Spring Hymn von Rix ================================================================================ Kapitel 1: The Dance of Life and Death -------------------------------------- In a dream I meet my dead friend. He has, I know, gone long and far, and yet he is the same for the dead are changeless. They grow no older. It is I who have changed, grown strange to what I was. Yet I, the changed one, ask: „How you been?“ He grins and looks at me. „I been eating peaches off some mighty fine trees.“ - A Meeting by Wendell Berry - Das Blut lief Zagreus dickflüssig am Körper hinab als er im Becken auftauchte. Fahrig wischte er sich durch die Haare und wartete vorwärts. Einst hatte er seinen Onkel Poseidon gefragt, wie Wasser sich in der sterblichen Welt anfühlte. Dieser hatte nur laut gelacht und ihm geantwortet, dass er es jederzeit spürte, wenn er seine Gabe nutzte. Zagreus hatte die Antwort nicht befriedigt, da er sich sicher war, dass normales Wasser keine göttliche Macht enthielt. Als er die Frage Eurydice stellte, schien diese zuerst überrascht, bevor Verständnis sich in ihren Zügen zeigte. Einige Erzählungen später erschien Zagreus Wasser aus der Welt der Sterblichen göttlicher als jede Gabe seines Onkels. Die Erinnerung daran verdüsterte seine Stimmung nur noch mehr und mit schweren Schritten ging er an den neu gestorbenen Seelen vorbei, welche all ihr Los beklagten und nicht einmal die Flammen des Kamins konnten den kalten Graus ihres verlorenen Lebens entfernen. „Oh, hey, du bist zurück! Meine Liste sagt, dass dich ein Langspeer umgebracht hat? Wow, es ist ewig her...“, begrüßte ihn die frohe und gleichzeitig schläfrige Stimme von Hypnos, der sich auf seinem Sofa räkelte. Doch anstatt wie sonst für ein kurzes Gespräch innezuhalten, marschierte Zagreus einfach weiter. „..ich glaube, es sind jetzt ungefähr fünf Lebenszirkel gewe- und oh...okay, ähm, dann bis später!“ An Hypnos und den Seelen vorbei, wollte Zagreus bereits zu seinen Gemächern abbiegen, bis ihn Gewimmer aufhielt. Für eine Sekunde überlegte Zagreus es zu ignorieren, aber als ein dreistimmiger Sopran ertönte, konnte er nicht anders als Folge zu leisten. „Na Hündchen, hast du mich vermisst?“, begrüßte er Kerberos, worauf er dem einem Kopf die Schnauze streichelte und ein Zweiter die Chance nutze, um seine kalte Schnauze ihm in den Nacken zu stupsen. Der dritte Kopf biss freudig in den roten Spielball, den Zagreus ihm geschenkt hatte. Von seiner Mutter fehlte ausnahmsweise jede Spur. Höchtswahrscheinlich verbrachte sie gerade Zeit im Garten. „Du hast ihn verzogen“, brummte Hades, Herr der Unterwelt von einigen Meter entfernt, ohne von seinem Berg an Unterlagen aufzuschauen, die sich wie immer als gefährlicher Stapel auf seinem Schreibtisch türmten. „Hm, erwiderte Zagreus nur und hörte auf den Höllenhund zu kraulen. Ohne ein weiteres Wort schritt er an seinem Vater vorbei und nahm erneut sein ursprüngliches Ziel auf. Was Zagreus nicht bemerkte, war der fragende Blick, den ihm sein Vater hinterher warf. - Mit schweren Gliedmaßen ließ Zagreus sich in sein Bett fallen und vergrub mit einem tiefen Seufzen sein Gesicht in seinem roten Lieblingskissen. Für eine ganze Weile verharrte er in der Position bis ein vertrautes Geräusch ihn aus seiner Grübelei holte. Das Rascheln eines Umhanges, der Hauch eines finalen Moments, der leichte Abfall der Temperatur. Thanatos. Eine kurze Stille. „Zag?“, eine unsichere Frage einer tiefen Stimme, die stets zwischen urteilend und streng schwankte, aber ihm gleichzeitig immer mitteilte, dass er bis ans Ende des Universums und der Zeit geliebt werden würde. Mit einem unaufhaltsamen Lächeln auf den Lippen, drehte Zagreus sich im Bett um bis er auf der Seite lag und seinen Freund anschauen konnte. „Hey, Than.“ Thanatos hob eine Augenbraue und rührte sich nicht weiter, wartend auf die Erlaubnis des Sohn des Hades. Erst als Zagreus mit seiner freien Hand ihn zum Näherkommen einlud, bewegte er sich. Bedacht lehnte er seine Sense und sein Schwert an die freie Stelle zwischen Harry, Zagreus einzige Pflanze im Raum, und dem Zyklopenschädel, der als Deko diente, bevor er seine Kapuze zurück schmiss und Teile seiner Rüstung auszog und ordentlich gefaltet davor legte. Auch nach all der Zeit löste der Anblick in Zagreus eine Mischung aus Begeisterung, Lust und Unglaube aus. Nachdem die Personifizierung des Todes mit der erschaffenen Ordentlichkeit zufrieden schien, gesellte sie sich wie ein Altbekannter zu Zagreus ins Bett. Ebenso wie der Sohn des Hades legte sich Thanatos auf die Seite. Einige Sekunden schwiegen sie sich nur an, wobei ihn Thanatos mehr als üblich musterte und mit dem Ergebnis weniger zufrieden schien, soweit Zagreus es den leicht gekräuselten Augenbrauen entnehmen konnte. „Erzähl, Zagreus,“ forderte ihn sein Freund nach der Musterung streng auf. Zagreus seufzte nur und vergrub sein Gesicht noch mehr in dem Kissen. „Nichts wirklich, Than. Nur erschöpft. Müde.“ Es war eine leichte Untertreibung dessen, was Zagreus in den letzten Tagen empfand. Egal wie oft er sich seinen Weg durch die Unterwelt schlug und welche Herausforderungen er sich dabei selbst auferlegte, sie erschienen ihm alle zu einfach. Die sonstigen Schübe an Aufregung blieben aus und es fühlte sich an, als würde er sich in einem Sog befinden, dem er nicht entkommen konnte. Und jeder weitere Fluchtversuch verstärkte nur das gähnende Loch, welches sich in seinem Körper gebildet hatte und verstärkte die schwere seiner Glieder und Gedanken. Obwohl er es nicht laut aussprach, schien Thanatos seine Gefühlslage zu erahnen. Denn plötzlich spürte er die langen Finger seines Freundes auf seinem Gesicht. Langsam strich Thanatos Daumen über seine Wange und hinterließ dabei ein warmes Kribbeln, welchem Zagreus niemals müde wurde. „Kann ich etwas für dich tun?“ Zagreus schüttelte nur den Kopf und ergriff mit seiner eigenen Hand, die von Thanatos. „Alles in Ordnung. Alles ist gut.“ Thanatos Mundwinkel zogen sich bei der Erwiderung nach unten, jedoch lenkte Zagreus ein, bevor dieser protestieren konnte. Er war zu müde, um über seine Gefühle zu diskutieren. „Sei einfach nur hier, Than. Mehr brauche ich nicht.“ Ein Brummen und eine Sekunde später zog Thanatos ihn in eine Umarmung. - Sich die Augen reibend und noch etwas verschlafen, torkelte Zagreus aus seinen Gemächer. Gerade als er in die Cafeteria gehen wollte, um sich vom Koch ein Frühstück geben zu lassen und eventuell Dusa Gesellschaft leisten zu können, hielt ihn Achilles auf. Dieser kam ihm aus seiner Zielrichtung entgegen und ihm zunickte. „Ah, Zagreus, Junge. Einen guten Morgen dir. Ich wollte gerade bei dir vorbei schauen, bevor ich mich auf den Weg zu Patrocolus begebe.“ „Oh? Was kann ich für dich tun, Achilles?“ Achilles zeigte mit einer Handbewegung Richtung Eingangshalle. „Dein Vater möchte mit dir sprechen.“ Zagreus stieß daraufhin nur ein Seufzer aus, während ihm Achilles aufmuntern auf die Schulter klopfte. „Keine Sorge, es geht nur um eine formelle Angelegenheit.“ „Und warum ist das jetzt besser als eine seiner Lektüren?“ Darauf lachte Achilles nur, anscheinend in einer außerordentlich guten Laune, klopfte ihm erneut auf die Schulter und machte sich daran, seinen Weg fortzusetzen. „Lass ihn nicht zu lange warten, dass ist unhöflich, Zagreus.“ Zagreus stieß erneut einen tiefen Seufzer aus und knackte dann mit seinen Nacken. Besser er bracht es jetzt hinter sich, um danach ein ruhiges Frühstück zu sich zu nehmen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sein Vater ansonsten die gesamte Halle entlang nach ihm brüllte und den Seelen einen zweiten Tod durch Herzattacke gab. Als er in der Haupthalle ankam, bemerkte er seine Mutter Persephone und Thanatos in einem Gespräch, während Kerberos versuchte die Aufmerksamkeit von beiden Parteien zu erhaschen. Bevor er weiter darüber überrascht sein konnte, dass seine Mutter und sein Freund ein anscheinend sehr privates Gespräch führten, so eng schienen ihre Köpfe aneinander, lenkte ihn die Stimme seines Vaters ab. „Da bist du ja endlich, Junge!“ Zagreus schnalzte mit der Zunge, stützte seine Hände in die Hüften, bevor er sich seinen Vater zuwandte. „Ich wusste nicht, dass meine Anwesenheit für heute Morgen gewünscht war.“ „Du wüsstest es, wenn du deine Schlafangewohnheiten besser an die arbeitende Gesellschaft anpassen würdest.“ „Oh? Verzeihung, und hier dachte ich-“ „Hades. Zagreus“, mischte sich die scharfe Stimme Persephones in ihr Gespräch ein. Sofort verstummten beide Männer und schauten sie an. Hades räusperte sich und erst jetzt fiel Zagreus auf, dass sowohl sein Vater, als auch seine Mutter sich in ihre teuersten und edelsten Gewänder geschmissen hatten. „Deine Mutter und ich werden für einige Tage aus dem Haus sein.“ „Aus dem Haus?“ Sein Vater brummte und sein Blick verfinsterte sich. „Eine Versammlung auf dem Olymp an dem alle Götter teilnehmen müssen.“ Die Sorge, die sich bei dem Satz in seinem Innersten ausbreitet, schien nur zu deutlich sich in seinem Gesicht widerzuspiegeln, da die sanfte Hand seiner Mutter sich auf seinen Arm legte. „Alles gut, mein Liebling. Es sind nur Abstimmungen über den aktuellen Zustand der Welt der Sterblichen. Der Krieg hat ein Ende gefunden und wir Götter müssen unsere weiteren Vorgehen absprechen.“ „Oh...in Ordnung...“ Seine Mutter lächelte und zog ihn in eine herzliche Umarmung. „Wir sind bald zurück, Zagreus. Pass gut auf dich auf.“ „Natürlich, Mutter. Immer.“ „Und stell keinen Unfug in unsere Abwesenheit an“, fügte Hades drohend hinzu. „Niemals, Vater“, erwiderte Zagreus schelmisch. Hades seufzte nur tief und Zagreus würde niemals zugeben, dass er dies eins zu eins von seinen Vater hatte. „Sohn...“ Persephone strich Zagreus liebevoll über den Kopf, nahm sein Gesicht in beide Hände und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn, bevor sie nach dem ausgestreckten Arm von Hades griff, den er ihr hingehalten hatte. Zagreus beobachtete mit einem mulmigen Gefühl im Magen wie seine Eltern in Richtung Garten verschwanden. Erst dann erinnerte er sich daran, dass er Thanatos mit seiner Mutter sprechen sehen hatte. Als er sich jedoch umwandte, um nach seinen Freund zu schauen, war von diesem keine Spur. - Gelangweilt und lustlos lungerte Zagreus auf der Couch bei der Terrasse herum und nippte an einer Flasche Ambrosia, welche ihm Thanatos vor einiger Zeit geschenkt hatte. Nachdem seine Eltern gegangen waren, hatte er sich für den Rest seines Tages in sein Zimmer verkrochen. Zu besorgt und unruhig, um sich eine Lauf durch die Unterwelt zu stellen. Am nächsten Tag hatte er es ebenso gehalten, da er so müde schien, dass er sich nicht einmal aus dem Bett bewegen wollte. Und heute hatte er es zumindest aus seinem Zimmer geschafft, nur um nach dem Üben mit an Skelly, es nach kaum einer Stunde aufzugeben und seitdem auf der Couch sein Dasein zu fristen. Zagreus wusste, dass er etwas gegen sein immenses Stimmungstief unternehmen oder es zumindest jemanden ordentlich erzählen sollte. Aber er sah keinen Sinn darin, wenn er nicht einmal den Grund dafür wusste. Frustriert über sich selbst, schmiss er die nun leere Ambrosiaflasche über die Brüstung der Terrasse – nur das sie vorher von einer halb manefistierten Hand bestehend aus dunkler, undefinierbarer Materie aufgefangen wurde. „Zagreus“, warnte ihn Thanatos tiefe Stimme und im nächsten Moment stand sein Freund als festes Objekt vor ihm. Verlegen richtete Zagreus sich gerade auf und kratzte sich am Hals. „Oh, ey, Than. Was machst du denn hier?“ Kurz schien Thanatos ihm ein Vortrag über sein rüdes Verhalten halten zu wollen, schüttelte aber dann nur den Kopf. In einer eleganten Handbewegung verschwand die leere Flasche im Nichts und mit einer weiteren deutete der Tod an, dass Zagreus rutschen sollte, so dass er sich setzen konnte. Hastig kam Zagreus der Aufforderung nach. „Ich bin hier, um dich über eine Sicherheitslücke zu informieren.“ Zagreus blinzelte seinen Freund einige Mal nur dümmlich an. „Eine was?“, brachte er endlich hervor. Thanatos hob eine Augenbraue. „Eine Sicherheitslücke?“ Erneut nur blankes Starren, worauf Thanatos langsam ansetzte, als würde er mit einem Toten reden, der noch nicht verstanden hatte, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilte. „Eine Lücke in der Sicherheit, welche dich interessieren sollte. Außer es hat sich seit unserer letzten Begegnung etwas geändert und du bist nicht mehr dafür zuständig?“ Jetzt huschte ein leichtes, neckendes Grinsen über Thanatos Lippen, was stetig tausend Dinge mit Zagreus anstellte. „Oder hast du deinen geliebten Bürojob wieder und sitzt deswegen hier?“ „Was, nein?! Niemals!“ Erneutes Schweigen und dann sickerte endlich die Information gänzlich zu Zagreus durch. Plötzlich fühlte er sich hellwach. „Was für eine Lücke? Und wo?“ „Oh“, Tahantos legte den Kopf leicht schief als müsste er überlegen. „Laut den Gerüchten, die kursieren, wohl in Elysium.“ „Gerüchte? Was für Gerüchte?“ „Hmmm, manche spreche wohl von eine dort unbekannte Kreatur, die dort die See-“ Bevor Thanatos zu ende sprechen konnte, sprang Zagreus schon auf. Er konnte förmlich spüren, wie eine Wallung an Energie durch sein Körper strömte. Eine unbekannte Kreatur hieß eine unbekannte Herausforderung, der sich Zagreus stellen konnte. „Zag, bitte sag mir, dass du nichts Dummes vorhast?“ Zagreus grinste seinen Freund nur breit an. „Niemals. Ich gehe lediglich meiner Arbeit nach.“ Thanatos rieb sich nur mit Zeige-und Mittelfinger über die Stirn als würde er eine Migräne bekommen. „Bitte sag mir zumindest, dass du nach meiner Hilfe rufst, falls du in Schwierigkeiten geraten solltest.“ „Immer“, versprach Zagreus dem Tod, küsste ihn kurz, nur um dann in Eiltempo den Gang hinunter zu rennen, in Richtung Waffen und Tor. - Unschlüssig starrte Zagreus auf die leere Stelle, an der sonst eigentlich eine Gabe seiner Verwandten aus dem Olymp sein sollte. Einmal, zweimal, dreimal, viermal wechselte er den Griff an seinem Schwert, während er die Halle hinunter schaute, nur um erneut die gabenlose Stelle zu mustern. Innerlich kämpfte sein Stolz gegen seine Vernunft, wobei er einige zögerliche Schritte erst zurück zum Tor und dann wieder zurück die Halle hinunter machte. Es wäre töricht ohne Gabe weiterzugehen. Dennoch hatte er seitdem viel mehr dazugelernt und die Neugier nach der unbekannten Kreatur nährte die Flamme in seinem Inneren, die er seit geraumer Zeit nicht mehr gespürt hatte. Zudem konnte er noch immer Thanatos rufen, wenn es zu brenzlig wurde. Jedoch fiel ein Lauf durch die Unterwelt in Richtung unbekannter Feind höchstwahrscheinlich unter die Kategorie `Dummheit`, die Thanatos gemeint hatte. Es war nicht so als könnte er ja sterben. Zumindest erschien es bisher so. Eine Unsicherheit gesellte sich zu den nagenden Zweifel dazu, ob seine Unsterblichkeit von den erhaltenen Gaben abhängig oder ultimativ mit Nyx verbunden war. Nein, es musste mit Nyx zusammenhängen, alles andere war unsinnig. Oder so. Hoffentlich. „Urgh, was für ein Schwachsinn. Geh einfach! Als wäre jetzt der Zeitpunkt über die Konsequenzen meiner Unsterblichkeit nachzudenken“, meckerte Zagreus sich selbst an. Er atmete tief ein und lief los, direkt auf das erste Monster zu, ohne nochmal zurückzuschauen. - Schweiß rann Zagreus unangenehm am Körper hinab, während er schwer atmend zur Seite wegsprang, als einer der Bälle der Hexen auf ihn zusteuerte. Nur um ihm nächsten Moment beinahe von der Keule einer der Schurken auszuweichen. Mit einer halben Drehung nutzte Zagreus das Momentum seines Körper, um dem Schurken einen langen Schlitz auf dem Rücken zu verpassen, der ihm den Rest seiner Lebensenergie kostete. Jedoch gab ihm der Sieg nur eine kurze Verschnaufpause, da schon die nächsten Leuchtbälle auf ihn zusteuerten. Rasch flitzte Zagreus in einem Zickzack an die Hexe heran, wobei seine Beine mit stechenden Schmerzen gegen die Bewegung protestierten. Fast schon hackend, schlug er auf die Hexe ein, womit er endlich den letzten Gegner der Kammer besiegt hatte, was sich in einem öffnenden Klicken der Türe bemerkbar machte. Keuchend lehnte sich Zagreus an eine halb eingestürzte Säule und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein gesamter Körper pochte vor Anstrengung und seine Kehle fühlte sich an, als würde sie demnächst implodieren. Dabei hatte er gerade Mal den dritten Raum geschafft. Frustriert knurrte er und stieß sich von der Säule ab, welche endgültig in sich einbrach. Dumpf starrte er den Trümmerhaufen an, um dann die obligatorische Nachricht über sein Leben zu ignorieren. Die nächste Tür, durch die er trat, war ein Segen für Leib und Geist. Vor ihm erstreckten sich eine göttliche Quelle, welche seine Energie wieder auffüllen würden. Mit einem erleichterten Seufzer trank er von dem riesigen Gefäß. Während sich sein Körper von den Strapazen erholte, grübelte Zagreus, ob er weitergehen sollte. Es war nicht so, als hätte er eine große Wahl, da es nur wenige Möglichkeiten gab zurückzukehren, die ungefährlich waren. Aber es wäre Torheit so weiter zu machen. Grimmig kam er zu dem Entschluss, dass er im nächsten Raum Thanatos rufen würde und ihn, um Hilfe beten musste. Alleine würde er es nicht durchhalten und die Abwesenheit der Götter nahm ihn nicht die Unsicherheit, ob er bei einem Ende wirklich wieder im Untergeschoss landen würde. Erschöpft fuhr Zagreus sich durch die Haare. Sofort merkte er, wie die Flamme in seinem Inneren erneut erlosch als er aufstand, um die nächste Kammer zu betreten. - Überrascht starrte Zagreus die Gabe vor seiner Nase an. Das Zeichen – eine gelbe Blume in der Form einer Glocke – war ihm völlig unbekannt. Unsicher umrundete er die Gabe, so als würde sie aus einem anderen Blickwinkel sich als Fälschung oder Täuschung entpuppen. Jedoch blieb die Gabe an Ort und Stelle, einen angenehmen Puls und helles Licht von sich gebend. Alles in Zagreus schrie danach, dass das mehr als nur ein Trick sein musste und dennoch siegte seine Neugierde. Schlimmer konnte seine Situation ohnehin nicht werden. Eventuell war ihm das Glück doch Hold und einer seiner Verwandten hatte bemerkt, dass der Rest allem Anschein zu beschäftigt war, um ihren Unterwelts-Liebling zu helfen. „Also gut, dann wollen wir mal, hm?“ Wenn seine Hand etwas zitterte, als er nach der Gabe griff, konnte es ihm keiner nachweisen. Mit fester Stimme sagte er: „Im Namen von Hades! Olymp, ich nehme diese Botschaft an.“ Für eine Sekunde war es still und Zagreus wollte schon seine Worte wiederholen, als ihn plötzlich ein Schauer von rosaroten Blüten erfassten. Die Gabe erinnerte ihn an Aphrodite, fühlte sich jedoch komplett anders an. Aphrodites Gabe hatte stets Ecken und Kanten, Hoch und Tiefs. Ein Gefühl stetig zu viel auf einmal zu fühlen und immer am Rand von absolute Glück und tiefen Wahnsinn zu wandeln. Liebe war, wie Zagreus verstand, ein weites Spektrum - und seitdem er sich seiner Liebe zu Thanatos bewusst geworden war, ein angenehmes Chaos. Nicht zu selten fand er sich, nachdem er Hilfe von Aphrodites Gabe beansprucht hatte, dabei wieder, wie all seine Gedanken und Gefühle nur von Thanatos in Anspruch genommen wurden. Nicht das es groß anders im Alltag war, jedoch niemals mit solch einer Intensität, als würde sein Überleben davon abhängen. Nein, diese Gabe hatte eine ähnliche Note, löste jedoch eine unendliche Wärme in ihm aus. Mit einmal fühlte er sich stärker und gesünder, als jemals zuvor. Jeder Muskel hörte auf zu ätzend und er hatte Energie, wie seit seiner Kindheit nicht mehr. Der Duft von frischen Blumen umhüllte ihn und für einen Augenblick schloss er die Augen, träumte von den bunten Felder der Oberfläche. Ein Stich der Wehmut packte ihn, aber mit einem weiteren Atemzug, strömte die Wärme auch in die letzten Ecken seines Ichs und vertrieb die Schwere aus seinem Körper und Geist. „Danke“, haucht er in die Stille hinein, welche Sekunden später durch auftauchende Seelen zerstört wurde. Mit neuem Elan, umschloss Zagreus fest den Griff seines Schwertes und stürzte sich mit einem breiten Grinsen in das Scharmützel. - Zagreus flog nur so durch die Räume, beflügelt von der Gabe, die wie frisches Leben durch ihn pulsierte. Vollständig verstand er nicht, was die Gabe an sich war, aber er beschwerte sich über die schier unendliche Energie und Freude, die er empfand, keineswegs. Jedoch hörte der kleine Zweifel in seinem Hinterkopf nicht auf zu nagen, wem die Gabe gehörte. Auch entschwand es nicht, als ihm Charon förmlich auswich. Dafür klärte er das Mysterium über die Abwesenheit der anderen Gaben und Zagreus musste über seine eigene Dummheit lachen. Natürlich konnte ihn keiner seiner Verwandten eine Gabe zukommen lassen, immerhin waren sie alle mit ihrem göttlichen Rat beschäftigt, zudem seine Eltern aufgebrochen war. Was noch mehr die Frage aufwarf, wer ihm die Gabe zu Verfügung stellte. Anstatt jedoch das Rätsel mit Bedacht zu lösen, ging er es an, wie jede Herausforderung in seinem Leben; stets volles Tempo voraus, ohne zurückzublicken. Seiner Vermutung nach würde sich sein gütiger Samariter bei ihm melden, sobald Zagreus dessen Ziel erreichte. Wie immer als er in Elysium ankam, nahm Zagreus eine Sekunde, um den Ort auf sich wirken zu lassen. Irgendwas an der Ruhe und der unheimlichen Schönheit ließ ihn innehalten. Ein paar tiefe Atemzüge später, fasste er sich und ließ seinen Blick über den weiten Felder schweifen. Wenn er eine Kreatur wäre, die möglichst viel Unheil anrichten wollte, wo würde er sich aufhalten? Seine Augen blieben auf dem entfernten Kolosseum hängen. Schnaubend schulterte er sein Schwert. „Ich schwöre bei Hades, wenn Muskelpaket mir meine Kreatur weggeschnappt hat, dann lasse ich ihn das für Monate nicht vergessen“, murmelte er, bevor er los sprintete. - Das Kolosseum war sonderbarerweise seelenleer. Etwas verloren darüber, drehte Zagreus sich einige Mal im Kreis, bevor er die Hände in die Hüfte stemmte und sich mit seinem linken Fuß an der rechten Wade kratze. „Nun, das ist auch mal neu“, sagte er zu sich selbst und seine Stimme hallte hohl von den leeren Rängen wieder. Gerade als er dabei war, sein Glück woanders zu versuchen, erbebte die Erde. Noch bevor die Kreatur erschien, pumpte die Vorfreude das Blut durch Zagreus Adern. Mit einem lauten Krachen landete ein Biest in der Größe von Kerberos auf der Gästetribune. Ihr Löwenkopf stieß ein tiefes Brüllen aus, wobei der Ziegenkopf im Nacken sich schüttelte und der Schlangenkopf hin und her schwankte. „Na, du bist ein ziemlich großer Junge, hm Chimära?“ Kommentierte Zagreus nur das Erscheinen, begab sich jedoch bereits in Kampfstellung, als das Biest ihn plötzlich mit allen drei Köpfen anschaute. „Aber bei Weitem nicht so groß wie dein Bruder Kerberos.“ Und als hätte die Chimära den Seitenhieb verstanden, stürzte sie mit gewaltigen Schritten auf ihn zu. Sofort sprintete Zagreus an die Seite, wobei die Gabe hinter ihm dornige Ranken mit geschlossenen Blüten hinterließ. Dies schien das Biest jedoch nicht zu stören, auch nicht, als die Blüten sich mit giftigen Sporen öffneten. Stattdessen sprang es mit einem Satz vor den Sohn Hades und stieß eine gewaltige Flamme aus. Gerade noch so rollte Zagreus sich an die Seite, nur im nächsten Moment einen stechenden Schmerz an seiner rechten Schulter zu spüren. Mit einem raschen Blick erkannte er zwei Flecken von einer lilanen Subtanz, die sich durch seine Kleidung und Haut fraß. Bevor er sich fragen konnte, welcher der Köpfe dafür verantwortlich war, gurgelte der Schlangenkopf erneut und spie die Flüssigkeit in seine Richtung. Rasch schwang er sein Schwert in eine senkrechte Höhe, um mit der Gabe eine Mauer aus Blüten vor sich zu bilden, welche das ätzende Gift größtenteils auffing und nur einige Tropfen durchließ. Plötzlich lud sich die Luft auf und nur durch die Erfahrung mit Zeus Gabe, wusste Zagreus, was als Nächstes kam. Rasch hüpfte er drei Schritte nach hinten und entwich einem Blitz, der dort einkrachte, wo er Sekunden vorher noch gestanden hatte. Prüfend schaute er den Ziegenkopf an, welcher ein Geräusch von sich ließ, dass sich wie verhöhnendes Gackern anhörte, während zwischen dessen Hörner noch der Rest der Elektrizität flatterte. „Okay, Nachricht kam an. Du bist ein ebenso großer Junge wie Kerberos“, sagte Zagreus, was in die Chimära mit einem Brüllen erwiderte. „Wobei Drei gegen Einen wahrlich nicht fair ist“, das Biest stieß eine erneute Wand aus Flammen aus, der Zagreus erneut mit flinken Sprinten entkam. Definitiv Zeit die Chancen auszugleichen, dachte er sich und atmete tief ein. Mit hochgezogenen Schultern stürmte er direkt auf die Chimära zu. Die Bestie schien für einen Augenblick perplex über den plötzlichen Bewegungswechsel zu sein, da sie weder Donner noch Gift auf ihn niederließ. Erst als er fast Angesicht zu Angesicht war, reagierte sie. Doch Zagreus hatte sich bereits fallen lassen, spürte nur den Luftzug der mächtigen Kralle, die gerade so seinen Kopf verfehlte. Mit einer anmutigen Bewegung rutschte er unter dem Bauch der Bestie hindurch, nur um die Geschwindigkeit zu nutzen, um aufzustehen und mit einem gewagten Rückwärtssalto nach dem Schwanz zu greifen. Zagreus überraschte sich mehr als die Bestie, als er tatsächlich breitbeinig auf den Rücken der Chimära landete und den Schlangenkopf in der Hand hielt. Die Überraschung hielt nur einen Lidschlag an, da der Schlangenkopf wütend in sein Gesicht hisste. Währenddessen begann der Körper des Biest sich zu schütteln, um den Angreifer von sich zu bekommen. Zagreus änderte den Griff um den Schlangenkopf und zog ihn mehr in einen Schwitzkasten, was ihn kaum Zentimeter von den klaffenden Maul entfernte, wo vier lange, spitze Giftzähne ihn begrüßten. Angespannt wartete Zagreus auf den richtigen Moment, wobei seine Beine vor Anstrengung schrien, um ihn auf den Rücken des Biestes zu halten. Nach einer gefühlten Ewigkeit gurgelte der Schlangenkopf und sofort stieß Zagreus mit einem Schwung sein Schwert in den Rachen des Kopfes. Gift und ein Meer aus Blüten füllten die Lungen des Kopfes, das Biest türmte sich auf, der Löwenkopf brüllte in Schmerzen, die Augen der Schlagen quollen an und Zagreus hielt eisern fest. Dann erlosch das Licht in den Augen der Schlange und jeder Widerstand verschwand. Gerade noch grinste Zagreus über seinen Sieg, als die Welt sich seitwärts neigte. Zu spät verstand er die Absicht der Bestie, weswegen er zwar nicht unter der Masse der Bestie begraben wurde, als diese sich zur Seite rollte, jedoch auf der anderen Seite auf den Boden krachte und den Griff, um sein Schwert verlor und es deswegen einige Meter wegrutschte. Stöhnend richtete Zagreus sich auf, sein Kopf schrillte wie irre und für einen Moment glaubte er das Bewusstsein zu verlieren. Schwankend machte er einen Schritt nach vorne und spürte im selben Augenblick wie die Luft um ihn herum sich auflud. Seine Beine verweigerten ihren Dienst und innerlich bereitete er sich auf den Schmerz vor. Die Luft entlud sich, ein dröhnender Gong ertönte, es blitzte grell auf, Gestein gab der Macht der Natur nach – und Zagreus blieb verschont von allem. Ungläubig blinzelte er einige Male, nur um festzustellen, dass er sich in der Luft und in sehr bekannten Armen befand. „Than?!“ Überrascht schaute er auf in das Gesicht seines Freundes, welcher ihn einen strengen Blick zuwarf. „Was machst du hier? Hab ich dich gerufen?“ „Nein, hast du nicht“, und Zagreus hörte den Vorwurf aus der Verneinung nur zu gut heraus. Jegliche Erwiderung starb auf seinen Lippen, als die Chimära die Ankunft des Neuankömmling mit weiteren Blitzen begrüßte. Thanatos teleportierte sie leichtfertig einige Meter aus der Zielweite und setzte Zagreus dann vorsichtig ab. Schweigend starrten sie sich an, während das Biest wütend brüllte. „Du...gehst nicht?“, fragte Zagreus unsicher nach, als Thanatos nicht wie sonst, nach wenigen Sekunden verschwand, sondern manifestiert neben ihm blieb. Der Tod antwortete ihm nur mit einer geschwungenen Handbewegung, in der er Zagreus Schwert herbeizauberte und Zagreus hinhielt. „...nicht, wenn du es möchtest,“ antwortete ihm Thanatos unsicher. Zagreus wusste, dass Thanatos bleiben und ihn beschützen wollte, aber noch mehr, dass er immer zuerst Zagreus eigenen Gefühle berücksichtigen würde. Zagreus schluckte bei den Gedanken die aufwallenden Gefühle gegenüber Thanatos hinunter und griff nach seinem Schwert, nicht ohne stumm seine unendliche Zuneigung mit dem sanften Berühren ihrer Finger zu vermitteln. Thanatos räusperte sich und wandte sich der Chimära zu, welche jetzt auf sie zustürmte. „Wie in alten Zeiten?“ Zagreus schulterte sein Schwert. „Wie in alten Zeiten“, bestätigte er. Es war keineswegs wie in alten Zeiten. Hatten sie früher gegeinander in einem Wettstreit gekämpft oder Thanatos ihm kurzzeitig Hilfe angeboten, war dies zum ersten Mal ein Kanmpf, den sie als Partner zusammen bestritten. Ein Kampf, der einem Tanz ähnelte. Ihre Bewegungen liefen ineinander über. Ohne Worte verständigten sie sich, wann einer von ihnen zustieß und der andere die Aufmerksamkeit auf sich zog. Sich ihre Kombos durch Zagreus Flinkheit und Thanatos Teleportationen in rascher Reihenfolge abspielten. Es dauerte nicht lange und die Chimära erlag dem Sohn Hades und dem Tod. Mit einem letzten Stich seines Schwertes und einem letzten Schwung von Thanatos Sense bohrten sich beide Waffe in den Kopf der Chimära. Diese stieß einen letzten Schrei aus, bevor sie verschwand und in die Tiefen der Unterwelt zurückkehrte, wohin sie gehörte. Schwer atmend schauten Zagreus und Thanatos sich an, bis der Tod seine Sense verschwinden ließ und die restlichen Zentimeter zwischen ihnen überbrückte. Zärtlich fasste er nach Zagreus Gesicht und strich über eine der vielen Kratzer und Wunden, die er sich bisher zugezogen hatte. „Verzeih mir meine Liebe, dass war nicht der Plan gewesen...“. Zagreus schloss die Augen und legte seine Hand über Thanatos seine. „Alles gut, Than. Es war nur ein ziemlich...“, und stockte. Verwirrt löste er sich aus dem Griff und machte einen Schritt zurück. „Plan? Was für ein Plan?“ Thantos Lippen wurden zu einem dünnen Strich und er verschränkte die Arme vor der Brust, ein klares Anzeichen dafür, dass sein Partner definitiv nicht darüber sprechen wollte. „Than...was ist das alles hier? Wie konnte die Chimära entkommen? Wem gehört die Gabe ...und was hast du damit zu tun?“ Schweigen. „Bitte, Than. Rede mit mir.“ Ein scharfes Einziehen der Luft und ein ergebendes Ausatmen. „Deine Mutter und ich haben bemerkt, dass du in letzter Zeit sehr depressiv warst.“ Oh... Oh! „Ich...“, Zagreus stockte Es stimmte, dass er in letzter Zeit eine Schwere und Lustlosigkeit gespürt hatte. Er hatte nur nicht gedacht, dass es jemand bemerkte. Aber als er Thanatos Blick auffing, der von Sorge sprach, fühlte er eine gewisse Schuld. Natürlich würden die Personen, die ihn liebten, es bemerken, wenn er sich nicht gut fühlte. „Verzeihung. Ich...ich war mir selbst nicht sicher, woher es kam. Ich dachte...“, er suchte nach den richtigen Worten, konnte sie aber nicht finden, „...es würde vorbeigehen?“ Erneut senkte sich Schweigen zwischen ihnen. Dann spürte er sachte eine Hand nach seiner greifen und ohne zu zögern, öffnete er seine zur Einladung. Ihre Finger fanden die sichere und vertraute Union. „Deine Mutter meinte, dass es einigen Menschen so geht, wenn der Frühling kommt. Und das dein letzter Besuch zur Oberwelt höchstwahrscheinlich die negativen Gefühle ausgelöst hat.“ Thanatos Stimme war sanft, einlullend. „Oh...“, war Zagreus einzige Erwiderung und versuchte sich zu erinnern. Tatsächlich hatte er vor einigen Wochen das erste Mal in seinem Leben die Oberwelt nicht komplett in Schnee bedeckt erblickt. Stattdessen hatte er in frischen Grün gestanden, das liebliche Zwitschern von Kreaturen gehört und überall wohin er blicke, spross Leben hervor, bereit zu atmen. Die Rückkehr seiner Mutter hatte nicht nur Auswirkungen auf die Unterwelt und sein Leben. Doch das pulsierende Leben, der ersichtliche Anfang von so viel Hoffnung und Energie hatte ihn überwältigt. In seinem Magen hatte sich alles zusammengezogen und bevor er begreifen konnte, warum er sich so schlecht fühlte, war er zwischen all dem neuen Leben gestorben und zurückgekehrt in die Arme der Unterwelt. Zum ewigen Ende zurück, anstatt den Beginn zu frönen. Verständnis breitete sich in Zagreus aus und als wäre ein Damm gebrochen, verstand er plötzlich sein Tief. Es musste sich in seiner Mimik zeigen, denn erneut griff Thanatos nach seinem Gesicht. „Ich hatte die Idee, dass eventuell etwas Abwechslung dir helfen könnte. Daher bin ich an deine Mutter herangetreten und habe sie um Erlaubnis gebeten. Um ihre Gabe gebeten.“ Vage erinnerte Zagreus sich an den Anblick von Thanatos und seiner Mutter tief in einem Gespräch verwickelt. „Also...um mich aufzuheitern, hast du mit meiner Mutter beschlossen, eine tödliche Kreatur auf das Elysium loszulassen und darauf zu hoffen, dass sie wie die anderen Götter mit ihre Gabe zur Verfügung stellen kann?“ Thanatos öffnete den Mund, brachte keinen Ton heraus, verzog das Gesicht und wenn Zagreus sich nicht täuschte, konnte sehen, wie dessen Nacken leicht vor Scham errötete. „Ja...ich dachte, eine neue Herausforderung würde dir Spaß bereiten, da ich weiß, wie sehr du Kämpfe liebst“, presste er hervor. Nach einer kurzen Pause: „Eventuell nicht einer meiner besten Pläne“, gestand er. Zagreus konnte nicht anders als darauf zu lachen. Und während er lachte, verschwanden die dunklen Wolken, die ihn seit Wochen geplagt hatten. Weggetrieben von der Liebe seiner Familie. Zuerst küsste er die Handinnenseite von Thanatos, welche sein Gesicht gehalten hatte, dann einen flüchtigen Küss auf dessen Nase, bevor er einen sanfteren auf dessen Lippen gab. „Danke, Than.“ Thanatos brummte nur. Zagreus zog seinen Freund in eine Umarmung, welcher diese ohne zu Zögern sofort erwiderte. Lauschte dem Herzschlag des Todes. „Wirklich, danke. Dafür das du mich kennst“, nuschelte er und schloss die Augen. „Immer, Zagreus. Für immer“, antwortete ihn Thanatos als ewiges Versprechen. - „Wir sollten das öfters tun.“ Zagreus spürte wie Thanatos seinen Kopf ihn zuwandte. „Was?“ „Das zusammen kämpfen. Es hat sich wie ein Tanz angefühlt, fandest du nicht?“ Zuerst glaube Zagreus, dass Thanatos ihm nicht mehr antworten würden, sondern sie die letzten Sekunden an der Oberfläche schweigend verbringen würden. „Wir könnten auch einfach so tanzen“, schlug Thanatos vor. Ohne Vorwarnung löste er sich von Zagreus Rücken und hob ihn förmlich hoch. Zagreus gab nur einen überraschten Laut von sich und im nächsten Moment wurde er herumgewirbelt. Bevor er reagieren konnte, fühlte er eine der kräftigen Hände von Thanatos an seinem Rücken und die andere griff nach seiner freien Hand. Für einen Moment starrte Zagreus Thanatos nur ungläubig an, bis dieser ihn rasch einem Kuss raubte. Dann schmunzelte er Zagreus an, was ihn beinahe um den Verstand brachte. „Tanz mit mir in den Frühling hinein, Sohn des Hades“, hauchte der Tod ihm entgegen. Und Zagreus folgte der Bitte nur zu gerne. Leben pulsierte um sie herum, während Zagreus im langsamen Takt einer Musik starb, die nur sein Partner und er hörte – und es kaum erwarten konnte, Leben erneut um erneut zu beginnen, wenn das an seinem Ende stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)