Mondblüte von HalcyTheWolf ================================================================================ Kapitel 1: 1. Blüte ------------------- Fasziniert beobachtete ich das Schauspiel zwischen Cai und Seua. Eng umschlungen standen sie etwas abseits vom Set. Sie berührten sich, als sei es schmerzhaft, den Anderen nur für eine Sekunde loszulassen. Mittlerweile war es wirklich schwierig, Cai allein anzutreffen. Es war schön zu sehen, aber es machte mich auch neidisch. Ich lungerte in der Nähe herum hoffte, dass sie mich bemerkten würden. Irgendwann entdeckte Cai mich, ließ von Seua ab. Das nutze ich als Chance und ging auf ihn zu. »Kann ich mit dir reden, Cai?« Erstaunt sah er mich an, lächelte dann aber: »Natürlich.« Trotzdem machte er keine Anstalten, sich von Seua zu entfernen. »Auch alleine?«, merkte ich leise an. Dann ging ich um eine Ecke am Set, hörte, dass er mir folgte. Ich hoffte darauf, dass er mir helfen könnte. Immerhin war er in einer ähnlichen Situation und ich vertraute ihm. Noch dazu kannte er fast jeden aus dem Team, was auch hilfreich sein konnte. Ich fuhr mir durch die Haare, war nervöser als vor dem Casting. »Was gibt’s?« Es konnte doch nicht so schwer sein, sowas anzusprechen. Es war schließlich Cai, er würde es verstehen, versuchte ich mir selbst Mut zu machen. »Kann ich dir was anvertrauen, was niemand wissen darf? Auch nicht Seua?« Auch Seua würde nichts dazu sagen, aber je weniger Leute es wussten, desto besser. Cai nickte. Das war wohl mein Zeichen. »Erinnerst du dich an Flower?«, begann ich vorsichtig. Einen Moment dachte er nach, dann sagte er: »Flower? Ja. Sie ist die Dekorateurin aus dem Team, richtig?« Ich musste schmunzeln. Natürlich kannte er sie, es war schließlich Cai. »Ja, ist sie.« Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, das Wichtigste hatte ich noch nicht gesagt. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, schloss ich die Augen und sagte: »Ich habe mich in sie verliebt!« Ganz vorsichtig öffnete ich die Augen wieder, beobachtete seine Reaktion. Eine Mischung aus Erstaunen und Neugier lag in seinem Blick. »Echt? Das ist doch schön, Moon. Ich freue mich, dass du dich ausgerechnet mir anvertraust.« Er lehnte an der Wand des Gebäudes und ich tat es ihm gleich. Stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich bin mir nicht sicher, ob das so schön ist.« Trotz meiner Zweifel durchspülte mich eine Welle der Erleichterung. Endlich hatte ich es jemandem gesagt. »Wieso nicht?« »Weil ich erstens keine Ahnung habe, wie ich das überhaupt angehen soll. Zweitens ist sie eine Frau. Was ist, wenn sie überhaupt keine Frauen mag? Oder mich überhaupt? Wo ist die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe?«, redete ich vor mich hin, wobei das noch nicht einmal alle Zweifel waren. Cai legte mir eine Hand auf die Schulter, sah mich eindringlich an: »Moon, das klingt, als hättest du aufgegeben, bevor du überhaupt angefangen hast. Diese Gedanken kannst du dir immer noch machen. Wie wärs, wenn du einfach erst mal mit ihr redest?« Wenn das so einfach wäre, hätte ich es längst getan. Flower war immer sehr beschäftigt, daher wollte ich sie nicht stören. Ich sah auf meine Schuhe: »Und du glaubst nicht, dass es komisch ist, wenn jemand vom Cast sie einfach anquatscht?« »Guck‘ doch mich an! Wenn mich irgendwas interessiert, frage ich die Leute einfach. Die meistens erzählen sehr gerne von ihrer Arbeit.« Ich sah ihn an, die Begeisterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Könnte ich nicht auch so selbstbewusst sein wie er? »Soll ich dir helfen?« Ich konnte gar nicht antworten, da packte er meinen Arm: »Wir haben noch ein bisschen Zeit bis zur nächsten Szene, oder?« Ich wusste überhaupt nicht, wie mir geschah, als Cai mich über das halbe Set mit sich zog. Ich vertraute darauf, dass er sich irgendetwas dabei gedacht hatte. Irgendwann kamen wir an Wolfs Zimmer an. Dort war sie. Allein. Flower war dabei Bilder an einer Wand aufzuhängen. Ihre braunen Haare hatte sie zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden, ihre Brille rutschte ihr fast von der Nase. Flower trug ein schwarzes T-Shirt, welches sie in die schwarze Hose gestopft hatte. Ihre Jacke hatte sie sich um die Hüften gebunden. Offenbar hatte sie keine Hand frei, hatte die Nägel daher im Mund. Als ich mich selbst beim Starren erwischte, wandte ich schnell den Blick ab. Cai räusperte sich: »Flower, ich habe hier jemanden, der sich für deine Arbeit interessiert.« Ohne Vorwarnung stieß er mich in den Raum, weswegen ich mehr stolperte als ging. Flower drehte sich um, nahm sich die Nägel aus dem Mund. Als sie uns sah, lächelte sie: »Oh, Cai, Moon. Schön euch zu sehen!« Ich stockte für einen Moment, fühlte meine Ohren. Ich trug meine Mondohrringe meist am Set nicht, weil sie für die Szenen unpassend waren. Warum wusste sie also sofort, wer ich war? Normalerweise hatten die Leute Probleme, mich und meine Zwillingsschwester auseinander zu halten. Denn außer der Kleidung unterschied uns nichts. Doch bevor ich auf komische Gedanken kommen konnte, sah ich Cai hilfesuchend an. Er zwinkerte mir zu, als würde er sagen: »Du wolltest doch, dass ich helfe, oder?«. Statt mir jedoch zu helfen, sagte er grinsend: »Ich muss jetzt gehen. Ich habe etwas extrem Wichtiges zu tun.« Schon war er verschwunden. Flower hatte sich in der Zwischenzeit wieder der Arbeit zugewandt. Ich knetete meine Hände, wusste nicht, wohin mit mir. Was sollte ich sagen? »Du interessiert dich für meine Arbeit?«, fragte sie und ihr freundlicher Ton ließ mich ein bisschen mutiger werden. »Ja.« Es war zwar nicht ganz die Wahrheit, aber solange es half mir ihr zu reden, musste ich es nutzen. »Ich habe gerade leider nicht viel Zeit und ich nehme an, du auch nicht. Aber ich kann dir gerne ein andern Mal von meiner Arbeit erzählen. Meine Familie kann das schon nicht mehr hören«, sie lachte leise. »Können wir das auch bei einem Mittagessen machen?«, sprudelte ich hervor. Verdammt! Woher kam das denn bitte? Bangend wartete ich ihre Antwort ab, traute mich kaum, in ihre Richtung zu sehen. Sie drehte sich zu mir um, strahlte mich an: »Klar!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)