Raumschiff Hiroshi II von abgemeldet ================================================================================ Die Mission geht weiter ----------------------- Auf der Brücke hatte sich die Situation wieder entspannt. Nachdem die Daten über die F-3400 eingetroffen waren, ließ sich Kapitän Johnson wieder auf ihren Sessel fallen. Kommandant und Admiral waren derweil einen Kaffee trinken gegangen und hatten sie allein gelassen. Priscilla sah Ruby-Ann erwartungsvoll an und hoffte auf Anweisungen, wie sie dem Kapitän zur Hand gehen konnte, doch diese sagte ihr, sie solle sich anderweitig beschäftigen. So ging auch der stellvertretende Kapitän auf Erkundungstour. Johnson teilte Jimmy Brooks mit, er solle an Erde funken, dass wieder alles in Ordnung sei- schließlich hatten sie dort die ganze Aufregung mitbekommen! Sie selbst machte sich nun daran, sich die Informationen über die Schäden durchzusehen. Während sie das tat, fragte sie sich jedoch, was es sollte. Schließlich war sie keine Technikerin und verstand davon nicht viel, trotzdem brauchten die Mechaniker wohl den Befehl des Kapitäns, um die Jäger wieder zu reparieren. Sie teilte nach einiger Zeit Harry Watson mit, dass er sich nach einer Pause mit seinem Team an die Reparatur machen konnte und lehnte sich dann wieder auf dem Sessel zurück. Mit geschlossenen Augen ruhte sie sich einen Moment aus, bevor sie einen Funkspruch vom Steuermann erhielt, der sie fragte, wo er denn nun hinsteuern sollte. Ruby-Ann meinte dazu nur: "Fliegen sie weiterhin in der Schleife. Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, wo sich der Feind befinden könnte. Mein Plan ist, wenn sich in der nächsten Zeit nichts tut, einige Jäger hinauszuschicken, die die Umgebung erkunden. Die F-3400 sind schneller und wendiger als die Hiroshi und somit besser dafür geeignet. Opfern wir im Ernstfall lieber einige Piloten als die gesamte Besatzung!" Der Steuermann war einen Moment still und fragte dann: "...und warum haben sie mich nun in ihre Pläne eingeweiht?" "Tja", Ruby-Ann grinste, "Weil er mir gerade eben erst eingefallen ist und ich ihn ausformulieren wollte! Also einfach weiterhin hier bleiben. Bei der Besprechung nachher werde ich alles noch einmal genauer erläutern". "Aye, Sir!", der Steuermann schaltete das Headset ab. Ruby-Ann Johnson lehnte sich wieder zurück und schmunzelte. Die besten Ideen kamen ihr wohl spontan. Aber es war in dieser Lage wohl das einzig Richtige. Leider musste sie noch warten, bis alle Jäger durchgecheckt und gegebenenfalls verbessert waren und vor allem bis Mizzy Black, die Leiterin des Pilotenteams, wieder auf den Beinen war. Sie würde zwar eine Weile nicht fliegen können, aber es würde schon genügen, wenn sie ihre Truppe ein wenig trainieren und ihnen die Anweisungen geben würde. Im Stillen dankte sie dem Steuermann und dachte sich nun aus, wie sie am Besten die nächste Konferenz gestalten sollte. Sie sollte noch an diesem Tag stattfinden und das nicht allzu spät. Am besten also, sie würde sich nun alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen und ganz in Ruhe planen. Kommandant James Morrison und Admiral Martin Roberts saßen derweil gemeinsam an einem kleinen Tisch in der Cafeteria, saßen sich gegenüber und tranken jeder eine Tasse Kaffee. Die beiden kannten sich schon sehr lange und waren auch gut befreundet, doch das Gespräch, welches die beiden im Augenblick führten, hatte nichts mit dem Privatleben zu tun. Der Kommandant rührte noch weiteren Zucker in seinen Kaffee, als er sagte: "...so war es eigentlich auch überhaupt nicht geplant! Unseren Berechnungen zufolge hätte sich die Flotte noch in Sichtweite befinden müssen, das heißt also, es gibt noch weitere Antriebsquellen, von denen wir nichts wissen!" "Was werden wir nun also tun...?", fragte Martin Roberts. Morrison antwortete: "Das ist im Moment noch nicht sicher. Ich habe beschlossen, Ruby-Ann das Gefühl zu geben, als befände sich wirklich alles unter ihrer Befehlsgewalt. Es wäre auch wirklich zu schade, das Ende vor dem Film zu kennen". "Also lassen wir sie entscheiden...", der Admiral seufzte, "Na ja mir soll's egal sein, das musst du wissen! Mir allerdings ist dieses falsche Spiel aber höchst unangenehm!" "Nicht so laut mein Freund...", murmelte Morrison, "oder wollen wir etwa noch weitere Zuhörer?" "Ist ja schon gut", Roberts sprach nun leiser, "aber trotzdem..." "Ich weiß ja, ich weiß...", Morrison schloß die Augen. Er schien einen Moment zu überlegen, dann sagte er: "Ich habe auch kein gutes Gewissen, aber es ist die beste Lösung. Du wirst das auch noch einsehen, vertrau mir". Martin Roberts nickte: "In Ordnung. Also nun zu dem anderen Thema... was glaubst du, wo die anderen hin sein könnten? Irgendwelche Anhaltspunkte?" "Nun ja...", der alte Kommandant strich sich beim Überlegen durch den Bart, "Es wäre möglich, dass sie wieder zurück gegangen sind! Vielleicht war es nur eine Warnung. Aber andererseits könnten sie überall sein. Jeder kleinste Schatten eines Mondes wäre ausreichend um einen Teil der Flotte zu verdecken, möglicherweise haben sie unsere Position im Voraus berechnet und befinden sich nun so, dass wir sie nicht erkennen, sie aber trotzdem in unserer Nähe sein können". "Das heißt also, dass wir jederzeit auf einen Überraschungsangriff gefasst sein müssen?", fragte Roberts ungläubig. Morrison nickte: "Möglich wäre es!" "Das kann ja heiter werden...", murmelte Roberts und senkte den Blick. Catherine Morrison saß wieder am Computer und tippte mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit auf der Tastatur herum. Wieder hatte sie es geschafft, sich in den Hauptspeicher der Daten einzuloggen und sah sich nun die neuen Informationen über die Analyse der F-3400 an. "Das hat sie ja toll hingekriegt...", meinte Cathy säuerlich über Mizzy, "Hoffentlich gibt es für sie noch eine saftige Strafe!" Dann hatte sie die Idee, den Lebenslauf und die Informationen über ihre zukünftige Chefin in Erfahrung zu bringen und hackte sich wieder zu den Besatzungsmitglieder durch. Sie war sich bewusst, dass dies alles verboten war, doch sie würde sich schon nicht erwischen lassen. Cathys Meinung nach hatte keiner eine so weiße Weste, wie er vorgab und obwohl Ausnahmen die Regel bestätigten, hatte auch sie ihr Geheimnis. "Ah ja hier ist es... Mizzy Black... indisch-amerikanische Eltern... Kommandantin des Pilotenteams F-3400... Geschwaderführerin Alpha... 2 Jahre an der Akademie... oh, einige recht hohe Auszeichnungen wie ich sehe! Sind wir wohl ein richtiges Fliegerass, wie?", Cathy grinste vor sich hin. Dann fiel ihr ein, dass sie ja bei ihrem Vater stehengeblieben war, als sie so unverhofften Besuch von Happy bekommen hatte. Nach einem Moment entschied sie sich aber doch, den Computer auszuschalten und ein anderes Mal weiterzumachen. Vielleicht hatte sogar schon jemand bemerkt, dass sich jemand an den Daten zu schaffen gemacht hatte und versuchte nun, dem Hacker auf die Schliche zu kommen. Dummerweise waren alle Computer der Quartiere verzeichnet und so würde es wohl ein leichtes sein, sie ausfindig zu machen, würde sie sich erwischen lassen. So verschob sie ihre Pläne auf später und beschloss, sich nun ein wenig die Füße zu vertreten. Bevor sie das Zimmer verließ, druckte sie jedoch noch eine Kopie des Lageplans aus um sich auch nicht zu verlaufen und um das Schiff besser kennen zu lernen. An einem Automaten auf dem Weg ließ sie sich eine Dose Cola heraus, damit setzte sie sich in den nächsten Aufenthaltsraum auf einen Sessel und prägte sich den Lageplan ein. Außer ihr war keiner dort, aber Cathy vermutete, dass es daran lag, dass es so viele Aufenthaltsräume gab und sie wohl nur den falschen erwischt hatte. Doch eigentlich war es ihr so gerade recht. Sie konnte sich viel besser im Stillen konzentrieren, als wenn es um sie herum laut war. Nachdem sie die Cola ausgetrunken hatte, kannte sie das gesamte Schiff auswendig und als sie auf den Gang geschaut und sich orientiert hatte, wusste sie genau, wo sie hingehen musste um an jeden bestimmten Ort zu kommen. So ausgerüstet ging sie nun ihrerseits auf Erkundungstour und hoffte, auf irgendetwas zu stoßen, das ihr vielleicht hilfreich sein konnte. Es war dunkel, kalt, stürmisch und es regnete in Strömen. Die Sterne und der Mond am Himmel waren nicht zu sehen, dicke Regenwolken versperrten die Sicht. Ihr Atem ging stoßweise, sie rannte und rannte, wusste nicht wohin. Die Häuser waren nur als Schatten zu erkennen, hin und wieder ein Baum. Sie rannte einfach die Straße entlang. Erschöpft, keuchend und ohne Kraft wurde sie nur von der Angst getrieben. Immer wieder blickte sie hinter sich, sie achtete schon gar nicht mehr richtig auf den Weg. Hin und wieder stolperte sie, rappelte sich mühsam wieder auf und setzte ihren Weg fort. Immer noch wurde sie verfolgt, sie wusste nicht, von wem oder was. Unheimliche, bedrohliche Schattengestalten hinter ihr, vor ihr nun keiner Häuser mehr, sondern nur eine weite, schwarze Ebene. Die Beschaffenheit des Bodens spürte sie nicht, sie rannte einfach weiter, rannte um ihr Leben. Bis sie plötzlich stolperte und zu Boden stürzte. Wimmernd schloß sie die Augen. Sie wollte aufstehen, doch es ging nicht. Ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen, sie blieb liegen. Wohl wissend, dass es das Ende war versuchte sie die Arme so gut es ging schützend über den Kopf zu halten, sie hörte eine seltsam verzerrte Stimme rufen: "Verschränken sie die Arme vor dem Kopf und stützen sie sich mit den Beinen so gut es geht ab! Bereiten sie sich auf eine unsanfte Landung vor..." die Worte machten keinen Sinn, doch sie spürte, wie nun die Schattengestalten immer näher kamen. Sie fielen über sie her, zerrten an ihr, rissen sie beinahe auseinander. Sie sah nichts, es war alles schwarz, nur der Schmerz war da... alles schwarz... dunkel... und plötzlich war nichts mehr dunkel. Weiß... Licht. Es war hell. Alles war von einem leuchtenden Weiß. So hell, dass es in den Augen wehtat. Doch nichts im Vergleich zu den Schmerzen in ihrem Kopf und am restlichen Körper. Mizzy Black war sich nicht sicher, was gerade mit ihr geschah, aber sie spürte, dass es nicht gut war. Nach einigen Augenblicken, vielleicht Minuten, vielleicht Stunden, vielleicht Tagen, spürte sie allerdings, wie der Schmerz etwas nachließ. Sie blinzelte leicht und versuchte, etwas zu erkennen. Weiß. Das Bild vor ihren Augen wurde schärfer. Die Decke eines Zimmers? Wie merkwürdig... war sie nicht gerade noch im Dunkeln gewesen? Allein, verlassen bei Regen? Es war nichts Nasses um sie herum zu spüren, es war nicht kalt sondern angenehm warm. Fast wäre sie auf den Gedanken gekommen, gestorben zu sein, doch dann befände sie sich sicher nicht in einem Zimmer...?! Nach und nach kam Mizzys gesunder Menschenverstand zusammen mit ihren Erinnerungen zurück. Natürlich, sie war nicht tot, sie war nie von Schatten verfolgt worden, sie hatte es nur geträumt. Nun war sie also in einem Zimmer, vermutlich auf der Krankenstation der ,Hiroshi II'. In Mizzys Kopf spielten sich Bilder in rasender Geschwindigkeit ab. Der Start, Happy, der Hangar, die F-3400, ihr unerlaubter Flug, ihre Rückkehr, der Unfall. Sicher, sie war nun verletzt und gerade erst wieder zu Bewusstsein gekommen. Langsam wurde ihr alles klar. Obwohl sie sich recht kläglich und schwach fühlte, musste sie schmunzeln über ihre anfänglichen Gedanken, über den Streich den ihr ihre Phantasie gespielt hatte. Irgendwann bemerkte sie, dass niemand sonst im Zimmer war. Nur sie allein. Eine Weile sah sie sich vorsichtig um, niemand. Kein Arzt, keine Krankenschwester, Happy auch nicht. Mizzy war traurig darüber. Wie gerne hätte sie nun jemanden gehabt, der da gewesen wäre. Einfach nur neben ihr gesessen und ihr Gesellschaft geleistet hätte, jemand der ihr beistehen würde. So jemand fehlte ihr im Moment sehr. Die Schmerzen waren beinahe unerträglich. Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er platzen, ihren rechten Arm spürte sie kaum, so taub war er vom Schmerz. Beleidigt schloss sie wieder die Augen und dachte, dass sie nun wohl sterben könne und es keinen interessieren würde. Blieb ihr wohl nichts anderes übrig als zu warten. Irgendjemand würde sich schon mal blicken lassen. "Jimmy Brooks? Oh was ist dieser Junge süüüüüß!!! Den kenne ich schon von der Akademie... Ich finde ihn einfach so superniedlich... und du hast echt mit ihm gesprochen?!", Janet war begeistert, als sie die Geschichte mit den F-3400 noch einmal in ausführlicher Fassung zu hören bekam. Happy grinste nur und zuckte mit den Schultern: "Na ja er hat mir eher geholfen. Ich und Computer... das verträgt sich einfach nicht! Ich komme mit diesen neumodischen Dingern nicht zurecht. Und schon gar nicht wenn ich unter Stress stehe, schließlich ging es um Leben und Tod! Aber er sagte mir ganz ruhig, was ich zu tun hatte und so habe ich es geschafft". "Was für ein Held!", meinte Janet verträumt. Happy lachte: "Er ist Funker! Was ist daran heldenhaft? Wäre er besonders mutig, dann würde er sich nicht in der Kommunikationszentrale verschanzen!" Die Schwarzhaarige zog eine Schnute und sagte: "Ja ja, das sagst du jetzt so, weil du genau weißt, dass ich bei ihm bessere Chancen habe! Schließlich bin ich doch mindestens doppelt so hübsch wie du, außerdem habe ich wenigstens eine Taille!" Sie grinste verschmitzt. Happy nahm den kleinen Scherz viel zu ernst, ließ den Keks, den sie sich gerade genommen hatte, fallen und meckerte: "Du bist gemein! Und außerdem will ich gar keine Chancen bei deinem Feigling, aber meine Figur geht dich nun wirklich nichts an!" Beleidigt wollte sie sich wegdrehen und schmollen. Normalerweise ließ sie sich durch irgendwelche Sprüche nicht aus der Ruhe bringen, doch bei abfälligen Bemerkungen über ihre Figur trat derjenige mitten ins Fettnäpfchen. Happy wusste ja sehr gut, welche Auswirkungen ihre Vorliebe für Süßigkeiten hatte, aber deswegen war sie noch lange nicht dick! Janet aber kicherte und meinte: "War doch nur Spaß! Nun komm schon, spiel nicht die beleidigte Leberwurst, ich hab's doch nicht ernst gemeint". "Es war trotzdem gemein!", sagte Happy und steckte sich den Keks doch in den Mund. "Ja und trotzdem solltest du besser auf deine Linie achten, irgendwann passt du nicht mal mehr in einen Flieger!", Janet machte schon weiter, aber diesmal lachte Happy nur und meinte: "Kümmre dich lieber um deinen Jimmy, als dir um mich Sorgen zu machen". "Ja ja!", grinste Janet, "Glaubst du ich kann ihn mal besuchen gehen?" "Hm vielleicht", Happy zuckte mit den Schultern. Beim Wort ,besuchen' musste sie wieder an Mizzy denken und sie rätselte ob sie denn schon wach war und wie sie sich fühlen würde. Janet wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum und rief: "Hallo! ,Hiroshi II' an Happy! Weilst du noch unter uns?!" "Äh... wie bitte?", Happy zuckte zusammen und blickte Janet schuldbewusst an, "Tut mir leid, ich habe gerade nicht zugehört". "Ich weiß!", meinte die Mechanikerin trocken, "Das habe sogar ich bemerkt! Ich habe gesagt, dass ich jetzt mal den Weg zur Funkzentrale suchen will. Kommst du mit?" "Na ja...", Happy wiegte den Kopf hin und her, "Eigentlich hatte ich ja noch was vor..." "Ach nun komm schon!", Janet war bereits aufgesprungen und zog Happy am Arm mit sich, "Sei kein Frosch!" Die Pilotin, welche ohne Vorwarnung einfach mitgezerrt wurde, rief: "Hey! Lass mich wenigstens noch ein paar Kekse mitnehmen..." - "Nix da, Kekse! Du bist ab heute auf Diät!" - "Wie gemein..." Catherine Morrison hatte genug von ihrer Suche. Hier sah sowieso beinahe alles gleich aus, im Lagerraum war die Temperaturregelung ausgefallen und Cathy durchgefroren während sie gesucht hatte, im Maschinenraum war nichts los gewesen, die Unterhaltungsdecke waren überfüllt gewesen und der Hangar abgesperrt. So blieb ihr also nichts anderes übrig als zu beschließen, am Computer weiterzumachen und sich bei einer heißen Tasse Tee in der Cafeteria aufzuwärmen. Als sie den Raum betrat, entdeckte sie zunächst einmal ihren Vater und den Admiral an einem Tisch sitzen und steuerte deshalb einen Platz weit weg von den beiden an. Morrison hatte seine Tochter jedoch bereits gesehen und winkte ihr fröhlich zu. Cathy verdrehte genervt die Augen und sah nicht mehr in seine Richtung sondern in ihren Tee. Sie wollte nicht mit ihm reden, und schon gar nicht jetzt. Der Kommandant wandte sich enttäuscht an Martin Roberts: "Hast du eine Ahnung, welche Laus meiner Cathy über die Leber gelaufen ist?!" "Nein, woher denn?", er schüttelte den Kopf, "Aber wenn du es wissen willst... ich frage mal nach!" Damit stand der Admiral kurzentschlossen vom Tisch auf und ging zu Cathy hinüber. Diese bemerkte seine immer näher werdenden Schritte sehr wohl, doch sie tat so, als würde sie nicht mitkriegen und ignorierte ihn. Roberts setzte sich auf einen Stuhl neben ihr und sah sie lächelnd an, als er sprach: "Hallo Cathy. Schön dich zu sehen. Warum sitzt du hier ganz allein, magst du denn nicht zu uns rüberkommen?" "Nein danke", Cathy sah ihn nicht an, "Ich bin es gewohnt, allein zu sein. Es macht mir nichts aus!" "So?", fragte der Admiral, "Ich fände es aber schön, wenn du dich zu uns gesellen würdest. Und dein Vater sicherlich auch!" Catherine reagierte nicht mehr auf seine Worte. War sie ein kleines Kind, das sich an seinen Vater klammerte und nicht allein zurecht kam? Sah sie aus, als würde sie die Gesellschaft der beiden Männer brauchen? Sie konnte gut allein sein und im Moment wollte sie auch allein bleiben. Martin Roberts schwieg eine Weile und sah sie an. Immer noch wartete er auf eine Antwort, doch Cathy sah nicht aus, als hätte sie vor zu antworten. Sie sah ihn nicht einmal an, sondern trank seelenruhig ihren Tee, schien ihn einfach zu ignorieren. "Cathy, ich bitte dich... das ist doch albern!", Roberts schüttelte den Kopf. "Wer von uns beiden ist wohl der Alberne?!", zischte Cathy unfreundlich, warf ihm einen kurzen, wütenden Blick zu und wandte sich dann wieder von ihm ab. Der Admiral lachte: "Vielleicht beide?! Nun ja... du musst selbst wissen, was du für richtig hältst... aber wenn du irgendwelche Probleme hast, dann behalte sie nicht für dich!" Er wartete das leichte Nicken der braunhaarigen Pilotin ab, bevor er wieder aufstand und zum Kommandanten zurückging. Während er neben ihm Platz nahm, meinte er: "Sie ist stur. Und sie will allein bleiben. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren..." "Ja", Morrison seufzte und schloss die Augen. Er schwieg einige Minuten, zu gerne hätte Roberts gewusst, an was er dachte. Schließlich fragte er: "Sag, Martin... bin ich ein schlechter Vater?" Admiral Roberts hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer solchen Frage. Er fühlte sich etwas überfordert und suchte nach den richtigen Worten: "Nun... ich habe keine Ahnung!", gab er zu, "Ich weiß nichts über Erziehung, ich habe keine Kinder. Aber ich glaube nicht, dass es an dir liegt. Sie ist kein kleines Mädchen mehr, sondern eine Frau. Irgendwann wird sogar dein Kind erwachsen, das musst du nun mal einsehen. Du kannst nicht erwarten, dass sie ewig an dir hängt und deine Hilfe braucht. Sie ist selbstständig, James, und sie will auf eigenen Beinen stehen. Du musst es einfach akzeptieren". James Morrison war eine Weile still. Dann öffnete er wieder die Augen, sah zu Cathy und wieder zu Roberts. Dann nickte er einige Male leicht und murmelte: "Du hast recht... ich werde es müssen. Aber es ist schwer". Martin Roberts sagte nichts dazu. Ihm fielen keine passenden Worte ein. Vor einer großen Gruppe über diverse Kriegs- und Missionspläne zu sprechen, das war eine Sache, aber mit seinem langjährigen besten Freund über Persönliches zu reden war die andere. Und die erste, da war sich der Admiral sicher, meisterte er mit mehr Erfolg und Erfahrung. Cathy war währenddessen damit beschäftigt, ihre Tasse so schnell wie möglich auszutrinken, um rasch aus der Sichtweite ihres Vaters verschwinden zu können. Sie war sich bewusst, dass er enttäuscht war und hätte sie ihm in die Augen gesehen, würde sie dem vorwurfsvollen Blick sicher nicht standhalten können. Sie war zur falschen Zeit hierher gekommen, das hatte sie auch bemerkt und deswegen wollte sie so schnell wie möglich wieder verschwinden. Sie trank die letzten Schlucke mit einem Mal und verließ den Raum, ohne das leere Geschirr vom Tisch zu räumen. Ein Roboter kam und entfernte die letzten Stücke, die bewiesen, dass Catherine Morrison an diesem Tisch gesessen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)