Anariël von June (Cuivië Y gwaith - Erwachen der Schatten) ================================================================================ Kapitel 2: Arousing Shadows --------------------------- Viele Jahrzehnte später Helles Glockenspiel lag in der Luft und spielte eine freie Melodie. Verträumt betrachtete die junge Elbin, auf einem geräumigen Fleet sitzend, wie sich die Wipfel der Bäum im Wind wiegten. Sie trug ein leichtes, gelbes Kleid mit aufwändiger Kordelverzierung. Ihre hellen Haare waren zu einem losen Zopf verflochten. In ihrem Schoss lag aufgeschlagen ein in roten Samt gebundenes Buch. Es erzählte von der großen Schlacht gegen Morgoth, den Sieg über den verstoßenen Valar. Um ihren Hals lag eine lange, silberne Kette, dessen teilbarer Anhänger, sie gedankenverloren in ihren Händen hielt. Eine Stimme rief sie aus ihren Tagträumen. "Anaryeldë, bist du da oben?", die Gerufene blickte über den Fleetrand. Sie erblickte ihre Schwester. "Ja, ich bin hier! Was gibt es denn?", rief sie gelangweilt zurück. Anarórë stemmte genervt ihre Arme in die Hüften, als ihre Schwester sich nicht auf den Weg nach unten machte. Sie hasste es unter einem Baum zu stehen und ihr die Neuigkeiten nach oben zu schreien. "Das Fürstenpaar von Harlindon mit ihrem Sohn Aearon sind eben angekommen. Vater und Mutter wünschen, dass Du beim Dinner anwesend bist." Genervt verdrehte Anaryeldë die Augen und versuchte sich an Aearon zu erinnern. Aearon von Harlindon zählte zu den besten Partien in ganz Lindon. Er sah blendend aus, mit seinem dunklem Haar und den ungewöhnlich, hellen Augen. Allerdings glich eine Unterhaltung mit ihm einer Qual; er war ein hoffnungsloser Langweiler. Zu gern wollten ihre Eltern Anaryeldë und Aearon als Ehepaar sehen, damit die beiden Küstenstädte wieder vereint würden. Sie klappte das Buch zusammen, erhob sich und stieg die Treppe in Zeitlupe hinunter. Unten wartete bereits ihre Schwester. "Soeben kam Kunde aus Imladris, dass Aryon und Anaryondo abgereist sind. Wäre es nicht schön, wenn sie bereits heute Abend eintreffen würden?", fragte Anarórë freudig. Anaryeldë nickte, "Ja, da das wäre wirklich schön. Aber der Weg ist weit und allzu große Hoffnung sollten wir uns nicht machen." *** Seit ihrer Volljährigkeitsfeier war schon wieder mehr als ein Jahr vergangen. Lange hatte sie ihre Brüder nicht mehr gesehen. Anaryeldës Ausbildung zur Heilerin hatte sie zwischenzeitlich erfolgreich beendet. *** Die ersten Sterne schimmerten bereits am Himmelszelt, als das Dinner im Schloss eröffnet wurde. Prächtige Speisen und der beste Hauswein in geschwungenen Glaskaraffen wurden aufgetragen. Viele Bedienste eilten um die großen, festlich gedeckten Tische. Gerade erreichten Anaryeldë und Anarórë, in Begleitung ihrer Mutter, die Festtafel. Ihr Vater saß Vorkopf und zu seiner linken, der hohe Fürst von Harlindon mit seiner Gattin. Sie verstanden sich scheinbar blendend. Als Anarthôr seine Frau erblickte, erhob er sich. Isylia, von großer, jedoch zierlicher Gestalt mit silberblondem Haar und hellblauen Augen, wandte sich kurz zu ihren Töchtern, insbesondere galt ihr strenger Blick ihrer Jüngsten. "Anaryeldë, bitte benimm dich! Das Dinner ist für deinen Vater mehr als wichtig.", sprach sie mit beschwörender Stimme. Anaryeldë nickte, "Natürlich, ich werde Euch nicht enttäuschen Mutter." Isylia nahm neben ihrem Mann Platz, nachdem sie ihre Gäste begrüßt hatte. Ihre Töchter folgten ihrem Beispiel. Als Anaryeldë sich Aearon näherte und begrüßte, wagte er es jedoch ihre Hand zu ergreifen. Schnell zog sie ihre Hand fort. Anarórë lächelte und ging gemeinsam mit ihrer Schwester zu ihren Plätzen. "Na, hat er deine Hand gesäubert?", grinste Anarórë ihr ins Gesicht. Knurrend bekam sie eine Antwort, "Vater und Mutter, können auf eine Vermählung warten bis sie schwarz werden." Während des ganzen Dinners unterhielten sich die Schwestern über ein Geschenk, welches sie für Aryons nächsten Geburtstag vorbereiten wollten. Ihre Unterhaltung wurde jedoch durch ein plötzliches Räuspern neben ihr gestört. Sie wandte sich immer noch mit den Händen gestikulierend um. Aearon, leicht vorgebeugt, hielt ihr seinen Arm entgegen. "Verehrte Herrin Anaryeldë, würdet Ihr mich durch Euer prächtiges Heim führen?". flötete er mit einem übertriebenen Lächeln. Sie war irritiert und blickte kurz zu ihrer Mutter, die ihr ein treibendes und mahnendes Nicken zuwarf. Sie lächelte Aearon höflich an und erhob sich. "Natürlich, ich führe Euch gern herum." Sie verließen das Fest. *** Unweit des Schlosses, am anderen Ende es Waldes trieben drei Gestalten ihre Pferde an. Auf einer Lichtung verlangsamte der Kopfreiter sein Tempo und hielt an. Seine Gefährten kamen ebenfalls zum stillstand. Ein kurzer Fingerzeig des mittleren Reiters Richtung Schloss und sie trieben ihre Pferde wieder an. *** Aearon hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und die hübsche Fürstin bei ihrem Vortrag beobachtet. Er war gänzlich hingerissen, von ihrer Schönheit, Eleganz und ihrer Art sich zu präsentieren. Sein Verlangen ihre zarte Haut, die im Licht der vielen Kerzen zerbrechlich schimmerte, zu berühren, wuchs mit jeder ihrer Worte heran. Ihre welliges Haar fiel schwingend auf ihren Rücken und das Kleid raschelte, es kam ihm vor , als träumte in einem unendlich, schönen Traum- Doch für Anaryeldë war alles ganz anders. Sie zog gelangweilt von Raum zu Raum, von Saal zu Saal und gelangte zum Schluss zum angelegten Garten. Gekonnt plapperte sie einen Monolog über den Bau des Hauses und sonstigen unwichtigen Kram und führte ihn in den Garten. Hier war es herrlich still und nur das plätschern eines Baches war zu hören. "Und hat euch die Führung gefallen?", beendete sie ihren Vortrag. "Durchaus, es ist ein sehr schöner Palast.", antwortete er, "Aber sagt, habt ihr nicht Lust das Schloss von Harlond zu besichtigen? Es würde euch sicherlich gefallen. Ich würde es euch zeigen, jeden Winkel seiner starken Mauern!" Bevor sie ihm darauf antworten konnte, hörten sie das Klirren von gefallenen Metall und kurz darauf einen unverständlichen flüsternden Fluch unweit der entfernten Mauer. Als Tochter des Hauses drehte sich schlagartig in diese Richtung um. Vorsichtig ging sie ein paar Schritte in Richtung des Geräusches. Ein leichtes Zittern durchzog ihren Körper, Erinnerung an den letzten Überfall vor vielen Jahren schossen ihr fieberhafte durch den Kopf, "Bei, Eru, Bitte lass es keine Orks sein!" Erstaunt wandte sie sich den drei Gestalten, die im Dunkel der hohen Bäume an der Mauer erschienen, zu. Aearon stand direkt neben ihr. Er zitterte und sie verdrehte leicht die Augen. "Und so jemanden soll ich heiraten", dachte sie sich im stillen. Die Gestalten waren ihr zwar ebenfalls nicht geheuer, aber mutig zog sie Aearons Schwert aus seinem Gurthalter. Er zuckte bei ihrer plötzlichen, jedoch berührlosen, Nähe zusammen. Sie hielt das Schwert, so wie ihr jüngerer Brüder heimlich beigebracht hatte, fest in der Hand und stellte sich den Eindringlingen entgegen. "Man ech???(Wer seid ihr?!)", fuhr sie diese mit klarer Stimme an. Aus dem Schatten trat nun ein junger Mann dessen langes, blondes Haar im Wind wehte. Aearons Schwert fiel augenblicklich scheppernd zu Boden, als Anaryeldë den Mann erkannte. Sie lachte, lief auf ihn los und lies sich in seine Arme fallen. "Aryon, was habe ich dich vermisst! Wie schön.", sprach sie zwischen den zahllosen Freudentränen ihres Wiedersehens. Die zwei weiteren Gestalten traten ebenfalls aus dem dunkel hervor und Anaryeldë löste sich aus der geschwisterlichen Umarmung. Ihr anderer Bruder Anaryondo trat neben Aryon und strich mit einem Finger durch ihr Haar. "Wahrlich ein mutige Gegenüberstellung, Schwesterchen! Lass das bloß nicht Mutter oder Anarórë sehen.", grinste er seine Zwillingsschwester an. Auch er umarmte nun herzlich seine Schwester. Sie schaute sich ihre Brüder genauer an und lächelte, "Ihr schaut furchtbar aus! Wenn Mutter euch so sähe." Nun bemerkte sie den dritten Schatten und ihr Herz machte einen überraschenden Aussetzer. Sie spürte wie es heftiger zu schlagen begann. Legolas, der Prinz aus dem Düsterwald stand unmittelbar neben ihr. Er verneigte sich höflich, "Hana ben bein, Anaryeldë ! (Euch wieder zu sehen ist schön, Anaryeldë)" Sie lächelte und fing sich schnell, "Es freut mich auch euch wiederzusehen, Prinz Legolas." Sie verharrte nur kurz und sprach schnell weiter. "Kommt mit, ihr müsst euch umkleiden, dann könnt ihr auch am Bankett teilnehmen. Ich muss langsam zurück und werde Vater und Mutter informieren, dass ihr da seid." Sie wandte sich um und erblickte Aearon. Sie lächelte ihm kurz zu und lief schnell davon. Hinter der nächsten Säule verlangsamte sich ihr Schritt ein wenig. "Was war das nur gewesen?", fragte sich die junge Elbin und lief zum Fest zurück. Dort wurde viel gelacht und getanzt. Aearon kam kurz nach Anaryeldë. Als Isylia das gerötete Gesicht ihrer jüngsten Tochter erblickte und das Erscheinen von Aearon wenig später, dache sie, dass zwei Herzen sich gefunden hatten. Um so enttäuschter war sie, als sie ihr mitteilte, dass Aryon, Anaryondo und Prinz Legolas aus dem Düsterwald heimgekehrt waren. Doch die Freude ihre Söhne nach langer Zeit wieder zu sehen und nicht in ihrem Zauberspiegel erfreute ihr Herz. Der Abend wurde noch wunderschön, die komplette Familie war wider vereint und genoss dieses schöne Fest. *** Ein Flüstern und ein unterdrücktes Kichern riefen den jungen Thronfolger aus seinem leichten Schlaf. Er schmunzelte in Gedanken, seine Schwestern schlichen mehr schlecht als recht um sein Bett herum, wahrscheinlich um ihn zu erschrecken, aber den Spaß wollte er ihnen nicht gönnen. Nur wenige Sekunden vor ihrem Zugreifen, reagierte Aryon blitzschnell. Er ergriff mit je einer Hand nach einer Schwester und zog sie auf sein Bett. Er erwischte lediglich nur Anaryeldë, Anarórë hatte es geschafft sich rechzeitig wegzudrehen und freute sich daran. Ein herzliches Lachen aller erfüllte den Raum. "Edinor veren toron! (Happy Birthday Bruder)", riefen sie und gerade rechtzeitig betrat auch Anaryondo den Raum. *** Am späten Nachmittag begann dann auch das Geburtstagsfest zu Ehren Aryons. Eilig hatte die Küche die ganze Nacht gearbeitet, um ein prunkvolleres Fest, als das gestrige auszurichten. Überall herrschte bereits eine fröhlich heitere Stimmung auf den Straßen und umliegenden Wiesen. Junge Elbinnen mit kunstvoll frisierten Haaren spazierten lächelnd durch ihre Stadt, um ihren Liebsten Wein und Speisen zu bereiten, denn heute war nicht nur der Geburtstag des Fürstensohns. Die ganze Stadt feierte den Tag. Vor vielen Jahren, als Aryon geboren wurde, war der Hohefürst Anarthôr so glücklich über seine Geburt, dass er einen Festtag schuf, einen Tag, an dem die Frauen ihren Liebsten beschenken konnten. Die jungen Mädchen brachten ihren häufig Auserwählten Wein und Speisen oder schenkten ihnen sogleich ihr Herz. *** Lächelnd betrachtet Anarórë das Treiben von ihrem Balkon, welcher eine Sicht bis zu Festwiese bot und es machte ihr Spaß bei den Vorbereitungen zuzusehen. Sie selbst wurde gerade angekleidet. Viele Gäste hatte ihr Vater eingeladen und ihr stand ein anstrengender Abend bevor. "Herrin, wir sind fertig. Möchtet ihr euch noch ein wenig zurückziehen?", fragte eine der beiden Zofe. "Ja, geht ruhig schon vor und habt einen schönen Tag!", lächelte Anarórë ihre Zofen an. Diese lächelten, verneigten sich und eilten hinaus. Sie blieb noch eine Weile auf ihrem Zimmer. Es klopfte an ihre Tür und ihre Mutter trat ein. "Du bist ja schon fertig?! Sehr reizend. Unsere Gäste werden entzückt sein!", warf die Fürstin erfreut ein. Anarórë missfiel der unterschwellige Ton in der Stimme ihrer Mutter, "Weshalb so fröhlich Mutter? Schon wieder Gäste? Kommt jemand besonderes?" Isylia lächelte und legte die Hände auf die Schulter ihrer Tochter, "Dein Vater und ich haben dir einen möglichen Ehemann ausgesucht, wir hoffen nur, dass er es rechtzeitig zum Fest schafft! Er ist Botschafter in Imladris." Als hätte ihr jemand eine schallende Ohrfeige verpasst, fühlte sich Anarórë gegen den Kopf gestoßen und erhob sich blitzschnell. Ihre Sinne waren wie betäubt und in ihren spitzen Ohren hörte sie ihr eigenes Blut rauschen. Ihr Herz pochte wild. "Was habt Ihr? Ihr könnt mich doch nicht einfach verheiraten!", Anarórës Wangen verfärbten sich blutrot, "Mutter ich bitte euch, warum muss ich denn jemanden heiraten, den ich gar nicht kenne." Isylia griff nach der Hand ihrer Tochter, diese entzog ihr diese aber sofort. "Das ist die Tradition der Familie Anarórë und keine meiner Töchter wird sie brechen! Wir sehen uns gleich unten!", Isylia verließ das Zimmer ihrer ältesten Tochter und begab sich auf den Weg zum Garten. Sie wusste wie es Anarórë ging, aber es würde das Beste für sie sein, da war sie sich sicher. Anarórë spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und lehnte ihre Schläge an die kühle Wand. Sie musste sich beruhigen, ihr Herz klopfte wild in ihrer Brust und nur zu sehr wäre sie weggelaufen und hätte geschrieen. Aber sie wahrte ihr Gesicht und schritt auf ihren Balkon heraus. Der Wind strich angenehm durch ihr Gesicht und beruhigte ihr Herz. Ihr Blick wanderte erst ziellos über die Stände, bis sie ihren ältern Bruder mit seinem Freund und ihrer Schwester dort stehen sah. Diese spürte wohl das sie beobachtet wurde und blickte direkt in ihre Richtung und hob die Hand zum Gruß. Anarórë winkte zurück. *** Absichtlich erschien Anarórë später zum Fest. Sie verharrte hinter einer Mauer und versuchte sich an der großen Gesellschaft unbemerkt vorbeizuschleichen, um in die Stadt zu gelangen. Es gelang ihr auch fast, vor dem letzten Stützpfeiler stieß sie unsanft mit jemanden zusammen. Erschrocken wandte sie sich um. "Gen díheno Ich vergebe dir! - kann aber auch als Ich bitte um Vergebung gedeutet werden, brachte sie errötend hervor. "Es war mein Fehler!" , kam ihr auf einer vertrauten Sprache gesagt. Erstaunt blickte Anaröré ihren Rempler an. Es war ein hochgewachsener, dunkelhaariger Elb, dessen Reisekleidung mitgenommen schien und er schwächlich auf den Beinen schwankte. "Ihr seht müde aus! Kommt ich von weit her?", fragte Anaröré neugierig. "Ja, der ritt war sehr weit, aber sagt, kennt ihr ein Gasthaus mit Unterkunft für mich?", fuhr er benommen fort. Sie nickte und zog ihn mit in die Stadt herunter, bis zu einer Taverne, wo sie Platz nahmen. Es war weit nach Mitternacht, als Anaröré sich ins Schloss zurückschlich. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen schlief sie ein *** Erst in den frühen Morgenstunden, als der Himmel sich bereits rot zu färben drohte, war das Fest verstummt. Fröhlich war Anaryeldë zu Bett gegangen und eingeschlafen. Draußen hatte das Wetter umgeschlagen und dunkle Regenwolken wurden von der Küste herangetrieben. Donner und prasselnder Regen begleiteten das unruhig schlafende Mädchen. Die Vorhänge hatte eine Zofe vorsorglich zugezogen. Anaryeldë begann zu träumen. "Vogelgezwitscher hallte über eine weite Talhöhe. Sie selbst stand auf einer hohen Klippe am Meer, in einem reinweißen Kleid gekleidet, vom Wind umweht mit fliegendem Haar. In ihren Händen hielt sie einen verzierten Dolch und presste ihn an ihren Körper. Dunkle Wolken zogen über den Osten zu ihr und Nebel versperrte ihr den Weg zum Schloss. Zu ihren Füßen lag nur noch der Abgrund. Zeitweise lichtete sich der Nebel und ein zerstörter Wald lag vor ihr. Tiere, Menschen, Elben und Orks lagen über hektargroße Flächen maroder und brennender Landschaft. die sie von allen Seiten einschloss..." Mit pochenden Herzen setzte sich die junge Elbin zitternd in ihrem Bett auf. Sie fasste sich an ihre kalte Stirn und befühlte ihr Gewand, normalerweise schwitzen Elben nicht, aber sie spürte eine leichte Nässe. Die Tür wurde aufgestoßen und ihre Brüder und Legolas kamen mit gezückten Schwertern bzw. Bogen hereingestürzt, Anaryeldë erschrak gleich noch mal und zog ihr Bettzeug vor der Brust zusammen. "Wer ist da, wer hat wagt es unsere Schwester anzugreifen???", polterte Aryon im Zimmer umher. "Was macht ihr hier, könnte ich euch fragen!", antwortete Anaryeldë perplex. Augenblicklich ließen die drei ihre Waffen sinken. Aryon ging zu seiner Schwester. "Wir haben dich schreien gehört!", fuhr Anaryondo fort. Anaryeldë fasste sich an den Kopf, "Ich hatte einen schrecklichen Albtraum. Mein Kopf schmerzt furchtbar." "Legolas, Anaryondo, holt Elestirne, damit sie sich Anaryeldë ansieht.", befahl ihr älterer Bruder. Liebevoll strich er seiner Schwester über den Kopf und nahm sie fest in den Arm. Erst als Elestirne kam, verließ er den Raum. Die Untersuchung dauerte nicht lange. "Du kannst aufstehen, soweit ich sagen kann fehlt dir körperlich nichts.", sprach die Meisterin der Heilkunst Anaryeldë erhob sich langsam und schritt mit offenen Haaren ans Fenster. Die Sonne stand schon auf fast Mittagshöhe und schickte ihr Strahlen zur Erde "Elestirne, ich habe etwas in meinen Träumen gesehen, was so real war, dass es selbst bei dem Gedanken daran mein Herz beben lässt.", erklärte die junge Elbin und umklammerte ihren Brustkorb, "Etwas furchtbares wird passieren, dass weiß ich genau. Der Schatten zieht vom Osten her!" *** "Ah, Aryon. Schon so früh auf den Beinen?", entgegnete Fürst Anarthôr seinem ältesten Sohn, der auf dem Weg mit seinem Bruder und seinem Freund Legolas unterwegs in die Gärten war. "Guten Morgen Vater!" , tönte es von den beiden Söhnen. "Guten Morgen, Fürst Anarthôr", von Legolas "Geht schon mal vor! Ich komme gleich nach!", entgegnete Aryon seinen Freunden und sah ihnen nach wie sie sich immer weiter von ihnen entfernten. "Was kann ich für euch tun, Vater?", fuhr Aryon fort. "Ich möchte mich ein wenig mit dir unterhalten. Lass uns dazu in den Garten gehen!", antworte Anarthôr. Sie schritten schweigsam nebeneinander her. Vogelzwitschern begleite ihren Weg. Viele Bedienstete waren schon auf den Beinen um die Reste des Festes zu beseitigen. Unterwegs kam ihnen auch Anaröré entgegen. Freundlich nickte sie ihnen zu. "Anaröré scheint sich für deinen Freund begeistert zu haben.", warf der Fürst ein. Aryon schaute verwundert, dass war ihm gar nicht aufgefallen, "Seid ihr euch sicher, Vater?" Sein Vater lächelte, "Es gibt nicht viel, was ich an unseren Frauen verstehe, aber eines weiß ich genau, wann sich meine älteste Töchter sich zu sehr für Fremde interessiert. Anaröré soll demnächst mit dem Fürsten von Harlindon verlobt werden, ich wünsche das dein Freund uns somit verlässt." Währenddessen waren sie im Thronsaal angekommen und traten ein, während Anarthôr die Tür wieder Schloss, damit sie allein waren hatte er die Wächter weggeschickt. "Darum geht es dir? Das Legolas fortgeht?", fragte Aryon. "Unter anderen, denn deine Mutter und ich haben auch eine durchaus passable Partie für dich gefunden. Meneliel von Harlindon wäre für unser Haus ein wirkliche Bereicherung ", berichtete Anarthôr erwartungsvoll. "Vater, was verlangt ihr da von mir?", Aryon machte einen bestürzten Gesichtsausdruck, "Eine Frau für mich? Verheiraten? Ich bin viel zu jung! Genauso wie Anaröré noch zu jung ist!" "Das interessiert mich nicht, diese Streifzüge durch Mittelerde haben wir toleriert, aber nun wird es Zeit für dich deine Pflichten in deinem Haus zu erfüllen.", ermahnte der Fürst seinen Ältesten. "Diese Pflicht, euren Wunsch kann ich nicht erfüllen, Adar!", brachte Aryon mühsam hervor, sein ganzer Körper bebte. Anarthôr erhob sich von seinem Thron und zitterte vor Wut auf die Antwort seines Sohnes, "Wenn du dich weigerst, die durch deine Geburt in dieser Familie auferlegten Pflichten nicht zu erfüllen, soll somit dein Stand in diese Familie verwirkt sein!" Die letzten Worte halten laut durch den Thronsaal, den soeben die anderen Mitglieder der fürstlichen Familie betreten hatten. Anaröré und Anaryeldë wechselten betroffene Blicke. Ihre Mutter war schockiert, verharrte jedoch inmitten der Anrede, "Anarthor,...!". Aryon spannte jeden Muskel in seinem Körper an und Anaryeldë spürte, wie sehr ihr Bruder nun lit und die Wort ihm nicht leicht fielen, "Wenn dies euer Wunsch ist Hohefürst von Farlindon, werde ich dem nach kommen!" Er verneigt sich kurz und blieb kurz vor dem Ausgang stehen und rief laut, "Nad dithen. Radathon nîn (Nur noch eins! Ich werde meinen Weg finden) und verließ ohne einen letzten Blick den Thronsaal. *** Anaryeldë saß benommen auf der Bank in ihrem kleinen Garten. Tränen liefen ihr über die Wangen hinab. Noch nie hatte sie ihren Vater und Aryon so wütend aufeinander gesehen. Aryon war verbannt und durfte nie wieder nach Hause zurückkommen. Sie war so in Gedanken und erschreckte kurz, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. "Im pedin dev le? (Kann ich mit dir sprechen)", fragte der Elbenprinz leise und reichte ihr ein besticktes Taschentuch. Dankbar nahm sie es an. "Hannad! (Danke!)" "Lle anta amin tu? (Brauchst du Hilfe?)[/í] sprach er mit aufrichtiger Miene und fasste ihr tröstend an die Schulter und setze sich zu ihr. "Law!", sie wehrte ab, "Nein, danke, aber ich bin furchtbar aufgewühlt darüber, was heute geschehen ist!" "Wir werden nach Imladris und später in den Düsterwald zurückkehren, bis sich alles wieder gelegt hat!", fuhr Legolas fort. Anaryeldë sah kurz auf, "Aryon, wird sobald nicht zurückkehren können. Viel Zeit wird vergehen wenn nicht sogar für immer. Unser Vater ist sehr streng! Ich wünschte, ich könnte Vater irgendwie überrreden." Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Behutsam kniete sich Legolas vor ihr hin. "Die jetzigen Herren über die verschiedenen Elbenvölker wahren ihre Traditionen.", versucht er ihr zu erkären, "No i brestanneth anírach tírad vi amar. (Sei die Veränderung die du wünscht in der Welt) "Veränderung?", fragte Anaryeldë, "Welch kühnes Wort in unseren Gestaden. Nichts fürchtet mein Vater mehr, als die Veränderung von Mittelerde." "Mit der Zeit wirst du erkennen, dass du deinem Bruder sehr ähnlich bist und das sich euer beider Schicksal noch kreuzen wird.", sprach Legolas weiter. "Wohin wirst du jetzt gehen?", bemühte sich die junge Elbin ihre Tränen. "Aryon und ich werden gemeinsam nach Imladris und anschließend nach Düsterwald zurückkehren!", antwortete er und erhob sich wieder. "Ich würde auch gern durch Mittelerde streifen, aber Vater würd mich nie gehen lassen.", träumte sie. "Caro lín hwîn na lín tur - hiro lín galu, reno lín iest a caro ha tîr cuil na lín daer ôl.(Mach Deine Schwäche zu Deiner Stärke - Finde Dein Glück, erinnere Dich an Deinen Wunsch und mach das wahre Leben zu Deinem großen Traum!), sprach der Elbenprinz und nun erhob sich auch Anaryeldë zu seinen Worten. "Ach Legolas das sind nur Träumerein, sie werden vergehen und ich auf ewig hier gefangen sein!", gab Anaryeldë in einem süßbitteren Tonfall zurück. "Estelio nin (Vertrau mir), höre auf dein Herz, es wird dich leiten! Folge nicht dem Pfad zurück nach Valinor, von dem Aryon befürchtet, dass euer Vater ihn nehmen wird. Und liebe wen dein Herz für dich bestimmt!", erwiderte er. Sie dachte kurz über die Worte nach, als er ihr ein Versprechen abnahm. "Lle vesta? (Versprichst du es?) Es war ein besonderer Tag, an den sie noch oft in den anstehenden, dunklen Tagen Mittelerdes denken sollte. *** Der neue Frühling hatte Einzug gehalten und bunte Fahnen wehten hoch in den blassblauen Himmel. Ein dreiviertel Jahr war seit Aryons Verbannung ins Land gegangen und nun standen Anaröré und Anaryeldë wieder einem Abschied nah. In der Ferne konnten sie gerade noch den Schweif von Anaryondos Pferd erkennen. "Und nun sind wir ganz allein!", sprach Anaröré im gedämpften Tonfall. "Nein, wir werden Aryon und Anarion sicher bald wiedersehen!", gab Anaryeldë zurück. "Wieso nennst du ihn Anarion?", fragte ihre Schwester verwundert. "Er sagte mir, dass nun sein wahres Leben da draußen beginnen würde und sein Name auf Sindarin ist Anarion! Er wird nie wieder Anaryondo sein!" *** Währenddessen laufen im Auenland die Vorbereitungen für Bilbos 111. Geburtstag. Ein kleiner dunkelgelockter Junge sitzt unter einem Busch und liest in einem Buch. ~ Fortsetzung folgt ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)