What´s cooking? von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 3: Mit allem und scharf ------------------------------- Für den heutige Einsatz in Sachen seiner Gesamtmission Mister Derek Hale vor sich selbst zu retten, würde Stiles ein wenig Equipment benötigen, welches er gedachte sich vom Hausmeister der High School auszuborgen. Und er hatte auch schon einen Plan, wie er diesen davon überzeugen würde zu kooperieren, nämlich indem er ihn erpresste! Er hatte vor einer Weile beobachtet, dass der Hausmeister den zuvor sorgfältig getrennten Müll aus der Cafeteria nach Schulschluss in ein und demselben Container entsorgte und hatte diese Aktion einfach mal schnell mit seinem Handy gefilmt. Wenn der Mann also nicht wollte, dass Stiles diese Datei an das Schüler*innen-Umweltschutzkommitee leakte, dann gelobte er erstens zukünftig Besserung und kam überdies zweitens seiner Forderung nach, ihm das benötigte Material auszuhändigen. Natürlich hätte Stiles die Angelegenheit auch der Schuldirektion melden können, doch er ahnte, dass es dann ohnehin bloß ohne Konsequenzen im Sande verlaufen würde. Mit diesen veganen, bienen- und baumliebenden Jung-Aktivist*innen hingegen war wirklich nicht gut Kirschen essen und das wusste auch jeder. Sein Plan ging auf, Stiles hatte nun alles was er brauchte und verließ mit seinem Jeep das Schulgelände. Er machte noch einmal zum Kochen zuhause Halt und anschließend ging es schwerbeladen weiter zu Derek. Dieser hatte Stiles Worte offenbar erfreulicherweise beherzigt, denn er roch frisch geduscht und trug saubere Kleidung. Der Jüngere spürte ein Gefühl des Triumphs in sich aufsteigen, welches jedoch einen raschen Dämpfer erhielt, als der Werwolf ihn grimmig mit den Worten: „Scheiße, was schleppst du denn da alles an? Willst du jetzt etwa endgültig bei mir einziehen?“ begrüßte. „Bin ich denn irre? Nur ein Verrückter würde auf die Idee kommen, mit dir eine Wohngemeinschaft zu gründen.“ schnappte Stiles und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass die Worte ihn ein wenig gekränkt hatten. Stattdessen verlangte er: „Und nun setz´ dich und halt die Klappe. Es gibt Essen.“ Wenn es Derek tatsächlich so Unrecht wäre von Stiles bekocht und bemuttert zu werden, wie er ständig vorgab, dann hätte er wohl nun nicht so bereitwillig und ohne Widerworte seinen Platz eingenommen und würde ihn jetzt auch nicht so erwartungsvoll anschauen, richtig? Das Gefühl des Triumphs kehrte zurück. Stiles stellte mehrere kleine Vorratsdosen vor den Werwolf hin und erläuterte: „Es gibt türkisch. Das hier ist Mercimek Çorbası." Er las es von einem Zettel ab und tat sich schwer mit der Aussprache: "Es ist eine Suppe aus roten Linsen. Dies ist Antep Ezmesi, eine scharfe Salsa, die du am besten zusammen mit dem Fladenbrot ist. Schärfe ist nämlich gut für dich, denn sie weckt die Lebensgeister wieder." behauptete Stiles: "Das weiße hier ist Cacik, eine Joghurt-Knoblauch-Creme mit Pefferminze. Die hat es echt in sich, aber du wolltest heute vermutlich auch niemanden mehr küssen, richtig?" "Das ist richtig." knurrte Derek, der durch diese Bemerkung natürlich wieder daran erinnert wurde, dass er ja seit neustem wieder einmal unfreiwillig single war. Nun bemerkte auch Stiles seinen Patzer auch und beschloss daher dieses unbequeme Thema nicht weiter zu vertiefen, sondern fuhr stattdessen rasch fort: "Außerdem gibt es noch zweierlei Pide, das eine ist mit Hackfleisch und das andere mit Käse gefüllt. Lass´ es dir schmecken!" "Wo hast DU denn gelernt türkisch zu kochen?" wollte Derek wissen: "Youtube." erwiderte der Schüler achselzuckend und kehrte dem Werwolf den Rücken: "Moment mal! Isst du heute denn nicht mit mir?" wollte dieser wissen. Offenbar hatte es dem Griesgram gestern gefallen, Gesellschaft bei seiner Mahlzeit zu haben? Erneut erfasste den Jüngeren das beglückend-euphorische Gefühl von Triumph, doch er hielt es mit Mühe in seinem Inneren verschlossen: "Leider keine Zeit." gab Stiles stattdessen zurück und blickte sich suchend um: "Sag mal, du hast hier doch sicher irgendwo einen Wasseranschluss, oder?" Derek hatte bereits den Mund voll mit Fladenbrot und scharfem Dip und kaute selig. Er deutete in Richtung des riesigen Lochs in der Wand auf der rechten Seite seines Lofts, wo er bei seinem Einzug mit brachialer Gewalt einen Durchbruch gemacht hatte, um mehr Platz zu haben, ohne sich jedoch die Mühe zu machen, das Ganze in irgendeiner Weise ästhetisch anspruchsvoll zu gestalten, doch dann stutzte er: "Moment mal? Wozu brauchst du denn jetzt Wasser?" Stiles hielt einen großen, schwarzen Eimer in die Höhe und erklärte: "Selbstverständlich um den hier voll zu machen." "Aber...?" setzte Derek an, doch da war Stiles bereits ohne nähere Erklärung nebenan verschwunden und kehrte wenig später mit gefüllten Eimer zurück. Derek ließ es sich weiterhin schmecken, doch er beobachte sehr genau, was sein ungeladener Gast denn nun wohl IN SENEM ZUHAUSE zu tun gedachte? "Du putzt meine Fenster?" fragte er einen Augenblick verdattert, als er Stiles nun mit einem Wischer, getränkt in Seifenlauge, an einer Teleskopstange hantieren sah: "Du hast doch gesagt, wenn es mich stört soll ich es selbst putzen. Nun... es stört mich!" gab Stiles zurück, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen: "Und wenn du schon partout nicht hinaus in die Sonne gehen willst, dann müssen wir ja wohl wenigstens dafür sorgen, dass ein bisschen Sonne zu dir hinein scheint. Ein bisschen Vitamin D wird dir guttun." "Du bist echt ein komischer Vogel." urteilte Derek, doch es klang nett wie er das sagte, also widersprach Stiles nicht und er spürte, wie sich eine angenehme Wärme in seinem Inneren ausbreitete. Den schweren, langen Wischer zu betätigen, oder auch nur zu halten war sehr viel anstrengender, als Stiles sich das zuvor vorgestellt hatte, zumal dieses Fenster offenbar noch nie geputzt worden war und er vielfach über dieselben Stellen gehen musste, um den ganzen Dreck loszuwerden. Es dauerte nicht lange, ehe der Schüler durchtränkt war vom Schmutzwasser und seinem eigenen Schweiß. Der Hausherr machte indes keinerlei Anstalten, dem vor Anstrengung keuchenden Jungen auch nur im geringsten zu helfen. Er genoss stattdessen ungerührt sein Abendbrot und schaute Stiles einfach bloß mit einer Spur Amüsiertheit dabei zu. Dabei wäre es für Derek mit seinen dicken Angeber-Muskeln und seinen übernatürlichen Kräften im Vergleich zu dem Menschen mit Sicherheit ein Kinderspiel gewesen, diesen Job zu erledigen, wie dieser finster bei sich dachte. Andererseits war Stiles auch klar, dass er sich diese Sache selbst eingebrockt hatte, also beendete er sein Werk zunächst an der Innen- und anschließend auch auf der noch weitaus verdreckteren Außenseite ohne zu klagen. Völlig erledigt hockte er sich dann zum Verschnaufen vor Derek auf den Boden, welcher sich zum Verdauen auf dem Sofa langgemacht hatte und bewunderte sein Werk: „Siehst du! Das ist doch gleich viel netter!“ erklärte er: „Na, wenn du meinst?“ gab der undankbare Werwolf zurück. Stiles blickte ihn giftig an, doch er beschloss diese Missachtung seiner harten Arbeit zu ignorieren und fuhr stattdessen fort: „Dein Balkon ist wirklich cool. Der ist echt riesig. Da könnte man so richtig was draus machen. Liegestühle, nette Beleuchtung, vielleicht ein bisschen Sand am Boden, für das Strandgefühl, ein paar Pflanzen hier und da...“ Derek blickte den Jüngeren an, als habe er den Verstand verloren: „Warum sollte ich so einen Blödsinn denn überhaupt wollen?“ „Na weil es schön ist, du Griesgram! Du könntest es dir gemütlich machen, relaxen, vielleicht ein paar Freunde einladen, einen Grillabend geben, oder so?“ erklärte Stiles: „Sag´ mal kennen wir uns? Ein Grillabend mit Freunden? Bei mir?“ fragte Derek fassungslos: „Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Ich bin ein Einzelgänger! Ich mag keinen Besuch. Dabei fällt mir ein... musst du nicht auch langsam mal wieder nachhause?“ Da fiel bei Stiles endgültig die Klappe. Er hatte es wirklich im Guten versucht, hatte heute einiges geschluckt und sich alle Mühe gegeben, doch dieser Kerl war einfach ein hoffnungsloser Fall: „Du bist echt ein Arsch, weißt du das?“ knurrte er und sprang auf die Füße: „Wahrscheinlich liegt es gar nicht daran, dass du einen grauenhaften Geschmack bei der Partnerwahl hast, gepaart mit einer merkwürdigen Vorliebe für Soziopathinnen wie Frauen wie Kate Argent oder Jennifer Blake, oder daran dass du ein Werwolf bist. Vielleicht findest du einfach niemanden, weil du ein echtes Sackgesicht bist und jede Person mit ein bisschen gesundem Menschenverstand sich von dir so fern hält wie möglich hält? Ich habe es versucht, Mann. Ich habe wirklich versucht dir zu helfen und etwas Nettes für dich zu tun, aber von dir kommt nur Scheiße! Ich bin raus! Verreck´ doch, Mann! Du willst es doch gar nicht anders!“ Stiles wendete sich um, ließ all das Zeug, welches er mitgebracht hatte achtlos liegen, sprintete zum Tor, riss es auf und er flüchtete. Derek blickte ihm einen Moment lang verdutzt hinterher. Eigentlich hätte ihm das Ganze ja vollkommen egal sein können, doch so war es irgendwie überhaupt nicht. Er versuchte zu ergründen, was das für ein Gefühl war, welches gerade in seinem Inneren rumorte. Es war... Schuld! Er fühlte sich wie ein gemeiner Mistkerl und er spürte, dass er irgendetwas unternehmen musste. Ohne zu wissen was das sein sollte, rannte er nun hinter Stiles her. Dieser hatte mittlerweile allerdings bereits zwei Stockwerke Vorsprung und Derek holte ihn nur langsam ein. Also machte er sich den ungerechten Vorteil zunutze ein Werwolf zu sein, übersprang kurzerhand das nächste Geländer und landete eine Etage tiefer, so dass Stiles keine andere Wahl hatte, als mitten in ihn hinein zu rennen. Doch da Derek hatte diesen Zusammenprall einkalkuliert hatte, geriet er dadurch nicht einmal ins Wanken, sondern fing den Jüngeren auf und schloss fest die Arme um ihn. „Unfair.“ stammelte Stiles und blickte verwundert zu dem Werwolf hinauf: „Weinst du etwa?“ fragte ihn Derek, ohne seinen Schraubstockgriff auch nur im Mindesten zu lockern: „Ach, überhaupt nicht.“ knurrte Stiles: „Bild´ dir bloß nichts ein!“ „Entschuldige.“ murmelte Derek und klang dabei regelrecht kleinlaut: „Das Essen war gut. Und das Fenster hast du toll hinbekommen. Danke!“ Stiles Unterkiefer klappte herunter. Derek Hale entschuldigte sich für etwas bei ihm? Derek Hale bedankte sich? Das war so eine Art magische Doppelpremiere und so unvorstellbar, dass der Mensch noch einmal nachfragen musste: „Was hast du gerade gesagt?“ „Ich war nicht nett zu dir, obwohl du nur helfen wolltest.“ erwiderte Derek schlicht: „Das war scheiße von mir. Wahrscheinlich hast du Recht. Ich verdiene es nicht, dass mich jemand liebt.“ „Oh...?“ machte Stiles schuldbewusst: „So habe ich das aber gar nicht gemeint. Es war gemein von mir, so etwas zu sagen.“ Dann realisierte er, dass er immer noch von Derek festgehalten wurde und fragte zaghaft: „Lässt du mich gehen?“ „Kommst du morgen wieder?“ erkundigte sich Derek. Stiles nickte: „Ich muss ja schließlich mein Zeug noch bei dir abholen.“ erwiderte er mit einem zaghaften Lächeln. Also löste Derek seinen Schraubstockgriff und Stiles setzte seinen Weg nach unten fort. Er drehte sich noch einmal um, ihre Blicke trafen sich und es lag etwas Unausgesprochenes in der Luft, dass keiner von beiden richtig hätte benennen können. Stiles brach schließlich den Bann, indem er seine Augen losriss und seinen Weg nach unten eiligen Schrittes fortsetzte. Derek wartete noch, bis er hörte wie vor dem Gebäude der Motor des Jeeps startete, dann kehrte er zurück in sein Loft, verschloss das Tor und hockte sich auf sein Bett. Die untergehende Sonne, welche durch das große Fenster hereinschien, hüllte sein Heim soeben in wundervolles, rot-goldenes Licht. Und erstmals seit einer langen Zeit konnte er wieder einmal tief durchatmen und fühlte Frieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)