CIL-Fanfic-WB:Odins Auge von abgemeldet (so komplett abgeschlossen) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4- Suche nach dem Schuldigen ----------------------------------------------- Kapitel 4- Suche nach dem Schuldigen Röchelnd kam Elisabeth wieder zu Bewusstsein. Ihr Körper schien nur noch aus purem Schmerz zu bestehen. Ihr Knöchel pochte und in ihrem Kopf drehte sich alles. Nur langsam kamen ihre Erinnerungen zurück. Sie drehte sich um und kuschelte sich tiefer in ein flauschiges Kissen. Sie hielt inne, blinzelte einige Male und strich dann, zu einer weiteren Bestätigung, mit der Hand über den schneeweißen Kissenbezug. Sie lag in ihrem Bett. Erleichtert seufzend, schloss sie wieder ihre Augen, während sie sich auf die andere Seite rollte. Es war also doch ein Traum gewesen. Doch wieder verwirrten sich ihre Gedanken. Sie besaß gar keine weißen Bezüge. Die gerade geschlossenen Augen wurden wieder aufgerissen und entdeckten einen unbekannten Schrank. Sie stützte sich auf ihre Arme. Ein Schmerzenslaut drang zwischen ihren Lippen hervor. Ihr Kopf dröhnte widerstrebend und ihr Bewusstsein ließ erste Anzeichen erkennen, dass es wieder schwinden wollte. Verbissen kämpfte sie gegen die drohende Ohnmacht an. Langsam nur wich das Schwarz vor ihren Augen wieder. Neben dem Türeingang saß, auf einem Sessel zusammengekauert, ein Mann. Sie konnte nicht erkennen, wer es war. Diesmal langsamer, brachte sie sich in eine nun vollständig sitzende Position. Sie tastete nach ihrer Brille und konnte sie schnell auf dem kleinen Nachttischen finden. Nachdem sie die Brille aufgesetzt hatte, konnte sie den Mann endlich erkennen. Ihr gegenüber saß Max Quinn in dem Sessel. Um seine Füße lag eine grün-rot karierte Decke, in die sich eine pechschwarze Katze gekuschelt hatte. Er schien noch nicht wach zu sein, denn er blickte nicht auf, als sie sich rührte. Sie betrachtete ihn nur noch kurz. Über seinem rechten Augen war eine kleiner Kratzer zu erkennen. Eindrücklich machte sich ihr Rücken bemerkbar, während sie versuchte, sich ohne einen Laut, der ihre Schmerzen kundtat, weiter aufzurichten, um sich dann zurück an die Wand zu lehnen. Endlich gelang es ihr, nach einigen vergeblichen Ansätzen. Seufzend ließ sie die angehaltene Luft aus ihren Lungen, um sofort danach tief ein zuatmen. Ein weiterer Fehler. Ihre Rippen schmerzten bei dem tiefen Luftzug. Vorsichtig hob sie die rechte Seite des Hemdes nach oben. Ein vielfarbiges, faustgroßes Hämatom befand sich quer über den letzen drei Rippen. Vorsichtig, fast andächtig, betastete sie es. Der Bluterguss würde sie noch einige Zeit quälen. Sie schreckte davor zurück, sich eines der anderen schmerzenden Körperteile anzusehen. Der irrsinnige Gedanke, 'was ich nicht sehe, ist auch nicht da, oder lässt sich wenigstens besser ignorieren', kam schon von ihrer Großmutter, die grundsätzlich sämtliche Krankheitserscheinungen erst einmal ignoriert hatte. Sie schloss die Augen. Angestrengt dachte sie über die letzten Stunden nach. Ein wohlig weicher Nebel umhüllte ihre Gedanken. Als letztes konnte sie sich klar daran erinnern, Angst gehabt zu haben, dass ihr Bankberater gleich mit einem Messer hinter dem Schreibtisch hervorspringen würde. Für ihren Geschmack eindeutig zu langsam, lösten sich einige der Nebelfetzen auf. Er war tatsächlich über den Schreibtisch gesprungen, aber aus einem vollkommen anderen Grund. Die gesamte Wucht der Erinnerungen, ließ ein Kaleidoskop aus tausenden von Farben und Formen vor ihren Augen erscheinen. Abwehrend schlug sie ihre Hände vor ihr Gesicht. Ihre Schultern sackten nach vorne. Ihre Unterlippe zitterte. "Nein.", ächzte sie atemlos. Eben hatte sie den sanften Nebel vor ihren Erinnerungen noch verflucht, jetzt wünschte sie ihn sich sehnlichst zurück. Sie konnte sich an fast alles erinnern. Max Quinn hatte Eindruck auf sie gemacht. Sie, Elisabeth, hatte noch erschrocken auf dem Stuhl gesessen, versucht zu verstehen, was das Fenster zum Zerspringen gebracht hatte, doch Max Quinn, dieser scheinbar einfache Bankangestellte, war schon über den Schreibtisch gestiegen. Er war ihr entgegengekommen und hatte sie aus dem Stuhl gerissen. Sie hatte gemerkte, wie er sie kurz anstarrte, augenscheinlich einen Entschluss gefasste hatte. Er hatte ihren Arm umfasst und sie eine schier unendliche Zeit hinter sich hergeschleift. Mehr oder weniger zur Ruhe gekommen, war sie erst in einer Abstellkammer. Dort hatte sie einfach nur auf eine Wand gestarrt, an das, was er getan hatte, konnte sie sich nicht erinnern. In ihren Erinnerungen klaffte eine Lücke, deren Größe sie nicht bestimmen konnte. Das Nächste, woran sie sich sicher erinnerte, war, dass sie neben ihm auf einem Fenstersims gestanden hatte und sprachlos den einen Moment noch in die Tiefe gestarrt hatte, bevor sie im Nächstem sämtlichen Kontakt zu einem festen Untergrund verloren hatte. Sie waren aus einem Fenster gesprungen. Wissend fuhr ihre Hand an die rechte Seite. Daher also kam der blaue Fleck. Sie wagte nicht, sich auszumalen, was noch hätte passieren können. Sie versuchte sich an weitere Geschehnisse zu erinnern, doch wieder war eine unsagbares Nichts da. Sie erinnerte sich nicht mehr daran, wie sie auf dem Boden aufgeschlagen war, oder an ihren Flug. Ein mulmiges Gefühl, ein stechendes Gefühl in der Herzgegend, dass war das Einzige, an das sie sich erinnerte. Klar wurden ihre Gedanken erst wieder, unter einem breiten Busch. Sie hatte, an einen dünnen Stamm gedrängt, vor einem Mann gelegen. Erst hatte sie nicht erkennen können, wer es gewesen war, dann hatte der Mann sein Gesicht zu dem ihren gewandt, um ihr eine erdige Hand auf den Mund zu pressen. Seine Stimme zischte an ihrem Ohr. "Seien Sie still! Nicht bewegen!", hatte er ihr befohlen. Benebelt hatte sie genickt. Langsam hatte er seine Hand von ihrem Mund zurück gezogen. Seine Aufmerksamkeit hatte sich gleich zu eine andere Person gewandt. Sein Arm hatte sich um ihre Schultern gelegt, mit der anderen hatte er ihr eine bestimmte Richtung gezeigt. Sie war dem ausgestreckten Finger gefolgt. Einige Meter entfernt, halb auf einem der Büsche hängend, hatte sie eine leblose Gestalt erkannt. Selbst jetzt wollte sie nicht glauben, was sie gesehen hatte. Eine Frau mit kurzem, schwarzen Rock, einer ehemals fliederfarbenen Bluse und braunen, kurzen Haaren, hatte vollkommen leblos vor ihr gehangen. Selbstverständlich hatte sie aufstehen wollen und ihr helfen, doch der Arm von Quinn hatte immer noch um ihre Schultern gelegen und hatte sie hart zu Boden gedrückt. Konsterniert hatte sie ihn angestarrt, in seinem Blick war Bedauern zu erkennen gewesen. "Man kann ihr nicht mehr helfen. Wir sollten uns um uns selbst kümmern." Seine Stimme war nicht mehr, als ein leises Flüstern gewesen. Er hatte sich vorsichtig aus dem Gebüsch gerollt. Sie hatte ihm eigentlich folgen wollen, doch mit einer strickten Bewegung seiner Hand, hatte er ihr zu verstehen gegeben, sich nicht mehr zu rühren. Er hatte sich auf die Knie erhoben und war in gebückter Haltung um eine Ecke des Gebäudes verschwunden. Einige Sekunden war er nicht mehr zu sehen gewesen, dann hatte er ihr zugewunken. Wenn sie sich an ihre Schmerzen, die sie jetzt hatte, erinnerte, konnte sie sich nicht erklären, wie sie es geschafft hatte, bis zu der Ecke zu laufen. Auf jeden Fall hatte sie es geschafft. "Wir... wir müssen wenigstens einen Arzt oder die Polizei rufen!", waren die ersten Worte seit dem Fenstersprung von ihr gewesen. Auf ihr Drängen hin, hatte er nachgegeben, hatte ein Handy aus seiner Tasche gezogen, um die Polizei anzurufen. Das Telefonat war kurz gewesen. Es hatte aus dem Straßennamen, der Hausnummer und der Art des Vorfalls bestanden. Seinen Namen, oder den ihren, hatte er nicht genannt. Einen Moment hatte er das Handy noch unschlüssig in den Händen gehalten, dann hatte er es auf den Boden geworfen. Mit dem rechten Fuß war er daraufgetrampelt, bis er zu glauben schien, es würde nicht mehr funktionieren. Beide hatten sie erstaunt aufgehört, als schon so früh Polizeisirenen zu hören waren. Zwischen fest zusammengepressten Zähnen hatte er einige Flüche hervorgebracht. Fragend hatte sie ihn angesehen, hatte aber nicht mehr die Gelegenheit bekommen, auch nur ein weiteres Wort zu sagen, da er sie am Arm gepackte hatte und hinter sich hergezogen. Im Nachhinein wunderte sie sich, dass sie nicht energischer protestiert hatte. Unter den Massen der Schaulustigen, hatten sie sich gut verstecken können, so waren sie unbehelligt bis zu einer Bushaltestelle gelangt. Zufrieden hatte Max erst gewirkt, als sie in der letzten Reihe eines Busses Platz gefunden hatten. An das Nachfolgende erinnerte sie sich nicht mehr. Höchstwahrscheinlich bin ich eingeschlafen, dachte sie bitter. Sie wusste nicht, was sie nun machen sollte, so lehnte sie sich zurück. Ihre Augen schlossen sich von alleine, doch einschlafen konnte sie nicht mehr. Erst ein leises Knacken, ließ sie wieder die Augen öffnen. Max Quinn regte sich langsam in seinem Sessel. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen, gähnte herzhaft, um sich dann mit einem verschlafenen "Guten Morgen" an sie zu wenden. "Guten Morgen. Wo bin ich hier?", überfiel Elisabeth ihn. Er zog die Augenbrauen zusammen, blickte einige Sekunden ernst zu ihr hinüber, gab ihr aber dann doch keine Antwort, sonder scheuchte das Kätzchen von der Decke. Während er diese zusammenlegte, schwieg er weiterhin, erst als er die Schranktüre öffnete, setzte er zu einer Antwort an, "Sie sind in meiner Wohnung. Ich habe Sie gestern hierher gebracht." Im Gegensatz zu ihrer ersten Unterhaltung, schien dieser Mann jetzt nicht gesprächig zu sein, nein, wortkarg wäre eine bessere Beschreibung gewesen. Leiser Argwohn stieg in ihrem Inneren auf. "Und wieso haben Sie mich hierher gebracht?" , fragte sie leise. Zu ihrer eigenen Überraschung bekam sie diesmal sofort eine Antwort, darüber hinaus schien er sich über ihre Frage zu amüsieren. "Ich wusste doch nicht, wo Sie wohnen, wohin hätte ich Sie also bringen sollen?" Er schloss den Schrank und lächelte sie schelmisch an. "Weiterhin glaub ich nicht, dass Sie zurück in Ihre Wohnung sollten." "Bitte? Aber warum denn nicht?" "Na, ich meine doch, dass Sie nicht mehr in die Wohnung sollten. Oder glauben Sie, diese Leute die hinter Ihnen her waren, wüssten nicht, wer Sie sind?" In seinem Gesicht war nicht das leiseste Anzeichen einer Lüge, oder eines Scherzes zu erkennen. Nur sprang seine Augenbraue fragend in die Höhe, als er in ihr verwirrtes Antlitz sah. "Hinter mir... hinter mir her? Also, ich bitte Sie!" Ihr war es nicht gelungen, ihrer Stimme einen ruhigen oder sicheren Klang zu verleihen. Mehr war verhaltene Wut herauszuhören. "Sie kannten diese Leute nicht?" Quinn war zum Bett herübergegangen und hatte sich auf die Bettkante gesetzt. "Nein, selbstverständlich nicht! Ich habe mit solchen Leuten nichts zu tun!" Unbeirrt starrte sie weiter in seine Augen. "Und was ist mit Ihnen? Ist es nicht wahrscheinlicher, dass die netten Herren, die in Ihr Büro eingestiegen sind, Ihre Freunde sind?" "Gott!" , keuchte Quinn. Seinen Kopf hatte er in beide Hände gestützt. Sämtliche Farbe schien aus seinem Gesicht gewichen zu sein. "Sie? Nein! Das waren wirklich Freunde von Ihnen?" Sie konnte nicht anders, als den Mann entsetzt anzustarren. "Nein, Freunde nicht. Aber wenn sie nichts von Ihnen wollten, dann bleibt nichts anderes übrig, als das sie etwas von mir wollten." Er hob den Kopf an und blickte sich um. Den Blick, den er ihr zuwarf, drückte pure Verzweiflung aus. "Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht." Sie brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, was er meinte. Doch dann schlug sie die Decke von dem Bett zurück, sprang so schnell, wie möglich auf die Füße und taumelte Max, der nur einige Sekunden vor ihr aufgesprungen war, hinterher. Er brachte ihr ihre Schuhe, half ihr allerdings nicht, sie anzuziehen. Die Katze miaute aus einem der Räume erbärmlich, sodass Max dort hineinsprang und mit der Katze auf dem Arm wieder hinaustrat. "Wie lang brauchen Sie noch?" Elisabeth stand an die Tür gelehnt, nervös im Flur. "Ich muss nur noch ein paar Sachen haben. Kleidung zum Wechseln, Kreditkarten und einige Telefonnummern.", versprach er zwischen zwei hektischen Läufen durch den Flur. "Außerdem, wenn sie bis jetzt noch nicht hier waren, dann haben wir vielleicht noch etwas Zeit." "Nicht besonders überzeugend! Sie sollten..." Elisabeth wurde durch die Türschelle unterbrochen. "Erwarten Sie Besuch?" , fragte sie leise. "Nein." , sagte Max knapp. Elisabeth verschwand so schnell sie konnte in einem der Zimmer. Quinn nickte ihr kurz zu und öffnete die Tür. Elisabeth hatte ein ungutes Gefühl, er hatte noch nicht einmal einen Türspion, durch den er hätte sehen können, wer da geklingelt hatte. Das Türschloss ließ er aus diesem Grund geschlossen. Er wollte die Tür nur einen Spalt weit öffnen, aber mit voller Wucht wurde diese aufgestoßen. Die Kette des Türschlosses riss, wie ein Papierstreifen. Die Türkante traf Max mitten ins Gesicht. Ohne eine Chance, fand er sich auf dem Boden wieder. Hinter sich hörte er einen erstickten Schrei. Etwas warmes, feuchtes lief ihm langsam über die Lippen. Seinen Blick nahm er nur langsam von dem Blut an seinen Fingern. Vor sich musste er zwei Männer erkennen, traditionell in einem unauffälligen schwarzen Anzug. Der eine Mann war deutlich kleiner und Max meinte in ihm den Mann aus dem Bürofenster wieder zuerkennen. Hinter ihm stand ein bulliger Mann. Unter tiefschwarzen Gläsern schienen ihn zwei Augenpaare hässlich anzugeifern. "Sie sollten rauskommen Miss. Wir möchten uns doch nur unterhalten." Rauchig klang die Stimme des Kleinen. Dem untergründigen Befehl konnte Elisabeth sich aber nicht widersetzten. Max sah, wie sie vorsichtig hinter dem Türrahmen auftauchte und sich dann an die Wand gepresst zu ihnen in den Flur stellte. Hinter der leicht verbogenen Brille waren ihre grünen Augen, verängstigt, aber dennoch wachsam zu erkennen. Er saß immer noch auf dem Boden und starrte frustriert in den Lauf eines Gewehres. "So, wo wir dann hier alle schön versammelt sind, können wir uns ja mal unterhalten." , erklärte abermals der Kleinere. Der Bullige schien sich vollkommen auf seine Waffe zu konzentrieren. Langsam ging der Kleine um Max herum. An dessen Seite blieb er kurz stehen, sah aber nicht zu ihm herab, sondern betrachtete Elisabeth. Bevor Max etwas sagen konnte, rammte der Kleine seinen schwarzen, polierten Lederschuh in Maxs Seite. Aus Maxs Lungen entwich pfeifend die Luft, die Tränen schossen ihm in die Augen. "Gut, dann will ich erst mal etwas klarstellen, wir..." weiter kam er nicht, denn in der immer noch offenstehenden Haustür, stand eine verdatterte, ältere Frau. In jeder Hand hielt sie eine volle Einkaufstüte, ihr Blick wanderte von der Waffe zu dem auf den Boden gekauerten Max Quinn und letztlich zu den beiden Männern. "Mister Quinn! Was um alles in der..." Dieses Mal kam die ältere Dame nicht weiter, denn Max hatte den kurzen Moment der allgemeinen Unaufmerksamkeit genutzt, war aus seiner kauernden Position aufgefahren, hatte den Arm hochgerissen und dem Bulligen mit aller Kraft das Gewehr ins Gesicht geschleudert. Dieser hatte erstaunt aufgeschrieen, das Gewehr umklammert, und eine scheinbar wilde Zerrerei um das Gewehr begann. In dieser Zeit konnte Max den Kleinen nicht beobachten, dafür hatte Elisabeth ihn umso besser beobachtet. Als er eine Waffe aus seinem Hosenbund ziehen wollte, zögerte sie nicht lange, nahm einen der eiserne Kleiderbügel von der Garderobe und schlug mit aller Kraft zu. Verwirrt betastete der Getroffene eine blutige Wunde an seinem Hinterkopf. Doch er fiel nicht, wie Elisabeth gehofft hatte, einfach um, nein, er drehte sich wutentbrannt zu ihr um. Der schmale Revolver lag in seiner Hand. Ihr Herz setzte für einen Moment aus, jedoch hatte Max in der Zwischenzeit den Kampf um das Gewehr gewonnen, richtete es nach oben an die Decke und ein ohrenbetäubender Knall lies scheinbar das gesamte Haus erzittern. "So, jetzt langsam umdrehen! Die Waffe runter, aber schnell!" Maxs Stimme klang schneidend in der eintretenden Ruhe. Elisabeth' Brust hob und senkte sich rasch. Sie starrte dem Mann mit der Waffe vor ihr in die Augen, warf Max einen Hilfesuchenden Blick zu, konnte aber nicht erkennen was ihr unmittelbares Gegenüber nun unternehmen wollte. Wieder erwarten senkte der Kleine langsam seine Waffe. Die Waffe baumelte am Abzug langsam an seinem Finger hin und her, während er sich vorsichtig umdrehte. "So ist es gut! Jetzt sagen Sie, was Sie von....." Max warf sich zur Seite, als der Mann den Revolver zurück in seine Hand schnellen ließ und auf ihn zielte. Die nächsten Sekunden schienen Elisabeth ewig zu dauern. Sie sah, wie Max sich zu Boden warf, stellte eben noch erleichtert fest, dass er nicht getroffen wurde, nur um im nächsten Moment zu sehen, wie die ältere Dame fassungslos die Augen aufriss. Über ihre Lippen rann langsam eine kleine rote Spur, die weiße Bluse verfärbte sich binnen weniger Sekunden in ein rot-rosafarbenes Etwas. Die Einkaufstüten stürzten aus kraftlosen Händen, der Schwerkraft folgend, zu Boden. Einige Früchte rollten in die Wohnung und über den Flur. Glas zersprang und durch die weißen Stofftüten drang eine orange Flüssigkeit. Die Frau fasste mit einer Hand in die Mitte ihrer Brust. Unverständlich sah sie ihre Hand an. Aber sie hatte nicht mehr die Zeit, überhaupt zu begreifen, was mit ihr geschehen war. Röchelnd sackte sie auf die Knie. Elisabeth starrte in ihre Augen, die immer noch nicht zu verstehen schienen, was geschah. Ihre Augen wurden mit einem Mal trübe und sie fiel rücklings auf den Boden. Ihr Blut mischte sich auf abstrakte Weise mit dem Orangensaft. Max zögerte nicht länger. Hinter ihm hatte sich der Bullige mittlerweile von seinem Schreck erholt. Bevor er sich auf Max stürzen konnte, hatte dieser das Gewehr in Anschlag gebracht und schoss ihm in sein linkes Bein. Getroffen jaulte er auf, taumelte noch einige Schritte zurück, bevor ihm sein Bein einfach unter dem Körper wegsackte. Der Bullige lag mehr oder weniger hilflos auf dem Boden. Der Kleine allerdings hatte seine Waffe erneut auf Max gerichtet. Gerade als er schießen wollte, sprang Elisabeth ihm von hinten auf den Rücken und brachte ihn so zu Fall. Die Waffe entglitt seinen mageren Fingern. Sie schlitterte eine kurze Strecke über den Boden. Elisabeth befand sich in der besseren Position und konnte so vor dem Kleinen an die Waffe gelangen. Max hatte mit einem kurzen Seitenblick erkannt, das Elisabeth ebenfalls in den Besitz einer Waffe gelangt war. Schnell nahm er eine seiner Taschen vom Boden auf, ging langsam, den Bulligen immer noch mit der Waffe bedrohend, in Richtung der Haustür. "Kommen Sie! Und behalten Sie den Kurzen gut im Visier!" , befahl Max. Langsam nickte sie und ging rückwärts auf die Tür zu. Hart musste sie schlucken, als sie über die Leiche der ältern Frau stieg. Eigentlich hatte sie einen wilden Auflauf anderer Bewohner erwartet, aber niemand war auf dem Flur zu sehen. Blind stürmte sie hinter Quinn her, die Treppen hinunter bis zu einem schmalen Seitenausgang. "Ich hoffe wir haben Glück und der schusselige Kerl von einem Hausmeister hat wiedermal die Tür nicht abgeschlossen.", erklärte Max, unterdessen drehte er den Türknauf rasch herum. Und sie hatten Glück. Die Tür öffnete sich geräuschlos, sodass beide in einen kleinen Hinterhof gelangten. "Geben Sie mir die Waffe." Fordernd streckte ihr Max die Hand entgegen. Nur zögernd konnte sich die junge Frau von der Waffe trennen. Sie reicht ihm die Waffe schließlich doch, mit der Mündung nach vorne. Max zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. "Reichen Sie mir nie wieder eine Waffe mit der Mündung nach vorne! Sie könnten versehendlich an den Abzug kommen, was mit Sicherheit unangenehme Folgen nach sich ziehen würde, aber für mich." Seine Miene war immer noch leicht angesäuert, doch er nahm ihr die Waffe ab. Einen Augenblick betrachtete er sie, zog dann ein Stück seines Hemdes aus der Hose und begann die Waffe grob abzureiben. Elisabeth warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Er zuckte mit den Schultern, antwortete dann aber doch ausführlich, als sie zu einer ausgesprochenen Frage ansetzten wollte. "Ich bezweifle, dass uns jemand glauben wird, nichts mit der Sache hier zu tun zu haben, aber unsere Fingerabdrücke, die wir ja sorgsam auf der Waffe verteilt haben, sollte man nicht mehr finden." Er wollte die Waffe in einen der Müllcontainer werfen, kam aber nicht dazu, da Elisabeth seinen Arm festhielt. "Wenn Sie es schon machen, dann richtig." , erklärte sie und hielt ihm einen ihrer Ohrringe hin. "Nein danke, ich trage keine Ohrringe." Seine Äußerung sollte witzig klingen, doch sie war es bei weitem nicht. "Schon mal was von Ballistik gehört?", flüsterte sie entnervt. "Und ich will hier nicht mehr rumstehen! Wissen Sie was für ein gutes Ziel wir hier abgeben?" In Maxs Augen leuchtete endlich der Funke des Verstehens auf. Er nickte ihr zu, griff noch schnell nach einem Stück Zeitungspapier, um darin das Gewehr notdürftig zu verstecken. Mit Gewehr und Revolver ging es weiter, auf dem schnellstmöglichen Weg, möglichst weit weg von dem siebenstockigen Hochhaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)