Wüstenstaub und Dosenbohnen von KiraNear ================================================================================ Kapitel 6: Das Vermächtnis der Rumtreiber - Teil 2 -------------------------------------------------- ~ Remus ~     Wenige Sekunden später standen zwei Zauberer in Remus’ Zimmer, er erkannte sie als Mitarbeiter der MACUSA. Das Wappen der Organisation prangte deutlich sichtbar auf ihren Umhängen. Die Zauberer selbst erkannte Remus nicht. Sie konnten nicht von der Werwolfs-Abteilung sein, sonst hätte man ihm eine komplett andere Behandlung gegeben. Doch wer waren sie? „Schön zu sehen, dass Sie wach sind, Herr Lupin. Angesichts der Schnittwunden an ihrem Körper und dem Blutverlust hatten wir schon befürchtet, uns von Ihnen verabschieden zu müssen. Glücklicherweise war eine unserer treuesten Mitarbeiterinnen vor Ort und so konnten sie noch schnell genug gefunden werden. Dass es selbst nach dem Tod von Du-Weißt-Schon-Wer noch immer Anhänger gibt, die andere Menschen mit dem Cruciatus-Fluch foltern … ich hoffe doch, man sperrt dieses Monster für immer ein!“ Die Worte des Mannes klangen so aufrichtig, wie es nach Remus‘ Meinung von einem MACUSA-Mitglied hätte kommen können. Der Inhalt dagegen, der bereitete ihm Magenschmerzen. Remus versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Stattdessen blickte er auf den grünen Spitzhut, den der Mann auf seinem Kopf trug. „Danke schön, ich nehme mal an, Sie haben mich in dieses Krankenhaus liefern lassen? Damit haben Sie mein Leben gerettet.“ Dankbar schlug Remus die Augen zu, seine Arme, seine Schultern, beinahe sein gesamter Körper bereitete ihm Schmerzen und je weniger er sich bewegen musste, desto besser fühlte er sich. „Ist doch selbstverständlich, besonders in einem Fall wie dem Ihren. Sagen Sie, können Sie sich noch daran erinnern, wie Black Sie aufgesucht hat? Oder was an diesem Abend genau passiert ist? Keine Sorge, der Kerl wird seine gerechte Strafe auf jeden Fall bekommen. Sie kannten sich doch von früher, nicht wahr?“ Der Mann mit dem Spitzhut holte ein Pergament hervor, doch von seiner Position aus konnte Remus nicht sehen, was darauf geschrieben stand. Er konnte es sich jedoch bereits denken. Das Grinsen des Mannes, als er sein Pergament durchlas, jagte Remus einen kalten Schauer über den Rücken. Nun war er froh, dass er die Idee mit der spontanen Amnesie hatte. Doch ob es Sirius wirklich helfen konnte? Er konnte es nicht sagen. „Nun, was den betreffenden Abend angeht, meine Herren“, begann Remus und erzählte den Männern alles, was er auch die Heilerin Poppy hatte wissen lassen. Nach wenigen Minuten holte der Spitzhut eine selbstschreibende Feder, wie auch ein kleines Fass hinterher hervor und schrieb sich mehrere Notizen auf. „Verstehe, verstehe. Der Schock des Fluches hat ihnen also die Erinnerungen an den Tatabend und/oder die Tatnacht geraubt. Ist auch selbstverständlich. Aber ich denke, mit ihren Wunden und dem Bericht des Arztes haben wir mehr als genug Beweise. Ist ja nicht so, als hätte Black nicht ohnehin mehr als genug Dreck am Stecken. Das hier ist nur das Sahnehäubchen. Sein Leben wäre auch ohne diese Tat bereits vorbei. Auf die eine oder andere Art und Weise.“ Remus ertrug den Anblick des Spitzhutes nicht mehr, stattdessen wanderte sein Blick zu dessen Kollegen. Dieser schien nicht allzu recht zu wissen, ob und was er zur Situation beitragen sollte, die Szenerie vor dem Fenster schien anregender zu sein, als das Geschehen im Krankenzimmer. Remus konnte seinen Gedankengang nachvollziehen. Er würde auch viel lieber rausgehen und versuchen, Sirius’ Namen reinzuwaschen. Oder zumindest zuzugeben, dass die Wunden nicht von seinem Freund, sondern von seiner Nacht als Werwolf hervorrührte. „Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Krankenhauskosten, Mr. Lupin. Die MACUSA wird dafür vollkommen aufkommen, immerhin war es unsere Schuld, dass uns ein Schwerverbrecher entkommen ist. Sie werden her vollumfänglich versorgt werden.“ Der Spitzhut steckte das Pergament, die Feder wie auch das Tintenfass wieder ein und begann, Remus anzulächeln. Eine unheimliche Gänsehaut breitete sich auf seinem Rücken aus. „Sie müssen nur mit uns zusammenarbeiten, dann bin ich mir sicher, wird diese ganze Angelegenheit für uns alle ohne Probleme ausgehen. Wir von der MACUSA haben natürlich kein Interesse daran, wenn Einzelheiten diesen Raum verlassen und an Menschen getragen werden, die damit nichts zu tun haben. Ich denke, das dürfte auch in Ihrem Interesse liegen, Herr Lupin. Besonders, was ihre nähere Zukunft angeht. Es sollen doch keine wilden Gerüchte in Umlauf kommen“ Die stahlkalten Augen des Mannes trafen auf die von Remus und er hatte das Gefühl, jegliche Farbe im Gesicht zu verlieren. Ein kalter Schauer lief seinem Rücken hinunter. „Wenn Sie sich einfach an das halten, was wir heute besprochen haben, wird das auch den neugierigsten Geist beruhigen. Unsere Meldung dürfte dafür vollkommen ausreichen, die magische Bevölkerung über den Vorfall ausreichend zu informieren. Sollte es aufgrund der Verletzungen zu einem längeren Arbeitsausfall kommen, lassen Sie es uns wissen.“ Remus brauchte ein paar Sekunden, dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag. Dazu war das Lächeln des Mannes, passend zu seinem Blick und seinen Worten, so kalt wie Eis. Der Mann wusste ganz genau Bescheid. Er wusste, dass Remus‘ Wunden von seiner eigenen Verwandlung in einen wildgewordenen Werwolf stammten. Doch sie nutzten die Gelegenheit, einem Mann, dem bereits schwere Verbrechen angelastet wurden, noch mehr anhängen zu können. Wenn dabei auch noch ein unbeteiligter Mann, dessen Name wegen Sicherheitsbedenken geheim gehalten wird, eine solch unmenschliche Tat überlebt … nun, die Bevölkerung hätte nichts dagegen, ein derartiges Monster ins tiefste Loch des Gefängnisses werfen zu lassen. Am liebsten hätte sich Remus übergeben.   „Remus, du siehst aber gar nicht gut aus“, sagte Poppy und ließ ihn sanft zurück aufs Bett fallen. Dann wandte sie sich an die beiden Besucher. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich möchte Sie nun bitten, zum Wohl des Patienten den Raum zu verlassen. Wenn Sie noch weiteres mit ihm besprechen möchten, dann kommen Sie doch bitte am nächsten Tag vorbei.“ Die beiden Männer sahen sich an, dann blickten sie Poppy freundlich an und nickten. „Vielen Dank dafür, dass Sie uns trotz der Umstände ein wenig Ihrer Zeit haben schenken können. Ich denke, wir werden in ein paar Tagen nochmal bei Ihnen vorbeisehen. Gute Besserung noch!“ Gerade, als sich die beiden Herren aus dem Raum entfernen wollten, öffnete sich Remus‘ Mund. Er konnte später nicht mehr sagen, was ihn zu dieser Frage bewegt hatte. Vermutlich wollte er, dass es später nicht zu Ungereimtheiten kam. Doch genau konnte er es nicht sagen. „Beantworten Sie mir nur bitte eine Frage, bevor Sie gehen“, sagte Remus und drehte seinen Kopf zu den beiden Besuchern hinüber. Diese drehten sich ebenfalls um und blickten ihm überrascht ins Gesicht. „Haben Sie zufällig einen schwarzen Hund mit leicht verzotteltem Fell gesehen? Sein Name ist Snuffles und ich habe ihn von einer verstorbenen Lady vererbt. Er… hat mir immer bei der Arbeit geholfen und war ein wirklich schlaues Tier.“ Wieder tauschten die beiden Mitarbeiter vielsagende Blicke aus, und Remus versuchte so bestürzt wie möglich auszusehen. Ob sie wussten, dass Snuffles und Sirius ein und dasselbe Lebewesen waren? Da sich ihre Miene nicht um einen Zentimeter bewegte, ging Remus nicht davon aus. „Nein, tut mir leid, wir haben bei Ihnen keinen Hund gesehen. Und ich bin ganz ehrlich, ich würde mir keine Hoffnungen machen, den noch zu finden.“ Der Mann drehte sich und zog sich seinen Spitzhut tiefer ins Gesicht. „Wir werden selbstverständlich für einen Ersatzhund aufkommen. Einen für die Arbeit mit den magischen Wesen, nicht wahr? Ich bin mir sicher, dass wir einen ausreichenden Ersatz bekommen können. Mein Beileid für Ihren Verlust.“ Dann verließen die beiden wieder den Raum. Poppy kontrollierte den Verband, dann legte sie ihre Hand auf ihr vollendetes Werk. „Auch ich wünsche mir, dass du bald wieder gesund wirst. Diese Schnitte sehen furchtbar aus…“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Wie kann man das einem Freund nur antun? Jemanden so derartig mit einem Fluch zu foltern, das geht noch nicht. Verzeih mir, ich muss für einen Moment gehen. Wenn du etwas benötigst, läute einfach mit der Glocke auf deinem Nachtkästchen und ich werde sofort hier sein.“ Die Hand auf den Mund gelegt, stand Poppy ruckartig von ihrem Stuhl auf und verließ mit eiligen Schritten das Krankzimmer.   Nun war Remus vollkommen allein im Zimmer, es gab nur noch ihn, seine Wunden und seine Gedanken. Die Worte des Spitzhut-Besitzers waren deutlich gewesen, auch wenn er sie nicht direkt ausgesprochen hatte. Weiche nicht von unserer Version ab und du wirst als Werwolf keine Schwierigkeiten bekommen. Remus seufzte, richtete sich wieder so gut es ging auf und blickte aus dem Fenster. Die Sonne war im Begriff unterzugehen. Was für einen Unterscheid simple 24 Stunden machen konnten. Vor 24 Stunden hatte er auf die Rückkehr seines Freundes gewartet, heute wusste er, er würde Sirius für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen können. Ob sie Sirius bereits verhörten? Wie hatten Sie ihn überhaupt gefunden? Hatte es mit der Lady in Pink zu tun, die Sirius in einer seiner Beobachtungen beiläufig erwähnt hatte? Waren sie doch nicht so vorsichtig gewesen, wie sie es vermutet hatten? Der Gedanke, endlich Peter gefunden zu haben, hatte sie offensichtlich unvorsichtig handeln lassen. Doch nun war es zu spät, er konnte nichts mehr daran ändern, so sehr es Remus auch wollte. Und nach all dem, für das man Sirius vor Gericht anklagen würde, sah es für seinen Freund alles andere als gut aus. Wenn es doch nur einen Weg gäbe… Remus ließ sich ein weiteres Mal auf die Kissen fallen und starrte die Decke an. Während er hier gemütlich in seinem Bett lag, seine Wunden verarztet und für sein allgemeines Wohlergehen gesorgt wurde, musste Sirius wortwörtlich durch die Hölle gehen. Er konnte sich nicht ausmalen, was mit Sirius alles passieren würde. Er hatte den Gerüchten, die es über die MACUSA und dem Gefängnis im Umlauf gab, nie besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Jetzt bereitet es ihm mehr als große Angst. Mit der unverletzten Hand wischte er sich mehrere Tränen aus den Augen. Wohin war die unbeschwerte Zeit weg, die sie damals zusammen an der Schule hatten? Als sie noch einfache Schüler waren, die ein paar Streiche spielten? Wo war die Zeit hin, als sie noch ihre albernen Spitznamen getragen hatten? Die Erinnerungen an die vergangene Zeit schmerzte sehr, und gleichzeitig erwärmten sie sein Herz. Entschlossen ballte er die gesunde Hand zu einer Faust zusammen. Im Augenblick war er ans Bett gefesselt, seine Wunden waren versorgt worden und die Schmerzen waren etwas, mit dem er leben konnte. Er hatte bereits in seinem Leben genug einstecken müssen, um sich von derartigen Dingen nicht aufhalten zu lassen. Und doch musste ein Plan her. Sie hatten ihm nicht gesagt, wo sie Sirius gefangen hielten, oder ob er bereits auf dem Weg ins Hauptquartier war. Würde ihm der Prozess gemacht werden? Wer würde sein Pflichtverteidiger sein? Oder würden sie diesen Schritt überspringen und das Urteil auf der Stelle vollstrecken? Frustriert ballte Remus die nicht bandagierte Hand zur Faust zusammen, einzelne Frusttränen rannten ihm über das Gesicht. Verdammt! Dabei hatte er sich doch geschworen, nicht auch noch seinen letzten Freund verlieren zu wollen. Nein, es musste jetzt sein. Er würde ihn schon aufspüren können, mit seinem Zauberstab würde das ganz sicher, ganz leicht funktionieren. Remus müsste dafür nur das Bett verlassen, seinen Zauberstab nehmen und den Raum hinter sich lassen. Sein Geist war mehr als willig – doch der Körper war nicht bereit. Kaum hatte Remus beide Beine über die Bettkante geschwungen, stieg eine mächtige Übelkeitswelle in seinem Hals auf. Mit der freien Hand fasste er sich an die Stirn, sein Kopf drehte sich schneller, als ihm lieb war. Frustriert biss er sich auf die Lippe. Wie sollte er seinem Freund helfen, wenn er noch nicht einmal aufstehen konnte, ohne dabei eine Ohnmacht oder schlimmeres zu riskieren? Wieder bahnten sich mehrere Tränen den Weg über sein Gesicht, und langsam spürte er einen leicht metallischen Geschmack auf seiner Zunge. Es durfte nicht wahr sein, einfach nicht wahr. Sirius wartete bestimmt irgendwo, an einem finsteren Ort auf ihn, wartete darauf, dass Remus kam und ihn befreite. Doch niemand würde kommen. Verzweifelt ließ sich Remus wieder auf sein Bett fallen, deckte sich zu und schluckte die Übelkeit wie auch sein schlechtes Gewissen so gut es ging hinunter. Gleichzeitig wurden seine Augenlider immer schwerer und schwerer. Die Erschöpfung, die nach einer Verwandlung auf ihm lag, machte ihm schwerer zu schaffen als gedacht. Remus drehte den Kopf zum Fenster. Das Tageslicht brannte längst nicht mehr in seinen Pupillen, und die harmlose Welt, die sich dort abzeichnete, hatte nichts mit der Realität zu tun, mit welcher er sich konfrontiert sah. „Sirius, warte… auf mich!“ Kraftlos verließ ein kleiner Wunsch seine Lippen, bevor die Müdigkeit Herrin seiner Sinne wurde und ihn ein weiteres Mal in einen tiefen, traumlosen Schlaf versinken ließ.   Als er seine Augen öffnete, war der Tag längst der Nacht gewichen. Remus konnte den Mond in der Ferne erkennen, dem bereits wieder ein gutes Stück fehlte. Diese Version des Mondes war seiner Meinung nach die schönste. Denn es bedeutete, dass der letzte Vollmond direkt hinter ihm lag und er die nächste Zeit erst einmal nichts mehr zu befürchten hatte. Und je nachdem, wie es seine Wunden erlaubten, würde er auch das Krankenhaus verlassen dürfen. Zumal er auch nicht damit rechnete, dass die MACUSA es ihm erlauben würden, bis zum nächsten Vollmond das Krankenbett zu hüten. Zu groß war die Gefahr, dass er nicht nur sich, sondern auch Poppy, ihre Kollegen oder andere Patienten verletzten könnte. Schließlich versuchte er zu lauschen. Sein Zimmer war dunkel und er konnte kaum etwas sehen, doch auch seine Ohren nahmen kaum ein Geräusch wahr. Hatte er denn so lange geschlafen, dass es so spät in der Nacht war? War das jetzt seine Chance? Ein weiteres Mal setzte sich Remus auf, schob ein Bein nach dem anderen über die Bettkante, bereit, sich sofort wieder zurückfallen zu lassen. Doch der Schlaf hatte ihm offenbar gutgetan, er fühlte sich bereit, das Bett zu verlassen. Mit den Händen stützte er sich so gut es ging auf der Matratze ab, als sich eine Hand auf die seine legte. Nur mit größter Mühe konnte Remus sich einen Schrei verkneifen. „Du bist ein ziemlicher Sturkopf, weißt du das? Jetzt leg dich endlich hin und erhol dich, sonst… sonst zwinge ich dich dazu, alter Freund“, sagte Sirius auf seine übliche, neckische Art. Sofort ergriff Remus seine Hand, betastete sie immer wieder und wieder. „Sirius? Aber wie, ich meine, sie haben dich doch gefangen genommen?“, flüsterte er aufgeregt, als sich seine Augen langsam, ganz langsam an die Dunkelheit gewöhnten. Der Mond kehrte hinter einer Wolkengruppe hervor und sein schwacher Schein umrahmte Sirius‘ wilden Kopf. „Glaub mir, das willst du gar nicht wissen“, versuchte Sirius die Sache runterzuspielen, doch Remus ließ nicht locker. Soweit es seine körperliche Kraft zuließ, packte er die Hand noch fester an. „Doch, das möchte ich wissen. Wie bist du entkommen?“ Mittlerweile konnte Remus erkennen, dass Sirius den Kopf abgewandt hatte. Offenbar versuchte er herauszufinden, ob sich jemand dem Zimmer näherte. Doch auch er selbst konnte nichts und niemanden kommen hören. „Also gut, ich habe eigentlich nicht so viel Zeit, aber ich denke, die Kurzfassung kann nicht schaden. Die MACUSA haben mich in so eine Art Geheimversteck gesteckt und die ganze Zeit über befragt. Irgendwann aber, nach einer Ewigkeit sind sie zu einem Einsatz gerufen worden. Offenbar wollten ein paar Teenager den Untergang des dunklen Lords mit besonders viel Magie feiern … nun, dumme Teenager und irgendwelche Zaubersprüche waren noch nie eine gute Idee.“ Sirius schüttelte grinsend den Kopf, und auch Remus schoss die eine oder andere peinliche Erinnerung durch den Kopf. „Nun, jedenfalls haben sie es geschafft, dass irgendein Saloon in Flammen stand, aber nicht in normalen, sondern so besonderen, die sich nur ganz schwer zu löschen ließen. Also musste schließlich die MACUSA anrücken. Sie dachten, sie hätten mich sicher gefangen, also sind sie alle gegangen. Haben mich einfach allein gelassen, kannst du das glauben?“ „Glauben sollte ich es eigentlich nicht“, gab Remus leise zu. „Doch du sitzt vor mir, in Fleisch und Blut, also bleibt mir wohl nichts anderes übrig, schätze ich.“ Noch immer grinsend, setzte Sirius seine Erzählung im Flüsterton fort. „Jedenfalls, die Dummköpfe hatten mich gefesselt und gehofft, das würde mich aufhalten. Tja, was soll ich sagen, kaum war ich ein Hund, konnte ich einfach aus den Fesseln heraussteigen und durch die Gitter hindurchschlüpfen. Stellte sich heraus, die haben das örtliche Sheriffsgebäude für ihr Verhör benutzt. Durch das ganze Chaos hat niemand auf einen Hund geachtet und so konnte ich mir meinen Zauberstab nehmen und entkommen. Irgendwann habe ich dann auch deine Spur gefunden und hab mich dann hinter einschleichen können. Bis ich unter deinem Bett war, darauf wartend, dass du aufwachen würdest.“ Das Lächeln fiel aus Sirius‘ Gesicht und Remus Brust schnürte sich zusammen. Sein Griff lockerte sich und nun war es sein Freund, der Remus‘ Hand fest in seine eigene nahm. „Es tut mir leid, dass ich in dem Moment, in dem du am meisten gebraucht hättest, allein gelassen hatte. Hätte ich doch nur besser aufgepasst, dann wäre mir diese Falle niemals entgangen und…“ Sachte gab Remus leise Töne von sich, versuchte seinen besten Freund zu beruhigen, was ihm nur mäßig gelang.   Dann schien Sirius etwas einzufallen und seine Miene hellte sich wieder auf. „Achja, ich habe die MACUSA auf eine falsche Fährte gelockt, zumindest denke ich, dass ich das habe. Ich hoffe es.“ Nun wurde Remus hellhörig und sah Sirius neugierig in die Augen. „Auf eine falsche Fährte? Was meinst du damit?“ „Nun, ich habe die Gelegenheit genutzt, und aus einem sicheren Versteck einen Teil des Sheriffgebäudes mit meinem Zauberstab zerstört. Außerdem habe ich an einen der Wände das Symbol der Todesser hinterlassen, damit es so aussieht, als hätte mich jemand von ihnen befreit. Wenn die MACUSA wirklich so dumm ist zu glauben, ich wäre ein Todesser, dann sollen sie doch unter deren Reihen nach mir suchen.“ Nun war es Remus, der lächelnd mit dem Kopf schüttelte. Er kannte Sirius lange und gut genug, um zu wissen, wie nachtragend dieser war, aber auch gerissen und voller Ideen. „Kann… kann ich dir irgendwie helfen? Ich habe schon behauptet, ich hätte eine kongrade Amnesie, damit sie dir nichts anhängen können, aber das haben sie bereits getan. Ich wollte es nicht noch schlimmer machen …“ Sirius‘ schnaubte leise und verachtend vor sich hin. „Keine Angst, die haben sich ihr Urteil längst gebildet. Die meinten ja auch, ich hätte dich gefoltert. Was für ein hausgemachter Unsinn. Aber hey, ich bin für die ja schon ein Monster, wenn man dann noch ein weiteres Verbrechen anhängen kann…“ Remus ließ noch einmal das Gespräch mit den MACUSA-Mitarbeitern Revue passieren und nickte zustimmend. „Sie haben auch ignoriert, dass ich ein Werwolf bin und es dementsprechend auch dem Krankenhauspersonal nicht erzählt. Vermutlich wird dieses Detail auch in keinen Akten oder Notizen erscheinen. Die wollen dich fertig machen, und zwar so richtig.“ Sirius lächelte wieder, doch Remus fühlte nicht die emotionale Kraft, es zu erwidern. „Dafür müssten sie mich erstmal kriegen und auch halten können. Doch das werde ich nicht zulassen.“ Sofort nahm Sirius seine Hand zurück, und mit ihr ging sämtliche Wärme, die Remus an der Stelle gespürt hatte. Er zog seine Beine unter die Decke zurück und machte es sich so gut es ging darauf wieder bequem. „Wenn ich dir dabei irgendwie helfen kann, dann lass es mich wissen. Zwar bin ich im Moment ans Bett gefesselt, aber …“ Er spürte eine warme und raue Hand auf seiner Stirn, sämtliche Emotionen überschütteten sein Herz und Remus wurde das Gefühl nicht los, dass es sich um einen Abschied handelte. „Ruh dich erst einmal aus. Einen besseren Gefallen kannst du mir nicht tun, Remus. Erhol dich gut und dann sehen wir weiter. Keine Angst, die werden mich nicht nochmal bekommen, jetzt werde ich erst recht auf der Hut sein.“ Sirius nahm seine Hand wieder zurück und zu gerne wäre Remus aufgestanden, hätte sich angezogen und wäre mit seinem besten Freund über alle Berge geflohen. Doch er konnte es nicht und das wussten sie beide. Remus schluckte den Kloß im Hals herunter, der sich dort gebildet hatte. „Ja, das werde ich tun. Ich werde meine Verletzungen verheilen lassen und dann nach dir suchen. Ich möchte dir unbedingt helfen, denn ich weiß, du bist unschuldig. Und das werden wir der Welt beweisen.“ Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf Sirius’ Lippen ab, Remus konnte es gerade noch erkennen, bevor der Mond sich wieder hinter einer dicken Wolkenwand versteckte. „Genau das werden wir, mein Freund. Genau das werden wir. Und wir werden uns wiedersehen, versprochen.“ „Versprochen.“ In der Dunkelheit viel es ihren Händen schwer, sich ein letztes Mal zu finden. Erst, als sich ihre Fingerspitzen wie zufällig berührten, schüttelten sie sich die Hände. „Mach’s gut, mein Freund, bis zum nächsten Mal“, sagte Sirius, dann wurde es schlagartig still im Zimmer. Der Mond kehrte mit seinem hellen Schein zurück und dort, wo bis eben sein Freund gestanden war, konnte er nichts weitersehen als zwei helle, gelbe Augen. Snuffles sah ihn ein letztes Mal an, bis er sich zum Fenster wandte und aus diesem hinaussprang. Rasch folgte das leise Geräusch eines Gebüsches, in welches etwas hineingefallen war, sodass Remus vermutete, dass der Fall nicht von langer Dauer gewesen sein konnte. Er konnte nicht anders, als zu lächeln. Er wollte es nicht anders. Er musste stark sein, für sich und für seinen Freund. „Bis bald, mein Freund“, flüsterte Remus in die Dunkelheit hinein und betrachtete den Sternenhimmel, als könnte er dort die Antwort auf all ihre Probleme ausfindig machen. Ihre Zukunft lag irgendwo dort draußen, genauso wie ihr Zielobjekt und es wäre nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihn wieder finden würden. Sie hatten ihn bereits einmal aufspüren können und Remus war davon überzeugt, dass es ihnen noch ein weiteres Mal gelingen würde. Das nächste Mal war Wurmschwanz dran. Mit dieser Zuversicht legte sich Remus zurück auf sein Kopfkissen, schloss zufrieden die Augen und gab sich ein weiteres Mal dem Schlaf hin. Einem Schlaf, in welchem er mit einem wunderschönen Traum gesegnet war. Und der Wunsch, diesen Traum eines Tages Wirklichkeit werden zu lassen, schenkte ihm für den Rest der Nacht ein Lächeln auf seinem Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)