The Decisions of Tomorrow von Refaye (the first duty of love is to listen) ================================================================================ Kapitel 13: Hope ----------------   Kapitel 13: Hope     Träge schleppte sich Harry am Morgen des nächsten Tages zum Frühstück. Er war spät dran und es hatte ihn einige Überwindung gekostet, die warmen Bettlaken zu verlassen. Schließlich war diese Nacht zunächst seine Letzte gewesen, in der er wirklich schlafen konnte. Was sollte er nun tun? Die Rationen des Traumlos-Trankes waren aufgebraucht und nun würden unweigerlich seine Albträume zurückkehren. Er könnte Slughorn zwar erneut bitten, ihm mehr von den Phiolen zu besorgen, doch Harry bezweifelte stark, dass dies so einfach werden würde. Sollte er wirklich einen offiziellen Antrag stellen? Doch was würde das bedeuten?   Er würde offenlegen müssen, dass die Erinnerungen mehr waren als die Geschichten, die er gezwungener Maßen nach dem Krieg der Presse mitgeteilt hatte, dass das selbstsichere Lächeln, welches er dank einiger beruhigender Gläser Alkohol auf der letzten Benefizgala endlich auf sein Gesicht hatte zwingen können, nur ein Ausdruck davon war, dass er nicht einen erneuten Streit mit Ginny riskieren wollte. Die Menschen wollten nicht sehen, was der Krieg aus ihrem Held gemacht hatte. Harry sollte den Sieg repräsentieren, die selbstsichere Erleichterung über das Ende des Krieges und den Menschen ein Gefühl der nun endlich herrschenden Sicherheit geben. Wenn er damit gut umgehen konnte, dann würden auch die Zweifel in den Augen der Bevölkerung verschwinden, das war zumindest Ginnys Argument gewesen und in gewisser Weise hatte er ihr zugestimmt. Er hatte sich keine Schwäche erlauben dürfen.   Harry durchquerte die große Halle auf dem Weg zum Gryffindortisch und ließ seinen Blick wandern. Er sah wie Hagrid die riesigste Tanne, die Harry je in seinem Leben gesehen hatte, mit einem Ruck aufstellte, während McGonagall mit erhobenem Zauberstab leichte Schwenkbewegungen durchführte. Funkelnde Lichterketten schwangen sich in einer fließenden Bewegung um das Nadelwerk und verhakten sich in den Ästen. Nachdenklich betrachtete er die vielen Lichter, die den Raum in eine trügerisch wohlwollende Stimmung zerrten. Dies war die letzte Woche vor den Weihnachtsferien. Sein letztes Weihnachten auf der Schule für Hexerei und Zauberei. Er schaute zum Slytherintisch, um Ausschau nach Draco zu halten, doch er war nirgends zu sehen. Dieses Jahr würde er nicht hierbleiben. Er würde nicht mit seinen Freunden am Weihnachtsabend im Gemeinschaftsraum sitzen und voller Vorfreude diverse Geschenke auspacken. Immerhin war die Schule geschlossen, um die wenigen Korridore, die noch nicht restauriert wurden, wieder aufzubauen und zu renovieren.   Doch wo sollte er dieses Jahr hin? Wahrscheinlich würden Ron und Hermine Weihnachten im Fuchsbau verbringen. Immerhin waren sie nun endlich zusammen und Hermine gehörte nun noch mehr zur Familie als vorher schon. Letztes Jahr noch hätte er dasselbe über sich sagen können. Mrs. Weasley hatte ihn in ihre Arme geschlossen und fest umklammert, nachdem Harry ihr eröffnet hatte, dass er und Ginny ein Paar waren. Sie hatte ihn ihren Sohn genannt und auch wenn sie ihn auch früher als solchen behandelt hatte, hatten ihre Worte eine andere Gewichtung für Harry gehabt. Er verzog grübelnd die Augenbrauen und ließ sich mit einem dumpfen Geräusch auf die Holzbank gegenüber von Hermine und Ron fallen, welche erwartungsvoll von ihrem Frühstück aufsahen. »Morgen.«, murmelte Harry gähnend. »Du schläfst ja wieder, Kumpel«, begrüßte ihn Ron und schlürfte an seinem Kürbissaft.   »Scheint ja besser geworden zu sein, die Sache mit deinen Albträumen. Du hast heute morgen so seelenruhig geschlafen, dass ich dich nicht wecken wollte.« Er kratze sich leicht hinterm Ohr und grinste ihn schief an. »Was macht ihr an Weihnachten?«, wechselte Harry das Thema. »Na wir sind im Fuchsbau, denke ich mal … oder Ron?« Hermine blickte zu Ron und umschloss mit ihrer kleinen Hand sachte sein Handgelenk. »Du kommst doch auch, Harry?«, fragte sie. »Ist das so sinnvoll, jetzt da Ginny und ich kein Paar mehr sind?«, murmelte Harry und nahm sich ein Frühstücksei. Mit einem knackenden Geräusch schlug er es leicht mehrfach auf den hölzernen Tisch, woraufhin die Schale einen leichten Riss bekam. »Aber wir sind doch deine besten Freunde, Kumpel! Ginny soll sich mal nicht so anstellen. Und ich glaube auch nicht, dass Mum etwas dagegen hätte. Weiß sie denn schon, dass ihr nicht mehr zusammen seid?« Ron zog eine Augenbraue nach oben, legte seinen Kopf leicht schief. »Also ich habe es ihr nicht erzählt.«, schnaufte Harry und begann die Schale behutsam von dem Ei zu pellen, doch immer wieder blieben Teile der Haut hängen und rissen einige Löcher in die Oberfläche. Er biss sich auf die Lippe. »Ich könnte auch einfach im Grimmauldplatz bleiben. Feiern Hauselfen eigentlich Weihnachten?«, fragte er und lachte leicht auf. Sein Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. »Harry … du weißt, dass du im Fuchsbau willkommen bist. Jederzeit.«, flüsterte Hermine sachte als plötzlich das Geräusch von Flügel, die hastig durch die Luft schlugen, ertönte.   Die Morgenpost kam und die verschiedensten Eulen suchten sich ihren Weg zu den Empfängern ihrer Lieferungen. Eine graue Schleiereule flog in ihre Richtung und landete mit einer Kralle in Hermines Müsli. »Dieser verdammte Vogel!«, knurrte sie und nahm der Eule den Tagespropheten ab. Sie legte fünf Knuts in die kleine lederne Umhängetasche der Eule. Sie krächzte einmal, nur um mit einem kräftigen Flügelschlag in die verschneite Decke der großen Halle zu verschwinden. »Warum liest du diesen Müll eigentlich noch?«, fragte Harry sie genervt. »Man sollte sich informieren. Auch über Dinge, die einem nicht gut vorkommen.«, murmelte sie und ihr Blick begann über die Zeilen der Titelseite zu fliegen. Sie begann den Artikel zu lesen und ignorierte ihn.   Es war ein gewohnter Anblick und wenn Hermine sich mit etwas beschäftigte, wirkte es immer so, als wenn sie in eine ganz andere Welt eintauchen würde. Als würde sie Harry und Ron nicht mehr wahrnehmen. Doch Harry nahm es ihr nicht übel, kannte das bereits und normalerweise würde sie ihm bestimmt gleich mitteilen, was sie-. »Lucius Malfoy ist tot.« Sie sah ihn direkt an, betrachtete ihn für einen Moment prüfend, bevor sie den Mund verzog und fortfuhr. »Er hat sich in seiner Zelle das Leben genommen. Drei Stunden, bevor er den Kuss erhalten sollte. Ein Wärter soll wohl nicht aufgepasst haben … sie nennen es eine bedauerliche Lücke des Überwachungssystems, welche umgehend geschlossen werden muss.«, sagte sie und überreichte Harry den Tagespropheten. Graue Augen blickten ihm von einem kleinen Bericht in der rechten unteren Ecke der Zeitung entgegen. Sie ähnelten denen von Draco, jedoch lag eine Bosheit in ihnen, die Harry nicht in Worte fassen konnte. Er konnte sich an die fahlen Gesichtszüge des Familienoberhauptes der Malfoys gut erinnern und das Foto, welches vermutlich bei seiner Verhaftung entstanden war, ließ nur noch wenig von dem einst so arroganten und aristokratischen Gesichtsausdruck erkennen. Die Nachricht von seinem Tod löste keine Trauer in Harrys Inneren aus. Er hatte diesen Mann gehasst und dennoch war er ein Vater. Der Vater von Draco Malfoy, der nun einen Verlust erlitten hatte. Er sah zum Slytherintisch auf den leeren Platz neben Zabini, der voller Genuss in einen Apfel biss. Harry war immer noch in gewisser Weise wütend auf ihn. Sie hatten bisher noch nicht gesprochen und Malfoy tat nichts lieber als dem Gryffindor eisern aus dem Weg zu gehen. Umso mehr, hatte er sich über die Nachricht gewundert, dass er ihn treffen wollte. Ein dumpfes Gefühl zog sich durch seine Brust.   Ob es ihm wohl gut ging? Er seufzte tief und las erneut die Zeilen und dachte an das bevorstehende Treffen heute Abend. Wusste Draco bereits zum Zeitpunkt als er die Nachricht an Harry verfasst hatte, dass sein Vater gestorben war? Stand ihr Treffen noch? Er hatte heute keinen Unterricht mit den Slytherins und überlegte kurz, einfach in den Kerker zu gehen und nach Draco zu fragen, doch … Das wäre nun wirklich seltsam, oder? Sie würden ihn wahrscheinlich nicht einmal zu Draco lassen, wenn dieser niemanden sprechen wollte. »Er war ein Mistkerl.«, hörte er Rons Stimme in der Ferne seiner Gedanken.   »Der Alte stand komplett hinter Voldemort. Da kannst du mir sagen was du willst.« Sein Blick fixierte Harry »Auch wenn du seinen Sohn verteidigst, hast du ihn selbst gesehen, da auf dem Friedhof. Du hast es selbst erzählt, Harry.«, sagte er und beugte sich leicht nach Vorne, nur um seine Aussage mit einer abweisenden Bewegung seiner Hand zu untermalen. »Ja, das habe ich …«, murmelte Harry nachdenklich und biss in sein Frühstücksei.   ~~~*~~~ Als er das Klingeln hörte, welches das Ende des heutigen Schultages verkündete, konnte er seine Aufregung nicht mehr unterdrücken. Hastig schob er mit einer Handbewegung alle Unterlagen von seinem Tisch in seine kleine Umhängetasche und war sich sicher, dass das Tintenfass vermutlich nicht ganz geschlossen war, doch das war jetzt gerade nicht wichtig. Er verließ das Turmzimmer, indem sie Wahrsagen hatten, eilte die nicht enden wollenden Treppenstufen herab und übersprang auch hier und da eine. In seinem Körper herrschte eine Unruhe, die Harry so noch nicht empfunden hatte. Auch wenn das zwischen ihnen passiert war, wofür Harry immer noch keine Erklärung hatte, hasste er sich selbst dafür, dass er die Gegenwart des Anderen vermisste. Harry wollte wütend sein. Wütend, dass Draco ihre zerbrechliche Freundschaft durch diesen Abend zerstört hatte. Wütend, dass er ihn dort stehen gelassen hatte, nach diesem Moment. Dass er ihn von sich weggestoßen hatte, weil er ihm nicht genug vertraute, um ihn hinter seine Maske blicken zu lassen. Draco warf einfach zu viele Fragen in ihm auf, die er nicht zu beantworten wusste, und er fragte sich, wie er die Nachricht über seinen Vater aufnahm. Schließlich hatte er das Frühstück auch ausfallen lassen. Doch ein Gedanke ließ ihn seine laut widerhallenden, schnellen Schritte verlangsamen als er schließlich vor dem Raum der Wünsche zum Stehen kam. Nachdenklich betrachtete er, wie sich die Linien auf der Wand formten, die einen Eingang bilden würden. Er konnte einfach nicht wütend sein. Die Sorge und Neugier in ihm, ihn endlich wiederzusehen, ergriffen sein Herz und er umschloss die Klinke der kleinen halbrunden Holztür. Er atmete tief ein und sein Brustkorb hob sich, ließ schließlich die Luft aus seinen Lungen strömen, als er die Tür mit einem Knarren öffnete. Harry fand sich in einem kleinen gemütlichen Raum wieder. Es wirkte wie eine Trankstube von einem zurückgezogenen Zauberer, welcher heimlich Zaubertrankzutaten und deren Wirkungen erforschte. An der Decke hingen die verschiedensten Kräuter und einige Einmachgläser mit diversen Innereien standen auf einem kleinen Wandregal. In der Mitte des Raumes sah er schließlich Draco, welcher sich über einen großen schwarzen Kessel gebeugt hatte und sachte an den Dämpfen roch, die von dem Gebräu ausgehend durch die Luft waberten. Er schien Harry gar nicht zu beachten und irgendwie wusste er auch nicht wirklich, was er sagen sollte. Sein ehemaliger Rivale sah unbekümmert aus. Amüsiert von seiner Tätigkeit schwang er seinen Zauberstab, woraufhin das Feuer am Fuße des Kessels sich ausdehnte. Ein skurriler Anblick, anhand des eigentlichen Verlustes, den er doch erlitten hatte. »Willst du mich weiterhin anstarren, oder hast du Lust mir zur Hand zu gehen?« Der Klang von Dracos Stimme ließ ihn kurz zusammenzucken. Harry schüttelte den Kopf und trat neben ihn, betrachtete das Innere des Kessels. Das milchige Gebräu kochte langsam unter der Hitze auf.   »Hier, Potter.« Draco reichte ihm ein Schneidebrett, zusammen mit einem Bündel grüner Kräuter und deutete auf die kleine Theke neben der Kochstelle. »Kannst du das hacken? Sobald der Trank kocht müssen wir das dazu geben.«, wies er ihn an. Harry suchte seinen Blick, doch Draco wich ihm aus.   »Was ist das?«, fragte Harry hastig, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Draco sah ihn endlich an und Harry konnte sehen, dass seine Augen rot unterlaufen waren. Draco wirkte erschöpft und dennoch sah er, wie schließlich bei Harrys Frage sein Mundwinkel zuckte. »Das ist nicht dein Ernst, Potter.«, schnaubte Draco.   »Das ist Wermut. Dass du bei Muggeln aufgewachsen bist, ist hier keine Entschuldigung mehr. Wermut gibt es auch in der Muggelwelt und wird dort benutzt um zum Beispiel Absinth herzustellen. Oft wird er auch für verschiedene Teesorten verwendet, die heilend im Bezug auf Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit wirken sollen.« Er verdrehte die Augen und deutete auf das Schneidebrett, um Harry zu vermitteln, dass er mit seiner Arbeit beginnen sollte. Resignierend hackte er das grüne Gestrüpp. Er wusste ja, dass Malfoy intelligent war, aber solche Erklärungen war er eher von Hermine gewohnt. Er lächelte leicht und beobachtete wie Draco sich erneut über den Kessel beugte und sich mit einem prüfenden Blick mit der rechten Hand an die Lippe fasste. Harry stand schließlich auf, um mit dem Schneidebrett an den Kessel zu gehen. Dracos Blick huschte zu den gehackten Kräutern und signalisierte ihm mit einem Nicken sie hinzuzufügen. Harry schob mit einer Bewegung des Messers den Wermut in den Kessel, woraufhin die grünen Kräuter in dem blubbernden Gebräu verschwanden. »Glückwunsch zur Verlobung, Malfoy.«, sagte Harry und bemerkte, wie Malfoy sich neben ihm verspannte. »Harry …«, versuchte er auf ihn einzureden. »Nein, nichts Harry. Es ist in Ordnung. Ich habe deine Nachricht verstanden, Malfoy. Irgendwie verstehe ich es sogar ein wenig, auch wenn mich das mehr verwirrt als alles andere.«, schnaubte er und drehte sich zu ihm um. »Keiner würde es akzeptieren, richtig?«, flüsterte Harry sachte und trat einen Schritt auf Draco zu, welcher wie erstarrt wirkte. Er hatte die Lippen zu einer Linie zusammengepresst. Draco antwortete ihm nicht, nahm ein kleines silbernes Sieb von einer Wandhalterung und beugte sich über den Kessel. Langsam begann er die kleinen Wermutstücke wieder heraus zu fischen und in eine kleine Schale zu extrahieren. »Ich habe keine Wahl, Potter.«, hörte er die seufzenden Worte Dracos, welcher den Blick auf den Kessel gerichtet hatte. Behutsam kippte er den Inhalt einer weiteren Schale in den Kessel. »Du machst es dir zu einfach, Malfoy. Du hast keine Wahl? Natürlich. Man hat immer eine Wahl.«, sagte Harry und betrachtete die blonden Strähnen von Dracos Hinterkopf. »Das Leben ist einfach nicht so romantisch, wie du es gerne hättest, Potter. Vergiss es einfach. Wir beide hatten einen sehr anstrengenden Abend und standen unter Stress. Ich hätte das nicht machen sollen, verstehst du das? Es hätte nicht passieren dürfen.«, flüsterte Draco, legte sachte das Sieb neben den Kessel. Er drehte sich um und Harry blickte endlich in die sturmgrauen Augen, welche in diesem Moment einfach nur matt wirkten. Leblos, wie die Überbleibsel der Verwüstung eines vergangenen Sturmes. »Kannst du die Jobberknollfeder und die Affodillwurzel von da Vorne holen? Ich habe sie vorhin schon vorbereitet.«, riss ihn Draco aus seinen Gedanken und sah ihn erwartungsvoll an. Harry folgte seiner deutenden Geste und nahm eine kleine Schale in die Hand. Ein Gemisch aus blauen und braunen Zutaten war darin enthalten und Harry stellte schmunzelnd fest, dass einige kleine Federreste aus der trockenen Masse hervorlugten. Er ging zurück zu Draco und stellte sich neben ihn. Harry bemerkte, wie ein dumpfes Gefühl sich in seiner Brust ausbreitete. Draco stand sehr nah bei ihm und diese Nähe ließ Harrys Herzschlag schneller pochen. »Und nun?«, fragte er zögernd und schluckte. »Du musst das Gemisch in den Kessel streuen, während ich es im Uhrzeigersinn umrühre. Für 10 Minuten.«, murmelte Draco. Eine kurze Stille lag zwischen ihnen. Harry betrachtete Draco, bis dieser den Blick abwandte und leicht zur Seite sah. Er folgte der Anweisung und begann schweigend mit drei Fingern aneinander reibend das Gemisch hinzuzufügen. Sein Blick glitt zu Dracos Handgelenk, welches in kreisenden Bewegungen die große Kelle durch den Trank zog. Die Bewegung hatte eine Eleganz an sich, die Harry nicht beschreiben konnte. »Es ist ein Deal, Potter.«, durchbrachen Dracos Worte die Stille.   »Die Familie Greengrass will schon seit Jahren, dass ich ihre Tochter eheliche. Immerhin ist Malfoy nach wie vor ein angesehener Name, was die Kreise der reinblütigen Familien angeht. Ich denke ihr Vater will ein Vorkaufsrecht auf das Manor haben, um uns endgültig zu demütigen.« Dracos Worte klangen kühl und er hatte seinen Blick abgewandt. »Warum machst du es dann?«, fragte Harry und war überrascht über diese verletzte Seite, die Draco ihm da gerade offenbarte. »Das ist das Interessante an einer Abmachung, Potter. Sie hat immer zwei Seiten.«, lächelte Draco gezwungen und sah ihn schließlich an. Seine Wangen waren von der Hitze am Kessel leicht gerötet. »Astorias Vater hat Beziehungen zum Ministerium. … und ich … ich scheine Glück zu haben, dass seine todkranke Tochter mir gegenüber nicht abgeneigt ist. Wenn ich sie heirate, wird er mir helfen, dass ich die Haftstrafe meiner Mutter verkürzen kann bevor sie …«, flüsterte Draco leise und biss sich auf seine Lippe. »Mein Beileid wegen deines -«, wollte Harry aus einem Taktgefühl sagen, doch Draco unterbrach ihn. »Spar's dir.«, zischte er. Harry verstummte und starrte auf die Flüssigkeit, welche langsam immer klarer wurde. Warum erzählte Draco ihm das alles? Er hatte keinen Grund, sich vor ihm zu rechtfertigen und ihm so intime Sachen zu erzählen. »Warum erzählst du mir das alles?«, sprach Harry schließlich seine Gedanken aus und suchte die sturmgrauen Augen seines Gegenübers. »Weil ich deine Hilfe brauche, Potter.«, sagte Draco bestimmt und suchte seinen Blick. »Meine …«, fing Harry an, doch war sein Hals zu trocken und er räusperte sich. »Meine Hilfe?«, fragte er schließlich mit kratziger Stimme. »Ich will, dass du mir deinen Tarnumhang leihst.«, sagte Draco als wäre es etwas komplett Nebensächliches. Als wenn er ihn gefragt hätte, ob Harry ihm den Zucker reichen könnte. Ein kurzes Bildnis von Draco und ihm am Küchentisch beim Frühstück flackerte unpassender weise durch seine Gedanken und er merkte, wie seine Wangen glühten. »Ich soll dir meinen Tarnumhang leihen?«, realisierte Harry schließlich Dracos Bitte und runzelte seine Stirn.   »Wofür?« Draco zögerte und Harry konnte erkennen, dass sein ehemaliger Rivale offenbar mit sich haderte. »Der Tod meines Vaters …«, begann Draco und sah Harry an. »Harry, ich habe tausende Anträge gestellt weißt du …«, sagte Draco leise.   »Nachdem das jetzt passiert ist, wird meine Mutter jegliche Hoffnung verlieren. Ich war in Askaban … es waren zwei Tage, aber weißt du was? Ich wollte nicht mehr. Ich muss ihr erzählen, dass es noch Hoffnung gibt.« Dracos Stimme zitterte und Harry spürte das kräftige Pochen in seiner Halsschlagader. Sein Gegenüber so aufgelöst zu sehen überraschte ihn. Ein stechendes Gefühl zog sich durch seinen Brustkorb. »Du willst dich mit dem Tarnumhang nach Askaban schleichen, um deine Mutter zu besuchen.«, schlussfolgerte Harry und trat einen Schritt auf Draco zu. Harry setzte sich neben ihn auf einen Hocker. »Ja.«, hauchte Draco schließlich. Harry war bewusst, dass der Tarnumhang mächtig war. Immerhin war er einer der drei Heiligtümer des Todes. Doch reichte die Macht des Tarnumhanges aus, um die eigene Präsenz vor Dementoren zu verbergen? Harrys Hand glitt durch seine eigenen Haare und seine Stirn legte sich in Falten. In der Geschichte von den drei Brüdern schaffte der Besitzer des Tarnumhanges, sich erfolgreich vor dem Tod zu verbergen. Er dachte an die Gestalt eines Dementors und seine tiefen dunklen Augenhöhlen. Ein Schauder ging durch seinen Körper. Das Gebräu im Kessel war mittlerweile komplett klar und Harry konnte den gusseisernen Boden sehen. Dementoren sahen ihre Opfer nicht. Sie spürten ihre Präsenz. Ihre Emotionen. Brachte es überhaupt etwas, wenn der Tarnumhang das optische Bild der Person verschleierte? »Du willst mir nicht helfen …«, sagte Draco verbittert und ließ Harry erneut aufblicken. Er hatte die Zähne aufeinandergepresst und starrte zur Seite. »Warum sollte ich dir deine rührselige Geschichte glauben, Malfoy? Woher soll ich wissen, dass du mich nicht anlügst?«, sprach Harry sodann seine Sorge aus und achtete auf die Reaktion seines ehemaligen Feindes. Draco sah ihn jedoch ungläubig an und zögerte für wenige Momente. »Glaubst du ehrlich ich würde dich in so einer Situation anlügen? Ich hätte dich überhaupt nicht gefragt, hätte ich eine andere Wahl gehabt.«, rechtfertigte sich Draco schließlich und legte die Kelle neben den Kessel. Harry wusste nicht, was er tun sollte. Er konnte Dracos Anliegen verstehen. Er wollte seiner Mutter helfen und ihr vermutlich das Leben retten , aber … stimmte das alles überhaupt, oder war dies einfach ein erneuter Demütigungsversuch, um Harry um seinen wertvollen Umhang zu erleichtern? Draco seufzte resignierend und nahm erneut die Kelle in die Hand. Prüfend betrachtete er den Inhalt des Kessels und tauchte sie leicht hinein. »Da wir eh testen müssen ob er wirkt …«, murmelte Draco von ihm abgewandt und führte die Kelle an seinen Mund. Die klare Flüssigkeit schwappte gegen die blassen Lippen, als er schließlich einen Schluck des Veritaserums trank. Geschockt starrte er auf seinen ehemaligen Erzfeind. Sturmgraue Augen fixierten ihn und lag ein Feuer in ihnen. »Frag mich, Potter.«, zischte er. Bubumm. Bubumm. »Frag mich, ob ich dich angelogen hab.« Draco trat einen Schritt auf ihn zu und ergriff sein Handgelenk. Harry fühlte sich wie erstarrt. Warum hatte Draco das getan? Warum machte sich der ehemalige Todesser so angreifbar ihm gegenüber? Es wäre ein leichtes die Situation auszunutzen. Malfoy Fragen zu stellen, auf die er schon immer eine Antwort wissen wollte. Es gab nur eine logische Schlussfolgerung, weshalb er dieses Risiko eingehen würde. Es war der verzweifelte Versuch, seine Mutter zu retten. »Der Tarnumhang wird dich vor den Dementoren nicht verbergen, Draco.«, sagte Harry schließlich und schloss die Augenlider, welche sich unheimlich schwer anfühlten. Die Wärme, die von Dracos Hand ausging, schlich sich langsam durch seinen ganzen Körper, doch Draco sah ihn nur ungläubig an. »Sie spüren deine Emotionen. Die eigene Präsenz zu verbergen wird nicht reichen um sie zu täuschen.«, sagte Harry und zog Draco etwas zu sich. Der Slytherin löste seufzend die Berührung und setzte sich neben ihn. »Das heißt es war alles umsonst?«, murmelte er und ließ langsam seine Schulter gegen Harrys fallen. Blonde Strähnen fielen auf seinen Umhang und er hörte den ruhigen Atem an seinem Hals. Ein wohliges Gefühl durchströmte ihn und ließ ihn einen Moment nachdenklich inne halten. »Es gibt eine andere Möglichkeit, Draco.«, begann Harry leise zu sprechen und löste sich von Draco um ihn direkt anzusehen, der ihn mit von einer aufflackernden Hoffnung betrachtete. »Mein Patenonkel -«, zögerte er. Er war sich nicht sicher, warum er ihm helfen wollte, doch auf eine komische Weise erschien es ihm richtig. Mit einer Bewegung fuhr er sich durch die Haare und strich sich eine Strähne, die sich an seiner Brille verfangen hatte, hinter sein Ohr.   »Sirius ist damals aus Askaban entkommen.«, sagte er ruhig und betrachtete Draco. »Er war ein nicht registrierter Animagus und konnte so den Dementoren ausweichen und entkommen. Wenn du -« Er suchte die sturmgrauen Augen und fand sie. »Wenn wir zu Animagi werden, könntest du deine Mutter besuchen und gleichzeitig unbemerkt den Dementoren entgehen.«, offenbarte Harry Sirius Geschichte und Dracos Augen weiteten sich mit jedem Wort mehr. »Du willst, dass wir Animagi werden?«, begriff Draco und Unglaube lag in seinem Ausdruck, anhand dieses riskanten Plans.   »Wie soll das funktionieren, Potter? Hat dein großartiger Patenonkel auch zufällig eine detaillierte Anleitung verfasst?«, schnaufte er. »Das nicht, aber ...«, sagte Harry und zog mit einer fließenden Bewegung das kleine Tagebuch aus seinem Umhang, welches er seit dem Abend in der Bibliothek mit sich herum schleppte. »Das hier sind Aufzeichnungen die wir verwenden könnten.«   Er überreichte Draco den ledernen Einband, der hastig begann es aufzuschlagen und darin zu blättern. Die Einträge waren handschriftlich verfasst und sein Blick huschte über die Zeilen, wobei seine Augen immer größer wurden. Vereinzelt legte er seinen schmalen Zeigefinger auf das Papier und fuhr einige Wörter nach. »Das könnte tatsächlich funktionieren.«, murmelte Draco leise. Er hob den Blick. Hoffnung lag darin. »Du willst das wirklich für mich machen?«, fragte Draco. »Ich denke schon, ja.«, antwortete Harry ehrlich und Draco lächelte. Eine Wärme durchfuhr seinen Körper, als ihm jedoch ein plötzlicher Gedanke kam, der ihn leicht zum Schmunzeln brachte.   »Hat das Veritaserum jetzt eigentlich gewirkt?« »Natürlich, Potter.«, hustete Draco, als hätte er sich verschluckt. Er klopfte sich mit der Faust auf die Brust. »Hinterfragst du wirklich meine Kenntnisse in Zaubertränke?« Er funkelte ihn angriffslustig an. »Sag mal, Malfoy …«, sagte Harry langsam und ein Grinsen schlich sich auf seine Züge. »Stopp! Potter wage es. Unterstehe dich.« Draco stand gestikulierend auf und stellte sich schnaufend vor ihn. »Hey, du wolltest doch, dass ich dir Fragen stelle.«, verteidigte sich Harry und hob abwehrend die Arme, doch Draco hatte sein Gesicht wütend verzogen und dieser Anblick sorgte dafür, dass er ein ehrliches Lachen nicht mehr zurückhalten konnte. Sie würden also tatsächlich Animagi werden. In welches Tier würde er sich wohl verwandeln und ... wie zum Teufel sollte er das bloß Hermine und Ron erklären?     ~~~*~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)