Neue (und alte) Abenteuer von Sharry (Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben) ================================================================================ Kapitel 4: Extrakapitel 4 - Geld regiert die Welt ------------------------------------------------- Geld regiert die Welt Diese Szene spielt sich irgendwann nach Abschluss der Trilogie ab   -Sanji- „Und was machen wir jetzt?“, murrte Lysop unzufrieden und wuschelte sich durch die Locken. „Ich bin immer noch dafür, dass wir die einfach mal kräftig vermöbeln“, schlug Ruffy vor und stieß beide Fäuste gegeneinander. „Ganz schlechte Idee, Ruffy“, urteilte der Marimo vom Sofa her, wo er mit den Armen hinterm Kopf auf dem Rücken lag und einen unbestimmten Takt mit den überschlagenen Beinen wippte. „Damit wirst du den Inselbewohnern keinen Gefallen tun.“ „Aber dann wären wir diese Mistkerle los“, widersprach der Kapitän beinahe schon schmollend. „Ja, und die Inselbewohner wären ihre Jobs los“, entgegnete der Schwertkämpfer weiterhin mit geschlossenen Augen. „Was? Warum?“ „Denk doch mal mit, Lysop“, kam es nun von Nami, während sie weiter durch die Unterlagen blätterte. „Der Vertrag über die Handelsgüter wurde mit Hank und Banter abgeschlossen. Sie mögen zwar Diktatoren sein, aber wenn wir sie einfach so mir nichts dir nichts stürzen, ist der Vertrag hinfällig.“ „Können die Inselbewohner nicht einfach einen neuen Boss bestimmen und der oder die macht dann einen neuen Vertrag?“, fragte Chopper neugierig und hüpfte auf einen Stuhl neben die Navigatorin. „Natürlich wäre das möglich“, antwortete nun Robin, die auf Namis anderer Seite saß und die Dokumente ebenfalls höchst aufmerksam durchlas, „allerdings sind die Konditionen ausgesprochen gut. Man muss Banter lassen, dass sie äußerst geschickt verhandeln kann. Ich bezweifle, dass man so gute Konditionen heute noch einmal bekommen würde.“ „Und wieso das?“, meinte nun Sanji und steckte sich eine Zigarette an. „Sollten die nicht froh sein, wenn ihr Vertragspartner eine autonome Insel ist und nicht ein Diktator?“ „Ja, sicher“, schnaubte der Schwertkämpfer nun wieder von seinem billigen Platz. „Wer würde sich nicht die Hände danach reiben mit einem Land Verträge zu knüpfen, dessen Liquidität und Leistungsfähigkeit durch interne Unruhen gefährdet sind?“ Sarkasmus tropfte aus jedem seiner Worte. „Ach, halt die Klappe, Marimo, und tu nicht so, als ob du Ahnung davon hättest. Ein einmaliger Putsch spricht nicht für instabile Landstrukturen. Erst recht nicht, wenn die Regierung aus zwei korrupten Halsabschneidern besteht.“ „Doch, genau dafür spricht es“, widersprach der andere, ohne sich zu rühren, „zumindest dann, wenn der Putsch durch gesetzeslose Fremde durchgesetzt wird, und dass wir Piraten sind, dürfte die Lage nicht verbessern.“ „Aber…“ „Zorro hat durchaus Recht“, unterbrach Robin nun beinahe freundlich Choppers und Sanjis einstimmigen Einwand. „Aus Sicht eines Vertragspartners spricht es nicht für ein Land, wenn es sich nicht mal gegen den Angriff einer einzelnen Piratencrew zur Wehr setzen kann und daraufhin das Regime – dahingestellt, ob wir persönlich es als inhuman bewerten oder nicht – zerbricht. Für einen Vertragspartner steht so das Risiko im Raum, dass so etwas nochmal passieren könnte und deswegen wäre die neue Regierung nicht in der Lage auch nur ansatzweise so gute Konditionen herauszuarbeiten.“ „Wenn überhaupt jemand mit ihnen noch Handel betreiben wollen würde“, bemerkte Nami unzufrieden. „Nichts spricht sich in der Wirtschaft schneller herum als ein unzuverlässiger Handelspartner.“ „Also, was bedeutet das jetzt?“ hakte Franky nach, während Sanji missmutig zwischen den Papieren, die die Inselbewohner ihnen zur Verfügung gestellt hatten, und den Crewmitgliedern hin und her sah. „Wir können doch nicht einfach nichts tun und diese Leute ihrem Elend überlassen.“ „Aber was sollen wir dann tun?“, murmelte Nami schulterzuckend. „Ich sehe das wie Zorro. Die Insel selbst ist nicht groß genug, um ohne Handel überleben zu können. Was bringt es, ein Regime abzusetzen, wenn die Menschen daraufhin verhungern und in noch größerer Armut leben, weil die Infrastruktur kollabiert.“ „Und wenn niemand mitbekommt, dass wir es sind?“, meinte Sanji dann in die Runde, wollte rein aus Prinzip nicht einsehen, dass der idiotische Schwertheini mit irgendetwas Recht haben sollte. „Was ist, wenn niemand mitbekommt, dass Piraten ihre Hände im Spiel haben? Dann sähe es halt nur nach innenpolitischen Querelen aus, oder? Man müsste nicht damit rechnen, dass so etwas nochmal passieren würde, oder?“ „Ändert aber nichts daran, dass der aktuelle Vertrag futsch ist“, brummte der Marimo vom Sofa, „und Robin hat Recht. So gute Konditionen wird man heutzutage, vor allem in dieser Region nach den ganzen Unruhen, nicht mehr bekommen. So oder so wird ein unfreiwilliger Machtwechsel dazu führen, dass die Insel weniger Einkommen erzielt, und selbst, wenn dies gerechter verteilt werden würde als bisher, würde ein neuer Vertrag vermutlich jegliches Wirtschaftswachstum deutlich erschweren.“ „Aber, wenn es so oder so nicht gut für die Leute ausgeht, dann können wir die doch einfach angreifen“, meinte Ruffy nun wieder, den sie nur mit viel Mühe davon hatten abhalten können, das Regierungsgebäude einfach anzugreifen, nachdem sie um Hilfe gebeten worden waren. „Ist es nicht besser, einen schlechten Vertrag mit irgendwelchen Händlern zu haben, als von solchen Idioten rumgeschubst zu werden? Außerdem kann ich diesen Typen mit dem Schnurrbart wirklich nicht abhaben.“ „Am besten wäre es, wenn wir den aktuellen Vertrag auch über einen Putsch hinweg irgendwie aufrechterhalten könnten“, erklärte Jinbei mit verschränkten Armen, während Sanji misstrauisch den Marimo betrachtete. „Aber ich wüsste beim besten Willen nicht, wie wir das hinbekommen können. Hank und Banter müssten den ja fast schon freiwillig an die neue Regierung abtreten und warum sollten sie das tun, nachdem sie gestürzt wurden?“ Dieses Mal entgegnete niemand etwas, niemand hatte eine Antwort auf dieses Problem, und Sanji begutachtete nur den nervigen Mooskopf. Obwohl er wieder so tat, als wäre er unfreiwillig anwesend, beteiligte er sich am Gespräch. Aber viel nerviger war, dass er von dem ganzen Mist sogar einiges zu verstehen schien, mehr zumindest als Sanji selbst, und das nervte ihn wirklich. Mehr noch nervte ihn, wie ungewöhnlich unruhig der andere sich benahm. Normalerweise hielt er sich doch auch nicht an Choppers Anordnungen, sollte er doch trainieren gehen, wenn er Hummeln im Hintern hatte, anstatt hier große Töne vor sich hin zu spucken. „Möchtest du dir auch mal den Vertrag anschauen?“, bemerkte Robin dann auch noch und hielt die Papiere ausgerechnet dem Marimo hin. „Kein Bedarf“, lehnte dieser grob ab. „Im Völkerrecht interessiert man sich in der Regel nicht für nationalen Kram, aber in so ziemlich jeden Staatenvertrag steht am Ende eine Klausel, dass der Vertrag bei Regimezusammenbruch dem jeweils anderen Vertragspartner automatisch ein Rücktrittsrecht zuspricht. Gehe nicht davon aus, dass das hier anders sein wird, scheint ein typischer Durchschnittsvertrag zu sein.“ „Woher weißt du diesen ganzen Kram?“, fragte Franky nun das, was Sanji sich auch fragte, doch Zorro zuckte nur mit den Schultern und schnalzte entnervt mit der Zunge. „Aber, aber“, lächelte Robin nun und sah in die Runde, „unser geschätzter Schwertkämpfer hat doch höchstpersönlich an dem drei-Länder-Projekt mitgearbeitet, welches die Unruhen im West Blue beendet hat. Es wurde als der anspruchsvollste Staatenvertrag seit Gründung der Weltregierung eingestuft und niemand anderes als Lady Loreen hat die Durchsetzung durch eine eindrucksvolle Rede vor dem Völkerrechtskomitee der Weltregierung ermöglicht.“ „Ach, lass den Mist“, murrte der Marimo. „Die Rede war von Eizen.“ Ach ja, für einen kurzen Moment hatte Sanji diesen Teil vergessen. Für einen kurzen Moment hatte er vergessen, dass Zorro während ihrer zweijährigen Trennung nicht nur den Schwertkampf trainiert hatte. Für einen kurzen Moment hatte Sanji vergessen, dass der andere Lady Loreen war. Nicht, dass es ihn überraschte. Es war nicht so, als würde der Marimo freiwillig über dieses Thema sprechen, reagierte meistens schnell gereizt und abweisend auf leise Andeutungen, wie gerade erst. Von sich aus sprach er nie über das Thema, ließ selbst den Namen seines Alter Egos nur äußerst selten fallen. Nein, es war einfach zu vergessen, dass Lorenor Zorro und Lady Loreen ein und dieselbe Person waren. „Ja ja, tolle Rede, tolle Rede“, murmelte Nami unbeeindruckt und durchforstete weiter hochkonzentriert die Unterlagen, „aber die hilft uns kein bisschen bei…“ „Können wir nicht einfach Hank und Banter überzeugen den Vertrag an eine neue Regierung zu übertragen, nachdem wir sie besiegt haben?“, fragte Brook. „Ja, das hört sich nach einem guten Plan an“, entschied Ruffy und schlug in die Hände, „und dafür müssen wir sie erstmal ordentlich aufmischen.“ „Nein, Ruffy“, stöhnte Nami auf und rieb sich durchs Gesicht. „Ich hab’s dir doch eben schon gesagt, so einfach ist das nicht. Wir müssen einen Weg finden, die Insel…“ „Freizukaufen.“ Plötzlich starrten sie alle zur Türe, als diese aufgerissen wurde und niemand anderes als Falkenauge im Türrahmen stand, ein mörderischer Blick in diesen stechenden Augen. „Ihr seid spät dran“, knurrte er dann. „Hat euch niemand beigebracht, dass es unhöflich ist, jemand warten zu lassen? Erst recht, wenn ihr euch mehrere Tage verspätet?“ „Ich habe dir doch Bescheid gegeben, dass wir noch was anderes regeln müssen“, murrte Zorro, der sich nun endlich mal rührte und auf den bandagierten Unterarmen aufstützte. „Hättest nicht extra herkommen müssen.“ „Offensichtlich schon“, entgegnete der ehemalige Samurai unbeeindruckt. „Du weißt doch, wie ungerne ich Zeit verschwende.“ „Ja, wir haben hier aber noch ein Problem und…“ „Ich habe doch bereits die Antwort gegeben und ich verstehe nicht, warum keiner von euch auf die doch so offensichtliche Lösung gekommen ist. Zumindest bei dir weiß ich, dass du eine Ausbildung genossen hast, die dich auf so etwas…“ „Jetzt nerv nicht“, stöhnte der Marimo und ließ sich wieder auf den Rücken fallen, irgendetwas Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart grummelnd. „Das habe ich gehört“, knurrte Falkenauge. „Ja, und deine Federboa ist auch hässlich.“ „Glücklicherweise ist meine Selbstachtung nicht von deinem mangelhaften Modegeschmack abhängig.“ „Als hättest du noch irgendeine Form von…“ „Aufhören“, stöhnte Nami auf. „Hallo Mihawk, schön dass du da bist. Könntet ihr euch bitte nicht sofort in den Haaren liegen.“ „Könntest du deine Lösung für unser Problem näher erklären?“, setzte Jinbei sofort hinterher, während Falkenauge in den Raum schritt. „Hatte ich dich richtig verstanden, du hast vorgeschlagen, die Insel freizukaufen?“ „Ganz recht.“ Falkenauge verschränkte die Arme. „Ich kenne die Problematik Watan betreffend. Als Knotenpunkt der meisten Handelsrouten kennt so ziemlich jeder das Problem, aber ähnlich wie beim Sabaody Archipel ignorieren die meisten es.“ Er ließ seinen scharfen Blick durch den Raum gleiten. „Ich hätte mir denken können, dass ihr euch nicht davon abbringen lassen würdet, die aufkeimende Revolution zu unterstützen, aber glücklicherweise scheint ihr ja selbst gemerkt zu haben, dass eine Revolution nicht die Probleme dieses Volkes lösen wird. Sie wären zwar befreit von ihren Unterdrückern, aber so bettelarm, dass ihre Wirtschaft vermutlich innerhalb von zwei Jahren vollständig kollabieren würde.“ „Und was ist jetzt dein Vorschlag?“, fragte Franky am Tresen neben Sanji. „Was meinst du mit freikaufen?“ „Genau das, was ich gesagt habe“, entgegnete Falkenauge ernst und schritt durch den Raum, zum Sofa hinüber. „Banter die Halsabschneiderin, ist durch und durch Geschäftsfrau, wenn auch eine skrupellose. Wenn ihr diesen Leuten helfen wollt, müsst ihr den bestehenden Vertrag aufrechterhalten, wie ihr bereits selbst festgestellt habt. Dieser ist jedoch mit dem aktuellen Regime geschlossen worden. Ergo ist die Lösung denkbar simpel, ihr müsst Banter und Hank ihren Posten als Staatsoberhäupter abkaufen.“ „Was?“ Fassungslos starrte Sanji den Neuankömmling an. „Das kannst du doch nicht ernst meinen? Ist das ein schlechter Witz?“ „Ich neige nicht zu sinnlosen Scherzen, Smutje“, antwortete der andere und ließ sich auf den letzten freien Platz des Sofas sinken, welches ansonsten vollständig vom Marimo blockiert wurde. „Von allen Möglichkeiten ist dies die einzig Erfolgsversprechende, mit der ihr diesem Volk wirklich helfen könnt. Sollte es euch jedoch nur darum gehen, euren Spaß zu haben und ein paar Diktatoren zu verprügeln, ohne die langfristigen Folgen für die Insel berücksichtigen zu wollen, wäre eine solche Alternative natürlich vorzugswürdig und weniger aufwendig.“ „Nein“, widersprach Ruffy sofort. „Klar, würde ich dem Schnauzbart gerne eine verpassen, aber was bringt es, wenn das die Sache nur verschlimmert?“ „Oh, höre ich da Reife aus deinem Mund, Strohhut? Ich bin schockiert.“ „Lass den Mist“, murrte Zorro und trat leicht nach ihm, ohne dass Falkenauge sich davon stören zu lassen schien. „Ja, okay, in der Theorie vielleicht“, schnaubte Nami auf und schlug ihren Hefter zu, „aber wie sollen wir mal ebenso eine ganze Insel kaufen. Hast du eine Ahnung, wie viel so etwas kostet?“ „Grob geschätzt sollte es in etwa 12,5 Milliarden Berry kosten, um die Insel samt Vertrag von Banter und Hank abzukaufen“, antwortete Falkenauge ohne Umschweife auf die eindeutig rhetorisch gemeinte Frage. „Wobei der tatsächliche Preis etwas niedriger ausfallen könnte, da mir die faktischen Vermögensverhältnisse nicht bekannt sind. Watan ist meinem Kenntnisstand zu Folge recht hoch verschuldet, um den ausschweifenden Lebensstil des Regimes finanzieren zu können, mehr sollte es dementsprechend auf keinen Fall sein, selbst wenn Banter versucht, das Geschäft ihres Lebens machen zu wollen. Ein vernünftiger Handelsstratege könnte den Verkaufswert vermutlich unter die zehn Milliarden drücken.“ Eine betretene Stille füllte den Raum. „Also, ähm, ich weiß ja nicht, wie ich es dir sagen soll“, fing Nami an und Sanji konnte ihr ansehen, dass sie sich arg zusammenreißen musste, „aber wer zum Teufel soll sich bitte so eine gigantische Summe leisten können? Das ist mehr als die ganze Big Mom Bande an Kopfgeld wert war. Wer bitte schön hat so viel Geld sich mal eben ein ganzes Land zu kaufen? Und dann müssten ja auch noch die ganzen Schulden von Watan übernommen werden. Selbst ein Staat könnte das nicht mal eben so…“ „Lorenor.“ „Wa… was?“ Verwirrt sahen sämtliche Anwesende erst zu Falkenauge, dann zu Nami und schlussendlich zum Marimo, der ebenso verwirrt dreinblickte und sich nun endlich mal aufsetzte. „Und wie soll ich mir so was mal eben so leisten können?“, murrte er und stützte die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. „Alleine wirst du die erforderliche Höhe nicht stemmen können, das sehe ich ein.“ Der Samurai seufzte. „Ach, nun gut. Ich will mal nicht so sein. Je schneller wir das hier hinter uns bringen, desto besser.“ Damit erhob er sich. „Wo willst du hin?“, murrte Franky. Falkenauge hob nur eine Augenbraue an und schritt weiter. „Euer Problem lösen, wie immer.“ „Was ein eingebildeter Fatzke“, presste Sanji zwischen den Zähnen hervor, als der andere endlich den Raum verlassen hatte, „und du gibst dich auch noch freiwillig mit dem ab, Marimo.“ „Hey“, knurrte dieser, ohne sich jedoch zu bewegen, „ich kann auch nichts dafür, dass er ein Mistkerl ist.“ „Aber warum meinte er, dass du die erforderliche Höhe nicht alleine stemmen könntest? Hast du Geld, Zorro?“, fragte Lysop und fast gleichzeitig lachten mehrere Crewmitglieder inklusive des Marimos auf. „Nein“, antworten sie einstimmig und der Säbelrassler zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, was für einen Mist Dulacre damit…“ Plötzlich brach er ab und sein Grinsen schwand. Brook fragte gerade nach, da kam Falkenauge auch bereits wieder herein, eine große, alt aussehende Teleschnecke in der Hand. „Hey“, murrte Zorro direkt, „sag bloß, du hast wieder irgendeinen Mist hinter meinem Rücken gemacht?“ „Ich wüsste nicht, wovon du redest, Lorenor.“ „Oh, doch, das weißt du genau!“, knurrte der Marimo und stand nun auf, während der ehemalige Samurai die Teleschnecke neben den Dokumenten absetzte und dann ebenfalls am Tisch gegenüber Nami Platz nahm. „Und worum geht’s“, fragte eben diese nach und rollte entnervt mit den Augen. „Eizens Blutgeld“, spuckte Zorro beinahe aus und knallte eine Hand auf den Tisch. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich…“ „Du hast mir gesagt, dass du diese Schecks nicht verwenden wolltest und dass ich mit ihnen nach Belieben verfahren könnte“, unterbrach Falkenauge den anderen unbeeindruckt, „und genau das habe ich getan.“ „Ich verstehe nur Bahnhof“, bemerkte Franky neben Sanji. „Um was für Schecks geht es?“ „Lorenors Alimente für seine Dienste in Eizens Namen“, erklärte Falkenauge gelassen, während er Zorros wütendem Blick mit einem Lächeln standhielt. „Lorenor hatte kein Interesse, dieses Kapital zu nutzen, und erlaubte mir, dieses Geld an mich zu nehmen, was ich auch tat.“ „Und was hast du getan?“, knurrte Zorro mit einer Tonlage, die Lysop aufspringen ließ. „Dein Geld angelegt natürlich“, entgegnete Falkenauge weiterhin aalglatt. „Es reichte aus, um einen großzügigen Kredit bei der Bank Sarues zu erhalten, und mit diesem Kredit habe ich in deinem Namen unter anderem Anteile an den fünf Inseln gekauft. Mit der Rendite wurde natürlich nicht nur der Kredit zurückgezahlt, sondern das Portfolio Stück für Stück erweitert.“ „Was hast du…?!“ „Reg dich bitte nicht auf, Lorenor. Lass uns diese Mühseligkeit hinter uns bringen und uns dann wichtigeren Dingen widmen“, unterbrach Falkenauge ihn, worauf dem Marimo Zornesröte übers Gesicht kroch, während der ehemalige Samurai eine Nummer eintippte und dann die Sprachmuschel seiner Teleschnecke abnahm. „Und wenn ich euch nun bitten dürfte, ruhig zu sein.“ Zorro knallte beide Hände auf den Tisch, aber bevor er auch nur etwas sagen konnte, wurde abgenommen. „Koumyous Büro, Guten Morgen.“ Die Crewmitglieder tauschten neugierige aber auch verwirrte Blicke aus, während Zorro seinen Sozius gedanklich anscheinend an die Gurgel ging. „Guten Morgen, Houran, bitte stellen Sie mich durch“, sprach Falkenauge nun kühl aus und ignorierte den feurigen Blick des Marimos. „Natürlich, Herr Mihawk, wenn ich Sie um einen Moment Geduld bitten darf.“ „Was…?“ Versuchte Franky zu fragen, was sie alle dachten, aber es wurde bereits wieder abgenommen. „Mihawk, mein Guter!“, bebte die Stimme eines Bären durch den Raum. „Ich habe schon auf Ihren Anruf gewartet.“ „Herr Koumyou, haben Sie die Unterlagen, um die ich Sie gebeten habe?“, sprach Falkenauge und erwiderte nichts von der herzlichen Wärme des anderen. „Natürlich, natürlich“, antwortete der Bär. „Ich habe mir erlaubt den Vertrag, den Sie damals für Maao nutzten, für Watan anzupassen. Sofern Sie die Teleschnecke ans Fax anschließen, kann ich Ihnen eine Kopie zusenden.“ „Später, erst einmal möchte ich über die Finanzierung sprechen.“ Es war offensichtlich, dass die beiden Männer solche Gespräche öfters führten, aber woher wusste jener Fremde auf der anderen Seite der Leitung, dass sie beabsichtigten… hatte Falkenauge das etwa alles vorausgesehen und bereits notwendige Schritte in die Wege geleitet? „Selbstverständlich, junger Herr.“ „Jung?“, kam es von Lysop, bevor er sich hinter der Tischkannte versteckte, als Falkenauge ihn niederstierte. „Ist jemand bei Ihnen?“ „Niemand von Belang“, antwortete Falkenauge eiskalt. „Wie dem auch sei“, fuhr der Fremde fort. „Also, ich habe wie besprochen die Vermögensverhältnisse von Lady Loreen überprüft. Derzeit zur Verfügung stehende Mittel, abzüglich der zu berücksichtigenden Ausgaben, betragen etwas mehr als 500 Millionen Berry.“ Was? 500… 500 Millionen Berry?! Sanji brauchte eine Zigarette! Natürlich reichte dieses Geld nicht ansatzweise aus, aber dennoch… „Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass ich einen sicheren Kurs bevorzuge?“, bemerkte Falkenauge kühl. „Natürlich, die Rücklagen entsprechen dem prozentualen Anteil der Renditen, den Sie vorgegeben haben, junger Herr“, reagierte der Fremde sofort. „Außerdem handelt es sich bei den meisten Beteiligungen um festangelegtes Kapital. Ich habe die Liquidierungsrate dementsprechend nur für die kurzfristigen Kapitalanlagen ermittelt. Diese beträgt knapp 2,8 Milliarden Berry.“ „Was?!“ Nami hatte sich erhoben. „Zwei… Zwei…“ „Junger Herr?“ „Entschuldigen Sie die Störung, Herr Koumyou, beachten Sie das nicht.“ Nun funkelte Falkenauge Nami äußerst missbilligend an. „Natürlich“, hinterfragte der Fremde nicht. „Also die Liquidation könnte ich bis morgen früh umsetzen. Darüber hinaus könnten wir im Zweifel das Festkapital angehen, das würde etwas länger dauern, wäre aber möglich. Jedoch gehe ich davon aus, dass dies nicht in Ihrem Sinne ist.“ „Nein, nein. Ich möchte nicht, dass das Festkapital angefasst wird. Stellen Sie bis morgen früh 2,5 Milliarden Berry für meinen Sozius zur Verfügung, den Rest übernehme ich. Bitte bereiten Sie die nötigen Unterlagen bis morgen früh vor und passen Sie den Vertrag entsprechend unserer Beteiligungsverhältnisse an.“ „Natürlich.“ „Und bitte stellen Sie auch sämtliche Verträge zusammen, die wir derzeit mit Watan unterhalten. Ich werde Sie für das fragliche Gespräch hinzuschalten.“ „Wann habe ich damit zu rechnen?“ „In zwei Stunden.“ „In Ordnung, ich werde vorbereitet sein, junger Herr.“ „Ich danke Ihnen.“ Falkenauge legte auf. Einen Moment schwiegen sie alle, selbst Zorro, der sich mittlerweile beruhigt zu haben schien. „Den Rest übernehme ich“, flüsterte dann jedoch Nami und starrte Falkenauge fassungslos an. „Du willst mir sagen, dass du mindestens 7,5 Milliarden Berry mal eben so liquidieren kannst?“ „Mach dich nicht lächerlich, Frau Navigatorin, tze.“ Kopfschüttelnd nahm Falkenauge die Teleschnecke vom Tisch. „Als würde ich für so einen Betrag Anteile verkaufen.“ … „Du… du hast so viel Geld auf der hohen Kante?“ „Nein, für Alltagsgeschäfte greife ich aus Prinzip nicht auf Ersparnisse zurück, sondern nutzte stets nur mein Umlaufvermögen.“ „All… Alltagsgeschäfte?“, hinterfragte Nami fassungslos, was Falkenauge mit einem augenscheinlich verwirrten Nicken bestätigte. „Oh Mann, du bist so ein Vollidiot!“, knurrte Zorro am Tischende und rieb sich den Nasenrücken. „Du hast echt absolut kein Verhältnis zu Geld.“ „Das muss ich mir von einem wie dir, der seine Schecks in Millionenhöhe als Lesezeichen nutzte, nicht anhören.“ „Du hast was?“ Nun war Nami kreidebleich und lehnte sich kopfschüttelnd zurück. „Freaks, alle beide… was für Freaks.“ „Nana“, brachte sich nun Robin mit einem sanften Lächeln ein, „zumindest scheinen wir jetzt einen Weg gefunden zu haben, die Insel zu retten. Ich bin ganz überrascht, Mihawk, ich hätte dich nicht für den gutmütigen Typ Mensch gehalten.“ „Und damit liegst du absolut richtig“, kam es nun von Falkenauge herablassend. „Versteht mich nicht falsch, ich tue euch hier keinen Gefallen, nur damit das klar ist. Watan ist aufgrund seiner Lage schon seit jeher nicht uninteressant für die Familie Mihawk gewesen, aber ich hatte nie die Geduld mich mit diesen Halsabschneidern abzugeben.“ „Was meinst du damit?“, murrte Franky misstrauisch. „Was passiert, wenn du und Zorro die Insel aufkauft? Werdet ihr dann die neuen Herrscher?“ „Was?“, kam es augenblicklich von Zorro. „Halt mich daraus, ich hab keinen Bock auf so einen Mist.“ „Du denkst zu rückschrittlich, Cutty Fram, Königreiche und Herrschertum sind schon lange veraltete Strukturen. Die Familie Mihawk leitet einen wirtschaftlichen Insel- und Staatenverbund. Vereinfacht ausgedrückt dient mein Name als Schirmherrschaft unter den sich die Staaten stellen können, dann werden sie ins Vertragsnetz der Fünf Inseln eingegliedert und somit handelsüblich integriert. Regelmäßig bin ich dabei Hauptanteilseigner am Vermögen der Inseln, dies bedeutet jedoch nicht, dass ich mir die unnötige Arbeit aufhalse, diese Inseln zu verwalten. Die Staaten können selbst, mit Hilfe Vertreter der Familie Mihawk, eine Regierung bilden. Durch die wirtschaftliche Integration generieren die Staaten mit der Zeit Gewinn und steigern ihr Vermögen, daran verdiene auch ich. Ihr seht also, es handelt sich in keinster Weise um sinnlose Gutmütigkeit. Letzten Endes profitiere ich davon, wenn die Bevölkerung von Watan unter meinem Namen ihren Wohlstand steigert. Jeder weiß, dass zufriedene Arbeiter besser arbeiten als unzufriedene Arbeiter; Sklaverei ist langfristig betrachtet absolut unwirtschaftlich.“ „Du willst wirklich sichergehen, dass man nicht eine Sekunde daran zweifelt, dass du ein Arsch bist, oder?“, murmelte Sanji. „Du könntest ja zumindest so tun, als würde dir auch was an den Menschen hier liegen.“ „Aber das tut es nicht, Smutje. Dennoch habe ich nichts dagegen, wenn sie durch meinen Profit wechselseitig ebenfalls profitieren. Das ist alles an Gutmütigkeit, was ich anzubieten habe.“ „Also nur, damit ich das richtig kapiere“, kam es nun von Lysop. „Du und Zorro werdet die Insel sozusagen kaufen, deswegen soll dieser Kumuh das Geld bis morgen zusammenstellen? Aber was war das dann mit den Verträgen?“ „Ich kaufe hier gar nichts“, brummte der Marimo erneut entnervt. „Nun ja, es dient der Vorbereitung“, entgegnete Falkenauge und ignorierte Zorros Einwurf. „Für Verhandlungen bedarf es Argumente und ich beabsichtige, nicht mehr für diese Insel zu zahlen, als sie wert ist. Ich bin doch kein Wohlfahrtsverband.“ „Was meinst du…?“ „Ach, das ist doch nicht so schwer zu begreifen, Lysop“, murrte Nami. „Mihawks Hintermann soll nach irgendwelchen Missständen suchen, irgendwelchen bestehenden Schulden oder Fehltritten, die Watan in der Vergangenheit gegenüber den bestehenden Verträgen begangen hat. So kann er Banter im Zweifel zum Verkauf zwingen und den Preis auch noch ordentlich drücken.“ „Ich bin froh, dass du zumindest mitdenkst, Frau Navigatorin.“ Sie schenkte ihm ein falsches Lächeln. „Dennoch, ich hatte dich nicht für einen guten Handelsmann gehalten, Mihawk. Du wirkst auf mich eher wie jemand, der sich nimmt, was er will.“ „Ganz recht. Langwierige Verhandlungen langweilen mich und Verwaltungsarbeit überlasse ich grundsätzlich meinen Angestellten, aber das heißt nicht, dass ich es nicht kann. Wie du dich gewiss erinnerst, kann ich recht schonungslos sein, auch mit Worten.“ Das schien Nami jedoch gar nicht zu beeindrucken. „Ja, ich erinnere mich sehr wohl. Aber ich frage mich nur, ob deine aggressive Herangehensweise zielführend ist.“ „Wenn du möchtest, darfst du mich und Lorenor gerne begleiten und dich selbst davon überzeugen.“ „Und nochmal, halt mich daraus; dieses Geld hat nichts mit…“ „Das würde ich sehr gerne.“ Und so kam es, dass Nami und Falkenauge kurze Zeit später das Schiff verließen, während Zorro demonstrativ trainieren ging. Keiner wusste wirklich, was die zwei ausgeheckt hatten, aber kurz nach Sonnenuntergang kamen sie zurück, ohne unterschriebenen Vertrag, aber Sanji kannte Namis Grinsen zu gut, während Falkenauge nur halb so sehr ein Arsch war wie sonst. Den ganzen Abend verbrachten die beiden mit Robin und zwischendurch sogar dem Marimo in der Aquarien-Bar, doch die Worte, die Sanji über den kleinen Aufzug hören konnte, verwirrten ihn eher, als dass er sie verstand. Aber was auch immer sie getan hatten, am nächsten Morgen, noch während sie beim Frühstück saßen, tauchten Banter und Hank zähneknirschend am Hafen auf und unterschrieben, was auch immer Falkenauge ihnen vorhielt. An jenem Tag rettete die Strohhutpiratenbande ein Volk auf eine recht unübliche – diplomatische – Art und Weise vor seinen Diktatoren. Aber diese zurückhaltende Vorgehensweise war es wohl wert gewesen, jedenfalls für Nami, denn sie hatten so gelernt, dass immerhin einer von ihnen Geld hatte, viel Geld, und zumindest Nami würde sichergehen, dass sie daraus auch ihren Profit schlagen würde.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)