Raumschiff Hiroshi II von abgemeldet ================================================================================ Am nächsten Morgen ------------------ Catherine Morrison blinzelte leicht, als das störende Klingeln des Weckers sie aus ihren Träumen riss. Sie stöhnte leise, als sie sich mit der Hand zum Nachttisch vortastete und das laute Gerät ausschaltete. Gerade wollte sich Cathy noch einmal ins Kissen kuscheln, da fiel ihr plötzlich ein, das heute ja der Tag war, den sie sich im Kalender dick angestrichen hatte. Der Abflug der ,Hiroshi II'. Mit einem Mal hellwach setzte sie sich im Bett auf und fuhr sich durchs Haar. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie nur noch wenige Stunden Zeit hatte, sich fertig zu machen, das restliche Zeug zu packen, zu frühstücken und den Startplatz zu erreichen. Sie wollte auf keinen Fall zu spät kommen, denn obwohl natürlich gewartete wurde bis jeder der Besatzung anwesend war, wollte sie nicht diejenige sein, auf die alle warteten. Vielleicht erwarteten die meisten viel von ihr, da sie durch den bekannten Namen auch einen gewissen Status in der Gesellschaft hatte, das dachte zumindest Cathy, als sie die Vorhänge des Fensters zur Seite schob und das Sonnenlicht hineinließ, nachdem sie aus dem Bett aufgestanden war. Sie öffnete das Fenster und lehnte sich leicht hinaus. Cathy schloss die Augen und genoss die kühle Brise, die ihr entgegenwehte, sowie die Wärme der Sonne, die trotz der frühen Morgenstunde schon vom Himmel brannte. Bald würde sie dies nicht mehr spüren können. Dann würde kein Unterschied mehr zwischen Tag und Nacht sein. Sonne, Regen, Schnee, Kälte, Wärme, für nichts mehr war Mutter Natur zuständig, wenn sie erst einmal den Erdorbit verlassen hatten. Wenigstens gab es eine Schwerkraftregelung und ein Luftregelungssystem für den Sauerstoff, damit keine Schwierigkeiten da waren. Denn es sollte sich ja jeder auf seinen eigentlich Job konzentrieren können. Cathy war sehr nervös. Einen Raumjäger fliegen? Sie war sich wirklich nicht sicher, ob sie die Richtige für diese Aufgabe war- eigentlich hatte sie sogar ernsthafte Zweifel. Wie konnte ihr Vater so leichtsinnig sein? Er schickte sie da nach oben ohne jegliche Vorkenntnisse. Bestimmt würde sie irgendwie außer Kontrolle geraten und in der Unendlichkeit herumirren, bis sie nach endlosem Leiden zugrunde ging. Cathy schüttelte energisch den Kopf. An so etwas durfte sie gar nicht denken! Kommandant Morrison war nicht blöd! Er würde seine Entscheidungen schon richtig treffen und sie würde ihn bestimmt nicht enttäuschen. Nachdem sie sich gewaschen und frisch angezogen hatte und ihre restlichen Sachen gepackt hatte, verließ sie vollbepackt ihr Zimmer und machte sich auf den Weg zu Gepäckabgabe. Happy saß am im Speisesaal an ihrem Stammplatz am hintersten Fenster und hatte sich gerade einen Teller voll Essen am Frühstücksbüfett zusammengestellt. Jedoch wollte sie, bevor sie anfing zu essen, jemanden finden, der ihr Gesellschaft leistete und so sah sie sich suchend um. Vielleicht würde sie Dolly irgendwo sehen, welche früh am Morgen spurlos verschwunden war, vielleicht würde ihr irgendwo Mizzy entgegenkommen. Aber keine von beiden war zu sehen. Stattdessen näherte sich eine dunkelhaarige Frau ihrem Tisch und fragte höflich: "Ist der Platz neben ihnen noch frei?" Happy lächelte, rückte mit ihrem Stuhl ein wenig zur Seite und meinte: "Natürlich! Ich warte sowieso auf Gesellschaft!" "Danke sehr", die Frau stellte ihren Teller und eine Tasse Kaffee neben Happys Geschirr und setzte sich auf den Stuhl neben ihr. Als sie zu essen begann beobachtete Happy sie aufmerksam. Irgendwoher kannte sie dieses Gesicht. Sie war sich sicher, diese Frau schon einmal gesehen zu haben, aber ein Name fiel ihr beim besten Willen nicht ein. Die Dunkelhaarige schien dies zu bemerken und fragte: "Was ist? Habe ich irgendetwas im Gesicht?" "Oh nein, nein!", sagte Happy schnell. Eigentlich wollte sie schweigen, doch es überkam sie einfach, zu sagen, was sie dachte: "Sie kommen mir nur... so bekannt vor! Haben wir uns vielleicht schon einmal gesehen?" "Schon einmal gesehen?", wiederholte die andere und lachte, "Ich denke, beim Meeting vorgestern! Mary Blair, nicht wahr?", als Happy erstaunt nickte, fuhr sie fort, "Ich bin Ruby-Ann Johnson". "Der Kapitän!", entfuhr es Happy. Die Rothaarige starrte die Frau neben sich mit großen Augen an. Diese schenkte ihr ein Lächeln und nickte. Ruby-Ann war sehr von Happy angetan. Ihre offene, natürliche Art, die so unverstellt und einfach echt herüberkam und die fröhliche Ausstrahlung ließen ihr die junge Pilotin gleich sympathisch erscheinen. "Na ja, ich bin eben ein wenig vergesslich...", meinte Happy verlegen grinsend, "Aber jetzt weiß ich es ja und werde es bestimmt nicht wieder vergessen!" Damit begann auch sie zu essen. Kapitän Johnson beobachtete sie weiterhin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Happy erzählte, teilweise mit vollem Mund, über dies und jenes, ihre Kindheit, sprach über das Wetter und lobte das gute Essen. Ruby-Ann merkte schnell, dass sie einfach ein Mensch war, der die Nähe und die Kommunikation mit anderen Menschen brauchte, um sich wohl zu fühlen und es war für die eher stille junge Frau eine wahre Freude, dem Wasserfall von Worten zuzuhören, der aus ihrem Mund sprudelte. Fast vergaß sie, dabei zu essen, doch Happy erinnerte sie daran. Wenn es nach Ruby-Ann gehen würde, wäre diese Situation nie zu Ende gegangen, doch es kam ja, was kommen musste. Happy sah zufällig gerade in Richtung Tür, als ein blondes, dunkelhäutiges Mädchen hereinkam, welches sie zu kennen schien. Sie strahlte nämlich plötzlich über das ganze Gesicht und winkte der anderen zu. Ihr fröhliches Rufen hallte durch den ganzen Raum und wurde auch von der Blonden nicht überhört: "Mizzy! Mizzy, hier bin ich!" Mizzy Black sah aus, als würde sie genervt seufzen, doch dann kam auch sie zu den beiden herüber. Ruby-Ann sah schweigend wieder auf ihren Teller, während sie weiteraß. Happy war bereits aufgesprungen und auf Mizzy zugelaufen. Sie legte ihr die Hände auf die Schultern und fragte: "Na, auch schon wach? Hast du gut geschlafen?" Mizzy war zuerst sehr überrascht und sah Happy fragend an, dann senkte sie ihren Blick und nickte leicht. Für Happy sah es jedoch nicht wirklich glaubhaft, deshalb fragte sie noch einmal nach: "Und... geht es dir jetzt etwas besser?" "Hey...", Mizzy versuchte ein Grinsen, das eher zur Grimasse wurde, "Nun mach dir mal keine Sorgen, Happy, das passt nicht zu deinem Namen!", sie zwinkerte ihr zu, "Es ist schon in Ordnung". Happy lächelte traurig und meinte: "Ich... ich habe gesehen, wie du geweint hast... Es kann nicht alles in Ordnung sein!" "Lass mich einfach in Ruhe damit!", Mizzy riss sich von Happy los und wandte sich um. Die Rothaarige hielt sie aber am Arm fest und hinderte sie so am gehen. "Warte doch... ich mag dir doch nur helfen!", sagte Happy, fast schon mit flehender Stimme. Mizzy sah auf den Boden. (der sah schließlich so interessant aus) Sie schüttelte langsam den Kopf. Happy schloss die Augen und seufzte. Sie ließ Mizzy los und murmelte: "Eigentlich wollte ich mit dir frühstücken..." Anstatt loszulaufen blieb die Blonde weiterhin stehen und sah nun wieder auf. "Nun... wenn du magst, können wir das ja trotzdem tun!", meinte Mizzy. Happy lächelte sie erst erstaunt und dann glücklich an, "Ja? Toll!", sie nahm sie an der Hand, schleppte sie zum Büfett und drückte ihr einen Teller in die Hand, "Was magst du essen?" Mizzy fühlte sich ganz überrumpelt. Noch war sie zuvor so behandelt worden. Keiner war bisher so erfreut gewesen, sie zu sehen oder mit ihr zusammen zu sein und noch niemand hatte sich für ihre Probleme interessiert- mit der Ausnahme von Josephine, natürlich. Happy wartete gar nicht auf Mizzys Antwort, sondern lud ihr übermütig von allem etwas auf den Teller und schob sie dann zurück an den Tisch. Ruby-Ann hatte sich die ganze Szenerie von ihrem Platz aus angeschaut und ihr war der Appetit vergangen. Anscheinend war diese andere Frau Happys Freundin und Ruby-Ann war nun unwichtig. Einen Augenblick hatte sie sich wirklich eingebildet, sich mit der rothaarigen Pilotin anfreunden zu können und nun machte ihr die Blonde einen Strich durch die Rechnung. Die beiden kamen nun zurück zum Tisch. Happy nahm wieder an ihrem gewohnten Stuhl Platz, Mizzy neben ihr. Happy sagte zu Ruby-Ann: "Das ist Mizzy, meine Freundin!" "Deine... was?!", meckerte Mizzy und sah sie wieder mit ihrem funkelnden Blick an, "Wir haben einige Worte gewechselt, zusammen Tische geschrubbt, sind uns bei einer Eisdiele begegnet und du hast mich in der Nacht besucht, aber macht dich das zu meiner Freundin?!" "Ist ja schon gut!", Happy grinste zufrieden, "Hauptsache, du bist wieder wie vorher". Auch Ruby-Ann musste schmunzeln. Happys Methoden waren schon etwas eigen, aber wirksam. Sie hatte sie wohl doch nicht vergessen. Wieder etwas besser gelaunt, aß Kapitän Johnson zu Ende. "Sehr witzig!", meinte Mizzy und wurde dann von Happy aufgefordert, doch endlich etwas zu essen. "Ich habe keinen Hunger!", gab Mizzy patzig zur Antwort. "Doch, du wirst essen!", meinte Happy bestimmt, "Sonst bin ich beleidigt!" Mizzy verdrehte genervt die Augen: "Ist ja schon gut! Du bist aber auch ein echter Sturkopf..." Murrend begann sie zu essen. Happy grinste triumphierend, als sie großzügig meinte: "Wenn du magst, dann kann ich dich auch füttern!" "Danke, ich verzichte!", grummelte Mizzy. Happy lachte. Ruby-Ann schüttelte grinsend den Kopf. Wenn die beiden wirklich keine Freundinnen waren, so würde das bald so sein. Dessen war sich der Kapitän sicher, als sie die beiden Frauen beobachtete, die miteinander herumalberten- zumindest war Happy albern. Mizzy reagierte allerdings so, dass es mindestens genauso lustig war für einen Zuschauer und die beiden boten ein wirklich amüsantes Schauspiel. Nur der Admiral, der zu dieser Zeit gerade durch den Speisesaal schritt um zu sehen ob alles in Ordnung war, fand es gar nicht zum Lachen, sondern musterte die beiden eher mit einem abschätzenden Blick. Doch keiner störte sich daran. Auch Cathy war mittlerweile beim Frühstücken, eher gesagt gerade fertig. Als der Admiral seine Runde beendet hatte, setzte er sich auf den Platz neben Catherine. Mit ungewohnt freundlichem Blick sah er die Tochter seines Freundes an und fragte freundlich: "Na, Cathy, ausgeschlafen? Bereit für den Abflug?" "Es geht...", meinte sie trocken, "Ich habe auch schon besser geschlafen. Vor allem länger!" Roberts lachte: "Ich dachte du wärst Offizier? Kein frühes Aufstehen bei der Armee, oder was?" Cathy seufzte: "Es mag daran liegen, dass ich schon eine Weile nicht mehr im Dienst war, sondern mich hier über Raumschiffe informieren musste". Er grinste sie schräg an: "Du siehst nicht gerade begeistert aus! Kann das sein?" Cathy grummelte: "Lassen sie die Witze... Ich bin nicht in der Stimmung für so etwas!" "Wenn du meinst... Na ja, es tut mir leid, aber ich muss dich auch schon wieder verlassen, ich habe noch zu tun...", Martin Roberts stand wieder auf. Cathy sah zu ihm auf: "In Ordnung. Ich komme schon zurecht!" "Ich weiß doch", er nickte und zwinkerte ihr zu, "Also viel Erfolg bei deiner Mission! Hals- und Beinbruch". Sie lächelte ihn leicht an und nickte ebenfalls, bevor er sich umwandte und den Speisesaal verließ. Catherine Morrison seufzte und sah auf ihren leeren Teller. Sie hatte nicht mehr viel Zeit und dessen war sie sich bewusst, trotzdem schloss sie die Augen und atmete noch einmal ruhig durch. Ja, sie war sehr nervös und beim Frühstück hatte sie auch kaum etwas außer dem Kaffee heruntergebracht. Der Admiral hatte sie etwas beruhigt, doch im Inneren zitterten ihr die Knie. Von außen hin sah es schlichtweg so aus, als hätte sie zu wenig Schlaf gehabt und nutzte die Gelegenheit um etwas zu dösen. Nach einer Weile öffnete sie die Augen wieder. Sie sah an sich selbst herunter. Ja, sie trug eine neue Uniform, und zwar die der Flieger. Ein wenig war sie stolz darauf, schließlich war dies einmal ihr Traum gewesen, doch sie war unsicher. Und dieses Gefühl überwog eindeutig. Trotzdem ließ sie sich nichts anmerken und stand auf. Nachdem sie das leere Geschirr in Richtung Küche gebracht und bei den Spülrobotern abgegeben hatte, machte sie sich auf den Weg zum Abflugplatz, an dem die ,Hiroshi II' stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)