CIL-Fanfic-WB:Odins Auge von abgemeldet (so komplett abgeschlossen) ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8- Erkenntnisse, die verwirren -------------------------------------------------- so und hier Kapitel 8 ^^; es erklärt sich so einiges *g* Kapitel 8- Erkenntnisse, die verwirren Als sie wieder aufwachte, war Max' Bett leer und ein Klappern kam aus der offenen Badezimmertür. Immer noch müde, gähnte sie. Ihre Augen waren schwer und sie hatte einen unangenehmen Geschmack auf der Zunge. "Guten Morgen! Ausgeschlafen?" Max hatte den Kopf aus der Tür gesteckt und machte auf sie einen unverschämt ausgeruhten Eindruck. "Mehr oder weniger.", antwortete sie ihm nuschelnd. Seufzend schwang sie die Beine aus dem Bett, wickelte sich sorgsam in die Decke ein und schlurfte zum Badezimmer. "Wie lange brauchen Sie noch?", fragte sie im Türrahmen stehend. Max rasierte sich gerade und stand schon in einem zerknitterten, aber frisch gewaschenem Hemd vor dem Spiegel. "Wo haben Sie denn Ihre Sachen gewaschen?", fragte Elisabeth, immer noch erstaunt, ob dem gewaschenen Hemd. "Ich konnte gestern nicht richtig einschlafen. Sie haben ja das halbe Bett auseinandergenommen. Also habe ich mich nützlich gemacht. Im Gegensatz zu Ihnen, konnte ich ja nur noch ein anderes Hemd und ein paar Unterlagen aus meiner Wohnung mitnehmen. Nach dem Frühstück frag ich noch nach einem Bügeleisen, dann sieht es doch aus, wie neu." Sichtlich stolz auf seine Leistung, strich er über das Hemd. Er trat an ihr vorbei aus dem Badezimmer und sagte "Beeilen Sie sich! Ich war schon unten und habe uns zum Frühstück angemeldet. Sie haben noch gute 20 Minuten!" Eine Viertelstunde später, kam auch Elisabeth aus dem Badezimmer. Die Haare zu einem Zopf geflochten und ausnahmsweise einmal in einer Jeans und dunkelblauer Bluse. "Das ging aber schnell! Normalerweise brauchen Frauen doch immer so lange!", zeigte sich Max überrascht, nachdem sie aus dem Bad kam. "Ich bin eben keine gewöhnliche Frau.", gab Elisabeth keck zu bedenken. "Das habe ich schon gemerkt.", sagte Max zweideutig. Elisabeth verzichtete auf eine Antwort, nahm stattdessen ihre Kette vom Tisch und begab sich zur Zimmertür. Gemeinsam gingen sie nach unten in den kleinen Frühstücksraum. Dort sahen sie auch zum ersten Mal die anderen Gäste des Hotels. Eine Familie mit drei Kindern saß am Fenster und beendete gerade ihr Frühstück. Eine Frau im Nadelstreifenanzug trank hinter einer Wirtschaftszeitung eine Tasse Tee. Hinter einer kleinen Trennwand saßen noch weitere Personen, waren aber nicht zu erkennen. Die Dame vom Empfang schien auch für das Frühstück zuständig zu sein, denn sie kam just in dem Moment, als sie den Raum betraten, aus der Küche. "Guten Morgen! Sind Sie Raucher oder Nichtraucher?", fragte sie mit einem aufgesetzten, immer-gute-Laune Lächeln. "Also, ich bin Nichtraucher.", erklärte Elisabeth und gab so ihren Sitzbereich vor. Sie wurden zu einem Tisch in der Nähe des Fensters gebracht. Ihre Bedienung verschwand, nachdem sie ihre Bestellungen aufgenommen hatte. "Was machen wir heute?", fragte Max. "Ich würde vorschlagen, dass wir uns um dieses Reserpin kümmern sollten. In der Stadtbücherei gibt es einen Internetanschluss, dann kann man auch nicht so leicht nachvollziehen, wer sich nach dem Reserpin erkundigt hat. Ich will nicht daran denken, was passiert, wenn die unser Hotel ausfindig machen. Und für Sie etwas zum Anziehen wäre nicht schlecht." Max stimmte zu und dann kam auch schon ihr Frühstück. Jeder bekam ein Kännchen Kaffee, zwei Brötchen und eine gemischte Platte mit Wurst, Käse und Marmelade. Während ihrem Frühstück verließen alle den Nichtraucherbereich. Es kamen noch einige Gäste herunter, doch diese schienen alle Raucher zu sein. Zufrieden und satt ging Elisabeth noch einmal auf ihr Zimmer, um ihre Jacke und ihre Handtasche zu holen. Unterdessen bezahlte Max das Frühstück. "Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?", fragte Miss Hugin, als sie sah, dass ihre Gäste ausgehen wollten. Max sah Elisabeth kurz fragend an, diese schüttelte aber ernst den Kopf, und so verneinte er. Zu Fuß gingen sie bis zur Bibliothek, die, zum Erstaunen von Max, ganz in der Nähe lag. "Waren Sie schon einmal hier?", fragte er, da seine Begleiterin den Weg ganz von alleine fand. "Selbstverständlich war ich schon mal hier! Ich lebe schon mein ganzes Leben in dieser Stadt." Elisabeth stieg die zwei Stufen bis zum Eingang hinauf und wartete auf Max, der bewundernd das älteste Gebäude der Stadt bestaunte. "Ein wirklich tolles Gebäude.", meinte er begeistert. "Von drinnen sieht es noch viel imposanter aus. Vor Jahren hat die Stadt Geld für die Renovierung bereitgestellt, seitdem wird hier ständig gebaut." Elisabeth ging durch die gläserne Eingangstür. Vor ihnen befand sich der große Lesesaal. An einigen Tischen saßen schon jetzt Leser. Die Berge von Büchern vor ihnen, ließen die Annahme machen, dass es sich um Studenten oder Schüler handelte. In der Luft hing der angenehme Duft von alten Büchern und Holz. Es war vollkommen still und nur ab und zu hörte man ein leises Flüstern, oder ein unterdrücktes Husten. Jeder der vom Stuhl aufstand, oder durch einen der Gänge ging, tat dies fast geräuschlos. Elisabeth tippte Max auf die Schulter und wies an die Decke. Die breiten Säulen endeten an der Decke in weit ausreichende Stuckverzierungen. In der Mitte jeder Gewölbedecke war ein religiöses Gemälde zu sehen. Elisabeth stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte Max zu, "Das hier war früher mal eine Kirche. Der Glockenturm wurde irgendwann einmal abgerissen und nur das Kirchgebäude ist erhalten geblieben. Einige wollten, dass man hieraus auch wieder eine Kirche macht, aber nur zwei Straßen weiter steht jetzt die Neue." Sie schmunzelte leicht und fügte noch hinzu, "Wenn Sie genug gegafft haben, dann können wir ja zu den Computern gehen." "Darf man denn so einfach daran?", wollte Max wissen. Er hörte nur ungern auf die Decken weiter zu betrachten, folgte Elisabeth aber auf dem Fuß. "Nein, ich habe eine Karte. Die muss man in ein Lesegerät schieben und dann bekommt man Zugang zum Internet. Am Ende des Monats wird der Betrag von meinem Konto abgezogen." Sie setzte sich vor einen freien PC und schob ihre Karte hinein. Max zog sich einen anderen Stuhl herbei und setzte sich neben sie. "Ich sehe erst mal im Bibliotheksregister nach. Wenn wir hier in der Bibliothek Bücher über Reserpin finden, können wir davon ausgehen, dass die Informationen nicht so schnell manipuliert werden können, wie im Internet." Sie ließ ihre Finger über die Tastatur wandern und fand schnell zwei Bücher. Eins der Bücher handelte ausschließlich von Depressionen und wie man sie behandelte, das andere war ein medizinisches Fachwörterbuch. Max erklärte sich bereit die Bücher zu holen und verschwand, suchend, zwischen den hohen Regalreihen. Auf diese Chance hatte Elisabeth gewartet. Sie hatte seit längerem ein komisches Gefühl, wenn es um Max Quinn ging. Und die Geschichte mit dem Reserpin hatte ihren Verdacht nur noch verstärkt. Sie klickte auf das Internetsymbol und ging auf die Seite einer Suchmaschine. In das Suchfeld gab sie den Namen "Max Quinn" ein und wartete auf die Ergebnisse. Zwei Sekunden später erschien eine ganze Reihe von Treffern. Obwohl sie damit gerechnet hatte, etwas über ihn zu finden, war sie über die Fülle der Informationen erstaunt. Ein Link zu einem Zeitungsartikel erregte ihre besondere Aufmerksamkeit. Die Seite baute sich nur langsam auf. Ungeduldig rutschte sie auf dem Stuhl umher. Endlich konnte sie den Artikel lesen und das, was sie las, konnte sie nicht fassen. Wenn das hier wirklich ihren Max Quinn betraf, war etwas weitaus größeres im Gange, als sie jemals geglaubt hatte. Mysteriöses Verschwinden eines Archäologen 4. Mai verschwand der talentierte, junge Archäologe Max Quinn (28) spurlos. Er befand sich an einem geheimen Ausgrabungsort in Deutschland. Das rätselhafte Verschwinden von Max Quinn hat die gesamte Froscherwelt in Schrecken versetzt. Max Quinn hatte sich auf Nordische Mythologie spezialisiert und glaubte, einem bedeutenden Fund auf der Spur zu sein, als er im letzten Jahr mit einer zehnköpfigen Mannschaft in das unbekannte Gebiet aufbrach. Seine Ausgrabungen brachten einige wertvolle Kunstgegenstände zu Tage, wie zum Beispiel die bisher älteste Darstellung der Nornen, die nach germanischem Glauben, das Schicksal jedes Einzelnen spannen. Einige Tage vor seinem Verschwinden, so teilte uns die Universität Bonn mit, habe er eine e-Mail geschickt, in welcher er einen spektakulären Fund ankündigte. Um was es sich bei diesem Fundstück handelte, konnte bis jetzt noch nicht geklärt werden, da mit Max Quinn nicht nur auch die zehn weiteren Wissenschaftler verschwanden, sonder auch alle anderen Kunstgegenstände. Einer Zeugenaussage zufolge soll man, nachdem sich über eine Woche niemand von der Ausgrabungsstätte gemeldet hatte, einen Suchtrupp geschickt haben. Zu dieser Suchgruppe gehörte unser Zeuge. Laut ihm, fand man nicht nur keinen der Forscher, oder eins der Fundstücke, sondern das ganze Gelände war eingeebnet worden. "Es war nichts mehr da! Einfach nichts mehr! Mitten auf einer riesigen Wiese ist ein runder Kreis, ohne jegliches Gras! Es war noch nicht einmal ein Fußabdruck zu finden! Es hat nichts darauf hingewiesen, dass hier jemals ein Mensch gewesen ist.", sagte der Zeuge. Zu einem weiteren Interview kam es leider nicht mehr, da der Zeuge tragischerweise vor zwei Tagen bei einem Unfall starb. So bleibt der Aufenthaltsort von elf Menschen weiterhin unklar. Mit brennenden Augen starrte sie auf den Bildschirm. Sie konnte nicht glauben was sie eben gelesen hatte. Sie suchte nach einem Bild dieses gewissen Max Quinn und fand am Ende des Artikels einen Verweis auf ein Foto. Ohne zu zögern, klickte sie darauf und das Bild von Max Quinn erschien. Es war der Max Quinn, welcher eben noch neben ihr auf dem Stuhl gesessen hatte und nun in den Regalreihen nach Büchern suchte. Sie musste zugeben, dass es ein schlechtes Bild war und das Max jetzt etwas anders aussah, aber dennoch erkannte sie ihn, ohne Zweifel. "Sie hatten Recht mit dem Reserpin! Ich habe eben schon mal kurz in einem der Bücher gelesen..." er verstummte plötzlich. Polternd glitten die Bücher aus seinen Händen und landeten auf dem Boden. Verärgert blickten einige der anderen Besucher in ihre Richtung. Allerdings bemerkte weder Elisabeth, noch Max etwas davon. Elisabeth hatte sich langsam zu ihm umgedreht. Max starrte auf den Bildschirm. Sein Gesicht füllte den ganzen Bildschirm aus. Fassungslos stammelte er irgendetwas vor sich hin und setzte sich. "Das bin ich?", hörte Elisabeth endlich aus dem Gestammelten heraus. "So wie es aussieht. Jetzt sind Sie aber jemand ganz anderer! Ich habe keinen blassen Schimmer, wie Sie dies alles haben vergessen können!" "Was vergessen? Ich verstehe gar nicht... Vergessen... jemand anderer?" Mit schmerzverzerrtem Gesicht, presste er nun beide Hände vor die Augen. Er hatte unglaubliche Kopfschmerzen, seit dem Moment, in dem er das Foto gesehen hatte. Der Schmerz kam in immer stärker werdenden Wellen. Durch die geschlossenen Lider sah er Farbblitze von einer unvorstellbaren Helligkeit. In seinen Ohren hörte er sein eigenes Blut rauschen. Er spürte, wie ihm jemand die Hand in den Nacken legte und ihn ansprach. Er brauchte etwas länger, bis er die Stimme verstand und erkannte. "Max! Alles in Ordnung? Soll ich Hilfe holen? Max! Verstehst du mich? Max!" Ihre Stimme klang schrill und deutlich war die Panik aus ihr herauszuhören. "Nein, es geht schon wieder. Nur,... unglaubliche Kopfschmerzen.", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Unterdrückt stöhnend, rieb er sich einige Male die Augen. Langsam wurden die Lichtblitze weniger, die Schmerzintervalle wurden schwächer und das Rauschen in seinen Ohren ebbte ab. Er atmete tief durch und setzte sich auf. "Geht es wieder?", fragte Elisabeth und blickte immer noch besorgt in sein Gesicht. "Es geht wieder einigermaßen.", sagte er nickend. Sie ließ ihm Zeit ,nochmals durchzuatmen. Seine Kopfschmerzen wurden von Minute zu Minute schwächer, die Blitze vor seinen Augen waren verschwunden und das Rauschen kaum mehr wahrnehmbar. Dennoch wirkte Elisabeth immer noch beunruhigt. Er bemühte sich um ein Lächeln und tätschelte Elisabeth' Kopf. "Wir duzen uns also?", forschte er, gespannt auf die Reaktion von Elisabeth wartend. Sie machte ihm die Freude und reagierte genauso, wie er gehofft hatte. Vergessen waren seine Schmerzen und die Sorgen, die sie sich gemacht hatte. Ihre Augen wurden groß und die Farbe in ihrem Gesicht änderte sich in ein strahlendes Rot. "Ich... also, das war nur, weil ich... ich habe mir Sorgen gemacht und... da habe ich nicht nachgedacht. Ich...", stotterte sie nervös. Elisabeth war das Ganze äußerst peinlich. Sie hatte wirklich in dem Moment nicht darüber nachgedacht, was sie sagte. "Nun mal langsam! Wird auch langsam Zeit, dass wir mit dem albernen Sie aufhören. Bei dem, was wir schon alles erlebt haben!" Max lachte und strahlte über das ganze Gesicht. Er streckte ihr die Hand entgegen und meinte feierlich "Ich bin Max. Freut mich dich kennen zulernen." Immer noch rot im Gesicht und etwas scheu, ergriff sie seine Hand. "Hi, ich bin Elisabeth, aber du kannst Elli sagen.", äußerte sich Elisabeth dann schließlich doch. Trotz ihrer Verlegenheit war ihr Händedruck ebenso fest, wie der von Max. Endlich stahl sich auch das feierliches Lächeln auf Elisabeth' Lippen. "Und könntest du mich jetzt über das hier aufklären?" Er zeigte auf den Bildschirm und Elisabeth nickte. Sie räusperte sich noch einmal und berichtete Max, was sie in dem Artikel gelesen hatte. Max wirkte derweil etwas abwesend. Er ließ jedes Wort besonders auf sich einwirken, versuchte sich an irgendetwas zu erinnern, aber konnte es nicht. "Und, erinnerst du dich an irgendetwas?", fragte Elli gespannt. "Nein. An nichts. Im Mai war ich bei meinen Eltern, glaube ich. Ich bin mir bei nichts aus meiner Vergangenheit mehr sicher. Aber ich habe immer das Gefühl, so etwas schon einmal gehört zu haben." "An was erinnerst du dich denn absolut sicher?" "Hmm, mein Umzug. Ich bin im Flugzeug aufgewacht. An das erinnere ich mich sicher. Neben mir hat so ein schmieriger Typ gesessen. Den ganzen Flug über, durfte ich mir etwas über den neuen Mercedes anhören." Elisabeth seufzte. "Ich weiß nicht, das bringt uns nicht weiter. Vielleicht brauchst du noch etwas Zeit, um dich an etwas zu erinnern. Das Reserpin hast du ja noch nicht allzu lange abgesetzt." "Aber was hat das Reserpin damit zu tun, dass ich mich angeblich an nichts erinnern kann? Wo das ja gar nicht stimmt! Ich erinnere mich ja an alles, zwar etwas vage, aber ich erinnere mich sogar an kleine Details!" Max war aufgestanden und ging ruhelos auf und ab. "Ich glaube, das Reserpin war nur Mittel zum Zweck. Man hat dich dadurch gefügig, leicht zu kontrollieren gemacht. Ich lehne mich vielleicht etwas weit aus dem Fenster, aber ich behaupte einfach einmal, dass man bei dir eine Gehirnwäsche durchgeführt hat. Obwohl man besser sagen sollte, dass deine gesamte Vergangenheit, deine gesamte Identität ausgetauscht wurde." Sie sprach betont langsam und ließ keinen Zweifel daran, dass sie der festen Überzeugung war die Wahrheit erkannt zu haben. "Nein. Das ist mir zu futuristisch! So etwas geht doch gar nicht! Und wieso müssen meine Erinnerungen falsch sein? Dieser Zeitungsartikel ist doch viel einfacher zu fälschen!" Er wies fuchtelnd auf den Bildschirm, war aber auch noch lauter geworden, sodass wieder der Großteil der anderen Besucher zu ihnen starrten. "Setz dich hin! Ein Zeitungsartikel kann vielleicht gefälscht werden, aber mehrere hundert? Und es sind sogar welche aus ausländischen Zeitungen dabei. Und immer ist ein Bild von dir zu finden. Nur die Narbe ist auf keinem zu sehen! Max, ich behaupte nicht, dass ich Recht habe, vielleicht irre ich mich, aber denk doch einmal nach. Erinnerst du dich an das, was du im Hotel gesagt hast?" Elisabeth sah ihm beschwörend in die Augen. Max senkte den Blick. "Was meinst du?" "Einmal das mit dem Pinsel. Ein Archäologe gebraucht einen Pinsel. Er entfernt damit Staub. Viele Ausgrabungen finden in der Wüste oder heißen Gebieten statt. Das passt doch alles zusammen, oder? Und dann die Sache mit der Empfangsdame!", indessen hatte sie seine Hände ergriffen und blickte ihn forschend an. "Ja, Lisa Hugin. Hugin ist einer von Odins Raben. Der andere hieß Munin. Jeden Tag hat Odin sie losgeschickt, einmal um die Erde zu fliegen und ihm zu erzählen, was auf der Welt geschieht." "Moment! Wie hieß der andere Vogel? Munin?" Deutlich konnte er erkennen, wie es hinter der Stirn von Elisabeth arbeitete. "Ja, Munin hieß der andere. Da bin ich mir sicher." Er konnte nicht verstehen was sie so aus der Fassung gebracht hatte. Sie stieß einen Fluch aus und legte die Hand auf den Mund. Max zog die Augenbrauen zusammen. "Was ist denn?", wollte er wissen. "Munin, so hieß die Dame am Empfang. Ich meine in deiner Bank. Das kann doch kein Zufall sein. Hugin und Munin. Die Raben waren Beobachter, Kundschafter, oder?" Sie hoffte inbrünstig, dass er es verneinen würde, aber wie könnte er? Eben hatte er es ihr doch schon gesagt, dass die Raben Odin Nachrichten brachten. So ging Max auch nicht auf die Frage ein, sondern starrte langsam begreifend in ihre Augen. "Gedanke und Erinnerung. Hugin und Munin. Du meinst, wir wurden die ganze Zeit über beobachtet? Aber warum in Gottes Namen haben sie diese Namen gewählt? Wissen sie nicht, dass ich mich wieder an etwas erinnere?" Nun hatte auch er die vollkommene Gewissheit, dass die Erinnerungen die er zu haben glaubte, nicht die seinen waren. Er wusste nicht, wo er diese Gewissheit hernahm, aber sie war da, einfach unumstößlich. "Jetzt werden sie wohl wissen, dass du dich an etwas erinnerst, nachdem du Hugin die Geschichte mit der Übersetzung unter die Nase gerieben hast." Sie wollte nicht vorwurfsvoll klingen, aber sie konnte nicht anders. "Ich denke, sie haben die Namen aus Sarkasmus genommen. Sie konnten dir die ganze Zeit vorhalten, ohne dass du es merkst, dass du nichts mehr hast." Beide schwiegen betroffen. Sie waren der Meinung gewesen, so vorsichtig gewesen zu sein, doch dann sitzt ihnen der Feind auch schon im Nacken, klebte an ihnen fest, ohne dass sie es merkten. "Wir sollten nicht mehr in das Hotel zurück. Und von hier sollten wir auch verschwinden. Wir gehen so vor, wie bei der Flucht aus meinem Büro.", entschied Max und stand auf. Etwas lauter als vorher sagte Elisabeth "Ich habe wirklich geglaubt, dass hat etwas mit dem Reserpin zu tun. Also, wieder eine Sackgasse." Nun stand Elisabeth ebenfalls auf. Gemeinsam verließen sie die Bibliothek wieder. Max lies sich von Elisabeth durch einige kleine Nebenstraßen führen, bis sie zu einer belebten Straße gelangten. ...Fortsetzung folgt dann... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)