davon beseelt war, ihren Vorfahren nach zu kommen und nach Aman zu ziehen, dem Paradies, dem Kontinent der Valar und Maiar. Denn sie kam von dort und hatte nicht vor zurück zu gehen.

Doch sie würde noch die Ewigkeit Zeit haben, um darüber nach zu denken.

Celebrían erhob sich schnell.

„Nun, Elenna“, sagte sie in höflichem Ton, „Ich werde Euch nun verlassen, die Tageszeit gebietet es, dass ich wieder in mein Heim zurückkehre. Ich erwarte Euch dann morgen auf dem Bankett.“

„Ja...“ sagte Elenna bloß und geleitete die andere Frau zur Tür.
 

~*~*~
 

Die Feste in Bruchtal waren beinahe sagenumwoben.

Der Gesang und die Musik waren unübertroffen in ganz Mittelerde und Meister Elrond ließ es seinen Gästen nie an etwas fehlen.

Elenna trat durch den Torbogen, der den Eingang zum Hause Elronds markierte, gekleidet, in ein kunstvolles Kleid der Calaquendi. Violetter Stoff, die weiten Ärmel mit einem goldenen Faden zu einem kunstvollen Muster bestickt und mit einem Lavendelfarbenen Überwurf stand sie da und sah Elrond, wie er die eintreffenden Gäste begrüßte.

Elenna ging einige Schritte, wobei sie jedoch mehr über den Boden zu schweben schien, als zu gehen.

Den Raum betrachtete sie eingehend. Das Kopfende eines Langen Tisches war hergerichtet worden und zwei große, Goldene Throne standen dort und an einem saß Celebrían in einem aufwendigen, weißen Kleid. Neben ihr saß, unter einem weißen Baldachin, ihre wunderschöne junge Tochter Arwen Undomiel. Mit ihr sollte die schöne Luthien von Doriath wieder in die Welt gekommen sein. Ihre dunklen Augen übersahen alles mit einer Stärke, einer Jugend und einer Weisheit, wie Elenna sie nur von Elrond kannte. Das braune Haar war geflochten und hochgesteckt und brachte ihr hübsch geschnittenes Gesicht zur Geltung.

Jetzt wo Elenna sie sah, glaubte an sie an die Geschichten.

„Mae Govannen (Willkommen!)[/iu]“, hörte sie plötzlich Elrond ausrufen, „Willkommen in meinem Heim!“

Elenna zwang sich, den Blick von Arwen abzuwenden, die sich nun mit einem hoch gewachsenem, kräftig gebautem jungen Elben unterhielt, der zweifellos einer ihrer beiden Brüder sein musste, und sah Elrond mit einem Lächeln an. Er schüttelte ihre Hand kräftig und übergab sie dann einer Dienerin in schlichtem Gewand, die sie zu einem Platz an der Seite Elronds führte.

Nahezu Dreißig Leute nahmen schließlich am Tisch Platz und Elrond stand vor seinem Thron und erklärte das Bankett für eröffnet.

Es wurde Essen aufgetragen – soviel, dass es schon an ein Gelage erinnerte und Elenna konnte sich kaum daran erinnern, je besser gespeist zu haben. Der Wein war köstlich und schien den Geschmack des Essens nur noch zu unterstreichen.

Es war angenehm, mit Elrond und Celebrían zu reden, über Bücher, ihre Reisen, über Wein und andere Dinge, die mal mehr, mal weniger von Bedeutung waren. Auch Arwen beteiligte sich hier und da am Gespräch, denn der Wein hatte auch ihre Zunge gelockert.

Zwei Stunden vergingen so, während draußen der Vollmond aufzog und die Sterne am Firmament glitzerten.

Erst dann beendeten alle ihr Mahl und Elrond rief sie alle eine große Halle nahe bei. Er nahm die Hand seiner Tochter Arwen und führte sie zusammen durch einen breiten Gang in die Kaminhalle.

Hier gab es keine Tische, nur einen einzigen Kamin, der zwischen zwei reich verzierten Säulen stand. Heute Abend würde man in Elronds Haus wieder viel Gesang und Gedichte hören.

Es gab nur einen Stuhl am Kamin, der Elrond vorbehalten war und einige Musikanten zupften an den Saiten ihrer Harfen und Lauten, als sie Gesellschaft dort wieder zusammen kam.

Etwa Zehn Minuten spielten sie eine liebliche Melodie, bis Elrond das Wort ergriff.

„Heute Abend habe ich einen ganz besonderen Gast hier“, begann er seine Rede, „eine Elbe, die meine Frau Celebrían, als auch ich, als unsere Freundin bezeichnen dürfen. Und ich wäre geehrt, wenn Ihr uns heute Nacht mit Eurem Gesang erfreuen würdet, Elenna.“

Sein Blick senkte sich auf Elenna hinab und ein Lächeln umspielte seine Lippen.

Ein Leuchten trat in ihre Augen und sie schritt zu Elrond hinüber.

Er legte eine Hand auf ihre Schulter, ließ sie dort eine Weile ruhen und sagte dann: „Dies ist Elenna von Tirion, eine Noldor aus der alten Zeit.“

Stumme Ehrfurcht bereitete sich in der Halle aus – nicht viele genossen solches Ansehen und andere fühlten sich geehrt, dass jemand von ihrer Art mit ihnen feierte.

Elrond ergriff ihre Hand und hab sie seinem Gesicht entgegen. Ein flüchtiger Handkuss streifte Elennas Finger.

„Elenna“, rief der Elb, mit dem Arwen sich zuvor schon unterhalten hatte. Jetzt erkannte sie, dass es Elohir war, der ältere von Elronds Söhnen. Sein dunkles Haar reichte ihm beinahe bis zur Brust und er besaß ebenso strahlende braune Augen. Seine stolze Haltung verriet seine gute Erziehung und die edle Herkunft.

„Verzeiht“, sagte Elohir, „Ich bitte Euch, könnet Ihr vielleicht ein Lied aus Eurer Heimat singen. Das wäre eine hohe Ehre für mich und wahrlich auch alle anderen Anwesenden hier.“

Elenna konnte nicht anders ihn anzulächeln.

„Nun, wenn Ihr mich so darum bittet, dann werde ich die Geschichte von Earendil, unserem Geliebten Stern singen.“
 

‚Earendil hieß ein Schiffer kühn,

Der weilte in Avenien,

schlug Holz und baute sich ein Schiff,

Vom Nimbrethil auf Fahrt zu gehen.

Durch Immernacht trug’s ihn zurück

Auf tosend aufgetürmter See

Hin über lang versunkenes Land,

Von schwarzen Fluten überrollt,

Bis endlich er Musik vernahm

Und an der Erde Grenzen kam,

Wo ewig sanfter Wellenschlag

Gold an die Perlenküste spült.

Er sah dem Berg in Dämmergrau

Aufragend zwischen Valinor

Und Eldamar, im Lichte noch

Verblauen hinter ferner See.

Ein Wanderer, der Nacht entflohn,

Lief er endlich in den Hafen ein

Im Elbenlande weiß und grün;

Die Luft war mild, durchsichtig-blass,

Dem Hügel nah von Ilmarin,

Da spiegelte die Schattensee

Das Licht der Türme Tirions.

Hier ruhte er von Irrfahrt aus,

Hier lehrte man in Lied und Sang,

Und alle Märchen werden laut

Bei Harfenklang und goldnem Schall.
 

[…]
 

[Habe das Lieb mal bis auf die wichtigsten Passagen gekürzt… denke kaum, dass sich sonst jemand ein 3 Seiten langes Gedicht aus dem „Herrn der Ringe“ durchliest, oder? *g* Das gesamte Gedicht findet ihr im ersten Band, bei Elronds Rat. ]
 

In stummer Begeisterung standen die Elben und die anderen Gäste Elronds da und hatten Elenna Lied gelauscht, von Wohlbehagen erfüllt und Dankbar für dieses Geschenk der Sängerin. Schließlich begannen sie zu klatschen und Elenna verbeugte sich knapp, wie es die Form gebot.

Celebrían legte ihre Hand auf Elennas Oberarm, als Elronds Musikanten erneut mit einer lieblichen Melodie anfingen.

„Das war wundervoll“, lobte sie, „So wie Ihr Aman besingt, wird Eldamar wirklich die perfekte Welt sein. Ich freue mich darauf, sie irgendwann zu sehen.“

Der Abend wurde schön.

Elenna hörte alte, fast vergessene Lieder und Geschichten. Am Ende konnte sie sich kaum noch wach halten und doch fühlte sie sich glücklich und zufrieden.

Sie selbst erzählte, wie ihr Vater Feanor die Silmaril schuf, besang die großen Taten von Beren und Luthien und das Klagelied der Tinúviel in den Hallen Mandos.

Sie berichtete vom Garten Loriens, den Weiden Yavannas und dem Palast der Sternengöttin Varda.

Und während der Horizont sich gelblichrot verfärbte, drängte man sie erneut, mit ihnen zu singen.
 

‚A Elbereth Gilthoniel,

silivren penna míriel

o menel aglar elenath!

Na-chaered palan-dóriel

O galadhremmin ennorath,

Fanuilos, le linnathon

Nef aear, sí nef aearon!‘
 


 

Anmerkungen:

* Menelvagor ist der Elbische Name für das Sternbild „Orion“!
 

*** FORTSETZUNG FOLGT ***



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mitsuki11
2006-06-12T08:15:34+00:00 12.06.2006 10:15
Sehr schönes Kapitel!!!!
Freue mich das du weiter schreibst!!!

Liebe deine FF!

LG
Mitsuki11


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