Neue (und alte) Abenteuer von Sharry (Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben) ================================================================================ Kapitel 18: Extrakapitel 15- Babysitter --------------------------------------- Extrakapitel 15 - Babysitter   Während des zweiten Teils - in der Unterbrechung des ultimativen Trainings   -Zorro-   „Was soll das werden?“ Kalt hallte Dulacres Stimme durch den Eingangsbereich. „Pack es ein und bring es wieder weg. Ich will so etwas nicht in meinem Haus haben.“ Augenrollend streckte Zorro sich und ging Richtung Eingangstür. Er kannte diese Tonlage zu gut und wusste, dass Dulacre wieder nervig werden würde. Darauf hatte er heute mal so überhaupt keinen Bock. Seine Knochen knacksten noch vom vergangenen Kampf und er hatte eigentlich erhofft, dass der Samurai nach ihrem letzten Gespräch etwas besser gelaunt sein würde. „Mann, was für eine Begrüßung und nein, Hawky, mache ich nicht“, antwortete Jiroushin auf der anderen Seite der großen Doppeltüre somit leicht beleidigt, wenig überraschend, „und ich bitte dich, nicht so von meinem Kind – deinem Patenkind – zu reden. Lirin ist krank, ich musste Ray mitbringen.“ „Ihr habt eine Armada an Kindermädchen und dies hier ist kein Ort für ein… Baby, Jiroushin. Was machst du überhaupt hier? Deine Anwesenheit ist unnötig; du bist so oder so zu nichts zu gebrauchen, wenn du… Kinderkram machst.“ Zorro beäugte den Samurai mit hochgezogener Augenbraue. Er kannte ja dessen Ablehnung Kindern – und generell Menschen – gegenüber, aber bei Jiroushin machte er normalerweise doch schon mal gerne eine Ausnahme. Gleichzeitig war Zorro selbst auch etwas genervt. Nach Shanks Besuch brannte er darauf, endlich mit seinem ultimativen Training fortfahren zu können, aber er hatte eine Ahnung, dass Jiroushins Anwesenheit nichts Gutes bedeuten konnte. „Ich wollte dich vorwarnen und hatte eh vor, dich aufzusuchen, um ein paar Punkte wegen der Jahreshauptversammlung mit dir zu besprechen“, erklärte Jiroushin durch zusammengebissene Zähne, „und dir wird es vielleicht ganz guttun, etwas Zeit mit deinem Patenkind zu verbringen.“ „Oh, bring es nicht in meine Nähe“, lehnte Dulacre vehement ab und ignorierte den relevanten Teil komplett. „Ich gebe diesem Kind meinetwegen alles an Schutz, Einfluss und Wohlstand, was es bedarf, deinetwegen, aber wir hatten die Grenzen klar dargelegt. Bleib mir mit so einem rührseligen Unsinn vom Leib.“ „Hallo Jiroushin, vor was wolltest du warnen?“, brachte Zorro genervt ein und zog die Tür etwas weiter auf, um den Vizeadmiral reinzulassen, was der Samurai anscheinend nicht vorhatte. „Ach“, winkte ebendieser unwirsch ab, „er redet von Rothaar. Aber du kommst zu spät, Jiroushin, er war bereits hier und ist bereits wieder fort. Außerdem habe ich kein Interesse, an der Versammlung der fünf Inseln teilzunehmen. Du und dein Abkömmling könnt also genauso gut wieder gehen.“ Er war wirklich schlecht gelaunt, noch schlechter als sonst, was bei seiner dauerhaft schlechten Laune eigentlich unmöglich sein sollte. Zorro hoffte nur, dass dies sich nicht auf sein Training auswirken würde. In der vergangenen Nacht war Dulacre noch bereit gewesen, heute mit Zorro weiterzumachen, auch wenn er von seinem Kampf gegen Shanks noch nicht ganz fit war, aber oft war er bei sinkender Laune weniger risikobereit und Zorro hatte keine Lust nach den vergangenen Tagen wieder abwarten zu müssen. „Und wie immer ist deine Laune hundsmiserabel, wenn Shanks da war“, bemerkte Jiroushin trocken, während er sich am Herrn des Schlosses vorbei nach drinnen drängte, ein kleines, dick eingepacktes Baby im Arm, „alleine daran hätte ich es bemerken müssen.“ Dann nickte er Zorro zu und für eine Sekunde flackerte sein altbekanntes Lächeln übers Gesicht, ehe er Dulacre wieder ernst ansah. „Ich bin sofort gekommen, als ich hörte, dass er in diesen Breitengraden unterwegs ist; dachte, ich würde dich vor ihm erreichen oder er wäre zumindest noch hier. Wie du weißt, sind meine Vorgesetzten nie glücklich, wenn sich einer der vier Kaiser unangemeldet mit einem der sieben Samurai trifft. Was wollte er?“ Der Samurai jedoch ignorierte Jiroushins Frage und starrte das Baby an, welches tief und fest schlief. „Ich meinte das ernst, Jiroushin, es gibt nichts zu bereden und mein Heim ist keine Kindertagesstätte, bring es fort. Lorenor und ich werden heute sein Training fortsetzen und für diesen Zweck, wäre es sinnvoller, wenn du wieder abreist.“ Dem stimmte Zorro stumm zu, erleichtert, dass Dulacre trotz seiner Laune wohl beabsichtigte, sein Wort zu halten. Zorro mochte Jiroushin, aber er wusste auch, dass der Soldat sich mit manchen Wegen, die sowohl Zorro als auch Mihawk eingeschlagen hatten,… schwer tat. Daher wäre es Zorro wirklich lieber, wenn er sich jetzt nicht einmischen würde, damit sie sein ultimatives Training fortsetzen konnten. „Die Antwort lautet nein und es gibt Dinge, die wir bereden müssen. Hast du dir die Punkte der Versammlung überhaupt angesehen, ehe du Koumyous Einladung abgelehnt hast? Ich hab erst bei der Organisation vor ein paar Tagen verfahren, dass du nicht kommen wirst“, widersprach Jiroushin jedoch unbeeindruckt. Der Samurai schnaubte auf diese Frage nur, was Antwort genug war. „Dulacre, es geht um den Friedhof.“ An dieser Aussage schien irgendetwas besonders zu sein, denn während Zorro nur augenrollend und mit verschränkten Armen danebenstand, bemerkte er, wie sich der Gesichtsausdruck des Samurais schlagartig änderte, seine Augen weiteten sich eine Spur, seine Sorgenfalten wurden noch tiefer, seine Wangen noch blasser. Dann presste er kurz die Lippen aufeinander, verschränkte die Arme und atmete tief aus, ehe er Zorro ansah. „Es tut mir leid, Lorenor, aber dies verlangt durchaus meine Aufmerksamkeit. Dein Training wird wohl noch für ein paar Tage ausfallen müssen.“ „Was?“, knurrte Zorro. „Wovon redest du? Vor einer Minute hast du noch…“ „Ich weiß sehr wohl, was ich gesagt habe. Aber die Umstände haben sich geändert. Ich werde zur Versammlung der fünf Inseln reisen und erst danach werden wir dein Training wiederaufnehmen. Mir ist bewusst, dass es dir ungelegen kommt, aber es ist, was es ist. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn du dich ausnahmsweise mal richtig erholen kannst, du bist offensichtlich immer noch beeinträchtigt vom Kampf.“ Wütend stapfte er auf den Samurai zu. „Nein, hör mal, gestern Nacht haben wir…“ Er verstummte. Selten, eigentlich nie, ließ er sich vom anderen beeindrucken, aber gerade merkte er, dass etwas anders war. „Es wird keine Diskussion geben, Lorenor. Ohne mich kannst du dein Training nicht fortführen und ich habe dir bereits meine Entscheidung mitgeteilt. Akzeptiere es oder eben nicht, aber vergeude meine Zeit nicht mit sinnloser Streiterei.“ Mihawk wandte sich um. „Komm Jiroushin, wir sollten in die Bibliothek gehen. Stelle jedoch sicher, dass dein Balg ruhig bleibt.“ Zorro fühlte die Wut in sich, wie immer, wenn der andere ihn wie ein nerviges Gör behandelte, aber er wusste auch, dass jeglicher Widerspruch jetzt nichts bringen würde, nicht, wenn er so drauf war. Also stand er da, mit geballten Fäusten, während Jiroushin sich leicht verneigte und mit seiner freien Hand eine entschuldigende Geste machte, ihm kurz zuzwinkerte und dann eiligen Schrittes dem Herrn des Hauses folgte, seine Miene wieder ungewohnt ernst. Tief atmete Zorro ein. Dann kam er den Weg, den er gerade gekommen war und ging zur Küche. „Morgen“, murrte er, als er eintrat, „ist noch was vom Frühstück übrig?“ Überrascht blieb er im Türrahmen stehen, Perona eilte quer durch die blitzblanke Küche und zog sich dabei die Schürze aus. Normalerweise war sie um diese Uhrzeit mitten in ihrem Koch- oder Backwahn. „Im Kühlschrank sind noch Reisbällchen von gestern. Da vorne unter der Haube ist noch Rührei von heute Morgen. Aber Mihawk war früh auf, daher ist es vermutlich schon kalt, musst es dir wahrscheinlich warm machen“, antwortete sie, ohne innezuhalten. „Kaffee ist keiner mehr da, aber in der Kanne da vorne ist noch heißes Wasser, falls du dir einen Tee machen willst.“ „Und was ist mit dir? Was wuselst du hier so rum?“, murmelte Zorro und griff nach dem Rührei. „Ich muss mich beeilen, das Versorgungsschiff kommt gleich“, erklärte sie, während er das kalte Ei in sich reinschaufelte. „Und?“ Er hatte keine Ahnung, wann die Versorgungsschiffe kamen. Er wusste, dass sie regelmäßig zwischen dem Sabaody Archipel und den fünf Inseln verkehrten und immer auf Bestellung nach Kuraigana kamen, aber um den Rest hatte er sich nie geschert. Sie schnaubte auf. „Hab ich doch schon letzte Woche erzählt. Ich möchte neuen Stoff zum Nähen kaufen und das kann ich nur vor Ort, also fahre ich zum Archipel.“ Dann blieb sie stehen. „Sag mal, das war eben Jiroushin, oder? Mit Kind?“ Zorro nickte: „Ja, keine Ahnung, warum der so einen Mist macht. Er weiß doch, wie beschissen Dulacre immer auf irgendwelche Gören reagiert.“ Es war nicht so, als ob Zorro selbst ein Fan von schreienden Bälgern war, aber es waren nun mal Kinder, was wollte man da machen. Ihn nervten Dulacres Dramaeinlagen da fast noch mehr, ein Baby wusste es wenigstens nicht besser. „Vermutlich machen sie ihm Angst“, murmelte Perona abwesend, während sie irgendeine Liste überflog. „Na, hoffentlich lässt Jiroushins Marinedampfer das Versorgungschiff überhaupt anlegen.“ „Was?“, lachte Zorro noch über die ersten Worte entrüstet auf. „Du weißt aber schon, von wem du sprichst? Er ist ein verdammter Samurai.“ Kurz sah sie zu ihm herüber und rollte dann mit den Augen. „Nicht auf die Art, du Idiot“, murrte sie und steckte die Liste dann ein. „Ja, Mihawk ist verdammt stark und er ist auch verdammt leicht reizbar. Und Kinder sind schwach, besonders Babys, vermutlich hat er Angst, ihnen aus Versehen wehzutun.“ Sie zuckte mit den Schultern, während Zorro über diesen Unsinn aufschnaubte. „Naja, ich muss dann mal los. Hab noch nicht fertig gepackt. Setzt die Küche nicht in Brand, während ich weg bin.“ Zorro winkte nur ab. Peronas Pläne interessierten ihn nicht sonderlich. Normalerweise würde das Schloss während ihrer Abwesenheit ruhiger werden, aber dieses Mal wohl nicht. Ein Gutes hatte Jiroushins Anwesenheit allerdings, vermutlich würde Zorro nicht am Herd stehen müssen. Noch einen Moment dachte er über Peronas Worte nach, wollte sie eigentlich als Schwachsinn abtun. Du weißt, ich könnte dich mit einem Fingerschnipsen töten. Ich bin nicht gerade der Typ Mensch, den man um sein Kind herumhaben möchte. Es tut mir leid, ich habe dich verletzt. Alles ist gut verlaufen, Jiroushin ist Vater. Ein gesundes Kind, stark. Wieder einmal habe ich mich von meinen Emotionen überrumpeln lassen und dich in Gefahr gebracht. Jemandem wie mir sollte so etwas nicht passieren. Kopfschüttelnd aß er sein Frühstück und ignorierte diese Gedanken. Egal, ob Perona Recht hatte oder nicht, es ging ihn nichts an. Als er danach sich umziehen gehen wollte, kam sie ihm entgegen und verabschiedete sich noch kurz. Vielleicht war es gut, dass sie die kommenden Tage nicht da war. Eine solche dumme Bemerkung würde den Samurai vermutlich richtig austicken lassen, und so etwas war immer richtig nervig. Zorro hatte entschieden, die kommenden Tage nicht zu verschwenden. Mochte sein, dass er ohne Mihawk nicht mit dem ultimativen Training fortfahren konnte, aber dennoch konnte Zorro trainieren, besser als schmollen. Daher hatte er den Plan gefasst, die Tage zu nutzen, um seinen derzeitigen Schwachpunkt anzugehen: Lady Loreen. Die letzten Wochen hatten ihm eines gezeigt. Das ultimative Training war… nicht in Worte zu fassen – zumindest fielen ihm nicht wirklich welche ein – aber in seinem anderen Körper war es schlicht unmöglich. Er wusste nicht, ob er in nur ein paar Tagen eine Lösung finden würde, aber er musste es zumindest versuchen. Sonst wusste er nicht, wie er die kommenden Monate überstehen sollte, ohne dass Dulacre ihn alle paar Wochen bewusstlos ins Schloss tragen musste. Nachdem er sich verwandelt hatte, legte er los. Begann wie immer mit seinen Runden zum Warmwerden, während er in der Ferne das Marineschiff sah, welches am kleinen Anlegehafen Kuraiganas treu auf die Rückkehr seines Kommandanten wartete. Ein bisschen taten die Soldaten Zorro leid, wie sie da abgestellt waren, während Vizeadmiral und Samurai es sich gut gehen ließen, dann konzentrierte er sich wieder auf seine eigene Aufgabe und hoffte, dass ihm bald ein Geistesblitz kommen würde.   Doch das tat er nicht. Die Sonne war schon von den Baumwipfeln des Waldes verschluckt, als Zorro das Training beendete. Es war gut gewesen, aber eine Lösung hatte er nicht gefunden. Aber aufhalten würde ihn das nicht. Als er nach Dusche und Verwandlung ins Kaminzimmer kam, saßen die beiden älteren Männer schon dort am langen Tisch und unterhielten sich eindringlich. „Da bist du ja“, grüßte Dulacre ihn knapp und deutete dann auf das kleine Wägelchen an der Wand. „Du solltest etwas essen, noch ist es warm.“ Zorro war eher überrascht, dass es trotz Peronas Abwesenheit tatsächlich etwas Warmes zum Essen gab, aber er nickte nur und als er die Hauben hochhob, meldete sich auch sein Magen, dass er wirklich etwas essen sollte. Währenddessen unterhielten sich die anderen beide weiter. Zorro zog sich die Zeitung heran und blendete ihr Gerede weitgehend aus. Mochte sein, dass er sich über die vergangenen Monate mehr und mehr mit politischem Kram hatte auseinandersetzen müssen und immer mehr davon verstand, aber das bedeutete nicht, dass er sich damit freiwillig herumschlug, wenn er es vermeiden konnte. Sein Blick fiel kurz auf das Babybett, das nur eine Armlänge entfernt von Jiroushin stand, und er fragte sich beiläufig, wo es herkam, der Soldat schien nicht mit viel Gepäck gereist zu sein, wie so oft, wenn er nach Kuraigana kam. Aber auch das war ihm nicht wirklich wichtig. Als er fertig war, zog er sich aufs Sofa zurück und pflegte seine Schwerter, während die anderen beiden unablässig miteinander diskutierten, ohne dass er zuhörte. Tatsächlich hatte die Situation etwas Vertrautes. Auf der Sunny hatten die anderen sich oft unterhalten und er war einfach nur dabei gewesen. Es war angenehm gewesen, einfach. Auf Kuraigana lag die Aufmerksamkeit des Samurais meist auf Zorros Training. Er war dankbar dafür und er mochte auch die Unterhaltungen mit dem anderen. Aber er hatte vergessen, wie angenehm dieses Hintergrundgeräusch fremder Unterhaltungen war, auf die er sich nicht konzentrieren brauchte. Es hatte etwas Familiäres, etwas Friedliches. Irgendwann meldete sich Ray dann doch und Jiroushin verabschiedete sich zu Bett, was Zorro doch etwas überraschte. Normalerweise ließ der Soldat sich von seinem Schiff nur auf der Insel absetzen, wenn er über Nacht blieb, dieses Mal mussten sie anscheinend jedoch länger warten. Aber auch das war nicht sein Problem, also zuckte Zorro nur mit den Schultern und wünschte ihm eine ruhige Nacht. Schwer seufzend schritt der Samurai zum Wägelchen mit den verschiedenen Karaffen herüber und goss sich goldene Flüssigkeit ein. „Wie lange hat Jiroushin vor zu bleiben?“, murrte Zorro abwesend und begutachtete die Klinge in seiner Hand eingehend. „Hab das Schiff gesehen. Er lässt seine Soldaten warten?“ „Ja, ich kann es auch absolut nicht leiden, ein solches Schiff vor meiner Insel zu sehen“, stimmte Dulacre etwas zu, was Zorro nicht gesagt hatte. „Aber es ist nur bis morgen. Es gibt leider viel zu besprechen.“ Dann kam er herüber und ließ sich Zorro gegenüber in seinen Sessel sinken. „Ich werde übermorgen nach Sasaki aufbrechen. Die Sitzung ist am darauffolgenden Tag, und ich werde noch nachts zurückreisen. Es werden also nur wenige Tage sein, die du einbüßt.“ Warum bemühte er sich denn gerade so sehr, einen freundlichen Ton anzuschlagen? Versuchte er etwa, eine Waffenruhe auszuhandeln? „Wobei du diese Zeit ja zu nutzen scheinst, nicht wahr? Wie war dein Tag?“ Überrascht sah Zorro von seinen Schwertern auf. Wieso wusste dieser Typ eigentlich immer alles? „Du warst trainieren? In deiner anderen Gestalt?“ Zorro nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. „Ganz normaler Tag halt, nichts Besonderes.“ Er konnte sehen, wie der andere die Augen leicht zusammenkniff und ihn schärfer begutachtete, dann seufzte er erneut. „Sollte ich dich erzürnt haben, so entschuldige ich mich dafür. Mir ist bewusst, wie wichtig dein Training ist, und es liegt ebenfalls nicht in meinem Interesse, unnötig Zeit zu verschwenden, aber…“ „Schon gut“, murrte Zorro und winkte ab. Dann nickte er zum Tisch hinüber, an dem der Samurai bis eben noch diskutiert hatte. „Scheint was Wichtiges zu sein, oder?“ Kurz weiteten sich die Augen des anderen, dann nickte er sachte und senkte den Blick. „Ja, das ist es wohl. Ich möchte dich mit den Einzelheiten nicht belasten, aber es erfordert mein politisches Eingreifen als Herr der fünf Inseln.“ „Hab’s kapiert. Aber nächstes Mal speis mich nicht einfach ab, verstanden? Ich kann es nicht leiden, wenn du mich wie ein dummes Gör behandelst.“ Dann seufzte er und räumte sein Pflegematerial weg. „Und sorry, dass ich dich so angegangen bin… Nach gestern war ich… es mögen nur wenige Tage sein, aber trotzdem nervt es mich.“ Der andere begegnete seinem Blick mit einem sachten Schmunzeln. „Das verstehe ich sehr gut. Es lag nicht in meiner Absicht, dich warten zu lassen, ich weiß, wie unruhig du wirst, wenn du dein Ziel nicht effizient verfolgen kannst. Und auch ich hatte nach gestern Nacht etwas anderes geplant. Meine Aufmerksamkeit wird leider eingefordert, aber lass es mich gutmachen und erzähle mir von deinem Training. Vielleicht gibt es Wege, wie ich dir zumindest in der Theorie helfen kann, wenn ich dir schon nicht meine Zeit gebe.“ Nach seiner schlechten Laune am Morgen war dieser versöhnliche Ton fast schon unheimlich. Vielleicht hatte er einfach nur ein schlechtes Gewissen oder aber Jiroushin hatte ihm ins Gewissen geredet, aber eigentlich war es Zorro egal. Er schüttelte den Kopf. „Da ist nicht viel zu erzählen. Ich hab nur…“ Er hielt inne. Ihm war kein Geistesblitz gekommen, aber der Samurai vor ihm war nun mal um ein Vielfaches schlauer als er. „Es gibt tatsächlich etwas. Ich habe mir gedacht, wenn ich die nächsten Tage schon nicht mit dir weitertrainieren kann, dann will ich die Zeit wenigstens nutzen, aber ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll.“ „Wie du was anstellen sollst?“ Ernst sah er Dulacre an. „Gibt es einen Weg innerhalb dieser kurzen Zeit, dass Lady Loreen nicht mehr meine Achillesverse ist?“   Schwerfällig öffnete Zorro sein Auge. Es war wieder mal eine lange Nacht gewesen. Für Stunden hatte er noch mit Dulacre gesprochen. Schnell war klar gewesen, dass es keine Abkürzung gab, dass der Kräfteunterschied zwischen seinen beiden Körpern wohl immer bestehen würde, aber der Samurai hatte ihm zugestimmt, dass er nicht nur in seinem Körper die Grenzen des Menschenmöglichen sprengen sollte, wenn er nicht wollte, dass die Kluft zwischen seinen beiden Körpern unüberbrückbar wurde. Aber Dulacres Herangehensweise war für ihn verwirrend und so ganz hatte er sie noch nicht verstanden. Aber auch das war ja nicht unbedingt was Neues bei seinem Training. „Morgen“, grummelte er, als er ins Kaminzimmer kam und sich streckte. Dann blieb er stehen. „Wo ist denn Jiroushin?“ Der Samurai saß alleine am Ende des langen Tisches, die Zeitung in der Hand, ein riesiger Teller Rührei vor ihm, unzählige Blätter Papier dahinter ausgebreitet. Fast am anderen Ende des Raumes jedoch schaukelte ganz leicht das kleine Kinderbett. „Guten Morgen, Lorenor“, grüßte ihn der andere, ohne aufzusehen. „Es geht ihm nicht gut – scheint sich bei Lirin angesteckt zu haben – deswegen wollte er sich doch noch etwas hinlegen. Da vorne liegt die Uhr, die ich dir rausgesucht habe. Denke daran, sie zu ummanteln, damit sie während des Trainings nicht bricht.“ „Mhm“, machte Zorro nur, bediente sich ebenfalls am Rührei, beäugte aber das Kinderbett. „Ist da was drin?“ „Ein Kind, wenn ich nicht irre“, antwortete der andere offensichtlich ablehnend. „Jiroushin hatte Angst, es aufzuwecken, deshalb bat er mich, auf es aufzupassen, ehe er sich wieder hinlegen ging, obwohl ich ihm zugesichert habe, dass ich mich nicht der Kinderbetreuung widmen werde. Solange es schläft, ist es mir gleich, aber ansonsten…“ Er beendete den Satz nicht. Schulterzuckend setzte Zorro sich hin und aß, während er zwischen den Bissen sich die Uhr anlegte. „Bist du dir sicher, dass das wirklich was bringen wird?“, murmelte er und hob kurz sein Handgelenk mit der Uhr hoch. Der Samurai schnalzte leicht mit der Zunge und sah von der Zeitung auf. „Wir müssen eine Brücke schlagen zwischen deinen beiden Körpern und ich denke, dass dies ein Versuch wert ist. Wenn es dir… du verstehst nicht, was ich damit meine?“ War es ihm so offensichtlich ins Gesicht geschrieben? „Also gut. Ich versuche, es dir in einem Bild zu erklären, aber nächstes Mal sag es mir direkt und warte nicht bis zum nächsten Morgen, das verschwendet nur Zeit.“ Okay, er war nicht besser gelaunt als am vergangenen Tag. „Stelle dir vor, dein Training ist wie Wasser, was du auf dem Herd erhitzen willst. Ich gebe dir einen Topf, du füllst ihn mit Wasser und stellst ihn auf den Herd. Das Wasser wird immer wärmer. Dann gebe ich dir einen anderen Topf und sage, dass du auch darin Wasser erhitzen sollst. Du füllst also diesen Topf ebenfalls, nimmst den ersten Topf von der Herdplatte und stellst den zweiten drauf. Das Wasser wird immer wärmer, aber das Wasser im ersten Topf kühlt langsam aus. Also nimmst du den zweiten Topf wieder runter und stellst den ersten drauf. So machst du immer weiter, am Ende schaffst du es auch wirklich, das Wasser zum Kochen zu bringen, aber nie in beiden Töpfen gleichzeitig. Verstehst du?“ Es kostete ihn einen langen Moment, aber dann nickte er. „Was wäre also deine Lösung, wenn du das Wasser in beiden Töpfen gleichzeitig kochen lassen möchtest?“ Zorro verstand noch nicht, worauf der andere hinauswollte. „Uhm… keine Ahnung, das Wasser von beiden Töpfen in einen kippen?“ Daraufhin nickte der andere: „Gar keine schlechte Idee. Allerdings ist das eine Suppe und das andere ein – vermutlich ungenießbarer – Tee. Du möchtest sie also nicht vermischen.“ „Das hast du vorher nicht gesagt“, grummelte Zorro, unzufrieden, weil er nicht wusste, was dieses Gleichnis ihm bringen sollte. „Keine Ahnung, worauf du hinaus willst. Ich verstehe, dass die beiden Töpfe meine Körper darstellen sollen und… der Inhalt das verschiedene Training. Aber…“ Langsam ging ihm ein Licht auf. „Du willst, dass ich beides gleichzeitig koche… beides gleichzeitig… trainiere…?“ Er sah den anderen an. „Wie?“ Der Samurai zeigte sein spielerisches Grinsen, wie so oft, wenn er zufrieden war. „Durch eine Verbindung, Lorenor. Du kannst weder die Töpfe noch den Inhalt ändern, was also ist die Lösung?“ Zorro zuckte mit den Schultern, wusste es schlicht nicht. „Hör mir mit diesem Vergleich auf, sondern sag mir, was ich tun soll. Du weißt, ich kann nicht kochen, ich verstehe diesen Mist nicht.“ „Dabei ist die Antwort doch so simpel“, seufzte der andere herablassend auf. „Du musst so trainieren, dass beide deiner Körper davon profitieren.“ Zorro schnaubte auf. „Was glaubst du eigentlich, was ich die vergangenen Monate…?“ „Nein“ widersprach der Samurai direkt. „Ich habe es dir bereits gestern erklärt. Die vergangenen Monate hast du – haben wir – für beide deiner Körper jeweils ein ideales Konzept erstellt, um den jeweiligen Körper bestmöglich zu trainieren. Unterschiedliche Trainingsmethoden, unterschiedliche Anforderungen, welche wir immer wieder angepasst haben, wann immer du dich verwandelt hast. Du konntest also nie ein Konzept am Stück durchführen, musstest immer wieder unterbrechen und neu ansetzen, und genau das musst du jetzt ändern. Es ist an der Zeit, ein einheitliches Konzept zu entwickeln, welches du Schritt für Schritt verfolgst, ganz gleich, in welchem Körper du bist. Nur so wirst du in der Lage sein, das ultimative Training langfristig zu bestehen, verstehst du? Du musste eine Verbindung zwischen beiden Konzepten herstellen, um dich in beiden Körpern zu verbessern, selbst, wenn du im jeweils anderen Körper trainierst.“ Er dachte über diese Worte nach. Was das mit den Kochtöpfen zutun hatte, konnte er nicht wirklich nachvollziehen, aber diese Worte verstand er langsam. „Wenn wir einen guten Weg finden, wäre das Ziel, dass selbst dein Kampfstil sich so vereinheitlicht zwischen deinen beiden Gestalten, dass der Wechsel zwischen beiden Körpern, der Wechsel vom Ein bis zum Drei-Schwert-Stil ohne den leisesten Bruch erfolgt. Das ist jedoch noch ein sehr langer Weg“, bemerkte der andere, während er seine Zeitung faltete und seinen leeren Teller wegbrachte. „Ich denke, dass ein paar Tage dafür kaum ausreichen dürften, aber es ist ein Anfang.“ Zorro ignorierte das Klappern von Geschirr, sondern aß auf. „Deshalb also die Uhr. Du sagtest, ich müsste öfters zwischen beiden Körpern wechseln.“ „Genau, außerdem täte es dir gut zu wissen, wie viel Zeit vergeht, bis du dich wieder in deinen Körper verwandelt kannst. Dafür die Uhr, zum Zeitstoppen, während du in deinem weiblichen Körper bist, und zur Begrenzung deiner Zeit in diesem Körper. Je öfters du es tust, desto flüssiger werden die Übergänge. Denke daran, deine Kleidung dementsprechend anzupassen, wie wir gestern besprochen haben.“ Zorro zweifelte immer noch daran, dass es wirklich etwas bringen sollte, aber wenigstens gab es ihm etwas zu tun, die nächsten Tage. „Übrigens, wärest du so freundlich, das hier Jiroushin zu bringen? Er sollte etwas essen und Medikamente nehmen. Perona ist nicht da, sonst würde ich es ihr auftragen.“ Er stellte ein Tablett auf den Tisch. „Ich werde mich derweil in die Bibliothek zurückziehen, um dieser unliebsamen Obliegenheit Herr zu werden.“ „Meinetwegen“, stöhnte Zorro entnervt auf, „aber Dulacre?“ „Ja?“ Der Samurai war schon halb auf dem Weg aus der Türe und sah Zorro misstrauisch an, zurecht. „Einer muss beim Kind bleiben.“ Grinsend erhob Zorro sich und nutzte den entrüsteten Moment des anderen, um sich samt Tablett an ihm vorbeizudrängeln. Aber er verschwendete an dessen Miene keinen Gedanken, zu angespannt war er vor dieser neuen Aufgabe. Dulacre behauptete, dass dieser Schritt ihm helfen würde, das ultimative Training besser zu überstehen, aber Zorro hatte keine Ahnung, wie genau das funktionieren sollte. Vielleicht könnte Jiroushin ihm die komplizierten Worte des Samurais nochmal etwas vereinfachen. Zorro verstand schon grob, was er zu tun hatte. Aber er sah nicht, wie es hilfreich sein konnte, seine gut zugeschnittenen Abläufe nun zu verallgemeinern, nur damit er das Gleiche in beiden Körpern machen konnte. Dabei hatte er das am Anfang seines Trainings auf Kuraigana eben nicht machen sollen. Würde es nicht einfach zur Folge haben, dass er sich seinem schwachen Körper anpassen musste und dann auch in seinem echten Körper weniger Fortschritte machen würde? Zorro verstand es einfach nicht. Aber als er die Tür gegenüber von Dulacres Schlafzimmer öffnete, wusste er, dass er auf Jiroushins Hilfe nicht zählen konnte. „Du solltest mal lüften“, murrte er, stellte das Tablett auf irgendeinem Tisch ab und schritt zu den riesigen Fenstern. Die Luft im Raum war schwer und stickig, gab einem das Gefühl, nur vom Einatmen direkt krank zu werden. Knarzend gaben die Rahmen nach. Ein undefinierbares Stöhnen entkam dem Deckenhaufen vom Bett, gefolgt von einem röchelnden Husten. Augenrollend ging Zorro hinüber. „Dulacre hat gesagt, du sollst was… Du siehst aber beschissen aus… und alt.“ Ein kränklicher Greis mit zugequollenen Augen und angeschwollener, roter Rotznase blinzelte ihn an. „Ich gehe davon aus, dass du heute im Bett bleibst?“ „Mhm“, kam eine wehleidige Bestätigung. „Okay, ich sag Dulacre Bescheid, wird mit Sicherheit angepisst sein.“ „Wa…warte noch, Zorro.“ Er hatte das Gefühl, als würde ihn ein Halbtoter rufen, aber er blieb stehen, unsicher, was nun kommen würde.   Wenige Minuten später eilte Zorro unzufrieden wieder durchs Schloss. Diese ganzen Botengänge stahlen ihm Zeit, die er zum Trainieren brauchte. „Hey“, murrte er und platzte ins Kaminzimmer herein, knallte die heiße Teekanne auf den Tisch und warf den Rucksack daneben. „Jiroushin ist ausgeschaltet und bleibt im Bett, sieht fast schon aus, als würde er verrecken. Denke nicht, dass der heute nochmal mit dir Papierkram macht.“ Der Samurai seufzte laut, sah jedoch nicht auf. „Ich hatte es schon befürchtet. Seine Krankheitsverläufe sind immer kurz, aber dafür… dramatisch.“ „Na, wenn du das sagst. Ich geh jetzt auf jeden Fall raus, trainieren.“ „Tu das“, entgegnete der andere, immer noch eher abwesend. „Und ich soll dir von Jiroushin seinen Dank ausrichten. Hier ist heißes Wasser und im Rucksack Pulvermilch mit Anleitung.“ „W… wie bitte?“ Zorro war schon wieder bei der Türe. „Na, du musst dich um Ray kümmern. Jiroushin ist krank, Perona nicht da und irgendwer muss es tun.“ Dulacre sah ihn an, als hätte Zorro von ihm verlangt, auf ein Kleinkind aufzupassen. „Nein. Lorenor, ich fasse dieses Kind nicht an. Soll Jiroushin es holen kommen oder du musst…“ „Ich gehe jetzt trainieren“, unterbrach Zorro ihn eiskalt, „und Jiroushin macht gar nichts. Du bist der Patenonkel, also stell dich nicht so an. Außerdem ist es nicht gerade kompliziert. Baby schreit, Flasche rein. Baby schreit weiter, Windel wechseln, und ansonsten einfach anwesend sein. Du wirst schon überleben.“ Er hörte noch, wie der andere nach ihm rief, aber Zorro sah absolut nicht ein, drauf zu hören. Sollte Dulacre sich doch mit dem Sprössling seines besten Freundes herumschlagen, während er seine blöden Papiere durcharbeitete. Zorro hatte bereits genug eingesteckt und musste jetzt erstmal gucken, wie er sein Training sinnvoll umsetzen konnte. Denn er war immer noch nicht überzeugt, dass eine blöde Uhr ihm irgendwie helfen sollte, dass Lady Loreen ihn nicht mehr so sehr behindern würde. Schnaubend zog er seine Stiefel aus und lief die Treppenstufen hinab. Da er sein Training für die Verwandlungen nicht unterbrechen sollte, musste seine Kleidung in beiden Körpern passen, also würde er barfuß trainieren. Unten angekommen stellte er die Uhr ein. Eine halbe Stunde schien für den Anfang keine schlechte Idee. Dann rannte er los.   Doch sein Training sollte nicht lange gehen. Schon nach wenigen Stunden musste er unterbrechen. Unzufrieden starrte er die kleine Uhr in seiner Hand an, der verdammte Samurai hatte ihn ja vorgewarnt, aber Zorro war unaufmerksam gewesen, nun war sie zerbrochen. Er konnte schon die belehrende Stimme seines Lehrmeisters hören, es versprach eine nervige Unterhaltung zu werden. Aber Zorro war auch immer noch nicht von diesem neuen Vorgehen überzeugt und vielleicht würde ein erneutes Gespräch Klarheit bringen. Denn bisher war es nur nervig gewesen. Er mochte das Gefühl des Verwandelns nicht und das ganze hin und her zehrte nicht nur an seinen Kräften und seiner Geduld, sondern hatte ihn mit der Zeit auch leicht schwummrig werden lassen. Also trat er den Rückweg an, unzufrieden und schlecht gelaunt, wegen dieser ganzen unnötigen Zeitver… und jetzt klang er schon genauso versnobt wie dieser verdammte Samurai! Leise vor sich hingrummelnd stapfte er der Stufen hoch. Seine Balance hatte sehr gelitten, genau wie seine Krafteinteilung, und seine Knie hatten nach der vierten oder fünften Verwandlung immer wieder nachgegeben. Wahrscheinlich war es genau das, was er trainieren sollte, aber da er nicht genau wusste, was das Ziel war – oder der Weg – blieb er schlechtgelaunt, vielleicht auch ein bisschen aus Prinzip. Kaum, dass er das Tor aufgestoßen hatte, konnte er schon Schritte hören. „Komm mir jetzt nicht so“, fing er an, als die Türe, die Richtung Bibliothek und Kaminzimmer führte, aufgerissen wurde. „Ich weiß, du hast es mir vorher gesagt, und dennoch habe ich…“ Mit großen Augen starrte der Samurai ihn an, seine sonst so ordentliche Frisur zerzaust. Etwas stimmte nicht. „Lorenor! Komm mit!“ Ohne ein weiteres Wort schnellte er herum und jagte zurück und Zorro folgte, ohne Fragen zu stellen. Aber je näher sie dem Kaminzimmer kamen, desto mehr verging seine Anspannung und desto genervter wurde er, als ihnen lautes Geplärre entgegenkam. „Es hört nicht auf!“, erklärte Dulacre, dessen Geduldsfaden offensichtlich gerissen war, und führ sich durch die Haare. „Ich habe getan, was du sagtest, aber es will nicht trinken und schreit die ganze Zeit. Mach, dass es aufhört!“ Es war ein seltsames Gefühl. Er wusste nicht, ob der andere ihn verarschte oder ob er es wirklich ernst meinte. Beides pisste Zorro an. „Du weißt schon, dass Ray kein Es ist?“, murrte er trocken über das Plärren hinweg. „Das ist mir gleich! Sorge dafür, dass dieses Kind aufhört zu schreien, bevor ich mich vergesse.“ „Mann, bist du nervig.“ Zorro schritt Richtung Wiege, die vor Gebrüll nur so wackelte. „Hast du die Milch gemacht?“ „Natürlich, nach Anleitung. Aber es trinkt nicht. Ich weiß nicht, was es will. Einer, der furchtbaren Eigenschaften von Kleinkindern, dass sie ihre Ansprüche nicht verbalisieren.“ Kurz sah Zorro den anderen kopfschüttelnd an, dann beugt er sich mit einem Seufzen über das Bettchen. Die kleinen Babybäckchen waren schon rot und aufgeplustert, das Stimmchen vom vielen Schreien heiser. Die Flasche Milch lag unbeachtet neben den wütenden Fäustchen, die um sich schlugen. Aber Zorro wusste, was los war. „Bist du ein Vollidiot, oder was? Bei dem Gestank ist doch klar, was los ist. Die Windel ist voll, hätte auch keine Lust in meiner eigenen Scheiße liegend zu trinken.“ Er richtete sich auf und sah den anderen an, der fassungslos zurückstarrte. „Warte, du willst mir echt erklären, dass du nicht auf die Idee gekommen bist, die Windeln zu wechseln?“ Er betrachtete diesen erwachsenen Mann, der als einer der stärksten und furchtlosesten Menschen der Welt galt, überlegener Stratege und kluger Kopf, aber ihn gerade ansah, als würde Zorro sich erdreisten, von ihm zu erwarten, dass er einem Baby die Windeln wechselte. „Tze, was bist du nur für ein Patenonkel.“ „Lorenor, und was tust du da?“, kam die misstrauische Reaktion, als er sich wieder über das Bettchen beugte. „Wonach sieht’s denn aus? Perona ist nicht da, Jiroushin erstickt an seiner eigenen Rotze und du bist anscheinend nicht in der Lage, irgendetwas zu tun, und ich krieg langsam Kopfschmerzen von diesem Rumgebrülle, also werde ich jetzt die Windeln wechseln.“ Mit dem schreienden und um sich schlagenden Balg im Arm richtete er sich auf und ging zum Tisch herüber, wo der Rucksack stand, hoffte einfach mal, dass da alles drin sein würde, was er brauchte. „Weißt du überhaupt, wie das geht?“, meinte der andere skeptisch. „Nicht wirklich, aber was ist die Alternative? Und so schwer kann das ja nicht sein. Aber eigentlich solltest du das machen, schließlich bist du hier der Patenonkel.“ „Auf keinen Fall“, lehnte der Samurai herablassend ab. „Ich habe Jiroushin von Anfang an gesagt, dass ich die formellen Anforderungen erfüllen werde, aber…“ „Es ist ein Baby, du Snob, da gibt es keine formellen Anforderungen. Wenn es schreit, muss man sich drum kümmern. Ich brauche irgendeine Unterlage oder willst du, dass ich das ich es auf dem blanken Tisch mache?“ Der Samurai schnalzte missbilligend mit der Zunge, kam aber immerhin herüber und öffnete den Rucksack. „Ich meine, ich habe hier eben Tücher gesehen.“ Immer wieder warf er einen abschätzigen, fast schon argwöhnischen Blick auf das brüllende Bündel in Zorros Arm. Zorro wusste nicht, warum ihm gerade jetzt Peronas Worte in den Sinn kamen, aber der Samurai sah schon wirklich misstrauisch drein, obwohl die Situation einfach nur nervig und frustrierend war, vermutlich für das Baby unter ihnen – wortwörtlich, nicht Dulacre, auch wenn er sich wie eines anstellte - am meisten, so hilflos und der Gnade anderer ausgesetzt. Da wäre Zorro auch zum Heulen zumute. „Ist da auch ne Windel drin? Und… irgendwas zum sauber machen?“, fragte er, als der Samurai ein Tuch vor ihm ausbreitete. „Ja, ich denke, dies hier könnte eine Windel darstellen. Hier sind auch Tücher und das verbliebene Wasser, was du eben brachtest, müsste noch warm sein.“ Irgendwie kam Zorro sich vor, als würde er einen auf Chopper machen. Nur dass er keine Ahnung hatte, was Chopper machte, oder wie man Windeln wechselte. „Na komm“, brummte er dem schreienden Knäuel zu, als er es auf dem Tisch ablegte und Dulacre die anderen Sachen parat stellte, „wird nicht besser, wenn du dich wehrst.“ Der Samurai seufzte: „Ich muss dich enttäuschen, Lorenor, aber es wird dich nicht verstehen.“ Trocken sah Zorro den anderen an. „Das hatte ich auch nicht erwartet.“ Kopfschüttelnd begann er, das kleine Ding auszupacken. „Mal ehrlich, wie konntest du diesen Geruch so lange… Du warst in der Bibliothek?“ Der Blick des anderen war Antwort genug. „Du meine Güte, lass das bloß nicht Jiroushin hören.“ „Es hat geschlafen. Und als es anfing, zu schreien, bin ich gucken gekommen.“ „Ja, sicher“, murrte Zorro nur, während der andere sich aufstöhnend abwandte, als Zorro die Windel öffnete und es nun wirklich ziemlich beschissen roch. Ohne die Miene zu verziehen, zog er das volle Ding weg und rollte es irgendwie zusammen, damit es nicht mehr ganz so schlimm stank. Dann zog er sich das Tuch heran, welches der Samurai in Wasser getränkt hatte, und versuchte, irgendwie alles halbwegs sauber zu machen, während er mit der anderen Hand das Kind bändigen musste, was natürlich immer noch rumschrie; ein Wunder, dass Jiroushin davon noch nicht aufgewacht war. „Ich brauch noch ein Tuch“, grummelte er und warf das dreckige zur dreckigen Windel. Der Samurai tat, wie ihm geheißen, noch blasser als sonst. „Woher kannst du das nur?“ Er klang fast beeindruckt. „Woher kann ich was?“, entgegnete Zorro eher genervt, dass dieser Mistkerl sich so anstellte. „Was dreckig ist, macht man sauber, so wie bei sich selbst, so kompliziert ist das jetzt auch nicht.“ Dann nahm er ein trockenes Tuch und fuhr nochmal überall nach, was bei den tretenden Beinchen gar nicht so einfach war. „Wenn du die Beine brechen würdest, wäre es wohl einfacher, da es sich nicht mehr so sträuben könnte“, warf der andere wenig hilfreich ein, und Zorro war sich nicht sicher, ob es Ironie war oder vielleicht auch nicht. „Allerdings würde es dann vermutlich gar nicht mehr aufhören, zu schreien.“ „Reich mir mal eine der Windeln“, murmelte Zorro und entschied, diesen Kommentar nicht mal mit einer Reaktion zu würdigen, nur für den Fall, dass es doch ernstgemeint gewesen war. Auch das machte der andere widerstandslos, wobei er sich natürlich weiter beschwerte: „Es ist doch jetzt sauber, warum hört es nicht auf?“ Augenrollend bemühte Zorro sich, die Windel anzuziehen, aber bei all den Knöpfen und Laschen war er doch etwas überfordert. Er empfand den Samurai als deutlich anstrengender. „Keine Ahnung, vielleicht Hunger?“, murrte er nur unzufrieden, als schon wieder ein Knopf nicht gehorchen wollte. „Muss das so rum?“ Mehrmals platzte ihm die Stoffwindel auf, da er sie anscheinend noch nicht richtig anzog. Auch der Samurai war ihm dabei keine Hilfe, der immer wieder einen neunmalklugen Kommentar fallen ließ, aber eigentlich nur nervig war. „Noch ein Wort und du kannst es selbst machen“, knurrte er den anderen an, der nur abwehrend die Hände hob, aber endlich hatte Zorro es geschafft. „Na, das sieht doch ganz gut aus.“ Ray weinte immer noch, schien aber mittlerweile schon müde genug, dass Zorro die kleinen Ärmchen und Beinchen ohne viel Gegenwehr in die Babyklamotten stopfen konnte. „Warum hört es denn nicht auf?“ „Mann, hast du nicht zugehört? Und seit wann sparst du am Einsatz deiner grauen Zellen? Du hast genug davon, also nutze sie“, murrte Zorro und hob den kleinen Quälgeist hoch. „Lorenor, du bist… Oh…“ Zorro war zum Kinderbett hinübergegangen und hatte das Fläschchen geholt. Es hatte nur einen Moment gedauert und nun nuckelte Ray ganz eilig, obwohl immer noch der ein oder andere wütende Hickser rauskam. Erleichtert atmete Zorro auf, endlich war es bis auf ein leises Moppern still; seine Ohren taten schon weh. „Du hast es zum Schweigen gebracht.“ „Sag so einen Mist nicht. Das klingt fast so, als hätte ich das Kind deines besten Freundes umgebracht.“ Kopfschüttelnd warf er einen Blick auf den anderen, ehe er sich wieder auf das Kind in seinem Arm konzentrierte. „Aber was ist denn mit dir los, dass du dich so anstellst, sobald ein Kind anwesend ist? Wir hätten all das hier verhindern können, wenn du einfach von Anfang an hiergeblieben wärst und rechtzeitig die Windel gewechselt hättest.“ „Diese Option bestand nicht“, lehnte der andere direkt ab, ohne sich zu erklären. Dann begann er aufzuräumen und brachte die schmutzigen Leinen weg, wohin auch immer, Zorro war es egal. Als die Flasche leer war, stellte er sie weg und trotz kleinerer Quengelei war es offensichtlich, dass der Schlaf nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Seufzend schritt Zorro durch den Raum, gab einen ruhigen Rhythmus mit seinen Armen vor und hoffte, dass Ray bald nachgeben würde. Zorro war genervt. Erst hatte Dulacre ihn für Tage nicht trainieren lassen, dann hatte er ihr Training einfach um weitere Tage verschoben – gerade nachdem er gegen Shanks gekämpft hatte und endlich wusste, was das Ziel war – und nun musste Zorro auch noch Babysitter spielen, nur weil der Samurai selbst sich zu fein dafür war. Gleichzeitig konnte er schlecht wütend auf das Kind in seinem Arm sein – nein, er gab die ganze Schuld dem verdammten Samurai! – und als die kleinen Äuglein endlich zufielen, merkte er, dass es ihm schwerfiel, sauer zu bleiben, auch wenn er sich echt bemühte. Irgendwie hatte dieser leise, ruhige Atem eine besänftigende Wirkung. „Wieder mal überraschst du mich, Lorenor. Du scheinst gut mit Kindern umgehen zu können, dabei hattest du doch noch gesagt, dass du dich nicht zum Vater eignen würdest.“ Er sah nicht mal auf, sondern schritt weiter gleichmäßig durch den Raum, traute dem Frieden noch nicht. „Nur weil ich ein Kind sich nicht heiser schreien lasse, heißt das noch lange nicht, dass ich einen guten Vater abgegeben würde“, murrte er, nun wieder schlechter gelaunt. „Jeder kann ein paar Stunden auf ein Kind aufpassen – fast jeder, du offensichtlich nicht! – aber das heißt noch lange nicht, dass man selbst Kinder haben sollte.“ „Und dennoch hast du nicht mal gezögert.“ „Weil du dich wie ein Vollidiot aufgeführt hast.“ Nun sah er doch auf und funkelte den anderen wütend an. Doch Dulacre zeigte ein fast schon neugieriges Lächeln und er begutachtete Zorro, als wäre er eine seltsame Spezies. „Tze, was auch immer.“ Zorro wirbelte herum und ging weiter in seinem langsamen Rhythmus, während seine Wangen warm wurden. „Vielen Dank, Lorenor. Ohne dich wäre es noch ein sehr anstrengender Abend geworden.“ „Nein, ohne mich hättest du es einfach nur selbst machen müssen. So schwer ist das wirklich nicht und du…“ Er hielt inne und drehte sich langsam zum anderen herum. „Kann es sein, dass du noch nie ein Kind gehalten hast?“ Nun neigte der Samurai leicht den Kopf, als wäre Zorros Verhalten das ungewöhnliche unter ihnen. „Natürlich nicht, was für eine Frage. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen Gesprächspartner hatte, dessen Alter noch nicht das Dutzend voll hatte.“ Es sollte Zorro nicht wirklich überraschen, schließlich mochte Dulacre im generellen keine Menschen und Kinder hatten mit Sicherheit richtig Schiss vor ihm, aber irgendwie erklärte es einiges. Es war nicht so, als ob Zorro selbst wirklich viel Ahnung von Kindern hatte, aber sowohl im Dojo als auch auf seinen Reisen war er immer mal Jüngeren begegnet, Kindern begegnet, sogar Babys. Er hatte sich nie wirklich Gedanken darum gemacht, Kinder waren nervig, aber sie waren nun mal da und sie waren nun mal auf Hilfe angewiesen. Wieder fielen ihm Peronas Worte ein. „Willst du Ray mal halten?“, fragte er nach. „Schließlich bist du doch der Patenonkel.“ „Oh nein, kein Bedarf“, winkte der andere ab mit einem leisen Schnauben und ging zu seinem Sessel hinüber, „für sowas hat man Kindermädchen. Ich sehe keine Notwendigkeit, dieses Kind in den Händen zu halten.“ Zorro fällt eine Entscheidung. „Es gibt hier aber keine Kindermädchen“, murrte er kühl. „Es gibt nur dich, mich und Jiroushin unten im Bett. Aber so, wie ich ihn kenne, wird er spätestens auf der Taufe ein Foto von dir und Ray machen wollen. Wäre natürlich mega peinlich, wenn du dann nicht mal wüsstest, wie man ein Baby festhält. Vor der ganzen Cho-Familie. Sie werden dir alle zeigen wollen, wie es richtig geht und es wird wahrscheinlich das Thema beim Essen sein. Der große Mihawk Dulacre, der Angst davor hat, ein Baby zu halten.“ Er grinste breit, doch der Samurai starrte ihn genervt an. „Ich erkenne, was du vorhast, Lorenor“, bemerkte er aus zusammengekniffenen Augen. „Und? Funktioniert es?“, entgegnete Zorro nur und hielt diesem Blick viel zu einfach stand. Mehrere Atemzüge dauerte es, bis der Stolz des anderen siegte und erneut schnaubte er auf, ehe er sich erhob. „Nun gut. So schwer kann es ja nicht sein, wenn selbst du es hinbekommst.“ „Noch so nen Kommentar und ich petzt Jiroushin, dass du sein Kind unbeaufsichtigt gelassen hast, während er krank im Bett lag.“ „Das ist eine leere Drohung, Lorenor. Zum einen wissen wir beide, dass du von solchen Aktionen nicht viel hältst, und es ist ganz offensichtlich, dass ich nicht mal versuchen werde, es vor Jiroushin zu verbergen. Ich habe es ihm gesagt, ich eigne mich nicht als Babysitter.“ Kurz sahen sie einander an, dann gab Zorro nach und rollte nur mit dem Auge. Doch es war der Samurai, der nervös mitten im Raum stand, als Zorro auf ihn zuschritt. „Genau, einfach so halten“, murmelte Zorro und bettete Ray in Dulacres Arme, der wie erstarrt dastand. „Guck, dass der Kopf gegen den Arm lehnt und nicht nach hinten umknickt und viel mehr kann eigentlich nicht passieren.“ Er sah zum Samurai auf, der mit einem unleserlichen Gesichtsausdruck das Kind in seinen Armen ansah. Ob er je ein Baby aus der Nähe gesehen hatte? „Und…was jetzt?“, fragte er argwöhnisch. „Nichts jetzt. Ray schläft, du kannst dich einfach hinsetzen, was rumlaufen oder was auch immer. Ich gehe mir auf jeden Fall jetzt mal die Hände waschen.“ „Warte, Lorenor, du kannst doch nicht einfach…“ „Du hast ein Kind im Arm, keine Bombe. Es wird nichts passieren, solange du ruhig bleibst.“ „Eine Bombe wäre mir deutlich lieber.“   Als Zorro wenige Minuten zurückkam, ging der Samurai mit Ray im Arm so im Raum herum, wie Zorro es eben noch gemacht hatte. Er schien sogar Zorros Rhythmus zu kopieren, obwohl dieser keinen tieferen Sinn gehabt hatte. Aber immer noch war die Nacht ruhig und das Schloss noch nicht niedergebrannt, Zorro wertete dies als Erfolg. „Ich habe nachgedacht, Lorenor“, sprach der Samurai und sah kurz zu ihm auf, ehe er seinen Blick wieder senkte, als wäre das Halten eines Babys eine Aufgabe, die höchste Konzentration forderte, „und ich möchte dich etwas bitten. Mir wohl bewusst, dass du derzeit wahrscheinlich alles andere als gut auf mich zu sprechen sein musst. Man kann deiner Aura regelrecht ansehen, wie unzufrieden du bist.“ „Überrascht dich das?“, murrte Zorro. „Erst lässt du mich tagelang Däumchen drehen, dann vertagst du unser Training um weitere Tage und jetzt muss ich auch noch als Kindermädchen herhalten, weil du damit überfordert bist, ein Kind zu halten.“ Mit verschränkten Armen lehnt er sich gegen den Essenstisch. „Also? Was willst du von mir?“ Dulacre seufzte. „Sollte es Jiroushin morgen noch nicht besser gehen, könntest du dir vorstellen, ihn zu begleiten? Ich würde es selbst tun, allerdings fehlt mir die Zeit auf einem behäbigen Marinefrachter Stunden zu vergeuden. Ich muss morgen früh mit dem Sargboot aufbrechen, um rechtzeitig auf Sasaki anzukommen. Ich werde nun weitere Termine wahrnehmen müssen, da ich auf Jiroushins Unterstützung auf der Versammlung wohl nicht zählen kann. Aber ich könnte dich nach deiner Ankunft bei Jiroushin abholen.“  Zorro wollte den anderen schon anmaulen, was dieser Mist denn jetzt sollte, doch dann hielt er inne und dachte nach. „Warum willst du, dass ich das mache? Traust du den Soldaten etwa zu, ihren eigenen Vorgesetzten in einem Moment der Schwäche zu hintergehen? Oder glaubst du, dass keiner der Väter und Mütter an Bord einen besseren Babysitter abgeben könnte als ich?“ Nun schaute der andere ihn wieder so herablassend an, wie Zorro es von ihm kannte. „Dein Sarkasmus ist unerwünscht. Aber selbst, wenn dies Gefahren nicht bestünden“ – „Sie bestehen nicht, du Vollidiot.“ – „so kann doch nicht außer Acht gelassen werden, dass Jiroushin in seiner derzeitigen Verfassung nicht kampffähig ist, und ich muss dich mit Sicherheit nicht über die Kampfkraft von gewöhnlichen Marinesoldaten aufklären.“ Zorro schwieg, während der andere weiter seine Runden ging, versuchte die Beweggründe des anderen zu verstehen. „In Ordnung“, entschied er unter dem überraschten Blick des anderen, der mit Sicherheit mit mehr Widerstand gerechnet hatte. „Aber nur unter einer Voraussetzung.“ „Und die wäre?“, fragte Dulacre misstrauisch nach. Zorro hob die zerbrochene Uhr hoch. „Ich verstehe, was du von mir willst, aber ich verstehe weder, wie ich es genau umsetzen, noch was es mir bringen soll. Und ich will, dass du es mir so lange erklärst, bis ich es auch wirklich kapiere.“ Der Samurai neigte leicht den Kopf und begutachtete die Uhr. „Dabei ist es doch wirklich nicht so schwer zu verstehen. Aber nun gut, meinetwegen, sofern du mir endlich dieses Balg ab… Oh.“ Er hatte seinen Blick wieder auf das Baby in seinem Arm gesenkt und war stehen geblieben. „Was ist los?“, murmelte Zorro, während der andere unleserlich Ray anstarrte. „Es ist seltsam“, murmelte Dulacre dann ruhig, „aber gerade… was für eine grausame Waffe.“ „Hä?“ Jetzt wurde Zorro langsam misstrauisch. „Wovon redest du? Was für eine Waffe?“ „Na, dieses Kind. Es… es lächelt wie Jiroushin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)