Nach dem Sturm von _Risa_ ================================================================================ Arc 1: Die Ruhe nach dem Sturm | Kapitel 3: Ein Neubeginn --------------------------------------------------------- Das Dämmerlicht des Sonnuntergangs fiel durch die Baumwipfel, bevor die Sonne hinter ihnen verschwand. „Warst du eigentlich, also...“ Sie geriet wieder in Erklärungsnot. Wie sprach man so etwas nun richtig an? „mit Marco zusammen? In einer Beziehung?“ „Ich weiß nicht, ob das schon so nennen konnte, und du weißt vom Captain, im Militär sieht man gleichgeschlechtliche Paare nicht gerne, deswegen waren wir auch diskret. Wieso, Mikasa?“ Er hatte einen Arm um sie gelegt, als sie durch die Gegend geschlendert waren, doch nun hielt er sie auf einer Armlänge von sich und sich gegenüber, um in ihrem Gesicht herauszulesen, weshalb sie ihm plötzlich eine solche Frage stellte. „Ich möchte gerne wissen … was mochtest du an ihm?“ Jean überlegte. Ob er überlegte ihr zu antworten, oder ob er sich eine passende Formulierung überlegte, war ihr unklar. „Er war gut. Ich finde mehr Grund braucht es nicht. Er war ein guter Mensch und es hat mich glücklich gemacht in seiner Nähe zu sein. Wenn man gute Menschen findet, während um einen herum die Hölle ist, muss man diese festhalten, findest du nicht?“ „Ja, das finde ich auch. Jean“, begann sie. Sie hatte seine vorhin noch so gute Laune verdorben, doch nun musste sie Vorhaben durchziehen. „Ich hab für dich etwas anfertigen lassen. Beug dich zu mir und mach die Augen zu.“ „Du könntest auch anders nach einem Kuss fragen“, scherzte er, doch sie blieb ernst und sah ihn fordernd an. „Ich versteh nicht, was das mit deiner Frage zu tun hat.“ Was sollte sie tun, wenn das Geschenk daneben geraten war? Er nie vorhatte ein Andenken bei sich zu tragen? Doch er hatte den Stein die Jahre davor in seiner Tasche getragen, bis er in ihrem gemeinsamen Heim einen Platz für ihn gefunden hatte. Geschickt öffnete Mikasa den Verschluss der Kette, legte sie um seinen Hals und berührte das Aschejuwel seiner Kette, der auf Jeans Brust lag. „Öffnen“, orderte sie sanft. Er tat wie geheißen und sah an sich hinab. Dann schluckte er. Seine Finger berührten den Stein und er schluckte noch ein, zweimal. Seine Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen. Diesmal waren es wohl Tränen, die er hinunterschluckte. „Entschuldigung.“ Ihr erster Reflex. „Ich dachte, das wolltest du.“ „Danke. Diese Geste bedeutet mir viel; dieses Geschenk.“ Jean hielt es an sich gepresst, als käme jemand vorbei, der ihm die Kette entreißen konnte. „Ich wollte, dass du ein Andenken an dir tragen kannst, genauso… wie ich, mit dem Schal an mir, der mich an ihn erinnert.“ Gefühle zu erklären war ein schwieriges Unterfangen, speziell wenn man diesen selbst nicht nahestand. „Dann können wir die Andenken tragen und… ich weiß es nicht, wie ich das sagen soll.“ Mikasa dachte, er würde ihr bei der Formulierung helfen, doch er sah sie abwartend an, bis sie sich selbst erklärte. Das würde er ihr wohl nicht abnehmen. „Zusammen weitermachen und zusammen leben, aber auch zusammen an die denken, die wir geliebt haben.“ Er legte eine Hand an ihre Wange und zu ihrer Überraschung war sie damit bereits so vertraut, dass sie sich in die Berührung hineinlehnte. „Dann möchte ich das auch gerne mit dir tun“, versicherte er ihr. „Ich versteh, was du an Marco mochtest. Das mag ich an dir ebenfalls.“ Sie mochte Jean, weil er ihr Frieden gab. Ihre Gefühle für Eren hingegen hatten sie ständig aufgewühlt. Er war gut und deswegen war sie glücklich in seiner Nähe zu sein. Während die Hölle um einen herum war, musste man gute Menschen festhalten. Mehr Grund brauchte es nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)