Raumschiff Hiroshi II von abgemeldet ================================================================================ Neue Pläne ---------- Auf der ,Hiroshi II' wurde es sehr ruhig, beinahe langweilig. Die Interessierten hatten sich nun das Schiff angesehen, einige, bei denen es nötig war, waren schon an der Arbeit, alle anderen beschäftigten sich anderweitig, saßen in ihren Zimmern, in der Cafeteria, in den Aufenthaltsräumen oder sonst wo und unterhielten sich, lasen etwas, einige waren sogar schon ins Bett gegangen um den Schlaf der letzten Nacht nachzuholen. Ruby-Ann Johnson war auf der Brücke, saß in ihrem Sessel und legte sich in Gedanken einige Worte und Sätze für die Besprechung zurecht, Priscilla Smith sah immer noch auf die verschiedenen Monitore und wartete darauf, dass etwas passierte was sie dem Kapitän mitteilen konnte, Admiral und Kommandant hatten ihre Plätze auf der Brücke in der Rückendeckung Johnsons eingenommen und schienen eigentlich nicht wirklich zu etwas gebraucht zu werden. Mary Blair und Janet Dawson unterhielten sich weiterhin über belanglose Dinge auf einer Bank im Gang, Mizzy Black war nun schon von einem Arzt besucht worden und schlief den Schlaf der Gerechten, Catherine Morrison versuchte dies zumindest. Jessica Lewis hatte sich mit ihren Freundinnen in einem Aufenthaltsraum getroffen und tauschte mit ihnen die neuesten Erkenntnisse aus. Kapitän Johnson erhob sich von ihrem Sessel und schaltete ihren Kommunikator an: "Hier eine weitere wichtige Nachricht vom Kapitän! Die gesamte Besatzung trifft sich in 10 Minuten im großen Besprechungssaal, im Teil des Schiffs direkt über den Mannschaftsunterkünften, zu erreichen mit den Aufzügen 6, 7, 9 und 12, je nachdem von welchem Teil sie nach oben gelangen wollen. Das Zimmer ist nicht zu übersehen, außerdem wird zur pünktlichen Zeit auch die Tür offen stehen, es wird also keine Probleme mit dem Auffinden des Saals geben. In diesem ersten offiziellen Meeting auf der ,Hiroshi II' werden sie darüber informiert, wie die nächsten Schritte unseres Vorgehens aussehen werden. Also wie gesagt erwarte ich alle in 10 Minuten im großen Besprechungssaal! Ich wiederhole..." Die gesamte Besatzung hörte die Nachricht über die Lautsprecher und ein jeder hielt in seiner Bewegung inne und lauschte, als er die bekannte Stimme hörte. "10 Minuten?", Happy sah Janet fragend an, "Oder waren es 15? ...und wo war es? Hast du es verstanden?" "Meine Güte...", meckerte Janet, stand von der Bank auf und zog Happy am Arm mit sich, "Du hast wohl was an den Ohren, oder kannst du nicht zuhören? In 10 Minuten im großen Besprechungszimmer im Deck über unseren Unterkünften, mit den Aufzügen kommen wir ganz leicht nach oben!" "Ist ja schon gut...", Happy ließ sich eine Weile mitschleifen, bevor sie plötzlich stehen blieb, "Aber ich glaube, es geht hier lang!", sie zeigte nach rechts. Janet riss sie weiter nach links mit sich: "Quatsch! Links ist der richtige Weg. Vertrau mir ruhig!" "Nein nein, ich glaube nicht!", Happy versuchte, die Richtung zu wechseln, doch da Janet stärker war als sie selbst, hatte sie keine Chance. "Sei kein Frosch! Ich weiß schon was ich tue", meinte Janet gelassen und suchte sich ihren Weg. Happy seufzte und murmelte: "Das genau ist es ja, was ich bezweifle..." "Blöde Kuh!", meinte Janet nur grinsend und schleifte sie weiter mit sich. Happy schmollte. Ruby-Ann ging auf der Brücke umher und beauftragte alle, die nicht zur Besprechung konnten, einzeln, entweder per Funk oder persönlich: "Smith, beobachten sie weiterhin die Monitore! Falls etwas ist, rufen sie mich einfach. Brooks, sie halten weiter den Kontakt mit Erde, für Wichtiges bin ich jederzeit ansprechbar. Anderson, immer noch die Warteschleife. Lassen sie sich bloß nicht vom Kurs abbringen". Nachdem dies erledigt war, wandte sie sich dem Kommandanten zu und fragte: "Kommen sie auch zum Meeting? Oder sind sie anderweitig beschäftigt...?" Morrison schmunzelte und meinte: "Ich kann ja mal vorbeischauen und sehen, wie sie das machen". Johnson errötete leicht und murmelte: "Lustig, lustig... noch mehr so tolle Witze auf Lager?" "Warum Witze? Ich scherze nicht", er zwinkerte ihr zu, "Das Meeting dauert doch bestimmt nicht allzu lang, oder? Ich bin mir beinahe sicher, danach reicht die Zeit noch für ein Tässchen Tee..." Kapitän Johnson drehte ihm ohne weitere Worte den Rücken zu und machte sich auf den Weg zum Besprechungssaal. James Morrison sah ihr hinterher, seufzte und wandte sich an Roberts: "Sag mal... glaubst du, ich mache immer alles falsch, oder sind junge Frauen alle so zickig?!" Der Admiral zuckte mit den Schultern und sagte nur: "Ich verstehe nichts von Frauen. Aber ich denke, dass junge Frauen lieber einen jungen Mann wollen". "Herzlich Dank, mein Freund. Vielleicht darf ich dich dann auch daran erinnern, dass du beinahe doppelt so alt wie meine Tochter bist und sie deshalb nicht mit deinen Blicken ausziehen solltest", konterte der Kommandant kühl. Martin Roberts sah ihn erschrocken an. "Ja ja, du dachtest wohl, das merke ich nicht...", sagte Morrison, "Falsch gedacht mein Lieber, also rate ich dir einfach, es zu lassen!" Roberts sah ihm säuerlich hinterher, als er sich von ihm entfernte, um ebenfalls zum Meeting zu gelangen. Welche Frechheit. Dabei war der Kommandant selbst noch älter als er und Ruby-Ann Johnson war wohl nicht älter als Catherine Morrison. Aber da er daran sowieso nichts ändern konnte, beschloss er, den Rat seines Freundes zu befolgen und auf seine Blicke zu achten. Er konnte ja aufpassen und sich nicht anmerken lassen, was er dachte. Mit diesem Entschluss folgte er den beiden schließlich. Cathy war derweil längst von ihrem Bett aufgesprungen, als sie die Nachricht im Lautsprecher gehört hatte und war auch schon unterwegs. "Vielleicht erfahre ich endlich, was diese lächerliche Mission bringen soll. Gegen einen Feind zu kämpfen, der nicht einmal hier ist...", dachte sie sich, als sie das Zimmer verließ. Im Gehen fuhr sie sich noch ein paar Mal durchs Haar, weil sie vermutlich ihre typische Samstag-Nachmittag-Frisur hatte. Zu dieser Zeit lag sie in ihrem normalen Alltag nämlich immer auf dem Sofa im Wohnzimmer ihrer kleinen Mietwohnung oder in ihrem Bett und tat einfach nichts. Vielleicht ein Buch lesen oder ein wenig Fernsehen, auch der Computer war eine Möglichkeit, doch die meiste Zeit lag sie eigentlich und das sah man an ihren Haaren. "Gibt es im Weltraum eigentlich auch noch Wochentage...?!", wunderte sie sich im Stillen und kam nach einer Weile zu dem Entschluss, dass man wohl die Zeiten von der Erde übernehmen würde, da man ja in ständigem Kontakt stand. "Eigentlich kann es mir doch so was von egal sein, meine Güte...", Cathy konnte sich nur über sich selbst wundern, bevor sie ohne jegliche Vorwarnung von jemandem angerempelt wurde. Da auch sie selbst in Bewegung gewesen war, war der Schwung groß genug, dass beide Personen stürzten. "Meine Güte, haben sie keine Augen im Kopf oder was sollte das?! Haben sie nicht gehört, dass wir auf dem schnellsten Weg zur Besprechung müssen? Ich bin sowieso schon spät dran, und jetzt werde ich no"- Cathy stutze während sie sich wieder aufrappelte und sah, wer da in sie hineingelaufen war, "Mr Roberts! Entschuldigen sie bitte... ich war in Eile..." Mit hochrotem Kopf half sie dem Admiral wieder auf die Beine. Er grinste breit und meinte: "Schon gut, ich hätte wohl besser aufpassen sollen", dann sah er auf die Uhr und schob Cathy vor sich her, "Aber nun müssen wir schnell weiter..." "Ich kann auch allein gehen!", die junge Frau wandte sich aus seinem Griff und ging wieder neben ihm her. Sie hatte Mühe, mit seinen großen schnellen Schritten mitzuhalten und sah ihn auf dem Weg eher säuerlich an. Martin Roberst hatte sein Grinsen noch immer nicht verloren, auch nicht, als er nach einer Weile den Aufzug betrat. Catherine natürlich weiterhin an seiner Seite. Sie lehnte sich an die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust uns starrte missmutig vor sich ins Leere. Der Admiral betätigte die Schaltfläche und der Lift setzte sich in Bewegung. Roberts sah zu Cathy: "Eieiei... das sieht aus wie 10 Jahre Regenwetter..." "Im Weltall gibt es keinen Regen...", meinte sie nur betrübt. "Immer noch sauer auf mich?", er zog eine Augenbraue nach oben und sah sie fragend an. "Quatsch...", Cathy winkte ab, "Es ist nur... ich..." Der Aufzug blieb stehen und die Tür öffnete sich. "Erzähle es mir nach dem Meeting", sagte Roberts und legte seine Hand auf ihre Schulter. Er spürte, dass etwas sie bedrückte und wollte ihr helfen. Cathy sagte nichts dazu, verließ den Aufzug und ging schnell in Richtung Besprechungssaal. Der Admiral ging ihr rasch hinterher und zusammen betraten sie schließlich das große Zimmer. Die meisten saßen schon auf ihren Plätzen, der Raum war beinahe kreisrund, er hatte mehrere Stockwerke mit etwa einem halben Meter Unterschied, auf denen sich jeweils im Kreis einige Stühle an Tischen befanden, es sah beinahe aus wie in der Akademie. In der Mitte, weiter unten, befand sich ein Rednerpult mit Mikrofon. Ruby-Ann Johnson stand dahinter, sah noch durch einige Notizen und bereitete sich wohl noch ein wenig auf die Besprechung vor. Der Kommandant saß nicht weit von ihr entfernt und beobachtete sie, Martin Roberts setzte sich aus alter Gewohnheit neben ihn. Cathy dagegen gesellte sich zu den anderen, die eine Fliegeruniform trugen. Neben ihr saßen zwei junge Frauen, die angeregt miteinander diskutierten. Eine von ihnen warf der anderen vor: "Wenn du nicht den falschen Weg gegangen wärst, hätten wir noch bessere Plätze bekommen können, aber du wolltest deinen Willen ja unbedingt durchsetzen..." Diese erwiderte darauf: "Und wenn ich dich selbst laufen gelassen hätte, wärst du wohl im Hangar gelandet, oder so... du hast keinen Funken Orientierungssinn in dir, bist dumm wie Stroh, außerdem kannst du nichts hören, du bist lesbisch und hast keine Taille, also warum beschwerst du dich, wenn ich dir helfen möchte?!" "Mooooment, du hast eben gesagt, dass es nicht ernst gemeint war!", maulte die Erste wieder, "Außerdem sind das keine Argumente für eine solche Diskussion, dir fällt bloß nichts mehr ein! Halt lieber deinen Mund und schau wo dein Jimmy sitzt". Cathy verdrehte die Augen. Wie konnten zwei Erwachsene nur so kindisch sein? Mary Blair und Janet Dawson machten natürlich weiter, wo sie aufgehört hatten. Die Schwarzhaarige meinte grinsend zu ihrer Freundin: "Ha und schon wieder hab ich dich drangekriegt! Ich liebe es wenn du dich so aufregst über meine blöden Sprüche... ich glaube gar nicht, dass Jimmy bei der Besprechung ist, schließlich ist er doch soooooo wichtig als Funker!" "Oh ja, schon wieder die Masche, was?", Happy schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn, "Sag was du willst, für mich bleibt er ein Feigling!" "Könntet ihr bitte still sein?", ging Cathy unfreundlich dazwischen, "Die Besprechung fängt gleich an und eine weitere Ermahnung wegen Unaufmerksamkeit wird ihrem Strafregister sicher nicht gut tun, Blair!" Happy zog eine Schnute, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und verschränkte beleidigt die Arme hinter dem Kopf, während sie die Augen schloss und sagte: "Danke für den Tipp! Ich bin ja schon still..." Jedoch hielt sie ihren Beschluss nicht lange, öffnete eins der Augen und lugte zu Janet, welche Cathys Rücken Grimassen schnitt, nachdem diese sich wieder umgedreht hatte. "Es fängt ja noch nicht einmal an!", meinte Happy gelassen. "Aber gleich!", murrte Cathy und sah sie dabei nicht an. Happy dachte sich im Stillen, dass sie diese Frau nicht mochte und Mizzy herzliches Beileid wünschte. Der Gedanke an Mizzy gab ihrem Herzen einen kleinen Stich, sie erinnerte sich an das Meeting. Wie gerne hätte sie jetzt mit Mizzy gesprochen, selbst wenn sie dafür noch mehr Tische putzen musste und sich auf einen weiteren funkelnden Blick aus den blauen Augen gefasst machen musste. Sie nahm sich vor, sie bald zu besuchen. Als Ruby-Ann Johnson schließlich aufsah, verstummten langsam aber sicher alle Menschen im Saal und sahen sie erwartungsvoll an. Die Türen wurden geschlossen und eine andächtige Stille entstand. Bevor der Kapitän den Mund aufmachen konnte, war plötzlich ein lautes Poltern und ein "AUTSCH!!!" zu hören. Es war das Geräusch, als Mary Blair sich zu weit auf dem Stuhl zurückgelehnt hatte und mitsamt der Sitzgelegenheit umgekippt war. Als Happy sich bewusst geworden war, dass schon wieder alle Blicke auf ihr ruhten, wurde sie feuerrot, grinste aber schräg und winkte leicht. Es war weiterhin nichts zu hören, Kapitän Johnson überlegte, was sie sagen sollte, Happy dachte noch nicht daran, sich aufzurappeln, so peinlich war es ihr, schon wieder in einer solchen Situation zu sein. Es sah so komisch aus, wie sie da mit dem Stuhl auf dem Boden lag, Janet konnte sich nicht zusammenreißen und fing an zu kichern. Einige andere taten es ihr gleich und bald war der ganze Raum von Lachen erfüllt. Catherine, der Admiral und die nervöse Ruby-Ann waren wohl die einzigsten, die es gar nicht lustig fanden. Der alte Kommandant schmunzelte über die Reaktion der Menge. Auch Happy lachte mit, während sie wieder aufstand und sich wieder auf den Stuhl, den sie vorher hingestellt hatte, setzte, doch ihr stiegen die Tränen in die Augen, als sie sich bewusst wurde, dass alle ihre Ungeschicktheit auslachten. Sie ließ sich nichts anmerken, Johnson räusperte sich nach einer Weile, sofort wurde es wieder still. Nur von der Tür kam ein deutliches "Ha, ha, ha..." Alle Köpfe drehten sich um. Und Happy wäre beinahe wieder vom Stuhl gefallen, so überrascht war sie. Sie rieb ihre Augen, zwickte sich in den Arm, aber in der geöffneten Türe stand wirklich Mizzy! Sie trug einen weißen Morgenmantel und einen Verband um den Kopf, den Arm trug sie in einer Schlinge, ihr Haar war zerzaust, doch sie hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Der Admiral fasste sich genervt an die Stirn und murmelte leise: "Mary Blair und Mizzy Black......" Endlich fand Ruby-Ann ihre Stimme wieder und sagte: "Ich begrüße die Besatzungsmitglieder zu diesem ersten Meeting auf der ,Hiroshi II'. Dankbar wäre ich, wenn sich nun alle Versammelten ruhig auf einen Stuhl setzen könnten!" Happy errötete wieder, als sie merkte, dass diese Worte auch auf ihr Missgeschick anspielten. Mizzy dagegen ging gemütlich die Stufen nach oben und setzte sich neben die Seite von Happy, an der keine Janet saß. Sie ließ sich nichts anmerken, doch jeder Schritt tat ihr weh, sie hatte Mühe den kurzen Weg zu gehen und war froh, als sie sich setzen konnte. Während sie sich den Schweiß von der Stirn wischte, fragte sie sich, ob es eine gute Idee gewesen war, von der Krankenstation abzuhauen und sich zum Meeting zu schleppen. Happy lächelte sie strahlend an, überglücklich umarmte sie Mizzy stürmisch und flüsterte: "Oh man was fällt dir eigentlich ein, mir so einen Schrecken einzujagen... du machst so dumme Sachen! Ich hab mir Sorgen gemacht... fliege nie wieder ohne Erlaubnis!" "ah...", Mizzy kniff Zähne und Augen zusammen, stieß Happy von sich und hielt sich die Rippen, "Scheiße tut das weh... oh man... mach du das nie wieder!!!" "Tut mir leid, tut mir leid, vergib mir... ich bin so ungeschickt...", Happy hielt sich die Hand vor den Mund. "Ich wäre ebenfalls dankbar, wenn ich nun endlich anfangen könnte, während alle anderen still sind!", ermahnte der Kapitän mit säuerlicher Stimme, "Das gilt vor allem für bestimmte Leute, die meinen, ihnen müssen Extrawürste gebraten werden, auch wenn sie schon zu spät kommen!" Mizzy wurde über diese Aussage so wütend, dass sie aufstand und sich lautstark beschwerte: "Moment mal, seien sie erst einmal dankbar, dass ich überhaupt hier bin! Eigentlich bin ich schwer verletzt, ich bin nur hier um ihnen zuzuhören, also wäre ich dankbar, wenn sie einfach anfangen könnten!" Happy bewunderte Mizzy für diesen Mut, so einfach ihre Meinung zu sagen. Und sie hoffte, dass sie dafür nicht bestraft wurde. Für ihren unerlaubten Flug würde sowieso eine Strafe auf sie warten. Ruby-Ann Johnson schien nicht zu wissen, was sie tun sollte. Sie war sich sowieso schon unsicher gewesen, ob sie die nötige Souveränität für ihre wichtige Aufgabe haben würde und ob dieses Meeting nach ihren Vorstellungen ablaufen würde. Sie biss sich auf die Unterlippe, schluckte eine Bemerkung über Mizzys Verhalten und sprach weiter: "Ich habe diese Besprechung organisiert, damit sich keiner so vorkommen muss, als würde ihm etwas vorenthalten werden. Eigentlich war im Ablauf der Mission geplant, dass sich die Flotte in Sichtweite befinden würde, doch da dies nicht der Fall ist, musste kurzfristig eine neue Strategie entwickelt werden. Diese lautet wie folgt: Die ,Hiroshi II' wird sich weiterhin in dieser Position aufhalten während die Fliegerstaffel ausgesandt wird um die Umgebung zu erkunden und nach den Feinden zu suchen. Aufgrund unvorhergesehener Ereignisse wird sich diese Aktion jedoch noch verzögern. Solange muss auf den Geschütztürmen Tag und Nacht die Stellung gehalten werden und für den Notfall müssen Piloten bereitgehalten werden. Der Rest der Besatzung sollte sich also auf diese Situation einstellen und die Flieger sollten sich bereit und mit den Jägern vertraut machen. Da diese noch nicht zu hundert Prozent flugfähig sind, muss zunächst an den Simulatoren trainiert werden, aber näheres dazu wird sich Mizzy Black einfallen lassen müssen... welche sich außerdem nach der Besprechung bitte noch zu mir nach vorn begeben sollte. Für alle, die nicht betroffen sind, wird alles wie bisher ablaufen. Weiteres wird über Lautsprecher bekannt gegeben werden. Ich wünsche ihnen allen noch einen angenehmen Aufenthalt". Ruby-Ann verstummte, die Menge klatschte in die Hände. Die meisten waren mehr als erleichtert, dass die Besprechung so kurz gewesen war und Happy hatte nun endlich wieder mehr Zeit für ihre Mizzy, während die meisten anderen Leute schon wieder hinausgingen. Janet saß weiterhin stumm auf ihrem Platz, sah sich nach Jimmy um, schaute dann zu Happy und Mizzy. Es war ihr klar, dass dies das Mädchen war, von dem Happy gesprochen hatte und sie fühlte sich ignoriert und überflüssig. Insgeheim bewunderte sie Happy. Sie selbst würde mit Jimmy nie so offen sprechen und umgehen können wie die rothaarige Pilotin und beneidete sie dafür. Happy war sofort nach der Rede des Kapitäns näher zu Mizzy gerückt und hatte sie mit Fragen und Informationen überhäuft, so dass sich die Blonde erst einmal schrecklich überfordert fühlte. "Moment, Moment, jetzt noch mal langsamer, zum Mitschreiben...", Mizzy hob die Hände, "Ich lauf dir schon nicht davon, aber du hast nicht ewig Zeit, ich muss noch zu unserer Frau Hochwohlgeborenheit gehen". "Na gut", meinte Happy, "Geh erst zum Kapitän und dann kannst du mir alles erzählen!" "Wenn du meinst", Mizzy zuckte mit den Schultern und stand auf. Happy sprang ebenfalls vom Stuhl auf und fragte besorgt: "Kannst du denn allein gehen?" "Natürlich! Irgendwie muss ich schließlich hierher gekommen sein, oder?", Mizzy lachte nur und ging weiter nach unten, "Es ist alles okay, warte kurz auf mich, ich komme dann wieder hoch". Janet nutzte die Chance, stand auf und ging zu Happy hinüber. "Ist das deine Mizzy?", fragte sie. "Ja", Happy strahlte sie fröhlich an, "Das nenne ich tapfer! Sie ist so schwer verletzt und kommt trotzdem zum Meeting! Da kann dein Jimmy keinen Schritt mithalten". "Ja ja, ist ja schon gut...", maulte Janet, "Aber ich find's nicht gut, dass du wegen ihr mich vernachlässigst, das mag ich dir nur mal sagen! Ich kam mir gerade nämlich vor wie das fünfte Rad am Wagen". "Wirklich?", Happy verlor ihr Lächeln beinahe. Sie ging einen Schritt näher zu Janet und legte eine ihrer Hände auf ihre Schulter. "Warum hast du dann nichts zu mir gesagt? Pass mal auf... wenn mal wieder so etwas ist, dann erinnre mich einfach daran! Sag mir einfach, wenn ich so etwas blödes tue, ich bin dir dann sicherlich nicht böse". Janet nickte zufrieden und lächelte: "Ist gut... ich dachte schon, du magst mich nicht mehr..." "Ach was!", Happy lachte und legte ihren Arm um sie, "Wir sind doch Freundinnen, oder?" "Ich glaube schon...", grinste Janet. Mizzy war derweil nach unten zu Ruby-Ann gelaufen und stellte sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor sie. Der Kapitän erwartete die Pilotin schon und stellte sie sogleich zur Rede: "Mizzy Black! Ich weiß es ja zu schätzen, dass sie trotz ihrer Verletzungen hergekommen sind, aber meines Wissens nach sind sie noch nicht einmal aus dem Krankenzimmer entlassen worden. Das trübt die Wiedersehensfreude wirklich ein ganzes Stück, denn leider muss ich nun schon wieder an etwas denken, was sie ohne Erlaubnis getan haben, wenn ich ihren Namen höre. Ich hoffe, sie werden nicht ausrasten, wenn ich ihnen nun mitteile, dass sie eine Weile nicht fliegen werden und, sobald es die Ärzte erlauben, ihre Strafe in einer Arrestzelle absitzen werden". "Ich werde WAS?!", fragte Mizzy ungläubig, "Eine Arrestzelle?! Das kommt gar nicht in Frage, ich bin doch nicht hier um mich demütigen zu lassen! Was glauben sie, wie viel Zeit sie dadurch verlieren werden, seien sie doch nicht so blöd!!" "Nicht in diesem Ton, junge Dame", Johnson zog die Stirn kraus, "Ich bin immer noch der Kapitän und kann bestimmen, was auf diesem Schiff passiert und wenn ich Arrestzelle sage, dann meine ich auch Arrestzelle! Eben genau aus dem Grund, dass es für sie wohl das Schlimmste sein wird. Und glauben sie ja nicht, ich mache eine Ausnahme, wenn sie mir drohen..." Mizzy biss die Zähne zusammen. Schätzte Ruby-Ann sie als jemanden ein, der dies nun tun würde? Sie schwieg eine Weile und sah den Kapitän nur mit funkelndem Blick an, dann sagte sie: "Sie werden schon sehen, was das ihnen bringt... nämlich gar nichts!" "...und nun wäre ich schon beim zweiten Thema, was ich mit ihnen jetzt besprechen wollte!", fuhr Ruby-Ann Johnson unbeeindruckt fort, "Ihre Respektlosigkeit ist mir zuwider, ich lasse so nicht mit mir reden! Niemand brüllt in meiner Besprechung einfach etwas herum, schon aus Prinzip nicht. Höflichkeit und Anstand scheint ihnen wohl keiner beigebracht zu haben, sonst würden sie sich nicht so benehmen. Wir beide haben noch einen langen Weg vor uns, der uns beiden viel Nerven kosten wird, wenn wir miteinander klarkommen wollen". Mizzy hatte genug von diesen Beleidigungen. Sie dachte sich im Stillen ihren Teil und fragte sich, wem hier denn der Respekt fehlte. So ließ auch sie nicht mit sich reden! Selbst wenn Johnson ihr Kapitän war. Sie sagte einfach gar nichts mehr. Ihr Kopf schmerzte noch immer und sie war sicherlich nicht hierher gekommen um sich beschimpfen zu lassen. Mizzy schwieg. Sollte Ruby-Ann doch reden, wenn sie wollte. Sie würde einfach nicht mehr zuhören! Doch die braunhaarige junge Frau schien schon am Ende zu sein. Nach einer kleinen Pause seufzte sie leicht und sagte: "Ich hoffe, wir verstehen uns. Und nun gehen sie zurück in die Krankenstation, Weiteres werden sie sicherlich erfahren. Ich wünsche ihnen gute Besserung". Mizzy nickte nur und drehte sich um. Sprechen konnte sie nun nicht. Ihre Stirn pochte schmerzhaft, die Pilotin hatte das Gefühl, ihr Kopf würde zerspringen. Benommen ging sie wieder ein Stück nach oben, in Happys Richtung. Ihr wurde schwindelig, alles um sie herum begann sich zu drehen. Verzerrt hörte sie Happys Stimme: "Ah, schau Janet, da kommt Mizzy!" Gleich danach wurde es ganz schwarz um sie. "Mizzy!", stieß Happy entsetzt aus, als die Blonde auf dem Boden zusammensackte. So schnell sie konnte stieg sie die Stufen nach unten und kniete sich neben ihre bewusstlose Freundin. "Mizzy... komm, sag was!", Happy strich leicht über ihre Wange, doch Mizzy hatte die Augen geschlossen und schwieg. Zögernd näherte sich auch Janet, sah zuerst über Happys Schulter und schaute dann im Raum umher. "Äh... hallo?", fragte sie, "Ist vielleicht ein Arzt anwesend?!" "Ein Arzt?", Kapitän Johnson hatte sie gehört und sah verwirrt von ihren Unterlagen auf, in die sie das Protokoll des Meetings notierte. Dann entdeckte sie Mizzy auf dem Boden liegen und ging zu den drei Mädchen hinüber. "Was ist los?", fragte sie beunruhigt. Happy schüttelte leicht an Mizzys Schulter und fing an zu weinen: "Mizzy, bitte wach wieder auf... kannst du mich hören? Sag doch was..." Janet sah zu Ruby-Ann und sagte: "Sie ist ohne Vorwarnung einfach zusammengebrochen... keine Ahnung, was sie hat!" "Vielleicht war ich zu hart zu ihr...", dachte der Kapitän mit Schuldgefühlen und funkte zur Brücke: "Bitte schickt mir einen Sanitäter in den Besprechungssaal! So schnell wie möglich bitte". Janet legte ihre Hand auf Happys Schulter: "Mach dir keine Sorgen... es ist bestimmt nicht so schlimm. Sie ist wahrscheinlich einfach nur erschöpft, weil sie sich eigentlich noch ausruhen sollte und trotzdem hergekommen ist..." Ruby-Ann Johnson sagte leise: "Ein Arzt kommt gleich... wir müssen solange warten". Janet nickte. Happy war viel zu besorgt, um ihr zuzuhören, sie hob Mizzys Oberkörper an und legte sie auf ihren Schoß, damit sie nicht auf dem kalten Boden liegen musste. Diese Situation kam ihr schrecklich bekannt vor. Konnte sie mit Mizzy nicht einfach ein nettes ruhiges Gespräch führen? Die Pilotin regte sich leicht und öffnete die Augen einen Spalt "Woooh... mein armer Schädel...", murmelte sie leise und hielt sich den Kopf. "Mizzy!", Happy war überglücklich, dass Mizzy wieder wach war, ihr Gesicht hellte sie schnell wieder auf, "Mizzy, wie fühlst du dich? Geht es dir gut?" "Du bist doch blöde, sieht man doch, dass es ihr nicht gut geht...", meinte Janet und verdrehte die Augen. Mizzy schloss wieder die Augen und sagte leise: "Ich bin in Ordnung... und zwar in dem Fall, wenn das Raumschiff gerade in irgendwelche Turbulenzen geraten ist und sich wie wild um sich selbst dreht..." "Na ja zumindest lebt sie noch", Happy musste grinsen. Der Kapitän sah wieder zu Tür und erwartete den Sanitäter, während sie nervös mit ihrem Hemdärmel herumspielte. Die vier Frauen waren als Einzigste noch im Raum übrig geblieben, alle anderen waren schon gegangen. Happy hob den Kopf nach oben und sah Johnson an: "Sie brauchen nicht zu warten! Sicher werden sie auf der Brücke gebraucht, wir kommen hier schon zurecht. Der Arzt kann ja nicht mehr lange auf sich warten lassen..." Ruby-Ann sah sie einen Moment prüfend und blickte dann zu Mizzy, welche die Augen schon wieder geschlossen hielt, dann nickte sie leicht: "In Ordnung... ich verlasse mich auf sie beide, sorgen sie dafür, dass Black die Krankenstation so schnell wie möglich erreicht". Happy lächelte und sagte: "Ist gut! Wir werden das schon hinkriegen, nicht wahr, Janet?" Die Angesprochene nickte schnell, nach dieser Reaktion drehte sich Johnson um und verließ ebenfalls den Raum. Seufzend wandte Happy wieder den Kopf nach unten und beugte sich näher zu Mizzy. "Mizzy... hörst du mich?", sie versuchte ihre Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen. "Ich vermute es... sicher bin ich mir allerdings nicht... wow... schon mal etwas Schwarzes gesehen, auf dem in rasender Geschwindigkeit bunte Flecken hin und her flitzen? Das ist echt toll...", sagte Mizzy mit matter Stimme, hatte die Augen immer noch geschlossen. "Oh Mizzy...", Happy nahm ihre Hand und drückte sie fest, "...du brauchst keine Angst zu haben, ich bin bei dir... ich bleibe auch da... bis der Sanitäter kommt! Einfach nur ruhig weiteratmen, mehr musst du nicht tun... bleib einfach liegen, du brauchst dich nicht mehr anzustrengen... du machst immer so dumme Sachen..." "Hey, nun mach mal halblang...", Mizzy versuchte ein Lächeln, "Ich hab weder Angst, noch hab ich Bock zu sterben... bis darauf, dass mein Schädel brummt, sich alles dreht und ich speien könnte, geht es mir prächtig! Du bist doch diejenige, die sich hier in die Hosen macht..." Happy seufzte und schüttelte lächelnd den Kopf. Das war Mizzy. Die Tür des Zimmers ging auf, ein Mann in weißem Kittel stürmte herein und Happy stand vom Boden auf. Der Mann lief schnell zu Mizzy, meckerte die ganze Zeit leise etwas von "...einfach abgehauen..." und "...unerhört...". Er kniete sich neben Mizzy und fühlte ihren Puls. "Hey, Doc, ich lebe noch!", kam es währenddessen von der Patientin, "Ich wäre dankbarer für eine Kopfschmerztablette". "Ich weiß zwar nicht, was sie sich dabei gedacht haben, einfach wegzulaufen, aber ich finde es unerhört!", sagte der Arzt, "Können sie gehen?" "Hm... das wird sich wohl herausstellen", meinte Mizzy nur und setzte sich auf. Sie hielt sich die Hand vor die Augen und murmelte: "...zu hell hier... mein armer Kopf..." Janet stand einfach nur neben Happy herum, welche Mizzy keinen Moment aus den Augen ließ. "Warte, ich helfe dir auf!", sagte die Rothaarige schnell und ging zu ihr. "Herr Doktor, sind sie sicher, dass sie laufen muss? Können wir sie nicht einfach tragen?", versuchte sie den Arzt umzustimmen. Der blieb gnadenlos: "Wenn sie hergekommen ist, wird sie wohl auch zurückkommen!" "Mach dir nur keine Sorgen, Happy...", Mizzy ließ sich von ihr aufhelfen und stand dann etwas unsicher auf den Beinen, "Du weißt ja, mir geht's gut... aber ich sollte den Steuermann wegen diesen Loopings die ganze Zeit verklagen..." Sie grinste. Happy legte einen Arm um sie, damit sie sich an ihr stützen konnte, "Okay, also versuch jetzt mal zu gehen..." "Gut...", Mizzy nickte, beim ersten Schritt verlor sie beinahe den Halt und Happy hatte Mühe, sie aufrecht zu halten. "Oh man...", stöhnte Mizzy, "Alles dreht sich..." Der Arzt griff schnell unter Mizzys anderen Arm, zu zweit konnten sie die Pilotin stützen. "Keine Sorge, Mizzy...", Happy strich ihr leicht über die Wange, "Du musst dich nur noch kurz zusammenreißen, dann kannst du dich wieder in ein Bett legen und schlafen..." "Ist ja schon gut, du musst mich nicht die ganze Zeit anfassen...", meinte Mizzy, der das sichtlich peinlich war. Zu dritt verließen sie nun also das Zimmer, Janet ging ihnen schweigend hinterher. 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